Gruft unter der Schloßkirche, verweilten daselbst in stiller Andacht am Sarge dcs verewigten Königs und legten Kränze daselbst nieder. Hierauf wohnten Allerhöchstdieselben dem Trauergottesdienst in der Schloßkirche bei, an dem auch Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich, Seine Hoheit der Prinz und Jhre Königliche Hoheitdie Prin zessin Herrmann zu Sachsen-Weimar-Eisenah mit der Prinzessin Olga, Jhre Kaiserlihe Hoheit die Herzogin Wera mit den Herzoginnen Elsa und Olga, Ihre Königlichen Hoheiten die Herzoge Philipp, Albrecht und Robert von Württemberg, Jhre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm zu Sachsen-Weimar und Seine Durchlaucht Fürst Karl von Urach theilnahmen. Nach dem Gottesdienst statteten der König, die Königin und die Prin- zessin Pauline gemeinsam Jhrer Majestät der Koönigin- Wittwe einen Condolenzbesuch ab.
Baden.
Karlsruhe, 7. März. Aus Anlaß des vierzigjährigen Regierungs-Jußiläums Seiner Königlichen Hoheit Des Großherzogs am 24. April ist dem „Schw. Merk.“ zufolge die Ueberreichung ekner künstlerish reih ausgeführten Dank- und Huldigungs-Adresse von sämmtlichen Gemeinden des Landes durch cine Abordnung an den Großherzog beab- sichtigt. Die Einholung der Unterschriften der Gemeinderäthe ver einzelnen Gemeinden zu der Adresse durch den Ober- Bürgermeister hiesiger Stadt in Vertretung der Städte der Städteordnung ist zur Zeit im Gange. Das Vorhaben findet nah den vielfachen Kundgebungen aus dem Lande allseitig ungcetheilte Freude und Zustimmung.
Hefen.
Darmstadt, 8. März. Bei Seiner Königlichen Hohei dem Großherzog machte sich laut Meldung des „W. T. B.“ im Laufe des gestrigen Tages cine stärkere Trübung des Be- wußtseins bemerkbar. Die übrigen Krankheitsersheinungen waren bis dahin im wesentlichen dieselben geblieben. Seit heute Nacht ist aber Seine Königliche Hoheit bewuߧßtlos und das Schlucken äußerst erschwert.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Weimar, 7. März. Seine Königliche Hoheit der Groß- herzog befindet sih, wie die „Weim. Ztg.“ berichtet, auch heute nach ciner schr guten Naht wohl. Weitere Bulletins werden nicht mehr ausgegeben.
Neuß j. L.
Gera, 7. März. Der Landtag des Fürstenthums ist nach der „Ger. Ztg.“ heute Vormittag durch den Geheimen Nath Dr. Vollert in Vertretung des erkrankten Staats- Ministers von Beulwißt eröffnet worden.
Defterreich-Ungarn.
In Wien haben gestern die Conferenzen des großen Bischofs-Comités unter dem Vorfiß des Cardinal-Fürst- Erzbischofs von Prag Grafen Schönborn begonnen. Der Fürstbischof von Breslau Pr. Kopp war verhindert, an den Berathungen theilzunehmen. :
Der Director der Postsparkasse Hofrath Waicek hat, wie die „Montags-Revue“ berichtet, seinen Plan vollendet, wonach die Postsparkassen künftig sowohl zur Ein- kassirung der Steuern als zur Auszahlung der Staatsgehälter und ähnliher Staatsausgaben dienen sollen. Der Finanz-Minister soll beabsichtigen, diese neue Ein- rihtung bei der Regelung der Währung einzuführen, um eine Stockung der Geldumlaufsmittel zu vermeiden.
Der Club der conservativen Großgrundbesißer Böhmens hat, wie „W. T. B.“ aus Prag berichtet, ein Communiqué folgenden Jnhalts beschlossen: Die Berathung der Ausgleichsvorlagen in der gegenwärtigen Landtagssesston hätte die Bedeutung einer schädlichen Verschärfung der Gegensäße. Die conservativen Großgrundbesißer hoffen, der Moment zu einer aus- sichtsvollen Wiederaufnahme des Friedenéewerkes werde 1wieder- kommen: sie crkennen vollständig ihre Verbindlichkeit in Folge des Beschlusses vom 26, Jgnuar 1890 an, allein mit dieser Verbindlichkeit stehe im Widerspruch, wenn die Verhandlung ] in einen Zeitpunkt falle, wo die Ablehnung der Anträge dur den Landtag sicher sei. Da eine Ablchnung der Ausgleichs- vorlagen gefährlih und dem nationalen Frieden schädlih wäre, erachten die conservativen Großgrundbesißer es für ihre patriotishe Pflicht, im Sinne der Vertagung der Landtagsverhandlungen über die Ausgleichsvor- lagen zu wirken. Diesem Communiqué gegenüber haben die deutschen A bgeordneten beschlossen, ih ihre Stellun g- nahme bis nah Einbringung der Ausgleichsvor- lagen und bis eine Erklärung seitens der Regierung vor- liegt, vorzubehalten. i
Der Adreßentwurf des ungarishen Oberhauses giebt der Befriedigung darüber Ausdruck, daß die freundschaft- lihen Beziehungen mit den auswärtigen Staaten fortbeständen, spricht die Hoffnung auf eine möglichst baldige und günstige Lösung der Frage der Valutaregulirung aus und begrüßt es freudig, daß die Regierung das traditionelle gute Verhältniß zwischen Staat und Kirche pflege.
Die Partei des Abg. Ugron wird heute im Unter- hause einen Adreßentwurf einbringen. Es wird darin die Treue und Ergebenheit gegen den König zum Ausdruck ge- bracht. Der Ausgleich zwischen Desterreih und Ungarn vom Jahre 1867 wird als die Entwickelung beider Staaten hemmend dar- gestellt. Es werden sodann die bekannten Forderungen der Partei, wie reine Personalunion, selbständiges Zollgebiet und Konsularwesen, getrennte ungarishe Armee, Wahlreform u. st. w. aufgeführt. Der Entwurf \chlicßt mit Wünschen für das Wohl, die Größe und den Ruhm des Königs.
Die liberale Partei hat den von Bokroß vorgelegten Ndreßentwurf einstimmig angenommen und dem Minister Grafen Csafky 1hr Beileid anläßlich des Todes seines Sohnes ausgesprochen.
Großbritannien und JFrland.
Der Prinz und die Prinzessin von Wales haben fih am Sonntag anläßlich ihrer bevorstehenden Reise nah Süd-Frankreih bei der Königin in Windsor verabschiedet. Das Thronfolgerpaar wird von dem Prinzen George und den Prinzessinnen Victoria und Maud begleitet sein. Die Gesund- heit des Prinzen George is durch den Aufenthalt in East-
bourne völlig wieder hergestellt.
Nach dem nunmehr vorliegenden Gesammtergebniß der Wahlen wird der Londoner i R N aus 84 Progressisten und 34 Gemäßigten bestehen. Jn dem bis- herigen Grafschaftsrath hatten die Progressisten nur eine Majorität von 20 Stimmen. Die Mehrheiten der Pro- gessisten sind fast überall gewachsen. Im Stadt- bezirk Ost-Finsbury ließ .Lord Roseberry's populärer Name einen Gegner kaum aufkommen, und in Battersea hatte John Burns noch mehr Anhänger als vor drei Jahren. Nur die City hat wieder gemäßigt, d. h. conservativ, gestimmt. Die Bedeutung der Wahl licgt, wie die „A. C.“ bemerkt, darin, daß sie nach politischen Parteien erfolgte. Jnsofern könne sie als ziemlih siheres Anzeichen gelten dafür, wie die nächsten Parlamentswahlen ausfallen werden. Diesen Eindruck hätten selbst die Conservativen erhalten. Wie London den Progressisten „cine Chance“ geben wolle, so scheine auch das Land gewillt zu sein, den Radikalen „eine Chance“ zu geben, einerlei, ob es Home Rule mit in den Kauf nehmen müsse oder nicht. Die Stimmen der Arbeiter hätten sih bei dem Wahlkampf bedeutend stärker fühlbar gemacht, als vordem, und dasselbe dürfte wohl noch in verstärktem Maße der Fall sein, wenn das Ende des jeßigen langen Parlaments gekommen sei. Die Verwaltung Londons sei in die Hände der liberalen Poli- tiker gerathen, die sich wohl schr {wer wieder verdrängen lassen. Der Londoner Grafschaftsrath sei jeßt ein vorgeschobener Posten der liberalen Partei, welcher sicherlih, wenn es zum entscheidenden Sturmlauf auf die Hauptstadt komme, sich seiner Entstehung und feiner neuen Bestimmung eingedenk zeigen werde.
Bei einer Ersaßwahl in Süd - Derbyshire haben die Liberalen gesiegt. Es wurde der Gladstonianische Kandidat Broad gewählt, welcher 5803 Stimmen auf sich vereinigte, während sein conservativer Gegner, Melville, nur 4553 Stim- men crhielt. Jm Jahre 1886 hatte die liberale Mehrheit 1173 und im Jahre 1885 sogar 2092 Stimmen betragen. Die Unionisten hatten deshalb von vornherein keine große Hoffnungen hegen können.
Die hervorragenderen Organe der Handelswelt hegen keinerlei große Besorgnisse wegen des Ende dieser Woche be- ginnenden Kohlenstrikes. „Das Aeußerste, was die Berg- leute zu erreichen hoffen können“, sagt der „Economist“, „ist, daß der angeblih zu großen Kohlenproduction ein kurzer Niegel vorgeschoben wird. Je umfangreicher aber der Strike wird, von desto kürzerer Dauer muß er naturgemäß sein, da sih Hundderttausende von unbeschäftigten Arbeitern nicht lange durchfüttern lassen. Das s{chlimmste, was man also befürchten kann, ist eine sehr zeitweilige Beschränkung des eingestandenermaßen starken Angebots. Der Handel wird unvermeidlih ziemlich zerstört werden, und die ärmeren Klafsen werden viel leiden müssen, indem diese den Kohlen- händlern jeden beliebigen Preis zahlen müssen. Aber von dem nationalen Unglück, womit die Men uns bange machen wollen, wird nicht cine Spur eintreten. Die Nation ist wahrlich nicht dem Bunde der Bergleute auf Gnade und Ungnade verfalken, um sich von ihm shröpfen zu lassen. Jn Wirklichkeit holen die Bergleute nur die Kastanien für Andere aus dem Feuer, und sie bringen Geldopfer, damit Andere den Nuzgen haben. Damit sie in Zukunft nicht ge- zwungen werden, sih einer Lohnherabsezung zu fügen, opfern ste sofort ihren Lohn für vierzehn Tage, wodurch sich sicherlich ihre Lage nah Ablauf von zwei Wochen nur verschlimmert, nicht verbessert. Wenn die Kohlennachfrage jeßt schon nicht genügt, um die Vorräthe aufzuzehren, so wird ste jedenfalls durch die colossale Preissteigerung noch geringer werden. Von den Preissteigerungen kommt den Bergleuten nichts zu Gute. Das Geld wird in die Taschen der Grubenbesizer, der Kohlen- händler und der Mittelspersonen fließen, aber nicht einen Penny werden dic Bergleute davon bekommen.“
Zu der Abberufung des britishen Gesandten in Peking Sir John Walsham bemerkt die „A. C.“, hte 18 nicht un- erwartet gekommen. Seitdem sih die Handelskammer von Hongkong in den Spalten der „Times“ so scharf über die Vernachlässigung der britishen Handelsinteressen seitens des Gesandten beschwert hatte, konnte die Abberufung Sir John Walsham's nur als eine Frage der Zeit angesehen werden. Da sein fünfjähriger Amtstermin gerade abgelaufen ist, hat Lord Salisbury die Gelegenheit benußt, ihn nach Bukarest zu verseßen.
Frankreich.
Das von dem Minister des Auswärtigen Ribot noch unter dem Ministerium Freycinet an den französischen Bot- schafter in Rom gerichtete Schreiben, auf das der Minister in der Deputirtenkammer vom 3. d. M. Bezug nahm (siehe Nr. 56 des „R.- u. St.-A.“ vom 4. d. M.), lautet nach dem „Temps“ in feinen wesentlichen Stellen wie folgt :
„Die hohe Weisheit, der Seine Heiligkeit in ihren Urtheilen zu gehorchen pflegt, hat ohne Zweifel nicht verfehlt, die jüngsten Kund- gebungen, zu denen cin zu großer Theil der französishen Bischöfe fich hinreißen licß, nah Verdienst zu würdigen. Dhne die Lrag- weite dicter Kundgebungen und die Aufregung, die sie hervorge- rufen haben, zu übertreiben, kann man doch nicht verkennen, daß ihre erste Wirkung darin bestand, aufreizende Kämpfe wieder anzu- fachen und die Beschwichtigung zu gefährden, welche der heilige Stuhl beständig den Bischöfen anempfohlen hat. Man würde U bes greifen, daß die leßteren bei dieser Gelegenheit die Zurückhaltung aufgegeben haben, die ihrem Charakter geziemt, wenn man nicht wüßte, welchen Dru gewisse politishe Parteien auf sie ausüben Wie dem auch sein mag, so beunruhigt die Lage alle diejenigen, denen es um die Aufrechthaltung des religiösen Friedens zu thun ist und die in dem Concordat noch immer die beste Bürgschaft für den- selben seben. Die Debatten dieser leßten Tage haben gezeigt, daß die Idee der Trennung der Kire vom Saar von gewissen Katholiken als eine Lösung der Schwierig- feiten, welhe die Anwendung des Concordats herbeiführt, betrahtet wird. Die Regierung der Nepublik hat sich mit Ent- \chiedenheit gegen eine solche Lösung ausgesprochen. Sie scheint ihr bei dem gegenwärtigen Zustande der Gemüther gefahrvoll. Aber wir fönnen uns nicht verhehlen, daß es s{hwer werden wird, das Concordat zu vertheidigen, wenn die Bischöfe nicht besser seinem Geiste gemäß handeln. ... Ih mache Sie in dieser Hinsicht besonders auf den Plan aufmerksam, den eine gewisse Zahl von Bischöfen gefaßt zu haben scheint, kurz vor den bevorstehenden Ge- meindewahlen ein Manifest über die Pflichten der Wähler zu ver- öffentlihen. Man würde nicht verfehlen, in dieser Gesammt- einmishung der Bischöfe einen Versuch zur Ausübung einer politischen Leitung zu sehen. Besonders muß ih Ihre Aufmerksamkeit auf die neuen Katechismen lenken, die kürzlich in einer gewissen Zahl von Bisthümern eingeführt worden sind und die niht nur Rath- {läge für die Auswahl der politischen Candidaten (Rathschläge, die ih auf alle Fälle wenig für die Kinder, an die sie gerihtet sind, eignen), sondern auch eine Kritik des Schulgeseßzes enthalten. Es wäre Zeit, den Bischöfen zur Vorsicht zu rathen, wenn, wie ih nicht bezweifeln kann, der h. Stuhl darauf hält, neue und bedenkliche Streitigkeiten in einer so heiklen Angelegenheit zwischen der bürger-
lichen Behörde und cinem Theil der Bischöfe zu verhüten. Sis ex...
laut verfichern, daß die Regierun det Ri ent gb vonn mensten Aufrichtigkeit den religiösen Frieden wünscht. Sie be Hn höchste Achtung für den Glauben und die Gewissensrechte. Sf pee einen Beweis ihrer S) nnunoes gegeben, indem sie öffentli at klärte, sie werde sih feiner Maßregel anschließen, welche bestin A wäre, die Aufkündigung des Concerdats vorzubereiten. Judem t diese Gesinnungen ausdrücken, werden Sie umso größere Âutorität be, fißen, um auf die Gefahr hinzuweisen, die darin bestände, die Bischöfe auf dem Wege weiter gehen zu lassen, den sie betreten baben. hne Sprache muß in diefer Hinsicht ebenso deutlih und entschieden Tar wie unsere Haltung bisher vorsichtig und gemäßigt war. Wix wollen nicht für das verantwortlih fein, was geshehen könnte, wenn ots die Verschlimmerung eines Zustandes der Dinge zuließe, der den wirk: lichen Interessen der Kirche fo schädlich ist.“ g
Die Deputirtenkammer hat gestern an Stelle des zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannten bisherigen Vice-Präsidenten Viette den radicalen Deputirten Burdeay zum Vice-Präsidenten gewählt.
Der „Voltaire“ berichtet von einer neuen Bereicherung der französischen Artillerie. Die Jngenieure der Gießerei des Creuzot sollen’ eine Kanone von solcher Gewalt erfunden haben, daß fie alles bisher Geleistete hinter sih läßt. Ein militärischer Auss{huß wohnte jüngst Versuchen bei, die ein überraschendes Ergebniß geliefert haben sollen. Einer der Offiziere, die ihr angehörten, habe erklärt, daß „Frankreich mit einem sfolhen Kriegswerkzeug ausgerüstet, niht nux E sondern dem ganzen Dreibund Stand halten önne“. :
Der „Figaro“ haite an cine Reihe hervorragender deutscher Persönlichkeiten, Staatsmänner, Gelehrte, Schrift: steller, wie den Präsidenten des Reichstags, Wirklichen Ge- heimen Rath von Leveßow, den früheren badischen Minister Lamey, den Abgeordneten Dr. Reichensperger, den Wirklichen Geheimen Rath, Professor Dr. von Helmholßg, den Geschichtsshreiber Ernst Dümmler, den bekannten Musiker Dr. Hans von Bülow, die Socialdemokraten Bebel und von Vollmar u. #. w., die Bitte gerichtet folgende Fragen zu beantworten : : s
„1) Kann Deutschland, um den europäischen Frieden zu befestigen an cine Abtretung Elsaß-Lothringens an Frankreich oder an eine Neutralisirung des Neichslandes denken ? 2) Wären unsere Leser in Deutschland eher der Idee eines Austausches des Neichslandes gegen eine französische Colonie, z. B. Tongking oder Madagascar, geneigt ?“ :
Aus den von dem genannten Blatte veröffentlichten Ant- worten geht hervor, daß diese sämmtlich in ablehnendem Sinne gehalten find.
Rußland und Polen.
Durch einen heute (8. März) veröffentlichten Kaiserlichen Ukas wird die Ausfuhr von Mais aus dem Gou- vernement Kutais freigegeben.
Nachdem das Werk der Sicherung der Volksverpflegung und der Sommeraussaat zu cinem befriedigenden Abschluß gebracht worden ist, beginnt jeßt das besondere, unter Borsiß des Thronfolgers stehende Hilfs - Comité seine Action bezüglih Rettung des an Futtermangel leidenden Viehinventars des Bauernstandes. Das Comité hat den Beamten für besondere Aufträge des Domänen-Ministeriuums D. M. Bodises nah dem Ssimbirsker Gouvernement, den Beamten des landwirthschaftlichen Departe- ments A. Armfeld nah dem Sfaratower Gouvernement und den Kammerjunker F. Rjabinin nah dem Tambower Gouver- nement zur Organisirung von Viehfutter abcommandirt.
Beim Finanz-Ministerium ist unter Theilnahme von Ver- tretern des Ministeriums der Staatsdomänen eine besondere Commission zur Ausarbeitung von Maßregeln zur Hebung des Schiffbaues in Rußland eingescßt worden. Es wird die Ertheilung von staatlichen Vorschüssen zum Schiffbau und außerdem die Belehnung von in Rußland gebauten Schiffen durch die Staatsbank projectirt.
Ftalien.
Am Schluß der gestrigen Sißung der Deputirten- kammer wurde von dem Deputirten Pugliese eine An- frage an die Regierung eingebracht über die angeblich der Einfuhr italienischen Weins in Deutschland entgegen- stehenden Schwierigkeiten. Ferner richteten Lazzaro und Ge- nossen die Anfrage an die Regierung, welche Entschließung sie wegen der Weinzollclausel in dem österreichishen Vertrage fassen werde. : : j
Die Generalbudgetcommission hat ihren Bericht über den Nachtragsetat vorgelegt, wonach der voraussicht- liche Fehlbetrag des laufenden Etats auf 11,2 Millionen de- rechnet wird. Es wird darüber dem „Hannov. Cour.“ ge- schrieben: Der im Juni v. J. aufgestellte Voranschlag hatte auf einen Uebershuß von 5,3 Millionen Lire gerechnet; do war schon durch den im November aufgestellten Nachtragsetat dieser Ucbershuß auf 43 Millionen verringert worden, indem man die wirklichen Einnahmen auf 1555,55 Millionen, die wirklichen Ausgaben auf 1551,2 Millionen veranschlagte. Die Commission hat sich veranlaßt gesehen, den Einnahmevoran- {hlag um weitere 15,5 Millionen herabzuseßen, da die Ein- nahmen der abgelaufenen sieben Monate beträchtlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Herabgeseßt wurden durch die Commission die veranschlagten Einnahmen aus der Registrirungs- steuer von 63,7 auf 627, aus den Zöllen von 245 auf 231 Millionen, aus dem Tabaksmonopol von 193 auf 192 Mil- lionen Lire. Der Ausschuß bezweifelt auch, daß die Erbschafts- steuer den Betrag von 37,3, die Stempelersaßsteuer den von 99 und die Stempelsteuer den von 73,3 Millionen Lire er- reihen werden. Jm vorigen Etatsjahre blieben die Gesammt- einnahmen um 19 Millionen hinter den Voranschlägen zurü, und zwar entfiel auf die Verbrauchssteuer ein Minder von 18, auf die Geschäftssteuern ein Minder von 2,5 Millionen, während directe Abgaben und Vermögensbilanz ein Geringes mehr ergaben. Man sieht, daß die finanziellen Schwierigkeiten Jtaliens keineswegs bedenklich oder bedrohlih sind, denn 0038 beträge von 15 bis 25 Millionen wollen bei einem Einnahme- Etat von 1,3 Milliarden wenig bedeuten. E
Zur finanziellen Lage liegt eine officielle Mittheilung der „Agenzia Stefani“ vor, wonah das an einigen aus- wärtigen Börsen verbreitete Gerücht, die italienische Regierung beabsichtige cinen Geseßentwurf vorzulegen wegen Einführung einer 20 procentigen Couponsteuer, unbegründet sei. Die Regierung denke nicht im entferntesten daran, irgend eine Steuer, gleichviel unter welher Form, für die Rente einzuführen, welche leßtere nah Ansicht der Negierung und des Parlaments unantastbar sei. Das Gerücht sei, wie die „Agenzia Stefani“ hinzufügt, augen- scheinlih auf die Absicht des Deputirten Canzio (radical) zurückzuführen, einen Gesetzentwurf in dem oben gedachten
=inne einzubringen. Die Regierung würde, sobald ein solcher Eesedentwurf n der Kammer zur Berathung gestellt werden sollte, beantragen, diesen niht einmal in Erwägung zu ichen. Dasselbe Bureau ist yon dem früheren Schaß- Minister Giolitti beauftragt, die Nachricht, er habe sich cinem fremden Publicisten gegenüber ‘dahin aus- gesprochen, daß die finanzielle Lage FJtaliens eine sehr ernste sei, für unbegründet zu erklären. Giolitti halte in vollem Umfange seine legten, in der Kammer gethanen Aeußerungen aufrecht, durh welche er sein Vertrauensvotum für das Finanzprogramm des Cabinets gerechtfertigt habe; er betrachte nah wie vor die italienishen Finanzen als seit drei Jahren in rascher Besserung begriffen und das Deficit als so vermindert, daß es keine Gefahr biete und leiht beseitigt
en könne. ; R E atn Studenten der römischen Universität, welche ih vorzugsweise an den legten Unruhen betheiligt hatten, sind nunmehr von dem akademischen Rath abgeurtheilt und mit Entfernung von der Universität auf die Dauer von bezw. mehreren Monaten, einem Jahre und zwei Jahren bestraft worden.
Spanien.
Die Ausschreitungen der anarchistishen Presse haben dem Bischof von Salamanca im Senat Veranlassung zu einer Interpellation gegeben. Er forderte, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, daß die Ausschreitungen durh Geseßes- maßregeln in die gebührenden Schranken zurückgewiejen werden. Diese Presse habe die in Xeres Hingerichteten auf dem Gewissen, wie ja auch einer von diesen vor feinem Tode feierlich erklärt habe. Der Anarchismus sei freilich nur die Ausgeburt, die logische Folge des Rationalismus ; von den Höhen der Gedankenfreiheit gelange man von selbst zu den dunkeln Thälern des Anarchismus. Da müsse der Katechismus als Helfer eingreifen! Der Minister-Präsident antwortete dem Bischof, daß es zwar sehr schön sei, auf die Hilfe der A bauen zu können, auch erkenne er die Ueberlegenheit moralischer Mittel ohne weiteres an. Leider könne aber eine Negierung unter Umständen auch auf andere nicht verzichten, denn es gebe und es werde stets Unzufriedene geben, soviel man auh zu Gunsten der Arbeiter thue. Man müsse indeß nicht alles von der Regierung verlangen, auch die Gesellschaft als solche habe zum Ausgleich der Gegensäße mit beizutragen, nur dann könne sie mit ruhigem Gewissen auch zu den Mitteln der Gewalt greifen, wenn dies nöthig sei. Jm Uebrigen werde die Regierung von neuem ihr Augenmerk auf die Presse lenken.
e Portugal.
Die Deputirtenkammer hat die Generalacte der Brüsseler Antisklaverei-Conferenz genehmigt.
Belgien.
Der greise clericale Deputirte, Staats-Minister Nothomb hat, wie dem „Hamb. Corr.“ geschrieben wird, den Vorsitz des Brüßeler clerical-conservativen Vereins niedergelegt und diesen Schritt mit einer Nechtfertigungsschrift begründet, worin er auf das unbedingteste für das allgemeine Stimmrecht als unabweisbar eintritt und erklärt, daß die katholische Partei nit einig sei, um es abzuweisen. Zwei Nichtungen seien vor- handen: die eine will stehen bleiben, die Vorrehte aufrecht- halten und den Fortschritt eindämmen, die andere will die berehtigten Forderungcn der Volksmassen erfüllen, ihnen Rechte bewilligen. Herr Nothomb mahnt die katholische Partei im Jnteresse des Machtbesißes, dieser leßteren Nichtung zu folgen und die neue Ordnung einzuleiten. Die katholische Presse beurtheilt diese Rechtfertigungsschrift und die Ansichten Nothomb's E Das ministerielle Brüsseler Journal er- klärt offen — und das entspricht der thatsächlihen Lage —, daß die Clericalen und Doctrinärliberalen zusammengchen werden, um das allgemeine Stimmrecht abzuweisen und eine auf dem Miethszinse beruhende Erweiterung des Stimmrechts herbeizuführen.
Griechenland.
Der ehemalige Gesandte in Rom Meletopulos ist zum Minister des Auswärtigen ernannt worden. Das neue Ca- binet is nunmehr vollständig.
Zur Lage bemerkt der „Hannov. Cour. “: Die Versöhnung der Kammermehrheit mit dem Könige hat die Bevölkerung vollständig beruhigt. Die Auflösung der Kammer ist unwahr- scheinlich geworden. Delyannis gegenüber is die Mehrheit gespalten. Die Mehrzahl seiner Anhänger macht ihm heftige Vorwürfe darüber, daß er der Kammer nicht die ganze Finanz- 1age dargelegt und die Pläne des Königs verheimlicht habe.
Rumänien. __ Das neue Parlament ist gestern durh den König in Gegenwart des Thronfolgers Prinzen Ferdinand cröffnet worden. Jn der vom König verlesenen Thronrede heißt es dem „W. T. B.“ zufolge: Die leßten Wahlen hätten unzweifelhaft die leitenden Jdecn des Landes be- frâftigt, welhes vor allem Ordnung und Stabilität der Verhältnisse verlange. Unter den angekündigten Vor- lagen befänden fi Geseßentwürse über Credite für landwirthschaftlihe Zwecke auf einer neuen Basis, Uber eine Reform der Verwaltung, die Errichtung einer Land- gendarmerie, Entwickelung des Volksshulunterrichts, eine Reform der Justiz, die Bewaffnung des Heeres mit dem neuen Gewehr, die Neorganisation der Cavallerie und den Neubau von Kasernen. Auf die auswärtige Lage übergchend, gab der Konig der begründeten Hoffnung Ausdru, daß die äußeren Verhältnisse das innere Reformwerk nicht stören würden, und stellte mit Freuden fest, daß alle Mächte ihren Willen, den Frieden zu erhalten, kundgegeben hätten. Rumänien befolge gleichfalls eine Politik des Friedens und der Ordnung. Der König sei stolz, sagen zu können, daß die Beziehungen Numäniens zu den anderen Ländern die freundschafilichsten seten.
Die Thronrede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der König und der Thronfolger wurden auf dem Wege nah dem Parlament und im Parlament lebhaft begrüßt.
Serbien. Gef Die Skups chtina beendete gestern die erste Lesung des q lebentwurfs über die Staatshauptcontrole. Die “mendements des Abg. Katics gelangten troy des Wider- pruhs des Justiz-Ministers mit großer Mehrheit zur Annahme. — Schweden und Norwegen. (F) Stockholm, 6. März. Die Stadtbevollmächtigten
haben 40 000 Kronen zur Abhilfe der herrschenden Arbeits- losigkeit bewilligt. | D S
Christiania, 4. März. Das Storthing
willigt. Amerika.
Washington, 5. März. Staatssecretär Blaine leidet seit mehreren Tagen an einem starken Unwohlsein. Er wurde am Mittwoch plößlih von der Jnfluenza befallen, welche so- gleih eine gefährlihe Form annahm. Am Donnerstag und Freitag war das Fieber stark; jeßt hoffen die Aerzte jedoch, daß der Kranke in einigen Tagen das Bett verlassen kann.
Zu der Berings-Meer-Frage hat, wie „R. B.“ meldet, Lord Salisbury vorgeschlagen, während der bevor- stehenden Saison niht nur das gesammte Berings-Meer außer- halb einer 30-Meilen-Zone bei den Pribyloff-Jnseln allen NobbenfängernohneUnterschied zu eröffnen, sondern auch den Fang innerhalb der Zone aus 30 000 Robben zu beschränken. In Washingtoner Regierungskreisen betrachtet man diesen Vorschlag als nicht annehmbar. Jn British Columbien rüstet sich {hon alles auf einen großen Robbenfang. Die Lal der Schiffe wird doppelt so groß sein als im Jahre 1891. Sollte Lord Salisbury sih nicht zu einer Erncuerung des modnus vivendi vom leßten Jahre bereit zeigen, so wollen, wie das „N. B.“ aus Washington erfährt, die Vereinigten Staaten selbständig den Schuß der Robben unternehmen.
Parlamentarische Nachrichten.
Jn der heutigen (190.) Sißung des Reichstags, welcher die Staatssecretäre Freiherr von Malzahn und Freiherr von Marschall beiwohnten, stand8zunächst die folgende von den Abgg. Dr. Freiherr von Stauffenberg (dfr.) und Si egle (nl.) eingebrachte Jnterpellation zur Verhandlung :
Der Schuß der deutschen Urheberrehte an Werken der Literatur und Kunst in außerdeutshen Staaten ist nah dem bestehenden Zu- tande noch ein sehr mangelhafter. Nach zwei Richtungen inébesondere bestehen {were Mißstände und Gefahren, welche eine Abhilfe dringend erheischen. 1. Das neue Copyright-Geseß der Ver- einigten Staaten sichert allen Ausländern den gleichen Schuß wie den Amerikanern zu, sofern die betreffende Negierung den Nach- weis erbringt, daß die Amerikaner ebenso wie die Angehörigen des betreffenden Staats behandelt werden. Die Negierungen von
England, Frankreich, Belgien und der Schweiz haben diesen Nach-
weis erbracht, und ist das amerikanische Gese infolge dessen mit
dem Tage seiner Verkündigung auf die Mob brigen dieser
Staaten für anwendbar erklärt worden. Eine gleiche Erklärung
ist bis jeßt bezüglich des Deutschen Reiches nicht erfolgt,
und die deutschen Urheber sind infolge dessen in Amerrka voll- ständig shußlos. Die s{werwiegenden Interessen der deutschen
Urheber, des deutschen Buch-, Kunst-, Musikalien- und Karten-
verlags verlangen eine baldigste Aenderung dieses Zustandes.
11. Auch die literarischen Rechtsverhältnisse zwischen Deutschland
und Oesterreich-Ungarn, welche, da Oesterreih-Ungarn der Berner
Uebereinkunft noch nicht beigetreten ist und ein Literarvertrag zwischen
beiden Staaten noch nicht besteht, zur Zeit lediglich durch § 62 des
Meichsgeseßes vom 11. Juni 1870 und durch § 21 des Gefeßes vom
9. Januar 1876, sowie durch Art. 38 und 39 des österreichischen
Patents vom 19. Oktober 1846 geregelt sind, erweisen sich für die
Interessen des deutschen und österreichischen Buchhandels als durchaus unzureichende. Aus diesen Gründen stellen wir an den Herrn Neichskanzler die Frage: 1) Gedenkt die Reichsregierung die Be- dingungen des amerikanishen Gesetzes für die Anwendung des- selben auf deutsche Reichsangehörige zu erfüllen und wird sie dem MNeich8stage eventuell hierüber eine Vorlage machen? 2) Gedenkt die Reichsregierung den Abschluß eines Vertrags mit ter öster- reichisch-ungarischen Regierung anzubahnen, durch welchen den be- stehenden Mängeln abgeholfen und insbesondere die Ausdehnung des
ÜUrheberschußes auf die gesammte österreichish-ungarishe Monarchie
herbeigeführt wird?
_ Abg. Siegle (nl.) begründete seine Anfrage, deren crster Theil durch das dem Neichstag vorliegende Uebereinkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika über den gegen- seitigen Schuß der Urheberrechte erledigt ist.
Den zweiten Theil beantwortete der Staatssecretär Frei- herr von Marschall dahin, daß dem unerwünschten und unbefriedigenden Zustand der betreffenden Beziehung zu Oesterreih-Ungarn durch Verhandlungen mit diesem Staat, dessen Regierung dazu bereit sei, hoffentlih bald ein Ende ge- macht werden solle.
_ Darauf wurde das Uebereinkommen mit den Ver- einigten Staaten in erster und zweiter Berathung ge- nehmigt.
Darauf setzt das Haus die Etatsberathung fort.
__ Zum Etat des allgemeinen Pensionsfonds haben die deutschconservativen Abgg. Graf Douglas, Freiherr von Manteuffel und Menzer eine Resolution ein- gebracht, worin die verbündeten Regierungen ersucht werden, dem Neichstag möglihst noch in dieser Session einen Geschentwurf zu unterbreiten, durch den eine Abänderung der Militär-Pensionsgesezgebung da- hin vorgenommen werden soll, daß das Recht auf den Bezug der eigentlihen Pension erst ruhen soll, wenn die nach- stehenden Klassen im Reichs-, Staats- oder Communaldienst unter Zurehnung der Militärpension ausschließlich der Pensions- erhöhungen mehr als folgendes Gesammtdiensteinkommen be- zichen: a. Offiziere und im Offiziersrang stehende Militärärzte 6000 6, b. Feldwebel 1500 M, c. Sergeanten und Unteroffiziere 1200 M, d. Gemeine 700 M, e. Unteroffiziere von zwölf- jähriger activer Dienstzeit 1800 M An der Verhandlung über diesen Antrag betheiligten sich die neh Menzer (cons.), Berichterstatter Freiherr von Huene (Centr.), Richter (dfr.), Graf Douglas (cons.), Freiherr von Gültlingen (Rp.), Dr. Orterer (Centr. und der Commissar des Kriegs - Ministeriums Sniglid preußisher (General-Lieutenant von Spiß. (Schluß des Blattes.)
— Jn der
heutigen (27.) Sigung des Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten, Graf von Zedlitz, beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1892/93 im Etat des Ministeriums der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten fortgeseßt.
Unter den dauernden Ausgaben wurden die für die 6
auses der
vinzial-Schulcollegien mit Ausnahme der Gehälter der Pro- vinzial-Schulräthe, deren Berathung noch ausgeseßt wurde, fowie die Ausgaben Fr die Prüfungscommissionen genehmigt.
Bei den Zuschüssen für die Universitäten, und zwar bei
hat der „Köln. Ztg.“ zufolge für die Betheiligung Norwegens an der Chicagoer Weltausstellung ciflinania 210 000 Kr. be-
(Preußen. L Unt Mie — Beilage. Gerichtliße Entscheidungen zum Nahrungsmittel- geseß. körper in Magen, Herzbeutel, Herz, Erkrankungen der Lungen, Harn- werkfzeuge, andere innere Erkrankungen.)
Friedberg (nl.), daß von der Aenderung der O einer Professur dem Landtag Kenntniß gegeben werde, un empfahl auch für die Professoren das System der Dienst- alterszulagen. j
Abg. von Meyer- Arnswalde (b. k. F.) bezeichnete es als einen Act der Naseweisheit, wenn die Bonner Corps, wie die Zeitungen berichteten, den Besuch der Collegien nah dem 3. März und vor dem 25. April in einer Adresse an den Rector verweigert hätten. : :
Der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Graf von Zedlitz, hielt mit seinem Urtheil darüber zurück, weil ihm davon noch nichts bekannt sei; definitiv sei die neue Ferienordnung noch nit festgeseßt. : i:
Bei dem Zuschuß für die Universität Berlin empfahl Abg. Dr. Lotichius (b. É. F.) die weitere Anstellung eines Custos beim Zoologishen Museum. S
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Althoff sagte Er- wägungen darüber zu und befürwortete die ausgeworfencn Mehrausgaben für das orientalishe Seminar.
Abg. von Eynern (nl.) beklagte es, daß die Stadt Berlin, welhe von ihrer Universität große Vortheile habe, as cigenen Mitteln nihts für die Universitätseinrichtungen thue.
Abg. Dr. Langerhans (dfr.) {loß sich dem Abg. Dr. Friedberg dahin an, daß die Zweckbestimmung der Professuren vom Landtag gebilligt werde und eine Aenderung darin ihm zu unterbreiten sei, widersprach aber der Ansicht, daß die Stadt Berlin für die Universitätseinrihtungen mchr zu thun verpflichtet sei, und befürwortete einen Neubau für das pathologishe Jnstitut.
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Althoff führte aus, daß es neben den an ihre E Me L gebundenen Professuren auch freie gebe, die die Regierung je nach Be- dürfniß auch anderweitig beseßen könne. Den Worten des Abg. von Eynern wünsche er eine sympathische Aufnahme bei der Stadt Berlin. Die Baufrage für das pathologishe Jn- stitut werde hoffentlih demnächst ihre Lösung finden.
Abg. Dr. Friedberg (nl.) blieb dabei, daß die Regierung an die Zweckbestimmung der Professuren gebunden sei.
Geheimer Ober-Finanz-Nath Germar bezeichnete das als unmöglih und finanziell bedenklich.
Abg. Dr. Meyer (dfr.) wies auf die Aufwendungen Berlins für die Universitätskliniken und die Krankenpflege hin. Abg. Dr. Kropatscheck (cons.) bemerkte, daß die Charité von Friedrih Wilhelm 1. gestiftet sei, ohne Auf- d Berlins, das jedoch Kranke dort verpflegen lassen önne. ;
__ Nach einigen weiteren Aeußerungen der Abgg. von Eynern (nl.) und Dr. Langerhans (dfr.) erklärte der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedliß, daß die Frage eines Neubaues für die Charité schon von ihm in Gemeinschaft mit dem Finanz-Minister erwogen sei, und legte die Schwierigkeiten einer befriedigenden Löjung dieser Frage dar. Abg. Mooren (Centr.) sprah sich dagegen aus, daß die Universitäten vom Staat allein unterhalten würden.
Abg. Graf zu Limburg-Stirum (cons.) meinte, daf Berlin wohl in der Lage sei, mehr für die Universitäts- institute zu thun.
An der weiteren Debatte betheiligten sich noch die Abgg. Dr. Hermes (dfr.), Dr. Meyer (dfr.) und Mooren (Centr. )
Die Position Nem Die Position für die Universität Breslau wurde nach kurzer Debatte zwischen dem Abg. Dasbach (Centr.) und dem Geheimen Ober-Regierungs-Rath Dr. Althoff bewilligt. Für Studirende deutscher Herkunft, welche später in den Provinzen Westpreußen und Posen verwendet werden, sind 100 000 é ausgeworfen.
__ Abg. von Czarlinski (Pole) empfahl die Streichung dieses Fonds, der jedoch gegen die Stimmen der Polen be- willigt wurde.
Bei dem Kapitel „Höhere Lehranstalten“, „Zahlungen infolge rehtliher Verpflichtungen“, Abg. Dr. Gra f-Elberfeld (nl.) die Schulreform. des Blattes.)
für die Universität Berlin wurde ge-
Diel 1 bespracl ( S
Nr. 9 der Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge-
sundheitsamts vom 1. März hat folgenden Inhalt: Gesund- heits\tand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insb. Influenza. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutshen Stadt- und Land- bezirken. 9 Gesundheitsverhältnisse der bayerishen Armee 1886/89. — QCSOL Basel-Stadt 1890. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. l
3. Vierteljahr. — Desgl. lie Maßregeln. gebung u. \. w. an R in den Apotheken. — (Mecklenburg-Schwerin.) Arzneitaxe. — LIPPe. riologishe Untersuhungen. — (Desgl.) Ordnung. — (Italien.) Wohnungen. — (Nußland). Arzneitaxe. — Verhandlungen von gesetz- COINN Körperschaften, Vereinen, Congressea u. #. w. (Deutsches
des italienishen Heeres 1889. — Desgl. des Kantons
(Süd-Amerika.) — Thierseuhen in Rumämien. gl. in den Niederlanden. — Veterinär-polizei- (Mecklenburg-Schwerin, Oesterreich.) — Gesetz- (Bayern.) Influenza. — (Sachsen.) Receptjour-
Lymphebeschaffung. — (Oesterreich.) Chemische oder bakte- G Wiener Centralviehmarkt- Impfwesfen. — (Großbritannien.) Arbeiter-
Reih.) Weingeseß. —
Lissa.)
__ (Baden.) Weinfrage. — Vermischtes. Untersuhungslaboratorium 1889/91. — Geschenk-
(Verdorbenes Fleis, insbes. Verdauungskrankheiten, Fremd-
Handel und Gewerbe.
Der s{chweizerishe Bundesrath hat am 1. März wegen
Erforderung von Ursprungszeugnissen bei der Einfuhr in die Schweiz folgenden Besch
luß gefaßt: „Für den Import von Eiern, Südfrüchten und Pferdehaaren,
ercinigt, delponnen, zugerichtet, aus Ländern, welche die Vergün- tigung des Conventionaltarifs genießen, sind von shweizerishen Ge- fandtschaften oder Konsulaten beglaubigte Ursprun
weisen, tin der Meinung, daß Sendungen dieser Maarenariibel, für welche ein gültiges Ursprungszeugniß bei der Einfuhr in die Schweiz nicht vorliegt, obne weiteres nah dem Genecraltarif zollpflichtig sein
szeugnisse vorzu-
dem Titel der Universität Königsberg verlangte Abg. Dr.
follen.“