1892 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Vorortverkehren anderer Großstädte des Aus- landes zu. :

Auf der Berliner Stadt- und Ringbahn bestehen daneben, wie für den gewöhnlichen Verkehr, # o auch für Zeit- karten noch besonders ermäßigteTarife, deren niedrige Preise, soweit bekannt, von keiner fremden Bahn erreicht werden.

3) Arbeiter-Rückfahr- und Wochenkarten.

Die Vergleichungen zeigen, daß die Preisc der preußischen Staatsbahnen auf kurze Entfernungen überall, zum theil in ganz bedeutendem Maße, niedriger sind als die Preise im Vorortveckehr der im Eingange genannten Großstädte des Aus- landes. Wenn berücksichtigt wird, daß der Arbeiterverkehr in seiner Hauptmasse sih aus naheliegenden Gründen auf furzen Strefen bewegt, daß ferner im Berliner Vorortverkehr von 18 km Entfernung ab vielfa für Arbeiterwochenkarien nicht die regel- rechien, sondern Höchstpreise von 2 H bestehen, über welche hinaus nur ausnahmsweise gegangen wird, und daß endlich im Berliner Verkehr keinerlei Legitimation von dem Arbeiter ver- langt wird, während im Auslande die Erlangung einer Arbeiter- wochenkarte von dem Vorweis einer Bescheinigung des Arbeit-

ebers abhängig ist, so liegt es auf der Hand, daß auch im E iterved ehr zwishen Berlin und seinen Vor- orten die preußishe Staatseisenbahnverwaltung den fremden Verwaltungen und den Einrichtungen anderer Großstädte des Auslands im allgemeinen voraus ist. 2 /

Auf der Berliner Stadt- und Ringbahn find die Preise der Arbeiterwochenkarten nah besonderen Grund- säßen in der Hauptsache ohne Rücksicht auf die kilometrische Streckenlänge so niedrig bemessen, daß sie nirgends im Nuslande unterboten werden.

Die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft fommt dem Junteresse der Betheiligung an der Weltaus- stellung in Chicago dadurch entgegen, daß fie sih bereit erklärt hat, für die zur Ausstellung reisenden deutschen Aus- steller und deren Angestellte während der Zeit vom 1. No- vember d. J. bis zum 15. April k. J. die Tarif-Passage- Preise in allen Klassen um 25 Proc. zu ermäßigen.

Der General - Adjutant Seiner Majestät des Kaisers ind Königs, General der Cavallerie Graf Wilhelm Brandenburg ist am Montag Abend im Alter von 71 Jahren einer Lungenentzündung erlegen. Der Verstorbene stand à la suite des Garde-Cürassier-Negiments und war Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler.

Der Herzoglih sacsen-coburg-gothaishe Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats-Minister a. D. Dr. von Bonin, welcher sich auf einige Tage zu dem Herzog von Sachsen- Coburg und Gotha nah Gotha begeben hatte, ist hierher zu- rückgekchrt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, burgishe Staats-Minister von Starck ijt aus hier angekommen.

Fürstlih shwarz- Rudolstadt

Hannover, 23. März. Die außerordentlihe Landes- synode hat in ihrer gestrigen Sizung die Vorlagen über den Bußtag und die Äblösung der Stolgebühren in zweiter Lesung angenommen und wurde alsdann durch den Ober-Präsidenten Dr. von Bennigsen geschlossen.

Wiesbaden, 21. März. Jn der heutigen 4. Sißung des Communal-Landtags wurden zunächst die Berichte der Wegebaucommission entgegengenommen : über ein Gesuch mehrerer Gemeinden um chausseemäßige Herstellung eines Ver- bindungsweges von Ransel nah Nastätten, über ein Gesuch des Gemeinderaths zu Mengerskirhen um Ausbau des Weges von Mengerskirhen nah Arborn, über die Schließung eines Vertrags mit den Gemeinden St. Goarshausen bezw. Eltville wegen Ucbernahme von Bezirksstraßenstrecken, und über ein Gejuh des Peter Zais zu Hershbah um Herstellung eines Kanals auf seiner Hofrathe auf Kosten des Bezirks- verbandes. Diese Angelegenheiten wurden fämmtlih nah dem Antrage der Wegebaucommission erledigt. Demnächst wurde der Antrag des Landesausshusses wegen Bildung von Specialreserven bei der Naftauishen Landesbank und Sparftasse zur Deckung etwaiger Cursverluste ange- nommen und ebenso die von dem Landesausshuß beschlossene Vertheilung der aus den Uebershüssen der Nassauischen Landes- bank und Nassauishen Sparkasse für das Jahr 1890 der ständishen allgemeinen Verwaltung überwiesenen 470973 F. 15 F auf die beiden Jnstitute nachträglih genehmigt. Nach Erstattung des Berichts der Rechnungsprüfungscommission über die Prüfung von Jahresrehnungen ständischer Fonds und Institute aus den Jahren 1889, 1890 und 1890/91 wur- den die vorgekommenen Etatsüberschreitungen genehmigt, und wurde bezüglich sämmtlicher Jahresrehnungen Decharge ertheilt. Es wurde ferner der Bericht des Landesaus|chusses über die Ergebnisse der Bezirksverwaltung vom 1. April 1890 bis u Anfang 1892 unter Danksagung für die aus demselben fich ergebende sorgsame und erfolgreiche Verwaltung genehmigt. Alsdann wurden die bisherigen drei Beiräthe zur Landesbankt- Direction durch Acclamation wiedergewählt. Der Gegenstand der Tagesordnung:

Bericht der Rechnungsprüfungscommission zu dem Antrage, betreffend die Vornahme der Prüfung der Iahresrechnungen ständi- scher Fonds und Institute, ;

wurde von der Tagesordnung abgeseßt, ebenso auch die Neu- wahlen zum Landesauss{huß.

Vayern.

München, 22. März. Die Kammer der Abge- ordneten nahm heute, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, den Geseßentwurf über die vorläufige Steuererhebung für das zweite Vierteljahr 1892 einstimmig an. Bei der Berathung des Post-Etats wurden die Verhältnisse des Personals ein- gehend erörtert, wobei der Minister Freiherr von Crails- heim auf das immer mehr überhandnehmende Petitions- unwesen hinwies, das die Hälfte der Zeit des Finanz-Aus- schusses beanspruhe und von der Berathung größerer Fragen abhalte. Der Minister bemetkte, daß die bayerishe Bahn-

verwaltung jährlich 6 bis 7 Millionen ersparen würde, wenn sie ihr Personal nur so bezahlte, wie die Bahnverwaltungen anderer Königreiche es thäten.

Sachsen.

Dresden, 22. März. Die Zweite Kammer ieigie in ihrer heutigen Sizung zunächst den Geseßentwurf uber die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an den Volfks- schulen nebst den zu diesem Gesegentwurf eingegangenen Petitionen und Anträgen und ertheilte sodann dem Geseßentwurf über die Bewilligung fortlaufender Staatsbeihilfen an die Schhulgemeinden ihre Zustimmung, ebenso dem Kap. 93 Tit. 15 und 16, und Kap. 26 Tit. 14, 15, 18 und 19 des Staatshaushalts- Etats, wie sie sich nah den angenommenen Geseßen über die Gehalts- und Pensionsverhältnisse der Geistlichen, Lehrer und ihrer Hinterlassenen gestalten, und dem Kap. 24 des Staatshaushalts - Etats, Köoniglihe Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, mit den von der Finanz- deputation A beantragten Aenderungen.

Baden.

Karlsruhe, 22. März. Die Erkrankung Seiner König- lichen Hoheit des Großherzogs besteht nah der „Karlsr. 2tg.“ in einem mit mäßigem Fieber verbundenen Bronchial- fatarrh, der auch heute noch anhält.

Sefsen.

Darmstadt, 22. März. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, dem Staats-Minister und Minister des Jnnern und der Justiz Finger das Großkreuz des Ens Chi s verlichen.

In dem Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfred von Edinburg, der hier an einem Magenkatarrh erkrankt war, ist die Besserung soweit vorgeschritten, daß die Abreise nah Coburg voraussihtlih Ende dieser Woche stati- finden fann.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 22. März. Die „Meckl. Nachr.“ veröffentlichen folgenden Dankeserlaß Seiner Königlichen Hoheit des Groß- herzogs:

Es sind Mir in Adressen, Briefen und Telegrammen von Be- börden, Corvorationen, Festversammlungen und Privaten eine große Anzabl Glückwünshe zu Meinem Geburtstage und zu Meiner dur Gottes Gnade erfolgten Herstellung nah shwerer Krankheit zugegangen, welhe Meinem Herzen unendlich wohl gethan baben. Für dieje vielen Beweise der Treue und Anhänglichkeit Meiner lieben Mecklen- burger spreche ih hiermit Meinen warmen Dank aus.

Cannes, den 21. März 1892.

Friedrich Franz.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 22. März. Im Landtag ist nah der „Th. Corresp.“ seitens einiger Abgeordneten der Antrag ein- gebracht worden, bei dem Steuergesez als Normalsaß für die Steuerdegression 4 Proc. bei einem Einkommen von 109 000 Æ anzunehmen und diese so zu gestalten, daß sich die Steuersäße für ein Einkommen zwischen 9000 und 100 000 annähernd gleihmäßig in angemessenen Stufen bis 4 Proc. steigern. Ein anderer, ebenfalls aus der Mitte des Landtags hervorgegangener Antrag geht dahin, die Regierung möge bei der Reichsregierung, beziehentlich dem Bundesrath in An- regung bringen, daß das Gesinderecht in seinem vollen Umfang durŸ das bürgerliche Geseßbuch geregelt werde, eventuell, falls leßteres nicht zu erreichen sei, mit den übrigen zum ge- meinschaftlihen Ober-Landesgericht gehörigen thüringischen Staaten unter Wahrung der Grundprincipien der geltenden Gesindeordnung einen neuen Entwurf einer jolchen z1 vereinbaren und demnächst dem Landtag vorzulegen.

Braunschweig.

Braunschweig, 22. März. Der Landtag hat, wie der „Hann. Cour.“ berichtet, in seiner Sißung vom 19. d. M, den Anträgen der Finanzcommission gemäß, den Erlaß an directen Steuern für dieses Jahr nah folgendem Modus be- schlossen: Alle der 10. Klasse angehörenden Steuerpflichtigen bleiben von der Steuer befreit, für die Monate November und Dezember werden die directen Steuern sämmtlich erlassen, und von noch zu erhebenden Steuern sollen 6 Proc. den Ge- meinden überwiesen werden. Jn der heutigen Sißzung wurde die Verlegung des Bußtags auf den Mittwoch vor dem lezten Trinitatis - Sonntag genehmigt. Die Verlegung des Bußtags soll aber erst mit der in Preußen beabsichtigten gleichzeitig erfolgen.

Oesterreich-Ungarn.

Wie der „Pol. Corresp.“ aus Budapest ( det wird, dürften die Delegationen shon im Laufe Mai dort zusammentreten. :

In der Sizung des tiroler Landtags von gestern wurde die Erklärung der italienishen Abgeordneten, daß sie von ihren Mandaten keinen Gebrauch machen würden, verlesen. Der Landeshauptmann constatirte, wie „W. T. B.“ berichtet, daß die italienishen Abgeordneten durch die Nichtausübung ihres Mandats, mit Ausnahme derjenigen, die Urlaub erhalten hätten, ihres Mandats überhaupt verlustig ge- gangen seien. Jm weiteren Verlaufe der Sißung brachte der Abgeordnete Zallinger den Antrag ein, das volkswirth- schaftlihe Comité zu beauftragen, geeignete Anträge zum Schuße der heimishen Weinproduction gegenüber der italienishen Weinzollclausel zu machen, und verlangte die Dringlichkeit für seinen Antrag. Der Landtag genehmigte die Dringlichkeit. : e

Der galizishe Landes - Aus\{chuß beshloy dem „Frdbl.“ zufolge, den Landtag um einen Credit von 100000 Gulden zur Einleitung einer Hilfsaction in den noth- leidenden Bezirken anzugehen. Der Betrag wird zur Jnangriffnahme öffentliher Bauten, zur Gewährung unver- Er Darlehen und zum Ankauf von Saatkorn verwendet werden.

Jn Budapest hielt der Fürst-Primas Vaszary in der Generalversammlung der „Stefan-Gesellschaft“ eine Rede, in der er dem „W. T. B.“ zufolge namentlich die katholischen Sqhriftsteller der ganzen Welt zum Festhalten an der der christ- lihen Lehre entsprehenden Duldsamkeit ermahnte, umsomehr, als in der leßten Zeit eine entgegengeseßte, bedauerliche, dem Geiste und den Traditionen der Kirche widersprechende Richtung sih einzuschleihen begonnen habe. Betreffs der Wegtaufen seien nah den vom Papste eingeholten Wei-

sungen die Verhandlungen mit der Regierung noch \{webenz- Ee bose auf die Lösung dieser Frage im Sinne der Erhaltung des Friedens zwischen dem Staat und der Kirche, obgleih er von dem principiellen Standpunkt der Kirche in feinem Falle

abweichen könne. Großbritannien und JFrland.

Die Königin Victoria ist am Montag Abend, begleitet von der Prinzessin Beatrice und mit ihrem Gefolge in Hyères an der französishen Mittelmeerfüste eingetroffen. Auf Wunsch Zhrer Majestät waren nur wenige Personen zum Empfang auf dem Bahnhofe daselbst ershienen. Der Prâäfect bewillflommnete die Monarhin im Namen des De- partements und der Maire im Namen der Siadt. Der Herzog und die Herzogin von Connaught, welche hon am Morgen in Hyères angekommen waren, be- fanden sih gleichfalls auf dem Bahnhof. Nach kurzem Auf- enthalt in dem mit Blumen decorirten und mit den britischen Farben drapirien Wartezimmer wurde die Fahrt nah dem otel Costebelle angetreten. Der aus 25 Equipagen bestehende Va passirte auf dem Wege Triumphbögen, auf denen das Königliche Wappen mit der Jnschrift „Willkommen“ prangte. Von britischen Kriegsschiffen wird nur die „Amphitrite“ in Hyères erwartet: dagegen wird ein aus aht Schiffen be- stehendes französishes Geshwader unter dem Befehl des Admirals Rieunier eintreffen. E —- :

Das Unterhaus hat in seiner gestrigen Sißung einen von dem Mitgliede Robertson eingebrahten Antrag auf Abänderung der Bestimmungen des gemeinen Rechts über Vershwörungen mit 226 gegen 180 Stimmen verworfen. Robertson bezeichnete in seiner Motivi- rung die Bestimmung, daß Personen fich strafbar machen, die sih zu zwei Handlungen vereinigen, von denen jede einzelne an fich nit strafbar ist, als durhaus ungereht. Der Staatssecretär des Jnnern Matthews bekämpfte den Antrag und erklärte, die Annahme würde gleihbedeutend sein mit ciner Billigung des Boycottirens. :

Die Admiralität hat, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, den Bau zweier Kanonenboote für den Dienst zur Unterdrückung des Sclavenhandels am N yassasee angeordnet. Die Boote werden, zerlegt, auf Kosten der Re- gierung nah dem See transportirt und dort zusammengesegzt: ite bleiben unter dem directen Befehl der Admiralität. i

Frankreich.

Der Handels-Minister unterbreitete nah einer Mel- dung des „W. T. B.“ dem Ministerrath gestern eine Gesezesvorlage zur Genehmigung, durch welche die Beförde- rung von Gegenständen aller Art, deren Werth 2000 Fr. und deren Gewicht 500 g nicht übersteigt, durch die Post gegen Nachnahme eingerichtet wird. Durch die Vorlage soll die Organisation einer internationalen Beförderung von Sen- dungen gegen Nachnahme ermöglicht werden.

Der Senat hat in seiner vorgestrigen Sißung die Be- rathung der Vorlage über die Ausübung des ärztlichen Berufs bis zu § 29 fortgeseßt. Artikel 14, der Aerzten und Hebe- ammen das Recht zugesteht, zu Syndicaten zusammenzutreten, wurde abgelehnt. Jn der Deputirtenkammer ftand der Antrag Bovier-Lapi erre, Arbeitgeber, die ihren Angestellten den Beitritt zu den Syndicaten verweigern, zu bestrafen, wieder auf der Tagesordnung. Bovier-Lapierre bekämpfte den Antrag Lengues, der die Bestrafung von Arbeitern fordert, die gegen das Syndicatsgesez verstoßen und es mißbrauchen, und er- flärte, die Arbeiter hätten das Recht, Ausstände zu veranstalten und Fabriken zu boycotten: man könne ihnen heute diese Freï- heiten niht mehr nehmen. Nach langer Berathung vertagte sich das Haus. :

Vor einigen Tagen is, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, dem Minister des Auswärtigen Ribot ein mit 300 Unterschriften bedeckter Protest der Syndicatkammern des Ausfuhrgeschäfts zugegangen. Die Beschwerdeführer weisen darauf hin, daß alle auf die Jnteressen ihres Handels und ihrer Industrie haltenden Nationen ihre Verträge mil Spanien bis zum 30. Juni verlängert hätten, nur der Hande! und die Jndustrie Frankreichs, die so viele Jnteressen an Spanien knüpften, seien zu einer unglücfseligen Verein]amung verurtheilt. Dieser Zustand werde auf die Dauer zum Verluste des spanishen Markis führen, eines der wenigen wichtigen, die Frankreih in Europa noch inne habe. Jnzwischen träten englische und deuts che Waaren an Stelle der französishen, und das bedeute für die Zukunft, selbi wenn sväter ein Vertrag zu stande käme, den Verlust einer Kund- schaft, die bis jeßt fast ausschließzlich in Frankreich geïauft habe. Auch eine Abordnung der Handelskammer von Bayonne erhob beim Minister Beschwerde und schilderte Die trostlose Lage, in die der Abbruch der Beziehungen zu Span1e? den Handel und die Jndustrie im Departement der Unter pyrenäen verseßt habe. Ribot versprah, die Sache dem Ministerrath zu unterbreiten. (Vgl. „Spanien“.)

Rußland und Polen.

Der General-Gouverneur von Wilna, Kowno und Grodno, General der Jnfanterie Kahanow wird der „St. Pet. Ztg-" zufolge von seinem Posten zurücktreten und durch den General- Adjutanten Baron Korff, derzeit General-Gouverneur und Commandirender der Truppen im Amur-Küstengebiet, eres! werden. S

Die nächste Sißung des Executiv-Comités fur offent? liche Arbeiten in den Nothstandsgebieten unter dem Präsidium des Reichsraths-Mitgliedes, Wirklichen Geheimen Raths Abasa findet nah der Rückkehr des General-Lieute- nants Annenkow Ende März statt. Der Stellvertreter des Generals, General-Lieutenant Petrow, Stabschef des Gen darmerie-Corps, hat inzwischen feine Functionen übernomme?. Auf Vorstellung des Kriegs-Ministeriums sollen dem Comité weitere 10 Millionen Rubel überwiesen werden.

Jtalien. E weizerishe Gesandte Bavier hat dem Minijter die Antwor?

Betreff der Pie

Der [{ch Präsidenten Marchese di Rudini nunmehr die der Schweiz auf die leßte Note Jtaliens in & Handelsvertrags-Unterhandlungen überreicht. die „Agenzia Stefani“ erfährt, hat die Bundesregierung 9 Schweiz die leßten italienishen Vorschläge wegen der Ba um- wollzölle angenommen. i

Die Bureaus. der Deputirtenkammer haben a Vorberathung des Geseßentwurfs der Regierung über die 2 E wendung der Weinzollclausel in dem Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn aht Commissare gewählt, D denen vier für und ebensoviele gegen den Gesegentwurs [nes

die Wahl eines Commissars ist jedoch noch ausständig. V

-Riforma“ meint, der Ertwurf dürfte nur {wer durch- rc werden; au der „Diritto“ is der Ansicht, derselbe E erde in der Kammer auf große Opposition stoßen. Spanien.

2wischen dem französishen Botschafter Roufstan und dem ninfee Präsidenten Canovas del Castillo fand, wie dem M T. B aus Madrid berichtet wird, neuerdings eine Zu- cmmenkunft zum Zweck der Besprechung der commerciellen Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien statt.

Die Budgetcommission hat neue Ersparungen haupt- sächlich im Justizbudget angenommen.

Portugal.

Der portugiesishe Vertreter bei der Grenzregelung zwischen Portugal und England in Mozambique, Senhor Énnes hat London verlassen, nachdem er mit der britischen Regierung, wle die „Times“ meldet, zu einer Verständigung éher die Schiffahrt auf dem Zambesi gekommen ist. Er wird dicse Vorschläge seiner Regierung unterbreiten und sich dann nah Afrika begeben.

Luxemburg.

Luremburg, 21. März. Der Großherzog ist, von Straßburg kommend, wo er übernachtet hatte, heute Morgen hier eingetroffen. Jn seiner Begleitung befanden si, wie die ‘Erb. Ztg.“ meldet, die Herren Hofmarschall Graf von Syberg, Adjutant Graf Wolff-Metternich, Secretär von Villers und Ordonnanz-Offizier Van Dnck. Zur Begrüßung waren am Bahnhofe die vier Mitglieder der Regierung sowie das Offiziercorps anwesend. Da die Ankunftsstunde nicht vorher befannt geworden war, hatte sich niht viel Publikum einge- funden. Von den Anwesenden ehrfurchtsvoll begrüßt, bestieg Seine Königliche Hoheit die bereitstehende Equipage und fuhr direct nah Schloß Wa lferdingen.

Velgien.

Bei der Berathung des Eisenbahnbudgets in der gestrigen Sißung der Repräsentantenkammer erklärte der Minister Vandenpeereboom, dem „W. T. B.“ zu- folge: es werde eine Herabseßung der Tarife zu Gunsten der Kohlen-, der Metall- und der Glasindustrie sowie der Landwirthschaft stattfinden. Für Kohlen werde die Herabsezung etwa 2 Millionen Franken betragen: die belgischen Tarife würden dann den ausländishen Tarifen

glei sein.

Türkei.

Die Abreise Eyoub Paschas nah Kairo zur Ueber- bringung des Jnvestitur-Fermans für den Khedive Abbas Pascha ist, wie man der „Times“ meldet, in leßter Stunde wiederum aufgeshoben worden. Ueber die Ursache dieses Aufshubs wird dem „Hann. Cour.“ aus Alexandrien berichtet: Die Absendung sei durch die Verhandlungen der Pforte mit dem englishen Botschafter über die Abtretung der den Suezkanal beherrschenden Sinai- Halbinsel an die Türkei verzögert worden. Der Sultan habe außerdem gegen die An- wesenheit der englishen Panzerschiffe Protest erhoben, und Eyoub Pascha werde deshalb nicht über Alexandrien reisen.

Griechenland.

Das angekündigte Verbot der Goldtermingeschäfte ist einem Wolff schen Telegramm aus Athen zufolge bereits gestern Abend mittels im amtilihen Blatte veröffentlichten Decrets erfolgt.

Serbien.

Jn der gestrigen Sißung der Skupschtina wurden, wie naD. D. D. beridhtet, verschiedene Jnterpellationen von dem Minister : Präsidenten, dem Minister des Innern und dem Kriegs - Minister beantwortet. Der Minister-Präsident Pa sics rechtfertigte die Verschiebung der Er- ofnung der Skupschtina mit dem Gesez und dem Austritt der Minister Vuics und Tauschanovics aus dem Cabinet. Bei der Beantwortung der Interpellation über Jncorrectheiten der Beamten beschuldigten sich der radicale Deputirte Cirics und der radicale Deputirte Masics gegenseitig der Unterschleife. Auf die Interpellation über die Staats- verzehrungssteuer erklärte der Minister-Präsident Pasics, dieje Steuer dürfe im Sinne der Handelsverträge nur die- jenigen Artikel belasten, da auch im FJunlande erzeugt würden. Nach Ablauf der gegenwärtigen Handelsverträge werde aber das Geseg in vollem Umfange Anwendung inden. Jn Beantwortung der JInterpellation Cirics über die Nichtactivirung des Offiziervorbereitungs- curies erflärte der Kriegs-Minister Praporcetowics die Mstitution für unpraftish, weil der Zwe, die Offiziere binnen enem halben Jahre heranzubilden, nicht erreiht werden könne. “ahdem mehrere Redner sich mit der Antwort unzufrieden ertlärt hatten, nahm die Skupschtina die folgende, vom Erzpriester lurics beantragte Tagesordnung an: Die Skupschtina, mit E Antwort des Kriegs-Ministers unzufrieden, geht zur Tages- ordnung über. Der Kriegs-Minister gab hierauf seine Entlassung. Wie es heißt, wäre das Votum der Skupschtina durch die Beschlüsse des radicalen Clubs veranlaßt worden.

L Bulgarien.

des Be Spionageprozeß Luboemsky ist laut Meldung e G .“ gestern wieder aufgenommen worden. Die Ziageschrift enthält einen vom Angeklagten unterzeichneten A rirag mit zwei Beamten des Kriegs-Ministeriums, die der is pettagte bestehen wollte. Die Aussage des Zeugen Jetotarsky E ejonders belastend. Luboemsky soll von ihm Informationen Der den Effectivbestand der Garnisonen Widdin, Belogradsik, S, und Küstendil, sowie über die Befestigungen von jœuvniga und den Mobilisirungsplan der bulgarishen Armee verlangt haben.

L Afien. mat Ae antieuropäishe Agitation in China ist, wie unte ae „Times“ aus Shanghai meldet, zwar in Chang-sha ent rdrückt, in anderen Hunanjstädten dagegen bestehe fie noch vermindert weiter. /

Da

Parlamentarische Nachrichten.

n der heutigen (201.) Sigung d i

B L .) Sißung des Reichstags, welcher

pur Staatssecretär_ Dr. von Boetticher beiwohnte, stand

den n auf der Tagesordnung der Geseßzentwurf, betreffend

ähn(zertehr mit Wein, weinhaltigen und wein- “lden Getränken, in erster eventuell zweiter Berathung.

Abg. Dr. Bürklin (nl.) erklärte sich mit dem Entwurf einverstanden, da er die wichtigsten Streitpunkte in vortheil- haftem Gegensaß zu früheren Vorlagen der verbündeten Regierungen oder aus der Mitte des Hauses in so klarer Weise seitige, daß eine ungleihartige Entscheidung der Gerichte, auf vershiedenartige Gutachten der Chemiker gegründet, fortan unmöglich werde. Das neue Geseß erkläre unzweideutig, welhe Zusäße bei der Behandlung des Weines verboten, welche gestattet und declarationspflichtig seien.

. Dr. Schaedler (Centr.) erflärte nh gegen die Vorlage, weil die Declarationspflicht ihm nicht als genügender Schuß des Publikums und der kleinen Winzer gegen künst- lihe Zubereitungen und Verlängerung des Weins durch Wasser erscheine.

_ Abg. Schenck (dfr.) trat der Vorstellung des Vorredners, daß reiner Naturwein in den Handel kommen fönne, entgegen, da jeder Wein ein Kunstproduct sei. Er wünsche aber nicht, daß die wichtige und wohlthätig wirkende Vorlage allzu hastig durh- berathen werde, und namentlih niht, daß ihre zweite Be- s sofort stattfinde.

Abg. Diez (Soc.) erklärte, daß seine Partei die Vorlage ablehnen werde, da auch der Arbeiter ein Jnteresse daran Dee daß der Wein rein und durch Wasser nicht verlängert werde.

Abg. Dr. Bamberger (dfr.), der mit der Vorlage imwesent- lichen einverstanden war, wünschte eine Pause zwischen der ersten und zweitcn Berathung, um sich über Einzelheiten zu verständigen.

Staatssecretär Dr. von Boetticher legte dem Reichstag dringend ans Herz, nicht auseinander zu gehen, ohne diese auf jahrelanger Engquête beruhende, für die Regierungen und den Handel gleih wichtige Vorlage, die seit vier Wochen den Mit- gliedern des Hauses bekannt sei, zu erledigen.

In verschiedenem Sinne sprachen sodann noch die Abgg. Haus (Centr.), Dr. Lingens (Cenitr.) und Menzer (con}.). (Schluß des Blattes.)

In der heutigen (4.) Sißung des Herrenhauses, der der Justiz-Minister Dr. von Schelling, der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, wurde zunächst in einmaliger Shlußberathung der Rechenshafts- beriht über die weitere Ausführung des Gesegzes vom19. Dezember 1869, betreffend die Consolidation preußischer Staatsanleihen, auf Antrag des Referenten Grafen von der Schulenburg-Angern ohne Debatte dur Kenntnißnahme für erledigt erklärt. |

Der Geseßentwurf, betreffend die Entschädigung für

an Milzbrand gefallene Thiere, wurde auf Antrag der Commission für Agrarverhältnisse (Berichterstatter von Wiede- bah) ohne Debatte unverändert angenommen. De Pelilton déx Gemeindeverirelung zu Weiskirhen, Kreis Merzig, wegen Abänderung der von der Königlichen Regierung zu Trier angeordneten Aufstellung eines neuen Betriebsplans für den Gemeinde- wald, wurde auf Antrag der Commission für Agrarver- hältnisse (Berichterstatter Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst) der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung dahin überwiesen, daß die Aufstellung eines neuen Betriebs- S mit thunlichst geringen Kosten für die Gemeinde bewirkt werde.

Die Petition der Deputirten des Neulander Deichverbandes um Gewährung einer weiteren Ent- shädigung für die dem Verbande durch das Hoch: wasser im Jahre 1875 entstandenen Schäden wurde auf Antrag der Commission für Agrarverhältnisse der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung darüber überwiesen, ob die infolge des Hohwassers im Jahre 1875 dem Neulander Deichverband erwachsenen Schädigungen der Verlängerung des Hauer Flügeldeihes niht zum vollen Antheil zuzumessen seien und demnach den Jnteressenten der gesammte Schaden zu erseßen sei.

_Es folgte die Berathung und Beschlußfassung (Erste Lesung) über die geschäftlihe Behandlung des Geseßentwurfs über dieBahnen unterjster Ordnung. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen begrün- dete den Gesezentwurf damit, daß dieser ein dringend empfun- denes Bedürfniß befriedige. Die Regierung habe bisher nur normalspurige Bahnen zu bauen für ihre Aufgabe gehalten und die Bahnen untergeordneter Bedeutung der Privatthätigkeit überlassen wollen. Da diese nicht in ausreichendem Maße fich dieser Aufgabe angenommen habe, weil man einmal immer auf den Ausbau von nöthigen Linien durch den Staat gerechnet und weil es an einer geseßlichen Grundlage fürdie Bahnen untergeordneter Bedeutung gefehlt habe, so solle das vorliegende Gesez den Bau von Bahnen unter- geordneter Bedeutung fördern, und er hoffe, daß es zur Ent- wicelung des Verkehrs segensreih wirken werde.

; Bei Schluß des Blattes sprach Graf von Franken- erg.

In der heutigen (40.) Sigung des Hauses der

Abgeordneten standen Petitionen auf der Tagesordnung.

_ Eine Reihe von Petitionen wurde gemäß den Commissions- beschlüfsen zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet. __ Die Petition des Fabrikanten Pochwadt in Görliß um Steuer- freiheit für undenaturirten Branntwein zur Herstellung des von ibm erfundenen Haarwassers „Eau de quinine“ wurde auf Antrag der Petitionscommission (Berichterstatter Abg. Jürgensen), entgegen einem Antrage des Abg. Halber stadt (dfr.) auf Ueberweisung der Petition an die Königliche Staatsregierung zur Erwägung, durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

__ Die Petition von Schmidt und Genoffen in Reisby um Er- richtung eines Haltepunktes an der Westbahn bei dem Dorfe Reisby wurde auf Antrag der Petitionscommission (Berichterstatter Abg. Bunzen), die Petition des Fischers Andres in Breege um vorzeitige Aufhebung eines von ihm mit dem Fiscus ges{lossenen Pachtvertrags auf Antrag der Agrarcommission (Berichterstatter Abg. Damink), die Petition des Käthners Skuddies in Untershmelz wegen Zu- lassung zur Pachtzinsfischerei im Kurischen Haff auf Antrag der Agrar- commission (Berichterstatter Abg. Drawe) durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Die Petition des Standesbeamten Mersmann in Oberhausen um Anrechnung der Militärdienstzeit der im Communaldienst an- gestellten Militäranwärter bei ihrer Pensionirung und bei Versorgung threr Wittwen und Waisen nach den für die Staatsbeamten geltenden Grundsäßen wurde auf Antrag der Gemeindecommission (Berichterstatter Abg. Schlabiß) der Königlichen Staatsregierung als Material für die Geseßgebung überwiesen. j

Die Petition des Auctionëcommissars Hausfelder in Breslau um Abänderung des Reglements für außergerichtlihe Auctions- commissarien wurde auf Antrag der Petitions8commission (Bericht- erstatter Abg. Schmidt-Warburg) durch Uebergang zur Tages- ordnung erledigt.

Die Petition des Invaliden Grobbels in Kalk um Ver- mittelung, daß ibm die Sn welche er aus einer Kranfen- und Unterstüßungskasse bezieht, im früber festgeseßten Betrage gezahlt werde, wurde auf Antrag der Petitionscommission (Berichterstatter Abg. Weber-Genthin) der Königlichen Staatsregierung zur n och- maligen Erwägung überwiesen.

_ Die Petition des Käthners Kuppris in Suwehnen um Zu- lafîung zum Betriebe der Pachtfischerei im Kurishen Haff wurde auf Antrag der Agrarcommisfion (Berichterstatter Abg. Drawe) durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

__ Die Petition der Shlächter-Innung in Schleswig wegen Erlaß eines Geseßes, nah welchem beim Verkauf von Rindvieh der Verkäufer au obne befonderes Versprehen während einer Frist von wenigsizis einem Monat dafür einzustehen habe, daß das verkaufte Thier nicht mit Perlsuht behaftet sei, wurde auf Antrag der Justiz- commission (Berichterstatter Abg. Mubl) der Königlichen Staats- regierung als Material für die reihsgeseßlihe Regelung der Hastung für Viehmängel überwiejen.

_Es folgte die Petition vormals schleswig-holsteinisher Offiziere wegen Nachzablung von Pension. i

Die Petitionscommission (Berichterstatter Abg. Jürgensen) be- antragte, über die Petition zur TageSotdnúng überzugehen,

__ Der Abg. Krah (freicons.) beantragte, die Petition der Re- gierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Antrag wurde na längerer Debatte, an welcher fih die Abgg. Christovhersen (freicons.), Ottens (nl.), Shmidt-Warburg (Centr.) für den Antrag Krab, der Abg. Lehmann (Centr.) für den Antrag der ( mission aus\fprachen, angenommen.

__ Die Petition der Waldberehtigten in Kehna, betreffend die Staatsaufsicht über den dortigen gemeinschaftlihen Wald, wurde der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.

_ Die Petition des Kirchenvorstandes zu Dt. Regierungsbezirk Marienwerder, wegen Gewährung eines

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beitrages zu den Kosten der Herstellung des Fußbodens in

Kirche wurde der Regierung zur Erwägung überwiesen.

Die Petition der Ostpreußishen Südbahngesellschaft wegen Herabseßung des Zinsfußes der Prioritätsanleihen wurde der Negierung zur Berücksichtigung überwie!en, nahdem der Abg. von Bredow (conf.) und der Geheime Finanz-Rath Leh mann gegen diescn Antrag der Commission gesprochen hatten, den die Abgg. Dr. Krause (nl.), Kieschfe (b. f. F.) und Lehmann (Centr.) befür- worteten.

Die Petitionen 1) des H. von Friedrichs in Greifswald um Abänderung einer für den Polizeibezirk der Stadt Greifswald er- [affenen Polizeiverordnung über das Radfahren, 2) der Stadtvertretung in Elbingerede um Wiedereinrihtung eines Amtsgerichts dafelbst, 3) von verschiedenen Gerihtsbeamten um Gehaltsverbeserung und Verleihung der Anstellungéberechtigung und 4) von emeritirten Lehrern um Erhöhung ibres Ruhegehalts wurden durch Uebergang zur Tages ordnung erledigt. /

Schluß 2! À Uhr.

beantragt in einem zweiten Bericht, die se{chsten Wahlkreise des Regierungsbezirks Sberg, Ü Sißung des Reichstags vom 11. Avril 1891 die Entscheidun: Eingang weiterer Ermittelungen ausgeseßt war, nunmehr für zu erftlaren. |

_— Im 7. Posener Landtagswahlkreise (Schrimm, Schroda, Wreschen) ist an Stelle des Erzbischofs Dr. von Stablewsfi Dr. von Zoltowsfki (Pole) mit 354 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden: Naumann-Mikuszewo (nl.) erhielt 47 Stimmen?

„Centralblatts der L erwaltung“, u8gegeben im Ministerium de ntlihen Ar- beiten, vom 19. März, bat folgenden Inhalt : Vi nie Grune- wald bei T. Landhaus Arons. Reguliri Waal. Wirkung des Gestängegewichts beim Eisenbahn - O ; BVer- mischtes : Schinkelfest des Berliner Architettenvereins. Wettbewerb um die Tonhalle in Zürich. Technische Hochschule Berlin. Baugeschihte der Gemälde-Galerie in Dresden. Kokskörbe zum rascheren Austrocknen von Neubauten. Zabl der Unf auf deit

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Theater und Musik.

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__ Mit anerkennenswerthem Fleiß hat die Direction des Berliner Theaters wieder ein älteres Stück seinem Spielplan einverleibt und dadurch einen recht bedeutenden Erfolg erzielt. „Graf Esser“, das beste aller Trauersviele von Heinrich Laube, entstanden im Jahre 1856, ging gestern Abend neu einstudirt und mit zwei Gästen, fowie auch sonstiger theilweiser Neubesezung in den Hauvtrollen nah längerer Pause in Scene. Als Königin Elisabeth war für das gestern Mittag plöulih erkrankte Fräulein Martha Baumgart mit dankenswerther Bereitwilligkeit Fräulein Anna Haverland eingetreten. Die bekannte, erst fkürzlih von Amerika zurück- getehrte Künstlerin zeigte sich ganz auf der Höbe ihrer früherer Leistungen. Sie war eine Königin voller Hoheit, die auch ibr mensch- lishes Empfinden natürlih zum Ausdruck brachte, ohne dabei im geringsten an Würde zu verlieren. Als zweiter Gast trat in der Rolle der Gräfin Rutland Fräulein Sidonie Hoenig vom Deut- schen Volks-Theater in Wien auf und ) troß ihrer Jugendlich- feit als eine Schauspielerin von außergewöhnliher Begabung zu er- fennen. Mit berzgewinnender Innigfeit ließ sie die Liebe zu threm Gatten, dem Grafen Esser, und das edlè Vertrauen zur Königin und zu ihrem Gemahl hervortreten. In ergreifender Weise stellte sie den dur den Schmerz über die Verurtheilung des Grafen Efser hervorgerufenen Wahnsinn und ihre Gesundung dur feinen Anblick im Tower fowie die Seelengröße kurz vor der Hinrichtung und ihren plößlichen Tod nach Vollstreckung des Urtheils dar. Mit ihrem vortrefflichen Organ sorgsam Maß haltend, wurde sie allen Anforderungen ibrer Rolle obne mertbare Anstrengung gerecht. Herr Arthur Kraußneck gab den Grafen Esser mit großer Meisterschaft. Auch die Herren Paul Nollet und Waldemar Robert führten die ibnen zum ersten Mal übertragenen Rollen des Sir Robert Cecil und Lord Nottingham mit Geschi| durch. ä

: NResidenz-Theater.

Léon Gaudillet’'s Schwank „Der kleine Schwere- nöther“ fand in der Ueberseßung von Mar Schönau bei seiner gestrigen ersten Aufführung eine ret freundliche Aufnahme. Dazu beredtigen in vollem Maße die scherzhaften Situationen und drolligen Einfälle, die aus dem krausen Gewirr der Handlung erheiternd auf- tauhen. Ein reiher Droguenfabrifant und Vollblutlebemann wünscht seine Tochter glücklicher zu seben als feine Frau und sucht und findet in seinem harmlosen Secretär den erforderlichen soliden Schwiegersohn. Während des ganzen Abends drängt die Handlung dabin, diesen uns{uldigen, ehrenbaften Jüngling zu einem verliebten „Schwerenötber“ zu stempeln. Der Verfasser hat in lustigen Epi- soden dargestellt, wie die Bewohner einer kleinen Provinzstadt, in der die junge Braut fern vom Getriebe der Welt erzogen wird, die ebr- würdigen Pensionseltern, die Braut selbst, in dem jungen auf Braut- schau ausgehenden Pariser einen ausgemachten Lebemann wittern, wie die leinstädtishen Freunde, nah den Gehbeimniffen des Großstadtlebens dürstend, ihn bis nach Paris verfolgen und folhe Verwirrung ver- ursachen, daß ihn f{ließlich der Shwiegervater für einen Schwerenöther hâlt. Der Gefahr, wieder zum ärmlichen, unbedeutenden Privat- schreiber degradirt zu werden, entgeht Ferdinand nur durch die nach- fichtigen Lebensanschauungen der Braut, die die wahre Tochter ibres

Vaters zu werden verspricht.