1892 / 30 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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In Bern wird nach einem Beschluß des Centralcomités des Schweizerischen Tyvographenbundes am 25. August d. J. ein internationaler Buchdrucker-Congreß stattfinden, auf dessen Tagesordnung nach der „Voss. Ztg.“ vorläufig folgende Programmpunkte u M Gründung ciner internationalen Widerstands- tafse, Negelung des Viaticumwesens durch ein einbeitliches Verband- buch, Schaffung einer internationalen Centralstelle mittels ständigen Secretariats.

Die Londoner „Allg. Corr.“ berihtet: Fast sämmtliche Mitglieder

Maschinisten-Gewerkvereine am Wear, Tyne und

, zusammen etwa 8000 Mann, stellten am Sonnabend die Arbeit

Die unmittelbare Ursache des Ausstandes is der Entschluß der Arbeitgeber, allwöchentlich 25 0/9 ihrer Angestellten zu entlassen, bis der Streit zwischen den Arbeitern der Palmers{hen Schiffswerft t Jarrow - beigelegt t (Bal NE 2 d B) Me Auëéständigen erklären, den Strike so lange fortseßen zu wollen, bis die Frage der Ueberarbeit endgültig geregelt ist. An Iok n Morley foll das Ersuchen ergehen, in dem Streit als Schiedérichter zu interveniren. Der Ausftand der Schu hmacher- gesellen in Bristol (vgl. Nr. 22 d. Bl.) soll schiedsgerichtlich beendigt werden. Gestern einigten si Arbeitgeber und Arbeiter, sich dem Schicds\fpruch des Mr. George White inNorwich zu fügen. Auf diese Weise ist eine Arbeitssverre, die sonst über die Schuh- industrie des ganzen Landes verhängt worden wäre, verhütet worden.

Kunft und Wiffenschaft.

In Schulte’s Kunstsalon if eine Ausftellung der Ebrengaben veranstaltet, welhe Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz - Regenten Luitpold von Bayern anläßlich seines fiebzigsten Geburtsfestes von Künstlern gewidmet wurden. Dak sih an dem Unternebmen, dem Fürsten in Form eines Albums fünftlerishe Erinnerungsblätter darzubringen, neben bayrischen bezw. Münchener Malern auch außerbayerische in großer Zahl betbeiligten, ist bei der traditionellen Stellung des baverischen Königshau!es zur bildenden Kunst und bei den Anregungen, velhe das Münchener Kunstleben den Kunstbeflissenen aller Nationen geboten hat und noch bietet, begreiflich, ebenso begreiflich, daß unter ‘den 656 eingelieferten Einzelblättern der Münchener Kunsts&ule der Löwenantheil zugefallen ift, sodaß wir gewissermaßen in thnen cine Musterkarte vor uns baben, aus der sich die Leistungs- fähigkeit der bayerishen Künstlershaft ermessen läßt. Auch, daß ih unter dicfen Proben eine große Anzahl minderwerthiger Leistungen befinden, wird feinen Einsichtigen verwundern. Die Gesammtleistung wirkt gleihwohbl als svontane Dankeshuldigung an das Fürstenhaus ergreifend und rübrend; Beziehungen der einzelnen Skizzenblätter auf die besondere Veranlassung find nicht allzu. häufig, es find vielmehr nur Gaben, welche der einzelne Künstler dem Jubilar darbringt, um, wie Dürer sich ausdrückt, „ihm seine Hand zu weisen“, nach bestem Wissen und Können. Diese aufrichtige Gesinnung ist allen Spenden gemein, und man thut daher eigentlih Unrecht, aus der großen Anzabl einige wenige als besonders gelungene heraus- zuheben. Da indeß die Blätter gegenwärtig zu einer Art Miniatur- ausgabe einer Münchener Kunstausstellung vereinigt sind, darf die Kritik si ibrer Urtheilsrfliht nicht entziehen. So sei zunächst unter den Bildnifsen des Prinz-Regenten die lebenêvolle Büste von Wil- belm Rümann und eine außerordentlih zart angelegte Pastell- sfizze von der Meisterhand Lenbach’s erwähnt. Ferner einige größere Bilder von Gabriel Max, Grüßner und F. A. von Kaulbach. Das sind diejenigen Arbeiten, welche èdurch ihren Um- fang auffällig von dem Albumformat der übrigen Blätter abweichen. Anfpruchslosigkeit der Technik und Genialität der Auffassung zeichnen die Stammtischstudie A. Oberländers aus, die unter der Maske von Tbiergestalten die Schwächen des deutschen Bierphbilisteriums mit föstlihem Humor versvottet. Auch die übrigen Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter“, wie Schlittgen, Harburger und der Pferdezeihner B. von Nagel sind mit treffliden Proben ihres Zeichenstiftes vertreten. Unter den älteren Vertretern der Münchener Schule nennen wir Wilhelm Diez mit einem Ritter Georg, Iosef Brandt mit einer Studie zu dem auf der leßten inter- nationalen Ausstellung bewunderten Tatarengesang, Villroider und Wenglein mit flotten Landfchafts\kizzen in Oel, Defregger mit einem wenig gelungenen Gelegenheitsbilde, H. Los for, Ernst Zimmer- mann mit einer heiligen Familie, Jofeph Wopfner, Ludwig von Loeffß, Matthias Schmid, H. Lindenschmit, Th. PBiris und C. Naupp. Von den Anhängern der modernen Nich- tung sind die besten erschienen, voran Friß -von Uhde mit einer stimmungévollen Studie zu seiner Fluht nah Egypten, Piglhein, der ein allerliebstes Jdyll, das Münchener Kindl, an den bajuvarischen Löwen geschmiegt, beigesteuert hat, W. Dürr, Paul Hötder, V, Tribier, M Sbedy, Leibl. Febr Sosef Blo, Bennewiß. vou. Losen. O. KUhl, QUTl) Herman, Strobenß u. st\ w. Wir könnten s{chlechthin ein- Ver- zeichniß der Münchener Künstlergenossenshaft auéschreiben, und würden treßdem fürhten müssen, unvollständig zu sein. Von betannteren Ausländeren begegnen uns die Spanier Benlliure und NBillegas, die Holländer Mesdag, de Haas (eine prächtige Landschaft mit Viehstaffage), Blommer, der Däne Anders Andersen, die PolenSzymanowsfki,Siekierz und Kowalski. Kurz, es ift eine durchaus vornehme Künstlergesellshaft, in der wir uns bewegen. Alle haben ihrer ehemaligen Studienstadt an der Jsar und dem erlauhten Beschüßer der Münchener Kunst bei dieser Ge- legenheit eine danfbare Huldigung darbringen wollen. Schon in diesem Sinne darf die Sammlung als ein bleibendes Denkmal für die Stellung Münchens in der Kunstgeshichte angesehen werden. Sie nimmt nabezu den ganzen Raum des Schulte’shen Salons in

, sodaß nur wenige nicht zugehörige Bilder daneben Plaß

1 h Bon den leßteren müßsen wir vor allem eines vor-

iserporträts von Mar Koner gedenken: in halber

: Herrscher dargestellt, unbedeckten Hauptes, von der reh-

der in Generalsuniform geftleideten und mit dem Bande

geschmüdten Gestalt fällt der {chwarze

et Die energische Wendung des Kopfes, der Glanz

Herrscherblickes sind überaus charakteristisch wiedergegeben ;

auch Zezug auf malerishe Haltung zählt dies Bildniß Seiner

Majestät den besten derartigen Leistungen des Berliner Künstlers, die wir biéher geseben.

In Lahr ist, wie die „Lahrer Ztg.“ meldet, gestern der als humoristisder Dichter bekannte Ober-Amtsrichter Ludwig Eich- rodt gestorben.

Auf dem Ziegelfelde der Gebrüder Nelles in Heimers- beim a. d. Ahr find, wie der „Elbf. Ztg.“ berichtet wird, dieser Tage interessante Funde gemaht worden, nämlih se{chs Mammut- zähne, von denen einer elf Pfund wiegt, ein Beinknochen von 50 cm Umfang, sowie andere „RNiesen“-Knochen.

Dem zu tovographischen Aufnahmen nach Athen comman- dirten Hauptmann Winterberger ist, wie man der „Post“ aus Athen reibt, eine arhäologisch wihtige Entdeckung geglückt. Seit langen Jahren schon ist man in wissenschaftlichen Kreisen über die enaue Lage einiger einst bedeutender griehisher Städte, u. a. von Sleuthera, im Unklaren. Man ift zwar im stande, ungefähr die Gegend zu bestimmen, in der sie gelegen haben müssen, nit aber den genauen Punkt. Nun licgt an der Straße, die von Athen nah Theben führt, das von Seiner Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen beschriebene und allen Archäologen bekannte Fort Eleutbera: die Lage der gleichnamigen Stadt konnte aber bis jeßt noch nit ermittelt werden. Als nun jüngst der Hauptmann Winter- berger gelegentlich seiner tovogravhishen Aufnahme in einem ziemli shroer zuganglichen, den Archäologen jedenfalls noch fremden Gelände größere Keste antifer Bauten vorfand, machte er hiervon dem Secretär des Kaiserlich archäologischen Instituts Dr. Dörpfeld Mittheilung. Es wurde sofort eine wiffenshaftlihe UntersuWßung der Ruinen vor- genommen, die zu dem sicheren Ergebniß führte, daß an diefer Stelle die alte Stadt Eleuthera zu suchen sei.

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Literatur.

Geschichte.

ffÆ. Mittheilungen des Freiberger Alterthums- vereins mit Bildern aus Freibergs Vergangenheit. Herausgegeben von Heinrich Gerlach. 27. Heft. 1890. Freiberg i. S. Gerlach. 1891. Von den aht Auffäßten, die das Heft enthält, ist zweifellos der interefsanteste der von Konrad Knebel, welcher sih mit der JIugendzeit Theodor Körner?s beschäftigt. Körner besuchte in den Jahren 1808 bis 1810 die Bergakademie zu Freiberg und verlebte bier, wie Knebel’'s Mittheilungen beweisen, eine fröhliche, zwischen ernster Arbeit und heiterem Lebensgenusse getheilte Studenten- zeit, der zablreihe Dichtungen ihre Entstehung verdanken. Die übrigen Arbeiten sind von ausschließlich localhistorishem Intereffe, unter ihnen ist die Studie über die Freiberger Bauchronik von Heinri h Gerlach hervorzuheben.

Gesetze, Verordnungen 2.

Der deutsche Zo lltarif für die Zeit vom 1. Februar 1892 ab ift in einer Bearbeitung des Nechnungs-Naths Reinhold im Reichs- Schaßtzamt in R. von Decker's Verlag, G. Schenck in Berlin (Preis 60 „F), erschienen. Dieser Ausgabe folgt eine ähnliche Bearbeitung seitens desfelben Beamten vom Waarenverzeichnifse zum Zolltarife gegen Ende Februar.

Die IFnvaliditäts- und Altersversicherung der See- leute. Zum Gebrauche für Seemannsämter, Rheder und Seeleute, dargestellt von Herman Gebhard, Director der hanseatischen Versicherungsanstalt für Invaliditäts- und Altersverficherung. Berlin W., Carl Heymann's Verlag. (Pr. geb. 5 4) Das vor- liegende Werk giebt zum ersten Mal eine Darstellung der eigenartigen Verhältnisse, die sih bei Ausführung der Invaliditäts- und Alters- versicherung der Seeleute ergeben. Es sucht festzustellen, welche Perfonen unter den Begriff „Seeleute“ fallen und welche als „bei der Seeschiffahrt betheiligt“ zu behandeln sind: inwiefern der Persfonenkreis der der Invaliditäts- und Altersversicherung unterstellten Perfonen ein anderer ist, als der Kreis derjenigen, die der Unfallversicherung untersteben ; auf welche Klassen der Seeleute die vom Bundesrath erlassenen Vor- schriften über die Einziehung der Beiträge von den NRhedern feine Anwendung finden: welche Obliegenheiten dem Rheder zufallen, auch wenn er nit der Arbeitgeber der versicherten Seeleute ift, und in welchen Fällen der Schiffer entweder als Vertreter des Rheders oder kraft ibm durch das Gefeß ertheilten Auftrags bei der Durchführung des Gesetzes mitzuwirken hat. Alle diese Fragen finden in dem Buche eine eingehende Erörterung. Die Anwendung der Gesetzesbestimmungen auf die einzelnen Klassen der Seeleute is, wo sih Gelegenheit dazu bietet, durch Beispiele erläutert. Besondere Aufmerfsamkeit ist auch den Aufgaben gewidmet, welche den Seemannéëämtern (sowohl denen im Jnlande, als den im Auslande als solche fungirenden Konsulaten des Deutschen Neichs) bei der Durchführung des Gesetzes zufallen. Das Buch dürfte daher sowohl den mit Fragen der Seeschiffahrt befaßten Behörden wie den dabei befonders interessirten Seeleuten ein willkommener Rathgeber sein.

Unterhaltung.

Unter dem Titel: „Moltke als Erzieher wird in nächster Zeit im Verlage der Schlesischen Verlags-Anstalt vorm. S. Schott- laender in Breslau ein Werf aus der Feder Felix Dahn's er- scheinen, das allgemeine Beachtung finden dürfte. Der Verfasser liefert hier eine eingehende Würdigung des klassishen Werkes Moltke?s: „Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71“, indem er aus der Eigenart des Schriftstellers Moltke die hohen Charakter- eigenschaften des Menschen entwicelt, der uns Allen ein leuchtendes Vorbild, ein Erzieher sein möge. Die Aufsäße sind jüngst in der Zeitschrift „Nord und Süd“ erschienen. :

Eine neue Gesammtausgabe von Charles Dickens? Romanen in Lieferungen veranstaltet die Verlagsbuchhandlung von Albin Schirmer in Naumburg a. S. Sie hat dabei nah dem Prospect des Unternehmens ganz besonders den Zweck im Auge, dem Colportage- buchhandel an Stelle der berüchtigten Hintertreppenromane eine ge- sunde, zur Hebung und Besserung des Volksgeistes und Volksgemüths geeignete Lectüre zu bieten. Diese Absicht wird man bei dem guten iittlihen Kern der Werke des großen englischen Humoristen, die bei uns in den unteren Schichten beinahe R unbekannt find, wohl billigen können. Die Uebersetzung hat der auf diesem Gebiet bereits bewährte Schriftsteller Paul Heichen besorgt: sie ift in dem in den erften Liefe- rungen gegebenen Roman „Aus zwei: Millionenstädten“ (Tale of two cities) ziemlich frei, dafür aber auch flüssig und leicht lesbar, wie es einer populären Ausgabe zum Vortheil gereiht. Diese erscheint in vierzehntägigen Lieferungen von je 80 Seiten, in Druck und Papier gut ausgestattet, zum Abonnementspreise von je 40 „8.

Der Bär, illustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Marf, herauêgegeben von Friedrich Zillessen und Richard George. Aus dem Inhalt der Nummern 12 bis 14 dieser Wochenschrift sind zu erwähnen: „Knecht Nuprecht“, ein Berliner Weihnachtébild von B. W. Zell; ein Aufsaß „Das wehrhafte Berlin“ von Major a. D. Conrad Staehbler, in dem Mittheilungen über die glanzvolle aber wenig bekannte Kriegsthätigkeit der Berliner Bürgerschaft zur Zeit der Markgrafen Waldemar und Ludwig, sowie des falschen Waldemar und über den fraftvollen Widerstand gemacht werden, den Berlin-Cölln der Belagerung des Königs Waldemar von Dänemark im Iahre 1349 entgegenseßte; „Moltke im Spreewalde“ von Mar Dittrich, cine intcressante Erinnerung an die Jugendzeit des Feld- marschalls, der bei Gelegenheit einer Generalstabsreise im Jahre 1836 als Hauptmann einen kurzen Aufenthalt in Lübbenau hatte, und „Des Großen Kurfürsten Umritt in der Neujahrsnacht“, ein Berliner Neujahrsmärchen von Gust. Heinr. Schneider. Unter den Abbildungen dieser drei Heste sind hervorzuheben: „Das Königliche Schloß von der Seite der Schloßfreibeit gegen Ende des 18. Jahrhunderts“ aus der Ferd. Meyer’schen Sammlung: „Im Thiergarten zur Weilnachts- zeit“, nach ciner Photogravüre aus: „Rau, aus dem Thiergarten" ; „Die Letzten auf dem Weihnachtsmarkt“, Originalzeichnung von W. Zehme; „Berliner Straßenleben“, Original-Skizze für den „Bär“ von W. Meiszen, und „Am Oberen Markt zu Konstanz“, nah einer photo- graphischen Aufnahme von F. Albert Schwarß in Berlin.

Die „JIllustrirte Frauen- Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W., Potsdamerstr. 38) hat mit ihrer am 1. Januar ausgegebenen Nummer den 19. Jahrgang begonnen. Sie bietet für die bevorstehende Ballsaison eine die Auswabl von historischen, modernen und Phantasie-Naskencostümen in vortrefflichen Abbildungen nebst Beschreibung. Ein Extrablatt enthält interessante Muster mittelalterliler Stickereien, während die Reihe der colorirten Musterblätter für fkünstlerishe Hand- arbeiten durch eine schöne fretensishe Sticferei aus dem 18. Jahrhundert vermehrt wird. In dem nicht minder reichhaltigen Unterhaltungsblatt findet die Leserin einen originellen Beitrag von Theo Seelmann über die afrikanishen Moden ter Neger- damen. Auch eine Anleitung zur Porzellan-Malereci dürfte willkommen sein Ein großer zweiseitiger, vorzüglich ausgeführter Holzschnitt nah dem Gemälde „Voltaire bei dem Herzog von Sully“ von W. E. Orchardson, beweist aufs neue, wie sich der Herr Verleger eifrig und mit Erfolg die Pflege dieses Zweiges der vervielfältigenden Kunst an- gelegen fein läßt.

Verschiedenes.

Die Tageszeitung „Frauen - Erwerb“, begründet und berau8gegeben von Hugo Söderström in Grünberg i. Schl, ent- hält in Nr. 159 wieder eine große Anzahl offener Stellen und Stellen- gesuche aus allen Gebieten des weiblichen Erwerbslebens. Im unter- Faltènben Theil bringt diese Nummer den Schluß einer hübschen Weihnachtsgeschichte von Hellmuth Wille und einige Mittheilungen über die Frauenbestrebungen.

Die Chemiker-Zeitung, Central-Organ für Chemiker, Techniker, Fabrikanten, Apotheker, Ingenieure. Mit dem Supplement Chemisches Repertorium, herausgegeben von Dr. G. Kraufe in Cöthen hat in der Nr. 7 des XVI. Jahrgangs folgenden Fnhalt: Akademie der Wissenschaften, Stockholm. Pateutliste. Handelsblatt. Verkehrswesen. Perfonal-Anzeigen. Chemisches Repertorium

(Wochenberiht der Chemifker-Zeitung). Nr. 2. 1) Allgemeine und physikalishe Chemie. 2) Anorganische Chemie. 3) Organische Chemie. 4) Analytische Chemie. 5) Nahrungsmittel-Chemie. 6) Agricultur-Chemie. 7) Physioklogisdbe, medizinishe Chemie. §8) Pharmacie. Pharmakognosie. 9) Mifkroffkovie. 11) Techno- logie. 12) Farben-Technik. 13) Hüttenwesen. 14) Elektro- technik. 15) Photographie. 16) Gewerbliche Mittheilungen.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Generalversammlung des Vereins zur Förderung der Moorcultur

findet Montag, den - 15. Februar, Vcermittags 10 Uhr, im Englishen Hause, Mohrenstraße 49, ftatt. Auf der Tagesordnung steht u. a. die Berathung folgender Anträge: a. des Herrn Ober-Amtmanns Büttner-Lobeoffund: „Der Verein wolle ein Concurrenzpflügen auf Moordämmen ausfhreiben und dabei die besten Mebhrscharpflüge Pprämiiren“; b. des Herrn Reitt- meisters von RNeohr - Dannenwalde: „Der Verein wolle dahin zu wirken suchen, daß die landwirthschaftlichen und ritterschaftlichen Creditinstitute gleichmäßige Grundsäße für die Beleihung der Moor- culturen aufstellen und denselben, wenn es gewünscht wird, Sach- verständige zur Verfügung stellen“ ; ferner ein Bortrag des Profeffors Dr. M. Fleischer: „Was thut uns augenblicklich in der Moorwirth- schaft besonders noth ?“, sowie eine Discussion über neuere Erfahrungen in der Moorcuitur, eingeleitet von den Herren von König-Zörnigall und von Döringen-Nibbekardt.

Torfstreu.

Der C lub der Landwirthe hatte den gestrigen Vortrags- Abend der Frage der Gewinnung und Verwerthung von Torfstreu gewidmet. Das einleitende Neferat hatte Oekonomie- Rath Rothbarth- Gifhorn übernommen, der neben seinem aus- gebreiteten landwirthshaftlihen Betrieb auh zwei Torfstreufabriken besißt. Die Torfstreu, *ie in bäuerlihen Besißungen schon seit Langem bekannt ist, wird fo etwa führte er in längerem Vortrag aus seit etwa zehn Jahren fabrikmäßig hergestellt. Viele Torfstreufabriken sind in diesem Decennium entstanden, viele aber auch wieder eingegangen, und viele Febler sind auf diesem Gebiet gemacht worden, und zwar sowohl von den Fabrikanten, als auch von den Consumenten. Die Fabrikanten sind vor allem nit sorgfältig genug in der Auswahl der geeigneten Moorsorten gewesen oder haben sogar absichtlich weniger geeignete Sorten ge- nommen, um das Gewicht ihres Products zu erhöhen und daduxch in die Lage zu kommen, billiger liefern zu fönnen. Zu einer guten Torfstreu eignet sich nämlih nur der leichte und poröse gelbe Sphagnumtorf der Hechmoore. Dieser vermag etwa das Zwöolf- bis Dreizehnfache seines cigenen Gewichts aufzusaugen und muß derartig getrocknet fein, daß er nur 28 bis höchstens 35 °/% Wasser enthält. Die Fabrikanten verwenden nun aber oft auch den aus Wollgräsern gebildeten s{hwarzen Specktorf, der natürlich specifisch \chwerer ist, aber nur das Fünf- bis Sechsfache seines Ge- wichts aufsaugt, oder aber sie bringen auch eine Teorfstreu in den Handel, die noch bis 609% Wasser enthält. Auch die Verarbeitung läßt zuweilen zu wünschen übrig, der Torf für gute Torfstreu muß im Herbst gestohen werden, den Winter über ausfrieren und im Früßbjahre dann getrockœnet und im Neißwolf so zerfleinert werden, daß die größeren Stücke höchstens 4 bis 5 gem haben. Oft aber kommen Sorten in den Handel, in denen sh nur ganz große Stücken vorfinden. Diese mangelhaften Fabrikate und die unter den Consumenten viel verbreitete Unkenutniß in der Verwendung der Torfstreu haben nun thatsächlich bewirkt, daß viele falsche An- shauungen und viele Vorurtheile entstanden find, die bei gutem Material und richtiger Verwendung hinfällig sind. Am rationellsten erscheint es nah des Nedners Ansicht, alle neun Tage das ganze Lager, etwa 60 Pfd., zu erneuern und in der Zwischenzeit sih darauf zu beschränken, nur besonders nasse Stellen zu beseitigen und das Ganze öfters umzuharken. Bei derartig sachgemäßer Verwendung hat sich der Düngerwerth gegen Strohdünger pro Tag und Pferd um 3 4 erböht. Bezüglich der Wirkung des Torfstreudüngers hat man in Gifhorn selbst glänzende Erfolge gehabt; man hat dort auf Boden 7. Klasse pro Morgen 205 Centner Zucferrüben mit 15,9 9/9 Polarifsation und 2,1 9% Nichtzucker geerntet. Ebenso hat der Anbau von Conserve- erbsen und Bobnen außerordentlihe Nesultate ergeben. Der Torfstreudünger wirkt vor allem auch viel nachhaltiger wie der Strohdünger. Natürlich hat auch der s{chwarze SpeÉtorf, der als Torfstreu nicht zu empfehlen ist, landwirthschaftlih hohen Werth und findet zum Compostiren gute Verwendung, da er an sich noch stickstoffreiher ist wie der gelbe Sphagnumtorf. Das leßtere konnte Oefonomie-Nath Neuhauß in der Discussion voll bestätigen, er hat seinen schwarzen Spektorf in die Dunggrube gefahren und dadurh mit einem Kostenaufwande von 6000 A ein Düngerplus von 4000 Fuhren erreiht. Professor Grahl, der wissenshaftlize Beirath der Moorinteressenten, verwies noch vom wissenschaftlihen Standpunkt aus auf den Werth der Torfstreu, in der an sih schon eine beahtens8werthe Dungquelle liege, die dur Hinzutritt der Excremente voll ershlossen werde. Er richtete namentlich an die Pferdebesißer der Großstädte und an die Landwirthe in deren Umgebung die ernste Mahnung, der Torfstreu- frage näher zu treten, da für das Stroh immer mehr in der In- dustrie Absatz zu finden sei. Professcr Werner, der Vertreter der Thierzuchtlehre an der Landwirthschaftlichen Hochschule, berichtete über Versuche der Verwendung der Torfstreu bei den vier Hausthierarten. Bei den Pferden hat sie sich namentlich als Matraze gut bewährt, bei den Kühen wirken die Wassermassen sehr erwecichend auf die Streu, es empfehlen sich daher Stände nah holländischer Methode mit breiter Rinne, da sonst die Thiere {wer rein zu halten sind. An sich hat sich die Torfstreu auh hier vorzüglih be- währt. Auch bei Fleishschafen ist sie gut am Plate, für Wollschafe aber wird man im Interesse der MReinhaltung des Vließes beim Stroh bleiben müssen. Schweine haben die Torf- streu einfach aufgefressen. Dr. Vogel empfahl den Zusaß von Phosvhatgips oder von einem anderen ammoniakabforbirenden Mittel, um den Aminoniakveluli zu vermeiden, der sonst beim Trocknen des Düngers auf dem Felde leiht geschehen fann, wenn der Ammoniak nicht gebunden ift. Professor Gra hl empfahl zu gleihem Zweck, und zwar namentlich bei Fäfaldünger, Kainit, welcher zugleich dem Dünger die nöthige Feuchtigkeit erhält. Der Geheime Regierungs-Rath Wittmal betonte die Nothwendigkeit, für den Handel mit Torfstreu feste Normen zu finden, die auch dem Laien ein Urtheil über die Güte des Products gestatten. Zum Schluß berichtete Ober-Amtmann Ning - Düppel über feine eigenen günstigen Erfahrungen bei der Verwendung von Torfstreu als Matrate in Pferdeboren.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperruugs- Makßregelu.

Ueber die Influenza bringt Nr. 5 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits- amts“ vom ?2. Februar folgenden Bericht :

In Frankreih, Belgien, besonders aber in Groß- britannien und Irland scheint die Verbreitung der Seuche noch zuzunehmen, während in den östlicher ge- legenen Staaten, Oesterreich, Polen, Dänemark und Schweden, die {hon in der Vorwoche festgestellte Ab- nahme im allgemeinen fortgeschritten i. Von den Berichtsstädten in Großbritannien und FJrland ließen nur Liverpool (40,0 gegen 42,0 9/%0o) und Manchester (23,9 gegen 26,6) eine Abnahme der Sterblichkeit gegenüber der Vor- woche erkennen. Dagegen erhöhte fich diefe in London von 40,0 auf 46,0 9/0 bei 506 Todesfällen an Influenza gegen 271 in der Vor-

woche (Todesfälle an acuten Erkrankungen der Atbhmungsorgane A. 1000 gegen 725), in Edinburg von 20,5 auf 21,9 bei 11 Todes- fällen an Influenza gegen 4 und in Dublin von 43,8 auf 54,1 9/9. Fn Paris wurde eine Sterblichkeit von 37,1 gegen 35,9 9/00 bei 31 Todeéfällen an Influenza gegen 60 in der Vorwoche (A. 393 gegen 380), in Lyon cine solche von 39,2 gegen 30,5 °/oo (A. 101 gegen 67), in Brüssel cine folche von 47,8 gegen 38,4 9/00 (A. 50 gegen 39) beobachtet. i L L EESO x

Sn Gbristiania und Wien haben si die eins{chlägigen Verhält- nisse anscheinend nicht wesentli geändert, denn die Sterblichkeit betrug in Christiania 24,4 gegen 23,4 in der Vorwoche (A. 14 gegen 99), in Wien 32,2 gegen 31,4 bei je 532 Erkrankungen an Influenza in beiden Berichtswochen (A. 248 gegen 244); dagegen hatten von den übrigen nördlißen und östlichen Berichtsorten Stoholm eine Sterblichkeit von 37,7% gegen 45,8 in der Vorwoche ei 4453 Erkrankungen an Influenza gegen 711 in der Vor- woche, Kopenhagen eine folhe von 27,890 gegen 30,1 bei 39 Todesfällen und 620 Erkrankungen an Influenza gegen 57 und 954, Warschau 24,9 gegen 26,7, Krakau 31,4 gegen 34,8, Graz 37,1 gegen 97,7 und Triest 49,6 gegen 59,5 (A. 47 gegen 58) zu verzeihnen. Aus Prag und Budapest wird eine Zunahme der Erkrankungen an Influenza (von 5 auf 104 und von 43 auf 67 ge- meldet}, in Prag war auch die Zahl der Todesfälle an acuten Er- franfungen der Athmungsorgane (26 gegen 17) erhöht, doch ist die Gesammtsicrblihkeit in beiden Orten, in Budapest sogar erheblich (29,6 gegen 40,4 9/00, A. 73 gegen 106) heruntergegangen. Nur in Brünn itieg die Sterblichkeit von 44,6 auf 51,1 %o in der Berichtswoche an. Nach den Zeitungen! ist die Influenza auch in Bukarest stark ver- breitet. Die dortige Offiziersule sei wegen zahlreicher Influenza- fälle bié Mitte Februar geschlossen worden.

Im Deutschen Reich macht sich die Influenza nah den Zeitungen ncch in den verschiedensten Gegenden bemerftbar. Unter dem Zugpersonal der bayerishen Staatsbahnen im Ober-Bahnamt München foll sie (N.-A. Nr. 22) fo beftig aufgetreten sein, daß Betriebs- störungen nur mit Mübe vermieden werden konnten. An mehreren Orten hat sih die Nothwendigkeit der Schließung von Seminaren ergeben, fo in Mettmann, Köslin, Dresden, Grimma, Oschatz und Waldenburg in Sachsen. Im Königreih Sachsen soll die Krankheit weitex um sih greifen. Von den eins{lägigen Berichtsorten weist zunächst allerdings nur Zwickau eine erbeblich erhöhte Sterblich- feit (36,49%0 gegen 227, A. 5 gegen 3) auf. Todesfälle an Influenza sind aus Zwickau 2, von anderen sähsishen und benach- barten Orten aus Dresden 10 (Vorwoche 8), Magdeburg 11 (11), Halle 2 (4), ferner aus Barmen 2, Braunschweig 7 (7), Danzig 4 (3), Franffurt a. O. 2 (3) Lübeck 3, Münster 1 (5), Stettin 4 (5), aus dem Reg. -Bezirk Düsseldorf 16: Erkrankungen aus Berlin (4 Kranfenhäufer) 27 (18) bei 2 Todesfällen, aus Franffurt a. O. 76 (102), Nürnberg 530 (400), Neg.-Bez. Düsseldorf 1323, Reg.- Bez. Posen 43 (76) gemeldet worden. Von diesen Orten hatten eine erheblichere Zunahme der Gesammt-Sterblichkeit Danzig (29,4 gegen 21,7 9/00, A. 14 gegen 14), eine entsprehende Abnahme Barmen (17,7 gegen 21,2, A. 12 gegen 15), Braunschweig (22,6 gegen 28,9, A. 12 gegen 17), Lübeck (18,9 gegen 27,5, A. 0 gegen 7), Magdeburg (22,4 gegen 28,7, A. 32 gegen 34) und Münster (25,5 gegen 40,5, A. 6 gegen 11). Unter den übrigen Orten ragten durch eine erbeblichere Zunahme der Sterblichkeit und der Todesfälle an acuten Erfrankungen der Athmungsorgane hervor: Charlottenburg (24,3 gegen 14,8, A. 9 gegen 5), Krefeld (16,5 gegen 9,9, A. d gegen 2), Meß (33,5 gegen 20,9, A. 14 gegen 10), Remscheid (22,1 gegen 9,8, A. 6 gegen 1) und Nostock (33,9 gegen 20,3, A. 9 gegen 7), durch cine erheblihere Abnahme: Dortmund (22,3 gegen 27,3, A. 7 gegen 16) und Cassel (24,2 gegen 40,1, A. 5 gegen 12).

Was Amerika betrifft, so liegen jeßt nähere Nachrichten vom Dezember ver. Nach den aus Michigan beim staatlichßen Gesundheits- amt in Lanfing von 44 Beobachtern eingegangenen Berichten haben Lungenentzündung und Influenza in der am 19 Dezember endenden Woche zugenommen. Auch in New-Orleans hat sich nach einem auf amtlihem Wege eingegangenen Bericht vom 30. Dezember die Influenza gezeigt, tritt jedo nicht so heftig wie vor zwei Jahren auf; die wöchentliche Sterbeziffer hatte daselbst noch nicht wesentlich zugencmmen.

Nach den wöchentlihen Ausweisen aus New-York und Brooftlyn hat in der am 2. Januar endenden Woche die Zahl der Sterbefälle gegenüber der Vorwoche weiter zugenommen, und zwar in New-York von 889 auf 969 (entsprehend einer Sterblichkeitsziffer von 59,25 9/00), in Brooklyn von 426 auf 470 (30,31 9/00). In ersterer Stadt nahmen insbesondere die Todesfälle an Lungenschwindsucht zu. (Abstract of sanitary reports Nr. 1 und 2.) :

__In dem Monat Dezember 1891 sind neueren Nachrichten zufolge an der Influenza gest orben: in Louisville 48, in Cincinnati 101, in Havanna 32 Perfonen. Aus Baltimore erwähnt bereits der Novemberbericht 109 Todesfälle an der Influenza.

Ueber Erkrankungen an Trichinose unter der Mannschaft des Bremer Vollschifses „Ni xe“ im Mai v. I. sind auf amt- lichem Wege folgende Nachrichten eingegangen: Am 2. Mai kaufte der Cavitän auf dem Markte zu Jquique (Chile) Schweinefleisch, von welchem der Koch, wie sih zwei Wochen später, nahdem s\ieb- zehn Mann nah und nah erkrankt waren, herausstellte, ohne Wissen und Willen des Capitäns etwas gehacktes Fleisch roh mit Pfeffer und Zwiebeln zum Frühstück verabreicht hatte. Einige Leute, welche von dem Fleish erst Mittags gekocht und gebraten aßen, blieben gesund.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. i s An ter Nuhr sind am 2. d. M. (fatholischem Feiertage) gestellt 2081, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 3468, nickt rehtzeitig gestellt feine Wagen.

10 Zwangs-Versteigerungen. :

_Beim Königlichen Amtsgeriht T1 Berlin stand am 1. Februar 1892 das Grundstü in der Hussitenstraße 15 und Uscdom- straße belegen, _dem Kaufmann Heimann Maschke gehörig, zur Versteigerung: für das Meistgebot von 285 750 46 wurde der Kauf- mann W,. Iden, Sorauerstraße 26, Ersteher.

T Der A der Bergish-Märkischen Industrie- Gesellschaft at beschlossen, der auf den 26. d. M. zu berufenden Generalversammlung die Vertheilung von 5%/9 Gewinn für 1891

(gegen 6% für das Vorjahr) vorzuschlagen.

—— Vom oberschlesischen Steinkobhlenmarkt berichtet die „Sl. Ztg.“ : Die Lage des oberschlesischen Stcinkohlengeschäfts ist weiter ungünstig geblieben. Obwohl in leßterer Zeit die Eisenbahn- Verwaltungen größere Quantitäten an Stückfohlen bezogen haben als in den Vorwochen, so waren diese Transporte denno nicht so be- deutend, _um auf den Koblenmarkt belebend einzuwirken. Sollte sich der Absaß niht bald beben, dann dürften weitere Betriebs- einschränfungen auf den Gruben unvermeidlich werden. Eine Belebung des Koblenmarktes wäre aber nur zu erhoffen, wenn sich die ober- \Mlesischen Steinkohlen nach dem Auslande und nad den Ostsee-

tobinzen, aus denen sie dur englische Kohlen verdrängt worden, durch ferabsegung der Preise wieder Eingang verschaffen könnten. Preis- s zaoscBungen sind bis jegt nur auf wenigen Gruben erfolgt; diese

Treuen si daher cines größeren Absatzes, und ihre Bestände sind

Leringer. Die bis jeßt noch aufrecht erhaltenen Preise für Ta

sind 40—50 „\ für Stück-, Würfel- und Nuß- 1, de e 5 für Nuß- 11, 28—32 für Klein- und Erbsenkohlen Ge 4 für Gries und 8—14 „§ für Staubkohlen pro 90 kg ab SURE H a Marken sind um 3—5 - pro Centner billiger. Von den vandlern werden bei Entnahme von gröfzeren Quantitäten geringere falls bewilligt. Im Koksgeschäft ist eine Aufbesserung eben- a E zu verzeichnen, da der Bedarf an Koks infolge der Be- rlevéeinschränkungen auf den Hütten geringer und der Absaß ins Aus-

land immer s{wächer geworden ist. Die meisten Kokswerke haben daber ihre Production wesentlih ermäßigt; sie beshränkt sih auf das Luantum, für welches der Absaß durh Verträge oder durch eigenen Bedarf gesichert ist.

Leipzig, 2. Februar. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Februar 3,421 4, ver März 3,45 Æ, per April 3,477 #, per Mai 3,474 #, per Juni 3,90 Æ, per Juli 3,50 , per August 3,50 A, per September 3,924 A, per Oftober 3,523 4, per November 3,523 4, per Dezember

5927 M, per Januar 3,525 4 Umsatz 110 000 kg.

i 2. Februar. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. bis 28. Januar 622 970 Fl., Mindereinnahme 30632 F[.

London, 2. Februar. Wolle fest, Preise unverändert.

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.

Manchester, 2. Februar. (W. T. B.) 12r Water Taylor 52, 30r Water Taylor 74, 20r Water Leigh 62, 30r Water Clayton 7, 32r Mock Brooke 72, 40r Mayoll 74, 40r Medio Wilkinson 84, 32r Warpcops Lees 62, 36r Warpcops Rowland 74, 40r Double Weston 87, 69r Double courante Qualität 115, 32“ 116 yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 150. Rubig.

Madrid, 2. Februar. (W. T. B.) An der beutigen Börse traten Liquidations\hwierigkeiten hervor; es werden fünf Fallissements gemeldet, doch war die Uquidation um 5 Ubr obne weitere Zwischenfälle beendet.

New-York, 2. Februar. (W. T. B.) Die B örse verkehrte anfangs s{wach; im Verlaufe des Verkehrs entwickelte sich große cestigfeit. Der Schluß geschah bei höchsten Tagescursen. Umsaß der Actien betrug 267 000 Stück. Der Silber- vorrath wird auf 3 700 000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 55 000 Unzen.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Producte betrug 8259288 Doll. gegen 8 432 540 Doll. in der Vorwoche.

Weizen - Verschiffungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten nach Groß- britannien 119 000, do. nach Franfreih 49 000, do. nah anderen Häfen des Continents 112 000, do. von Californien und Oregon nah Großbritannien 55 000, do. nach anderen Häfen des Continents Qrts.

(W.T. B.) Wollauction.

Verdingungen im Auslande.

Rumäntien. 27. Februar, 3 Uhr. Ministerium für Landwirths{haft, In- dustrie 2c., Bukarest. Lieferung von 50 000 kg Schwefelfkoblenstof in Fässern von je 200 kg. Caution: 59/9 des Submissionsbetrages.

Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, ?. Februar. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanishe Packetfahrt-Actiengesellschaft. Der Vostdampfer „Rugia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New - Y ork eingetroffen.

3. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia* hat, von New-York kommend, beute Morgen Lizard passirt.

London, 2. Februar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Anglian“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.

Theater und Musik.

Sing-Akademie.

__ Das gestrige Concert der Kaiserlich - Königlich österreichischen Kammersfängerin Fräulein Alice Barbi war außerordentlich zahl- reih besucht. Ihre nit sehr große, jedoch in der Höhe ganz beson- ders wohlflingende Stimme besißt zugleich eine ungewöhnliche Coloraturfertigfeit. Die scnellsten Passagen und Triller sowie die gefahrvollsten Intervallsprünge gelingen der Künstlerin mit fstaunenswerther Sicherheit, auch ift die ftets leben- dige, mitunter dramatische Vortragsweise lobend anzuerkennen, wenn wir auch niht unerwähnt lassen wollen, daß in den Schubert- schen Liedern zuweilen mehr Tiefe der Empfindung zu wünschen blieb. Die drei italienischen Arien von Astorga, Salvator Nofa und Durante, fowie die Lieder von Franz und Brahms gelangen der Sängerin ganz vortrefflih. Den Höhepunkt ibrer virtuosen Leistungen erreihte sie durch die betannte am Schluß des Abends vor- getragene Mazurka von Chopin - Viardot. Sämmtlihe Ge- sänge wurden mit so enthusiastishem Beifall aufgenommen, daß die Concertgeberin noch einige Lieder hinzufügte. Die Pianistin Fräulein Mary Wurm, dur ihre früheren Leistungen bereits vortheilhaft bekannt, unterstüßte das Concert dur einige Clavierstüke pon Händel, Chopin, Mary Wurm und Rubinstein, die sch gleich- falls einer günstigen Aufnahme erfreuten.

Ihre Majestät die Kaiserin beehrte das Concert mit Allerhöchstibrer Gegenwart und unterhielt Sich längere Zeit mit der Concertgeberin.

Am Sonnabend geht im Königlichen Opernhause unter Herrn Kapellmeister Kabl's Leitung Nüfer's Oper „Merlin“ neuein- studirt in Scene. In dem Werke sind die Damen Leisinger und Staudigl, die Herren Rothmühl, Krolop, Ernst, Schmidt und Stammer beschäftigt. Der Sonntag bringt an Stelle der an- getündigten Vorstellung die Oper „Carmen“. Am Montag, dem zweiten Gesellschaftsabend, geht „Der Barbier von Sevilla“ und „Cavalleria rusticana“ in Scene. Der Vorstellung des „Tann- bâäuser“ an Donnerstag wird Frau Cosima Wagner, welche gegen- wärtig in Berlin weilt, beiwohnen.

Die General-Intendantur der Königlichen Schauspiele ersucht ergebenst, die noch ausstehenden Subscriptionslisten für den auf Allerhöchsten Befehl am 24. Februar in den Räumen des Königlichen Opernhauses stattfindenden Ball bis spätestens den 8. d. M. zurüc{zureihen. Alle später eingehenden Gesuche müssen unberück- 1ichtigt bleiben.

Die Beseßung des Wildenbruch’\c{en Schauspiels „Das Heilige Lachen“ im Königlichen Schauspielhause is folgende: Der Principal der großen Weltapotheke, ein bisher guter Geist: Herr Nesper, Optimus, fein Provisor: Herr Arndt, Pessimus: Herr Grube, Animus, Bürgermeister der Stadt Terra: Herr Purschian, Schönheit, seine Gemahlin: Frau von Hochenburger, Lachegott, beider Kind: Fräulein Conrad. Frau Stollberg ist die „Wahrheit“, Fräulein Poppe die „Some“ des Schau- spiels. Fräulein Lindner stellt die milde „Nacht“ dar. Die schwierige Rolle der „Lüge“ hat Frau Keßler übernommen, während Frl. Golmick in fkünstlerischer Selbstverleugnung vor der Darstellung der „Häßlichkeit“ nicht zurückshrecken wird. Aus dem umfangreichen Personenverzeihniß wollen wir nur noch Frau Schramm und Herrn Vollmer herausheben, welche als Jungfrau Läppchen und E Lamm Gelegenheit zu zwei äußerst drastischen Chargen haben urften.

Das Programm des 11. Concerts von Pablo de Sarasate, das morgen unter Mitwirkung von Berthe Marr fn der Phil- bharmonie stattfindet, lautet nunmehr definitiv wie folgt: Phantasie ür Violine und Pianoforte, op. 159, von Schubert, Sonate für Violine und Pianoforte, op 75, von St. Saëns, Clavier- soli von Chopin und Alfan, „Liebesfee“, für Violine und Clavier von Naff, Clavierstickle von LUszt und Moszkowski, „Le chant du rossignol* für Sioline von Sarasate. Die Pianistin Fräulein Alice Reins hagen wird gelegentlich ihres morgigen Auftretens in der Sing-Akademie Schumann's Fis-moll]- Sonate, Liszt’'s Nhapsodie Nr. 6, Brahms? Scherzo op. 4 und cine MNeihe fleinerer Werke von Schubert, Nubinstein, Chopin und Pade- rewski zum Vortrag bringen. Die Pianistin Fräulein Alice Dessauer wird in ihrem am Sonnabend in der Sing-Akademie stattfindenden Clavierabend u. a. Beethoven's Variationen in C-moll und seine „Avpassionata® spielen.

f

Mannigfaltiges.

O ohenzollern-Galerie am Lehrter Babuhof ift in der

oche nach ibrer Eröffnung, d. h. bis zum 31. Januar, von

befubt worden. Der Andrang war zu einzelnen

ag 1, namentlih an den Tagen mit dem ermäßigten Ein-

trittspreis, ein so gewaltiger, daß wiederbolt der Billetverkauf an der

Kafje eingestellt und die Besucher durch ein Placat aufgefordert werden

mußten, im Wartefaal zu verweilen, da die Plattform beseßt war.

ZU den ersten Besuchern zählten in der ersten Woche die Kaiser-

lihen Majestäten sowie Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg.

__ Die „Neue Preußische“ und die „Nordd. Allgem. Ztg.“ berichteten geitern übereinstimmend Folgendes: Als am Montag Mittag die Shloßwache nah dem Schloßplaßze marschirte, zog, wie ger ein ganzer Menschenshwarm thr voraus, unter welhem eine Schaar ao ein Gejoble begannen und militärishe Commandos ausrief. Als ihnen dies auf Veranlassung des Hauptmanns von Eggebrecht vom Garde-Füsilier-Negiment, unter dessen Befehl die Wache ftand, untersagt wurde, kam es zu einém fürhterlihen Kra wall. Die Polizei mußte einschreiten und führte zwei der Nädelsführer nah der Wac zweiten Polizeireviers in der Baubofstraße ab, während eine

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700 Köpfen bestehende Menge unter fortwährendem Lärm folg Mit Bezug hierauf wird uns von der Commandantur von Berlin mitgetheilt: Der in der „Kreuz-Zeitung“ und in der „Nord- eutschen Allgemeinen Zeitung“ mitgetheilte Vorfall auf dem Schloß- plaße beim Aufziehen der Shloßwache ist insofern niht richtig dar- gestellt, als der Hauptmann vom Garde-Füsilier-Regiment das Ein- schreiten der Polizei nicht veranlaßt bat. Nach hbierber erstatteter Meldung hat weder er noch die Wachtmannschaft von einem Krawall etwas bemerkt. Ein solcher fann daher erst nach dem Einmarsch der Wache in das S{hloß entstanden sein. : / Posen. Ein Gewitter wurde, wie das . Pos. Tgbl.* berichtet, am Sonntag Abend nicht nur in der Stadt Posen, sondern au in den westlih, nördlich und nordöstlih davon gelegenen Kreisen beob- ahtet. In unserer Stadt trat es in Verbindung mit einer Schnee- böe Abends nah 9 Uhr als hell leuhtender, einmaliger Blitschlag, gefolgt von kurzem, s{wachem Donnerrollen auf. Die Temberatur war während des Gewitters nahe dem Nullvunkt, der Wind stürmisch aus West, der Niedershlag Schnee.

__ Brieg, 2. Februar. Furhtbares Hochwasser hat, wie „Köln. Z.“ telegraphirt wird, die Vorstadt völlig überschwemmt: einstöckigen Häusern ragen nur noch die Dächer hervor. Man fürchtet, daß die Dämme reißen werden.

Bremen, 2. Februar. Ueber den Dampfer „Eider“ meldet ein Telegramm des „Norddeutschen Lloyd“ aus Southamvton: Nach Berichten aus Atherfield blieb gestern Nachmittag kein Zweifel mehr, daß eine Rettung der „Eider“ unmöglich sei. Zu jener Zeit befanden sich Offiziere und Mannschaften, im ganzen 150 Personen, noch an Bord: da sle um Rettungsboote signalifirten, wurden alsbald Versuche ge- macht, damit in See zu gehen. Wegen des stets wachsenden Sturms konnte dies indeß längere Zeit nicht gelingen. Erst um 35 Uhr war es möglich, bei furchtbarem Seegang ein Rettungs- boot, das wiederholt von den Wellen zurückgetricben ward, an die „Eider“ zu bringen. Nach s{chwerem Kampfe mit der Fluth gelang es fodann, einen Theil der Mannschaft ans Land zu seßen. Zwei weitere Nettungsboote folgten, und den unermüdlichen Anstrengungen ihrer Bemannung ist es zu danken, daß \ch{ließlich die gesammte Bemannung des Dampfers bis 7 Uhr Abends ans Land gebracht werden konnte. Als die leßten Fahbrgäste das Ufer betraten, brach die Menge in Jubelrufe aus und ließ die braven Rettungêmannschaften hochleben. Die geretteten Fabrgäste sprachen sich auf das günstigste über das Benehmen des Capitäns und der Besaßung aus und erklärten, daß keinerlei Panik auf dem Schiffe ausgebrochen fei. Nur hätten die Fahrgäste sich niht gern der großen Gefahr ausfeßen wollen, mittels der Nettungsboote an das Land befördert zu werden. Die gescheiterte „Eider“ des Norddeutschen Lloyd war 4719 Register- tons groß und 1883 auf der Werft der Fairfield Shipbuilding Comv. in Covan (England) gebaut. Sie vermochte 1360 Passagiere zu fassen. Die Anschaffungskosten des Dampfers „Eider“ ftellten si auf 3 970 000 Ende 1890 stand das Schiff mit 2 370 000 .( zu Buch. Der Dampfer hatte 216 Passagiere an Bord.

Wien, 1. Februar. In den leßten drei Tagen wüthete hier,

wie der „Frkft. Ztg.“ berichtet wird, ein entseßliher Sturm.

In der an der NReichéstraße im Gemeindebezirk Guntramsdorf ge- legenen Ziegelei der Firma Biziste, wo an 200 Arbeiter männlichen und weiblichen Geschlechts beschäftigt sein sollen, stürzte infolge des Orfkfans plößlih ein großer Theil des 35 m hoben Rauchfangs ein und eine ganze Masse von Ziegeln fiel in jenen Theil des Ringofens, wo ein Theil der Arbeiter beschäftigt war. Ein älterer Arbeiter und ein achtzehnjähriges Mädchen wurden von den aus beträchtlicher Höhe herabgefallenen Ziegeln mit solcher Wucht auf den Kopf getroffen, daß ste sofort todt auf dem Plat liegen blieben, und drei andere Ar- beiter trugen leben8gefährliche Verleßungen davon.

Graz, 2. Februar. Im Zang- Thale wüthet nah einer Mel- "

H. T. B." seit gestern ein großer Grubenbrand.

dung des

London, 2. Februar. Wie dem „R. B.“ aus Malta vom 1. Februar gemeldet wird, sißt das Flaggen?ch{chiff des britischen Mittelmeer-Geshwaders „Victoria“ noch immer bei der Insel Plataea an der Westküste Griechenlands fest. Das Torvedoboot „Hecla“ bat gestern und heute versuht, das Schiff loszuziehen: heute Nachmittag foll auch das Panzer|chiff „Edinburgh“ mithelfen. Das Wetter ist {sn und die See glatt. Die „Victoria“ wird noch fort- während entladen. Die Ursache des Unfalls ist auch jeßt noch nicht bekannt. Der Bergungsdampfer „Berger Willhelm“ ist gestern von Konstantinopel nach Plataea gesegelt, um Beistand zu leisten. Die „Victoria“, Capitän A. Bourke, gehört in die Klasse der Thurmschiffe und trägt einen Panzer von 18zölligen Stahlplatten. Sie lief 1887 vom Stapel, hat 12 000 Pferdekraft, 10 400 t Wasserverdrängung, eine Fahrgeshwindigkeit von 17,2 Knoten die Stunde und eine Be- waffnung von zwei Geschützen von 111 t, einem von 29 t und zwölf Von DL

London, 2. Februar. Der Dampfer „,Mortimer“ ist bei Grey-Harbourg gescheitert : zwanzig Menschen sind ertrunken.

Rom, 2. Februar. Carabinieri, unterstüßt durch Infanterie, boben laut Melduna des „W. T. B.“ in der Provinz eine Räuber- ban de von 46 Perfonen auf.

Februar. Der belgishe Postdampfer „Prinz Balduin“ ist nach einer Meldung des „D. B. H.“ in Dover infolge Anrennens gegen den Quai vor Aufnahme der Ostender Fahrgäste gesunken. Das Schiff wurde später gehoben und ins Dock geschafft. Menschenverlust ist nicht zu beklagen.

Astoria (Oregon). Die auf der Fahrt von Newcastle in Neu- Süd-Wales nach Portland in Oregon begriffene briti she Bark „Ferndale“ hat, dem „R. B.“ zufolge, am 30. v. M., 70 Meilen nördlih von der Mündung des Columbiaflusses, Schiffbruch er- litten. Von der Befatung sind 26 Mann, darunter der Capitän und die Steuerleute, ertrunken und nur drei gerettet.

öhnlich, --

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