1911 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Sep 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Cadinen, 18. September. Gestern früh traf, „W. T. B.“ ufolge, Jhre Majestät die Kaiserin und Königin mit Shrer Königlichen Hoheit der Prinzetlin Viktoria Luise hier ein und wurde auf dem Bahnhof von Seiner Majestät dem Kaiser und König, dem Geheimrat Egzdorf und Landrat Grafen von Posadowsky-Wehner empfangen.

Schaumburg-Lippe.

Von den fünfzehn Landtagsmandaten standen vor- gestern zehn durch allgemeine direkte Wahl zur Erledigung. Es wurden 2 Konservative, 1 Nationalliberaler, 2 Freijinnige und 2 Sozialdemokraten gewählt. 3 Stichwahlen sind Ae lih, davon zwei zwischen Freisinnigen und A raten. Die Nationalliberalen haben zwei Mandate verloren, eins an den Freisinn und eins an die Sozialdemokratie.

Oesterreich-Ungarn.

Der ungarische Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervary hat vorgestern im Abgeordnetenhause eine Abordnung des liberalen Volksverbandes empfangen, die ein Memorandum in der Angelegenheit der Verwirklichung des demokratischen Wahlrechts überreichte. Der Ministerpräfident dankte für das ausführlihe Memorandum und erklärte, „W. T. B.“ zufolge, jedermann sei von der Notwendigkeit der Wahlreform! über- zeugt, die in fortshrittlihem Sinne verwirklicht werden solle.

Nuß laud.

Der Kaiser Nikolaus ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern abend von Kiew zu Schiff nah Tschernigow abgereist.

Das gestern nahmittag ausgegebene Bulletin über das Befinden des Ministerpräsidenten Stolypin be- sagt obiger Quelle zufolge : i

In der Nacht ist eine Vershlimmerung in dem Zustande des Ministerpräsidenten Stolypin eingetreten. Es erschienen An- zeichen einer lofalen Peritonitis (Bauchfellentzündung) im _Zu- sammenhang mit einem Bluterguß unterhalb des Zwerchfells. Um 6&4 Uhr früh betrug Lie Temperatur 36,66, der Puls 80, der Atem 26—28. Um 84 Uhr Vormittags betrug die Temperatur 37, der Puls 104, der Atem 24—26. Um 10 Uhr Vormittags wurde ein neuer Verband angelegt. Die Wunde der Eingangsöffnung wurde in gutem Zustande befunden. Unterhalb des Schußkanals, an dessen hinterem Ende, wurde der Siß des Geschosses festgestellt, die Kugel wurde nach lokalem Anästhetisieren entfernt. Der Kranke überstand die Entfernung des Geschosses in völlig be- friedigender Weise.

Einem Abends veröffentlichten Bulletin zufolge schreitet die Bauchfellentzündung fort. » Die Temperatur betrug 36,6; Puls 116—120, Atem 28. Der Zustand des Patienten ist sehr ernst. Ó i

Der Handelsminister hat bei der Duma einen Geseß- entwurf eingebraht, der die Förderung des Baues russisher Schiffe bezweckt. Es werden Prämien von 75 Rubel für die Tonne des Gesamtrauminhalts und von 135 Rubel für. die indizierte Pferdekraft für eiserne Schiffe vorgesehen, die auf russischen Werften und°aus russishem Roh material hergestellt sind, und eine Fe von zwei Rubel für das Pud des zur Verwendung gekommenen Materials. Das Gesetz soll fünfzehn Jahre in Kraft bleiben.

Die Helsingforser Blätter veröffentlihen ein Telegramm des Generalgouverneurs an die Gouverneure, worin er die den Korpskommandanten gegebene Vorschrift über ein militärisches Eingreifen im Falle von Unordnungen mitteilt. R Sozialistis “erson nien Tan tes undSt. Michel haben einstimmig eine Protestresolution gegen die Ein- verleibung der beiden Kirchspiele des Gouvernements Viborg angenommen,

Spanien.

Der Minister des Auswärtigen Prieto hat vorgestern in San Sebastian die Botschafter von Rußland, Frankreih und Jtalien empfangen. Am Freitag hatte der Minister eine Unterredung mit dem spanishen Botschafter in Paris.

Das Ministerium des Jnnern veröffentlicht eine Note, in der es laut Meldung des „W. T. B.“ heißt:

Die Regierung habe aus Barcelona Nachrichten über einen Plan der Revolutionäre erhalten, dessen Auéführung einem aus Spaniern und Ausländern zusammengeseßten Anarchistenkomitee übertragen worden sei. Nachdem das Komitee den Generalstreik beshlofien, habe es Vorbereitungen zur Zerstörung der Telegraphen-, Telephon-

und Eisenbahnlinien sowie zur Arbeiteeinstellung in den Drudereien zu verhindern, habe das

getroffen. Um das Erscheinen der Zeitungen Komitee die Verleger, Redakteure und Dicaer der Blätter einge- \chüdhtert, aber das Einschreiten des Gouverneurs, der die Blätter durch die Polizei \{hügen ließ, habe den Versuch zum Scheitern gebracht.

Die Note fügt hinzu, daß die Mitglieder des revolutionären Komitees bis auf drei verhaftet worden seien, und schließt mit dem Bemerken, die Revolutionäre wollten den Generalstreik niht als Mittel, um zugunsten der Arbeiter zu protestieren, sondern einzig und allein um Unruhen hervorzurufen.

Amerika.

Jn einer vorgestern in Erie gehaltenen Rede führte der Präsident Taft in bezug auf die Schieds8gerichtsverträge laut Meldung des „W. T. B.“ aus:

Menn der Kongreß es für gefährlich kalte, die Ernennung der camerifanischen Mitglieder der gemishten Kommission dem Präsidenten allein zu überlassen, so könne dem Senat das Bestätiguncsreht gegeben werden. Er sei aber auch ber-it, die gemishte Kommission ganz forts- fallen zu lassen und die Entscheidung der Frage, ob eine An- gelegenheit schiedsgerihtlich erledigt werden kônne, einem Schieds- gerihtshof zu übertragen. Eben}o fei er damit einverstanden, eben diesem Gerichtshof niht nur diese Entscheidung, sondern auch die Entscheidung des Streitfalles selbst zu überlassen.

Vorgestern ist es in Mont erey (Mexiko) zu Unruhen gekommen, in deren Verlauf 3 Personen getötet und 18 ver- wundet wurden. Die Truppen zerstreuten die Aufständischen.

Asien.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Täbris hat eine Abteilung Schudjand Daulehs in der Nacht zum Sonnabend außerhalb Täbris errichtete Befestigungen überfallen, sih der dort aufgestellten Kanonen bemächtigt und dreißig bis vierzig Mann gefangen genommen, die ih widerstands- los ergaben. Das Feuergefeht dauert mit wechselnder

igten fort. Wie die „Morning Post“ meldet, aben sih gestern die Regierungstruppen unter Sardar far in einer Stärke von 1500 Bachtiaren und vier SAGIe infolge der Annäherung Salar ed Daulehs von Sultanabad nah Kum zurückgezogen. Der Grund für den Rückzug find die strategishen Maßnahmen der Regierung, die Salar ed

Meldungen des „Reutershen Bureaus“ aus Tschung- fing zufolge haben die Aufrührer am Mittwoch voriger Woche ert Mann Regierungstruppen aus einem Hinterhalt in der Nähe von Kien-tshau angefallen und vernichtet und Tschengtu erreiht, wo die Truppen die Verfolger zurückwarfen und 100 von ihnen töôteten. Am Donnerstag gewannen die Truppen Kien-tshau wieder. Der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge ist ein beträchtlicher Teil der Truppen aus der Provinz Szechuan zu den Aufrührern übergegangen. Afrika.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ fahren die Kriegsschiffe fort, die Duars an der Küste von Alhucemas zu beschießen. Die vorgeschobene Position bei Jdrill ist am Freitag abend vom Feinde angegriffen worden, hat aber keine nennenswerten Verluste erlitten.

Nr. 75 des „Zentralblatts der S ouverwatting heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. September, hat folgenden Inhalt : Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Die neue Psychiatrishe und Nervenklinik in der Charité in Berlin. Der Einfluß des Cn en Stromes auf Beton und Eisenbeton. Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für ein Restaurations- gebäude im Stadtpark von Boum. Sandstreuer mit einer die Schleudersheibe und den Sandtrichter verbindenden Antriebwelle.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeishe Auswanderung im Monat August 1911 und in demgleihen Zeitraume des Vorjahrs. Es wurden befördert deutshe Auswanderer im Monat August über 1911 1910 881 1 261 528 507

1409 1768

Bremen . Hamburg deutsche Häfen zusammen ._ fremde Häfen (soweit ermittelt) 135 580 überhaupt 1 544 2 348.

Aus deutschen Häfen wurden im Monat August 1911 neben den 1409 deutschen Auswanderern noch 11 429 Angehörige fremder Staaten befördert; davon gingen über Bremen 6734, über Ham- burg 4695.

Die Fleischprodufktion in Preußen und Deutschland im I. Halbjahr 1911.

Das Königliche Statistis&e Landesamt gibt vierteljährlich in der „Stat. Korr.“ die in der Hauptsache tie sogenannten gewerblichen Schlachtungen erfassende Zahl der Tiere, an denen in Preußen die allgemeine S{lachtvieh- und Fleishbesckau vorgencmmen worden ist, sowie die Gesamtzahl der in Preußen auf Trichinen und Finnen untersuchten Schweine (gewerblide und Hausschlahtungen von Schweinen) bekannt. Nah diesen tabellarishen Zusammen- stellungen, denen die rehtzeitig eingegangenen Vierteljahrsmeldungen der Kreistierärzte zugrunde gelegt worden sind, haben, wenn man die nadhträglich aus mehreren Kreisen gemeldeten Ergebnisse mit- berüdsidhhtigt, im 1. und 2. Vierteljahr 1911 im Vergleih mit der- selben Zeit des Vorjahres der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleisch- beshau bezw. (Schweine bei gewerblihen und Hausshlachtungen) insgesamt der Trichinenschau unterlegen !) : ———

M Im gegen im (gegen 4, elj. 1. Biertelj. | 2. Viertelj. 2. Viertelj. 1911 1910) | 1911 1910)

1122) | 9152) | 13 259) | 25 401) | 25 686) | 575 365 (— 150 460) | 2 743 776 (+ 302 473) | 2472211 (+ 279 724)

25 880 (— 71 662 (— 68 179 (— 262 276 (— 97 725 (—

19 129 (— 63 563 (— 74 570 (— 257 646 (— 99 362 (— 734 889 (—

1 053) 10 175) 11 530)

8 328) 13 330)

Fungrinder 29 969)

Kälber 300 221 (— 38 331 (+

25 367) | 498) |

331 532 (— 22 498) Ziegen 51 271 (+ 2927) auf Trichinen (u. Finnen) unter- | suchte Schweine | 3 983 769 (+ 297 311) | 2669 606 (+ 339 167). In Preußen haben also in beiden Vierteljahren die Shlachtungen von Schweinen und Ziegen, die der ersteren fehr erheblih, gegenüber der gleichen Zeit des Jahres 1910 zugenommen, während bei den übrigen Gattungen ein Rückgang zu verzeihnen ist. Die Abnahme der Schlahtungen von Rindern und Schafen erscheint zwar an \ich nit als erfreulich, erflärt fih aber allein schon aus der bedeutenden Steigerung diefer Schlachtungen im Vorjahre. In den Monaten Ja- nuar bis .März 1910 fand wegen Mangels an Futter, der die Folge der {lehten Rauhfutterernte des Jahres 1909 war, eine starke Abstoßung von Rindern statt, infolge deren die Rinders{lachtungen ungewöhnlich zu- nahmen, sodaßder aufden Kopf der Bevölkerung entfallene Fleishverbrauh des 1. Vierteljahres 1910 nur noch von dem des 1. Vierteljahres 1908 übertroffen wurde. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres lagen die Verhältnisse umgekehrt; eine reie Futterernte ermöglichte es, von Verkäufen unreifen Viehes abzusehen und von neuem die Viehbestände zu ergänzen. Es mußte sich daher naturgemäß auh in den Schlachtungsziffern insbesondere bei Rindern ein Rückgang er- geben. Daß die Zahl der im 1. Vierteljahr 1911 geschlateten Kälber hinter der für die gleihe Zeit des Vorjahres ermittelten um mehr als 150 000 zurückgeblieben ist, hat auch noch darin seinen Grund, daß das Osterfest, zu dem der Bedarf an Kalbfleisch und demgemäß auch die Zahl der Shlachtungen von Kälbern ungewöbnlih groß sind, 1910 in das 1. Vierteljahr, 1911 aber erst in die Mitte des Monats April fiel. Nachdem die endgültig festgestellten Ergebnisse der Viehzäblung vom 1. Dezember 1910 für Preußen baben erkennen lassen, daß die noch nicht 3 Monate alten Kälber feit Dezember 1909 eine Vermehrung um 9,19 9% erfahren haben, gewährte der anhaltende Rückgang der Kälber- und Rindershlahtungen die Ausficht auf eine Vermehrung der Rinderbestände ; die Ero ente Trockenheit in “ion Pgtogntts läßt freilih erneute stärfere Verrirgerungen derselben efürchten. Die bedeutende Zunahme der Schlahtungen von Schweinen hat im 2. Vierteljahre 1911 bewirkt, daß nicht nur das durch die ‘Minus an Fleis von Rindern, Kälbern und Schafen

entstandene Minus an Fleis ausgeglihen worden, sondern noch eine Steigerung des Gesamtfleishvorrats, durch die gewerblichen Schlach- tungen allein um 10 485 381 kg, zu verzeihnen ist. Eine Berehnung der durch die Schlachtungen Pa Bar gewordene Fleischmenge unter Zugrundelegung der vom Kaiserlichen Gesundheitsamt ermittelten Durchschnittëshlahtgewichte ergibt, daß a. infolge der Slachtungen von Tieren, die der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleishbeschau unterworfen worden sind, und Þb. infolge der Sthlachtungen von nur auf Trichinen und Finnen untersuchten Schweinen vorhanden waren :

1) Nah der Nr. 29 der „Statistishen Korrespondenz“ vom 5. August d. I.; die daselbst mitgeteilten Zablen für das 1. Viertel- jahr 1911 sind wesentlih höher als die si auf dasselbe Vierteljahr beziehenden ersien Angaben in der Nr. 17 der „Stat. Korr.“ vom 6. Mat, bei deren Veröffentlihung die amtlichen Vierteljahrsmeldungen

im (aegen 1. Viertelj. 1. Viertelj. 1911 1910) Kilogramm

|

124 309 500 11968

29 395 560 (— 1 198 769) 210 137 935 (+ 23 776 549

) 1125 809 315 (— 17 978 600 23 014 600 (— 6 018 400 weines-

afi. . [233 220 960 (+4 25 710 205) fle 6 604 862 (— 558074) | 7293704 (— 49495

ih... 613 296 (+ 7 968) 820 336 (+— 46333

Ziegen-

fleish. : |

L 395 344 833 (+ 899 429) | 376 452 350 (+ 10 485 381) Schweine-

fleis. . 1105 399 405 (— 438770) | 16 778 575 (+ 9 052 655) a und b

zusammen [500 744 238 (+— 460 659) | 393 230 925 (+ 15 538 036),

Bei einer mittleren Bevölkerung von rund ‘40 270 000 bey 40 410 000 Menschen im 1. und 2. Vierteljahr 1911 wurden Abzug des auf Grund der bisherigen Ermittlungen vom Kaiserli&z Gesundkeitzamte festgestellten Durhschnittsbetrags für das bei der Fleishbeshau vernichtete Fleisch zum Verbrauch für den Kopf der Bevölkerung Preußens geliefert : a. dur die Shlachtungez von Tieren, die der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleischbesday unterworfen worden find, (im wesentlihen die gewerblichen Sag. tungen) im 1. Vierteljahr 1911 9,780 kg (în derselben Zeit dez Jahres 1910 9,897 kg) und im 2. Vierteljahr 9,282 (9,150) kg b. benn e Hauéschlahtungen von auf Trichinen und Finnen unter suhten Schweinen im 1. Vierteljahr 1911 2,615 kg (in derseiben Zeit des Vorjahres 2,663 kg) und im 2. Vierteljahr 0,415 (0,294) kg zusammen im 1. Vierteljahr 12,395 (12,557) kg und im 2. Viertel; jahr 9,697 (9,444) kg Fleis. Während im 1. Vierteljahr 191i die Schlachtungen für den Kopf der Bevölkerung eine Fleischmenge er; aben, die hinter der vorjährigen wie auch hinter der entsprechenden ahl für das 1. Vierteljahr 1908 ein wenig zurüdckbleibt, aber imme noch größer ist, als der Fleischvorrat in der gleichen Zeit der Jahre 1905— 07 und 1909, übertrifft die auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Fleisbproduktion des 2. Vierteljahrs 1911 auch die vor: jährige und erreicht nur die des 2. Vierteljahrs 1909 noch nit ganz. Für das ganze Deutsche Reich werden vom Kaiserlichen Statistishen Amt nur Vierteljahresübersichten über die Zablen der in den einzelnen Gliedstaaten und inegesamt der allgemeinen Sclai- vieh- und Fleishbeshau unterworfenen Tiere, also in der Hauptiate über die gewerblihen Schlachtungen veröffentliht. Nach den Zusfammenstellungen, die sih auf die beiden ersten Viertel des lau- fenden Jahres beziehen, stellen fich jene Zahlen also obne die Hausshlahhtungen, bei denen die aligemeine Beschau nicht stattgefunden hat bei Berücksichtigung der nahträglih aus mehreren preußischen Kreisen gemeldeten Ergebniffe ?) im Vergleih mit den entsprechenden Ziffern für das 1. und 2. Vierteljahr 1910, wie folgt:

6 081 800 = 263 209) 4 495 315 = 5

(gegen 2. Viert-li, 1910)

im 1. Viertelj. 1911

( gegen | im 1. Viertelj. | 2. Viertelj. 1910) 1911

28 710 (— 1157) 16 163) 16 148) 18 782) 31 486) 69 911)

39 525 999) ! 143 644 (— 12849)| 133 303 (— 103 291 (— 16371)| 113 694 (— 438 685 (— 45 503)! 419 527 (— Sungrinder . . . .| 199495 (— 48189)| 211 447 (— Kälber 1 067 577 (— 248897) | 1 306 425 (— 4 547 061 (+ 469 001) | 4125 367 (+ 476 249) 467 930 (— 43171)| 471 299 L 33 189) 136 305 (— 3337)| 176786 (— 918).

In beiden Vierteljahren haben also im Reiche nur die gewerbliden Schœeineshlachtungen zugenommen, während bei den brigen Tier- gattungenNückgänge der Schlachtung8ziffern zu verzeichnen sind. Aber die Zahl der geshlachteten Rinder und Kälber, die im 1. Vierteljahr am stärksten sih vermindert hatte, weist für das 2. Vierteljahr eine viel geringere Abnahme gegenüber dem Vorjahre auf, und gleid- zeitig hat die Zahl der Schweineschlahtungen eine noch größere Zunahme als im 1. Vierteljahr erfabren. Bei BeretŸ- nung der durch die gewerblihen Schlahtungen verfügbar ge- wordenen Fleischmengen untec Zugrundelegung der vom Kaijer- lien Gesundheitsamt ermittelten Durchschnitts\s{lachtgewichtz [äßt sih daber für das 2. Vierteljahr 1911 noch eine Zunahme der inländischen Fleishprodufktion um 16 004 121 kg gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres feststellen, während für das 1. Vierteljahr die amtlichen Meldungen troß der starken Zunahme der Schweine \{lachtungen doch eine Verminderung des Gesamtshlahtgewickts um 479 579 kg ergeben haben. Die Entwicklung der inländischen Fleisd- versorgung im 2. Vierteljahr kann fomit als ‘günstig bezeichnet werden. Es betrug die durch die gewerblihen Schlahtungen im Reiche verfügbar gewordene Menge (Schlachtgewicht der der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleischbeschau unterworfenen Tiere)

im (gegen

j | egen 1. Viertelj. 1. Viertelj. | ß

im 2. Viertelj. 2. Biertelj. 1911 1910)

1911 1910) Kilogramm

Kilogramm

Pferde- | fleish. .] 9288 375 (— 234765)| 6746850 (— 271 895) Rindfleisch |221 613 705 (— 29 150 865) | 219 039 305 (— 20 662 660) Kalbfleisch | 42 703 080 (— 9 955 880) | 52 257 000 E 2 797 640) Schweine- | J fleish. . 1386 500 185 (+ 39 865 085) } 350 656 195 (+ 40 481 165)

Schaf- j N 10 294 460 (— 949 762) | 10 368 578 (— 730 152)

fleisch. . Ziegen- 5

fleisch. .| 2180 880 (— 53 392) | 2828 576 (— 14 69) zusammen [672 580 685 (— 479 579) | 641 896 504 (+ 16 024 124). Nah Abzug des bei der Beshau unschädlich beseitigten Fleishes gemäß ten Ermittelungen des Kaiserlichen Gesunt- beitsamts verblieben für den Verbrauch im 1. Vierteljabr 1911 670159395 kg, im 2. Vierteljahr 639 585 677 kg ?) Bei einer mittleren Bevölkerung von rund 65 060 000 bezw. 65 270 0 Menschen im 1. und 2. Vierteljahre 1911 hat die inländische Flei@- produftion ohne die Haussc{lachtungen, bei denen die allgemein? Sclachtvieh- und Fleishbeschau nicht itattgefunden hat zum Ver brauch für den Kopf der Bevölkerung Deutschlands gelieserl: im 1. Vierteljahr 1911 10,301 kg (gegen 10,425 kg in der gleichen Zeit des Jahres 1910) und im 2. Vierteljahr 9.800 kg Fleis (gegen 9,667 kg im 2. Viertel des Jahres 1910). Für das 1. Viertel jahr 1911 ergab sich für den Kopf der Bevölkerung eine Verbrauh®- menge, die nur von den entsprechenden Zahlen der ersten Vierteljahr von 1910 und 1908 ein wenig übertroffen wird, aber größer ist al der Verbrauh in der gleichen Zeit der Jahre 1909 und 1905-07,

2?) \. Anmerkung 1. 2

3) Eine in diesen Tagen durch die Prefse verbreitete Statistik, die der Deutsche Fleischerverband aufgestellt hat, gibt den Verbrau von Rind-, Kalb-, Hammel- und Schweinefleisch inländi! Produktion in Deutshland für das erste Halbjahr 1911 viel z!

Daulehs weitres Vorrücken verhindern sollen.

aus mehreren Kreisen noch niht vorgelegen haben.

niedrig an und entspricht taher nit der Wirklichkeit.

und die im 2. Vierteljahr 1911 auf den Kopf der Bevölkerung ent- -llene Fleishmenge übersteigt den Verbrau in den zweiten Viertel- Pheen aller diefer Vorjahre mit Ausnahme von 1909.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Berliner Elektromonteure und Helfer ist, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, beendet (vgl. Nr. 206 d. BL.). Die Ausständigen haben beshlossen, den Auéstand abzubrechen und später den Lohnkampf wieder aufzunehmen. Die Arbeit-

eber hatten Verhandlungen abgelehnt, hauptsählich, weil genügend Arbeitswillige gemeldet hatten und eine Einigung mit einzelnen Au- ständigen zustande ekommen war. Od: Den DWETIINETE Saflwirtögebilfen macht {h nach demselben Blatte in leßter Zeit eine lebhafte Bewegung für sid baffung der Beköstigung im Betriebe bemerkbar. In einer An- zahl Berliner Großbetriebe ist bereits mit Hilfe der Organisation des Nerbandes deutscher Gastwirtsgehilfen die Beköstigung abgeshafft und dafür eine entsprehende Lohnentshädigung eingeführt worden.

Die Aus\perrung im niederrheinischen Tabakgewerbe ist, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, am Sonnabend nach mehrtägigen Ver- handlungen, die mit einem günstigen Ergebnis für die Arbeiter endeten, auf der ganzen Linie aufgehoben worden. (Vgl. Nr. 199 d. BL) Aus Leipzig wird dem ,„W. T. B.“ telegraphiert: In einer von mehr als 600 Gelbmetallarbeitern bejuchten Versammlung sind am Sonnabend die Vorschläge der Arbeitgeber mit Zweidrittel- mehrheit angenommen worden. amit hat die Aussperrung in der hiesigen Metallindustrie ihr Ende erreicht. (Vgl. Nr. 212 d. Bl.)

Die Arsenalarbeiter in Lorient haben, wie ,W. T. B.“ meldet, die Aufforderung ibrer Bresier Kameraden, áus Anlaß des Stapellaufs des Panzers „Courbet“ feindselige Kundgebungen gegen den 41 Sa Delcassé zu veranstalten, abgelehnt. (Vergl. Nr. 219 d. Bl.

In Sedan sind, wie „W. T. B.* erfährt, zahlreihe Arbeiter zum Zeichen des Protestes gegen Bie FEVLR E Le tEenetung für pierundzwanzig Stunden in den Ausstand getreten. Am Sonnabend- aberd fam es zwishen Demonstranten und Dragonern zu Zusammen- itôßen, wobei drei Personen virlezt wurden. Zwölf Verhaftungen wurden vorgenommen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten uud Absperrungs- maßregeln.

Zur Beraturg internationaler Tuberkulosefragen fand gesiern im Reichstags8gebäude unter Vorsitz von Geheimrat B. Fränkel eine Sißung statt, an der, „W. T. B.“ zufolge, u a. die Professoren Lalmette und Guinard-Paris, Demez-Brüssel, Pynappel-Amsterdam, Raw-Uverpool, Roerdam-Kopenhagen, Buhre-Stockholm, Wladis mirof-St. Petersburg, von Schretter-Wien, Beyer-Washington teil- nahmen. Als Vertreter der staatliden Behörden waren der

räsident des Reichsgesundheitsamts Bumm, Ministerialdirektor Freund,

eneralarzt Werner ferner die Professoren Pannwit, Nietner, Kayser- ling u. A. anwesend. Es wurde beschlossen, die nächste internationale Tuberkulosekcnferenz vom 11.—13. April 1912 in R om abzuhalten und in erster Linie die Fragen der Menschen- und Rindertuberkulose und der \pezifishen Behandlung sowie der Beteiligung der Frau an der Tuberkulosebekämpfung zu erörtern. Auch sollen Maßnahmen etroffen werden, das- Abzeichen der Internationalen Tuberkulose- Vereinigung, das Rote Doppelkreuz, gegen Mißbrauh zu süßen. Der Vereinigung gehören zurzeit bereits 28 Länder an. Präsident ist Leon Bourgeois-Paris, Generalsekretär Professor Pannwitz-Berlin.

Das KaiserliGße Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche im Shhlachthof zu Dresden, sowie den Ausbruch der Seuche im Schlachtviehhof zu Nürnberg am 16. September 1911.

Oesterreih-Ungarn. Verordnung der Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen , : vom 6. September 1911, mit der die Ein- und Durchfuhr gewisser Waren und Gegenstände aus den Provinzen Avellino, Alessandria, Caltanisetta, Campobas}so, Catania, Genua, Livorno, Messina und Trapani (eins{hließlich der Häfen dieser Provinzen des Königreihs Italien) verboten bezw. be- {ränkt wird.

Auf Grund des Artikels VIIl des Zolltarifgeseßes vom 13. Fe- bruar 1906, R.-G.-Bl. Nr. 20, wird zur Verhüung der Ein- s{leppung der Cholera die Ein- und Durhfuhr folgender Waren und Gegenstände aus den Provinzen Avellino, Alessandria, Caltanisetta, Campobasso, Catania, Genua, Livorno, Messina und Trapani (ein- shließlih der Häfen dieser Provinzen) verboten bezw. bes{hränkt :

1) Gebrauhte Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstüde WebranMlesselten), gebrauhtes Bettzeug (gebrauhte Bettfedern).

erden diese Gegenstände als Reisegepäck oder infolge Wobnungs- wesels befördert, fo unterliegen sie den fallweise geltenden besonderen Bestimmungen über sanitätspolizeilihe Revision und Behandlung beim Grenzübertritte _ Hadern und Lumpen. on diesem Verbot sind auêëgenommen : 8. Hadern unck Lumpen, welche zusammengepreßt und in mit Musen ¿usammengebundenen Ballen als Großhandelswaren befördert rden ; _ b. frishe Abfälle aus Spinnereten, Webereien, Konfektions- anstalten oder Bleichereien, Kunstwolle, Shoddy und Abfälle neuen iers.

Die DurWhfuhr der unter 1 und 2 bezeichneten Waren und

Gegenstände ist jedo gestattet, wenn diese so verpadckt sind, daß eine anipvulation mit denselben unterwegs nicht mögli ift. „Cine Desinfektion darf nur bei Waren und Gegenständen, welche die ôrtlihe Sanitätébehörde als verseucht ansieht, Anwendung finden.

Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Kundmachung în Kraft.

Meyer m. p. Wickenburg m. p. Mataja m. p.

Verordnung der Ministerien des Innern, des Handels und der i | inanzen vom 6. September 1911, mit welcher die Cin- und Durchfuhr gewisser Waren und Gegenstänte a3 der europäischen Türkei verboten bezw. beshränkt wird. M Auf Grund des Artikels VII des Zoelltarifgesezes vom 13. Fe- ar 1906, R.-G.-Bl. Nr. 20, wird zur Verhütung der Einschleppung ter Cholera die Ein- und Durchfuhr folgender Waren und Gegen- ände aus der europäischen Türkei verboten bezw. beschränkt. (Ee 1) Gebrauchte Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstüdcke Weerauchseffekten), _gebrauhtes Bettzeug (gebrauchte Bettsedern). den diese Gegenstände als Reisegepäck oder infolge Wobnungs- Beflels befôrdert, ¿Jo E LeiTiER ane Een e ‘itimmungen ü ani olizeili evision und Behandlun Sim Grenzübertritt. : q 2) Hadern und Lumpen. Bon diesem Verbote sind ausgenommen : Reit Hadern und Lumpen, welche zusammengepreßt und in mit nte iufammengebundenen Ballen als Großhandelswaren befördert anze: Frische Abfälle aus Spinnereien, Webereien, Konfektions- aen oder Bleichereien, Kunstwolle, Shoddy und Abfälle neuen

Gute Dur(hfuhr der unter 1 und 2 bezeihneten Waren und

pelande ist jedo ry wenn diese so verpackt sind, daß eine ‘“anipulation mit denselben unterwegs nicht möglich ift.

Eine Desinfektion darf nur bei Waren und Gegenständen,

welEe die örtliche Sanitätsbehörde als verseuht ansieht, Anwendung nden.

i: til Verordnung tritt mit dem Tage der Kundmachung

in Kraft.

Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Jm Laufe des gestrigen und des heutigen Tages sind hier 57 Erkrankungen an Cholera und 35 Todesfälle vorgekommen.

Saloniki, 16. September. (W. T. B.) Seit géëstern sind bier drei neue Cholerafälle vorgekommen. Ein englischer Dampfer, an dessen Bord ein Albanese an Cholera gestorben war, durfte seine Reisenden nicht landen, sondern mußte zur Quarantäne nah Klazomene in Monastir fahren. Die Ulemas fahren fort, die Mohbammedaner gegen die Aerzte aufzuheßen.

Sofia, 16. September. (W. T. B.) Burgas ist _für cholerafrei erflärt worden. In irgend einem anderen Orte Bulgariens hat \sih ein Cholerafall nit ereignet.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen 2c. f. i. d. Ersten Beilage.)

Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim ,Reihs- und Staats- anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Ftalien.

28. September 1911, Vormittags 10 Uhr. Direktion der Artilleriekonstruktionswerkstätte in Ptacenza: Lieferung von 60000 kg reiner Pifkrinsäure im Werte von 162 000 Lire. Sicherheitsleistung 16 200 Lire. Näberes in italienisher Sprache beim „Reichsanzeiger“.

__3. Oktober 1911, Vormittags 11 Uhr. Generaldirektion des Königlichen Arsenals in Spezia und gleichzeitig diejenige in Neapel: Lieferung von Gegenständen aus gummi elasticum im Werte von 40 009 Lire. Sicherheitsleistung 4009 Lire. Offerten 2c. bis 2. Of- tober 1911. Näheres in italienisher Sprache beim „Reichsanzeiger“. Pr Ars A ? —-= Spanien. en T3

17. Oktober 1911, 11 Ubr. Gleichzeitig vor dem Stadtrat (Alcaldia Constitutional) in Gijon und vor der Generaldireftion für Lofalverwaltung (Dirección General de Administratión local) in Madrid: Verdingung der öffentlihen Beleuchtung der Stadt Gijon mittels Gas für die Zeit vom 1. Januar 1914 bis zum 31. Dezember 1933. Angebote werden an beiden Amtsstellen an Wotbentagen von 10 bis 1 Uhr bis zum 16. Oktober entgegenommen. Vorläufige Sicherheitsleistung 7500 Pesetas, endgültige 15 000 Pesetas. Näheres in \panisher Sprahe beim „NReichsanzeiger*" und in der Redaltion der „Nachrichten für Handel und Industrie“.

19. Oktober 1911, .12 Uhr. Hafenbaukommission (Junta de Obras del Puerto) in Corufia: Lieferung eines Umformers, unter- irdishen Kabels und Zubehörs für die Handhabung von drei Kranen auf dem Hafendamm von Santa Lucia. Angebote bis 11 Uhr Vor- mittags des genannten Tages an das Sekretariat der Kommission. Näheres an legtgenannter Amtsstelle und in spanisher Sprache beim „Reichsanzeiger“ sowie der Redaktion der „Nachrichten für Handel und Industrie“.

Belgien.

(Lastenhefte and Pläne können, wenn nihts anders vermerkt ist, vom Bureau des adjudications in Brüffel, Rue des Augustins 15, bezogen werden.)

__27. September 1911, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Kabel- lieferung für die Telegraphenverwaltung. Speziallastenbeft Nr. 1153.

_27. September 1911, 11 Uhr. Ebenda: Lieferung von Manila-

banfseilen gegen Zurücknahme alten Seilwerks oder Barzahlung. 7100 Fr. Sicherbeitsleistung 700 Fr. Speziallastenheft Nr. 1214. __ 9. Oktober 1911, 11 Uhr. Direction du service spécial de lP’Escaut Maritime in Antwerpen: Marhé au Blé-de-Zélande: Bau einer ges{lofsenen eisernen Halle und einer Landungsstelle beim „Belvédère* auf dem linken Scheldeufer. 66 500 Fr. Sicherheits- leisturg 6650 Fr. Preis des Laflenbefts Nr. 97: 60 Centimes, des Plans: 3,80 Fr. CEingeschriebene Angebote zum 5. Oktober.

11. Oftober 1911, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Neuverdingung der Lose 2, 3 und 4 des Speziallastenhefts Nr. 1135. Lieferung von Holzmasten. Speziallastenheft Nr. 1135 bis.

14. Oktober 1911, 11 Uhr. Gouvernement provincial in

Brüssel: Bau von 10 Hebewerken mit Zu- und Abflußleitungen und zugehörigen Arbeiten auf der rechten Seite der Schleusen Nr. 2a, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 16 und 11 des Kanals von Charleroi nach Brüssel. Siherheitsleistung 28 000 Fr. Preis der Pläne 13,60 Fr. Ein- eshriebene Angebote zum 10. Oktober. Demnächst. Börse in Brüssel: - Aeferung von: Segeltuch (6 Lose zu je 50 000 laufenden Meter zu 0,80 m Breite); 3700 kg paraffinierten Cerefins ; 1200 kg Spezialgarns zum Nähen von Plandecken; 60000 kg Messingösen für Plandecken; 80 000 kg roben Leinöls. 10 Lose. Anlieferung in Mecheln (gare de Muysen).

Demnächst. Ebenda. Lieferung von allgemeinen Verbrauchs- gegenständen und Artikeln zur Beleuhtung von Räumlichkeiten der Staatsbahn. 118 Lose.

Türkei.

Krieg8ministerium in Konstantinopel: Vergebung der Uefe- rung von tragbaren Zelten und Tornistern (vergl. „Deutshen Reichs- anzeiger“ vom 5. April 1911 Nr. 82 —). Die Ausschreibung dauert fort, da die bisher geforderten Preise zu boch erscheinen. Neue Angebote baldmöglichst an die Generalintendantur des genannten Ministeriums.

Verkehrswesen.

__ In Taitungtsch en (Kiautschou), etwa 5 km nordöftlih von Tsingtau, ist am 1. Juli eine Postagentur eingerihtet worden, deren Tätigkeit sih auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen sowie auf die Wahrnehmung des Poftanweisungs-, Zeitungs- und Paketdienstes erstreckt.

Heute und morgen finden im Plenarsißungssaale des preußischen Abgeordnetenhauses zu Berlin die Verhandlungen des 1X. Ver - bandstages des Deutsch-österreihish-ungarishen Ver- bandes für Binnenschiffahrt statt. Auf der Tages- ordnung für die beutige Sißung standen u. a.: eriht über den Stand der Wasserstraßenfragen in den Verbandeländern, und zwar: a. in Oesterreih (Berichterstatter : K. K. Hofrat, Professor Oelwein- Wien und Baudirektor, Oberbaurat W. Rubin-Prag), b. in Ungarn Berichterstatter: K. K. Oberingenieur Jul. Maurer-Budapest und Königl. ung. Technischer Rat Ernst Macher-Budapest vom Königl. ung. Handel8ministerium), c. in Deutschland außer Bayern (Bericht- erstatter: Regierungsbaumeister Höbel - Hamm), d. in Bayern (Berithterstatter: Generalsekretär K. G. Stkeller - Nürnberg); Die Anwendung des Motors in der Binnenschiffahrt (Bericht- erstatter: Geheimer Regierungsrat, Professor Flamm - Berlin). Morgen, am zweiten Verhandlungstage, wird \sich der Verband mit folgenden Fragen beschäftigen“ Entwiklung des hvdrographbischen Dienstes, insbesondere Vorkehrungen für die Hohwasserprognose in Oesterreih (Berichterstatter: K. K. Sektion2hef im Minlfsterium für öffentlihe Arbeiten, Dimplomingenieur E. Lauda - Wien); Erweite- rung des Arbeit#programms des Verbandes durch die Aufnahme der Bearbeitung des Projekts der Schiffbarmahung des Rheins von Basel bis Bodensee und der Herstellung eines Kanals bom Bodensee bis zur Donau; Abänderung des Namens und der Saßtzurgen des Verbandes im Falle der zustimmenden Beschluß- faásung des Verbandttages zu dem Punkte 2 der Tages-

ordnung; Masßengüterbahnen als Ersay für Großschiffahrts

wege? (Berichterstatter: Generalsekcetär ágóczy - Berlíi An die Verhandlungen wird sih_ am Mittwoch ein bali Ausflug n A des SEU P TMOneae E S und am nnerstag eine Dampferfa urch die wesil li - straßen nach Wannsee und zurück Ge M L O

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

__ Giacomo Puccinis „Bohème“ wurde am Sonnabend, in einigen Hauptrollen neubeseßt, aufgeführt. Die wichtigste Neubesezung war die des Lebespaares ¿Rudolf und Mimi durh Fräulein Hempel und Herrn Jadlowker. Besser als seine Partnerin, die troß vollendeten Kunstgesanges der “jg etwas fühl gegenübersieht, eignet sich Herr Jadlowker für die ihm zugewiesene Rolle, ja, es darf sogar behauptet werden, daß er zu ihren allerbesten Vertretern gehört. Der lyrishe Schmelz seines wohlgebildeten Teneors, seine Fähigkeit, den Ausdruck charakteristisch zu färben, und seine ge» wandte Darstellung vereinigen \sih bter zu \{önster Wirkung. So feblte es ihm denn auch nicht an Beifall, sogar bei offener Szene. Die Partie des Marcell ist auf Herrn Bronsgeest übergegangen, dessen vornehme Gesangéart besonders in dem Duett mit Herrn Sadlcwker gut zur Geltung fam. Die Musette, die Frau Andrejewa-Skilondz zum ersten Male singen sollte, wurde wegen Unpäßlichkeit der Künstlerin, wie früher, von Frau Dietrich anerkennenswert gegeben. Königlihes Schauspielhaus.

Heinrich von Kleists „Penthesilea“, die nah jahrelanger Pause am Sonnabend im Königlichen Schauspielhause neu einstudiert in einer von Paul Lindau besorgten Bearbeitung aufgeführt wurde, ließ einen starken Gindruck zurück. Eine Penthesilea- Aufführung ist stets ein Wagnis Das an Schönheiten überreiche, eigenartigsle Werk des großen Dichters ist gleihzeitig von einer so wilden, bis ins Krankhafte gesteigerten Leidenschaft durchglüht und der Charakter der Heldin offenbart sich in so gewaltsam gegeneinander stürmenden Kontrasten, daß fih selten eine Künstlershar zusammen- findet, die der Schwierigkeiten einer Darstellung dieses titanish-wilden Dramas Herr zu werden vermag. Das Könialihe Schauspielhaus konnte sich in der Hauptsahe am Sonnabend jenes Sieges rühmen : ein s{werwiegender Beweis von dem großen künstlerischen Können feiner Mitgliede. Frau Poppe spielte die Penthe- filea. _ Darstellung der Amazonenkönigin dürfte zu den besten Kunstleistungen Frau Poppes gehören, deren Stärke in der Verkörperung wilder, niht verhaltener Leidenschaft liegt. Namentlich in den beiden leßten Aufzügen war ihr Spiel überzeugend und mitreißend; auch die Schönheit des Worts wurde nur selten von der wild-bewegten Sprache vershlungen. Dieser Penthesilea war der Achill des Herrn Staegemann ebenbürtig. Er stellte ihn als den beiteren, lebensfrohen, forglosen Helden dar, als l[acente, stürmishe Jugend, einem Siegfried ähnlich. Sicher entspricht diese Auffaffung im wesentlihen auch der des Dichters, doch läßt Kleist über das Antliy Achill's auch gelegentlich ein Gewitterdräuen ziehn. Bon diesem wild-ernsten Heldentum zeigte Herr Staegemann vielleicht zu wenig. Ausgezeichnet war Herr Kraußneck als Odysseus, er bewies wieder, daß er ein hervorragender Sprecher ift, der beste wobl, den wir besißen; auch Herr Geisendörfer als Adrast und Herr Zimmerer als Antilohus gestalteten ihre Erzähtungen so dramatish-lebendig, daß die Erzählung zur Handlung wurde. Unter den Damen ragten Fräulein Refsfel und Fräulein Heisler hervor. Die trefflihe Frau Buße war mehr eine mütterlih-liebevolle &rau als eine Oberpriefterin der Diana bei den wilden Amazonen, und damit kommen wir zu einer Ausstellung, die wohl in erster Linie die Regie trifft : einige Szenen waren zu idyllish-opernmäßig. Dieses Drama muß durchaus, auch in den freundliben Kontraftszenen, auf einer über das Menschlihe hinausgehobenen Basis vor ih gehn, um seine volle Wirkung auszuüben. Seine Leidenschaît ist so wild und gewaltig, daß sie abstößt, wenn sie ein {lichtes Idyll, mit freund- lichen Farben allzu liebevoll ausgemalt, als Folie erbält. So waren, um nur eins zu nennen, die Rosenjungfrauen ja febr anmutig und lieblih, Amazonentöhter aber, die in Jahresfrist sh in wildem Ueberfall den Geliebten rauben follten, waren fi i Die Lindaushe Bearbeitung zeigte viele Vorzüge eine bübhnensidere Hand. In den erslen Akten manche an Schönheit reiche Stellen geftrihen, die man ungerr Dafür hätte man im leßten Akt, dessen Grausen dur s{chleppendes Spiel noch unnötig verlängert wurde, weniger gemerft oder Lieber in den Kauf genommen. verbâltnismäßig geringfügigen Ausstellungen abgesehen, muß mar Aufführung aber hohes Lob zollen; das Publikum war vor sichtlich ergriffen und zollte reihen Beifall.

R: o L

Nesidenzthbeater.

„Ein Walzer von Chopin“ nennt sih der neue franzöfisch®&

wank vnn Kéroul und Barr é, mit dem das Residenztheater m end die Winterspielzeit, zugleih die leßte unter der Di- rektion N exanders, eröffnete. Der Schwank selbst brachte nihts Neues, das übliche tolle Durheinander mit gewagten Situationen und Requisitenscherzen, wie man sie {hon oft an dieser Stätte fab, aber er enthielt für Richard Alexander wieder die Rolle, in der er am komischsten ist, wenn er den aus einer Verlegenbeit in die andere geratenden [ieben8würdigen Schwerenöter spielt. Immer neue Seiten und charakteristishe Eigenheiten wußte er bervorzukehren, obne je die Grenze zu überschreiten, die den Menschendarsteller vom bloßen Spaßs macher sheidet. Er fand in den anderen Mitwirkenden vortreffliche Gegenspieler, insonderheit in den Damen Leuhtmann, Linden und Sydow und in den Herren Sikla, Seldeneck, Mierendorff, Frey u. a. Der Schwank, dessen Inhalt zu erzählen, sih erübrigt, errang einen lebhaften Heiterkeiterfolg.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Dienstag, „Der fliegende Holländer“ in Szene. Herr Bischoff singt die Titelrolle, Frau Kurt die Senta, Frau von Scheele.Müller die Mary, Herr Knüpfer den D Herr Philipp den Steuermann. Die Rolle des Erik hat zum ersten Male Herr Maclennan übecnommen. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen die neu- einstudierte „Penthesilea“ von H. von Kleist wiederholt.

Mannigfaltiges. Berlin, 18. September 1911.

Ueber die Witterung in Norddeutshland im Monat August 1911 berichtet das Königlih preußishe Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Die Witterung des August zeigte einen ähnlihen Charakter wié die des vorangegangenen Monats. Die mittlere Temperatur war allenthalben zu bo, der Nieders{lag und die Bewölkung fast durchweg zu gering. Den größten Wärmeübershuß hatte das westlihe Deutschland, wo die Ab- weihung des Monatsmittels vom normalen Temperaturwert bis über stieg, den geringsten die Ostseeküste und das südlichste Oberschlesien wo es aber trozdem meist noch mindestens 1,5° zu warm war. Nur in Hinterpommern lag der Uebershuß etwas unter 1°. Die Temveratur- maxima überschritten meist 30, im Rheinland stellenweise 35°. Die Zahl der Sommertage war hoch und betrug nicht selten 20 und mehr ; weniger als 10 wurden nur auf den Inseln der Nordseeküste beotachtet. Die während der ersten Monatshälfte anhaltend herrschende große Wärme wih vom 15. August ab kühlerer Witterung, dcch erreichten die Temperaturen im leßten Monatsdrittel zeitweise wieder eine 1echt bedeutende Höhe. Die Bewölkung blieb vielfa erbeblih binter den mittleren Werten zurück, während die Sonnenscheindauer entsprehend bobe Beträge aufwies. Im Einklang damit steht auch der Nieter-

\chlag8mangel, der ih fast durchweg bemerkbar machte. Nur in