1892 / 82 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Dieselbe Stelle gebaut werde wie der alte. Dur Verlegung des Bahnhofs werde ein Theil der Stadt arm werden auf Kosten des anderen, da si die Verkehrêverhältnisse durch Verlegung des Bahn- bofs ändern müßten. i ;

Die Vorlage geht darauf an die (nichtverstärkte) Budget- commison. y :

Es folgt die erste Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Einführung der Landgemeindeordnung für die sieben östlihen Provinzen der Monarchie vom 3. Juli 1891 in der Provinz Schleswig-Holstein.

Abg. Jürgensen (nl.) hält es für richtig, daß eine gewisse Einheitlihkeit in Bezug auf die Gemeindeverfafsung herrsche. Aber man dürfe dabei nicht zu weit gehen. Redner empfiehlt deshalb die Verweisung der Vorlage an eine besondere Commission, namentlich "E u Bauernschaften ihre bisherige Stellung möglichst aufrecht zu erhalten.

Abg. Graf zu Limburg-Stirum (cons.): Ein Theil seiner Freunde verhalte sich, wie gegenüber der Landgemeindeordnung vom

vorigen Jahre, so auch dieser Vorlage gegenüber ablebnend; sie wollten nicht Anderen

zufügen, was sie selber niht wollten. Ein anderer Théil wolle die Consequenz der vorjährigen Vorlage ziehen. äedenfalls sei man Schleswig-Holstein gegenüber sehr viel wohl- wollender verfahren. Man habe den Provinzial-Landtag gehört, man habe berechtigte Eigenthümlichkeiten anerkannt. Das set den anderen Provinzen gegenüber nicht der Fall gewesen. Sollte es nit gut sein, die Sache noch einige Zeit in der Ein- führung hinauszuschieben? Die Landgemeindeordnung sei erst ge]tern bei uns eingeführt worden. Es handele sih um ein Geseß, welches weniger vorbereitet gewesen sei als andere Gescye. Es [el deshalb unbedingt wahrscheinlih, daß Mängel sih herauéstellen würden, die man verbessern müsse. Ferner habe man ein Communal- steuergesez zu erwarten. Wenn nun die Landgemeindeordnung N

Schleswig-Holstein eingeführt werde, dann werde die ganze D ye wieder umgeändert, wenn die Communalsteuerre[orm fomme. azu

fomme, daß die untersten Organe in den Gemeinden ]0 belastet seien, daß man ihnen ersparen müsse, die Arbeiten der neuen Ordnung zu übernehmen. Er empfehle ebenfalls, das Geseß an eine Commission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

Minister des Jnnern Herrfu Lt): -

Fch kann meinerseits im Gegensaß zu den Ausführungen des Herrn Grafen zu Limburg-Stirum cs nur als ein g utes Omen be- zeihnen, daß am ersten Tage nah dem Inkrafttreten der Land- gemeindeordnung vom s. Suni 1891 eine Vorlage in diesem hohen Hause zur Berathung gelangt, welche die Einführung dieser selben Landgemeindeordnung in eine andere Provinz zum Gegenstande hat, nachdem si in diefer Provinz die Vertretung derselben, der Provin- zial-Landtag, beinahe einstimmig für die sofortigeCinführung erklärt hat.

Wenn Herr Graf zu Limburg es bedauert, daß man niht au bei der Landgemeindeordnung für die sieben östlihen Provinzen den- selben Weg betreffs der Anhörung des Provinzial-Land- tags eingeschlagen habe, wie in Schleswig-Holstein, so liegt eben der Unterschied, wie das auch in den vorjährigen Verhandlungen aus- führlih erörtert worden ist, darin, daß man für die östlichen Pro- vinzen nicht sieben verschiedene Landgemeindeordnungen einführen wollte. Man wollte vielmehr bei der Gleichheit der Ver- hältnisse in diesen Provinzen nit mit einer provinziellen, sondern mit einer einheitlichen Regelung vorgehen, und darum war die An- höôrung der einzelnen Provinzial-Landtage dort nicht angezeigt. Hier aber handelt es sich um die Einführung der Landgemeindeordnung in eine einzelne Provinz, und, da das Gesetz den Charafter eines Provinzial- geseßes angenommen hat, so hat hier die Anhörung der Provinzial- vertretung stattgefunden und stattfinden müssen.

Wenn nun diese Provinzialvertretung sich beinahe mit Einstimmig- feit für die sofortige Einführung unter den in der Vorlage vorgesehenen Maßnahmen ausgesprohen hat, so ist sie dabei zweifellos geleitet von den beiden Erwägungen, einmal, daß diejenigen geseßlihen Vorschriften, welche die ländlichen Gemeinde- verbältnisse in der Provinz Schleswig-Holstein regeln, fast vollständig und wörtlich gleihlautend find mit denjenigen Bestimmungen, welche bis zum gestrigen Tage “in ven öftlihen Provinzen geltendes Recht waren. Sodann war wohl der Umstand maßgebend, daß, abgesehen von einzelnen Kreisen, die ländlichen Gemeindeverhältnisse in der Provinz Schleswig-Holstein, wenn aud nit vollständig, so doh im wesentlichen gleichartig sind mit denen der östlihen Provinzen. Das Gese vom September 1867, welches jeßt die maßgebende Vor- {rift für die Regelung der ländltchen Gemeindeverhältnisse der Provinz Schleswig-Holstein enthält, ist wörtlih dem Gefeß pom 14. April 1856 nachgebildet, indem nur einige Zusäße demselben beigefügt worden sind. Troy dieser Zusäße ist dasselbe Bedürfniß, welches sh für eine Abänderung der Geseßz- gebung in den östlichen Provinzen herausgestellt hat, nah den drei Richtungen, die im vorigen Jahre bei der Landgemeinde- ordnung der Ostprovinzen hervorgehoben worden find, in gleichem Maße au hier vorhanden: das Bedürfniß einer Codification, das Bedürfniß einer Ergänzung und das Bedürfniß einer Abänderung des bestehenden Rechts. Allerdings is dieses Bedürfniß das will ih anerkennen nah den thatsächlihen Verhältnissen nicht in gleihem Maße dringend, wie dies dort der Fall war, aber diese thatsächlichen Verhältnisse find doch im wesentlihen sehr äbnli und, ich möchte sagen, nicht qualitativ, fondern nur quantitativ verschieden von denen in den östlichen Provinzen.

Meine Herren, auch in Schleswig-Holstein steht den Land- gemeinden eine verbältnißmäßig große Anzahl von Gutsbezirfcn gegenüber. Wir haben in runden Zahlen in dieser Provinz 1720 Landgemeinden gegenüber 360 Gutsbezirfken. Allerdings ist ja das Verhältniß ein etwas anderes wie in den östlihen Provinzen. Jn den leßteren kommen auf je 10 Gutsbezirke etwa 16 Land- gemeinden, in Stleswig-Holstein drei Mal so viel, nämli auf 10 Gutsbezirke etwa 48 Landgemeinden. Von den 360 Gutsbezirken haben an Areal 9 weniger als 75, 13 weniger als 12% ha. Auch hier ist das Verhältniß ein etwas anderes und gün- stigeres wie in den Ostprovinzen. In den Ostprovinzen haben etwa 4 9% sämmtlicher Gutsbezirke, in Schleswig-Holstein nur 21 9/6 diesen geringen Umfang von nit 75 ha, in den Ostprovinzen 10 °/9 weniger als 125 ha, in Stleswig-Holstein nur 6 9/0.

Aber wir haben nicht nur Zweiggutsbezirke, wenn auch in geringerer Zahl, fondern auch Zweiggemeinden in Schleswig- Holstein, obwohl auch dort die Großgemeinde mehr die Regel bildet wie in den Ostprovinzen. Auch in Schleswig-Holstein sind 360 Ge- meinden mit weniger als 150, 197 mit weniger als 100 und 30 mit weniger als 50 Einwohnern vorhanden. Auch nach dieser Richtung das gebe ih zu hat si das Nerbältniß als ein günstigeres wie in den Ostprovinzen herausgestellt.

Aehnlich verhält es sich mit der Zahl derjenigen Gemeinden, in denen cine Geme indevertretung nicht vorhanden ist. Es sind von den 1720 Gemeinden zur Zeit nur 227 mit einer Gemeindever- tretung versehen, während eine ganze Anzahl von Gemeinden, die 150, 160, 180, ja 200 Stimmberechtigte zählen, eine Gemeindever- tretung nit haben. : i s Nun ist allerdings in Schleswig-Holstein bei drei bestimmten Kreisen ein ganz anderes Verhältniß der thatsächlichen Zustände und der historishen Entwickelung derselben gegeben. Das sind die Kreise Norder- und Süderdithmarschen und Hufum. Diese Ver- hältnisse sind so eigenartig, daß für diese drei Kreise besondere Gesetzes- bestimmungen nothwendig geworden sind. Ich will gern zu- gestehen, daß die größte Schwierigkeit bei Aufstellung des vorliegenden Geseßentwurfs in den Verhältnissen dieser drei Kreise gelegen hat. Fch bin sehr befriedigt darüber, daß die nit unbedenklihe und fehr \chwierige Regulirung, welche diese Nerbältnisse in der Vorlage gefunden haben, sowohl bei den Be- tbeiligten, als auch bei dem Provinzial-Landtag fast ganz allgemeine Zustimmung gefunden hat.

Meine Herren, wenn von dem Herrn Abg. Jürgensen angeführt worden ist, daß der Kreis Eiderstedt nicht genügend in seinen besonderen Verhältnissen berüsihtigt worden sei, so möchte ich darauf hinweisen, daß dieser Kreis rechtlich in keiner Weise cine andere Landgemeindeverfassung hat als die übrigen Kreise. Thatsächlich fommen dort allerdings besondere Verhältnisse zur Sprache, namentlich in Betreff des Gemeindestimmrechts. Das Gemeindestimm- recht is in diesem Kreise in solher Weise nicht nur an den Grund- besitz, sondern ih möchte fast sagen, an den Großgrundbesiß gebunden, daß dort in verschiedenen Gemeinden Diejenigen, die nicht mindestens 15 ha besißen, überhaupt nicht stimmberehtigt find. Von der Stimmberechtigung der Häusler, ja pon der Stimm- berechtigung Derjenigen, welche weniger als 15 ha besißen ist dort nicht die Rede. Ich gebe von vornherein zu, daß durch die Einführung der Bestimmungen der Landgemeindeordnung nach dieser Richtung hin sehr wesentliche und einschneidende Veränderungen ein- treten werden, einschneidender, als dies in anderen Kreisen der Fall sein wird. Aber, meine Herren, ih mache auf eines aufmerksam, was meines Erachtens die hiergegen erhobenen Bedenken vollständig zu be- seitigen geeignet erscheint. In Eiderstedt ist zwar das Stimmrecht auf eine verhältnißmäßig kleine Klasse von Grundbesitzern beschränkt, aber innerhalb dieser Klasse ist es ein gleihes. Die Verschiebungen, welche dadurch eintreten werden, daß den Nidchteingesessenen Und den fkleinen Grundbesißern das Stimmreht beigelegt wird, werden durch diejenigen Bestimmungen der Landgemeindeordnung aus- geglichen, welche ein erhöhtes, vermehrtes Stimmrecht für den größeren Grundbesitz festsetzen. i Seitens des Herrn Grafen zu Limburg ist die Erwägung nahe gelegt worden, ob man nicht das Inkrafttreten des Gesetzes weiter hinausscieben solle. Es ist gesagt worden, zunächst hätten wir feine Erfahrungen mit der Landgemeindeordnung vom 3. Juli 1891 ge- macht; diese Erfahrungen müsse man abwarten, um fo mehr, als irgend eine praktische Grundlage für diese Landgemeindeordnung der Ostprovinzen niht vorhanden gewesen, sie gewissermaßen am grünen Tisch gemaht worden sei. Ja, meine Herren, diese leßtere Behauptung ist aber nicht richtig; denn wir haben nicht etwa nur wie bei dem Einkommensteuergesez die Erfahrungen anderer Staaten bei diesem Reformgesetgebuug8werke vor uns gehabt, sondern wir haben eine codificirte Landgemeindeordnung, die wesentlih auf denselben Principien wie die Landgemeindeordnung vom 3. Juli 1891 beruht, bereits seit länger als 40 Jahren in Preußen selbst in den westlichen Landestheilen gehabt, und es kam nur darauf an, die Erfahrungen, die man dort gemacht hatte, zu verwerthen unter Berücksichtigung der eigenthümlichen Verbältnisse der östlihen Pro- vinzen.

Für diese dilatorische Behandlung der Vorlage ist ferner der Umstand geltend gemaht worden, daß das Communalsteuergeseß in naher Aussicht stehe und daß es nit zweckmäßig sei, erst eine Aenderung in der Aufbringung der communalen Abgaben auf Grund der Landgemeindeordnung eintreten zu lassen und demnächst eine neue Regelung auf Grund des Communalsteuer- geseßes einzuführen. Meine Herren, ob die Gemeinden das thun wollen oder nicht, liegt aber vollständig in ibrer Hand : denn der § 147 der Landgemeindeordnung bestimmt ausdrücklid, daß die observanz- mäßig oder statutarisch bestehende Vertheilungsart der Gemeinde- abgaben durch Beschluß der Gemeinden mit Genehmigung des Kreis- auéshusses bis zur Einführung des Communalsteuergesetes, höchstens aber bis zum 1. April 1897 beibehalten werden fönne. Ich hoffe, daß dieser Termin nicht herankommen., wird, bevor das Communal- steuergeseß in Kraft getreten sein wird.

Gin ähnlicher Antrag auf eine dilatorische Behandlung des vorliegenden Gesetzentwurfs , namentlich von Seiten derjenigen, welche denselben am liebsten ad calendas graecas verschieben möchten, war auch in der Commission des Provinzial-Landtags von Schleswig-Holstein gestellt worden. Dort ist der Antrag mit vier Stimmen in der Minorität geblieben, und ein derartiger Antrag ist demnächst im Plenum des Provinzial-Land- tags als gänzlich aussichtslos überhaupt niht wiederholt. Ich kann deshalb nur bitten, daß das hohe Haus dem fast einstimmigen Be- \{lusse des Provinzial-Landtags der Provinz sh auch möglichst einstimmig anschließen möge, und ih glaube, die Bedenken, die im einzelnen von der einen oder anderen Seite erhoben worden find, werden sich ohne Schwierigkeit in der Berathung der Commisfion er- ledigen lassen. (Bravo!)

Abg. Hansen (freicons.): Nachdem der Provinzial-Landtag einstimmig beschlossen habe, das Geseß son jeßt einzuführen, falle für tbn die Erwägung des Grafen zu Limburg-Stirum weg. Viel- leiht fönne in Betracht kommen, daß, wenn das Haus hier im Plenum und in der Commission die Vorlage berathen habe, der Aus- führungstermin um ein Jahr hinausgeshoben werde. Aber er glaube nit, daß das in Betracht kommen werde. Einige Verbesserungen müßten aber an der Vorlage vorgenommen werden. Es fei nah den jeßigen Bestimmungen mögli, daß ein vermehrtes Stimmrecht für die größeren Besißer, daß eine Gemeindevertretung eingeführt werden fönne. Aber davon fei niht Gebrauch gemacht worden, weil die im Besiy der Macht Befindlichen darauf nicht hätten eingehen wollen. Im übrigen sei allen Wünschen der Bevölkerung Rechnung getragen worden. Deshalb wolle seine Partei keine Ver- tagung. Für die Commissionsberathung werde sie stimmen.

Abg. von Bülow - Eckernförde (cons.) erklärt, daß er gegen die

Vorlage stimmen werde, er wolle den Sprung ins Dunfkle nicht mit-

Die neue werde das Schreibwerk vermehren und eS würden sih {wer die nöthigen Gemeindevorsteher finden, welche die jährlich wachsende Arbeit übernähmen. Die Communalsteuerreforu stehe bevor. Wenn der Provinzial-Landtag das gewußt bätte, würde er wahrscheinlich einen Aufschub bewilligt haben. Wie sei der Provinzial-Landtag überhaupt gehört worden! Da sei es fein under, wenn man mit gebundener Marschroute marschire, daß eine allgemeine Zustimmung [ließli erfolge. (Zustimmung rets.)

Abg. Ottens (nl.): Warum hätten denn die Herren ni opponirt gegen die Erklärung des Provinzial-Landtags ? Sie hätten doch das Recht gehabt, gegen die Aufbürdung einer gezwungenen Marschroute Widerspruch zu erheben. Das Wohlwollen des Ministers in diesem Falle müsse durchaus anerkannt werden. i Die Vorlage wird darauf einer Commission von 21 Mit- gliedern überwiesen. i

Schluß gegen 3 Uhr. Nächste Sißung Dienstag 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Erste Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staatshaushalts-Etat für ‘das Jahr vom 1. April 1892/93. 9) Erste und zweite Berathung des Gesczentwurfs, be- treffend die Erweiterung des Unternehmens der Stargard- Küstriner Eisenbahngesellschaft durch den fkäuflichen Erwerb der Eisenbahn von Glasow nah Berlinchen. 3) Erste und zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Beseiti- gung der kirhlihen Steuerfreiheit der Angehörigen der Kieler Universität. 4) Erste und zweite Berathung des Geseß- entwurfs zur Ergänzung des Gejezes vom 3. Juni 1876, be- treffend die evangelishe Kirchenverfa))ung 1n dent acht älteren Provinzen der Monarchie (Gesez-Samml. S. 125).

ordnung.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Fnvaliditäts- und Altersversicherung.

An Anträgen auf Gewährung von Renten sind bei der hanseatischen Versicherungsanstalt eingegangen:

a. an Altersrenten: Im Laufe des Jahres 1891 110d, im Januar 1892 39, im Februar 1892 40, im März 1892 33, zusammen T7917: b. an Invalidenrenten: im Januar 1892 5, im Februar 1892 20, im März 1892 14, zufammen 39, mithin seit Beginn des Jahres 1891 im ganzen 1256. Von diesen ent- fallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck 228, Bremen 278, Hamburg 750. Von den. eingegangenen Anträgen sind bis Ende März erledigt: 1172 Anträge auf Altersrente und 3 Anträge auf Invalidenrente, und zwar 1022 durch Nentengewährung und 153 durch Ablehnung. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen fich diese erledigten Anträge folgendermaßen: . Es entfallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck Rentengewährungen 183, Ablehnungen 33, der freien Hansestadt Bremen Rentengewährungen 227, Ablehnungen 94, der freien Hansestadt Hamburg NRenten- gewährungen 612, Ablehnungen 96. Die Jahressumme der bis jeßt gewährten Renten mak insgesammt 161 641,80 # aus. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 1022 Rentenempfänger auf folgende Gruppen : Landwirthschaft und Gärtnerei 78 Rentenempfänger, Ins- dustrie und Bauwesen 437 Rentenempfänger , Handel und Verkehr 156 Rentenempfänger , sonstige Berufsarten 91 Rentenempfänger, Dienstboten 2c. 260 Rentenempfänger.

Zum Inkrafttreten des Arbeitershubßgeseßes.

Der Polizei-Präsident von Berlin Freiherr von Richthofen hat unter dem 28. März eine Bekanntmachung erlassen, welche auf die mit dem 1. April in Kraft getretenen Aenderungen der, Neichs- gewerbeordnung hinweist. Sie bezieht sich auf die Arbeitsbücher der minderjährigen gewerblichen Arbeiter, von denen die für weibliche Arbeiter einen braunen, die für männliche einen blauen Umschlag haben sollen; ferner auf die Einstellung von Kindern, auf die Lohn- zahlungen, auf die Einführung von Arbeitsordnungen, auf die Be- schäftigung von Arbeiterinnen und juç endlichen Arbeitern, Anlegung von Verzeichnissen der jugendlichen Arbeiter u. \. w.

Die badische Fabrikinsvection im Jahre 1891.

Der Jahresbericht der badischen Fabrikinspection hat im all- gemeinen mehr günstiges als ungünstiges mitzutheilen. Der Geschäfts- gang in der Industrie war zwar sowohl hinsichtlih der Höhe des Absatzes wie der Preise ein gedrückter, aber auf die Löhne der Arbeiter wenig cinwirkend. Nur in einzelnen Zweigen der Industrie, wie z. B. der Bijouterie, war eine wesentliche Beschränkung der Arbeitszeiten und des Verdienstes zu verzeihnen. Hingegen ist die Cigarrenindustrie in Baden auch 1891 weiter fortgeschritten und bringt vermehrte Arbeits- gelegenheit. Der Seyerstrike hat in Baden sehr wenig Störung ver- ursacht, und andere fleine Auéstände kommen kaum in Betracht, außer einem in Mannheim bei den Speicherarbeitern. 5 G

Die Zustände in den Fabriken geben wenig Anlaß zu Klagen, und im Berichtsjahre ist sowohl in Bezug auf Unfallverhütung wie hinsicht- lich der Gesundheitêpflege ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen.

Die Aufnahme über die Zahl der jugendlichen Arbeiter und der in Fabriken beschäftigten Kinder ergab nahezu die gleichen Zahlen wie im Vorjahre. Aufgefallen ist dem Fabrikinspector, daß sowohl männ- lide wie weiblihe Arbeiter über 16 Jahre vielfach fo unentwielt aussehen, daß man sie für jugendlihe Arbeiter im Sinne der Geseße halten muß. Er schreibt die Ursache dieser Erscheinung der früh- zeitigen Anstrengung und der Lebensweise zu und wünscht, daß man die Altersgrenze für jugendliche Arbeiter bis auf 18 Jahre hinausrüdcke.

Zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer war das Verhältniß im ganzen friedlich; aber es wird berichtet, daß die Arbeitgeber, während ne fh selbst organisiren, den Arbeiterorganisationen vielfah hindernd in den Weg treten. a

Auf dem Gebiet der Wohblfahrtseinrihtungen und Arbeiterfür- sorge ist einiges Neue zu berihten gewesen, namentlich die Errichtung einiger neuer Speiseanstalten in Fabriken mit Zuschüssen der Arbeit- geber, theilweise in Verbindung mit Kochschulen und Haushaltungs- unterricht. ;

Auch einige Arbeitsnachweisstellen sind neu errihtet worden und ebenso au) Herbergen für Arbeiter. Die Gewerkvereine in Mannheim haben aus eigenen Mitteln eine Herberge errichtet. :

Arbeiterwobnungen sind im Jahre 1891 weniger errichtet worden als früber, doch sind außer den im Bau begriffenen 42 Wohnungen in Heidelberg im Berichtéjahre entstanden : 30 Wohnungen in Achern, 60 în LWrrach, 8 in Lahr, 9 in Schopfheim und 12 in Radolfzell. Die Heidelberger sind Privatunternehmungen; die übrigen Neubauten wurden durch Arbeitgeber für ibre Arbeiter errichtet. In der Zellstoff- fabrik Waldhof bei Mannheim wurden auch Schlafsäle errichtet, da- mit die auswärts wohnenden Arbeiter, die in der Kantine Speisen für billigen Preis (mit Zuschuß der Fabrifkkasse) erhalten, die Woche über auf der Fabrik bleiben fönnen und nur über Sonntag heim- kehren.

A Achtstundenschicht der Bergarbeiter.

__ Kürzlich wurde im englischen Unterhause ein Antrag auf Ein- führung der Achtstundenshicht für Bergarbeiter (wie in Nr. 73 d. Bl. unter „Großbritannien“ mitgetheilt) mit 272 gegen 160 Stimmen abgelehnt. Dieser Antrag kehrt seit 1887 regelmäßig im Unterhause wieder. Aus dem jet in dem „Sccial zol. Centralbl.“ vorliegenden Bericht über die Debatte is hervorzuheben, daß der bekannte Mr. Mundella erklärte, er halte als . Mitglied der Königlichen Untersuchungscommission es - nicht für angezeigt, ein Votum abzugeben, bevor die Resultate der großen Enquête vorläâgen. Gegenüber dem Einwand, daß durch die Be1chränkung der Arbeitszeit die Production vertheuert und die auswärtige Concurrenz begünstigt werde, glaubte Josef Chamberlain darauf hinweisen zu können, da

machen. Die Schleswig-Holsteiner hätten eine gute Landgemeinde-

die bisherigen Beschränkungen der Arbeitszeit niemals zu einer enl-

der Production geführt hätten. Von einen Theil der Vertreter der Bergarbeiter - selbst wurde der Antrag entschieden bekämpft, und_ zwar namentli auch von einem Mr. Fenwidck, obwohl er als Secretär des Trade- Unions-Congresses den directen Auftrag erhalten hatte, für eine Acht- stundenbill einzutreten. Infolge dessen wird ex von der Arbeiterpresse lebhaft angeariffen. Uebrigens ist fürzlih auch in der Commission des

preußischen Abgeordnetenhauses für Berathung der Berggeseßnovelle

ein gleichlautender Antrag des Abg. Hitze abgelehnt worden.

erbegerihte in Frankreih. /

Der Geiégenin etreffend die Prud'hommes-Gerichte in Frankreich, ist von der Abgeordnetenkam mer cinstimmig ange- lien worboit, ¿C8 folien hierngc), wié nir dem „Socialpol. Centralbl.“ entnehmen, die Prud’hommes-Gerichte,_ die gegenwärtig nur über Forderungen bis zum Betrage von 200 Fr. endgültig ur- theilen, fünftighin dieselbe Competenz bei Forderungen bis zum Bes- trage von 500 Fr. haben, und, während jeßt die Handelsgerichte als Appellgeriht bei allen über 200 Fr. hinausgehenden Forderungen fungiren, nach Inslebentreten dieses Geseßes das Civiltribunal die Stelle der Handelsgerichte einnehmen, nur mit dem Unterschied, daß es erst bei Forderungen von mehr als 500 Fr. zu richten haben wird. Die Vorlage bestimmte, daß die Prud’hommes auch in zweiter In- stanz urtheilen sollen, was jedech abgelehnt wurde; ebenso wurde eîn Antrag, daß die höhere Instanz aus ehemaligen Prud’hommes oder Arbeitern und Unternehmern im Alter von mehr als 35 Jahren, unter Vorsitz eines Friedensrichters, gebildet werden soll, abegelehnt.

Den Prud’hommes-Räthen ist eine Entlohnung für ihre Mühe- waltung niht zugesprochen worden. Vamit ist nicht gesagt, daß die Beisitzer ihr Amt unentgeltlich zu verrihten haben, sondern daß die Bezahlung, wie bisher, den Gemeinden überlassen bleibt, in welchen Prud’hommes-Gerichte bestehen. In Paris z. B. erhalten die Bei- fißer, sowohl Arbeiter wie Unternehmer, 1200 Fr. jährli, und ge- denkt der Gemeinderath diese Summe auf 1800 fr. zu erhöhen. In minder großen Gemeinden erhalten sie Präsenzgelder oder es werden bloß die Arbeiter-Prud'hommes für ihre Mühewaltung entlohnt. Die Wirksamkeit der Prud’'hommes-Gerichte erstreckt sich auf Industrie, Handel, Verkehr zu Lande und zu Wasser, sowie auf die Landwirth- schaft. Dem Gesehentwurf hat nun noch der Senat seine Zustim- mung zu geben.

Iprehenden Verringerung

Zur Arbeiterbewegung. :

In Kiel haben, wie aus einem Aufruf im „Vorwärts“ zu er- seben ist, die Militärschneider wegen verweigerter Lohnerhöhung die Arbeit eingestellt.

Hier in Berlin befinden sich nach temselben Blatte die Séneider der Firma Solms und Husfeldt wegen Lohnstrei- tigkeiten im Ausstande. Es handelt sih darum, das auf der Werk- stelle üblihe Erheben von Platgeld abzuschaffen.

Auch in Oesterreih wird der Versuch gemacht, die Land- bevölkerung und besonders den Bauernstand für die Sccial- demokratie zu gewinnen. Am 20. März d. I. fand in Wiener- Neustadt (Nieder-Oesterreich) eine allgemeine Bauernversamm- lung statt, in der nah dem „Soc.-pol. Ctrbl.“ über 700 Bauern aus den umliegenden Ortschaften anwesend waren und eine Resolution annahmen, die den Bauernstand zum Anschluß an die Socialdemoktratie und zur Bildung von socialistischen Vereinen auffordert.

In Krakau fand am 13. März eine \ocialdemokratische Volfs- versammlung statt, in der nah dem „Vorwärts“ beschlossen wurde, die Maifetex in Uebereinstimmung mit den anderen Parteigenossen im Lande zu begehen und zum österreichishen Parteitage Delegirte zu entsenden. :

Seit einiger Zeit veranstalten die Arbeitslosen in London wieder Zusammenkünfte auf Tower-Hill, wobei, wie die Londoner „Allg. Corr.“ bemerkt, die Socialdemokraten ihre Hand im Spiel haben. Am Sonnabend wurde der Beschluß gefaßt, oder vielleicht richtiger, vorgeschlagen, den Hauptpastor von St. Paul aufzufor- dern, eine Kirchenparade zu erlauben und eine Predigt über die Noth der Londoner Armen zu halten. Der Hauptpastor empfing auch wirklih eine Abordnung und versprach, die verlangte Predigt zu halten; cine Parade hielt er allerdings nit für zweckinäßig.

Die Folgen des Aus standes der Kohlenbergwerks- arbeiter in Durham sind für die Unbetheiligten fast noch größer als für die unmittelbar Betheiligten. Aus den Häfen Sunder- land, Seaham und Hartlepool fährt fein Kohlenschiff mebr ab. Die riesenhafte Cisen- und Stahlindustrie Cleve- lands stockt fast vollständig. In Cleveland, den Städten am Tees und Hartlepool sind 20000 Arbeiter wegen des Strikes obne Arbeit und in Middlesborough 7000. Nur 13 Hochöfen find jeßt noch im Betrieb; 70, an denen sonst 3000 Arbeiter be- [{astigt sind, mußten gedämpft oder auëgeblasen werden. Wenn man rechnet, daß etwa 1200 Menschen einen Hochofen bediencn, so haben 84 900 Perfonen ihr Brod infolge des Strikes der Kohlenbergleute Me F verloren. Niemals haben so wenig Hochöfen gebrannt. ren es großen Strikes dec Bergleute von Durham im Jahre 849 war die geringste Zahl zweiundfünfzig.

Se E 3000 Maschinisten und Heizer der Bergwerke von a und Monmouthshire gingen am Sonnabend wieder an iten vet i ne mit der 72 procentigen Lohnherabfeßung S brslug e 2E on f Bergleute erhalten seit Sonnabend einen

/ Wie ein W 0; lämmtlihe Zechen haben ihn angenommen. Le L amm aus Paris berichter, hat das Dee benu enten L der französischen Arbeiter anläßlich liches Stbreiben E an die französischen Arbeiter ein öffent- ave ‘utes tet, in dem an die Opferwilligkeit aller

wird, damit die diesjährige L D M al- wahlen zusammenfallenden K s e deiiing alle AA n Kundgebungen an Umfang und Be- Cbitakeit ber Athait Veranstaltungen L übertreffen und die

g r Arbeiter aller Länd [l s Schrei ben fordert die Arbeiter auf, den Abtstun E Pngèseblither Aussteilteng aa AY tundentag zu verlangen, {ih Frieden e gen zu enthalten und für den internationalen

Aus Sy ci ie : 3 Reuter? Meldun E A onboner „Allg. Corr.“ nach_ ciner hat dem Arbeitsnahweisbureau est S Seer Von Sbdney toltuÄgegebäudes e ed von den Näumen des Aus- Gebrauch zu maden. Die Regie n Seite olen Linderung des Nothstandes und 16 a u so viel wie möglich zur Schuß gegen die Unbilden der Wi olen Seen

B i tterung austheilen. Es ist Auésicht

vorhanden, innerbalb ei M 8 A nes o 8 ¿t E HI) Geb den ) s Monats «400 Arbeitern Beschäftigung zu

Nach Mittheil Î isti

Bel eilung des Statistischen Amts

20. L I, e den biefigen Staate E t s E

iSliefuien N 26. März cr. zur Anmeldung gekommen: 421 Ehe , ( Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 641 Sterbefälle.

a Handel und Gewerbe. März 1892 1 447 76 Un göstellen der Reichsbank sind im Ei Sobrutr b. G „abgerechnet worden gegen 1 551 116 700

O «S. Und 1 366 365 200 6 im März 1891 E

Nach ei ir ati ;

7 19, Wi Tonnen Geaenhegefisden Finanz-Ministers vom leidenden an die Adresse von Amtsper e e e D s-Obrigfeiten, der landschaftlichen und der Wohslthätigkei L Anstalten, der ich RULE und E

gesandt werden, nah R uß!and Mee anacge S ab-

Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. „An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 8815, niht recht- ill reite i feine Wagen. : geste , nicht rech n erschlesien find am 1. M. gestellt 2999, nickcht rechTzeitig gestellt keine Wagen; am 2. d. e n rechtzeitig gestellt keine Wagen.

d M. sind gestellt 3319, nicht

l _Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin stand am 2. April 1892 der ideelle dritte Antheil der Louise MarieMartha Krausche, jeßt verehel. Wildhändler Ruppert, von dem im Grundbuche von Lichtenberg Band 15 Nr. 527 auf den Namen der Vorgenannten, der verebel. Sattler Krüger, E. E. A., geb. Krau \ch e, und der M. H. M. Krausche eingetragenen, zu Lichten - berg-Friedrichsberg, Pfarrstraße 18, belegenen Grundstück zur Versteigerung ; Fläche 0,0650 ha, Gebäudesteuer-Nußzungswerth 1020; Mindestgebot 3028 4; für das Meistgebot von 4219 \ wurde der Sattler Albert Krüger, Pfarrstraße 18, zu Friedrichsberg Ersteher.

_—_ Derlin 2 April Woclhenberiht für Säu Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte S Mar Saber sky.) Ia. Kartoffelmehl 33—334 4, Ia. Kartoffelstärke 33—334 A, ITa. Kartoffelstärke und -Mehl 31—32 A, feuchte Kartoffel- stärke loco und Parität Berlin 18,40 (, Fabriken bei Frankfurt a. D. zahlen frei Fabrik 17,70 A, gelber Syrup 37—37è , Capillair - Syrup 38—38} #, Capillair - Erport 39—394 Kartoffelzucker gelber 37—374 #Æ, do. Capillair 383 —39 K Rum-Couleur 50—51 4, Bier-Couleur 49—50 #4, Dextrin, elb und weiß, Ia. 40—42 #, do. secunda 37—39 A, Weizenstärke (kleinst.) 37—38 4, Weizenstärke (großst.) 45—46 A, Hallesche und _Schlesishe 45—46 A, Neisstärke (Strahlen) 47 bis 48 M, do. (Stücken) 43—44 e, Mais-Stärke 37—38 #(, Schabe- stärke 32—33 H, Victoria-Erbfen 23—26 K, Kocherbsen 21—24 M, grüne Erbsen 22—26 #, Futtererbsen 164—174 #, Leinsaat 29—23 M, Linsen, große 40—54 M, do. mittel 24—38 M, do.

Mais loco 13—135 #, Buchweizen 1753—185 #4, Pferdebohnen 16s bis 18 M, inländische weiße Bohnen 19—20 M, weiße Flachbohnen 22—-25 M, ungarishe Bohnen 17{—18L5 Æ, galizische und russische Bohnen 16—17 4, Wien 134—154 A, Hanfkörner 221 —234 #6 Linkuhen 17—175 M, Weizenschale 11-11}, Roggenkleie 11 ei —173 , Weizenschale 11—117 #, Roggenkleie 11 bis 115 M, MNapsfkuchen 14—143 M, Mohn, blauer 50—60 A, do. 24 60—80 M, Hirse, weiße 21—24 46 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 ke.

Der „Bresl. Morgenztg.“ zufolge sind die der Firma H Roth zu Breslau gehörigen Din twalzwerke Sultan e in Myslowiß an die Schlesische Actiengesellschaft für A E in Lipine O.-S. am 1. d. M. übergegangen. ie Gesellschaft ist in e Verträge der Fi L N tingetreten sellschaft ist in alle Verträge der Firma H. Die Betriebseinnahmen der Hessischen Ludwigs-Eisen- bahn betragen einschließlih des Uebertrags aus A Vorjahre 21 423 322 f d. i. mehr 1134096 Æ, die Betriebsauëgaben ein- sließlich der aus den Erneuerungsfonds bestrittenen 11 520 815 M. oder mehr 564 262 M. De Fonds tragen von den Ausgaben 1 008 459 H, der Garantiezushuß des Staats reducirt sich auf 125520 M, Zinsen und Amortisation der Anlehen abforbiren 4 108 473. Es stehen _fomit zur Verfügung der Generalversammlung 6 928 013 M oder 198 598 _ mehr als im Vorjahre. Der Ver- waltungsrath beschloß, in der Sißung vom 1. April die Vertheilung von 4F 9/9 Dividende wie im Vorjahre, ferner Dotirung der Er- neuerungéfonds und der Pensionskasse mit 950 000 / und 250 000 M6 und Uebertrag des Restes von 307615 # auf neue Rechnung der Generalversammlung vorzuschlagen.

Leipzig, 2. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per April 3,572 #, per Mai 3,572 H, per Juni 3,60 , per Juli 3,627 4, per August 3,65 #, per S 4 per Oktceber : 65 M, per November 3,677 M, er Dezember 3,671 A, per Januar 3,67} F Z71 Umsas 260 000 ke, , per Ja L M, per Februar 3,677 M6 : London, 2: April. (W.T\B) De „Limes*“ meldet aus Buenos Aires, daß der leßte Coupon der inneren Anleihe bezahlt worden ift.

(W. T..B,)

Lon don, 2. April. Betheiligung.

__ Heute ist der gerihtlide Befehl zur Liquidation der Ge- schäfte der Firma Murrieta u. Co. unter der Ueberwachung der gerihtlihen Behörden ergangen. L

An der Küste 3 Weizenladungen angeboten.

4. April. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 26. März bis 1. April : Engl. Weizen 2033, fremder 22 175, engl. Gerste 1250, fremde 14 690, engl. Malzgerste 18 627, fremde 7, engl. Hafer 299, fremder 11 216 Orts, engl. Mehl 21 262, fremdes 61 187 Sa. | N Mom, 2. April, (W. D. B) In der Deputtrtenkamucr erklärte der Minister-Präsident di Nudini auf cine Anfrage des Deputirten Imbriani, die Regierung beabsichtige nicht, das A ffidavit bei der Bezahlung der Coupons der consolidirten Anleihe wieder einzuführen.

_Bern, 2. April. (W. T. B.) Der Generalversammlung der Actionäre der Eidgenössishen Bank wohnten 234 Actionäre be, die 38 808 Actien vertraten. Gemäß dem gemeinsamen Antrage der Züricher, Berner und Baseler Actionärgruppen wurde die Abnahme des Rechenschaftsberihts und die Jahresrechnung einstimmig bis zu einer innerhalb zwei Monaten cinzuberufenden gemein- samen außerordentlichen Generalversammlung verschoben. Ebenso wurden nah dem gemeinsamen Antrage ein neuer Ver- waltungsrath von 16 Mitgliedern sowie zwei Rechnungs- Revisoren gewählt und beauftragt, die Rechnung und die Bilanz ge- meinsam zu prüfen, die Lage der Bank festzustellen und zu unter- suchen, ob für die entstandenen Verluste die bisherige Verwaltung verantwortlih gemacht werden könne, fowie welche Aenderungen in der Organisation und_ den Statuten (beispielsweise die Abschaffung der Tantièmen) zur Sanirung des Instituts angezeigt seien. Hierüber sollen der Bericht und die Anträge der nächsten Generalversammlung, die spätestens vor Ende Mai zu berufen ist, vorgelegt werden. __Belgrad, 2. April. (W. T. B.) Die Bilanz der \er- bischen Kreditbank für 1891 weist einen Reingewinn von 8 9/6 auf. Im Vorjahre betrug der Reingewinn 5 9/0.

L New-York, 2. April. (W. T. B.) Die Börse war an- fangs schwach und {loß nah theilweiser Erhöhung fest. Der Umsa der Actien betrug 254 000 Stück. Der Silbervorrat h wid auf 3300000 Unzen geshäßt. Die Silberverkäufe betrugen 55 000 Unzen.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 12337265 Dollars gegen 9 648 492 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2670 564 Dollars gegen 1 933 025 Dollars in der Vorwoche.

Wolle unverändert, rege

Mannigfaltiges.

Aus cinem Bericht der „Deutschen Uhrmacher-Zeitung" über die Urania-Säulen entnehmen wir die folgenden Mittheilungen : Bekanntlich besteht seit längerer Zeit der an Berlin und andere größere Städte mit fünstleris S ettersäulen zu versehen, deren Zweck außer der Angabe der Normalzeit eine allgemein verständ- lide und zuverlässige Auskunftsertheilung in meteorologischen und astronomischen Dingen ift. Nachdem die Stadt Berlin die denkbar günstigsten Pläße bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat, ist seit einigen Tagen mit Aufstellung der ersten diefer Säulen, deren Zahl sich binnen fürzester Zeit auf hundert belaufen joll, bereits begonnen. Die NReichshauptstadt gelangt hiermit in den Besiß ciner Einrichtung, die keine ‘andere Stadt der Welt

aufzuweisen hat, da die Kiosks in Paris, Brüssel und anderen

fleine 16—24 M, Gelber Senf 18—30 Æ, Kümmel 36—40 AM,*

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Städten sich mit ihr durhaus nicht vergleichen lassen. Durch ihre äußere Gestalt werden die Urania-Säulen Kunstwerke von hervor- ragender architeftonischer Schönheit sein, deren Entwurf von Professor Schupmann in Aachen stammt, und deren Modell von Si Otto Lessing in Berlin hergestellt ist. Unterbalb der kuppelförmigen Bekrönung befindet sch die Uhr, deren zwei roße BZifferblätter, auf zwei gegenüberliegenden Seiten der Säule auf weite Entfernungen hin sichtbar, Berliner Normalzeit angeben. Auf der dritten Seite befindet sich ein in 24 Stunden ein- getheiltes : Zifferblatt, auf dem die Weltzeit abzulesen ist, und auf der vierten Seite eine sih drehende halb weiß, halb warz gehaltene Kugel, welche die jeweilige Mondphase darstellt. Durch die finnreiche Einrichtung der Urania-Uhren ist eine außerordentliche Genauigkeit in der Zeitangabe gesichert. Sollte jedoch dur irgend ‘einen Zufall an einer der Uhren die Feblergrenze um eine Viertelminute überschritten werden, fo verhüllt ih das Zifferblatt selbst- thätig, sodaß das Ablesen einer falschen Zeit unmöglich ae macht wird. Gleichzeitig wird auf elettrishem Wege die Gesell- schast an ihrer Betriebs\telle davon benachrichtigt, sodaß \leunigste Abhilfe erfolgen kann. Um die bedeutenden. Kosten der Anlage auf- zubringen, ist an den Säulen auch Naum für eine Reihe größerer Tj gelassen, die zur Aufnahme künstlerisch ausgeführter An- ündigungen wissenshaftlicher Justitute, Bäder, industrieller Etablisse- ments u. st. w. bestimmt sind. Diese Flächen werden durch Spiegel- scheiben gegen die äußeren Einflüsse der Witterung geschüßt und Abends durch mächtige Reflectoren mit Regenerativlampen beleuchtet. __ Vom Königlichen Eisenbahnbetricbsamt Berlin (Directionsbezirk Erfurt), Anhalter Bahnhof, erhalten wir nachstehende Mitthei- lung: Heute, Montag, .den 4. April, r 9 Ur 35 Minuten ent - gleiste infolge Radreifenbruches der Postwagen des in Berlin um Uhr 17 Minuten früh fälligen Frankfurter Schnellzuges zwischen Bitterfeld und Burg-Chemnißk. Nach Umlegung des Carpenter- bremshebels. wurde der Zug in circa einer halben Minute zum Still- stand gebraht. Von Bitterfeld wurde sofort ein Hilfëzug zur Auf- nahme der Reisenden abgeschickt, welhe mit einer Versvätung von 1 Stunde 41 Minuten weiterfuhren. In Berlin kam der Zug mit 1 Stunde 33 Minuten Verspätung an. Von Passagieren und Be- amten ist nah Mittheilung des Zugführers niemand verleßt worden. Die Beschädigungen an Maschine, Wagen und Material sind nur geringfügige.

Die neue Gen bant puen Iohannisthal und Spindlersfeld bei Köpcnick ist am 1. April, wie bestimmt war eröffnet worden. Früh um 6 Uhr fuhr der erste Zug, dessen Maschine bekfränzt war, von Station Johannicthal ab und traf fahrplanmäßig 8 Minuten später in Spindlersfeld ein. Dort wurde, wie die „Voss. Z.* berichtet, der Zug von weißgekleideten jungen Mädchen und von der Musik der Spindler’shen Fabrik empfangen. Der erste ausgestiegene Fahrgast erhielt einen Kranz. Die in dev Nabe der Strecke liegenden Gebäude hatten geflaggt. Vorläufig geht nur alle zwei Stunden ein Zug hin und zurü. e

Durch ein gefährlihes Kinderspielzeug hat gestern, wie die „Post“ berichtet, ein Herr an der ECcke der Bellevue- und Victoria- straße ein Auge eingebüßt. Ein Knabe spielte mit einer soge- nannten Flugmaschine, jenem bekannten aus Blech gefertigten Spiel- zeug, das durch das Abziehen einer umgewickelten Schnur in die Höhe getrieben wird. Die Maschine nahm cine falsche Nichtung und traf den in seinem Wagen vorüberfahrenden Yentuer Sp. fo ‘unglücklih in das linke Auge, daß dieses sofort auslief. | Der Magistrat beabsichtigt, wie die N. A..Z. erfahrt: das städtishe Grundstück zwischen der verlängerten Waldersee- und Bremerstraße, sowie dem Schulgrundstücke der städtischen Parkdepu- tation zur Einrichtung eines Spiel plates für die leinen Kinder links an der Ede der Bremerstraße un an der Waldersee- straße zur Herstellung eines geräumigen Svielvlatzes für Schüler 2c. zu überweisen. Das Mittelstück zwischen dem Kinder-Spielplaß west- lich und dem Schüler-Spielplat östlich soll der Parkdeputation zur Einrichtung einer Lagerstätte für Dung und Laub und Gartenerde, sowie für cinen Geräths{hupven dienen. Die hierzu erforderlichen Kosten betragen 3700 i

Der deutsche Offizierverein hat infolge Beschlusses der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 26. Oktober 1891 und nah erfolgter Genehmigung des Kriegs-Ministers und der Minister des Innern und der Justiz vom 1. April 1892 die Firma „Waaren- haus für Armee und Marine“ angenommen. Die bisherigen Mitgliedsfarten behalten ihre Gültigkeit, fönnen jedoch auch gegen solche mit der neuen Firma eingetausht werden, ohne daß den Mit- gliedern Kosten dadurch entstehen. :

_ Potsdam. Wie die „Potsd. Corr.“ meldet, sollen zur Ent- lastung der Friedenékirhe zwei neue Kirchen erbaut werden. Der Bau der einen ist am Eingang zum Neuen Garten, in dem fog. Birkenwäldchen geplant, während man für die andere Kirche nach einem Bauplay in der Brandenburger Vorstadt Umschau hält.

Potsdam. Der „N. A. Z.“ wird geschrieben: DerFWirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath a. D. D. Dr. Wiese, der im leßten Jahrzehnt seinen Wohnort von Berlin hierher verlegt ‘hat, wird am 18. April die diamantene Hochzeit feiern. Seine Gemahlin ist cine Tochter des Gymnasial- Directors Spilleke, der die früher ver- einigten drei Schulanstalten, das Friedrih-Wilhelms-Gymnasium, die Kömgliche Realschule und die Elisabethschule, geleitet hat.

Wriezen, 1. April. Jn der Deichamtssißung des Niederoder- bruchs machte, wie der „Voss. Z." berichtet wird, Deichhauptmann Graf Fink von Finenstein die Mittheilung, daß Seine Majestät per Kaiser den in den leßten Jahren vom Hochwasser ge- \hädigten Gemeinden des Oderbruchs 76 000 M aus dem Noth- standsfonds bewilligt habe.

April.

RONURSHULT E Auf dem Königsgrube sind, wie dem „D. B. H.“ herabfallende Steinmassen drei Heuer Einer blicb todt, zwei wurden {wer verlett.

Krugschacht der gemeldet wird, durch vershüttet worden,

_ Worms. Am 31. März, Morgens gegen 24 Uhr, fiel am mittleren Fischmarkt ein Meteor nieder; der Stein wiegt 2 Ctr. In seinem Falle {lug er ein etwa 4 Fuß tiefes Loch in den Erde boden und zerstörte den Dachstuhl cines Häuschens. Der Stein soll, wie der „Frankf. Ztg.“ geschrieben wird, ausgegraben werden, um einer Besichtigung unterzogen zu werden.

__ Stuttgart, 1. April. Dex „Magd. Z.“ wird berichtet: Das 2. Württembergische Feld-Artillerie-Negiment Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern feierte gestern das 7öjährige Bestehen seines Regimentsverbandes unker großer Theilnahme früherer Angehöriger des Regiments und der ganzen Garnisonstadt Ludw tg s- burg. Die Festlichkeiten leitete am Vorabend ein großer Fackelzug ein, gestern Mittag nahm Seine Majestät der König, der mit glänzendem Gefolge nah Ludwigsburg gereist war, Parade ab und vertheilte hierauf an Offiziere und Unteroffiziere Orden und Ehren- zeihen. Bei dem Festmahl der Offiziere am Nachmittag brate der Regiments-Commandeur Oberst von Flaiz einen Trink- spruch anf den König von Württemberg und Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten von Bayern aus; der commandirende General von Woelckern erinnerte in längerer Rede an die hervorragende Thätigkeit des Regiments im Feldzuge von 1870/71, insbesondere bei Villiers und Champiany. Der bayerishe Gesandte betonte die

innigen Beziehungen, die Bayern und Württemberg mit einander