1892 / 34 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

fechtbar ist. Aber inzwischen wird er mir doch auch das zugeben müssen, daß der Schade, welcher entsteht, wenn man in dem einen Falle den auf geseßlichem Wege zwar nit gewählten, aber do nächst dem Gewählten mit den meisten Stimmen versehenen Candidaten, in dem anderen Falle eine größere Zahl von auf dem geseßlihen Wege gewählten Stellvertretern als Ersay und zur Aushilfe für die Recht- sprehung des Reichs-Versicherungsamts herangezogen hat, weitaus geringer ist, als wenn si die große Zahl von Recursen, deren Er- ledigung dem NReichs-Versicherungsamt obliegt, nun noch auf Monate, Halbjahre und vielleiht auf ein Jahr in ihrer Erledigung verzögert. (Sehr richtig !) Also, meine Herren, mein Gewissen is in dieser Beziehung vollkommen ruhig. Wir sind praktis verfahren, und ich hoffe, wenn wir uns über eine Abänderung des & 87 unterhalten werden, dann wird der Herr Vorredner auch darin mit mir einverstanden sein, daß man nicht praktischer verfahren kann, als wenn man, nachdem man einmal die relative Stimmenmehrheit als ausreichend angesehen hat, nunmehr aus dieser relativen Stimmen- mehrheit die Consequenz zieht und zunächst im Bedarfsfalle den Can- didaten einberuft, der die meisten Stimmen erhalten hat. Und wenn der versagt, dann den folgenden u. \. w., sodaß man also immer nur diejenige Person heranzieht, auf welche sih das Vertrauen ihrer Ge- nossen im relativ höchsten Grade concentrirt hat.

Nachdem ih den Herrn Vorredner in Bezug auf das vermeintlih ungeseßliche Verfahren, an dem ich nit allein betheiligt bin, beruhigt zu haben glaube, habe ih keine Veranlassung, mich in dieser Bezie- hung weiter zu verbreiten; das Haus wird mich nit unter dem Ver- dacht lassen, daß ich bewußt eine ungeseßlihe Handlung begangen bätte. Ich kann daher nunmehr zu denjenigen Bemerkungen über- gehen, welche \sih auf die Reform der Unfallgeseßgebung beziehen. Damit verhält es \sich folgendermaßen: Es sind die Grundzüge zu einem Geseß ausgearbeitet über die Ausdehnung der Unfallversiche- rung auf alle diejenigen Berufskreise, bei denen die Unfallversicherung un- serer Ueberzeugung nach durchgeführt werden muß, um den socialpolitischen Erfordernissen Genüge zu schaffen, also auf das Handwerk, auf die Fischerei, auf das Handelsgewerbe. Demnächst wird also au die Klage ihr Ende finden, wie es mit dem Fuhrknecht, der im Dienst cines Handelsgewerbetreibenden \sih befindet, rüksihtlich seiner Zu- gehörigkeit zu einer Berufêgenossenschaft steht. Dieses Gesetz wird gleichzeitig au alle diejenigen Mängel und Klagen abzustellen suchen, welche bisher nah der Meinung der Verwaltung begründeter Weise gegen die zur Zeit herrschenden Unfallversiherungsgeseße zur Sprache gebraht worden sind. Es wird dies Gesetz voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Reichstags vorgelegt werden können. Und wenn ich bisher noch nicht dazu übergegangen bin, diejenigen Forderungen, die in dem An- trage Auer unter Nr. 594 der Drufsachen aufgestellt sind, abgesondert zur geseßzgeberishen Erledigung zu bringen, fo ist das um deshalb geschehen, weil auch alle diese Desiderien bei Gelegenheit der Be- rathung dieses Entwurfs zur Erörterung bezw. Erledigung kommen werden.

Ih habe bereits einmal Gelegenheit gehabt, alle diese For- derungen hier einer Besprehung zu unterziehen. Ich habe damáls bereits mir zu sagen erlaubt: die Forderung, daß es geboten sei, dem innerhalb der ersten 13 Wochen gesundeten Arbeiter von Seiten der Berufsgenossenschaft eine Rente zu gewähren, die er nach der bisherigen Gesetzgebung erst nah Ablauf der 13. Woche empfängt, halte ih für berechtigt und werde eine Abhilfe dafür in Anregung bringen. Die abgesonderte Erledigung dieses Punktes scheint mir niht geboten zu sein, weil die Zahl solcher Fälle ganz außerordentlih gering ist. (Widerspruch bei den Socialdemokraten.) Sie bestreiten das! Wenn Sie nur die Güte haben wollten, mir in dieser Beziehung irgend welches statistische Material an die Hand zu geben! Nach unseren Erkundigungen sind die Fälle wenig zahlreich.

Der zweite Punkt betrifft die Berehnung der Sterbegelder und der Rente für die Hinterbliebenen solher Personen, die {hon früher verunglüt sind und eine Unfallrente bezichen. Wenn in solchen Fällen bisher nur der Verdienst der leßten Beschäftigung des verunglückten Arbeiters zu Grunde gelegt wird, so sind es feineswegs die vom Herrn Abg. Grillenberger betonten rechnerischen Schwierigkeiten, die die anderweitige Bemessung der Nente darbieten könnte, gewesen, die mich davon abhalten, diesen Punkt besonders geseßgeberisch zu regeln, sondern es is vor allen Dingen die Schwierigkeit der Frage: wer foll denn für diese ver- mehrte Rente aufkommen in dem Falle, den uns der Herr Vorredner vorgeführt hat, wo also die eine Berufsgenossenshaft dem Ver- unglückten eine Rente gewährt, wo der Unfall den Verunglückten nicht vollständig erwerbsunfähig gemacht hat, wo er weiter in einem Betriebe arbeitet, der ciner anderen Berufsgenossen- schaft angehört und hier demnächst einen Unfall erleidet, e Pn um Tode Wt, U wo N daru handelt, die Sterbegelder zu geben, wo bei Berehnung der Sterbe- gelder nach der bisherigen Vorschrift zu Grunde gelegt wird der leßte íIndividualarbeitéverdienst des Verunglückten da frage ih, welche Berufsgenossenschaft soll für die nah dem Wunsche des Herrn Abg. Grillenberger zu zahlende vermehrte Rente in Anspru genommen werden? welche Berufsgenossenschaft soll diese erhöhte Rente zahlen ? (Zwischenruf.) Beide, sagen Sie. Ich gebe zu, man kann die Sache geseßgeberisch so regeln. Aber beide werden Ihnen entgegen- halten : wir haben ja gar fein Aequivalent für diefe Rente erhalten! Also so einfach ist die Sache nicht. Es läßt sich darüber streiten und eine gewisse Billigkeit erkenne ih namentlich gegenüber den Wittwen und Waisen von solchen Arbeitern an, die gleih beim ersten Male tödtlih ver- unglücken. Aber ih sage, wie der Herr Vorredner die Forderung so nat hinstellt, so läßt sie sich niht befriedigen. Den Gedanken der Untersuchung und der gründlichen Untersuhung namentlich in Bezug auf die Belastungsfrage werden wir im Auge behalten.

Auch was die beiden leßten Punkte des Antrags Auer anlangt, so haben wir uns darüber {hon früher geäußert, und ih bitte den Herrn Vorredner zu warten, bis eben die Novelle zum Unfallversiche- rungsgeseß vorgelegt wird; dann wird er alle seine Wünsche, die er in dieser Beziehung hegt, zur Geltung bringen können.

Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner noch einen Wunsch ausgesprochen, das ist der, daß die Landes- Versicherungsämter beseitigt werden möchten. Als Grund für diesen Wunsch hat er nur einen Fall angeführt, in dem eine Meinungsverschiedenheit zwishen dem Neichs-Versiherungs8amt und einem Landes-Versicherungsamt vorlag, in dem er sich auf die Seite

des Neichs-Versicherungsamts stellte und dem gegenüber er es für ge-

boten bält, dafür zu sorgen, daß folhe Meinungsverschiedenheiten nicht ferner vorkommen. Ja, meine Herren, ich muß. doch sagen : niht um dem Centrum irgendwelchen Gefallen zu thun, sondern um denjenigen Regierungen und denjenigen Interessenten in ihren Ländern entgegenzukommen, die den Wunsh nach dem Besitz von Landes - Versicherungsämtern geäußert haben, haben wir dieses Institut eingeführt. Und wenn ich nun auf die sieben Jahre zurückblicke, in denen diese Behörden gewirkt haben, so kann ih in der That nicht zugeben, daß irgendwelche erhebliche Unzuträglichkeiten aus der Existenz der Landes-Versicherungsämter hervorgegangen find. Im Gegentheil, überall wird anerkannt, daß in voller Harmonie die Landes-V.rsicherungsämter mit dem Reichs-Versicherungsamt wirken, daß die Beziehungen zwischen beiden durchaus intime sind. Der Wunsch nach Beseitigung der Landes-Versicherungsämter tritt mir heute zum ersten Mal aus dem Munde des Herrn Grillenberger entgegen.

Nun, meine Herren, komme ih zum Alters- und Invaliditäts- versicherungsgeseß. Entgegen den Behauptungen, daß das Alters- und Invaliditätsversiherungsgeseß eine besonders ungünstige Auf- nahme in dem interessirten Theil der Bevölkerung gefunden habe, muß i sagen, ih habe mich darüber gewundert, daß die Durhführung des Gesetzes so über Erwarten glücklih sih vollzogen hat (Heiterkeit) über Erwarten glücklich sich vollzogen hat. Meine Herren, daß ein neues Gesch von der Tragweite des Alters- und Invaliditäts- versicherungêgeseßes eine große Menge von Unbequemlichkeiten mit sich bringt, ja, darüber hat sih niemand, am allerwenigsten wir, die wir den Geseßesvorschlag gemacht haben, einen Augenblick getäuscht. Wir haben gewußt, daß wir mangels jeder Erfahrung, wie ein solches Gesetz ein- zurihten fei, welhe Organisation zu wählen sei, daß wir da troß allen Eifers und troy aller Gründlichkeit in der Erwägung darüber, was nun das zweckmäßigste sein würde, uns doch auf cinem dunklen Terrain befunden haben, und daß wir der Praxis und Erfahrung es überlassen mußten, den Beweis dafür zu erbringen, ob nun die von uns vorgeschlagene Organisation und die Vorschriften des Gesetzes wirklich practisch richtig oder ob sie verfehlt seien. Nun, meine Herren, habe ih die Klagen über das Invaliditätsversicherungsgeset, wie sie namentli in öffentlihen Versammlungen und in der Presse hervorgetreten sind, alle sehr sorgfältig verfolgt und ih habe, um auf eine Bemerkung des Herrn Vorredners einzugehen, auch nicht bloß für mich denken lassen (Heiterkeit), sondern ih habe auch selber nach- gedacht darüber, wie wohl diesen Klagen zu begegnen sein möchte, wie ihnen Abhilfe zu verschaffen sein möchte und was für Vorschriften zu erlassen sein möchten, um die Unbequemlichkeiten des Gefeßes zu beseitigen. Aber, meine Herren, die Ausbeute des Nachdenkens auf Grund der Zeitungsberihte und der Versammlungsberichte ist eine außerordentli \pärlihe. (Zuruf.) Das is der Say der alten preußischen Gerihtsordnung, wonach zu untersuchen ist, ob nicht der Fehler eines Erkenntnisses weniger in der Unklarheit des Geseßes, als in der subjektiven Dunkelheit des Richters seinen Ursprung habe. (Heiterkeit.) Allein daran hat es in diesem Fall nicht gelegen; denn ih habe alle Klagen und alle Abänderungsvorschläge vor mir gehabt und habe daraus erschen, daß die Abänderungévorshläge sich in einer viel größeren Dunkelheit bewegen, als in welcher sih der Geseugeber bei der Lösung der Aufgabe befunden hat. Da wird vorgeschlagen, man soll das Geseß abschaffen, und man soll den Sparfinn der Bevölkerung fördern, jedem Menschen ein Sparkassenbuch geben und, damit niemand einen Mißbrauh mit feinem Sparkassenbuch treiben kann, die Vorschrift erlassen, daß er nicht eher, als bis er 50 M erspart habe, über das Capital verfügen darf. Man hat Tabacksmonopol, Fenstersteuer, Kopfsteuer vorgeshlagen alles an sih gewiß verwerthbare Gedanken (Heiterkeit), aber nur nicht ge- eignet, die hier vorliegenden Schwierigkeiten zu beseitigen.

Also, meine Herren, die Sache ist dadurh nicht gefördert worden, daß man Klagen ausgestoßen und daß man sih auch bemüht hat, für diese Klagen Vorschläge zur Abhilfe zu formuliren. Ih hoffe, ich werde noch im Laufe der heutigen Verhandlung aus der Mitte des Hauses bessere Vorschläge vernehmen.

Nun behaupte ih aber, die Klagen an sich sind übertrieben und namentlich, was das so bös beleumundete „Markenkleben“ anbelangt, so hat man daraus eine Menge von Stoff zur Züchtung des Un- zufriedenheitsbazillus hergeleitet, der wirklich ganz überflüssig und un- begründet war; denn, meine Herren, das Geseß giebt {on in seinem § 112 das Mittel an die Hand, wie man um das Kleben herumkommen kann; und wenn eine Gemeinde findet, daß ihre Angehörigen durch das Kleben zu sehr belastet werden, fo steht nihts im Wege, daß diese Gemeinde beschließt, ihren Bürgern das Kleben abzunehmen. In ganzen Landestheilen ift dies bereits in Deutschland geschehen. Ich höre aus Baden, daß das Geseß dort bezüglich des Klebens zu keinen Klagen Veranlassung giebt, weil dort nit geklebt wird. (Heiterkeit.) Ich kann also nur empfehlen, daß da, wo das Kleben wirklich zu Unzuträglichkeiten führt, man dazu übergehen möge, von der Facultät des § 112 Gebrauch zu machen.

Daß das Geseß in einer ganzen Reihe von Paragraphen ver- besserungsbedürftig und auch verbesserungsfähig ist, erkenne ih bereit- willig an. An eine Aufhebung desselben kann aber nun und nimmer- mehr gedacht werden. Denken Sie doch, daß mit dem Erlaß dieses Gesetzes, mit dem ersten Tage seiner Wirksamkeit die 11 Millionen Staatsangehörigen, die eventuell von den Vorschriften dieses Gesetzes Nutzen ziehen follen, gewissermaßen einen Anspru darauf erworben haben, daß ihnen demnächst im Falle der Invalidität eine Rente zugebilligt werde. Diesen Anspruch können Sie billiger-, können Sie gerehterweise überhaupt nicht beseitigen, wenn Sie nicht dafür eine volle Abfindung geben. (Bravo!)

Also ih halte alle diejenigen Bestrebungen, die darauf gerichtet sind, das Geseß abzuschaffen, für verfehlt und überflüssig. Denn Sie werden den Gesetzgeber in Deutschland, glaube ih, niemals dazu bringen, daß er einen solhen Schritt thut. (Bravo !)

Dagegen wollen wir mit Jhnen und mit allen denjenigen Kräften im Lande, die aus dem unbequemen Rock einen bequemeren machen wollen, energish und eifrig überlegen, wie wir die vorhandenen Härten und Unbequemlichkeiten beseitigen. Wir werden für jeden Vorschlag dankbar sein, wir werden jeden Vorschlag auf die Möglichkeit seiner Durchführung prüfen, und es soll mich freuen, wenn der Segen dieses Geseßes auch noch dadur erhöht wird, daß es allen Betheiligten, die ein Interesse daran zu nehmen haben, auch {mackhaft wird. (Bravo!)

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Unzufriedenheit über das Älterdverfiberun sgesetz herrsche viel weniger im Kreise der Arbeiter als der Arbeitgeber. Die ursprüngliche Regierungévorlage würde die Betreffenden sehr viel mehr befriedigt haben, als was inallzu S Arbeit von der Kommission und vom Reichstag hineingebraht sei. Von der Befugniß, daß die Gemeinde das Kleben übernehme, könne der einzelne Mensch feinen Gebrau machen, da die Gemeinde das erst beschließen müsse. Man klage über das Markenkleben, mache aber keine Vor, läge, wie es besser gemaht werden könne. Es gebe zwar das ein. fache Mittel, jedem Arbeiter ohne Beitragspfliht eine Rente zy eben, aber selbst der Abg. Grillenberger wolle, daß Rente nur er- Pilie, wer bezahlt habe. Daß der Erlaß des Bundesrathes die Möglichkeit der Kennzeihnung der Quittungskarten und damit rer Inhaber biete, bestreite er. Eine Revision des Altersversicherungsgeseßes sei jeßt noch nicht mögli, weil die Er- fahrungen damit noch zu jung seien. Durch übereilte Veränderungen würde die Verwirrung nur noch größer werden. Man müsse erst eine Reihe von Jahren abwarten, dann fönne man die einzelnen Vorschläge prüfen. Wegen des Unfallversicherungsgeseßes stimme er in sehr vielen Punkten mit dem Abg. Grillenberger überein. Er bedauere, e der Präsident des Reichs - Versicherungsamts nicht hier sei. Sonst würde er gewiß Zeugniß dafür ablegen, daß die Behauptung durhaus unrichtig sei, daß die Beru Rae aften oder die Schiedsgerichte ihre Ent. scheidungen in nicht arbeiterfreundliher Weise träfen. Es bestehe überall das Bestreben, auch beim N De S n, das Gesetz sahlih anzuwenden. Soweit der Abg. Grillenberger die Unparteilich- keit der Schiedsgerichte dur den Hinweis auf die wachsende Zahl der Recurse habe angreifen wollen, müsse er ihm entgegentreten; der räsident des Neichs - Versicherungsamts würde auch hierin zu- e Die Arbeiter könnten in der Revisionsinstanz wohl mehr, aber nie weniger an Rente bewilligt erhalten, könnten also leit wagen, Recurs einzulegen. Die Zahl der Necurse ließe sh nur vermindern, wenn dem Verleßten , der “il frivoler Weise Rcecurs eingelegt , die Kosten der Nevisions- instanz auferlegt würden. Die Revision des Geseßes fei allerdings dringend nothwendig, und es sei sehr bedauerlich, daß die Novelle nicht mehr in dieser Session komme. An sih aber müsse das Gefeß wohl auch für die Arbeiter gut und angenehm sein, sonst würde ja der Abg, Grillenberger nit selbst seine Ausdehnung verlangen. Zunächst sei nothwendig die Auêdehnung auf das Handwerk. Die Bauhandwerker dürften mcht mehr getrennt sein von den übrigen Handwerkern; der Zwang der Unterscheidung, der den Arbeitgebern hier auferlegt werde, sei ein unleidlicher. Die Absicht des ersten Antrages Grillenberger erkenne er an, fönne aber beim besten Willen nicht dafür stimmen; er wolle die Sache nicht einfa auf die Berufsgenossenschaft abwälzen, sondern die Krankenkassen.hätten in solchem Falle mit dem betreffenden Arbeitgeber gemeinsam die Fürsorge M übernehmen. Die gering- fügigen Fälle, um die es id) hier handele, fônne man nit der Umständlichkeit des ganzen Verfahrens unterwerfen. In ODester- reih, wo die Carenzzeit von dreizehn Wochen nicht bestehe, sei die Zahl der Recurse noch viel größer als hier. Nach dem Wortlaut des Antrages könnten auch die erst in sechs Monaten hergestellten Ver- leßten die Rente erst von der Heilung ab und nicht son dreizehn ochen nah dem Unfall erhalten. O dem zweiten Antrag könnte ein zu ciner Berufsgenossenshaft mit hoher Rente z. B. der Berg- werksberufsgenossenshaft gehörender Verleßter später in der Land- wirthschaft, die eine viel niedrigere Rente habe, beschäftigt sein und müßte dann beim Todesfall die landwirthschaftliche Berufsgenossen- schaft die Sterbegelder entsprechend der hohen Rente des Bergbaus bezahlen. In solchem Falle müsse die frühere O heran- gezogen werden. Bezüglich des dritten Antrags gebe es Gründe für und wider; er wolle sih dazu niht aus\sprehen. Was den vierten Antrag betreffe, so sei dem T e 8amt kein einziger Fall zur Kenntniß gekommen, daß Arbeitgeber ihre Beitragspflicht auf die Arbeiter abgewälzt hätten. « Diese Frage stehe mit dem Gesetz in keiner Verbindung und lege ein durchaus unbegründetes Mißtrauen geseßlich fest. Mit derselben Logik könnte man einen Arbeitgeber, der die neue Einkommensteuer auf seine Arbeiter wälze, bestrafen. Die angekündigte Revision müsse thunlichst bald erfolgen. Er wünsche nur, daß dann auch die Vertreter des Neichs-Versicherungsamts im Reichstage weilten, damit sie dem Reichstage wenn er auch anerkenne, daß der Staatssecretär die Materie vollklommen beherrshe mit ihren Erfahrungen in den Einzelheiten zur Seite ständen. Um 41/5 Uhr wird die weitere Berathung auf Montag 1 Uhr vertagt.

Statistik und VolkZwirthschaft.

Invaliditäts- und Altersversicherung. Wie die Schweidnißer „Tägliche Nundschau“ berichtet, befinden sich im Kreise Lan deshut gegenwärtig 100 Personen im Genuß der [ltersrente; im Kreise Trebnitz sind 345 Altersrenten zur Anweisung gekommen, und im Kreise Neumarkt beläuft sih die Zahl der Altersrentner auf 310.

Arbeiterwohnungen.

Die Firma C. Breiding u. Sohn in Soltau hat, wie die „Uelz. Kreisztq.“ mittheilt, unter ihren Arbeitern einen „Bau- verein“ gegründet, der den Zweck hat, dessen Mitgliedern eine Heim- stätte zu schaffen. Die Firma hat zu dem Zweck einen größeren Complex von Grundstücken erworben, auf welchem jedes Jahr ein Haus für Arbeiterfamilien gebaut wird, das dur Looswahl an einen Arbeiter übergeht. Die sich betheiligenden Arbeiter haben geringfügige Beiträge zu entrichten.

__ Kohlenzufuhr nah Berlin. | In Berlin sind nach der von der Verkehrs-Controle der König:

lien Eifenbahn-Direction gefertigten Zusammenstellung im Jahre

1891 an Kohlen auf den Eisenbahnen und Wasserstraßen eingeführt worden: 1332384 t Steinkohlen und 778528 t Braunkohlen. l Gegen das Vorjahr ergiebt dies eine Abnahme von 74 577 t Stein- fohlen und eine Zunahme von 71 445 t Braunkohlen. An der Steinkohlenzufuhr waren betheiligt: Schlesien mit 1 099 871 t (gegen 1890 10,5 9/0), Sachsen , E S2 Westfalen ,„ 88226, 2), 5 England , 146007 t ( , P24), während an der Versorgung Berlins mit Braunkohlen theilgenom- men haben : das Inland mit 590 663 t (gegen 1890 + 10,3 9/6), has Ausland . 18785. (, , 4+ 56%) Troß der Minderzufuhr an Steinkohlen hat das Verhältniß der Betheiligung der oberschlesischen Steinkohle an der Versorgung Berlins mit Steinkohlen gegen die Vorjahre sih kaum geändert, da von den in den leßten Jahren überhaupt eingeführten Steinkohlen und zwar im Jahre 1889: 71,1 9/6, 1890: 72,6 9% und 1891 : 71,2% auf die oberschlesishe Kohle entfallen. 2 Der Verbrauch deutsher Braunkohlen und Brikets erhält ih in stetiger Zunahme, das ausländische Product auch im Jahre 1891 um mehr als das Dreifache überflügelnd. Gegen 1880 ist die inländische Braunkohlenzufuhr von 153 800 t auf 590600 t (um 284 9%) ge stiegen, während die Zufuhr böhmischer Braunkohle, welche im Jahre 1880 der inländischen gleichstand (153 975 t), nur auf 187 800 t (um 22 9/0) gewachsen ist._ 2 ie Gesammtzufuhr an Stein- und Braunkohlen blieb im Jahre 1891 mit 3132 t gegen diejenige des Vorjahres zurü. E __ Die gesammte Berliner Kohlenzufuhr der leßten zwölf-Jahre ist aus der folgenden Zusammenstellung zn entnehmen :

: Steinkoblen, Kokes und Brikets

Stein- und

| | ober- | nieder- slesische |

| s

| englische |westfälische sächsisch | |

leise

Braunkohlen und Brikets | Braunkohlen

deutsche | zusammen | U. }. w.

zusammen |\ | überhaupt

böhmische |

708 499 702 520 693 129 709 603 754 797 798 410

82 327 | |

835 885 | | l | | | l

90 168 93 929 76 449 74 625 75 039 71 601 68 151 81 859 87 853 84 288 83 221

136 183 132 099 140 341 132 704 132 789 148 361 159-609 172 232 175 098 180 138 194 618 150287

109 880 72147 89 414 91 966

113 784

109 858

116 277

104 109

113 709

110 986

105 894

146 007

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854 T7 919 393 938 909 1021 220 949 584

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Die Aufnahme der ländlichen Arbeiterverhältnis\e.

Wie bereits mitgetheilt, hat der „Verein für Social- politit® eine Aufnahme der ländlichen Arbeiterverhältnisse zu ver- anstalten beschlossen und fich zu diesem Zweck an die Arbeitgeber mit Fragebogen gewandt. In dem „Socialpolitischen Centralblatt“ unterziceht Max QOuarck in Frankfurt a. M. die Fragebogen einer Kritik und beklagt, daß sie mehrere wichtige Ver- hältnisse übergehen. Insbesondere aber fordert er die Befragun au der Arbeiter, niht nur der Arbeitgeber. Wenn es cid {wer gewesen wäre, sih die Adressen der Arbeiter zu verschaffen, so müßten doch die Berichterstatter, welche für die einzelnen Bezirke mit Bearbeitung des gewonnenen Materials betraut werden follen, ange- wiesen werden, durch persönlihe Forshung und Befragung einiger Arbeiter mittels Stichhproben die Auskunft der Arbeitgeber zu ergänzen.

Auf dem städtishen Central-Shlachthofe sind im Monat Sanuar 1892 45 553 Schweine auf Trichinen untersucht worden. Davon sind 31 Stü trihinös und 115 Stück finnig befunden und daher als zur menshlihen Nahrung ungeeignet zurückgewiesen worden.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Berliner Weißgerber is, wie aus einer Kundmachung im „Vorwärts“ hervorgeht, wegen der nur geringen Unterstüßung, die noch ausbezahlt werden konnte, und wegen des Zuzugs einiger indifferenter Leute ant 9. 0 für _ veendel epxtlart woxden. Die Arbeit wurde nah 28wöchentlihem Kampfe unter der von den Fabrikanten gestellten Bedingung aufgenommen. Es bleiben aber noch 30 Mann übrig, die keine Beschäftigung gefunden haben, somit noh weiter zu unterstüßen sind. Nach der „Voss. Ztg.“ galt es bei diesem Abwehrausstande, die Einführung einer 18/2 procentigen Lohnherabsezung und der elfstündigen Arbeitszeit zu hintertreiben. Nur das leßtere haben die Arbeiter erreiht. Der Ausstand kostete über 14 000 M; die höchste Zahl der Ausständigen war 72.

Wie die „Rird. Ztg.“ mittheilt, ist die Begründung eines po l- nish-katholishen Arbeitervereins in Rirdorf, ohne social- demokratische Tendenz, in Aussicht genommen.

Aus Brüssel schreibt man der „Köln. Ztg.“ unter dem 5. d. M.: Die Ausstandsbewegung ist mcht nachhaltig. Im Mittelbecken sind die Bergleute zu Houssu wieder an der Arbeit; fie begnügen \ch mit der Erklärung der Zechenverwaltung, daß die Lohnkürzung zu Anfang März wieder aufgchoben wird, wenn die Umstände es gestatten. Nur im Borinage feiern, wie gemeldet, heute 500 Mann. Der ungünstige Zustand des Kohlenmarktes zwingt noch manche Werke, für den 1. März eine Lohn- kürzung eintreten zu lassen.

__ Der nationaleCongreß der Arbeitsbörsen Frankreichs ist, wie ein Pariser Telegramm des „Wolff’shen Bureaus" meldet, gestern Vormittag in St. Etienne eröffnet worden; es waren 459 Arbeitersyndicate vertreten. Das Princip einer F öderxation sämmtlicher Arbeitsbörsen Frankreihs wurde von der Versammlung einstimmig angenommen.

__ Einer telegraphischen Meldung des „Wolff’shen Bureaus" aus Bilbao zufolge sollte die Arbeit in den dortigen Bergwerken heute wieder aufgenommen worden. „D. B. H.“ berichtet, im Wesentlichen hiermit übereinstimmend: Den Bitten von Tausenden von Arbeitern nachgebend, haben die Cigenthümer der Bergwerke die Wieder- aufnahme der Arbeit bes{chlo\sen. 4

x Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes-Aemtern in der Woche vom 24. bis incl. 30. Januar cr. zur Anmeldung gekommen: 193 Ehe- shließungen, 1076 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 665 Sterbefälle.

Land- und Forstwirthschaft. *

Aufforstung von Oedländereien.

Die Fläche, deren Verwaltung den Staatsforstbehörden über- tragen ist, hat in neuerer Zeit dur Ankauf und Eintauschung einen erheblihen Zugang an Oedländereien erfahren, die zum weitaus über- wiegenden Theile aufzuforsten sind. Einzelne ganze Oberförstereien bestehen gegenwärtig überwiegend aus derartigen Oedlandsflächen ; auch bedürfen in einigen Regierungsbezirken, nah Ablauf der Hütungsberechti- gungen, umfassende Hütungsblößen und Räumden der Aufforstung. Hierbei tommen als Hauptholzarten in der Ebene die Kiefer, im Gebirge die Fichte und neben ihr ebenfalls die Kiefer in Betraht. Es werden dem emäß in Kürze umfangreihe Nadelholzshonungen entstehen, wel e, in ungetrenntem Zusammenhange liegend, nur unbedeutende Altersverschiedenheiten zeigen. Die daraus sich ergebende Gefährdung, namentlih durch Feuer und Insecten, legt die Verpflichtung nahe, biergegen rechtzeitig die geeigneten Vorbeugungsmaßregeln zu treffen. Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat daher in einem Nunderlaß an die Königlichen NRegie- rungen darauf hingewiesen, daß es insbesondere thunlichst zu vermeiden sei, ohne zwingende Gründe die Aufforstungsarbeiten übermäßig zu concentriren, damit wenigstens ein geringer Alters- unterschied der benachbarten Wirthschaftsfiguren entstehe. Vor Allem müsse aber darauf Bedacht genommen werden, die Grenzen derselben und die Hauptwege mit mehreren Reihen Laubholz einzufassen, sofern dies nah Maßgabe der Bodenverhältnisse irgend möglich sei. Unter entsprechender Bodenbearbeitung lasse sich hierzu selbst bei geringen Gütefklassen mehrentheils noch die Birke verwenden, während auf besserem Boden und namentlich im Berglande öfter zur Eiche und Buche A. gegriffen werden könne. Wenngleich anzuerkennen sei, daß in vielen Bezirken diesem Gegenstande bereits die erforderlihe Sorg- falt zugewendet werde, so sei dies doch noch nit durhweg geschehen. Es sei hierauf, soweit umfangreiche Aufforstungen in Betracht kommen, um fo mehr zu achten, als die Einfassungen von Laubholz das Sam- meln der Maikäfer und namentlich im Dickungsalter die Jagd auf Schwarzwild erleichtern, welches in geschlossenen Nadelholzdikungen oft {wer zu erlegen ist. Ueberdies gewähren die Laubholzmäntel die Möglichkeit, bei den Betriebsregulirungen dem Hiebsbedürfniß der einzelnen Bestände leichter Nechnung zu tragen, da diese bezüglich der Hiebs- tolge, besonders soweit die Fichte in Betracht komme, von den benachbarten Wirthschaftsfiguren bei vorhandener Laubholzeinfassung unabhängiger seien. Eine besonders E ige Behandlung erforderten die auf den Ocdlandflächen in der Ebene häufig vorhandenen Kiefernkusseln. Selten werde es mögli sein, einfach durch Auspflanzung der zwischen denselben vorhandenen Lücken einen befriedigenden Bestand herzustellen. Häufiger sei der Fall, daß die mit Kusseln

153 975 183 607 151 393 | 155 995 | 152 609 | 184 864 156 076 161 532 | 199 059 l

153 833 | 192 172 | 211 468 | 952.833 993 006 329 748 378 199 | 389440 | l

307 808 379 779

362 861 408 828 445615 | 1 514612 11 934205 1 1 590972 | 1 1 1 2 2

1358 987 1394 633 1 386 386 1431 336 510 955 ¡54 003 24 T75 54 223 5 231 98 859 14 044 10912

E 16 203 251 454 662 482 709 929 750 590 663

653 721 678 902 707 083 778 528

196 193 177 333 187 865

bewahsenen Flächen mit Vortheil einstweilen ganz von der Cultur ausgeschlossen und erst dann abgetrieben und neu cultivirt werden, wenn der vorhandene räumliche Bestand zu einiger Nuzbarkeit herangewachsen sei. Hierdurch werde die Unterbrehung gleichaltriger Schonungsflähen in einfahster Weise erreicht, für spätere Zeit das Material zur Deckung vorhandener Sandschollen gewonnen und zu- gei die Gewinnung von Kiefernzapfen theils zur unmittelbaren Verwendung, theils für die Kiefernsamendarren ermögliht. Am meisten erwünscht sei es aber, den von den Kiefernkusseln erfolgenden Anflug unter Fernhaltung der Viehhütung unmittelbar zur Erziehung eines neuen Bestandes zu benußen, wobei allerdings rechtzeitiger Aus- hieb der Kusseln und Auspflanzung der Lücken niht versäumt werden dürfe.

Ueber cine neue Einführung auf dem Gebiete der Gemüse- zucht, die so wichtig ist, daß sie auch über die fahmännischen Kreise hinaus überall Interesse erregen wird, weiß der bekannte Kunst- und Handelsgärtner I. C. Schmidt (der Blumenschmidt) in Erfurt zu berichten. Es handelt sich um eine vollständige Revolution im Gurkenbau. Während bis jeßt sehr viel Plat dazu gehörte, um Gurken am Boden liegend zu ziehen, während bis dahin urs diese Zucht an der Erde oft Krankheit und Mißwachs eintrat, hat die neue Gurke die Eigen- schaft zu klettern und rankt sich an Stangen, Spalieren 2c. gezogen bis zu 2 m hoch empor und bringt eine Fülle von prachtvollen spannen- langen Früchten, die ebenso zum Einmachen als wie Salat vortreff- lih sind. Ein Krank- oder Bitterwerden is ausgeschlossen. Es wird weniger Jahre bedürfen und die weitläufigen Gurfkenbeete werden ver-

essen sein; man wird dann diese beliebte Frucht nur noch an den Wänden des Hauses, an Spalieren und Stangen ziehen. Die Vor- theile sind sehr einleuchtend. Die Neuheit stammt aus Japan und Herr I. C. Schmidt hat ihr den Namen: „Kletternde Delicateß- gurke“ gegeben.

Gesundheit8wesen, Thierkraukheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Magdeburg, 4. Februar. Die Maul-, Klauen- und Lungenfeuche wüthet, wie der „K.-Z.“ gemeldet wird, in dem Kreise Wanzleben. 21 Ortschaften sind verseuht. Ortssperre ist vielfach angeordnet.

Dülken, 6. Februar. Aus der Landgemeinde wird der „Köln. Ztg.“ ein Ausbruch der \chwarzen Pocken amtlih gemeldet. Energische Maßregeln geaen weitere Verbreitung sind getroffen.

Antwerpen, 6. Februar. Der Dampfer „Aka ssa“ ist, wie dem „H. T. B.“ gemeldet wird, gestern Mittag vom Congo hier eingetroffen ; das Schiff verlor unterwegs neunzehn Todte am Fieber. Der größte Theil der Reisenden und Mannschaften mußte krank auf den Canarischen Inseln gelandet werden. i

Kopenhagen, 6b. Februar. Im Folkething erklärte laut Mel- dung des „W. T. B." der Minister des Innern Ingerslev, das Auf- treten der Maul- und Klauenseuche (vergl. Nr. 33 d. Bl.) im Lande sei nicht festgestellt : die Regierung habe davon nicht die deruone Kenntniß ae und seit siebzehn Jahren sei kein Fall der Seuc)e vorgekommen. Die verdächtigen Thiere seien von Thisted abgeschickt, die Regierung habe den Antra dorthin abgesandt und werde seinen Bericht veröffentlichen, sobald er vorliege.

Handel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Nuhr. estellt 9519, niht rechtzeitig

An der Ruhr sind am 6. d. M. gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 3531, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 6. d. M. sind gestellt 3085, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Kön iglihen Amtsgericht 1 Berlin ftand «am 6. Februar 1892 das Grundstück Kommandantenstraße 66 und Alte Iacobstraße 45, dem Rittergutsbesißer Oskar Neddelien zu Lie- benstein S. M. gehörig, zur Versteigerung; Nutzungswerth 34 810 4; das geringste Gebot wurde auf 1700 M. festgeseßt; für das Meistgebot von 525 000 4 wurde die Baufirma Blumberg & Schreiber, G 4, Ersteherin.

Das theilungshalber eingeleitete Verfahren, betreffend das Grundstück Püleritraße 46, dem Glasermeister Benno Passarge jr. und dem Zimmermeister Julius Grün gehörig, ist aufgehoben, da auf Antrag des Kaufmanns Isidor Fontheim das Verfahren der Zwangsversteigerung des genannten Grundstüks im Wege der Zwangs- vollstreckung eingeleitet ist.

Berlin, 6. Februar. (W Stärkefabrikate und Hülfenfrü Ia. Kartoffelmehl 333—34 #Æ, Ia. Kartoffelstärke 33}—34 A, ITa. Kartoffelstärke und -Mehl 312 —32} M, feuchte Kartoffel- stärke loco und Parität Berlin 18,75 #4, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlèn frei Fabrik 18,40 M, a Syrup 40—40L M, Capillair - Syrup 40!1—417 4, Capillair - AeN 42}—43 M, Kartoffelzucker gelber 40—407 #Æ, do. Capillair 41—41} #M, RNRum-Couleur 50—òö1 4, Bier-Couleur 49—50 4, Dextrin, elb und weiß, Ia. 47—48 M, do. secunda 43—44 M,

eizenstärke (fkleinst.) 41—42 4, Weizenstärke (großst.) 48—49 M, Hallesche und _Schlesishe 47—48 , Reisstärke (Strahlen) 47 bis 48 1, do. (Stücken) 43——44 4, Mais-Stärke 39—41 #4, Schabe- stärke 35—36 H, Victoria-Erbsen 23—27 M, Kocherbsen 21—26 M, grüne Erbsen 23—26 A, Futtererbsen 174—185 A, Leinsaat 23—29 M, Linsen, große 42—56 M, do. mittel 28—42 4, do. kleine 18—28 J, Gelber Senf 18—28 #Æ, Kümmel 34—40 M, Mais loco 14}—15è C M, Pferdebohnen 16} bis 18 M, inländische weiße Bohnen 20—21 A, weiße Flachbohnen 23—26 M, ungarische Bohnen 177—18} #, galizishe und russische Bohnen 16—17 4, Wicken 14—15 A, Hanfkörner 223—23L M, Leinkuchen 17—17} A, Weizenschale 12—124 H, Roggenkleie 122 bis 135 M, Rapskuchen 143—152 X, Mohn, blauer 50—60 M, do. ee 66—86 Æ, Hirse, weiße 22—25 #4 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

__— Dem Aufsichtsrath der Dresdner Bank wurde gestern die Bilanz pro 1891 vorgel t die nach reihlihen Abschreibungen auf Effecten- und Confortial-Conto einen Bruttogewinn von 6885 921 M. ergiebt. Nach Abzug der Handlungsunkosten und Steuern, ferner Ab- schreibungen a. auf zweifelhafte Debitoren 171 083 4, b. Immobilien-

(Wochenbericht für Stärke, chte von Marx Sabersky.)

Conto 14 474 , c. Mobilien-Conto 29 814 , zusammen 215 372 M, verbleibt ein Nettogewinn von 5 100416 Der auf den 15. März

d. I. einzuberufenden Generalversammlung wird die Vertheilung einer Dividende von 79% vorgeshlagen. Dem Pensionsfonds werden 57 430 MÆ. zugewiesen und 112896 Æ auf neue Recbnung vor-

etragen. Der Gewinn seßt sih zusammen aus Sorten 569 153 Binsen, abzüglich gezahlter Zinsen, eins{ließlich Gewinn auf Wesel- conto 3 731 728 4, Provisionen einslicßlich des Erträgnisses des Wechselcomptoirs in Dresden, abzüglich vergüteter Provision 2 345 361 Æ, Effecten- und Consortial-Conto 18543 . Die Vilanz per Ende 1891 stellt sich wie folgt: Activa. Cafsa-Conto 10 837 564 M., Wechsel-Conto 43 327 802 M, Conto-Corrent-Conto : Verfügbare Guthaben bei Banken und Banquiers 2031 454 Æ Conto-Corrent-Conto Debitoren: (Dreêden 30 923 802 M, wovon gegen Sicherheiten 17 654576 4), (Berlin 41 820 864 .(. wovon gegen Sicherheiten 38 379934 4), in Summa 727144666 K Aval - Debitoren 5 074 300 (, Consortial - Betheiligungs - Conto 12 606288 Æ, Darlehn-Conto Dresden 2051357 4, Wehsel- Comptoir Dresden und Berlin 1 706701 M, Effecten-Conto 11 914 640 , Report-Conto 19 572 677 A, Smmobilien-Conto I. Bankgebäude 3 000 000 , 11. Verlängerte Kaiser Wilhelmstraße ( Victoria-Theater) 931 408 4 Passiva. Actien-Capital 60000000 c Neservefonds-Conto 13 000000 #4, Verzinsliches Depositen-Conto 13 745296 Æ, Gonto-Gorrent-Conto Creditoren : (Dresden 6247 062 Berlin 48 834556 4), 55081-618 (, davon auf feste Termine 26 467 953 #4, Accept-Conto 33 781 588 M, Aval-Verpflichtungen 5 074 300 M. i

Nach einer Meldung der „Nhein.-Westf. Ztg.“ beschloß der Bochumer Kohlenverkaufs-Verein gestern eine Einschränkung der Kohlenförderung um 15% für die Monate Februar und März. Die Einschränkung gilt bereits vom 1. Februar ab. S

._ Köln, 6. Februar. (W. T. B.) Der „Köln. Ztg.“ zufolge erzielte die Kölnische Hagel- Versiherungs-Gesell schaft im verflossenen Jahre einen Neingewinn von 13000 (4, die Kölnische Baumwollenspinnerei einen Rohgewinn von 13 000 M Wie das Blatt ferner berichtet, habe der Aufsichtsrath des Kölner Bergwerks - Vereins den Actionären die Ver- theilnng einer Dividende von 20 9/6 vorgeschlagen.

Oberhaufen, 6. Februar. (W. T. B.) Der Aufsihtsrath der Bergbaugesellshaft „Concordia“ beschloß, nah Ab- schreibung von 339 000 4 eine Dividende von 100/60 zu vertheilen und auf neue Nehnung 193 000 46. vorzutragen.

Altona, 6. Februar. (W. T. B.) Betriebsamt macht bekannt: Der Tönning Karolinenkoog ist worden.

Leipzig, 6. Februar. (W. T. B.) handel. La Plata. Grundmuster B. per Februar 3,40 M, per März 3,40 4, per April 3,427 #, per Mai 3,422 M, per ‘Juni 3,423 M, per Juli 3,427 , per August 3,45 #Æ, per September 3,45 4, per Oktober 3,50 4, ver November 3,50 #4, per Dezember 3,90 M, per Januar 3,50 Umsay 145 000 kg. ;

; Bremen, 6. Februar. (W. T. B.) - Infolge der einer hiesigen Baumwollfirma durch betrügerische Abladungen seitens der in- solventen Firma Jones Brothers and Fleet in Memvhis (Tennessee) bereiteten Verlegenheiten cirkulirte das Gerücht, daß die hiesige Firma in Zahlungsshwierigkeiten gerathen sei. Es follen bereits amerikanische Tratten gegen Baumwollabladungen zu Lasten dieser Firma heute protestirt worden sein. Dem Vernebmen nah handelt es sih hierbei um etwa 10 000 Ballen aus Abladungen, die theils von der hiesigen Firma, theils von Zeven in Gent, theils von Blascka in Tetschen verkauft wurden. Die Inhaber der infolventen amerikanischen Firma sind flüchtig geworden.

__ Wien 6. Februar. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung des Wiener Bankvereins wird am 11. d. M. der Prospect einer Emission von_3 Millionen viereinhalbprocentiger Prioritäten der ungarischen Schiffahrtsgesellshaft „Adria“ veröffentlicht werden. Der Emissionscurs beträgt 96. /

_Pest, 6. Februar. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Pester ersten vaterländishen Sparkasse nahm von dem Anerbieten der Direction und des Aufsichtsrathes, für die von dem Hauptcassirer Piufsih defraudirten Beträge Schadenersatz zu leisten, Kenntniß und vertagte, nachdem die Schadensumme sowie die geseßlich bestimmte Verantwortlichkeit der Direction und des Aufsichtsrathes unter lebhafter Debatte festgestellt war, die Beschlußfassung über das Anerbieten auf die nächste ordentlihe Generalversammlung. Die Directoren legten ihre Stellen nieder; cine demnädhst abzuhaltende außerordentliche Generalversammlung soll" darüber Beschluß fassen. Der bisherige Aufsichtsrath wurde mit überwiegender Majorität wiedergewählt. :

_ London, 6. Februar. (W. T. B.) Wollauction. fest, feine Shweißwollen hauptsächlich begehrt.

An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.

Paris, 6. Februar. (W. T. B.) Die Eisenbahn -Com- pagnîien haben bedeutende Bestellungen auf Waggons gemacht, da sie infolge der Aufhebung der Steuer auf Eilzugsbillets eine Ver- kehrssteigerung erwarten.

__In den Centralhallen ist der Preis für Ham melfleisch neuer- dings um_10 Fres. pro 100 ks gestiegen. Für die nächste Woche sind größere Sendungen von Hammeln angekündigt. :

St. Petersburg, 6. Februar. (W. T. B.) Dem Vernehmen

nach wird die Adelsagrarbank im Lauf des Februar 40 Millionen Rubel 5 9/9 Pfandbriefe emittiren, um die ihr von der Reichsbank geleisteten Vorschüsse zurüzuerstatten. ; _ New-York, 6. Februar. (W. T. B.) Nah sehr fester Er- öffnung trat im Verlauf der Börse eine Ermattung ein : der Schluß war fest. Der Umsay der Actien betrug 354000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3 800 000 Unzen geshäßt. Silber- verkäufe fanden nicht statt.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8543 030 Dollars, gegen 12 006 677 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 823 991, gegen 3 312 386 Dollars in der Vorwoche.

Das hiesige Eisenbahn- regelmäßige Verkehr zwischen gestern wieder aufgenommen

Kammzug-Termin-

Preise

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. Rotterdam, 16. Februar, aan het bureau der drinkwater- leidingen Haringvliet Nr. 6: Lieferung von 5 000000 kg Steinkohlen für die Dampf- maschinen der Trinkwasserleitungen. Bedingungen in holländisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“. Rotterdam, 1. März, 11 Uhr. Bureau der Gemeinde-Gas- fabriken Oost-Zeedyk: Lieferung von 71 000 000 ke Gasfohlen. Bedingungen in holländisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“,

Verkehrs-Anstalten.

Die persishe Regierung hat, wie ein Wolff’sches Tele- gramm aus St. Petersburg meldet, einer Gruppe russischer Capitalisten die Concession zur Gründung eiyer Gesellschaft für Beförderung von Reisenden und Frachten zwischen Enseli und Teheran und zwishen Tabris und Teheran ertheilt. Triest, 6. Februar. (W. T. B.) Der 1Lloyddampfer „Thalia“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

Tbeater und Musik.

_ Königliches Opernhaus. __ Das Königliche Opernhauë brahte am Sonnabend Philipp Nüfer's „Merlin“, ein vor einigen Jahren bereits mit Erfolg gegebenes, bei den Musikfreunden noch in guter Erinnerung stehendes mit größem Fleiß und künstlerishem Talent ams in dem orchestralen Theil gearbeitetes dreiactiges Musikdrama wieder zur Aufführung. Herr Kapellmeister Kahl hatte das Werk

mit vieler Sorgfalt neu einstudirt, und eine Anzahl der