1892 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Königliches S e A

Sarl Gußfow?s Trauerspiel „Uriel Acosta , das gestern

E ne einstudirt in Scene ging, wurde mit stürmis em Beifall aufgenommen. In diefem wirksamsten unter den Gußkow'shen Dramen hat der Dichter ein Stück geschaffen, das den S auspieler und das sa: gleichmäßig befriedigt und fesselt; es bietet den Darstellern gute

i l S E i; ollen und den Zuschauern reiht es eine volle Schale dramatisch

ifender und erschütternder Momente; außerdem aber erfreut den Direr hie flare, wohlgebildete und sentenzenreiheSprache stets von neuem. * Die Titelrolle gab Herr Matkowsky überraschend klar, ein- heitlich und mit weiser Zurückhaltung. Das starke leidenf chaftliche Gepräge des Shwärmers, das schr leiht zum übermäßigen Gebrauch der Stimm- kraft und zu außergewöhnlicher Lebendì feit der Gesten verleitet, wurde von dem Künstler zwar in allen Zügen festge alten, bewegte sich aber stets ea halb der fkünstlerisch gebotenen Grenzen. Die heiße Innigkeit er Emvpfindung konnte faum rührender Erscheinung gebracht werden, als durh den unterdrückten Wehlaut, mit dem

der Darsteller das Haupt in der Mutter Schoß barg; das innere Entsetzen, mit dem er in die flehenden Augen der Geliebten und der Mutter blickt, als er fühlt, daß der Geist in dem shweren Kampfe der Liebe unterliegt, gewann Gestalt in dem „abwesenden Bli des Auges, in dem zitternden, ungewt}sen Tasten der, Hände. Die großen Reden des zweiten und des vierten Actes waren von flammender Begeisterung und vom Adel des Gedankens getragen. Eine trefflihe „Judith“ bot Fräulein Lindner in dem anmuthigen, feusden Ernst der Erscheinung und des Spiels. Für den fanatischen „De Santos“ fehlte es Herrn Plaschke an der nachhaltigen Kraft und Schärfe des pri _Die übrigen Rollen waren gut beseßt, sodaß von einer au im Zufammenspiel wohblgelungenen Vorstellung

eit Hof- und Domkirche. e :

Der Königlihe Domdchor gab gestern unter Leitung des Herrn Professors Albert Becker ein Concert, das ein höchst erfreu- liches Zeugniß von den vortrefflichen Leistungen des Chors ablegte. Mit dem herrlichen tief ergreifenden „Kyrie pon Palestrina (6 stimmig), dem das „Yequiem desselben Meisters (für Männerchor) folgte, begann das Concert. Kamen hon in diesen beiden Chorgesängen der edle Stimmenklang sowie die große Präcision in der Ausführung aufs wirksamste zur Geltung, fo war dies in der Bachschen Motette „Singet dem Herrn“, die befon- ders an die Soprane viel höhere Anforderungen stellt, noch mehr der Fall. Die Sicherheit und Klarheit, mit der die Sopranstimmen oft bis in das zweigestrihene B hinaufstiegen, war zu bewundern und läßt in der That die forgfältigste Pflege des Chors erkennen. Diese Vorzüge, die auch mit musterhafter Uebereinstimmung în der Schattirungsweise des Vortrags vereinigt sind, bewährten sich zugleich in dem wundervollen 23. Pfalm für Chor, Orgel und Harfe von A. Beer, in dem „Ave Maria“ von Platania und in drei geist- lihen Gesängen von Becker zu den Terxten : „Mache mich felig, o Jesu“ (für Sopran-Solo, Orgel, Harfe und Knabenchor), „Also hat Gott die Welt geliebt“ und _„Zions Stille“, Compositionen, die bei ihrer Andacht erweckenden Wirkung zugleich die Meisterschaft in Beherrshung der Klangmittel bethätigen. Unterstüßt wurde das Concert durch die Sopranistin Fräulein Meta G eyer, deren flangvolle Stimme in Händels Arie „Jh weiß, daß mein Erlöser [ebt sih ganz besonders geltend machte. Der König- liche Concertmeister Herr Struß erfreute durch : den - sehr gelungenen Vortrag einer Ciaconna für Violine von Bach. Gleiches Lob verdienen die E E Sn a und Penning- ton (Orgel), welche dur die sichere und discrete Begleitung der Chöre zu dem Gelingen des Concerts wesentlich beitrugen. E

JIhre Majestät die Kaiserin hatte Ihre Anwesenheit in Aussicht gestellt, war jedoch wegen des Ablebens des Herzogs von Clarence nicht erschienen. :

ZzUr

In der Vorstellung des „Oberon“ am Sonntag im Köni g- lihen Opernhause sind die Damen Piersfon, Leifinger, Rot-

A _heute Mi fun es das Eis nicht

hauser, Herzog und Kopka, die Herren Sylva, Lieban, Krasa und I beshâftigt

Fränke ; : O

n der Vorstellung der „Medea“ im Königlichen Schau- # „N e pet Herr Grube für den erkranften Herrn Kahle den König Kreon übernommen, auch wird Herr Grube am Sonntag den de Silva in dem neueinstudirten „Uriel Sons spielen. :

In Gerhart Hauptmann's Lustspiel „College Crampton“, das im Deutschen Theater morgen zum ersten Mal in Scene geht, wird die Titelrolle von Georg Engels H /

Die „Münchener“ werden im Belle-Alliance-Theater Anzengruber's Volksschauspiel „Der ledige Hof“ nur A an drei Abenden zur Aufführung bringen, da Montag bereits „Der Noth- helfer“ in Scene gehen soll.

Die Große Pariser Oper hat, wie man der „Tägl. Rdsch.“ | Staaten von mittheilt, im Monat Dezember, dem leßten unter der Leitung der Herren Ritt und Gailhard, eine Gesammteinnahme von 270 000 Fr. erzielt. Die höchsten Durchschnittseinnahmen ergaben die „Lohengrin - Aufführungen; die überhaupt höchste Einnahme, 170 000 Fr., hatte die bundertste Vorstellung von Ernest Reyer's Oper „Sigurd“ auf-

zuweisen. Jagd.

Seine Majestät der Kaiser und König hat in der gestrigen Jagd am Bückeberge im ersten Jagen auf der Pirsch 10 jagdbare Hirsche, darunter einen Achtzehnender, im zweiten Jagen 3 jagdbare Hirsche und 25 Stück Wild erlegt.

vom hiesigen Lootsenamte bei einer : ernrohrs entdeckte. Da andere Fufäilligen zu durchbrechen vermögen, mußte E ne

großen Trajektdampfschiffe, welhe den Eijenbahnverkehr mit Rügen vermitteln, zur Hilfe gesandt werden, das Boot und den nahezu erfrorenen Fischern anlangte. eine Nacht hatten die Unglücklichen ohne Nahrung und Decken oder dergleichen im offenen Boote zugebracht und sie wären sicher umge- kommen, wenn man sie nit entdeckt hätte. Da eine Verbindung mit Hiddensoe zur Zeit unmöglich ist, müssen die beiden Fischer vorläufig bier untergebraht werden; ja fie vermögen nicht einmal den um ihr Schicksal besorgten Angehörigen Nachricht zu geben.

New-York.

eute Nachmittag mit dem Zwei Tage und

In der Kadéttenanstalt der Vereinigten Amerika zu Westpoint fand nach einer dem

„Hann. Cour.“ zugegangenen Mittheilung, kürzlih cine sehr inter- essante Vorlesung statt. Edmund Hudson, der als Correspondent des „Boston Herald“ im' vergangenen Sommer den Kaisermanövern in der Provinz Sachsen L e i j

hang gelesen und seine Ausführungen durch Kolossalbilder illustrirt, die nah auf dem Manöverterrain gemahten Momentaufnahmen in vergrößertem Maßstabe auf die Leinwand geworfen wurden. Außer- dem führte ‘er in vortrefflihen Aufnahmen den Kaiser, feinen Stab und alle bedeutenden Heerführer vor und ließ den Vortrag \{ließlich durch das Spielen der von den einzelnen Regimentern bevorzugten Märsche lebendig gestalten. it erzielte, wird Herr Hudson den Vortrag nun auf alle großen Städte der Union ausdehnen.

eiwohnte, hat darüber nun im Zufammen-

Nach dem Beifall, den er in Westyoint

Manuigfaltiges.

Die Jury der großen Sing- und Schmuckvogel-Aus- stellung des Vereins Berliner Kanarienzüchter is zu folgendem Ergebniß gekommen: Sechs erste Preise erhielt Hoflieferant Voß - Köln, der Aussteller der sehr_feltenen Ledervögel, der kostbaren Brasiliansvechte, der als trefflihen Sänger erkannten jüdamerikanishen Nothbauchdrofsel, der bisher nur in England S australischen Kupferrachentaube und jener s{warzköpfigen Zeisige, die bisher noch nie beschrieben find. Die zoologischen Handlungen von Gustav Meiß- Berlin, Schulze - Altenburg, Brauer - Berlin, Bauer - Berlin, Jahn-Berlin und Michow-Berlin erhielten je zwei Preise; Kanarien wurden zuerkannt zwei erste Preise Herrn Vetter- Berlin und je ein erster Preis den Herren Faber und Hummel-Berlin. Außerdem erhielten in Anerkennung der für die Ausstellung aufge- wendeten Mühen erste Preise und Ehrenpreise der Aguarienhändler Gazzolo, der Klempner Kaldenbah und der Tapezierer Siehe. Zweite und dritte Preise wurden in großer Zahl vertheilt. Vom Preis- gericht der „Fortuna“ erhielten erste Preise für Hühner JIeadon- Wittenberge (3), Simon-Perleberg, Rosenhain-Oranienburg (2), Maaß-Schöneberg in Mecklenburg, A. Munden-Sansfouci und Sélenzig-Krumbah. Für Silberfasanen wurden Herrn Fehrer- Kitzingen, für Enten Herrn Hähling - Weißensee und Labarre- Aschersleben und für Gänse Herrn NRadeßky-Würzburg erste n zuerkannt. Als beste Züchter und Aussteller von Tauben er- jielten Nowka-Frankfurt a. D. fünf, Erbe-Berlin,_ Rediner-Char- lottenburg und Richet-Berlin je drei, Huwe-Berlin, Syring-Zwenkau, Lademann-Berlin, Ploen-Hamburg und Wolter-Nosengarten je zwei und Borchardt - Berlin, Bruckhaus - Cassel, Dahlmann - Zehlendorf, Drenske-Berlin, Kayser-Berlin, Koppe-Berlin, Meder-Berlin, von Kozwadowski, Schreiber-Prenzlau, Schröder-Berlin, Schwabe-Stegliß und Gebr. Zobel-Berlin erste Preise. Unter den Kanarienzüchtern wurden F. Schulz-Berlin und Vörr-Berlin mit ersten Preisen aus- gezeichnet. Außerdem kamen zahlreiche andere Preise zur Vertheilung.

Stralsund, 13. Januar. Der „N.-Ztg." wird geschrieben : Trotz des ziemli starken Schlemmeises wagten sich gestern Morgen 4 Ubr zwei Fischer aus Vitte auf der Insel Hiddensoe auf die See hinaus. Im Prohner Wiek kamen sie jedoch nicht weiter und das Boot fror scließlich ein. Weit vom Lande entfernt, ohne jede Hilfe, zogen sie schließlich die die man

Kiel, 15. Germaniawerft

„Jm Namen bist ein lebendi Arbeitern! Zukunft

Kriegsherrn!

sollt.

somit | Befehl Seiner

Nothflagge ,

heute vom Stapel gelassen. ) Prinz Heinri ch vollzog den Taufact mit folgenden Worten:

für | fommen als jüngstes Mitglied unserer Marine. er Beweis menschlicher geistiger Schaffenskraft und das Product treuer Pflichterfüllung Hunderter von

Wenngleih du geweiht du gangenheit ein bleibendes Denkmal sein. den Tod“ gelobt ein jeder wasfenfähige Mann seinem obersten „Treu bis in i l unvergeßliche Frau, die in dem Herzen eines jeden Deutschen weiter lebt und deren Namen du von jeßt an „Treu bis in den Tod“ waren jene Männer auch, die im shweren Kampf mit den Elementen unterlagen und ihren Eid der

dih auf den Namen „Kaiserin Augusta“!

Glücstadt, 15. Januar. | Eisenbahn-Betriebsamt macht bekannt: Jnfolge Eis- gangs ist die Fahrverbindung von Karolinenkoog nah Tönning und umgekehrt bis auf Weiteres unsicher.

Paris, 15. Januar. aus Buenos- Aires hat der Minister des Jnnern beschlossen, von den Eisenbahngesellschaften, welche Staatsgarantie ge- nießen, die Zahlung der Hälfte ihrer Einnahmen und zwar in Morgan-Bons zu verlangen.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und

Nach Schluß der Redaction eingegangene

Depeschen.

Januar. (W. T. B.) Die auf der hiesigen neu gebaute Kreuzercorvette H wurde Seine a A Hoheit der

dih will:

heiße 1ch Auch du

deines Kriegsherrn

der Gegenwart wie der solíst du doch der Ver- „Treue bis in

bist, so den Tod“ war jene hohe führen Treue bewiesen. Auf Allerhöchsten Majestät des Kaisers und Königs taufe ih (W. T. B.) Das hiesige

(W. T. B.) Nach einer Meldung

Dritten Beilage.)

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Schauspielhaus.

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Wetterbericht vom 15. Januar, r

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Anfang 7 Uhr. Auf Allerhöchft in den Räumen

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Zuschauerbillets nommen. Schreiben wolle

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Am höchsten is der Luftdruck über Mittelschweden, barometrische Minima lagern jenseits der Alven und westlich von Irland. Ueber Central-Europa wehen im Norden meist s{chwache, vorwiegend südliche bis östliche Winde bei aufklarendem Wetter, im Süden schwache meist südliche bis westliche Winde bei trüber Witterung mit Schneefällen. In Deuschland dauert das Frostwetter fort, am kältesten ist es im östlichen Deutschland, wo die Temperatur bis zu 12 Grad unter dem Gefrierpunkt liegt; im westdeutschen Binnenlande fanden fast überall Schneefälle statt. Schneehöhe zu Hamburg 23, Wiesbaden 8, Bam-

berg 14 ecm. Deutsche Seewarte. E C C C C I I D S Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 14. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent : Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

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1. Male: Colle Sonntag: Co

Montag: Dr Egmont.

Madrid!

stadtluft. Sonntag : Abends 7 Uhr:

Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. j Trauerspiel in 4 Aufzügen. In Scene gesezt vom Ober-Negissecur Max Grube. Sonntag: Opernhaus. 15. Vorstellung. Oberon. Romantische Oper in 3

Emil Graeb.

In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Mar Grube.

Subscriptions-Ball statt. l werden bis zum 28. d. M. entgegengenommen. Die- selben müssen \{hriftlich bestellt, die genaue Bezeich- nung (Name, Stand, Wohnung) derjenigen Per- sonen enthalten, für welche die Ballkarten gewünscht Meldungen um Zuschauerbillets (111. Rang

gangen, daß davon nur ein kleiner Theil wird be- rücfsichtigt werden können.

Alle den Subscriptions-Ball betreffenden Intendantur der Königlichen Schauspiele, Franzöô-

Ball-Angelegenheit versehen. t wortung derselben fann bei der umfangreichen Arbeit unter keinen Umständen stattfinden. e General-Intcendant der Königlichen Schauspiele. Graf von Hochberg.

Deutsches Theater.

zügen von Gerhart Hauptmann.

Berliner Theater. Anfang 7 Uhr. : Sonntag: Nachmittags 25 Uhr: Nach Madrid! Abends 7+ Uhr: Bute, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) Montag: Der Hüttenbefitzer.

Lessing-Theater. Sonnabend: Die Grofß- Nachmittags 25 Uhr: Montag: Die Grofsstadtluft.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 7. Male:

König Krause. Posse mit Gesan I. Keller und L. Herrmann. der. “Anfang 74 Uhr.

Sonntag u. folg. Tage: König Krause. Sonntag : Nachmittags - Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Ein toller Einfall. Schwank in 4 Akten von Carl Laufs. Anfang 4 Uhr.

Friedrich - Wilhe!mstädtisches Theater. Sonnabend: Der Mikado. Burleske-Operette in 2 Acten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fritsche. Musik von Arthur Sullivan. Regie: Herr Binder. Dirigent : Herr Kapellmeister Karpa. Anfang 7 Uhr. Sonntag u. folg. Tage: Der Mikado.

Donnerstag, 21. Januar: Mit neuer Ausstattung zum 1. Male: Das Sountagskind. Operette in 3 Acten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene geseßt von Julius Frißbsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann.

16. Vorstellung. Das goldene

Dritte Abtheilung: Medea. Anfang 7 Ubr.

5 Aufzügen. Musik von C. Die Recitative von F. Wüllner. In Scene gesetzt vom Tetlaff. Dirigent : Kapellmeister 7h :

. 17. Vorstellung. Uriel Acosta. 5 Aufzügen von Carl Gußkow.

en Befehl findet am 11. Februar cr. des Königlichen Ses N 7 3 R

ai L Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Madame Mongodin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Toché. Deutsh von Emil Neumann. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 9. Male: Modebazar Violet. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene geseßt von Emil Lessing. Anfang 7ck Uhr.

Sonntag: Madame Mongodin. Modebazar Violet.

BLelle-Alliance-Theater. Sonnabend: 16. En- semble-Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Mar Hofpauer. Zum 5. Male: Der ledige Hof. Volks- \hauspiel mit Gesang in 5 Acten von Ludwig Anzengruber. Anfang 75 Uhr. L

Sonntag: 17. Ensemble-Gastspiel der Münchener. Der ledige Hof.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 23. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7X Uhr.

Sonntag: Der Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: Z. 8. Male: Luftschlöfser. Posse mit Gesang in 3 Acten (5 Bildern) von W. Mannstädt und A. Weller. Musik von Adolph Mohr. In Scene gefeßt vom Director Thomas. Anfang Uhr.

Sonntag: Luftschlösser.

In Vorbereitung. Zum 1. Male: Cacao. (Novität!) Poffe in 4 Acten von Frit Berend.

r) find bereits fo zahlreih einge-

Weitere Gesuche um

werden deshalb nicht mehr ange- Borher :

man unter der Adresse: General-

einreichen und mit der Aufschrift : Eine besondere Beant-

Sonnabeud: Zum

ge Crampton. Lustspiel in 5 Auf- Anfang 7 Uhr. llege Crampton. /

itter Goethe-Cyclus. 5. Abend.

Nach

Sonnabend :

Der Hüttenbesißzer. (Nuscha

Sai Die Ehre. elga.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof).

in 4 Acten von | Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im

Concerte.

Concert-Haus. Sonnabend : Karl Meyder- Concert. Anfang 7 Uhr.

Ouv. „Der fliegende Holländer“ von Wagner. Aga von Stöhr. „Valse caprice“ von Rubin- tein. „Nord und Süd“, Walzer (neu) von Warmke. Phantasie aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Mascagni. Air f

l z Varié ne die Violine von Vieurtemps (Herr Concertmeister Carnier).

Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Gala-Vorstellung. Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausftattungs- Pantomime in 2 Abtheilungen mit Nationaltänzen (Einlage: „Die Tscherkessen“) (60 Damen), Auf- zügen u. st. w. Ferner Dampfschiff- und Boot- fahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei Uchteffecten u. \. w. sowie neuen Arrangements vom Director E. Renz. Außerdem: 4 hohe Schulen, geritten von den Damen Frls. Clotilde Hager, Oceana Renz, Vidal und Helga Hager. „Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. Gigerl-Manöver, geritten von 16 Damen. 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil. Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Auf vielseitiges Verlangen: Amor in der Küche. Abends 7x Uhr: Auf Helgoland.

Familien-Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsgerichts-Rath Bamberger (Berlin). Eine Tochter: Hrü- Erwin von Zastrow (Schadewalde). Hrn. Regierungs-Rath Bechmeier (Frankfurt a. O.). Hrn. Major a. D. von Seel (Berlin). Hrn. Hauptmann Zimmer (Thorn). :

Gestorben: Hr. Leo Graf Henckel von Donnert- marck (Monte-Carlo). Hr. Oberförster a. D- Ernst Frhr. von Lüttwiß (Stettin). Verw. Fr. Justiz-Rath Massow, geb. Starke (Frie berg Nm.). Hrn. Professor A. Kossel Tochker Hedwig (Berlin). Hr. Gymnasial-Director a. Professor Hermann Schüß (Potsdam).

E

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. -

Sieben Beilagen

wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag-

Musik von V. Hollän- zettel. Anfang 74 Uhr.

(einshließlich Börsen-Beilage).

Erfte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 12.

Berlin, Freitag, den 15. Januar

Deutsches Reich.

NäGwetsüing

der Einnahme an Wechfelstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1891 bis

1. 2.

Z. j 4. 5, 6.

zum Schluß des Monats Dezember 1891.

Einnahme Hierzu im Monat in

Ober - irections - Bezi Ober - Postdirections - Bezirke Dezember 1891

Vormonaten

In 1891 —+ mehr weniger

Einnahme in dem- felben Zeitraum des Vorjahres (Spalte 4)

N A. | M.

Einnahme

den Zusammen.

[4 M

1. Im Reichs-Postgebiet. 1) Königsberg N 12 031 | 90 9) Gumbinnen O 4 015 J. Dia e A 8 323 4) Berlin . E i; 79 738 | 40 5) Potsdam 3540 6) Frankfurt a. O. 6 598 7) Stettin . S 844 | 60 S) Koolin . . 1 897 | 90 9) Posen . . 9585 | 10) Bromberg . 3172 11) Breslau 15 881 12) Liegnitz . 9394 | 80 13) Oppeln 6 859 | 14) ura 16 466 | 40 15) Valle @& S. . . 9376 | 3 16) Erfurt . 13 276 | 17) Kiel . 5 987 | 18) Hannover . 8 439 | 19) Münster 2942 | 80 90) Minden 6 560 | 91) Arnsberg 16 383 | 90 D 5 862 | 40 23) Part a. M. 31 050 | 40 M M 15 404 | 95) Aachen . 4917 | 70 26) Koblenz 4 097 | 40 27) Düsseldorf . 53 272 98) Trier . 1 868 | 40 99) Dresden E E LS 13 491 E S 46 219 | 20 31) Karlsruhe ; S 21 241 32) Konstanz . 6 972 | 90 33) Darmstadt 13 184 34) Schwerin i. M. 3 058 | 60 35) Oldenburg 3162 | 80 36) Braunschweig 6 880 | 70 37) Bremen 21 584 | 50 38) Hamburg . .. 81 729 | 60 39) Straßburg i. E. 16 761 | 90 40) Meß A 3 876 | 80

90 959 | 70 28 858 | 70 721 | 10 724 000 | 70 31912 | 52 970 63 735 | 45 12 958 ! 60 40 032 | 60 21 307 | 40 114 530 | 75 387 | 52 818 | 70 127 808 74 531 50 101 260 | 54 836 | 90 71 958 | 50 24347 | 90 46 799 | 30 132277 | 60 48 451 | 90 277 626 | 128 752 | 3 54 842 | 20 54 036 | 344 919 13753 | 60 120 680 | 60 373 823 | 40 178 057 | 10 54 782 | 90 102446 | 3 23071 | 10 29 919 | 80 48 126 | 10 168 878 | 650 755 | 85 133 256 | 60 27 506 | 30

102 991 | 8 | 40 32873 | 3 | 30 79 044 | 35 | 55 803 739 | e | 30 35 453 | 36 078 | 30 59 568 58 433 | 40 72 580 ;6 465 | 50 14856 | 5 3 926 | 60 45617 | 6 2 | 50 94 479 95 818 | 70 130 412 | ch 99 977 | 20 84 782 | - 2 70 59 677 | 7 50 474 | 60 144275 | ! 136 257 | 10 83 908 78 302 | 40 114 537 116 216 | 20 60 824 56 259 | 70 80 397 74 009 | 50 97 290 21 616 | 50 53 359 45 898 | 50 148 661 149 554 | 70 54 314 50 425 | 60 308 676 282 186 | 80 144 156 144 837 | 50 59 759 64 962 90

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50 321 | 625 | 1195 14 6114 | 929 5 055 ‘] 1339 | 1135 | 5 869 | 9 203 S018 5 605 1 678 4564 | 5 6 388 5 674 7 460 893 3 888 26 489 681 5 203 1-125 16 353 1129 107 27 223 14 762 5 625 6 494 463 221 6 391 12 668 4? 997 2 830 1 739

38 133 37 008 | 40 398 191 381 838 | 70 15 622 16 751 | 80 134 172 134 279 | 90 420 042 392 819 | 30 199 299 184 536 | 05 61 755 56 130 | 40 115 630 109 135 | 50 26 129 25 666 | 15 93 082 30 871 | 60 55 006 48 615 : 177 793

689 487 152 §49 29 643

599 952 | 50 58 168 | 50 22 610 | 30

Summe 1 1: Baer 111. Württemberg .

4 827 701 | 80 468 038 | 90 181 036 | 40

5 149 025 508 947 203 760

I ++[+1+4++++++++H1] 1 ++1 1 ++ 1 ++++ 1+ ++++|++++|++++

Ueberhaupt 680 731 } 30

Berlin, im Januar 1892.

9476776 | 40

861 732

6157 507 70

Haupt-Buchhalterei des Neihs-Schaßzamts.

Biester.

wahrscheinli _malereien g t werden solle. Aber au

Deutscher Reichstag. 147. Sizung vom Donnerstag, 14. Januar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Boetticher.

Die zweite Berathung des Etats des Neichsamts des Junern wird bei den allgemeinen Fonds (Cap. 7a) fort- geseht: Sie betrifft zunächst die Ausgaben zur Unterstüßung es Germanishen Museums in Nürnberg 48 000 H, der Her- ausgabe der Monumenta Germaniae 60000 M (im vorigen Etat 49 500 6) u. a.

Abg. von Meyer-Arnswalde (cons.): Das Reich thue für Kunstzwecke unglaublich wenig, es gewähre im Ganzen 112500 Æ, und die40000,46 im Extraordinarium für die Aufdeckung des römischen limes habe die Kommission aus übertriebener Sparsamkeit zur Streichung empfohlen. Diese geringe Summe könnte man für deutsche Alter- thümer wohl gewähren, wenn man große Summen für Ausgrabungen in Kleinasien und Griechenland verwende. Er werde daher gegen die Kommission stimmen. Alle diese Ausgaben bezögen sih aber nur auf Me te und Archäologie, nicht auf die lebendige Kunst, für die nur 20 000 M als Unterstüßung für die Betheiligung der deutschen Kunst an internationalen Ausstellungen des Auslandes aus- geseßt seien. Das Reich lehne also die Fürsorge für die Kunst nicht rundsäßlich ab, es thue nur thatsählich wenig genug für fie, die Summe sei weniger als kümmerlih. Dann ständen noch im Etat von Elsaß-Lothringen 61 000 Æ( für Kunst und Wissenschaft, auch eine sehr dürftige Summe, freilich werde für die Universität Straß- burg mehr verwendet. Schon im vorigen Jahre habe er empfohlen, um diesem Mangel abzuhelfen, Seine Majestät den Kaiser zu bitten, einen Dispositionsfonds vom Reichstage „anzunehmen, um daraus die monumentale Malerei und Plastik in ganz Deutsch- land zu Hes neben den drei Millionen, die Seine Majestät ohnehin |chon zu Gnadenbewilligungen erhalte. Er sei damals von autoritativer Seite gewarnt worden: „Lassen Sie das lieber, es würde die Bayern verleßzen, die auf das Mäcenatenthum in allen Kunstsachen eifersüchtig sind.“ Aber er habe es do gewagt, und gerade der 0 Dr. Freiherr von Stauffenberg, ein Bayer, sei 19m nicht nur beigetreten, sondern habe ihm für seine Anregung ge- dankt. Ein solcher Fonds in der Hand des Kaisers sei nothwendi zur Repräsentation der Kaiserkrone, für die ‘das Reich bekanntlich uiht die Probe thue. Preußen repräsentire den Glanz der Kaiser- krone ganz allein nach dem Willen des hochseligen Kaisers. Sogar wenn deutsche Verdienste dur Auszeihnungen belohnt werden sollten, könnten nur preußishe Orden verliehen werden. Allerdings seien von

vier Millionen zur Vollendung des Reichstagsgebäudes 900 000 4 zur Vollendung der Bildhauerarbeiten an den Außenfronten der

assade und zum Ueberarbeiten und Reinigen dieser Fassade immt, aber für Maler sei nichts ausgeworfen, obwohl inlich das Innere des Gebäudes mit Fresko-

das für die Bildhauer Angewiesene eine ihm von geringem Werth, da diese ihre Arbeiten E in das Gebiet der höheren Kunst als in das des Kunst- Aeußeren

eleù. Denn nach [seiner Erfahrung würden alle die am olcher Gebäude angebrachten Statuen wenig angesehen und

hätten infofern nur geringen Werth. Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt seien mit zahllosen Statuen bedeckt, man sehe sie oft und immer, aber was sie darstellten, komme ihm wenigstens nicht zum Bewußtsein, und Niemand werde es ihm sagen. Das werde bei den Statuen am Reichstagsgebäude ebenso fein, E würden eben nur Ornamente sein. Wenn nun das teichstagsgebäude durch Werke der höheren Kunst geschmüdckt werden sollte, fo erhöhe man dadurch immer noch E den Glanz der Kaiser- krone, sondern höchstens den Glanz des Reichstags. also dieser seiner abermaligen Anregung zustimmen. Einen Antrag könne er allein ja nicht stellen, aber wenn dies von mehreren Seiten geschähe, so könnte man vielleiht für die dritte Lesung eine Re- folution vorbereiten, die dann auf den näthsten Etat von Einfluß sein könnte. Er komme nun noch auf einen Punkt, der gar nit im Etat stehe, aber darin stehen müßte: das sei die Angelegenheit des Monuments für Seine Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm I. in Berlin. Er möchte den Staatssecretär fragen, wie diese Sache liege. Das Geseß vom 23. Dezember 1888 abe bekanntlih für einen Wettbewerb um dieses Denkmal 100000 Æ zur Verfügun gestellt. Der Wettbewerb habe 32000 Æ oder vielleiht no etwas mehr gekostet, denn in der Rechnung für 1891 ständen nur 61 700 Æ in Rest. Die zahlreihen Entwürfe hätten ihre Auf- gabe meistens verfehlt. Sie hätten das repräsentirt, was man auf dem Gebiete der Stilistik „geschwollene Phrase“ zu nennen pflege. Der hochselige Kaiser sei in einer Weise dargestellt worden, die mit dem slichten und bescheidenen Wesen, das einen Hauptfactor seiner Größe bilde, nicht im Einklang stehe. Der Reichstag babe nun am 2. Juni 1890 Seiner Majestät die Entscheidung anheim- gegeben über den Plaß des Denkmals, seine Gestaltung und über die Art der Ausschreibung eines neuen Wettbewerbes. Darauf seien, so viel er erfahren habe, zehn bewährte Künstler zu diesem Wett- bewerb aufgefordert worden, bei dem der Rest der 100 000 Æ jeden- falls verwendet sein werde. Es hätten sih aber leider nur vier Künstler betheiligt. Ihm sei gesagt, die anderen sechs Herren hätten abgelehnt, namentlih alle süddeutschen, weil ihnen die Wettbewerbungsbedingungen mcht gefallen hätten. Außer- dem sei ein erüht durch die Welt und durch die Presse gegangen - daß der Sieger eigentlich {hon von vorn herein bestimmt sei. Dieses Gerücht sei leider amtlich nicht widerlegt worden. Dies folle ein zweiter Grund der Ablehnung gewesen sein. Bei so geringer Betheiligung sei der Wettbewerb unge denn vier Wettbewerber verträten die gesammte deutshe Kunst gewiß niht. Da die Entwürfe öffentlich E seien, so dürfe man wohl hier darüber reden und ein öffentliches Urtheil fällen. Diese Entwürfe mißfielen vielfah. Der hocselige Kaiser trete z. B. in dramatischer Haltung auf, die mit seiner Persönlichkeit gar nicht zu vereinigen sel. Einen gemeinsamen Fehler hätten ferner alle vier Entwürfe: sämmtliche vier Kaiserbilder hätten einen lose umgeschla- gena Mantel an. Die Vorliebe der Künstler für die Mantel- ekleidung könne er gar nicht fassen; sie sei ganz modern, denn die Statue Marimilian’'s 1. von - Thorwaldsen, die er für die vollendetste Reiterstatue halte, habe keinen Mantel, die komme auch ohne Mantel durch! Der Mantel verberge viel mehr, als er enthülle; er sei vor allem ganz uncavalleristi]ch; er könne sih einen Cavalleristen mit zugeknöpftem Mantel freilich denken, mit flatterndem Rock aber niemals. Man müsse es erlebt

Man möge .

1892.

baben, wie man damit reiten fönne! Nun fei ferner die Temperatur neben diesen Denkmälern nicht falt gedaht, sondern warm; das sehe man an den sie umgebenden allegorischen Figuren, wenigstens den weiblichen, die eine sehr leite Bekleidung hätten. Dann miß- fielen dem Publikum die Allegorien, das architektonische Beiwerk und der architektonische Hintergrund. Er für „seine Person könne Allegorieen nur dann gutheißen, wenn er sie sofort und ohne ge- druckdten Commentar verstehe. Rauch sei zwar in diesen Fehler auch verfallen, aber seine Yllegorien.… an dem Denkmal Friedrih’s des Großen seten #0 winzig, daß man sie neben den anderen Darstellungen stets übersehe. Ferner, die schönste Umgebung für eine Statue, für jedes Denkmal, seien nicht Gebäude, sondern Bäume; man sehe sich Goethe im Thiergarten an. Diese Statue fei geradezu ideal gestellt. Nun fei das allerdings Marmor, aber bei Bronze sei es ganz dasfelbe. Die Statue Fried- rih’s des Großen stehe vor einem Baumhintergrund, die Statuen auf dem Wilhelmsplaß ebenso. Wie ein Hintergrund von Gebäuden den Statuen dagegen schade, das sehe man bei dem Denkmal Friedrich Wilhelms IV. auf der Treppe der Nationalgalerie. Also womöglich die architektonishen Hintergründe auh bei dem Kaiser- Denkmal ganz fortfallen zu laffen, das scheine ihm die Aufgabe zu sein. Auf dem Plat vor der Schloßfreiheit ließe sih vielleicht auch ein Baumhintergrund anbringen; der Plaß set ja sehr beschränkt : aber wenn man bei Zeiten beginne, lasse sih gewiß cin Tannendickicht erzielen, das die Statue gegen die scharfen Ccken der Bauakademie schüßen würde, die eventuell den Hintergrund bilden werde. Nun werde jedenfalls wohl ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden, aber das Geld dazu sei im Etat nirgends zu sehen. Billig werde er auch niht scin. Weshalb sei ein folher Posten fort- geblieben ? Denn die 100 000 Æ seien verwirthschaftet. Jn Künstler- kreisen hoffe und wünsche man, daß wieder eine bestimmte Zahl be- währter Künstler, etwa zehn oder zwölf, aufgefordert und dabei die Süddeutschen nicht vergessen würden, und daß jedem Künstler eine angemessene Entschädigung für das Modell in Ausficht gestellt, aber feine Prämie für den Sieger ausgeseßt werden möge; die Aus- zeihnung des Siegers folle darin bestehen, daß ihm eine Mit- betheiligung an der Ausführung des Denkmals zugesichert werde. Auch die genaue Bezeichnung des Platzes werde wieder gewünscht, denn es gehe das Gerücht, es set niht ganz sicher mehr, daß das Denkmal auf der Schloßfreiheit aufgestellt werde; endlih die Ernennung einer Iury und die Veróffentiidung der Namen ihrer Mitglicder. Das alles halte er für fehr billig, er wünsche nur, daß man der Jury ein Mitglied zuordnen möge, das ein cavalleristisch veranlagter Künstler oder ein künstlerisch veranlagter Cavallerist sei. Denn die allermeisten Statuen hätten cavalleristishe Fehler. Abgesehen von dem uncavalleristishen losen Mantel hätten die meisten Statuen- pferde in Berlin: bei Schlüter's Großem Kurfürsten, Nauch's Großem FSriedrih, Wolffs Friedrich Wilhelm 111. einen Gang, der in der Natur gar niht vorkomme. Ein Pferd, das natürlichen Schritt gehe, seße den Hinterfuß hin und hebe dann nicht den Vorderfuß der anderen Seite, sondern den Vorderfuß der- felben Seite auf. Die Gangart, die jene drei Fürsten ritten, gebe es ja auch, aber nicht in der Natur, fondern yur im Circus Renz. er diese Bewegung geübt habe, wisse, daß sie die unbequemste Gangart für den Reiter sei, die man sich denken könne, die Cavalleristen bier im Haufe würden das bestätigen. Ein Bildhauer, bei dem auch solch ein Modell mit falschem Gange gestanden habe, habe ibm auf seine Bedenken gesagt: „Wir wissen wohl, daß es unrichtig ist, aber können es niht vermeiden, denn wenn wir den natürlichen Wang des Pferdes darstellen, verlieren wir die hohe Action der Vorderfüße.“ Das sei nicht wahr: die Reiterstatue Doratello’'s, deren Abgüjse im biesigen Museum ständen, bewiesen es: seine Pferde gingen richtig und hätten doh Action. Auch das Pferd von Siemering's Washington und von Hilger's Modell im Zeughause gehe richtig, ohne daß die Action ver- loren gehe. Die Künstler sollten doch gerade bei ihrem realistischen Streben auch ihre Pferde natürlih gehen lassen. Rauch's prachtvollen Sricdrih II. verehre er, aber auf dem Postament bereite sih Zieten

zur Attaque vor, das Pferd wolle zur Carrière anspringen und er ziehe den Säbel. Dabei habe er den Zügel weggeworfen, die Scheide in die linke Hand genommen und mit der Rechten ziehe er den

Säbel beraus. Das sei niht nur ein Fehler gegen das cavalleristishe Realement, sondern gegen alles, was Reiterei heiße. Wer sein Pferd in Carrière seßen wolle, der nchme es zusammen

und werfe niht den Zügel fort; er greife mit der rechten Hand über die Zügelfaust fort zum Säbel. Wenn wirklich der Play für die

Statue wieder fraglich geworden sci, so möchte er für den Pariser

Play stimmen. Die architektonishe Umgebung sei hier besonders

\höôn, gerade weil sie nicht im Hintergrunde der Statue stehe, er

nehme an, daß sie an den Ausgang der Linden gestellt werde, dem

Denkmal Friedrih's des Großen entsprehend. Dieser Platz sei

in Berlin vorzugsweise geeignet, weil der Kaiser dem Triumph-

wagen der Stegesgöttin entgegenreite. Dagegen werde ein-

ewendet, die Statue würde den Verkehr dort sehr stören. Sie

fiebe jedoch geradezu in einem todten Winkel. Der Ver-

kehr gehe stets an beiden Seiten vorbei, und er empfehle si

ganz befonders. Die Herren, die über die Schloßfreiheit gingen,

nähmen ihren Weg von der Bank zur Börse und von der Börse zur Bank,

hätten also den Curszettel im Kopf und nicht künstlerishe Gedanken.

Der Berliner dagegen, der durch das Brandenburger Thor komme,

gehe in den Thiergarten, um sich zu erholen, oder er komme aus ibm

zurück. In beiden Fällen befinde er sich in lyrisher Stimmung,

die ganz besonders geeignet sei für fünstlerishe Eindrücke.

Er bitte s{licßlich die Herren, namentlih die aus deu nichtpreußi-

schen Landestheilen, sfih zu äußern, ob man nicht Seine Majestät den

Kaiser in irgend einer Form bitten solle, einen Dispositionsfonds zur

Förderung der monumentalen Kunst in Deutschland vom Reichstage

anzunehmen.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich kann zwar nicht erkennen, was die Aus- führungen des Herrn Vorredners mit dem Germanishen Museum in Nürnberg zu thun haben, und das um so weniger, als er über die Concurrenzentwürfe des Kaiser Wilhelm-Denkmals eine Kritik gefällt hat, welhe mich zu dem Schluß berechtigt, daß es nit seine Absicht ist, diese Entwürfe in das Germanishe Museum aufzunehmen. Jch bin glei{wohl sehr gern bereit, auf die Fragen, die er an uns gestellt hat, zu antworten. Die Betheiligung des Reiches an den Unter- nehmungen zur Förderung der Kunst ist doch niht eine so ganz geringe, wie der Herr Vorredner dies darzustellen gesucht hat.

Meine Herren, die Kunst ist nach unserer Auffassung keine Reichs- aufgabe. Der Herr Vorredner verweist mih zwar auf Tit. 4a; das ist eben eine Ausnahme von der Regel, daß das Reich mit der Kunst nihts zu thun hat, und diese Auênahme bestätigt die Regel. Jm Bundesrath wird gerade im Hinblick auf die Verfassung in der Regel darauf hingewiesen, daß, wenn es sih um Ausgaben für Kunst handelt, das den Einzelstaaten überlassen werden müßte. Inzwischen ist das Reih dazu übergegangen, für verschiedene Kunstzwecke Aus- gaben zu machen,” und zwar Ausgaben, die sich nicht bloß

im Etat darstellen, fondern auch aus tem Diépositionsfonds