1892 / 24 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Galarock der Gardes du Corps, mit Jhrer Mazestät der Königin von Württemberg und Seine Majestät der König von Württemberg, in der Uniform des Cürassier-Regiments Herzog riedrih Eugen von Württemberg (Westpreußisches) Nr. 5, mit Zhrer Majestät der Kaiserin in die große Mittelloge und verneigten Sich huldvoll vor den Versammelten, die sich von ihren Stßen erhoben hatten und mit tiefer Verbeugung Jhre Majestäten begrüßten, während das Orchester die Nationalhymne spielte. Jn der Mitte der Loge an der Brüstung nahmen jur Linken Jhrer Majestät der Königin von Württem-

rg Seine Majestät der Faser und König Plaßz, Aller- höchstwelhem Zur Linken Jhre Majestät die taiserin, Seine Majestät der König von Württemberg, Zhre Königliche Hoheit die vel Heinrih und Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen folgten, während Jhrer Majestät der Königin von Württemberg zur Rechten Seine Königlihe Hoheit der Großherzog von - Baden und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Carl die Pläße einnahmen. Die Vorstellung, an welcher hervor- ragende Kräfte der Oper mitwirkten, bot den Anwesenden reichen künstlerischen Genuß; in der Pause wurden in dem großen Concertsaal, wo Jhre Majestäten Cercle hielten, Er- Bitjungen gereiht. Der Vorstellung, die bis 11 Uhr dauerte, ohnten die Majestäten bis zum Zau bei; beim Verlassen er Loge verneigten Sich Allerhöchstdieselben, von den Ver- sammelten ehrfurhtsvoll begrüßt, wiederum huldvoll grüßend und wurden bei e O nah dem Königlichen Schloß von der dichtgedrängten Menge mit brausenden Hochs empfangen.

Die Feierlichkeiten im Lande nahmen nach den vorliegen-,

den Berichten überall denselben erhebenden und patrio- tishen Verlauf; über Festgottesdienste, Festacte in den Schulen, Flaggenshmuck, Festtafel, Jllumination, Con- cert, Parade und Zapfenstreih wird aus Königsber i. Pr. , Danzig, Elbing , Posen, Nordhausen, Kiel, Hannover, Köln “und anderen preußischen Städten berichtet. Nicht minder betheiligten sich die Hauptstädte der deutschen Bundesstaaten an einer würdigen Veranstaltung der Feier. München erglänzte in reichem Flaggenshmuck, und in den Offiziers-Speiseanstalten fanden Festessen statt; jedo unterblieb M des Hinscheidens Jhrer Königlichen Hoheit der Herzogin Max in Bayern das im Festsaal des Rathhauses anberaumte Festessen. In der Hauptstadt des Königreihs Sachsen wurde der Tag durch Festgottesdienst und Festacie in den Schulen, in Karlsruhe auch noch durch eine Gala- vorstelung im Hoftheater, ferner durh ein Festmahl, bei welhem der Staats-Minister Dr. Turban das Hoch auf Seine Majestät ausbrachte, gefeiert; Festberichte liegen ferner aus Darmstadt, aus dem Großherzogthum Mecklenburg- Schwerin, aus dem Großherzogthum Oldenburg, aus Hamburg u. st. w. vor.

Auch die Deutschen im Auslande haben den Tag nicht

vorübergehen lassen, ohne von ihrer patriotischen Gesinnung

- Zeugniß abzulegen, und vielfa haben sih auch Ausländer selbst an den festlichen Veranstaltungen betheiligt.

In Paris fand gestern Abend aus Anlaß des Ge-

burtstags Seiner Majestät des Kaisers auf der deutschen Bot-

schaft großer Empfang statt, bei welhem die Minister, die Vertreter des Militär- und Civilstaats des Präsidenten Carnot, zahlreiche sonstige Staatswürdenträger, die Mitglieder des diplomatischen Corps, Senatoren, Deputirte und die hervor- ‘ragendsten Mitglieder der deutshen Colonie erschienen.

_In Brüssel beging die deutsche Colonie den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers durch ein Festbankett, an welchem der deutsche Gesandte Graf von Alvensleben theilnahm. Jn dem Toast auf Seine Majestät feierte Graf von Alvensleben den Hándelsvertrag zwischen Deutschland und Belgien als ein Ereigniß, welches bestimmt sei, eine weitere Annäherung n a dem deutshen und dem belgishen Volke herbei- zuführen.

Jn Genua veranstaltete die deutsche Colonie im Stadt-

hause ein Festmahl, an welchem neunzig Personen theil- nahmen. Der deutsche Consul jowie die Consuln von Oester: reich-Ungarn und Dänemark wohnten dem Festmahl bei. ___ Jn Triest wurde der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers von der reichsdeutshen Colonie durch ein Festbankett auf dem Stadthause gefeiert. Nachdem zunächst Kaufmann Lüders cinen Toast auf den österreichishen Kaiser ausgebracht und eine Militärcapelle die österreichische Volkshymne gespielt hatte, brachte der deutsche General-Konsul Dr. Michahelles das mit Jubel aufgenommene Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus; die Musik spielte die preußische Nationalhymne.

Jn Bukarest wurde der Geburtstag Seiner Majestät dur ein Tedeum in der protestantischen Kirche gefeiert. Es nahmen daran. theil die Minister Lahovary und Carp, General Baroni als Vertreter des Königs, die Spißen der Civil- und Militärbehörden, der deutsche Gesandte von Bülow, das Gesandtschaftspersonal und Mitglieder des diplomatischen Corps, sowie der deutshen Colonie. Hierauf war Empfang in der deutschen ie Veulge G dem ein Lunch folgte. Am Nachmittag gab die deutshe Colonie ein Bankett, an welhem sih sowohl A von Bülow, als auch der österreichisch- ungarische Gesandte Graf Goluchowski betheiligten.

Jn Sofia wurde in der protestantishen Kapelle ein Fest- De, abgehalten, an welhem der deutshe General-

onsul Freiherr von Wangenheim, das Konsulatspersonal und Mitglieder der deutshen Colonie theilnahmen. Später N Dee, i Oger deun rfe eihe des R Hi

„Aus und der diplomatischen Agenten, welche ihre

-Glückwünsche abstatteten. : A n Konstantinopel fand Vormittags in der Kapelle der deutschen Den ein von dem Boötschaftsprediger Pastor So eleiteter Gottesdienst hau, welchem béiwehtten: der Botschafter von Radowiy, die Mitglieder der Botschaft, der General-Konsul Gillet, die Mitglieder des Konsulats, der Commandant, die Offiziere und De des Kaiserlichen Fahrzeugs A der rumänische andte itilineo, die in türkishen Diensten stehenden deutshen Offiziere und Beamten und zahlreihe Mitglieder der deutshen Colonie. Mittags erschienen der Ober-Ceremonienmeister Munir-Pascha und der General-Adjutant des Sultans, L NOS in der deutshen Botschaft, um die Glückwünsche des Sultans zu überbringen. Zu gleicher Zeit gab ein türkisches Kriegs\chif}f 21 Salut Ge ab. Der Botschafter von es empfing dar- auf die Mitglieder der Colonie und brachte dabei die Gesundheit Seiner Majestät des Kaisers aus. Am Abend fand in dem Saale des deutschen Véreins „Teutonia“ ein Festessen statt, bei welchem der Botschafter von Radowiy den Trinkspruch »auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte. Die Versammlung g sandte Seiner Majestät ein Glückwunsch-Telegramm. Der

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Botschaficr von Radowiß roohnte hierauf auch noch der vom deutshen Handwerkerverein veranstalteten Feier bei. \

Endlich meldei „Reuter's Bureau“ aus Sansibar: Der Sultan stattete anläßlich des Geburtstags Seiner Majestät be b uen Kaisers dem deutschen Konsul einen Gratulations- esuh ab.

Zum Shluß erwähnen wir, um die festlihe Stimmung, die der Geburtstag Seiner Majestät allenthalben verbreitet hat, zu kennzeihnen, noch zweier Festartikel; der „Düssel dorfer Anzeiger“ schreibt:

Königs und Kaisers Geburtstag ist von jeher cin Freudenfest für das ganze preußische und deutshe Volk gewesen : ein Volk, welches seinen Monarchen liebt, welches in ihm den obersten Hüter seines Wobls, den Beschüßer seines Rehts und den Förderer seiner edelsten Interessen erblickt, gedenkt natürlich mit Theilnahme und Dankbarkeit. dessen, was die hohe Person des Monarchen anbetrifft, und wie es alle Handlungen und Kundgebungen, alle Er- eignisse in dem Leben seines Kaisers mit dem Gefühl E daß die engsten Wechselbeziehungen zwischen Fürst und Volk estehen, so G es sih auch den Empfindungen herzliher Freude an dem Tage in, der seinem Kaiser das Leben gegeben hat. In die freudigen Glücckwünsche, die dem Monarchen aus seiner Familié und aus seiner engsten Umgebung entgegentönen, stimmt das ganze preußische und deutshe Volk mit Aufrichtigkeit ein, indem es zugleich feine Gebete Ee Gesundheit und das Leben des Kaisers zum Himmel empor- endet.

Ja, das Geschick möge ihm Kraft verleihen, daß er seines hohen und verantwortungsvollen Amts zum Besten des Vaterlands walte und die hohen Ziele, die er \sih gesteckt hat, erreihe. Mit welchem Eifer er sich diesen Zielen widmet, davon hat der Kaiser in dem nunmehr zurückgelegten Lebensjahre wieder mannig- fache unzweideutige Beweise gegeben. Aus allen seinen Kundgebungen leuchtet der Gedanke als Leitstern hervor: Dem Vaterlande zu dienen! Dem Vaterlande, der Nation ist sein ganzes Denken geweiht. Auf dem Festmahle des brandenburgishen Provinzial-Landtags am 20. Fe: bruar vorigen Jahres bekannte er ofen, wie seine täglichen Gebete zu Gott auf das Wohl des Volkes gerichtet sind, wie aber auf der anderen Seite die Krone nicht diese oder jene Parteiwünshe "verwirklichen könne, sondern über den jeßigen, auf Interessen gegründeten Parteien stehen müsse. Sich und seinem Volke stellte er die Aufgabe: „Wir müssen vorwärts streben, wir müssen arbeiten und im Innern kämpfen.“ „Aber“ seßte er hinzu „wenn das Ganze gedeihen soll, so müssen hier vnd da im Einzelinteresse Opfer gebracht werden.“ Es ist dies in s{hlichten Worten das ganze sociale Programm des Kaisers. Ohne folche Opfer läßt sh der sociale Friede, läßt sich das Gedeihen eines Volkes mcht erreichen. Freilih mag manchem ein nah seinem Gefühl {wer zu tragendes Opfer an- gesonnen werden; aber der Kaiser betonte in jener Rede mit Recht die Nothwendigkeit, den Blick stets auf das Ganze gerichtet zu halten, und so können wir mit dem Dichter hinzufügen: „Wer den Blick N iets hält gerichtet, dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet.“

Kaiser Wilhelm hat im leßten Jahre das Friedenswerk in hohem Maße gefördert. Die Verlängerung des Dreibundes, die persönlichen Besuche in Holland, England und OVesterreich weisen mit beredter Sprache hierauf hin. Ein wie aufrichtiger Freund und Förderer des Friedenswerks der Kaiser aber ist, davon legte er in den s{önen Worten Zeugniß ab, die er am 4. Mai bei dem Provinzialfest in Düsseldorf sprach: „Ih wollte nur, der europäische Friede läge in Meiner Hand; Ich würde jedenfalls dafür sorgen, daß er nie mehr gestört «werde; . . . . jedénfalls werde Jh nichts unversucht lassen, -Und was an Mir liegt, dafür forgen, daß er nicht gestört wird.“

Aber auch: dem \ocialen Frieden, der Besserung der socialen Verhältnisse und der Sitten hat der Kaiser sein Augenmerk zuge- wandt. Wie besorgt er um das E Wohl des Volks ist, davon lieferte der Erlaß vom 22. Oktober Kunde, der aus Anlaß betrü- bender Vorgänge eine Reform auf gewissen Gebieten der polizeilichen Executive und der Strafrechtspflege verlangte.

Mit warmem Herzen is der Monar auf das Wohl seines Volks bedaht. Unserem Kaiser hierfür dankbar zu fein, ift niht nur

fliht, sondern au Bedürfniß des Volks, und dieses Gefühl läßt ih an seinem Geburtstag nicht besser zum Ausdruck bringen, als in dem Wunsch: Gott segne, Gott erhalte unseren Kaiser und gebe ihm eine lange, gesegnete Negierungszeit !

__ Das „Dresdener Journal“ feiert den Geburtstag mit folgender Feslbetrachtung:

Während man am heutigen Tage in Preußen das Geburtsfest des Königs und Kaisers Wilhelm 11. im engsten Anschluß an die Verehrung des angestammten Monarchenhauses feierlich be- geht, gane man im ganzen übrigen Deutschland und so auc) in Sachsen mit warmer Theilnahme und Verehrung des für das gesammte geeinigte Reich thätigen Schirmherrn. Seine frishe Kraft und kühne Zuversiht wird getragen von der Kraft und Zu- versiht des germanischen Volkes, von der Treue und der brüderlidden Hingebung eines hohgemuthen Fürstenbundes, der in gegenseitiger Harmonie einen gefeiten Truß- und Schußkreis um den Vertreter des deutschen Staatslebens gezogen hat. Ein gewaltiges, in seiner A wohl unbesiegbares Bündniß und Symbol für Völkerfrieden und fittlihe Culturentfaltung —, fo steht diese segensreiche Vereinigung da, inmitten Europas, allen Stürmen der Zeit fest und ruhig nd und innig verbunden mit zwei gleihgestimmten Nachbarreichen. Das sind Vereinigungen und Vürg!chaften, die nicht über Nacht geboren sind; das ron Deutschland im immer gleichen Wandel des Rechts und der Mäßigung erworbene Vertrauen hat diese Vereinigungen geschaffen, und daneben sind dem Deutschen Reiche und seiner Politik auch von anderen Seiten Achtung und Freundschaft in Fülle zu theil geworden.

Dieses erhabene staatliche Gebilde, welches uns eine frucht- bringende Zukunft verspricht, ist keine Schöpfung unseres jungen E (Es wurde von der Thatkraft Wilhelm's I. und der ihm verbündeten Fürsten sowie vom Genius des großen Kanzlers mit patriotisher Zaubermaht ins Leben gerufen und war ein Vermächtniß für den Erben - des Kaiserlichen Throns. Darin aber liegt das Segensreiche und Beruhigende, s jenes uner- meßlid)e Erbe einen seiner Größe würdigen erwalter ge- funden bat. Dieser frohen Hoffnung, die sich mehr und mehr in den weitesten Kreisen zur Erkenntniß umwandelt, geben wir uns am heutigen Tage mit gehobener Stimmung hin. Möge die Gnade des Weltenlenkers die Sonne bell {einen lassen auf den Lebensweg eines nach Wahrheit suhenden Fürsten !

Heute hielt der Bundesrath eine Muna ab. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer- wesen und für Handel und Verkehr, len die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen.

In seiner Plenarsizung am Dienstag ertheilte der Bundes- rath unter dem Vorfiß des Staatosecrettrs des Jnnern Dr. von Boetticher dem Entwurf eines Gesehes, be- treffend die Anwendung der für die Einfuhr nah Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßi- Duiten gegenüber den nicht meistbegünstigten Staaten, die ustimmung.

Der Königliche Ober-Ceremonienmeister, Ober-Hof- und Haus-Marscha einer Majestät des Kaisers und Königs Graf zu Eulenburg ist von seiner Krankheit hergestellt und hat die Geschäfte wieder übernommen.

Nachdem das erste Stadium der Vorarbeiten für die Betheiligung Deutschlands an der Welt-Ausstellung in Chicago abgeschlossen und es A möglich ist, einen Ueber- blick über den Umfang der Beschickung zu gewinnen, kommt es nunmehr darauf an, einzelne hervortretende Lücken aus- zufüllen und das Vorhandene derart auszugestalten, daß die deutshe Abtheilung den Eindruck eines abgerundeten Ganzen hervorzurufen geeignet ist. Jn ihrem dahin gêrichteten Be- streben wird die Reichsvertretung vielfah durch die innerhalb der einzelnen Judustriegruppen neuerdings stattfindenden Ver- handlungen wesentlih unterstüßt. So traten die Kunsst- gewerbevereine am 23. d. M. in Hannover zu einer außerordentlichen Sizung zusammen, zu welcher Berlin, München, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Karlsruhe, Frank- furt a. M., Hamburg, Bremen, Magdeburg, Braunschweig 2c. Delegirte entsandt hatten. Nachdem für München und Berlin berichtet worden war, daß dort cine Betheiligung in nam- gem Umfange sich bereits gezeigt habe, wurde allseitig die

tothwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens anerkannt und beschlossen, das Kunstgewerbe unter Mitwirkung des Reichs in zusammenfassender Weise zur Darstellung zu bringen.

Mit der schlesishen Jndustrie waren bisher generelle Verhandlungen noch nicht gepflogen worden; dies ist indessen dur eine am 25. d. M. auf Veranlassung des Geheimen Commerzien - Raths Websky, Konsuls Bauer und Fabrik- Ne Fißner nah Breslau einberufene Versammlung ge- schehen, an welcher auch der Reichscommissar, Geheime Regic- rungs-Nath Wermuth theilnahm und in welcher namentlich über die Organisation der Textil-, Holz- und Metall-Jndustrie Beschluß gefaßt wurde.

Endlich forderte auch der Verein deutsher Papier- fabrikanten seine Mitglieder neuerdings wiederholt zu einer regen Betheiligung auf; nicht minder wird für die Papier- verarbeitungs-Jndustrie sowohl in Berlin als im König- reih Sachsen von sachverständiger Seite cine rührige und er- O Wirkfamkeit entfaltet. Auf die Stimmung der „ndustrie im ganzen hat die neuerlih bei der Etatsberathung lo aats Debatte einen merklich günstigen Einfluß aus- geübt.

Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten bzw. Zweiten Beilage zur O Nummer des „R. u. St.-A.“ veröffentlichte Uebersiht der Betriebs - Er ebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Dezember v. J. ergiebt für die 70 ai welche auch schon im entsprechen- den Monat des Vorjahres im Betriebe waren und zur Ver- leihung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebs- änge von 36 982,23 km Folgendes: Jm Dezember v. J. be- trug die Einnahme: a. aus dem Personenverkehr: im ganzen 22 425 883 #6 oder 1 429 489 # mehr als in dem= jelben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betrieblänge 618 4 oder 5,82 Proc. mehr als in demjelben Monat des Vorjahres ; h. aus dem Güterverkehr: im ganzen 64221102 M oder 964 307 „/6 mehr als in demselben Monate des Vor- jahres, auf 1 km Betriebslänge 1744 4 oder 0,69 Proc. mehr als in demselben Monate des Vorjahres. Jn der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Dezember v. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungs- jahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt a. aus dem Personenverkehr: im ganzen 217 821 658 M oder 9236 026 46 mehr als in_demselben Zeitraume des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 7455 #6 oder 2,669 Proc. mehr als in demselben Zeitraume des Vorjahres; þ. aus dem Güter- verkehr: im ganzen: 527 651 381 4 oder 22 223 963 H mehr als in demselben Zeitraume des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 17 758 46 oder 2,66 Proc. mehr als in demselben an des Vorjahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit dem Kalenderjahre zusammen- fällt, a. aus dem Personenverkehr: im ganzen 63 412 889 6 oder „1 423 313 4 mehr als in demselben Zeit- raume des Vorjahrés, auf 1 km VBetriebslänge 9206 4 oder 0,22 Proc. mehr als in demselben Zeitraume des Vorjahres ; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 120260338 # oder 4263173 (#4 mehr als in demselben Zeitraume des Vor- jahres, auf 1 km Betriebslänge 17288 #6 oder 159 Proc. mehr als in demselben Zeitraume des Vorjahres. Eröffnet wurden am 1. Dezember v. J. die Strecken Walburg—Woörth a. Sauer 893 km (Neichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen), Freystadt —Poppschüß 15,80 km (Königliche Eisenbahn-Direction zu Breslau) und Hoffnungsthal—Jmmekeppel 5,70 km (König- liche Eisenbahn-Direction zu Elberfeld), am 15. Dezember die Strecken Grottkau—Glambah 26,85 km (Königliche Eisen- bahn-Direction zu Breslau) und Schmalkalden—Steinbah— Hallenberg 10,64 km (Königliche Eisenbahn-Direction zu Erfurt), am 20. Dezember die Strecke Warmbrunn—Peters- dorf 8/03 km (Königliche Eisenbahn-Direction zu Berlin), am 29. Dezember die Strecke Nagold—Altensteig 15,11 km (Königlih württembergische O E e am 31. De jede die Streckde Oschaz—Strehla 11,30 km (Königlich ächsishe Staatseisenbahnen).

Der 64. Communal-Landtag der Kurmark ver- handelie in seiner 4. Plenarversammlung am 26. d. M. teben Gutachien des I. und dreizehn Gutachten des I1. Aus- schusses. Unter den ersteren befanden sih, nebst drei be- willigten Beihilfen zur Beschaffung von Feuerlöschgeräthen, eine gleichfalls beschlossene Abänderung des Societáts: Reglements behufs Herbeiführung größerer Gleichmäßig- keit der Beiträge für die Land - Feuer - Societàl un eine Vorlage über die Entsendung von Detectivs zur Ermittc- lung von Brandstiftungen. Ein: Unterstüßungsgesuch eines früheren Beamten fand Gewährung, dagegen wurde ein solches um Entschädigung von Sturmschäden, als den Rahmen der Ent Gebigungs licht der Societät überschreitend, an den Ausschuß, zur etwaigen Berücksichtigung aus dem Dispositionsfonds der Kurmärkishen Hilfs- kasse abgegeben. Aus dem leßteren bewilligte der Landtag 11 10 Fällen Unterstüßungen an milde Stiftungen und wohlthätige Vereine, mußte aber in drei Fällen derartige Gesuche ablehnen aus Gründen, welche bereits in dem leßten Bericht angedeutel

R den sind. Seine nächste Sißung wird der Landtag am O A den 28. d. M., Mittags 12-Uhr,. halten,

Vayern.

München, 27. Januar. Seine Königliche Hoheit der

Prinz-Regent hat für Jhre Königliche Hoheit die Her-

ogin Maximilian in Bayern eine vierwöchige Hoftrauer angeordnet.

¡ Sachsen.

Dres dén, 27. Januar. Jhre Majestät die Königin, Allerhöchstwelche sich von ihrer leßten Erkrankung nahezu völlig erholt hatte, ist, wie das „Dr. J.“ meldet, neuerdings wieder von einer leichten Erkältung befallen und wird voraus- sichtlich in den nächsten Tagen das Bett nicht verlassen. Der für den 28./29. d. M. in Aussicht genommene Besuh Jhrer Majestäten des Königs und der Königin von Württem- berg am hiesigen Hofe unterbleibt.

Oesterreich-Ungarn.

Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Salvator empfingen gestern Vormittag die Glückwünsche der Erzherzoge und Erzherzoginnen anläßlih der glücklichen Entbindung der Erzherzogin Marie Valerie. L : i

Für den verstorbenen Großfürsten Constantin Nico- lajewitsh ist eine sechstägige Hoftrauer angeordnet worden.

Das Herrenhaus erledigte in seiner vargehrigen Sigung, wie die „Wien. Abdpost“ mittheilt, die Vorlage über die Ent- \chädigung für ungerechtfertigt erlittene Strafen im Sinne der Commissionsanträge. Das Abgeordnetenhaus seßte die Berathung der juridishen Studienordnung fort. Der inister für Cultus und Unterricht Dr. Freiherr von Gautsh legte dabei in einer ausführlihen Nede den Standpunkt der Unter- rihtsverwaltung dar. i

Wie der „Magd. Ztg.“ aus Budapest von gestern ge- meldet wird, hat das ungarische amtlihe Eisenbahnblatt jeßt die geheimen Refactienverträge in Form eines Be- richtes veröffentliht. Danach sind die bisher geheimen Fraht- vergünstigungen in vier Klassen eingetheilt. Erstens werden Fen gungen gewährt im Verkehr von und na ch erbien für Güter aller Art bei Ge- einer Jahres-Frachtenaufnahme von 450 000 Fr, wovon 70000 Fr. auf -den Verkehr mit Triest und Fiume entfallen. Der- Verfrachter 1st verpflichtet, die gesammte Sendung ausschließlich auf der Bahn zu be- fördern, widrigenfalls ihm die Frachtvergünstigung, welche 25 Proc. der amtlichen Frachtgebühr beträgt, entzogen wird. Zweitens werden Vergünstigungen im Verkehr nach Ru- mänien bei einer Frachtenaufnahme von 300 000 Fr. im Jahre ohne Betheiligung von Triest und Fiume A Drittens wird A laumenvertrag veröffentlicht, der bei Lieferung von 25 t, wovon 1500 t über Triest - Fiume gehen müssen, Vergünstigungen gewährt. Viertens werden die bisherigen geheimen Begünstigungen der Eisenwer ke bekannt ae Schließlih werden die Localtarife der Ungarischen Staatsbahnen veröffentlicht, die hinsichtlih der Begünsti- gungen ungarischer Erzeugnisse dem Sinne der berner Con- vention enisprechen.

währ

Großbritannien und Jrland.

Die „St. James-Gazette“ veröffentlicht in einer besonderen Anlage einen Erlaß der Königin an den Minister des Innern. Die Königin sagt darin, sie fühle sih gedrungen, von neuem:ihre tiefgefühlte Dankbarkeit gegenüber den Beweisen treuer Anhänglichkeit und herzliher T heilnahme R e welche ihr seitens ihrer Unterthanen aus allen Theilen des Reichs anläßlih eines Schicfsalsschlages geworden, wie ein solcher, einen einzigen Fall ausgenommen, sie, die rie und die Nation niemals N und verhängnißvoller betroffen habe. Der Tod ihres von ihr so innig geliebten und liebens- werthen Enkels in der Blüthe der Jahre lasse es den tiefbe- trübten Eltern desselben, seiner eint jungen Verlobten, seiner von ihm zärilih geliebten Großmutter sehr s fallen, sih den unerforschlichen Mae der Borsehung zu unlter- werfen. Die herzlich thei nehmenden Kundgebungen so vieler Millionen seien in einem solchen Augenblick wahrhaft wohlthuend. Die Königin wolle deshalb in ihrem Und im Namen ihrer Kinder hiermit Allen aus dem Grunde ihres Herzens ihren tiefempfundenen Dank aus\prehen. Die Königin schließt: „Jh bin wahrlich in den lezten dreißig Jahren meiner Regierung ret hart vom Schicfsal betroffen worden. Die von meiner Stellung unzertrennlichen Arbeiten, Sorgen und Verantwortungen waren sehr große. Nichtsdestoweniger biite ih Gott, daß er fort- fahren möge, mix Gesundheit und Kraft zu verleihen, daß ich für das Wohl und Glück meines theuren Vaterlandes wirke kann, so lange mein Leben währen wird# U

Die Albert-Kapelle in Windsor is einstweilen ge- \{hlossen und wird dem Publikum erst dann wieder geöffnet werden, wenn einSarkophag, ähnlich demjenigen des Herzogs von Albany am Eingange der Kirche, die O Ueberreste des He r- zogs von Clarence und Avondale aufgenommen haben wird. Der Sargruht noch inmitten der Kapelle auf der Bahre, auf welche er nah dem Trauergottesdienst niedergelassen wurde, und wird dajelbst wahrscheinlich bis zur Rückkehr der Königin bleiben, welche im nächsten Monat von Osborne nah S [loß Windsor zu übersiedeln gedenkt. : |

ie „Daily News“, das Organ der Partei Gladstone's, verlangt unter dem Eindruck des liberalen Wahlsieges in Men ate die baldige Auflösung des Parlament s.

i ie Feindschaft zwischen den beiden 1rishen Parteien fühlt sich allmählich ab. Es heißt zet in englischen Blättern, die beiden Fraciionen würden fernerhin in solchen irischen Wahlkreisen, wo die i vorliege, cs könnte infolge ihres

Zwiespalts ein unionistisher Candidat Haun werden, von.

der Aufstellung gesonderter Candidaten Abstand nehmen. . Das neue canadishe M inisterium ist nah einer Kabelmeldung des „R. B.“ aus Ottawa folgendermaßen B E angesebt. J. J. C. Abbott, Premier - Minister, G. E. Fo ter, Finanz-Minister, F. A. Chapleau, Minister der ölle, Mackenzie Bowell, Minister der Miliz, Sir Ch. Tupper,

J. C Fattecoo, Staatssecreiär, E. Quimet, Minister der

öffentli en Arbeiten, E. Dewdney, Minister des Jnnern, J. G. Haggart, Minister der Eisenbahnen.

Frankreich. Wie dem „W. T. B.“ zufolge aus Regierungskreisen ver- lautet, wäre zu einer handelspolitishen Verständigung zwischen Frankreich und Portugal keine Aussicht vor- handen. Leßteres würde daher gegenüber Frankreih vom 1. Februar ab seinen Generaltarif anwenden. : Nach einer Meldung des „Journal des Débats“ sind die Zollverhandlungen zwishen Frankreich und Spanien abgebrohen worden, da das Madrider Cabinet zu weit- gehende Forderungen erhoben habe. - 5 Der General-Director der Zölle hat nah der „Köln. Ztg.“ an die Zollämter ein Rundschreiben über die An- wendung des neuen Zolltarifs erlassen. Darin werden die verschiedenen Aenderungen angezeigt, und es wird mit- getheilt, das Gese von 1889, das italienische Lange einem besonderen Tarif unterstellte, außer Kraft tritt, und daß auf italienishe Eingönge vom 1. Februar ab der Maximaltarif anzuwenden sei. Der Finanz-Minister Rouvier wird den Voranschlag des Budgets für 1893 sofort nah dem Wiederzusammentritt der Kammern vorlegen. ; : Zum Vertreter der Regierung bei der Säcularfeier der Shlaht von Valmy is nah dem „Journal des Débats“ der Minister des öffentlichen Unterrichts Bourgeois bestimmt worden.

Rußland und Polen.

Der Kronprinz von Schweden und Norwegen stattete, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, gestern aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Kaisers dem deutshen Botschafter General von Schweiniß einen Besuh ab. Das Diner nahm der Kronprinz gestern bei dem Großfürsten Wladimir ein.

Jtalien.

Der italienishe Senat n gestern die Berathung der Handelsverträge. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ über den Verlauf der A erklärte der Senator Nosf (Schugtzöllner), daß er sih der Abstimmung enthalten werde. Cencelli spra die Hoffnung aus, die Regierung werde bezüg- lih der Tarifposten „Getrockneter Extract“ und „Concentrirtes Malz“ Verbesserungen zu erlangen suhen. Der Berichterstaiter Finali vertheidigte die Verträge, {loß sih den von Cencelli ausgesprochenen Wünschen an, bezüglich deren er das Zustande- kommen cines Einverständnisses ebote, und verlangte darüber, sowie in Bezug auf die Einsezung eines Schiedsgerichtes für eventuell aus den Handelsverträgen entstehende Streitfragen eine Erklärung seitens der Regierung. Nachdem sich auch Majorana für die Verträge ausgesprochen und den Vertrags- abshluß mit der Schweiz als sehr wünschenswerth bezeichnet hatte, nahm der Minister-Präsident Marchese di Rudini das Wort. Er gab zunächst die Erklärung ab, daß sich die Vertrags- Negierungen hinsichtlih der Schiedsgerichts-Clausel leicht einigen würden, und antwortetesodann eingehend auf dieFragenCencelli's. Der Minister-Präsident hob hervor, daß er volles Vertrauen in die unvéränderte und unabänderliche Loyalität der verbündeten Regierungen seße, wie sie von ihnen in diesen Fragen stets bekundet worden sei. Er sei “Freihändler, bemerke aber Majorana gegenüber in Bezug auf den Vertrag mit der Schweiz, daß immerhin. fiscalishe Bedürfnisse berücksichtigt und wichtige Interessen gewahrt werden müßten. Ftalien habe bei den Verhandlungen mit der Schweiz das rößte Entgegenkommen - bekundet, selbst auf die Gefahr Jin, der italienishen Industrie einige Opfer auferlegen zu müssen. Diese entgegenkommende Tendenz werde bis zur äußersten Grenze aufreht erhalten werden, ohne daß aber die nationalen Jnteressen Jtaliens verleßt werden dürften. Man dürfe nicht jeden Augenblick die Frage der nationalen Würde aufwerfen, die damit nichts zu thun habe; andererseits dürften die nationalen Juteressen aber auch niht Gefahren R werden. Die Nede des Minister:Präsidenten wurde vom Hauje u lebhaftem Beifall und Aeußerungen der Zustimmung be- eitet. 5 Jn der Deputirtenkammer erklärte der Minister für den Man Unterricht Villari auf an ihn gerichtete An- fragen die Meldungen von der auf mehreren Hochschulen vorgekommenen Studentenunruhen für richtig. Die Ur- sachen der Unordnungen seien mannigfaher Natur. Falls Excesse vorkämen, werde das Ministerium keine Zugeständnisse madhen, vox allem aber müßten die akademischen Senate die E die Uriversitäten bestehenden Vorschriften in Anwendung ringen.

Die Meldungen über die bereits erfolgte Demission des italienisGen Bolschafters in Paris, Generals Menabrea, werden dem „W. T. B.“ bestätigt.

Die internationale Sanitäts - Konferenz in O trat gestern als Comité zusammen und beschäftigte ih mit dem leßten Gegenstande des Programms, der Be- chafung der finanziellen Hilfsmittel. Auch hierüber wurde ein Einverständniß erzielt.

: Spanien.

Jn der gestrigen Senatssizung gab laut Meldung des „W. T. A ia Madrid der Verwalter der Bank von Spanien die Erklärung ab, daß die gegenwärtige Lage der- selben eine zufriedenstellende sei.

Schweiz.

Der Ständerath hat R den geforderten außer- ordentlihen Credit von 7600000 Fr. für Zwecke der Kriegsbereitshaft einstimmig bewilligt. A

er Nationalrath hat dem Bundesrath mit Ein- stimmigkeit die Ermächtigung ertheilt, für den Fall, daß vor der nisten. Session der Bundesversammlung der Handel s- vertrag mit Jtalien unterzeihnet werde, -den Vertrag unter * O der Gegenseitigkeit sofort in d zu seßen. Der Bundesrath solle jedoch die Bundesversamm- lung sofort zur Ratification des Vertrags einberufen. -— Die Commission des Nationalraths, welche die Regelung der Handelsbeziehungen zu i N vorzuberathen hat, hat sih einhellig für die Zustimmung zu den Anträgen des Bundesraths entschieden, nah denen Frankreich vorläufig gegen Einräumung des Minimaltarifs die Behandlung als meistbegünstigte Nation zugestanden wird. Die Commission verlangt jedo ebenfalls, daß die Bundesversammlung sofort einberufen werde, sobald ein Abkommen mit Frankreich ge-

Bulgarien.

Der Assistent des Professors Billroth, Eiselsberg, ist wie „W. T. B.“ meldet in Sofia eingetroffen und hat einen Consilium der Aerzte bei Stambulow beigewohnt.“ Das Befinden des letzteren ist andauernd befriedigend. Die Kugel ist noch nicht aufgefunden, die Wunde zeigt keinerlei gefähr-

lichen Charakter, der Patient ist fieberfrei.

Amerika. Nach in Paris eingegangenen Meldungen aus Buenos Aires wird die aus der Nationalpartei und der Union civica bestehende gemischte Convention am 5. März gur Ausstellung der Candidaten für die Präsidentschaft vonArgentinien usammentreten. Als Candidat für die Präsibentjczaft wird er Kriegs - Minister Levalle genannt: als wa rscheinliche Candidaten für dic Vice-Präsidentschaft werden General Mitre und Julio Roca bezeichnet. , Asien.

Aus Singapore vom 25. Januar meldet ein Reuter- sches Telegramm : ;

Der Führer der Aufständischen von Pahang Orang Kyah wird allmählich umzingelt. - Die Hetriee der Staaten Perak und Selangor leisten den Engländern Beistand. i

In Persien haben laut Meldung des „R. B.“ aus Teheran vom 2. Januar die Mollahs ihr Verbot des Tabackrauchens, welches sie als praktischen Protest gegen das Tabackmonopol empfohlen hatten, nunmehr aufgehoben.

Afrika.

Ueber die bereits gemeldete Eidesleistung der egypti- \hen Offiziere für den Khedive Abbas wird dem „Reuter schen Bureau“ aus Kairo vom 26. Januar be- richtet:

Ò Ein imposantes militärishes Schauspiel fand am Dienstag Morgen auf dem Abdin-Plate statt, wo die Offiziere der egyptischen Armee in Gegenwart der ganzen Garnison dem Khedive den Cid der Treue ablegten. Die Truppen, welhe {hon in aller Frühe auf dem Play Aufstellung hatten, präsentirten bei dem Herannahen des Khedive das Gewehr und die Offiziere schritten vor die Front, wo ihnen sodann ein Imam den Schwur abnahm. Die Stabsoffiziere bildeten einen besonderen Kreis mit dem Kriegs - Minister 1Jussuf Choudi- Pascha, dem Sirdar der Armee Sir Francis Grenfell und deur Scheikh-ul-Islam in ihrer Mitte. Zuerst leisteten alle activen Dffi- ziere den Eid, ihnen folgten die beurlaubten oder zur Disposition stehenden. Nachdem die Ceremonie beendet war, ritt der Khedive mit einer glänzenden Suite, darunter Sir Francis Grenfell und der Kriegs-Minister, die Front der präsentirenden Soldaten ab. Seine Hobeit sprach seine Zufriedenheit über das stramme Aussehen und die wohlgelungenen Erxercitien der Truppen aus und beauftragte Sir Francis Grenfell, einen dahin lautenden Armeebefehl zu erlaffen.

Da die Salzsteuer in Egypten um die Hälfte er- niedrigt und die Accise abgeschafft werden soll, hat die egyptishe Regierung dem „R. B.“ zufolge von den Mächten die Erlaubniß erhalten, den Ausfall mittels einer entsprehen- den Vergrößerung des Budgets gutzumachen, ohne jedoh die durh die Umwandlung der privilegirten Schuld erzielten Ersparnisse anzugreifen. Auf Antrag des französischen diplomatischen Agenten Marquis de Reverseaux ist die den Ausländern bisher auferlegte Steuer abgeschafft worden.

Aus Tanger in Marokko wird über Paris gemeldet, daß das französische Panzerschiff „Bayard“ von dort abge=

angen ist; der französishe Kriegsdampfer „Cosmao“, das panische Kriegs\hif „Alfonso X11.“ und das italienische Kriegsschiff „Dandolo“ seien noch vor Tanger liegen geblieben. Der englische Kriegsdampfer „Thunderer“ habe den Hafen ver- lassen und sei durch das daselbst eingetroffene Kriegs\{hi} „Curlew“ erseßt worden. Unter den einheimishen Stämmen

herrsche jeßt Ruhe.

genommen

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (159.) Sißung des Reichstags, welcher die Staatssecretäre Freiherr von Malzahn und Freiherr von Marschall beiwohnten, wurde in dritter Lesung der Geseßentwurf, betreffend die Anwendung der ver- tragsmäßigen Zollsäße auf das am 1. Februar 1892 in G N vorhandene unverzollte aus- ländishe Getreide, auf Grund der Beschlüsse weiter R berathen. der A wesentlih von redactioneller Bedeutung ist. A

Der Abg. Frißzen (Centr.) bat den Schaßsecretär, die Zollämter der Einzelstaaten sofort mit den nöthigen Weisungen zu versehen, damit die rheinishe Mühlenindustrie über ihre in Holland lagernden Getreidevorräthe im Sinne des Geseßzes verfügen könne. :

lsdann hatte bei Schluß des Blattes der Abg. Freiherr von Stumm (Np.) das Wort.

Jn der heutigen (7.) Sizung des auses der Abgeordneten, welcher der Präsident des Staats-Ministeriums, Reichskanzler Graf von Caprivi und der Minister der geist- lihen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedliß beiwohnten, wurden zunä auf Antrag des Abg. Grafen zu Limburg- Stirum an Stelle der bag. Köhne und Zelle die Abgg. Lückhoff und Goldschmidt zu Mitgliedern der Staats \huldencommission durch Zuruf gewählt. Die Gewählten. Ee die Wahl dankend an mit der Erklärung, daß sie sih auf Grund ihres auf die Verfassung geleisteten Eides auh füc dieses Amt verpflichtet hielten.

Darauf wurde die erste Berathung des Entwurfs eines Vol a int foCar es :

Abg. Graf zu Limburg-Stirum a erklärte, daß für die Conservativen nah den bisherigen Reden der Freiz conservativen und Nationalliberalen eine Verständigung mit den Ersteren wohl möglich sei, aber niht mit den Leßteren, die nah dem Appell des Abg. Dr. von Bennigsen an das

Dazu lag ein umfangreihes Améndement bgg. Broemel (dfr.) und Büling (nl.) vor, das

Rede des Abg. O gegen die Vorlage e als Gegenstand des politischen Mine etrachteten. Das Volklsschulgeseß dürfe niht nur von diesem Standpunkt aus ange ehen werden. Allerdings sei es bedenklih, ein Geseß zu machen, welches jo große Unzufriedenheit e und einen neuen Cultur= kampf t könne. ie confessionelle Schule werde aber keine Unzufriedenheit im Volk erregen. Redner wies sodann die Bedenken der Nationalliberalen gegen die Mitwirkung des kirhlihen Commissars bei der Lee 4 und gegen die Ertheilung des Neligionsunterrichts dur Geist-

Narine-Minister, J. Costingan, Minister für die indirecten Steuern, Sir A. K. P. Caron, General - Postmeister,

troffen sei, oder wenn die Hoffnung auf eine Reduction des französischen Minimaltarifs aufgegeben werden müsse.

liche zurück und wünschte Cautelen, daß die Privatschulen, die

liberale Bürgerthum im Reichstag und nach der entschiedenen