1911 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Sep 1911 18:00:01 GMT) scan diff

und der Art der Fischerei spätestens im Aufgebotstermin anzumelden. Die Zustellung kana durch Aae, ai Post erfolgen.

Die Aufgebotsfrist muß mindestens drei Monate betragen.

Fn dem Auss{lußurteile sind die von der Antragstellerin unter Angabe der räumlichen Ausdehnung und der Art der Fischerei an- gezeigten Fischereiansprühe auch dann vorzubehalten, wenn sie nicht angemeldet sind. L

Die Vorschriften der §S 2 bis 6 finden auch dann Anwendung, wenn die Einigung vor dem Inkrafttreten dieses Geseyes zustande

gekommen ift. Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnfiegel. Gegeben Neues Palais, den 2. September 1911. (L. S.) s Wilhelm. R. von Bethmann Hollweg. von Tirpiß. Beseler.

von Breitenbach. von Heeringen. von Schorlemer. von Dallwißz. Lenge.

Auf den Bericht vom 23. August d. J. will Jh der Gemeinde Vluyn, Kreis Mörs, das Recht zur Ent- eignung der für die Ausführung des geplanten Wege- ausbaues innerhalb der Ortschaft Niep erforderlihen Grund- stücke verleihen. Die eingereichte Karte folgt anbei zurü.

Neues Palais, den 2. September 1911.

Wilhelm R. von Breitenbach.

An den Minister der öffentlihen Arbeiten.

Ministerium der geisilichen und Unterrichts- angelegenheiten.

Der Direktor des Denkmälerarchivs in Bonn Dr. Edmund Renard ist zum Provinzialkonservator der Rheinprovinz be? stellt worden. s N

Der bisherige Seminarlehrer Dr. Albert Kotschok ist zum Kreisschulinspeftor in Malmedy ernannt worden.

Dem Direktor des Denkmälerarhivs in Bonn Dr. Edmund Renard ist der Titel Professor und j :

dem Musiklehrer Robbert Bignell in Altona der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.

Kriegsministerium.

Der Oberintendantursekretär Greiffenberg von der Fntendantur des III. Armeekorps ist zum Geheimen erxpedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegsministerium ernannt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (G.S. S. 152) wird hierdurch bekannt gemacht, daß das fteuerpflihtige Reineinkommen der Lausiger Eisenbahn- gesellschaft aus dem Betriebsjahre 1910/11 auf d 268 398 M, Z buchstäblih: „Zweihundertachtundsehzigtausenddreihundertacht- undneunzig Mark“ festgesezt worden ist. Breslau, den 9. September 1911. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Mallison.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 27 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter

Nr. 11148 den Zusaßvertrag zu dem Staatsvertrage zwishen Preußen und Schaumburg-Lippe wegen Fortführung des Rhein-Weser-Kanals durch das Fürstentum Schaumburg- Lippe vom 19./30. Oftober 1906, vom 1. März/13. März 1911, und unter / 4

Nr. 11 149 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirks des Amtsgerichts Limburg a. L., vom 5. September 1911.

Berlin W., den 14. September 1911.

Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.

Nicjtamtlicßes. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. September.

Der Senatspräsident Thielmann vom Reichsmilitär- gericht ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Möwe“ am 10. September in Banana (Congostaat) angekommen.

Neues Palais bei Potsdam, 14. September. An- läßlih des 50 jährigen Militärdienstjubiläums des Kom- mandanten des Kaiserlihen Hauptquartiers, Generaloberst von Plessen fand heute abend in der Jaspisgalerie bei Seiner Majestät dem Kaiser und König Tafel statt. Der Generaloberst von Plessen saß zur Rechten des Kgisers. Ferner waren, „W. T. B.“ zufolge, u. a. geladen: Dêr Ge- neraloberst von Kessel, der Kriegsminister von Heeringen, der kommandierende General des Gardeforps von Loewenfeld, der rusfishe Generalmajor von Tatischtshew, der Oberhofmarschall Graf Eulenburg sowie das gesamte Hauptquartier des Kaisers. Seine Majestät ist Abends um 111/, Uhr nach Danzig ab- gereist.

Rußland.

Kaiser Nikolaus wohnte, wie „W. T. B.“ aus Kiew meldet, gestern mit den Großfürsten, dem Hof und den Ministern den Manövern in der Nähe von Kopylow bei. Nach der Rückkehr nach Kiew „nahm der Kaiser die Parade über die Juggendwehr ab, an der die Schulen des ganzen Lehr! irks teilnahmen. Abends fand im Theater eine Volksvorstellung in Gegenwart des Kaisers statt. Während dieser Vorstellung

. wurde auf den Ministerpräsidenten Stolypin ein An-

schlag verübt. Eine Kugel des Täters traf den Minister- präsidenten an der Hand, eine andere blieb im Rückgrat stecken. Der Täter wurde verhaftet. Nach einer späteren Meldung des „W. T. B.“ ist der Zustand des Ministerpräfidenten sehr be- friedigend, die Blutung unbedeutend; der Puls beträgt 70. Eine Operation scheint nicht nötig. Der St. Petersburger Chirurg Zeidler ist im Sonde nach Kiew abgereist.

Der in der ihsduma eingebrahte Etat des Ministeriums für Volksaufklärung sieht an Ausgaben 114 Millionen, gegen das Vorjahr 16,8 Millionen mehr, vor.

Belgien.

Wie die Brüsseler Abendblätter gestern meldeten, werden in Belgien nit nur die Reservisten der Genietruppen nicht entlassen, sondern auch noch die Jahrgänge 1906, 1907 und 1908 einberufen werden.

Asien.

Wie dem „Reutérshen Bureau“ aus Peking gemeldet wird, bleibt Tscheng-tu abgeschnitten. Man befürchtet, daß der Mangel an Vorräten bald zu Ruhestörungen in der Stadt selbst führen wird. Alle Zugänge zur Stadt sind von den Aufständischen besegt, deren Zahl fich fortwährend ver- mehrt. Ruhestörungen werden aus Suifu und Kämpfe aus Kiating gemeldet. Die Missionare in Wanhfien flüchteten nah den nächsten sicheren Orten in der Provinz Hupe. Nach einem Telegramm aus Tschungking hat der britishe Konsul, der zurzeit mit der Wahrnehmung der ameri- fanishen Interessen betraut ist, bekannt gemacht, daß alle britishen und amerikanishen Untertanen in der Provinz Szetshuan sich sofort nah dem nächsten sicheren Ort begeben sollten, bevor die Lage ernster würde.

Nr. 33 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 8. September hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reihtkanzlers vom 23. August 1911, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eijen- babnfrachhtverkebr beigefü Lisie. Bekanntmachung des Reichs- eisenbabnamts vom 23. t 1911, beir. Ergänzung und Aenderung der Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung. Nachrichten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zollbegünstigungen der Weinhandlungen in Deutschland im Rechnungsjahre 1910/11.

Im deutschen . Zolg “0 Rechnungsjahre 1910/11 806 Weinhandlungga 651 / ) vorhanden, denen Z ünstigungen g worden . 457 Handlungen (1909/10: 397) batten Teilungslager für Wein, 199 Handlungen (1809/10: 201) war ein eiserner (fortlaufender) Zollfredit bewilligt worden. Der Betrag der den Weinhandlungen während des E 1910/11 gewährten Geldstundungen für Weinzoll belief fich auf 11 887 045 4 gegen 7 644 904 4 im Vorjahre, während auf eisernen Kredit am 31. März 1911 Weinmengen in Höbe von 251746 dz (1910: 249 703 dz) abgelassen waren. Zu demselben Zeitpunkte befanden fich in Teilungélagern 956 239 dz und in sonstigen Privatlagern 108 197 dz Wein als Lagerbestand gegen 447 559 dz und 16955 dz am 31. März 1910.

Zur Arbeiterbewegung.

Die im Deutshen Transportarbeiterverband Handwerker und Arbeiter der Berliner Straßenbahn sind, hiesigen Blättern zufolge, in eine Lohn- bewegung eingetreten. Eine zahlreich besuchte Versammlung beauftragte den Arbeiterausshuß der Betriebéleitung folgende Forderungen zu unterbreiten : „Verkürzung der Arbeitszeit und eine allgemeine Lobnzulage; Einführung der wöchentlihen Lohn- abs{lagaszablung am Freitag; Bezablung der -Instruktionsstunden und Gewährung des Sonntagslobuzuschlags für das Streckenpersonal ; dem Werkstättenpersonal das Besihaffen eines polizeilichen Führungs3- attestes, weil mit erheblihen Kosten verknüpft, zu erlafsen.* Lohn- bewegungen in der Berliner Herrenwäsche-- unt Kon- feftion3branhe stehen nah Mitteilungen des „Confectionair“ demnächst in Aussicht. Die Arkexiterorganisationen in der Herren- wäschebranbe haben, nachdem sie am 1. Juli den Tarifvertrag, der ses Jahre in Kraft war, zum 1, Oktober gekündigt hatten, erst am 4. September ihre Forderung den Arbeitgebern eingereicht. Diese bezeichnen die Forderungen als unannehmbar, und die Aus- sichten auf eine Einigung sind daher recht gering. Die Wäschefabri- fanten baben aber dem Vorsizaden des Berliner Gewerbegerichts bekanntgegeben, daß sie die Antwott auf die eingereihten Forderungen mündli zu geben bereit find. Die in der Berliner Herren- fonfektion für Stap:lgenres trbeitenden Schneider baben gleih- falls den betreffenden Gngroßsfitmen einen neuen Lobntarif ein- gereiht. Die Herrenkonfektionsfrmen haben eine Kommission er- nannt, die die weiteren Verhandlungen mit der Lohnkommission der Arbeitnehmer führen soll. In eixer Versammlung der Arbeitnehmer ist, wie die „Voss. Ztg.“ meltkt, gestern beshlofsen worden, bei denjenigen Firmen, die den Tari! niht anerkennen, den Ausstand zu verfünden. Bereits beute ift bi einer Firma in der Spandauer Straße (Freiberg u. Gerechter) tr Anfang gemacht worden.

Der Verbásd Thüringisher Metallindustrieller (vgl. Nr. 215 d. Bl.) hat, wie dem „W. T. B.“ aus Erfurt ge- meldet wird, bes{lofsen, die eitzelnen Betriebe ortsflassenweise in Einigungsverhandlungen mit der Arbeitern eintreten zu lassen. Die Arbeit soll erst dann wieder aufcknommen werden, wenn immer alle Betriebe einer Ortsgruppe einé Verständigung mit den Arbeitern erzielt haben. Gestern haben bexits einzelne Betriebe die Verhand- lungen begonnen.

Die Metallarbeiter in Dresden haben, „W. T. B.* zu- folge, gestern früh die Arbeit wieder aufgenommen. Jn Chemnitz nahmen, wie die „Lpz. Ztg.“ erfährt, die Metallarbeiter ebenfalls zu dem Beschluß des Kartellvertändes \ächsisher Metallindustrieller, nah dem die Auésperrung am B. d. M. ausgehoben werden sollte, Stellung. Die Arbeit jollte ah dort gestern früh in den meisten Betrieben wieder aufgenommen verden. (Vgl. Nr. 216 d. Bl.)

Aus Madrid wird dem ¡W. T. B.“ telegraphiert: Es wird amilih befannt gegeben, taß jer Ausstand in den Gruben- gebieten von Langreo und Nieres beendet ist. Aus Bilbao (vgl. Nr. 217 d. Bl.) wird gemüdet, die Ausständigen hätten die Eisenbahnen an verschiedenen Funkten unterbrochen, die Arbeits- willigen mit Steinen beworfen n den Arbeiten zur Wiederherstellung der Bahnstrecken gehindert sowie dk Telephon- und Telegraphen- linien unterbrochen. Es Ht au gestern zu usammen

__ vereinigten städtischen

stößen zwishen den Ausftändigen und Gendarmen gekommen; (E Fehlt an Brot. Aus San Sebastian wird gemeldet, taß A die Arbeitervereine dafür entschieden baben, von beute an den

uéstand in Bilbao zu unterstüßen. In Oviedo haben die aus. ständigen Bergarbeiter gestern eine Brü cke einer n in die Luft gesprengt. Auch aus Malaga werden Zusammenstöße zwischen Ausständigen und der Polizei gemeldet.

Am 29. und 21. Oktober dieses Jahres findet, ,„W. T. B.* ¡y olge, in Wiesbaden die gemeinsame Arbeitsnahweiskon. E. der Hauptstelle Deutscher Arbeitgeberverbände und des Vereins Deutscher Arbeitgeberverbände statt, Als - Verhandlung8gegernftände sind in Ausficht geaen. Das Problem der Arbeitsvermittlung, die ung Behandlung der ver: schiedenen Arten der Arbeitsnahweise in der Gesetzgebung, die Be, deutung der öffentlichen Arbeitsnahweise für die Industrie, rechtlide Beurteilung von Streik, Aussperrung und Boykott.

Wohlfahrtspflege.

Der 111. Internationale Kongreß für Säuglingss{hug wurde beute nach viertägiger reiher und éxfolgreitier Arbeit im Sitzungssaal des Reichstags dur feinen Präfidenten, den Erbprinzen zu Hohenlohe - Langenburg geschlossen. Als Ort für den nächsten Kongreß wurde der Haag bestimmt. Nah Sch{luß der Sitzung begaben sich eine große Anzahl der Kongreßteilnehmer zu einer Besichtigung des Säuglingskrankenhauses in Weißensee. Am Nach- miftag erfolgt die Abreise zahlreicher Teilnehmer nah Dreéden zum Befuch der Internationalen Hygieneausstellung.

Ueber die Jugendfürsorge in Shöneberg hat die dortige Tiädtishe Deputation für Woblfahrtéspflege einen Bericht beraus, gegeben, dem die folgenden Angaben entrommen find: Die Jugend- fürforge ersftredt sih zunähst auf die Säuglingsfürsorge, für die seit 1907 eine städtishe Fürsorgestelle bestebt; sie versorgt be- dürftige Mütter mit Milh und Stärkungsmitteln, stellt Hauspflege nah der Entbindung und verteilt Stiliprämien; fernzr gtwährt fie Säuglingen einwantsfreie Milh, überwacht ihre Ernährung und

flege und bringt sie, wenn nötig, in Anstalten und Pflege unter. S den Jahren 1907 und 1908 bat diefe Fürsorgestelle je 330 Säuglinge versorgt; im Jahre 19099 war die Versorgungs- ziffer auf 483 Mütter mit 490 Kindern gestiegen; 1910 bat fich die Zahl der Pflealinge auf 942, für die 15000 4 auëgeaeben wurden, erböbt; fur 1911 waren die Mittel für Säuglinasfürforge im Stadthaushaltetat auf 16 500 4 veranshlagt. Seit März 1910 müssen sämtlihe Pflege- und Haltekinder von Zeit zu Zeit in der Fürforgestelle vorgestellt werden. Mit dem 1. April f. J. wird voraushichtlih e dem Muster anderer Städte im Anschluß an die Säuglingsfürforgestelle eine Sprechstunde für alle noch nit \shulpflihtigen Kinder eingerihtet werden. Schöneberg gehört au zu denjenigen Städten, die eine Berufsvormundschaft haben, die unter der Bezeihnung „Generalvormundschaft“ seit April 1909 alle unebelich geborenen Kinder umfaßt. Ihr steht ein städtisher Waisenbausinspektor vor, den zwei Bureaubeamte und zwei Gebilfinnen unterstüßen. Bei Beginn des zweiten Ge- \häftsjahres betrug die Zahl der unter Generalvormundschaft genommenen Mündel 527; von ibnen standen 200 im 1. Lebensjahr, 270 im 2. Lebenéjahr und 57 im dritten; 343 waren in Schöneberg, 91 in Berlin, 93 auswärts in Puegrenes untergebracht. Am Schlu des 2. Geschäftsjahres verblieben nur 372 Mündel unter General- vormundschaft, da 46 durch Legitimation, 61 durch Tod, 38 dur Verzug, 2 durch Adoption, 8 durch Bestellung anderer Vormünder in Abgang gekommen waren. In 133 Fällen war es nötig, säumiçce NVâter im Prozeßwege zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen. Die Fürsorge für die Kostpflegekinder ift mit der Generalvormundscaft zu einem Dhureak vereinigt. Die Beaufsichtigung erfolgt durch drei be- soldete Auffichtsdamen, die jedes Kind mindestens einmal im Morat aufsuhen müssen. Die Fürsorge für die s{ulpflichtigen Kinder erstreckt ih auf sonst gesunde Kinder, die aber einer Erholung bedürfen, und auch kranke Kinder; jenen dienen Ferienspiele, Scbüler- wanderungen und Landferienkolonien, diesen Kindererholungsftätten. In Landferienkolonien wurden im Jahre 1910 je 30 Tage lng 200 Kinder unter Aufficht von Lebrpersonen geschickt; die Gesamt- aufwendungen der Stadt betrugen hierfür 12900 4. Die Kinder- erbolungs stätte bei Cihfamp im Grunewald wurde 1910 von 690 Kindern besucht, von den 90 auch die Nacht über in der Anstalt blieben; die Gesamtaufwendungen befrugen 22 000 #, wobei ein Verpflegungssaß von 1 - für den Tag und das Kind in Ansaß fam, einshließlich 20 A Fahrgeld. Außerdem besigt die Stadt in Boldixum auf Föhr ein Kindererbolung?- beim, in dem Kinder untergebraht werden, die În irgend einer Weise von der Tuberkuloje gefährdet find, und zwar solhe vcm 5.—14. Lebensjahr. Der Verpflegungésaz beträgt einschließlich Hin- und NRüefabrt 2,50 4 täalid; die kürzeste Aufentbalt-dauer t auf 6 Wochen bemessen. Die Anstalt ist in jeder Hinsicht nah den An- forderungen ter derzeitigen Anftialtéhygiene gebaut und eingerichtet. Sie war 1910 von 431 Kindern bejucht; aus städtishen Ptitteln wurden für sie in dem genanntea Jahre 29 400 4 aufgewendet. Der Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose in Schöneberg, dec den Betrieb der Anstalt hat, stellte eine größere Anzabl von Freibetten zur Verfügung. Seit April 1911 sind bauptamtlih Schulärzte tätig und die Schulverwaltung veranstaltet Schulspeisungen von täglich 680 te- dürftigen Schullindern. Besondere Aufmerksamkeit findet die Zabn- pfl-ge, die allen Volkësschulkindern unentgeltlich zuteil wird. Die itädtiihe Schulzahnklinik ist für etwa 13 000 Volfs\schulkinder ein- aeridtet und im Mai 1910 eröffnet: es wurden für fie im ersten Sahre 13 000 4 verausgabt. Die Fürsorge wird derart ausgeübt, daß zunächst in der untersten Klasse einer Schule cine zahnärztliche Untersuhung mit gleichzeitiger Velebrung der Kinder und der fie be- gleitenden Erwachsenen stattfindet. Die zabnkrank befundenen Kinder dieser Klasse werden dann in der Schülerklinik behandelt; mit der untersten Klasse der nächsten Schule wird ebenso verfahren. Swd alle untersten Klassen durchgegangen, dann fommen ebenso die nächstfolgenden Jahrgänge an die Reibe. Kinder, die Zahn- \chmerzen baben, können chne Rücksicht auf diese Reihenfolge tägli die Schulzahnfklinik zur unentgeltlihen Behandlung aufsuhen. Zur Aufklärung werden an die Nett oren geeignete Schriften verteilt; in der Schule werden öfter Klafsenaufiäßge über die Schulzahnfklinik gemaht. Die gesamten Ausgaben aus dem Etat der Deputation für Wobhlfahrtépflege zum Zwecke der Jugendfürsorge obne die Gehälter für die Leiter, die Schulärzte und Bureaubeamten be- liefen sich im Jahre 1910 auf 108 690 „#4.

Auch die Fürsorge für die s{hulentlassene Jugend soll in Schöneberg städtishen Charakter tragen; sie soll sih auf das Alter vom 15. bis 18. Lebensjahre erstrecken und an die bestehenden Fortbildungsshulen anschließen. Ihr einziges Ziel soll die Er- tüchtigung der Jugend sein. Politishe urd fkirchlihe Beziehungen sollen dabei nicht in Betracht kommen. Die Schrift s{ließt mit statistishen Uebersichten über die Säuglingsfterblichkeit in Schöneberg; die, seit 1888 beobachtet, bis zu diesem Sommer einen Rückaang aufwies; die außergewöhnliche Hitze hat dann die Säuglingé- Pa in Schöneberg, wie wohl überall, wieder gewaltig steigen assen.

Literatur.

__ Das Strafgeseßbuch für das Deutsche Reich nebst dem Einfübrungégeseße, herautgegeben und erläutert von Dr. Reinhard Prane, Professor der Rechte in Tübingen. Achte bis zehnte, neu

arbeitete Auflage. Lieferung 2. Verlag von J. C. B. Mobr (Paul Siebeck), Tübingen. Preis 2,80 #Æ. Diese Lieferung des Theorie und Praxis in geshickter Weise verbindenden Frankshen Kommentars erläutert die §§ 113—243 des Strafgeseßbuchs (betreffend Widerstand gegen die - Staats-

Vergehen wider die öffentliche Ordnun Meineid, falshe Anschuldi- Religion iehen, Verbredhen den Personenstand, Verbrechen Zrwei- ergehen wi ie persönliche. Frei- ung Auch bier find sowobl die sh agraphen des es anschließenden Grörterungen \{nitten vorausgaeshickten Ausführungen, die beide , Übersichtlicher systematisher Darstellungen haben, n en Stande der Wissenschaft und der Praxis umge- arbeitet, und der Verfasser nimmt zu allen Streitfragen Stellung. Die Rechtsprehung ist ausreichend, die Literatur în weitgehendem Maße herangezogen. J E : Entscheidungen des Reichsmilitärgerihts, heraus- egeben von den Senatspräsidenten und dem Obermiklitär- “walt unter Mitwirkung der juristischen e der Senate and der Mitglieder der Militäranwaltschaft. 15. Band. 322 Seiten. erlag von Franz Vahlen, Berlin. Geh. 4 #. In gewohnter Veise enthält der vorliegende neue Band 78 Urteile und Be- iSlófe des hôhsten Militärgerihtshofs mit ausfübrliher Be- „rindung, von denen diesmal besonders viele außer Fragen 3s Militärrehts au allgemeine strafrechtlihe Fragen und Materien 8 besonderen Teils des Reichsstrafgeseßbuh3, Vorschriften der Strafs- vrozeßordnung und andere Bestimmungen des bürgerlichen Rechts be- “fen. Ein ershôpfendes alphabetishes Sachregister und ein Verzeichnis der Paragraphen « der Gefege und Verordnungen, z denen die mitgeteilten Urteise und Beschlüsse ergangen ênd, geben Kunde von dem reihen Inhalt des Bandes, der niht nur izr den Militärjuristen, den Gerichtsherrn, Gerichtsoffizier und -ver- idiger beachten8wert ist, der jedem Offizier als Anhalt zur Beurt-ilung von Fragen dienen fann, die im praftishen Dienstleben fortwährend coftauhen und deren richtige Beantwortung im Interesse des Dienstes iemohl wie der Untergebenen liegt. " Handwörterbuch der preußischen Verwaltung, beraus- „ben bon Wirklihem Geheimen Rat Dr. von Bitter, Präfidenten : erverwaltungsgerihts. Zweite Auflage. Leipzig, Noßbergsche sbhubandlung. Die erfte Auflage dieses Handwörterbuchs der preußischen Verwaltung erschien 1906; daß in verbältnizmäßig rer Zeit eine neue notwendig geworden ist, beweist, daß das Werk ire Lde ausgefüllt haben muß. Es ift ein Na&schlagebuch, in m unter alphabetisch geordneten Stichwörtern das preußishe Ver- raltungsrecht und diz ibm verwandten Fragen und Begriffe bearbeitet ed. Gerade über Fragen des öffentlichen Rechts sich zu unterrichten, i für denjenigen, dzr nit ständig fih tamit zu beschäftigen hat, be- fonders \hwer, weil fie zum großen Teil nicht einheitlich geseßlih frigelegt, sondern durch eine große Zabl verstreuter Bestim- ningen geregelt find. Das Handwörterbuch erleichtert dies. Mlerdings Tann und soll es eine erschêôpfende Darstellung er dieser Verwaltungsfragen nicht enthalten, die unter r Stichwörtern angeordneten Artikel jollen nur eine zuverlässige, lzbve Uebersiht über die Materie unter Vermeidung thbeoretischer rórterungen bieten; ein tieferes Eindringen wird dur die zablreihen ise auf die Gesezesbestimmungen, die Rechtsprewuug und tur ecleihtert. Im allgemeinen genügen aber die kurzen e dem Nichtfahmann , dem gebildeten Laien, der heut- tage doch nun einmal häufig in die Lage kommt, über ie Fragen des weitverzweigten öffentliden Rechts fich unter- bien zu müssen, für seine praftishen Zwecke vollauf. Biele Artikel haben in der neuen Auflage außer den durch die Ent- riflung der Gefezgebung und die Fortschritte der Verwaltung dingten Ergänzungen eine Vervollständigung und Vertiefung, hrere Materien, fo das Beamtenrecht, die Medizinalpolizei, die Baupolizei u. a., eine gänzlihe Umarbeitung erfahren. Ferner ift Iudikatur in größerem Umfange als in der ersten Auf- zee berüdsihtigt, und die Literaturnahweise find, besonders i allen Hauptartikeln, erweitert. So wird auch die neue Auf- 2, die außer der preußishen Verwaltung und ihrer vetaebung einschließlih des preußischen Kirhenrechts die gesamte / rwaltung und die darauf bezüalihe Geseßgebung umfaßt und leich aus dem Gebiete des bürgerlichen Rechts, des Strafrechts und 2 Prozeßrehts zahlreihe für die Verwaltung wichtige Artikel ent- ilt fih für alle Interessenten als eine reihe Quelle der Belehrung als ein zuverlässiger Berater auf dem weiten Gebiete öffentlihen Rehts und der Verwaltung erweisen. : dem in der Verlagsbuchhandlung I. Guttentag, Berlin, er- n Werke „Reichsstempelgefeß vom 15. Juli 1909 Lotterie- {Spiel- und Wette-1, Fracht- Fahrfkarten-, Kraftfabrzeug-, Tantieme-, und Grundstücksübertragungssteuer) mit den Ausführungsbestimmungen unter besonderer Be- g der Entscheidungen der Verwaltungsbehörden und Reichsgerihts*, zehnte, umgearbeitete und vermehrte Auf- _vom Gebeimen Regierungsrat P. Loeck, Reichsbevoll- ibtigtem, ist ein Nachtrag zur Ausgabe gelangt (Preis 50 4). Dieser ait die Aenderungen des Reichsftempelgesetes, die durch die SS 67 des am 1. April 1911 in Kraft getretenen Zuwachssteuer- e vom 14. Februar 1911 herbeigeführt worden find, und die dem Abschluß der zehnten Auflage des Kommentars ergangenen WOridungen von Bedeutung.

ULLE An ETIENR erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. nendungen find nur an die Redaktion, Wilbelmstraße 32, ¡u rihten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

Für alle Welt. Jllustrierte Zeitschrift mit der Abteilung indungen und Gntdeckungen auf allen Gebieten der Uurwisjsenshaften und Tehnik. XVII. Jahrgang. 1911. f 27 u. 28. Jährlih 28 Heste à 0,40 4. Berlin W. 57, tes Verlagshaus Bong u. Co. _DVibliothef der Gesamtliteratur des In- und Aus- 1228 Nr. 2231 bis 2244: Der Tod Jwans des Grausamen. Eee von Graf Alerxej Tolstoj. Deutsch von Friedri fer. 0,25 4. Die Vagabunden. Roman von Karl L: Doltei. 1,75 4. Königin Margarete, die Tochter des aentônizs Waldemar von Axel Lundegaard. Deutsch von ¡tgarete Grobleben. 1,50 Æ. Halle a. S., Otto Hendel. Universal -Bibliothek Nr. 5316: Eine Ebe! Tragödie t Sarl M. Jacoby. 0,20 4. Leipzig, Philipp Reclam jun. stige Bildergeshichten und allerlei Humore. Ge- „etes und Gedichtetes von Wilbelm Bus. 2. Aufl. Herausgeg. l udolf Will. Gebdn. in Leinenprahtband großen Formats Ælbzig, Walther Fiedler. Vorträge und Kritiken von Heinrich Kraeger. Olden-

L Gr. Schulzeshe Hofbuchhandlung.

Technik.

Fortbildungskurse für Ingenieure. Die fortschreitende „Uung auf den verschiedensten Gebieten, die für unsere Zeit inend ist, hat dazu geführt, auch für die Männer des ¿hen Lebens Fortbildungskurse einzurihten. Daß solche Kurse i ur die Ingenieure bei der rastlos vorwärts schreitenden Technik vers nôtig sind, liegt auf der Hand. Der Verein deutscher ¿nleure bat deshalb bereits vor Jahren unter Benußung der 22 Unterrihtsmittel unserer Technischen Hobschulen Gelegenheit Ser Fortbildung geschaffen. Den Anklang, den diese Jngenieur- „unden haben, beweist der starke Besuh. In den vergangenen

wurden solche Kurse in Braunschweig und Dreéden abgehalten;

¿jährige Fortbildungzkursus wird an der Großherzoglichen pen Hochschule in Karlsruhe am 2. bis 14. Oktober Tes werden. Alle weiteren Auékünfte sind dur das Sekretariat ishen Hochschule in Karlsruhe zu erfahren.

T

und und s Gesundheitswesen, Tlextpgueeinthen Absperrungs

A egypten. Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat beschlofsen, das Cholerareglement gegen Herkünfte von Reggio di Calabria außer Anwendung zu sehen. (Vergl. „R.-Anz.*“ vom 26. v. M. Nr. 201.)

Konstantinopel, 14. September. (W. T. B.) - Heute sind bier 46 Erkranfungen und 17 Todesfälle an Cholera und in Artaki (Marmaraküste) in den leßten 48 Stunden 50 Erkrankungen und 23 Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Saloniki, 14. September. (W. T. B.) In. den leßten 24 Stunden find 5 Cholerafälle unter der Zivilbevölferung und 6 unter dem Militär vorgekommen. Insgesamt sind 45 Zivilperfonen, meist Frauen, gestorben.

Die erregte Bevölkerung von M onastir zwang unter der Fübß- rung der Chodschas den Sanitätsinspektor zur Abdankung und Flucht. Der Wali hob die Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche auf und E das Waschen der Toten, das Verbleiben der Kranken in den

ohnungen, das Begräbnis der an Cholera Verstorbenen unter geifts lihem Beistand, liez die abgesperrten Brunnen öffnen und erlaubte den Verkauf frishen Obstes. Daraufhin trat wieder Beruhigung ein.

Verkehrswesen.

Schiffsliste für billige Briefe nah den Vereinigten Staaten von Amerika (10 4 für je 20 g). „Prinz Friedrich Wilhelm“ ab Bremen 16. September,

„Kaiser Wilhelm 11.“ ab Bremen 19. September,

„Victoria Luise* ab Hamburg 23. September,

„Kronprinz Wilbelm“ ab Bremen 26. September,

„Amerika“ ab Hamburg 28. September,

„George Washington“ ab Bremen 30. September.

eKronprinzessin Cecilie* ab Bremen 3. Oktober,

„Kaiser Wilbelm der Große“ ab Bremen 10. Oktober,

„Cincinnati* ab Hamburg 12. Oktober,

„Kaiser Wilbelm 11.“ ab Bremen 17. Oktober, Postshluß nach Ankunft der Frühzüge.

Alle diese Schiffe außer „Cincinnati* find Schnelldampfer oder solhe, die für eine bestimmte g vor dem Abgang die s{hnellste Beförderungsgelegenbeit bieten. E83 empfiehlt si, die Briefe mit einem Leitvermerk wie „direkter Weg“ oder „über Bremen oder Ham- burg“ zu versehen. Die Portoermäßigung erftreckt sch nur auf Briefe, niht auch auf Postkarten, Drudckachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Veremigten Staaten von Amerika, nit auch nah anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada.

Verdingungen. (Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reis- und Staats- anzeiger“ ausliegen, fönnen in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Belgien. (Laftenbefte können, wenn nidts anders vermerkt, vem Bureau des adjudications in Brüffel, Rue des Augustins 15, bezogen werden.)

23. September 1911, 11 Uhr. „Société de l’Exposition Uni- verselle et Internationale de Gand 1913“ in Gent, Ghaufsée de Courtrai 203:. Bau der an der Avenue Principale und der Avenue Militaire zu errichtenden Haupt- und Nebenfassaden und der Wäride der belgishen Induftrie- und Tertilpaläste. 1. Los: 140 798 Francs, Sicherheitsleistung 14 000 Francs, 2. Los: 155 724 Francs, Sicher- beitsleistung 15 000 Francs, Lastenheft(1,50 Francs), Pläne (10 Francs) von der Gesellschaft zu beziehen.

Demnächst. Börse in Brüfsel: Lieferung von Artikeln zur Ausftaitung von Personenwagen der Staatsbahn, u. a. 32 000 ver- nidelte Messingringe, 5000 polierte Messinghaken, 1000 Mantelbaken, Handtuchträger, Emaillescilder, 2000 polierte Bronzeringe, 2000 Leder- riemen, 10 000 laufende Meter brauner Stoff, 40 000 kuvferne Oesen- shrauben, 5000 qm Linoleum usw. 41 Lose.

Demnächst. Ebenda: Lieferung von Schleifsteinen, Heften, Keilen usw. für die Staatsbahn, u. a. 360 Schleifsteine, 14 400 Stäbe aus Eschen- oder Eichenholz, 14 000 Feilenbefte, 7800 Stiele für Koblenschaufeln, 985 509 gelohte und ungelohte Keile, 42 620 Brems-

[ôde, 135 000 Zwishenlagen aus Pappelholz für Wagenpuffer usw. 24 Lose. Anlieferung an verschiedenen Stationen.

Theater und Musik,

Friedrich Wilbelmstädtishes Schauspielhaus.

Die am Ausbau ihres Spielplans fleißig tätige Schau})pielbübne in der Chausseestraße brate ihren zablreihen Besuchern getîtern eine sehr annebhmbare Aufführung von „Kabale und Liebe“. Aller- dings batte sh Schillers Trauerspiel, um den Rahmen des Theater- abends, ter im genannten Theater erst um 8 Uhr beginrt, nicht zu überschreiten, starke Kürzungen gefallen lassen müssen. Manche Szene, die wichtig ist, war fortgelafsen, und auch im Text war ziemlich unbarmberzig geftriden worden. Dennoch er- zielle das Werk jene tiefse- Wirkung, die bei einiger- maßen guter Darstellung stets von ibm ausgeht. Die Regie bätte freilid die Stimmung einzelner Szenen durch äußere Mittel noch steigern können. So war das Zimmer Millers allzugrell weiß ge- halten; viel zu {rof bob sih alles von dem Hintergrunde ab, der auch durch die Beleuhtung in seiner Hirte niht gemildert wurde. Aber die Darstellung war in allem Wesentlichen recht gut. In Herrn Delius, der den Ferdinand spielte, lernte man einen sympathischen und temperamentvollen jungen Schauspieler kennen, der für dte Zukunft das Beste verspricht, auch Fräulein Marie Schicks Luise batte den rechten zu Herzen gehenden Ton und Ausdruck für ihre Rolle. Die Leistungen der Herren Kaufmañn (Präsident), Shmasow (Kalb), der Damen Berger (Frau Miller) und Dübne (Milford) gebörten eben- falls zu den guten des Abends. Nicht in allem konnte man fich mit Herrn Neffffs Wurm befreunden, der zwar erfreuliderweise niht als Theater- bôfewiht gespielt wurde, aber doch in einzelnen Zügen das Kriecherische seines Wesens nicht harakteristisch genua bervorkebrte. Die übrigen fanden ih {lecht und recht mit ihren Aufgaben ab.

Im Königlihen Opernhause geht morgen Puccinis Bobème mit einer Neubesezung einiger Hauptrollen in Szene. Mimi: Fräulein Hempel ; Musette« Frau Andrejewa-Skilondz; Rudolf: Herr Jadlowker; Schaunard: Herr Habich; Marcel : Herr Bronsgeest; Collin : Herr Bahmann ; Bernard: Herr Krasa ; Alcindor : Herr Dahn. Dirigent: Herr Dr. Bel.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen zum ersten Male Heinrih von Kleists Trauerspiel „Penthesilea“, in vier Aufzügen für die Bühne eingerihtet von Paul Lindau, in folgender Besetzung gegeben: Penthesilea: Frau Poppe, Protboë: Frau Willig, Meros: Fräulein von Arnauld, Asteria : Fräulein Thimig, Parthbenion : Fräulein von Mayburg, Phania: B Refsel, Glaukothoë : Fräulein Hoff, Delia: Fräulein isler, Charmion: Fräulein Steinsieck, Oberpriesterin: Frau Butze, Demetria: Frau Meyer, Curechte: Fräulein Abih, Megaris : Seäulein Uebermuth, Achilles : Herr Staegemann, Odyfseus: Herr Kraußneck, Diomedes: Herr Koch, ntilohus: Herr Zimmerer, Adorast : Herr Geisendörfer, Aleris: Herr von Ledebur, Alcest : Herr Nesper, Athenäos: Herr Winter, Philemon : Herr Paris, Aeginos: Herr Stange, Herold: Herr Mannstädt.

Die für morgen, Sonnabend, im Neuen Schauspielhause

angekündigte Erstaufführung von „Nathan dem Weisen“, kann

wegen plögliher Erkranfung des Darstellers der Titelrolle (Ludwig

Hartau) nicht stattfinden. Die für diesen Tag gelösten Billette be- halten ihre Gültigkeit für die am Dienstag stattfindende Vorstellun

von „Nathan dem Weisen“. Morgen geht statt dessen das Trauerspie

„Des Meeres und der Liebe Wellen“ in Szene.

Mannigfaltiges. Berlin, 15. September 1911.

Wie nicht allgemein bekannt sein dürfte, werden bei der 3. Ab- teilung der I. Werftdivision in Kiel zum 4. Oktober, 4. Dezember 1911 und 10. Januar 1912 junge Leute als Freiwillige eingestellt, die das Schneider-, Shuhmacher-, Segelmacher-, Elektrotehnifker- oder Mechanikerbhandwerk erlernt baben, nicht jünger als 18 und niht älter als 193 Jahre find; deëga! eichen Schreiber von Beruf, die mindestens 2 bis 3 Jahre bei Bebörden tätig gewesen sind und eine sehr gute Handschrift befizen. Gesuche um Einstellung sind unter Beifügung eines selbstgescriebenen Letens- laufes, ausführliher Berufszeugnifsfe und eines Meldescheines ju 3 jäbrig-freiwilligem, bei Schreiber, Elektrotehniker und Mechaniker zu 4 jäbrig-freiwillicem Dienst, an das Kommando der I. Werftdivision in Kiel einzureichen.

Von amtlicher Stelle wird mitgeteilt, daß die Havarie des „M. 111.* (vgl. Nr. 217 d. Bl) ledigli auf Reißen des NVentilatorseils zurückzuführen is. Hierdurch konnte die Betätigung der Ballonets nicht in der nötigen Weise erfolgen; das Schiff wurde Be Der Fübrer entshlceß fi, bei Groß-Below niederzugehen. Infolge starken Bodenwindes in der Tollense- niederung fah er fsih genötigt, Si} mittels der Reiß- vorrihtung zu entleeren. Bei dieser Gelegenheit erfolgte eine Entzündung des Gases unter Detonation, die Hülle brannte ab. An der Maschinerie ist ein Schaden niht wahrnehmbar. Die Besatung verließ völlig unverlett das Schiff. Das Versacen tes Ventilator- seils hat aller Wabrscheirlichkeit nah in einem Materialfehler seinen Grund. Für die Entzündung des Gases kann ein Anlaß mit Bestimmt- beit niht angegeben werden. Einwirkung von Luftelektrizität {eint niht au3ges{lofsen.

das

iläumsjahr und seine Aus8- er Titel eines neuen, von Liehtbildern begleiteten Vortrages, mit dem die Gesellschaft Urania seit einigen Tagen und vermutlich auch für gere Zeit erfreut. Der. Verfasser is Herr Ernesto Baum in Rom. Auch die fast ausnahmslos vorzüglichen photograpbis&en Aufnahmen, zu einem großen Teil von gescidckter Hand koloriert, find sein Werk. Sie zeugen von ebensoviel Fleiß als Umsicht und Geshmack bei Auswahl der geeignetsten Stand- punkte und der wüufsamsten Beleuhtungen und find offenbar, gleih der ewigen Stadt, die fie zu verberrlihen bestimmt, niht an einem Tage entstanden, sondern die Frucht langer, sorgsamster Arbeit. Von andern Bildern aus Rom unterscheiten sie h dur das strenge Festhalten an dem Programm, wirflih nur das „neue“ Rom zu zeigen, also weder Forum noch Colofseum, noch antife Triumphbêögen und Säulen ncch Skt. Peter. Wo hiervon Ausnahmen gemacht sind, wie z. B. bei der Engelsburg und den Diokletianthermen, ges{bab es nur wegen deren naber Beziehungen zu einer der beiden großen Ausstellungen, mit denen zurzeit das gezeinte Italien in der Landeshauptstadt sein 50. Jubiläum feiert. Und dies neue Rom gesellt in Wahrheit dem alten einen neuen Glanz, der überrashend . wirkt und den zur Anschauung zu bringen, - weit über anderweite Schilderungen hinaus, als das Hauptverdienst dieser Uraniavorfübrungen gelten darf. Son das erîte Bild, das große Nationaltenkmal, entfaltet eine un- geabnte Pracht, fast zu überwältigend im Vergleich zu den sih daran iließenden Darstellungen mehrerer öffentlichen Paläste und Gebäude neuen Datums. Dennoch war es ein guter Gedanke des Verfassers, mit diesem Wunderwerk der Bau- und Bildnerkunst als mit einem bêchst eindrudcksvollen Auftakt zu beginnen. Charafkterbilder aus dem rômishen Volksleben und die Vorführung des zoologischen Gartens, einer S{bövfung, an der unser Landsmann Hagenbeck einen bervorragenden An- teil bat, [eiten dann binüber zu der internationalen Kunstausstellung in der Valle Giulia. Es bat sih natürlih verboten, von ihr in der Regel mehr zu zeigen, als die jum Teil mit auserlesfenem Geschmadck von den einzelnen Ländern aufgeführten, ihre Kunstwerke enthaltenden Bauten. Unter ibnen ragen der antif anmutende britis | Spalas seiner \hönen, breiten Freitrevve, ebenso d seines an Albambra und Alcasa spanische Ausstellungsgebäude \hlichter, einzelne aud urs{hèën, geleistete Bau, der so zu lig aus das Innere der Ausstellung2hallen find nur wenig währt. u. a. in die griehishe Abteilung, welhe dur von Marmorskulpturen ausgezeichnet ist. Am bedeutendsten ift selbst- redend die italienishe Ausstellung entfaltet, und bier macht der Vor- trag aud ausgiebig mit einzelnen Kunstwerken bekannt. Eine be- sondere Note der Anerkennung verdient die archäologishe Ausstellung an den Diokletianthermen, weil fie bestimmt ist, in großen Zügen ein Bild zu entwerfen von dem Stande der römischen Kunst im Zeit- alter des Augustus und zu diesem Zweck in Oiuginal und Nach- bildungen allerlei Charakteristischcs zusammengetragen hat, u. a. aus dem Tempel von Ancyra tin Kleinasien. Aehnlihe Auf- gaben mit Bezug auf eine spätere Kunstblüte Italiens haben si die „retrosvektiven“ Ausstellungen im Bereich der Engelsburg gestellt. Der zweite Teil des Vortrages beschäftigt sih auëschließlih mit dem großen Ausftellungsfelde auf der weit außerhalb der Stadt gelegenen Piazza d’Armi. ie bier auf sehr großem Raum entfaltete Aus- istelung ift auss{ließlich ethnographisch, aussc{ließlich Italien betreffend. Sie darf die Italiener mit Stolz erfüllen: denn wohl nie und nirgends ist bisher ein so gedrängtes und vollständiges Bild von dem gezeigt worden, was Italien durch fast dreitausend Jahre, besonders aber in dem leßten Jahrtausend, ter Kulturwelt gewesen ist. Was an edlen Bauten zum großen Teil wohblerhalten über das ganze Land zerstreut ist, das findet fi hier in guter, zum Teil kostbarer Wiedergabe an einem Fleck vereinigt. Ueberall ist vom Guten Beste, das Charakteristishste gewählt. Nabe den Toren de j Stadt sieht man ih so nah Venedig, nah Genua, na

nach Mailand, nach Neapel verseßt, und wo immer, sei es in Ferrara, Ravenna, Pisa, Modena, Perugia und an vielen kleinen Orten ein bemerkenswertes Bauwerk aus byzantinischer, obenstaufischer Renaissancezeit vorhanden ift, da findet sih auf ter ausgedebnten Piazza d’Armi eine getreue Nachbildung in entsprechend forgfältig stilifierter Umgebung. Natürlich is auch Sizilien mit seinen farazenishen und normannischen Erinnerungen hbineinbejogen und überall auch dur farbige Darstellungen den verschiedenen Erscheinungen des Volkslebens in verschiedenen Zeitaltern gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Zuleßt wird auch der Insel Sardinien ihr Recht, in so bedeutendem Abstand ihre Entwicklung auch hinter dem Mutterlande zurüdckgeblieben ist. Den Schluß bildet eine phantastishe, im Tiber, an der die Piazza d’Armi grenzt, liegende Nachbildung des Prachts \hiffes des Kaisers Caligula, das bekanntlich noch auf dem Grunde eines tiefen Sees im MtEeeraebiuee liegt und das man nur aus einzelnen, ans Licht geförderten Teilen kennt. Daß der Vortrag, die Phantasie anregend, hiermit \{chließt, ist eine anenkennenswerte Feinheit feines Aufbaues. :

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__ Im Zirkus Schumann begann ‘am gestrigen Donnerstag die dieswinterlihe Spielzeit mit lebhafter Begrüßung des beliebten Leiters dieses altbewährten Instituts und seines zahlreichen, zum Teil neu verpflihteten artistishen Personals seitens des ausverkauften uses. Das Eröffnungsprogramm wies vornehmlich beahtenswerte Leistungen aus dem Gebiete der Reitkunst und Pferdedrefsur auf. ierbei zeiate fh zunächst Fräulein Dora Schumann zum ersten Male als Vorführerin von Freiheitsdressuren und erzielle den gleihen unbestrittenen Erfolg, den sie als

Reitkünstlerin bisher in so reihem Maße zu verzeihnen hatte. In