1911 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Oct 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der ge n und Unterrichts-

angelegenheiten.

Dem Kustos am Jnstitut und Museum für Meereskunde an der Königlichen Friedrih Wilhelms-Universität zu Berlin Malter Stahlberg und dem Kustos am Geographischen Institut derselben Universität Otto Baschin is das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium des Jnnern. Die Kreisarztstelle des Kreises Stolzenau, Regie- rungsbezirk Hannover, mit dem Amtssiß in. Stolzenau, ijt zu besetzen.

BetauntmamuUng:

Gemäß 8 46 des Kommunalabgabegeseßes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im Steuerjahre 1911 fommunalabgabepflichtige Reineinkommen der Greifswald-Grimmener Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1910 auf 29 550 M festgeseßt worden ist.

Stettin, den 11. Oktober 1911.

Der Königliche Sn E O Küll.

Bekanntma Ung

Nach Vorscrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gescysamml. S. 357) sind bekannt gemacht : 7 i

1) das am 24. August 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für den Gnt- und Bewässerungsverband Marwitz - Hirschfeld im Elbinger Deichverbande zu Hirschfeld im Kreise Pr.-Holland durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 38 S. 361, aus- gegeben am 23. September 1911; S p

2) das am 29. August 1911 Allerhöchst vollzogene Statut den Ent- und Bewässerungsverband Heiligenwalde im Elbing Deichverbande zu Heiligenwalde im Kreise Pr.-Holland durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Nr. 388 S. 397, ausgegeben am 23. September 1911; 5 i

3) der Allerhöchste Erlaß vom 2. September 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Stadtgemeinde Dortmund für die Erweiterung des Volkserholungsparks „Kaiser Wilhelm-Hain“, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnéberg Nr. 38 S. 754, ausgegeben am 22. September 1911; E

4) der Allerhöchste Erlaß vom 7. September 1911, betreffend die Verleibung des Enteignungsrehts an den Kreis Westprigniß für die Anlage einer Kleinbahn von Perleberg über Karstädt und Klein Berge zurück nah Perleberg nebst einer Fortseßung von Klein Berge nach Putliy, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 39 S. 769, ausgegeben am 29. September 1911 ; E

5) der Allerhöhite Erlaß vom 14. September 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Stadt Finsterwalde für den Neubau einer Knabenvolks\chule, durch das Amtsblatt der König-

lihen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 39 S. 405, ausgegeben am 27. September 1911.

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Nichkamtlicßes.

‘Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Jagdschloß Hubertusstock die Vorträge des Staoats\efretärs des Reichsmarineamts und des Chefs des Marinekabinetts.

e vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Aus- \hüße für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuer- wesen hielten heute Sißungen.

en

Di pa ck= Sa

Der Königlich sächsishe Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau, der Königlih württembergishe Gesandte Freiherr von Varnbüler, der Großherzoglich badishe Ge- sandte Graf von Berckheim und der Königlich niederländische Gesandte Baron von Gevers sind nah Berlin zurückgekehrt und haben die Leitung ihrer Gesandtschaften wieder über- nommen.

-

„W. T. B.“ sind vorgestern S. M. (Bonin-Jnseln) und S. M. Luß angekommen.

Laut Meldung des „Condor“ in Ogasawara „Hertha“ in Puerto de la

Frankreich.

Der 10. Jnternationale Schiffahrtskongreß in Varis hat gestern seine Tagung abgeschlossen; er wird, „W. T. B.“ zufolge, im nächsten Sommer in Kopenhagen wieder zusammentreten. Von den gefaßten Beschlüssen sind zu erwähnen: Der Reeder hat das Schiff in seetüchtigem Zustande zu stellen: der Begriff Seetüchtigkeit wird in jedem einzelnen Vande geseßlih festgelegt. Der Kongreß stellt die alleinige Verantwortlichkeit des Eigentümers des Schiffes für nautische Fehler des Kapitäns und der Schiffsbesaßzung fest sowie die solidarishe Verantwortung des Eigentümers und des Ver- frahters für kommerzielle Fehler des Kapitäns und der Be-

saßung. Rußland.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, ist dem russishen Botschafter in Konstantinopel die Antwort der Türkei auf die russishe Note zugestellt worden, in der den nah neutralen Häfen bestimmten neutralen Ge- treideshiffen freie Durchfahrt durch die Dardanellen gewährt wird. Kornladungen jedo, die für die italienischen Kriegshäfen und für italienishe Truppen, Behörden und italienische Lieferanten bestimmt sind, ist die Durchfahrt ver-

Der Voranschlag des Staatsbudgets für 1912 weist, „W. T. B.“ zufolge, an ordentlihen Einnahmen 2 855 169 551 Rubel und an ordentlichen Ausgaben 2 685950215 Rubel, somit einen Uebershuß von 169 219 336 Rubel auf. Die außerordentlichen Einnahmen betragen 120 082 549 Rubel und die außerordentlihen Ausgaben 289 301 885 Rubel. Die Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben balanzieren mit 2975252100 Rubel. Jm einzelnen weist der Voranschlag folgende Ziffern auf:

Direkte Steuern 224,9 Millionen Rubel, indirekte Steuern 638 Millionen, Zölle 179,7 Millionen, Regalien 867,2 Millionen, Staatseigentum und Kapitalien 814,7 Millionen und Enteignung von Staateimmobilien 1,8 Milltonen. „Oie wieder erstatteten Ausgaben der Staatsrentei betragen 111,9 Millionen, vershiedene Einnahmen 15,8 Millionen. Unter den außerordentlichen Einnahmen befinden a aus dem freien Barbestand der Staatsrentei 114,6 Millionen. on den ordentlichen Augen sind hervorzuheben: Synod 40,1 Mil- lionen, Inneres 172,6 Millionen, Finanzen 424,1 Millionen, Justiz 83Mil- lionen, Auswärtiges 6,6 Millionen, Volksaufklärung 114,4 Millionen, Wegebauten 567,2 Millionen, Handel und Industrie 49,2 Millionen, Agrarorganisation und Ackerbau 117,6 Millionen, Kriegsressort 4942 Millionen, Marine 1642 Millionen, Staatskontrolle 11 Millionen, Staatsanleihen 404,5 Millionen. Die außerordent- lihen Ausgaben umfassen: Ausgaben infolge des russish-japanischen Krieges 410454 Rubel, Wirtschaftsoperationen des Kriegsressorts 70 Millionen, Bahnbau 116,6 Millionen, Zahlungen an Bahngesell- haften 1,9 Millionen und Tilgung der 49/6 Billette der Staatsrentei 100 Millionen Nubel.

Spanien.

Die Regierung bezeichnet nah einer Meldung der „Agence Havas“ die auswärtigen Meldungen als unrichtig, daß die Spanier in dem Kampfe am Ued Kert mehrere hundert Mann verloren hätten. Der Ministerpräsident wird einen genauen Bericht des Vorganges veröffentlichen, in dem fest- gestellt wird, daß die Gesamtverluste auf spanisher Seite nicht die Zahl von 250 Kampfunfähigen erreihen. Jn offiziellen Kreisen wird es ferner als unrichtig bezeichnet, daß die Spanier die Absicht hätten, auf Taza zu marschiereu. Wie der Kriegs- minister mitteilt, foll eine entscheidende Operation gegen die Marokkaner unverzüglich in Angriff genommen werden.

Niederlande.

In dem Sektionsberichte der Zweiten Kammer über den Voranschlag für Niederländish-Jndien drücken einige Sektionsmitglieder laut Meldung des „W. T. B.“ die Ansicht aus, daß das Verhalten der Niederlande in der Timorfrage zu wünschen übrig lasse. Es sei zu bedauern, daß man nicht einer Aftion vorgebeugt habe, die in der portugiesishen Kammer für Holland sehr unangenehme Erklärungen der Minister und ferner Entschuldigungen Hollands bei Portugal zur Folge haben mußte. Einige Sektionsmitglieder sprechen in dem Bericht auch den Wunsch aus, daß man Schritte tun möge, die Abtretung des portugiesischen Teils von Timor an die Niederlande zu

erreichen. E Türkei.

Die ottomanische Regierung hat, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, der deutschen Botschaft in Konstantinopel mitgeteilt, daß sie die italienishen Handelsschiffe, die in türkishen Ge- wässern oder auf hoher See gekapert würden, mit Beschlag be- legen werde. Neutrale Waren würden nur beschlagnahmt werden, wenn sie Kriegskonterbande darstellten.

Nach Meldungen des” „W. T. B.“ sind in dem Hafen und der Bucht von Smyrna bisher 65 italienishe Fahrzeuge mit Beschlag belegt worden. Die Eigentümer haben gegen die Beschlagnahme Einspruch erhoben. Auch in Konstantinopel selbst sind kleinere italienishe Fahrzeuge beshlagnahmt worden. Bei Mytilene wurde ein italienisher Segler mit Schwefel- ladung aufgebracht.

Die Kretamächte haben nach Meldungen Konstan- tinopeler Blätter auf den Schritt der Pforte erklärt, sie hätten ihre Konsuln in Kanea beauftragt, bei dem Erekutivkomitee gegen die Eröffnung der Kammer im Namen des Königs der Hellenen Einspruch zu erheben.

Amerika.

Der Präsident Taft hat gestern in Sacramento (Cali- fornien) eine Rede gehalten, in der er die Anleiheverträge mit Honduras und Nicaragua, die der Senat noch nicht genehmigt hat, verteidigte und seine Ausführungen laut Bericht des „W. T. B.“ damit begründete, daß die Abschließung der Ver- träge von großem Einfluß auf den Frieden in Zentralamerika sein würde.

Das gewaltige Interesse der Vereinigten Staaten in Panama

allein, sagte der Präsident, zeige die Notwendigkeit, dafür Sorge zu tragen, daß jene Länder, die dem Isthmus von Panama \o nahe liegen, nicht der Schauplay eines Krieges würden. Jeder müsse anerkennen, daß in der brüderliwen Vereinignng der 21 Nepubliken, die die fo- genannte panamerifkfanishe Union bildeten, die Vereinigten Staaten as fübrende Land seien. Alle müßten die Hoffnung hegen, daß durch den Einfluß der Vereinigten Staaten und der anderen Länder, die im Friedenszustand seien, jene Länder, die im Kriegszustand wären, zum Frieden gebracht werden.

Die Finanzkommission des chilenishen Senats hat, obiger Quelle zufolge, beschlossen, sih günstig über den Geseß- entwurf, betreffend den Verkauf von Salpeterfeldern im Norden Chiles, auszusprechen.

Afien.

Wie das „Reutershe Bureau“ meldet, haben gestern die

Aufständischen in Hankau die Eisenbahnstation er- obert. Fremde Matrosen unter dem Admiral der japanischen Flotte Havashima sind gelandet worden, um die Nitberlalitriaait der Fremden zu shüßen. Bisher treugebliebene Schiffer fangen an, zu den Revolutionären, die in Wutschang und Hankau strenge Ordnung halten, überzugehen. Marodeure und Brandstifter werden streng bestraft. Allein in der leßten Nacht wurden fünf hingerichtet. Die Revolutionäre selbst haben nur Verwaltungsgebäude und die Häuser der Mandarinen in Brand gesteckt. M Das Bombardement auf Wutschang seitens der treu- gebliebenen Schiffe, die längs der Siedlungen liegen, ist laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ auf Wunsch der ausländischen Kreuzer eingestellt worden, da durch das Feuer der Revolutionäre aus den Forts die europäischen Siedlungen, besonders die russische Siedlung, gefährdet wurden. An der Spiße der interimistishen Regierung in Wutschang steht der Revolutionär und frühere Offizier Huanghsing.

Wie aus Peking gemeldet wird, sind gestern nah Hupeh mehrere Züge mit Fruppen abgegangen. Polizeimaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Peking sind getroffen, und

boten.

der Schuz der Kaiserstadt ist verstärkt worden.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Tribuna“ sind die Türken nach dem Scharmügel in der Naht vom 9. zum 10. d. M. nicht mehr erschienen; man versichert, daß sie wenig Munition be- fißen und daß Krankheit in ihren Reihen wütet. Strategisch halten sie eine ausgezeichnete Stellung beseßt, und zwar auf den Hügeln im Süden von Tripolis. Wie das „Giornale d’Jtalia“ erfährt, verlautet, daß Munir Pascha versuche, seine Truppen mit der arabischen Bevölkerung von Orfella, Jefrem und Tarhuna zu vereinigen, und sich bemühe, diese zum Widerstande gegen die Jtaliener zu reizen. Seine Bemühungen schienen bisher ohne Erfolg geblieben zu sein.

Koloniales.

Deutschkolonialer Baumwollbau.

Bei der Tagung der Internationalen Spinner- und Weber- vereinigung zu Berlin beritete am 9. d. M. Moriß Schanz-Ehemnitz als Stellvertreter des Vorfißenden der Baumwollbaukommission des Kolonialwirtschaftlichen Komitees über die leßten Ergebnisse auf dem Gebiet des deutschfolonialen Baumwollbaues folgendes:

In Togo ist das Kaiserlihe Gouvernement bestrebt, den Baum- wollbau der Eingeborenen neu zu organisieren. Deutsche Landwirte sind nah Togo entsandt worden, die sich speziell diefer Aufgabe widmen sollen. Außerdem is der Baumwollsachverständige des Kolonialwirt- schaftlihen Komitees während der ganzen Kultur- und Ernteperiode 1911/12 in der Kolonie tâtig. Die legten Nachrichten lassen auf eine Vermehrung der Quantität und auf e:ne Verbesserung der Qualität ließen.

In einem im Amtsblatt für das Schutzzebiet Kamerun er- schienenen Aufsaße wird mitgeteilt, daß das Baumwollversuhswesen nunmehr von der Regierung eingeleitet sei und au Private sih für den Baumwollbau interessierten. Das Kaiseclihe Gouvernement hat im Juli Baumwollrerordnungen betreffs der Einfuhr von Bau 1.woll- saat und betreffs des Auftretens von Schädl'ngen erlassen.

In Deut1ch-O stafrika läßt die außerordentlih große Nach-

frage nah Saat auf eine erhebliche Vermehrung des Anbaues \hließen. Während in der vorjährigen Pflanzieit vom Kolonial- wirtschaftlihen Xomitee etwa 3000 Zentner zur Verteilung an Ein- eborene und bedürftige Kleinsiedler abgegeben wurden, liegen in diesem Jahre bereits Saatforderungen für den gleihen Zweck in Höze y»n 6000 bis 8000 Zentnern voc, die eine vom Komitee zu leistende Aus- gabe von 80 000 bis 100 000 M repräsentieren würden. Bedauerlih ist, daß auch in diefem Jahre, namentlih bei Klossa und Morogoro, die Kräuselkrankheit wiederum aufgetreten ist. Hoffentlich gelingt der Negierung und den dazu berufenen Organen die Niederkämpfung der Krankheit.

Von Interesse sind ferner die Ergebnisse und Aussichten des Baumrwollbaues im Süden und Westen des Viktoriasees. Dem Bezirksamt Muanfa ist es mit Unterstüßung des Koloanialwirtschast- lihen Komitees durch freie Saat, Prämien, ‘Preisgarantie und Auf- stellung und Betrieb einer Entkörnungsanlage gelungen, die Produftion im Baumrwolljahre 1910/11 gezenüber dem Vorjxhre wiederum zu verdoppeln. Etwa 400 Ballea Upland und Abassi zu 5093 Pfund werden in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen. Di--Anbaufläche der Eingeborenen wird im Jahre 1911/12 1109 ha, die Anbaufläch? der europäischen Pflanzungen ein\chließlich der Mission der Weißza Väter 1000 ha betragen. Die vom Kolonialwirtschaftlihena Komitee ercichtete Entkörnungsanlage in Muansfa reiht niht mehr dazu aus, die ang?z- brachte Baumwolle aufzubereiten. Eine echebliwe Vergrößerung der Anlage muß demnächst erfolgen.

Im Bukobabezirk von Deutsh-Ostafrika haben Erhebungen binsihtlich der Aussichten des Baumwollbaues stattgefunden. E3 sind größere Flähen im Nordwesten, besondeces am Unterlauf des Kagera und in den Tâlern von Karagwe, vorhanden. Die kflimatishen und Bodenverbältnisse dieser Ländereien, die politischzn Verhältnisse binsichtlich des Einflusses d-r Häuptlinge auf eine auch bier intelligente Bevölferung sind den Verhältnissen in British: Uganda sehr ähnlih. Die von der Residentur etngeleiteie Organisation zur Einführung der Baumwoll-Eingeborenenkultur und die vom Kolonialwirt|haftlichen Komitee vorgesehene Errichtung einer Entkörnungsanlage in Bukoda lassen auch in diesem Bezirk mit der Zeit günstige Ergebnisse erwart.n. Wichtig ist, daß in Bukuta wie in British-Uganda gute Straßen und günstig gelegezie Verladestationen am See vorhanden sind. AuH in NRuanda, namentliÿ zw.s{h-:n den Flüssen Nyawarongo und Kagera, bestehen Aussihten für den Baumwollbau. Feeudig erkennea wir die überrashznden Fort- schritte des Baumwollbanes in British Uganda an, die bekanntlich der von dem Gouverneur Sir Hesketh Bell geshafenen umfangreichen Organisation der Baumwollwanderlehrer zu danken sind. Es steht also zu erwarten, daß auch die englischen und deutshen Gebiete am Viktoriasee dazu beitragen werden, die koloniale Baumwollprodufktion zu mebren.

Bekanntlich ist im März 1910 zwischen dem Reichëkolonialamt und dem Kolontialwirtschaftlihen Komitee eine Vereinbarung çetroffen worden, nach der das Komitee im wesentlichen diejenigen Arbeiten ausführt, die auf technishem und kommerziellem Gebiete liegen; dagegen hat sich die Kolonialverwaltung die Bearbeitung der auf landwirtshaftlihem Gebiete liegenden Fragen des Baumwoll- baues in den Kolonien vorbehalten.

Das DOfkioberheft der Zeitschrift für tropishe Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolontalwirtschaftliben Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen arößeren Aufsayz von Eegar Warburg-London über die 11. inter- nationale Kauts{hufausstellung îin London tim Jahre 1911, in dem die Ausstellung in- allen ihren Teilen eingehend gewürdigt und besonders au der beutige Stand der Produktion des „wilden* Kautschuks und der Kautschukplantagenkulturen sämtlicher Länder keleuchtet wird. In einem Aufsatz über „die Oelpalme am Tanganyikasee“ gibt Emil Zimmer- mann, der zurzeit eine verfehr8politishe Erkundung in Deutsch-Östafrika im Interesie der Zentralbahn ausführt und im Auftrage des Kolonial- wirtshaftliden Komitees speziell auch diese Frage untersuchte, ein Bild von der beutigen Nußung der Oelpalmenbestände bei Uojidji durch Eingeborene und von den Aussichten einer maschinellen Ausbeute durch europäihe Unternehmungen. Der Beriht von Professor Dr. H. Miehe über den „Tabakbau in den Voritenlanden auf Java“ wird fortgeführt. Ferner enthält das Heft interessante Beiträge über die Plantagenstatistif von Neugutnea, die Ausfuhr von Samoa, über Kapok- und Teekultur in Java sowie kürzere Mitteilungen über wichtige tropishe Kulturen in den deutshen Koloniea und fremden Gebieten, wie Baumwolle, Kautschuk, Kakao, Kaffee u. a

Mit dieser Nummer ist als 6. Beibeft des Jahres eine ausführ- lie Arbeit von Hans Zaepernick- Babenhausen über „die Kultur der Kokospalme“ ausgegeben worden. Der Verfasser macht hier Angaben über den Einfluy des Klimas, über die Auswahl des Pflanzungsgeländes und der Saatnüsse, über die Anlegung der Pflanzung, Düngung, Aufbereitung der Ernte usw. Bei der großen Aufnahmefähigkeit Deutshlands an Oelrobstoffen ist diese Veröffent- lihung nicht nur für tropisch-landwirtshaftlihe Kreise, fondern au für die Oelrobstoffe verarbeitende deutsche Industrie von Interesse.

Nr. 41 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge- sundheitsamts* vom 11. Oktober 1911 hat folgenden Inhalt: Personalnachrihten. Denkschrift über „die Mückenplage und ihre Bekämpfung“, 2. Au3gabe. (Ankündigung.) Gesundheitsstand und

Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im August. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Deégl. gegen Pest.

} Kündigungsfrist ist, wie „W. T. B." meldet, heute, Sonnabend, ab-

h Professor Dr. C. Duisberg für die Dberrealshule und das städtische | Realgymnasium, Kommerzienrat Friedr. Bayec für das Gymnasium,

am Nhein und des städtishen Realgymnasiums zu Opladen gemacht.

J artigen L Feldspat gebildet

Desgl. gegen Cholera. Gesundheitswesen des preußischen Staates, 1909. Sanitätsbericht über die bayerische Armee, 1908/09. Geseßgebung usw. (Sachsen.) Geflügeleinfuhr. (Anhalt.) Desgl. (Italien.) Trinkwafferleitungen. (Niederlande). Wohn- räume der Schiffébefaßungen. (Westaustralien.) Gesundheits- wesen. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. September. Desgl. im Auslande. Desgl. in Norwegen, 1909. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.-Bez. leswig; Sachsen) Vermischtes. (Württemberg. Stuttgart). Medizinisch-statistisher Jahresberiht, 1910. (Großbritannien). Nahrungsmittelkontrolle, 1910. Geschenkliste. Mêonatstabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 15000 und mebr Ein- wohnern, August. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. ODesgleihen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Se Desgleichen tn deutshen Stadt- und Landbezirken. itterung.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Prinzipalorganisation des deutschen Steindruckgewerbes hatte zur Abwehr der in den verschiedenen großen Druckorten aus- gebrochenen Streiks beschlossen, in den übrigen Druckorten die all - gemeine Kündigung der Gebilfen aus\prehen zu lassen. Die

gelaufen.

Die Spruchkammer des Gewerbegerichts in Barmen ver- urteilte, wie „W. T. B.“ meldet, 75 Metallarbeiter dreier Firmen zum Ersaß des Schadens, der ihren Arbeitgebern durch den seit 12 Wochen andauernden Streik entstanden ist und noch ent- stehen wird. Die Höbe des bisherigen Schadens ist auf 75 199,28 4 festgeseßt worden. Die rückständigen Lohnforderungen der Arbeiter betragen 2218,10 M. |

Der Ausstand im Brauereigewerbe Bremens (vgl. Nr. 238 d. Vl.), woran 1200 Arbeiter beteiligt waren, ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, durch Vermittlung des Gewerbegerichts be - endet worden und dadurch gleichzeitig die Sperre, an der si die gesamte Arbeiterschaft beteiligt hat. Die Brauerei zeigte noch einiges Entgegenkommen in der Lohnerhöhung. Die dur(chschnittlihe Arbeits- zeit ist 9} Stunde. i

Angesichts der Verteuerung von Lebensmitteln, Wobnungémieten und sonstigen Bedarfsgegenständen hat, wie dem ,W. T. B.“ aus Dresden gemeldet wird, die Königlich sächsishe Staats- eisenbahnverwaltung ihren Arbeitern cine allgemeine Lohnerhöhung von 20 „\ für den Tag bewilligt, die bereits mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. in Kraft tritt. Auch die Bezüge der Eisenbahngehilfen haben vom gleihen Zeitpunkte ab eine Er- böbung um teils 10 4, teils 5 # monatli erfabren.

Kunft und Wissenschaft.

Bei der diesjährigen Jahresversammlung des Deutschen Museums in München ist der Gedanke aufgetaucht, die reihen Schätze der Technik und Wissenschaft, die das Museum in fi birgt, einem größeren Kreise der deutschen Jugend zugänglich zu machen. Da zurzeit nur solhe Schüler die Sammlungen besihtigen können, deren Anstalt in oder bei München liegt, oder die als Söhne wohl- habender Eltern München auf der Durchreise berühren, fo s\ollen Stiftungen hochherziger Männer auch die übrige Jugend Deutschlands in den Stand setzen, auf billige Weise nah München jur DBeslihtigung des. Deutsden Museums zu gelangen. Der Vorstand des Museums hat si, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, bereits an Städte, Vereine, Firmen und Privatpersonen ge- wandt, von denen zu hoffen it, daß sie im Interesse des Deutschen Museums oder im Interesse einer bestimmten Stadt oder Schule ein Stipendium für den Besuch des Museums stiften werden. Den An- fang hat Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent Luitvold gemacht, der je eine Stiftung für Würzburg und die NRhbeinpfalz bestimmte. Ihm folgte in kurzer Zeit eine große Reihe anderer Stiftungen von Privatpersonen, Firmen usw. Für Elberfeld hat der jeßige Vorsißzende des Vorstandsrats, Geh. Regierungêrat

das kTöniglihe und s\tädtishe Realgymnasium, und die Farben- fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. für die Königlibe Mascinen- baushule zu Barmen-Elberfeld je 1500 4 gestiftet. Außerdem hat die leßtere Gesellshaft drei weitere Stiftungen zuaunsten des König- lihen Gymnasiums und des städtishen Realgymnasiums in Mülbeim

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Die Verwaltung aller dieser Stiftungen hat das Deutsche Museum übernommen, das auch für die Unterbringung und Führung der Schüler ‘Sorge trägt. Das bayrisckde Verkehreministerium hat für diese Stipendiaten, als welhe Absolventen von Mittelshulen und L-brerseminarien gedacht sind, die größte zulässige Fahrpreisermäßigun für Eil- und Schnellzüge in Bayern bewilligt. :

Südlich der Stadt Assuan hat der Professor an der Berliner Technischen Hochschule Dr. A. Miethe in einem wüsten Tal an der Westseite des Nils, also ‘auf dem libyshen Ufer, eine eigentümliche Bilderschrift entdeckt, die bis jeßt den Arhäologen entgangen war. Im „Prometheus* schreibt er darüber: „Das Tal, welches in einer shmalen Felskluft nah dem Nil zu ausmündet, {ist zum großen Teil durh eine Sanddüne ausgefüllt, die in steilem Böschungs- winkel zum Nil abfällt. Erklimmt man mühsam diesen Sandabhang, so verengt sich die Talsohle zu einem \{lucht- Fels\palt, dessen Wände von senkre{btem , malerishem / werden. An der südlihen Wand erblickt man die Steinrißzungen, die jedenfalls jahrtausendelang unter dem Sand verborgen gewesen und fo der abwetenden Wirkung des Wüstenwindes entzogen waren. Das Bild selbst besteht offenbar aus zwet zeitlih verschiedenen Teilen, einem oberen Bildabschnitt, der eine Reibe von Tieren und mehrere Jäger darstellt, die mehr naturalistisch wieder- gegeben find, und aus einer unteren Partie, auf der gehörnte Tiere bon berittenen, mit Lanzen bewaffneten Jägern verfolgt werden, die sich für Jagdzwecke eines schakalartigen, ringelschwänzigen Hundes bedienen, der in zwei Exemplaren ebenfalls abgebildet ist. Wahrscheinlich is die obere Abbildung wesentlich älter als die untere. Das Bildwerk is ein intercfsantes Dokument für die ja auch durch andere Erfahrungen bestätigte Tatsache, daß die Wüstenregionen des nördlihen Nubien in ferner Vergangen- heit ein mehr steppenartiges Klima besessen haben und nicht so vege- tationslos und tierarm gewesen sein können, wie sie beute sind. Heute kann man meilenweit durch die Wüste wandern, ohne auch nur die geringste Spur von Pflanzenleben zu erblicken, und die Fauna seßt ih aus Springmäusen, Schakalen, Hyänen und verbältnismäßig wentg artenreihen Insekten zusammen. Außerdem findet man nur die cha- rafteristishen Wüstenbewohner in Gestalt von Skorpionen und

hlangen. Die Bilderschrift \{heint einer sehr frühen Periode der prähistorishen Zeit Aegyptens anzugehören.“

Literatur.

Zeitschrift für Jugendwohlfahrt, Jugendbildung nd Jugendkunde „Der Säemann“. Herausgeber: die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge (Berlin), der Bund für Schul- reform, Allgemeiner deutsder Verband für Erziehungs- und Unter- ihtswefen, die Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerischen

Lroleiot Dr. Hans Cordsen-Hamburg (für Jugendkunde). Erster abrgang 1910. XII und 760 Seiten, mit 12 Tafeln. Verla von B. G. Teubner in Leipzig. Geh. 8. 4. Bis Ende 1909 ga die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge (Berlin) die „Zeitschrift für Jugendwohlfahrt“ und die Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerishen Bildung (mit dem Siß in Hamburg) die Zeit- schrift „Der Säemann* heraus, von denen die erstere allen Be- strebungen zum Wohle der Jugend einen Vereinigungspunkt bot, während die Arbeiten des „Säemanns* der Jugendbildung gewidmet waren. In der Erziehung und Bildung der Jugend, die die produk- tiven Kräfte wecken und pflegen, Kräfte entwickeln soll, die wertvoll sind, weil sie Werte zu schaffen vermögen, geistige, sittlibe und materielle Werte, die dem Charakter des Einzelnen und der Eigenart des Ganzen Geltung verschaffen, können aber wahre und entschiedene Fortschritte nur erreiht werden, wenn au die soziale Hilfzarbeit an der körperlich oder geistig nicht normalen, an der dur ungünstige häuéliche Verbältniffe oder durch eigene wirtshaftlihe Notlage gefähr- deten Jugend die Jugendfürforge im engeren Sinne mit voller Hingabe und allen Kräften gefördert wird. Ferner muß alle Arbeit im Dienste der Jugendwoblfabrt und der Juaendbildung, wenn sie von dauerndem Erfolge begleitet sein soll, fch auf die Kenntnis der Natur, des Wesens der Jugend gründen. Der Er- kenntnis dieser Tatsahen haben auch die Deutsche Zentrale für Zugendfürforge ‘und der genannte Lehrerverband \sich nit verließen können, und fie baben daber ihre Zeitshriften mit Beginn des Fabres 1910 zu einer Monatsschrift vereinigt, die unter dem Titel ,Zeit- {rift für Jugendwohlfahrt, Jugendbildung und Jugendkunde [Der Säemann“* erscheint, und den Kreis threr Aufgaben erweitert. Die Monatsschrift will der Bewegung der Zeit, die dem Geiste der Jugend höhere Ziele steckt, ihrem Können und Wollen größere Selbständigkeit und Verantwortlihkeit zumutet, aber auch der gefährdeten und \{wachen Jugend mit Für- und Vorsorge be- gegnct, folgen und, an ihr teilnehmend, die im Titel genannten Arbeitsgebiete, die die gesamte Jugendarbeit umfassen, so gestalten belfen, daß lebenévolle Wirkungen erzielt werden. Eine Anschauung dessen, was die Zeitschrift im abgelaufenen Jahre geleistet hat, mag die folgende Liste einiger der im abgeschlossenen ersten Jahrgange veröffentlibten Aufsäße vermitteln: Zur Jugendwohblfahrt: Profeffor Dr. Paul Natorp: Ueber eine möglihe Umbildung der Familienerziehung in den arbeitenden Klafsen ; Professor D. Dr. Friedri Zimmer: Lebenéerzieburg; Karl Göte: Der Volks\s{ullehrer als Kulturträger; E. Lyttelton, M. A. B. D.: Sghulknaben und Scul- arbeit; Dr. A. Giesecke: Schule und Leben im Urteil amerikanischer Männer des praktishen Lebens; Arthur Bonus: Vom Unterschied zwischen gesezmäßizer und bodenständiger Sittlichkeit ; W. Sv. : Die Lektüre und andere Einflüsse in unserer Jugend: Paul Matdorf: Praktische Erziehungêreformen im Erziehunesheim „Am Urban“ zu Zeblendorf; Prof. William H. Burnham: Das Haus gegenüber den anderen Erziehungsfaftoren; Dr. Bernhard Neuendorf : Kiplings Schulroman und der englishe Knabentypus: Prof. Dr. A. Lichtwark: Der Student und die Kunst: Landgerichtsrat Dr. Kühne: Lehrstellenvermittlung; Dr. Franz Diederich: Von der Wirkung des Dürerbundbußes zur geshlech{t- lien Erziehung; H. Scröer: Volkswohlfahrt und Leibesübungen ; Lic. Friedr. Niebergall: Die Fürsorge für die \{ulentlassene Jugend in der evangelishen Kirche; Prof. Dr. H. von Soden: Sozialdemo- kratishe Jugenderziehung; Lic. E. Rolffs: Die Antialkobolbestrebungen zum Schuße der Jugend; Prof. Dr. H. Neumann: Syphilis und Jugend; Dr. Hanns: Jugendschuyz in Frankreih; Andreas Boje: Das neue dânishe Jugendshutzgeseß; Dr. Bender : Ueber gewerbl che Kinderarbeit; Dr. E. Prosh: Die Gestaltung des Kindershußpara- araphen in der Reicbstagskommission; Dr. E. Schulze: Geburten ziffer und Kindersterblichkeit. Zur Jugendbildung: Dr. Gertrud Bâumer : Probleme der religiösen Bildung; Prof. Dr. O. Baum- garten: Die religiöse Erziehung in Deutschland; Dr. Joh. Richter : Das Wesen der pâdagogischen Produktivität; Dr. F. Nüchter: Schulauf- sicht, Schulleitung, Schulpflege; Wilhelm Lamszus: Spra®e und Schulaufsay, ein sozialpädagogischer Streifblik; Paul Brôöcker: Das Volks\schulliederbuh als Buch fürs Leben : Anton Penkert: Kritische Beiträge zur Gasfsenliedliteratur; Professor Dr. Weynand: Vom Lesen vnd Erklären der Dichtwerke; Annemarie Pallat-Hartleben : Spielzeug aus eigener Hand; Die neue Nadelarbeit; Leopold Katscher: Erziehung zur Doppelhändigkeit; Dr. Ad. Hedler: „Was fkönnen wir von dem staatsbürgerlihen Unterricht in der Schweiz lernen?“ ; Philipp Franck: Meisterzeichnungen deutscher Künstler; Ludwig Praehauser: Das künstlerisWe Bild als pâädagogishes Problem; Dr. A. Jolles: Bewegungsunterricht ; Muthbesius : Lehrerbildungsfrage. Zur Iugendfürsorge: Wilhelm Frauendienst: Lebrershaft und Jugendfürsorge; Wilhelm Bloch: Fürsorgeerziehung in Brandenburg; Dr. H. W. Gruhle: Erziehungs- grundsäße und Ausbildung des Erzieherversonals in der Fürsorge erziehung; Amtsgerihtsrat Dr. P. Koehne: Zehn Jahre Fürforge- erziehung ; Amtsgerichtsrat Seifert : Zum Vorschlage eines Erziehungs wohnsi, geseßes; Dr. W. Fürstenhein: Die Neuordnung des Berliner Fürsorgeerziehungswesens; Erich Tobin : Die brandenburgische Kolonie Sieversdorf; Amtsgerichtsrat Dr. Edm. Friedeberg: Der zweite deutshe Jugendgerichtstag; K. von Lilienthal: „Ist ein besonderes Gesez für das Jugendstrafrecht anzustreben?“; Staatsanwalt K. Ruprecht: Die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlung im Straf- verfahren gegen Jugendlihe. Zur Jugendkunde: Professor Dr. Vans Cordsen: Jugendkunde; Dr. I. Loewenberg: Aus dem Tage- buche meiner Kinder; Professor Dr. Karl Groß: Der Uebungswert der Kinderspiele; Professor Dr. W. Stern: Das übernormale Kind: Dr. Th. Valentiner: Die Sprache der Schulkinder ; Arbeitersekretär I. Fischer: Dokumente zur Psychologie der Arbeiterjugend; Jos. Aug. Lux: Briefwechsel mit einem Lehrlinge: Walther Classen: Der be- gabte Volksshüler, der nicht ans Ziel kommt; Dr. med. Helene Friederike Stel¡ner: Zur Kenntnis der Psyche des jugendlihen Ver- brechers; Hauptmann A. Meyer: Das Kind, ein Lehrer für unsere Arbeit; C. S.: Beratungsstellen für Eltern. Die Zeitschrift ver- dient, daß sie bei allen, die zur Pflege und Bildung der Jugend be- rufen sind, Beachtung findet.

Jagd, _ Dienstag, den 17. d. M., findet Königliche Parforce- agd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 30 Min. auf dem önigsplaß.

Bauwesen.

__ Ein internationaler Wettbewerb um Entwürfe zu einem Denkmal für den General Maceo, einen der be- fanntesten Fübrer des cubanishen Unabhbängigkeitsfrieges, wird von einem în Pavanna gebildeten Auss{huß unter dem Vorsiyze des cubanischen Staatssekretärs für Unterricht und {öône Künste aus- geschrieben. Der Kaiserlih deutshe Ministerresident in Havanna macht auf das Preisaus\chreiben aufmerksam, „damit deutshe Künstler den Wettbewerb durch Einsendung ihrer Vorschläge ehren“. Die Wettbewerbungsunterlagen können in Berlin im Reichsamt des Innern eingesehen werden. Die Frist für den Wettbewerb läuft am 21. Ja- nuar 1912 ab.

Technik.

Die Kraftwerke in Trollhättan (Schweden). Der Kaiserlihe Konsul in Gotenburg berichtet : Die Kraft- werke in Trollbättan werden augenblicklich bedeutend vergrößert, indem man damit beschäftigt ist, zwei neue Turbinen von je 10 000 Pfe1dekräften Normalstärke zu installieren. Es sind bisher {on vier solhe Maschineneinheiten vorhanden, mit denen der Betrieb im März vorigen Jahres begonnen wurde; aber da eine der Turbinen immer in Neserve stehen muß, hat man {on

Bildung (Hamburg). Schriftleiter : Dr. jur. Frieda Duenfing-Berlin (für Jugendwohlfahrt), Karl Göße-Hamburg (für Jugendbildung) und

jeßt infolge eines raschen Energieabsaßes die Erweiterung der Werke in Angriff genommen. Die bisher zur Verfügung stehenden

Turbineneinheiten sind während der“ leßten Zeit mehr und mebr in Anspru genommen worden, sodaß man augenblicklich eine Marimum- [ieferung von 25 000 Pferdefräften erreiht hat. Da die normale Leistungsfähigkeit der drei Turbinen 30 000 Pferdekräfte beträgt und stetig neue Kontrakte mit den umliegenden Gemeinden und industric llen Werken abgeschlossen werden, so ergibt sich daraus die Notwon igfeit der Erweiterung. Die Installierung der neuen Turbinen ist so weit vorgeschritten, daß man im Lauf des nächsten Frühjahrs damit voll- ständig fertig zu sein boft. Damit wird die Lieferungsfähigkeit der ganzen Anlage auf 60 000 Pferdekräfte erhöht: die Marimumwlei!:ungs- oe ist für die jeßige Kraftstation auf 80 000 Pferdekräfte be- rechnet.

Die Wasserfallverwaltung hat in leßter Zeit mit Uddevalla betreffs Lieferung elektrisher Energie dorthin in Verbandlung ge- standen, und der Kontrakt hierüber dürfte innerbalb der näcsten Wochen unterzeihnet werden. Dieser Lieferungskontrakt ist der nächste Anlaß zur Anlage einer neuen Westküstenleitun g zuerst nah Uddevalla, dann nach Munkedal un» möglicherweise auch nah Lysekil geworden. Weiter hofft man dur diese Leitung Absatz für bedeutende Energtiemengen nach den vielen Steinbaueretien der Westküste zu erhalten, welche hierdurch ihre Anlacen mit Vorteil modernisieren könnten. Sobald der Kontrakt mit Uddevalla unter- zeichnet ist, ist die Wasserfallverwaltung bereit, die Arbeit mit der Anlage der neuen Westküstenleitung zu beginnen, und man hofft daß dieselbe nächstes Jahr fertig sein wtrd. Es beslebt {on eine Leitung nach Gotenburg und außerdem eine Leitung nah Kungälf und Toîta welche von der Gotenburger Leitung bei Nol ausgeht. n H Augenblicklich „ist man weiter mit den leßten A1beiten an ener Leitung nach Falköping beschäftigt, welbe Stadt für eine Lieferung von 350 Kilowatt kontcahiert hat. Diese Leitung bilde eine Fortseßung der LÆitung nah Skara und Sköfde. Man erwartet daß die Kraftlieferung nah Falköping hon im Laufe dieses Herbstes ihren Anfang nehmen kann. L J E WeTretso der in Frage geseßten Lieferung von Energie nah Kopenhagen ist man zu dem Ergebnis gelangt, daß ihr keine technishen Hindernisse entgegenstehen. Man ift jedoch mit ciner Unt-rfuhung der national-ôkfonomischen Seite der Sache beschäftigt, und tim Laufe des Herbstes wird die Wasserfallverwaltung voraus\idt- lich der Regierung das Untersuchungsergebnis vorlegen. Selbst wird die Verwaltung keinen Lieferungskontrakt mit der dänishen Haupt- stadt abschließen, und es ist anzunehmen, daß die Negierung dies nicht auf eigene Pand tun, fondern sih an den Reichêtag wenden wird. Von dänischer Seite hat man ein sehr großes Interesse für die Sache bekundet, und es ist nicht undenkbar, daß eine Kraftlieferung nah Dänemark zustande kommen fann.

_Veber die Entwicklung der Trollbättanwerke im allge- metnen verlautet, daß sie troß der gedrückten Konjunkturen bei der Inbetriebsezung den ursprünglih gemachten Berechnungen f entsprochen hat, und die Bruttoeinnabme der Werke, welck&e Monate März bis Dezember 1910 608 000 Kr. betrug, Jahr bis über eine Million Kronen hinaufgehben. ;

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wird diele

Verkehrswesen.

___ Fäalshlih schreibt man dem britishen Oberpostmeister Hill (1840)

die Erfindung der Briefmarke zu: denn abgesehen von andern Ländern batte, wie der Obervostassistent Ans. Nobl-mitteilt (im ,Weslt- verkehr“ 1911, Nr. 6! {on 39 ein anderer Engländer, Knight, auf die Einführung gestempelter Briefkuverts hingewiesen, und ein Parlamentsberibt vom Jahre 1835 enthielt ähnlide Vor- s{läge. Das Königreich Sardinien gab {hon 1819 gestempelte Viertelbogen. als Umscbläge für Briefe, zu 15, 25 und 50 Certesimi heraus, und in Stockholm unterbreitete bereits 1823 ein Offizier dem Reichsrat auéführlite Vorschläge zur Einführung von Brief- marken. Allem Anschein nah war der Buchhändler James Chalmers aus Aberdeen, viel früher als Hill, derjenige, der die Wichti„keit der Briefmarke für den Postverkehr erfaßte. Der englische Generalpostmeister Hill bat nur das große Verdienst, die praktishe Ausführung der ersten Briefmarke verwirklicht zu baben. Denn gleih bei Einführung des Pennyportos in England (1840) erschienen die ersten Briefmarken, sogar hon wit dem Bildnis der Köntgin, in ziemlich künstlerisher Auéführung. Die ersten britischen Postwertzeihen waren \{chwarz, zu 1 Penny, und blau, zu 2 Pence. Schon 1841 kam cine neue braunrote Pennymarke heraus. In seiner Lebensbeschreibung macht V tvolle engliscke Postchef folgende Ausführungen: „Der einzige Einwand, den man gegen die allgemeine Anwendung der stemp Bri ige madbte, war folgender: Personen, di Briefen nicht recht Bescheid wissen, würden in Verlegenbeit geraten, wie sie die Sache anfassen sollen. l shicken oder selbst daß sie einen gestempelten Briefumschlag verwendet hätten. Es ist nun richtig, daß bei Vor zeigung dieses Briefes der Annahmebeamte, anstatt das Geld als Postgebühr anzune dafür einen Briefumschlag verabfolgen wird, in den der Aufgeber seinen Brief einschlagen und ihn fodann wieder adressieren könnte, aber der Aufgeber wird vielleicht manchmal des Schreibens unkundig sein. Diese Schwierig- keit könnte umgangen werden, wenn man außerdem fkleine Billette verkaufte, nur groß genug, um den Stempel zu erbalten, auf der Nükseite mit Klebestoff versehen, die der Aufgeber des Briefes lediglih anzufeuhten und auf die Nückseite des Briefes zu kleben hätte." Tatsächlich hatte aber {hon Chalmers vor Hill diesen Gedanken Ausdruck gegeben, die, in praktishe Ausführung um- gefeßt, bald zur Einführung der Briefmarke führten. Immerhin, mag die Sachlage liegen, wte sie will, es war ein glückliher Zufall, daß die Erfindung gerade von England ausging; das {hon damals nach allen Weltteilen lebhafte Handelsverbindungen unterhielt. Schon 1843 folgte Brasilien mit der Einführung der Briefmarke, 1844 Genf, 1845 Finnland, 1846 die Vereinigten Staaten von Amerika, 1848 Rußland, endlih 1849 Oesterreich und wenig später die größeren deutschen Staaten.

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Theater und Musik, Deutsches Theater.

Als Marx Reinhardt im vergangenen Jahre es unternahm, den Sopbhokleishen , König Oedipus“ im weiten Nahmen der Zirkusarena aufzuführen, batte dieses Unternehmen den Neiz des Neuen und er- weckte einen lebhaften Meinungsaustaush für und wider den Versuch, durch Umgestaltung der Manege zur Orchestra einer großzügtg arbeitenden Regte erweiterte Aufgaben zu stellen und einer vieltau!end- föpfigen Zuhörerschaft einen ihr bisher unbekannten Kunstgenuß zu bieten. Der Versuch, die Massen für die Idee zu gewinnen, ist geglüdckt, das beweist, so verschiedenartitg auch die Urteile ausgefallen sein mögen, unzweifelhaft die Tat, und der Erfolg der gestrigen Berliner Erstaufführung der beiden ersten Teile der „Orestie“ des Aescchylus im Zirkus Shumann hat den Beweis insofern noch befkräftigt, als diesmal durh die voraufgegangenen Münchener Borstellungen das sensationelle Moment fehlte. Von der gestrigen Aufführung der beiden ersten Teile der Trilogie: ,Agamemnon und „Die Choëöphoren“" oder „Das Totenopfer“, wie der Titel in Karl Vollmoellers Uebertragung lautet, gingen starke Wirkungen aus, die teils durch die Höhepunkte der Handlung selbst erzielt wurden, teils sh dur die Resonanz fortpflanzten, welche der Chor, der in ähnlicher Weise wie im „König Oedipus* verwendet wurde, ihr gab. Die Nückkehr des Agamemnon, der Klageruf der Kassandra, das Wiedererkennen Orests und Elektras, die Abrechnung Orests mit Klytämnestra waren darstellerisch die Momente, die die tiefsten Eindrücke hinterließen, und bei den fast \ymphonish abgetönten, rhythmish \sih bewegenden und shreitenden Chören, der allmähllch mit mahnender Schrecklichkeit anwacsende Nuf: „Noch lebt Orest* und die Klogelieder der Choëphoren. Ueber die Vollmoellersche Nachdihtung spridt sih der Uebersetzer selbst folgendermaßen aus: „RNeinhardts Wunsh und meine Aufgabe

waren: Unter größter grundsäßliher Treue gegen das griehishe Wort