1892 / 52 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Wohlthuendes. Diese Vorzüge kamen in dem beliebten Concert von Grieg (op. 16), in dem s{hwierigen Concert von Tschaikowsky, der dem Pianisten oft einen harten Kampf mit den Orchestermassen zu- muthet, und in der brillanten Wanderer-Phantasie von Schubert-Liszt vorzüglich zur Geltung. Durch den Beifall ermuntert, fügte der un- ermüdlihe Künstler noch eine Barcarole von Nubinstein hinzu. Das Philharmonishe Orchester leistete unter Herfurth's Direction wiederum sehr Anerkennung8werthes.

Am Mittwoch geht im Königlichen Opernhause „Mignon“ mit den Damen Rothauser und Dietrich, den Herren Philipp, Bet, Schmidt, Lieban und Krasa in Scene. Der Donnerstag bringt „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Pre Dietrich und Lammert, den Herren Rothmühl und Fränkel, sowie „Die lustigen Weiber von Windsor“ mit den Damen Leisinger, Lammert und Weiß, den Herren Ernst, Stammer, Betz, Lieban und Schmidt.

Aus dem Königlihen Schauspielhause wird gemeldet, daß Herr Eugen Müller bedauerlicherweise an einem Nervenleiden \{hwer crkrankt is und sich zur Herstellung seiner Gesundheit nah Italien hat begeben müssen. i 2

Im Deutschen Theater beginnt am Mittwoh die Hof- \chauspielerin Therese Thönnissen aus Gotha ein auf Engagement ab- zielendes Gastspiel als Adelheid in Freytag's „Journalisten.

Ein neues einactiges Lustspiel von Gustav von Moser „Fünf Dichter“ wird im Lessing-Theater morgen, am Fastnachtsabend, der Aufführung des bereits angekündigten Schwanks „Paragraph 330“ vorausgehen.

Director Engel i} mit den Vorbereitungen für die Winter- oper im Kroll’schen Theater beschäftigt, denn alle Vorbereitungen für den Sommer sind derart getroffen, daß selbst hon das Repertoire vom Beginn der Vorstellungen am 17. April bis auf Monate hinaus planmäßig aufgestellt ist. Die oben erwähnten Vorarbeiten für die Wintersvielzeit sollen dagegen dem allgemeinen Wunsch nach einer „Volksoper“ entsprehen. Eine Anzahl hervorragender Kräfte ist bereits gewonnen, au rühmlichst bekannte Gäste haben sich ver- vflihtet, im Winter vor den Berlinern zu erscheinen, und augen- blicklih bereist Herr Director Engel noch einige bedeutendere Städte, um sowohl gute Gesangskräfte persönlich kennen zu lernen, wie neue zur Aufführung gelangende Opern im Falle des Erfolges zu erwerben.

Im Belle-Alliance- Theater wird morgen die Gebirgs- posse „Der Protenbauer von Tegernsee“ nach längerer Pause zum ersten Male wieder gegeben. /

Herr V. Albeniz wird in seinem morgen in der Sing- Akademie stattfindenden Klavierabend von Chopin’schen Werken die Sonate B-moll, op. 35, Impromptu, Berceuse und Polonaise As- moll spielen, und u. A. auch folgende eigene Compositionen zu Gehör bringen: „Menuet du Coc“, „En el Mar“, „Sevillanas“, Scher- zino“, „Etude Impromptu*“ und „Valse“. Bernhard Stavenhagen hat in das Programm seines am Mitt- woh in der Sing - Akademie stattfindenden Klavier- abends von Liszt’schen Werken die Variationen über ein Thema aus Bach’'s H-mol1-Messe, den „Liebestraum“ Nr. 1 und die „Rhapsodie hongroise“ Nr. 13 (ungedruckte Ausgabe) aufgenommen. Pablo de Sarasate wird in en leßten populären Concert am Donners- tag in der Philharmonie unter anderem Mendels\fohn's Violin- concert, seine eigenen „Zigeunerweisen“ und gemeinschaftlih mit der R Berthe Marx Beethoven's „Kreußer-Sonate“ zu Gehör

ringen. Zum Besten des unter dem Protectorat Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden „Feterabendhauses“" in Stegliß, das dazu bestimmt ist, bejahrten und dienstunfähigen Lehrerinnen ein sorgenloses Heim zu bieten, findet am Donnerstag, 10. März, im großen Festsaal und den angrenzenden Sälen des Nathhauses ein großes Concert mit darauffolgendem Thee-Abend statt. Eine große Zahl von hervorragenden Künstlern und von Dilettanten hat ihre Mitwirkung zugesagt, darunter Frau von Keudell,

ohn, der Violinvirtuose Herr Johann Kruse, der Damenchor des „Liederkranz“ u. #. w. - Einlaßkarten sind schon jeßt bei Herrn General-Director Heyl (Voßstraße 27), sowie bei Herrn Emil Jacob (Eicbhornstraße 5) zu haben. Der Pianist Herr Alexander Silivii aus Moskau veranstaltet am 10. März in der Sing- Akademie ein zweites Concert, wofür der Kartenverkauf heute bei Bote u. Bock beginnt.

g Professor Anna ofe Herr o Afteit, Herr Robert von Mendels- \

Ynter dem Vorsiß des General-Intendanten der Königlichen Schauspiele Grafen von Hochberg trat gestern Mittag im Apollo- saale des Königlichen Schauspielhauses der Deutsche Neichs- aus\chuß der Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen zu einer Generalversammlung zusammen. Er- \chienen waren Dr. von Hase-Leipzig, Professor Karl Becker-Berlin, Wirk- licher Geheimer Rath Dr. von Ee , Geheimer Ober-Regierungs- Rath Dr. Jordan, der Großherzogliße Intendant Freiherr von Ledebur-Schwerin, General-Intendant Dr. Bürklin-Karlsruhe, Frei- herr Karl von Stengel-Mannheim u. A. m. Der General-Secretär der deutschen Reichsabtheilung Herman Hillger erstattete den Be- rit über die bisherige Thätigkeit des Geschäftsaus\chusses, der die Grundlagca für eine würdige Beschikung der Ausftellung festgestellt hat. An allen E tex find namhafte Personen fr die Sache gewonnen, an sämmtliche deutschen Bundes- fürsten sind Immediatgesuhe um Unterstüßung der Sache gerichtet worden. Das preußische Kriegs-Ministerium hat eine Summe be- willigt, die es ermöglicht, ein umfassendes Bild der Entwickelung der Militärmusik zu geben, die hiesige Königlihe Sammlung der Musik- instrumente wird ihre hervorragendsten Gegenstände als geschlossene Gruppe ausstellen, aus Weimar wird fast das gesammte Goethe- und Schiller-Arhiv nah Wien geschickt werden. Mechanische Musik- instrumente sind allein von fünf Leipziger Firmen angemeldet. Im übrigen werden beinahe sämmtlihe Gewerbe vertreten sein, die für Musik- uud Theaterwesen in Betraht kommen. Der Staatssecretär Dr. von Boetticher hat fraht- und zollfreien Nütransport in Aussicht gestellt, Oesterreich hat sich bereit erklärt, sämmtliche Ausstellungsobjecte zollfrei ein- und ausführen zu laffen, soweit sie niht verkauft sind. An den Bericht {loß sich eine kurze Besprechung über die letzte Frist zur Anmeldung, wobei für wünschens- werth erklärt wurde, daß umgehend Mittheilung darüber erfolge, wie viel Plaß von den einzelnen Ausstellern beanspruht wird. Die Ein- sendung der genauen Anmeldungen wird spätestens bis zum 15. März erwartet; am 1. April hat die Einsendung zu erfolgen, am 7. Mai wird die Ausftellung eröffnet.

Mannigfaltiges.

Der Fürstbischof von Breslau, Dr. Kopp, besichtigte, wie die „Germania“ mittheilt, am Freitag Vormittag in Begleitung des Delegaten Propst Dr. Jahnel und der beiden Geistlichen der Pius- emeinde den Bauplaß für die neue Piuskirche, mit deren Bau im Herbst dieses Jahres vorausfichtlih begonnen werden wird.

Im städtishen Obdach befanden sih am 1. Januar c. 60 Familien mit 197 Personen, darunter 14 Säuglinge. Am 1. Fe- bruar war der Bestand 77 Familien mit 269 Personen, darunter 31 Säuglinge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose daselbst benußten im Laufe des Monats Januar 51 967 Personen, und zwar 50235 Männer, 1732 Frauen. Von diesen Personen wurden 32 dem Krankenhause Friedrichshain, 67 dem Krankenhause Moabit, 16 der Charité überwiesen, 1457 (1385 Männer, 72 Frauen) der Polizei vorgeführt.

Nach Schluß der Redáctiot eitigégangene Depeschen.

London, 29. Februar. (W. T. B.) „Reuter's Bureau“ meldet aus Auckland von heute: Nachrichten aus Samog zufolge haben sih die Aussichten auf eine gütliche Beilegung er Streitigkeiten zwishen Malietoa und Mataafa gebessert. Bei dem Abgang der leßten Post von dort hätte eine starke Meinungsverschiedenheit zwischen dem Oberrichter und den Landcommissären geherrscht, welche vielleicht die De- mission des Oberrichters zur Folge haben könnte.

___ Paris, 29. Februar. . T. B.) Auch heute sprechen sich zahlreihe Blätter über die Ausschließung Constans' aus dem neuen Cabinet mehr oder minder heftig tadelnd aus. Selbst der „Temps“, welcher Loubet sympathisch be- grüßt, bemerkt, die öffentlihe Meinung, welche den Rücktritt Constans’ mit Bedauern begleite, jeze ihre Hoffnungen auf ihn, falls gewisse Eventualitäten eintreten sollten.

‘Das Cabinet wird, wie verschiedene Blätter melden, in der

Deputirtenkammer sofort Que Erklärungen über die Verhandlungen mit dem Vatican abgeben und ist bereit, jede auf die Kirchenpolitik bezügliche Junter- pellation sofort anzunehmen; diese werde, der „Liberté“ zu- folge, eine streng dem Concordate entsprechende sein. Als Nachfolger des ebenfalls zurückgetretenen Unter- Staatssecretärs der Colonien, Etienne, wird mehr- fah der Abg. Jamais genannt. Die „France“ theilt die Demission des Directors des Polizei - Departements im Ministerium des Jnnern Cazelles mit und erwähnt das Gerücht, daß auch der Polizei-Präfect Lo sse zurükzutreten beabsichtige.

Paris, 29. Februar. (W. T. B.) Als der Portier des Hôtels der Prinzessin von Sagan im Faubourg St. Germain heute früh mit der Reinigung des Vorflurs beschäftigt war, explodirten zwei im Kehricht besindlihe, mit einer Explosivmasse gefüllte Hülsen, welhe während der Nat unter dem Eingang des Hotels niedergelegt worden waren. Die Fer.ster des Hotels wurden zertrümmert. Personen wurden nicht verleßt.

A 29, Februar. (W. T. B.) Bei der gestrigen Stichwahl in Poitiers wurde Touchimbert (conjervativ) an Stelle von Denizot (Republikaner) gewählt.

Washington, 29. Februar. (W. T. B.) Jn dem Bericht der Majorität der Finanzcommission des Reprâäsentantenhauses über die freie Wolleneinfuhr heißt es, ein stihhaltiger Grund für Aufrechterhaltung der überaus hohen porlsäpe des Mac Kinley- Tarifs auf Waaren, welhe zur Gesundheit und zum Wohl: sein der Bevölkerung der Vereinigten Staaten erforderlich wären, liege nicht vor; die jehr starken Schutzölle auf Wollen nöthigten die Fabrikanten, sih billigerer Stoffe als Wollen zu bedienen: es seien daher weit eher die Shoddy- R der Vereinigten Staaten als die Wollproducenten

ustraliens und Süd-Amerikas, die den einheimischen Woll: producenten Concurrenz machten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten, und Dritten Beilage.)

I L E E E E E G S C A A

Mittwoch: Karl Meyder. Concert. Gesellschafts

Tanz von Fr. von Flotow. Text von W. Friedrich. Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr. 61. Vorstellung. Der zer- brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Der eingebildete Krauke. Lustspiel ufzü olière, mit Benuztung der E en Uebersezung. In Scene f eßt vom Ober-NRegisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 56. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Tert mit Benußung des Goethe’shen Romans: „Wilhelm Mes Lehrjahre" von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Kahl.

Schauspielhaus. 62. Vorstellung. Das heilige

Wetterbericht vom 29. Februar, 8 Uhr Morgens. S : E E | TeE S chauspielhaus. S E E Stationen. ESD Wind. | Wetter. |LS || |( E S & |in 3 Aufzügen von Zif As Mullaghmore | 763 |O 2 heiter 2 Aberdeen .. | 764 |NW 2 wolkig 2 Christiansund | 765 |SO 1 wolkenlos | —2 Sp agen . | 762 |OSO 3\bedeckt —2 Stockholm . | 767 |N 2halb bed. |—13 i 0 0 t [2% „Petersbg. 3 [M [bedeckt —5 Anfang 7 Uhr. Moëkau. .. | 761 (W_— “1bedeckt |—4_| Sehauspielh

Cork,Queens- | town ... | 760 |ONO 4halb bed. Cherburg . . | 758 |ND 3/bedeckt elder -,. | 706 |DSD 1SMnee O D 3 bedeckt mburg .. | 758 |OSO 1/Nebel winemünde | 761 |OND 1 bedeckt Meufahrwasser| 762 |D 2 bedeckt Memel ... | 764 |OSO 2bedeckt

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QUuUN R L ONNIIIONM S

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Breslau... | 759 |SO 1/bedeckt |

Se d’'Aix . . | 757 |SO 3'heiter Ala .…. 008 [D 1'beiter iei. C still bedeckt

Uebersicht der Witterung.

Das Marimum des Luftdrucks liegt über Nord- \chweden, während flache Depressionen mit {wacher Luftbewegung über Süd - Europa lagern. Bei schwacher Luftbewegung aus vorwiegend östlicher und tüdöstlicher Nichtung und wenig veränderten Wärme- verbältnissen ist das Wetter in Central - Europa trübe; in Westdeutschland fanden stellenweise leichte Schneefälle statt, hauptsächlih unter dem Einflusse einer flachen Depression, deren Kern über Elsaß- Lothringen liegt. Die Frostgrenze verläuft von Kiel füdostwärts nach Lemberg.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 55. es Cavalleria rusti- cana (Bauern - Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleih- namigen Volksstück von _Verga. In Scene ge- sezt vom Ober - Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner Hierauf : Alessandro Stradella. NRomantishe Oper in 3 Acten mit

Lachen. E De in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. Tanz von Emil Graeb. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. M Direc- tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Der Richter von Zalamea. Anfang 7 Uhr.

Mittwoh: Die Journalisten. (Adelheid : Therese Thönnissen, vom Hof-Theater in Gotha, a. G.)

Donnerstag: College Crampton.

Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

ie nächste Aufführung von „Romeo und

Iulia“‘ findet am Sonnabend statt.

Berliner Theater. Dienstag: Schlimme Saat. Anfang 7 Uhr.

Mittrwooch: Othello. (Nuscha Bute, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)

Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.

Lessing-Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Paragraph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter.

Mittwoch: Paragraph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter. P igen F Fräulein Frau. Der sechste

unn.

i 2f Die Grofßfsstadtluft.

ächste Nachmittags-Vorstellung zu volksthümlichen

Preisen (Parquet 2 4): Die Ehre. Vorverkauf ohne Aufgeld täglich.

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 9. Male: Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang mac einer französishen Idee) von Carl Laufs und

aximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Vorher: Der berühmte Mitbürger. Anfang

74 Uhr. Mittwoch: Yvette. Vorher: Der berühmte Mitbürger.

Sonntag: Nachmittags - Vorstellung. Gewagte Mittel. Parquet 1 Æ Anfang 4 Uhr. ;

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Mit neuer Ausftattung zum 41. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von Quao Wittmann und Julius Bauer. Musik von

arl Millöcker. In Scene geseßt von Julius Kribsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die

ecorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben-Inspector Ventky. An- fang 7 Uhr.

Mittwoch: Das Sonutagskind.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Dienstag: Zum 4. Male: Riquette. Lust- spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch : Riquette.

Belle-Alliance-Theater. Dienstag (leßte Woche des Ensemble - Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau- spielers Herrn Max Hofpauer). Der Progten- bauer von Tegernsee. Bauern-Posse mit Ge- aug und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl-Mitius.

usik von H. Müller. Im 3. Act: „Schuhplattl- Tanz“. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch und folg. Tage: Der Proztenbauer von Tegernsee.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Zum 68. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Long 7x Uhr.

Mittwoch : Der Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Dienstag: 2. Gastspiel des M bayerishen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München, der Damen Schäfer, Neubauer und der Herren Jäger, Terufal, Stöhr, Brandtner (Schuhplattler), sämmtlih vom Gärtnerplaß-Theater in N 0 Novität! Zum 2. Male: Jägerblut. Volks\tück in 4 Acten (6 Bildern) von Benno NRauchenegger. Musik von Josef Krägel. In Scene eseßt vom Ober-Negisseur A. Kurz. Ort der Hand- ung: Ein are im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstelluüg.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park See Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag- zettel. Anfang 74 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus. Dienstag (Fastnacht) : Familien-Ballfest. *

Abend. Anfang 7 Uhr.

Circus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abends 74 Uhr: Brillante Vorstellung. Zum 163. Male: Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs-Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze von 6 Damen 2. Neue Einlagen: „Garde-Husaren“ x. Dampfschiff- und Bootfahrten, Wasfserfälle, neue überrashende Licht- und Feuereffecte 2c. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Außerdem : Plastische Stellun- gen von 6 Gladiatoren. Die 4 Orientalen, dar- gestellt von 4 Herren mit arabischen: Vollblut-Schul- pferden. Römische Spiele. Mle. Theresina in_ihren vorzüglichen Trabtoureu. Das Schulpferd „Solon“, geritten von Frl. Clotilde Hager; das selbe wird Ea die shwierigsten Gänge auf den D ausführen. Pas de deux gracieux auf 2 Pferden von Frls. Adele und Govanni. „Horaz“ und „Mercur“, Vollblut- Ee, in Freiheit vorgeführt von Herrn Ern)t Renz (Enkel). Komische Entrées und Juntermezzos von fämmitl. Clowns 2c.

Täglich : Auf Helgoland.

C S Familien-Nachrichten.

Verlobt: L Olga Otto mit Hrn. Staatsôvicar Paul Seiler (Kauder-Kottbus). Frl. Käthe Moser mit Hrn. Lieut. Arthur Schrötter (Berlin). Frl. Elisabeth Jacobi mit Hrn. Prem. -Ueul. Otto Havenstein (Schwerin i. M.). Frl, Martha Redlich mit Hrn. Oberförster Rudolpb Paetsh (Amt Beeskow-Jaenschwalde bei Pei i. L).

Verehelicht: Hr. Pastor Lic. theol. À. Junker

mit Frl. Magdalene Anderson (Bunzlau). X

Pastor Ernst Lückhof mit Frl. Gertrud Ander]on

(Ottendorf, Kreis Sprottau). Hr. Referendat *

Hans von Jacobs mit Frl. Marie Schirm! (Hamburg-New-York). Hr. Capitän 3; See Friedrih von Wietersheim mit Frl. Hedwig v0! Knobelsdorf-Brenkenhoff (Mansfelde). ü

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Senator Gro (Hannover). Hrn. Prem.-Lieut. von Langer (Rendsburg). Eine Tochter: Hrn. Baro! Alexander von Rahden (Mitau, Kurland). B

Gestorben: Hr. Major Hermann Nickel (Meh) Hr. Capitän z. S. von Nofen (Varel). Hr. Pastor èm. Friedrih JIdeler (Berlin).

r

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Drutck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag“ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32

Acht Beilagen

Billets à 3 4 im Bureau des Hauses.

(einsließli Börsen-Beilage). (3%) J

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ D2.

Berlin, Montag, den 29. Februar

1892.

Deutscher Reichstag. 182. Sißgung vom Sonnabend, 27. Februar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von Caprivi und der Staatssecretär Hollmann, in der ver Seine AGUCliGe Hoheit der Prinz Heinrich.

. Möller (nl.) vor der Tagesordnung: Am 11. d. M. babe er wegen der gegen Baare erhobenen Anschuldigungen bemerkt, daß sie sih auf die Angaben eines Redacteurs in Bochum s\tüßten, ‘der bereits dreißig Mal, darunter wegen Verleumdung, bestraft sei. Pert Fusangel reclamire: er sei nicht ein einziges Mal wegen Ver- eumdung verurtheilt. Er (Redner) habe damals lediglih aus dem Gedächtni esprochen, gen auf Preßmittheilungen und sonstige gelegentlihe Aeußerungen, und habe sich inzwischen den Wortlaut der Erkenntnisse mehrerer Gerichte verschafft. Daraus müsse, wenn man die Pran der Umgangssprahe in Betracht ziehe, der Eindruck entstehen, daß ein verleumderisches Vorgehen des Fusangel erwiesen sei, in tehnish-juristischem Sinne sei jedoh eine Verur- theilung wegen Verleumdung nicht erfolgt. Er habe sich Mühe gegeben, ein Verzeichniß der Vorstrafen des Herrn Fusangel zu erhalten. (Redner shickt sih an, sie zu verlesen. Präsident von Leveßow: Eine Aufzählung derselben gehört nicht hierher.) Seine Behauptung sei also nur in technisch-juristischem Sinne unrichtig.

Hierauf tritt das Haus in die Berathung des Etats der Marineverwaltung ein.

Die Ausgaben für das Marinecabinet, das Ober-Commando, das Reichs - Marineamt, die Seewarte und Stations-Jnten- danturen werden bewilligt.

__ Bei den Ausgaben für die Rechtspflege hat die Com- mission die neugeforderte Stelle eines Audîteurs gestrichen.

Abg. Meßger (Soc.): Wegen der Mißhandlungen stehe es in der Marine nicht viel anders als im Landheer, im Gegentheil, es scheine fast, als wenn sie dort in ein gewisses System gebracht würden. Der Fall in Wilhelmshaven an Bord des „Mars* beweise, daß man în der Marine Strafarten habe, von denen das große Publikum nihts wisse. Am 11. September in den Nachmittagsstunden hätten Vorübergehende in der Nähe des Hafens an der Außenseite des Schiffes einen Mann an einem fingerdicken Tau herunterhängen, und zwar in sißender Stellung, das Tau um die Beine geschlungen, bemerkt. In dieser s{hmerzhaften Lage habe der Mann zwei volle Stunden verharren müssen, alle seine Versuche, sih Erleichterung zu verschaffen, seien von dem die Aufficht führenden Unteroffizier ver- eitelt worden. Die Offiziere hätten sih unter dem Sonnensegel auf Deck befunden und ab und zu einen Blik über Bord ge- worfen, um zu sehen, ob der Mann sih noch in der Stellung f finde. Als der Mann abgenommen sei, sei er in dem Raume, in den er hineingebraht worden, ohnmächtig zusammengebrohen. Die bar- barishe Strafe sei über ihn verhängt worden, weil er sih von der Arbeit gedrückt habe. Er wisse nicht, ob nah dem Strafcoder der Marine eine solhe Strafe zulässig sei, und wünsche, daß der Staats- secretär Auskunft darüber gebe, ob diese Strafart allgemein in Ge- brauch sei. Eine andere Strafart werde von den Mannschaften felbst ausgeübt und sei darauf zurückzuführen, daß man, wie bei dem Landheer, so auch bei der Marine dur gewisse R 7 R N Gesammtheit für das Vergehen eines einzelnen leiden lasse. Es entstehe dadurch bei den unschuldigen Kameraden ein gewisses Gefühl der Erbitterung, sie rotteten sih zusammen und übten an den Schuldigen eine ret barbarishe Lynchjustiz. Auf dem Schiffe „Oldenburg“ seien kürzlich ein Matrose und zwei Heizer auf diese Weise mißhandelt worden. Man habe sie über eine Kanone gezogen und von beiden Seiten mit einem 21 P dicken Tau bearbeitet. Das geschehe oft in solcher Weise, daß die Feten Fleisch am Leibe herunterhingen. Nach der Aussage mehrerer an Bord beschäftigter Civilarbeiter habe in dem erwähnten E der zweite der Mißhandelten gebeten, man möchte ihn doch lieber todtschlagen. Die Mißhandlung fei noh dazu in fo ausgesuht grausamer Weise vollstreckt worden, daß bei der Mißhandlung des ersten die anderen beiden Verurtheilten hätten zu- sehen müssen. Dabei fei das bei derartigen Vorgängen übliche Lied Wlunge worden: „Wir winden Dir den Jungfernkranz“, um den Schmerzenss\chrei des Gequälten zu übertönen. Der erwähnte Fall stehe A vereinzelt da, solche dae seien allgemein üblich. Ein klassischer Zeuge dafür sei des Abg. von Henk illustrirtes Werk über das Leben und Treiben zur See. In Abschnitt 5 dieses Werks habe der Vice-Admiral Werner mit Humor geschildert, wie dem Faullenzer an Bord von seinen Kameraden, die für ihn die Arbeit machen müßten, der Jungfernkranz gewunden werde, gewöhnlih dann, wenn die Offiziere bet Tafel säßen. Die Erecution gehe ungemein {nell vor ih, sodaß der Betreffende nicht Zeit habe, fih in den Bereich des Deckoffiziers zu flüchten. Die Unteroffiziere befänden fich bei derartigen Gelegenheiten merkwürdiger Weise regelmäßig niht an Bord, sodaß sie von dem ganzen Vorgang nichts gewahr würden. Auf Seite 258 des Werkes sei die Rede davon, daß der Betreffende vierzehn Tage lang nicht ordentlih sitzen fönne und daß dur die braufenden Töne des Liedes auch die lautesten Schmerzensschreie erstickt würden. Darnach seite die E Strafe eine ganz (E zu sein. Es müsse eine Grklärung abgegeben werden, o diese Strafart so üblich sei, wie sie der Vice-Admiral Werner schildere. Wenn es- der Fall sei, fo sei es an der Zeit , daß diese Grausamkeit beseitigt werde.

Staatssecretär Hollmann:

Von den beiden Fällen, die der Herr Vorredner hier erörtert hat, ist mir nur der zweite bekannt; der erste ist niht zu meiner Kenntniß gelangt.

Wenn ich zunächst im allgemeinen sprehen darf, so ist es in der Marine genau so wie in der Armee, d. h. es giebt ganz bestimmte Arten von Strafen, die durch das Geseß festgelegt sind. Es ift den Vorgeseßten nicht freigestellt, eine Strafe nah eigenem Gutdünken zu bilden, beziehungsweise eine Strafe zur Vollstreckung zu bringen. Darüber find ganz bestimmte Vorschriften.

Was nun den ersten Fall anbetrifft, so kann ih constatiren ih brauche es vielleiht nit einmal, weil es selbstverständliß —, daß eine solhe Strafart, wo ein Mann an einem Tau aufgehängt wird, nicht existirt. Jch kann mir nur vorstellen, daß, wenn es fi fo zu- getragen hat, wie es hier berichtet ist, ein Mann zum Zwecke der Reinigung des Schiffes außenbords an cinem Tau heruntergelassen worden ist, und das ist eine Art der Schiffsreinigung, die stattfinden muß da, wo die betreffende Stelle von keinem Drt zu erreichen ift, beispielsweise eine Schiffspforte. Da wird also ein Mann von der Reeling an einem Tau heruntergelassen, in welches eine Schleife ge- macht ist, und der Mann reinigt dann das Schiff. Ich weiß nicht, ob dieser Fall hier zur Anwendung gekommen ift; jedenfalls constatire ih, daß eine solhe Strafart in der Marine nicht besteht. Der Fall ist, wie gesagt, niht zu meiner Kenntniß gekommen.

Was den zweiten Fall betrifft, so is in der That an Bord Seiner Majestät Schiffes „Oldenburg“, wie auh dur die Zeitungen

bekannt geworden ift, eine Strafvollstreckung an drei Leuten vollzogen worden (hört! hört! bei den Socialdemokraten), das heißt: im Sinne dieser Mannschaft, eine gebotene, erlaubte Strafe. Jch will den Fall näher erörtern. Es befanden sich an Bord Seiner Majestät Schiffes „Oldenburg“ mehrere Leute, die den Urlaub überschritten, gewohnheits- mäßig den Urlaub überschritten. Das Commando des Schiffes hatte diesen Fall der Mannschaft vorgehalten, hatte ihr gesagt, daß eine solche Urlaubsüberschreitung zurückfiele auf die ganze Mannschaft, und daß natürlih, wenn folche Fälle sih wiederholten, der Urlaub ent- sprechend gehandhabt werden müßte. Diese drei Leute überschritten den Urlaub wiederum und fie wurden erst in der Nacht an Bord ge- bracht. Die Mannschaft hat dann am Morgen diesen Leuten das vorgehalten und hat ihnen gesagt, sie möchten doch sich selbs und die anderen nicht in Ungelegenheiten bringen und sich entsprehend den Vorschriften aufführen. Da haben die Leute, wie von dem Commando berichtet wird, höhnish erwidert, sie würden troßdem den Urlaub über- schreiten, wo es ihnen nur immer mögli wäre; sie haben gewisser- maßen einen Trumpf auf ihre Urlaubsüberschreitungen geseßt, und da haben denn die Mannschaften diese Leute durchgeprügelt auf dem Berdeck. Zeuge dieses Falles sind mehrere Arbeiter gewesen, die zum Zweck von Reparaturen sih an Bord aufgehalten haben. Durch diese Leute ist der Fall wahrscheinlich bekannt geworden; es ift aber der Verlauf nicht ein so graufamer gewesen, wie er hier geschildert ift. Die Leute sind ärztlih untersuht worden, nachdem es zur Anzeige ge- bracht worden ist, und den Leuten ist nichts geschehen, keine Wunde, feine blauen Flecke! (Heiterkeit.) Kurz, es ist aus diesem Befund des Mannes constatirt, daß von einer grausamen Behandlung durch seine Kameraden nicht die Rede ist. Natürlih mußte der Mann untersucht werden, um zu constatiren, wie weit die Leute sich strafbar gemacht hatten durch cine rohe Behandlung ihrer Kameraden. Selbst- verständlich ist eine Untersuchung eingeleitet worden und es werden die Schuldigen bestraft werden.

Dann, meine Herren, wenn auch in einem Buch, welches hier

erwähnt worden ist, derartige mögliche Fälle ich habe das Buch nicht gelesen dargestellt sein sollten, daß derartige Strafen an

Bord gang und gäbe sind, so ist doch diese Thatsache den augenblick- lichen Verhältnissen nicht entsprehend. Solche Fälle gehören jeden- falls zu den größten Seltenheiten. Daß es schon mal in der Welt vorgekommen ist, davon bin ich überzeugt, daß es aber als Regel an- gewandt wird von den Leuten gegen ihre Kameraden, das, kann ih einfa constatiren, ist niht wahr. Natürlich werden Ausschreitungen dieser Art von den Vorgeseßten jedesmal geahndet : es wird nicht, wie es hier darzustellen beliebt wurde, von den Vorgeseßten übersehen, die sich nicht etwa die Ohren zuhalten oder sich entfernen. Wenn sie ein solhes Durhprügeln einmal beobachten, so werden sie einschreiten, denn es liegt in ihrem eigensten Interesse; wenn eine solche, wie hier gesagt wird „Wnchjustiz“ an Bord einreißen wollte, so könnte das nur zum Schaden der Disciplin geschehen, und es würde die Autorität des Commandos darunter leiden. Es wird fih der Vorgesetzte nie- mals von anderen aus der Hand nehmen lassen, Fälle, die strafbar sind, zu ahnden, er wird sih das nicht gefallen lassen, daß die Leute Fälle, die strafbar sind, felbst aburtheilen. Das würde ja dem mili- tärischen Gefühl durchaus nicht entsprechen.

Ich kann nur nochmals erwähnen, daß der erste Fall mir un- bekannt ist, und daß eine Strafart, wie sie hier geschildert ist, mit dem Tau, selbstverständlih nicht existirt, und daß der zweite Fall theilweise auf Thatsachen beruht, daß aber die Untersuchung ein- geleitet ist, und daß diejenigen, die gefehlt haben, ihrer Strafe ent- gegensehen.

Abg. von Henk (cons.): Der Abg. Meßger habe in seinem

Vortrage auch seinen Namen genannt als den des Verfassers eines von ihm erwähnten Werkes; was der Abg. Meßger aber aus diesem Werk hier angeführt habe, sei niht von ihm (dem Redner) geschrieben, sondern vom Vice-Admiral Werner, Die Sache sei belletristish geschrieben, und wenn man es nachlese, _\o werde man finden, daß die Schilderung nicht auf bestimmten Thatsachen beruhe. /

i Metzger (Soc.): Er habe ausdrücklich erklärt, daß der fünfte Abschnitt des betreffenden Werks der Feder des Vice-Admirals Werner entstamme. Wenn von dem Staatssecretär der erste Fall so dargestellt werde, als ob der in dem Tau herabgelassene Mann zur Arbeit commandirt gewesen sei, so müsse er dem widersprechen. Der ganze Vorgang sei am Tage darauf in einem Wilhelmshavener Blatte erzählt und ausdrücklih als eine Bestrafung bezeichnet worden. Warum habe man denn nicht gegen die betreffende Zeitung eine Strafverfolgung eintreten lassen? Bei der Arbeit siße der Mann immer auf einem kleinen Brett, das in der Schlinge befestigt sei, nicht so, daß ihm das Tau einfach um die Beine zusammengezogen werde. Was den zweiten Fall, an Bord der „Oldenburg“ anbetreffe, so könne er es nicht reht verstehen, daß, wenn ein Mann mit einem 2èzölligen Tau zehn Minuten lang von zwei kräftigen Leuten pel agen werde, fich nachher bei der êrztlideu Untersuchung keine blauen Flecke ggcieigt haben sollten. Da werde wohl erst nach drei oder vier ochen eine solche Untersuchung stattgefunden baben. Er müsse sich auch sehr wundern, daß kein Offizier gegen die Mißhandelnden einge- schritten sei. Der Ober-Bootsmannsmaat, der von den an Bord anwesenden Arbeitern aufgefordert worden sei, dieser Rohheit Einhalt zu thun, habe ihnen fogar gedroht, wenn sie ihren Mund nicht halten würden, würde er sie wegen ihrer aufrührerishen Reden bei ihrem Meister melden. Wenn Leute thren Urlaub überschritten oder wenn sie dies gar gewohnheitsmäßig thäten, so habe man doch ge- nügend strenge Strafvorschriften, um das zu verhindern.

Abg. von Vollmar (Soc.): Staatssecretär Hollmann habe mit Recht darauf hingewiesen, daß Offiziere eine solhe Strafgewalt nit cinreißen lassen dürften; aber wenn die Offiziere den Leuten sagten: wenn noch einmal Der oder- Jener seinen Urlaub über- schreitet, dann bekommt Ihr Alle keine Erlaubniß mehr, an Land zu gehen, dann fönne man sich nicht wundern, wenn die Mannschaft in diesen Worten gewissermaßen eine Aufforderung sche, die den Urlaub überschreitenden Kameraden durhzuprügeln. So werde man dahin fommen, daß die Rohheit unter den Leuten zunehme. Er hätte übrigens erwartet, daß der Staatssecretär nun wenigstens un- eingeschränkt die That verurtheile, statt dessen gebe er eine ganze Reihe von Entschuldigungsgründen, z. B., der Mann wäre wohl durch- eprügelt worden, aber es hätte thm nihts weiter geschadet. Gs Pilten keine Flecke zu sehen gewesen sein! Entweder habe der Arzt den Mann erst nach fechs Wochen untersuht, oder ihm sei cin ganz anderer vorgeführt worden. Die Dinge seten sofort in den Zeitungen ausführlih besprochen worden, ohne

daß irgend eine Behörde dagegen eingeschritten fei- Der Staatssecretär sage, die Offiziere hätten von diesen Müiß- handlungen nichts gewußt. In dem Erlaß des P Georg von Sachsen werde nun aber gerade der man elhaften Aufsicht der Offiziere über ihre Untergebenen ein großer Theil der Schuld an folhen Vor- kommnissen beigemessen ; die Offiziere sollten und müßten von allen diesen Dingen unterrichtet sein. Hier werde gesagt, die Offiziere wüßten nichts von den that|ächlih vorgekommenen Strafen, und in einem von zwei Admirälen geschriebenen Buch werde diese Art der Bestrafung als auf Schiffen allgemein üblih und selbstverständlich geschildert. In einer eon}ervativen Zeitung sei der Vorschlag gemacht worden, den Regiments-Commandeur, in dessen Regiment solche Miß- handlungen vorkämen , sofort zu entlassen. Wenn fämmtliche Offiziere perfönlih verantwortlih gemacht würden, wenn thnen klar gemacht würde, daß, sofern ihnen eine grobe Fahrlässigkeit nach- gewiesen werden könne, fie niht einen Tag länger Offizier bleiben dürften, dann würde man wohl nicht mehr so oft von Soldatenmiß- handlungen hören. L : :

Die Forderung für den sechsten Auditeur wird J

Es folgt das Kapitel „Militärpersonal“. Bei Tit. 1 „Admirale“ bemerkt

Abg. Metger (Soc.): In der dem Reichstag vorliegenden Denkschrift heiße es, der Mannschaftsbedarf im Sommer sei größer als der im Winter. Da möchte_er den Staatsfecretär doch fragen, ob ihm bekannt sei, daß in der Sommerzeit, wo also der Bedarf an Mannschaften größer sei, die Marinesoldaten zu Arbeiten angehalten würden, die mit der Marine nichts zu thun hätten, nämlich zum Kohlen- abladen oder zur Erntearbeit. Nachdem in Kiel Kohlenarbeiter, denen man statt des früheren Lohnes von 5 4 einen solchen von 3 4 angeboten habe, die Arbeit abgelehnt hätten, sei bemerkt worden, daß Marine- soldaten zum Kohlentragen commandirt worden seien, und zwar nicht im Interesse der Marineverwaltung, sondern in dem der Firma Jansen in Kiel. Alsdann seien um die Erntezeit auf verschiedenen Gütern in der Nähe von Friedrihsort Marinemannschaften gegen einen Tagelohn von 1,90 # zur Erntearbeit commandirt worden. Er halte es nicht für richtig, den Arbeitern bei der {hlechten Zeit noh durch Soldaten Wettbewerb machen zu lassen; zumal wenn ein Mehrbedürfniß von Mannschaften behauptet werde, follten die Leute doch nur dazu verwandt werden, wozu sie eingezogen seien.

Staatssecretär Hollmann:

Mir i} von den vorgetragenen Fällen keiner bekannt. Es ift vollkommen ausgeschlossen, daß Marinemannschaften Verwendung zu Nxbeiten im Interesse Privater finden. Infolge dessen kann ich ohne weiteres sagen, daß cine Benußung von Marinemannschaften, um für den Kohlenhändler Janssen in Kiel Kohlen zu laden, nicht stattgefunden haben kann. Was die Arbeiter in der Nähe von Friedrichsort betrifft, so würde das zweifellos, wenn das der Fall ge- wesen sein sollte, die Matrofen-Artillerie oder das See-Bataillon be- treffen, von denen hier in dieser Denkschrift nicht die Rede ist. Hier ist nur die Rede von Mannschaften der Matrosen- und Werft-Division. Ich bin aber nicht in der Lage, auf diese Anfrage, irgend welche Aus- funft zu geben, weil ja nach dieser Richtung nichts zu meiner Kenntniß gekommen ift.

Der Titel wird bewilligt. : :

Im nächsten Titel (Secoffiziere) sind mehr gefordert die Ausgaben für: 3 Capitäne zur See, 3 Corvetten-Capitäne, 3 Capitän-Lieutenants, 1 erster und 2 zweiter Klasse, sowie 11 Lieutenants zur See. Die Commission will 3 Corvetten- Capitäne, 3 Capitän-Lieutenants erster und 3 zweiter Klasse, sowie 3 Lieutenants zur See und 10 Unter-Lieutenants zur See bewilligen. Die dadurch erzielte Ersparniß E 22 080 #6 Ferner werden mehr verlangt im Tit. 6 58 Det officierstellen. Ein Antrag des Abg. Richt er (dfr.) will nur 29 Stellen bewilligen. /

Für die Matrosen-Division (Tit. 10) werden mehr verlangt 604 Stellen (darunter je 1 Feldwebel und Vice-Feldwebel, 15 Seecadetten, 20 Cadetten, 77 Ober-Maaten, 59 Maaten, 190 Ober-Matrosen und 241 Matrosen). Der Abg. Richter will nur die verlangten Personalvermehrungen an Seecadetten, Cadetten für die Torpedoabtheilungen, das sonstige Torpedo- wesen und die Minendepots bewilligen.

Bei den Werft-Divisionen (Tit. 11) werden 475 neue Stellen verlangt, wovon der Abg. Richter nur die für die Torpedoabtheilungen und die Torpedowerkstatt verlangten Ver- mehrungen bewilligen will.

Staatssecretär Hollmann:

Meine Herren! Von “Ihrer Commission sind an Stelle von 3 Capitänen zur See und 8 Lieutenants zur See eingestellt worden 1 Capitän-Ueutenant und 10 Unter-Lieutenants. Es ist also die Zahl der erbetenen Vermehrung innegehalten; es hat sich aber in den Chargen etwas verschoben.

Fn der Commission wurde hervorgehoben, daß die Beförderung in der Marine eine sehr rashe wäre, daß aus diesem Grunde also eine Stellenvermehrung in den höheren Chargen nit erforderlih wäre, und des weiteren wurde hervorgehoben, daß, wenn eine Ver- mehrung nothwendig sein follte, man doch bei den unteren Chargen anfangen müsse. 2

Was nun das Erste anbelangt, die rashe Beförderung der See- offiziere, so hat freilich die Marineverwaltung im allgemeinen zuzu- gestehen, daß bisher diese Beförderung -eine schnellere gewesen ist als in der Armee; aber, meine Herren, es sind diese Stellen auh nicht gefordert worden einer rasheren Beförderung halber, fondern sie sind als ein dringliches dienstlihes Bedürfniß gefordert worden, um die- jenigen Stellen, welhe durch den Neubau von Schiffen entstehen, be- seßen zu können. Es ist für die Marineverwaltung von hohem Werth, daß die Stellen au dem Besazungs-Etat entsprechend beseßt werden. Wenn auf einem größeren Schiff der Besaßungs-Etat einen Capitän zur See fordert, so ist es natürlih erwünscht, au einen Capitän zur See für diese Stelle zu wählen. Thut man dies nicht, so verschiebt man die Chargen. Man würde, wenn man einen Corvetten-Capitän wählt, wahrscheinlih an Stelle eines Corvetten-Capitäns der Besatzung auf einen Capitän-Lieutenant zurückgreifen. Es würde dann der Cayitän-Ueutenant als erster Offizier und vorsißender Offizier der Messe in gleiher Charge sein wie ein großer Theil der übrigen Offi= ziere, und das ist für die Bordverhältnisse niht erwünscht. :

Meine Herren, es kommt noch weiteres hinzu : Wenn solche Schiffe ins Ausland kommen, beziehungsweise wenn solhe Schiffe in die Lage kommen, mit fremden Schiffen dienstlich und außerdienstlich zu ver=

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