1892 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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2 790 830 A infolge der neuerdings eingetretenen Zollermäßi- gungen eine Schmälerung von 240 830 6 erfahren ; anderer- seits hat Braunschweig an das Reich 2604 146 # Matrikular- beiträge zu leisten, und von diesen geht ab der Antheil an den Reichsfinanz-Ueberschüssen für Braunschweig mit 133 749 M, sodaß Braunschweig im Jahre 1892 105 000 mehr empfängt, als es dem Reiche leistet. Dieses Mehr betrug bisher 360800 F. Die Staatsausgaben „weisen in den meisten Abtheilungen des Staatshaushalts ein Wachsen auf, das sih aus der in der legten Volkszählung fest- gestellten erheblihen Vermehrung der Bevölkerung und aus den sich stetig steigernden Anforderungen an die Fürsorge des Staats auf dem Gebiete der öffentlichen Wohlfahrt erklärt. Umgekehrt sind aber auch die Staatseinnahmen in einem dem Wachsen der ordentlichen Ausgaben bislang noch ent- sprechenden Maße gestiegen, sodaß cs nicht erforderlich gewesen ist, dem Staat neue Einnahmequellen zu eröffnen. Die Re- gierung beantragt demgemäß: daß die zehnte Klaffe der Personalsteuer ganz crlassen bleibe, daß von allen directen Steuern zwei Monatsraten, und zwar die der Monate November und Dezember (jedoch mit Ausnahme der von Hausirern, die außerhalb des Herzogthums ihren Wohn- sig haben, und der von Wanderlager-Haltern zu entrichtenden Gewerbesteuer) außer Hebung bleiben, und daß von allen dann noch eingehenden Steuern 6 Proc. als Erhebungsgebühr den Gemeinden überwiesen werden. Hinsichtlih der sonstigen Verwendung der Staatsaufkünfte schlägt die Regierung vor, daß 17 Proc. aller wirklich eingehenden directen Steuern, ver- anschlagt zu 627 009 M,- an die Gemeinden und fernere 970 000 a an die Kreiscommunalverbände überwiesen werden.

Anhalt.

In der heutigen zweiten Sißung des Landtags 1urde, wie der „A. St.-A.“ berichtet, an Stelle des verstorbenen Abg. von Biedersee der Abg. von Krosigk-Rathmannsdorf zum ersten Vice-Präsidenten

Desfaw 1 Mars.

gewählt. Sodann wurde die Bildung von vier ständigen Commissionen . und zwar. 1) -sur den Etat, 2). qur sonstige Finanzsahen, 3) für innere Verwaltung, 4) für die Petitionen vorgenommen. Die hsch _-an-

shließende erste Lesung einer Reihe von Vorlagen führte zur Festsezung der Plenarberathung für eine Neihe kleinerer Vorlagen, während die wichtigeren Vorlagen, wie der Staats- haushalts-Ctat, die Novelle zur Erbschaftssteuer, zum Urkun- denstempel- und zum Handelskammergeseß, sowie der Geseß- entwurf über die Befugniß zur Ausweisung bestrafter Per- sonen und die Vorlage wegen des Anschlusses von Anhalt an den zu erwartenden Vorgang Preußens in der Bußtagsfrage den Commissionen überwiesen wurden.

Deutsche Colonien.

Am 27. Januar, als am Allerhöchsten Gebürtsfest e S ciner Majestät des Kaisers und Közigs, wurde auf Anordnung des Gouverneurs in Dar-cs-Salam, Bagamoyo, Pangani, Tanga, Kilwa, Lindi und Mifindani um 12 Uhr Mittags Parade abgehalten und bei diesem Anlaß die Mann- schaften auf die Bedeutung des Tages hingewiesen. Auch fand seitens der Bezirkshauptleute und Stationsvorsteher cine Beleh- rung der eingeborenen Bevölkerung über die Feier des Tages statt. Die Forts feuerten um 12 Uhr Mittags einen Salut von 21 Schuß. Zur Feier des Tages war gestattet worden, für die shwarzen Mannschaften und Unteroffiziere den Betrag bis zu je 2 Nupien, für die schwarzen Offiziere bis zu 1e 7 Rupien zu ver- ausgaben.

Das „Deutsche Colonialblatt“ veröffentliht nachstehenden Cirkfular-Erlaß an die Kaiserlihen Gouvernements und Commissariate in den Schußtzgebiceten :

Die Wichtigkeit ciner eingehenden sprachlihen Erforschung der deutschen Schutzgebiete hat mir Veranlassung gegeben, den bekannten Sprachforscher Professor Georg von der Gabelent um die Aus- arbeitung eines Handbuchs zur Aufnahme fremder Sprachen zu er- suchen. Dasselbe ist bestimmt, Beamten, Missionaren, Forshungs- reisenden und anderen Personen, die Neigung und Verständniß für Sprachstudien haben, ein geeignetes Hilfémittel zu bieten, um durch die Aufzeilnung von Wörtern, Säßen und zusammenhängenden Texten die Kenntniß der in den Schutzgebieten in Uebung befindlichen Sprachen und Mundarten zu fördern.

Euer 2c. lasse ih beifolgend . . . Exemplare dieses Handbuches mit dem Anheimstellen zugehen, dieselben bei fich darbietender Gelegen- beit solchen, im dortigen Amtsbezirk sich aufhaltenden oder reisenden geeigneten Persönlichkeiten zu verabfolgen, welhe geneigt sind, das von ihnen gesammelte Material der Colonialabtheilung behufs weiterer Verwerthung zu überlassen. Es muß Borforge getroffen werden, daß nach erfolgter Benußung oder sobald genü er Stoff zusammen- getragen worden ist, die Bücher von den Betheiligten eingefordert und bierber zurückgesandt werden.

Berlin, den 27. Februar 1892.

Auêswärtiges Amt. Colonial-Aktheilung. (gez.) Kayser. Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Dstafrika

—hat-unter dem-13--Januar eine Verordmang exlässen, wo:

nah sämmtliche innerhalb des deutschen Schubgebiets an- gesessenen christlichen Missionsgesellschaften ohne Unter- schied der Nationalität für die von ihnen eingeführten Gegen- stände Befreiung vom Einfuhrzoll und von der Verbrauchssteuer bis zum Betrage von 1200 f jährli genießen.

Den Compagnieführern in der ojtafrikanishen Schußt- truppe von Perbandt, von Sivers, Johannes und Ramsay, leßterer à la enite der Schußtruppe, sowie dem Arzt Gaertner is auf ihre Gesuche das Commando zur Schußtruppe nah Ablauf eines dreijährigen Commandos zu derselben verlängert worden, und zwar den beiden Erstgenannten und dem Compagnieführer Ramsay bis zum 28. Februar 1895, dem Compagniceführer Johannes bis zum 8. März 1895 und dem Arzt Gaertner bis zum 10. Juni 1895. Die Com- pagnieführer Nohus Schmidt und End sind aus der ost- afrikanischen Schußtruppe ausgeschieden.

Wie schon gemeldet, ist der Compagniefülsrer in der ostafrifanishen Schußtruppe Krenzler am 15. v. M. im Lazareth zu Bagamoyo am Malariafieber verstorben. Das „Deutsche Colonialblatt“ widmet ihm folgenden Nachruf:

Krenzler war der älteste Compagnieführer in der Kaiserlichen Schuttruppe und gleichzeitig der älteste „Afrikaner“. Bereits 1885 war er im Dienst der Ofstafrikanischen Gesellshaft nah Oft-Afrika gegangen und hatte sein vorzügliches Verwaltungstalent bei der Anlage der Station Dunda bewährt. Wegen Krankheit mußte er damals jedoch 1886 nah Deutschland zurückkehren. Hier trat er nach seiner Wiederherstellung als. Second-Lieutenant in das Feld-Artillerie-Regi- ment König Karl (1. Württembergisches) Nr. 19, bei welhem er seiner Dienstpflicht als Einiährig-Freiwilliger genügt hatte, ein und wurde im März 1887 zum Premier-Lieutenant befördert. Als der Aufstand in Ost-Afrika ausbrach, stellte sih Krenzler in den Dienst der Wissmann-Truppe und hatte an den Gefehten als Führer der Artillerie hervorragenden Antheil. Der Rothe Adler-Orden vierter Klasse

mit Schwertern, das Württembergische Nitterkreuz erster Klasse, der Friedrihs-Orden mitSchwertern, sowie der Sansibar-Orden zweiter Klasse „Der strablende Stern“ wurden ihm in Anerkennung seiner Verdienste verliehen. Als friedliche Zustände wieder hergestellt waren, übernahm Krenzler die Verwaltung des Bezirks Tanga. Nachdem er Ende v. I. einen Erholungsurlaub in die Heimath angetreten hatte, inzwischen zum Hauptmann a. D. befördert und die Kaiserlihe Schußtruppe übernommen worden war,“ kehrte er im April v. F. in seinen alten Wirkungskreis zurück. Hier bereitete ein Fieber dem Leben des that- fräftigen Mannes, welcher am 3. Januar 1856 zu Seebronn, König- reih Württemberg, geboren war, ein frühes Ende. Ehre seinem Andenken!

Lieutenant Langheld ist am 9. November v. J. von Muanza aus wohlbehalten in Bukoba eingetroffen. Herr Kurt Toeppen ist von dem geschäftsführenden Ausshuß der Anti- \flaverei-Lotterie als Mitglied der Borchart’schen Expedition entlassen worden.

Die durch den Major von Wissmann angeworbenen, am 19. Dezember v. J. in Dar-es-Salam eingetroffenen 300 Sudanesen - Rekruten sind ausgebildet und nah der am 1. und 2. v. M. stattgehabten Besichtigung auf die Compagnien vertheilt worden.

Aus Südwest-Afrika wird gemeldet: Hauptmann von François ist am 10. Dezember v. J. über Stolzenfels, Riet- fontain, Keetmanshoop, Gibeon, Goamús, Gochas und Hoachanas in Windhoek eingetroffen. Er beabsichtigte, am 31. Dezember eine kurze Reise in das Gebiet östlih von Windhoek anzutreten.

Oefterreich-Ungarn.

An den Sommerübungen der österreichischen Land- wehrtruppen werden sih nah der „Reichswehr“ in diesem Jahre 1400 Offiziere mit 93 000 Mann Jnfanterie und 145 Offiziere mit 4500 Mann Cavallerie betheiligen. Die Landwehr- Bataillone, die nicht in einem Brigade- oder Divisionsverbande an den großen Manövern der Armee theilnehmen, sollen wenigstens zwei Wochen hindurch im eigenen Regt- ment vereinigt werden. Gemäß den Vorlagen, die im ver-

gangenen Herbst vom Landesvertheidigungs - Ministerium im Reichsrath eingebraht und gelegentlih des Staats- voranschlags genehmigt worden find, wird der Mann-

schaftsstand eines jeden der sechs Landwehr-Cavallerie- Regimentscadres um vier Mann erhöht. Die Ver- mehrung der Geschäfte bedingt bei den Cavallerie-Regimentern die Creirung cines Regiments - Adjutanten, weshalb dem- nächst fechs Ober - Lieutenants für die neuen Stellen er- nannt werden sollen. Der Train wird einer Reform unter- worfen und in derselben Weise eingerichtet wie in der Armee. Beim Landwehr-Ausrüstungsdepot wird der Stand an Offi- zieren und Mannschaften vermehrt, nachdem sih dort auch die Ausrüstungsgarnituren für die Landsturm-Bataillone befinden und verwaltet werden.

Die „Narodny Listy“ appelliren vor der Eröffnung dcs böhmischen Landtags an die altczehishen Abgeord- neten und fordern fie auf, sie möchten entschieden Stellung gegen die Wiener Punctationen nehmen und sih auf den Anirag auf deren Vertagung nicht einlassen. Ohne Nücksiht auf den Feudaladel möchten sie geschlossen mit den Jungcezehen für deren Antrag auf vollständige Amovirung stimmen. Es würde sich im Landtage imposant ausnchmen, wenn sich sämmtlihe siebzig czechische Vertreter des Volkes gegen die Punctationen aus- sprächen: erst dadurch würden diese vollständig zu Grabe getragen. Nicht shön würde es dagegen sein, wenn nur 58 czechische Volksvertreter gegen die Punctationen, die übrigen mit den Feudalen für die bloße Vertagung eintreten würden.

Jn einer jungezehishen Parteiversammlung wurde

beschlossen, im Landtage eine Adresse an den Kaiser vor- zuschlagen, worin dieser gebeten werden soll, ih in Prag zum Könige von Böhmen krönen zu lassen.

Der Adreßausschuß des ungarischen Abgeordneten- hauses hat, wie die „Wiener Abndpjt.“* mittheilt, den gewe- senen Minister-Präsidenten Koloman von Tisza zum Prä- sidenten gewählt. Die Adreßdebatte soll am 7. d. M. be- ginnen. Auch der Finanzausschuß hat sih bereits constituirt und den Aba. Wahrmann zum Obmanne gewählt.

Großbritannien und JFrland.

Der vergangene Sonnabend (27. Februar) war der Tag, welcher für die Hochzeit des Herzogs von Clarence und Avondale mit der Prènzesfin Mary von Teck angeseßt ge- wesen war. Die Königin Victoria gedachte des Tages, indem Jhre Mazestät die Albert-Capelle in Windsor besuchte und cinen Kranz von Lilien, Camelien und Hyacinthen auf den Sarg ihres geliebten Enkelsohnes niederlegte.

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Der Schaysecretär der Vereinigten Staaten Ch.

“Foster ist gestern-in-Southarmptorr ungefommen und hat ft{ch

von dort unverzüglich nah London begeben. Dem „W. T. B.“ zufolge würde Mr. Foster bereits am 9. d. M. auf dem Nord- deutschen Lloyddampfer „Spree“, mit dem er ankam, auch die Nückreise nah New-York antreten. Er habe die Seereise nur aus Gesundheits. ücknchten unternommen.

Die Conservativen von Lancashire und Cheshire wollen dem Ersten Lord des Schaßzamtes Balfour in Anerkennung seiner Verdienste um die irische Verwaltung einen Ehren- \child überreichen; auf dem Schilde sollen allegorish die denkwürdigsten Ereignisse seiner Amtsführung abgebildet werden.

Die Regierung von Queensland (Australien) hat, nah cinem Telegramm aus Brisbane vom 1. März, den Be- chluß gefaßt, im Hinblick auf die große Zahl der Unbeschäf- tigten in der Colonie, nah Ablauf der jeßigen Contracte die Einwanderung thunlichst zu beshränken.

Frankreich.

Die Erklärung, mit welcher das neue Cabinet heute vor die Kammer zu treten beabsichtigt, wird, wie dem „W. T. B.“ zufolge aus Regierungskreisen verlautet, die Noth- wendigkeit betonen, unfruchtbare und aufregende Fragen zu vermeiden, zur Eintraht und zum Zusammenschluß aller Anhänger der Republik auffordern und dem festen Willen der Regierung, die innere Ordnung aufrecht zu er- halten, Ausdruck geben. Bezüglich des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche wird die Erklärung des Cabinets betonen, daß die Regierung das Concordat aufrechterhalte. Die organischen Geseße seien vollständig ausreichend zur Sicher- stellung der Rechte des Staates. Die Handelsverträge würden aufrechterhalten werden. Endlich wird in der Erklärung her- vorgehoben werden, daß die Entwickelung der Armee und die

Rolle der Diplomatie, welhe Frankreih die Alliancen ge- wonnen habe, die besten Mittel seien, um Frankreich den Frieden zu sichern, der dem gegenwärtigen Cabinet ebenso am Herzen liege, wie dem früheren. Ftalien.

Der Senat hat in seiner gestrigen Sißung den Geseß- entwurf über den Schuß der Arbeiter gegen Unfälle in Ausübung ihres Berufs angenommen.

Spanien-

Von den Hauptinhabern der inländischen Staats- \huldtitres wird, nah einem Wolffschen Telegramm, in Madrid die Veranstaltung cines Meetings beabsichtigt, welches über eine den Cortes zu überreichende Resolu- tion Beschluß fassen will. Jn dieser Resolution soll die Er- greifung von Maßregeln zur Verhinderung des Rückgangs der spanischen Werthe gefordert werden.

Schweiz.

Die bereits erwähnte in Bern eingetroffene Note der italienishen Regierung an den Bundesrath wird, der „N. Zürch. Ztg.“ zufolge, als ein Schritt zur Wiederaufnahme der Handelsvertrags-Unterhandlungen betrachtet. Jtalien erkläre sich in der Note geneigt, neue Concessionen auf Baumwolle zu machen gegen solche auf landwirthschaftliche Erzeugnisse. Bevor der Bundesrath antwortet, will er die

Bedeutung der verlangten Concessionen prüfen.

Belgien.

__ Das belgishe Auswärtige Amt feierte, wie man der „Köln. Ztq.* aus Brüssel berichlel am 1. d. M den fünfzigsten Jahrestag des Eintritts seines General- Secretärs, des Staats-Ministers Barons Lambermont, in den Staatsdienst. Der Minister des Auswärtigen, Fürst Cara- man-Chimay, führte bei der Feier den Vorsiß, und der Minister-Präsident und Finanz-Minister Beernaer t kündigte an, daß, da Lambermont alle staatlichen Ehren bereits erhalten habe, ihm auf Staatskosten ein Denkmal werde errichtet werden. Der König Leopold war bereits am Tage vorher im Ministerium des Auswärtigen erschienen, um den Jubilar zu beglückwünschen.

Türkei.

Die türkische Regierung hat, wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel gemeldet wird, . einen Preis von 500 bis 1000 türkishen Pfund je nah der Wichtigkeit des ge- leisteten Dienstes auf die Ermittelung des Mörders des bulgarischen Agenten Wu lkowitsch oder für Mittheilungen, welche die Vebaliing des Mörders zu erleichtern geeignet sind, ausgesetzt.

Griechenland.

Wie nah einem Wolff schen Telegramm aus Athen vom gestrigen Tage dort verlautet, hätte der Ministerrath bc- schlossen, das Cabinet zu ergänzen und ein neues, nam- hafte Ersparnisse aufweisendes Budget unter der Mit- wirkung des Königs auszuarbeiten, um dasselbe nah einem Monat der Kammer bei ihrem Wiederzusammentritt vor- zulegen, bei eventueller Ablehnung des Budgets aber die

KQnmer aufzulosen. Wie cs Den L E folge ferner heiß have ver Kong m einer Unkexr- redung mit politishen Persönlichkeiten über den Anlaß

zu der Ministerkrisis folgende Aufklärungen gegeben : er habe Delyannis gerathen, radicale Maßregeln zur Be- schwörung der finanziellen Verlegenheiten zu ergreifen, und Delyannis habe sich hierauf verpflichtet, in der Kammer fiscalische Maßregeln einzubringen, durch die das Gleichgewicht des Budgets gesichert würde. Die Bedenken des Minister- Präsidenten bezüglich des Tabackmonopols hätten jedoch dargethan, daß erx den «Ernst der Situation nicht verstehe, und den König gezwungen, die Demission desselben zu fordern. Uebergehend auf mehrere Artikel in auswärtigen Blättern, habe der König shließlih geäußert: Griechenland suche keineswegs den Frieden zu stören; die Nüstungen des Landes ständen im Einklange mit den Einnahmen, welche für alle Bedürfnisse des Staats\chaßes hinreichten. Der gestrige Tag ist in Athen ohne Störung der öffentlihen Ordnung ver- laufen: Cavallerie-Patrouillen durchzogen fortwährend die Straßen. Die Zusammensezung des neuen Ministeriums wird von der athenishen Presse in wenig beifälliger Weise besprochen. Serbien.

Ucber die vorgestrige Sizung des radicalen Clubs be- rihtet „W. T. B.° weiter, daß 50 Abgeordnete die Erklärung abgegeben hätten, in gewissen Fragen, speciell der Kirchen frage, nicht mit der Regierung 9e zu können. Die Vorlage über die Resignation des Königs Milan wird nah Beendigung der gegenwärtigen zweiten Lesung des Budgets

eingebracht werden: und dann erst dürfte auch die Lösung der Wi

Cabinetsfrage erfolgen. / :

Die Skupschtina setzte gestern die zweite Lesung des- Budgets fort. Ein von 35 Abgeordneten unterstüßter Antrag des Abg. Katics auf Abstrihe in dem Budgettitel „Pensionen“ wurde abgelehnt. Jm Laufe der Debatte wendete

nich Katics in heftiger Weise gegen die Regierung. Bulgarien.

Anläßlih des Jahrestages der Unterzeichnung des- Präliminarvertrages von San Stefano wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Sofia ein feierliches Tedeum abgehalten, welchem die Minister, mit Ausnahme von Stambulow, sowie die Spitzen der Civil- und Militär- behörden beiwohnten. Nach Beendigung des Gottesdienstes. fand cine Parade der in Sofia garni}onirenden [Truppen statt. Zahlreiche Gebäude trugen Flaggenshmuck. Der Prinz Ferdinand konnte wegen einer Fußverstauhung an der Feier nicht theilnehmen.

Schweden und Norwegen.

(F) Stoholm, 27. Februar. Auf Befehl des Königs wurde im vorigen Monat eine aus mehreren Offizieren, mit dem Feldzeugmeister Oberst-Licutenant Bratt an der Spitze, bestehende Commission niedergeseßt, um umfassende Versuche mit dem neuen Gewehr 67/89 anzustellen. Bei diesen Versuchen sind nah dem erstatteten Bericht 21 000 Schüsse abgegeben worden, wovon 19000 mit Apyrit und 2000 mit sogen. rauhshwachem Wetterenpulver geladen waren. Nach einer ausführlichen Darlegung aller gemachten Beobachtungen giebt die Commission das Urtheil ab, daß sih das neue Gewchr sowohl wie die für dasselbe bestimmte Munition mit rauchs{chwacchem Pulver „in allen wesentlichen Beziehungen als- ausgezeichnet“ erwiesen haben und daß beide, Gewehr und

Munition, nah der Ansicht der Commission „kriegstauglih“

i SiaÆholia, 92. März. Die Erste Kammer hat in ihrer gestrigen Sißzung dem „W. T. B.“ zufolge mit 118 gegen 7 Stimmen beschlossen, den Zoll für ungemahlenen Roggen und Weizen vom Tage des Jnkrafttretens der Vorlage über Herabsezung der Zölle an bis zum 1. Juli 1893 auf 150 Oere und von da ab bis zum Schlusse des Jahres 1893 auf 250 Oere per 100 kg festzuseßen. Die Zweite Kammer hatte mit 131 gegen 84 Stimmen einen Zoll von 1925 Oere bis Ende 1893 für diese Getreidearten beschlossen. Den Zollsaß für gemahlenes Getreide, Mehl, Graupen hat dic Erste Kammer bis zum 1. Juli 1893 auf 250 Vere und von da ab auf 439 Oere festgeseßt, während die Zweite Kammer für diese Artikel bis Ende 1893 einen Zollsaß von 989 Yere beschlossen hatte.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 1. März. Nach einer Verfügung des Kriegs-Ministeriums sollen im September größere Can- tonnementsübungen in Jütland abgehalten werden, an welchen theilnehmen jollen: die 1. und, 2. jütländishe Brigade, das 4. Infanterie-Regiment, das Limen-Bataillon der Leib- Garde, das 3. und 4. Dragoner-Regiment, die erste Artillerie- Abtheilung, die 4. und 5. JZngenieur-Compagnie sowie eine Ordonnanz-Abthcilung und ein Train-Detachement. Sämmt- lihe Truppen werden zu einer besonderen Uebungs-Division formirt. Zum Commandeur is der commandirende General im 2. General-Commando-District, General-Lieutenant Fog ernannt worden.

Afrika.

Am 1. Februar d. J., dem Tage der Erklärung San- sibars zum Freihafen, ist die erste Nummer der neugegrün- deten „The Gazette for Zanzibar and East-Africa“ ausgegeben worden. Dieselbe wird anfangs wöchentlih, im Bedarfsfalle auch öfter ersheinen und soll in erster Lime den amtlichen Publicationen sowie kaufmännischen Jnteressen dienen. Es ist dies die erste in Ost-Afrika erscheinende Zeitung.

Ueber die in den kürzlih eingegangenen Depeschen aus Tripolis (vgl. Nr. 51 und 53 d. Bl.) erwähnten Vorgänge liegen jeßt aus dem „Reuter schen Bureau“ folgende nähere vom 28. Februar datirte Mittheilungen vor:

Der Ferman des Sultans, welcher die Aufhebung des Caroglia-Corps verfügt, hat deshalb fo große Unzufriedenheit erregt, weil die Eingeborenen fortan der Confcription unter- liegen, von der sie bisher befreit waren. Ein Beamter, welcher den versammelten Arabern im Bazar die amtlihen Verordnungen vorlas, entging mit knapper Noth thätliher Mißhandlung. Das Volk zerriß die Verordnungen, und die Nuhestörung wurde fo groß, daß der Bazar geschlossen werden mußte. Nach einiger Zeit kam ein

Trupp Neiterei an, worauf sich die Tumultuanten entfernten. Die Behörden ergriffen alsbald die nöthigen Vorsichts- maßregeln, um Ansammlungen der Unzufriedenen zu verhindern.

Trotzdem kam cs zu neuen Nuhbestörungen. Mehrere Tausend Araber vrotestirten vor der Stadt gegen die Einführung der Conscription und verlangten die Zurücknahme des Fermans. Sie marschirten bis an die Thore von Tripolis, wurden dort aber von Polizei und Militär mit der Waffe zurückgetrieben. Darauf überschütteten die Araber ihre Gegner mit einem Steinhagel; ein blutiges Handgemenge war die Folge. Drei Araber wurden getödtet und cine ganze Anzahl ver- wundet; auch die Polizei hatte mehrere Verwundete. Der Einwohner hat sh eine große Furht bemächtigt und die Läden sind alle ge- \{lossen. Die Europäer, welche vor der Stadt wohnen, sind in die Stadt geflüchtet.

Parlamentarische Nachrichten.

Jn der heutigen (186.) Sißung des Reichstags, welcher die Staatssecretäre Dr. von Boetticher, Dr. vonStephan und Dr. Bosse beiwohnten, ging als Vorlage die Allge- meine Nechnung für das Etatsjahr 1888/89 ein.

_ Auf der Tagesordnung stand als erster Gegenstand der mündlihe Bericht der Commission für die Geschäftsordnung über eine Petition des Directors der Württembergischen Vereinsbank um Ertheilung der Genehmigung zur stra f- rechtlihen Verfolgung des Abg. Freiherrn von Münch wegen Beleidigung im Privatklageverfahren.

__ Berichterstatter Abg. Schneider- Hamm (nl.) beantragte, die Genehmigung nicht zu ertheilen.

Das Haus beschloß demgemäß. : e _ Darauf fand die erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes über den Belagerungszustand in Elsaß- Lothringen statt.

__ Abg. Dr. Petri (nl.) meinte, die Vorlage könnte den Verdacht erwecken, daß sie auf unnatürliche Zustände in Elsaß-

Lothringen schließen lasse. Eine solche Befürhtung sei durhaus ungegründet. Jn Elsaß-Lothringen herrsche ein

„Zustand. vollkommener-Nuhe-. und. .Ordnung, und die. Bez.

völkerung wünsche nichts sehnliher, als die Erhaltung des europäischen Friedens, fie sei sih des Gefühls der festen, un-

löslihen Verbindung mit dem Deutshen Reich voll bewußt. Deshalb müsse man fragen, warum dieses Geseß eingebraht sei. Redner bemängelte einzelne Be-

stimmungen der Vorlage und verlangte, daz nach Analogie des preußischen Geseßes mit voller Klarheit die Gründe geseßlich fest- gestellt würden, aus denen der Belagerungszustand verhängt werden kónne. Das ganze Gesetz sei völlig unnöthig. Statt eines solchen Ausnahmegesezes für Elsaß-Lothringen sollte man lieber ein allgemeines Reichsgeseß machen, wenn dazu cin Bedürfniß vorliege. Er werde mit aller Entschiedenheit gegen das ganze Gesetz stimmen. : :

_ Staatssecretär Dr. Bosse bestätigte, daß unnatürliche ZUstände in Elsaß-Lothringen- niht vorhanden scien. Den Grund für die Vorlage habe der Umstand gegeben, daß bei der Lage Elsaß-Lothringens solche Zustände dort leicht cintreten konnten. Das Geseg solle kein Ausnahmegesez, sondern nur ein Provisorium fein. Auf die Einzelheiten werde er in der Commission eingehen. Die noch unklare Rechtslage in Elsaß-Lothringen solle dur das Gesetz klargestellt werden; das preußische Geseß lasse sih niht vollklommen in seinem Wortlaut auf die Neichslande anwenden. Elsaß-Lothringen könne es nur selbst erwünscht sein, wenn Klarheit in dieser Sache ge- [haffen werde. Er empfehle, dieses Gese, das ledigli ein Schuß sein solle, in einer Commission eingehend zu prüfen.

_ Abg. von Vollmar (Soc.) sprah sich gegen die Vorlage aus, die nur neue Beunruhigungen in Elsaß-Lothringen hervorrufe. Die Regierung habe schon jeßt

in Elsaß-Lothringen weitgehende Befugnisse für Fälle der Gefahr, und es bedürfe dieses neuen Gesezes

gar nicht, das nicht einmal einen genügenden Schuß gegen

den Mißbrauch der Befugniß zur Verhängung des Belagerungs- ustandes biete. Als Grund für das Gejez führe man an, die Militärbehörde bei drohendem Kriegsfalle s{hnell zu handeln in der Lage sein müsse. Mache man denn heute die Kriege wie zu den Faustrehtszeiten des Mittelalters, daß man sih in der Nacht gegenseitig überfalle? Dann müßte man auch an der russischen Grenze ebensolhe Maßregeln treffen. Bei Schluß des Blattcs sprah der Redner weiter.

folgender Antrag der Abgg. Dr. Barth. Dr. VBaumbach (Berlin) Büsing, Haerle, JIebsen, Nickert eingegangen: „Der Reichstag wolle beschließen : den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß bei dem gegenwärtigen friedlihen Einvernehmen mit den auswärtigen Mächten Verhandlungen eingeleitet werden, welhe zum Zweck haben, durch Vebereinkunft von Staat zu Staat die Freiheit des Privat - eigenthums zur See in Kriegszeiten zu einem vertrags- maßtg anerkannten Grundsaße des Völkerrechts zu erheben.“

Ferner ist von den Abgg. Menzer,. Graf Douglas, von Winterfeld-Menkin und Gen. der Antrag eingebracht :

„Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstag möglichst noch in dieser Session eine Vor- lage zu unterbreiten, wonah der Zollsaß für Tabackblätter, un- bearbeitete, und Stengel (Nr. 25 v 1 des Zolltarifgeseßes) von 85 pro 100 kg auf 125 M zu erböben ist.“

Beim Neichstag if

Die Bolks[chuklgeseßcommission des Hauses der Abgeordneten hatte, wie bereits mitgetheilt, vor aht Tagen eine Subcommission eingeseßt, mit der Aufgabe, in dem Gesetz- entwurf die Behörden zu construiren, welhe die Anordnungen und Bestimmungen bei Schul- und Reparaturbauten zu treffen hätten. Diese Subcommissien war bemüht, die ihr gestellte Aufgabe in vier längeren Sißungen zu lösen und hat der Commission heute folgende Vorschläge unterbreitet: 1) Absatz 1 des § 21 feolgender- maßen zu fassen: / „Der Regierungs - Präsident erläßt über die Ausführung von Schulbauten und über die Ausstattung der Volksschulen die allgemeinen , Anordnungen“ (statt „Bestim- mungen“ in der NRegierungévorlage).“ 2) Absaß 3 des § 21, welcher die Durchführung dieser Anordnungen der verstärkten Kreis- bezn:, Stadt-Schulbehörde überträgt, zu streichen. 3) Folgende Paragraphen dem Geseß neu cinzufügen: § 26a. „Auf Grund der allgemeinen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der örtlichen Ver- hältnisse und der Ï Verpflichteten stellt

8 Leistungsfähigkeit der t die verstärkte Kreis- (Stadt-) Schulbehörde die Anforderungen

in Bezug auf die Volksshulbauten auch bei Verbindung von Schul- und Kirhenamt und in Bezug auf die Ausftattung der

Volks\chulen im einzelnen Falle fest. Handelt es sih um einmalige Aufwendungen von höchstens 300 Æ, fo ist an Stelle der verstärkten Kreis- (Stadt-) Schulbehörde die Kreis- (Stadt-) Schulbehörde zu- ständig. Die erforderlichen Anordnungen für Neu- und NRevyaratur- bauten und für die Ausstattung der Volksschulen erläßt die Kreis- (Stadt-) Schulbehörde.“ § 26b.: „Werden Anordnungen für Neu- und MReparaturbauten bei Volksschulen deshalb ange- fochten, weil die getroffenen Anordnungen die Grenzen des Bedürfnisses übersteigen oder weil die örtlichen Verhältnisse oder die Leistungsfähigkeit nicht genügend berücksichtigt scien, so be- {ließt auf Beschwerde der Schulunterhaltungévflichtigen bei Land- schulen der Kreisausschuß, bei Stadtschulen der Bezirksausschuß. Die Frist zur Anbringung der Beschwerde beträgt zwei Wochen. Die Frist beginnt, fofern rechtzeitig Klage gemäß § 50b erhoben ift, mit deren endgültiger Erledigung.“ §50 a. „Die Aufbringung der Volksfschul- lasten kann von den nah den §8 35 bis 48 Verpflichteten gefordert werden, ohne Rücksicht auf die aus befonderen Kechtstiteln beruhenden Verpflichtungen Dritter.“ §50 b. : „Ueber die öffentlich rechtliche Berpflich- tung der Gemeinden oder Dritter, statt derselben oder neben denselben Ein- tretender, zur Aufbringung von BVolksschullasten, einschließli der Bau- fosten, auch in den Fallen des § 42, sowie über die Vertheilung der- selben auf diese Verpflichteten, beschließt auf den binnen zwei Wochen zu erbebenden Einspruch der Betheiligten die Behörde, welche die An- ordnung getroffen hat. Gegen den Beschluß findet die Klage im Ver- waltungsstreitverfahren ftatt. Dieselbe ift, soweit der in Anspruch Ge- nommene zu der ihm angesonnenen Leistung aus Gründen des öffent- lichen Rechts statt seiner einen anderen für verpflichtet erachtet, zugleich gegen diesen zu richten. Auch im übrigen unterliegen Streitigkeiten der Betheiligten darüber, wem von ihnen die öffentlih-rechtliche Verpflichtung zur Aufbringung von Volks\{ullasten obliegt, der Entscheidung im Verwaltungsstreitverfahren. Die Klage ift in den Fällen des zweiten Absatzes innerhalb zwei Wochen anzubringen. Die zuständige Behörde fann zur Vervollständigung der Klage eine angemessene Nachfrist ge- währen. Durch den Ablauf dieser Fristen wird jedoch die Klage im Verwaltungsstreitverfahren auf Erstattung des Geleisteten gegen einen aus Gründen des öffentlihen Rechts verpflichteten Dritten nicht aus- ges{lossen. Zuständig im Verwaltungsstreitverfahren ift in erster Instanz bei Landschulen der Kreisausschuß, bei Stadtschulen der Bezirksaus\huß.“

- Ferner chlägt die Subcommission für § 39 folgende Fassung vor : „Steht ein Gutsbezirk nicht aus\ch{ließlich im Eigenthum des Guts8- besiters, so fann dur Vereinbarung unter den Betheiligten die Auf- bringung der Kosten in dem Gutsbezirk unter Boranziehung der in den niht im Eigenthum des Gutsbesitzers stehenden Theilen des Gutsbezirfs vorhandenen Grundbesißer, Einwohner, juristischen Per- sonen, Actiengesellschaften, Commanditgesellshaften auf Actien, Berg- gewertschaften und eingetragenen Genosscunschaften, deren Geschäfts-

betrieb über den Kreis ihrer Mitglieder hinausgeht, sowie die Betheiligung desselben an der Verwaltung der Schul-

angelegenheiten mittels Statuts festgesetzt werden. Das Statut muß hinsichtlich der Regelung der Beitragsvfliht den geseßlihen Be- stimmungen über die Vertheilung der Gemeindelasten in den länd- lihen Gemeinden folgen. Es bedarf der Bestätigung durh den Kreis- auéshuß.“ Abs. 3 des § 39 foll in Uebereinstimmung mit der Regierungsvorlage lauten: „Die Vertheilung, Ausschreibung und Ein- ziehung der Abgaben liegt dem Vorsteher des Gutsbezirks ob.“ Als Abs. 4 soll § 39 neu angefügt werden: „Fn Ermangelung einer Ver- einbarung unter den Betheiligten kann der Kreisausshuß auf Antrag des Gutsbesitzers das Statut festseßgen.“ Die Abgg. Pr. Enneccerus (nl.) und Rickert (dfr.) beantragten, die Beschlu § - fassung über die Anträge der Subcommission zu §§ 21, %a., 26b., 50a. und 50bþ. bis nah Feststellung der Be- hörden-Organisation auszuseßen. Für den Fall der Ab- lehnung dieses Antrags schlugen sie für § 26 a. folgende Fassung vor: „Auf Grund der allgemeinen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse und der Leistungsfähigkeit der Verpflichteten be- stimmt die Kreis- (Stadt-) Schulbehörde die Anforderungen in Bezug auf die Volksschulbauten— auch bei Verbindung von Schul- und Kirchen- amt und in Bezug auf die Ausstattung der Volks\chulen im einzelnen Falle und erläßt die erforderlichen Anordnungen“. Jn der Debatte vertrat Abg. Freiherr von Huene (Centr.) die Anträge der Sub- commission. Abg. Dr. Enneccerus (nl.) wollte die Bestimmungen über Schulbauten in höherem Maße den Regiminalbehörden über- tragen, als die Subcommission vorschlägt. Geheimer Ober-Finanz- Nath Germar, als Vertreter des Finanz-Ministers, hielt es vom Standpunkt der Finanzverwaltung für bedenklih, die Anord- nungen und Bestimmungen betreffs der Schulbauten den Selbst- verwaltungsbehörden anheimzugeben. In Fällen der Nichtleistungsfähig- feit der Gemeinden müsse der Staat eintreten. Daraus folge auch, daß die Regiminalbehörde die Endentscheidung haben müsse. Abg. Freiherr von Zedliß (freicons.) hielt diese Bedenken für zutreffend, machte jedo auf § 189 aufmerksam, der bestimme, daß im Falle nachgewiesenen Unvermögens der Gemeinde der Staat er- gänzend eintreten solle. Er sei bereit, diesen § 189 hinsichtlich des Verfahrens der Behörde noch besonders zu construiren und die tim Entwurf der die Frage der Pflicht des subsidiären Eintretens des Staats offen lasse vorhandene Lücke auszufüllen. Abg. Rickert (dfr.) hielt die Einwendungen des Vertreters des Finanz-Ministers

für fo shwerwiegend, daß er am liebsten die Berathung dieser Materie bis nach Feststellung der Organisation der Behörden in diesem Gesetz aus]eßzen möchte. Er könne dem Abg. von Zedlitz, der in diesem Geseß die Frage, in welhen Fällen der Staatssubsidiär eintreten solle, regeln wolle, niht beitreten. Es sei Aufgabe der Landesvertretung, in jedem Jahre nah Maßgabe des Standes der Finanzen im Etat die Summen zu bewilligen, welche der Staat für folhe Zwecke auszugeben habe. Bei Schluß des Blattes dauerte die Berathung fort.

Die Budgetcommission des Hauses der Abgeord- neten hat gestern eine Reibe von Titeln des Extraordinariums des Cultus-Etats genebmigt, die Dombaufrage aber vorläufig zurück- gestellt.

Handel und Gewérbe.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 2, März 1892 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Wiesenstraße 17, dem Kaufmann Wilhelm Paarmann hier ge- hörig: Nußungswerth 12500 4; Mindestgebot 1300 (A; für das Meistgebot von 180 100 A wurde der Kaufmann Moritz Levin, Schütßenstraße 3, Ersteher. Stephanstraße 22, dem Kaufmann, auch Baumeister Otto Schnicke hier gehörig: das geringste Gebot wurde auf 70 000 M festgeseßt; für das Meistgebot von 72 000. wurde die Baugesellschaft am kleinen Thiergarten Ersteherin. Erercier- und Schwedenstraße 19, der Frau Töpfermeister Mar ie Bornemann bier gehörig: das geringste Gebot wurde auf 600 festgesetzt; Ersteher wurde der Kaufmann Joseph Munk zu Berlin für das Meistgebot von 92200

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

11. März, Vormittags 11 Uhr. De Vice-Admiraal, Directeur en Commandant der Marine zu Amsterdam:

Lieferung von verzinktem Eisendrahttauwerk, von weißem und getheertem Tauwerk und von Segel- und Zeltituch in 10 Loosen.

Auskunft an Ort und Stelle.

15. März, Mittags 12 Uhr. s’ Ryks Centraal Magazyn van militaire kleeding, uitrusting enz. zu Amsterdam, im Bureau Sarphatistraat :

Lieferung von 42500 Stück verschiedener Bettwäsche, von 14 000 wollenen Decken für die Armee, von 25 000 m Zelttuch und 3000 Decken für dito.

Bedingungen zur Einsichtnahme und Muster zur Besichtigung an Ort und Stelle.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal sind die zweite und dritte engli}che Post über Ostende vom 2. d. M. aus- geblieben. Grund: Verspätete Landung des Dampfers wegen Zugverspätung in England und Sturm auf See.

Laut Telegramm aus Venlo'o ist die zweite englische Post über Vlissingen vom 2. d. M. ausgeblieben; Grund: Schneesturm im Kanal.

Dura 9 Mar U L, B) HambUrg-Amés riktanische Padcketfahrt - Actiengesellschaft. Der Post- dampfer „Suevia“ hat, von New-York kommend, heute Morgen

Lizard passirt.

O O 20e (O O. 29) Ban T. deliltern auf Der Uubretie ain getommen.

Der Union-Dampfer Capetown an-

Tbeater und Musik,

Deutsches Theater.

Gustav Freytag?s Lustspiel „Die Jo.urnalisten konnte gestern in einer gut beseßten Aufführung wieder seine behagliche, ge- müthvolle und erheiternde Wirkung auf das Publikum des Deutschen Theaters äußern. Vor allem sind es die tüchtigen, kernigen und realistischen Figuren des Lustspiels, die ebenso fern von Alltäglich- feit wie von Künstelei der Charakteristik mit ihren menschlichen

Schwächen und kleinen Leiden, mit ihrem gesunden Streben und ihrer sfonnigen Lebensfreudigkeit unsere ganze Theil- nahme und unser Mitgefühl gewinnen. In der gestrigen Auifihrung wurde dié Volle der Adelheid Muneck Von

Fräulein Therese Thönnissen, einem Gast der Bühne, mit Ge- \hick und Geschinack gegeben, ohne daß die Darstellerin jedoh die reiche Fülle an Geist und warmer Menschlichkeit erschöpfen konnte, die in der Rolle verborgen liegt. Immerhin traf die Künstlerin die Vornehmheit des Wesens und den klugen, verständigen Sinn, den die Adelheid besißen soll. Die Damen Heinsdorff (Ida) und Lenau (Lotte) wirkten gefällig im Rahmen des Stückes mit. Den Erzshelm Conrad Bolz stattete Herr Kadelburg mit Liebenêwürdigkeit und herzgewinnender Laune aus. Die Derbheit und Biederkeit des alten Piepenbrink fam in der Darstellung des Herrn Bas il überraschend gut zum Ausdruck, während Herr En gels als Schmock seine Nolle zu derb anfaßte und daher mehr ein niederes Spottbild als jene komische Gestalt zur Anschauung brachte, an der die Züge des vorhandenen Gemüths- und Seelenlebens die wesent- lichsten find. E

Seine Majestät der Kaiser hat die Widmung der von Ferdinand Hummel zum „Heiligen Lachen“ componirten Musik huld- vollst angenommen. E

Herr Blencke i von feinem Halsleiden völlig wieder-

hergeitellt und wird in der nähsten Woche seine Thätigkeit im Königlichen Schauspielhause wieder aufnehmen. Am Sonnabend geht, wie bereits gemeldet, nach längerer

Pause „Kabale und Liebe“ wieder in Scene. Die Beseßung is zum

Theil die frühere: Ferdinand: Herr Matkowski, Lady Milford: Fräulein Poppe, Wurm: Herr Kahle, Millerin: Fräulein Bergmann. Neu hinzutreten : Frau von Hochenburger,

die ihre im Deutschen Theater oft gegebene Louise im König- lihen Schauspielhause zum ersten Male darstellt, Herr Krause als Miller und Herr Keßler als Präsident; den Hofmarschall von Kalb giebt Herr Vollmer. E E : Fräulein Marie Reisenhofer vom Lessing-Theater wird auf Wuns der Direction des Deutschen Volks-Theaters in Wien bet den ersten dortigen Aufführungen von Oscar Blumenthal's Schau- spiel „Falshe Heilige“ die Charakterrolle der Marguerite Barthet spielen. d Im Wallner-Theater findet als nächste Sonntag-Nadch- mittags-Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen eine Aufführung des erfolgreichen Lustspiels „Gewagte Mittel“ von Francis Stahl statt. Der Vorverkauf zu dieser Vorstellung beginnt heute. Für die Abendvorstellungen bleibt „Yvette“ und „Der berühmte Mitbürger“ auf dem Spielplan. 5 : d Im Thomas- Theater hat der große Erfolg des Dreher’schen Gastspiels als Bader Zangerl in „Jägerblut" einen folchen Andrang hervorgerufen, daß Billets von heute an immer fon für die nächsten drei Vorstellungen verkauft werden. Der Schwank „Reif-NReiflingen“, dessen Aufführungen wegen dieses Gastspiels abgebrohen werden mußten, ist für die aiten Sonntage als Nachmittags-Vorstellu ng zu besonders ermäßigten Preisen (Parquet 1 4) angeseßt worden. Die junge Pianistin Fräulein Margarethe Eusfert wird bei ihrem morgigen erstmaligen öffentlihen Auftreten in der Sing- Akademie außer den bereits bekannt gegebenen großen Werken (mit Orchesterbegleitung) von Henselt, Mendelsfohn und Liszt noh Bach?3