1892 / 73 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

e T A E ET O Ce T

unterster Ordnung von Dingskirchen nah Soundfo auf Staatskosten ausbauen, und daß sie infolge dessen sih in die Unkosten und in die Verdrießlihkciten und Schwierigkeiten, die die Heranziehung eines privaten Unternehmens immerhin mit ic bringen mußte, erft gar niht hbineinstürzen mohten und lieber abwarteten, ob der Zeitpunkt des Ausbaues dieser natürlich als sehr dringend empfundenen Bahn nit dereinst kommen würde, inzwischen aber alle möglichen Hebel Sie wissen, meine Herren, das ja alle aus eigener Erfahrung in Bewegung seßten, in der Presse, bei Behörden und nit am wenigsten au bei den Mitgliedern der beiden hohen Häuser des Landtages, um die gewünschte Linie in das nächste Anleibegesetz zu bringen.

Das ift der erste Grund, warum das Privatkapital sich an dem

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Bau der Bahnen untergeordneter Bedeutung oder unterster Drdnung bis jeßt niht in erwünshtem Maße betheiligt hat.

Der zweite vielleiht noch s{werer wiegende Grund licgt aber darin, daß diese Bahnen unterster Ordnung bisher eine geseßliche Ne- gelung, und ich möchte fast sagen, auch eine Regelung im Verwaltungs- wege in ausreichendem Maße in Preußen nit gefunden haben. Es feblte an klaren Bestimmungen fowohl über die Entstehung dieser Bahnen, als auch über den Bau und den Betrieb derselben, über das Verhältniß dieser Bahnen zur Post und Telegraphie, zur Militärverwaltung , über das Verhältniß dieser Bahnen was in erster Linie in Frage fommt zu den Landstraßen und Wegen, über das Verhältniß zu den benachbarten Voll- und Nebenbahnen, denen sie den Transport un® die Leute zu- iübren sollen, und über ihr Verhältniß zu anderen anschließenden Bahnen gleicher oder ähnlicher Art. Es fehlte endlich an Bestim- mungen über die Bedingungen, unter welchen sich die etwaige Ent- widckelung solcher Bahnen zu Neben- oder gar zu Vollbahnen zu voll- ziehen haben würde. Diese Unklarhbeit der Rechts- und Verwaltungs- vorschriften ist wohl in erster Linie maßgebend dafür gewesen, daß das Privatkavital in genügendem Maße diesen Unternehmen fich nicht zu- gewendet hat. Und hierin soll das Ihnen vorgelegte Geseß Wandel schaffen. Das Gesetz beabsichtigt aber auch ferner, diejenigen Gefahren, welche unzertrennlich damit verbunden sind, daß die unter dasselbe fallenden Bahnen, welche ibr Geschäft, ihren Betrieb sozufagen mitten unter den Leuten auëüben, daß diese Gefahren möglichst hintangehalten werden. Diese Gefahren entstehen zunächst dadurch, daß die Bewegung der Fahrzeuge auf metallisher Unterlage und die dadurch bewirkte Rerminderung der Reibung es ermöglicht, größere Lasten mit größerer Geschwindigkeit zu bewegen. Gefahren entstehen aber auch ferner dadurd», daß ein Theil dieser Bahnen mit maschinellen Motoren aus- gerüstet sind. Auch in diefer Beziehung will das Ihnen * vor- gelegte Geseh Hilfe schaffen; es will eine ausgiebige Controle darüber ermöglihen, daß diese Gefahren sowohl für die die Bahn benugenden Reisenden, für die Beamten und Arbeiter der Bahn, wie auch für dritte Leute, die si in der Nähe der Bahn bewegen, möglichst beseitigt werden.

Meine Herren, ih enthalte mi, auf die einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfs beute näher einzugehen, da ich die Ueberweisung des Entwurfs an eine Commission annehme und mich bezüglich der Einzelheiten auf die dem Geseße beigegebene ausführliche Begründung beziehen darf. Ich gestatte mir daher mit dem Wunsche zu schließen, daß es gelingen möge, über den vorliegenden Gesetzentwurf mit dem Landtage der Monarchie ein Einverständniß zu erzielen.

Graf von Frankenberg: Auch er wünsche, daß s gelingen möge, dies Geseß noch in dieser Session zu verabschieden; und er fönne dem Minister nur seinen Dank dafür aussprechen, daß er die Vorlage an das Haus gebracht habe. Sie fei vom Lande seit langen Jahren erwartet worden und entsprehe einem dringenden Be- dürfniß. Wenn er das vorliegende Geseß mit Freuden begrüße, 10 müße er doch einige Bedenken aus\prehen. Obwohl die Geseßgebung feinen Anhalt dafür biete, daß der Staat alle Befugni}te in Bezug auf die Ausführung von Eisenbahnen unterjter Wrdnung n seiner Hand bchalte, stelle doch die Vorlage diefen Grund}aß auf. Seiner Auffassung nah würde dem Intereste des Landes mehr gedient sein, die Entwickelung würde eine viel schnellere und energischere fein, wenn man die Sache in die Hand der Selbstverwaltung lege. Er bitte, daran zu denken, welchen Aufschwung der Bau von Kunststraßen genommen habe, seitdem der Staat ihn auf die Provinzen übertragen babe. Er habe diesen ungeahnten Aufshwung als Mitglied des fle- sischen Provinzialausschusses verfolgen können. Die s{lefishe Pro- vinzialverwaltung habe sih nit auf diese Aufgabe beschränkt, fondern vor einigen Jahren noch einen Fonds von 50 000 4 jährli aus- geschieden zur Unterstüßung des Secundärbahnbaues. Er jet über- zeugt, wenn das Haus es durchsezen könne, daß an Stelle der itaatlihen Behörden diejenigen der Selbstverwaltung gefeßt würden, so würde e nur von Vortheil sein. Die Provinzialverwaltung habe für diese Aufgaben die erforderlichen tech- nischen Kräfte, auf der anderen Seite könne er aus seiner persönlichen Erfabrung es aus]prechen, daß die Erledigung der Projecte seitens der Staatsbehörden selbst in dringenden Fällen eine fehr langsame sei. Die Besti der Vorlage, daß C [verbände nicht ge- sei. Die Bestimmung der Vorlage, daß Communalverbande nicht ge balten fein sollten, Sidherheit für die Unterhaltung zu stellen, finde er

1A fg bes L i: E h E unvorsihtig; sie entspreche auch nicht dem Verfahren, das z. B. in Schlesien befolgt werde. Er erkenne das Bestreben der Eijenbahn- verwaltung an, deutsche Auédrücke einzuführen und dementsprechend möchte er vors{lagen, zu fagen : Eisenbahnen erster, zweiter, dritter Ordnung. Die Vorlage bitte er an die Eisenbahncommisfsion zu überwei?en.

“Graf zu Eulenburg beantragt, die Eisenbahncommission zu diesem Zwecke um fünf Mitglieder zu verstärken, da bei diesem Gejeß die Interessen des ländlichen Besißes und der Communen fehr in Frage fämen.

Freiherr von Stumm-Halberg: Er sei mit diesen Vor- schlägen einverstanden und möchte nur ganz turz mit Rücksicht auf die Auëéführungen des Grafen von Frankenberg sich einige Bemerkungen ge- statten. Er fönne die Meinung nicht theilen, daß es richtiger ein würde, die Entscheidung überall den Communalverbänden zuzuweisen. Daß ihnen die erforderlihen Kräfte zu Gebote ständen, glaube er niht, denn Wegebaumeister eien noch feineswegs im stande, über Eisenbahnbauten zu entscheiden, sür die ganz andere Gesuhtspunkte, beispielsweise hinfichtlih der Gefahren für Leben und Gesundheit, in Betracht kämen als für die Chausseen. Ebenso sei er der Ansicht, daß die Grundsäße, welhe auf die Eisenbahnen unterster, oder, wie der Graf von Franfenberg vorschlage, dritter n DIE DET [ U rante! A i Ordnung angewandt würden, einer etnheitlihen Regelung durch die - INgemanor Lu DE i y DIE Hand der Staatsbehörden bedürften. Dagegen habe er ein anderes Bedenken gegenüber diesem Geseße, und er glaube, es werde in weiten Kreisen des Landes getheilt: daß nämlich das Hauptmokiv für die Vorlage darin bestehen könne, daß die Cisenbahn-

H) S

verwaltung den weiterea Ausbau des Secundärbahnneßes damit beseitigen oder doch die Befriedigung fernerer Wünsche auf diesem Gebiete auf ein Minimum beschränken wolle. Die Eisenbahnverstaat- lichung, die er für eine der verdienstvollsten Actionen halte, feße un- bedingt voraus, daß der Staat sih der Pflicht bewußt bleibe, auch tie minder rentablen Linien auszubauen, um au den Interefien der minder begünstigten Gegenden gerecht zu werden. Er glaube, daß es zur Berubigung des ganzen Landes beitragen werde, wenn der Minister

cine Erklärung darüber abgeben wolle, wic er über den weiteren Bau von Secundärbahnen denke.

Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:

Meine Herren! Die von dem Freiherrn von Stumm gewünschte Erklärung kann ih namens der Staatsregierung in durchaus beruhi- gendem Sinne abgeben. Die Staatsregierung hat niht daran gedacht, mit dieser Vorlage etwa \sich von der Pflicht, den Ausbau von Nebenbahnen fernerhin zu betreiben, abzulösen; fie wird auch ferner- bin den Bau der Nebenbahnen dort, wo folche nicht rein lofaler Natur sind, sondern weitergehenden Zielen dienen, ebenso wie in der Vergangenheit fortseßen. Allein, meine Herren, es licgen im Ministerium der öffentlihen Arbeiten heute Nebenbahn-Anträge im Umfange von über 17 000 km vor; dieselben würden cinen Kosten- aufwand von 24 Milliarden erfordern und, wenn etwa jedes Iahr für dreißig Millionen gebaut werden sollte, einen Zeitraum von achtzig Jahren erfordern. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß unter dieser Fülle von Nebenbahn - Anträgen eine ganze Reihe von Linien sind, die rein locale Bedeutung haben, für die es viel zweckmäßiger und wirthschaftlih richtiger fein würde, daß die zunächst betheiligten Interessenten sih nach ihren Deen strecken und cine Babn in der einfachsten Form, die thunlich ist, bauen und nit der Staat mit seinem großen Apparate eintritt und die Bahn baut und betreibt. Wir haben auch bereits in unserem Lande mehr- fah Beispiele, daß folhe Nebenbahnen unter günstigen Verhältnissen gebaut werden fönnen mit zwanzig- bis dreißigtaufend Mark, der Kilometer und dann eine befriedigende Rente gewähren, während die Staatsbahnverwaltung bei den Anforderungen, die naturgemäß an dieselbe von den Interessenten, von den Communen und von Ieder- mann gestellt werden, Nebenbahnen niht wohl unter 100 000 Æ den Kilometer berstellen kann. Also, meine Herren, diejenigen Bahnen, welche ein weitergehendes Bedürfniß zu befriedigen bestimmt sind, die sich als Ergänzungen des großen Netes oder Verbindungen zwischen Hauptlinien darstellen, wird der Staat zu kauen auch in Zu- funft als scine Aufgabe zu erachten haben; er wird aber diejenigen Bahnen, die, rein localer Natur, nur bestimmt find, den Nahverkehr zwischen zwei Punkten zu vermitteln, von denen wird er wünschen müssen, daß sie gebaut werden, sei es von Privatunter- nebmern oder Corporationen, nach dem vorliegenden Geseßentwurf über die Babnen, soll ih sagen unterster Ordnung, oder soll ih mit dem Grafen Frankenberg sagen Tertiärbahnen, oder soll ih sie Klein- babnen nennen, wie fie in den Zeitungen vielfah benannt werden, das kommt so ziemlich auf eins hinaus, und die Staatsregierung legt feinen besonderen Werth darauf, mit welhem Namen der Gesetz- entwurf verabschiedet wird, es kommt ibr nur darauf an, daß sie mit dem Landtag der Monarchie über die zweckmäßigste Geftaltung dieses Geseßentwurfs sich verständigt.

Was nun die von dem Herrn Grafen von Frankenberg hervor- gehobenen Einzelheiten betrifft, so möchte ih mir versagen, auf die- selben hier einzugehen. Ich hoffe in der Commission in der Lage zu sein, den Herrn Grafen zu überzeugen, daß ein großer Theil feiner Einwendungen auf Mißverständnissen beruht.

Anders liegt die grundsäßlihe Frage, die Herr Graf von Frankenberg angeregt und die auch Herr Freiherr von Stumm, wenn au von entgegengesektem Standpunkte aus, erwähnt hat, die Frage nämli, ob man den bestehenden Organiêmus unferer allgemeinen Verwaltung, bei Gelegenheit der Emanirung dieses Gesetzes, bei- behalten oder ißm zu Gunsten der Selbstverwaltung die Zuständig- feit in den Angelegenheiten der Bahnen unterster Ordnung entzichen will. Meine Herren, ich halte die Selbstverwaltung für nit ge- cignet, diese Zuständigkeit zu übernehmen, bei der Concessionirung die Untersuchungen eintreten zu lassen, die nöthig sind, bei dem Betriebe die Vorschriften zu geben und die Controle eintreten zu lassen, die Land und Leute vor Gefahr bewahrt, und doch andererseits ermöglicht, daß die Bahn ibrem Zwecke gemäß betrieben werden kann. Der Selbsi- verwaltung fehlen dazu die Vorbedingungen, insbesondere auch die sachverständigen Personen. Ich möchte daher glauben, daß nur di Staatsverwaltung berufen ist, diejenigen Functionen im wesentlichen polizeilicher Natur auszuführen, die ihr in dem Gefeßentwurf zuge- wiesen sind. Daneben is den Organen der Selbstverwaltung die weitgehendste Mitwirkung bei der Entstehung, bei dem Betriebe und bei der Auflösung der Bahn vorbehalten.

Bezüglich der Einzelheiten glaube ih, wie gesagt, den Herrn Grafen von Frankenberg überzeugen zu können, daß, soweit ich es übersehen kann ih habe seinen Ausführungen allerdings nicht immer genau folgen fönnen, cin Mißverständniß obwaltet, dessen Beseitigung mir hoffentlich gelingen wird.

Graf von Brühl befürchtet eine zu große Belastung der Pro- vinzen, wenn man die Bahnbauten der Selbstverwaltung überlaîje.

Frhr. von Malßtzahn glaubt im Gegentheil, daß dadur die Kreise in ihren Chaufseebaulasten wesentlih erleihtert würden, wenn sie statt der fortwährend reparaturbedürftigen Chausseen Bahnanlagen maten, die ibnen unter Umständen noch Einnahmen bringen könnten. Für ein so wichtiges Geseß sei niht die zu ganz anderen Zween gebildete Eisenbahncommission geeignet, er beantrage daher die Ueber- weisung an eine besondere Commission.

Die Vorlage wird darauf der um fünf Mitglieder zu ver- stärkenden Eisenbahncommission überwiesen.

Die Nachrichten von der Verwaltung derStaats- Bergwerke, -Hütten und -Salinen für 1890/91 werden vhne Debatte durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Schluß 3/4 Uhr.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Dienstherrshaft is, nah einem Urtheil des Reichs- zerihts, 1V. Strafsenats, vom 17. November 1891, im Gebiete der reußischen Gesinde-Ordnung wegen fahrlässiger Tödtung ihres Dienstboten zu bestrafen, wenn der Tod tur das Sten in cinem gesundheitsgefährlihen Raume, welchen die Herrs aft dem Gesinde zum Schlafen angewiesen hat, verursaht worden ist. „Es ist nit zu beanstanden, wenn der erste Richter ange- nommen hat, es sei Sache der Angeklagten gewesen, den gefährlichen Zustand des Schlafraums der Dienstmagd beseitigen zu lassen, oder der letzteren einen anderen Schlafraum anzuweisen. Es ift auch nit rechtsirrthümlich, wenn der erste Richter zur Begründung der Nechts- vfliht der Angeklagten, ihrem Dienstmädchen einen ordentlichen, ge- funden Schlafraum zu gewähren, die §8 82 ff. der maßgebenden Preuß. Ges.-Ordn. v. 8. Nov. 1810 heranzieht. Allerdings sprehen die §§ 82 und §3 auêdrülih nur von Lohn, Kleidung und Kost, allein dies find nur Anwendungen des aus der Natur des Gesindevertrags ch er- gebenden und den §8 82 flg. zu Grunde liegenden Rechtssabzes, daß die Dienstherrschaft ihr Gesinde, wie es einem guten und ei Hausvater zukommt, behandeln und demselben daher einen folhen

Dazu gehört aber auch die Gewährung eincs ordentlichen Silaf. raumes.*

Ein Beamter, wel eine ihm amtlich anvertraute 5; zugänglide Urkunde innerbalb des Amtslocals verfähert od. versteckt, um sie der Verfügung des Berechtigten dauernd oder vorübergehend zu entziehen, macht sih, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Strafsenats, vom 4. Dezember 1891, dadur der Me DONASE der Urkunde 348 Abf. 2 Sitr.-G.-B)

uldig.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand im Fürstenthum Reuß j. L.

Der Winter ist, wie die „Ger. Ztg.“ berichtet, für die Feldfrüchte im ganzen günstig verlaufen. Raps wird nur wenig noch angebaut steht aber durchweg gut. Für Bagen und We iz en war die Wit: terung im Herbit günstig und versprechen beide eine vortheilhafte Weiterentwi Une, Der langanhaltende Herbst hatte die Saaten- entwickelung schr begünstigt, sodaß sie sih vor Eintritt des Winters sehr gut bestockt hatten ; daher waren fie auch den trodckenen Fröften gegenüber widerstandsfähig; in besonderem Maße gilt das von den früheren Aussaaten, die si{ch späteren Ausfaaten gegenüber, welhe ¿um theil unter dem leßten Schnee einigermaßen gelitten zu haben seinen besonders durch ihren erfreulichen Stand auszeichnen. Klee batte im

,

Herbst günstige Vegetationsbedingungen und steht überall gut.

Handel und Sewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Rubr sind am 23. d. M. gestellt 9861, nit rehtzeitig gestellt keine Wagen. A In Oberschlesien sind am 22. d. M. geftellt 3398, niht rehtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangsversteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin standen am 99. und 23. März 1892 die nachverzeihneten Grundstücke zur Ver- steigerung: \appel-Allee 88, dem Kaufmann O. A. Raabe hier ge- hörig; Fläche 46,72 a: Mindestgebot 800 4; für das Meistgebot von 1000 wurde der Artillerie-Lieutenant M. Schulenburg, bier, Ersteher. Bülowstraße 56, dem Maurermeister Malte Doebe- ling hier gehörig; Fläche 31,56 a; Mindestgebot 2100 4; für das Meistgebot von 576 000 4 wurde der Kaufmann Louis Putta- chowsfi hier Ersteher. Friedrih Wilhelmstraße 6 und Cornelius- traße, der Handelsgesellshaft Baresel u. Co. hier gehörig; Nutungswerth 9040 A; Fläche 18,84 a; Mindestgebot 2100 ; für das Meistgebot von 605 000 4 wurde das Fräulein Helene Hayn, Charlottenstraße 14, Ersteherin.

Die näâlste Börsenversammlung zu Esfen findet am 98. März im „Berliner Hof“ statt. .

Leipzig, 23. März. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,39 #, ver April 3,371 M, per Mai 3,373 A, per JFuni 3,375 A, per Juli 3,40 , per August 3,40 4, per September 3,40 A, per Oktober 3,425 4, per November 3,427 4, ver Dezember 3,427 #6, per Januar 3,425 #4, per Februar 3,42} A Umsay 35 000 kg. E

Wien, 23. März. (W. T. B.) Nach dem Rechenschaftsbericht des Verwaltungsraths der österreichischen Creditan stalt {ließt die Bilanz in Einnahmen und Ausgaben ab mit 181112587 Fl; der Reingewinn betrug 4247 870 Fl. Die Bilanz weist aus: Activa: Effecten 3 352365 Fl. Portefeuilles : 25 791 152 FL, Kassenbestände 5 015 422 Fl[., Vorschüsse auf Effecten 19 037 0422 Fl., Debitoren 125 128 982 Fl. Unter den Passi- ven figuriren : Accepte 11 220 432 Fl, verzinsliche Einlagen 6 972 868 Fl, Creditoren 111642074 Fl. Aus dem _ Ge winn- und Verlust-Conto is hervorzuheben: Gewinn an Effecten 165 262 FLl., an Consortialgeshäften 540 185 Fl., Zinsen 3695951 Fl, Provisionen 1 363 759 Fl., Devisengewinn 454 920 Fl,, Gewinnantbeil an der ungarishen Creditbank 134 311 Fl. Das laufende Geschäft ergab eine 9,12 procentige Verzinsung des Actienkapitals.

London, 23. März. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen- ladungen angeboten. : R

Zürich, 24. März. (W. T. B.) Der hiesige Financier Ferie Landis is in Nizza infolge cines Schlaganfalls gestorben.

New-York, 23. März. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest, s{chwächte sih im Verlauf ab und {loß zu den niedtig- sten Tagescursen. Der Umsay der Actien betrug 240 000 Stü. Der Silbervorrath wird auf 3 400000 Unzen geschäßt. Vie Si lberverk äufe betrugen 88000 Unzen. Die Silberantäufe für den Staatsschay betrugen 150 000 Unzen zu 89,08 à 89,15.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

1) 28. März, 124 Uhr. Burgemeester en Wethouders zl Groningen: Lieferung von zwei Ueberdahungen für den neuen Vieh- markt. Auskunft und Bedingungen beim Secretariat der Gemeinde Groningen. E

2) 29. März, Miitags 12 Uhr. De Directeur van s Rijks Centraal Magazijn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. 1? Amsterdam im Bureau Sarphatistraat: Lieferung von 15 000 Brod- säen für das Heer. Muster und Bedingungen zur An- und Einsicht im obigen Bureau. i :

3) 31. März, Vormittags 11 Uhr. De Vice-Admiraal, Di- recteur en Commandant der Marine te Amsterdam: Yteferung von Stahlplatten, stählernen Röhren und anderen Eisenarbeiten in verschiedenen Abtheilungen. Bedingungen zur Einsicht im Directtoné- gebäude der Marine in Amsterdam. A

4) 11. April, Vormittags 105 Uhr. Commissaris der Konin- gin der Provincie Limburg in Maasftriht, im Dienstgebäude da- selbst : Lieferung von 8500 cbm Ballaststeine für Uferarbeiten an der Maas; Schäßung 27 400 Fl. Anweisung an Ort und Stelle am 4. Avril. Bedingungen und Auskunft bei dem Ingenieur Musquetier in Maastricht. i: :

5) 13. April, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van W aterstaas Handel en Nijverheid im Haag, im Ministerialgebäude : ee einer Drehscheibe im Durchmesser von 145 m auf der Station V0 van Holland, für die Eisenbahn Rotterdam—Hoek van Holland, Schätzung 7500 Fl. Bedingungen fkäuflih bei den Buchbändlern Gebroeders van Cleef, Spui No. 28 a, im Haag.

6) 19. April, 2 Uhr. Hollandsche Yzeren Spoorweg, M3. in der Central-Personenhalle zu Amsterdam : Loos Nr. 512: Giferne Träger mit Verkopvelungen für die Brücke über die Poldervaart L Schiedam. Schäßung 6890 Fl. Bedingungen erhältlih im Centr” Administratie-Gebouw aan het Dronghas zu Amsterdam, burean- Weg en Werken, kamer 154, unter Einfendung von 1,50 S1.

Schweden. E 9. April, 1 Uhr. Maskin-Direktören vid ITI Distrikteft è Malmö; Lieferung für die \hwedische Staatsbahnverwaltung vol 10 Stü rechtwinkligen Neusilberplatten, 1500 X 0,65 mm, j 1200 runden Neusilberplatten, 181 K 0,65 mw, 200 desgl. 385 K 0,85 mm, L 0E n y x D „859 mm. j S

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Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

M 73.

Berlin, Donnerstag, den 24. März

1892.

G E N I R R

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Jn Altona steht für den 4. April d. J. eine partielle a(rbeitseinstellung der Shuhmacher (Ottensen nicht einbegriffen) zu erwarten, wenn bis zu diesem Tage mit den Arbeitgebern eine Verständigung nicht herbeigeführt ist; es andelt sich um diejenigen Gehilfen, die auf sogenannte „Theil- arbeiten“ beschäftigt sind. Am Dienstag fand in Altona eine sehr zahlrei besuhte Shuhmacherversammlung statt, über die der „Hamb. Corr.“ folgendes berichtet:

Sn der Discussion führte ein Redner u. a. aus, daß es doch etwas zu gewagt erscheine, in diefem Frühjahr {on in eine Lohn- bewegung einzutreten. Die Geschäftsconjunctur sei eine zu bedenkliche, wenn man auch zugeben müsse, daß es fih nit „direct“ um eine Lohnerhöhung“, sondern um eine „Zurückeroberung“ von nah und id verminderten Lohnfsäßen, gegenüber den im Jahre 1890 stipu- sirten handele. Besser wäre es, wenn man eine Werkstellen- ordnung fordern und auf eine „Beseitigung" resp. „Ein- dämmung. der gesundheitsshädlichen Hausindustrie im Schuhmacher- gewerbe inarbeiten würde. Hierauf wurde erwidert, daß _ in der leßten ¿fentlichen Schuhmacherversammlung bereits der Beschluß gefaßt worden sei, in diesem Frühjahr in eine Lohnbewegung einzutreten. (Vgl. Nr. 56 d. Bl.) Ein anderer Redner wies darauf hin, daß am 1. April d. J. die neurevidirte Gewerbeordnung mit ihren „Contractbruhs-Klippen“ in Kraft trete, und fügte hinzu, daß man sich vor - allen Dingen davor hüten möge, von® ge- wissen Arbeitgebern als „contractbrüchig" bezeihnet zu werden. Es empfehle sich daher, den Tag der Proclamation eines eventuellen partiellen Strikes bis zum dritten Dstertage (19. April) oder bis aht Tage nach Osftern (25. April) hinauszuschieben, um Zeit zur gesezmäßigen (vierzehntägigen) Kündigu«g und zum etwaigen Unterhandeln mit den Arbeitgebern gewinnen zu können. Nach längerer Debatte wurde der Termin auf den 4. April 1892 angeseßt. Ferner wurde beschlossen, den Lohntarif von 1890 unverändert aufrecht zu er- balten. Zur Sicherheit wurden \{chon im Laufe des Versammlungstages hei mebreren in Frage kommenden Arbeitgebern die Arbeitsverhältnisse bis zum 5. April d. J. aufgekündigt.

In München hielt am Montag der Agitationsverein für Südbayern, der fünfzehn Mitglieder zählt und sih nach dem Falle des Socialistengeseßes gebildet hat, um die socialistishe Propaganda auf dem Lande zu betreiben, eine Versammlung ab, zu der die Parteigenossen, auch solche von auswärts, zahlreih er- schienen waren. Namens der Majorität wurde beantragt, den Verein, weil feine Statuten niht auf demokratischer Grundlage basiren, aufzulösen und das Mandat in die Hände der socialdemokratischen Partei für Süd-Bayern zurückzulegen. Dieser Antrag wurde, wie die Münchener „Allg. Ztg.“ berichtet, mit 12 gegen 1 Stimme angenommen. Die Partei wird nun in den nächsten Tagen cine Versammlung einberufen, um eine Commission zu wählen, die die seitherigen Geschäfte des Vereins besorgt.

In Zwickau wurde am leßten Sonntag eine von socialdemo- fratisher Seite berufene öffentlihe Versammlung der Textil- arbeiter und -Arbeiterinnen abgehalten, die, wie das „Chem. Tal.“ berihtet, von etwa 300 Personen, aber zum großen Theil Aus- wärtigen besucht war. Eine Frau Farcheim aus Gera und Redacteur Reichelt aus Burgstädt empfahlen als Mittel zur Beseitigung der Mißstände den Eintritt in die Gewerkschafts- wie politishe Bewegung und forderten zum Eintritt in den deutschen Tertilarbeiterverband auf. Die weiblichen Versammlungstheilnehmer lehnten aber zumeist die geforderte untersriftlihe Beitrittserklärung zum Textilarbeiterverband ab. Der Vorstand des Vereins für Ziegeleiinteressenten für Zwickau, Crimmitschau und Werdau hat für seine Mitglieder eine Normal-Arbeits- ordnung entworfen und beabsichtigt, diesen Entwurf den Mitgliedern in den nähsten Tagen zugehen zu lassen.

Hier in Berlin dauert, wie der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausstand der Krüger schen Fabrik cirurgischer Instrumente unver- ändert fort. Von der Direction der Berliner Maschinen bau- Actiengesellschaft vorm. L. Shwarßkopff wird folgende Mit- tbeilung verbreitet : „Durch verschiedene Zeitungen hat die Nachricht Ver- breitung gefunden, daß auf den Gräbern der Müärzgefallenen von 1848 im Friedrichshain am 18. d. M. ein Kranz mit rother Schleife, die Widmung enthaltend: „Gewidmet von den Arbeitern der Schwarßkopff [hen Fabrik „Sibirien“.“ niedergelegt worden ist. (Mit „Sibirien“ it unser in der Ackerstr. 96 befindliches Zweig-Etablissement gemeint, welches, zur Zeit seiner Begründung noch etwas weit ab vom Verkehr und im hohen Norden Berlins gelegen, diese Bezeich- nung vom Volksmund zugetheilt erhielt.) Wir konnten und wie sich herausgestellt hat, mit Reht annehmen, daß nur einzelne Un- befugte Feinde der Ordnung und des Friedens —, ohne das erforderliche (Finverständniß aller Arbeiter einzuholen, ih erkühnt aben, im Namen der letzteren eine so ungehörige De- mona in Scene zu seßen. Die von uns in den

unseres neuen erfs aufgelegten Listen, die den- ien, oie mit folhem Vorgehen nicht einverstanden find, Gelegen-

“t geben sollten, eine entsprehende Erklärung abzugeben,

deren Inhalt lautete: „Ohne unser Wissen und Wollen is am 18. Mär; dieses Jahres ein Kranz mit rother Schleife, die Aufschrift enthaltend: „Gewidmet von den Arbeitern der Schwarbkopff schen Fabrik „Sibirien“ in demonstrativer Weise auf dem Kirchhof im öriedrihshain niedergelegt worden. Die Unterzeichneten erklären hier- urd, daß sie mit diesem Vorgehen einzelner Unbefugter mt einverstanden sind, ih vicbutehr veranlaßt sehen, gegen eine solhe willkürlibe Demonstration feierlih Protest zu erheben“, go dann auch mit 851 eigenhändigen Unterschriften bedeckt worden. iese Zahl enthält, mit Ausnahme von sechs, die sih der unbefugten Agitation \{chuldig gemacht haben und aus diesem Grunde aus un]erer Vabrik sofort entlassen sind, die Namen der sämmtlichen Arbeiter Le Zweigetablissements. Wir verfehlen nicht, dies zur Wahrung Ke Rechtes derselben, ihre Ansichten felbst zu vertreten, hiermit zur enntniß zu bringen.“

Die Nr. 9—12 der Blätter für ena eat woan

Faerlag von I. Guttentag in Berlin) haben folgenden Inhalt: „Die arist zur Revision nah dem Genossenschaftsgesez“. „Die Bekannt- (ungen der Negisterblätter r 1892“. Correcturen fehlerhafter Fes anntmachungen, betreffend Eintragungen von Genossenschaften mit W ränkter Haftpflicht. Die Ursachen des Konkurses des (redit- hann Haßfurt. Geshäftsberiht der Deutshen Genofssen- astsbank. „Zur Frage der Verantwortlichkeit der einzelnen Frtandêmitglieder und zum Begriff der unordentlihen Buch- ta Einziehung von Weseln durh die Post. Theil- C me der Genossen an Versicherungsanstalten als Schußzmittel der u Es en gegen Verluste. Statistik über den Waaren- mi in Confumvereinen. Die aufgelösten, umgewandelten und ch entstandenen Genossenschaften während des Monats Februar. 4 Ne Befriedigung des Creditbedürfnisses der Landwirthe seitens , Vorschußvereins in Kosel. Aus dem VWVorschuß- Sonthofen. Aus dem Consumverein Neustadt-

. Das Jahrbuch des niederländishen Ge-

nossenschaftsverbandes für 1892. Besprehung des Buches der Miß Potter über die Aufgaben der Genossenschaften in England. Der 23. englishe Genossenschaftscongreß (Bericht). Baugenossen- schaften in Amerika: Darstellung ihrer Organisation und Bedeutung. Die Fahvereine in Frankreih. Mittheilungen über die Ge- winnbetheilung bei van Marken in Delft. Ein „ernstes Wort an die Arbeitgeber“, behandelt die Frage der Gewinnbetheiligung. Ein C Res Experiment: nah dem Buche von Albert Shaw über G SIGTIE »

Mannigfaltiges.

_Der dem Verein für Förderung der Luftschiffahrt gehörende Fesselballon „Meteor“ ist am 8. d. M., nachdem er längere Zeit in einer Höhe von 300 m gestanden hatte und s{hon wieder bis zu 100 m berabgcholt worden war, plößlich durch eine Böe vom Seile gelöst und dem erstaunten Beobachter Dr. Aßmann vom Meteorologishen Institut entführt worden. Wie Dr. Aßmann nach einem Bericht der „Mgdb. Z.“ am Dienstag Abend in der Sitzung des genannten Vereins mittheilte, war der Ballon in wenigen Minuten den Blicken entschwunden, da er mit bedeutender Schnelligkeit in die Höhe stieg und bald in eine Wolkenschicht gerieth. Es mußte vermuthet werden, daß er bei dem starken MWestwinde die einges{lagene Bahn nah Osten innebalten und von Charlottenburg, dem Aufstiegorte aus, seinen Weg über Berlin unter der erfahrungsgemäßen rechtsseitigen Abweichung nah Schlesien nehmen würde. Ganz erstaunt war Dr. Aßmann daher, als er die Meldung erhielt, daß der Flüchtling in_ nächster Nähe, aber entgegengeseßter Nichtung in dem benachbarten Stegliß gelandet sei. Er war dort ungefähr 40 Minuten nah dem Aufstieg niedergegangen und muß also nah Durchbruch der Wolkenschiht in eine ganz andere Luftströmung gerathen und von dieser wieder zurückgeführt worden sein. Nach den Registrirungen des Barographen und dem fonstigen Befunde des Ballons hat er eine Höhe von 2000 m erreicht und hier in seinem obersten Theil einen Riß bekommen, der ein allmähliches Sinken ver- anlaßt hat. Nach Mittheilungen von Beobachtern ist die Landung fall- \irmartig erfolgt und feine Spur von Gas mehr vorhanden gewesen. Der Thermograph, der am Erdboden eine Temperatur von 0 Grad anzeigte, stellte bei 50 m Höhe eine Temperaturabnahme von 2 Grad, bei 330 m eine folche von 4 Grad und dann in s{hneller Progression cine solche von 13 Grad innerhalb 5 Minuten des Aufstiegs fest. Hier trat plößlih ein Sprung in die Höhe um 4 Grad, dann wieder ein allmähliches Uebergehen in den {on erreihten Stand und hier- auf ein s{nelleres Fallen bis 20 Grad, dem höchsten erreichten Minimum, ein. Dr. Aßmann nimmt an, daß über der erwähnten Wolkenschicht die Luft durch directe Bestrahlung der Sonne und durch Nükstrahlung erwärmt gewesen ist, was der ausgezeichnet arbeitende Mars bei dem langsameren Aufstieg noh gewissenhaft ver- zeichnet hat, während er den rapiden Veränderungen des Abstiegs nicht hat folgen fönnen. Bei diesem hat er plößlich abgesetzt und den Dienst versagt. Der Ballon i}, abgesehen von dem erwähnten Riß im oberen Theil, unversehrt wieder in die Hände seines Eigenthümers elangt. Dagegen sind die Meßapparate und Instrumente theilweise

eshädigt und abhanden gekommen.

In der Kochshule des Berliner Hausfrauenvereins, Jägerstr. 22, gegründet 1878, beginnt am 1. April ein neuer Cursus, dessen Dauer drei Monate und für sih ausbildende Lehrerinnen der Kochkunst sechs Monate beträgt. Im verflossenen Jahre wurden 130 hiesige Schülerinnen ausgebildet, theils fürs Haus, theils für den Erwerb. Den praktischen Unterricht ertheilt ein geprüfter und be- währter Küchenmeister; die Vorträge über Theorie der Kochkunst und Gesundheitspflege durch Ernährung hält Frau Lina Morgenstern, die Gründerin dieser Koch!chule.

In der Kindermann’schen Lampenfabrik, Möernstraße Nr. 68, hat gestern eine Feuersbrunst gewüthet, deren Bekämpfung die Feuerwehr von Vormittags bis fast in die Nacht hinein in anstrengendster Thätigkeit erhalten hat. Der Verlust an Maschinen, Waaren und Materialien dur dieses Feuer wird auf 500 000 Æ geshäßt. Be- sonders {wer wiegt der Verlust der Formen und Modelle. Durch die Feuersbrunst sind 300 Mann zunächst brotlos geworden. Sie umlagerten heute früh die Fabrik, um Kunde über ihr weiteres Schicksal zu erfahren; es konnte ihnen zunächst nur mitgetheilt werden, daß man versuchen will, in gemietheten Räumen den Betrieb soweit wie möglich wieder aufzunehmen, sobald man die nöthigen Maschinen und Formen hat beschaffen können.

Das in Münster i. W. garnisonirende Cürassier-Negi- ment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 wird am 1. und 9. Mai d. I. den Gedenktag seines 175jährigen B'estehens feiern.

Arnswalde, 19. März. Ein Brandunglück hat, wie der „Voss. Ztg." berichtet wird, heute Morgen auf dem Rittergut Stolzenfelde stattgefunden. In der Nacht nah 2 Uhr erwachte eins der in der Giebelstube des herrschaftlichen Wohnhauses s{chlafenden vier Dienstmädchen durch ein starkes Knistern auf dem Boden- raum; als es die Thür öffnete, \{lugen ihm die Flammen ent- gegen. Da der Ausgang dur Feuer versperrt war, suchten n die Mädchen durch Springen aus dem Fenster zu retten, wobei das erste auf dem unter dem Fenster befind- lichen Asphaltboden den Fuß, das andere einen Arm brach und das dritte mit einer leihten Verstauhung davonkam. Nur die siebzig- jährige Wise, welche ihre ganze Lebenszeit in der Familie von Germar treue Dienste geleistet hat, konnte den Sprung niht wagen, und als sie mit einer Leiter herabgeholt werden sollte, stand schon die ganze Stube in Flammen und die alte Person mußte elend verbrennen. Die Herrschaft konnte bei dem shnellen Umsichgreifen des Feuers nur das Allernothwendigste retten, und der größte Theil des werthvollen Mobiliars fiel dem verheerenden Element zum Opfer.

Düsseldorf, 22. März. Das Westfälische Ulanen- Regiment Nr. 5 beging heute in O Weise den Tag, an dem Seine N Hoheit der Großherzog Adolf von Luxem- burg vor fünfzig Jahren von S Wilhelm 1V. zum Chef des Regiments ernannt wurde. er „N. Pr. Z.“ wird darüber berichtet: Die Kaserne des Regiments war mit Guirlanden und Fahnen in deutschen und luxemburgischen Farben ges{chmüdt ; auch viele öffentlihe Gebäude und Privathäufer hatten geflaggt. Der Großherzog war verhindert, persönlih an der Jubelfeier theilzunehmen und wurde durch den Fürsten Wilhelm zu Wied vertreten. Mehrere luxemburgishe Offiziere, u. A. Major von Bourgeois, waren eingetroffen, auch der commandirende General des VII. Armee-Corps, von Albedyll, war von Münster hierher ge- kommen. Das 5. Ulanen-Regiment hatte Morgens Appell und stand um 11 Uhr in Parade-Aufstellung, als die Ehrengäste ershienen. Der Regiments - Commandeur Oberst von Bayer-Chrenberg verlas ein Sqreiben des hohen Chefs, worin diefer seine gnädigen Gesinnungen für das Regiment bekundete. Das Festessen fand um vier Uhr in dem festlih geshmückten Offiziercasino statt, woran alle Ehrengäste theilnahmen. Auch die Mannschaften wurden festlich bewirthet, am Abend ist für diese ein Ball veranstaltet. Von

auswärts, namentlich aus dem Bergischen Lande und aus West- falen war eine große Zahl ehemaliger Negimentékameraden zu der Feier nach Düsseldorf gekommen, die von dem Verein ehemaliger 5. Ulanen am Centralbahnhof mit Musik empfangen wurden und ih in der Nähe des Erercierplaßzes im Zweibrücker Hof versammelten. Am Nachmittag vereinigten sich diese Kameraden im Vereinslocal und beschlossen den Tag dur einen Festball in der städtischen Tonhalle. 2

Neviges (Rheinpr.), 23. März. Auf dem hiesigen Erzbergwerk „Glückauf“ ist, wie das „D. B. H.“ meldet, die ganze Erzwäsche abgebrannt. Alle Maschinen sind vernichtet, der unterirdishe Betrieb ist unmöglih. Die Grube dürfte in wenigen Tagen vollständig unter Wasser stehen.

Grebenstein, 22. März. Der „Köln. Ztg.“ wird über den Brand in Immenhausen Folgendes berichtet: Das uralte Landstädthen Fmmenhausen, Station der Cafsel-Warburger Bahn, etwa 15 km von Cassel entfernt, wurde dur eine furchtbare Feuers- brunst wohl zur Hälfte eingeäschert. Etwa 65 Gehöfte sind nieder- gebrannt. Unter den Abgebrannten befinden si viele kleine Leute, die zum Theil ihre Habseligkeiten nicht versichert haben. Die Noth ist sehr groß, zumal den meisten das gerade im Augenblick fo noth- wendige Saatgetreide mitverbrannt ist. Auch erscheint nach Angabe von ortskundigen Personen die Unterbringung aller Abgebrannten im Orte niht möglich, sodaß sofort mit dem Bau von Baracken be- gonnen werden muß. Beiträge für die so {wer heimgesuchte, in armlichen Verhältnissen lebende Bevölkerung nimmt Pfarrer Villmar zu Immenhausen entgegen.

Hamburg, 23. März. Bei der Ueberfahrt nach Hamburg er- tranken, wie der „Magdb. Z." telegraphirt wird, fünf Arbeiter aus Dornbusch (Hannover) auf der Elbe bei Krautsand.

Pest, 21. März. Anläßlich der beunruhigenden Nachrichten über den Gesundheitszustand Kossuth’s, die in leßter Zeit verbreitet waren, wird dem „B. Hirlap“ unterm 17. d. M. aus Turin be- rihtet, daß sich der alte ungarische Patriot vorzüglich befinde. Troß der Influenza-Epidemie, die im Winter in Turin ungewöhnlich stark herrschte und namentli unter älteren Leuten ihre Opfer forderte, sei er auch nit einen Augenblick unpäßlich gewesen.

Amsterdam, 23. März. Bei einem Brande im Kevzer- grachtviertel, bei dem sechs Häuser niederbrannten, fanden nah einem Telegramm der „Magdb. Ztg.“ vier Personen den Flammen- tod; zwei 1ndere wurden {wer verleßt.

Mons, 23. März. In der Grube Couchant verunglückten nach Meldung des „H. T. B.“ zwölf Bergleute.

Charleroi, 21. März. Während die Löscharbeiten auf der Grube 3 der Société Houillère d’Anderlues fortgeseßt wurden, drang, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, gestern Morgen au aus dem Slot des Ventilators der Grube 2, die bisher gar nicht gefährdet schien, Rauch hervor, sodaß man besorgte, daß das unter- irdische Feuer sih weiter ausgedehnt hätte. Gestern Morgen sollte eine Anzahl von Grubenbeamten auf Grube 2 einfahren, doch gab man im leßten Augenblick dieses Vorhaben auf. Seitdem sind die Arbeiten jedoch mit soldhem Erfolge vorangeschritten, daß der Brand bewältigt zu sein {eint und man heute Abend versuchen wird, die Leichen der Verunglückten heraufzushaffen.

Mailand, 22. März. Gestern wurde, wie man der „Frkf. Ztg.“ meldet, das neunte und leßte Opfer der Erplosion in Susa, Professor Carlo Deagostino, unter den Trümmern des in die Luft gesprengten Hauses aufgefunden. Die Zahl der Todten ist damit auf n eun festgestellt. Das Begräbniß der Unglücklichen erfolge auf Kosten der Gemeinde. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die furhtbare Katastrophe der Leichtfertigkeit des Lieutenants Allione bei- zumessen ist, welcher 150 kg Pulver in seiner Wohnung zurückließ, als er am Montag vor acht Tagen auf Urlaub ging. Wodurch die Entzündung dieses Pulvers veranlaßt worden ist, dürfte immer unaufgeklärt bleiben. Lieutenant Allione hat sich selber der zuständigen Behörde gestellt und wird in Haft gehalten, bis ihm das Militär- geriht sein Urtheil spricht.

Cadix, 23. März. Die spanische Bark „Virgen del Carmen“, die mit voller Weinladuny nach Rio Grande bestimmt war, ist, wie der „Mgdb. Z.“ telegraphisch gemeldet wird, bei Süd- weststurm an der spanischen Küste untergegangen. Die Besatzung von fünfzehn Mann ist ertrunken.

Sevilla, 16. März. Durch anhaltenden Regen stieg, wie der „K. Z." geschrieben wird, der Guadalquivir sehr rasch und erreichte eine Höhe von 9,65 m über den gewöhnlihen Stand. Die gane Vorstadt Triana wurde schnell in eine Scestadt verwandelt. Die Bewohner, die sih nicht nach Sevilla flüchten konnten, mußten in die oberen Stockwerke ziehen. Das. Bürgermeisteramt beschlag- nahmte sofort alle Bäckereien hier und in Alcala de Guadaira, von wo das meiste Brot nah Sevilla gebraht wird. Sämmtliche Bäcker mußten ihren täglichen Brotvorrath in dem Rathhause abliefern. Die Polizei fuhr täglich in Booten durch Triana von Haus zu Haus, um unter die Bewohner Brot und Lebensmittel zu vertheilen. In Sevilla selbst diesseits des Flusses sind noch jeßt sehr viele Straßen unter Wasser, das bis zur Plaza San Francisco reichte. Die Alameda des Herkules, ein großer Play mit Anlagen, fonst ein Tummelplay der Sevillaner, is in cinen großen See ver- wandelt, auf dem in Kähnen der Verkehr mit den verschiedenen Straßen vermittelt wird. Es sind dazu Matrofen von Cadix ein- getroffen. Das Wasser richtete viel Unheil an. In Triana stürzten mehrere Häuser ein, am Palast San Telmo der Infantin von Mont- pensier, die eben hier weilt, wurden die Parkmauern umgerissen und das Wasser drang durch das Hauptthor des Palastes. Von Triana wurden die Leichen der Verstorbenen in Kähnen nah Sevilla ge- braht, um hier beerdigt zu werden, da der Friedhof von Triana unter Wasser stand. Sevilla füllte sich mit Armen von Triana und der Umgegend. Der Fluß treibt eine Menge Vieh, das der Ueber- \{wemmung zum Opfer fiel. Es ist noch niht vorauszusehen, wann die Straßen wieder wasserfrei sind. Der Fluß i} bereits gefallen. Die Bahnlinien nah dem Norden sind unterbrochen, da bei Lora del Rio das Wasser zwei Pfeiler der Eisenbahnbrücke mit fortriß. Sieben Tage fehlte die Post von Madrid her, die Telegramme kamen mit ses bis aht Tagen Verspätung dur die Post hier an. Die Post kommt nun über die Malagalinie von Cordova aus hierher, und zwar sehr unregelmäßig. Der Handel liegt ganz till, da keine Schiffe laufen. Bis der Fluß wieder auf seine Schiffbarkeit geprüft ist,

können noch zehn bis vierzehn Tage vorübergehen.

St. Louis, 22. März. Eine \{recklihe Kessel-Exrplosion trug sih nah einem Telegramm des „R. B.“ gestern in der Ziegel- fabrik von Baclede zu, wobei vier Mann getödtet und vier andere verwundet wurden, davon zwei lebensgefährlih.

SDiE E ira r Ei ma C ec RAPA