1892 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 01 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Naterliebe. Der freundlihe Ernst, die geradsinnige Offenheit kenn- zeichneten den ganzen Mann als den stets hilfsbereiten N Noth, auf den nicht nur die Familie, sondern auch daé in der Gefahr reden fann. Dagegen erschien Fräulein Malten als Tell’'s Gattin für die s{chlichte Gattin des freten zu zierlid in den Bewegungen und auch in der Sprache. übrigen war die Rollenbesezung früheren Aufführungen auf diefer Durch reihen Beifall wurden alle

Darsteller, besonders aber Herr Kraußneck ausgezeichnet.

Bühne gegenüber unverändert.

Thomas-Theater.

Die erste Aufführung des neuen Volksstückes „Jägerblut“ von Benno Rauchenegger, Musik von Josef L estern cinen sehr bedeutenden unbestrittenen Veikel f T onrad Dreher vom Theater am Gärtnerplaß in München fand in diesem echt bayerischen harmlosen und humoristishen Volksstück Gelegenheit, ih mit mehreren anderen Schauspielern und Schau- spielerinnen aus seiner Vaterstadt den Zuhörern, denen er von Jetnem Gastspiel vor zwei Jahren bekannt war, auf das vortheilbafteste in Erinnerung zu bringen. Der Inhalt der unbedeutenden folgender: Der Sohn eines Forstwarts hat eine Neigung einer armen Bäuerin, deren Bruder ein Wilderer wart verfolgt in heftigstem Pflichteifer den Wilderer und um die Einwilligung zur Che mit dessen Schwester zu geben. Mutter des armen Mädchens findet jedo Gelegenheit, liebten ibrer Tochter, auf den der Wilderer geschossen hatte, Leben zu retten, und erfennt in dem ihr dankbaren Forstwart ihren e j von dem sie dur traurige Scisale getrennt war. Der dadur gerührte Vater giebt d Der Erfolg des Stückes liegt ganz in einer Nebenfigur, inem Dorfbarbier, der als wissenshaftliher Arzt auftritt und mit lateinishen Brocken in erbeiterndster Weise um sih wirft. Conrad Dreher verstand es, die Person des Dorfbaders in vollkommenster Weise zur Geltung zu bringen und dadur dem Stück ein Leben einzuhauchen, das es ohne eine so hervorragende Darstellung niht haben würde. Unter 1 Mitwirkenden sind noch Marie Neubauer und Valerie Schäfer als die arme Wittwe und ihre Tochter besonders zu nennen. 1 Ober-Regisseur August Kurz gebührt das Verdienst, _niht nur das Stück aut inscenirt, sondern auch in der Rolle des Forstwarts, in treuem bayerischen Dialect, sein shauspielerishes Talent zur Unter-

ehemaligen Bräutigam, den Vater ihres Sohnes,

nun die bisher versagte Einwilligung zur Che.

stüßung der Münchener Gâste voll eingeseßt zu haben.

Bernhard Stavenhagen wird in seinem morgen in der Sing-Akademie stattfindenden Klavierabend außer den bereits be- fannt gegebenen Werken von Beethoven, Chopin und Liszt noh zwei Brahms'\{he Compositionen und zwar das As-dur Intermezzo und © Am Freitag findet in der Sing-Akademie das Concert der jugendlichen Pianistin Margarethe Eussert mit dem Philharmonischen : unter Leitung des Herrn Professors Karl Klindworth der Kartenverkauf is bei Bote und Bod In dem nächsten (vorleßten) Philharmonischen unter Hans von Bülow's Leitung, am 14. März, wirken L Bernhard Stavenhagen und die Großherzoglich hessische Kammer- fängerin Fräulein Jettka Finkenstein als Solisten mit. ) vbonischen Theil des Programms bildet Berlioz? „Harold-Symphonie“, an deren Aufführung \i{ch Herr Prof. Emanuel Wirth (Viola) be- theiligen wird. Der Kartenverkauf wird morgen bei Bote u. Bock

die NRhavsodie in E-moll zu Gehör bringen.

eröffnet.

Im Concerthause veranstaltet Herr Kapellmeister Meyder 2 ZA ? (T [ck O 290 c morgen zur Feier des hundertjährigen ‘Geburtêtags Nossini's (29. Fe-

bruar) eine besondere musikalische Gedächtnißfeier.

—.

Mannigfaltiges. ebäude ist b Der Ober-Bürgermeister Dr. von Forckenbeck ist gestern zur Kur nach Wiesbaden abgereist.

Die Stadtverordneten Mielenz und Genoffen haben, wie der „N. A. Z.“ berichtet wird, bei der Stadtverordneten - Ver- ammlung beantragt, sie möge den Magistrat ersuchen, die im Etat in Einnahme

das Vaterland

Bergbewohners

miethsweise . f. w. der Gasmesser und der Wassermesser im Etats- jahr 1892/93 Y L die Gas- und Wassermesser den Confumenten miethsfrei zu liefern Dr. Langerhans hat bei der Stadtverord- „Den Magistrat zu

‘agel, errang

Heiterkeitéerfolg. Shanghai,

von Swatau untergegangenen Damvfer „Namhow“ sind 500 Menschen ertrunken. Der Dampfer hatte dem „Ostasiat. Lloyd

Hongkong am Nachmittag des 7. d. M. für Swatau verlassen ; Mitternaht bekam das Schiff in der Nähe des Maschinen- ck, die Pumpen wurden sofort in Bewegung gefeßt, en fie gegen vier Uhr Morgens, worauf man Segel seßte urs auf das Land nahm. Doch füllte sich_ das Schiff reißend schnell ; fünf bis sech8 Boote wurden heruntergelaffen, in diese stürzten sich die cbinesishen Fahrgäste, von denen 500 (sämmtlich von den Straits Se

und zu unterhalten. neten-Versammlung den Beschluß beantragt : ersuchen, zur Festseßung eines Statuts für die weitere Negelung der Sonntagsruhe an geeigneter Stelle dahin zu wirken, daß im Sinne der Gewerbe-Ordnungs-Novelleals Beginn des Hauptgottesdienstes in Berlin die Zeit um 11 Uhr Vormittags angesehen wird, um zu er- möglichen, daß durch eine bis 11 Uhr ausgedehnte Arbeitszeit für einen großen Theil des Handelsgewerbes eine von diesem Zeitpunkte ab ununterbrohene Sonntagsrube stattfinden kann“.

raumes ein Le Handlung ist kurz zur Tochter Der Forst- ist zu stolz,

Die alten Herren der Bonner Borussen feierten nah gestern im großen

N A N Seine Majestät der

Festsaale des

cinem Berichte der sa IOATTEL. War

Kaisferhofs ihr Jahresdiner. durch dic Trauerfeier für den Oberst-Lieutenant und Flügel-Adjutanten von Zißewitz verhindert, dem Feste des Corps beizuwohnen, dagegen erschienen Ihre Hoheiten der Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein und der Herzog Iohann Albreht von Mecklenburg-Schwerin. Der Saal trug reichsten Fests{muck: an der Westwand prangte das Banner der Borusfsen, inmitten der Fensterwand hing das branden- anner, zu Seiten der Ka1serbüfte wallten riesige Kaiser- Die hufeisenförmige Tafel war für 124 Personen gedeckt. Vor dem Ehbrenplaz Seiner Majestät des Kaisers lag ein fostbares Die Tafelmusik wurde von den Garde-Cürassieren Den Kaisertoast brachte als Senior der festlihen Versamm- lung der Landes-Director von Meyer aus.

Blumenkissen.

s auf die inneren Einrichtungen vollendet, das erz - ischöfliche Convictsgebäude nebst Kapelle im Rohbau fertig estellt. In Godesberg ist die Anlage eines neuen Kurparks in der Ausführung begriffen.

Hamburg, 29. Februar. Die am 29. Februar 1792 ju- erst Unter dem Namen „Hamburgische Adreß-Comtoir-Nachrichten erschienenen „Hamburger Nachrichten“ feiern, wie der „Hamb. Corr.“ berichtet, heute das Jubiläum ihres hundertjährigen Be-

Seit über vierzig Jahren ist der Besißer und Leiter des Blattes Herr Dr. Emil Hartmeyer.

99. Januar. Mit dem am s. d. M. in der Nähe

J

ttlements zurüfkehrend) an Bord waren, mit einer daß sämmtriche Boote, mit Auënahme eines einzigen, etwa dreißig Personen enthaltenden, kenterten. Den leßteren gelang es, an der nur wenige Scemeilen entfernten Küste zu landen; einige in der Nähe sich aufhaltende Fischerboote retteten ungefähr weitere zwanzig mit den Wellen kämpfende Chinesen, sodaß 1m ganzen gegen funfzig Menschenleben gerettet wurden. Die Panik, die an Bord herrschte, muß entseßlich gewesen sein; sämmtliche Europäer, dér Schiffs- führer (Capitän Alex. Lee) und zwei Steuerleute, sowie die drei Maschinisten, ferner die Frau des ersten Maschinisten sanken mit dem in die Tiefe. Das Schiff, das während der leßten Jahre aus\schließlich die Beförderung von Kulis zwishen Swatau und den Straits Settlements besorgte, war für 12 000 Pfd. Sterl.

Die nächste Hauptversammlung des „Vereins ehemaliger Einjährig-Freiwilliger der Cavallerie“ den 2. März, Abends 8 Uhr, bei F. Wendeborn, Französischestr. 5 Gâste find willkommen.

findet Mittwoch,

Als Play für das in Köln zu errichtende Kaiser | veröffentlichtes Wilbelm-Denkmal ift auf Vorschlag des Denkmal-Comités von der Stadtverordneten-Versammlung einstimmig die Stelle am Kaiser- Wilhelmring ausersehen, wo fih gegenwärtig der Kaffee-Pavillon be- Das Denkmal ist von dem Künstler Anders vertragsmäßig

neuen Centralbahnhof sind bisher mit großem Eifer gefördert worden, so daß theilweise {on der Sockel zum Empfangsgebäude gesetzt und auh das fahrbare eiserne Gerüst zur Herstellung der Hauptperronhallen aufgestellt werden konnte. rungen sind fertig und dem Verkehr übergeben. gebäude ist bis auf den inneren Ausbau vollendet. Justizgebäude wurden neuerdings die Innenarbeiten ausgeführt. Am 1. Oktober wurde der Betrieb des städtischen Elektricitäts- j Zur Zeit sind 8000 Lampen angeschlossen, 12 000 angemeldet (auf 16 kerzige Glühlampen bezogen).

Die Eifenbahnüberfüh- Das neue Poft- Im neuen

werts zu Köln begonnen.

Der Neubau des Provinzial-Museums geht seiner

Vollendung entgegen. Das neue Universitäts-Bibliothefts-

Nach Shluß der Redaction eingegangene

Depeschen.

St. Petersburg, 1. März. (W. T. B.) Ein heute Geseg bestimmt, daß der Zoll für Materialien zu Baumwollfabrikaten bci der Zusfuhr der leßteren ins Ausland zurücerstattet wird. Ein weiteres Geseß betrifft die Bildung der Gesellschaft für die Rjäsan- Ural-Eisenbahn, welhe die Koslow Ssaratow-Kroneisen- bahn in Pacht erhält und mehrere Zweigbahnen errichten sowie deren Betrieb übernehmen soll.

Athen, 1. März. (W. T. B.) Jm Königlihen Auf- trage erschien gestern Abend ein Secretär des Königs bei dem Minister-Präsidenten Delyannis. Nach der Unter- redung fand ein Ministerrath statt, worauf alle regierungs- treuen Abgeordneten zu einer Berathung auf heute eingeladen Es wird vielfah angenommen, es handle sih um die Demission des Cabinets.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Beilage.)

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iht vom 1. März, Morgens.

Wette

In Scene geseßt vom

Tanz von Emil Graeb. E t Musikalische Direc-

Ober-Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben-Inspector Ventky. fana 7 Uhr.

| |

Wind. Wetter. |

Stationen.

Temperatur

|

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p.

red. in Millim.

Donnerstag : Opernhaus. 57. Vorstellung. Caval- Donnerstag: Das Sonntagskind. lería rusticana (Bauern-Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleihnamigen Volks\ftück von Verga. geseßt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Kapellmeister Weingartner.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- Mittwoch: Zum 5. Male: Riquette. Lust- 3 Acten von Henry Meilhac.

Tert nah dem

In Scene

in 9 Celfius 59C.=49R

Norher: Di ti Borher: Die lustigen Jn Scene

Mullaghmore| 766 |ONO 3 heiter 2 Aberdeen . . | 768 |OD 3'bedeckt 2 Christiansund | 769 |SSO 1 wolkenlos | —3 Kopenhagen . | 766 |ONO 6)|bedeckt —3

Stockholm . 771 |[NO 4ihalb bed. |—10

Haparanda . 776 still|wolkenlos |—26 St.Petersbg. | 770 |NO 1Schnee |—14 Vioalau. . ..| 762 |NO 1/Shnee | —8 Cork, Queens-

O ee 764 ONO Z3\wolkig 8 Therburg 759 |N 5'bedeckt D

R 09 MD So 4 e. (0 D 4woltia | —1 Hamburg . . | 761 |ONO * b|bedeckt O Swinemünde | 763 NO 6 bedeckt | —1 Neufahrwasser; 762 |NO 4 bedeckt | —3 Memel ... | 763 |NO 4 bedeckt | —6 D l. O8 _INW 1 bedeckt 2

ATISTUDE 1 (00 till wolkig 2 Wiesbaden . | 756 |[W 1'bedeckt [D München .. | 755 |S 1 'bedeckt 3 Chemniy .. | 757 |D 2D H Wern ¿1 L D 4bedeckt 0 Wien .. O E still bedeckt 2 Breslau... | 759 |[NO 2\bedeckt —1 e Dl 799 |DNO 4wwolkig 4 Sa ... | (05 [DND- NNebel 6 Ae 757 still wolkig e

Uebersicht der Witterung.

Unter der Wechselwirkung eines barometrischen Marimums über dem Bottnishen Busen und einer Depression über dem nordwestlihen Deutschland wehen an der deutschen Küste vielfa starke östliche und nordöstlibe Winde, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben etwas herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter andauernd trübe, im Süden ift allgemein, im Norden stellenweise Nieder- {lag gefallen, jedoch fast überall nur in geringer Menge. Die Frostgrenze verläuft von Hamburg

d Ungarn hin. In Finnland ist wieder strenge Kälte eingetreten, welche sich mit den Nordostwinden \üdwestwärts fortpflanzen und fi

südostwärts na

auch in unsern Gegenden fühlbar machen dürfte. Deutsche Seewarte.

Komisch - phantastische Tert von H. S. von Mosenthal, nah Shakespeare?'s gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Lachen. Märchen-Schwank in 6 Bildern von Ernst Musik von Ferdinand Hummel. In Scene geseßt vom Musikalische Direc- Anfang 7 Uhr.

Windforc. Komif O, Nicolai.

Weiber von

Anf 71 Ubr. ) Acten von Anfang 7ck Uhr

geseßt von Sigmund Lautenburg. Donnerstag : Riquette.

Lelle-Alliance-Theater. Woche des Ensemble - Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlih bayerishen Hofschau- Marx Hofpauer).

63. Vorstellung. Das heilige Der PVrozen-

\spielers Herrn der Pr Bauern-Posse mit Ge-

bauer von Tegernsee. fang und Tanz 1in 4 Aufzügen von Hartl-Mitius. Musik von H. Müller. Anfang 7+ Ubr.

Donnerstag und folg. Tage: Der Protzenbauer von Tegerusee.

von Wildenbruch.

Ober-Regisseur Max Grube.

tion: Herr Steinmann. 3. Act: „Schuhplattl-

Deutsches Theater. Mittwoch: Die Jour- (Adelheid: Therese Thönnissen, vom Hof-

Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7 Ubr: Mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer Majestät der Kaiserin. Fest- und Gala-Vorstellung zum Besten des Baufonds der Kaiser Wilhelm- Gedächtnißkirhe. E Auf Helgoland oder: Ebbe und Flut). Große hydrol. Ausftattungs- Pantomime in 2 Aktheilungen vom Director E. Nenz. Nationaltänze von (65 Damen) 2x. Ein- lagen: „Garde-Hufaren“ und „Ulanen“. Damvf- {hiff- und Bootfahrten, neue überraschende Licht- und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Niesenfontäne. Zum Schluß: Großes Kunst- und Pracht-Feuerwerk Im Reiche der Blumen, fantasie equestre von

Frl. Clotilde Hager. „Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. „Cyd“, ge-

ritten von dem Schulreiter Herrn -Gaberel. Walküren-Manöver, geritten von 16 Damen. 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hoben Drahtseil. Auftreten der Reitkünstler Herren Alexander Briatore und Lion Dastie. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns c. Täglich: Auf Helgoland.

Mittwoh: Zum Gesangsposse

Adolph Ernst-Theater. Der Tanzteufel. e 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Scene geseßt von

Theater in Gotha, a. G.) Donnerstag: College Crampton. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld. „Romeo und

Anfang 7 Uhr. 69. Male:

Julia“ findet am Sonnabend statt. Gustav Steffens. Anfang 7F Uhr.

Donnerstag: Der Tanzteufel.

Berliner Theater. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Der Hüttenbefitzer.

Freitag: 25. Abonnements-Vorstellung. Schlimme

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Mittwoch: 3. Gastspiel l. bayerishen Hofschauspielers Conrad Dreher chen, der Damen Schäfer, Neubauer und 5 Brandtner (Schuhplattler), sämmtlih vom Gärtnerpla Novität! Zum 3. Male: J Volks\tück in 4 Acten (6 Bildern) von Musik von Josef Krägel. gesezt vom Ober-Negisseur A. Kurz. Ort der Hand- lung: Ein Dorf im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader : Herr Dreher.) Anfang 7+ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Lessing -Theater. in München.

330 (Fiaker 117). Donnerstag: Fräulein Frau.

Freitag: Die Grofstadtluft.

Nächste Nachmittags-Vorstellung zu volksthümlichen Preifcn (Parguet 2 #4): Die Ehre. ohne Aufgeld täglich.

Mittwoch: Funf Dichter.

Paragraph

Der sechste Nauchenegger.

Vorverkauf

Hohenzollern-Galerie _ am Lehrter Bahnhof. Gr. bistor. Rundgemälde 1640—1890. 9 Vorm. 11 Ab, L Kinder 50 „1.

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 10. Male: . Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarete Schmidthals mit Hrn. Lieut. Ludwig von Grolman (Schweidniß). Frl. Tina von Lieres und Willkau mit Hrn. von Dazur (Tschachawe). Frl. Else Schüler mit Hrn. Rechtsanwalt Gustav Blümel (Ottmachau- Frankenstein). Frl. Marie von Rieff mit Hrn. Lieut. Hoffmeister (Berlin-Oranienstein).

Verehelicht: Hr. Nechtsanwalt und Notar Hans Ziemann mit Frl. Marie Ioscht (Loslau). Hr. Pastor Albert Krause mit Frl. Marie Knop

(Treppeln, Kr. Krossen a. O.).

Geboren: EinSohn: Hrn. von Bredow-Ihlow

(Berlin). Hrn. Hauptmann Curt von Gallwitz gen. Dreyling (Gumbinnen). Eine Tochter:

Hrn. Marine-Baumeister Plehn (Kiel). Hrn.

Prem.-Lieut. Erdmann (Münsterberg). Hrn. Ober-Regierungs-Rath Dr. Fornet (Arnsberg).

Gestorben: Fr. Superintendent Antonie Strauß,

geb. von Nandow (Mühlwiß). Hrn. Gymnasial- Oberlehrer Dr. Kirsch Tochter Helene (König®- hütte). Hr. Geh. Sanitäts-Rath Dr. Wilhelm Hintze (Kaiserêwerth).. Hrn. Hauptmann Carl von Laffert Sohn Gebhard (Dresden). Verw. Fr. Ober-Amtmann Ida Fischer, -geb. Reisner (Schöneberg bei Berlin). Verw. Fr. Oberst Elise Mebes, geb. von Froreih (Berlin).

Der berühmte Mitbürger. Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 56. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Tert mit Benußung des Goethe’shen Romans: „Wilhelm Meister's Lehr- jahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deuts von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni.

Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 62. Vorstellung. Das heilige Lachen. Märchen-Schwank in 6 Bildern von Ernft von Wildenbruh. Musik von Ferdinand Hummel.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlihen Theater. Anfang 7# Uhr.

“Donnerstag: Yvette. Vorher: Der berühmte Mitbürger. i Sonntag: Nachmittags - Vorstellung.

Parquet 1

Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag-

Berlin:

Anfang 4 Uhr.

Concerte.

Sing-Akademie. Mittwo{, Anfang 74 Uhr. Klavierabend von Bernhard Stavenhagen.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Mittwoch: Mit neuer Aus\tattung zum 42. Male: Operette in 3 Acten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von 1 geseßt von Julius Frißsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die

Das Sonntagskind.

Concert-faus. Mittwoch: Karl

Carl Millöcker. Anfang 7 Uhr.

In Scene

Nofsini-Feier.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Verlag der Expedition (Sch{olz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagse

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (cinschließlich Börsen-Beilage),

sowic Zuhaltsaugabe zu Nr. 6 des öffent- lichen Auzeigers (Commanditgesellschaften auf Actien und Actiengesellschaften) für die Woche

vom 22. bis 27, Februar 1892.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Skaals-Anzeiger.

M D.

Berlin, Dienstag, den 1. März

1892,

Deutscher Reichstag. 183. Sißung vom Montag, 29. Februar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von Caprivi und die Staatssecretäre Dr. von Stephan, Freiherr von aan und Hollmann sowie der König-

inister veri B Jn der Hof-

lih preußishe Staats-2 : loge Seine Königliche Hoheit der

Haus ist schwach beseßt.

Präsident von Leveßow: Es sei wiederum eine größere Zahl von Ee aaen, Er möchte dem Hause vorschlagen,

daß es nur folche Urlau ige, D : andere besonders dringende Verbäktnifse begründet seien.

Abg. Dr. Bamberger (dfr.) zur , Geschäftsordnung: Sei es nit bei diefer Gelegenheit angezeigt, wieder einmal die Frage anzu- regen, ob das unerträglihe Zusammentagen des Reichstags und Land- tags niht zu überwinden sei? Aus diesem Zustand crkläre sich

die so häufig wiederkehrende Beschlußunfähigkeit des Hauses.

Präsident von Leveßow: Er würde in dieser Beziehung eine Anregung aus der Mitte des Hauses erwarten müssen, als Prätident

würde er aus eigener Jnitiative die Sache nicht unternchmen können.

Abg. Nickert (dfr.): Man habe ja bereits wiederholt folche Anregungen gegeben, sie seien aber wirkungslos abgeprallt an den Mitgliedern des Bundesraths. Der Reichstag werde alle Veranlassung haben, die früheren Verhandlungen wieder aufzunehmen und nochmals die verbündeten Regierungen zu bitten, die Sache zu erwägen, vielleicht finde man dann mehr Gehör wie früher. e ;

Abg. Dr. Bamberger (dfr.): Er habe bereits seit einiger Zeit mit verschiedenen Mitgliedern, auch mit Herren von den verbündeten Regierungen darüber gesprochen, ob die Sache niht von neuem zu prüfen sei. Es sei denkbar, daß der neue Reichskanzler eine andere Stellung zu der Frage einnehme als der frühere, und vielleiht eine der Sache günstigere. In einer ähnlichen Situation wie in Deutschland, wo zwei Häuser neben einander tagten und in dem einen so wichtige Coaimissicnen, wäre es in keinem Lande der Welt mögli, zwei Häuser beschlußfähig zu erbalten.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Auch er sehe in dem Zu- sammentagen beider Häuser einen großen Uebelstand. Es tage ja nicht nur der preußische, sondern auch der bayerishe Landtag neben dem Reichstag. Jedenfalls sei aber die jeßige Sachlage den verbündeten Regierungen nicht zum Vorwurf zu machen. Da Deutschland kein Einheitsstaat sei, fo müßten eben die einzelnen Landtage ihre Rechte neben einander geltend mahen. Wollte man jedem der beiden Häuser eine besondere Zeit überlassen, so würde man der Beschlußunfähigkeit au) nicht abhelfen. Er wisse überhaupt niht, wie man das Uebel beseitigen wolle, und er müsse abwarten, welhe Anträge die Herren stellten.

Abg. Graf Ballestrem (Centr.): Seine Partei habe unter dem jeßigen Zustande am meisten zu leiden. Viel störender als der preußische Landtag seien die Landtage der süddeutshen Staaten, die auch gleichzeitig mit dem Reichstag tagten und räumlich entfernter seien als der preußische Landtag. Seine pvolitischen Freunde würden es mit Freude begrüßen, wenn man mit den verbündeten Regierungen das chronische Uebel der BeschlußZunfähigkeit beseitigen könnte.

Abg. Richter (dfr.): Er könne -dem Abg. Freiherrn von Stumm nit zugeben, daß die Regierungen selbst an diesem Mißstande shuldlos seien. Reichstag und Landtage träten doh nicht von selbst zusammen, sondern sie würden von den Regierungen zu einer bestimmten Zeit berufen. Wäre der Reichstag entsprechend einer früher vom Reichstag beschlossenen Resolutien schon im Oktober ein- berufen worden, so bätte er bis Weihnachten einen erheblichen Theil seiner Arbeiten abwickeln können. Das Uebel siße aber haupt- sächlich in der Diätenlosigkeit, die namentlich für die süddeutschen Ab- geordneten doppelt ins Gewicht falle. Dazu komme, daß eine große Ungewißheit über das Ende der Session bestehe. Wenn man ficher wüßte, daß bis spätestens Palmsonntag der Meichstag geschlossen werden würde, so würden viele Abgeordnete demnach ihre Disposi- tionen treffen und eine größere Zahl sich hier einfinden können. Er halte es nicht für möglich, einen diätenlosen Reichstag über vier Monate zusammenzuhalten.

Abg. Graf von Preysing (Centr.): Der weitaus größte Theil der Bayern, welhe Mitglieder des Yleichstags seien, seten zugleich Mitglieder der bayerischen Kammer und die Verhältnisse, die daraus resultirten, daß man bald hier, bald dort sein müsse, seien

eradezu unangenehm. Im Jahre 1873 habe eine ähnliche Besprehung falactunpch die aber erfolglos verlaufen fei. :

Abg. Dr. Bamberger (dfr.): Er habe der Regierung absolut keinen Borwurf gemacht, sondern im Gegentheil darauf hingedeutet, daß, nachdem das Reich seit zwei Jahren einen anderen Reichskanzler habe, es vielleiht die Schwierigkeiten eher beseitigen könnte, als früher, wo der Fürst Bismarck vielleicht mit der Friction der Interessen der beiden Häuser niht ganz unzufrieden gewesen sei. Er hoffe, daß die verbündeten Regierungen und der Reichskanzler mit dem Reichêtag eine Lösung dieser allerdings nicht leihten Aufgabe finden würden. Der Präsident werde allerdings die Initiative nicht ergreifen Éönnen, feine (des Nedners) Partei würde es aber dankbar anerkennen, wenn der Präsident im außergeshäftlihen Wege die Sache in die Wege leiten wolle: denn er fet überzeugt, niemand leide moralisch mehr unter dem gegenwärtigen Zustand, als der Präsident.

Abg. von Helldorff (conf.): Ein Tagen vom Oktober an würde für cinen großen Theil der Mitglieder diejes Hauses geradezu unmöglich sein, nämlich für diejenigen, welche in der Landwirthschaft beschäftigt seien. Darin könnte allerdings die Regierung etwas thun, daß man rechtzeitig und regelmäßig ein Arbeitsprogramm für jede Session feststelle. Eine große Zahl von Geseßesvorlagen gelange an den Reichstag, die vielleicht noch cin Jahr Zeit hätten. Die Be- \{lußunfähigkeit resultire viel weniger aus dem Zufsammentagen beider Hâufer, als daraus, daß ein großer Theil ihrer Mitglieder nicht das gehörige Pflichtbewußtsein habe. Das einzige Mittel der Abhilfe liege in der Umgestaltung der Behandlung der Geschäfte: der Neichs-

tag müsse selbst lernen, mit feiner Zeit ökonomischer umzugehen : wenn man drei bis vier Tage über Dinge rede, die vielleiht an einem Tage abgemacht werden könnten, dann komme man nicht weiter. Man könnte geshäftsordnungsmäßig die Berathungen in folche theilen, in denen Beschlüsse gefaßt, und in solche, in denen bloß Reden gehalten würden. Wenn man die englishen Verhältnisse genauer \tudirte, fo könnte man wohl einen Weg finden, um die Sitzungen fruchtbarer und wirksamer zu machen.

Abg. Pr. von Marquardsen (nl.): Der baverische Landtag trete nur alle zwei Jahre zusammen; die Collision sei also niht so ftarf. Auch er glaube, daß eine große Anzahl Mitglieder hier nicht ihre Pflicht erfülle, welche durd) Landtagsarbeiten gar nicht abgehalten seien. Vielleicht sammele man darüber einmal statistishes Material. Man habe alle Ursache, dem Präsidenten in dieser Sache zu Hilfe zu kommen; hoffentlich finde man einen Ausweg. Er sehe gar nicht ein, warum nicht die Landwirthe {on in der zweiten Hälfte des Oktober hier sein könnten.

Abg. Singer (Soc.): Der Abg. von Helldorff beklage sich

über das viele Reden, aber gerade feine Freunde hätten dur lange Reden das Zustandekommen der Handelsverträge in unnöthiger Weite aufgehalten. Außerdem aber lebe man in Deutschland unter Ver-

rinz Heinrich. Das

e bewillige, welhe durch Krankheitsfälle oder

die es sich hier handele, und die gegen die Stimmen feiner Fraction

0

Monate tagen solle.

Voltsvertreters sei, gegen ihm niht zusagende Vorlagen zu polemi-

gethan. Man werde in Preußen fo in Anspruh genommen, daß man fast an der Grenze seiner Kräfte angelangt sci. Man werde seiner Partei vielleiht die Doppelmandate vorwerfen, es liege aber nicht in ihrem Willen, wenn das Volk die Mitglieder an einen bestimmten Posten hinstelle. Auch die Minister zersplitterten thre Kräfte und ihnen müsse an der Aenderung des bisherigen Zustandes liegen. Am 13. Juni 1873 sei ein Antrag Lasker mit großer Majorität angenommen worden, worln der Reichskanzler aufgefordert worden sei, darauf hinzuwirken, daß der Reichstag künftig 1m Oktober ein- berufen werde. Sämmtliche Bundesregierungen seien um eine Aeuße- rung ihrer Ansicht in dieser Sache ersuht worden, der Reichstag habe aber nicmals eine Mittheilung über die Ansichten der Bundesregierungen erhalten. Er möchte vorschlagen, daß derselbe Antrag wie damals wieder eingebracht werde. 2

Abg. Dr. von Bennigsen (nl.): So groß sei die Zahl der Landwirthe hier im Hause nicht, daß die Rechte dauernd abgehalten sein würde, im Oktober den Sißungen beizuwohnen. Er möhte aber dem Präsidenten und dem Hause einmal die Frage nahelegen, ob die jeßt zur Beschlußfähigkeit erforderlihe Zahl für ale Formen der Berathung erforderlih sei. Er verlange nicht, daß bei definitiven Entscheidungen über Geseße oder über Geldbewilligungen die jeßige Beschlußfähigkeitsziffer heruntergeseßt werde, obgleih in anderen Staaten, namcutliÞ in England, eine niedrigere Ziffer existire. Aber was stehe denn im Wege, für die zweiten Be- rathungen, die den größten Theil der Zeit beanspruchten, vielleicht die Ziffer Hundert festzustellen? In der dritten Lesung könnte der Beschluß zweiter Lesung politis und „sahlich immer noch revidirt werden. Dabei fei vorauszufeßen, daß man bei Beginn des Neichs- tags den Arbeits\toff des Reichstags einigermaßen übersehen könne. Auf Grund eines Arbeitsprogramms würde es dem Präsidenten und der Mehrheit des Reichstags sehr leicht sein, die Geschäfte so cinzu- theilen, daß der Reichstag früher damit fertig werde, als es jeßt der Fall fei. i:

Präsident von Leveßow: Wenn die Beschlußfähigkeit des Reichstags von der Geschäftsordnung abhinge, dann würde er {on längst einen Vorschlag gebracht haben in der Richtung, wie es der Abg. Dr. von Benuigsen angedeutet habe. Die Beschlußfähigkeitszifer sei aber festgelegt durch Art. 28 der Verfassung. Es würde sich um eine BVerfassungéänderung handeln, und in diefer Bezichung die Initiative zu ergreifen, sei nicht Sache des Präsidenten.

Abg. Freiherr von Stumm (Nv.): Es werde Zeit sein, die Sache zu verhandeln, wenn ein Antrag vorliege. Jedenfalls würde nach einem solchen Vorschlag die zweite Lesung nur eine vorberathende Handlung sein und- das Schwergewicht in die dritte Lesung fallen.

Ag. Nicht er (dfr.): Einer Herabseßung der Beschlußfähigkeits- ziffffer habe man aus guten Gründen niemals eine weitere Folge ge- geben, und es würde schon an sich sicher niht zur Hebung des Ansehens des Reichstags nach außen hin beitragen, wenn die Beschlußfähigkeitsziffer herabgeseßt würde. In diesem Falle würde die zweite Lesung, in die jeßb die Haupt- entscheidung falle, nur die Bedeutung ciner Commissionsberathung haben und das Schwergewicht in die dritte Lesung fallen, die jeßt in ‘der That nur sehr kurz verlaufe. Man würde erweiterte dritte Berathungen bekommen und keine Zeit gewinnen. Die heutige Ver- handlung habe ergeben, daß die Mehrzahl eine Einberufung des Reichstags im Oktober mit einem möglichst festgestellten Arbeitéplane wünsche. Vor allen Dingen müßten Diäten bewilligt werden.

Danmit schließt diese Geschäftsordnungsdebatte ab.

Es folgt die weitere Berathung des Etats der Marin e- verwaltung, und zwar der einmaligen Ausgaben. Referent Abg. Fritzen (Centr.) führt aus, daß die Budget- commission überall da Abstrihe gemacht habe, wo die Bestände aus den früheren Jahren noch nicht vollständig verwendet seien.

ZUm Bau einer Kreuzer-Corvette „H“ werden 1000000 M6 als fünfte Nate bewilligt.

Bei der Forderung von 3300000 # zum Bau des Panzerschiffs „Brandenburg“ erflärt

Abg. v. Henk (cons.): Es sei von manchen Seiten darauf hin- gewiesen worden, seine am 6. März v. I. hier über die Geschwindig- keit von Panzerschiffen abgegebene Erklärung contrastire mit dem, was er in der Commission über dieselbe Materie geäußert habe. Die Sache hänge. so zusammen. Nah Schluß der betreffenden Com- missionsfizung sei thm privatim von einem Negierungs-Commissar nicht, wie er irrthümlih am 6. März hier gesagt habe, vom Staats- fecretär des Marineamts bemerkt, die Prüfung der Geschwindigkei der Panzerschiffe finde in fremden Marinen, namentlich in der fran- zösischen, im Gegensatz zu den deutschen Probefahrten bei nit voller Belastung statt, sodaß man die Ergebnisse niht ohne weiteres den ungünstigeren Resultaten der mit voller Schiffsbelastung vorgenom- menen Probefahrten an die Seite setzen dürfe; die Verschiedenheit in scinen beiden vorjährigen Auslassungen sei eben darauf zurüctzu- führen, daß er die erwähnten Thatsachen das eine Mal nicht gekannt habe, das andere Mal aber von ihnen Kenntniß genommen habe. Das Schiff sei die Waffe und trage die Waffe, mit der der Feind getroffen werden solle, darum sei ein Schiff um fo vollwerthiger, je vorzüglicher cs an Schnelligkeit, Panzerung, Manövrirfähigkeit sei. Der Titel wird bewilligt.

Bei den Panzerschiffen B, C und D beantragt die Budget- commission, statt 1800000 s bezw. 1500000 4/46 und 2 000 000 M nur je 1 000000 zu bewilligen.

Abg. Niert (dfr.): Bei der Bewilligung der Fahrzeuge, um

erfolgt set, habe er darauf hingewiesen, daß diese Bewilligung wahr- \cheinlih große finanzielle Ii für Trokendocks und Hafen- Y

machten, die Neichstagsverhandlungen zu benußen, um alles das, was in der Presse niht ge?agt werden könne, im Reichstag zur Sprache zu bringen. Es fei weit und breit anerkannt, daß nur noch im Retchs- tag ein wahres, freies und fräftiges Wort gesprochen werden könne.

Abg. Freiherr von Manteuffel (conf.): Diese lezten Aeuße- rungen seien äußerst lehrreih. Er denke, die Meinungéäußerungen der socialistishen Presse seien doch unverblümt und frei genug und er halte es nit für eine des Reichstags würdige Stellung, wenn man dieses Haus bloß dazu benußte, um aus dem Fenster heraus zu sprechen. Daß seine Partei die Verhandlungen vershlevpe, bestreite er auf das Allerentschiedenste. Die Handelsverträge seien schnell genug erledigt worden, das österreichische, das italienishe Parlament habe sie viel länger berathen. Im übrigen müßten die Regierungen doch auch Zeit haben, ihre Vorlagen auézuarbeiten und könnten den Reichstag nicht früher cinberufen, als bis fie damit fertig seien. Er erinnere nur an die Landgemeindeordnung und die Einkommensteuer im vorigen Jahre. Ein diâtenloser Reichstag habe bereits bis Mitte Juli gesessen, er sehe niht ein, warum er nicht auch jegt über vier

_ Abg. Rikert (dfr.): Seine Partei meine nicht, daß die Con- servativen Unrecht gethan hätten , Tage lang über die Handelsverträge zu sprehen. Das sei ihre Pflicht gewesen, wie es Pflicht jedes

siren. Er mache auch nicmandem einen Vorwurf daraus, wenn er zum Fenster hinaus spreche. Das habe auch der früßere Reichskanzler

auf 23 Millionen an einmaligen und 2 Millionen an dauernden Aus- gaben befchränken. Im Januar 1890 sei ihm auf die wiederholte ¿rage vom damaligen Staatssecretär des Marineamts erwidert, er Tonne ih nit für alle Zukunft dafür verbürgen, daß für Trocen- dods feine größeren Ausgaben nöthig würden; den augenblick- lichen Bedürfnissen fei Nechnung getragen, auch für die Fertigstellung der neuen großen Schlachtschiffe. Hier liege aber der wundeste Punkt der -Marineverwaltung. Seine Fraction sei für die Forderungen der Marine {hon zu einer Zeit eingetreten, als die rechte Seite des Hauses sie deshalb verspottet habe, und der Graf Herbert Bismarck gemeint habe, -fie wolle fostspielige Schiffe bauen, die gegen das Interesse des Landes seien. Seine Partei {äße die Marine sehr hoh, könne aber nicht vertragen, daß sie jeden Tag eine andere Route geführt werde. Der in der Denfschrist von 1887 enthaltene Plan für die Entwickelung der Marine sei durch die Denkschrift vom Jahre 1889/90 völlig geändert worden, und jeßt wie- der wü: den für die vor furzer Zeit für nicht nöthig erflärten Trocken- dods 15 Millionen verlangt. Man müße einen bestimmten Plan, namentli in finanzieller Hinsicht, haben, denn die finanziellen Inter- essen des Neichs und seiner Bewohner folle man bier vertreten. Er mache aus der bestehenden Unstetigkeit dem Staatssecretär Holl- mann keinen Vorwurf, denn bei den früheren Erklärungen set er noch nicht im Amt gewesen; aber fragen möchte er, ob die Marine- verwaltung erst ganz Türzlih sich von der Nothwendigkeit der neuen Dos überzeugt habe. Würden ferner diese Docks das Ende der Be- willigungen bilden? Würden niht für Einrichtungen von Häfen, namentlih in Wilhelmshaven, Dußende von Millionen aus Anlaß der Schiffsbauten, die die große Mebrheit des Hauses in dem Ver- trauen bewilligt habe, daß danach keine wesentlihen Mehrforderungen fommen würden, doch noch nachfomnmen? Hierüber brauche der Reichstag, brauche das Land Klarheit. 7 i

Staatssecretär Hollmann: /

Soweit die Acußerungen des Herrn Vorredners ih auf die Docbauten beziehen, werde ih mir gestatten, darauf ‘Antwort zu geben, wenn über diesen Titel berathen wird. Ich möchte nur porausschicken, daß diese Bauten nicht ganz überraschend kommen ; hon im vorigen Jahre ift ein Titel im Erxtraordingriuum von 36 000 . für Projectarbeiten diefer Docks eingestellt. Jch habe auch, wenn ih mich nit irre, hon damals mi in der Commission über die Nothwendigkeit diefer Bauten geäußert.

Was im übrigen die von dem Herrn Vorredner hier zur Sprache gebrachte außerordentliche Entwickelung der Marine anbelangt, so möchte ih mich auf die Erklärungen berufen, welhe im vorigen Jahre von den verbündeten Regierungen von diesem Tische aus ab- gegeben worden sind. Es ist damals gesagt worden, die verbündeten Regterungen steben auf dem Programm des Jahres 1889/90, und in diesem Programm ift dem hohen Reichstag dargelegt worden, welche Entwickelung die Marine in den nächsten Jahren nehmen solle. Alle diese Schiffe, die hier dem Etat einverleibt sind, gehören diesem Programm an. Jch möchte aber hier gleih bemerken, daß infolge der Abstriche des hohen Reichstags die Marineverwaltung sehr weit zurückgeblieben ist in ihrem Programm.

Abg. Rickert (dfr.): Er constatire, daß seine zweite Frage über die Hafenbauten gar keine Beantwortung gefunden habe. Lieber fei ihm das freilih schon, als wenn eine Antwort gegeben werde, dic man dann nach zwei Jahren wieder umstoße. Er constatire ferner, daß die Nothwendigkeit der Docks der Negierung nicht als etwas Ueber- raschendes erschienen sei. Daun hätte man dem Reichstage im vorigen Jahre anderen Bescheid geben müssen. i;

Der Titel wird bewilligt. Titel 12 (3 280 000 6 zur Herstellung von Torpecdobooten zweite, bezw. erste Rate, für e 8 Torpedoboote bestimmt) wird in zwei Titel zerlegt: Titel 12 zur Herstellung von 8 Torpedobooten, zweite und Schlußrate 1080 000 , Titel 12a zur Herstellung von 8 Torpcedobooten, erste Rate 2200 000 M

Die Commission beantragt ferner folgende erste Raten (Titel 14—19) zu streihen: 2000000 ( zum Bau der Kreuzer-Corvette „K“; 1500000 A zum Bau des Panzer- fahrzeuges „W“:* 750 000 # zum Bau des Kreuzers „V“ und 1 200 000 M zum Bau des Avisos „H“: gestrichen werden follen auch die Ausgaben für die artilleristishe und Torpedo- Armirung dieser Schiffe.

Referent Abg. Fritzen-Düsseldorf (Centr.): Nach einer inder Commission abgegebenen Erklärung des Staatssecretärs hätten sieben Panzer-Corvetten gefordert werden follen von dem Typus, der auch für das Schlahtshif „J“ intendirt gewesen sei, und welche den Zweck hätten, in einem Kriege der feindlichen Handelsmarine Schaden zuzufügen, die deutshe zu schüßen. Das Fahrzeug „J“ fei aber im vorigen Jahre niht in Angriff genommen worden, weil die neueste Eutwickelung der Schiffsbautechnif neue Grwägungen nöthig gemacht habe. Man sei s{ließlich dahin gekommen, daß die beiden genannten Zwecke der Defensive und der Offensive nicht von denselben Schiffen erreiht werden fönnten, und die Regierung habe für den cinen Zweck drei größere Fahrzeuge, für den anderen ZwecÉ vier kleinere gefordert. În der Commission hätten sich nun drei Gruppen gebildet: die erste habe gar keine neuenSchiffe bewilligen wollen, bis genauere Erfahrungen gemacht seien: auch habe diefe Gruppe gemeint, Deutschland könne feinen ganzen Seehandel doch niht s{chütßen, dazu sei niht einmal England im stande, dazu bedürfe es internationaler Vereinbarungen. Kaperbriefe auszugeben, sei auch bedenklich, weil beim Friedenss{luß dem unterliegenden Theil dex Ersatz des angerichteten Schadens würde auferlegt werden; auch eine weitere Verwendung von Kreuzern für den politishen Dienst habe man nicht für gut gehalten und s{ließlich habe man auch die mit der Vermehrung von Schiffen nothwendige Mannschaftsvermehrung vermeiden wollen. Die zweite Gruppe habe jene dret Fahrzeuge be- willigen wollen, bezüglih deren feine Meinungéänverung bei der Marineverwaltung eingetreten sei, und weldhe zum Schuß der deutshen Küstenschiffahrt und der deutschen, Häfen bestimmt gewesen seien. Freilich seien au damit große Mehrbelastungen verbunden gewesen, denn zu der Herstellung der dem jeßigen Stande der Dinge ent) prechenden Panzerung seien für jedes Schiff 290 000 M. mehr nôthig, für Armirung jedes Schiffes 320 000 6 mehx, als man früher veranschlagt habe. Die dritte Gruppe habe außer den von der zweiten Gruppe bewilligten Fahrzeugen noch e‘men Kreuzer für den politischen Dienst, oder cinen Aviso für d',recte Krieg8as zwecke bewilligen wollen. In der Abstimmung seien {ließli die, ersten Raten für die Panzerfahrzeuge „T“ und „V“ gegen s" „, Stimmen bewilligt worden. E Reichskanzler Graf von Caprivi:

Ih bitte um die Erlaubniß, für die Kreuze; orvette 6 Wort einlegen zu dürfen und dem hohen Hause “die Frage nochmals

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ans Herz zu legen, ob die Vortheile, die dv „H eine Verschiebung

hältnissen in Bezug auf die Preßfreiheit, die es geradezu nothwendig

e nach si ziehen werde; im Jahre 1889 sei ihm auf eine hier- auf bezügliche Anfrage bemerkt, die zukünftigen Mehrkosten würden \ich

dieses Banes guf das nähste Jahr eintreten den um mebr als