1892 / 44 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Venloo ist die erste en lische Post über Vlissingen vom 18. d. M. ausgeblieben. Grund:

Sturm im Kanal. i j :

Laut Telegramm aus Köln hat die ae englische Post über Ostende vom 18. d. M. in Köln den Ans luß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim nit erreicht. Grund: Betriebsstörung bei Buir.

Bremen, 18. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“, nah New-York bestimmt, hat am 17. Februar Vormittags Dover passirt. Der Postdampfer „Stutt-

art“ hat am 17. Fe ruar Vormittags die Reise von Genua nah

outhampton fortge]ezt. Der Postdampfer „Hannover“, vom La Plata kommend, ft am 17. Februar Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 16. Februar Vormittags von New-York via Southampton nah der Weser ab- egangen. Der Postdampfer „Braunschw ci von Baltimore Pamend. ist am 17. Februar Morgens auf der Weser angekommen.

19. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Spree“, am 9. Februar von Bremen und am 10. Februar von Southampton abgegangen, ist am 17. Februar Nachmittags in New-York angekommen. Der Schnelldampfer „Trave“ hat am 27. Februar Abends die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Stettin ist am 18. Februar Mor ens mit der für Ost-Asien bestimmten

ost von Brindisi nah Port Said abgegangen. Der Reichs- hostdampfer „Habsburg, von Australien kommend, ist am 18. Fe- ruar Nachmittags in Colombo angekommen. Der Postdampfer „Darmstadt“ Tat am 18. Februar Vormittags die Reife von Vigo nah Antwerpen fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Lahn“, von New-York kommend, ist am 18. Februar Nachmittags auf der Weser angekommen. i:

Hamburg, 18. Februar. (W. T. B.) Hambur -A meri- kanische Packetfahrt-Actiengesellshaft. Der Postdampfer „Rugia“ ist, von New-York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer , Moravia“ is, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York angekommen. Der Schnelldampfer „Augusta Victoria" ist heute Morgen in Nizza angekommen. :

A n, 18. Februar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Merxican“ is gestern auf der Heimreise von Capetow n ab- egangen. Der Castle-Dampfer „Grantully Castle“ ist inte auf der Ausreise in Capetown angekommen. Ï

19. Februar. (W. T. B.) Der Uniondampfer „German ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln ab- gegangen.

Theater und Musik.

Sing-Akademie.

Die junge Violinvirtuosin Fräulein Betty Schwabe, unter Leitung des Herrn Professors Joachim ausgebildet, gab gestern ihr erstes eigenes Concert, welhes ungemein zahlreih besucht war. Wahr- haft staunenswerth ist die große technische Fertigkeit, mit der ihr die rapidesten Läufe, die Doppelgriffe, die Töne des Flageolets und die Triller gelingen. Jhr piano ist von bezaubernder Wirkung, während sie im forte jede Nauheit des Bogenstrihs vermeidet. Hierzu kommt eine Reife der Auffassung, wie wir sie in solhem noch fast findlihem Alter die junge Dame i} erst fünfzehn Jahre ali nicht erwarteten, und die besonders in den durch Gedankentiefe sich auszeihnenden Andantesäßen der Concerte von Joachim und Mendelssohn sehr wirksam hervortrat. Außer in diesen beiden Concerten hatte die junge Künstlerin noch in einer

“den Vortra

Ballade und Polonaise von Vieurtemps Gelegenheit, ihre Virtuosität ins glänzendste Licht zu seßen. Stürmischer Beifall folgte allen ihren Vorträgen. Die Kaiserli Königlich österreichishe Hof-Dpernfängerin Fräulein Josefine von Artner unterstüßte das Concert dur der Arie aus Haydn's „Schöpfung „Auf starkem Fittihe“, und einiger Lieder von Goldmark, Mascagni und Bruch. Die sehr kräftige und umfangreiche Sopranstimme würde noch shöner wirken, wenn die Künstlerin das Uebermaß im Tremoliren vermeiden könnte, durch welches z. B. die Schöpfungs- arie bei dieser erregten Art des Vortrags wie eine Opernarie er- klang. Die Lieder gelangen der Künstlerin besser, doch zeigten sich au hierin manche zu scharfe Einsäte der höchsten Töne. Durch leb- haften Beifall bewogen, fügte Fräulein von Artner noch Schumann's „Frühlingsnaht“ hinzu. Das Philharmonishe Orchester leistete unter der energishen Führung des Herrn Professors Joachim wiederum höchst lobenswerthes.

Im Königlichen Schauspielhause ist seitens des General- Intendanten folgender Aushang bekannt gegeben worden: „Den Mitgliedern des Königlichen Schauspielhauses theile ih hierdurch mit, daß Seine Majestät der Kaiser und König mi zu beauftragen geruht haben, sämmtlichen in der Vorstellung „Das heilige Lachen“ am 16. d. M. Beschäftigten die Allerhöchste Zu- friedenheit auszusvrehen, namentlich aber den Damen Conrad, Lindner, Poppe und von Hochenburger.“

Am Sonntag geht im Königlihen Opernhause „Ca- valleria rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrich und Lammert, den Herren Sylva und Fränkel in Scene. Außerdem gelangen die mythologische Tanzdichtung „Prometheus“ und ein Ballet-Divertissement aus der Oper „Gioconda“ zur Wi E :

Seine Majestät der Kaiser, Seine Königliche Hoheit der bobe Heinrich, Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche

obeit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen sowie Seine oheit der Prinz Max von Baden wohnten der gestrigen Vorstellung des „Othello“ im Berliner Theater bei. Seine Majestät der Kaiser ließ Herrn Director Barnay die Allerhöchste Zufriedenheit mit

der Aufführung ausdrücken.

Im Lesstng-Theater kommt, wie bereits angekündigt, morgen Oscar Blumenthal's neues vieractiges Schauspiel „Heute und gestern“ zur ersten Aufführung. Die erste Wiederholung des Schauspiels findet am Sonntag-Abend statt, während am Sonntag-Nachmittag „Sodoms Ende“ zur Darstellung kommt. S :

Die morgige Vorstellung im Wallner-Theater, in der die große Gesangéposse „Vvette*“ zur ersten Aufführung gelangt, beginnt ausnahmêweise um 7 Uhr. / 2

Millöcker’'s „Sonntagskind", das erfolgreiche Repertoirestück des hiesigen Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters, hat auch in Hamburg einen durhs{lagenden Erfolg gehabt. i

Die Wohlthätigkeits-Matinée im Nesidenz-Theater, in der Conrad Alberti’'s neues Bühnenwerk „Ein Vorurtheil“ zur Aufführung gelangen foll, beginnt am Sonntag um 12 Uhr Mittags.

Im Thomas-Theater wird „RNeif-Reiflingen“ in Folge seiner günstigen Aufnahme vorläufig auf dem Spielplan bleiben. Conrad Dreher beginnt sein Gastspiel mit dem für Berlin neuen Rauchenegger'shen Volks\tück „Jägerblut“ in der Rolle des Dorfbaders

angerl. 4 dn Sophie von Poznanska spielt in ihrem morgigen dritten und leßten hiesigen Concert in der Sing-Akademie, für das, wie hon mitgetheilt, Herr Anton Rubinstein seine Mit- wirkung zugesagt hat, u. a. eine größere Reihe von Chopin'fchen Stücken, und zwar die Préludes in B-dur und Es-dur, die Etudes in As-dur, Es-moll und A-moll, die Ballade in F-dur und Valse in As-dur. Herr F. Naval, der gelegentlih seiner Mitwirkung in dem Concert des Frankfurter Vocalquartetls \#o großen Beifall erntete, wird demnächst wieder hier auftreten. Herr Naval hat die Tenorfoli

in dem Concert des Philharmonishen Chores am Mon

übernommen. Für das Concert der jungen Sängerin Fräuleis

Minnie Fish, das am Dienstag in der Sing-Akademie statt.

findet, haben außer dem Königlichen Pein ten Herrn Heinri

Barth noh die Damen Heineberg und Moore ihre Mitwirkung zu-

gelagt: der Ertrag des Concerts ist für die hiesige amerikanische Kirche immt. :

Mannigfaltiges.

Das Kolossal-Rundgemälde in der po genz o ernrBalerie* am Lehrter Bahnhof, das bekanntlich die Rubmesgeschichte dez preußischen Staates und der Hohenzollern in großen, vom Professor Fleisher ausgeführten Gruppenbildern veranschauliht, erfreut ih einer von Tag zu Tag wah!enden Theilnahme aller Kreise unserer NReichshauptstadt. Auch das Fremdenpublikum bringt ihm ein überaus warmes Interesse entgegen. Besonders stark ist der Andrang seitens des Militärs. Vor wenigen Tagen noh erschienen mehrere Compagnien hiesiger Regimenter, sowie Cadetten aus Lichterfelde, unter Führung ihrer Vorgeseßten, um an dem Rundgemälde vaterländische Geschichte zu studiren. Gleiches Interesse giebt sih dafür auch in Vereinskreisfen kund. 20 000 Billets wurden an die Vorstände von Vereinen bereits abgegeben. Der Ein- trittspreis beträgt 1 4 für Erwachsene und 50 „§ für Kinder unter zehn Jahren.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Köln, 19. Februar. (W. T. B.) Von dem heute früh

5 Uhr 19 Min. hier fälligen E Schnellzuge ent-

leisten, wie die „Kölnishe Zeitung meldet, um 41/2 Uhr üh auf dem Bahnhofe Buir bei Düren vier Wagen; Personen wurden nicht verleßt.

Paris, 19. Februar. (W. T. B.) Der boulangistische Deputirte Laur hat als Civilpartei bei dem Zuchtpolizei- gericht eine Klage gegen den Minister Constans wegen örpetlitker Mißhandlung angestrengt und verlangt, besehen von dem Strafantrage des Staatsanwalts, einen Franc Schmerzensgeld. Laur hat die Ermächtigung des Senats zur Verfolgung des Ministers niht nah fut. S

Rom, 19. Februar. (W. T. B.) An verschiedenen Orten haben die Arbeiter die Arbeiten wieder aufgenommen; die Stadt hat ihr gewöhnliches Aussehen, die Läden sind ge- öffnet, die Fiaker und die Wagen der Omnibusgesellschaft ver- kehren wieder. Die Brücken find militärisch beseßt; man glaubt, der Tag werde ruhig verlaufen.

Athen, 19. Februar. (W. T. B.) Die Commission der Kammer stellte in der Angelegenheit der Verseßung des früheren Cabinets Trikupis in den Anfklagezustand den Antrag, daß die Kammer wegen Verwendung des Eisen- bahn-Anlehens Piräus-Larissa und wegen Nichtausführung richterliher Erkenntnisse Anklage erhebe. Die Verhandlung hierüber findet am Montag statt. Die Opposition hielt si von der ersten Lesung der Finanzvorschläge des Cabinets fern.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

t vom 19. Februar, r Morgens.

i

A a) T

Wetter

00° p. m. se

von Gri

Stationen. 1 Aufzug von gleichnamigen

Temperatur in 9 Celsius 59. =409N.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\ red. in Milli

Wind. Wetter.

5\heiter 2\halb bed. 3'heiter 3|Dunst 2/Schnee still |bedeckt 1/bedeckt 1'bedeckt

|ONO

J ck D

Mullaghmore Aberdeen . . | 747 |WNW

Christiansund | 751 |OSO Kopenhagen . | 744 |W Stockholm . | 750 |NO aranda . | 754 t.Petersbg. | 752 |SO Moskau... | 757 |SSO Cork, Queens- | | town ... | 741 |ONO Cherburg . . | 742 |OSOD l 49 [S vit... | 746 |NW mburg . . | 748 |SW wineinünde | 748 |SW Neufahrwasser| 748 |SSO Memel . .. | 749 |OSO Münster . . | 750 |SW Karlsruhe . . | 748 |NO Wiesbaden . | 749 |N München . . | 748 Chemnig . . | 753 Berlin .…. | 751 |[W Wien .….. | 755 |SO Breslau.

|

A

Graeb.

O D MOVWINONO

S'bededt Grube.

4'bedeckt 1\bedeckt « 2'halb bed.1) 3\wolfenlos 6|bheiter 2/Schnee 3/halb bed. |—12 4halb bed. |—13 2\bedeckt 2) E 3) —5 3lhalb bed. |—10 {till/wolkig —6 3 heiter —6 1jbedeckt —7 7593 |S 2|bedeckt —5 let. 1 D still /bedeckt 5

1) Nachts Schnee. 2) Schnee. 2) Gestern Schnee Uebersicht der Witterung.

G

:

e

L

Male: Saenide.

Sonntag: besitzer.

gleichmäßig vertheilt. Barometrishe Depressionen iegen vorm Kanal und südlich von Skandinavien. Die Luftbewegung ist {wad und aus variabler tung, nur im Südwesten der britischen Inseln wehen \farke bis \türmische östlihe, an der Oder- ats südwestlihe Winde. In Deutschland ist das Wetter vielfa heiter, andauernd kalt, wenn auch die Temperatur meistens ziemlih erbeblih ge- stiegen ist. Stellenweise ist etwas Schnee gefallen. Die Temperatur liegt in Deutschland um 2 bis 13 Grad unter dem Gefrierpunkt. Auf den britischen Inseln herrscht allenthalben Frostwetter. Shields meldet Minus 10 Grad. Schneehöhe Hamburg 2, Kiel 4, Wiesbaden 16 ecm. Deutsche Seewarte.

I E E E E E E T I Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 47. Vorstellung. Neu einstudirt: Die Meisterfinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Acten von Richard vom Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kayell- meister Weingartner. Anfang 64 Uhr.

Montag:

Sonntag:

Schauspielhaus. Diener eenes Herrn. Trauerspiel in 5 Aufzügen arzer. Regisseur Max Grube. Sonntag: Opernhaus. 48. Vorstellung. Caval- lería rusticana (Bauern-Ehre). Over in Pietro Mascagni. olfsftück von Verga. gejeut vom Ober - Regisseur Teßlaff. usikdirector Wegener. Musik von Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil Dirigent : Schluß: Tanz-Divertissement von Emil Graeb. Musik von A. Ponchielli. Schauspielhaus. brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene geseßt vom Ober-Yegisseur Marx Der eingebildete Kranke. in 3 Aufzügen von Molière, mit Benutzung der Baudissin’schen Ueberseßzung. In Scene jest vom Ober-Regisseur Max Grube. E.

Deutsches Theater. Sonnabend : Zum ersten

Glü. Lustspiel in 3 Aufzügen von Karl Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Glü.

Montag: Don Carlos.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Hütten- befißer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Barnay, Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr. Nachmittags Uhr: Abends 7} Uhr: Schlimme Saat. Montag: Othello.

s Eis S L - ; nnabend: m 1. ;

Der Luftdruck i} überall niedrig und ziemlich Lage yter Shate L M et Bn Blumenthal.

Sonntag : Nachmittags 24 Uhr: Sodoms Ende.

Abends 7# Uhr: Heute und gie. G. v. Moser.

Unter vier

Frau. Der sechste Sinn.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 1. Male:

Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang (nah einer französishen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Yvette. Anfang 7x Uhr.

on Nachmittags-Vorstellung zu bedeutend ermalen Preisen. Ein toller Einfall. Schwank in 4 Acten von Carl Laufs.

Anfang 4 Uhr.

951. Vorstellung. Ein treuer

In Scene geseßt vom Ober- | fana 7 Uhr. Anfang

Tert nah dem In Scene Dirigent:

Vorher: Prometheus.

Modebazar Violet.

Musikdirector Hertel. Zum | Anfang 7# Uhr. Anfang 7 Uhr.

52. Vorstellung. Der zer- Sonntag,

Vorurtheil. Alberti.

Lustspiel

5 Anfang 7 Königlich bayerischen

ofpauer. um 9. ale :

Der Nothhelfer.

Ludw. | 98. Male:

Sur Bitten. | ieh Slefoil Ernst. Znang, 7x Uhr. Sonntag:

ugen. Fräulein August Kurz. Anfang 74 Uhr.

Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben-Inspector Venbßky. An-

Uhr. Sonntag: Das Sountagskind.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Sonnabend : Zum 24. Male: Musotte. Sitten- bild in 3 Acten von Guy de Maupafsant. Jn Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene geseßt von Emil Lessing.

Die Aufführung von „Musotte“ beginnt um 8 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Mittags 12 Uhr: Schauspiel in 4 Acten von Carl

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: 50. En- semble - Gastspiel der Münchener unter Leitung des ofshauspielers Herrn Mar ofpa : Der Nothhelfer.

ändliher Schwank mit Gesang und Tanz in 4 Acten von Amand Kolbe. Musik von Josef Krügel. Im 1. Aufzuge: „Schuhplattl-Tanz“.

Sonntag: 51. Ensemble-Gastspiel der Münchener.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum Der Tanzteufel. 4 Acten von Ed. Jacobfon und Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Scene geseßt von

er Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Direction: Emil Thomas. Sonnabend : Zum 8. Male: Reif - Reiflingen. Schwank in 5 Nufzü en von In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

roi“ von Adam. Polonaise von Stöhr. Phantasie aus „Cavalleria rusticana“ von Mascagni. „Sou- venir de Bade“ für die Violine von Léonard (Herr Carnier). Dienstag, 1. März (Fastnacht), letztes Familien-Ballfest. Billkkts à 3 #4 im Bureau des Hauses.

Vorher : : j Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Parade - Gala - Vorstellung zum Benefiz für die beliebte Schulreiterin Fräulein Clotilde Hager. Zum 154. Male: Eck Auf Helgo- land “D oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausftattungs-Pantomime in 2 Aktheilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Aufzügen. Neue Einlage: „Die Garde-Husaren“. Dampfschiff- und Bootfahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffecten und neuen Ueberraschungen 2c. arrangirt und inscenirt vom Director E. Nenz. Zum ersten Male: Im Reiche der Blumen, equestr. Phantasie von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager. „Col- mar“, hierauf „Solon“, geritten von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager. Jeu de la rose, geritten von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager und Mlle. Theresina. „Elimar“ (Strikspringer), vor- geführt von Frl. Oceana Renz. 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. Sisters Lawrence am egeben Trapez. Auftreten der vorzüglichsten eitkfünstlerinnen und Reitkünstler. Komische M | Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns 2. Stolte _in| Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Ubr W. Mannstädt. (l Kind frei). Mazeppa’s Verbannung. Große istor. Pantomime mit Ballet (Polnischer National- tanz vom gesammten Corps de Ballet). Abends 74 Uhr: Auf Helgoland.

S E C E

Familien-Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Rittmeister Curt von Sydow mit Frl. Emma Benkeep (Hannover). Hr. Lieut. Adolf von Wilke mit Frl. Marie pon Selesnef (Dresden). Fe: Pastor Wilhelm Boit mit Frl. Malwine Pohst (Havelberg).

Matinée. Ein

Anfang 7x Uhr.

dolph

zettel. Anfang 7} Uhr.

Uranig, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im wissenschaftlißen Theater. Näheres die Anschlag-

Hr. Johannes Graf Wengersky mit Frl. Cecola von Waltier (Natibor). : Geboren: Eine Tochter: Hrn. Alfred von Gusnar (Berlin). i H Ea Ta S De: D AReT oie “ar Leopo Hraf von Hohenthal-Püchau eran). E Wolfgang von Puttkamer Tochter Gisela Elsbeth

Parquet 1 M x.

in 3 Acten von Musik von geseßt von Julius

In Scene Concert. Anfang 7 Uhr.

Concerte.

Sing- Akademie. Sonnabend, Anfang 74 Uhr: Hn (elte) T N von U von Poznansfa, Friedri h L Wilhelmstädtis hes The ater. tier gütiger Mitwirkung des Herrn Anton Nubin- Sonnabend: Mit neuer Ausstattung zum 31. Male: 4 C Das Sonuntagskind. Operette Wagner. In Scene gesetzt Quas Sg und Julius Bauer.

T illôcker. Fritsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die

Concert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder-

Ouv. „Triomphale“ von Rubinstein.

(Schikerwitz).

E)

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buhdruckerei und Verlagb- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 3 Sechs Beilagen (einschließlih Börsen-Beilage).

„Si j’ótais

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

X 44.

Berlin, Freitag, den 19. Februar

1892.

Deutscher Reichstag. 176. Sißung vom Donnerstag, 18. Februar. 2 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Boetticher und der General-Major von Goßler.

Die Berathung des Militär-Etats wird fortgeseßt.

Bei Capitel 24 (Geldverpflegung der Truppen) findet sich eine Mehrforderung von 556 343 M, um sämmtliche Mannschaften des Beurlaubtenstandes zu einer Uebung von vierzechntägiger Dauer heranziehen zu können.

Referent Abg. von Keudell (Rp.): Die Mehrforderung, durch welche es ermöglicht werden solle, daß jeder Reservist und Landwehr- mann zu je einer vierzehntägigen Uebung eingezogen werde, fei in der Commission stark angegriffen worden. s fei hervorgehoben worden, daß die Uebung überflüssig, für die Mannschaften lästig und drückend sei und in ihrem finanziellen Effect bei der Rückwirkung dieser Forde- rung auf andere Etatstitel eine Mehrbelastung von etwa 4 Millionen e ifübren werde, und zwar dauernd, denn diese Forderung würde in den nâdhsten Jahren wiederholt werden. Von Seiten der Militär- verwaltung fei geltend gemacht, daß nah dem Kriegsdienstgesez von 1867 jeder Soldat während der neunjährigen Reservisten- resp. Landwehrzeit zwanzig Wochen im Maximum üben müsse. Was jeßt ins Auge gefaßt sei, betrage nur ein Fünftel dieses Marimums. An diesem Minimum müsse aber im Interesse der Schlagfertigkeit der Armee festgehalten werden. Die Uebungen des vorigen Jahres es seien eigentlih nur fieben Tage gewesen hätten nit hin- gereicht, um vie Mannschaften mit der neuen Tactik, welche durch die Einführung des rauchlosen Pulvers gegeben sei, bekannt zu machen. Beanstandet U eine Forderung für eine besondere Kategorie von Uebungen worden. Die Maunschaften, welche für die Kaisermanöver einberufen würden, recrutirten sih fast aués{ließlich aus den Dis- positionsurlaubern. Es sei bemerkt worden, daß eine zu große Zahl dieser cinberufenen Mannschaften der Etatsberehnung zu Grunde ge- legt sei, da von den vier Kaisermanövern des laufenden Jahres eines auf Württemberg falle. Es sei deshalb beantragt worden, den vierten Theil der Kosten mit 55 377 e abzuscßen, und demgemäß mit 18 gegen 6 Stimmen beschlossen. Dadurh werde auch bei anderen Titeln im ganzen eine Ersparniß von über 200 000 M bewirkt.

Abg. Richter (dfr.): In diesem Etat trete zum ersten Male für diese Zwecke eine ganz erheblihe Viehrforderung hervor. Es handele sih um eine Ausdehnung der Uebungen gegen den bisherigen Umfang um 8309/0. 53% mehr Mannschaften follten herangezogen werden und die durchscnittliche Uebungêdauer solle fich ebenfalls um drei Tage erhöhen. Eine so starke Erweiterung der Uebungen finde seine Partei nit gerechtfertigt. Allerdings bleibe die jeßt vorges{lagene Uebungs- ¿eit hinter dem Maximum zurück, welches in dem Kriegsdienstgesetßz von 1867 festgestellt sci. Aus den Motiven dieses Gesetzes gehe aber hervor, daß man bei Festseßung dieses Geseßes durchaus nit die Ab- sicht gehabt habe, eine gewisse Norm für den Umfang der Uebungen hinzustellen. Das Maximum habe nur in besonderen Fällen geltend gemacht werden sollen. Man verlange diese Ausdehnung der Uebungen als dauernde, organische Einrichtung neben allen Uebungen der besonderen Klasse der qun und der sonstigen be- sonderen Uebungsklaffen. Man habe früher immer gegen die Forderung der Verkürzung der Dienstzeit geltend gemacht, daß fie eine Verlängerung der Dienstzeit der Neserve und Landwehr zur Folge haben müßte. Jeßt würden die Uebungen ul, ohne daß von ciner Verkürzung der Dienstzeit auch nur die Rede sei. Eine solhe Belastung scheine seiner Partei gerade in diefem Augenblicke nit angezeigt, wo eine Vorlage von organisher Bedeutung vom Reichskanzler für die nächste Session angekündigt sei. Selbst wenn vierzehntägige Uebungen oeEauiiirahend seten, sei niht abzuschen, warum gerade in diesem Jahre diese Ausdehnung stattfinden solle; denn erst 1890 eten 14 Mill. Mark bewilligt worden, mit welchen sämmtliche Reservisten und Landwehrleute zu ciner zwölftägigen Uebung mit dem neuen Gewehr herangezogen worden seien, die leßten erst in diesen Tagen. Alle diese würden jeßt sofort wieder cine neue allgemeine Uebung zu machen haben. Auf jeden Fall sei die Forderung in diefem Jahre niht berechtigt. Dazu kämen die hohen Naturalpreise, durch welde gerade in diesem Jahre die NReichsfinanzen außerordentlich belastet würden; ferner die ungün- stigen Erwerbsverhältnisse dieses Jahres, welhe es dem eingezo- genen Reserve- und Landwehrmann sehr erschweren würden, nah der Uebung wieder Stellung zu finden. Aus diesen Gründen beantrage seine Partei die Streichung der gesammten Mehrforderung für diese ounden, Königlich

„Ver Commissar des Königlich preußishen Kriegs-Ministeriums Major Gaede: Die Mebrforderung für die ebüncen Ma schaften des Beurlaubtenstandes sei die einzige größere Forderung des „vorliegenden Etats, über die auch in der Commission \{on in fehr eingehender Weise discutirt und ausführliche Tabellen vor- gelegt worden seien. Dabei habe Abg. Richter {hon im wesentlichen denselben Standpunkt vertreten, den er heute bei Begründung seines Antrages eingenommen habe. Demgegenüber sci zunächst zu bemerken, daß der bisherige Etatsansaß für diese Uebungen sfeit 1877/78 der- jelbe geblieben fei. Zwischendurch hätten Vermehrungen der Armee \tattgefunden, wodurch der Beurlaubtenstand aller Waffengattungen angewachsen sei. Dazu seien erheblihe Aenderungen in der Be- gaffnung U. }. w. eingetreten, die eine bessere Ausbildung der Heurlaubten zur dringenden Pflicht der Verwaltung machten. Seit em Geseß über die Wehrpflicht von 1888 würden im Kriegsfall saDEre Formationen gebildet, wodurch es nöthig werde, die Mann- jaalten der Reserve und der Landwehr 1. Aufgebots bald an Et Veind beranzubringen. Das alles seien neue Momente, die den E von 1877/78 längst nicht mehr als ausreichend erscheinen De Daß die Erhöhung dieser Mittel erst in diesem Etat erbeten Ab Á habe feinen Grund darin, daß in den leßten Jahren die vom met Richter erwähnten Uebungen besonderer Art stattgefunden hätten, Gele die Ausbildung der Mannschaften der Infanterie und der Aer mit dem Gewehr 88 bezweckt hätten. Diese Uebungen hätten art 12, sondern nur 10 Tage gedauert, und seien zu kurz O elen, als Lt Mannschaften mehr von dem neuen Gewehr N gelernt ätten wie die mechanische Zusammenstellung, und Zus Male daraus geschossen hätten. Es auch im Gefecht und im zu enmenhang der ganzen tactishen Entwickelung zu führen, das Neichsk Leuten in der kurzen Zeit nicht beigebracht werden. Der des L anzler habe {on darauf hingewiesen, daß die Selbständigkeit Ne eeitretens des einzelnen Mannes die Stärke der deutshen Armee

E e und werde: aber sie müsse natürlich anerzogen werden.

eibe Eoungen des Beurlaubtenstandes zu vermehren, sei seit einer Ties von Jahren ein Erforderniß, und die außerordentlichen S igen der beiden leßten Jahre hâtten die Gelegenheit en auêiufil em Made die Lücken in der ung der Mannschaften diesem en. Abg. Nichter sage, dieselben Leute würden in richti Jahre wieder eingezogen werden. Das sei zum theil ichon aber er bedenfe ni t, wie lange alle diese Leute sein. aher zu Hause gewesen seien, ohne eingezogen worden zu aufgesteît leßtiährigen Manöver habe man eine Reservedivision Weise ¿c Die Mannschaften hätten sih in der Meg bervorgefcèe wohl aber sei eine gewisse Schwerfälligkeit ie für de, n Und ein Mangel an derjenigen Selbständigkeit, en modernen Infanteristen die Hauptsache bilde. Nunmehr

trahte man nach einer Neuregelung dieser Verhältnisse und nah einer festen Grundlage defsen, was man als Minimum der Uebungen für den Mann anfehen müsse. Die bestehenden Vorschriften verlangten, daß in einem Zeitraum von neun Jahren der Mann vier Uebungen von zusammen zwanzig Wochen machen solle. Das sei das Maximum. Wie verhalte ih nun dazu das, was die Regierung wolle? Ihre Forderung sei wirklich recht bescheiden, so bescheiden, wie es nur angegangen sei mit Rücksicht auf die Mittel. Die bisherigen Mittel bâtten nur für zwei Uebungen von zusammen vier Wochen ausgereicht, also für den siebenten Theil dessen, was man bätte fordern fênnen. Die jeßige Forderung reihe ungefähr für ein Drittel jenes Marximums aus. Nun habe der Abg. Richter auch in der Commission die vorliegende Etatsforderung dadurch aufgebauscht, daß er sie mit den bevorstehenden Uebungsplänen verbunden und den Dingen ein etwas anderes Ansehen gegeben habe, als sie in der Militärverwaltung hätten. Für die Militärverwaltung bandele es sich lediglich darum, die Mittel zu bekommen, um die nöthigen Ausbildungen des Beurlaubtenstandes durchführen zu können. Also er möchte bitten, diese Forderung in diesem Sinne aufzufassen; es stecke weiter nihts dahinter, sondern sie sei lediglich begründet durch die Entwickelung der Verhältnisse und den gegenwärtigen Stand der Sache. Dann babe der Abg. Nichter ge}agt, es würden dieselben Leute in diesem Jahre wieder ein- berufen werden. Indessen, die Sache liege doch anders, als er meine. nase seien nur Mannschaften der Infanterie und der Jäger ein- erufen ; die übrigen, die etwa ein Drittel ausmachten, seien an den beson- deren Uebungen nicht betheiligt gewesen. Ferner werde die Militär- verwaltung Éünftig so viel Mittel haben, daß sie je einen Jahrgang der Neserve und der Landwehr zu Uebungen einziehen könne. Sie habe nun das Interesse, die jüngsten Jahrgänge am besten zu üben, und es werde ih so entwickeln, daß man den Jahrgang, der jeßt entlassen werde, im nächsten Jahre einziehe: und die, die im nächsten Stabte in der Landwehr übten, hätten vielleiht das Iahr vorher in der Reserve geübt. So sehr einshneidend seien also die Ver- hältnisse in der That nicht, wie Abg. Richter meine. Er könne nur bitten, daß das hohe Haus sich auch davon überzeugen wolle, daß dies eine Frage von großer Bedeutung für die Kriegstüchtigkeit sei. Man müsse die Leute aus der Werkstatt und vom Pfluge holen, und müsse von ihnen verlangen, daß fie unmittelbar in das Gefecht träten und sih da zu benehmen wüßten. Sie müßten alfo vor allen Dingen ihr Gewehr fennen und richtig gebrauhen. Und es werde der beste Schuß für den Mann sein, wenn er möglichst gut ausgebildet und geübt dem Feinde gegenüber trete.

__ Abg. von Schöning (cons.): Im Interesse der Landwirth- schaft möchte er die Verwaltung fragen und bitten, ob es nicht möglih sei, die Ersatreserve zweiter Klasse, die jeßt Mitte August eingezogen werde, künftig zu einer späteren Jahreszeit einzuziehen. In den leßten Jahren sei man Mitte August nie mit der Ernte fertig gewesen und habe durch die neuen Handelsverträge so bedeutende Einbußen zu erwarten, daß ein Mangel an Arbeitskräften während der Ernte um fo empfindlicher sein würde.

Der Commissar des Königlich preußishen Kriegs-Ministeriums General-Major von Goßler: Er könne nur kurz die Versicherung abgeben, daß bei der nädsten diesjährigen Uebung diese Anregung in Erwägung gezogen werden folle.

Abg. Richter (dfr.): Wenn die Argumentation des Majors Gaede, daß mit Rücksicht auf den Wunsch, die Leute möglichst geübt an den Feind zu bringen, die Uebungen möglichst verlängert werden mel, überhaupt anzuerkennen wäre, so würde sie au für eine mehrmonatige oder jährliche Dauer derselben ausshlaggebend sein. Damit komme man nicht weiter. Dagegen sei einzuräumen, daß seit 1877/78 eine Erhöhung dieser Position im Ordinarium nicht stattgefunden habe. Um fo mehr dürfe der Reichstag aber, wenn nun vlößlich eine fo starke Forderung an ihn herantrete, nit vershweigen, daß das Extraordinarium in diesem Jahr ganz besonders hochgespannt sei, und daß allein die Zinsen dafür vier Millionen im Jahr aus- machten. Major Gaede habe diese Mehrforderung als eine Consequenz des Gefeßes von 1888 hingestellt. Bei der Berathung desselben sei aber ausdrücklich constatirt worden, daß es eine Erhöhung der Friedensbelastung in feiner Weise zur Folge haben würde. Dann abe es Major Gaede so dargestellt, als ob die Dauer von 20 Wochen die Marimaldauer der regelmäßigen Uebungen bätte sein sollen. Dagegen hätten sh aber die Motive des Geseßes damals ausdrücklich verwahrt; es habe dies nur eine Begrenzung der Uebungen für den einzelnen Mann gegenüber außergewöhnlichen Anforderungen sein sollen. Auch die Ausbildung mit dem neuen Gewehr folle eine längere Dauer der Uebungen bedingen. Als der Reichstag das Geld dafür bewilligt habe, habe es geheißen, die neue Waffe sei viel weniger complicirt und die Einübung damit Frfordere weniger Zeit. În- Eer und Jäger machten doch das allergrößte Contingent der Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus, sodaß eine stärkere Heran- ziehung in der That fast die Gesammtheit treffe. Daß die Ein- ziehung von sehr großer wirthschaftliher Bedeutung sei, werde nie- mand leugnen. Ein Argument aber des Majors Gaecde müsse er ganz und gar zurückweisen, daß er nämli meine, die Leute würden weniger {wer getroffen, weil sie längere Zeit ungeübt zu Hause gewesen seien. Nun sei doch klar, daß, wenn die zwei Uebungen auf eine längere Zeit vertheilt würden, dies viel erträglicher sei, als wenn die Leute in kurzer Zwischenzeit wiederholt aus den bürger- lichen Verhältnissen berausgerissen würden. Dann habe der Major Gaede gesagt, sie übten jeßt als Neserve und im nächsten Jahr als Landwehrmäanner. Er denke, auf den Titel, unter welhem der Mann übe, komme es nicht an. Dic Militärverwaltung sei sehr rasch bei der Hand, wenn Gründe zu Neueinrichtungen vorlägen, die Belastungen mit sich führten, aus diesen Gründen die vollen Consequenzen zu ziehen. Um so mehr sei es zu bedauern, daß man solange zôgere, eine wirk- same Entlastung herbeizuführen, wie sie bei der Einführung der zwei- jährigen Dienstpfliht gegeben fein würde. Seine Partei fei daher nicht in der Lage, diese Mehrforderung zu bewilligen, bevor diese Frage der zweijährigen Dienstpflicht geregelt sei. E

Das Capitel wird nah dem Antrage der Commission an-

enommen. Die Absezung der 55377 # hat entsprechende derabsezung bei 11 weiteren Titeln zur Folge. Jm übrigen wird Capitel 25 „Naturalverpflegung der Truppen“ ohne De- batte bewilligt.

Bei Capitel 26 „Bekleidung und Ausrüstung der Truppen“ bemerkt

Abg. Shmidt-Elberfeld (dfr.): Man habe früher angeregt, ob die Militärverwaltung die Bekleidungs8gegenstände nicht in größe- rem Umfang in Gefängnissen herstellen lassen wolle; einzelne Regi- menter ließen ihre Stiefel dort aufertigen und die Urtheile darüber lauteten verschieden. Die Sache sei auch in der vorjährigen Gewerbe- ordnungscommission besprochen worden, und man habe dort beantragt, daß Gefängnisse u. #. w. nur für das Reich, die Einzelstaaten und die Communen sollten arbeiten dürfen. Es wäre ihm lieb, wenn er von der Militärverwaltung hörte, daß die vorerwähnten Versuche vermehrt und wie sie ausgefallen seien. Falle das Urtheil gut aus, H wäre damit bewiesen, daß die freien Gewerbe jeßt dur die Gefängnisse geschädigt würden ; falle das Urtheil un ünstig aus, so wäre damit er- wiesen, daß die von dem deutshen Gewerbe abgeshüttelte billige und s{lechte Arbeit bier wieder eingeführt werde in jedem Falle

wäre also das Ergebniß ein für das freie Gewerbe unbefriedigendes. Das Recht der Herstellung der Bekleidungsgegenstände in cigenen Werkstätten könne man der Militärverwaltung nicht bestreiten, aber sie habe selbst anerkannt, daß fie auf das freie Gewerbe Rücksicht zu nehmen habe. Nun fei ihm ein Specialfall bekannt ge- worden, in dem es- sich um die in den Kreisen Remscheid und Solingen angefertigten Stiefeleisen die halb- runden, unter die Stiéfelabsäße zu s{lagenden Eisen handele. Der Bedarf für diese Eisen sei ziemlich bedeutend, und seit mehr denn hundert Jahren sei diese Industrie dort zu Haus. Der ursprüng- lihen Handarbeit habe die Maschinenfabrikation {were Concurrenz gemacht, aber da die Militärverwaltung die mit der Hand bergestellten Eisen als die besseren vorziehe, habe ih dort in den leuten fechs Jahren diese Industrie so gehoben, daß fehr viele kleine Leute ihre Eristenz darin fänden. Nun höre er, die Verwaltung wolle die von ihr gebrauchten Stiefeleisen selbs und zwar wieder mit Maschinen berstellen, fodaß also die betreffenden Industriellen brotlos würden. Handelte es \sich um die Herstellung von Gewehren oder Geschofsen, wo es auf die Sicherheit der Güte ankomme, so könnte man cs der Militärverwaltung nicht verdenken, wenn fie die Herstellung selbst be- sorge; aber bei einem fo untergeordneten Gegenstand er!eine ihm dieje Nichtberücksichtigung der freien Industrie, die gewissermaßen von der Militärverwaltung erst großgezogen sei, doch bedenklih, und er bitte sowohl im allgemeinen als auch in diesem Specialfalle, dem freien Gewerbe nit solche Concurrenz zu machen.

Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-Ministeriums General-Major von Funck: Die Strafanstalten seien für Zwecke der Truppenökonomie in letzter Zeit in sehr erheblih gesteigertem Maße gegen früher in Anpruch genommen worden. Es fei dies geschehen, weil einmal die Zahl der Oetonomiehandwerker, absolut genommen, um 25 9/9 vermindert sei troß der in leßter Zeit eingetretenen Heeres- verstärkung, und zweitens weil die Bekleidungsämter zwar in großem Umfang für die Anfertigung von Schubzeug eingerichtet seien, nicht aber für Schneiderarbeiten. Eine gewisse Schwierigkeit liege noch in den Preisverhältnifsen der Strafanstalten, und zwar um deswillen, weil die Verwaltung ja auskommen müsse mit den Etatspreisen, die Strafanstalten aber nicht in der Lage seien, damit auskommen zu können. Diese Schwierigkeiten würden sich vermindern, wenn es ge- linge, eine Abrede zu treffen, wonach die Strafanstalten sich ein- richten könnten auf einen gewissen Umfang der Beschaffungen ; fie würden «.fsih dann mit Maschinen versehen können, sie würden die Preise billiger stellen fönnen. Darüber s{chwebten ncch Verhandlungen. Welches Resultat diese Verhandlungen baben würden, darüber Auskunft zu geben , sei er noch nicht in der Lage. Was den speciellen Fall anbelange, den der Abg. Schmidt er- wähnt babe, die Anfertigung der Stiefeleisen, so berube das Ganze nur auf einer Anregung des Bekleidungsamts des 11. Armee-Corvs, welches gebeten habe, wegen der unsauberen, ungenauen Anfertigung der Stiefeleisen, die ihm von Fabrikanten zugegangen seien, und wegen der verhältnißmäßig hoben Preise, die es habe zahlen müßen, versuhsweise eine eigene Anfertigung übernehmen zu dürfen. Diese Erlaubniß sei dem Bekleidungsamt ertheilt worden bis zur Höhe des halben Jahresbedarfs. Den übrigen Bekleidungsämtern sei es nun überlassen, ob sie gleihe Versuche machen wollten. Das Ganze fei alfo vorläufig nur ein Versu. Sollte dieser Versu dahin führen, daß wirklih überwiegende Vortheile auf der Seite der eigenen Her- stellung dieser Stiefeleisen sein sollten, dann werde die Militär- verwaltung jedenfalls beflissen fein, den Uebergang mit möglichster Schonung zu bewerkstelligen.

Abg. Bicehl (Centr.): Er {ließe sih den Ausfübrungen des Abg. Schmidt völlig an und bitte, die Prüfung der Gefängnßarbeit recht objectiv rien zu wollen. Auf eine ähnliche Anfrage sei ihm früber einmal erwidert, man könne nit verlancen, daß des Königs Rok im Zuchthaus angefertigt werde; er sehe nicht ein, wie das des Königs Rot schänden könne, und mit ihm werde niemand zugeben, daß die Strafanstaltsarbeit dem freien Gewerbe Schaden bringen dürfe. Er freue sih, daß die Oekonomiehandwerker uni 25 9/9 vermindert seien, er bätte sie gern ganz beseitigt, weil sie mehrfach Unterschleife verübt hätten: vor einigen Jahren habe in einer Arbeiterversammlung ein Handwerker behauptet: der Vorsteher einer solchen Ockonomiewerkstätte mache Unterschleife die Be- hauptung habe Aufsehen erregt, und die angestellte Untersuchung die Richtigkeit der Behauptung ergeben. Auch lieferten Dekonomie- handwerker Bekleidungsstücke für Leute, die nur dadurch mit den Militär zusammenbingen, daß sie mit maßgebenden Personen verwandt seien. Dabei bestehe die Gefahr, daß von den Oekonomiehandwerkern dem Reich gehörige Materialien verwendet würden.

Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-Ministeriums General - Major von Funck: Die Militärverwaltung theile vollkommen den Wunsch des Abg. Bichl, die Oekonomiearbeiter soviel als mögli verringert zu sehen (Bravo!), denn je mehr sie verringert seien, desto mehr könne man Soldaten mit der Waffe einstellen. Das Wünschenswerthe liege vor allem darin, möglichst viel Soldaten kriegstüchtig auszubilden. Was die Ausführungen im einzelnen an- lange, so habe die Verwaltung, wie er hon ausgeführt habe, die Oekonomiearbeiter ganz erheblih reducirt. Sie vollkommen zu bescitigen, sie in dem gegenwärtigen Stadium, in welhem man die Corpsbekleidungsämter, die Strafanstalten zur Bekleidung beranzieben könne, noch weiter zu vermindern, würde niht möglich scin. Die Ver- waltung brauche einen Stamm gut ausgebildeter Dekonomiehandwerker für den Krieg, um fofort umfassende Anfertigungen ins Werk seßen zu können, da ste sich hierbei auf ihre Oekonomichandwerker zum großen Theil zu verlassen habe. Was den anderen Punkt anlange, daß die Oekonomiehandwerker in keiner Weise zum Privatvortheil Dritter benußt werden dürften, so glaube er, wohl nit versichern zu brauchen, daß die Militärverwaltung nicht Bedenken trage, diesem Wunsche vollkommen zuzustimmen. :

Abg. Nichter (dfr.): Während er font in Handwerkerfragen mit dem Abg. Biehl nicht übereinstimme, könne er es diesmal voll- kommen; er habe sich stets um eine Verringerung der Zahl der Ockonomiehandwerker bemüht, weil er diese Einrichtung finanziell für nicht vortheilhaft halte, und weil er darin eine besondere Belastung der Schneider und Schuhmacher mit Militärpflihhten gegenüber anderen Handwerkern sehe; jene würden als Oekonomiehandwerker noch herangezogen, wenn sie zum Fe mit der Waffe nicht tauglih seien, und müßten dann volle drei Jahre dienen. Dabei lernten sie für ihren Beruf so gut wie nihts, denn die Beschäftigung beim Militär sei eine durchaus einseitige. Die eingetretene Verringerung erkenne cer an. Beim Militär sei die Nähmaschine kaum irgendwo eingeführt gewesen, als fie fonst {on allerwegen festen Fuß_ gefaßt habe; bei der Einführung der Naähmaschine in den Militärwerk- stätten habe die Zahl der Handwerker von vier auf drei reducirt werden können, später habe man die Corpsbekleidungsämter eingeführt, und beute scheine man die Oekonomiewerkstätten für iFriedenszwecke ganz entbehren zu können. Das wäre {hon ein großer Fortschritt; für Reparaturzwecke würden freilih die Oekonomiechandwerker nie entbehrt werden können. Sei es aber richtig, die Oekonomiewerkstätten, die für den r niht nöthig seien, zu Kriegszwecken beizubehalten ? Freilih müßten, troß der Vorräthe, mit denen man in einen Krieg eintrete, im Kriege größere Anschaffungen gemacht werden; aber es gebe doch auch Civilisten, die die Kunst verständen, einen Rock her- zustellen, und einen Militärrock herzustellen, fei doch keine so besondere

Kunst. Gewöhne man sich {hon im Fricden daran, regelmäßige