1892 / 36 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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braht und haftet dort angeblih fester und dauerhafter als Kalk- und Cementmörtel, oder man preßt ihn in Leimformen zu Werk- und Ornamentstüccken, die dann perfeyt werden und sich AENT lichenfalls mit Hammer und Meißel wie Haustein nachar eiten, au \{leifen und poliren lassen, soweit dies der nachgeahmte Stein E Das Aus})ehen des Materials kommt nah Ausweis der Pro en dem des natürlihen Gesteins sehr nahe, namentlih bei polirten Flähen und Gesteinen von einer gewissen Se und nicht zu feinkörnigem Gefüge. Die gepreßten unpolirten Nachahmungen weißer Marmor - Sculpturstücke erreichten dagegen bisher den shimmernden, Leben verleibenden Glanz, in dem der hohe Reiz des natürlichen Steins liegt, noch nicht. Immerhin übertrifft der Incrustat-Stein gerade nach der Seite der äußeren Erscheinung hin die sons gebräulihen Kunststeine niht unerheblich, und es ist erfreulich, daß in ihm ein Material gefunden ist, das wohl eine Zukunft haben wird, und in dem, um auf das Reichstagshaus zurückzukommen, der s{öne Hallenentwurf Wallot's durchgeführt werden kann, ohne allzu ungesundes Scheinwesen und ohne übergroße Einbuße an äußerer Schönheit. Der Grundpreis des bisher der Hauptsahe nah in Wien zur Anwendung gekommenen Materials ftellt fih eins{ließlich Arbeitslohn auf etwa 15 M das Quadratmeter. as Fabrikat ist dort. seit ungefähr acht Jahren unter dem Namen „Cementstein“ nact und hat sih nach den Zeugnissen angesehener Wiener Architekten in dieser Zeit als wetter- beständig, fest und im Aussehen dem Naturstein entsprehend erwiesen.

Ueber eine nordische Erpedition zum Studium dej¡r Ag una des ostsibirishen Meeresstrandes meldet die „St. et. Ztg.“ : Auf Gesuch der Moskauer Universität entsandte der Ver- weser des russishen Marine-Ministeriuums den Schiffsarzt N. Ssljunin in den fernen Osten, um Studien und Sammlungen der dortigen Fauna zu unternehmen. Dr. Ssljunin reist mit demselben Dampfer, der vom Marine-Ministerium zum Schuß der ma Robben- und Walfish-Industrie ausgerüstet wird. Er wird gleichzeitig eingehende Studien über die Fish-Industrie in Ostsibirien anstellel.

Zwischen den Dörfern Hedehusum und Utersum im Kirch- spiel St. Laurentii auf der Insel hr befindet sich eine Gruppe von 63 Hügeln, von denen eine Anzahl untersuht wurde. Der „N. Pr. Z.“ wird darüber geschrieben: Sie liegen dicht gedrängt auf einem von Südwesten as Nordosten ziehenden rehteckigen Haidestück und sind nur klein, die Höhe beträgt 0,50 bis 2,50 m, der Durchschnitt 5 bis 20 m, doch bilden die Hügel von größeren Ausdehnungen die Ausnahme. Das Bild der niedrigen braunbewahsenen Gräber ist so eigenartig und dabei einzig in unserem Lande, daß ihre möglichste Erhaltung

eboten war. Die Sra beschränkte fih deshalb darauf, einige dügel auf ihren Bau und Inhalt zu_ prüfen. Zwei kleinere Hügel find bereits im Jahre 1880 von Dr. Olshaufen untersucht, über die neueren Ausgrabungen aber wird in den foeben erschienenen „Mit- theilungen des Anthropologischen Vereins in Schleswig-Holstein“ ausführlih berichtet. Die Hügel bestehen aus s\teinfreiem, meist grauem Sand. Die E sind verbrannt und die Knochen in Urnen beigeseßt. Einmal ist ein hölzernes Gefäß als Ofsarium L Drei Hügel enthielten keine Spur einer Bestattung. Vielleicht sind sie zum Gedächtniß von Stammesgenossen errichtet, die draußen auf der See verunglückten. Unmittelbar über den in den Boden ésenkten Urnen liegt eine mehrere Quadratmeter große tiefe shwarze iht mit Resten des Leihenbrandes, Kohle, Af e, Knochenresten, Schlacken und verrosteten Eifentheilen. Die Erde darüber und darunter ist von Feuer geröthet, entweder durch die Hiße dieser in noch glühendem Dilande vom Scheiterhaufen herbeigetragenen Reste oder von einem über den eingesenkten Urnen neu entzündeten Feuer. Mit den Gebeinen liegen kleine Gegenstände aus Bronze, isen, Glas und Knochen in den Urnen. Die Beigaben sind mit

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iht vom 10. Februar, r Morgens. Graeb.

7 Uhr

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Stationen. Wind. Wetter.

Mar Grube.

Temperatur in 9 Cel 59C.

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Mullaghmore| 771 |WSW 4Regen Aberdeen . . | 767 |SW 2\beiter Ghristianfund | 7533 |SW 7|\bedeckt Kopenhagen . | 766 |WSW 4/Schnee Stockholm e (61 still|bedeckt aranda . | 759 |SS 4'Schnee t.Petersbg. | 762 1/Schnee Moskau . .. | 766 1\wolfenlos Cork, Queens- Tonn L. | E Gherburg . . | 770 ider ¿769 t. 659 amburg .. | 769 inemünde | 770 Neufahrwasser| 768 |S emel .…..| 767 |SW ris ....| 772 |SSW ünster .. | 770 |SW Karlsruhe . . | 773 |NO Wiesbaden . | 773 |NO München . . | 772 |SO Chemniß .. | 773 |SW Berlin ...| 772 |WSW Wien .….. | 771 |\NW Breslau. . . | 771 |N le d’'Aix . . | 772 |ONO izza .….. | 762 ¡NO wolkenlos Triest .….. | 766 |OD wolkenlos

Uebersicht der Witterung. Ein tiefes Minimum, nordostwärts fortschreitend,

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A pad | pomk O0

wolkig Nebel Nebel Nebel bedeckt Dunst wolkig bedeckt halb bed. bedeckt

Crampton.

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weilt.

wolkig

wolkig wolkig bedeckt bedeckt

halb bed.

Ma O Co! O C5 O R O D S R R L P O C DO

liegt bei den Lofoten, Theilminimun über Süd- | Preisen: Sodoms Ende

ffandinavien und am Kanal, während das Hochdruck- ebiet über Frankreih und dem deutshen Binnen- ande lagert. An der deutshen Küste wehen bei

westlihe Winde, unter deren Einfluß die Temperatur

Bayern und Sachsen liegt die Temperatur 6 bis Freitag U. Norden sih wieder südwärts auszubreiten \ eint, so

wieder Thauwetter zu erwarten fein. in 4 Deutsche Seewarte.

I Theater - Anzeigeu.

fang 4 Uhr.

Königliche Schauspiele. Donnerstag : Opern- Hugo Iun R Lene gelebt von Suliits

haus. 38. Vorstellun Cavalleria rusti-

cana (Bauern - E pon Pietro Mascagni.

Tert nah dem gleih- namigen Voslks\tü S

von Verga. In cene

apellmeister Weingartner. Prometheus. Musik

von Beethoven. Nah einer mythologischen

Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil

Schauspielhaus. 42. Vorstellung. Wohlthätige Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph Arronge. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Anfang 7 Uhr. Freitag: Opernhaus. 39. Vorstellung. Merlin. Große Oper in 3 Acten von Philipp Nüfer. Tert von Dr. Ludwig Hoffmann. Ballet von Emil Graeb. Dirigent : Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. Auf Allerhöchsten Befehl findet der nächste Gesellschafts-Abend niht Montag, den 15., fon- dern Mittwoch, den 17. d. M. statt. Schauspielhaus. 43. Vorstellung. Uriel Acosta. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Carl Gußkow. : Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. | bayerishes Volksstück mit Gesang und 5 Aufzügen von Ludwig Ganghofer Auf Da nfang r. esc : Co q Zum 1. Male: Der Nothhelfer. | bristinnen. Mr. William mit seinen 4 dressirten

Donnerstag: College | Ländlicher Schwank mit Gesang und Tanz in 4 Acten B Auftreten der Reitkünstlerinnen Mlle.

Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr. Freitag: Die Welt, in der man sich lang-

Sonnabend: College Crampton. Sonntag: College Crampton.

Freitag : 22. Abonnements-Vorstellung. Kean, Sonnabend: Zum 1. Male: Schlimme Saat.

Lessing-Theater. Frau. Unter vier Augen. Der sechste Siun. | (Novität!) Rothköpfchen. Vaudevi Gesang in 3 Acten von Meilhac und Halévy, frei

Freitag: Die Grofstadtluft. / ) ß Musik von Richard | Verlobt: Frl. Sophie von Falten mit Hrn. e

Sonnabend: Zum 75. Male: Die Grofßstadt- | bearbeitet von Rihard Genée. Genée. In Scene geseßt von Emil Thomas. An-

luft. Nächste Nachmittags-Vorstellung zu volksthümlichen | fang 7# U

vorwiegend trüber Witterung leichte bis mäßige \süd- I Besi, Donnerstag: Zum 2 Male: e e E e uge Ba0egen, f | 2 Male: Der berühmte Mitbürger. Burleske heiterem Wetter erheblih fälter geworden. In S L U 1 Act. Musik von V. Holländer. 8 Grad unter Null. Da das Depressionsgebiet im Ein x Mig «Tage: dürfte für das nördlihe Deutschland demnächst n an Preisen Ge tele Sit Such cten von Carl Laufs. Parquet 1 x. An-

j Frißsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die hre). Dper in 1 Aufzug ves Pla aus dem Atelier von Falk. Die nèuen

Hose vom Garderoben-Inspector Venßky. An- Ï j : iriaent : | fang r. eseßt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent D eitag: Das Sountagsbind.

wenigen Ausnahmen dur das Feuer stark beshädigt. Jn einem Gefäß befanden si die verbrannten Üeberreste von zwei Menschen, in einem anderen neben menten Gebeinen Knochen von einem Hund und von einem Vogel, wahr|cheinlih einem Falken. Aus einem zerstörten Hügel stammen einige Fleroalhee Die Hügel {ließen fih nach

auart und Inhalt ähnlichen von Amrum und Sylt bekannten, den friesishen Geest-Inseln eigenthümlihen Gräbern an und sind mit diesen als der Zeit der Wikinger entstammend zu betrachten und etwa in das 9. bis 10. Jahrhundert zu seten.

Land- und Forstwirthschaft.

Stand der Saaten.

Wie aus dem Reg.-Bez. Magdeburg berichtet wird, konnte

bei dem günstigen Verlauf der Witterung die wegen der Verspätung der Ernte erheblich veronete bstbestellung gut zu Ende geführt werden ; auch ist die Frühjahrsbestellung überall ausreihend vorbereitet. Die Roggen- und Weizenfelder find zur Zeit sehr gut bestockt. __ Auch im Reg.-Bez. Münster konnte die Bestellung und Aus- saat der Winterfrüchte gut bewirkt werden. Der Stand der Winter- saaten ist überall ein guter, namentlich der des Roggens. Die Herbst- früchte find gut eingebraht und die Futtergewächse vollständig aus- genußt worden. R a

In den Hohenzollernschen Landen haben sich die Winter- saaten, deren Bestellung unter den ginligsten Verhältnissen vor g gehen fonnte, sehr stark entwidckelt und stehen durhgängig schön. Au der Ey des Kohbl- und Winterrapses und der Kleesaaten ist ein guter.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Königsberg i. Pr., 10. Februar. (W. T. B.) Wegen Verdachtes, den Versuch einer Ara un im Schlosse gemacht zu haben, wurde der Töpfergeselle Eichler ver- haftet. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 300 # für die Ermittelung der Mitschuldigen Eichler’s ausgeseßt.

Stuttgart, 10. Februar. (W. T. B.) Das hiesige Landgericht verurtheilte den früheren Ober- Jnspector, jeßigen Finanz - Rath Lang und den Bahnhofsverwalter Shwenninger, durh deren Verschul- den das Eisenbahnunglücck vom 1. Oktober 1889 bei Vaihingen herbeigeführt worden is, zum solidarischen Ersaß des vorläufig mit 3000 # eingeklagten Schadens. Die ganze Ersaßsumme dürfte sih auf 320 000 A belaufen.

Wien, 10. Februar. (W. T. B.) Jn dem Befinden des Erzherzogs Franz Salvator ist eine entschiedene Besserung eingetreten. Die Offizierdeputation des 4. Württember gishen Jnfanterie-Regiments wurde heute vom Kaiser empfangen. Für heute Abend ist die Deputation zum Diner bei Seiner Majestät geladen.

Prag, 10. Februar. (W. T. B.) Der Altczeche Zucker wurde heute von der Handelskammer zum R e1chs- a dee Wap neten gewählt. Die Deutschen enthielten ih der Wahl.

St. Petersburg, 10. Februar. (W. T. B.) Aus Hof- kreisen verlautet, daß Großfürst Georg Alexandrowitsch,

Modebazar Violet. Anfang 7{ Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

ofpauer. errgottschuitßzer

Im 3. Act: „Schuhplattl-Tanz“. Freitag :

von Atnand Kolbe.

49, Male: Couplets theilweise von

heiter : besizer. Anfang 7 Uhr. Ernst. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Der Tanzteufel.

Donnerstag :

hr. Lee Dieselbe Vorstellung.

Schwank in 3 Acten von | [64670]

Der Bäreuführer. Brandenbur g—

itbürger.

Acten von ulius Bauer. Musik von zettel. Anfang 74 Uhr.

wirkun Orchester (Dir. : R. Herfurth).

E 2 c Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- Dirigent: Musikdirector Hertel. Anfang burg. Donnerstag: Zum 14. Male: Musotte. Sitten- | Concert. Gesell schafts-Abend. Anfang 7 Uhr. bild in 3 Acten von Guy de Maupassant. Jn Scene geseßt von Sig Nies M iber

wan Benno Jacobfon. In Scene geseht von Emil Lessing. | 74 Uhr: Auf Helgoland oder: Ebbe und Tus

Gesangsposse in d V. M

onnabend: Zum 1. Male: Reif-Reiflingen. Schwank in 5 Aufzügen von G. v. Moser.

Hohenzollern-

Galerie nahe der Moltke-Brücke und Lehrter Bahnhof. E Größtes historishes Rundgemälde : 1640 Las Nen M . stt : Fr. G l-Major 2 ie Freifrau Besichtigung 9 Uhr früh bis 11 Uhr Abends. Gestorben: Fr. General-Major Antonie F Eintritt 1 A Kinder unter 10 Jahren 50 4.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Am Landes - Ausstellun 8 - Park (Lehrter Bahnhof). 1 Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 22. Male: S liber v Täglich Vorstellung im

Das Sonntagskind. Operette in 3 Näheres die Anschlag-

Concerte.

Philharmonie. Donnerstag, Anfang 71 Uhr: Sarasate-Cyclus. 11. (leßtes) Concert unter Mit- von Berthe Marz. Das Philharmonische

der zweite Sohn des Kaisers, sih nach Paris begeben i um agene Aerzte über seinen Gesun heitszustand zu Rati zu ziehen. /

. Rom, 10. Februar. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Zürich: Heute Nachmittag findet eine entschei- dende Sißung der italienishen und schwei erishen Delegirten zu den Handelsvertrags - Verhand- lungen statt. Die shweizerischen Unterhändler werden, falls der Handelsvertrag bis zum 12. d. M. nit abgeschlossen wird beantragen, die Verhandlungen troß der Anwendung dec Generaltarife fortzuseßen. l

Xeres, 10. Februar. (W. T. B.) Die Hinrichtung der vier zum Tode verurtheilten Anarchisten hat heute Vormittag ohne weiteren Zwischenfall Paugesulen,

Belgrad, 10. Februar. (W. T. B.) Bei der gestern in der Skupschtina fortgeseßten Berathung der Jnter- pellationen über die Ausweisung der Königin Natalie richteten die Deputirten Ranko Taisic, Pera Marximovic, Avakumovic und Veljekovic äußerst heftige Angriffe gegen die Regierung. Der leßteren wurde eine shwere Verleßung der Verfassung vorgeworfen : an den Präsidenten Katic wurde die Auf orderung gerichtet, hierüber sein Gutachten abzugeben. Für die heu tige Sizgung sind elf Redner vorgemerkt. Um etwaigen

uhestorungen zu begegnen, hat die Regierung um- fassende Sicherheits-Maßnahmen ergriffen ; insbesondere ind auch Vorkehrungen zum Schuß dos Skupschtina-Gebäudes getroffen worden. În Deputirtenkreisen nimmt man an, daß die Vorgänge in der Skupschtina von vorgestern und gestern cine Cabinetskrisis oder wenigstens den Rüc- tritt des Ministers des Jnnern Gjaja herbeiführen würden. Im radicalen Club wurde mehrfach der Wunsch geäußert, daß bei dieser Gelegenheit die Cabinetsfrage endgulti gelöst werde. Die Zahl der radicalen Dissidenten, welche ents ossen sind, nah Schluß der Debatte in diesem Sinne vorzugehen,

soll mes betragen. L

Washington, 10. Februar. (W. T. B.) (Telegranmm des „Reuter'schen Bureaus“.) Es gilt als wahrscheinlich, daß die bereits früher von Bland unterbreitete Vor: lage, betreffend die freie Silberprägung, in dieser

Woche von der Münzcommission im Repräsentanten- hause mit ciner Empfehlung zur Annahme eingebracht werden wird. Die Vorlage unterscheidet sich von der früheren darin, daß sie die Convertirung des gegen Bullion emittirten Silber: (Les der Silbercertificate und der Schaßnoten, sowie der gegen

old emittirten Goldcertificate in Münze oder durch Münze einlösbare Noten in Aussicht nimmt. Die Vorlage convertirt somit das amerikanische Papiergeld, bei dem bisher cin Unter- schied zwischen Gold und Silber bestand, in ein bimetallistisches

Papier. Die Vorlage erklärt ferner, daß, sobald in Frank: reih die freie Silberprägung zu dem bisherigen Verhältniß von 151/52 zu 1 wieder aufgenommen wird, diejes Verhältniß geseßliche Ratio für Amerika werden solle.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Concert-Haus. Donnerstag: Karl Meyder-

Vorher : / in 1 Act von | Circus Renz. Karlstraße. Donnerstag, Abends

Große hydrol. Ausstattungs - Pantomime in 2

Die Aufführung von „Musotte“ beginnt um 8 Uhr. theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen) , Auf-

zügen. Neue Einlage: „Die Garde - Husaren“ und „Tscherkessen“. Dampfschiff- u. Bootfahrten, Wasser- fälle, Rieteufontänen mit allerlei Lichteffecten 2.,

Belle-Alliance-Theater. Donnerstag : 42. En- arrangirt und inscenirt vom Director E. Renz.

semble - Gastspiel der Münchener unter Leitung des

Königlich bayerishen Hofschauspielers Zum 100. und leßten Male: Der | und Afrobaten der Gegenwart. Great Steeple

von Ammergau.

Außerdem : Zum 1. Male in Europa: Die 3 Ameri- errn Mar | kaner Gebrüder Nirfolds, die vorzüglichsten Springer

Ober- | Chasse von 6 engli]hen Vollblut-Springpferden, Tanz in | dressirt und vöractibrt von Herrn Franz Renz. „Johanniter“, geritten von der Schulreiterin Frl. Oceana Nenz. Geschwister Cottrelly, Egquili-

beresina und Mm. Bradbury, sowie des Salto- mortalesreiters Mr. Alex. Briatore und Jokey- reiters Mr. Jules 2. Komische Entróes und

¿ ag: Intermezzos von sämmtlichen Clowns. Adolph C Sea Donnerstag: Zum Täglich: Auf Helgoland.

4 Acten von Ed. Jacobson un ustav Görß. Musik von

it . N - heiter ; Berliner Theater. Donnerstag: Der Hütten- | Gustav Steffens. In Scene gesezt von Adolyh t Kind frei). Mazeppa’s o ¡E o

- Sonnabend : enefiz für die Geschwister Oceana annstädt. und Ernst Renz (Enkelin und Enkel). Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr

istorishe Pantomime mit Ballet (Polnischer Nationaltanz vom gesammten Corps de Ballet). Abends 77 Uhr: Auf Helgoland.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. rvrwm""-="=G=——GrEEEEEEEEEEES

Fräulein | Direction: Emil Thomas. Dannerêtaa: Z. 6. Male: e

- Posse mit Familien-Nachrichten.

Licut. Paul Trüßschler von Falkenstein (Neu- Ruppin). Frl. Ida von Lücken mit Hrn. Lieut. G. von Gundlach (Ludwigslust—Rumpsha ir 5 Frl. Elsbeth Thienell mit Hrn. Gerichts-A jessor Gahbler (Potsdam—Bromberg).

Verehelicht: Hr. Hauptmann Hetschko mit Frl. Paula Assig (Breslau). : Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Kebler

(Pillau). Hrn. Regierungs-Rath Dr. Christ

(Berlin). Hrn. von Stoeßel (Frankfurt a. O.) Eine Tochter: Hrn. Hauptmann a. Bernhard von Sanden (Berlin). Hrn. F. von Daake (Angerstein).

von Wilczeck, geb. von Mühlenfels. (Berlin). Fr. Amanda von Borke, geb. von der Groeben (Langfuhr). Fr. Rittergutsbesißer Auguste Prebell, geb. Henning (Heyde). Hr. Pastor 0m- A. Förster (Bunzlau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Drutck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag® Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{chliezli4 Börsen-Beilage).

Wi 36G.

Dentscher Reichstag. 167. Sißung vom Dienstag, 9. Februar. 2 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Boetticher und der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundesrath Graf von Lerchenfeld.

Die zweite Berathung des Etats des NReichsamts des Innern (Altersversiherung, Reichs-Versicherungsamt nebst den Anträgen Auer und Möller auf Revision des Únfall versiherung8geseges) wird fortgeseßt.

bg. Noesicke (b. k. F.): Die Sammlung von Vorrichtungen zur Unfallverhütung sei nicht erst entstanden durch Reste der Berliner Ausstellung, sondern auf eine im Einverständniß mit dem Staats- secretâär Dr. von Boetticher {hon 1887 erfolgte Anregung zurück- ¡uführen. Deshalb hoffe er, daß die von dem Staatssecretär zu- gesagte Beihilfe zur Beschaffung von Räumlichkeiten sich in der Praxis noch vortheilhafter erweisen werde, als in der etwas hypothetischen Form jeiner Rede. Deutschland dürfe sih au nicht von Oesterreich, dem es auf dem Gebiete der Unfallversicherung voraus sei, auf dem der Un- fallverhütung überholen lassen. Auch Preußen sei ja mit einer ähn- lien Sammlung vorangegangen. Der Antrag Auer enthalte nur in fo fern Neues, als der Abg. Auer die Strafbestimmungen seiner früheren Anträge fortgelassen habe, die, wie die Socialdemokraten wobl selbst am besten wüßten, nur die Arbeiter shädigen würden. Aus praktishen Gründen wünshe er (Redner), daß den Berufs- genossenshaften auch die mit der Beendigung des Heilverfahrens eintretende frühere Versicherungspflicht auferlegt werde. Der Zu- sammenrechnung des le ten Arbeitsverdienstes und der Rente timme er zu, vorausgeseßt, daß dies keinen höheren Betrag ergebe, als der Betreffende vor dem Unfall verdient habe. Im ien seien alle diese Fragen nicht wichtig genug, um sie allein zu regeln. Des- halb habe er auch den Antrag Möller auf Vorlegung einer Novelle mitunterzeichnet, die alle diese Verhältnisse neu regele und die Versicherungspflicht auf Handwerk und Handelsbetrieb ausdehne. Damit würden auch die Berufsgenossenschaften einverstanden sein. Die Zahl der rückständigen Berufungen habe der Abg. Grillenberger mit 3000 bei weitem zu hoh gegriffen. Es seien ihrer etwa 1200, die fih niht vermehren, sondern allmählich auf etwa 7 bis 800 vermindern würden. Vei der Festseßung der Rente dürften die Sectionsvorstände weder human, noch inhuman sein. Denn auf Anderer Kosten human sein, sei sehr leiht. Sie dürften sih überhaupt niht vom Gefühl [eiten lassen, sondern nur von den geseßlichen Vorschriften. Die Vnentgelt- lichkeit des Berufungsverfahrens sei ein Hauptgrund, daß zahlreiche unbegründete Berufungen eingelegt würden, darüber dürfe man fich nicht wundern. Dem Vertreter für Bayern könne er nicht zugeben, daß die vorgenommenen Wahlen von Beisißern dur die Geschäfts- lage oder irgend welche Präcedenzfälle zu rechtfertigen seien. Es sollte vielmehr, wie ein schon vorbereiteter Antrag Möller wolle, dem Vundesrath die Befugniß gegeben werden, die Zahl der Beisitzer aus den Arbeitgebern und Arbeitern um je sechs zu erhöhen. Die Frage der abweichenden Entscheidungen des Reichs-Versicherungsamts und der Landes-Versicherungsämter sei nicht mit Unrecht aufgeworfen worden. Neben dem Reichsamt beständen zur Zeit aht oder neun Landes-Versicherungsämter, darunter auch eins für Neuß ä. L.; aber was für Bayern vielleiht noch zutreffe, finde do ganz und gar keine Anwendung auf M à. L. Der Abg. Dr. Hirsch habe dann ohne Veranlassung die Berufsgenossenschaften außerordent- lih scharf angegriffen; er dürfe sich daher nicht wundern, wenn er ihm auch etwas scharf antworte. Das von ihm ganz in der sonst nur von den Socialdemokraten beliebten Weise getadelte Herabsetzen der Renten entsprehe den Vorschriften und dem Sinn der Unfall- erung, die nur zum theil eine Entschädigung für die verlorene Erwerbsfä "igkeit bieten wolle. Eine bestimmte Rente könne also nur 1o lange gezahlt werden, al8 der entsvrehende Grad von Erwerbs- unfähigkeit vorliege. Die Zahl der abändernden Bescheide werde noch einige Jahre ansteigen und dann zum Stillstand kommen. Die Rente werde ziemlich hoh bemessen, damit die Leute sich länger schonen tônnten, und dann naturgemäß herabgeseßt. Unbegründet fei au seine Beschwerde, daß die Berufsgenossenschaften nicht genug Aerzte juidgen, um die Wahrheit zu ergründen, Es werde nächstens in Xerlin eine Verhandlung zwischen Mitgliedern des Aerztevereins- bundes und der Berufsgenossenschaften stattfinden, um speciell diese orage zu Tlôfen. Das werde für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in 10 sern von Vortheil sein, als dadurch wahrscheinli eine Reibe von Prozessen vermieden werden würde. Daß troß des Nechts der Berufs- genossenschaften, Unfallverhütungsvorschristen zu erlassen, bereits 1891 êne große Verminderung oder gar vollkommene Beseitigung der Unfälle llattfinden werde, habe 1885 Niemand erwartet. Die S tatistik des Reichs- ersiherungsamts widerspreche auch der Ansicht, daß die Unfälle meistens auf Arbeitgeber und Betriebsleiter zurückzuführen seien. von 15 970 Unfällen im Jahre 1887 seien 49/9 in Bezug auf die Ursachen unaufgeklärt geblieben, 43% seien bei dem heutigen Stande der Technik überhaupt nicht zu vermeiden gewesen, 1 0 [elen auf die Schuld von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu eichen Theilen zurückzuführen, 20/6 lediglich auf die Schuld von “rbeitgebern infolge mangelhafter oder fehlender Unfallverhütungs- N tungen, 25% lediglich auf die Unvorsichtigkeit und Schuld is rbeiter. Er erkenne gern an, daß die Arbeiter diese Vo icht lelr Miner üben fönnten, es sei aber auch unbillig, die Unfälle Fei) auf die bösen Arbeitgeber zurückzuführen. Von der Ueber- ge über die Verwaltungskosten der Berufsgenossenschaften bitte ß „4c verbündeten Regierungen, demnächst Abstand zu nehmen. Das dies 8 - Bersicherungsamt fage in einer Anmerkung ausdrücklich, daß que Iusammenstellung zu einem Vergleich mit den verschiedenen werde nossenschaften gar keinen Anhalt biete. Andererseits Aa da hingewiesen, daß die Zahl der Versicherten Unfeg igt werden müsse, auch die Betriebe, die eno abren, die räumlihe Ausdehnung der Berufs- u lenshaften; und so fordere denn eine solhe Zu- au menstellung geradezu zu einem Vergleich der verschiedenen Berufs- \ ¿menshaften heraus. Er brauche sih dieses Vergleichs nicht zu E me denn seine Berufsgenossecnschaft ge jóre nicht zu den slechtesten. ihafter te aber eine Lanze einlegen für diejenigen Berufs8genossen- würden ' die scheinbar nach dieser Zusammenstellung shlecht verwaltet E Gi Es fomme da auf manerlei, namentli auf ihre Größe mehr que Tleine, über das ganze Reich verbreitete erfordere natürlich Bezi Verwaltungskosten als eine große, die auf einen kleinen auf dis rcentrirt sei. Die Zurücksührung der Verwaltungskosten Löhne e Lohnbeträge führe au zu ungerechten Schlüssen. Seien die fi Do, fo würden für die Berufsgenossenschaften die Verwaltungs-

Ur 1000 K gezahlten Lohnes sehr niedrig fein; seien die Löhne

so würden die Kosten sehr hoh sein. Sollte man von „Zusammenstellun niht abgehen wollen, fo möge man

age zu ei Berufsgenossenschaften veranlassen, eine bessere Grund- iu q tiner folhen Statistik auf Grund ihrer T ne E Ünzy fa Ver Abg. Dr. Hirsch habe von einer großen sprogee nheit über das Alters- und FJnvaliditätsgefet He- grundsägl; die von ihm vertretenen Gewerkvereine d liche egner dieses Geseßes seien, wisse man. Wenn Lasten A Ae, Hirsch die geringen Leistungen und die zu hohen er nur ia und Inbvaliditätéversicherung (EMeL habe, ‘so habe aumt, ein besserndes Mittel anzugeben. Selbst dic An-

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Erste Beilage zum Deutschen Reihs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1892.

Berlin, Mittwoch, den 10. Februar

bänger der freien Versicherung würden zugeben, daß mit 7, 10, 15 „z

cen

für die Woche niht mehr erreiht werden könne, als dieses Geseß in Aussicht gestellt habe. Daß es den Sparsinn der Arbeiter be- schränke, könne er nit zugeben. Sparen könnten doch höchstens nur die unverheiratheten Arbeiter, die Verheiratheten könnten unmöglich jo viel zurücklegen, um, diesem Geseß entsprehend, cine hinreichende Sicherung für thr Alter zu haben. Die urchführung des Gesetzes möge allerdings hier und da Unbequemlichkeiten mit \ih führen, namentlich für die kleinen Betriebe. Er bestreite garniht, daß es verbesserungswerth und -bedürftig sei, aber die Klagen würden bald ebenso verstummen, wie seiner Zeit in Bezug auf das Unfallgeset. Vie Parteien, die für eine Abschaffung der Alters- und Invaliditäts- versicherung feien, würden bei den nächsten Wahlen fehr s{lechte S afte machen. Die große Masse der Arbeiter wolle nicht die Abschaffung dieses Gesetzes, sondern seine Verbesserung und namentlich eine größere Rente. /

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Der Herr Vorredner bat im Eingang seiner Betrachtungen meine neuliche Erklärung über die Errichtung eines Museums für ÜUnfallverhütungseinrihtungen als eine hypothetishe bezeihnet, und hat gewissermaßen die Sorge daran geknüpft, daß, wenn die Be- dingung, von der ih gesprochen habe, ih nit erfüllen sollte, dann auch aus dem Museum nichts werden möchte. Er hat damit zu meiner Freude anerkannt, daß ih selber dem Gedanken der Errichtung cines Museums große Sympathie entgegenbringe, und ich möchte ihn heute über die Sorge, die er ausgesprochen hat, beruhigen. Die Sache liegt ganz einfah fo, daß der Raum, den wir für cin solches Museum brauchen, uns gegenwärtig nicht zur Verfügung steht, daß aber beim Neubau des Reichs-Versicherungsamts, der, wie ih neulich schon bemerkte, in einigen Jahren fertig gestellt sein wird, eine Anzahl von Räumen reservirt werden wird, die, wenn das Neichs-Versicherungs- amt nicht eine allzu große Ausdehnung gewinnen sollte für deren Befriedigung ja natürlich in erster Linie gesorgt werden müßte —, ih fehr dazu cignen würden, diesem Museum eine Stätte zu be- reiten. Jch glaube also, daß der Herr Vorredner mit mir ver- trauensvoll der Durchführung des Muscumsgedankens entgegen- sehen kann.

Dann hat der Herr Vorrsdner in seiner an Stoff ja sehr reih- baltigen Nede auh wieder die Frage der Abänderung des § 87 des Unfallversicherungsgeseßes berührt und hat gemeint, es scheine ihm, zumal er von der Auffassung gelcitet werde, daß die Wahl weiterer Stellvertreter über die in § 87 bezeihnete Zahl hinaus rehtlich unzulässig sei, doch richtig, gleih jeßt im Wege der Gesetzgebung Abhilfe zu schaffen. Ich bin an sich diesem Gedanken gar nicht ent- gegen; möchte aber nur auf eins hinweisen.

Zunächst will ih, nachdem ih inmittelst die Acten eingesehen habe, die mir am Sonnabend nicht zur Hand waren, den Herrn Abg. Grillenberger wiederholt über die Annahme beruhigen, daß ich das Neichs-Versicherungsamt zu ciner Üngesetzlichkeit bestimmt hätte. Die Verfügung, die von mir an das Neichs-Versicherungsamt auf feinen Vorschlag, diese Frage im Wege der Gesetzgebung zu ordnen, ergangen ist, \priht meine Auffassung darüber aus, wie dem vorhandenen Nothstand abzuhelfen sei, und stellt es dabei dem Reichs-Versicherungsamt anheim, seinerseits {ih entweder dieser Auffassung anzuschließen oder nit. Es ift also in keiner Weise ein Druck ausgeübt worden; nur die Vorlegung des von dem Neichs-Versicherungsamte damals vorgeschlagenen Gesetzentwurfs habe ih abgelehnt, weil der Reichstag und der Bundesrath damals nicht versammelt waren.

Nun liegt die Sache so, daß ih auch heute bei wiederholter Prüfung der Rechtsfrage der Meinung bin, man könne sehr wohl den S 87 daßin interpretiren, daß man, obwohl dort nur von der Bestellung eines ersten und eines zweiten Stellvertreters die Rede ift, auch über diese Zahl hinaus, natürli in derselben Form, die das Gesetz vorschreibt, Stellvertreter bestellen kann, wenn das Bedürfniß es erheischt. Man nennt dies eine Maßregel, welche geschieht praeter legem, und eine folhe Maßregel wird von der Jurisprudenz nicht für unzulässig gehalten. Wenn der Neichstag sih dieser Auffassung anschließen Eönnte, fo würde mir das ich gestehe es ofen in diesem Moment lieber sein. Die Wahlen für die überzähligen Mitglieder sind nämlich bereits vollzogen, und gestern hat, wie ih höre, zum ersten Mal cin solcher Stellvertreter im Spruchcollegium gesessen; auch wird die Regelung dieser Materie, wie mir scheint, ausgedehnt werden müssen auf die Frage und ih glaube, der Herr Vorredner hat das auch berührt —, ob nicht au die Arbeiter vertreter zu vermehren wären. Dann wird man aber \{hließlich auf eine noch weitere Ver- mehrung kommen, nämli auf eine Vermehrung der Bundesrath8mit- glieder im Reichs-Versicherungsamt; denn wenn diese Mitglieder zu oft sißen müssen, so wird ihnen das auch lästig. (Heiterkeit.)

Also die Sache wird nit so mit einem Wort abzumachen sein, sie wird untersuht werden müssen. Wenn der Neichstag aber Werth darauf legt, so bin ih eventuell bereit, noch in dieser Session mitzu- wirken zu einer Beseitigung des Zweifels, der in rechtlicher Be- ziehung hier angeregt worden ift.

Der Herr Vorredner hat dann in seiner Betrachtung die Uebersicht, welche auf Seite 11 der Nechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften über die Verwaltungskosten gegeben ist, als eine entbehrliche bezeichnet und hat gemeint, daß es wohl besser sei, diese Uebersicht wegzulassen. Die Auffassung, die er damit ausgesprochen bat, beruht doch, glaube ih, wesentlih auf dem Eindruck, daß: es manchen Berufsgenossenschaften unangenehm fein könnte, wenn sie aus diefer Uebersicht entnehmen, daß ihre Verwaltungskosten schr viel höher und anscheinend unverhält- nißmäßig höher sind, als die Verwaltungskosten anderer Berufsgenossen- schaften. Diese Uebersicht ist aber doch nicht so unwesentlih. Ich bin, soviel ich mich erinnere, niht der Vater der Uebersicht, ich habe sie niht angeordnet, fondern sie ift, soviel i weiß, im Reichs- Versicherungsamt entstanden. Sie hatte früher zwei Nubriken ; diese genügten nicht, und darauf wurde die Nachweisung in der jeßigen er- weiterten Form aufgenommen, indem man den ursprünglichen zwei Rubriken noch zwei weitere, welhe die Verwaltungskosten vertheilen auf jeden Betrieb und auf jeden im Rechnungsjahre zur Anmeldung

gelangten Unfall, hinzufügte. Die Aufstellung einer Uebersicht über die Verwaltungskosten ist im Reichstag wiederholt angeregt und be- [prochen worden, und die Aufstellung der Uebersicht geschieht auf Grund der hierbei geäußerten Wünsche. L A

Diese Uebersicht giebt doch für manche Frage der Verwaltung ein unentbehrlihes und nicht uninteressantes Bild. Ich erinnere ¿. B. daran, daß der Bunbeskath, venn er über die anderweite Abgrenzung der Berufsgenossenschafts-Bezirke und die Bildung neuer Berufsgenossenshaften zu beschließen Hat, Material sür die Entscheidung aus dieser Uebersicht entnehmen ftann. Ih gebe dem Herrn Vorredner ¿u, daß ein Urtheil darüber, ob in einer Berufsgenossenschaft unzweckmäßig und zu theuer verwaltet wird, aus dieser Uebersicht kein zutreffender Schluß gezogen werden kann, denn es ist klar, daß für die Höhe der Verwaltungskosten dic ganzen Lebens- und Wirthschafts- bedingungen der Berufsgenossenschaften von wesentlihster Bedeutung sind. Allerdings kann eine Berufsgenossenschaft, wie die Schorn- steinfeger-Berufsgenossenschaft, die über das ganze Neich verbreitet ist und mit einer Unzabl von ganz kleinen Betrieben zu thun hat, niht so billig wirthshaften, wie eine auf einen engen Be- zirk concentrirte Berufsgenossenshaft mit großen Betrieben. Ich glaube also, daß die Erwägungen, die ih übrigens bereitwillig zusage, über die Entbehrlicfeit dieser Uebersicht niht dazu führen werden, sie in Zukunft fortzulafsen.

Nun möchte ich mir noch ein paar Worte erlauben gegen die gestrigen Ausführungen des Herrn Abg. Dr. Hirsch. Herr De, Hirsch hat mir die Ehre angethan, mich als Candidaten für die Würde cines Chrenmitgliedes der socialdemokratischen Partei zu empfehlen, und ih danke ihm für die gute Meinung. Allein ih kann davon keinen Gebrau machen, ih glaube au, daß die focialdemokratishe Partei sih die Sache erst sehr überlegen wird, bevor sie mich zu ihrem Chrenmitgliede maht. (Heiterkeit)

Ich halte cine Candidatur des Herrn Abg. Dr. Hirsch für viel sicherer. Der Herr Abg. Noesicke hat das beute schon angedeutet, daß die Auffassungen und Anschauungen des Herrn Abg. Dr. Hirsch, die er uns gestern mitgetheilt hat, der focialdemokratishen Partei sehr viel näher liegen, als die Auffassung der verbündeten Negierungen. Wenn Herr Dr. Hirsch zu diesem Vorschlage, mich zum Ehrenmit- gliede der focialdemokratischen Partei zu ernennen, dadurch geführt worden ist, daß ih die Behauptung des Herrn Abg. Grillenberger nicht ausdrücklich zurückgewiesen habe, wonach der Staats\ocialismus des Alters- und Invaliditätsgeseßes dem Soccialismus der Social- demokratie sehr erheblih nahestehe, so erlaube ich mir, darauf auf- merksam zu machen, daß ih niht in der Lage bin, jede: un- zutreffende Behauptung, die hier im Hause aufgestellt wird, zurück- zuweisen. Das geht über meine Kräfte; ih muß mi eben auf das nothwendigste beschränken, wenn ih meiner Aufgabe gerecht werden will. Nun aber weiter: Herr Dr. Hirsch möge sih doch erinnern, daß die focialdemokratische Partei seiner Zeit gegen das Alters- und Invaliditätsversicherungsgeseß gestimmt hat, und daß heute, wie er aus den Ausführungen des Herrn Abg. Grillenberger hat entneh1nen können, die Socialdemokratie diesem Geseße freundlih gegenübersteht. Ist nun niht im Himmel mehr Freude über einen reuigen Sünder, als über hundert Gerehte? (Heiterkeit.) Ich glaube: der Gedanke findet sih fogar {hon im Alten Testament. ( Große Heiterkeit.)

„Mag es im Neuen oder Alten Testament stehen; meine Freude über

diese Correctur der focialdemokratischen Auffassung is eine große, und ich habe nicht unterlassen wollen, sie hiermit auszusprechen. Dann hat der Herr Abg. Hirsch gemeint, die Aufregung im

Lande sei groß, aber die freisinnige Partei habe nicht ges{ürt. Nun habe ih auch garnicht behauptet, daß die freisinnige Partei geshürt hat, aber ih habe allerdings aus den Preßstimmen, wie sie mir aus den freisinnigen Zeitungen entgegengetreten sind, Anlaß genommen, mich des alten Volksliedes zu erinnern :

A Bisserl Lieb? und a

Vissele Treu und a Bissele

Falschheit ift allweil dabei. (Heiterkeit.) Nun hat der Herr Abg. Dr. Hirsch gemeint, das Gese sei dem Neichstag aufgedrungen. Ich muß die Mitglieder dieses hohen Hauses gegen den Vorwurf in Schuß nehmen, daß sie sih etwas gegen ihre bessere Ueberzeugung aufdrängen lassen. Und wenn er daran die fernere Bemerkung anknüpfte, daß das Geseß heute im Reichstag keine Majorität finden würde, so habe ih ihm darauf zu erwidern, daß man unmögli die Geseßesvorshläge unter der Er- wägung aufstellen kann, ob sie künftig einmal in einem künftigen Neichstag eine Majorität finden werden. Wir haben das Gesetz vereinbart mit dem damaligen Reichstag und haben ja zu unserer großen Freude die Zustimmung, wenn auch nur mit einer kleinen Majorität gefunden. (Zwischeuruf.) Ja, dann weiß der Herr Abg. Hirsch mehr als ich. Der Herr Abg. Dr. Hirsch hat über die Steuer- last geklagt, die durh dieses Gescß dem Lande auferlegt werde, und er hat gemeint, diese Steuerlast sei eine solche, daß ihr nit cinmal ein Aequivalent gegenüberstände, keine Erleichterung auf der anderen Seite. Der Herr von Helldorfff hat dem Herrn Abg. Dr. Hirsch gegenüber son gestern erwidert, daß die Beiträge für das Alters- und Invaliditätsversicherungsgesez überhaupt niht als Steuer angesehen werden können. Abgesehen davon aber, möchte ih glauben, daß Herr Dr. Hirsh do etwas zu weit geht, wenn er für eine folhe Abgabe, für eine folche Steuer noch eine Entlastung auf der anderen Seite begehrt. Wo soll denn die Entlastung herkommen? Wenn man eben einen neuen Zweck erreihen will, den “man niht ohne Kosten erreichen kann, wie das hier mit der Fürsorge für die Alten und Invaliden der Fall ist, so muß man eben dafür Geld auf- bringen, und da läßt fih aber nicht eine Entlastung gewähren, ohne daß man andere Aufgaben in Frage stellt. Dann endlich hat der Herr Abg.. Dr. Hirs noch von der Unzu-

friedenheit gesprochen, die im Lande herrsche. Ich kann in dieser

Beziehung nur wiederholen, daß ich von einer weitverbreiteten

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