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Firmen auch die Drahifabrik von Felten u. Guilleaume in Mülheim zu erwähnen.
Unter diesen Umständen unterliegt es s{hon gegenwärtig feinem Zweifel mehr, daß der für Deutshland auf der Aus- stellung belegte beträhtlihe Raum nicht nur voll ausgenußt werden wird, sondern daß vorausfihtlih noch Nachforderungen sih als nothwendig ergeben werden. :
Der Commandeur der 35. Division, General-Lieutenant von Kezewski hat nah beendetem Urlaub Berlin wieder verlassen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich shwarz- burgishe Staats-Minister Petersen is hier angekommen.
S. M. Kanonenboot „Wolf“, Commandant Corvetten- Capitän Hellhoff, ist am 26. Februar in Kiukiang einge- troffen und wird am 1. März d. J. nah Wuhu in See gehen.
In der Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird der dem Bundesrath vorgelegte Entwurf eines Gesezes, betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähn- lihen Getränfen, veröffentlicht.
Paderborn, 25. Februar. Zur Feier der Consecration des Bischofs Simar fand heute im Nathhaus ein Fest- mahl stait, an welhem die Vertreter der Staatsregierung, die Spizen der Behörden sowie sonstige Ehrengäste und eine große Anzahl Geistliher aus allen Theilen der Diöcese theil- nahmen. Den ersten Trinkspruch brachte der Bischof aus, der darin den Versammelten Dank sagte für die Theilnahme, die sie ihm erwiesen, und dann, nach der „Köln. Volksztg.“, wie folgt, fortfuhr:
„Und wenn ih mi nun frage, hohverehrte Anwesende, welches wobl für Sie Alle der gemecin’ame Beweggrund zur Theilnahme an der beutigen Feier gewesen sei, so glaube ih nit zu irren, wenn ich ihn in dem suche, was Sie für die Zukunft von mir erwarten. Sie haben mich beute ebren und erfreuen wollen, weil Sie hoffen und erwarten, daß i ein treu fkatbolisher Bischof sein werde, dessen ganzes Wesen und Wirken cin lauterer, unverfälshter Ausdruck der katholischen Wahr- beit und des die Kirche erfüllenden göttlichen Geistes der Liebe und der Gerechtigkeit sei, der teinen andern Wunsch und kein anderes Streben fenne, als das zeitlide und ewige Heil feiner Heerde. Sie erwarten von mir, daß ih ein treu patriotischer, deutscher Bischof sein werde, j [en voranleuchten möchte in der liebevollen Hingabe an das
d, in dem thatkräftigen Interesse für dessen Wohlfahrt und
rôfe und für feines erhabenen Kaisers Ehre und Heil. Die Natur r Sache bringt es mit fi, hochverebrte Anwesende, daß das Eine cen dem Anderen nimmer getrennt werden kann. Der treu ftatholische Bischof wird auß allzeit cin treu Latriotischer Vifchef sein! Der christ- liche Glaube und die chriftliden Tugenden, dercn Hut und Pflege den Bischöfen obliegt, bleiben allezeit die festeste Grundlage aller gesell- \chaftlihen und staatlihen Ordnung, die vornehmste Bedingung der Größe und Wohlfahrt der Völker! Und so bitte ih Sie denn, als Ausdruck und Unterpfand meines Dankes das feierliche Gelöbniß ent- cegen zu nehmen, daß ih mit Gottes Hilfe all’ meine Kraft daran jetzen will, Jhrer zweifachen Erwartung soviek als möglich zu ent- sprechen. Treue der Kirche und dem Vaterlande, Treue dem Papit- thum und dem Kaiferthum, — das sei meine Losung!
„Bald nah jenem denkwürdigen Tage, an welchem Papst Leo Il. bier in Paderborn bei König Karl dem Großen Hilfe gesucht und gefunden hatte gegen die Aufrührer, die ihn in Nom bedrängten, traten die Ideen des Papstthums und des Kaiserthums in ibrer tief bedeutsamen Wechselbeziebung hervor, um dann jahrhundertelang die sociale und volitishe Entwidelung der abendländiscen Völker in ent- icheidender Weise zu beherrshen. Auch heute strahlen diese Ideen — mag auch ibr Inhalt zum theil ein anderer geworden sein — wie hellleuhtende, Glück verheißende Gestirne hinein in das finstere Wirrsal unserer gesellschaftlichen Zustände und Verhältnisse, dank der Weisheit und Thatkraft der erhabenen Träger derselben, welche die Vorsehung uns in Wilhelm 11. und Leo XIIk. geschenkt hat. Der Aufblick zu ibnen erfüllt uns mit Zuversiht und erweckt in uns die Gesinnungen innigster Dankbarkeit für alles tas, was sie, ein Jeder in seiner Art d in der von Gott ißm zugewiesenen Sphäre, für das Heil der so rt bedrängten menshlihen Geselishaft gewirft haben. Gestatten
bechverebrte Anwesende, daß ih heute in Jhrer aller Namen 1 Gesinnungen der Ehrfurcht, des Dankes und der frohen idt Ausdru leibe, indem ih Sie bitte, mit mir einzustimmen Nuf: Seine Majestät der Kaiser Wilhelm II. und eine Heiligkeit der Papst Leo XU!. leben hoh!“
Darauf gedachte der Ober-Präsident Studt des ver-
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siorbenen Bischofs Drobe und brachte auf den neuen Ober- hirten cin Hoh aus. Dann folgten Trinksprüche des Erz- bischofs von Köln, des Bischofs von Münster und des Bürger- meisters von Paderborn. .
Bavueru.
München, 26. Februar. Die Kammer der Abge- ordneten begann heute die Berathung des zweiten Theils des Cultus-Etats mit den Lehrerbildungsanstalten. Die Abgg. Schubert und Böhm besprachen, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, deren Reform dur Einfügung einer vierten Präparandenklasse und Unterricht in einer fremden, am besten lateinishen Sprache. Weiter sprachen dieAbgg. O rterer und Dr. S chädler. Leßterer klagte über die Verhältnisse an der stiftungs- gemäß fkatholisch-confesstonellen höheren weiblichen Vildungs- anstalt in Aschaffenburg, insbesondere- über cinen die Katholiken verlchenden Geschichtsunterricht dieser Anstalt. Der Cultus- Minister erwiderte, über die Ashaffenburger Anstalt sei ihm on feinex Seite, auh nicht von der kirhlihen Oberbehörde, irgend welche Klage zugekommen. Eine Revision des Norma- 1ivs für die Lehrer-Bildungsanstalten sei im Werk, werde aber nicht grundstürzend ausfallen.
Der Regierungs - Präsident von Braun in Speyer ist gestern an Jnfluenza gestorben.
Sachsen.
Dresden, 2. Februar. Die Erste Kammer hat in ¡ihrer gestrigen Sißung, wie das „Dr. J.“ berichtet, den An- irag der vierten Deputation, dem Beschlusse der Zweiten Kammecr beizutreten : „die Königliche Staatsregierung zu er- suchen, in Erwägung zu ziehen, ob cs nicht angezeigt sei, die Berufung bei den Bergschiedsgerichten einzuführen und das Ergebniß ihrer Erwägung dem nächsten Landtage vorzulegen“, ohne Debaîte einstimmig angenommen.
Die Gesectgebungsdeputation der Zweiten Kammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, beantragt, die Kammer wolle bcschlieten, zu erklären, daß der Abgeordnete Lieb-
fkneht mit dem 22. September 1890 aufgehört Mitglied der Zweiten Kammer zu sei seinen Wohnsiß niht in Sachsen, sondern in Charloiten- burg habe.
Württemberg. Stuttgart, 26. Februar. Seine Majestät der König wie der „St.-A. f. W.“ mittheilt, gestern Morgen an ie Glücfwünshe der Mitglieder
seinem Geburtstage zunächst d ntgegen und wohnte
des Königlichen Hauses und der Hofstaaten e sodann mit Jhrer Majestät der Königin und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline dem Festgotiesdienst in der Scloßkirche bei. Nachmittags fand im Wilhelmspalast eine Fa- Abends eine Festvorstelung im Königlichen Theater statt, der Seine Majestät, umgeben von der König- lichen Familie, bis zum Schlusse beiwohnte. Tages erhielt Seine V
milientafel ,
Im Laufe des ajestät zahlreihe Glückwünsche von auswärtigen Souveränen und andern Fürstlihen Perfonen, von Behörden, Corporationen, Gesellschaften, die fih zur Feier des Allerhöchsten Geburts- festes versammelt hatten.
Privatpersonen
Karlsruhe, 26. Februar. Zweite Kammer seßte gestern zunächst die Berathung der Tit. VIIT des Etats des Ministeriums des Innern (Durchführung der focialen Es entspann sih, wie die „Karlsr. Ztg.“ be- richtet, im Anschluß an die Berathung eines zwischen der Negierung und der Versicherungsanstalt Baden abgeschlossenen Abkommens eine Debatte über die Wirkungen des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes, an der sich die Abgg. Hug, Muser, Rau, Schlusser, Lohr und Gönner, sowie Staatsrath Eisenlohr und Geheimer Ober-Regierungs-Rath Nach einigen persönlichen Bemerkungen wurde Tit. VI[T mit jährlih 13 750 M oder für beide Jahre 27 500 F, darunter je 259 „f als fünftig wegfallend, bewilligt und der Verein- barung zwischen der Großher Versicherungsanstalt B stimmung und Polizei) begründet der Abg. Strau Ausführung rung von Vergütungen für die Besorgung staatlicher Aufgaben An der Debatte darüber nahmen Staatsrath Eisenlohr, seitens des Hauses die Abgg. Muser, Shumann, Wacker-Klein-Wertheim, Fieser, Birkenmayer und Gönner theil. an die Commiss
Gesegze) fort.
Dr. Sqenkel betheiligten.
zoglichen Regierung und der erforderlich, (Bezirksverwaltung
durch die Gemeindebeamten. seitens der Regierung
Der Antrag Straub wurde ion zur Berathung des Gemeindegeseßes über-
Zu & 1 des Tit. TX wurde ein Antrag Waker und eingebraht, wonach unter Pos. 1 die Bezüge für die ses weiteren zwei Beamten der Bezirksämter gestrichen, und dafür die Mittel für die Amtsgehilfen in bisherigem Umfang bewilligt werden sollen. | den Abgg. Wacer, Heimburger, Dreesbahh, Rüdt, Schumann, Muser, Venedey, Kiefer, Gönner und Siaatsrath Eisenlohr zu einer längere! Wacker wurde schließlich mit 39 gegen 24 Stimmen abgelehnt.
Hierüber fam es zwischen
heftigen Debatte. Der Antrag
Oesfierceich-Uugarn.
Der österreichishe Finanz-Minister Dr. Steinbach, der gestern früh in Budapest eingetroffen ist, hatte im Laufe des Tages roiederholt Conferenzen mit dem diesseitigen Finanz-Minister Dr. Weckerle. inister Steinbach ge- denkt heute nah Wien zurückzukehren.
Großbritannien und Frland. Das Unterhaus hat gestern einstimmig Debatte die Ausschlicßung des Deputirten Decobain aus dem Parlament genehmigt.
Die Frage der australischen Föderation ist neuer- dings in der Legislatur der Colonie Neu-Süd-Wales zur Ein Reuter’\{ches Telegramm aus Sydney meldet: Auf eine Interpellation des Führers der Opposition Sir Henry Parkes erwiderte der Premier-Minister in der cbenden Versammlung vom 23. Februar, n der gegenwärtigen Tagung die austra- lishe Föderationsfrage nicht mehr zur Verhandlung bringen Es werde der Versammlung aber in der nächsten Tagung eine Vorlage über die Angelegenheit zugehen.
Frankreich.
Die Bemühungen Bourgeois”, ein neues Ministerium zu bilden, sind auf Schwierigkeiten gestoßen, infolge deren er das ihm übertragene Mandat endgültig abgelehnt hat. Der Präsident Carnot hat sih darauf an den Senator Loubet gewandt, der den Auftrag, ein neues Cabinet zu bilden, annahm. Freycinet, Ribot, Rouvier, Develle und Bourgeois . T. B.“ mittheilt, formell erklärt haben, in einem Cabinet unter dem Vorsißze Loubet's ihre im früheren Cabinet eingenommenen Portefeuilles beizubehalien, Loubet würde das Ministerium des Jnnern übernehmen. gilt für wahrscheinlih, daß auch Roche das Portefeuille des Handels behält, während Cavaignac Arbeits-Minister und Burdeau Marine-Minister würde.
Nach weiteren Mittheilungen des genommen, daß sich das Ministerium Loubet heute constituiren und am Montag in den Kammern eine Erklärung über die auswärtige Politik abgeben wird, worin zum Ausdru gebracht werden soll, daß das Cabinet den festen Willen habe, den Frieden zu wahren und dem System, welches Frankreich seinen Rang in der Welt wieder einzunehmen, treu zu Als Hauptmerkmal der Zusammenjezung des neu gebildeten Ausschlicßung des früheren Sie soll das Werft einer durchgeführten
Sprache gekommen.
Sizung der geseßg daß die Regierung 1
jollen, wie
T. B.“ wird an-
Ministers Constans angesehen. von maßgebendster Gegnerschaft sein, durch die auch die lange Dauer der Cabi- netsfrisis ausshließlich zu erflären sei.
Mehrere opportunistische Blätter bekämpfen das neue Cabinet und treten energisch für Constans ein. E habe die öffentliche Meinung die Empfindung, ob dur Beseitigung Constans' ihr Troß geboten Ungestüm gegen die Urheber der JIntrigue wenden. radicalen Blätter wollen die Haltung des neuen Cabinets „Petite République“, das dem neuen Cabinet Constans’ vieles verzeihen.
ns’ als Opfer der Angriffe
in der Kir
n eisnfrage abwarten. Organ Gob
ets, crflärt, man mü wegen der muthigen Beseitigun Jn mehreren Blättern wird Con Rochefort's bezeichnet.
Jtalien.
Das neue Militärgeseß, welhes das diensttaug- liche Alter für die höheren Offiziere im activen Dienst auf 65 Jahre beschränkt, ist im Senat erst nah harten Kämpfen angenommen worden. Die Debatten in der Kammer werden, wie man dem „Hamb. Corr.“ aus Rom schreibt - allem Anscheine nach noch heftiger werden, als sie es im Senat gewesen sind. Aus den Vorbesprehungen in den Com- missionen erhelle, daß die meisten Einwände si gegen die durch eine Massenpenjionirung zu erwartende Etatsbelastun, richten würden. Nach dem neuen Geseße hätten innerhaiß der nächsten zwei Jahre — dieser Zeitraum ist Für die Anwendung des Gesetzes vorgesehen worden — das Heer zy verlassen: am 1. Juli 1892: 4 General-Majors, 39 Obersten 59 Oberst-Lieutenants, 194 Majors, 455 Sudbalternoffiziere, und am 1. Juli 1893: 1 General-Major, 25 Obersten, 27 Oberst-Lieutenants, 114 Subalternoffiziere, im ganzen alsg 916 Offiziere mit Pensionsberehtigung. Der Minister bewies im Senat, daß auch ohne das Geseß innerhalb eines Zahres vom 1. Juli 1890 bis 1. Juli 1891 600 Offiziere aus dem activen Dienste geschieden seien.
Die Deputirtenkammer berieth gestern einen Antrag des Deputirten Perrone, wonach eine Commission mit der Untersuchung beauftragt werden soll, ob es möglich sei zur Erzielung von Ersparnissen am Militär-Etat die Organisation der Armee, ohne Shwächung derselben zu ändern. Der Kriegs-Minister Pelloux ersudite, nah dem Bericht des „W. T. B.“, den Antragsteller, seinen Anirag zurückzuziehen und erklärte, einer Verringerung der Armee-Corps nicht zustimmen zu können. Die italic- nischen Grenzen halte er im Gegensaße zu Imbriani für genügend geschüßt: das in einigen Armee-Corps im Jnteresse einer raschen Mobilisirung eingeführte Regionalsystem habe sich bewährt. Der Deputirte Sangiacomo bekämpfte gleichfalls den Antrag, von dessen Einbringung er übrigens cin entscheidendes Votum über die politishe, wirthschaftlihe und militärische Lage Jtaliens erwarte. i
Spanien.
Im Senat erflärte gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, der Minister-Präsident Canovas del Castillo den bezüglichen Auslassungen der Bischöfe von Salamanca und Cadiz gegenüber: Staat und Kirche müßten allerdings zur Verbesserung der Lage der Ar- beiter beitragen: wenn indessen die Arbeiter unmögliche For- derungen stellten, so wäre das einzige Heilmittel dagegen der Gebrauch der Gewalt.
Belgien.
Wie die „Köln. Ztg.“ aus Brüssel vernimmt, hätte der Minister-Präsident Beernaert in lehter Zeit häufig Unter- redungen mit dem König wegen des Referendums gehabt und der König sich geneigt erklärt, das Referendum in einer gemilderten, für beide politishe Parteien annehmbaren Form vorschlagen zu lassen. — Die Kammer hat mit 46 gegen 44 Stimmen beschlossen, den bereits erwähnten Antrag de Hemptinne’'s in Erwägung zu ziehen, welcher die Streichung der Bestimmung bezweckt, wonach zu Minist ern ernannte Ab- geordnete einer Wiederwahl unterworfen find. Der Minister des Jnnern erklärte sih gegen die Sprachenanträge des Deputirten Coremans, und da die Regierung versprach, dic E der Vlamen hochzuhalten, zog Coremans feine Anträge zurü.
Numänien.
Bei den Stichwahlen für den Senat wurden laut Meldung des „W. T. B.“ 11 Conservative und 3 Oppositionelle gewählt. Der Senat besteht somit aus 92 Conservativen, 2 Ovpositionellen und 8 Bischöfen.
Serbien. der gestrigen Sizung der Skupschtina rief, wie „W. T. B.“ meldet, der Geseßentwurf, über die Neorganisation der Staatshauptcontrole hinfichtlih der vorgeschlagenen Ernennung der Beamten lebhafte Erörte- rungen hervor. Die Radicalen Popovics und Taisics, unterstüßt von Katics, beantragten Beamtenwahl, welche der Justiz-Minister einfah zu bestätigen hätte. Der Justiz- Minister sprah sich entschieden gegen den Antrag aus und warf die Vertrauensfrage auf. Der Antrag wurde einem Ausschusse zugewiesen. Jn parlamentarischen Kreisen ist das Gerücht verbreitet, einzelne Radicale und Dissidenten agitirten
lebhaft für die Gründung eines selbständigen Clubs.
Bulgarien.
Das Geburtstagsfest des Prinzen Ferdinand wurde, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern als tationalfest begangen. Nach dem Tedeum, welchem Prinz Ferdinand, Prinzessin Clementine, die Minister, die obersten Würdenträger, Truppenabtheilungen sowie einc große Volksmenge beiwohnten, fand Empfang im Palais statt. Der Prinz beantwortete die Ansprachen des Präsidenten der Sobranje und des Kricegs®- Ministers unter lebhaftem Beifall. Zahlreiche Orden? auszeihnungen wurden verlichen, u. a. an den Präsidenten der Sobranje. Der Minister-Präsident Stam- buloff erschien heute zum ersten Male seit jeinem Unfal in der Oeffentlichkeit. Derselbe konnte fast ohne Schwierigkeiten gehen und wurde von den beim Empfange im Palais zahl reih Anwesenden beglückwünsct. 7
Auf dem gestrigen Balle des österreichisch - ungarischen Wohlthätigkeitsvereins wurden dem Prinzen Ferdinand led- hafte Huldigungen dargebracht. A
Der bulgarische Agent in Konstantinopel Dr. Wulkovitsh ist gestern Abend infolge der Verwundung gestorben. Die vorgestern Nachmittag vorgenommene Eröffnung der Bauch: höhle hatte eine 5 mm lange Wunde im Dickdarm ergeben, die vernäht wurde. Der Sultan hatte sich wiederhol! nah dem Befinden Wulkovitsh's erkundigen lassen. Lf Nachforshungen nach dem Mörder werden von dem Polizei-Minister und Polizei-Chef persönlich geleitet; Wulkovitsch selbst war in Unkenntniß über die Person des Angreifers. Er erinnerte sich, daß ein Bulgare wieder: holt gegen ihn Todesdrohungen AUEReL E habe, konnte ihn aber nit als Thäter bezeichnen. Das Messer, mit dem die Wunde verursacht worden ist und welhes Wulkovitsch, nachdem er cs selbst aus der Wunde herausgezogen, hatte fallen lajjen, hat bis jeßt nicht aufgefunden werden können.
Amerika. t Wie die „New-York Tribune“ wissen will, würde der Schaßamts - Secretär Foster während seines Besuches. x England den Schaßkanzler Goschen über den Plan eim
iniernationalen Conferenz behufs Re Nathe zichen. Noch vor seiner A präsentantenhause den Bericht der kürzlich von ckgekfehrien Einwanderungscommissare vor- Begleitschrift zu Gunsten weiterer
elung der Silberfrage reise hat Mr. Foster dem
Europa ZuruCgere ri gt und sih in einer eschränkung der Einwanderun seine Forderungen nach der as den Emigranten an Bord der Schiffe zugemesene Cubik- 2) Ich glaube, daß die
Mr. Foîter 44 ; c . C.“, wie folgt: aß Luft sollte bedeutend vergrößert werden. egenwärtige Kopfsteuer für ausländische Einwanderer von je 50 Cents t und durch eine befondere Licenzsteuer erfeßt werden follte, Dampfergesellschaften : gelandeten europäischen gewonnenen
verschiedenen Maßstabe von cinem Dollar für Einwanderer z Mechreinnahmen
welhe von
l _Einwanderungsfonds einer weiteren Regulirung der Einwan auéländis{er Contractarbeiter Ver-
zur Verbinderung des Imports Eigenthümer und
wendung finden. 3) Für jedes Schiff follten enten eine Bürgschaftsfumme von nicht unter 59 000 Doll. stellen dem die Verpflichtung eingehen, alle mit ihren Schiffen in RBiderspruch mit den Geseßen der Vereinigten Staaten gelandeten aus- ländishen Emigranten, zurückzubefördern. Besichtigung europäischen ( Regelung der Einwanderungsfrage für abfolut unerläßlich. Wenn ckmäßiges Inspectionésystem der Aufficht von Commissaren unterstellen ließe, die von den Vereinigten Staaten ernannt würden verschiedenen curopäischen zt verantwortlid wären, so glaube ich, daß die Eigenthümer, Agenten und Unter-Agenten der verschiedenen Dampvfschiffs-Gefell- schaften zur Ausführung der geseßlichen Bestimmungen wefentlich bei- tragen würden. -
Der Senat hat in seiner Sizung vom 24. d. M. eine Sonderbill genehmigt, wonach kein Ausländer wegen Ver- lezung eines Patents oder einer Handelsmarke, welche in den Vereinigten Staaten geseßlichen Schuy genießt, zur Verantwortung gezogen werden Weltausstellung ausgestellter
ih ein zwe
ameritanis{hen Konfuln
i wenn ein Chicagoer Verletzung bildet.
Ueber die seiner Zeit telearaphisch gemeldeten Wah l- unruhen in Japan sind mit dem Dampfer „Empreß of Japan“ jeßt weitere Nachrichten in Vancouver eingetroffen, die nah der „A. C.“ über die Unruhen in Tokio Folgendes mittheilen:
Am 31. Januar griff ein mit Feuerwaffen auêgerüsteter Haufe stamt in Tokio an und verwundete den Director, fowie cinige 50 Gendarmen erschienen auf der Stätt l uhrs, obne indeß des Pöbels Herr zu werden. stärkung empfangen, gelang
dere Beamte.
8 ihnen, die Empörer auseinander- eiben. An dem gleiden Tage ermordeten zur radicalen Partei örige Raufbolde zwei Constabler. iester den gerade von rrüheren Parlaments-Abgeordneten Shimad Takayubi und griffen ihn unter dem Geschrei, daß er sich für seine Wahlagitation Geld von christ- lichen Missionären geliehen babe, wütbend an. Die locale Presse ver- Hineintragen des religiösen Elements in den Kampf der Parteien auf das entschiedenste. Der „Tokio Shimpo“ und der „Nichi Nichi Shimbun“ vom 1. Februar sprechen die Ueberzeugung aus, daß, wenn das Gese nichts gegen die volitishen Gewaltthaten auëzu- rihten vermöge, die Folgen der Zulassung des Volks zu cinem Antheil an der Verwaltung hochst unglückliche fein würden. ofition beshweren sih ausnahmélos über Einmischung der Be- hôrden in den Wahlkampf und beschuldigen“ namentlich die Polizisten, cifrig für die Negierungêcandidaten gewirkt zu haben.
Später überfielen buddhistische
zablversammlung zurückkehrenden
Die Blätter der
Aus Tripolis vom 23. Februar wird dem „Reuter schen Bureau“ gemeldet, Corps der Caroglia, welches, seitdem Tripolis von den Türken erobert wurde, große Vorrechte besessen hat, mittels von Konstantinopel worden ist.
daß das aus Eingeborenen bestehende
ergangenen
Varlamentarische Nachrichten.
___ In der heutigen (182.) Sißung des Reichstags, der Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrich in der Hof- loge, der Reichskanzler Graf von Caprivi und der Staats- secretär Hollmann beiwohnten, nahm vor Eintritt in die Tagesordnung der Abg. Moeller (nl.) den gegen den Nedacteur Fusangel in Bochum in der Sißung vom 11. d. M. erhobenen Vorwurf, daß Fusangel dreißig Y sei, infolge eines Briefes von Fusangel zurück. Er Ausdruck „Verleumdung“ aus der Umgangssprache gebraucht, während es sich in juristish-technischem Sinne nur um Be- leidigungen gehandelt habe.
_ Auf der Tagesordnung stand die Berathung des Etats für die Verwaltung der Kaiserlichen Marine. Bericht- erstatter für das Ordinarium war der Abg. von Koscielski
al wegen Verleumdun
__ Vei den dauernden Ausgaben, Kapitel „Rechispflege“, beschwerte fih Abg. Meßger (Soc.) darüber, daß auf S. M. Schulschiff „Mars“ ein Mann dadurch mißhandelt sei, daß man ihn zwei Stunden lang an einem Tau habe über Bord hängen lassen. Ferner sei auf dem Panzerschiff „Oldenburg“ ein Soldat von seinen Kameraden über die Kanone gezogen und geprügelt worden, weil der ganzen Mannschaft infolge seines Verhaltens Strafe angedroht worden fei.
Staatssecretär Hollmann erklärte, daß ihm der erste Fall nit bekannt sei. Es komme zwar vor, daß Leute zur Tauen über Bord es sich um einen solchen Fall gehandelt, aber eine solhe Strafe gebe es „Oldenburg“ sci allerdings e Drei Leute hätten wicderholt den Urlaub überschritten, deshalb sei der ganzen Mannschaft di fung des Urlaubs habe die drei
den Urlaub U werde untersu Die Vorgeseßten duldeten solche bemerkten, denn sie könne der Di Abg. Mezger (Soc. Falle um ei gehandelt habe, aufrecht. i g. von Vollmar (Soc.) meinte, drohung der Urlaubsbeschränkung für die eradezu eine Aufforderung an diese liege, igen zu rächen. (Schluß des Blattes.)
Reinigung
1 Schiffsrumpfes gelassen würden,
und oielleicht
geseßlih nicht. Der Fall auf der vorgekommen. | e Beschrän- Mannschaft
angedroht und geprügelt,
zur Rede
ten zu wollen, wo sie könnten. Der cht und die Schuldigen bestraft werden. Lynchjustiz nicht, wenn sie sie sciplin nur schaden. .
Angabe, daß es sich
) hielt seine daß es ne Strafe, niht um Schiffsreinigung
auch im er
daß in der An- ganze Mannschaft sih an den Schul:
— Die Volks\{chulgeseßcommission des Hauses der Abgeordneten trat, wie die Meorgenblätter berichten, gestern Abend in die Berathung des § 21 der Vorlage ein. Die §8 21 bis 26 be- handeln die äußeren Einrichtungen der Volksschule. Abs. 1 des § 21 besagt: „Der Regierungs-Präfident erläßt über die Aus- führung von Schulbauten und über die Ausstattung der Bolksschulen die allgemeinen Anordnungen.“ Abg. Dr. Virchow (dfr.) wollte statt „Regierungs-Präsident" sagen „Minister.“ Abg. Dr. Ritter (freicons.) erflärte sfih mit Rücksicht auf die in der Provinzen herrschende Verschiedenheit der Auffassungen und Bedürfnisse in Bezug auf die Ausführung von Schulbauten und die Auéstattung der Schulen gegen den Antrag. Staats-Minister Graf Zedliß: Bei der Bestimmung über die äußeren Einrichtungen der Volksschulen in der Vorlage fei gedaht worden, daß der Regierungs-Präsident die allgemeinen An- ordnungen erlasse, daß die verstärkte Kreis-Schulbehörde eine Ergän- zung der regiminalen Gewalt bilde, leßtere also die Entscheidung im örtlichen Falle haben solle. Das fei nötbig, da dech die Schule in der äußeren Gestaltung den Lébensbedürfnissen der betreffenden Orte entsprelen müsse. Er bitte dringend, an dem Grundgedanken der Vorlage in Bezug auf Verfahren und Zuständigkeit , wie es in den 8 21 und 23 zum Ausdruck gekommen sei, festzuhalten. Es entspann sih darauf eine längere Geschäftsordnungsdebatte über den Zusammenhang der 88 21 und 23 mit § 50 (Verfahren und Zuständigkeit bei Schulangelegenheiten und Regelung der Frage der rechtlich Verpflichteten), worauf beschlossen wurde, dur eine allgemeine Debatte die Meinung der Majorität zu ermitteln, die Redaction der verschiedencn Paragraphen alsdann aber einer Subcommission zu übertragen. Staats-Minister Graf Zedliß führte darauf aus: der Grund, weshalb der Entwurf den verstärkten Kreië-Schulbehörden die Anforderungen in Bezug auf Bau und Aus- stattung der Schulen anheimstelle, fei lediglich aus der Erwägung hervorgegangen, daß man die Entscheidung in wichtigen pecuniären Fragen nicht den staatlichen, sondern einer combinirten Behörde, in welcher die örtliden Organe die Majorität haben, überlassen müsse. Die Frage, cb überhaupt eine Schule gebaut werden müße, regele § 6, welcher diese Entscheidung dem Regierungs-Präfidenten unter gewissen Cautelen überlasße. Abg. Dr. Enneccerus (nl.) bielt die Con- itruction der veritärften Kreis-Schulbebörde in diesem Falle für nit alüdcklih. Diese Behörde bestehe aus dem Landrath, dem Kreië-Schul- inspector und den gewäblten Mitglicdern des Kreizaus\{hufses, und dietelbe Behörde solle “in Streitfällen gemäß § 23 als Recurs- instanz entscheiden. Das bedeute Kläger und Richter in ciner Perfon, das sei doch unmöglich. Staats-Minister Graf Zedliß wies darauf hin, daß nah § 23 gegen den Beschluß des Kreisausschusses doch im Verwaltungëéstreitverfahren entschieden werden könne. Abg. Hobreccht (nl.) vermißte im Entwurf eine klare Bestimmung darüber, ob ein Schulbau errichtet werden müsse und wer ibn anordnen solle. Das müsse an die Spiße des S 21 gelleult Iwerven, o e fi fir ene Sub- commission, welche nach den gegebenen Andeutungen den Paragraphen zu construiren habe. Abg. Hansen (freiconf.) konnte es nicht als richtig anerkennen, daß § 6 bestimme „ob“ und § 21 „wie“ gebaut werden solle. Betreffs der Einfügung der „verstärkten“ Kreis-Schulbehörde hielt er die im vorigen Jahre von der Commission beschlossene Fassung für beser als die der Vorlage. Abg. Freiherr von Zedliß (freiconf.) beantragte nun die Wahl einer Subcommission mit dem Auftrage ciner neuen Redaction der 8 21 bis 23. Der Antrag wurde angenommen. Fn die Subcommission wurden gewählt die Abgg. Dr. Brüel, Dr. Ennecceruê, Hansen, Freiberr von Huene, Hobrecht, Rickert, Frei- herr von Zedlitz, von Buch, Graf Limburg-Stirum. Darauf wurde die weitere Berathung vertagt.
Heute berieth die Commission § 22 der Vorlage, welcher lautet: „Für Volksschulbauten gelten folgende Grundsäße: 1) Iede Volksschule soll in der Regel ein eigenes Gebäude haben. _Leß- teres darf nicht gleichzeitig für andere, die Interessen der Schule beeinträchtigende Zwecke bestimmt sein. 2) Das Gebäude foll in der Regel für jede Sculklafse cin besonderes Zimmer enthalten. 3) In Bezug auf die Lage des Plaßes, Grundfläche und Höhe der Schulzimmer, Zuführung von Licht und Luft, Heizungsanlagen, Be- schaffung von Trinkwasser, Einrichtung von Bedürsnißanstalten, An- legung von Dungstätten und Abfallgruben ist den Anforderungen der Gesundheitspflege zu entsprehen. 4) Soweit die örtlichen Verhält- nisse es zweckmäßig erscheinen lassen, ist thunlichst in jedem Sdulbause in den Städten eine Lehrer-Dienstwohnung, auf dem Lande wenigstens eine Lebrer-Dienstwohnung ein- zurihten.“ Die Freisinnigen beantragten, der Mir. 8 folgenden Saß hinzuzufügen: „bei Neu- und Erweiterungsbauten sind die Schulzimmer fo einzurihten, daß bei einer Höhe der Zimmer von 3,45 m für jedes shulpflihtige Kind mindestens 0,60 qm Naum vorhanden sind“. Die Nationalliberalen beantragten, die Nr. 4 wie folgt zu fassen: „Mit jedem Schulhause ist thunlichst in den Städten eine Lebrer-Dienstwohnung, auf dem Lande wenigstens eine Lebrer-Dienstwobnung zu verbinden“. — Die Absäte 1 und 2 des § 22 wurden obne Debatte angenommen. Zu Abs. 3 bemerkte Abg. Nickert (dfr.), daß die im Entwurf niedergelegten Grundsäße eigentlich nihts bedeuteten, er wolle do wenigstens bezüglich des Quantums Luft bestimmte Normen aufgestellt wissen. Er wolle keinen Lurus, aber doch einen genügenden Raum, in dem die Kinder leben und athmen Éönnten. Sein Antrag solle also cine Minimalgrenze bestimmen. Staats- Minister Graf Zedliß: Die Verhältnijje in Preußen lägen fo, daß man nicht generalisiren fönne. Es empfehle sich also nicht, derartige feste Grenzen ins Gesetz aufzunehmen. Was der Abg. Rickert wolle, sei längst bestehende Vorschrift und Praxis. Werde der Antrag Niert ins Gesetz aufgenommen, so werde das zur Folge haben, daß man bei Neubauten über diefe Minimalbestimmungen binauszugehen, was in manchen Fällen do sehr erwünscht sei, fich sträuben werde. Die Abgg. Hansen (freicon!.), Freiherr von Huene (Centr.), Dr. Enneccerus (nl.), Grimm (nl.), Graf Limburg-Stirum (conf.) und Dr. von Fazdzewski (Pole) lossen fich den Ausführungen des Ministers an. Der Antrag Nickert wurde darauf abgelchnt und Nr. 3 ebenfalls in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. — Die Berathung dauerte bet Schluß des Blattes fort.
Kunft und Wissenschaft.
Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde vom 6. Februar 1892.
BVorsißender: Professor von Richthofen.
Dr. K. Nathgen sprach über Japanische Verkehrsver- hältnisse. Japan ist durch seine starke Küstenentwickelung und durch die sehr gebirgige Natur des Innern auf den Seeverkehr hingewiesen. Größere Ebenen sind nit zahlreich, die größte ist die von Tokio, das Kwwanto. Das Bergland fällt in steilen Hängen ab und hat kaum Hochplateaus von ‘einigem Umfang. Ackerbau und Bevölkerung sind an der Küste und in den Flußthälern zusammengedrängt, deshalb n es bis in die neueste Zeit auch nur hier leidlihe Landwege. Infolge der Gebirgs8- natur des Landes sind auch die Flüsse wenig für den Verkehr benuß- bar, dieselben sind reißend, ihre Unterläufe meist versandet. Die Küsten Japans find ärmer an guten Häfen für größere Schiffe als man gewöhnlich denkt, besonders die West- und Nordwestküste ist fast hafenlos. Die früheren wirthschaftlihen Verhältnisse Japans, bei denen jeder seine Bedürfnisse fast sämmtlich selbst erzeugte, waren einer Entwickelung des Waarentransports nicht günstig ; auch ging die Politik des früheren Shogunates tahin, die einzelnen Lehnsfürsten in Schwäche und Jsolirung zu halten, und deshalb wurde der Berkehr in dem Lande nicht gefördert. Viel erheblicher als der Waarenverkehr war der Perfonenverkehr entwickelt, und zwar aus zwel Gründen. Erstens bewirkte die Verpflichtung der Landesfürsten, mit ihren Familien ein Jahr ums andere in der Landeshauptstadt zu wohnen, einen lebhaften Reiseverkehr und förderte die Entwickelung der dafür
bestimmten Einrichtungen, besonders die Gasthäuser. Ferner wirkte auf den Reiseverfehr der Massen ein religiöses Element, die Wall- fabrten, die vielfa als asfetisches Element die Gipfel hober Berge zum Ziele haben. Der von Natur aus nit asketisch ver- anlagte Japaner macht die Bußfahrt zur Vergnügungsfahrt. Nach Eröffnung des Landes erregten besonders die modernen Ver- febramittel des Abendlandes das Interesse der Japaner. Die erste einbeimishe Dampfschiffahrtsgesellshaft wurde 1869 gegründet, welche seit 1875 mit einer bedeutenden Staatsunterstüßung den Verkehr aller wichtigeren Küstenorte Japans untereinander monopolisirt. Daneben ist eine zablreie Flotte kleiner Dampfer und europäischer Segelschiffe entstanden. 1888 gab es 795 Segelschiffe und 384 Dampfer unter 100 t. Daneben noch 17 000 alte cinheimishe Junken. 1872 wurde die erste 29 km lange Eisenbahnstree zroischen Tokio und NYoko- bama eröffnet. Während 1882 erst 280 km Eisenbahnen dem Betrieb übergeben waren, wird es in nächster Zeit möglih sein, von der Nordsvitze der Hauptinsel bis zur Südsvitze zu fahren, welche Eisenbahn die wichtigsten Orte des Landes mit Tokio verbindet. Die japanischen Eisenbahnen sind fast alle eingleisig ‘und s{malspurig. Mehr als zwei Drittel der Einnahmen fließen noch aus dem Personenverkehr. Die Unterbaltungskosten sind infolge der starken Regenfälle und der häufigen Erdbeben sehr “théuer. “ Das leßte große Erdbeben hat 120 km Eisenbahn unbenutzbar gemacht. Die erleihterten Verkehrs- mittel baben für Favan eine Centralisation geschaffen, die selbst die- jenige Frankreichs übertrifft. Tokio is das heißersehnte Ziel aller Fapaner geworden. Im Interesse einer gedeihlichen Entwicklunge Savans ist zu bofen, daß diese übermäßige Centralisation eine Ein- \{chränkung erfahren möge.
Dr. O. Warburg sprach sodann über die Vegetations- verbältnisse von Neu-Guinea. Redner gab eine kurze Geshihte der Entwicelung unserer Kenntniß der Flora dieser
größten Insel der Welt. Seit 1827 ein französischer Botaniker die erste botanishe Sammlung von dort zurückbrachte, ift die Kenntniß der Flora besonders in der leßten Zeit dur die Unternehmungen der Neu-Guinea-Compagnie und die Reifen des Gouverneurs des enalis{en Theiles von Neu-Guinea Mac Gregor in die Hochgebirge des Innern mit Riesenschritten gefördert worden, sodaß man jeßt s{chon von dort ebenso viel höhere Pflanzen Fennt, wie aus Deuls(land, ca. 2000. Da die Be- standtbeile des Urwaldes in ganz außerordentlich fkurzen Entfernungen weseln, so darf man erwarten, mindestens noch drei- mal so viele Arten kennen zu lernen. Die Insel hat eine folche Fülle von widtigen und hervorragenden neuen Typen geliefert, daß fle in Bezug auf den Pflanzenwuchs einen der interessantesten und \{önsten Theile der Erde darstellt. Die oft vermutbete enge Ver- wandtschaft mit der nordaustralishen Flora bestätigt fih niht. Die tvvish australisde Flora ift cin Fremdling in Neu-Guinea. Die Palmen-Flora der Insel is eine außerordentli reiche, obne daß jedoch die Palmen landschaftlich besonders zur Geltung kommen. Die große Zahl der bereits gefundenen einbeimis{chen Gattungen (50) und Arten spricht für das hobe Alter der Insel.
— ón der im Jahre 732 zu Raumland, Kreis Wittgenstein, erbauten Kirde find Wandmalereien von vermuthlich bohem Kunstwerth aufgedeckt worden.
Theater und Musik.
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Herr H. Gregor vom Stadt-Theater in Breslau führte sih in seiner ersten Gastrolle als Ferdinand in S chiller’s „Kabale und iebe" gestern sebr vortheilhaft ein. Der Darsteller ist bei weitem der beste „Ferdinand“, den auf der Bühne des „Berliner Theaters“ gesehen zu haben wir uns erinnern. Wenn sonst neben der Jugend ein dwaches, unvollendetes Können stand, so muß man bei Herrn Gregor zugeben, daß er in großen Zügen eine {chöne, künstlerische Leistung bot. Sein sympathisches, biegiames Organ entwickelte warme Klangfülle und eine bemerfenswerthe Ausdrucksfähigkeit; es spiegeln sich darin zärtliße Empfindung und feurige Leidenschaft wider, wie sie durch eine flare verständige Auffa}sung der Aufgabe ein- gegeben werden. Der Beifall, der dem Künstler zu theil wurde, war also wohl verdient. Weniger erfolgreih gestaltete sich das Gastspiel des Fräulein Hedwig Kaufhold vom Stadt-Theater in Magdeburg. Die Dame hatte, da Fräulein Baumgart dur plöß- liche Heiserkeit am Auftreten verhindert war, mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit die Rolle der „Lady Milford“ übernommen: fie bat also Anspru auf Nachsicht bei der Beurtheilung. Mon darf der Schauspielerin große Bübnensicherheit zugestehen, aber die Wirkungen ibres Spiels sind zumeist noch auf rein äußerlihen Motiven auf- erbaut: au müßte ihren Bewegungen und dem Mienenspiel noch mebr Vornehmheit und Festigkeit der Haltung eigen fein, um selbst in chmacvollen Fesseln noch stolze Britin zu verkörvern. Im übrigen bot die Nollenbeseßung keine Neuerungen.
Die Aufführung fand“ bei den sehr zahlreich versammelten Zu- \chauern lebhafte Anerkennung, die die Darsteller veranlaßte, nah jedem Act- und Scenenschluß wiederholt zu erscheinen.
Sing-Akademie.
Die junge Pianistin Fräulein Muriel Elliot, unter Leitung Stavenhagen?s. ausgebildet, gab am Freitag hier ihr erstes eigenes Concert. In dem C-mo1l- Concert von Beetboven mit Orchester ließ die Künstlerin eine forgfältig geschulte Technik erkennen : jedoch fehlte dem Vortrag Reife der Auffaffung und seelen- volle Ausdruckêsweise. Besser gelang Chopin’s Scherzo (Cis-mol1), während „Ständen“ und „Spinnerlied“ von Liszt mehr Zarthei erfor- dern. Den Beschluß der Claviervorträge machte Lszt's Concert (A-dur), in welchem Fräulein Elliot noch die virtuosen Eigenschaften ihres Spiels sehr wirksam zur Geltung brahte. Das Philharmonische Orchester unter Leitung Stavenhagen's begleitete vortrefflich und erfreute außerdem dur Liszt's symphonische Dichtung „Orpheus“, eine der bedeutendsten und verständlichsten -des Meisters, die schon vor einer längeren Reihe von Jabren hier mit großem Erfolge ausgeführt wurde.
Am Montag findet im Königlichen Opernhau fe der fünfte Gesfellshaftsabend statt. Zur Darstellung gelangt „Lohengrin“ mit den Damen Hiedler und Staudigl, den Herren Gude- hus, Beß, Mödlinger und Fränkel. (Anfang 7# U Am Dienstag geht „Stradella“ mit Fräulein Weiz und den Herren Rothmühl, Krolop, Lieban und Krasa in Scene. In der darauf folgenden Oper „Cavalleria rusticana” sind die Damen Pierson, Dietrih und Lammert, die Herren Sylva und Fränkel be- schäftigt. : y i |
Der Svielvlan des Königlichen Schauspiel hauses wird nah wie vor von dem Märchenshwank „Das heilige Lachen“ beherrscht, der am Mittwoch, Donnerstag und Freitag gegeben wird. Am Montag findet eine Aufführung von „Romeo und Sulla ali Die nächste Darstellung dieser Tragödie wird die zweibundertste sein. Der Fastnahts-Dienstag gehört Meolière mit dem „cingebildeten Kranken“, der im Verein mit Kleist's „zerbrohenem Krug“ eine -unverminderte Anziehungskraft ausübt. Sonnabend wird nach vierjähriger Pause „Kabale und Liebe“ wieder in den Spielplan aufgenommen.
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 98. Februar bis 5. März lautet: Sonntag: „Die Zauberflöte“. Montag: Auf Allerhöchsten Befehl: Fünster Gesellschaftsabend. Lohengrin“. Anfang 74 Uhr. Dienstag: „Cavalleria rusticana "Alessandro Stradella“. Mittwoch: „Mignon“. Donnerstag : "Cavalleria rusticana“. „Die lustigen Weiber von Windfor“. Freitag: „Cavalleria rusticana.* „Fra Diavolo“ Sonnabend: „Caxyalleria rusticana“* „Sar und Zimmermann“. L
Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Narziß“. Montag: „Romeo und Julia“. Dienstag: „Der zerbrochene Krug“. “Der eingebildete Kranke“. Mittwoch: „Das heilige Lachen“. Don- nerstag: „Das beilige Lachen“. Freitag: „Das heilige Lachen“. Sonnabend : „Kabale und Liebe®,
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