1892 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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6) Empfiehlt es sich, den Terminhandel cinzuschränken, z. B. für gewisse Waaren oder gewisse Gattungen von Effecten (Jndustrieactien, Bankactien, Bergwerkspapiere 2c.) ganz zu verbieten oder dic Zulassung zum Handel und zur Kursnotirung von gewissen Voraussezungen, z. B. einem be- stimmten hohen Mindestkapital des emittirten Papiers, oder der Genehmigung von Staatsbchörden abhängig zu machen?

7) Giebt es Merkmale (und eventuell welche?), wona sich der reelle Terminhandel von dem bloßen Differenzgeschäft (Börsenspiel) unterscheidet und empfiehlt es sich, leßterem dur geseßlihe Bestimmungen entgegenzuwirken etwa dahin:

a. daß Differenzgeshäfte für nichtig oder unklagbar erklärt werden, oder

b. daß eine solche Bestimmung (a) für alle Termin- geschäfte mit Privatpersonen (ctwa Handelsangejtellten oder allen niht in das Handelsregister eingetragenen Firmen oder Personen oder in noch engerer Begrenzung, und welcher ?) getroffen wird, oder

c. daß Prämiengeschäfie (Vor- und Rücprämie, Stellage- geschäfte, Nochgeschäfte u. s. w.) für nichtig oder doh un- flagbar erflärt werden,

d. daß Differenzhandel (vergl. Konkursordnung S 210

Nr. 1) unter Strafe gestellt wird,

e. daß Diejenigen bestraft werden, welche unter wissent- licher Benußung des Leichtsinns und der Unerfahrenheit cines Anderen für diesen oder mit ihm Termingeschäfte abschließen oder dazu verleiten ?

f. daß die sogen. Börsensteucr für dergleichen Geschäfte crhöht wird?

8) Haben sich einzelne der an den verschiedenen Börsen- plägen bestehenden Lieferungsbedingungen, z. B. hinsichtlich der Qualität oder des Gewichts von Waaren bezw. der Lieferbarkeit von Papieren, der Execution, der Unterwerfung unter ein Schiedsgericht u. \. w., als gemeinschädlih erwiesen ? und was fann eventuell zur Beseitigung oder Unschädlich- machung solcher Bedingungen geschehen ?

9) Sind in den Einrichtungen zur Erleichterung des Ab- \hlusses und der Abwickelung von Termingeschäften (Liqui- dationsfassen, Abrehnungskassen, Kündigungsbureaus, Effecten- Giros, Skontrirungs-Kontore u. #. w.) gemeinschädliche Mängel hervorgetreten, und wie lassen s diejelben beseitigen ? Etwa durch Einrichtung von unter staatlicher Controle stehen- den Abrechnungsstellen, bei welchen von beiden Contrahenten eine angemessene Caution (Einschuß) zu hinterlegen ift ?

10) Genúügt das an den einzelnen Pläßen bestchende Ver- fahren bei Feststellung der Kurse für Termingeschäfte und Kassageshäfte seinem Zwecke oder bedarf dasselbe der Ver- besserung, eventuell in welhen Punkten?

11) Empyfiehlt sih die Einführung einer einheitlichen Kurs- und Preisnotirung für sämmtliche deutshe Börsen?

12) Empfichlt es sih, für Getreide cine möglichst cinheit- liche Preisnotirung herbeizuführen ?

13) Ist insbesondere dafür zu sorgen, daß die bei der Feststellung der Kurse mitwirkenden Makler von der Betheili- gung an den zu Grunde liegenden Geschäften ferngehalten werden ?

Jst deshalb auf strenge Befolgung des Verbots von Handelsgeschäften für eigene Rechnung (H.-G.-B. Artikel 69 Nr. 1) zu halten, und ist dies mit Erfolg möglih? _

Kann mit Erfolg dem Justitut der sogenannien Stroh- männer, welche statt der Makler die fragliche Verbindlichkeit übernehmen, entgegengewirkt werden ?

Muß nicht wenigstens darauf gehalten werden, daß die Makler fogleih die Namen der Contrahenten in das Tagebuch und in die Schlußnote aufnehmen (H.-G.-B. Artikel 72, 73),

c t ; E U i d CUe : 1E anstatt sich die „Aufgabe“ vorzubehalten? Jst das Matler- gewerbe wieder in ein eigentliches Officialgewerbe mit aus- iließlihen Rechten und streng controlirten öffentlichen Pflichten zu verwandeln? oder: Jst das Maklergewerbe frei zu geben und in anderer (event. welcher?) Weise sür cine rihtige Curs- feststellung zu sorgen ?

14) Haben sich aus der Existenz und dem Betricb der sogenannten Maklerbanken gemeinschädliche Uebelstände ergeben, und wie ist denselben eventuell zu begegnen ?

15) Sind die Bestimmungen der Börsenordnungen abzu- ändern, welche die Zulassung zum Boörsenbefuch odex die Aus- schließung von demjelben betreffen? Jt diese Zulassung ins- besondere von persönlichen Empsfehlungen oder Bürgschaften oder von ciner Realcaution und die Wiederzulafsung solcher Personen, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, von dem Nachweise, daß fie unverschuldet in diesen Zustand gerathen, oder nur von dem Nachweise, daß sie ihre sämmtlichen früher unbezahlt gelassenen Verpflichtungen erfüllt haben, abhängig zu mahen? Ist eine corvorative Verfassung der Börse vielleicht der Weg, auf dem eine Reform zu suchen wäre? j

16) Jst das chrengerichtliche Verfahren weiter auszubilden (Einseßung eines Ehrengerichtshofs, Organisation desfelben und Verfahren vor demselben) ?

17) Sollen bestimmte staatlihe Organe (Staatscommis- sarien) mit der Aufsicht über die Börse betraut, und welche Functionen sollen ihnen dabei übertragen werden ?

18) Welche Maßregeln empfehlen sh, um dem schädlichen Neclamewesen, der bewußten Jrreleitung des Publikums durch die Presse und der Verbreitung falsher Gerüchte entgegen- zutreten ?

Sind insbesondere die hinsihtlich der Actien gegebenen Strafbestimmungen (H.-G.-B. Art. 249d Nr. 1, 2) auch auf andere Papiere und selbst auf den Waarenhandel aus- zudehnen ? S - ] / ;

19) Welche Mißstände find bei der Vermittlung (Kom- missionsgeschäft u. f. w.) zwschen_ Der Börse und den außer- halb derselben stehenden Kreisen für deren Speculationen in LRapieren und Waaren hervorgetreten, und welhe Maßregeln der Abhilfe sind gegenüber denselben zu empfehlen ? :

20) Jst insbesondere die Anschaffung inländischer solider Papiere dadurch zu erleihtern, daß öffentlihe Kassen zur Be- schaffung derselben Aufträge entgegenzunchmen haben ?

21) Sind die Voraussezungen, unter welhen der Kom- missionár als Selbstcontrahent eintreten darf (H.-S§.-B. Art. 376), wirksam genug, um einen Mißbrauch diefes Nechts, namentlich cine Speculation auf Kosten des Kommittenten, zu verhüten ?

Oder haben fih vielmchr Uebelstände aus dem Selbst cintrittsreht ergeben, sodaß es zweckmäßig ist, dasfelbe noch mehr einzuschränken oder ganz aufzuheben, und zwar für das Termingeschäft oder allgemein; ungeachtet der bisherigen Ver- bindung von Eigen- und Kommissionshandel in Deutschland ?

29) Ist das gesezlihe Pfandrehi des Kommisttonärs (Art. §74, 375 H.-G.-B.) einzuschränken oder ganz aufzu- heben ?

93) Sind die gescglichen Vorausfezungen oder Wirkungen cines Firgeshäfts (Art. 357, 1—3 H.-G.-B.) zur Verhütung von Mißbrauch abzuändern, und in welcher Hinsicht?

Selbstverständlich läßt die Auswahl der Fragen noh nicht darauf schließen, welche Stellung die Commission zu deren Beantwortung eingenommen hat. Sie wird sich vielmehr darüber erft nah Abschluß der Vernehmungen s{lüfsig zu machen haben.

Wegen der am 25. Februar d. J. und an den folgenden Tagen in Berlin vorgekommenen Straßen-Exrcesse sind eine Reihe von Perfonen zur gerihtlihen Untersuchung gezogen worden. Von diesen Personen wurden die am geringsten Belasteten, 66 an der Zahl, dem Amtsgericht 1 hierselbst gemäß S 211 der Straf- prozeßordnung zu sofortiger Aburtiheilung vorgeführt. Die Aburtheilung erfolgte gegenüber 48 Vorgeführten bereits am ersten Werktage nah der That. Gegen die übrigen, welche die ihnen zur Last gelegten Handlungen bestritten und da- durch eine umständlihere Beweisaufnahnke nothwendig machten, ist inzwishen von dem Schöffengericht des Amts- gerihts T hier ebenfalls auf Strafe erfannt worden. Das gleiche gilt von aht anderen Schuldigen, hinsichtlih deren die Untersuchung nah den bestehenden Vorschriften von vorn- herein bei dem Schöffengeriht anhängig gemaht worden war. Gegen 21 schwerer beschuldigte Theilnchmer an den Excessen ist am 19. März d. J. von der Strafkammer 11 des Landgerichts T1 hier und gegen die drei am shwersten Be- lasteten am 25. desselben Monats von dem Schwurgericht hier das Urtheil gesprochen worden.

Die Strafen lauten, abgesehen von den wegen gering- fügiger Uebertretungen verhängten, auf mehrwöchige Haft bis zu vier Jahren Zuchthaus. Insbesondere sind gegen die von der Strafkammer abgeurtheilten 21 Delinquenten ins- gesammt 28 Jahre 11 Monate und gegen einen nachträglich noch Abgeurtheilten 3 Jahre 6 Monate Gefängniß festgeseßt worden, sodaß auf jeden der Bestraften durchschnittlich fast 11/4 Jahr Gefängniß kommt. Gegen die drei von dem Schwur- gericht bestraften Uebelthäter sind vier Jahre Zuchthaus, be- ziehungsweise 3 Jahre Gefängniß, beziehungsweise 2 Jahre Gefängniß erkannt worden.

Die meisten der Verurtheilten haben sih bei dem Richter- {pru beruhigt und verbüßen gegenwärtig ihre Strafe oder haben fie bereits verbüßt. Einige wenige Untersuhungen der gedachten Art befinden sich aus besonderen Gründen noch in der Schwebe. :

Der Kaiscrliche Gesandte am Königlih niederländischen Hofe, Geheime Legations-Rath Graf zu Nangzau ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub nach dem Haag zurüdgetehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Gouverneur von Mainz, General der Jnfanterie von Reibniß, und der kommandirende General des X V. Armece-Corvs, General-Lieutenani von Blume, haben Berlin wieder verlassen.

Der General-Lieutenant von Münnich, Commandeur der 15. Dirision, ist zur Abstattung versönliher Meldungen hier eingetreffen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich medcklenburgifche Ober-Zoll-Director Oldenburg ist von hier abgereiît.

Bayern.

München, 8. April. Die Kammer der Abge- ordneten bericth gestern den Etat des protestantischen Cultus. Die Abgg. Wirth und Dr. Groß beantragten, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, Einstellung ciner neuen Alterszulage für protestantishe Geistlihe. Der Cultus- Minister von Müller erfannte das Bedürfniß auf Besserung an, cer habe aber seit der kurzen Zeit feiner Amtsführung noch nicht dieser shwierigen Frage näher treten fönnen. Der Anirag Wirth - Groß würde cine end- gültige Befriedigung nicht herbeiführen und könne später eine für den gesammten Stand günstigere Regelung ershweren. Es sei daher vielleicht für die Betheiligten selbst beîser, die Vorlage abzuwarten, welche die Regierung an den nächjien Landtag bringen wolle. Hierauf wurde der Antrag Wirih- Groß zurückgezogen. s

Der Magistrat hat in sciner heutigen Abendsizung der Herabseßung der Gebühren für Erlangung des Bürgerrechts und des Heimathsrechts zuge]timmt und beschlossen, die Gebührcnsäße entsprehend der Hohe des Ein- fommens abzustufen. Die Beamten sollen dabei befonders bc- rücfsichtigt werden.

Sachsen.

Dresden, 8. April. Nah aus Mentonc eingegangenen Nachrichten ist Seine Majestät der Kön ig gestern dajelbst ein- getroffen. Ueber das Befinden Jhrer Majestät der Königin verlautet dem „Dr. J.“ zufolge günstiges. Allerhöchstdieselbe hat in den legten Tagen mchrfach Ausflüge zu Wagen und zu Fuß in die Umgebung von Mentone unternommen.

Baden.

Karlsruhe, 8. April. Beide Kammern haben fich heute vertagt. Die Érste Kammer bis zum 26., die Zweite Kammer bis zum 25. April.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 8. April. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Meckl. Nachr.“ erfahren, von dem unternommenen Ausflug nah Algier, wo Höchstderselbe sich aht Tage aufgehalten hat, nah Cannes zurügekehrt und dort gestern Mittag im besten Wohisein cingetroffen. Auf der Rückreise hat Scine Königliche Hoheit noch einen Tag zum Besuch von Ajaccio verwendet.

Sachsen-Weimar-Eisfenach.

Weimar, 8. April. Am Großherzoglichen Hofe wurde heute die Feier des Geburtstages Zhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin im engjten Familienkreise begangen. Abends wohnten die höchsten Herrschaften ciner Festaufführung im Hof-Theater bei. Das zahlreih versammelte Publikum brahtie nah der „Th. C.“ der Großherzogin lebhafte Ovationen dar.

ausgeworfen.

Im Landtag siand heute das Steuergescy für die Finanzperiode zur ersten Lesung. Aus den von der Großteene lichen Staatsregierung abgegebenen Erklärungen gcht hervor, daß sie dem Wunsch des Landtags centsprehend von der Wiederher- stellung der um 02 Proc. höheren Säße der Einkommensteucr Abstand genommen habe; auch sei sie bereit eine Fortführung der Progression dieser Säße in dem Sinne eintreten zu lassen, daß für Einkommen bis 10990 M die bisherigen Säge bei- behalten würden, bei höheren Einkommen aber die Steuersäße in angemessener Abstufung bis zu 3,8 Proc. bei einem Ein- fommen von 70000 «4 und mehr stiegen. Die Theilung der Steuerstufe von 1500 bis 2990 # und die Minderung des Steuersaßzes für die Einkommen von 1500 bis 1999 , die auf cine Minderung der Steuer um nur 85 .Z hinaus- laufen würde, lehnte die Regierung ab. Der vorhandene reine Ueberschuß in der Staatskasse beläuft sih auf 1 Million Mark, welcher Betrag von der Staatsregierung als für die jezigen Verhältnisse niht zu hoh bezeichnet wird.

Braunschweig.

Braunschweig, 8. April. Der Landtag ist, wie die „Magdb. Ztg.“ berichtet, nachdem die Geseßentwürfe über die Städteordnung und die Landgemeindeordnung in erster Lesung durhberathen sind, bis zum 10. Mai vertagt worden.

Oefterreich-Ungarn.

In Wien waren in leßter Zeit Gerüchte verbreitet ge- wesen, daß die Einbringung der Vorlagen über die Valutaregulirung in der bevorstehenden Nachsession des österreihishen Parlaments zweifelhaft geworden sci. Dem gegenüber meldei das „Fremdenblatt“ auf Grund guter Informationen, daß fsih in den Absichten der Regierungskreise in dieser Bezichung kein Wandel vollzogen habe. Die Valutavorlagen würden ganz unabhängig von den noh \{hwebenden Verhandlungen mit der Desterreichish-Ungarische: Bank fertiggestellt werden.

Die Generaldebatte über das Budget im böhmischen Landtag, die sh vollständig zu einer Debatte über den Ausgleich gestaltet hatte, ist in der gestrigen Sißzung beendet worden. Aus der Debatte ist noch Folgendes hervorzuheben : Abg. Dr. von Plener bemerkte, die Haltung der Regierung, insbesondere diejenige des Statthalters, sci tief bedauerlich; durch eine energishe Vertretung der Vorlagen hätte der Statthalter eine andere Wendung herbeiführen können; der gegenwärtige Mißerfolg s{chwäche nicht das Selbstbewußtsein der Vertreter des deutshen Volkes in Böhmen. Da die Wiener Punctationen theilweise bereits in der Verwaltung und Geseßgebung verwirklicht seien, werde auch das Audaleichdrecht immer wieder vor den Landtag ge- braht werdcn. Das von den Czechen gewünschte Staatsrecht bedeute eine Zerreißung der Monarchie, es würde nur mit Kämpfen zu erreichen sein, bei denen die Existenz Oesterreichs gefährdet werde. Prinz Carl von Schwarzenberg erflärte, die Zeit des Ausgleihs werde wiederkommen, allerdings die eines verbesserten Ausgleihs im Sinne der Gleihberehtigung und des Staatsrehts: er müsse sich zur Partei derjenigen, die für das böhmische Staatsrecht ein- treten, bekennen, jedoch fih gegen ein turbulentes Streben danach aussprehen. Die Vermirklihung dieser Wünsche fei nur in voller Uebercinstimmung beider Nationen denkbar. Schon darum sei cin Ausgleich nothwendig.

Die Landtage von Mähren und Steiermark sind gestern geschlossen worden.

Großbritannien und JFrland.

Die Königin Victoria empfing, der „A. C.“ zufolge, am Mittwoch in Hyères eine Abordnung von fran- zösischen Krimkriegs-Veteranen, welche in der Stadt wohnen. Die drei Veteranen überreichten Jhrer Majestät einen Blumenstrauß und zeichneten darauf ihre Namen in das Stammbuch der Königin ein. Am 6. April überbrachte ein Hofbeamter aus Darmstadt der Königin die amtlihe Nachricht von dem Ableben des Großherzogs von Hessen.

Das Unterhaus hat in jciner gestrigen Sißung einen von dem Abg. Foster cingebrachten Antrag zu Gunsten ciner kürzeren Dauer des Parlaments mit 188 gegen 142 Stimmen abgelehnt. Jm Laufe der Debatte erklärte der Erste Lord des Schazes Balfour nah dem Bericht des „W. T. B.“: kürzere Parlamente würden die auswärtige Politik Englands wie die Stabilität seiner inneren Politik beeinträchtigen. Die Osterferien des Parlaments werden, wie Balfour weiter mittheilte, vom 12. bis 25. April dauern.

Die britishe Admiralität hat 42000 Pfd. Sterl. zum

Umbau und zur Reparatur des Panzerschiffs „Ajar“ Sobald der „Ajax“ hergestellt ist, soll er den „Agamemnon“ im Mittelmeergeshwader ablösen. “Die Verurtheilung der Anarchisten von Walsall hat unter ihren Londoner Genessen, sowohl den ausländischen wie den englishen, große Aufregung hervorgerufen. Wie der „Standard“ erfährt, wollen sic versuchen, das Urtheil umzu- stoßen und demnächst eine Kundgebung im Hyde Park ver- anjtalten.

In der Legislatur von Neufundland wurde kürzlich der Anirag eingebracht, einen modus vivendi mit Canada über die Fischerei abzuschließen, bis zur end- gültigen Ordnung der Streitigkeit. Da die Anhänger des Ministeriums jedoch sämmtlich dagegen stimmten, so wurde dex Antrag verworfen.

Frankreich.

Die fortgeseßten Ausschreitungen in den fran- zösischen Kirhen auc in Roanne is es während ciner Predigt zu Thätlichkeiten unter den Versammelten und zu einem Handgemenge gekommen, bei dem ein Diacon ver- wundet wurde haben, wie der „Magd. Ztg.“ gemeldet wird, dem Vatican Veranlassung gegeben, sih mit einem Pro teste an die französishe Negierung zu wenden. Der Nuntius Ferrata hätte demnach cin2 Note überbracht, worin diese Vorgänge als Verlegung des Concordats bezeihnet würden. Jn der Deputirtenkammer be- abfichtigt Msgr. d'Hulzt, der erst kürzlih für den ver- storbenen Bischof Frevpel zum Deputirten gewählt worden ift, die Regierung über die Auftritte in Paris, Nancy, Marseille und Beaumont und ihr Verhalten dabei zu interpelliren. Die Demonstrationen gegen die Kirche dürften auch dem Bischof von Mende Veranlassung zu einem an die Pfarr- kinder seiner Diöcese gerichteten Schreiben gegeben haben,

nur für folhe Candidaten zu

worin er ihnen empfiehlt, ertheidigen versprächen.

immen, welche die Religion zu v : s Rroteß gegen Ravao L me „W. T. B.“ zu- folge, auf den 2. April festgeseßt. Der- General-Procurator Quesnay de Beaurepaire wird die Anklage vertreten. Mie der „Temps“ meldet, wird sich ein zweiter Kreuger des südatlantishen Geschwaders auf Befchl des Kriegs-Ministers nah der Küste von Dahomey begeben. Dasselbe Blatt erfährt aus Tongking, daß in einem S mügßgel mit Piraten bei Caobang der Capitän Ger t ‘und drei Soldaten der Fremdenlegion getödtet, E t und sechs Legionäre verwundet worden

Lieutenant Guillemino seien. ¿sion hat laut Meldung des „W. T. B.“ G Die Bol com fend die Ausdehnungdes Minimal- n Se) auf eine Anzahl Urproducte aus den Ver- tartfs É L taaten, einstimmig angenommen. Kaffee ist ents “Begünstigung ausgeschlossen. Die Vorlegung des Gese A ours ist cine Folge der vom Washingtoner Cabinet beslosfenen Anwendung des Artikels 3 der Mac Kinley-Bill

- a AES e Importe. L 4 L A Da z S französis en ist der italienische Staatsangehörige Aurillo

nach Din Spionagegeseß zu vierjährigem Gefängniß verurtheilt

worden. Rußland und Polen.

Zor Finanz-Minister Wyschnegradski ift gestern in Ga éáina, wohin er sich zum Vortrage beim Kaiser be-

eben hatte, von einem shweren Unwohlsein befallen worden. J „i Minister hatte sih, wie man dem „W. T. B.“ aus Zt. Petersburg meldet , bereiis am Donnerstag nicht ganz wohl gefühlt, war aber troy Abrathens der Aerzte in Begleitung der Doctoren Bartels und Gcheimrath FKobeko nah Gatschina gefahren. Die Aerzte sreiben das Unwohlsein einer durch Ueberarbeitung herbeigeführten Uebermüdung zu und verlangen dringend für den Minister die nöthige Erholung. Der „St. Pet. Zig.“ zufolge hat die Er- franfung des Finanz-Ministers einen ernsten Charakter.

Wie man dem „Hamb. Corr.“ meldet, hat der Kaijer den Gesandten der Vereinigten Staaten Smith in Gatschina in Audienz empfangen, um ihm seinen lebhaften Dank für die große Getreidespende auszudrücken, welche die Amerikaner den Nothleidenden in Rußland gewidmet haben.

Der Wiener „Pol. Corr.“ geht aus St. Petersburg dic Nachricht zu, daß dem russischen Reichsrath demnächst ein Geseßentwurf zur Beschlußzfa}}ung vorgelegt werden soll, welcher den Zweck verfolgt, die Ansiedelung von Aus- ländern in Nußland zu beschränken.

Der Verkehrs-Minister hat die Verlegung der Direction der baltischen Eisenbahn von Reval nah Si. Peters- burg angeordnet.

Ftalien.

Die Verhandlungen über den italienish-\{chweize- rishen Handelsvertrag sollen nunmehr in Zürich wieder aufgenommen werden, und die italienishen Unterhändler

Miraglia, Stringheri und Monzelli werden, wie die „Ag. Stef.” meldet, zu diesem Behuf am Dienstag dort eintreffen.

Spanien.

Ueber die von der spanishen Regierung gegen die anarchistische Bewegung getroffenen Maßregeln wird der „Frkf. Ztg.“ aus Madrid unter dem 6. April geschrieben :

Unter den verhafteten Anarchisten befindet sich auch der Herausgeber des Anarchistenblattes „La Anarguia“, Sefñior Alvarez, der eine Hauptrolle in der anarchistishen Bewegung gespielt haben soll. Jn seiner Wohnung fand die Polizei mancherlei Aufklärung darüber: die Bewegung soll danach in Spanien hauptsählich durch den Jtaliener Malatejsta und etliche andere Ausländer organisirt worden sein. Sie besuchten nah einander Madrid, Bilbao, Oviedo, Sevilla und Barcelona, ließen Blätter erscheinen, gründeten Vereine und hielten Versamm- lungen. Alvarez war in Madrid thätig. Ueberall hatten die Aus- känder das Uebergewicht; aus Barcelona allein follen in den leßten Tagen über zweihundert ausgezogen sein, als die Polizei auftrat und Verhaftungen vornahm. Mit den spani- hen Anarchisten glaubt die Regierung leiht fertig werden zu können, weil sie weder zahlreih noch gu! organisirt sind und die eigentlichen Arbeiter sich im ganzen von ihnen fernhalten; gegen die Ausländer will die Regierung aber mit größter Strenge verfahren. Von den in Madrid verhafteten Anarchisten, nebzehn an der Zahl, find sieben wieder freigelassen worden, weil man ihnen nihts Strafbares nahweisen kann: die übrigen zehn, darunter der Vorstand des Anarchistenclubs, werden unter der Anklage der Vers wörung vor Gericht gestellt.

Belgien.

Zn einer gestern in Brüssel abgehaltenen Versammlung der liberalen Vereinigung, welche die Verhandlungen mit der Gruppe der gemäßigten Liberalen zur Herbeiführung eines Einvernehmens bei den bevorstehenden Wahlen erörterte verlas der Deputirte Janson einen Brief, wonach alle Schwierig- feiten beseitigt sind und die Vereinigung aller Liberalen L besiegelt zu betrachten ist. 4 7

Aus Brüssel und Lüttih wird von neuen Dynamit- Anschlägen berichtet. Jn Auvelais cntdeckte man nach der „Mgdb. Ztg.“ ein geheimes Lager von 300 Dynanmitpatronen und in Lüttich wurden, wie man der „Köln. Ztg.“ berichtet, in der Bagoletsiraßze Zünder für Dynamitpatronen vorgefunden welche vermuthlih von einem Dynamitdieb, der Entdeckung fürchtet, dort versteckt worden sind. . y

Griechenland.

Zum Militär-Commandanten von Thessalien ist nah einem Wolff schen Telegramm aus Athen der General Zym- brafkafkis designirt: er soll mit der Unterdrückung des dort überhandnehmenden Räuberunwesens beauftragt werden.

4 : Serbien. Die Regierung soll, nah einem der „Köln. Ztg.“ zuge- gangenem Telegramm, nunmehr entschlossen sein, alle in

Serbien weilenden bulgari Flüchtli in aller- nächster Zeit auszuweisen. aue n 8 L, Schweden und Norwegen. (F) Stodcholm, 6. April. Nah dem Bericht der Vomänenverwaltung find im Jahre 1891 kleinere Do- mänen für einen Betrag von 872092 Kronen verkauft worden; im genen sind bisher durch den Verkauf dieser fleineren fiscalishen Besißungen 3 604 343 Kronen vereinnahmt. (Sleichzeitig wurden Oedländereien im Werthe von 104 859 Kronen zur Aufforstung angekauft: zu legterem Zwecke sind

während der Jahre 1875 bis 1891 2406 445 Kronen auf- gewendet worden. -

p Dänemark.

(F) Kopenhagen, 7. April. Der bisherige siamesische Gesandte am hiesigen Königlichen Hofe Phya Maha Yotha überreichte heute dem König auf Amalienborg sein Rüc- berufungsschreiben : unmittelbar darauf wurde der neuernannte siamesishe Gesandte Phya Nond Buri vom König empfangen, der dessen Ernennungsschreiben entgegennahm.

Amerika.

Im NMNepräsentantenhause der Vereinigten Staaten hat Mac Creary laut Kabeltelegramm aus Washing- ton gestern namens der Demokraten eine Bill eingebracht, welche die Regierung zur Einberufung eines internationalen Münzcongresses ermächtigt, der am 3. August 1893 in Chicago zusammentreten soll. Die Aufgabe dieses Congresses soll sein, ein einheitlihes und allgemeines Münz-, Gewichts- und Maßsystem zu formuliren und der Genehmigung der auf dem Congreß vertretenen Regierungen zu unter- breiten, ferner cine Gleichartigkeit der Bezeihnung und des Gewichts sowie der Legirungs- und Werthverhältnisse der Münzen sowie eine internationale Verständigung in Bezug auf das Verhältniß des Silberwerthes zum Golde herbeizuführen. Die, wie gestern mitgetheilt, vom Repräsentantenhause an- genommene Springer’ sche Bill wird unter den Congreß- mitgliedern allgemein als „Free Wool Bill“ bezeichnet; sie bestimmt jedoch nur eine Zollherabseßung, nicht eine Zoll- befreiung für Wollenwaaren.

Nach in Paris eingegangenen telegraphischen Meldungen aus Rio de Janeiro hat der Vice-Präsident der Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien ein Manifest ver- öffentliht, in welhem er gegen eine an ihn gerichtete Bitt- \chrift mehrerer höherer Offiziere protestirt, die ihn auf: gefordert hatten, die Wahl eines Präsidenten der Republik vornehmen zu lassen. Ein Decret der Regierung verseßt die Unterzeichner dieses Schriftstücks durch Entziehung ihrer Functionen in Nichtactivoität.

Asien.

Die belgische Mission in China verlangt, wie man der „Times“ aus Peking schreibt, für Zerstörung ihres Eigen- thums in Je-Ho bei dem leßten Aufstande einen Schaden- ersagz von 100 000 Taels. Sie hat die Hilfe des französi- schen Gesandten angerufen, weil Frankreich ein allgemeines Protectorat über die Christen in China für sich beansprucht. In einem Berichti an den Kaiser führt der Vice- König Li Hung Chang die Ursachen des Aufstandes auf die vieljährige Gewaltherrschaft und Mißwirthschaft des Mongolenfürsten und feiner Stammesgenossen zurück. Diese hätten Ländereien an chinesische Ansiedler verpachtet, um die neuen Ankömmlinge später beständig zu knechten, ihre Ernten zu verbrennen und ihre Familienangchörigen zu ver- gewaltigen. Da die Chinesen sih nicht anders zu helfen gewußt hätten, so hätten sie sih zu einem Angriff auf die Mongolen verbündet und die Familie des Fürsten sowie alle Mongolen, deren sie habhaft werden konnten, getödtet. Einmal im Zuge, griffen die Aufständishen auch die hristlihe Ge- meinde in Je-Ho an, welche ihren Zorn herausgefordert habe. Die Ortsbehörden hätten ihrem Treiben machtlos gegenüber gestanden oder ihnen sogar noch stillshw-igend Vorschub ge- leistet. Es sei jedoch fein Ausländer getödtet worden.

Der Aufstand in dem Malayenstaate Pahang ist noch immer nicht niedergeworfen. Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus S ingapore von gestern gemeldet, daß nach daselbst aus Pekan eingetroffenen Nachrichten zwei Beamte der im Staate Pahang thätigen Explorations - Gesellschaft, Namens Stewart und Harris, durch Malayen aus dem FJnnern des Landes ermordet worden seien. Pekan selbst erscheine gleichfalls von den Malayen bedroht, und dic dort wohnenden Europäer hegten die ernstesten Besorgnisse.

Afrika.

Dic egyptish-türkishe Differenz, die aus dem Text des Jnvestiturfermans entstanden war, 1 nach den heute vorliegenden Meldungen als beigelegt zu betrahten. Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Kairo gemeldet wird, empfing der Khedive cine Depesche des Sultans, welche ihm dic Ver- waltung der Halbinsel Sinai zugesteht. Hiermit ist die von Egypten gestellte Forderung erfüllt. Wie „H. T. B.“ erfährt, hatten die Botschafter Großbritanniens und Jtaliens in Konstantinopel in diesem Sinne dringende Vorstellungen bei dem Großvezier erhoben. Nunmehr kann der Ferman überreicht und verlesen werden: doch ist ein bestimmter Tag hierfür noch nicht fest- geseßt worden.

Dem nach England zurückehrenden bisherigen Sirdar der egyptishen Armce, General Sir F. Grenfell zu Ehren wurde am 7. d. M. in Kairo ein Abschiedsdiner gegeben, bei welchem der Premier-Minister Fehmi Pascha den Trink- spruch auf den General ausbrachte. Der Leßtere betonte in jeiner Erwiderung die Verdienste des früheren Khedive und bemerkte, daß auch der jeßt regierende sein Bestes für die Armee zu thun bereit sei.

In Tripolis gährt es, dem „N. B.“ zufolge, unter den Arabern weiter. Der Verkehr auf den Landstraßen sei fast gelähmt, da sie zu unsicher seien. Die Araber von Mesurata und Zelaten (beide Orte liegen an der Küste) hätten blutige Kämpfe mit einander gehabt.

Australien.

Nach aus Samoa in Sydney am 7. d. M. eingetroffenen Nachrichten dauert die Fehde zwischen dem regierenden König Malietoa und dem Pitt König Mataafa fort. Der Leßtere habe eine eigene, aus seinen Anhängern bestehende D evang eingeseßt; wahrscheinlih werde es bald zu Kämpfen

men.

Kunst und Wissenschaft.

, Der Wettbewerb um den Entwurf zu einer Straßenbrücke im Victoriapark auf dem Kreuzberge in Berlin, der be- reits im vorigen Jahre ausgeschrieben war, damals aber ergebnißlos verlief, wird, wic das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ erfährt, erneuert. Die Programmbestimmungen sind im wesentlichen dieselben ; do sind die Anforderungen ermäßigt, und dabei überdies der für zwei Preise. aus- rene Gesammtbetrag von 300 auf 500 erhöht worden. Der 2 E ist für beide Ausschreiben auf jedes Mal 100 M fest- gesetzt. :

__— Der „Voss. Ztg." wird aus dem Harz berichtet : In der weithin bekannten Herman n shöhle, der zur Zeit hervorragendsten unter den Tropfsteinhöhlen Deutschlands, haben nah mehrjähriger

Pause neuerdings wieder die Ausgrabungen begonnen, und zwar unter Leitung der Profefsoren Kloos und Wilb. Blasius vom Braun- shweiger Polytechnikum. Bei diesen Ausgrabungen kommt vor- nebmlich der Wunsch der braunshweigischen Staatsregierung in Betrachi, die Ausbeute im wissenschaftlichen Interesse zu ver- wenden; dann aber auch wird eifrigst der Plan verfolgt, genügendes Anschauungsmaterial für ein in Rübeland zu be- gründendes Höhblenmufeum zu beschaffen, dessen Errichtung nochch für dieses Jahr geplant ist. Die bei der südlihen Felswand vorgenommenen Ausgrabungen haben in den leßten Wochen zu höchst bemerkenswerthen Ergebnissen geführt. Bisher waren an jener Stelle lediglich große Mengen von Knochen des Höblen- bären und in gewissen Schichten Neste von Nagethieren gefunden, sowie mehrere eigenthümlih gespaltene, vielleicht durhch Menschenhand gespaltene große Knochen des Bären. Vor einem Iahre konnte nach Funden, die bei den damaligen Weg- und Beleuchtungsanlagen in der Höhle mehr zufällig gemacht waren, der Nachweis von einzelnen Resten des Höhlen- Löwen und zahlreiheren des Edelhärshes hinzugefügt verden. Bei den jeßigen Ausgrabungen stellt fich nun heraus, daß, mit einer vorzugsweise durch den Göhlenbären carafterisirten alteren Diluvialfauna gemischt, zahlreiche - Reste einer jüngeren Diluvialfauna vorhanden sind, die namentlich durch Thierarten, wie Nennthier, Schneehase, Schneebuhn carakterisirt wird. Die neu ge- fundenen Tbierreste hahen sich noch nicht alle mit Sicherheit be- stimmen lassen; doch steht bis jeßt so viel fest, daß neben den Nesten des Höblenbären abgelagert waren: Knohen vom Wolf, Oermelin, Zobel, von der Hyâne, dem Höhlenlöwen, dem Schnee- hasen, dem Rennthier, ferner vom Kolkraben, dem Schneehuhn, einer gewthen nordishen Arten ähnlihen Ente und dem nordishen Seetaucher. Zwischen diesen Resten, besonders zwischen und neben Schneehubnresten, hat sich auc ein eigenthümlich geformter &eueritein!plitter gefunden, der zwar auf natürlichem LBege von einer *Feuersteintnolle abgesprengt sein fann, aber aus dem Grunde s{on mit ziemlicher Sicherheit auf die mit den genannten Thieren gleichzeitige Eristenz des Menschen in dortiger Gegend schließen läßt, weil bei dem vollständigen Feblen von Feuer- steinen in den benachbarten und oberbalb Rübeland gelegenen Ge- bieten des Harzces, er nur auf fünstli&em Wege in die Höhle oder doch in Gebiete nahe der Höhle gelanat sein- fann, aus denen cer zusammen mit dea Resten der oben erwähnten jüngeren Diluvial- fauna in die Höhle geshwemmt fonnte. Kürzlich ist dieser einem Feuersteinmesser ähnz?lnde Feuersteinsplitter in wissenschaftlichen Kreisen Braunshweigs den Altertbumsforschern zur Begutachtung vorgelegt worden, und dabei fast allgemein Zu- stimmung erfolgt zu der Annahme, dak ¡me ie Éristenz des Menschen zur späteren Diluvialzeit in der Gegend der Höble nach- gewiesen sei, die, nah

Mao ass IVereen

ewi | iner dort ferner vorgefundenen bearbeiteten Hirschhornspiße und den auffallend gespaltenen Knochen, bisher nur vermuthet werden konnte. Damit ift eine Fra on außerordent- licher Wichtigkeit, mit der die Wissenschaft, inebesondere die Alter- thumsforschung, sih lange und eingehend bescbäftigt hat, zu einer ab- \ließenden Lösung gelangt. : ;

In einem Anfall von Geistesgestörtheit beging, wie die „A. C. berihtet, am Dienstag der 79 jährige englische Kupferstecher Job1 Saddler in Wokingham Selbstmord. Der Vers 16 T bekannter und geshäßter Künstler und zahlreiche im mit Iobn und Thomas Landseer ausgeführte Stiche zeugen vo bohen Meisterichaft. Sein letztes Werk war ein f tbhals* nach Daoré. ;

Theater und Musik.

Sing-Akademie.

Der Pianist Herr Ernst Ferrier, der, unter Leitung ausgebildct, zur Zeit als Lehrer am Eichelberg? vatorium thätig ist, gab gestern zum Besten des l zarî Beetboven-Denkmals in Berlin ein Concert, das zablreich befu war, und für welches die Königliche Hofopernfängerin Frau Herze ihre Mitwirkung zugesagt hatte. Mit drei Compositionen der unsterblichen Meister, der C-mo1l-Phantasie von Mozart, einer Arie aus Haydn?s unvollendeter Oper „Orfeo ed Euridice“ und der Sonate Es-dur op. 7 von Beethoven wurde der Ing gemacht. Herr Ferrier, der zum ersten Mal mit einem eigenen Co hervortrat, besitzt eine sehr weit entwickelte technische doch ift sein Anschlag nicht frei von einer gewissen Härte Vortrag der beiden genannten Klavierstücke er im ganzen klar und verständnißrell [ vielen willfürlihen Tempoverzögerungen nit zu In einigen anderen Stücken von Chovin und Liszt brachte der Künstler sein virtuoses Spiel noch sebr wirksam zur Geltugg. Frau Herzog erfreute die Zuhörer wiederum dur ibre liebliche, in der Höbhe besonders ausgiebige Stimme und erntete dur : vollen, dramatisch belebten Vortrag einiger origineller Lieder von H. Wolf (in denen die Singstimme mitunter gegen die dominirende Begleitung zu kämpfen hat), von L. von , vom Grafen Hoch- berg und R. Wustandt außerordentli lebhaften Beifall. Overnhause „Der

und Staudigl, den

Der Dienstag

bringt die Oper „Der Freischüß“ mit Leisinger und Dietrich, den Herren Gudehus, Mödlinger, Stammer und Lieban.

Fn der Charwoche bringt der Spielplan des Königlichen Schauspielhauses drei Stücke ernsterer Gattung: am Moutag

den „neuen Herrn“, Dienêtag „Kabale und Liebe“, Mittwoch „Narciß“.

Vom Donnerêtag bis Sonnabend bleibt dic Bühne geschlossen. Am Sonntag wird der „Faust“ in neuer Inscentrung uber die Bühne gehen. - S

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 10. bis 16. April lautet: Sonntag: „Tannhäuser“. Montag: „Der fliegende Holländer“. Dienstag: „Der Freishüß“. Mittwoch: „Fidelio“. Donnerstag: Concert des Königlichen Opernchors. Frei- tag und Sonnabend: Geschlossen. E

Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Don Carlos". Montag: „Der neue Herr“. Dienstag: „Kabale und Liebe". Mitt- woch: „Narziß“. Donnerstag, Freitag und Sonnabend geschlossen.

Im Deutschen Theater findet am Mittwoch das erste MWiederauftreten von Josef Kainz als „Don Carlos“ statt. Außer- dem wird Josef Kainz am Sonnabend den Tempelherrn in „Nathan der Weise“ spielen. Morgen wird „Der Pfarrer von Kirchfeld“, am Montag, sowie am Donnerstag „College Crampton“ gegeben. Für Dienstag is „Doctor Klaus“ angeseßt. Am Charfreitag blcibt das Theater geschlossen.

Im Berliner Theater findet am Sonnabend die erste Auf- führung des neuen dreiactigen Lustspiels von Paul Blumeurcih „Unter Palmen“ statt. „Der Hüttenbesitzer“ kommt morgen Nach- mittag und am Mittwoch zur Aufführung. Der morgige Abend bringt eine Wiederholung von „Othello“ mit Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludwig Barnay und Ludwig Stahl in den Hauptrollen ; am Montag geht Oskar Blumenthal’'s Schauspiel „Cin Tropfen Gift“ mit Agnes Sorma in der Rolle der Hertha, und am Dienstag „Kean“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle in Scene. Für den Donnerstag ift eine Wiederholung von Moser's „Veilchenfresser“ an- gefeßt. Am Freitag (Charfreitag) bleiben das Theater und die Kasse geschloffen, die üblihe Abonnements-Vorstellung fällt also in diesec Wohe aus | __ Das Lessing-Theater bringt am Sonnabend die erste Auf- führung des von Herrn Emil Neumann, dem Pariser Vertreter des, Lessing-Theaters, im Auftrage des Verfassers neu bearbeiteten Lustz) spiels „Die Familie Benoiton“ von Victorien Sardou. Für de Donnerêtag ist die hundertste Aufführung des Schwankes „Cuivobnern ; stadtluft“ festgeseßt. Am Dienstag wird die Doppelvor'mberg mit o Fulda’s „Recht der Frau“ und „Paragraph 330 Brünn mit werden.

Am Montag geht im Königlichen fliegende Holländer“ mit den Damen Y Herren Bet, Krolop, Lieban und Ernît

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