1892 / 61 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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getroffen in einer fo milden Weise, wie fie, glaube ich, bei feinem andern Beamtenstande, weder privatem, noch s\taatlihem, noch com- munalem Beamtenstande vorkommt. Von einer bedenklichen nah der moralischen oder politischen Seite hin bedenklihen Einwirkung der Regierung aus diesen Vorschlägen kann bei näherer Er- wägung meines Erachtens wirklich keine Rede fein. Selbst wenn man annehmen wollte, daß eine pflihtvergefsene Unter- rihtsverwaltung sich bei der Zumessung dieser Zulagen nit leiten lassen wollte von sahlihen und dem Interesse der Schule dienenden Gründen, sfondern von einer persönlichen Einwirkung, die außerhalb dieser Gesichtépunkte läge, so beurtheilen doch diejenigen Herren, die jene Beforgnisse äußern, meiner Auffassung nach den Lebrerstand erbeblih zu niedrig. Ich kann mir nicht denken, daß für 900 Æ jemand zu dem allem sich hergeben sollte, was nach dieser Richtung bin als die Folge einer derartigen Maßnahme geschildert worden ift.

Ich habe vorbin {on erklärt: die Regierung will auch bei diefer Vorlage garniht abweihen von dem Grundsate der Anciennetät. Sie will in erster Linie diejenigen Herren berücksichtigen, die eine höbere wissenschaftliche Qualification durch Zeugniß erhalten haben : aber sie will weiter die Berechtigung haben eine Berechtigung, deren Mangel bisher vielfa auch in Lebrerkreisen beklagt worden ift,

- au dem diese Zulage zu geben, der sih später als einen aus- gezeichneten Pädagogen, als gerade das gezeigt hat, was ein tüchtiger Lebrer sein soll. Ich meine, es ist fein unbilliges Verlangen, auf diesen Gedanken einzugehen.

Wenn Sie nun ferner erwägen, daß in dem Grundsaß der Be- soldung nach Dienstaltersstufen ein gegen die jeßige Zeit fo unglaublich großer Fortschritt liegt, so kann dem gegenüber doch die Frage der 900 4 wahrlich nicht von Bedeutung sein. Es ist eine kleine Latitüde, die gegenüber der Maßnahme, welche in Anerkennung ihrer Berechti- gung und Nothwendigkeit die Staatsregierung freiwillig nah dem Ziele hin gemadht hat, das au Sie alle verfolgen, gar nit ins Gewicht fällt.

Meine Herren, ih komme dann auf die Frage der Schulgeld- erhöhung. Wenn es möglich gewesen wäre, die höheren Bedürfnisse der Schul-Etats ohne Schulgelderhöhung zu befriedigen, nun so würde ih von meinem Standpunkt aus natürlich und ih bin überzeugt, daß das mein Herr College ganz ebenso gethan haben würde mit Vergnügen darauf eingegangen sein. Dies war aber eben nah der Finanzlage nicht mösglich. Die Finanzlage legt uns ja nach verschie- denen Richtungen und ganz besonders diesem, starken Appetit haben- den Ressort, das ich die Ehre habe zu vertreten, Beschränkungen aller Art auf. Also wir sind zu der Ueberzeugung gekommen : es ging ohne eine Erhöhung des Schulgeldes nicht.

Dann aber, meine Herren, daß diese Erhöhung ein ungereht- fertigter, ein unbilliger Schritt fei, muß ih entschieden bestreiten. So lange wir überhaupt und das, glaube ich, wird ja doch von keiner Seite als zweckmäßig und in der Sache berechtigt bestritten werden für böbere Unterrihtszwecke Schulgeld erheben, ist dessen Erhöhung nit eine Frage der Billigkeit und der Gerechtigkeit, sondern nur eine Frage der Zweckmäßigkei; und daß es zweckmäßig ist, bei einer Steigerung der Schulunterhaltungskosten denjenigen, welcher neben Staat und Commune zur Sustentirung unseres höheren Schulwesens beiträgt: die Familie zu den Mehrkosten und zwar in demselben Procentverhältniß, wie es bisher geschehen ist, heranzuzichen, das werden Sie doch nicht unrichtig finden. (Sehr richtig! rets.) Aber noch mehr, meine Herren, die Heranziehung der Familie geschieht nit einmal in dem vollen Procentverhältniß. Sie bleibt noch etwas darunter: Staat und Commune bringen sväter in noch höherem Make Ovfer für die Schule, als die Eltern dies thun. Nimmt man ferner an, daß die Gesammtverbältnisse unseres wirthschaftlichen Zu- standes eine Erböbung der Lehrergebälter absolut nothwendig machen, so muß man ferner ließen, daß der standard of life überhaupt in unserem Volke heraufgegangen ist: und dann rechtfertigt sich die Er- höhung der Schulgelder auch aus diesem Gesichtspunkt.

Meine Herren, ih komme nun zu der Frage der Hilfslehrer. Ich will ofen bekennen, das ist eine Frage, die mir fehr viel zu denfen gegeben und die mir vielfah s{merzliche Stunden bereitet hat : ih leugne das niht. Jh muß meinerseits einen vorhandenen Noth- stand das Wort objectiv aufgefaßt anerkennen; und ih halte es für eine heilige Pflicht, Alles zu thun, was ih kann, um diesem Notbstand Abbilfe zu hafen. Aber ich muß auch bier, wie ih das später noch ausführen werde, hervorheben : dieselbe Ueberzeugung habe id auch bei meinen verehrten Collegen bei der Erörterung dieser Frage gefunden. Nicht unsere Wünsche legen uns Beschränkung auf, fondern die harte Nothwendigkeit und die harten Thatsachen. Also, meine Herren, den Nothstand erkenne ih an und werde mir gestatten, Ihnen das an ein paar Zahlen zu beweisen.

Wir haben im vreußishen Staat in runder Summe etwa 4900 wissenschaftliche Lebrerstellen. Auf diesen 4900 Stellen, welhe doch dazu dienen müssen, um die vorhandenen Hilfslehrer oder die vor- bandenen Candidaten des höheren Lehramts aufzunehmen und ibnen später Versorgung und Dienststellung zu geben, haben wir nun 1901 Candidaten. Sie werden mir zugeben, dieses Verhältniß ift so un- günstig, daß auch eine Finanzverwaltung, die in der Lage wäre, denjenigen Wünschen das weitestgehende Entgegenkommen zu sichern, welche hier ausgesprochen sind, die Noth überhaupt au nicht aufheben würde. Die Noth liegt eben nit in einer falschen dienstpragmatishen Anordnung, fondern einfa in einer Ueberfüllung des Fachs: und ehe diese Ueber- füllung des Fachs sich nit auf eine zwar s{merzhafte und für viele brave Eristenzen außerordentlich s{wierige und verleßende Weise wieder ins gleiche gebraht bat, wird eine volle Abhilfe des Uebelstandes nicht erwartet werden fönnen.

Aber in der Praxis, meine Herren, zeigt sich nun doch, daß von dieser fehr großen Zahl von Hilfslehrern oder Candidaten des höheren Lbramtes ein sehr bedeutender Procentsaß in andere Berufszweige übergeht. Ich will zugeben, daß das an sich für die Unterrichts- verwaltung durhaus nit ein erwünshter Zustand ist. Es werden unter diesen Herren viele fein, welche hervorragend tüchtig und nah jeder Richtung hin ein Gewinn für den Unterrichtsbetrieb im Lande sein fönnten, und die gerade dieser Umstände wegen leiht im Auslande oder in Privatthätigkeit eine Anstellung suchen und so dem Unterrichtsbetriebe verloren gehen. Es werden aber auch andererseits manche fein, denen weder natürlihe Gaben noch reiches Wiffen zu Gebote fteht, und die dann eine kummervolle Existenz jahrelang, vielleiht Jahrzehnte lang führen müssen, vielleiht auch überhaupt untergehen.

Für diejenigen aber, welche nun thatsächlich zur Anstellung kommen,

ist das Verhältniß doch niht so ungünstig, wie es gewöhnlich dargestellt wird. Ich habe im Anschluß an die Berathungen der Budget- commission für drei Provinzen, und zwar für Hannover, Pommern und Schlesien, Aufftellungen machen lassen, um mich zu ver- gewissern einmal über die Frage, nah welcher durchschnittlichen Dienstzeit im Laufe der leßten drei Jahre ein Hilfslehrer in eine ordentlide Stelle getreten ist, und zweitens, wieviel Zeit ein ordentliher Lehrer gebraucht hat, um zum Oberlehrer be- fördert zu werden, soweit ihm die Qualification dazu bei- wobnte und zwar streng getrennt nach staatlichen und nichtstaatlihen Anstalten. Da ergiebt sih denn eine merkwürdige Uebereinstimmung in den einzelnen Provinzen. In der Provinz Han- nover z. B. sind die Hilfslehrer an den staatlichen Anstalten, soweit sie Philologen waren, in 3 bis 4 Jahren nah der Ablegung des Probejahres zur Anstellung gelangt, Mathematiker ebenso, bei den nichtstaatlichhen Anstalten die Philologen in 2 bis 3, die Mathema- tiker in 3 bis 4 Jahren, in der Provinz Pommern bei den staatlichen Anstalten nach 5 Jahren, bei den nichtstaatlihen Anstalten die Philologen nach 5, die Mathematiker nach 4 Jahren, in der Provinz Schlesien an den staatlichen Anstalten die Philo- logen nach 5 Jahren, die Mathematiker nah 4, an den nihtstaatlihen Anstalten die Philologen nah 3 bis 4, die Mathe- matiker nach 4 bis 5 Jahren. Was die Oberlehrer anbetrifft, um das gleich vorwegzunehmen, so ist in der Provinz Hannover das Durchschnittsdienstalter bis zur Ernennung zum Oberlehrer 14 Jahre, in der Provinz Pommern 15, in der Provinz Schlesien ebenfalls 15: Jahre.

Meine Herren, Sie werden mir zugeben, daß, wenn diese Zahlen für den ganzen preußischen Staat zutreffen würden, was ih nit behaupten fann, die Sache für diejenigen Herren, welche von den 1901 überhaupt zu den zur Anstellung gelangenden gehören, nicht so s{limm liegt, als vielfa angenommen wird. Das muß ich allerdings zugeben, daß die Zahlen in Betreff der Durch- schnitte für die Einzelnen ganz erheblich wechseln. Es sind z. B. in der Provinz Hannover angestellt worden sofort nah Ablegung des Probejahres 1, innerhalb des ersten Jahres 6, bis zum zweiten Jahr 10, bis zum dritten Jahr 7, bis zum vierten Jahr 9, bis zum fünften Jahr 10, bis zum sechsten Jahr 2, bis zum siebenten Jahr 2, bis zum achten Jahr 3 und fogar bis zum neunten Jahr Dienstzeit 1. Also die Diffe- renzen sind-außerordentlich stark. Und da komme ich in dieser Frage sofort auf einen zweiten sehr wichtigen Punkt. Eine Anstellung rein nach der Anciennetät seßt ein Verzeichniß voraus, welches für den ganzen preußischen Staat angelegt wird und in dem die Probe-Candi- daten von Ostpreußen bis nah dem Rheinland durcheinander rangiren. Die Anstellung rein nach der Anciennetät würde zweitens eine völlig gleihe wissenschaftlihe Facultas und au eine völlig gleihe praktise Bewährung während des Probejahres vorausseßzen. Die Anlegung eines Verzeichnisses für die ganze Monarchie ih habe es mir wirklich angelegen sein lassen, darüber sehr nachzudenken und Versuche zu machen und die Re- gelung der Anstellung danach halte ich zur Zeit noch niht für möglich. Ich glaube auch nicht, daß es wünschenswerth wäre. Den Lehrer zu sehr von allen Beziehungen zu der Heimat zu trennen, aus der er entsprossen ist, hat seine sehr bedenkliche Seite. (Sehr wahr! im Centrum und rets.) Das Bedenken würde aber noch weiter gehen. Eine solche Einrich- tung wäre nur dann möglich, wenn alle Lehrer staatliche Lehrer wären. Bei der großen Zahl fie ist ja bei weitem die überwiegende Zahl der Communallehrer und bei der Verschiedenartigkeit der Mitwirkung bei der Anstellung dieser Lehrer ift ein folches Verfahren absolut unmöglich. Also an dem Princip, die Anstellung im wesentlichen den Provinzial- Schulcollegien zu überlassen und der höchsten Instanz nur einen Ein- griff unter gewissen Vorausseßungen vorzubehalten, werden wir vor der Hand festhalten müssen. Jch weiß nicht, wie es anders geordnet werden soll, ih bekenne das ganz ofen.

Auch der zweite Punkt, die Facultas und die praktische Be- währung, hat doch ihre große Bedeutung. Zunächst die Facultas. Ja, meine Herren, wenn eine ordentliche Lehrerstelle, die für einen Altvbilologen berechnet ist und in die ein Altphilologe nothwendig fommen muß, frei wird, fo muß sie dem nächsten Altphilologen über- tragen werden, auch wenn ibm noch zehn Mathematiker vorgehen. Das ift gar niht zu vermeiden. Wenn Sie sich nun weiter ver- gegenwärtigen, wie verschiedenartig die Facultäten sind, wie ver- schiedenartig danach die Bedürfnisse fh gestalten, so ist eine An- stellung lediglich nach dem Schema F, nah Art der Commandirrollen für die wissenschaftlichen Hilfslehrer absolut unmöglich. Aber auch die all- gemeine Facultät meine Herren, ih möchte es mal fo nennen ab- geseben also von der Facultas, die praftishe Bewährung im einzelnen Falle, das Hineinpassen in besondere Verhältnisse ih erinnere beispiels- weise bloß an die confessionellen Verschiedenheiten wird unter Umständen auch da ein Abweichen von dem \trengen Anciennitäts- princip nothwendig machen, wo man fonst an demselben festhalten fönnte. Auh das is ein Uebelstand das erkenne ih an —; aber er is nicht zu vermeiden. Die Unterrichtsverwaltung fann nur das thun, daß sie mit aller Strenge darauf bâlt, daß alle diese zu berücksihtigenden Punkte niemals zu einer versönlihen Benachtheiligung des Einzelnen da führen, wo nicht ganz ausgesprohen sahliche Gründe für diese Benach- theiligung vorliegen. (Sehr gut! rechts.) Darauf einzuwirken, meine Herren, bin ich sehr gern bereit; aber ih muß meinerseits hervorheben : mir ist auch nit ein einziger Fall bekannt geworden wohl find mir Fälle großer Härten bekannt geworden, aber es ist mir bisher in meiner Praxis nicht ein einziger Fall bekannt geworden, in welchem einen der mit der Anstellung {ließlich doch beauftragten Beamten der Provinzialbehörden nach dieser Richtung hin irgend eine persönliche Verantwortung tralè Oer in welhem ihm ein perfönliher Vorwurf zu machen wäre. Ich muß das hier zur Ehre dieser Herren ausdrücklich aussprechen und constatiren. (Hört! hört! rechts.) Bei den vielfahen Beschwerden, die an mi herangekommen find, und bei der minutiöfesten Prüfung derselben ist stets ein entshieden sahlider Grund nachgewiesen, der die Nicht-Berücksichtigung rechtfertigte. Und die Fälle, meine Herren, das wurde vorhin auch angeführt —, daß Lehrer mit ihnen an- gebotenen Stellen aus irgend welchen Gründen nit zufrieden sind, fommen doch häufiger vor, als die Herren zu meinen scheinen. Es giebt eine Reihe von Orten, die bieten so angenehme Lebensbedingungen und auch vielleiht Existenzbedingungen dur Nebenämter, eine andere Reihe von Orten mit höheren Schulen, die sich dur das gerade Gegentheil auszeihnen, daß die Tradirung

von einem Ort zum anderen auf die allererheblihsten Schwierigkeiten \ößt und den Wünschen der betreffenden Herren selbst widerspricht. Ein Theil der Uebelstände ist auch hieraus zu erklären aber 8 gebe zu, nur ein Theil, und es foll mein eifrigstes Bestreben sein, nah dieser- Richtung hin, soweit es irgend geht, Wandel zu \{afen. Ih mache auch darauf aufmerksam, meine Herren: die neue Lehrordnung und Lehrpläne werden in keiner Weise, wie das in den Kreisen der Hilfslehrer besorgt worden ist, eine besonders s{limme Wirkung für ie remunerirte Weiterbeschäftigung üben. Ich habe schon vor längerer Zeit die Provinzial-Schulcollegien sämmtlich angewiesen, in dieser Beziehung Vorsorge zu treffen, und habe sie ermächtigt, diejenigen Herren es trifft ja vorzugsweise Altphilologen, welche nicht gerade die Facultas für andere Fächer haben do, wenn sie sih irgendwie bewährt haben, au in anderen Fächern zu beschäftigen, weil ich der Meinung bin und darin werden mir die Herren alle beitreten ein Lebrer, der über- haupt das Zeugniß erworben hat, und ein Lehrer, der eine volle Facultas für die obersten Kassen besitzt, wird ohne jeden Schaden, wenn er si praftisch bewährt hat, in den unteren und mittleren Klassen au in Fächern außerhalb seiner Facultas verwendet werden fönnen.

Meine Herren, nun weiter die Bemängelung bezüglich der Gehalts. differenz zwishen den Directoren der Vollanstalten und den Rectoren der sechs\tufigen Anstalten. Jh glaube do, daß ih für den Ge- haltéunterschied manches fagen läßt. Ich erinnere zunächst daran, daß die Nichtvollanstalten, die sechsfstufigen Anstalten, ja doch voraus- sichtlich für eine große Zahl mittlerer und kleinerer Städte die Schule der Zukunft fein werden, namentlich in den gewerbetreibenden Gegenden. Also in der geringeren Besoldung für den Director oder * den Rector dieser Ansialt liegt ja aud etne Minderung der Anforderungen an die Commune. Indessen gebe‘ ich zu, dah dus ein - Ulterhevliher PUutt Ul Aber meine Herren, daß cine sehs\tufige Anstalt, also eine böbere Bürgerschule, oder wie der Herr Abg. Dr. Dürre wünscht, die Realschule so ist sie officiell getauft doch ein erheblich geringeres Maß von Arbeit erfordert, wie cine neunstufige Anstalt, kann do wobl nicht zweifelhaft fein. Und schließlich! ich will ja nicht sagen, daß ein allzubäufiger Wesel in den Anstalten wünschenswerth sei; daß aber ein Uebergang von Directoren der sechs\tufigen Anstalten zu Di- rectoren neunstufiger Anstalten in vielen Fällen wünschenswerth ift und daß, wenn er wünschenswerth ist, der Uebergang zweckmäßig mit einer Ge- haltsverbesserung verbunden wird, {eint mir außer Zweifel zu steben. Ich möchte meinen, die Einwendungen gegen den Vorschlag der Staatsregierung find nicht begründet.

Was nun die Titel- und NRangfrage betrifft, so bin ih heute niht in der Lage, bestimmte Erklärungen nach dieser Nichtung abzu- geben. Das kann ih aber versichern, daß bei der Staatsregierung Erwägungen s{weben, die den Wünschen, die hier ausgesprochen sind, außerordentlich nahe kommen, und daß es mir eine Freude sein wird, wenn sie Erfüllung finden.

Noch eine kleine Illustration möchte ih zu dem Wunsche des Herrn Abg. Dr. Dürre geben, die höheren Bürgershulen Realschulen zu nennen. Die Stadt Berlin hat an mi geschrieben und gesagt, sie verbâte sih diesen Titel. (Heiterkeit.) Also alle Leute sind doch nit damit einverstanden. Ich habe durchaus nicht die Absicht, der Stadt Berlin ihren Spaß zu verderben.

Meine Herren, ih komme nun zu der Hauptfrage, den Gehalts- aufbesserungen überhaupt. Die Herren haben richtig angeführt, in den früheren Verhandlungen dieses Hauses is wiederholt die Gleich- stellung dieser Lehrer mit den Richtern erster Instanz gefordert worden. Für die innere Berechtigung dieser Forderung lassen si ja sehr triftige Gründe anführen. Auch die Unterrichtsverwal- tung, ih selbst, bin stets von dieser Auffassung ausgegangen. Aber bei den Erwägungen, die zwischen den verschiedenen Ressorts stattgefunden baben, trat die Enge unserer Finanzbefähigung, die wir zur Zeit haben, so stark hervor, daß der Gedanke, alle diejenigen Beamtenkategorien im Gehalt aufzubessern, welche von jenem Ver- gleihungsmaßstab aus angesehen, gleih berehtigte Ansprüche auf Gehaltsverbesserung wie die höheren Lehrer haben würden, sich that- sächlih als unausführbar erwies.

Nun, meine Herren, ih glaube, der Herr Finanz-Minister bätte unter diesem Gesichtspunkt, wenn er ein geringeres Maß von Wobhl- wollen den höberen Lehrern hätte entgegenbringen wollen, als er thatsächlich bekundet hat, eine schr günstige Position besessen, wenn er mir gegenüber gesagt hätte: Ich will zwar die Aufbesserung auf die Klasse der Richter erster Instanz genehmigen, aber selbstverständlidh unter der Vorausseßung, daß alle Deine Collegen bei anderen Ressorts dieselben Vortheile bekommen und daß die Finanzlage dies auf Prüfung seitens des Staats-Ministeriums gestattet. Die selbstver- ständlihe Folge einer derartigen Operation wäre gewesen, daß id überhaupt garnichts gekriegt hätte, und da, muß ih sagen, ist es mir ein Bedürfniß und eine Freude, es meinem verehrten Collegen hier ausdrücklich aus\sprehen zu föônnen, daß c n quis fern gelegen hat, mich in eine solWe Bahn hineinzudrängen, sondern daß er von Anfang an in der vollsten Uebereinstimmung mit mir das Ziel vor Augen gehabt hat, die s{hwersten Schäden zu heben und in der Aufbesserung der Gehälter so weit zu gehen, wie es nah Lage der Finanzen irgend möglich war. (Bravo!) Ich glaube, meine Herren, auch derjenige, der viel weitergehende Wünsche hat i bekenne ganz offen, daß ich dieselben für die Lehrer- haft habe muß doch anerkennen: wir haben einen wesentlihen weiten Schritt vorwärts gethan, und selbst bei dem Ver- gleih mit anderen Beamtenkategorien ist dieser Schritt nicht zu unter- schäßen. Ich kann unter feinen Umständen zugeben, daß die Bemer- fung eines der Herren Vorredner zuträfe, der sagte, die Sache wäre zwar besser wie nihts, aber doch recht wenig. Nein, meine Herren, bitte, lassen Sie diese Auffassung weder im Lande noch bei unserer Lehrershaft aufkommen. Es ift nicht nur besser wie nihts, sondern ich glaube, es ift recht viel er- reiht (sehr richtig!), und wir wollen dafür der Instanz dankbar sein, die es ermöglicht hat, das auf den Etat zu bringen. Das Land und die Lebrershaft und vor allen Dingen ih, werden Ihnen, meine Herren, von Herzen dankbar sein, wenn Sie durch Zustimmung zu dem Etat diesen wesentlichen Schritt in der Gehaltsverbesserung und Entwickelung unserer Lehrerschaft ratihabiren. (Bravo!)

Die weitere Berathung wird darauf vertagt. Shluß 3/4 Uhr.

M 61.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 10. März

Deutsches Reich. UeberitOt

der in den deutshen Münzstätten bis Ende Februar 1892 vorgenommenen Au

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Silbermünzen

00 C e T «pl L Ç P . 1892 sind geprägt Doppel- Halbe Privat- worden in:

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Hiervon auf

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Neichsmünzen.

Kupfermünzen

Fünkf- Zwei- Ein-

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fun i E 5 925 960 Mel. - s = Muldener Hütté . Stuttgart . Karlsruhe

5 925 960

35 000 205 486

94 82470 4 707165 1 800/— 3 540

600

Hamburg

Summe 1. 5 925 960

9)Vorber waren geprägt*)| 2 062 521 200/506 687 600/27 969 925|/1275128840/76 621 270/107 207 144/179 832

5 925 960 240 486 906 26

71 486 552

4 005 284 —| 29 259 336 60] 14 345 137

35 472%

6 213 207/44] 5 372 508,99

3) Gefammt-Ausprägung} 2 068 447 160506 637 600 57 969 925[1231054800176 621 2701107 447 6301180 738 381] T1 436 552 35 717 922

4) Hiervon sind wieder eingezogen 5) Bleiben

1195 180|_1 782 260 10 125 2 067 251 980504 905 340127 959 300 2 600 117 120 Æ.

8115 9 182 i 3 502 50] 13 003 655

4 005 284 —| 29 259 336 60} 14 345 157

C320 If 5 107 981 34

15 60 1 227/70 427110 3098 25 70

76 613 1551107 438 448[180 72 71 483 049 50] 22 714 267

T 005 268 40] 29 258 108/90] 14 344 709

G T6 5107 995 61

458 978 647,590 M

*) Vergleiche den „Reichs-Anzeiger“ vom 10. Februar 1892 Nr. 36.

Berlin, den 9. März 1892.

Statiftik und Volkswirthschaft.

íFnvaliditäts- und Altersversicherung.

Bei der Invaliditäts- und Alterêversicherungs-Anstalt Pommern sind im Monat Februar 212 Anträge auf Altersrenten eingegangen, davon sind 22 anerkannt und zur Zahlung angewiesen, 9 wurden als unbegründet abgelehnt und der Rest auf den Monat März übernom- men. Anträge auf JInvalidenrenten gingen 107 ein; davon sind 9 anerfannt und zur Zablung angewiesen, 37 wurden als unbegründet abgelehnt, 2 fanden ibre Erledigung durch den Tod der Antragsteller, die übrigen wurden auf den Monat März übernommen.

Deutscher Landwirthscha ftsrath.

‘Fn der gestrigen Sißung wurde über die Frage der Handels- verträge und deren Beziehung zur Landwirthschaft verhandelt und, wie die Morgenblätter mittheilen, folgender Antrag des Herrn von Below -Saleske angenommen: „1) Im Hinblick auf das An- halten der fremdländishen Concurrenz bleibt ein wirksamer Zol[- \chut wie für die Industrie, so auch für die Landwirthschaft unent- behrlih. Es ist daher unabweisbar, bei der geseßlih vorgesehenen Bindung der Zolltarifsäße nah oben, jede weitere Abbröckelung der landwirthschaftlihen Schutzzölle auszuschließen. Die Ausfuhr für Vieh, Spiritus, Zucker und Stärke bedarf der entschiedenen Förderung. Im Interesse der Zueerindustrie ist zu wünschen: „a. Abänderung des Zuckersteuergeseßes dahin, daß die offene Prämie bei der Ausfubr so lange weiter gezahlt werde, bis die übrigen Zuer vroducirenden Länder bereit find, ibrerscits alle Prämien zu be- seitigen, b. Verbot der Fabrikation und Besteuerung des Saccharins“.

Weiter wurde folgender Antrag des Freiherrn von Hornstein (Binningen in Baden) angenommen: „Der deutsche Landwirthschafts- rath billigt im wesentlichen den dem Bundesrath vorgelegten Gcseß- entwurf, betreffend den Verkehr mit Wein u. s. w., und bittet um Herbeiführung gleichmäßiger Besteuerung und strenger Conirole der Kunstweinfabrikation nah Art der badischen Vorlage.“

Professor Dr. Sering sprah alsdann über die Förderung der inneren Colonisation, und im Anschluß hieran wurde folgende Reso-

ution des Grafen Arnim -Schlagenthin angenommen:

„Gegenüber den mannigfahen Schwierigkeiten, mit denen die deutsche Landwirthschaft zu kämpfen hat, den fortwährend steigenden Anforderungen an den Grundbesitz, ist die Steigerung der Leistungs- fähigkeit derselben eine der wesentlihsten Staatsaufgaben. Zu diesem Zwecke ist es in erster Linie nothwendig, alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, welche den Grundbesiß hindern, die Fortschritte der modernen Technik, insbesondere auf dem Gebiete des Verkehrs- wesens und der Kraftübertragung, sich nußbar zu machen. Die Vorrechte, welche den Bergwerken bezüglich der Einrichtung von Ab- fuhrwegen und Eisenbahnen gewährt worden sind, um deren Betricb zu ermöglichen, sind daher dem Grundbesitz im allgemeinen zu gewähren. Es muß nicht bloß die Verwerthung der landwirthschaftlichen Producte, die Zufuhr der Rüben, Kartoffeln und des Brennmaterials zu den Fabriken und Holzabfuhr, sondern auch die bessere Auênutung aller anderen iîn Boden enthaltenen Schäße, wie Kalk, Thon, Kreide, Mergel, Torf, Kies, Braunkohle in jeder Weise erleichtert werden. Eben]o ist die bessere Ausnußzung der vorhandenen Wafferkräfte durch die neueren Kraftübertragungsmittel im Interesse der Landwirth- schaft zu begünstigen. Im Anschlusse an die Beschlüsse des Königlich preußischen Oekonomie-Collegiums, betreffend die Ausbildung des Rothwegerchts zu Gunsten der Herstellung von Zugangswegen zu Wasserstraßen und Eisenbahnen wird daher es als dringend nothwendig bezeichnet, sobald als möglich eine geseglihe Ausgestaltung * des Nothwegerechts herbeizuführen behufs Anlage von Kleinbahnen, Kraft- übertragungsanlagen, Zugangswegen zu Wasserstraßen und Eifen- bahnen, jedech unter Voraussetzung : l /

a. voller Entschädigung der Besitzer der betroffenen Grundstücfe,

b. Sicherstellung derselben gegen alle Nachtheile,

c. Aus\{luß bebauter Grundstücke, Gärten, Höfe und dergl. von dieser Legalservitut. i i

Da die Aufbringung der zur Anlage von Kleinbahnen erforder- lihen Kapitalien, da wo es sh um fleine, nur einem bestimmten Interessentenkreise dienende Anlagen handelt, häufig shwierig ist, die Form der Actiengesellschaft sich dafür oft nicht eignet, empfiehlt es fich, die Bildung von öffentlihen Genossenschaften auf dinglicher Grund- lage zu ermöglichen.“

W oblfahrtseinrichtung.

Unter den Wohlfahrtseinrihtungen zu Gunsten der Arbeiter ver- dient der Betrieb des neuen Speisefaals neben der König- lihen Eisenbabn-Werkstatt in Posen rühmlih erwähnt zu werden. Er gewährt 200 Personen Play. Es sind Wärmevorrich- tungen für zugetragene Speisen vorhanden, auch sind zu mäßigen L Speisen und Getränke, mit Ausnahne von Spirituosen, ver- tauflich.

Zur Unterrichtsstatistik im Königreih Bayern für das Schuljahr 1889/90. _ Die Zahl der für ganz Bayern ermittelten Werktags-Volks- \chulen betrug in dem Berichtsjahre 7198, wovon 325 oder 4,9% auf die Städte (die unmittelbaren Städte rechts des Rheines und die elf größeren Städte der Pfalz) und 6873 oder 95,5% auf das Land

entfielen. 7141 oder 99,2 9/4 waren öffentliche, 57 oder 0,8 9/9 Privat-

Hauptbuchhalterei des Neichs-Schaßamts. Der,

schulen. Nach dem confessionellen Charakter schieden sich die Schulen in 5075 oder 70,5 9% fatholishe, 1902 oder 26,49/9 protestantische, 134 oder 1,99/6 simultane und 87 oder 1,29% jüdishe. Unterscheidet man die Schulen nah der Unterrichtseintheilung, so ergiebt sich, daß 6818 oder 94,799 Ganzschulen, 330 oder 4,6% Halbschulen und 50 oder 0,7 9% gemischtz Ganz- und Halbschulen waren. Die Zahl der Klassen sämmtlicher Schulen betrug 13 140, wovon 2522 oder 19,29/9 auf die Städte, 10618 oder 80,89/6 auf das Land entfielen. Die Zahl der an sämmtlihen Schulen wirkenden Lehrkräfte betrug 23 376, von denen 13 229 oder 56,69/9 ordentliche Lebrer, 6008 oder 25,7 9/9 Ne- ligionslehrer und 4139 oder 17,7% Fachlehrer für Turn-, Zeichen- und Arbeits-Unterriht warcn. Bon den ordentlichen Lehrern waren 11 458 oder 869%/9 männliche und 1771 oder 13,499 weibliche, von den Fachlehrern 125 oder 3,0% männlihe und 4014 oder 97,09/o weiblice, während sämmtliche Religionslehrer dem männlichen Geschlechte angehörten. Der Confession nah waren von den 23 376 Lehrkräften 12 139 oder 51,9 9/9 männliche fatholisch, 5272 oder 22,6 9/9 männ- lide cvangelisch, 178 oder 0,7 9/9 männliche jüdish und 5 oder 0,02 9/9 männliche sonstiger Confession, 5108 oder 21,9 9/9 weibliche katholisch, 668 oder 2,9 9/9 weibliche protestantisch und 9 oder 0,03 9/9 weibliche jüdisch. Von den ordentlichen Lehrkräften waren 971 oder 7,3 °/o geistlichen Standes, und zwar 31 oder 0,2 % männlihe und 940 oder 7,1 9% weibliche. Die Gesammtzahl der die Werk- tagsshulen besuchenden Kinder betrug 834829, von denen 140 340 oder 16,8 9/9 auf die Städte und 694489 oder 33,2 °/o auf das Land fommen. 409087 oder 49,0 9% gehörten dem männliden, 425 742 oder 51,0%" dem weiblihen Geschlecht an. 591 §25 oder 70,9 9/9 waren fatholisher, 235 886 oder 28,2 9/o prote- stantiscer, 6556 oder 0,8 9%/6 jüdischer und 564 oder 0,07 9% fonstiger Confessionen Die Gesammtzahl der Fetertagsschüler betrug 307 748, wovon 34 784 oder 11,30% auf die Städte, 272 964 oder 88.7 9/9 auf das Land kamen. 135 358 oder 44 9/9 waren männlichen und 172 390 oder 56 9/9 weiblichen Geschlechts : 223 416 oder 72,6 9% gehörten der fatholishen, 82 735 oder 26,9 9/9 der protestantischen, 1436 oder 0,5 9/6 der jüdishen und 161 oder 0,05 9%/o einer sonstigen Confesston an.

An Fortbildungsschulen bestanden in Bayern im Schuljahre 1889/90 244 gewerbliche Fortbildungëschulen, darunter 197 ielbständige und 47 mit Realschulen verbundene. Die Zahl der Schüler belief sich auf 30 783. An sämmtlichen gewerblichen Fortbildungs\chulen wirkten 1493 Lebrkräfte, worunter 62 ausshließlich für diese Schulen an- gestellt waren. Die Zahl der landwirthschaftlihen Fortbildungs- ihulen betrug 525 (darunter 12 Winterschulen) mit 10 276 Schülern und 899 Lehrern, darunter 7, die ausschließlich für diese Schulen angestellt waren. Waldbauschulen waren 5 mit 187 Schülern vorhanden, an benen 25 Lebrer, darunter 10 auss{ließlich für diefe Schulen ange- stellte, wirkten.

Bon Mittelshulen waren vorhanden: 36 humanistische Gym- nasien mit 906 Lehrkräften und 14849 Schülern: 53 isolirte Latein- \hulen, darunter 10 mit privatem Cbarakter, mit 472 Lehrkräften und 3153 Schülern; 4 Realgymnasien mit 63 Lehrkräften und 452 Schülern: 57 Realschulen, davon 9 mit privatem Charakter, mit 834 Lebrkräften. 10 735 Schülern und 133 Hospitanten; 3 In- dustries{ulen mit 50 Lebrkräften, 213 Schülern und 59 Hospitanten ; 4 Baugewerks\chulen mit 77 Lehrkräften und 1379 Schülern; 8 SHandels\culen , davon 4 mit vrivatem Charakter, mit 114 Lehrkräften und 1301 Schülern und 44 Hospitanten: 2 Kunstgewerbeshulen mit 44 Lbrféräften, 491 Schülern und 79 Hospitanten: 46 Präparanden- schulen, davon 10 mit privatem Charakter, 289 Lehrkräften und 2025 Schülern: 19 Lehrer- und Lehrerinnen-Seminarien, darunter 6 mit vrivatem Charakter, mit 203 Lehrkräften und 1024 Schülern ; 14 Musifshulen, davon 6 mit vrivatem Charakter, mit 109 Lehr- fräften, 1450 Schülern und 502 Hospitanten; 126 höhere Töchter- \{ulen, davon 98 mit privatem Charakter, mit 1686 Lehrkräften, 12 034 Schülerinnen und 153 Hospitantinnen ; 28 Frauen-Arbeitsschulen, darunter 27 mit privatem Charakter, mit 116 Lehrkräften und 9549 Schülerinnen: 4 Arbeitslehrerinnen-Seminare, alle mit privatem Charafter, mit 15 Lebrkräften, 63 Schülerinnen und 14 Hospitantinnen ; die Kreis-Landwirthschaftsschule Lichtenhof mit 12 Lehrkräften und 80 Schülern: 4 Kreis-Ackerbaushuleu mit 41 Lehrkräften und 176 Schülern: die landwirthschaftliche Centralschule Weihenstephan mit 15 Lehrkräften, 74 Schülern und ‘9 Hospitanten : die Central- Turnlebrer-Bildungsanstalt mit 4 Lehrfkräften und 393 Schülern ; 43 Fachschulen, die nicht unter die Fortbildungsschulen fallen, davon 13 mit vrivatem Charafter, mit 106 Lehrkräften, 2240 Schülern und 91 Hospitanten: 4 sonstige Privat-Lehrinstitute mit 21 Lehrkräften und 98 Schülern.

Bei den Hochschulen betrug die Zahl der Studirenden : an der Universität München im Winter-Semester 1889/90 3510, im Sommer- Semester 1890 3573; an der Universität Würzburg im Winter- Semester 1677, im Sommer-Semester 1660; an der Universität Erlangen im Winter-Semester 951, im Sommer-Semester 1011; an den sieben Lyceen im Winter-Semester 830, im Sommer-Semester 786; an der Technischen Hochschule in München im Winter-Semester 857, im Sommer-Semester 789; an der Akademie der bildenden Künste im Winter-Semester 369, im Sommer-Semester 322; an der Forst- Lehranstalt Aschaffenburg im Winter-Semester 67, im Sommer- Semester 62: an der Thierärztlichen Hochschule in München im Winter- Semester 127, im Sommer-Semester 99. Promotionen wurden an

den drei Universitäten während der genannten beiden Semester 542

47 608 087,25 M. 11621 132 10 M

vorgenommen, von denen 268 auf Bayern und 274 auf Nicht-Bayern famen.

Die landwirthschaftlichen Vereine in Bayern.

Die Gesammtzahl der in Bayern im Jahre 1890 bestehenden landwirthschaftlihen Bezirksvereine betrug 227 mit ebensoviel Bezirks-Comités und 58 806 Mitgliedern, und zwar 40 mit 10 655 Mitgliedern in Oberbayern, 27 mit 7018 Mitgliedern in Niederbayern, 14 mit 6681 Mitgliedern in der Pfalz, 27 mit 5541 Mitgliedern in der Oberpfalz, 28 mit 5850 Mitgliedern in Oberfranken, 24 mit 7237 Mitgliedern in Mittelfranken, 34 mit 5628 Mitgliedern in Unterfranken und 33 mit 6840 Mitgliedern in Schwaben. Bon landwirthschaftlichen Specialvereinei bestanden 1890 im Königreich Bayern : 17 Pferde- zutvereine mit 3223 Mitgl. ; 378 Rindviehzuchtvereine mit 13 869 Mitgl. ; 70 Geflügelzuchtvereine mit 8165 Mitgl. : 288 Bienenzucht- vereine mit 14 178 Mitagl.: 24 Moslkereivereine mit 1862 Mitgl. ; 82 Fischereivereine mit 6580 Mitgl.; 13 Hopfenbauvereine mit 1293 Mitgl. : 12 Weinbauvereine mit 1411 Mitgl.; 313 Obst- und Garten- bauvereine mit 23 679 Mitgl.; 344 Dreschmaschinengenofsenschafteu mit 5636 Mitgl.: 301 Viehversiherungsvereine mit 26 903 Mitgl.:; 333 Kredit-, Darlehns-, Spar- und Vorschußvereine mit 29 687 Mitgl., 119 Consumvereine mit 13 885 Mitgl. ; 40 land- wirtbschaftlihe Lese- und Ortsvereine mit 3468 Mitgl. und 15 sonstige Vereine mit 14217 Mitgl. Pferdezuchtvereine fehlten in Oberfranken, Molkereivereine in Oberbayern, der Oberpfalz, Ober- franfen, Mittelfranken und Schwaben, Hopfenbauvereine in Nieder- bayern, der Pfalz, Oberfranken und Unterfranken, Biehverficherungs- vereine in Niederbayern, Consumvereine in Niederbayern, der Ober- vfalz, Mittelfranken und Unterfranken, sonstige Vereine, wie Hagelversicherungsverein u. dergl. in Schwaben, Weinbauvereine gab es nur in Niederbayern, der Pfalz und Unterfranken.

Zur Arbeiterbewegung.

In Magdeburg fand am Dienstag eine Versammlung des dortigen Vereins unabhängiger Socialisten statt, in welcher der Ber- liner Agitator Buhr svrah und nach der „Magdb. Ztg.“ die Stellung der „Unabhängigen“ zur socialdemokratischen Partei erörterte; er be- fämvfte, wie das auch in Berliner Versammlungen bereits geschehen ist, das Verhalten des socialdemokratishen Centralorgans „Borwärts“ und der Parteiführer gegenüber den Ausschreitungen der Arbeitslofen. Es wurde beschlossen, in der nächsten Zeit eine große Volfsver]amm- lung einzuberufen.

Aus Ovveln berichtet man dem , Vorwärts“, daß in der dortigen Friedländer’ schen Bierbrauerei sämmtlihe Böttcher ihr Arbeitsverhältniß gekündigt baben, angeblih weil sie zwei Stunden länger bei unverändertem Lohn arbäiten sollten.

In Leipzig haben Rath und Polizeiamt folgende von der „Wz. Ztg.“ mitgetheilte Bekanntmachung erlassen: Um der augen- bliklichen Nothlage der zur Zeit in Leipzig wohnhaften verdienstlosen Arbeiter abzuhelfen, haben wir die alsbaldige Jnangriffnahme ver- schiedener öffentlicher Arbeiten, soweit folhe unter den jeßigen Witterungsverhältnissen möglich sind, beschlossen, auch cine unmittel- bare Vertheilung von Brot an besonders Bedürftige vor- genommen. Wir betonen aber, daß eine Wiederholung der lekteren Maßregel unthunlih ist, ynd daß alle, welche auch morgen und an den folgenden Tagen Arbeitsverdienst nicht finden fönnen und feinen Unterhalt haben, sich an den Vorsteher des be- treffenden Armendistricts zu wenden haben, der das Erforderliche sofort vorkehren wird. Die in solchem Falle gewährte Unterstützung gilt, soweit sie nicht an vom Armenamte Unterstüßte gewährt wird, nicht als Armenunterstütung. Bei dieser Gelegenheit warnen wir aber auch nachdrücklich vor Wiederholung der Anjammslungen, die als Ungeseßlid, zu bezeigen nd : i

Hier in Berlin waren am Dienstag über 300 Plätterinnen versammelt, die, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, beschlossen haben, am 1. Mai eine Kundgebun g zu veranstalten, die in einem Ausflug im Anschluß an die socialdemokratische Partei bestehen soll.

Wie ein Wolff’ ches Telegramm aus Wien berichtet, hat sich das Hilfscomité für die Arbeitélosen gestern an den Minister- Präsidenten Grafen Taaffe mit der Bitte um Zurücknahme des Nerbots der Brotvertheilung gewandt. Das Comité wurde an den Statthalter verwiesen, der die Verdienste des Comités anerkannte, das Verbot jedo unter Hinweis auf verschiedene Umstände für ge- rechtfertigt erklärte. h : Z :

Einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge befindet sich die ge- sammte Belegschaft vom Wilhelmsschacht des Durer Kohlenvereins im Ausstande. Am vergangenen Sonnabend wurde drei Arbeitern gekündigt, weshalb 39 Mann die Einfahrt ver- weigerten; als auch diesen 39 Mann gekündigt wurde, ertflärten sämmtliche Arbeiter der Nachtschicht, sie würden vor Zurücknahme der Kündigung niht mehr arbeiten. L 2

Die Eisenacbeiter der Grafschaft Süd - Yor k- fhire traten am Montag in Rer zu einer Conferenz zu- sammen, um zu der eplantèn Einführung einer nationalen Sli- ding Scale (gleitenden Lohnscala) Stellung zu nehmen. Sie faßten den Befchluß, einem derartigen Vorhaben nicht_bei- zutreten, da jedes daraufbezügliche Abkommen mit dem Süden den Interessen der Eisenarbeiter im Norden schaden würde. Aus Newcastle on Tyne meldet ein Telegramm