7) wenn nicht von den im § 2 fee Körperschaften der An- trag von mindestens Zweidrittelmehrheit beschlossen worden ist.
Die Genehmigung is zurückzuziehen, wenn einer der im Abs. 1 Nr. 1 bis 4 Caloelfikeien BEriagungtgrünte nachträglich eintritt.
Die Benugung der Anlage darf nur nah Maßgabe einer von der staatlihen Aufsichtsbehörde der Körperschaft genehmigten Ge- brauordnung erfolgen. Die Gebrauchsordnung muß den ebühren- tarif für die Benußung der Einrichtungen ent alten; sofern jedoch binsihtlih der Festsezung der Gebühren für die Benußung der von der Körperschaft im bfentlichen Interesse unterhaltenen Veranstaltungen besondere geseßlihe Vorschriften bestehen, bleiben diese unberührt. Die Gebühren sind so zu bemessen, daß sie die Kosten der Einrichtung eins{ließlich Verzinsung und Tilgung, der Erhaltung und Verwaltung der Anlage deten.
L 5,
Der Genehmigung der staatlihen Aufsichtsbehörde bedarf es, wenn das Grundstück, auf welhem die Anlage errichtet ist, ganz oder teilweise zu einem anderen Zwecke verwendet werden soll.
8 6.
Die Aschenreste von verbrannten Leihen müssen in einem für jede Leiche besonderen, bebördlih vershlossenen Behältnis entweder in der Urnenhalle (Urnengrab) (§ 3 Nr. 4) oder in einer anderen be- bördlih genehmigten Bestattungsanlage beigeseßt werden.
Zur Vornahme der Feuerbestattung ist in jedem Falle mindestens 94 Stunden vorber die Genehmigung der Ortspolizeibehörde des Verbrennungéorts einzuholen. 7 ;
Antragsberechtigt ist jeder Bestattungspflichtige. : Die Genebmigung ift riftli zu erteilen; sie muß versagt werden, wenn nit beigebracht sind :
1) die amtliche Sterbeurkunde;
9) die amteärztlihe Bescheinigung über die Todesursache (S 8);
3) der Nachweis, daß der Verstorbene die Feuerbestattung seiner Leiche angeordnet hat (§ 9); F R
4) die Bescheinigung der Ortspolizeibehörde des Sterbeorts oder des leßten Wobnorts des Verstorbenen, daß keine Bedenken gegen die Feuerbestattung bestehen, daß insbesondere ein Verdacht, der Tod sei durch eine strafbare Handlung herbeigeführt worden, nicht vorliegt.
8 8.
Die amtsärztliße Bescheinigung ‘ über die Todesursache (S 7 Abf. 3 Nr. 2) ist auf Grund der Leichenshau auszustellen und muß die Erklärung enthalten, daß ein Verdacht, der Tod sei dur eine strafbare Handlung herbeigeführt worden, sih nit ergeben hat.
War der Verstorbene in der dem Tode unmittelbar vorauf- gegangenen Krankheit ärztlih behandelt worden, so ist der behandelnde Arzt zu der Leicbenschau zuzuziehen und sein Gutachten über die Todes- ursate in die Bescheinigung (Abs. 1) aufzunehmen.
War der zuständige beamtete Arzt zugleih der behandelnde Arzt, so ist die Bescheinigung von einem anderen beamteten Arzte aus- zustellen. / ;
Vor der Erteilung der Bescheinigung ist die Leichenöffnung vor- zunehmen, wenn einer der beteiligten Aerzte sie zur Feststellung der Todesursache für erforderlih hält. Ó
S 9.
Der Nachweis, daß der Verstorbene die Feuerbestattung angeordnet hat (§ 7 Abs. 3 Nr. 3), kann erbracht werden:
1) dur eine leßtwillige Verfügung des Verstorbenen;
2) durch eine mündlihe Erklärung des Verstorbenen, die von einer zur Führung eines öffentlihen Siegels berehtigten Perfon als in ihrer Gegenwart abgegeben beurkundet ift.
Die Anordnung ist nur wirksam, wenn der Verstorbene fie nah vollendetem 16. Lebensjahre getroffen hatte, sie kann nicht durch einen Vertreter getroffen werden; stand jedoch der Verstorbene untér elter- liher Gewalt und hatte er niht das 16. Lebensjabr vollendet, fo tritt der Antrag des Inhabers der elterlihen Gewalt an die Stelle der Anordnung. Éo
1 Ueber Beschwerden gegen Vêrfügungen der Polizeibehörden auf Grund des § 7 hat die vorgeseßte Dienstbehörde binnen einer Frist von 24 Stunden endgültig zu entscheiden. q TL: E ad D L y A Mit Geldstrafe bis zu 150 4 oder mit Haft wird bestraft, wer ohne Beachtung der Vorschriften der §S§ 7 bis 9 die Verbrennung einer Leiche vornimmt oder wer der Vorschrift des § 6 zuwider- Landelt. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel. Gegeben Neues Palais, den 14. September 1911. (L.-S.) Wilhelm. von Bethmann Hollweg. von Tirpiß. Delbrü. Beseler. von Breitenbach. Sydow. von Trott zu Solz. von Heeringen. Freiherr von Schorlemer.
von Dallwiß. Lenge.
Auf den Bericht vom 16. August d. J. will Jch der Stadtgemeinde Barmen auf Grund des Geseßzes vom 11. Juni 1874 (Geseßsammlung Seite 221) für die Zwecke der städtishen Wasserversorgung auf die Dauer von 5 Jahren das Recht verleihen, die zur Ausführung und Sicherung einer Talsperre im Kerspetale sowie zur Legung der Rohrleitung nach der Stadt Barmen in Anspruch zu nehmenden Grundstücke und Gerechtsame im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies ausreiht, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. 1 Lageplan folgt zurü. d
Neues Palais, den 7. September 1911.
WilhelmR. Zugleich für den Minister des Jnnern und den Minister für Handel und (Gewerbe : von Breitenbach. von Schorlemer.
An die Minister der öffentlihen Arbeiten, für Handel und Gewerbe, für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und des Jnnern.
Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten. A Königlichen Musikdirektor und Domfkapellmeister Max Filfe in Breslau ist der Titel Professor verliehen worden.
Bekanntmachung, betreffend die Immatrikulation auf der Universität Halle-Wittenberg für das Winterhalbjahr 1911/12.
Diejenigen Studierenden, welche beabsichtigen, sih an hiefiger Universität immatrikulieren zu lassen, wollen ch in der Zeit vom 16. Oftober bis 6. November cr. auf dem Universitäts- sekretariat, Universitätsverwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 9, während der Vormittagsstunden von 9 bis 11 Ubr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugnis, Abgangszeugnifse früher besuchter Üniversitäten und, falls seit dem Abgange von der Schule oder von der leßten Universität mehr als ein
Vierteljahr verflossen ist, polizeilihes Führungsattest) melden. Deutsche, welhe ein Maturitätszeugnis niht besigzen,
aben die für ihre Aufnahme erforderliche besondere Genehmigung
i der Immatrikulationskommission, und zwar ebenfalls unter Ueber- reihung threr Papiere im Unibversitätsfsekretariat, naczusuchen. Für reihsinländishe Frauen gelten die gleihWnzBestimmungen, nur ist zu ihrèr Immatrikulation, falls sie niht 1m Besiße eines Neife- zeugnisses sind, in jedem einzelnen Falle die Genehmigung des Herrn Ministers der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten erforderli. Ausländern kann das Vorlegen eines Reifezelgnisses erlassen werden. Die Immatrikulation von Ausländerinnen ist nur mit besonderer Genehmigung des Herrn Ministers zulässig.
“ Später eingehende Immatrikulationsanträge werden nur aus- nahmsweise und bei ausreihender Entshuldigung genehmigt werden.
Halle a. S., den 20. September 1911.
Der Rektor der Königlichen vereinigten G Ins Halle-Wittenberg. eit.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 29
der Preußischen ese am nos enthält unter Nr. 11 151 das Gesetz, betreffend die Feuerbestattung, vom
14. September 1911, und unter
Nr. 11 152 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirkes des Amtsgerichts enburg, vom 11. September 1911.
Berlin W., den 25. September 1911.
Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.
Angekommen: Seine Exzellenz der Staats- und Justizminister Dr. Beseler, Urlaub; Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco, vom Urlaub;
der Unterstaatssekretär im Reichsshaßamt Kühn, vom Urlaub.
vom
Nicchjtamtliczes. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 25. September.
Am 22. d. M. ist in Berlin der vortragende Rat im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, Geheime Regierungsrat eden Altmann im fast vollendeten 59. Lebensjahre ver-
ieden.
Der Verstorbene hat der preußishen Staatseisenbahnver- waltung fast 31 Jahre angehört und ihr in schwierigen und verantwortlichen Stellen wihtige Dienste geleistet. Nachdem er längere Jahre als Mitglied bei verschiedenen Eisenbahn- direftionen täti gewesen, wurde er vom 1. November 1899 ab mit „dex Wahrnehmung der Geschäfte eines Ober- regierun bros u, der S Eisenbahndirektion in Cóln betrauk. Ws*olhem war ihm auch die ständige Ver- tretung des Direktionspräsidenten übertragen. Am 1. März 1907 wurde Altmann zur Uebernahme der Geschäfte eines Re- ferenten in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten be- rufen und durch Allerhöchste Bestallung vom 30. Mai 1907 zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat ernannt. In dieser Stelle hat er besonders auf dem Gebiete der Personal- angelegenheiten und der Aufficht über die Privateisenbahnen mit großem Erfolge gewirkt. Auch war er im Nebenamte Mitglied des Disziplinarhofs für die nicht richterlichen Beamten. Jn allen Stellungen hat der Verblichene fich dur besondere Begabung und nie ermüdenden Pflichteifer ausgezeihnet und sich durch seine trefflichen Charaftereigenschaften die Hochachtung und Zuneigung seiner Berufsgenofsen erworben. Sein allzu- frühes Hinscheiden wird von der Staatseisenbahnverwaltung als ein schmerzliher Verlust beklagt. :
Während der weiteren Abwesenheit des Königlich württem- bergishen Gesandten Freiherrn von Varnbüler führt der Militärbevollmächtigte, Generalmajor von Graeveniß die Geschäfte der Gesandtschaft.
Laut Meldung des D. l O M O „Diger am 22. September in Tschingkiang am Yangktse eingetroffen.
Oesterreich-Ungarn.
Jn der vorgestrigen Sigzung des böhmischen Landtages hat die erste Lesung des Geseßentwurfs, betreffend Erhöhung der Lehrergehälter, stattgefunden, der laut Meldung des „W. T. B.“ von deutscher und ts{hechisher Seite die Zu- stimmung erteilt wurde. Nachmittags wurde die Kommission für die Durchberatung des Geseßes gewählt.
_— In einer gestern in Prag abgehaltenen Versammlung deutscher und tshechisher Staatseisenbahnbeamten wurde, obiger Quelle zufolge, .beshlossen, von der Regierung eine günstige Erledigung ihrer Forderungen bis zum 1. Oktober zu verlangen. Die gleidzeitig anwesenden Beamten der Buschtieh- rader Eisenbahn beschlossen, in einem Memorandum an die Generaldirefktion die Forderung zu stellen, in Gehalt und Be- terung mit den Staaiseijenbahnbeamten gleichgestellt zu werden.
Frankreich.
Der vorgestern unter dem Vorsiß des Präsidenten der Nepublik in Rambouillet abgehaltene Ministerrat hat, wie „W. T. B.“ meldet, der vom Minister des Aeußern vor- bereiteten Antwort auf die deutshe Note die Zu- stimmung erteilt.
Rußland.
Die Ernennung des Finanzministers Kokowzow zum Ministerpräsidenten unter Belassung in seiner Stellung als Finanzminister ist gestern amtlich veröffentlicht worden.
— Das Todesurteil ist, „W. T. B.“ zufolge in Kiew an Bagrow, dem Mörder des Ministerpräßze, Stolypin, vollstreckt worden. “ente
— Der finnische Senat hat, wie „W. T. B.“ dem Staatskomptor vorgeschrieben, dem Reichs\ch{chaga; \echs Millionen finnishe Mark auszuzahlen, die die Gil, jener Summe darstellen, die in diesem Jahre an Stess, Ausübung der Wehrpflicht zu entrichten ist. q
Ftalien.
Die Regierung hat der Ernennung des früheren Gesgy: in Belgrad Ali Kuad Hitinet Bei zum B 5 tf esnde Nom, „W. T. 80. ufe ge, die Genehmigung erteilt,
— Nach einer offiziellen Ankündigung im Militärg wird ein Teil der Jahres klasse 1888 einberufen y den Bestand der Regimenter zu ergänzen, da das Kontin der unter den Fahnen bleibenden Soldaten nicht genügt. bs
Spanien.
Nach einer Erklärung des Ministerpräsidenten Canalse;, werden die konstitutionellen Garantien vorläufig gs gehoben bleiben, da die Regierung jene Arbeitervoerbände s einen anarchistishen Charakter tragen, auflösen will. "F
— Das Komitee der republifanish-sozialistis6, Vereinigung ist vorgestern in Santander zusammengetrz, und hat dem Ministerpräfidenten Canalejas ein Telegramy gesandt, in dem es, „W. T. B.“ zufolge, erklärt, daß die L einigung an der neuen sozialen Bewegung unbeteiligt is Weiter wird die Haltung der Regierung in dem Konflikt tadelt, gegen neue Unternehmungen in Marokko Protest erhohn und die sofortige Einberufung des Parlaments gefordert,
Amerika. Wie der „Associated Preß“ aus El Paso gemeldet wi hat die amerikanische Kavallerie die Wache an der merikf; nischen Grenze wiederaufgenommen. i
Asien.
Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ meldet qu Teheran, daß Naib Hussan, von dem jüngst berichtet word ist, er sei geshlagen worden, gestern naht Kaschan bese habe. Die Regierungstruppen haben - sih ergeben, die Br tiaren haben die Flucht ergriffen. Schudsha ed Dauleh endgültig im Gebiet von Täbris geschlagen. ;
— Die Befriedung des Jemen erscheint, wie „W.T.Y. meldet, gesichert, nahdem zwishen dem Oberkommandanin Jzzet Pascha und dem Jmam Jahia. ein Einvernehmg erzielt worden ist, wonach der Jmam in der Gegend von Sachs volle Freiheit genießen wird. Das Einvernehmen wurde fü 4 Jahre abgeschlossen. Der Oberkommandant soll nunmt die Operationen gegen Sejid Jdris im Assir leiten, wozu c Bataillone aus dem Jemen dahin entsandt werden sollen.
— Nach einem in Tschung-king angekommenen Beri aus T\cheng-tu vom 18. September ist dort am 8. Septemby eine Vershwörung entdeckt worden, die das Ziel hatte, da Yamen zu verbrennen, die Beamten zu töten und den S zu berauben. Einhundertachtzig Fremde befinden fi in dt Stadt, deren Lage fich stetig verbessert.
Afrika. Nach einer Meldung des „„ . T. B.“ aus Conal (Snegambien! hat das Gericht den «Alssiagae ¿A4 n g D P
ode verurteilt, weil er am
#
‘Offiziere hatte ermorden lassen, die beausgt pareit,
verhaften. Vier weitere Mörder wurden zu Zwangsarls verurteilt. Wie damals berichtet, waren zehn französd Soldaten, die ihre Offiziere rächen wollten, getötet worden.
Parlamentarishe Nachrichten.
Nach dem vom „W. T. B.“ übermittelten amtlichen Vel ergebnis betrug bei der am 19. September vorgenomme Reichstagsersaßzwahl im Wahlkreise Düsseldorf # Zahl der Wahlberechtigten 104 788: es wurden 70 406 Stimm abgegeben, von denen 70 175 gültig waren. Davon entf auf Haberland (Soz.) 34 071, auf Dr. Friedrich (Zent)
29 291, auf Dr. Breitscheid (Demokrat) 3315, auf Herk:
rath (deutschnat.)
A 3148, auf Choziszewsti (P 329 Stimmen.
Zersplittert waren 21 Stimmen.
Statistik und VolkS8wirtschaft.
: Gesamtergebnisse der Produktionserhebungen über Deutschlands Kartoffeltrocknungsindustrie in ? Jahren 1908/09 und 1909/10. F In Hinblick auf die wachsende Bedeutung der deutschen Karte trockrungsindustrie hat das Reichéamt des Innern Produill@ erhebungen über die Entwicklung und den Umfang dieser Indu? für die Jahre 1908/09 und 1909/10 veranstaltet. Mafßgebend x2 für die Erhebungen in beiden Jahren tas Betriebsjahr, d. h, dic 8 vom 1. August bis 31. Juli. Die Ermittlungen haben sih auf jenigen Trocknungéanlagen erstreckt, die der Reidsverwaltung pn 08 Verein deutsher Kartoffeltrockner in Berlin nambaft gem worden sind. á Nach den nunmehr im Druck vorliegenden Ergebnissen der F bebungen waren am 31. Juli 1910 im Deutschen 257 Lrocknungsanlagen vorhanden. Von diefen 257 find in Betrieb genommen worden: vor dem Jahre 1903: 6 1, den Jahren 1903: 6, 1904: 3, 1905: 10, 1906: 28,- 1907: F 1908: 50, 1909: 81, 1910 (soweit ermittelt): 14. Gearbeitet Æ im Jahre 1908/09 170 und im Jahre 1909/10 254 Betriebe, tenen 164 bezw. 248 die zur Ausgabe gelangten Fragebogen bear wortet haben, während die 6 in beiden Jahren fehlenden NBetrictk da Angaben für sie auf andere Weise nicht zu erlangen war, sahverständiger Seite eingeshäßt worden find. Die so erm Ziffern der 6 fehlenden Anlagen find bei den Gesamterzgebnissn Æ# berüdsichtigt. ad __ Von den 170 bezw. 254 in den Jahren 1908/09 und I in Betrieb gewesenen Trocknungsanlagen waren 114 bezw. 10/ Nebenbetriebe an einen landwirishaftlihen Betrieb oder al e anderen landwirtsaftliGen Nebenbetrieb angeschlossen, 40 ber genossenschaftlihe Betriebe, 7 bezw. 9 selbständige gewerblide 2 triebe und 9 bezw. 13 Nebenbetriebe eines selbständigen gewerdus, Betriebs. Dabei ist zu bemerken, daß die Kartoffeltrocknuns Nebenbetrieb eines landwirtsaftlihen Betriebs oder cines lan? d schaftlichen Nebenbetriebs angesehen worden ist, wenn der Bel 4 Trocknungsanlage selbst Landwirtschaft betreibt und d. a nungéanlage im Ans{luß an die eigene Landwirtsa!t s einen damit verbundenen Nebenbetrieb unterhält. Ein g tändiger gewerblicher Betrieb oder ein Nebenbetrieb eines selbstant® gewerblichen Betriebs wurde nur bei denjenigen Trocknung
angenommen, deren Besiger keine eigene Landwirtschaft bei?
……, Kartoffeln eigener Erzeugung verarbeitet haben. Zu den ge- tine schaftlichen Betrieben wurden au solhe in_ der Form der Ftiengesellshaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung usw. be-
¿¿henen Trocknungsanlagen gerechnet, die zwar keine Geno enschaften E Rechtsfinn bilden, jedoch mit Rücksicht auf ihre Zwecke und die Act ihres Betriebs nah dem Gutachten Sachverständiger unzweifelhaft ánen genossenschaftlichen Charakter haben.
Non den für die Grhebungen in Betracht kommenden 170 bezw. 954 Betrieben haben 140 bezw. 208 Walzen, 22 bezw. 36 Trommeln 7 bezw. 9 Horden und in den beiden Erhebungsja ren je 1 Betrieb Pressen zur Trocknung verwendet. Als Wärmequelle dienten, bei 143 bezw. 209 Anlagen Dampf- und bei 27 bezw. 45 Betrieben Feuergase. Ein Teil der Betriebe, nämlich 82 im Jahre 1908/09 1d 143 im Jahre 1909/10, hat mit Tag- und Nachtschicht, jede zu 12 Stunden gerechnet, gearbeitet.
Im úbrigen gibt über die Ergebnisse der Erhebung die folgende
E stellung Aufschluß: Zusammen]teLung fluß 1908/09 1909/10
1. Zahl der Betriebe überhaupt 170 254 ; 11. Zahl der Betriebe, die als Fo bmaterial verwendet haben: 4. geshälte Kartoffeln . davon haben hergestellt: 1) Schnigel und Scheiben Betriebe 9) Floden . .. - - - z 3) Schnißel, Scheiben und Mehl hälte Kartoff ugs P. ungeschälte Kartoffeln davon haben hergestellt: 1) Schnigel und Scheiben Betriebe 4 Floden . - « - - Ï 4 Arie. e : 4 Floden und Mehl . . z 5) Sloden und Krümel z 6) Schnigel und Schrot . ú 7) Schnigel, Scheiben und Schrot Betriebe — verarbeiteten
I11. Menge der I rena, dz 1605 399
Kartoffeln überhaupt und zwar : i A. für eigene Rechnung der Trocknungsanstalten . . dz 1497150 davon : 1) Kartoffeln eigener Erzeugung , 994 463 9) Kartoffeln fremder Erzeugung , 502687 a. inländischer Herkunst . „ 496 287 b. ausländisher Herkunft . , 6 400 108 249
3 326 417,
2916 350
1 874 698 1 041 652 1 014 293 21.009, B. für fremde Rechnung in Lohn A 410 067 ; [V. Jahreserzeugung der Trodck- nungsanstalten an Trocken- erzeugnissen überhaupt . dz davon waren erzeugt: A. für eigene Rechnung der Trocknungsanstalten . . dz 386739 und zwar : 1) Schnigel und Scheiben. . „ 93329 D oe 6 316 867 ed 15 091 4) Krümel, Rückstände und andere Erzeugnisse (Flockten II. Produkt, Klebstofflocken,Schnitelschrot) dz 1452 B. für fremde Rechnung in n e D996
Lobn. und zwar: 11 340 17 658
415 737 875 903,
767 680 117 087
633 307 14 625
1) Schnigel ‘und Scheiben. . E e e d 3) andere Erzeugnisse (Klebestoff-
Ps: floÆen, Schnigelshrot). . dz —
V. Absatz von für eigeneRechnung erzeugten Produkten über- haupt E s dz 395 382 davon: f : A. an die eigene Wirtschaft 102 415 und zwar: 1) Schnigzel und Scheiben. . ,» 2) Floden und Mehl R g 3) Krümel und andere Trocken- : E erzeugnifse aus Kartoffeln. dz 30 1175, A E e p DON 567 473 und zwar : E d 1) Schnigel und Scheiben . - 95 137 2) Flockden und Mehl . . - j, 471 250 3) Krümel und andere Trocken- / erzeugnisse aus Kartoffeln. dz 1 086, n 1US AASTEUD . o +0 9% 9 14 899.
__ Dabei ist zu bemerken, daß als Absatz in den beiden Erhebungs- jahren der gesamte Absaß an Trockenerzeugnissen, die für eigene Rech- nung hergestellt worden waren, und niht etwa nur der Absatz der în jedem der beiden Erhebungsjahre erzeugten Trockenprodukte nachge- ist. Von Interesse ist au, daß in einer Anzahl von Be- trieben auf den Anlagen neben Kartoffeln auch Getreide, Nübenblätter und Gemenge in beiden Berichtsjahren getrocknet worden sind.
764 320, 181 948
39 833 140 940
18 362 83 163
Zur Arbeiterbewegung.
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Arbeitgeber - verbandes für das Dachdeckergewerbe zu Berlin und Umgegend beschloß, wie die „Vos. Ztg.“ meldet, am Sonnabend, den
stehenden Tarifvertrag zu kündigen. Der Vorstand wurde er- mälhtigt, einen neuen Tarif auszuarbeiten, der der nächsten Versamm- lung unterbreitet werden soll. a A ; _ Zum Ausstand der Fuhrleute in Düsseldorf erfährt die Köln. Ztg.“, daß die bedeutendsten Unternehmerfirmen die Arbeiter- forderungen anerkannten. Der Ausstand dürfte somit beendet sein. (Val. Nr. 215 d. Bl.) i 4
_Zum bevorstehenden Kampf in der Bielefelder Näh- mashinen- und Metallindustrie (vgl. Nr. 225 d. Bl.) be- rihtet die „Rh.-Westf. Ztg.“ folgendes : Die Forderungen der Arbeiter- haft lauten: Für alle Arbeiter, Lohn- und Akkordarbeiter, werden Einstellungslöhne festgeseßt mit der Maßgabe, daß der Einstellungs- lohn bei volljährigen Arbeitern nicht unter 40 - in der Stunde be- tragen joll. Die Festsezung eines Stundenlohns für Akfkordarbeiter ersolgt in der Weise, daß der bisher erzielte durchschnittlihe Wochen- rdienst in 54 Stunden umgerechnet wird. Die Afkordsätze sollen D) tellt sein, daß der Arbeiter einen setnen Lohn übersteigenden Ver- dienst erzielen fann. Die im Stundenlohn beschäftigten Arbeiter erhalten tine Zulage von 4 4 für die Stunde. Die Se Arbeitszeit be- ragt neun Stunden. Als Ausgleih für die rbeitszeitverfürzung s allen in Lohn beschäftigten Arbeitern ein Aufshlag von Jo e die Stunde gewährt. Bei \{chlechtem Geschäftsgang soll, bevor wegen Arbeitsmangels Entlafsungen erfolgen, die Arbeit8zeit bis auf u en Stunden verkürzt werden. Die Entscheidung oder Stellung *s Arbeitgebers zu diesen Wünschen und Forderungen soll den Ar- geneTn bis längstens 4. Oktober mitgeteilt werden. Es fommen rund L, V0 organisierte Holz- und Metallarbeiter sowie Sattler und Schmiede
! Frage. Von den Arbeitgebern wurden die Forderungen der Arbeiter iur Prüfung einem Aus\husse überwiesen. L : L der Lithographischen Anstalt der Gebrüder Ls A Shlettau (Sachsen) stellten wegen Einstellung eines_ icht- ganisierten sämtliche organisierten Lithographen und Stein- je Aer und Hilfsarbeiter unter Tarif- und Kontraktbruch plôöglih eil ein,
Arbeiter hatte, doch habe ih die Lage no
Zum Ausstand der irischen Eisenbahner (vgl. Nr. 225 d. Bl.) meldet „W. T. B.* aus Dublin, daß der Lordlieutenart am Sonnabend wiederum eine Besprehung mit den Vertretern der nicht gebessert.
Wohlfahrtspflege.
In der Zeit vom 9. bis 13. Oktober d. I. findet in Cöln der 7. Internationale Kongreß für Kriminalanthropologie mit folgender Tagesordnung statt: 1) Referate : Die unbestimmte Ver- urteilung ; Einfluß von Anlage und Milieu ver das Verbrechen; Mor- phologie und Psychologie der primitiven Men}chenrassen; Stand der Kriminalpsychologie; Beurteilung der morphologishen Abnormitäten ; Behandlung der vernändert Zurehnungsfähigen; Gefängniswesen; Unterbringung der gefährlichen Geistesfranken. 2) Nachruf auf Lom- broso (Dr. med. Kurella, Bonn). 3) Aus den angemeldeten Vor- trägen: Ueber anormale Schädelformen (Privatdozent Dr. Reichardt, Würzburg); das ungarishe System der staatlihen Fürsorge für verkommene Kinder (Rat Dr. med. Sandor, Budapest); Sicherungsmafßnahmen gegen gemeingefährliche periodishe Irre (Dr. Evenson, Trondbjem); die Fürforgezöglinge, soweit fie den Psychiater angehen (Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. Craner, Göttingen); die Entmündigung chronisch Krimineller als Mittel der sozialen Hygiene (Professor Dr. Dannemann, Gießen); die Frage des Zusammenhanges zwischen Rasse und Verbrechen. — Mit dem Kongreß soll eine Ausstellung friminal-psychologisch wichtiger Gegenstände sowie von Gegenständen aus dem Gebiete der Polizei- wifjenshaft verbunden werden. Nähere Auskunft erteilt Profeffor Dr. Aschaffenburg, Cöln-Lindenthal, Stadtwaldgürtel 30.
t DET Teilhaber der Masthinenfabrik Schüchtermann u. Kremer in Dortmund, C. J. Kremer, hat, „W. T. B.* zufolge, eine Stiftung von 100000 4 errihtet. Die Zinsen sollen zugunsten der Arbeiter und der Invaliden sowie ihrer Witwen und Waisen Verwendung finden.
Kunft und Wissenschaft.
Das Kunstgewerbemuseum wird am Sonntag, den 94. September in seinem Lichthof eine Ausstellung der Kunst- \chule Lothars und Gertruds von Kunowski und des Düsseldorfer staatlichen Zeichenlehrerseminars eröffnen. In 600 Ge- mälden und Zeichnungen verschiedenster Techniken zeigt sie in Gruppen und Serien die Ergebnisse und Methoden dieses eigenartigen S G der in Künstler- und Fachkreisen lebhafte Aufmerksamkeit erwedckt hat.
Verkäufe der Großen Berliner Kunstausstellung 1911. Gemälde: Ernst Henseler, Berlin, „Heuernte“ ; Albert Stagura, Dissen, „Die Benediktenwand“ ; Dorothea Hauer, Berlin, „Spaten“; Ilna Ewers-Wunderwald, Düsseldorf, „Fros{ch“ und “Strada Ponale* ; Alexandre Urbain, Paris, „Landschast“ ; Sabine Reicke, Berlin, „Das grüne Kleid“ ; Hans Mathis, München, „Frauen- kopf“: Josef Willroider, München, „Rosenheim“ ; Konrad Dielit, „Der Horner Michl“; Hans Looschen, Berlin, „Hofball“; Mar Fritz, Lübben, „Im Spreewald*; Hermann Prell, Dresden, “Christliße Welt“ (3 Kartons); Paul Hoeniger, Berlin, „Nebliger Herbsttag“ ; Hugo Ungewitter, Berlin, „Steppenreiter“. Skulpturen:
dele Paasch, Berlin, „Grzellenz Dernburg“ (Bronze); Walter Hauschild, Berlin, „Seelöwe“ (Bronze); Carl Deibele, Berlin, „Visiten-Schale“ (Marmor); Karl Meyerhuber, Met, „Der \chöne Tambourmajor“.
\\ Mitglied der
oussayve, ] : B.* gestern in Paris
Der französishe Historiker Henry Hou T.
H Akademie, ist nah einer Meldung des „W. gestorben.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln. Türkei.
Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für die Herkünfte von Kerasund und Beirut angeordnete ärzt- lihe Untersuhung wieder aufgehoben.
Das Dorf Touzla wurde für cholerafrei erklärt.
Die von Salonik kommenden Schiffe können nah günstig verlaufener ärztlibher Untersuhung in den Dardanellen die Meerengen in Kontumaz passieren, um sich im Lazarett von Monastir Aghzy den vorgeschriebenen Quarantänemaßregeln zu unterwerfen.
Dänemark.
Nach § 2 des isländishen Gesezes vom 6. November 1902, be- treffend die Einshleppung ansteckender Krankheiten, waren die Schiffe, welhe vom Ausland kamen und in Island Verbindung mit dem Lande baben wollten, verpflihtet, einen Gesundheitspaß vom Ab- gang8hafen vorzulegen. Diese Verpflichtung ist dur ein fürzlih veröffentlihtes, gleih in Kraft getretenes Geseg vom 11. ult de J aufgehoben worden.
China.
Der Kaiserliche Konsul in T\chifu hat unterm 2. d. M. zur Ver- hütung der Einshleppung der Cholera angeordnet, daß die aus Dairen (Dalni) kommenden, den Hafen von Tschifu anlaufenden deutschen Seeschiffe der gesundheitspolizeilihen Kontrolle unterliegen.
Wernyi, 23. September. (W Aktagoi sind vier Todesfälle an Lu
Uralsk, 23. September. Í ) Uralsfkbezirks find aht Beulenpest- und Darmpest- erkfrankungen bafteriologisch festgestellt worden. Drei davon ver- liefen tôdlih. Die erforderlihen Absperrungen sind erfolgt.
In der Ortschaft
enpest vorgekommen.
S M5) ngen (W. T. B.) In einem Kreise des
(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen 2c. \. i. d. Ersten Beilage.)
Verkehrswesen.
Die Abfahrt der zur Paketbeförderung nah Südwest- afrika benußten Reichspostdampfer erfolgt im 4. Vierteljahr 1911 : von Oktober November Dezember
am am am Saa 11 1. 22. 13. Bremerhaven . 12. 2. 25, 14.
Pakete aus Berlin, die den Anschluß an diese Dampfer erreichen sollen, müssen bei der Leitung über Hamburg spätestens 2 Tage, bei der Leitung über Bremen spätestens 3 Tage vor Abgang des Dampfers zur Post gegeben werden.
Infolge eines dem Dampfer „Olympic“ der White Star Linie bei der Abreise von Southampton nah New York am 20. Sep- tember zugestoßenen Unfalls werden von den Briefposten, die ursprünglich mit diesem Dampfer abgehen sollten, die nah Canada gerichteten mit dem Dampfer „Empreß of Britain" (am 22. September ab Liverpool nach Quebec) und die nach den Vereinigten Staaten von Amerika und darüber hinaus bestimmten mit dem Dampfer „Mauretania* (am 24. September von Queenstown nah New Bork) befördert werden.
T Oktober erscheint eine neue Nummer des „Postblatts“, das eine Beilage zum „Reichsanzeiger“ bildet, aber auch für si be- zogen werden kann. Im „Postblatt“, das im Reichspostamt zusammenge- stellt wird, find die wichtigsten Versendungsbedingungen und Tarife für Postsendungen aller Art sowie für Telegramme enthalten. Auf die [eit dem Erscheinen der vorangegangenen Nummer (Anfang Juli) ein- etretenen Aenderungen wird în der neuen Nummer dur besonderen
ruck (Schrägschrift) hingewiesen. Das „Postblatt“ kann auch neben anderen, umfangreicheren Hilfsmitteln für den Verkehr mit der Post und Telegraphie (Postbücher, Post- und Telegraphennahrihten für das Publikum usw.) mit Vorteil benußt werden, weil es diese bis auf die neueste Zeit ergänzt. Der Bezugspreis des „Vostblatts* beträgt für das ganze Jabr 40 , für die einzelne Nummer 10 4. Bestellungen werden von ten Postanstalten entgegengenommen.
Theater und Musik,
Deutsches Theater.
_ Acht Tage nah der Aufführung im Königlichen Schauspielhause ershien am Sonnabend Kleists „Penthesilea* auch auf der Bühne des Deutschen Theaters, dort in der vieraktigen drama- turgishen Bearbeitung Paul Lindaus, hier in der dreiaktigen von Commishau. Die Lndausche Arbeit scheint den Vorzug für fich zu haben, daß sie von der wundersamen Dichtung Kleists weziger Verse opfert als die des Deutschen Theaters, in der man manhes [iebliche Wort in der Zwiesprahe Achills mit Pentbesilea shmerzlich vermißte. Was die Aufführung selbst betrifft, so brauht man, obgleich fie zum Vergleichen herautfordert, niht die eine der beiden voneinander so verschiedenen Vorstellungen gegen die andere auszuspielen, vielmehr fann nur jedem Verehrer der Kleistschen Muse angeraten werden, beide zu besuhen; er wird finden, daß sie fich ergänzen, nicht widerstreiten. Im Schauspielhause war man mehr darauf bedacht, das Wort des Dichters in seiner ganzen reinen S&önheit erstrablen zu lassen, während manches in der szenishen Bildwirkung einerseits zu starr und rubig, anderer- seits, wie bei den Vorbereitungen zum Rosenfeite, zu opernbaft geriet. Im Deutschen Theater dagegen, das über eine gertngere Anzahl von gee Sprechern verfügt, trat die Unruhe des Kampfgefildes am
bhang des Skamandros, das mit Zuhilfenahme der Drehbühne immer wieder von anderer Seite gezeigt wurde, in wechselnden, streng stilisierten und lebhaft bewegten Bildern stärker in die Er- sheinung. Wägt man die Darsteller der Hauptrollen gegen- einander ab, so wird bier wie dort keiner zu leiht befunden, weil bier wie dort vollwertige Künstler am Werke waren, die ibren Aufgaben je nah ihrer Individualität gerecht zu werden suhten. Frau Poppes Penthesilea war königliher in ihrem Auf- treten, mahtvoller, wenn sie zum Kampfe rief, als die zierliche Amazone, die Frau Eysoldt im Deutschen Theater auf die Bühne stellte; für das aber, was \ich an rätselvoller Gegensäßlihfeit in der Seele Pentbesileas regt, „das für das Licht des Tages nicht gemacht“, für jenes Unergründlihe im Wesen des Weibes, fand auch sie, besonders gegen den Schluß der Dichtung hin, tiefgreifenden Ausdru. Hatte Staegemann im Schauspielhause mebr den sieghaften, seiner Kraft bewußten und auch überlegen den Humor seiner Lage erfassenden Achill gezeigt, so war Moissi dagegen der tin Fesseln des Eros ver- strickte, ih ganz gefangen gebende Held, für den nichts anderes mehr lebt als Penthesilea. Unbedingt überlegen war die Schauspielhaus- vorstellung in den wihtigen Nebenrollen, obgleich auch im Deuischen Theater durchweg Gutes geboten wurde. — Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm wohnte der Vorstellung, die starken Beifall auélöste, in der ersten Parkettreibe bei.
Schillertheater O0. (Wallnertheater.)
Ludwig Anzengrubers Volkestückw „Der Pfarrer von Kir feld * fand am Sonnabend in treffliher Neueinstudierung einen fräftigen Grfolg. Der starke dramatisde Zug des Stüds, sein tiefer sittlicher Ernst, seine urwühsigen Volkësszenen waren in das redte Licht gerückt worden ; und das ehrliche Gefühl, das des jungen Pfarrers Selbstbezwingung durhleuchtet, arif wieder tief ins Herz. Georg Paeschke gab dieser Gestalt eine überzeugende Kraft ; \{licht und mutig kämpfte dieser Seelsorger den \chweren Kampf mit seinem Herzen und mit seiner Gemeinde; aub seinem Pathos in den beiden bedeutsamen Szenen mit dem Wurzelsevpy fehlte es nicht an der öInnerlichkeit, die rüdbaltlos überzeugt. Die gesunde Kraft tes Gemüts, die sih in Anna Birkmeier regt, fand durch Eleonore Ehn einen angemessenen Auêdruck, obgleih die Herbheit und die Gefükblstiefe dieser jungen Dörflerin nit immer völlig ineinander aufgingen. Die \{wierige Nolle des Wurzelsepp hatte Hans F. Gerhard übernommen und mit gutem Erfolge durchgeführt; doch wirkte die Figur hin und wieder mehr durch äußerlihe als dur innerlihe Mittel. Ganz prächtig wurde die kleine Rolle des alten Pfarrers von St. Jakob in der Einöd von Paul Bildt gespielt, und Alexander Ekerts Berndorfer war ein trefliher Naturburshe. Die Volksszenen entwickelten Leben und natürlihe Bewegung, so daß ein ausgezeichnetes Zusammenspiel erzielt wurde, das der allgemeinen lebhaften Anteilnahme wert war.
Friedrich Wilhelmstädtishes Schauspielhaus.
Auf der Bühne in der Chausseestraße wurde am Sonnabend Ludwig Thomas satirishe Komödie „Moral“ aufgeführt, die einst im Kleinen Theater eine lange Reihe erfolgreicher Wieder- holungen erlebt hat. Auch an der neuen Stätte dürfte fich das unter- haltende Stück behaupten. Die Darstellung konnte durchaus be- friedigen. Die Hauptrollen lagen in den Händen der Herren Klotz (Rentier Beermann), Morvilius (Professor), Dahl (Polizeipräsident) und Paulsen (Polizeiassessor), der Damen Nordau (Ninon de Haute- ville), Emmel-Gisee (Frau Beermann) und anderer. Das Zus sammenspiel war flott, der Beifall des Publikums sehr lebhaft.
Im Königlihen Opernhause wird morgen, Dienstag, „Die Regimentstochter“ mit Fräulein Hempel als Marie, Herrn Philipp als Tonio, Herrn Krasa als Sulpiz, Frau von Scheele- Müller als Marchesa, Herrn Lieban als Haushofmeister aufgeführt. Den Beschluß des Abends bildet „Die Puppenfee“ in der bekannten Besetzung der Hauptrollen. — Am Freitag, den 29. d. M., wird „Tannhäuser“, mit neuer Besetzung einiger Hauptrollen, in Szene gehen. Den Tannhäuser singt erstmalig Herr Kirchhof, den Walter von der Vogelweide Herr Schöffel, den Heinrich der Schreiber Herr Henke.
5 Im Königlihen Schauspielhause wird morgen E. von WPilbenbruchs vaterländishes Drama „Die Quitows* in der bekannten Besetzung aufgeführt.
Ln dem vom Direktor Dr. Königlihen Operntheater von Rudolf Christians Mittwoch, Abends 8 Uhr, einstudiert, in Szene. Die
Helmer gepachteten Neuen geht als erstes Gastspiel und Sophie Wachner am „Othbello* von Shakespeare, neu- Beseßung der Hauptrollen ist folgende: Othello: Rudolf Christians als Gast, Desdemona: Sophie Wachner als Gast; Jago: Rudolf Blümner; Rodrigo: Ernst Reschke. Die Regie führt Dr. Blümner. — Am Sonnabend folgt als zweiter Gastspielabend „Hamlet“, am Sonntag als d:itter und leßter Gastspielabend „Romeo und Julia“. — Der illettverkauf findet täglich an der Theaterkasse und in den Warenhäusern von Hermann Tieh statt. Schriftliche und telephonische Billettbestellungen werden nit angenommen. :
Die Ausgabe der Abonnementskarten für den Monat Oktober 1911 zu 2% Opern- und 30 Schauspiel- vorstellungen in den Königlichen Theatern findet am 28. und 99. September, Vormittags von 104 bis 1 Uhr, in der Königlichen Theater- hauptkasse im Es Schauspielhause (Eingang Jägerstraße), und zwar nur gegen e egung des Abonnementsvertrages, statt. Es werden am 28. September nur die Karten zum 1. Rang und Parkett und am 29. September diejenigen zum 2. Rang bezw. Balkon und 3. Rang bezw. 2. Balkon verabfolgt.