1892 / 67 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Bergmannsvereinen sich hon eine rege Agitation zur Auf- stellung von christlich-patriotishen Bergleuten entwickelt.

In Jena wird, wie der „Vorwärts“ mittheilt, während der Osterfeiertage cinc focialdemokratische Landesversammlung für das Großherzogthum Sachhsen-Weimar-Eisfenach statt- finden. Gegenstände der Verhandlun sollen sein: Schaffung einer Landesorganisation; Agitation zum Zweck der Abänderung des be- stchenden Landtags- und Communalwahl-Geseßes und die Presse.

- Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ telegraphirt, daß infolge abermaliger 15 °/o iger Lohnkürzungg tausend Bergarbeiter vier hennegausher Zechen in Hornu ausftändig sind.

In Zürich sind, wie der Berner „Bund“ berichtet, nun auch die Bau- und Maurerarbeiter mit Forderungen in eine Lohn - bewegung getreten. Die Verhandlung haben bis jeßt zu keinem Resultate geführt. O

Ueber die Ausstandsbewegung unter den englischen Kohlenbergwerksarbeitern liegen folgende neuere Wolff’ sche Telegramme vor :

Der Bergarbeiterverband berieth gestern Nachmittag in zweistündiger tine Sitzung, ohne jedoch über den Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Arbeit Befchluß zu fassen, und ver- tagte die Fortseßung der Berathung auf den heutigen Tag. Gerücht- weise verlautet, die Arbeit werde am nächsten Montag wieder auf- genommen werden. Der Kohlenpreis is gestern in London um 4 Shilling gefallen; es besteht fast keine Nachfrage. Mehrere englishe Schiffe, die sih auf dem Wege nah dem DOrient befinden, liefen in dem Hafen von Antwerpen ein, um dort ihren Bedarf an Kohlen zu decken. Zahlreiche, verschiedenen Gesell- schaften angehörende Packetboote konnten indessen in London ohne Schwierigkeiten ihren Kohlenbedarf einnehmen. E

Der „Voss. Ztg.“ wird aus London vom gestrigen Tage gemeldet: :

Die Wirkungen der Einstellung der Kohlenförderung auf Handel, Industrie und Schiffahrt werden mit jedem Tage empfindlicher. In Barnsley, Flintshire und anderen Bezirken haben mehrere Tausend Bergleute, die niht dem Verband angehören, die Arbeit wieder aufgenommen, ausgenommen in Durham.

Kunst und Wissenschaft.

Am 14. d. M. fand in Wiesbaden unter dem Vorsiß des Regierungs - Präsidenten von Tepper-Lasfki eine Sißung des Comités für die Errichtung eines Blücher-Denkmals in Kaub statt. Die von Professor Schaper in Berlin angefertigte, im Sißungslocale aufgestellte Modellskizze fand den unbedingten Beifall der Comité-Mitglieder und es wurde beschlossen, Herrn Professor Schaper auch mit der Ausführung des Denkmals nach dieser Skizze zu betrauen. An Beiträgen für das Denkmal sind bisher eingelaufen 32 000 A Wir bemerken noch, daß die Schaper’sche Denkmals-Skizze auch bereits von Seiner Majestät dem Kaiser und König besichtigt worden ist und Allerhöchstdessen Bei- fall gefunden hat.

Der Frosestor dex medizinischen Facultät an der Universität Halle Dr. Bernhard Küßner ist, wie das „W. T. B.“ meldet, gestern gestorben.

Am 14. d. M. wurde in London die Jahresausfstellung der Londoner Aqguarellmaler eröffnet. Nach dem Urtheil der dortigen Presse erheben sich die darin zur Schau gebrachten Leistungen über das Durchschnittsmaß. Der Präsident des Vereins, Sir I. D. Linton, hat ein großes Bild: „Eine Schäferin im Walde“, geschickt ; große Beachtung findet aub der: „Einsame Strand“ von Professor Hans von Bartels. Der Schotte T. Austen Brown is} durch zwei Werke vertreten: „Sommerzwielicht“ und „Meslkzeit“.

Für das in Ruhrort zu errichtende Kaiser-Wilhelm- Denkmal, auf dem auch dem Fürsten Bismarck ein hervorragender Platz zu Theil werden soll, sind, wie der „Köln. Z.“ berihtet wird, zwanzig Entwürfe eingegangen. Es wurde dem Entwurfe des Bild- hauers Professor Eberlein-Berlin der erste Preis (3000 #.) zu- erfannt; der zweite Preis (2000 4) dem Entwurfe des Bildhauers C. Meisen-München und der dritte Preis (1000 4) dem Bildhauer H. Stocktnann-Karlsruhe.

Ueber dic Auffindung einer Statue des römischen Kaisers Vespasian wird der „N. Zürch. Ztg.“ berichtet: Schon vor län- gerer Zeit wurde im Hafen von Lissa aus dem Meeresgrunde ein Kopf des Vespasianus gehoben. Dieser Kopf befindet sich nun im funsthistorishen Hofmuseum zu Wien. Gleichzeitig entdeckte man da- mals im Meeresgrunde eine große Marmorfigur, welhe aber wegen ihcec Größe nicht gehoben werden konnte. Der Bürgermeister von Ussa hob jedo die Figur und stellte fie an die Gartenmauer seiner Besitzung, wo fie bis vor kurzem verblieb. Da die Vermuthung nahe lag, daß der Kopf des Vespasian zu dieser Figur gehöre, suhte man sie ebenfalls für Wien zu erwerben, was denu auch kürzlich gelang. Die Statue ist überlebensgroß, aus weißem Marmor und mit Aus- nahme der fehlenden Hände gut erhalten. Sie ift jeßt ebenfalls im funsthistorischen Muscum in Wien aufgestellt, nachdem die Zusammengehörigkeit des Kopfes und der Statue festgestellt wor- den ist.

In der Akademie der Inschriften zu Paris berichtete, wie man der „Frkf. Ztg.“ von dort schreibt, am 12. d. M. Herr Blanchat über die Auffindung einer interessanten Gruppe aus gebranntem Thon bei Saint-Honoré-les-Bains (Nièvre). Sie stellt eine aufrehtstehende Venus dar, umgeben von kleinen Liebes- göttern. Von diefen hält einer ein Kästchen auf seinen Knien, der zweite hält der Göttin mit der einen Hand ein wahrscheinlich für die Aufnahme wohlriehenden Oels bestimmtes Alabastron, mit der anderen cine Taube entgegen ; der dritte Gros trägt einen Bogen, und unter ihm reiht eine fleine weiblihe Figur der Göttin einen Spiegel dar. Herr Blanchat verglich diefe Gruppe mit anderen Bildwerken, welche die Toilette der Venus darstellen, und behauptete, daß fe alle an Bedeutung übertreffe.

Literatur.

Geschichte.

t. Weltgeschichte. Von M. Nevmond. In zwei Bänden mit etwa 1000 Abbildungen im Text und 10 Karten in Farbendruck. Berlin, Pauli. Heft 1 bis 3. à Heft 30 „. Der Verfasser hat die Absicht, eine Entwickelungsgeschihte der Menschheit zu schreiben, die er in die vier Abtheilungen: Weltgeschichte, Culturgeschichte, Literatur- und Kunstgeschichte, Länder- und Völkerkunde zerlegen will. Zunächst hat er die Bearbeitung der Weltgeschichte, unter der er die Schilderung des politischen Lebens der Bölker und Staaten versteht, in Angriff genommen. Dieses auf 40 Hefte berechnete Werk enthält in feinen ersten drei Lieferungen cine umfangreiche Uebersicht über die Entwickelung der Menschheit von der Urzeit bis zur Gegenwart und die Darstellung der egyptishen und babylonisch-assyrischen Geschichte. Fünf Abschnitte in der Geschichte des menschlichen Geschlechts unter- scheidet der Verfasser: die vorgeschichtlihe Zeit oder die Zeit des Culturkampfes ums Dasein, das Alterthum oder das Zeitalter des morgenländisch - abendländischen Culturkampfes, das Zeitalter des romanisch-germanishen Culturkampfes (das fogenannte Mittelalter), das Zeitalter des christlichen Culturkampfes, das 16., 17. und 18. Jahr- hundert, umfassend, und endlich die Epoche des wissenschaftlichen und nationalen Culturkamvpfes, die mit der französischen Revolution ein- geleitet wird. Der Verfasser hat also die landläufige Eintheilung der Geschichte übernommen und nur versucht, die einzelnen Perioden näher zu charakterisiren, wogegen sich freilich manches einwenden läßt : ¿è- B. ist nicht reht einzusehen, warum gerade die Zeit von der NRe- formation bis zur französischen Revolution als die Epoche des „christ- lihen“ Culturkampfes bezeihnet wird, und nicht ebensogut die vorher- gehende Periode, in der die großen Kämpfe zwischen Papst und Kaiser ausgefochten wurden und fkirhliche und religiöse Gesichtspunkte die Welt viel \tärker beeinflußten als in der späteren Zeit. Sein ägentlides Thema beginnt Nevmond mit der egyptishen Geschichte.

Nach einer kurzen. Beschreibung des Landes folgt ein Ueberblick über die äußere Geschihte des Reichs und die verschiedenen Dynastien bis zum Untergange der egyptishen Selbständigkeit; genauer werden. die Thaten der bedeutendsten Herrscher geschildert. In ähnlicher Weise behandelt er die Geschihte Mesopotamiens; hier finden wir. eine Be- schreibung von den sagenumsponnenen Schicksalen Babylons und Ninives, den Kriegen zwischen - beiden Städten und endlih ihren Kämpfen gegen Juda und Egypten. Das innere Volksleben dieser Nationen is weniger eingehend berührt, es wird jedenfalls in den übrigen Abtheilungen des Werkes nähere Berücksichtigung finden. Die zahlreichen Slluftcationen sind durhweg befriedigend ausgeführt, ebenso die der ersten Lieferung beigefügte Karte über die Entwickelung des Nöômerreichs. } S i

ff. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge- shichtsfkunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutsher Geschichten des Mittelalters. 17. Band. 2. Heft. Hannover, Hahn. 1892. Das vorliegende Heft enthält fünf größere Abhandlungen. O. Seebaß giebt eine Üntersuchung über die Handschriften der Sermonen und Briefe C o- lumbas von Luxueil, eines Schottenmönches des 7. Jahrhunderts, worin er lebhaft gegen eine frühere, ebenfalls in diefer Zeitschrift er- schienene Arbeit Gundlah's über denselben Gegenstand polemisirt. Die Antwort Gundlach's bringen die Miscellen des Heftes. Ein an- ziehendes Stück Klostergeschichte schildert Konrad Plath in seinem Aufsatz über . die Entstehungsgeschihte der Visio Wettini des Walafrid. Wetti, ein Näiencuer Mönch zur Zeit Ludwig's des Frommen, hatte auf seinem Sterbebett einige Visionen, die nah seinem Tode sein Freund und Schüler Walafrid in poetisher Form beshrieb. Indem Plath die Veranlassung zu diesem Gedichte be- spricht, berührt er das Verhältniß Walafrid's zu dem Abt und den übrigen Mönchen seines Klosters, was einen interessanten Einblick in das innere Leben Reichenaus, eines der bedeutendsten Klöster jener Tage, gewährt. In den ferneren Abhandlungen seßt Victor Krause seine im leßten Hefte begonnene Studie über die Acten der Tri- burer Synode von 89% fort; Ernst Sackur beschäftigt sich mit der Chronologie der Streitschriften des Abtes Gotfried von Vendöme, eines unbedingten Anhängers der Curie im Investiturstreite, und W. Watten bach liefert die Beschreibung einer Handschrift von mittelalterlichen Gedichten, die nah seiner Meinung im Meter Arnulfs- floster während des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben ist. Die klei- neren Mittheilungen enthalten unter anderen eine Polemik Mo mm- fen ’s gegen eine Arbeit Ewald's zu den Papstbriefen bei Beda, ferner die Datirung zweier Briefe Gregor's VI1. durch D. Schäfer, endlich die Publication von vier ungedruckten Königsurkunden des 11. und 19. Jahrhunderts durch H. Breßlau, den Herausgeber der Zeit- rift. Mit Besprechungen von quellenkritishen Arbeiten zur deutschen Geschichte des Mittelalters ließt das Heft.

Die Zillerthaler Protestanten und ihre Aus- weisung aus Tirol. Eine Episode aus der vaterländishen Ge- schichte, actenmäßig dargestellt von Dr. Gustav von Gasteiger. (Aus dem Nachlasse herausgegeben von Anton Edlinger.) Mit dem Bilde des Verfassers. Meran, 1892. F. W. Ellmenreich's Verlag. Der Verfasser dieses Buchs, welcher am 8. März 1890 in Inns- bruck als K. K. Bezirkshcuptmann verstorben is, war der Sohn des ehemaligen Schwazer Kreishauptmanns von Gasteiger, dem durch seine amtlihe Stellung eine ihm selbst wenig erfreuliche Rolle in dem Zillerthaler Drama zugefallen war. Ihre Entstehung verdankt die Schrift daher einestheils der Pietät des Verfassers gegen seinen Vater, der wegen seines Antheils an dem Ereigniß manche Verunglimpfung zu erfahren hatte, und dem eine nachträgliche Genug- thuung gebührte: dann aber wollte der Sohn, wie er sagt, dur eine actenmäßige Darstellung der „Inclinanten-Geschichte“ auch seinerseits dazu beitragen, um die vielen falschen Ansichten über den Vorgang zu beseitigen, und einer besseren Erkenntniß Bahn verschaffen. Bisher haben nur eine im Jahre 1838 in Berlin erschienene Broschüre von Rheinwald und cine 1875 in Breslau publicirte Schrift von Mar Beheim - Shwarzbah den Gegenstand behandelt, an einer zusammenhängenden actenmäßigen Schilderung des in mehr als einer Beziehung die Aufmerksamkeit des Stagats- und Kirchen- politikers verdienenden Ereignisses gebrach es dagegen bis jeßt. Diese hat Gustav von Gasteiger auf Grund des urkundlichen Ma. terials von einem anerkennenswerth objectiven Standpunkt aus zu geben gesuht. Nach seiner Auffassung ist die Ausweisung der Zillerthaler eine Maßregel gewesen, die niht zu vertheidigen sei, die aber doch so be-. urtheilt werden müsse, wie es die Nücksicht auf die damalige Zeitlage und die weniger geklärten Nechtsanschauungen auf religiös-socialem Gebiet erforderten: auch sei aller Grund vorhanden, anzunehmen, daß die Verhängung der Maßregel der österreichishen Staatsregierung selbst {wer angekommen sei, und daß sie sih dabei von der wohlwollenden Absicht habe leiten lassen, dur Hinopferung der individuellen Wohl- fahrt „das Ganze zu retten und zu erhalten“. Nach des Verfassers Meinung hätte die Megierung jedoch auch ohne Anwendung des außersten Mittels der Bewegung noch Herr werden können. Die treibende Kraft für die Regierungsmaßregel hat man, dem Verfasser zufolge, wohl aus\sließlich in den damaligen bischöflichen Residenzen in Salz- burg und Btrixen zu suchen, ein Hervortreten der päpstlichen Curie fei bei dem Ereigniß, das man als einen letzten Act der Gegenreformation zu betrachten habe, nirgends wahrnehmbar. Die Durchführung der Maßregel geschah übrigens, wie Gasteiger darlegt, der Hauptsache nah seitens der Beamten mit Humanität und thunlichster Schonung: auch bei der katholischen Bevölkerung habe fih von Groll und Feindschaft gegen die Scheidenden, von eigentlichem Glaubenshaß kaum cine Spur, vielmehr im Augenblick des Abschieds sogar warme Theilnahme gezeigt. Das bereitwillige Entgegenkommen des Königs Friedrih Wilhelm's 111. von Preußen, der die Verbannten bekanntlih in Schlesien aufnahm und in Erdmannsdorf ansiedelte, bezeichnet der Verfasser als um fo anerkennens- und dankenswerther, weil dadurch die österreichishe Regierung, die alle nußlose Härte und alles Aufsehen vermeiden wollte, aus einer nicht unerheblichen Ver- legenheit befreit worden sei. Als erste urkundliche Darstellung der merkwürdigen Episode aus der neueren Geschichte Tirols wird Dr. Gustav von Gasteiger's Arbeit ihren dauernden Werth behalten.

11, Die Aufzeihnungen des rigaschen NRathssecretärs Fohann Schmiedt zu den Jahren 1558—1562. Bearbeitet von Dr. Alerander Bergengrün. Leipzig, Dunker und Humblot. 1892. 4,40 46. Dies Buch führt uns in die lezten Tage der Selbständig- keit Livlands. Das alte Ordensland mußte gegen Ende des 16. Jahr- hunderts, zerrissen von inneren Parteiungen und von Deutschland ohne Hilfe gelassen, um sich von den unerträglihen Raubzügen der Russen zu retten, seine Autonomie aufgeben und ein Vasallenstaat der Krone Polens werden. Der Ordensmeister und die meisten Städte huldigten im Jahre 1562 dem Polenkönige, nur Niga, die reichste und mächtigste Stadt des Landes, verweigerte dem fremden Herrscher den Unterthanen- eid; trotz der lebhaften Bemühungen des Ordensmeisters Kettler, die Stadt umzustimmen, blicb sie fest und verstand es, ihre Unabhängig- feit noh eine Zeit lang zu behaupten. Ueber diese Verhältnisse, die Russennoth und die Verhandlungen mit Polen hat der damalige Nathsfecretär Schmiedt, ein mit der Politik feiner Vaterstadt wohl- bekannter Mann, Aufzeichnungen hinterlassen, die, wenn auch unvoll- endet und wenig durchgearbeitet, doh ein zuverlässiges Bild der da- maligen Politik Niga’s geben. Besonders interessant ist die Beschrei- bung der Kampfesweise der Russen; mit Bogen, Beil und Säbel bewaffnet, fechten sie zu Pferde, wagen aber selten, den Deutschen im ernstlichen Gefehte zu stehen, sondern ihre Stärke liegt im Fern- fampfe: es ist dies die Kampfesweise der orientalischen Reitervölker, wie wir sie bei den Persern und Hunnen wiederfinden. Jn der Ein- leitung orientirt uns Bergengrün über die Persönlichkeit Schmiedt?s und die Ucberlieferung seiner Aufzeihnungen, in einem Anhange end- Ie publicirt orx eine Anzahl Urkunden, die sih auf jene Zeit be- zichen.

_ Franz vou Meinders. Ein braudenburgisch-preußischer Staatsmann im 17. Jahrhundert. Von Arthur Strecker (Staats- und sfozialwissenschaftlihe Forschungen, herausgegeben von Gustav Sch{mo!ler, IX. Band, 4. Heft, der ganzen Rethe 42. Heft). Mit F. von Meinders Porträt. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot.

Diese historish-biographische Arbeit, die als ein Baustein ; hen Beamtenges ichte betrachtet sein will, giebt Grnat s i fältiger archivalisher Studien die E des Lebensganges p der Lebensarbeit eines bisher noch nit so eingehend gewürdigt Staatsmanns, dem es durch seine Fähigkeiten gelungen, sich aus mittel mäßigen Verhältnissen in kurzer Zeit zum intimen Vertrauten und langjährigen einflußreihen Rathgeber des größten Fürsten seiner 2eit des Kurfürsten Friedrih Wilhelm T. von Brandenburg, aufzuschwingen. Die Schrift giebt zuerst alle dem Verfasser erreihbar gewesenen Daten über Meinders? Heimat, Herkommen (er war am 25. November 1630 im Ravensbergischen geboren) und seine Stellung als Secretär des Grafen Georg Friedrich von Waldeck; sie schildert dann, nachdem der Große Kurfürst 1655 Meinders als Kriegssecretär in seine Nähe gezogen seine Laufbahn in den Aemtern der Heeresverwaltung des branden. burgish-preußishen Staats, sowie seine verschiedenen gewitigen poli. tishen Sendungen. Meinders' staatsmännische Thäti feit ist de8wegen besonders interessant, weil sih unter seinem Einfluß die auswärtige Politik Brandenburgs während der Jahre 1679 bis 1685 in der Rig. tung auf immer engeren Anschluß an Frankreih bewegte. Die poli. tishen Gesichtspunkte, welhe Meinders leiteten und in dem vom 15. Oktober 1679 datirten, bis in die neueste Zeit geheim gebliebenen Vertrage mit Frankrei ihre praktische Verwirklichung erhielten, suht Strecker an den Hauptmomenten seiner früheren diplomatischen Wirk. samkeit in Paxis zu erklären, wo Meinders auch den Frieden von St Germain abgeschlossen hat. Zugleich sucht er zu beweisen, daß Meinders. obgleih der Schein gegen ihn spricht, ein durchaus deuts gesinnter Mann gewesen sei und daß gerade durch jenen Vertrag dem jungen von mächtigen Feinden umgebenen Staatswesen der nah den ver: heerenden Stürmen des Kriegs doppelt nothwendige Friede gesidert worden sei, mittels dessen in fruhtbringender Culturarbeit sein inneres Gedeihen dauernd habe gefestigt werden können. Neben dieser staatsmännischen Thätigkeit aber hat sih, wie der Autor des Näheren ausführt, Meinders ein noch niht nah Gebühr ge- würdigtes bleibendes Verdienst um die brandenburgish - preußische Armee erworben, jene glänzende Schöpfung des Großen Kurfürsten an deren Vervollkommnung er in feiner verwaltenden und organisiren- den Thâtigkeit als Kriegsrath lange Zeit hindurh, namentlich in den Kriegsjahren 1672—1675, erfolgreih mitgearbeitet hat. Der Schrift sind mehrere archivalische Urkunden im Wortlaut augehängt. Zeitschrift für deutshe Culturgeschihte. Neue Folge. Unter Mitwirkung namhafter Cape e, herausgegeben von Dr. Christian Meyer, Kgl. preußischem Archivar erster Klasse zu Breslau. Zweiter Band, 2. Heft (Januar 1892) Berlin, Verlag von Hans Listenöder. Aus dem reichen und mannigfachen Inhalt dieses Heftes der verjüngten Zeitschrift seien als befonders anregend und fesselnd hervorgehoben die von Arthur Deuccke mit vielem Aleiß aus alten culturgeschichtlichen Quellen gesammelten „Beiträge zur Entwite- lung8geschichte des gesellschaftlichen Anstandsgefühls in Deutschland“. Aber auch die anderen Original-Aufsäße: „Zur Trachtengeschichte von Alt-Berlin“ (von Oskar Schwebel), „Das Hausbuch einer |teyriscen Bürgersfrau“ (von Anton Mell), „Brauch und Sitte in Schleswig- Holstein im Anfang des 19. Jahrhunderts“, fowie die mannigfachen fleineren Mittheilungen bieten viel des sittengeschihtlich Interesanten.

Ge)etze, Verordnungen 2.

- Das Zolltarifgeseß und das Amtliche Waaren- verzeichniß zum Zolltarife in der vom 1. Februar 1892 ab geltendeu Fassung, ist soeben in R. von Deer's Verlag, G. Schenck in Berlin, in der Bearbeitung des Kaiserlihen Rehnungs-Raths im Reichsschaß- amt P. Meinhold erschienen. Diese Ausgabe foll den betheiligten amtlihen und privaten Kreisen bis zu dem Er- scheinen einer neuen amtlihen Ausgabe Hilfsdienste leisten. Sie zeichnet sich dur große Uebersichtlihkeit und vorzüglichen Dru aus und unterscheidet sih von der bisherigen amtlichen Aué- gabe dadurch, daß ein compresser, zweispaltiger Druck zur Anwendung gekommen _ist, wodurch das umfangreiche Material von 509 Seiten auf 206 Seiten gebracht ist. Die Waaren selbst sind in fetter, die Unterabtheilungen in gewöhnlicher Schrift gedruckt, die Anmerkungen in kleiner Fractur, in Schwabacher, in Cursiv- und Antiquaschrift aus- gezeichnet; die Ziffern der Steuersäße fett, die Nummern des statisti- [hen Waarenverzeichnisses in Parenthesen gegeben, eine Anordnung, welche allgemein Beifall finden wird. Das Buch kostet 4

Der deutsche Zolltarif und seine Anwendung. (Auch der praktische „Zollrevisionsbeamte“ genannt). Mit zahlreichen erläuternden Zeichnungen und dem nah den im Jahre 1892 in Kraft getretenen Handelsverträgen berichtigten Zolltarif, von A. Sch ueider, Königlich Preuß. Steuer-Nath und Dirigent des Haupt-Steueramts zu Hildesheim. Vierte, verbesserte Auflage. Berlin, Eugen Schneider, zoll- und steuertehnischer Verlag 1892. (Preis 5 #4) Die praktische Nüßlichkeit dieses Werks i} {hon längst anerkannt und sie wird er- höht in der jeßigen Bearbeitung, welche den durch die neuen Handels- verträge bewirkten Aenderungen des Zolltarifs Rechnung getragen hat. Zugleich bietet das Buch eine Beschreibung der Herstellung der dur den Zolltarif mit einer Eingangsabgabe belegten Waaren, wodur allein eine verständnißvolle Tarifirung ermögliht wird. Eine größere Zahl bildlicher Darstellungen und die Béiaale der zollamtlichen Unter- \heidungsmerkmale erhöhen die Brauchbarkeit. i

Die Wegeordnung für die Provinz Sachfen, von 11. Juli 1891. Erläutert von dem Eee Oscar von Arn stedt. Berlin, C. Heymanns Verlag. Preis 1,60 #. Diese handliche Ausgabe giebt in Anmerkungen zu jedem Paragraphen des Geseßes eine fahliche und ershöpfende Erklärung und enthält außerdem die von der communalen Provinzialverwaltung über dei Wegebau erlassenen Bestimmungen sowie die geseßlihen Vorschriften über Vorausleistungen zu Wegebauten in der Provi Sachsen. Ein Sachregister erleichtert den Gebrauch des Buchs.

Erziehung und Unterricht.

Johann Amos Comenius. Sein Leben und seine Werke. Von W. Kayser. Mit Brustbild. Hannover-Linden, Ver- lag von Manz und Lange. Erst verhältnißmäßi A ist Comenius, der große Pädagoge und RNeformator auf dem Ge icte des Volks s{hulunterrihts, zur gebührenden Anerkennung seiner Verdienste um das moderne Schulwesen gelangt. Seitdem man aber erkannt hat, wie viel Ideen und Anregungen für ihre Systeme ihm feine weil berühmter gewordenen Nachfolger Basedow und Pestalozzi ver- danken, ja daß sie eigentlich ganz auf seinen Schultern stehen, sfuhte man das Unreht wieder gut zu machen. Jm Jahre 1871 war es, als fein 200 jähriger Todestag fast von der gesammten Lehrerwelt Deutschlands gefeiert und in Leipzig eine allgemeine deutshe pädagogische Bibliothek unter dem Namen „Comeniu® Stiftung“ gegründet wurde, und jeßt rüstet man sih wieder weit und breit, um die 300 ste Wiederkehr seines Geburtstags zu begehen, dit auf den 28. März 1892 fällt, also nächstens bevorsteht. Das vo- liegende Buch erscheint daher zu gelegener Zeit. Es giebt nid! nur eine Darstellung scines Lebensganges, sondern auch eine 101g fältige Analyse des Inhalts seiner Hauptschriften, wie der großen Unterrichtslehre, der Schule der Kindheit, der sechs Bücher [l die Volksschule und der „pansophischen Schule“. Dann würdigt der Verfasser eingehend die Bedeutung des Comenius als Pädagogen „fur seine und die heutige Zeit und die Quellen, welche auf seine Schriften von Einfluß gewesen sind. Am Schluß endlich legt er dar, tnwieser? und was die heutige Lehrerwelt von diesem Vorbilde lernen könnt. Es ist im Interesse der guten Sache wohl zu wünschen, daß, wle 2 die den Verfasser leitende Absicht war, die Bedeutung Comenius alé Vorkämpfer auf dem Gebiete der Pädagogik durch diese Srift au) in weiteren Kreisen zur Anerkennung Gebvatt werde.

Baterländifsches. 4

Handbuch des Preußischen Adels. Herausgegeben un!

Förderung des Os Heroldsamts. 1. Band. Gebestet Á 10,

ebunden M4 12. (E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hof-Buchhandlunß

Berlin SW. 12, Kochstraße 68—70.) Das Unternehmen, dessen I „Ban

foeben erschienen, will im Anschluß an die für bestimmte StandesgrupF 7 bestehenden Gothaischen Taschenbücher den gesammten blühenden *

¡areihs Preußen in allen wesentlichen Beziehungen und Gerecht- des Königtei n. | Bas dbuch enthält daher über jede Fami ie Angaben: Ee Ursprung, geschichtliche Uebersicht, auch Ins Abzweigungen betheiligter Linien, Wappen, die vollständige Genealogie der leßten drei bis vier Generationen, und zwar unter Angabe aller Vornamen der Familienglieder, in richtiger Folge, mit Auszeichnung des Rufnamens, des Ortes und genauen Datums 0, Monats und Jahres) der Geburten, Vermählungen und Todesfälle, des Grundbesißes (insbesondere Fideikommisse und Familiengüter), der Aemter und ürden eines jeden Mitgliedes, bei Militärchargen mit Angabe der Regimenter, und des Wohnorts der mündigen Ga es, lieder. Ein solches zuverlässiges Werk wird nicht nur allen Ver- 9 - und Gerichtsbehörden von großem Nußen sein, fondern waltungs- Ul : 4 -

au dem die Gesell chaft bildenden Publikum durch mannigfache Auskunft ein willkommenes Handbuch bieten. Dementsprechend ist ¿u das Format der Rangliste für dasselbe bestimmt worden.

“__ En pays annexé. 2me Série. Protestataires. Mes, Verlag von Gebr. Lang. Der Verfasser dieses soeben in ‘weiter Auflage erschienenen Buchs, ein geborener Lothringer, ift auch der Verfasser der bercits früher erwähnten pattiotischen«Liedersammlung En pays annexé“. Als katholischer Geistlicher von dem Standpunkt ruégehend, daß das, was geschehen, nur mit dem Willen Gottes ges jehen konnte, und daß sich diesem jeder bedingungslos unterwerfen müsse, mahnt er feine Landsleute, von ihrem protestlerishen Gebahren abzugehen und namentlich nur solche Abgeordnete zu wählen, die sich voll und ganz an Deutschland anzuschließen willens zeigten. Der Ver- fasser weit darauf hin, was von Seiten der Neichs- wie der Landes- regierung alles für die Reichslande geschehen sei; er zeigt, wie noth- wendig ein Zusammenhalten aller Parteien gegenüber dem stetig wachsenden Strome des Socialismus sei, und hebt ganz befonders hervor, unter Bezugnahme auf die Greuel in der Pfalz unter Lud- wig X1V., daß, hätte Frankreich das linke Nheinufer annectiren fönnen, es wohl nicht fo friedlih und wohlwollend sih verhalten haben würde, wie das von Deutschland Elsaß-Lothringen gegenüber geschehen fei. Es ist zu wünschen, daß das von hohem patriotischen Geiste und wahrer Religiosität erfüllte Buch seinen Zweck e s AA erreichen und unter den Landsleuten des Verfassers, an die es si wendet, eine weite Verbreitung und volles Verständniß finden möge.

Natur- und Völkerkunde.

Im Verlag von Felix Bagel in Düsseldorf erschien soeben „Skizzen aus Spanien" von Dr. Cretshmar. Preis 1 M. 50 „4 Das kleine Werk, welches seine Entstehung mehreren Vor- trägen, welche der Verfasser im Düsseldorfer Bildungsverein hielt, verdankt, entrollt in der anmuthigen Form einer Reiseplauderei ein frisches, farbenprächtiges Bild über Spanien und die dortigen Ver- hältnisse. Es wird über das Cisenbahnwesen, das Badeleben, die Spiele, die Stiergefechte, die Trachten, die hervorragenden Bauwerke und noch vieles andere Interessante, welches der Verfasser jüngst aus eigener Erfahrung kennen lernte, in frischer, anregender und theilweise mit glücklihem Humor durhseßter Form berichtet.

Das Bibliographische Institut in Leipzig beschäftigt sich gegen- wärtig mit der Herausgabe eines geographischen Werkes, welches unter dem Titel : Meyers Kleiner Hand- Atlas in 100 Kartenblättern und 8 Textbeilagen eine neben zahlreichen Neustichen geschickte und dem praktischen Gebrauch angepaßte Zusammenstellung des werthvollen Kartenapparats aus Meyer’s großem Conversations-Lerxikon bringen wird. Da das Werk zu cinem außerordentlich billigen Preis (dasfelbe foll in 17 Lieferungen mit je 6 bis 7 Kartenbeilagen und zum Preise von 50 -Z zur Ausgabe gelangen) auf den Markt gebracht wird, fo hat man es hier zweifellos mit einem volksthümlichen Verlagsunter- nehmen zu thun. a h

D :

Die Homer sche Odyssee, aus dem Griechischen ins Deutsche übertragen von Friedrich Soltau. Zwei Bände. Berlin, Nord- deutscher Verlag 1891. Preis 6 #, in zwei Prachtbänden 8 M, Squlausgabe in cinem eleganten Bande 6,90 4 Die alte Voß'sche leberseßzung ist jedem ans Herz gewachsen und populär geworden. Aber sie beruht nicht auf gelehrter Terteskritik und ist auch mehr poctish als dem Original getreu. Soltau bietet hier eine genaue und doch zugleih dichterisch s{öne Ueberseßzung. Die eingehenden Studien des Verfassers, die er in mehreren Werken niedergelegt hat, sind bei dieser Ausgabe, die eine zum Theil andere Anordnung als der überlieferte Tert erhalten hat, verwerthet. Der Gesanmmt- inhalt ist in sechs Sondertheile zerlegt, wobei sih der Verfasser von seiner Auffassung über die allmählihe Entstehung und Vervollständi- gung des Gedichts hat leiten lassen. Jedem dieser Theile ist ein erläuterndes Vorwort beigegeben, worin die Gründe der Scheidung und Anordnung dargelegt werden. Das Buch wird sich bald Freunde gewinnen, da es nicht nur den Schülern beim Ueberseßen Hilfe leistet, sondern auch denen, die der griehishen Sprache nicht mächtig sind, Genuß bereitet und Geist und Herz erfreut. Auch die Gelehrtenwelt wird an der Uebersezung, wie an den Ergebnissen der Soltau’ schen Forschungen Interesse finden. Ob sie freilich mit den Ergebnissen überall einverstanden sein wird, erscheint sehr fraglih; insbefondere dürfte der Versuch, die in dèr Odvssee genannten Orte, Gegenden, Inseln u. \. w. geographish zu bestimmen, auf erheblihen Wider- spruch stoßen. A

Kunstangelegenheiten. i

4+ Von der 1886 zum ersten Male aufgelegten illustrirten Cultur- geschichte des deutshen Volks von O. Henne am Nhyn (G. Grote’she Verlagsbuchhandlung, Berlin) liegt das erste Heft einer neu bearbeiteten und vermehrten Auflage (Berlin 1892) vor. Die Vorzüge des Werks bedürfen keiner erneuten Anpreisung, es genüge darauf aufmerksam zu machen, daß die neue Auflage sowohl in der Ausstattung wie in dem Inhalt den alten Vorzügen neue hinzufügt. In der That ist der Reichthum des durchweg authentischen Abbildungs- materials noch angewachsen, die Fortschritte der Forshung dem Terte in allen Theilen zu gute gekommen. Die erschienene erste Lieferung sührt die Darstellung von dem ersten Auftreten der Germanen auf dem Schauplaß der Geschichte bis in die Karolingerzeit hinein. Das vorletzte Kapitel „die Blüthezeit der Klöster“ ist von dem an einem Knotenpunkt frühmittelalterliher Klostercultux ansässigen Verfasser mit besonderer Liebe und Sachkenntniß behandelt. Wir wünschen dem Buche, das dem Bildungsbedürfniß des Publikums in wirklich solider Weise entgegenkommt, auch in der neuen Auflage eine warme Auf- nahme in allen Schichten des deutschen Volkes. E : :

W. Neumann, das mittelalterlihe Riga. Ein Bei- trag zur Geschichte der deutschen Baukunst, herauêgegeben von der Ge- sellschaft für Geschichte und Alterthumskunde -der Ostseeprovinzen Rußlands. Berlin, I. Springer. 1892. Fol. Die erste An- siedelung Rigas geschah bekanntlich durch Bremer Kaufleute, und in der Geschichte des Deutschthums in den Ostseeprovinzen hat das Erz- bisthum Riga wie auch die spätere Handelsstadt unter polnischer, \hwedisher und russisher Botmäßigkeit eine wichtige, hervorragende Rolle gespielt. Die Geschichte der mittelalterlihen Baukunst Rigas darf daher mit Recht als ein bedeutsamer Beitrag zur deutschen Architekturkunde des Mittelalters bezeichnet werden. U ey sind die künstlerishen Beziehungen zu den ostdeutschen Hansestädten, mit welchen es sih im dreizehnten Jahrhundert verbunden hatte, sowie zur Kunst des Deutschen Ritterordens in den östlihen Gemarken des Reiches überaus innige. Der Verfasser der obenbezeihneten, rei ausgestatteten Publication, dur seinen „Grundriß einer Geschichte der bildenden Künste in Liv-, Esth- und Kurland“ bereits vortheilhaft bekannt, beherrsht den Stoff in nustergültiger Weise, und man darf daher die Wahl der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen, die ihn zu dieser Bearbeitung veranlaßte, nur beglückwünschen. Unter den mittelalterlihen Bauten der Stadt mmmt der Dom zu St. Marien, dessen Gründung in den Anfang des X111, Jahrhunderts fällt, eine bedeutsame Stelle ein. Die etwas shwerfälligen Formen der bischöflichen Kathedrale mit der wuchtigen Thurmvorlage an der Westfaçade gehören in ihrem heuti- gan gothischen Aufbau großentheils dem 13. Jahrhundert an. Die s E der Jakobifirhe läßt zwei Bauperioden im 13. und S Jahr undert vermuthen und erinnert in vielen Einzelheiten der Vrnamentation an die Kirenbauten Westpreußens, das mit Riga

in enger Verbindung stand. Anspruchsvoller giebt sich die Petrikirche aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts mit einem barocken Thurm- helm, der erst in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ent- stand. Der Westgiebel der Johanniskirhe is für einen Vergleich mit der spätgothishen Giebelconstruction der deutschen Nachbar- rovinzen von hohem Interesse. Zu der Bauthätigkeit des Deutschen

dens leitet uns das Deutschordens{hloß mit seinen Marienburger Reminiscenzen in dem zweischiffigen Remter hinüber. Die profanen Genossenschaftsgebäude, das große Gildenhaus und das Schwarz-

-häupterhaus rufen wiederum die Erinnerung an die Artushöfe der

östlihen Hansestädte wah. Kurz, überall \pinnen sih künstlerische und culturgeschichtliche Fäden herüber und hinüber, fo daß die Ge- schihte der mittelalterlichen Kunst Rigas in Wahrheit als ein wih- tiges Kapitel der deutschen Kunstgeschichte gelten kann, für dessen treffliche Ergänzung wir dem Verfasser wie der Gesellschaft, welche die Veröffentlihung veranlaßte und ermöglihte, warmen Dank

\chuldig sind. Unterhaltung. S

Aus der Sommerfrishe. Erzählungen von Emil Frommel. Berlin 1891. Verlag von Wiegandt und Grieben. Das vorliegende Werkchen bildet den sechsten Band der „Gesammelten Schriften“ (Erzählungen für das Volk) des durch feinen frischen Humor, seine aufrichtige Frömmigkeit und seine in ihrer Einfachheit meisterhafte Sprache seit langer Zeit in weiten Kreisen bekannten und beliebten Königlichen Hofyredigers und Militär-Dberpfarrers Pr. Frommel zu Berlin. Dieselben Vorzüge, wie die übrigen Werke dieses Verfassers, zeihnen auch die in diesem Bande gegebenen Er- zählungen aus, was auch {hon durch die in verhältnißmäßig furzer Zeit nothwendig gewordene Herausgabe der fünften Auflage be- wiesen wird.

Das Märzheft der „Deutschen Rundschau“ (heraus- gegeben von Julius Rodenberg, Verlag von Gebrüder Pätel in Berlin) enthält die Rede über „Architektur und Plastik“, welche Ernst Curtius zur Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers ausgearbeitet hatte, die er aber durch Krankheit zu halten verhindert war, und welche daher von Professor Dr. Erich Schmidt vorgelesen wurde. In der Rede wird ausgeführt, wie die Vereinigung der verschiedenen Künste durh die Kunstgeschichte aller bauenden und bilden- den Völker hindurchgehe und wie namentlich Architektur und Plastik sich zu gemeinsamen Leistungen verbinden; diese Verbindung sei den Hel- lenen in vollstem Maße gelungen; Schinkel habe gezeigt, wie man das Vorbildliche der Antike anerkennen könne, ohne auf nationale Selbständigkeit zu verzihten. Ferner wird ein Theil aus einer größeren Abhandlung von M. Carriere über das Wachsthum der Energie in der geistigen und organishen Welt ver- öffentlicht. Carriere führt aus, daß, während in der anorganischen Natur nah dem von Helmholy und N. Mayer entdeckten Gesetz die Kraft sich erhält, sie im Gebiete des Geistes sich steigert und zunimmt und sich weit über ihrer Grundlage, nämlich der anorga- nischen Natur erhebt, daß sih ein fortwährender Emporgang der Menschheit von der Wildhbeit zur Gesittung, von der Natur zur Cultur- zeigt, daß die Menschheit fortwährend zu höheren Ideen, zu edleren Thaten befähigt wird; die Entwickelung geschieht von Innen heraus, fie wird nicht von Außen 1nechanisch hervorgezerrt oder zurecht- gedrückt, sondern die eigenen Lebewesen (die Seelen) verwerthen die Bedingungen ‘der Außenwelt für sih. Aus dem ferneren Inhalt dieses Heftes führen wir an die Fortseßungen des Romans „Frau Fenny Treibel“ von Theodor Fontane, der historishen Studie „Ein Thronerbe als Diplomat“ von Ludwig von Hirschfeld, einen Aufsaß über „Catull's Buch der Lieder in deutscher Nachbildung von Theodor Heyse“, von L. Friedländer, eine Abhandlung über die „Influenza“ von Wilhelm Fließ, „Hamlet in Hamburg“ von Berthold Lißmann, „Die Erhaltung der Kunstdenkmäler von Italien“ von Paul Kristeller, „Briefe einer Krankenpflegerin aus Südafrika“. Endlich ist noch zu erwähnen, daß die „Deutsche Rundschau“ außer den politischen Ueber- fichten fortan von Zeit zu Zeit „wirthsha}ts- und finanzpolitische“ Uebersichten zu geben beabsichtigt. Die erste dieser Uebersichten, welche in dem Märzheft enthalten i, empfiehlt sih durch Klarheit des Urtheils und Sachlichkeit, was man in demselben Sinne von der „politishen Rundschau“ des Märzheftes, soweit sie den Kampf um das Volfksschulgeseß behandelt, nicht fagen kann. i

Das Marzheft von „Nord und Süd“ (herausgegeben von Paul Lindau, Schlesische Verlagsanstalt, Breslau) bringt außer einem Aufsaß von Julius Duboc „Aus L. Feuerbach's Nachlaß“ eine Ab- handlung über „Julius Duboc“ selbst, den Karl Joel in Dresden in etwas übertriebener Weise zu einem Modephilosophen ersten anges stempelt: er nennt ihn den Philosophen des Atheismus und den Antipoden des Pessimismus; immerhin kann der Auffaz zu neuer Prüfung der Werke dieses Philosophen anregen, und u Dies Sd mad e as ene LSanbhabe dieiteit; welhe übrigens auch für jeden die Schwächen jener Philofovhie fofort klar aufdeckt, obwohl Karl Joel das selbst nicht beabsichtigt. Ein Aufsaß von Paul Lindau „über die Jüngsten und Neuesten im literarischen ae macht uns mit der Reaction gegen Zola und Genossen bekannt. Weiter seien erwähnt : „Aus dem mittelalterlihen Studentenleben an deutschen Universitäten“ von Anton Chroust, der „Schluß der Erinnerungen an den Grafen August von Werder“ von Gebhard Zernin, „Nach dem Tode“ von August Hauschner, „Klimatishe Veränderungen“ von G. Weisbrodt und die Novelle „Jm Huldrebrann“ von Ola Hansson. Das Heft bringt auch das Porträt von Julius Duboc.

Im nächsten Quartal von „Nord und Süd“ (Verlag der Schlesishen Buchdruckerei, Kunst- und Verlags-Anstalt in Breslau) erscheint der neueste Roman von Paul Lindau, „Hängendes Moos“, der in denselben Gesellschaftskreisen spielt, in denen fich seine früheren Romane, „Der Zug nah dem Westen“, „Arme Mädchen" und „Spitzen“, bewegen. Man abonnirt auf „Nord und Süd“ bei allen Buchhandlungen und Postanstalten.

Swhorer's Familienblatt Nr. 6 bis 10. Aus einem vom Major a. D. Pau li, der von 1884 bis 1889 Instructeur in China war und in Tientsin die erste Kriegsschule für Cadetten, Unteroffiziere und Offiziere gründete, verfaßten Aufsatz über „Die chinesische Armee“ entnehmen wir, daß ihre Fricdens\tärke etwa 860 000 Mann, ungefähr 40/9 der auf 500 Millionen zu veranschlagenden Bevölkerung beträgt und im Kriege um 500 000 Mann an den Küsten, um eine Million im Innern ohne Mühe vermehrt werden fann. In zwei Abbildungen werden die Truppen in der jeßigen Sommeruniform mit Gewehr und Säbel und in’ der alten Bewaffnung dargestellt. Jn einem anderen Aufsaß „Im Dock der H. A. P. A. G.“ beschreibt R. Oscar Kla usmann das Dampfschiff „Normannia“, das gegenwärtig dort gebaut wird und mit zur Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Europa und Nord-Amerika bestimmt is. Um einen Begriff der Größe eines solchen Schiffes zu geben, theilt der Verfasser darin mit, daß es zu einer Ueberfahrt 240 Cisenbahnwagen Steinkohlen, 32000 kg Kartoffeln, 6000 kg frishes Gemüse, 809 Centner Eis, 10 bis 12 000 Büchsen Conserven und 30 bis 40 000 kg frisches Fleish, Näucher- waaren, Wurst, Pökelfleish und Fische mitnimmt, und daß ein Dampfer mit vollständiger Ausrüstung einen Werth von 6 bis 7 Millionen Mark hat. urch vier vortreffliße Abbildungen wird das Ver- ständniß des Textes erleichtert. Mit seinem glänzenden Erzähler- talent giebt Gerhard von Amyntor ein interessantes Lebensbild von dem „Philosophen des Unbewußten“ Eduard von Hartmann zu Lichterfelde zu dessen fünfzigstem Geburtstage am 93. Februar d. I. R ex darin ausdrücklich betont, daß er niht zu den unbedingten Anhängern der Hartmann'schen Richtung gehört, so nennt er thn doch den schärfsten, anregendsten und vor- nehmsten aller Denker der Gegenwart. Der Aufsaß ist mit dem von Ludwig Dettmann nah dem Leben gezeihneten Bildniß des Foltos sophen geschmüdt. Otto Reis ner hat dem zur Zeit beliebtesten süddeutshen Komiker, dem Königlich Pavevitdien Hofschauspieler Conrad Dreher, der augenblicklih mit großem Erfolge im hiesigen Thomas-TheatexGastrollen giebt, einige Zeilen gewidmet, denen die harakteristishen- Züge des Künstlers nah einem Gemälde von Fr. von Lenbach in getreuer Ms beigegeben find. Endlich is noh zu erwähnen ‘das mit einigen Worten begleitete Bildniß des neuen

Stuttgarter Hoftheaterleiters Joachim Gans Edler Herr zu Putlig - eines jungen badischen Gardeoffiziers, Sohnes des bewährten Leiters der Schweriner und Karlsruher Hofbühne.

Verschiedenes. /

Friedreih's Blätter für gerichtliche Medizin und Sanitätspolizei. Unter Mitwirkung von Dr. L. A. Buchner, Königlich bayerishem Ober-Medizinal-Rath u. o. ö. Feoiehor der harmacie, Dr. H. von Ranke, a. ö. Professor der Medizin, Ge-

eimem Rath Dr. I. von Kerschensteiner, Ober-Medizinal-Nath

im Königlich bayerishen Staats - Ministerium des Innern, und Dr. von Krafft-Ebing, o. s. Professor an der Universität in Wien, herausgegeben von Dr. Otto Messerer, Königlich bayerishem Landgerichtsarzt und a. s. Professor der gerichtlichen Medizin in München. 43. Jahrgang 1892, Heft 1, Januar und Februar. Nürnberg, Verlag der Friedrich Korn’schen Buchhandlung. Nach zehnjähriger Leitung dieser in Fachkreisen gebührend geshäßten Zeit- schrift hat der bisherige Nedacteur und Herausgeber, Geheime Rath Professor Dr. J. von Kerfchensteiner, durch den wachsenden Umfang seiner Amtsgeschäfte gezwungen, die Redaction in die Hände des Pro- fessors Dr. Messerer in München gelegt, widmet der Zeitschrift aber auch ferner seine Mitarbeit. Der nunmehrige Lefter verspriht im Vorwort zu dem vorliegenden ersten Heft des neuen Jahrgangs, die Redaction in dem bisherigen bewährten Sinne fortzuführen zur möglichstèen Fördêrung der wissen- \chaftlihen Grundlage und der praftishen Bethätigung der gerichtlichen Medizin. Das Heft enthält neben einer Anzahl anderer roerthvoller Originalarbeiten einen Beitrag von Dr. Friedrich Vocke, Assistenz- Arzt an der Kreis-Irrenanstalt München, zur gerichtsärztlihen Be- urtheilung der Fußspuren, die zur Ermittelung der Person eines Ver- brechers für den Untersuchungsrihter von Wichtigkeit sein können. Zwei Lichtdrucktafeln mit solhen Fußabdrücken illustriren die inter- essante Ausführung. Auch die gerichtsärztliße Fachliteratur findet, wie sonst, in Recensionen und Neferaten ihre Berücksichtigung.

„Ueber die Einverleibung der Vororte in Berlin“ hat der Stadt-Baurath Theodor Köhn am 7. Dezember v. J. im biesigen Architekten-Verein eincn Vortrag gehalten, der jeßt gedruckt vorliegt (Berlin, Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn, vormals Ernst u. Korn). Der Verfafser dieses Vortrages geht bei der Be- leuhtung der Frage von dem Gesichtspunkt aus, daß eine Ein- gemeindung sämmtlicher Vororte früher oder später sich als Noth- wendigkeit herausstellen werde. Er führt die Gründe auf. die dafür sprechen, ohne jedoch auch die Bedenken, die dagegen sprechen, gänzlich außer Acht zu lassen. Jene hält er indeß für ausshlaggebend und erörtert daher auch bereits eingehend die Verwoaltungs-Organisation des neuen fo bedeutend erweiterten Gemeinwesens, wobei er das Gesetz vom 19. Dezember 1890 über die Bildung von Groß-Wien und das dazu gehörige Gemeindestatut vergleihsweise mit in Betracht zieht. Die zukünftigen Grenzen von „Groß-Berlin" denkt sich Stadt-Baurath Köhn derartig, daß die Vororte Reinickendorf, Schönholz, Pankow, Heinersdorf, Weißensee, Hohen-Schönhausen und Wilhelmösberg, ferner die Orte Lichtenberg, Friedrichsberg, Borhagen, Rummelsburg, Stralau, Treptow, NRirdorf, Tempelhof, Schöneberg, Friedenau, Schmargendorf, Wilmersdorf und Charlottenburg ganz und von der Gemarkung Tegel das Gebiet um Plötensee, von Dalldorf das die Jrrenanstalt umfassende Gebiet, ein kleiner Theil von Nieder-Schön- haufen und s{ließlich ein Theil des Grunewalds einzuverleiben fein würden. Ein beigegebener Plan veranschaulicht diese enorme Ver- größerung des Weichbildes von Berlin, das dadurch auf 21 000 ha anwachsen, also gegen den jeßigen Umfang (6100 ha) verdreifacht werden würde.

In Kürze erscheint im Verlage von Carl Meyer (Gusta' Prior) in Hannover ein interessantes Werk von nationaler Bedeutun, : Ernt von Bandel, ein deutscher Mann und Künstler, von Dr. Hermann Schmidt in Hannover, mit 6 Abbildungen. Hiermit wird dem Schöpfer des Hermann's-Denkmals aus berufener Feder eine literarische Würdigung zu Theil.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Niederlande.

Zufolge einer im „Nederlandshe Staatscourant" veröffentlichte Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 10. März 1892 ist vom 14. dess. M. an die Ein- und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsstücken und unge- waschener Leib- und Bettwäsche aus der Provinz Lüttich (Belgien) verboten. Das Gepäck der Reisenden fällt niht unter dieses Verbot.

Von der an der russisch - polni)chen Grenze gelegenen Ortschaft Pawonfkau (Neg.-Bez. Oppeln), wo der Flecktyphus im Sanuar ausgebrochen war, ist derselbe nah Lublinitz in 2 Familien verschleppt worden. Auch in Cziasnau-Neuhof kam ein Fall vor. Auf amtlihem Wege erhaltenen Nachrichten zufolge herrs{cht die Seuche, sowie auch die Pocken an verschiedenen Orten jenseits der Grenze. In Beuthen wurde von dorther cin Pockenfall eingeshleppt. Behörd- licherseits wird daher der Grenzverkehr überwacht.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Ko?s

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 16. d. M. gestellt 9804. nit rechtzeitig ¡estellt feine Wagen.

In Oberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 2914, nickt rechtzeitig gestellt feine Wagen.

L Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin stand am 16. März 1892 das Grundstück am Kottbüser Ufer 60, dem Maler- meister R. Wagner gehörig, zur Versteigerung; Mindestgebot. 276 000 M; für das Meistgebot von 348 000 # wurde der Kaufmann Moritz Levin, Schüßenstraße 3, Ersteher.

Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend die nachverzeihneten Grundstücke : Kölinerstraße 5, dem Zimmermeister W. Riedel gehörig. Alexander Ufer 1 und Fried- rich Karl-Ufer, den Baumeistern E. Schmid und G. Hempel ge- hörig. Jagowstraße 14, der Frau L. F. W. Melzer gehör1g.

Vom obershlefis{chen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“ : Auf dem oberschlesischen Kohlenmarkte sind die Ver- hältnisse wie bisher unerfreulih geblieben. Die Arbeitsdauer auf den Gruben wird verkürzt, die Schichtenzahl verringert, die Förderung nach Möglichkeit eingeshränkt, und troß alledem ist die Production immer noch eine weitaus größere als der Absaz. Mehreren Gruben. mangelt es bereits an Raum zum weiteren Stürzen von Kohlen. Der Eingang an Verladeordres is troß der in leßterer Zeit eingetretenen fkälteren Temperatur ein fehr ge- ringer geblieben und der Absaß na Berlin und der Provinz Posen noch s{chwächer geworden. An Stückkohlen werder gegenwärtkt geringere Quantitäten in Bestand gebraht, weil in etzteren Wochen größere Posten seitens der Cisenbahnverwaltungen bezogen worden sind; für die kleineren Sortimente erhoft man erst. rößeren Absatz bei Beginn der Ziegelei- und Kalkbrennerei-Campagne. Bon den mit dem 1. April eintretenden Sommerpreisen verlautet hier noh nichts; es hat jedoch den Ans ein, als hätten Gruben- verwaltungen und Großhändler die Absicht, an den bisherigen Preisen Nee Sis Oh dies auch der Eisenindustrie gegen- über beabsichtigt wird, ist bis jeßt niht bekannt geworden. Bon den Pa Warten österreihishen Gruben sollen die Kohlen preise um 3 Kreuzer per 100 kg ermäßigt worden sein; auch bei den w Ge Gruben soll eine Preisreduction bei Abgabe der Kohler an die badisheu Staatsbahnen erfolgt sein. Da ein Theil der Berg- leute bei Neben- und Vorrichtungsarbeiten beschäftigt wird, A schreiten leßtere, wie auch der Ausbau der neuen im vorigen Jahre begonnenen Anlagen tüchtig vorwärts. Die Mattigkeit im Koks --