Untersuchung erfährt, daß er zur Entsagung gezwungen ist, um das geliebte Mädchen keiner Gefahr auszuseßen. Das Ganze spielt sich in der Adventszeit ab; Weihnachts\stimmung, Weihnachtshoffnung durch- ziehen das Buch, bis dann am S{hluß das Licht erlöscht. : „Meisterwerke ländliher Baukunst im Kreise Erkelenz.“ Preis 1 A. Aachener Verlags- und Drukereigesell- schaft. — Die vorliegende, vom Geheimen Regierungsrat, Professor Dr. Max Schmid - Aachen verfaßte und mit einem Geleitwort des Landrats Dr. von Reumont - Erkelenz versehene Schrift ist aus den Bestrebungen des Heimatschußes entstanden. Die allenthalben auf dem Lande und in den Städten geübte Bauweise hat au im Kreise Erkelenz zu mancher Verunstaltung des Dorf- und Stadtbildes geführt, und da zeigt der Verfasser, aus welchem gesunden Geiste heraus die
__ Im Neuen Königlichen Operntheater (Direktion Dr. Helm.r) geht am Sonntag „Der Störenfried“ von Benedix in Szene. Die Nolle der Geheimrätin Seefeld wird von Fräulein Loutse
Jerwiß dargestellt.
Für das geistlihe Spiel „Jedermann“, dessen Erstaufführung inorgen im Zirkus Schumann stattfindet, wird unter der Leitung von Marx 9 einhardt und nah Plänen von Professor Alfred Noller in Wien ein \{lichtes gotishes Gerüste, die dreistufige Mysterien- bühne des ausgehenden Viittelalters errihtet. Auf der obersten dieser drei Bühnen werden die Stufen des Thrones Gottes fichtbar werden, an denen der Tod und der Erzengel Michael stehen und von der Stimme des Herrn Befehle entgegennehmen. Auf der mittleren Bühne findet
des reichen Jedermann letztes Prunkmahl statt. Die hierbei vorkom-
Das Siemens-Schuckert-Luftschiff machte gestern, V, mittags 11 Uhr 55 Minuten, von ter B iesdorfer Bala D aus eine einstündige Fahrt in die Umgebung der Halle, wobei änd lihe vier Motoren in ‘Tätigkeit waren. Cs wurde, „W. T. B.“ z folge, eine Geschwindigkeit von siebzehn Metern erreiht. Dabei h ebensowenig wie bei den früheren Fahrten irgend eine Einbeuluy an der Spitze stattgefunden.
Das am 2. Dezember in der Philharmonie stattfinden} Winterfest der Frauengruppe des Vereins für da Deutschtum im Ausland wird, wie in früheren Jahren, wied hervorragende musikalische Darbtetungen aufweisen. Auf dem
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Erste Beilage zum Deutschen Reihsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.
Don
Berlin,
282,
alten Häuser gebaut wurden, und was macht. und in photographischen Aufnahmen dargestellt. alte Bauernhöfe, die in der Anordnung Näume rechten künstlerishen Sinn ihres Meisters verraten, sind
Zwei mulstergülti
genaueren Aufnahmen von Negierungsbaumeister Stahl- Düsseldorf V C Für die Handwerksmeister, die auf dem Lande bauen, - ist das Heftchen recht lesenswert, es wird ihnen hier kurz erklärt,
wiedergegeben.
warum viele alten Bauten gut, die neueren meist nicht gut sind. — Das lezßterschienene 11. Heft des laufenden Jahrgangs d „Kunst unserer Zeit“ (Verlag von Franz Hansfstaengl München; Abonnementépreis des Heftes 3 M; als Einzelheft 4 beschäftigt sih mit der neuholländishen Kunst, deren Wesen und he
borragendste Vertreter Max Eisler im literarischen Teile schildert. Der Bilderteil enthält neben zahlreichen Textbildern fünf Vollbilder
nah Werken von Jongkind (Blick auf Overschin bet Mondschein Bosboom (Scheune in Gelderland), Matthijs Maris (Das Kind mit den Maris (Enten).
— Forst- und Jagdkalender 1912. Begründet von Schneider und Judeich. 62. Jahrgang, bearbeitet von Dr. M. Neumeister
Und. V. Meblaff, 1. Teil Jn Leinwand geb. Preis 2 , i Leder geb. 2,50 44. (Verlag von Julius Springer in Berlin.) Jahrgang 1912 dieses allbekannten Kalenders enthält einen vollständi
neu geseßten Jagdkalender mit allen Aenderungen der Schonzeiten der
leßten Jahre. Neu aufgenommen wurden die alten Schwappachsche Kieferertragstafeln von 1896 fowie die von Vorkampff-Laue. Da
Kapitel „Erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen“ wurde von dem
Stabsarzt Dr. med. Haring-Leisnig vollständig umbearbeitet. De längst bewährte haltigkeit des
Pas
Inhalts ohne
Begleiter auch fernerhin willkommen sein.
Theater und Musik.
Im Königlihen Opernhause geht morgen, Meyerbeers große Oper „Der Prophet“ in Szene. L£ fingt die Titelrolle, die Fides: Frau Ober, die Bertha : den Oberthal : Bachmann, Knüpfer. meister Ble.
Spielplanänderung im KöniglihenSchausptielhause. — Frau Anna Schramm ist von ihrem Unwohlsein noch nicht ganz hergestellt und bedarf noch der Schonung, sodaß die für Sonntag, den 3. Dezember, angeseßte Vorstellung von H. Lubliners Lust- spiel „Die glücklihe Hand“ nicht stattfinden kann; dafür gehen die beiden Stücke H. von Kleists: „Robert Guiskard“ und „Der zerbrohene Krug“, sowie vorher Goethes „Geschwister“ in Szene. Die für die 271. Abonnementsvorstelung zur „Glücklichen Hand“ an der Theaterkasse gekauften Eintrittskarten behalten Gültigkeit für die neu angeseßzte Vorstellung: „Die Geschwister", „Nobert Guiskard“, „Der zerbrochene Krug“, können aber auch an der Vor- mittagskasse im Königlichen Schauspielhause und am Tage der Vor- stellung an der Vormittags- und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurü- gegeben werden. Eine spätere Zurücknahme der Eintrittskarten findet nit statt. — Morgen wird H. Sudermanns „Bettler von Syrakus“ in der bekannten Besetzung wiederholt.
¿Freitag
Frau Kurt
/ 1 ihre besondere Schönheit aus- Es sind alle typishen Hausformen der älteren Zeit gëschildert
und Einzelausbildung der
_ Jacob Mearis (Stadtansicht), Schmetterlingen) und Wilhelm
Der
Kalender hat durch diese Ergänzungen an Neich- Beeinträchtigung feines handlichen Gs als Taschenbuh gewonnen und dürfte dem Forstmann als
Herr Berger
Herr Bischoff, die Wiedertäufer: die Herren Sommer, Die musikalishe Leitung hat der Kapell-
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menden Tanzlieder sind dörflihen Minnesängern des XIII. Jahr- hunderts nachgebildet. Die Musik beruht auf alten Wetsen, des- En die den Schlußteil begleitende Orgelmusik und der Chor der Sngel. — Dur das Spiel „Jedermann“ finden die Aufführungen der „Orestie“ im Zirkus Schumann zunächst eine Unterbrechung. Von „Jedermann“ sind zwei Vorstellungen in dieser dem Weihnachts- fest vorangehenden Zeit im Zinkus Schumann geplant. Weitere Aufführungen des gleihen Werkes werden für die Zeit vor Ostern vorbereitet. __ Franz Egenteffs erstes Wiederauftreten in der Ko mischen Oper wird in der am Sonnabend stattfindenden Aufführung von „La Traviata“ erfolgen. Herr Ggenieff singt den Georg Germont. Fn den anderen Hauptrollen find die Damen: Aurelie Névy, Ida von Battley und die Herren: Johannes Reinhardt, Karl Windecker, Otto Salßmann und Karl Jakobi beschäftigt. Musikalisher Leiter der Aufführung ist der Kapellmeister Nudolf Schüller. Der leyte „Liszt-Abend* von Ferruccio Busoni findet niht am 1., sondern am Dienstag, den 12. Dezember, im Beethovens aal stait.
Mannigfaltiges.
Berlin, 30. November 1911.
__ Bei dem Deutschen Hilfskomitee für die durch das Hochwasser in Süd-Bra}jilien Geschädtgten gehen nunmehr nähere Nachrichten über die Größe des entstandenen Schadens ein. So wird neuerdings aus Blumenau mitgeteilt: „Viele Häuer sind infolge der Ueberschwemmung eingestürzt, die übrigen, in denen das Wasser tagelang gestanden hat, sind innen und außen mit Schlamm überzogen, fodaß fie auch nah der Neinigung für längere Zeit nicht bezogen werden können, falls nit Krankheiten eintreten sollen. Vini Bezirk Blumenau, namentlich in der Hansa, die fast aus\chließlich bon Deutschen bewohnt it, welche innerhalb der leßten 10 bis 12 Jahre nach Brasilien ausgewandert sind, haben viele Ein- wohner nur das nackte Leben gerettet und ihren ganzen Vieh bestand und die noch zu erwartende Ernte eingebüßt. Für dies Leute, deren Vermögen in den meisten Fällen nur aus der Wohnstätte und ihrer Pflanzung besteht, ist die Lage besonders schwierig“. — Cs werden ganz bedeutendg, Mittel erforderli sein, um der
hart bedrängten Bevölkerung zu helfen. Zwar sind bei dem Hilfs- fomitee namentlich aus hiesigen Bankkreisen namhafte Beträge bereits eingegangen, do sind diese bei weitem nicht ausreichend. Das geshäftsführende Komitee, dessen Vorstand u. a. der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Auêwärtigen
* sungen werden.
gramm find Namen wie Ella Jonas-Stockhausen (Klaviervirtuosin Anna Bomann (Konzertsängerin), Benno Schuch (Getlge), Nobe Bleis (Cello) vereinigt. Der „Professor Anna Schulzen von Aste Shor“ hat ebenfalls feine Mitwirkung zugesagt. Nach dem Konzertte findet etn Ball statt. Eintrittskarten zu 3, 9, 10 M sind auf d Geschäftsstelle des Vereins (Kurfürstenstr. 105) zu haben.
(8 Uhr) im Königshof, Bülowstraße 37, vom literarischen Bere] „Neue Klause“ gemeinsam mit der Berliner Ortsgruppe de „Gesellshaft der Freunde Naabes“ veranstaltet. Nedner find der Dichter des Prologs Eberhard Manz, der Pfarrer Friedri Daab und der
an der Königlichen Hochschule für Musik Fräulein ‘Meta Lippold ge 2 Gâste sind willkommen. 90 sind an der Abendkasse zu haben.
„Perlen deutscher Städte“ betitelt sich ein
Motorwagen-Verein der Syndikus Dr. N. Bü rner unter Vor führung von 100 farbigen Lichtbildern balten wird. findet im Hörsaal der Ünterrichtsanstalt des musjeums (Prinz Albrechtstr. 8) statt. Gäste,
Amts von Kiderlen-Wacchter und der bayerishe Gesandte Graf von Lerchenfeld angehören und das sich demnächst mit einem Aufrufe an die Oeffentlichkeit wenden wird, bittet daher \chon jeßt um Zuweisung von Gaben an folgende Zahl-
stellen: Reichsbank und Netchsbanknebenstellen; Königliche Seehandlung; Bank für Handel und Industrie: Berliner Handels- Gesellshaft; S. Bleichröder; Commerz- und Diskonto. Bank : Deutsche Bank; Dresdner Bank; Direction der Disconto-Gesellschaft : Mendels- sohn u. Co.; Mitteldeutshe Creditbank: Nationalbank für Deutsch- land; A. Schaaffhausen’sher Bankverein sowie die sämtlichen Depo-
sind willkommen. Der Eintritt ist frei. j „Tripolitanien, seine Oasen und sein Hinterland“ eines Vortrags, den auf Einladung der „Urania“ der als Neisende am Sonnabend und Sonntag, Abends 8 Uhr, lichen Theater der „Urania“ halten und bilder nah etgenen Aufnahmen illustrieren wird. wie die meisten Länder des Erdballs gangenen Jahre, bereist,
jemand berufen, über Tripolis zu \prechen.
Wiener - Neustadt, 29. November. Flieger Mosca aus Triest, Fluge des Oberleutnants heftiger Landung des Flugzeuges aus seinem
(An
B.)
Oberleutnant Nittner wurde verletzt.
einer
Asquith, der heute im Temple-Gebäude in lede balten wollte, wurde hier von einer
thropischen Gesellschaft eine Ÿ Anzahl die ihn durch Schreien am {ließlich gezwungen war, das zu haben.
Sprechen hinderten, sodaß er Gebäude zu verlassen,
sitenkassen vorstehender Banken; Delbrück Schickler u. Co.; F. W. Krause u. Co.; von der Heydt u. Co. Das Bureau des |
Komitees befindet sich in Berlin NW. 40, Alsenstr. 10.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern-
haus. 258. Abonnementsvorstellung. Der Prophet. Große Oper in 5 Akten (9 Bildern) nach dem Omen des Eugòne Scribe. Musik von SBiacomo Meyerbeer. Musikalishe Leitung: Herr Kapellmeister Bleh. Regie: Herr Regisseur Bach- mann. Anfang 73 Uhr.
Schauspielhaus. 269. Abonnementsvorstellung. Der Bettler von Syrakus. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiel von Hermann Sudermann. In Szene geseßt von Herrn Regisseur Patry. An-
Gudrun. Vardt.
Lessingtheater. Freitag,
Ein Trauerspiel in
Sonnabend: Gudrun. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glocke. — Abends: Gudrun.
Neues Schauspielhaus. Freitag, Abends 8 Uhr: Agnes Bernauer. spiel in 5 Akten von Friedri Hebbel.
Sonnabend: Hans Sounenstößers Höllenfahrt. E
Abends 8 Uhr: 5 Akten von Ernst
miündel. Stein.
Die versunkene
Freitag, Abends 8 Uhr: Ein Chopin. Barré.
Bolten-Baeers.
Ein deuts{hes Trauer- Chopin.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Leutuauts- Schwank in drei Akten von Leo Walter
Residenztheater. (Direktion : Richard Alexander.) Walzer von _Sc{hwank in drei Akten von Kéroul und Für die deutsche Bühne bearbeitet von
Sonnabend und folgende Tage: Eiu Walzer von
Klüthner-Saal. Freitag, Abends Klavierabend von Alice Ripper.
Klindworth- Scharwenka- Saal.
Am Klavier: Otto Bake.
vorstellung, sondern Aufführung des „Deutschen Theaters“: Zum ersten Male: Jedermann. An-
Ein „Wilhelm Raabe. Abend“ wird Montag, den 4. Dezembd|
Vortragende und Köntg, Dr. Gustaß
S i Professor Dr. Kar] Theodor Gaederz. Naabesche Lieder werden von der Gesanglebrerit
Die Eintrittskarten z|
N ? i Vortrag, den anf &reitag, den 1. Dezember, Abends 8 Uhr, im Mitteleu ropätsden
Der Vortrag Kunstgewerbe? R L | Vamen und Herren)
ist der Titel
und Schriftsteller bekannte Geheime Rat Ernst von Hesse-Warteggi im Wissenschaft.| durch zahlreiche Lit-|
Hesie-Wartegg batl auh Tripolitanten, noch im ver-| 2 kennt die Gebirg8szüge des Hinterlandes undß viele seiner Oasen aus eigener Anschauung und ist daher wie kauml
Derf der heute als Passagier an einem Nittner teilnahm, wurde infolge| he i [ Sitz fünfzehn Schritte weit fortgeshleudert und blieb sofort tot. Der f
London, 29. November. (W. T. B.) Der Premierminister | philan- 8 Anhängerinnen des Frauenstimmrechts empfangen, ÿ
ohne gesprochen #
Ubr: f
Freitag, f Abends 7} Uhr: Liederabeund von Maria Clemm. |
ZBirkus Schumann. Freitag: Keine Zirkus, |
fang 73 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 259. Abonnementsvor- tellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Anfang 7{ Uhr.
Schauspielhaus. 270. Abonnementsvorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Schiller. Anfang 7{ Uhr.
Neues Operntheater. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl: Dritte Vorstellung für die Berliner Arbeiterschaft: Der Mennonit. Trauerspiel in vier Akten von Ernst von Wildenbruch. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine, E usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Personen findet nicht statt.)
Deutsches Theater. Freitag, Abends 74 Uhr: Zum 150, Male: Faust, L. Teil.
Sonnabend: Turaudot.
Sonntag: Turandot.
Freitag, den I. Dezember, Abends 8 Uhr: Auf- führung im „Zirkus Shumann“: Zum ersten Male: Jedermann.
Kammerspiele.
Freitag, Abends 8 Uhr: Frühlings Erwachen.
Sonnabend: Nathan der Weise.
Sonntag: Die Kassette.
Berliner Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Die Ahnengalerie. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Ein Fallifse- ment. — Abends: Die Ahnengalerie.
Sonntag, Nachmittags 3 Ühr: Die Logenbrüder. — Abends: Die Ahneugalerie.
Theater in der Königgräßer Straße. eas Abends 8 Uhr: Spielereien einer Kalserin.
Sonnabend : Spielereien einer Kaiserin. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement.
Sonntag: Hans Sonnenstößers Höllenfahrt.
Komische Oper. Freitag, Abends 8 Uhr: Volkstümliche Vorstellung: Der Waffenschmied. Sonnabend: La Traviata. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:
Der Freischütz. — Abends: La Traviata.
Schillertheater. ©. (Wallnertheater.) Freitag, Abends 8 Uhr: Maskerade. Scau- spiel in vier Aufzügen von Ludwig Fulda.
Sonnabend: Don Carlos.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Urbild des Tartüff. — Abends: Maskerade.
Charlottenburg. Freitag, Abends 8 Uhr: Don Carlos. Ein dramatishes Gedicht in fünf Akten von Friedrich Sciller.
Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr : Prinz Friedrich von Homburg. — Abends: Madame Sans- Gêne.
Sonntag, Nachmittags 3} Uhr: Maria Stuart.
Abends: Zapfeustreich.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Freitag, Abends 8 Uhr: Die Dame in Not. Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Nobert Winterberg.
Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Max uud Moritz. — Abends 7} Ühr: Zum ersten Male: Fatinitza.
Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Ein Walzer- traum. Operette von Franz Lehar. Abends: Fatinitza.
Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Freitag, Abends 8 Uhr: Ensemblegastsptel des „Neuen Schau- spielhauses": Die Vergnügungsreise. Ein Reise- \{wank in vier Stationen von Fritz Friedmann-
tFrederich. Sonnabend und folgende Tage: Die Ver-
— Abends: Spielereien einer Kaiserin.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und SMönfeld.) Freitag, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kraaß und Okonkowsky, bearbeitet von I. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Mußk von F. Gilbert.
Sonnabend, Nachmittags 4 Uhx: Sneewittchenu. Abends : Polnische Wirtschaft.
Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt- schaft. S -
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstr.) Freitag, Abends § Uhr: Mein Vaby. Burleske in drei Akten von Margaret Mayo.
Sonnabend und folgende Tage: Mein Baby.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Francillon.
Konzerte. Königl. Hochschule für Musik. Freitag,
Abents 8 Uhr: Konzert von Cella della Vrancea (Klavier) mit dem Blüthner-Orchester.
Philharmonie. Freitag, Abends 8 Uhr: Konzert mit dem Philharmonischen Orchester (Werke von Karol Szymanowski) von Gregor Fitelberg (Dirigent) und Arthur Rubiustein (Klavier).
Singakademie. Freitag, Abends 8 Uhr: Konzert von Egon Söhulin (Gesang) unter
Mitwirkung von Mathilde Hirs - Kauffmann (Klavier). Am Klavier: Alfred Simon.
Saal Bechstein. Freitag, Abends 74 Uhr: Liederabend von Johanna Schot. Am Klavier: Erich J. Wolff.
Beethoven-Saal. Freitag, Abends 8 Uhr:
gnügungsreise.
fang 8 Uhr.
Sonnabend, Abends 74 Uhr: Auftreten sämtlicher
Spezialitäten. — Um 94 Uhr : Das Manegeschaustück: 1000 Jahre auf dem Meeresgrund. Ent- worsen und inszentert vom Direktor Albert Schumann. __ Sonntag, Nahmittags 34 Uhr und Abends 7t Uhr: 2 große Vorstellungen. In beiden Vor- stellungen (ungekürzt): 1000 Jahre auf dem Meeresgrund.
Pirkus Bush. Freitag, Abends 74 Uhr: Große Galavorstellung. U. a.: ,„„Max und Moritz“ und „Pepi“/, die drei Schimpansen (groß- artige Dressurleistung). — Zum S{luß: U 20, Driginalausstattungstück des Zirkus Busch in fünf Bildern.
Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und Abends 74 Uhr: 2 Vorstellungen.
M ANUNC N S, H FDIN S 107 6A Familiennachrihten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant a. D. Arnold von Weiß (Berlin-Halensee). Hrn. Amtsassessor Wendhausen (Güstrow i. M.).
Gestorben: Hr. Geheimer Baurat a. D. Heinrich Goedeking (Potsdam). — Hr. Major z. D. und Pferdevormusterungskommissar von Salviati (Bad Veynhaufen). — Hr. Major a. D. Armin Frhr. von der Osten gen. Sacken (Blankenburg a. H.)
Verantwortlicher Redakteur : Direktor Dr. T yrol in Charlottenburg. Verlag der CGxpedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen
2. Klavierabend von Waldemar Lütschg.
(eins{chließlich Börsen-Beilage).
Deutscher Reichstag.
Die Nede des Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms niht mehr mitgeteilt werden Tonnte, lautet :
Meine Herren! Ste haben gestern bei der Erörterung des § 1 des Entwurfs eine Generaldebatte gehabt. Ih habe darauf ver- zichtet, in diese Debatte einzugreisen, weil es wie heute gegen 7 Uhr war, als es etwa an mir gewesen wäre zu \prehen, und ich Ihnen nit zumuten wollte, in fo später Stunde eine längere Nede von mir anzuhören. Ich kann heute niht aus dem gleichen Grunde auf das Wort verzichten und muß Sie also {on bitten, mir noch einige Minuten Gehör zu schenken.
Wenn ih gestern darauf verzihtet habe, mich zu § 1 an der Generaldebatte zu beteiligen, so habe ih es getan in der Erwägung, daß das, was ich zu sagen hatte, ebensogut und vielleicht zweck- mäßiger bei dem jeßt erörterten Antrag der Herren Soztaldemokraten bezw. bei der Erörterung des § 16a und folgender, wie sie die übrigen Parteien des Hauses vorgeschlagen haben, gejagt werden kann; denn das bat ja eine ganze Reihe der Redner, die vor mir gesprochen haben, betont: in diesem Paragraphen liegt, wie sich die Dinge ent- wickelt haben, augenblicklich der Angelpunkt des ganzen Gesetzes (sehr richtig! bei den Sozialdemokrate®®, und von seiner Gestaltung wird es abhängen, wte dieses Geseß in der Praris arbeitet, welche Erfolge wir von ihm zu erwarten baben.
Wenn ih dieser Meinung zustimme, meine Herren, stimme ih niht gleichzeitig denjenigen Außerungen zu, die wir gestern von der linken Seite des Hauses gehört haben, wona das ganze übrige Gesetz wertlos fein solle, wona es, wie einer der Herren Redner es bezeihnet hat, eine weiße Salbe sei. Jch möchte daran erinnern, daß die Bestimmungen \o, wie sie jeßt in gemeinschaftliher mehrjähriger Arbeit der Kommission und der verbündeten Regierungen vor Ihnen liegen, do in der Hauptsache ihre Entstehung den Anregungen ver- danken, die vor einer Reihe von Jahren dur einen Antrag gegeben wurden, den, glaube ih, alle bürgerlihßen Parteien dieses Hauses untershrieben haben. Wir haben in dem ernsten Bemühen, etwas Nüßliches und Durchführbares zu schaffen, aus den damals gemachten Vorschlägen das herausgegriffen, was uns zweckmäßig erschien. Wir haben die damals gemachten Vorschläge ausgestaltet; und so, wie sie Ihnen vor zwet Jahren wieder vorgelegt wurden, entsprachen sie, von wenigen Punkten abgesehen, dem, was auch Ihre Kommission mit einer überwiegenden Mehrheit als zweckmäßig und nüglih erkannt hatte.
Wenn man gegen diese Bestimmungen einwendet, daß sie ledigli Lasten für die Heimarbeit bringen, so erweckt es ja den Anschein, als wenn die Bestimmungen über die Lüftung, über die Beschaffenheit, über die Benußung der Näume usw. zunächst mit Lasten verknüpft wären. Wir dürfen aber auf der anderen Seite nicht vergessen — das ist praktisch festgestellt; ih erinnere mich dessen noch aus meiner früheren Tätigkeit als preußischer Handelsminister —, daß alle diese auf fantitäre Rücksichten zurückzuführenden Forderungen bei einiger- maßen verständiger Handhabung mit verhältnismäßig geringen Mitteln zu erfüllen sind, und ih nehme auch an, daß die einzelnen Bundes- regierungen bestrebt sein werden, auf diesem Gebiete nicht bloß reglementierend, sondern auch sfonst hbelfend einzuwirken. Mir ift beispielsweise bekannt, daß in Preußen ein Fonds zur Förderung der Heimarbeit besteht, und daß dort auch die Absicht besteht, aus diesem Fonds bei der Durchführung der fanitären Bestimmungen helfend und unterstüßend einzutreten. (Bravo !)
Sobald diese Bestimmungen so aufgefaßt werden, wie ih es eben auseinandergeseßt habe, haben sie eine ganz andere Bedeutung, haben sie einen sehr viel größeren Wert, als" die Herren von der Linken ihnen vorber zuzuerkennen beliebt haben.
Im übrigen sind die Bestimmungen des Entwurfs, abgesehen von den augenblicklich zur Erörterung stehenden Vorschriften über die Lohnämter, im wesentlichen darauf gerichtet, eine Hauptforderung der Heimarbeiter zu erfüllen, nämlich eine gewisse Publizität der Löhne festzustellen, Nun, meine Herren, wir sind hier an die Grenze dessen gegangen, was nah unserer Auffassung durchführbar war. Wir find einmal der Meinung gewesen, daß man, wie einer der Herren Vorredner es, glaube ih, hon gesagt hat, der Heimarbeit nit hilft, wenn man Bestimmungen erläßt, die die auf die Heimarbeit basierten Industrien tots{lägt (sehr rihtig! bei den Nationalliberalen), und wir sind ferner der Meinung gewesen, daß die Verhältnisse der Heimarbetit \o vielgestaltig, so kompliziert, so
\{hwierig zu erfassen sind, daß es höchst bedenklich sein und in erster Unie zum Schaden der Heimarbeit aués{lagen würde, wenn man weitergehende obligatorishe Vorschriften geschaffen hätte, als sie von uns vorgeschlagen sind, wenn man insoweit zwingende Vorschriften geschaffen hätte, wie es die Herren von der Unken heute wiederholt beantragt haben. (Sehr richtig!) Wenn - wir in dieser Weise borgegangen wären, dann würden wir, wie das einer der Herren Vorredner ih glaube, es war der Herr Abg. Pfeiffer — ganz richtig betont hat, dahin kommen, daß wir eben die Heimarbeit zum Absterben bringen. (Sehr richtig !) Und nun, meine Herren, frage ich Sie: ist damit den Beteiligten ge- bolfen, daß man mit einem Schlage in weitem Umfange die Er- nährungsmöglichkeiten beseitigt, die ihnen jeßt noch zur Verfügung gestanden haben, mögen sie noch fo kümmerlih sein? In solchen Verhältnissen kann man nur helfen durch eine ruhige, überlegte Arbeit, dur eine allmähliche Entwicklung über das Gute zum Besten, und deswegen bin ih der Ansicht, daß alle die von Ihnen so übel tritisierten Bestimmungen, wenn sie dutch die Behörden ausgeführt werden in dem ausgesprochenen Wunsche — urîêd den haben wir alle E auf diesem Gebiete zu helfen, auf diesem Gebiete vorwärts zu fommen, nüßlicher sein werden, als die absolut zwingenden Bestim- mungen, die Sie ihrerseits vorgeschlagen haben und mit denen Sie, wie man nah einem Sprichwort sagen könnte, der Hetmarbeit einen Vürendienst erweisen würden. (Sehr richtig!)
Meine Herren, auf demselben Gebiet liegt der Kampf um die Lohnämter, der jeßt hier ausgefohten wird. Um die Bedeutung dieser Frage würdigen zu können, muß man den Blick noch einmal auf die Entstehungsgeschichte des Geseßes zurückwerfen. Das Gesetz ist vor Jahren eingebracht, es hat mancherlei Schicksale in dieser Zeit erlebt. Es war ein Zeitgenosse des Arbeitskammergesetes. Wir alle sind von der Auffassung ausgegangen, daß das Arbeitskammer- geseß in erster Linie die Grundlagen bieten würde, um die Verhält- nisse der Hetmarbeit aufzuklären, zu ergründen und so weit klarzu- legen, daß man in der Lage sein würde, wirksam helfend einzu- schreiten.
Das ist der Standpunkt, den ih auch vor zwei Jahren hier vertreten habe, als das Gese vorgelegt wurde. Nun ist ein Teil dieses hohen Hauses ja immer anderer Ansicht gewesen. Man hat au die damals möglihen Eingriffe auf Grund eines Gesetzes, wie des damals vorltegenden Arbeitskammergesetzes, für unzureichend an- gesehen. Man hatte {hon damals eingewendet, daß nur Lohn- ämter mit der Möglichkeit einer obligatorischen Festsezung der Löhne wirklich der Heimarbeit helfen könnten. Die verbündeten Regierungen sind stets anderer Ansicht gewesen, und sie sind auch heute noch anderer Ansicht. Die verbündeten Regierungen würden heute noch unter allen Umständen einem Geseh ihre Zustimmung wveksagen müssen (hört, Hört! links), das in irgend einer Form eine obligatorishe Festsetzung der Whne unter Mitwirkung von Behörden bringen würde. (Sehr gut! links.) Das ist unsere Auffassung, niht rein aus grundsäßlichen Erwägungen heraus, sondern auch aus Erwägungen der Zweckmäßig- feit heraus. Ich habe ja über die grundsäßlihen Erwägungen, die die verbündeten Regierungen in früheren Stadien veranlaßt baben, einer derartigen Festseßung der Whne durch staatlich organisierte Lohnämter entgegenzuwirken, wiederholt gesprohen. Ih will das heute nicht wtederholen. Jh bin der Ansicht, daß es der ganzen staatsrechtlißen Organisation der Bundesstaaten, unserer Behörden- organisation, nicht entspricht, wenn sie in dieser Weise in den Arbeits- vertrag eingreifen und einseitig eingreifen in die wirtshaftlihen Ver- hältnisse, in die wirtshaftlihen Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Ja, aber im Ausland! Beim Kaligeseß!) Ih werde gleich darauf kommen. — Denn täuschen Sie \sich nicht darüber: wenn man auf der einen Seite anfängt zu reglementieren, kann man auf der anderen Seite nicht Halt machen. (Sehr rihtig!) Das sind dieselben Grwägungen — um das bier einzushieben —, die mich veranlaßt haben, gegen die Wünsche der Zwangsirknungen, Mindestprelse festzuseßen, Bedenken zu erbeben.
Das Beispiel ist sehr lehrreich. Wenn man nämli den § 100 q der Gewerbeordnung — der ist es ja wohl — beseitigen würde und — wie das vielfah vorgeschlagen is — den Behörden die Befugnis zuschteben würde — sehr freuen würden sie sich nicht darüber —, der- artige Mindestpreise festzuseßen und zu genehmigen, so würde damit selbstverständlich auch für die Behörden die Notwendigkeit erwachsen, die Frage vom Konsumenten standpunkt aus zu prüfen. Wir würden in folchen Fällen nit allein zu prüfen. haben : sind die Preise, die irgend eine Bäckerinnung oder Fleisherinnung an einem bestimmten Orte vorschreiben will, von ihrem Standpunkte aus angemessen ?, fondern wir würden auch vom Konsumentenstandpunkte aus prüfen müssen, haben denn die Preise rihtige Relation zu den Produktions- kosten, zu den Großhandelspreisen, zu der Kaufkraft der Be- völkerung usw. ?
Kurz, meine Herren, wir würden mit allen diesen Versuchen auf einen Weg gelangen, den ih grundsäßlih für bedenklih halte und den ih überhaupt niht unter Verhältnissen, wie sie augenblicklich bet uns bestehen, für beschreitbar halte. Damit erledigen si alle die Berufungen auf andere Staaten. Ein Staat wie England, der eigentliß feine s\taatlihe Verwaltung hat, der auf Selbstverwaltung beruht, in dem die Erxekutive unabhängig ist, au nicht durch die Parlamente beeinflußt wird, kann viel eher solde Bestimmungen treffen und durchführen als wir. Und das trifft noch viel mehr zu, wenn Sie fih auf die Verhältnisse von Australien berufen, auf die Verhältnisse von Staaten, deren ganze soziale, wirtshaftlihe und staatsrehtlige Struktur eine andere ift als bei uns.
Wenn nun von den Herren Bezug genommen ist auf die Vor- läge, die beim Kaligeseß von Ihrer Seite gemacht und zu meinem tiefsten Kummrr auch angenommen sind — (Zuruf von den Soz.: Kummer!) — Jawohl, Kummer! Aber beim Kaligeseß waren die fraglihen Bestimmungen immer noch erträglich, weil es sich hier um die geseßlihe Reglementierung eines großen Produktionszweiges handelte, in dem auf vertraglihem Wege Monopole geschaffen waren, deren Fortbestand das Gese begünstigte. In einem solhen Falle läßt es sich allenfalls rechtfertigen, wenn das Neich, das durch seine Geseßgebung eine derartige Monopolstelung schaft, auch reglementierend in die wirtschaftlichen Verhältnisse der an diesen Monopolen partizipierenden Betriebe eingreift. Darum handelt es sich aber hier nicht.
Und, meine Herren, wenn Sie darauf Bezug nehmen, daß meinerseits in der Reichsversiherungs8ordnung Vorschläge gemacht worden sind, die etwas Aehnliches wie Lohnämter mit unter Umständen zwkingenden Befugnissen enthalten, so lagen auch hier die Verhältnisse ganz anders. Es handelt si{ch hier darum, die Durch- führung öffentlih-rechtliher Gesegesbestimmungen sicherzustellen, und aus diesem Grunde habe ich in dem Speztialfalle es wohl für zulässig gehalten, den Einigungskommissionen die Befugnis zu geben, Fest- seßzungen mit zwingender Wirkung zu treffen, weil es sich um die Durchführung öffentlih-rechtliGßer Vorschriften handelte, für deren Durchführung das Reih und die Behörden in gewissen Grenzen verantwortlich waren.
Und wenn nun endlich darauf hingewiesen ist, daß i vor zwei Jahren auch von der Praxis der Gewerbegerichte gesprohen bätte,
Gewohnkheitsrecht bei ihren Entscheidungen anzuwenden, so ist dieser Hinweis in diesen Fällen überhaupt fehlsam; denn die Dinge liegen gerade hier umgekehrt. Die Gewerbegerichte haben aus der Tatsache, daß ein Tarifvertrag durch freie Vereinbarung der Beteiligten zu- stande gekommen ist, mit Ret den Schluß gezogen, daß die Bestim- mungen dieses Tarifvertrages wohl den örtlichen Gewohnheiten ent- sprechen, und sie haben daraus, völlig korrekt in Zweifelsföllen, sich die Norm ihrec Entscheidung geschöpft. Das ist aber gerade das Gegenteil von dem, was Sie wollen, Ste wollen erreihen, daß die Bestimmungen eines Tarifvertrages, die Festsezungen des Lohnamts zwingendes Necht sind, während umgekehrt die mir viel sympathischere Praxis der Gewerbegerihte dahin geht, daß sie sagen: wenn wir an den Verhältnissen, unter tenen ein Tarifvertrag zustande gekommen ist, zu der Auffassung kommen, daß seine Bestimmungen nüßlih und zweckmäßig sind, dann werden wir diese unserer Entscheidung zugrunde legen. (Sehr gut!)
In dieser Nichtung bewegen sich nun die Vorschläge, die seitens der Kompromißparteien gemacht sind — ich darf wohl hinzufügen — ohne Geheimnisse auszuplaudern — zu meiner großen Freude und in Uebereinstimmung mit den verbündeten Regierungen. Denn, meine Herren, ich bin mir darüber klar gewesen, daß, nahdem das Arbeits fammergeseß gefallen ist (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Ist es denn schon gefallen ?), — ih sehe es als gefallen an, Herr Hue, das habe ih wiederholt ausgesprochen — (hört! hört! bei den Sozial- demokraten), daß, nachdem das Arbeitskammergesetz gefallen ift oder — ich will mich milde ausdrücken — im Laufe dieser Session keine Ausficht auf Verabschiedung hat und ich keine Garantie übernehmen kann, daß es wieder vorgelegt wind —, daß es nit so bleiben fonnte, wie es war, weil die Bestimmungen über die Publizität der Löhne, die wir getroffen hatten — es ist wohl § 3 — allerdings nit aus=- reihen würden, wenn wir nicht in der Lage wären, daneben Arbeits- kammern für die Heimarbeit zu schaffen.
Und nun, meine Herren, möchte ich — die Herren Antragsteller werden es mir nicht übelnehmen — vorweg mit ein paar Worten auf die Vorschläge eingehen, die hier gemacht sind.
Meine Herren, ich habe mich mit den Verhältnissen der Heim- arbeiter eine geraume Zeit beschäftigt, ih kenne eine Anzahl ihrer Be- triebe und ihre Betriebsgewohnheiten, und wenn ich auf der einen Seite mit Ihnen allen anerkenne, daß in der Heimarbeit Not ist, daß in der Heimarbeit vieles nicht so ist, wie wir es wünschen follten, so muß ih auf der anderen Seite ausdrücklih feststellen, daß die über- triebenen Behauptungen, die in dieser Beziehung aufgestellt find, nah meiner Auffassung keineswegs überall zutreffen (sehr rihtig!), und ih muß feststellen, daß alle die Anführungen, die in dieser Beziehung hier im hohen Hause gemacht worden find, die ih gelesen habe, und die ich in Besprehungen mit den Beteiligten gehört habe, mich in der Auffassung bestärkt baben: che wir tirgendwelche einschnetdenden Vorschriften auf diesem Gebiete treffen, müssen wir die Möglichkeit hafen, durch cine neutrale, unpartzeiische, objektive Stelle die Ver- hältnisse der Heimarkbeit festzustellen. Und, meine Herren, dieser Auf- gabe werden die von den Kompromißparteien gemahten Vorschläge nah meiner Ansicht in jeder Beziehung genügen. Ich habe die Ueber- zeugung, daß, wenn die Behörden und die zur Durchführung dieses Gesetzes berufenen Beamten — ih nehme an, daß beispielsweise die Gewerbe- aufsichtsbeamten an der Spiße der Fahkommission stehen werden — mit Liebe und Interesse an ihre Aufgabe . herangehen, viele Dinge kTlargelegt werden, über die wir jeßt niht klar sehen, und daß mit dieser Klarlegung allein eine Reihe von Mißständen dershwinden werden, deren Existenz ja nicht bestritten werden soll, deren Umfang und Ursachen aber \ireitig find, und an die aus diesem Grunde nur sehr \chwer vom Gesetzgeber die bessernde Hand gelegt werden kann.
Und nun, meine Herren, ist ja in diesen Entwurf noch eine be- sondere B. stimmung aufgenommen über die Verpflihtung der Fach- kFommissionen, auf Ersuchen der Behörden über die Löhne nah An- hörung der Beteiligten Ermittlungen anzustellen und die Angemeéssen- heit dieser Löhne zu begutahten. Meine Herren, ih lege auf diese Tätigkeit einen außerordentlißen Wert. Wie wird denn die Sache praktish laufen? Die Regierungen werden \ich der Notwendigkeit, derartige Kommissionen niederzuseßen, niht entziehen können, die Re- gierungen werden bestrebt sein, mit Hilfe dieser Kommissionen die Löhne zu ermitteln und ihre Angemessenheit begutahhten zu lassen. Und, meine Herren, die Tatsache, daß derartige Gutachten bestehen, die Tatsache, daß das, was diese Fachkommissionen für angemessen balten, bekannt wird, wird allein {on lohnhebend wirken und wird naturgemäß dahin führen, daß die Fälle von erbärmlicher Lohndrüdteret, wie sie auf diesem Gebiete vorkommen, im wesentlichen verschwinden werden. Die Errichtung dieser Kommissionen wird aber auch dahin führen, daß die Gerichte — beispielsweise die Gewerbegerihte — diese Kommissionen um Gutachten ersuchen, und die Gerichte werden, wenn derartige Gutachten auch aus einem andern Anlaß vorliegen, in Streitfällen auf Grund dieser Gutachten ihrerseits ihre Entscheidung treffen. Und, meine Herren, das ist das Aeußerste, was abgesehen von den grundsäßlichen Erwägungen auch aus rein praktishen Gründen nah meiner Ansicht im Interesse der Heimarbeit notwendig und nüßlich ist. Auch hier liegt es so: wenn wir, obne die Dinge genau zu übersehen, mit harter Hand in die Verhältnisse eingreifen, dann können wir Zustände schaffen, deren Folgen wir gar niht übersehen können.
Wenn man \ich auf England beruft und sagt: die Dinge sind dort ganz wunderbar {ön gegangen — ja, meine Herren, was ist denn in England geschehen? In England i} meines Wissens vor einiger Zeit eine Kommission gebildet worden für die Kettenshmiede, für eine ganz bestimmte Art vou Heimarkbeit, die nur in England hergestellt wird und für die eigenartige überseb- bare Produktions» und Absaßzbedingungen vorliegen. Ueber die Er- folge bei dem Versuch, auf dem Gebiete der Konfektionsindustrie etwas zu schaffen, läßt sih wobl kaum {hon jeßt urteilen. Also dieser Hinweis auf England zieht niht, und er zieht noch viel weniger,
die Bestimmungen der Tarifverträge gewissermaßen als örtliches
wenn Sie berücsichtigen, daß durch Englands insulare Lage die wirt-