1911 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Sep 1911 18:00:01 GMT) scan diff

“gekommen. Ihre Verzinsung

die Preußische S Sa in Berlin C. 2,

am Zeughause 2, : :

die Reichsbankhauptkasse in Berlin W. 56, Jägerstraße 34,

die Reichsbankhaupt- und Reichsbankstellen und die mit Kafseneinrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen,

die preußischen Regierungshauptkassen, Kreiskassen und haupt- amtlich verwalteten Forstkassen,

die pee Oberzollkassen, ; i

die preußischen Zollkassen, sofern die vorhandenen Barmittel die Einlösung gestatten, sowie durch ; |

diejenigen Oberpostkajsen, an deren Siß sih keine Reich3- bankanstalt befindet.

Die Zinsscheine können in Preußen auch vom 21. Sep- tember ab allgemein statt baren Geldes in Zahlung gegeben werden bei allen hauptamtlih verwalteten staatlichen Kassen, mit Ausnahme der Kassen der Staatseisenbahnverwaltung, sowie bei Entrichtung der dur die Gemeinden zur Hebung ge- langenden direkten Staatssteuern. Ermächtigt, aber nicht ver- pflichtet zur Annahme an Zahlungsstatt find die Reichspost- anstalten. i i

Die Zinsscheine sind den Kassen nah Wertabschnitten ge- ordnet mit einem Verzeichnisse vorzulegen, in welchem Stückzahl und Betrag für jeden Wertabschnitt, Gesamtsumme sowie Namen und Wohnung des Einlieferers angegeben sind. Von der Vorlegung eines Verzeichnisses wird abgesehen, wenn es sih um eine geringe Anzahl von Zinsscheinen handelt, deren Wert leiht zu über- sehen und festzustellen ist. Formulare zu den Verzeichnissen werden bei den beteiligten Kassen vorrätig gehalten und uach Bedarf unentgeltlich verabfolgt. Weniger geschäftskundigen Personen wird auf Wunsh von den Kassenbeamten bei Ausstellung der Verzeichnisse bereitwilligst Hilfe geleistet werden.

IT. Die am 1. Oftober 1911 fälligen Zinsen der in

das Preußische Staats\huldbuch und in das Reichs - huldbuch eingetragenen Forderungen werden, soweit sie dur die Post oder durch Gutschrift r Reichsbankgirokonto zu berichtigen sind, vom 18. September a gezahlt. Die Bar- zahlung, der Zinsen bei der Staats\chuldentilgungsfkasse und bei der Reichsbankhauptkasse beginnt ebenfalls am 18., bei allen anderen Zahlstellen am 21. September. i

Die Zahlung der Zinsen durch die Post ges ieht, wenn fein gegenteiliger Antrag gestellt ist, innerhal Des Deutschen Reichs im Wege des Postüberweisungs- und Scheckverkehrs. Dabei werden Beträge bis 1500 4 und im Falle der Ueberweisung auf ein Postscheckonto auch höhere Beträge ohne Abzug der Postgebühren gezahlt; nur die Bestellgebühren fallen dem Empfänger zur Last. Werden da-

egen die Zinsen auf Wunsch durch Postanweisung oder Geld- Brief gezahlt, so hat der Empfänger Postgebühren und Porto zu tragen. 0 4

III. Die Staats\chuldentilgungskasse ist am 28. September für das Publikum geschlossen, am 29. September ist sie von 11 bis 1 Ühr, an den übrigen Werktagen auch am 30. Sep- tember von 9 bis 1 Uhr geöffnet.

Berlin, den 5. September 1911.

Hauptverwaltung der Staatsschulden und Reichs\huldenverwaltung. Dr. Zwicker.

Bekanntma una

Die zum 31. Dezember 1901 gekündigte 4prozentige Briorttats eligg hn IV. Emission (II. T der

erra-Eisenbahn vom 1. Juli 1890/1. 1ar 1892 Abz È 6 ist noch nichtzurEinlösmg-] ister Generalmajor Stein. Der f Sai der südlichen blauen

teilung A

aufgehört. Berlin, den 5. September 1911.

auptverwaltung der Staatsschulden. D Dr. Zwier.

t

TSaaesordunuung

für die 60. Sizung des Bezirkseisenbahnrat Gisenbahndirektionsbezirke Hannover und M 20. September 1911, Morgens 104 Uh

in Münster i. W.

1) Feststellung der Anwesenden und Bildung des Bureaus.

2) Mitteilung über das Ableben eines Mitgliedes des Bezirks- eisenbahnrats. A

3) Aenderungen in der Zusammenseßung des Bezirkseisenbahnrats.

4) Wahl eines Mitgliedes und eines stellvertretenden Mitgliedes des ständigen Ausschusses des Bezirkseisenbabnrats.

5) Wabl eines Mitgliedes des Lardeseisenbahnrats.

6) Berufung des ständigen Ausschusses.

7) Aenderungen in den Bezirken der Königlichen Eisenbahn- direktionen; Eröffnung neuer Strecken und Stationen.

8) Wesentliche Aenderungen im Personen- und Gepäckverkehr.

9) Wesentliche Aenderungen im Güter- und Tierverkehr.

10) Antrag des Fabrikbesitßzers Friedrich von Schenck in Arnsberg auf Gestellung geeigneter Wagen zum Transport von Fässern.

11) F1rüherlegung des holländischen Zuges D 212/135 (Amsterdam— (Berlin)— Leipzig) und Herstellung des Anschlusses des Zuges D 26 von Berlin in Hannover an den Zug D 136/241 nah Amsterdam.

12) Einleaung eines neuen Eilzuges von Essen über Haltern nah Münster und Osnabrük.

13) Zeit und Ort der nächsten Sißung.

Hannover, den 7., September 1911.

Königliche Elsenbahndirektion. Wesener.

s für die ünster am r,

Angekommen:

Seine Exzellenz der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Sch orlemer, vom Urlaub.

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat am 10. d. M. die Dienstgeschäfte wieder übernommen.

Nbgereist:

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichskolonialamts, Wirkliche Geheime Rat Dr. von Lindequist, mit Urlaub.

Nichlamili®ßes. Deutsches Reich.

Pre‘'ußen. Berlin, 11. September.

Der Präsident des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privat- versiherung, Wirkliher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Gruner ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Der Landrat Dr. jur. Wachs ist aus dem Kreise Jork, Regierungsbezirk Stade, in gleiher Amtseigenschaft in den Kreis Süderdithmarschen, Regierungsbezirk Schleswig , verseßt, dem Landrat Siegert in Uslar die S des Landrats im Kreise Grafschaft Wernigerode, Regierungsbezirk Magdeburg, übertragen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Scharn- horst“ mit dem Chef des Kreuzergeshwaders und „S. 90“ am 8. September in Shanheikwan angekommen.

Schloß Boizenburg, 10. September. Seine Ma- jestät der Kaiser und König ist heute gegen Abend von otsdam kommend zur Teilnahme an den Kaisermanövern bier eingetroffen und hat im Schlosse Wohnung genommen. Der Raum, in dem sich das diesjährige Kaisermanöver abspielt, wird begrenzt, soweit sih dies mit Rücksicht auf die freien Entschließungen der, Führer durhführen läßt, im Norden dur die Peene, im Westen durch eine Linie Demmin—Neu- strelis, im Süden durch eine Linie Neustreliß —Angermünde und im Osten durch eine Linie Angermünde—Uecermünde. Qur Stelle sind, „W. T. B.“ zufolge, im ganzen 981/2 Bataillone nfanterie, 18 Maschinengewehrkompagnien, 2 Maschinengewehr- abteilungen, 77 Eskadrons, 87 Feldbatterien, 14 s{chwere Batterien, drei Pionierbataillone, die erforderlichen Telegraphen- formationen, zwei Lenkluftschiffe, aht Flugzeuge. Unter der Infanterie sind sechs Reservebataillone. Die Jnfanterie- und Pionierbataillone sind durch Reserven auf 700 Mann verstärkt. DieGesamtstärke aller Truppen beträgt 100000 Mann. Es nehmen teil das Gardekorps, das zweite und neunte Korps sowie ein be- sonders aufgestelltes zwanzigstes Korps, das aus Abgaben der drei erstgenannten Korps gebildet ist. Auf der blauen Seite arbeitet M. 2, auf der roten Seite M. 3. Von Flugfahr- zeugen sind die Eindecker vom System Taube der roten nörd- lichen Partei zugeteilt; die Zweidecker vom System Albatros gehören der blauen südlihen Partei. Jedes Flugzeug trägt außer dem Piloten einen beobachtenden Offizier. Beide Par- teien führen Ballonabwehrkanonen auf Kraftwagen oder Räder- lafetten. Die allgemeine Kriegslage ist folgende: Zwei rote Armeen haben am 7. September aus der Linie Bremervörde— Hamburg—Lübeck den Vormarsh in südöstliher Richtung angetreten. Eine blaue Elbarmee weicht beiderseits des Stromes '‘zurück. Jm besonderen ist zu sagen, daß das Manöver sih auf den östlihen Flügeln dieser Hauptarmeen abspielt. Beiden Parteien is bekannt, daß im Greifswalder Bodden neue starke rote Kräfte gelandet sind, vor denen der etwa eine Jnfanteriedivision starke blaue Küstenshuß in südlicher Richtung ausweicht. Diese Küstenshußdivision hat gestern abend die Linie des Landgrabens und Tollenseflusses von Ferdinandshof, Friedland, Neddemin und Neubrandenburg erreicht. Die nörd- liche rote Armee befehligt Seine Königlihe Hoheit der 8 eraloberst Prinz Friedrich Leopold, Chef des Stabes

“nee ist der Chef des Stabes der bayerishe Generalleutnant Gra Montgelas. Das Gardekorps steht unter dem Genera von Loewenfeld, das zweite Korps unter dem General von Linsingen, das neunte unter dem General der Jnfanterie Freiherrn von Plettenberg, das zwanzigste unter dem General- Rähiani Scholtz, dem Kommandeur der 21. Division. Bei der südlichen Armeee steht die Gardekavalleriedivision. Sie arbeitet mit einem neutralen Fernsprehnes von 400 km Drahtleitung. Dieses Net wird jedesmal mit dem Standort Seiner Majestät des Kaisers im Gelände verbunden.

neralfeldmarschall Freiherr von der Getf

Oesterreich-Ungarn. h

Die Klubs der nationalsozialen und staatsrechtlih-fortschritt- lichen Landtagsabgeordneten beschlossen, wie „W. T. B.“ aus Prag gemeldet wird, eine Kundgebung, in der die Arbeits- fähigkeit des böhmischen Landtags gefordert und betont wird, daß ohne den böhmischen und mährischen Landtag keine Arbeitsfähigkeit des Reichsrats zu erwarten sei. Der ver- stärkte Vorstand des Verbandes der deutshen Landtags- abgeordneten beschloß, der Permanenzerklärung der Kommission ur Beratung der nationalpolitishen Forderungen zuzustimmen, Feriier feine Einwendung gegen Einseßung und Permanenz- erklärung der Schulkommission zur Beratung der Lehrergehalts- frage zu erheben.

Frankreich.

Auf einem gestern in Besançon den fremdländischen Offizieren gegebenen Bankett hieß der Kriegsminister Messimy, „W. T. B.“ zufolge, zunächst den Großfürsten Boris willkommen, der durch seine Teilnahme an den Manövern der französishen Armee einen großen, wert- vollen Freundschaftsbeweis gebe; dann versicherte er den maroffkanishen Minister des Aeußern El Mokri, er werde in Frankreih den Empfang finden, zu dem ihn seine Eigenschaft als Vertreter des Sultans, des Freundes Frankreihs, und die ausgezeichneten persönlihen Beziehungen der Franzosen zu dem Minister berechtigten. Schließlich be- grüßte der Kriegsminister die Mitglieder der militärischen Missionen. Der Großfürst Boris dankte mit einem Trink- \spruch auf die tapfere, befreundete und verbündete französische Armee. El Mofkri erwiderte, der Sultan habe sih im Ver- fehr mit den zur Jnstruktion und Organisation der \cherifischen Truppen abgeordneten Offizieren von den hervorragenden Eigen- schaften der französischen Armee überzeugen können, und die aus- dauernde und hingebende Tätigkeit der französischen Offiziere im s\cherifishen Reiche habe bereits shäßgenswerte Ergebnisse gezeitigt. El Mokri trank auf die immer wachsende Freund- schaft zwischen Dres und Marokko, den benachbarten und befreundeten Ländern. Dem Dank der fremdländischen Offiziere S belgishe Generalleutnant Heimburger als Doyen

usdrudck.

Auch der Marineminister Delcassé hielt auf einem Bank in Toulon eine Rede, in der er nah „W. T. B.“ aus füh

Er habe mit Interesse den ersten Teil der Manöver verfolgt und er türfe danach feststellen, daß das Nüstzeug zum Kampfe auf der Höhe der Aufgaben stebe, die man von ihm verlangen, und daß p den Opfern enispreche, die man von der Nation fordern kônne. Glei, zeitig dürfe er von neuem die wirkflich bervorragenden Eigenschaften der Offiziere feststellen und die geshickte Ausbildung und Vorbereity der Mannschaften. Besonders angenehm babe ihn die Einmütigkeit berührt mit der die französische Presse ten Wert des französischen Seerüttzeuges ,;! fannt habe. Delcassé {loß mit den Worten: „Ich bin unbeshreis, lih glücklich, daß die Meinung des Landes in dieser Beziehung sh ohne den geringsten Unterschied in vollstäadiger Uebereinstimmung nj tenjenigen befunden hat, bie die Regierungsgewalt innebaben. stelle nochmals fest, daß das Kriegsmaterial für alle Möglihk-ite, bereit ist.“ Sodann trank Delcassé auf das Wohl der französisden Armee und Marine.

Der Kriegsminister hat ein Rundschreiben erlassen, dur6 | das den Militärpersonen streng untersagt wird, \ih q politishen Kundgebungen irgend welcher Art zu he: teiligen. Wie es heißt, ist das Verbot dadur veranlaßt worden, daß in der leßten Zeit Soldaten revolutionären Ver sammlungen beigewohnt und sich an fklerikalen Kundgebungen beteiligt, und daß Offiziere Artikel veröffentliht haben, iy denen fie bei der Erörterung militärisher Fragen auch daz politische Gebiet streiften.

Das Budget für 1912 sieht für das Militärflugwesen eine Gesamtausgabe im Betrage von 17 Millionen Francs vor.

Nuß;land.

Der Kaiser, die Kaiserin, der Thronfolger und die Großfürstinnen Töchter sind zur Enthüllung des Denkmal Alexanders I1. nah Kiew abgereist. |

Das Kriegsministerium hat zwölf neue Aeroplane ausländischer Systeme erworben.

Amerika.

Der geshüßte Kreuzer „Chester“ wird, wie „W. T. Y“ aus Washington meldet, Anfang Oktober nah einem Hafen von Tripolis entsandt werden, um der amerikanischen archäo- logischen Expedition, die zurzeit in den Ruinen von Cyrene arbeitet und von der ein Mitglied am 11. März durch Araber getötet wurde, seinen Schuß angedeihen zu lassen.

Afien.

Die telegraphishe Verbindung mit Chengtu ist seit Freitag unterbrochen. Nachrichten zufolge, die Eingeborene überbrachten, griff das Volk wegen der Verhaftung der Nädelsführer den Palast des Vizekönigs an, wurde jedo zurückgeworfen, wobei zwanzig Personen getötet wurden. Der Taotai von Chungking berichtet, daß die Fremden Chengtu Donnerstag und Freitag verlassen haben und daß er ihnen einen ungefährdeten Aufenthalt in Chungking sichere, wo die Bevölkerung es ablehne, an den Unruhen teilzunehmen. Die Regierung beschloß, die Bewegung durh Zusammenziehung von Truppen an der Grenze von Szechuan zu unterdrücken,

Die „Morning Post“ méldet vom 10. September aus Teheran: Der Gouverneur von Shiraz telegraphierte dem Ministerpräsidenten: Jch und fünftausend Mann find hier eingeschlossen. Die Stadt ist von luristanischen Araberhorden umzingelt. Jch bin zu s{chwach, der Lage Herr zu werden.

Koloniales.

Expedition im südöstlihen Kaiser-Wilhelmsland.

Das Hinterland von Fulle ist bisher nur s bekannt. Z wußte nur, daß zwischen der Küste und! »--”ho-+tk Kausses sih Gebirgszüge bis zu 2000 m vor =ck-y 4

nuar d. Z. is der Architekt Hans Meier mit 2 Neudettelsau

Missionaren Flierl und Pilbhofer in Begleitung von 20 Trägern vor Simbang aus westlich vorgestoßen. Die ersten Tagemärsche führteßk \harf bergan. In Höhen von 600 bis 1050 m fielen als Charafterbäume der Lan daft Araukarien auf. Die Flüsse wurden überwunden vermittels der selten vorkommenden Rotangbrück:n. Jn

Höhen von 1400 m finden sih Fichten, die in Astbau und Benadelung

vollfommen denen unserer deutshen Wälder gleihen. In einem Doi des Innera traf man einen eingeborenen Missionsgehilfen von der Neudettelsauer Station auf dem Sattelberg, der öfters dort einige Zeit verweilt, um die Sprache zu erlernen.

Das ganze Gebirge besteht aus Kalk; nur bis 700 m trifft mon Korallen an, selten tritt Granit anstehend zutage. Die Eingeborenen der durchzogenen Gegend treiben Ackerbau. Nur ein einzi„es Mal auf der ganzen Reise hatte man Regen. Die höchste erreichte Hôbe betrug 2700 m, wo 19 Grad Celsius Vormittags 10 Uhr gemessen wurden. Natürlich froren die Farbigen, als des Morgens uüur 11 Grad Celsius zu messen waren. Stellenweise war der Wald abgebrannt, was die Eingeborenen zu Jagdzwecken tun. Eine charakteristishe mächtige Bergkuppe wurde nah dem Prinz-Negenten von Bayern Luitpoldberg genannt. Er mag nach der SPUER Meiers reichlich 5000 m hoh sein. Während bisher der Mars überwiegend in westliher oder nordwestliher Richtung vor fih g& gangen war, bog man nun ostwärts ab und {lug zuleßt als Haupk- richtung Nordost ein. An dem Abhang einer steilen Kalkwand fanden die Reisenden Edelweiß, aber mit erheblich größeren Blüten als dl europäisden, von filbergrauer Färbung. Bis zur Küste hin erstredt si ein langsam abfallendes, verhältnizmäßig wenig kupiertes Ge lände; nach Nordwesten ragte das Finisterregebirge empor. Diese Landschaften südöstlih vom Finisterregebirge zur Rechten des Flusscké Goma erwiesen sch als sehr bevölkert. (Nach einem Bericht des „Deutschen Kolonialblatts*".)

Statistik und Volkswirtschaft.

Obligationenumlauf der deutschen Hypothekenbanken Ende Juni 1911.

Das Kaiserliche Statistische Amt bat nah den Halbjahreausweisen der 38 deutschen Hypothekenaktienbanken deren Pfandbriefumlauf [uf den 30. Juni 1911 auf 10 677,06 Millionen Mark ermittelt ; dane waren 383,23 Millionen Mark Kommunal- und 5,59 Millionen Mark Kleinbabnschuldvershreibungen vorhanden. Der gesamt Obligationenumlauf betrug somit Ende Juni 1911 11 071,88 Mil- lionen Mark. Gegenüber dem Betrage vom 31. Dezember 1910 in Höhe von 10 698,34 Millionen Mark bedeutet dies. eine Zunahmt von 373,54 Millionen Mark.

Bevölkerungsbewegung, Shlachtungen, städtische Spa! kasse, Krankenversiherung und Armenpflege in Berlin im Juli 1911.

Nah dem JIuliheft der „Monatsberihte des Statistischen Amts der Stadt Berlin* belief sich die fortgeschriebene Bt! völkerungsziffer der Neichshauptstadt Anfang August 1911 auf 2 066 538 lu der gleihen Zeit des Vorjahres auf 2054 856). Sic hat, nahdem sie hon im Juni um 1430 zurückgegangen war, M Juli weiter um 310 abgenommen, während für Juli 1910 eine Zu

arkham-

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nahme von 716 festgestellt werden konnte. Lebend geboren wurden im Juli 1911 3679 (im gleichen Monat des Vorjahres 3653) Kinder, darunter 751 (710) oder 20,41 (19,44) °%/%@ uneheliche. quf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, fellte sich die Geburtenziffer auf 20,96 (20,94). Ehen wurden im Juli 1391 (im gleihen Monat des Vorjahres 1317) geshloff en, darunter 268 (262) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief fi im Jult auf 2590 (im Juli 1910 auf 2451). Im Alter bis zu 1 Jahre starben 702 (648) Kinder, das sind 27,10 (26,44) °/o aller Sterbefälle des Berichts- mcnats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die allgemeine Sterblichkeitsziffer auf 14,76 (14,05).

Der Auftrieb auf den städtishen Viehhof betrug für den Monat Juli 1911 14784 (für denselben Monat des Vorjahres 19 465) Rinder, 15 286 (18 865) Kälber, 51 636 (76 320) Schafe, 103 298 (121 018) Schweine. In den öffentlichen Schlacht - häusern wurden im Juli 10099 (im Juli 1910 10567) Rinder, 19911 (12 321) Kälber, / 50 134 (50 640) Schafe, 100 558 (85 164) Schweine geschlachtet. j Le

Bei der städtishen Sparkasse beliefen sich die Einzahlungen im Juli auf 6 630 850 4 (in demselben Monat des Vorjahrs auf 6790 763 M), die Rüzahlungen auf 5 775 774 (5 324 507 4); dem- nah ergab sich ein Mehr an Einzahlungen von 855076 4 (in L Monat des Vorjahrs ein Mehr an Einzahlungen von

466 256 M).

; Der Mitgliederbestand der der Aufficht des Magistrats- fommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. August 1911 817427 (zu der aleihen Zeit des Vorjahrs 779 015), unter denen sh 57 125 (51 697) freiwillige Mitglieder befanden. Crwerbéunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 30399 (27 014) vecpflihtete Mitglieder.

Die städtishe Armenpflege umfaßte im Monat Juli 35388 (im gleihen Monat des zorjahres 35 485) Almosengeld- empfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstüßungen von 616 672 (615 969) Æ, darunter 1834 (2095) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 12 917 (15 308) Æ Extraunterstüßungen. Sole wurden ferner für 6471 (6868) nicht laufend unterstügte

ersonen im Gesamtbetrage von 83027 (88180) # gewährt. flegekfinder waren 13 009 (13 314) vorhanden, für die 123 002 (125 009) -& aufgewendet wurden.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Düsseldorfer Bauschlosser sind. der „NRh.-Westf. Ztg.“ jufolge, in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben der Innung einen neuen Tarif unterbreitet, der im wesentlichen eine Arbeitszeit vox 94 Stunden soroie Mind eststundenlohn für Auëgelernte von 40 - ein Jahr nach beendeter Lehrzeit 45 «„ und für selbständige Gesellen 55 vorsieht.

Aus Wermelskirchen wird der „Köln. Ztg." gemeldet, daß, nahdem die im Zentralverband der Schuhmacer Deutschlands organisierten Arbeiter der dortigen Firma Iserhardt u. Katt- winkel vor einigen Tagen dic Künd igurg eingereiht und das Ver- langen der Fadörikanten, diese Künd igung zurückzunehmen, abgelebnt haben, die Ortsgruppe Wermelskirchen des Verbandes der deutschen Schuh- und Schäftefabriken, der auch die Orte Hilgen, Burscheid und Dabringhausen angehören, sämtlihen organisfierten Arbeitern und Arbeiterinnen gekündigt hat. Es fommen 1500 Arbeiter und Ar- beitecinnen in Betracht.

In Wiesbaden sind, wie die „Frkf. Zta." mitteilt, die Da - deckergehilfen in den Ausstand getreten. Sie verlangen höberen Stundenlohn und eine ve-kürzte A rbeitezeit. Die Arbeitgeber sind in Anbetracht der jeßigen ungünstigen Geschäftslage nicht gewillt, auf die Forderungen etnzugehen.

Zur Lohnbewegung.- der Leipziger Lithographen und Steindrudcker (vgl. Ne. 206 d. Bl.) berichtet die „Wz. Ztg.“, daß in einer Versammlung der Arbeitnehmer beschlossen wurde, allenthalben die Kündigung so einzureihzn, daß am 23. September überall gleichzeitig die Arbeir eingestellt werden kann, falls bis dahin eine Ginigung bezw. die Anerkennung der Gchilfenforderungen nicht er- ¡ielt sein sollte

Die Arbeiter der Metallfabrik in Bilbao sind, wie ,W.T. B.“ meldet, Sonnabend in den Aus rand getreten. Zwischen den Aus-

ständigen und Gendarmen fam es im Verlaufe des Abends

¡u einem Zusammenstoß, bei dem ein Offizier durch einen Stock- hieb verwundet und mehrere Gendarmen und Ausständige verleßt wurden. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid haben in Mieres die Bergwerksarbeiter, an Zahl 15 000, den Aus- stand erklärt.

Wie die „Köln. Ztg.* erfährt, haben die sämtlichen ital ienischen Arbeiter der Jungfraubahn, die zurzeit mit der Ausführung der Teilstree Eiêmeer—Jungfraujoch beschäftigt sind, wegen an- I ungenügender Unterkunfts- und Verpflegungsverhältnisse die rbeit niedergelegt und sind abgereist.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweiten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Im Reichstagsgebäude wurde heute vormittag 10 Uhr in Gegen- wart Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin der III, Internationale Kongreß für Säuglingsshuyß von dem Präsidenten des Kongresses Erbprinzen von Hohenlohe-Langenburg eröffnet. Der Staatéminister und preußische Minister des Innern bon Dallwit begrüßte die Teilnehmer mit einer Rede, die, W. T. B.* zufolge, lautete:

„Eure Kaiserlihe und Königliche Majestät, bohverehrte Damen und Herren!

Namens des Herrn Reichskanzlers und der preußischen Staats- regierung beiße ih die Teilnehmer am 111. Internationalen Kongreß für Säuglings\huß in Preußens Hauptstadt bestens willkommen. Mir persönlich int es eine Ghre und eine Freude, die aus nah und fern im Dienste der Humanität zahlreih herbeig: strômten Damen und Perren zu begrüßen in der Hoffnung, daß Sie von Ihrem Aufenthalt dier nur angenehme Eindrücke und freundlihe Erinnerungen heim- tragen werden. Dem rastlosen Schaffen menschliher Geistes- und Verstandestäti feit, das im Laufe der Jahrhunderte die Venschheit aufwärts geführt hat zu immer böberen Stufen der Kultur, verdankt unser Zeitalter insbesondere einen Aufschwung der Technik auf allen wirtshaftlihen Gebieten, wie er von verflossenen Generationen nicht mnäbernd vorausgeahnt und wohl au nicht für mögli gehalten worden it. Kein Wunder ist es also, wenn die Daseinsbedingungen weiter Teile der Bevölkerung in den leßten Jahrzehnten tiefgreifenden Wandlungen unterworfen gewesen sind, und wenn es niht immer und nicht überall

Ÿ ‘lungen ist, die äußeren Verhältnisse alsbald und in ausreichender

ile mit den veränderten Lebensbedingungen in Einklang zu bringen. Dies gilt au für Deutschland, in dem die industrielle Cntwicklung berbältnismäßig spät eingeseßt, dafür aber besonders intensive Formen angenommen und ein besonders rashes Tempo eingeschlagen hat. So wenta berechtigt und undankbar es wäre, wollten wir einzelner aus diesen Entwicklungen resultierender unerfreulicher Neben- erheinungen wegen die außerordentliden Vorteile unterschäßen, die der rapide Siegeszug der Industrie für die Erwerbsmöglich- N und die Lebenshaltung namentlich auch der breiteren Volks- \hihten gebracht hat, so läßt sch andererseits niht in Abrede stellen, bz der Zudrang nah den Großstäden, die oft unvermitt-lte An- îufung zahlreiher Menschenmassen in neu si bildenden Jndustrie- ëntren, die Art ihrer Unterbringung und Beschäftigung und die Veranziehung au des weiblichen Elements zur Fabrik- und Bureau- Ubeit mancherlei Unzuträglihkeiten und Mißstände im Gefolge gehabt baben, denen durch die staatliche Seienaevinia und Ver- Sing nicht rechtzeitig vorgebeugt worden is und nah der Lage der

de auch nicht vorgebeugt werden konnte. Jnébesondere kann

nit verkannt werden, daß über der Pflege rein materieller Interessen die ideellen Bedürfnisse und auch die hvgtenishen Anforderungen bi?- weilen zu furz gekommen sind. Mit besonterer Schärfe tritt dies hervor in der Stellung, welche die neuzeitlihe Entwicklung den Frauen angewiesen hat: In die vershiedenartigsten Berufszn eige eingereibt, mit neuen Arbeiten und Sorgen reiblich belastet, die ihrer natür- liGen Entfaltung hinderlih sein müssen, ist die Frau neuerdings dem eigenen Haushalt und der Familie oft mehr als billig ent- zogen und vor allem in der Ausübung ihrer Mutterpflichten ganz wesentlih beshränkt. So tritt uns in den größten deutschen Bundes- staaten die eigenartige Ersbeinung entgegen, daß troß des dauernden Wachsens des allgemeinen Wohlitandes, troß außerordentlicher Fort- schritte auf dem Gebiet der - wissenschaftlihen und praktischen Ge- sundheitspflege, die in einem beträhtlihen Rückgang der Gesamt- sterblihkeit einen erfreulihen Ausdruck gefunden haben, die Sterblichkeit speziell der Kinder im ersten Lebensjahr bis vor kurzem nicht nur keine Abnahme aufwtes, sondern sogar soweit Preußen in Frage fommt in den 90 Jahren von 1816 bis 1905 etne Zunahme er- kennen läßt. Was dies in nationaler Beziehung bedeutet, welche Gefahren für die Zukunft hieraus entst-hen können, das läßt sich er- messen, wenn wir erwägen, daß die Ursachen der hohen Kindersterb- lihkeit naturgemäß geeignet find, zugleih auch die Widerstands- fähigkeit der überlebenden Kinder berabzuseßzen und damit die Krast und Energie des Nachwuchses der Nation zu lähmen und zu \{chwädhen. Die Erkenntnis dieses Sachverhalts und seiner Folgeers{cheinungen hat bereita Ende des vorigen SFahbrhunderts die Staats- und Gemeindebehörden veranlaßt, den Hauptursahen der Kindersterblihkeit: der mangelhaften Pflege und Ernährung der Säuglinge, nah Kräften entgegenzuwirken, und zwar : 1) durch Aufklärung der Bevölkerung über die Notwendig- keit einer besseren Säuglingépflege, 2) durch Ueberlassung einwands- freier Kindermilch an Unbemittelte zu ermäßigten Preisen oder au ohne Entgelt, 3) durch polizeiliße Regelung des Verkehrs mit Milch und 4) durch manderlei Anregungen zur Begründung besonderer Anstalten zum Schuß von Mutter und Kind insbesondere au in gewerblihen Betrieben. AU diese sachgemäßen und dankenswerten Maßnahmen der staatli&en Behörden und öffentlihen Körper- schaften können indes nur dann zum Ee führen, wenn sie ergänzt und gestüßt werden durch die freie Liebestätigkeit, zu deren wirksamer und umfassender Gestaltung gerade auf dem Gebiet des Säuglings- und Muttershußzes wiederum die Frau vorzugsweise berufen und be- fähigt erscheint. Darum war es für die Lösung des Säuglings- problems in Deuts{land von bahnbrehender Bedeutung, als die bobe Protektorin dieses Kongresses, unsere Allergnätigste Kaiserin und Königin aus warmherzigem Mitgefühl mit den zablreichen Familien, dite alljährlich durch das Hinscheiden ibrer Kleinen in Trauer und Bedrängnis ver- seßt werden, an die Spize der Bewegung trat und dur das denk- würdige Handschreiben vom 15. November 1904 auf die Notwendig- keit des Zusammenwirkens aller wohltätigen Kräfte in der Bevölkerung mit den Behörden hinwies, zweck gemeinsamer Fürsorge für die fkleinsten Kinder durch geeignete praktishe Maßnahmen und Einrichtungen und durch stets erneute eingehende Be- lehrung der Bevölkerung. Eurer Majestät werden ' alle be- teiligten Kreise allzeit aufrihtigen und ehrfurchtsvollen Dank wissen für dieses hochherzige Eingreifen, welches für die sozialbygienishe Versorgung unseres Volkes von weitgehender Bedeutung geworden ist. Seitdem sind in allen deutschen Landen zablreiche Vereinigungen und Organisationen ins Leben getreten, die mit Hilfe der Staatsregierung, der kommunalen Behörden und der Organe der freien Liebeëtätigkeit eifrig bestrebt find, etnen wirksamen Schutz für Mutter und Kind überall in die Wege zu leiten und die hierfür bereits bestehenden Einrihtungen zu fördern und zu unter- stüßen. Mit der Praxis hat sih die Wissenschaft verbunden, um die günsttasten Lebensbedingungen der kleinsten Kinder zu er- ründen. Aub hier baben Eure Kaiserli®e und Königliche Majestät in weits{hauender Fürsorge wiederum den rechten Weg ge- wiesen. Infolge der unmittelbaren Anregung und unter dem er- babenen Protektorat Eurer Majestät wurde eine wissenschaftliche Zentralanstalt : „Das Kaiserin Auguste Viktoriahaus“ zur Bekämpfung der Säuglingésterblihkeit im Deutshen Reih begründet und am 4. Suni 1909 eröffnet, deren Betrieb durch die Zuwendungen des Neiche3 und der Pee en Staatsregierung finanziell gesichert und reihlich ausgestattet ist und deren sozialhyaienische Focinagen bereits wert- volles Matertal geliefert haben. Mit lebhafter Genugtuung kann ih feststellen, daß die intensive Arbeit der leßten Jahre auf dem Gebiete der Säuglingéfürsorge tatsähl!ch bereits in den Sterblichkeitszahlen beredten Ausdruck gefunden bat. Ist doch allein in Preußen die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebenftjahre in der Zeit von 1905 bis 1909 um 22 9/6 zurückgegangen, ein Ergebnis, das nit allein auf das Zusammentreffen besonders günstiger Momente allgemeiner Art zurückzuführen, sondern auch zum Teil als die Wirkung der rührigen Fürsorge anzusehen ist, welhe in den leßten Jahren namentli in den großen Städten entfaltet worden ist. Immer noch ist troßdem die Kindersterblihkeit im Deutshen Neihe sehr hoch, immer noch bleibt viel zu tun übrig, und zahlreihe Fragen von wesentlicher Bedeutung für den Säuglingsshuß harren noch der Wsung. Wir dürfen aber hoffen und vertrauen, daß der Austausch von Erfahrungen und Forschungsergebnissen, der dur die internationalen Kongresse ermögliht und erleihtert wird, unser Wissen mehren und unser Können auf dem Gebiete der gesundbeitliden Fürsorge stärken und fördern wird. Deshalb haben die verbündeten Regierungen, im besonderen auch die mir unterstellte preußische Verwaltung des Innern, es freudig begrüßt, daß die internationale Vereinigung für Säuglings\{hußz beschlossen hat, ihren II1. Kongreß in Deutschland, und zwar hier in Preußens Hauptstadt, abzuhalten. Vor allem aber begrüßen wir es mit ehrfurchtévollem Dank, daß Eure Kaiserliche und Königliche Majestät geruht haben, das Zustandekommen dieses Konaresses unter den Allerhöbsten Shußz zu nehmen. Möchten seine Arbeiten dazu beitragen, die beteiligten Nationen immer enger zu- sammenzusließen im {önen Wetteifer im Dienste der Wissenschaft und der Nächsterltebe zum Wohle der Völker und der Menschheit ¡um Segen. Das walte Gott!“

Kunst und Wissenschaft.

Die Arbeiten am Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig und an seiner Umgebung nehmen einen rüstigen Fortgang, Die pyramiden- artig anlaufende O IGRas am Südfriedhof it, wie der „Köln.

tg.“ mitgeteilt wird, im oberen Teile bereits planiert und in guten Zustand gebraht; auch die vom Teiche aufsteigenden Wälle sind in der Hauptsache fertig. Seit dem ersten Spatenstih bis jeßt find 120 000 cbm Boden bewegt worden. Der Teich selbst, der ringsum mit etner Granitabshlußmauer versehen wird, erhält zurzeit die als Grundlage dienende Lehmauflage. Im Innern des Denkmals ist man gegenwärtig damit beshäftigt, in der Galerie, die über dem als Krvypta ausgebildeten Untergeschoß in einer Höhe von 29 m sich befindet, von den viec großen allegorishen Figuren die dritte in rohem Stein aufzustellen. Sie stellt die Glaubensstärke dar. Die Figur hat eine Höhe von 9,60 m. Die große, 60 m hohe Halle, die sih über den Unterbau wölbt, ift in threr Konstruktion nah obenhin bis auf die Brüstungsöffnung, die zum Einlaß des Lichtes freibleibt, fertiggestellt. ODberhalb der 12 Wächterfiguren werden zurzeit die Gesimse ausgebaut in einer Höhe von etwa 82 m. Die zu diesen Simsen verwandten Steine haben ein Gewicht von je 180 Zentnern; 36 solcher Steine sind zu einer Grundlage écsórderiid. un Aufzug eines derartigen Steinkolosses, der 60 m hoh freï- chwebend gehoben wird, sind etwa sieben Minuten Zeit notwendig. Erwachsene Besucher, die das Denkmal für Geld besichtigten, wurden in diesem Jahre bis jeßt gegen 85 000 gezählt.

Vor eintager Zeit verbreitete sih die Kunde, des im hohen Norden

Canadas Eingeborene angetroffen seien, die ihrer Sprache und

Gewohnheiten C skimos, ihrer Körpererscheinung nah aber Skandi- navier seien. Die Naqhricht stammte von dem im Jahre 1908 von

New York nah den Gebieten nördlih der Hudson-Bai aufgebrobenen Polarfahrer Vilbjmar Stefansson, den das New Yorker natur- wissenschaftlihe Museum auf dieser Forschungsreise unterstüßt und in dessen Begleitung \fich der Geologe Dr. Anderson befindet. Die Forsher wollten vor allem Näheres über die Ein- geborenen jener Gegenden in Erfahrung bringen, über die im Jahre 1906 der Kapitän Klinkeberg merkwürdige Nach- richten nah Amerika gebraht hatte. Stefansson hat jeßt zwei Briefe an einen Bekannten in Brooklyn gerichtet, aus denen die „Frankfurter Zeitung“ interessante Einzelheiten mitteilt. Der er der Briefe ist von der Mündung des Deasfeflusses, 18. Oktober 19 datiert. Stefansson bemerkt in ihm, er {reibe nabe der Stelie, an der Richardson und Rae auf der Franklin-Hilfserpedition über- winterten. Er spricht dann von den durchgemahten Strapazen und fährt fort: „Ich habe einige Monate unter Leuten gelebt, die weder einen Weißen noch einen Indianer je gesehen hatten doch ha ten sie von beiden gehört und nicht einmal wußten, daß ih fein Eskimo sei so wenig wußten sie, wie weiße Menschen aus- sehen. Wir haben Eskimos (an Sprache und Lebensgewohnheiten) entdedt, die ibrer Körxerers{heinung nah Skandinavier sind. Diefer Fund ist der erste Schritt zur Lösung eines von zwei Problemen : a. Was wurde aus einem Teile der Leûte Franfklins? b. Was wurde aus den dreitausend Skandinaviern, die im fünfzehnten Jahrhundert von Grönland vershwanden? Oder, follte feine dieser Sragen fo ibre Lösung finden, dann haben wir ein neues Problem von wissenschaftlichem Interesse aufgeworfen : Warum unterscheiden \ich einige der Bewobner von Viktorialand markant vom Rest ihrer Rasse? Warum sind sie in ihrem Typus so europäisch?* Nach einigen Mitteilungen geographisher Natur der Fluß la Noncierge ist niht vorhanden heißt es dann weiter: „Den Landstrich östlich vom Kap Lyon . . baben niemals Eskimos gekreuzt, soweit bekannt ist. Er galt als Land, in dem man verhungern müßte . . . aber wir fanden reichlich Wild . . . an der Südküste von Viktorialand trafen wir auf die europäergleihen Leute, von denen wir am Kap Bexley gehört hatten. Zwei der Männer dort hatten Bärte, ganz ähnliÞ dem meinen, und den meinen fönnte, wer unböflich sein wollte, wohl als rot bezeihnen.“ Weiter nördli sollten noch mehr Stämme sein der eben erwähnte zählte vierzig Köpfe, Stefansson mußte aber ostwärts. Er war mit einer großen Gesellshaft Eskimos am großen Bärensee und gibt in dem Schreiben seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß diese so weit südwärts jagen. Er betont dann, daß er und Anderson die ersten seien, die Gelegenheit hätten, Esfimos zu studieren, die noch gar nidt mit Weißen und ihrer Zivilisation in Berührung gekommen waren. Auch Nansen, Peary und Amundsen sei das niht geglücki. Im März trennten \|\ch die Reisenden. Anderson, der inzwischen eine Lungenentzündung überstanden hatte, ging nach Herschel- Island, um dort niedergelegte Vorräte zu bolen. Beim Schreiben des ¡weiten Briefes, am 4. November 1910, batte Stefansson noch nichts wieder «von ihm gehört. Er will ihn suchen gehen und dabei ver- suczen, „eins der größten unerforshten Gebiete Canadas zu durch- queren“. Stefansson {ließt den Brief mit dem Ausdruck der Hoff- nung, im September 1911 wieder in New York sein zu können.

Land- und Forstwirtschaft.

Zur Bekämpfung des agrarischen Notstandes in Preußen.

Zur Milderung des Notstandes, der in einem großen Teile des Staats durch den beträchtlichen Mangel an Futter und Streu hervorgerufen ist, hat das Ministerium für Landwirtschaft angeordnet, daß im laufendem Etatsjahr Waldstreu aller Art aus den Staatsforsten, ferner Torf zu Streuzwecken sowie Gras und Futterlaub an Privatpersonen zu einem Preise abgegeben werden sollen, der bis auf ein Drittel der Taxsäte zuzüglich der etwa aufgewendeten Werbungékosten ermäßigt werden kann. Die Gewährung der Waldstreu usw. hat sich hauptsählich auf die kleineren, unbe- mittelten Grundbesißer und Pächter zu erstrecken. Größere Besißer und Pächter werden wegen der beschränkten Leistungsfähigkeit des Walkdes nur ausnahmsweise berücksichtigt werden können.

Ferner wird auf die bereits früher allgemein erteilte Ermähti- gung verwiesen, „in Notjahren die Waldweide mit einem über die festgeseßte Höchstzahl hinausgehenden Eintrieb von Rindvieh und Schweinen zu gestatten“, das Vieh der Waldanwohner, soweit die Nücksicht auf die Forstwirischaft die Ausübung der Waldweide über- haupt als angängig erscheinen läßt, nach Bedarf zu dieser Nußung zuzulassen, auch das nach Monaten zu berechnende Weidegeld nah eigenem Ermessen bis auf ein Drittel der tarmäßigen Säye zu er- mäßigen.

Endlich foll im Bedarfsfalle auch den Oberförstern und Forst- \{hußbeamten im laufenden Jahre die Entnahme von Gras und Streu gegen Zablung eines Drittels der Taxpreise und der vollen Werbungskosten, falls solche aus der Forstkasse gezahlt worden sind, in den für Notjahre feslgelegten Grenzen gestattet werden. Des- gleichen fann diesen Beamten unter denselben Voraussezungen die Waldweide, fofern sie forstwirtschaftlich überhaupt als zulässig er- cheint, gegen Zahlung von einem Drittel der tarmäßigen Sätze auch für einzelne Monate gestattet werden.

Eine Umfrage über die Hopfen- und Malzbestände der Brauereien zu Beginn der neuen Geschäftskampagne hat, wie alljährlich, der Wirtschaftlihe Aus\{chuß der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin veranstaltet. Bezüglich der Hopfenbestände ist die diesjährige Umfrage bereits die neunte und hat sich im Laufe der Jahre bei den Interessenten der Brauerei, des Hopfenhandels und -kbaues für die zutreffende Beurteilung der jeweiligen Markilage so eingebüörgert, daß auc das Autland sich seit einigen Jahren in zunehmendem Maße an dieser Umfrage beteiligt. In diesem Jahre haben die belgischen, böhmischen, dänischen, s{hwe- dishen und Schweizer Brauereien durch thre Korporationen sich an der Umfrage beteiligt. In Deutschland beantworteten allein 1313 Brauereien, die zusammen die Hälfte der Gesamtbiererzeugun Deutschlands auf si vereinigten, den Fragebogen. Es waren ana in den deutschen Brauereien am 1. August 1911 roch über 155 000 Zentner Hopfen vorhanden, was einer Verproviantierung der Brauereien mit Hopfen noch mindestens bis Februar nächsten Jahres entspricht. Auch in den außerdeutshen Ländern reichen die Hopfenvorräte der Bravereien noch für vier bis sieben Monate aus. Die diesjährige Malz bestandsumfrage die vierte war wiederum von pas Erfolge begleitet; nahezu 900 Brauereien mit einem Malzverbrauh von über 8 000 000 Zentner haben si an dieser Umsfrage beteiligt. Bei den norddeutschen Brauereien betrug die Be- teiligung weit mehr als die Hälfte der Gesamtbierproduktion Nord- beati@lands. Die Malzvorrâte waren allein bei ten nerddeutschen Brauereien am 1. September auf ungefähr 4,1 Millionen Zentner zu veranschlagen. Ste sind also bis Ende dieses Jahres noch mit Vorräâten bedfebéi.

Saatenstand in Italien während des zweiten Drittels des Monats August 1911.

Ober- und Mittelitalien hatten einige Niederschläge zu ver- zeichnen, die stellenweise den Feldfrüchten zu latten kamen. Dagegen herrshte in vielen Gegenden und namentlich in der Lombardet, Venetien und in der Toskana anhaltende Dürre. Diese Witterungs- verhältnisse ließen Befürchtungen an der Ausgiebigkeit der Mais- und Futterernte aufkommen. Die Wein- und Olivenpflanzungen zeigten im allgemeinen einen reihen Fruhtansay. Mit der Kartoffel-, Rüben- und Hanfernte wurde begonnen.

. it Ausnahme der Provinz Reggio Calabria fielen im Süden reihlihe Niederschläge, unter denen sich die Feldfrüchte zusehends er- holten. Der Stand der Wein- und Olivenpflanzungen läßt auch hier auf einen reihen Ernteertrag hoff.n; au erwartet man eine gute Kartoffel, Matis- und Agrumenernte. (Bericht des Kaiserlichen

Generalkonsulats in Genua vom 2. September 1911.)