R RERZ
R E
P
“Hat den Arbeiterinnen 14 Nähmaschinen zur Verfügung gestellt und
erleihtert die Anschaffung von Nähmaschinen denjenigen, welche nach beendetem Unterricht eine Maschine zu besißen wünschen, auf jede Meise. Der ökonomische und moralische Nußen der ganzen Einrich-
tung tritt mit jedem Fahre immer mehr zu Lage.
Fürsorge für Arbeiter. :
Mehrere industrielle Unternehmer des Regierungsbezirks Cassel Find in dankenswerther Meise bemüht, ihre Arbeiter schaft zu machen fowie sittlih und geistig zu beben. Die H. Heye'she Glas- fabrik (Kreis Rinteln) Gebt baulustigen Arbeitern Bauflächen von 15 a gegen eine Entschädigung von 90 e und unterstügt sie beim Bauen mit Rath und That. Die Baufumme für ein Dovpelhaus — deren bereits fünfzehn im Eigenthum von Arbeitern stehen — beträgt gegen 4500 %. Einige dreißig weitere Häuser mit je zwei Wohnungen E Fabrik und werden nebst Stallung und einem Stückchen Gartenland zu billigen Preisen an die Arbeiter vermiethet. Auch hat die Firma eine Schule errichtet, wo 90 Mädchen Schulunterricht und prattische Anweisung in weiblichen Arbeiten erbalten. Im Entstehen ist eine Arbeitercolonie der Rechbergi’chen Tuchfabrik in Hersfeld; bereits 1nd fünf Doppelhäuser fertig gestellt. Der Arbeiter, der ein Haus — nebst Garten- und Kartoffelland — zu erwerben wünscht, zahlt sechs Fahre lang monatlich 6 auf Abschlag und kann dann als Eigenthümer eingetragen werden, während die Restbaushuld als Hypothek stehen bleibt. Die Firma Wegmann 1n Nothenditmold bei Cassel hat ein ausgedehntes Bauterrain erworben, um in diesem Iahre in ähnlicher Meise mit dem Bau von Arbeiterwohnungen zu beginnen. Durch die Pflege des Vereinswesens unter den Arbeitern zu geselligen, Lehr- und Unterstützungszwecken fowie dur sonstige Wohlfahrtseinrichtungen zeichnet sich neben der leßtgenannten Firma auch die Wächtersbacher Steingutfabrik in Sdlierbach aus.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Verband zur Besserung der ländlichen Arbeiterverhältnisse im Königreih Sachsen, der sich kürzlich gebildet hat, bezeichnet nah der „Leipz. Ztg.“ 1n seiner Saßung als Zweck des Verbandes: Negelung, Schuß, Pflege des Gegenseitigkeitsverhältnisses zwischen ländlichen, sowohl landwirthschaftlichen als auch industriellen, Arbeit- gebern und solchen Arbeitnehmern. Als Mittel zur
reihung dieses Zwecks werden genannt: a. die Mit- lieder zu schüßen gegen (dolosen) Contractbruch [länd- iher Arbeiter; b. die Mitglieder zu unterstugzen durch Nachweis von Arbeitern und Anstellung und Ueber- wahung von Arbeitsnachweis-Agenten (Vermiether) : C; Den Mitgliedern beizustehen im Kamps gegen socialdemokratische und anarchistishe Agitation und gegen Angriffe in der Preffe ; d. den Mitgliedern zu helfen bei Einrichtungen zum Wohl ihrer Arbeiter; e. mit in anderen Staaten Deutschlands bestehenden gleichartigen Vereinigungen in Verbindung zu treten.
Sn einer von etwa 2000 Genossen“ besuchten socialdemo- fratishen Versammlung in Leipzig sprach am Mittwoch der Reichstags-Abgeordnete Moltenbuhr über die Gewerbeordnungs®- Novelle: in ciner Resolution wurde die Reichsregierung aufgefordert, die Mängel des Arbeitershutzgesezes zu beseitigen, namentlich aber eine Bestimmung über den Normalarbeitstag in die Gewerbeordnung aufzunehmen. : /
Aus Olbernhau wird dem „Chemn. Tgbl.“ ge’ïchrieben: Der
“
Socialist Demmler aus Geyer hatte für Montag Abend eine all-
gemeine Nolksversammlung einberufen und wollte über die Gegner der Socialdemoktratie \sprehen. Bald nach Eröffnung der Versamm- lung trat ihm eine organisirte Arbeiterschaft mit Pfeifen entgegen, wodurch ein derartiger Tumult entstand, daß der die Aufficht führende Beamte Ruhe gebot und, als er diese nicht erzielte, die Versammlung aufléste. Aus Würzburg wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß der + die städtishe Ludwigshalle dem social- Wablverein zur Maifeter unter günstigen Berfügung ellt babe: ferner werden {tädti]e ände zu dieser Feier unentgeltlich überlaffen. soll nad Mittbeilungen, die dem „Vorwärts" zuge- gangen ind, Fmaillirfabrif von Meinhard wegen eines Lobnabzug® on 15% eine Arbeitseinstellung der Klempner eing Aus D gestrigen Tag zu Gunsten stimmung, die gwertsbesit g phisch ersucht y ie Wiederaufnahme statten. — Wie die Londoner „Al Bergwerksmaschinisten von ïkire am Mittwoch beschlossen, Kündigung zurückzunehmen. Es kommen. Im anderen Falle hâ müssen. “Fn New-York haben, wie Ladckirer in einer großen Versammlung | ab täalich nit länger als aht Stunden zu arbeiten, un? den bisberigen Lohn von 2 Doll. 50 Cents oder 10 Æ 50 Vergolder cines großen Etablissements fstriken : die neunstündige A
rbeitêzeit und 40 Cents (1,60 6) Lobn Stunde. Fn Milwautee befinden sich nah demselben Blatte 400 Loh- gerber im Aus stand; fie verlangen, daß die Löbne aller Fabriken in der Stadt die gleichen feten.
Kunft und Wissenschaft.
Die Paramenten-Ausstellung im Lichthof des Runstgewerbe-Museums wird am Sonntag, s. April, Nachmittags 3 Uhr, geschlo}jen.
— Die Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde findet morgen , 1 l Saale des Architektenhauses, Milhbelmstraße 92, i 1enDe Tagesordnung statt: Herr Dr. von Drygalsfi : Be er die Grönland-Cxpedition unter
1 Herr Geheimer Regierungs- _ Meißen : Einroandernng und graphische Stellung : nôrdlih von den Alpen. Herr Hellmuth Pankow
Zwergvölter in Afrifa und Süd-Alien.
s in Nizza entdeckte na einer dem „Hann.
una am 22. März einen neuen Planeten
L L E L
Qi n2dfte Si e name
e geneigt gemacht, wieder MWeizenarten zurückzufehren, ¡ffen angepaßt baben und, wo
rigen Winteré besser haben aus
z S S EE R: P E S E
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.
älmen, 29. März. Hier ist, wie der „Köln. Volksz." ge- Ra wird, dic Maul- un Ela udufence unter dem Rindvieh ausgebrochen. Die hiesige Genossenshaftsmolkerei hat für die Vauer der Epidemie den Betrieb eingestellt. S ; München, 30. März. In der zehnten Jahreswoche wurden B der N. Pr. Z.“ berichtet wird, 150 Fnfluenza-Erkrankungêfale, n der elften nur 94 Fälle hier von den Aerzten angemeldet.
i Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks s an der Ruhr und in Oberschlesien. An der ros R find am 31. v. M. gestellt 8497, nicht ret- itig gestellt keine Wagen. O. A an Oberschlesien find am 30. v. M. gestellt 2875, nit rechtzeitig gestellt feine Wagen.
— In der zwanzigsten ordentlichen Generalversammlung der National - Hypothe en - Credit - Gesellschaft, eingelragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, zu Stettin wurde die vorgelegte Bilanz genehmigt. Der 1n der Bilanz nachgewiesene Fahresreingewinn würde die Rertheilung einer Dividende von T0% gestattet haben, wenn nicht. e Ne® den Darlehns- nebmern , die zugleich Mitglieder der Geno}en}e aft sind, 30 %/0 des Reingewinns zufielen. Es komm? daher für die Genossenschafter noch eine Dividende von 49% = 12 Æ auf jeden Geschäftsantheil zur Auszahlung. Die Versammlung ertheilte den YVerwaltungs- organen Decharge. s e E Die e e Generalversammlung der Actionäre der D ester- reibischen Creditanstalt in Wien genehmigte den Rechnungs- abs{luß für 1891, ertheilte dem Vorstande Decharge und beschloß 14 Fl. per Actie als Dividende zu vertheilen, sowie 428 301 Fl. dem Reservefonds zu überweisen. _, 5 s x — Die _Seit]Mrist Ur das gesammte Actienwesen *, Organ für Commanditgesellschaften auf Actien und Actiengesellschaften und speciell für die Mitglieder des Vorstands (Directoren), des Auf- sichtéraths und für Actionäre (Herausgeber : Iosef Bauer, Leipzig) bat in Nr. 4 vom April 1892 folgenden Inhalt: Einige Reformvor- {läge auf actienrehtlihem Gebiete. — Die Nothwendigkeit einer allgemeinen Ausführungsverordnuag zum Actienge]eß. — Unterneh- mungen, für welche die Form der ? ctiengesellschaft ungeeignet erscheint. — Vie Controlpflicht des Aufsichtsraths und dîe Folgen threr mangel- kaften Erfüllung. — Die Prüfung der Fahresrechnungen, der Bilanzen und der Vorschläge zur (Gewinnvertheilung. — Der Vorstand der Actiengéfellschaft. Von Ober-Landesgerichts-Rath Th. Hergenhahn. — Anspruch) der Gewerkschaftsgläubiger, nachdem die Gewerkschaft an cine Actiengesellschaft übergegangen ist. — Der Verzicht auf Ansprüche aus einer Dividendengarantie rzllt nit unter Art. 213 d des Actien- resetes. — Zum Anfectungsrecht des Actionärs. — Firmenrechtliches. Kleinere Mittheilungen. — Neue Actiengesellschaften. — Liqut- ationen. — Konkurse. — Literatur. — Einsendung aus dem Lefer- “ Exfurt, §1. Mätz. (W. D: B.) Die Stadtverordneten haben Aufnahme einer mit 3X 9/9 bis 4 °/o verzinélichen städtischen leibe in Höhe von 7 Millionen Mark bes{losjen. E : Leipzig, 31. März. (W. T. B.) Kammzug-Lermt- handel. L Plata. Grundmuster B. per April 3,423 4, per Mai 3,45 M, per Juni 3,49 H, Per Juli 3,473 M, per August 3,475 , per September 3,50 #, per Oftober 3 9523 H, per November 3,5 ver Dezember 3,523 H, per Januar 3,5923 H, Per Februar 3, \ 5 000 kg. ien 31. März. (W. T. B.) Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 4. März bis 10. März 1892 205 829,17 Fr., vom 1. Januar bis 3. März 1892 1 624 580,86 Fr., zusammen scit Beginn des Hetriebsjahres 1 830 410,03 Fr. aus einer Länge von 1265 km. / H E 31. März. (W. T. B.) Wollauction. Lbbaste Betheiligung, die Eröffnungspreise fest behauptet; geringe Sconred und S@weitßwolle wenig beachtet. An der Küste 3 Weizenladungen angeboten. Bradford, 31. März. (W. T. B.) Wolle ruhiy, Garne \{lervend, Stoffe gedrückt. E " New-York, 31. März. (W. T. B.) Die B örse eröffnete rubig, wurde alsbald fest, idwädte fh im weiteren Verlaufe ab und loß im allgemeinen schwach. Der Umsa der Actien betrug 547 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3 200 000 Unzen geshäßt. Die Silberv erfäufe betrugen 175 000 Unzen.
Verkehrä-Anfialten.
31. März. Der „Standard“ schließt einen an-
en Artikel über den Capitän und die Mannschaft
3 Norddeutschen Lloyd „Eider“ mit
Deutschen n1ind anscheinend bestimmt, Eng-
a O ceandampfsciffahrt {were Concurrenz zu nacen. Es beißt, daß die Norddeutsche Llovdflotte, zu welcher die Sirer* gebört, auf dem Punkt steht, vier weitere Dampfer von je
o Ct 5 f. G S L s S 2000 Tons für den Frachtverkehr nach den Colonien in Dienst zu l L r
&
oro"
5 M, M.
cen N
stellen. Diese ist unserer Cunardlnie sowohl in Hin- ncht auf die Zah iffe wie auf ihren Tounengehali weit über- legen. Wenn die en Scife für ihren Handel haben, jo dürfen wir auch die Folgerung ziehen, daß sie, nah den Matrosen de Eider“ zu urtheilen, über tüchtige Seeleute verfügen. Wir wären stolz; aewesen, sie Engländer zu nennen. Von Anfang bis zu Ende war die Rettung der „Eider“ ein auêgezeichnetes und meisterhaft aus-
T o (CZ+LÆ Mr - aecTunrtics ut rbeit.
Theater und Musik. Königliches Schauspielhaus.
Ein glülicher Erfolg begleitete die Aufführung der drei kleinen Dramen, die neu oder neu einstudirt gestern vor dem Publikum er- schienen. Die im ersten Stück tief ernste, in den anderen \röhliche, herz- erquiéende Wirkung gewinnt noch an Bedeutung, wenn hinzugefügt wird, daß diese dramatischen Dichtungen der neuen Schule, die nur das Leben der Gegenwart im Spiegelbild auffangen möchte, durchaus feine Zugeständnisse machen. Die Handlung aller Stücke spielt in mehr oder weniger entlegenen Zeitabschnitten ; aber ihre Wirkung gründet sich auf die ursprünglichen reinen Emvpfindungen ernster und fröhlicher Natur, die den Menschen aller Zeiten cigen waren, und die hier im Gewande einer shönen dichterischen Sprache Gemüth und Seele er- frischen und erbauen. „Das Buch Hiob“, ein Schauspiel in einem Aufzuge nah H. Hölty von L. Adler eröffnete den Abend. Aus einem fünfactigen Schauspiel „Lonoda“ hat der Bearbeiter die Quinte}jenz der Handlung herausgezogen und geschickt, in ergreifender Steigerung
in einen Aufzug zusammengedrängt. Die Eigenart der Persönlichkeit ist trotdem allen Figuren erhalten geblieben ; die demüthige Frömmig- feit Lonoda’s, die ihn veranlaßt zu schweigen, als ihm sein falscher Freund den Rubm der Urheberschaft des Buches Hiob, den goldenen Palmenfranz , ja auh die Geliebte streitig macht, die übermenschlihe Ergebung in Gottes Willen, die göttliche, die Wahrheit und den Dichter selbt zu Ehren brin- gende Macht der Begeisterung haben nichts von ihrer ergreifenden Größe eingebüßt. Die Sprache des Dramas, {ön und klar, läßt den gedankenreichen Inhalt, den |trasfen dramatischen Aufbau der Handlung ncch glänzender und mächtiger hervortreten. Vie nscent- rung und Darstellung verdient in jeder Beziehung warmes Lob. Derr Matkowsky als Lonoda vereinte in dem in heißzer Liebe entbrannien Füngling glücklich die Züge des frommen, Gott ergebenen Leviten und es begeisterten Dichters. E i Das einactige Lustspiel „Die Philosophin“ von Friedrich
Noeber verbreitete gleih beim Beginn heitere Stimmung, behaglie
Fröhlichkeit. In anmutbiger, zierliher Gestalt tritt die Person des
jungen griechishen Blaustrumpfs hervor und wird ‘durch das warnx pulsirende Leben von leeren philofophischen Grübeleien zur Liebe und Lebené*reude hinübergeführt; die schalkhafte Freundin, der junge, aller philosophishen Weisheit abgewendete, naturwüdchsige Lieb- haber, der fahlföpfige, nach Geld und Liebe sehnsüchtige- Nilosops vereinen sch zu einem heiteren Gesammt- ilde, das weder zarter Empfindung und bolder Poefie, noch des beiteren Scherzes entbehrt. Die Damen Poppe (Hermione) und Lindner (Timandra) spielten voll neckisher Anmuth. Frau Schramm als alte Sklavin Lais hatte ih eine drollige Maske zurechtgemacht ; Derr Vollmer als bramarbasirender Philo]oph und die Herren Matkowsky und Purschian als jugendliche Liebhaber vollendeten das lustige Zusammenspiel. M
Den Beschluß des Abends machte das neu einstudirte zweiactige Lustspiel „Meister Andrea“ von E. Geibel, eigentlich cine tolle scherzhafte Komödie von Shafkespeare’scher Laune. Der Gedanke einer Schaar übermüthiger junger Künstler, einem alten zerstreuten Hage- stolzen, dem musikfeindlichen Bildschnißer Andrea, einzureden, er fei der berühmte Musikmeister Matteo, wird vom Dichter mit soviel sprudelnder Lustigkeit und derbem Humor durchgeführt, daß feinen Augenblick eine “Ermattung der Zuschauer und _ Zuhörer eintritt. Allerdings war die Darstellung auch diefes Stückes fris und lebendig; alle Mitwirkenden schienen mit voller Seele bei dem Fast- nachtés{erz zu sein, und allen voran in belustigender Komik war Herr Vollmer als Meister Andrea bemüht, in dem confusen Bildschniter, der sid {ließli für cinen berühmten Musikanten hält, cine neue föstlihe Probe seiner urwüchsigen Gestaltungskraft zu liefern. :
Alle Stücke fanden stürmischen Beifall, der sowohl den Dich- tungen selbst wie den Darstellern galt: ein boffnungsreiches Zeichen, daß diz wahre Poesie doch ewig cinen frohen Miderhall im Herzen der Menschen findet.
Lessing-Theater. Gestern Abend ging „Die Cameliendame“, ein Schauspiel von Alerander Dumas, an dieser Kunststätte zum ersten Male in Scene und fand eine, wenn auch nicht begeisterte, so doch freundlice Aufnahme. Bekanntlich hat der Verfasser dieses Stück nad) seinem 1848 erschienenen gleichnamigen senfationellen Rornan im Fahre 1852 bearbeitet und nah Ueberwindung vieler Cenfurschwierig- feiten über die Bretter des Naudeville-Theaters in Paris gehen lassen. Das Werk machte als das erste Drama modern- realistishen Inhalts feiner Zeit einen tiefen Eindruck, fand aber au schon damals heftige Widersacher wegen der Bedenklichkeit des T hemas, ciner scheinbaren Nerberrlichung des Lasters. Wenn es troß der bedeutenden Veränderung in der seit feiner Entstehung vorge- gangenen Gesmasrichtung sich noch eine gewise Lebensfähigkeit und Reliebtheit auf der Bühne bewahrt bat, fo ist das in erster Linie der sicheren Behandlung der dramatischen Form, dem lebendigen Dialog und der scharfen Beobachtung der gesellschaftlichen Zustände, dann aber au dem Umstande zuzuschreiben, daß die schwierige Nolle der Heldin des Stücks Marguerite Gauthier gern als ein Prüfstetn êür hervorragende Schauspielerinnen benußt __wird. Auf diese beklagenswerthe Erscheinung richtet sich naturgemäß das Interesse der Zuschauer fast ausscließlich, von ihrem Spiel allein dängt der Erfolg des Stückes ab. Von dem Personal des Lessing- Theaters konnte diese vielleicht nicht ganz angenehme Aufgabe nur Fräulein Marie Reisenhofer zufallen, die unter Einseßung ihrer ganzer schausvielerischen Kraft in geradezu mustergültiger Weise sich dieser Aufgabe unterzog. Das Zusammenspiel war lobenswerth, die Decorationen geschmackvoll. j Sing-Akademtie. l i
Gestern Abend veranstaltete Frau Anna Laidlaw ein Concert, in dem die Concertgeberin ich aufs neue als eine wohlgeschulte und geschmadckvolle Pianistin bewährte. Die Künstlerin besißt einen [ein- innigen und selbst hohe Anforderungen an die Technik befriedigenden Vortrag; die Häufung von Schwierigkeiten stört faum je die künst- lerie Ruhe der Erfassung und erxacten Herausarbeitung der musifalishen Gedanken ; dabei versteht die Dame es au, ihrem Spiel Wärme und Innigkeit zu verleihen, wie sie es glülih in der Beethoven'schen Sonate für Klavier und Gello vermote, oder Kraft mit Anmuth zu vereinen, wie in kleineren Musikfstücken von Schubert, Chopin _ und Liszt. — Herr Anton Bouman, der als Cellist in dem Concert mitwirkte, spielt sauber und mit tüchtiger Technik. — Weniger vortheilhaft gestaltete sich die Theilnabme der Sängerin Fräulein Elma Elsberg. Die Dame verfügt über eine shöne Altstimme, die, aber an Kraft und Sicher- beit no& gewinnen muß; die Sängerin spricht häufig undeutli, voktalisirt nicht immer richtig und bat die Neigung, im Ansaß den Ton bervorzustoßen, anstatt ihn guellend sich entwideln zu la}en. Jhre Vortragsweise ist lebendig und angenehm, auch darf anerkannt werden, daß die Sängerin für Gefühlswärme Ausdrucksfähigkeit besißk- Die Hörer zeichneten die Concertgeberin dur befonders lebhaften, aber au die beiden mitwirkenden Solisten durch reichen Beifall aus.
Philharmonie. E
Der große Concertsaal der Philharmonie war gestern Abend von einem festireudig gestimmten Publikum zur Gedenkfeier des großen Pädagogen Comenius gefüllt. In einem s{mungvollen Prolog verberrlihte Dr. Rudolf Meyer - Krämer Johannes Amos Comenius und leitete damit zu dem Haupttheile der Feter, einem von Paul Risch _ gedichteten, von Rich. Schumacher mit der begleitenden Mutik auêgestatteten _ Festsptel über. Dieses führt den Titel „Comenius in Lissa“ und getgl n drei Aufzügen, wie Comenius im Jahre 1628 an der Spiße einer Scaar böhmischer und mäbrischer Glaubenégenossen, vor .den Nerfolgungen der Jesuiten flüchtend, in dem polnishen Städtchen Lissa ein Âsvl fand. Der erste Aufzug giebt eine Scene 1m Raths- feller zu Lissa wieder. In der Unterbaltung zweier Rathsherren, die der neuen Lutberlehre anbängen, mit einem im alten Glauben beharrenden Ratbsschreiber sviegelt sih dem Hörer die schwere Noth der Zeit ider: in einer folgenden LTrink- und Raufscene junger _Latein- ibüler entrollt sih ein Bild des Treibens der übermüthigen Jugend. Der ¿weite Aufzug bringt die Begegnung, zwischen Comentus und. den Natbsberren, die ibm entgegengezogen sind, und im dritten Aufzuge
wird dem Comenius in festlih ge!chmüdter Halle des Nathhaufses
feierliher Empfang bereitet. Mit einer allegorischen E e das Festspiel itiummungsvoll ab: Comenius ist allein ge D: B tiefes Sinnen verloren, hat er nicht wahrgenommen, daß ie Schatten des Abends sich über die weile Halle gesenkt haben ; er lagt die trübe, wecselvolle Vergangenheit an einen Seelenauge vorübergleiten und schaut fragend in das Dunkel der Zukunft. In leuhtender Klar- heit eröffnet sie ihm ein Gentus und zeigt ihm den Lohn feiner mübevollen Erdenpilgerschaft , indem er mit dem Kranze der Un- sterblichkeit das Bildniß des Geisteshelden frönt. Unter den weihe- vollen Tönen der Orgel und den schönen Klängen aus Menschenmund verhüllt der Vorhang das bejubelte stimmungsvolle BUd,
Das Festspiel war vortrefflih vorbereitet, die Decorationen na- türlih und wahr. Aus dem Ganzen der Darstellung wehte ein Hauch freudiger Hingebung für die jedem Einzelnen zur Herzensfache ge- wordene Festfeier. Die Leistungen des Sängerbundes des Berliner Lebrervereins unter Leitung des Herrn Professors Felir Schmidt sind besonders anerkennend zu erwähnen. Den zweiten Theil des Festabends bildete ein harmonisches Beieinandersein der Festgenosjen- Chorlieder, allgemeine Lieder, Sologesänge und Ansprachen füllten die folgenden Stunden. : L
Röômischer Hof.
Der Berliner Tonkünstler-Verein, der sih seit den leßten 26 Jahren unter der einsichtsvollen Leitung des Herrn Pro- fessors Alsleben befindet, brachte in seinem gestrigen popularen Concert mehrere Werke der Kammermusit und einige Gesangvortrâge zu Gehör. Ein Streichquartett von R. I. Eichberg, das, dem Norbilde klassisher Meister folgend, wohlthuende Klarheit und Gewandtheit in der Formengestaltung erfennen läßt, eröffnete den Abend.
Non dem durch viele treffliche Werke bereits vortheilhaft bekannten
——
Componisten F. E. Koh wurde eine Sonate für Klavier und Violine
vorgetragen (Manuscript), die eine große Selbständigkeit des Stils
erfennen läßt und deren originelle, den neueren Meistern folgende
- Tanneck, Westend, mit ihrem Besuch. Die Kaiserin, von den Zög-
Compositionêweife ia allen drei Säßen von glei fesselndem Interesse ift. Als bedeutendes Werk des Abends erschien ein Streichquartett (op. 22) von Horwiß, das sich besonders durch seine feine contra- punktishe Gestaltung auszeichnet und zugleih die Klang- \chönheiten der Instrumente auf das glänzendste hervor- treten läßt. Ses alte deutsche Lieder von W. Tapperl, von denen bereits einige in anderen Concerten mit günstigem Erfolge vorgetragen wurden, erfreuten dur ihre Einfachheit und Gemüths- tiefe und wurden durch die Concertsängerin Fräulein M. Bluhm vortrefflih ausgeführt. Die mitwirkenden Herren Kammermusiker Hasse, Gehwald, Gülßow und Koch, sowie der Pianist E. Wolf, der sih eines wundervollen Duys enschen Flügels be- diente, trugen zum Gelingen des Concerts wesentlich bei. Allen Compositionen wurde eine fehr günstige Aufnahme zu theil.
Am Sonntag gelangt im Königlichen Opernhause „Ca- valleria rusticana“ mit den Damen Pierfon, Dietrich und Lammert, den Herren Sylva und Bulß zur Darstellung. In der darauf fol-
enden Oper „Czar uud Zimmermann“ find die Damen Herzog und ammert, die Herren Bet, Licban, Krolop, Philipp, Mödlinger und Krasa beschäftigt.
Agnes Sorma nimmt, von ihrem St. Petersburger Gastspiel beimgefkehrt, morgen ihre fünstlerische Thätigkeit im Berliner Theater mit der Rolle der Desdemona wieder auf. Ludwig Barnay wixd in dieser „Othello“-Aufführung die Titelrolle spielen. Am Sonntag Abend geht mit Agnes Sorma und Ludwig Barnay „Der Hüttenbesißer“ in Scene. An beiden Abenden werden neben den ge- nannten beiden Künstlern Nuscha Buße und Ludwig Stahl die übrigen Hauptrollen darstellen.
Die Direction des Belle-Alliance-Theaters veranstaltet am Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, eine Extra: Vorstellung des „Neuter- Cyflus“ mit August Junkermann als Gast zu halben Kassenpreisen (Parquet 1 4). Zur Aufführung gelangt „Onkel Bräfig“, Lebens- bild in 5 Acten nah Friß Reuter. Billets sind von lente ab an der Kasse des Theaters zu haben.
Der Pianist und Comvonist Robert Fischof aus Wien ver- anstaltet am nächsten Dienstag ein Concert in der Sing- Akademie, worin er u. a. eigenen Comvositionen seine Sonate für Klavier und Violine gemeinschaftlih mit Herrn Florian Zajic spielen wird. — Die Altistin Frau Hedwig H. Wolfradt wird na Rückkehr von einer Kunstreise hier am Dienstag im Saal des Römischen Hofs ein eigenes Concert geben, wozu der Königliche Kammervirtuose Herr Felix Mever (Violine) und die Cellistin
Fräulein Adelina Herms-Metzdorff ihre Mitwirkung zugesagt haben.
Mannigfaltiges.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich beehrte gestern Nach-
mittag die mit dem Töchter-Erziehungs-Institut in der _Keithstraße verbundene Töchterpension und Wirtb schafts\chule zu
lingen mit einem Choral empfangen, besichtigte das ausgedehnte und
mit allen zweckmäßigen Einrichtungen für das Pensionat errichtete Gebäude in allen Einzelheiten und äußerte sich sowohl über das Innere des Hauses und seine Schul-, Wobhn- und Gefellschaftsräume wie über die Gartenanlagen mit freundlichster Billigung. Auf der Höhe des Waldrückens gelegen und in einem s{önen Gebäude unter- gebracht, entspricht das Crain’sche Mädchen-Pensionat zu Westend in der That den höchsten Anforderungen.
In der gestrigen Stadtverordneten-Versammlung wurde, wie wir der „N. A. Z.* entnehmen, nah dem Vorschlage des Etats-Ausschusses beschlossen, von der Gemeinde-Einkommensteuer für das Etatsjahr 1892/93 70/9 zu erheben. Beim Special-Etat „Miethssteuer“ wurde beschlossen, daß vom 1. April 15892 ab Wohnungen bei einem Miethswerthe bis zu 200 M überhaupt von Zahlung der Miethssteuer frei zu lassen, für Wobnungen mit einem Miethswerthe von 201 bis 400 1 20/0, mit einem folhen von 401 bis 600 M 39%, mit 601 bis 800 M 4% und mit einem Mieths- werthe von 801 bis 1000 M 59/0 an Miethssteuer zu erheben find.
= Auf dem Schloßplaße springen, wie die „Voss. Z." mittheilt, seit Mittwoch nah mehrmonatiger Pause wieder die Wasser des Scchloßbrunnens.
Das Haus Nr. 14 in den Zelten ist nah Mittheilung hiesiger
c. Fahrschein-, aufeinander fol Reise sich als
mit mehreren
Im Cir Briatore statt. noch wenige D in kurzer Zeit übersicdelt. A
Brombe
stehen geblieber
„N.- u. St.-A
zweiten Stocks
werfen aus den sonen beim Her lich ift aber da canten Lederle,
führt ift) noch
keiten entgegen,
blattes außen
für das Perfon da ja seine Die
Eisenbahn von getretenen Schn nach St. Etien: Auf der Linie
Schnee \tecken.
Blätter zum festen Wohnsiß für die hiesige chinesishe Gesan dt-
N Sr E
1. UntersuGungs-Sachen.
2. Aufgebote, Zustellungen u. dergl.
3. Unfall- und Invaliditäts- 2c. Versicherung. 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c. 5. Verloosung 2c. von Werthpapieren.
N ott: 34.
Oeffentlicher Anzeigev.
\ haft angekauft worden und soll in den nächsten Tagen von ihr in Benutzung genommen werden. |
__ Für die zusammenstellbaren Fahrscheinhefte hat, wie die „Tägl. Rdsch. “ erfährt, der Verein deutscher Se agen beshlosjen, vom 1. i zuändern: a. die bezahlten Fahrscheine müssen mindestens 600 km umfassen: b. die Reise muß zur Ausgangs\tation zurückführen, die leßtere darf vor Beendigung der Reise nicht wieder berührt werden ;
im übrigen föônnen Auslands- und Verbindungsstrecken vor oder hinter bezahlten Fahrscheinstrecken benußt werden. Der Bedingung, daß die
etwa vorhandenen Fahrscheine für Verbindungébahnen an den Orten
d. von Auslands- und Verbindungéstrecken, für welche besondere Scheine in das Heft niht aufgenommen werden, fann in beliebiger Zahl Gebrauch gemacht werden, jedoch darf die Kilometerzahl diefer Strecken nicht größer sein, als die Hälfte der auf die bezahlte Fahr- scheinstrecke entfallenden Gesammtkilometer. :
Kinder-Pantomime „Mazeppa“ in Scene.
feste des alten Bromberg, ist nach einer Mittheilung des „Br. Tgbl.“ heute früh gegen 6 Uhr nah dem Realgymnasium zu eingestürzt. Die
ihre vollständige Abtragung nothwendig sein dürfte. Freiburg, 31. März. Wie {hon telegraphisch in Nr. 73 des
im Hause Clarastraße 53 ein entseyuliches Brandunglück statt- gefunden. Das Feuer brach, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, gegen 9 Uhr unter der Stiege zu ebener Erde aus und ergriff fofort das ganze Treppenhaus bis unter das Dach, sodaß die Bewohner des
Miether des dritten Stocks waren zum Glück seit einigen Tagen aus- gezogen. Ein Ÿ
jährige Tochter, die über das Dach in das Nachbarhaus flüchtete, find alle erstickt oder verbrannt. Bis zu“ dicfem Augenblick — 7 Uhr — sind bereits fieben Leichen gefunden.
Uhr im Münster. hier stellen sich nämlich, wie die „Straßb. Post“ mittheilt, der Regulirung der astronomischen Uhr so große technische Schwierig-
einer Regulirung Abstand zu nehmen.
Schlosse mit dem astronomischen Werke in Verbindung stehen, fo muß auf dem Zifferblatte die alte Ortszeit zum Ausdruck kommen. Für die Fremden, welche nah der M. E. Z. (Mittel-Europüische Zeit) mit der Bahn ankommen, entstehen dadurch Unannehmlichkeiten, desgleichen
; Paris, 30. März. Wie aus Bordeaux, Nimes, Pontarlier und 4 : o! ¿Fu { Montbrison gemeldet wird, haben gestern Abend und in der vergan- | Drei Fischerboote entgingen glücklih der Gefahr, unter dem Absturz
genen Nacht dort starke Schneefälle stattgefunden. begraben zu werden, während ihre Fischereigeräthe verloren gingen.
Mai d. I. ab die Ausgabebedingungen dahin ab-
,
Auslands- und Verbindungsstrecken müssen unmittelbar gen; derart, daß die Reife sich als eine geschlossene darstellt,
-
eine geschlossene darstellt, wird auch genügt, wenn die
getrennten Bahnhöfen nicht aufgenommen werden ;
cus Nenz findet morgen das Benefiz der Gebrüder standen unter
Das Wasserschauspiel „Auf Helgoland“ kann nur tale zur Aufführung gelangen, weil der Circus Renz seine diesmalige Spielzeit beendet und nach Breslau m Sonntag Nachmittag geht zum lezten Male die
nabhmequellen
rg, 29. März. Die Ruine Byd goszcz, die Grund-
jen Mauerreste sehen gar zu bedrohlih aus, sodaß
n. Schl. d. N. mitgetheilt wurde, hat heute Morgen
und der Mansarden feinen Ausweg mehr fanden. Die
Kind des Redacteurs Stetefeld erlitt beim Hinaus- 1 zweiten Sto einen Schädelbruch, verschiedene Per- unterspringen Arm- und Beinbrüche. Geradezu fürchter- s Geschick der zahlreichen Familie des Cameralpracti- der die Manfarde bewohnte. Bis auf eine siebzehn-
Neavel, und starker Brise verließ, nach Mittheilung des „Hamb. Corr.*, die „Augusta Victoria®* heute Nahmittag Neapel zur Abreise nah Algier. An Bord ist Alles wohl. ; ;
_ Madrid, 30. März, quistador“ ist, einer Kabelmeldung zufolge, in der Nähe von Puerto Rico mit Mann und Maus untergegangen. Auf dem Damyfer befanden sich außer dem Schiffsvolk gegen fünfzig Reisende aus ver- schiedenen Provinzen Spaniens. S H
sale Monferrato is der Po in fortdauerndem Steigen be- griffen; die Verbindungen mit Asti und Alefsandria find unter- rohen. In Alessandria drang, das Wasser bis auf den Hafenplag, die Stadt ist jedoch geschützt. Die meisten Bahnlinien der Provinz Coni sind unterbrochen. — Mehrere Orte in der Umgebung von Turin sind dem „D. B. H.*® zufolge Überschwemmt. In Afti retteten Genietruppen fünfzig Menschenleben.
30. März. Bei kühlem Wetter (8 Gr. Réaumur)
Der spanische Dampfer „Con-
___ Züri ch. Die Diebe, die den Einbruch in das deutsche Kon- su lat vérübt haben, sind nady der „N. DZ. Ztg.“ von der Kriminal- polizei ermittelt und verhaftet worden. Schon seit einiger Zeit
Polizeiaufsiht ein gewisser Richard Mar Merkel,
Lithograph, von Schwarzenberg in Sachjen (geboren 1862), und ein angeblicher Schmidt. Die beiden wohnten zusammen in Fluntern und hatten sih der Polizei dadur auffällig gemacht, daß sie feine Schriften hinterlegt hatten, in Saus und Braus lebten, ohne sich über Ein-
ausweisen zu können. Die Polizei hatte daher
schon seit längerer Zeit ein wachsames Auge auf das Treiben der beiden Herren. die Gemeindekanzleien angewiesen, bei der Einreichung von Ausweis- schriften es doppelt genau zu nehmen und sorgfältige Prüfung anzu- stellen ; denn der Verdacht lag nahe, daß die entwendeten Stempvel und Formulare zu Schriftenfälshungen würden verwendet werden. Der oben- genannte angebliche Schmidt wurde nun auch veranlaßt, endlih feine Schriften einzugeben. Und siehe da ! Er besaß plöblich einen in Würzburg ausgestellten Heimathschein, der auf einen Barbiergehilfen Franz Kauf- mann lautete. Bei genauerer Prüfung ergab sich, daß an verfchie- denen Stellen des Heimathsscheins Radirungen vorgenommen worden waren. Darauf nabm die Cantonspolizei eine Hausdurchsuchung bei den Herren Merkel und Schmidt alias Kaufmann vor und fand da fast sämmtliche Gegenstände, die im deutschen Konsulat gestohlen worden waren: Stempel, Paßformulare, Stempeletiquetten 2c. Eine Anzahl alter abgelaufener Schriften ist von den Dieben angebli als unbraubar verbrannt worden; dagegen hatten sie gehofft, durch die Fabrikation und den Verkauf gefätschter Schriften Geld zu verdienen ;
Nach dem Einbruch im deutshen Konfulate wurden
an diesem Geschäft sind sie nun noh rechtzeitig verhindert worden. Uebrigens hatten sie es bei dem Einbruch in erster Linte auf Geld und Geldeêwerth abgesehen und nahmen die Schriften, Stemvel 2c. nur mit, weil die übrige Ausbeute nicht so groß war, als sie er- wartet haben mochten. a
Die Persönlichkeit des angeblichen Schmid
E alias Kaufmann wurde von der Polizei festgestellt als die eines ge-
_ Straßburg i. E. Die einzige Uhr, welche nah dem 1. April | wissen Gustav in Elsaß-Lothringen (wo bekanntlich jeßt auch die Einheit8zeit einge-
i o befa1 auch die Einl 1 Preußif die alte Ortszeit angeben wird, ist die astrono mif che Nach dem Gutachten des Uhrmachers Ungerer
daß das Bürgermeisteramt verfügt hat, vorerst von es : : ce Da die Zeiger des Ziffer-
am Südportal des Münsters gegenüber dem großem Fuße.
al des Münsters welches die Fremden zu führen hat, nststunden nach der M. E. Z. geregelt werden.
A
Bartsch aus Weißstein , Kreis Waldenburg in
zisch-Schlesien, geboren 1869, von Beruf war er Müller. Er ist in Deutschland bereits vorbestraft worden und zwar wegen Brandstiftung zu drei Jahren Gefängniß. Die beiden Diebe gingen in schönen Kleidern und gaben sich als elegante Herren, sodaß man nicht leicht binter ibnen gewöhnliche Verbrecher vermuthet hätte. Neitstiefel und Gerten, gestatteten si den Sport des Neitens und lebten überhaupt aus dem Ertrag ihrer zal
Sie besaßen
4 C1 4
[reihen Einbrüche auf
Kopenhagen, 31. März. Ein kolossaler Berg t urz hat nah Meldung des „D. B. H.“ auf Möen stattgefunden. Von dem bis weit in die Ostsee hinein sihtbaren Kreideberge Stevns Klint ist der größte Theil des bekannten Mandefopf“ in einer Länge von 300 Fuß und einer Breite von 60 Fuß mit einem furchtbaren Getöse abgestürzt,
-— das auf der ganzen Insel gehört wurde. Am Fuße des Berges bat
A
Auf der St. Etienne nah Clermont entgleiste infolge der ein- ceverwehungen ein Güterzug. Der leßte Personenzug je batte gestern Abend fünf Stunden Verspätung. St. Etienne—St. Bonnet blieb ein Güterzug im
depeschirt, daß
März. Nach Meldungen d
es W. Vi B. genommen.
5
ih im Meere ein Vorland von 400 Fuß Auédehnung gebildet.
New-York, Dem „New-York Herald“ wird aus Valparaiso
sih am 27. v. M. in dem peruanishen Hafen von
Arica ein ernster von einer Springfluth begleiteter Crdbebenjitoß§ß zutrug und unter der Bevölkerung große Panik hervorrief. Der Erdbebenstoß wurde auch in Valparaiso und Santiago wahr-
1) Untersuhungs-Sathen.
[253] ___ Steckbrief.
Der unten beschriebene E a iafezer Hermann eas Adolf Kirchner, am 9. Juli 1870 zu Berlin geboren, ist, nachdem er wegen Widerstandes gegen die Staatêgewalt und vorsäßliher Körper- verlezung zu bier Wochen Gefängniß rechtskräftig verurtheilt war, aus der Strafhaft entwihen. Es wird ersucht, denselben festzunehmen und in das nächste Gerichtsgefängnth abzuliefern und dem unter- zeichneten Gericht von der erfolgten Festnahme Nach- rit zu geben. S
Berlin, den 25. März 1892.
Königliches Amtsgericht T. Abtheilung 125.
Statur fräftig, Haare braun, Stirn mittelhoch, geladen.
laubniß ausgewandert zu reservisten e zu sein, o vorstehenden Auswanderung der Militärbehörde An- | höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens zeige erstattet zu haben. Uebertretung gegen & 360 | in Gemäßheit der SS 329, 32% Str.-P.-O. und Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Dieselben werden auf | § 140 Str.-G.-B., da dic Beschlagnahme einzelner Anordnung des Königlichen Amts auf den 14. Juni 18
4) der Tapezierer Richard Dietrich, aim 27. Sep- tember 1864 zu Stettin geboren, 5) der Tagelöhner Carl Friedrich Wilhelm Dre- wicte, am 18. Januar 1861 zu Beelitz geboren, i sämmtlich zuleßt in Potsdam wohnhaft gewesen und jeßt unbekannten Äufenthaltsorts, werden beschuldigt, zu | und mit Ausnahme der ad 12 und 19 Genannten Nr. 1 und 2 als Wehrmänner der Landwehr ohne Er- | zuleßt in ihrem Geburtsort wohnhaft gewesen,
ein, zu Nr.
\{hräg, Schnurrbart rothblond, 3 cm lang, Augen- dieselben auf Grund der na
brauen hellbraun, Augen blau, Nase hervorstehe prozeßordnung von dem Königlichen Bezirks-Com- L Tewöbnlih, Zähne vollständig, G Ln mando zu Potsdam ausgestellten Erklärung ver- [77598]
3. März 1892. __, Couvreux, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Abtheilung V.
Mund ( Gesicht länglich oval, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch. Besondere Kennzeichen : blau tätovirt auf der Brust und beiden Armen.
urtheilt werden. Potsdam, dcn
[252] Steckbrief. R L Gegen die unten beschriebene Arbeiterfrau Katha- [77596] rina Kukulski, geborene Utki, aus Dorf Lands- dra, geboren 1862 zu Praëzka, Russish-Polen, welche f verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Vergehens gegen §8 242, 248 R. St. G. Bs. | illers verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften | "Mrs, und in das nächste Gerichtsgefängniß abzuliefern. Landsberg O.-S., den 25. März 1392. Königliches Amtsgericht. Beschreibung: Alter 29 Jahre, Größe 1,48 m, | mill Statur mittel, Haare blond, Stirn niedrig, Augen- | Y brauen blond, Augen. blau, Nase spiy, Mund ge- wöhnlich, Zähne vollständig, Kinn rund, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe gesund, Sprache polnisch.
Chanville,
b./Pange,
Netonfey,
Pen e ville, 1) Der Landmann Louts Ferdinand Cari zzuliuë Bürkner, am 31. Juli 1864 zu Braadorf aŒoren, | ville, 2) der Arbeiter Martin Jaworski, am 10. Ok- tober 1861 zu Trzuékotowo geboren, 3) der Kürschner Carl Emil Thielemann, am 97. September 1864 zu Berlin geboren,
in Met wohnhaft,
Thimonville,
In der Strafsache gegen: 1) Gautelet, Gugen, geb. o 2) Lavigne, Ludwig
4) Jacques, August, geb. 2. 4. 68 in Maizery, | vant-les-Ponts 9) Vorny, Constant, geb. 13. 12. 68 Mont Bigneri
6) Bach, Josef Felix, geb. 14. 3. 68 in Re-
7) Manne, August, geb. 5. 9. 68 in Remilly 8) Guerin, Eugen Nikolaus, geb. 11. 7. 68 in
9) Reinert, Franz, geb. 15. 12. 68 in Netonfey 10) Sumbert, Emil, geb. 16. 11. 68 in Domange- zul. in Montigny,
11) Tonnelier, Karl, geb. 9. 11. 68 in Domange- | tigny, 12) Schi, Eugen, geb. 12. 4. 68 in Paris, zul. | Montigny, 13) Adam, Ludwig Heinrich, geb. 10. 5. 68 in 18) Mangenot, Cölestin Emil, geb. 16. 2. 68
4. Ju; 892, Vormittags 91 Uhr, | stände nicht angängig erscheint. Die Beschlagnahme Bon De V e S zu C u ava R N Neiche befindlichen Beschreibung: Alter 21 Jahre, Gröf ie Lindenstr. 54, Zimmer Nr. 1, zur Hauptverhandlung ermögens der Angeklagten augeordnet.
[dh g Sröße 1,67 m, Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden
Jakob, geb. 20. 10. 68 in 3) Maire, Eugen, geb. 31. 7. 68 in Landon- | les-Ponts,
14) Vorms, Sylvin Samuel, geb. 26. 3. 68 in Tragny,
15) Léouard, Eduard, geb. 13. 1. 68 in Paris, zuletzt in Villers-Stoncourt,
alle ohne befannten Wohn- und Aufenthaltsort,
3 bis 5 als Ersaß- wegen Verleßung der Wehrpflicht, wird zur hne von der be- | Deckung der die Angeklagten möglicherweise treffenden
gerichts hierselbst | zum Vermögen der Angeklagten gehörigen Gegen-
Meg, den 8. März 1892. 472 der Straf- Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. VIn der Strafsache gegen :
1) Pierné, Franz Julius, geb. 18. 9. 68 Augny,
9) Fournier, Nikolaus, geb. 18. 6. 68 Ban- St. Martin, j
3) Génot, Eduard, geb. 28. 2. 68 Ban - Sk. Martin,
4) Raab, Josef, geb. 21. 1. 68 Longeville, zul. in Ban-St. Martin,
5) Martin, Julius Leo, geb. 22. 7. 68 Borny,
6) Vaquin, Felix, geb. 28. 3. 68 Bronvaurx,
7) Bez, Josef Isidor, geb. 18. 10. 68 Devant-
68 in Chanville,
8) Gugnon, Karl Hippolyt, geb. 10. 7. 68 De-
9) Vignert, Karl, geb. 2. 4. 68 Devant-les- Ponts,
10) Antoiue, Johann Ludwig, geb. 5. 11. 68 Longeville, 11) Barbier, Eugen, geb. 15. 11. 68 Lorry, 12) Metrich, Prosper, geb. 29. 5. 68 Lorrv, 13) Demange, Maximin, geb. 30. 1. 68 Marange, 14) Bertrand, Eugen, geb. 17. 7. 68 in Met,
15) Dury, Jakob Franz, geb. 11. 7. 68 Mon- 16) Gérard, Ludwig Eugen, geb. 13. 10. 68 17) Maier, Theovbil, geb. 1. 1. 68 Montigny,
. Kommandit-Gesellschaften auf Aktien u. Aktien-G.sellsck. . Erwerbs- und Wirthschaft3-Genofsenschaften.
. Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten.
. Bank-Auswei{e.
. Verschiedene Bekanntmachungen.
19) Quenette, Ludwig Camill, geb. 2. 8. 68 Gyply, zul. in Montigny,
20) Nose, Franz Josef, geb. 30. 8.
21) Tolné, Julius Didier, geb. 3 tigny,
92) Wagner, Nikolaus, geb. 6. 11. 68 Vlenod, zul. in Montigny,
93) Maurice, Ludwig, geb. 27. 7. 68 Moulins,
24) Corrynen, Heinrich, geb. 25. 11. 68 Queuleu,
95) Devin, Ernst Dominik, geb. 3. 7. 68 Queuleu,
96) Lambert, Leo, geb. 20. 4. 68 Hirson, zul. in Plantières,
97) Poinfiguon , Dominik, geb. 21. 6. 68 Queuleu, -
98) Maugin, Emil Peter, geb. 12. bach,
99) Wadlinger, Adam Mathias, geb. 22. 9. 68 Rombach, :
30) François, Karl, geb. 26. 1. 658 St. Julien, zul. in Meß,
31) Henuequin, Alpbons Theodor, geb. 23. 1. 68 St. Julien,
32) Larcielle, Josef, geb. 19. 3. 68 St. Julien,
33) Millet, Leo, geb. 24. 8. 68 Scy,
34) Pierre, August, geb. 15. 6. 68 Sanry b. Vigy, zul. in Devant-les-Ponts,
alle ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort und wo nicht anders angegeben, zuleßt in ihren Ge- burtsorten wohnhaft gewe!en.
wegen Verletzung der Wehrpflicht, wird zur Deckung der die Angeklagten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens in Ge- mäßheit der §S§ 325, 326 Str.-P.-O. und § 140 Str.-G.-B,, da die Beschlagnahme einzelner zum Vermögen der Angeklagten gehörigen Gegenstände nicht angängig erscheint, die Beschlagnahme des ge- sammten im Deutschen Reiche befindlihen Ver- mögeus der Angeklagten angeordnet. Meg, den 8. März 1892.
Kaiserliches Landgericht, Strafkammer.
68 Montigny, 0.8. 68 Mon- 1
8, 68 Nom-
[77600] In der Strafsache gegen :
1) Ludwig Guepratte, geb. 2. 4. 68 in Ancy, 2) Eugen Rouys, geb. 22. 10. 68 in Ancy,
d 3) August Gustav Collignon, geb. 16. 2. 68 in Arry,
4) Johann Peter Didier, geb. 29. 1.68 in Arrvy, 5) Franz Xaver Chaply, geb. 4. 1. 68 in Ars,
Montigny,
6) Theodor Chelin, geb. 19. 11. 68 in Ars,