1892 / 88 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

E F 4 E E E E A E R L Fl URSE E ‘ip P ug E p Satt won n

We E vom 11. Juli 1891 gedachten Landstraßen und Landwege ne #st Zubehörungen eine FJahresrente von 519 862 M

D3 D.

Eine anderweite Festseßung der Rente bleibt für den Fall vorbehalten, daß die eine oder andere der bisher aus dem Fonds Kapitel 65 Titel 18 des Ordinariums des Staatshaus- halts-Etats unterhaltenen Straßen 2c. von der Uebergabe an die Provinz ausgeschloffen werden sollte.

S 2. Der Finanz-Minister und der Minister der öffentlichen Arbeiten haben hiernach das Weitere zu veranlassen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Berlin, den 28. März 1892. (L. S) Wilhelm R. Miquel. Thielen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Die Kanzlei-Diätare Hans Pohlmann, Ludwig Wangerin und Joseph Hein sind zu Geheimen Kanzlei- Ds im Ministerium für Handel und Gewerbe ernannt worden.

Ministerium der öffentilihen Arbeiten.

Der Amtssih der Wasser-Bauinspection C ochem a. d. Mosel ist nah Koblenz verlegt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige ordentlihe Lehrer an dem Königlichen Gymnasium zu Danzig Dr. Julius Voigt ijt zum Kreis- Schulinspector ernannt worden. - i

An Stelle des ausgeschiedenen Apothekenbesißers Kobligk hierselbst is der Apotheterbesiter Johannes Jandcke hier zum Mitglied der Königlichen tehnishen Commission für die pharmaceutishen Angelegenheiten ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 11. April.

Beide Kaiserliche Majestäten besuchten gestern ge- meinsam den Gottesdienst in der Domkirche.

Seine Majestät der Kaiser nahmen heute im Laufe des Vormittags den Vortrag des Chefs des Civilcabinets und daran anschließend Marinc-Vorträge entgegen.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich großbritannischen Hofe, Staats-Minister Graf von Haßfeldt-Wildenburg hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Erste Secretär, Legations-Rath Graf von Meiternich als Geschäftsträger.

Der Director des Wasffen-Departements im. Kriegs- Ministcrium, General-Licutenant Müller hat si mit kurzem Urlaub nah der Provinz Sachsen begeben.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich baycrische Ober-Regierungs-Rath Geiger ist von hier abgereist.

S. M. S. „Moltke“, Commandant Capitän zur See Freiherr von Erhardt, ist am 8. April in Jamaica an- gekommen und beabsichtigt, am 15. April nach Havanna in See zu gehen.

_ Potsdam, 9. April. Heute Nachmittag fand die feierlihe Grundsteinlegung für die Kaserne der Leib- \chwadron der Gardes du Corps statt. Der Grundsteinlegung wohnten Seine Majestät der Kaiser, Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, der Kriegs-Minister, sämmtliche directe Vorgeseßte des Regiments, sämmtliche Commandeure der hiesigen Garnison, die Offiziere und cine Deputation vom 1. Garde-Regiment bei. Seine Majestät der Kaiser richtete an das Regiment eine Ansprache, in welcher Allerhöchstderselbe an die bewährten Grundsäße des Gehorsams und der Treue erinnerte, und vollzog alsdann die drei Hammerschläge. Darauf fand Parademarsch des Regi- ments unter Führung des Obersten Freiherrn von Bissing stati. Nach Beendigung der Feier begab Sich Seine Majestät der Kaiser zur Theilnahme am Diner nah dem Offiziers- casino.

Wilhelmshaven, 10. April. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist gestern an Bord des Panzerfahr- zeuges „Beowulf“ in See gegangen und gedachte der Jnsel Helgoland einen Besuch abzustatten.

Bayern.

München, 10. April. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich is heute früh gegen 7 Uhr hier eingetroffen. Am Bahnhofe waren der Prinz Leopold und die Prinzessin Gisela von Bayern, sowie die Mitglieder der hiesigen öster- reichishen Gesandtshaft zum Empfange anwesend. Der Kaiser hat im Palais des Prinzen Leopold und der Prinzesfin Gisela Wohnung genommen.

Der Prinz-Regent hat dem zur Zeit in München weilenden Landgrafen Alexander Friedrih von Hessen den St. Hubertus-Orden verliehen. Der außerordentliche hessische Gesandte Fürst von Jsenburg, welcher die Thronbesteigung des Großherzogs Ernst Ludwig dem hiesigen Hofe no- tificirte, erhielt vom Prinz-Regenten das Großkreuz des Ver- dienst-Ordens der bayerishcn Krone.

Baden.

Karlsruhe, 9. April. Die Zweite Kammer hat si gestern bis zum 25. April vertagt. Eine größere Anzahl von Gceseßentwürfen und sonstigen Vorlagen und Anträgen wird nah der Wicderaufnahme der Sitzungen zur Be-

rathung gelangen. Der „Bad. . Corr.“ zufolge stehen u. a. noch aus die L Ap C über die Geseß- entwürfe, betreffend die Ausfü ten-

rung der Novelle zur Kranker versicherung, die Errichtung von Gewerbekammern, die kirchliche Besteuerung, die Vereinigung der Gemeinden Schwarz- halden mit Schönbach, die Verlängerung des Privilegiums der Badischen Bank ; der leßtere Geseßentwurf is zunächst der Ersten Kammer zugegangen. Vom Finanzgeses steht noch die Berathung einzelner Budgetposten des Justiz-Ministeriums aus, ferner der Bericht über das Eisenbahnbaubudget. Weiter sollen noch zur Verhandlung gelangen die Nachweijung über die Fortschritte des Eisenbahnbaues in den. Jahren 1890/91, der Bericht der Eisenbahnschuldentilgungskasse und die Rechnungen der Ober-Rechnungskammer für 1889/90. Es steht endlih noch aus die Berathung über die Anträge, betreffend die Abänderung des Geseßzes vom 22. Juni 1890 bezüglich der Gemeindeordnung, die Abänderung des §78 der Gemeindeordnung bezüglich der Confumsteuern, der AntragStraub auf staatliche Bei- hilfen an Landgemeinden für Erledigung staatlicher Ausgaben, der Antrag, die Einführung des directen Wahlrechts betreffend, jener auf Abänderung des Geseßes vom 9. März 1852, die Feuerversicherungsanjstalt betreffend, die Anträge bezüglich Ent- schädigung unschuldig Verurtheilter und Revision des Be- amtengeseßes, sodann der Antrag von Buol auf Zulassung von Klöstern gund Missionen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 9. April. Der Landtag ist nah Genehmi- gung des neuen Steuergeseßes und des für die nächste Finanz- periode aufgestellten Etats heute vertagt worden.

Oldenburg.

__(W) Oldenburg, 4. April. Der von Seiner König- lihen Hoheit dem Großherzog von Hessen und bei Rhein behufs Notificirung Höchstseines Regierungsantritts an den hiesigen Großherzoglihen Hof abgeordnete Ober- Ceremonienmei})ter, Geheime B von Werner wurde heute von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog in Audienz empfangen.

Oesterreich-Ungarn.

Kaiser Franz Joseph ist am Sonnabend Abend nah München abgereist, um den Prinzen Leopold und die Prinzessin Gisela von Bayern zu besuchen. Nach den bis jeßt getroffenen Dispositionen gedenkt der Kaiser am Mittwoh Abend von dort nah Wien zurückzukehren.

Wie aus Prag gemeldet wird, ist Erzherzog Otto an den Masern erkrankt; doch giebt das Befinden zu Bedenken feinen Anlaß.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge haben gestern in Pest die Verhandlungen zwischen dem österreichischen und dem ungarischen Handels-Ministeruum über die Reform des Gütertarifes der Südbahn begonnen. Es handle sich hierbei um eine gänzliche Umgestaltung der Tarifbestimmungen der Südbahn behufs Einbeziehung dieser Bahn in das bei nahezu sämmt- lichen österreichischen und ungarischen Eisenbahnen in Geltung stehende Tarifschema.

_Die „Pol. Corr.“ meldet: der österreichisch - ungarische Botschafter beim heiligen Stuhle Graf Revertera, welcher sih zu kurzem Besuh nah Wien begeben hat, dürfte noch vor Ostern auf scinen Posten nach Rom zurückehren. Jn den nächsten Tagen wird auch der Botschafter in St. Petersburg Graf Wolkenstein, welcher zur Begleitung seiner Gemohlin einen kurzen Urlaub angetreten hat, in Wien einireften. Os des nächsten Monats kehrt er auf seinen Posten zurü,

Das ungarische Abgeordnetenhaus hat sich am Sonnabend des Osterfestes wegen vertagt: die nächste Sißzung findet am 21. d. M. statt.

Großbritanuien und Frland.

Das seltene Ereigniß, den Sprecher des Unter- hauses öffentlih cine Rüge wegen Verleßung der Vorrechte des Parlaments aussprechen zu hören, fand, wie {hon telegraphisch in Nr. 86 d. Bl. gemeldet, am Donnerstag voriger Woche vor vollzählig besuhtem Hause statt. Der Sprecher erledigte sih, wie die „A. C.“ berichtet, seiner niht angenehmen Aufgabe in würdiger, eindrucksvoller Weise. Nachdem die Directoren der Cambrian-Eisen- bahn, welche (wegen Maßregelung cines ihrer Angestellten, der vor dem Ünterhaus-Aus\chuß zur Untersuchung der Arbeits- zeit als Zeuge vernommen worden war) des erwähnten Ver- gehens schuldig erklärt worden, sih vor den Schranken des Hauses eingefunden hatten, erhob sich der Sprecher unter tiefem Schweigen zu der folgenden Rede :

„Directoren der Cambrian-Eisenbahn! Es ift meine Pflicht, als Dolmetscher der Wünsche des Hauses, Ihnen von der Meinung, welche das Unterhaus von Ihrem Benehmen hegt, Kenntniß zu geben. Es ift wahr, daß Sie das Haus für den Bruch den offenen Bruch seiner Vorrehte um Verzeihung gebeten haben. Mit einer ein- fachen Bitte um Entschuldigung ist es indeß nicht immer abgethan, doch hat das Haus in Hinsicht auf Jhr Benehmen Milde walten lassen und sch mit Ihrer Entschuldigung zufrieden gegeben. Das i} indessen niht genug. Das Haus har mich erfuht, Sie wegen der Verleßung feiner Vorrehte zu tadeln. Lassen Sie sich gesagt sein, all und jeder von Ihnen, meine Herren, daß die Vorrechte des Hauses kein unwesentlihhes oder schattenhaftes Ding sind, wenngleih längere Zwischenräume vergehen mögen, ebe das Haus sich ihrer bedient. Ihre Verleßung der Privilegien bestebt darin, daß Sie durch Ihr Verhalten einen Zeugen vor einem Aus- {uß diejes Hauses einges{chüchtert und dadurch andere abgebalten haben, Zeugniß abzulegen. So theuer ist dem Hause das von Ihnen verleßte Borreht, daß zu Beginn jeder Session zwei Rescluticnen angenommen werden des Inhalts, daß das Haus gegen jede Person welche falsches Zeugniß vor dem Hause oder einem Aus\chusse abgelegt hat, mit der unnachsichtlihen Strenge des Gefeßes vorgehen oder es als ein schweres Verbrechen und hierauf möchte ih besonders Ihre Aufmeik- samkeit lenken behandeln solle, wenn man versuchen sollte, Zeugen zu verhindern, vor dem Hause zu erscheinen oder fic in ihrem Zeugniß zu beeinflussen. Diese Beschlüsse sind frisch in der Erinnerung des Hauses, und ih bin überras{t, daß die Herren vor den Schranken des Hauses sie so leichtsinnig verleßt haben. Es ist ein sehr ernstes und \chweres Vergeben, welhes Sie begangen baben. Ich tadle Sie auf das allerernsteste und warne Sie vor jeder Wiederholung des- selben. Ich wiederhole meinen Tadel und boffe, daß dieser Fall andere davon abschrecken wird, si cines gleichen Vergehens gegen den Charakter, die Würde und Reinheit des Hauses s{uldig zu macen. Sie sind jeßt entlassen.“

Frankreich.

Die in der legten Zeit mehrfah vorgekommenen Kirchen- tumulte in Verbindung mit dem in der vorigen Nummer

d. Bl. erwähnten Hirtenbrief des Bischofs von worin er die Pfarrkinder seiner Diözese au È me: solhe Candidaten zu stimmen, E die Religion zu verthci- digen versprächen, sind am Sonnabend Gegenstand von Ver- handlungen in der Deputirtenkammer gewesen. Jy ersterer Hinsicht richtete Monsignore d’Hulst an die Regierung eine Anfrage und führte über die der Polizei gegebenen Anweisungen Beshwerde. Der Minister-Präsident Loubet crwiderte, die Polizei habe ihre Pflicht gethan- die neuerdings in den Kirchen eingeführten Gepflogenheiten seien niht zu billigen. Alsdann forderte der Republikaner Jourdan unter Hinweis auf den Hirtenbrief des Bischofs von Mende die Regierung auf, gegenüber den gegen dic Re- publik gerichteten Angriffen der fkatholishen Prediger die er- forderlihen Maßnahmen zu ergreifen. Der Justiz-Minister Ricard erklärte, der Bischof von Mende werde vor dem Staatsrath zur Verantwortung gezogen und sein Gehalt ge- sperrt werden; jeder Priester, welher gegen die Republik sprechen sollte, werde gerichtlich verfolgt werden. Diese Er- flärung wurde von der gesammten Linken mit Beifall auf- genommen. Eine von Jourdan eingebrahte Tagesordnung, durch welche die Erklärung der Regierung gebilligt, dem Ver- trauen der Kammer zur Energie derselben Ausdruck gegeben und die Aushängung der Nede des Justiz-Ministers Ricard in allen Gemeinden Frankreichs angeordnet wird, nahm die Kammer s{chließlich mit 317 gegen 165 Stimmen an und vertagte sih dann auf Montag.

__ Die Budgetcommission wird heute ihren BVce richt über die für Dahomey geforderten Credite einbringen. Die Commission hat die Credite in Höbe von 3 Millionen Francs genehmigt, es aber de Kammer überlafsen, sich über die Dahomcy-Frage zu äußer Man erwartet in der Kammer eine lebhafte Debatte, bia sich wie in der Commission voraussihtlich um di beiden Thatsachen drehen wird, daß der Ministerrath einen Gegenbefehl gegen die Anordnung des Colonialamts, Wyddah zu beseßen, gegeben hatte, und daß die Commandanten der Kriegsschiffe auf einen aus Paris an fie ergangenen Befehl ih weigerten, bei dem Kampfe des Obersten Terillon gegen die Dahomeer Mannschaften auszuschiffen.

Die Regierung hat, dem „H. T. B.“ zufolge, angeordnet, daß das Nordsee-Panzergeschwader zum 22. Mai na Kopenhagen zur Feier der goldenen Hochzeit des dänischen Königspaars abdampfe. i

_ Der Prozeß Ravachol, der am 25. April beginneit soll, wird nah Absicht der Behörden noch vor dem 1. Mai seinen Abschluß finden. Dem im Gefängniß befindlichen Ravachol sind etwa 2000 Glücwünsche, Ermahnungen und Drohbriefe zugegangen. Einer seiner Spießgesellen, der wegen Falsh- münzerei zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden war, hat sich nah Barcelona geflüchtet. Wie aus Compiègne gemeldet wird, explodirte dort am Sonnabend ein mit Pulver angefülltes Zinnr ohr, welches auf ein Fenster- breti in der Wohnung des Präsidenten des Gerichtshofs gelegt war. Menschen wurden nicht verlegt. Man glaubt wie „W. T. B.“ berihiet daß es sich bei dem Attentat um einen Racheaci von Wildieben handle.

__ Wie „H. T. B.“ meldet, hat der Armec-Jntendant dem Kriegs - Ministerium einen Bericht bezüglich der Ver- pflegung der Stadt im Falle einer Belagerung überreicht. Es sollen hiernah drei Millionen Einwohner durch die centra- lisirte Vertheilung von Lebensmitteln seitens des General- Intendanten verpflegt werden können. Die Kosten werden auf 500 Millionen Francs geschäßt.

Rußland und Polen.

Der Kaiser und die Kaiserin mit den Kaiserlichen Kindern werden, wie man der „Köln. Ztg.“ aus St. Peters- burg meldet, die Reise nah Kopenhagen zur Theilnahme an der Feier der goldenen Hochzeit des Königs und der Königin von Dänemark am 10. Mai a. St. an Bord der Yacht „Polarstern“ antreten. Die Feier werde einen strengen Familiencharakter tragen. Der „Polarstern“, der von mehreren russishen Kriegsschiffen begleitet sein werde, gehe direct nach Kopenhagen.

In dem Befinden des Finanz-Ministers Wyschne- gradsfy ist cine Besserung eingetreten. Der Kranke wird jeßt von dem Professor Dr. Zacharjin aus Moskau behandelt. Sobald es sein Gesundheitszustand zuläßt, wird der Minister sih mit längerem Urlaub in das Ausland begeben. Professor Zacharjin hat sih, dem „W. T. B.“ zufolge, dahin auë- gesprochen, der Finanz-Minister werde wiederhergestellt werden: wann er jedoch seine Thätigkeit wiederaufnehmen könne, lasse sich noch in keiner Weise übersehen.

Jtalien.

_Der Cardinal Monaco La Valetta wurde am 9. d. M. in feiner Wohnung in Rom gerichtlih als Zeuge in dem Veleidigungsprozesse des Monsignore Amalfitano gegen den Cardinal Oreglia vernommen, und heute joll au der Cardinal Bianchi in gleicher Weise in dieser An- gelegenheit vernommen werden. Es ist dies, wie der dara! bezüglichen Meloung des „W. T. B.“ hinzugefügt wird, dr erite Fall, daß Cardinäle sich als Zeugen dur italienisät Gerichte verhören lassen.

Spanien.

Die Königin-Regentin ist nach einem Wolff'schen Telegramm aus Madrid vom gestrigen Tage durch ein leichtes Unwohlsein das Zimmer zu hüten genöthigt.

Ueber cin neues anarcistisches Attentat berichict man dem „H. T. B.“ aus Madrid von heute: Jn der Nacht wurden bei der Jnvaliden-Kaserne zwei große, fünf kleine Bomben und zwei Granaten, welhe Dynamit- und Nitro- glycerin - Ladungen enthielten, noch rechtzeitig entdeckt. Gestern Vormittag ist, dem „W. T. B.“ zufolge, ein Anarchist Namens Numez verhaftet worden. Jn etnem Bergwerk bei Linarez wurde eine beträchtliche Menge Dynamit gestohlen. An der französischen Grenze hat dic Polizei nah einer Depesche der „Mgdb. Ztg.“ eine geheime Dynamitfabrik entdeckt; sämmtlihe Vorräthe, eiwa 300 Patronen, wurden beshlagnahmt und neun Personen verhaftc!.

Portugal. _ Die portugicesishe Regierung wird, wie „F T. B.“ aus Lissabon erfährt, am Mittwoch einen Bevoll? mächtigten nah Paris senden zum Zweck weiterer Unter- handlungen mit dem Comité auswärtiger Gläubige!

: S i, wie der „Mgdb. Zt í ¡e Polizei, wie ‘der ,„ Ztg.“ ge- I A mabrere da fer Zak beshlagnahmt, die, wie Mai annimint, nah Deutschland eingeschmuggelt werden sollten. A f der Maasbrücke in Lüttich wurden g eihfalls Dynamit- bouben efunden. Der Minister des Jnnern hat ein Rund- g ‘Polizeibchörden mit dem Auftrage zur Aus-

S t Me licher in Belgien wohnender ausländischer

Anarchisten gerichtet.

Rumänien.

Di er hat mit 94 gegen 14 Stimmen das E Kammer und Senat haben sich bis zum 2%. April vertagt.

Amerika. *fentantenhaus der Vereinigten St Au E n vai e pril em Kabel-Telegramm aus Washington mit 166 gegen E reitet ends e, wae Mee enen, die. Zollfreiheit genehmigt. Di Verpadung mission des Hauses hat sich zu Gunsten der Zollfreiheit für Meißblech ausgesprochen.

In Buenos Aires hat gestern die Wahl der Deputirten stattgefunden, die den Präsidenten der Republik Argentinien zu erwählen haben. Der Belagerungs- “ustand war für den Wahltag aufgehoben. Wie dem „N. B.“ P ieldet wird, hätte die zur Versöhnung geneigte Partei bei Len Wahlen die Oberhand erhalten. Die Radicalen enthielten si der Abstimmung. Es herrsche überall Ruhe.

Nah einer in Paris eingegangenen Meldung des M. T. B.“ aus Rio de Janeiro hat die brasilianische Regierung dreizehn Generalen, welhe in einem Manifest (vgl. Nr. 87 d. Bl.) die Abseßung der Gouverneure der Provinzen mißbilligten und die Militärdictatur nah dem Staatsstreih im November v. J. beifällig begrüßten, den Abschied gegeben. Die Wahl des neuen Präsidenten ist auf den 12. Juni d. J. festgeseßt. Die für die Präsidenten- wahl bestimmten Wahlmänner sollen Saenz Pena günstig ge- stimmt a i: j

Ueber den Aufstand in Venezuela wird dem „New- York-Herald“ weiter berichtet, daß die Jnfurgenten unter dem General Crespo von den Regierungstruppen vollständig geshlagen und Crespo geflohen sei. Er habe nominell 12000 Mann unter sich gehabt und mehr als die Hälfte sei bewaffnet gewesen; allein der General Arrange, welcher mit 95 000 Mann zu Crespo stoßen sollte, sei nicht rechtzeitig auf dem Kampfplaßtz eingetroffen. Der Ober-Befehlshaber der Jn-

surgenten, General Balista, werde nun versuchen, sich mit Arrange zu vereinigen, um den Kampf fortzusegen. Die Noth und Unzufriedenheit im Volk seien groß : allein 1m Gefängnisse von La Guara befänden sih 900 Gefangene.

Asien.

Aus Pahang, dem Schauplaß des von Orang Koya ge- leiteten Malayen-Aufstandes, is am 8. d. M. in Singapore die (schon telegraphisch in Nr. 87 erwähnte) Nachricht eingetroffen, daß der britishe Beamte der Pahang- Erforshungs - Gesellshaft Stewart am leßten Dienstag in Sungei Duri von Malayen ermordet worden is. Sein Diener, welcher die Nachriht nach Pahang gebracht hat, erzählt, daß am gleihen Tage ein anderer Beamter der Gesellschaft, Namens Harris, in Kwala Kinape er- mordet wurde. Der Diener war dabei, als sein Herr nieder- geschlagen wurde. Die Ausfständishen sollen unter dem Befehl Panglima Muda's, eines Häuptlings aus dem Jnnern des Landes, stehen. Jn Pekan, der Hauptstadt von Pahang und dem Mittelpunkt des europäischen Handels, herrscht eine Panik. Man glaubte, daß der Panglima Muda am 6. April die Stadt angreifen werde. Die Europäer haben Verhaue angelegt. Die Frauen sind von Pekan nah der Mündung des Flusses geshickt worden, damit der erste dort anlegende Dampfer ne weiter befördern kann. Der Panglima Muda s{hüßt vor, auf Befehl des Sultans zu handeln, obgleich dies sehr unwahrscheinlih is, da der Sultan den leßten Aufstand im Januar mit unterdrücken half. Jn Pekan stehen gegen- wärtig nur zwanzig Sikhs - Polizisten. Die Re- gierung hat jedoch schon dreißig weitere Sikhs unter einem europäishen Polizei - Lieutenant hingesandt. Gestern ist dem „R. B.“ aus Singapore die Nachricht zu- gegangen, daß daselbst die Familienangehörigen der in Pefan ansässigen Europäer eingetroffen scien. Pekan war bisher ruhig; man hegte IeA noch immer ernstliche Besorgnisse vor einem Angriffe der Malayen. Die Kriegsschiffe „Hyacinth“ und „Rattler“ sind nah Pekan beordecri worden.

i flonus Afrika.

___Vle Beverreicqung und Verlesung des Investitur- Fermans für den Khedive Abbas ist att nah einem Reuter schen Telegramm aus Kairo auf nächsten Donnerstag Vormittag festgeseßt. Die italienische Regierung hat nach ciner Meldung der „Ac enzia Stefani“ aus Konstantinopel der Nor ee er E daß eine Veränderung des Fermans die gegenwärtige Stellung Jtali j

nicht beeinflufse. E N eo way

Nr. 6 des Archivs für Post und Telegraphbie (Bs; zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben ini A Reichs- ostamts) hat folgenden Inhalt: 1. Actenstücke und Au äße: Zur e [erortsbestimmung der untersecishen Kabel. Der Neu- jahrsbriefverkebr in Berlin. Der Kurfürstlich sächsishe Geograph Mag. A. F. Zürner; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Land: kartenwesens Uu). Das neue Postgebäude in Thann (Elsaß). 11]. Kleine Mittheilungen: Dic Kabelflotte der Welt. Koßlen-

. faden-Mikrephon von Cuttriß. Elektrishe Nebelglocke. Das

niederländische Post- und Telegraphenwesen im Jahre 1890. Die S Postsparkafsen im Jahre 1890. Diensteintheilung und T Ten n erbältnifse bei der General-Direction der Posten und SEUTEN YEA in Frankreich. 111. Literatur des Verkehrswesens: E m Schnelldampfer der Handels- und Kriegsmarine. Von Sh le Ait L an der Kaiferlihen Marine-Afademic und e. gee #2 In" den Tert gedruckten Abbildungen. Kiel und Zeipzig. Verlag von Lipsius u. Tischer. 1891. 89. 104 Seiten. Vas Ergänzungsbeft enthält einen Vortrag, welchen der Director im Reichs-Postamt S achse am 3. März zum Besten dcs „Töchter-

horts* über cine Winterrei c 8 , : balten bat. ise nah Nord-Amerika ge

Nr. 15 des „Centralblatts d verwalt E Peraüdgegeben im Ministerium é Belihen Y r- Cen, vom 9. April, hat folgenden Inhalt: Erweiterung des preußischen Staatëbahnneyes. Unregelmäßigfeiten beim Durhfahren

von Weichen. Neue Tonhalle in Züri. Cinheitsmaß für die

- Raumberechnung von Büchermagazinen (Schluß). Vermischtes:

reisbewerbungen für Pläne zu einer evangelishen Kirche in Conz-

arthaus und für Plâne zu einer Brücke im Bickoriapark in Berlin Die Wirkungen bewegter Lasten auf eiserne Brücken. Unfall beim Abbruch einer eisernen Brücke in arbe . Die Schädlichkeit des Natur-Eises. Uebertritt des Geheimen Regierungs-Raths Hilf in den Ruhestand. Der englische Eisenbahn-Abrechnungshof.

Theater und Musik.

Königlihes Schauspielhaus.

Die vorgestrige zweibundertste Vorstellung von Shakesveare"s „Romeo und Julia“ fiel auf denselben Tag im Jahre, an dem vor achtzig Jahren das Stück zum ersten Mal auf der Königlichen Bühne eidiiz: Shakespeare, der einzige ciner fremden Nationalität angehörige Dramatiker, der ih auf der deutshen Bühne unbedingtes Bürgerrecht verschafft hat, steht unserem Volk, besonders natürlich den Gebildeten, fast so nahe wie die Koryphäen der cigenen Literatur. Molière und Calderon erscheinen nur vereinzelt und sind dann mehr eine Kost für literarishe Feins{mecker, während Shafkespeare's Gestalten in ihrer Fülle und ihrer Größe, in ihrer ungeshminften Natürlihkeit und in ihrem derben Humor fo rein mens{chlich berühren, daß -die Entfernung an Zeit, die uns von ibnen trennt, und die Fremdartigkeit der Oertlichkeiten, an denen fie erwachsen und sich entwickeln, den Genuß nicht vermindern und das Verständniß nicht ers{weren. Das Schicksal des in sehnsuchtsvoller Leidenschaft sich verzehrenden und unglücklich dahin- sterbenden Liebespaares, Romeo und Julia, hat feit Jahrhunderten die Jugend und das Alter ergriffen und gerührt, und drang auch in der vorgestrigen vortrefflihen Vorstellung wieder mit mildem Schmeicheln und s{wärmerisher Kraft der Sprache in die Herzen der Hörer und Zuschauer. Die Darstellung bot fast nihts, was von den früheren Aufführungen abwih, seitdem unter der Regie des Herrn Grube das Stück im vorigen Jahre neu infcenirt und einstudirt worden war; nur die Neubefeßung der Rolle des alten Capulet, die am Sonnabend Herr Grube übernommen hatte, gemahnte an das Hinscheiden des Herrn Krause, der ein treffliher volternder Capulct war. Die Darsteller spielten mit anerkennenswerther Frische und Begeisterung und verdienten in allen Stücken den lebhaft und herzlich gespendeten Beifall.

Am Mitiwoch geht im Königlichen Opernhause „Fidelio“ mit den Damen Pierson und Herzog, den Herren Rothmühl, Bulß, Bet, Krolop und Lieban in Scene. Zu dem am Gründonnerstag, Abends 72 Ubr, im Königlichen Opernhause stattfindenden Beethoven- Concert des Königlichen Opernchors (Symphonie C-moll und Missa solemnis) wird eine öffentlihe Hauvtprobe nit stattfinden.

Für den ersten Oster-Feiertag is im Königlichen Schau- spielbhause die 200. Aufführung des Goethe*schen Faust angekündigt. Die erste Aufführung fand statt am Dienstag, 15. Mai 1838, mit der Musik des Fürsten Radziwill und des Kapellmeisters Lindvaintner. In Scene geseßt war das Stück vom Regisseur Sta- winsfy. Am 10. März 1851 wurde die Vorstellung nah dem zweiten Acte wegen Brandes der Abgeordnetenkammer unterbrohen. Am 8. Juni 1857 gab man die Tragödie zum Besten der Altersverfsorgungêanstalt „Perseverantia“. Am 28. August 1860 im Opernhause und am 2. Juni 1880 mit kleinen Preifen im Schauspiel- haufe, fanden diese Vorstellungen zum Besten des Goethe-Denkmals statt. An letzterem Tage war die Enthüllungsfeier des Denkmals. Am 6. Mai 1885 erschien der „Faust“ in einer Neueinstudirung des Director Dee. In der ersten Aufführung spielte Grua den Faust, dann Hendrichs, später folgten Dessoir, Berndal, Nesper. Den Mevhistovheles vertrat zuerst Seydelmann, dann Grunert als Gast, Döring, Hoppe, Kaiser, Bogumil Daivison dreimal als Gast, La Roche einmal als Gast, Dessoir, Friedmann, Klein und Kahle. Der Darstellerinnen des Grethen gab es cine sftattlihe Anzahl und zwar die Damen: Charlotte von Hagen, Clara Stich, Lilla Löwe, Antonie Wilhelmi, Bertha Unzelmann, Thomas, Hoppe, Auguste Gey, Fuhr, Höffert, Arens, Marie Seebach, später als Marie Niemann-Seebah als Gast vom Königlichen Hoftheater in Hannover, Döllinger (später Frau Breitbach), Remosani als Gast, Pellet, Erharctt, Buska, Irschick als Gast von New-York, Clara Meyer, Theisen als Gast, Bittner, Rübsam als Gast und Barkany. Frau Martha wurde vertreten durch die Damen: Krickeberg, Valentini- MWerwer, Birch-Pfeiffer, Adami, Frieb-Blumauer und Bergmann. Den Valentin spielten: Blume, Müller, Bethge, Hendrichs, Hiltl, Hugo Wauer, Thomas, Carlova, Friedmann, von Hoxar, Dahn, Goritz, Ludwig, Urban und Keßler.

Für die drei Osterfeiertage ist der Spielplan des Berliner Theaters folgendermaßen festgeseßt: Am Sonntag, Nachmittags „Die Jungfrau von Orleans“, Abends „Kean“; am Montag, Na mittags „Wilbelm Tell“, Abends „Der Hüttenbesißer“ : am Dienstag, Nachmittags „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle, Abends die erstmalige Wiederholung des neuen Lustspiels „Unter Palmen“. Der Billetverkauf für alle drei Nachmittagsvorstellungen zu den ermäßigten Preisen und ohne Vorverkaufsgebühr hat bereits begonnen, zu den Abendvorstellungen werden schriftlihe Billetbestellungen {hon jeßt entgegengenommen.

Im Friedrich-Wilhelmstädtishen Theater bringt der Monat Mai eine Anzahl von Debuts neu verpflichteter Künstler- fräfte, zunächst diejenigen der Königlich bayerischen Hof-Opernsängerin Fräulein Luise Ranko und des Fraulein Kathi Cornelli vom Stadt- Theater in Baden. Ferner treten im Tenorfah die Herren Hessen- thal, Pobl und Lieban auf. Der Lettgenannte is ein Bruder des biesigen Königlichen Hof-Opernsängers.

Das letzte Concert der Berliner Liedertafel in dieser Spielzeit findet am Donnerstag, und zwar zu volkêthümlichen Preifen, in der Philharmonie statt. Außer klassishen Chorwerken von Schubert, Schumann, Beethoven, Kreutzer, Brahms gelangen Stücke von Rieß, Kremser, Hegar, Krause, Alb. Becker, Weinzierl und A. Zander, dem Dirigenten des Vereins, zum Vortrage. Die solistische Mitwirkung übernehmen der - Königlihe Kammervirtuose Herr Fri Struß und der Pianist Herr Friß Masbah. Der Kartenverkauf (Parquet 2 1) ist bereits bei Bote u. Bock eröffnet.

Mannigfaltiges.

In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin fand heute Mittag im Festsaale des Königlichen Haus-Ministeriums die 25. Jahres- versammlung des Frauen-Lazarethvereins, statt. Unter den

wesenden befanden sich der Staats-Minister von Wedell, der General-Arzt Grasnick u. a. dem Verein nahestchende Herren. In dem Bericht über die Vereinsthätigkeit gedachte der Geheime Ober-Regierungs-Rath Spinola zunächst des verstorbenen Regie- rungê-Raths Haß, der 23 Jahre mit dem Verein eng verknüpft ge- wesen ist. An seine Stelle ist von der Kaiserin der Ober-Stabsarzt de-Cürassier-Regiments Dr.’ Köhler zum Curator berufên; zu

des

stellvertretenden Curatoren wurden General von Grolman und Kammerherr von dem Knesebeck ernannt. Einen zweiten Verlust hat der Verein durch den Tod des Geheimen Raths E. Beer erlitten,

der seit 1871 dem Vorstande angehört hat; für ihn ist der e gehört bat; für thn Präsident des Reichébank - Directoriums Dr. Koh in den Borstand eingetreten. Für die ausgeschiedene Freifrau von Lucius wurde Frau Ellen von Sieinens Mitglied des Vorstandes, m Augusta-Ho pital fanden 1813 Kranke gegen 1926 im Vorjahre Aufnahme; die Zabl der Verpflegungstage betrug 56 605 gegen 60094 im Jahre 1890. Die Sterblichteit betrug in der inneren Abtbeilung 16?/10 °/o, in_ der chirurgischen 68/10 9/9. Die medizinishe Poliklinik wurde von. 6771 Kranken 13 868 mal- besucht , die cirurgishe Poli- klinik leistete in 7059 Fällen mit 14738 Consultationen Hilfe.

Größere Operationen wurden im Hospital 673, in der Poli- flinif 689 ausgeführt. Die Gesammtausgaben betrugen 186546 #4 gegen 179 958 Æ im Jahre 1890. Die erhöhten Ausgaben sind zurüczuführen auf die vermehrten Aufwendungen für die Kranken. Es stiegen die Gesammtfkosten für den Kopf und Tag von 2,70 A im Jahre 1888 auf 2,991 A im Jahre 1889, auf 2,98 4 im Jahre 1890 und auf 3,30 Æ im Jahre 1891 ; die Verpflegungskosten wucsen von 9195 im Jahre 1890 auf 95,37 # Aus den eigenen Einnahmen fonnten 136505 # gedeckt werden. Der Rest wurde bestritten aus den Zinsen, den Beiträgen der

Mitglieder und Zuwendungen. Größere Legate, und zwar

im Betrage von je 10 000 Æ erbielt der Verein von Herrn S. Lessing und dem Geheimen Rath Becker. Das remen beläuft sih zur Zeit auf 585 009 Æ und hat sich im leßten Jahre um etwa 10000 Æ vermehrt. Die Mitglieder des Vorstandes wurden durch Zuruf wieder ernannt, ebenso hat Jhre Majestät die drei Curatoren, Geheimer Ober-Regierungs-Rath Spinola, Ober-Stabsarzt Dr. Köbler und Gebeimer Rath Magnus, sowie die Damen Frau Minister von Wedell und Frau Pringsheim in ihren Aemtern pon neuem bestätigt.

_ In der Haupt -Cadetten - Anstalt zu Lichterfelde fand gestern Vormittag 10 Uhr die feierliche Einsegnung von 126 Cadetten statt, der nah einem Bericht der „Neuest. Nachr.“ in Vertretung Seiner Majestät des Kaisers Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold beiwohnte. Vor dem Portal hatten der General-Inspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs- wesens, General der Infanterie von Keßler, dessen Notgäager General der Infanterie von Strubberg, à la suite des Cadettencorps, der Commandeur des Cadettencorps, General-Major von Aman, der Commandeur der Anstalt, Oberst von Freyhold sowie die Stabs- offiziere Aufstellung genommen. Bei der mit Choralgefang ein elei- teten Feier hielt der Anstaltsgeistliche, Pfarrer Lieutenant Brück die er eitrede.

_Den uns zugegangenen Jahre sberihten hiesiger Gym- nafien entnehmen wir die folgenden Mittheilungen: : __ Das Königliche Luisen-Gvmnasium kann mit Ablauf dieses Semesters auf das zehnjährige Bestehen diefer für die Ent- wicklung des Stadttheils Moabit fo wichtigen Lebranstalt zurückblicken. Am 3. April 1882 mit den Klassen Serta bis Ober-Tertia und drei Vorschulklafsen, die 132 und 111 Schüler enthielten, eröffnet, umfaßt die Anstalt jeßt achtzehn Grmnasial- und scchs Vorschulklassen, ist alfo ein vollitändiges Doppel-Gvmnasium, in dem 1009 Schüler (im Gymnasium 728, in der Vorschule 281) von 35 Lehrern unterrichtet werden; der Confession nach sind unter den Schülern 652 Evange- lishe, 30 Katholiken, 2 Dissidenten, 44 Juden im Gymnasium, 247 Evangelische, 7 Katholiken, 27 Juden in der Vorschule. Waäbrent des ersten Jahrzehnts wurden im ganzen 2049 Schüler aufgenommen, davon im Gymnafium 1100, in der Vorschule 940: abgegangen find 1031, nämli 153 von der Vorschule, 878 vom Gymnasium, dar- unter von Ostern 1887 bis jeßt 99 Abiturienten, und von Ostern 1884 bis Michaelis v. J. 111 Unter-Secundaner mit dem Zeugniß für den einjährigen Dienst. Beigegeben iff dem Programm eine wissenschaftlihe Abhandlung des Oberlehrerz Dr. Erich Bartels: „Der Niederbarnim unter den Anhaltinern“.

Das Friedrihs-Gymnasium wurde im Schuljahr 1891/92 besucht von 514 Schülern im Gymnasium, 165 in der Vorschule; darunter befanden sich der Religion nah im Gymnasium 290 Evan- gelishe, 15 Katholiken, 2 Dissidenten und 199 Juden; in der Vor- \ule: 103 Evangelische, 6 Katholiken und 1 Dissident. Das Zeugniß der Reife für den einjährigen Militärdienst haben zu Ostern 1891: 32 und zu Michaelis 1891: 23 Schüler erhalten. Zu Ostern 1891 verlie (3 u Michaelis 1891 7 S@üler die Anstalt mit dem Zeugniß der Reife, 4 von ihnen wurden von der mündlihen Prüfung befreit. Die mit dem Friedrihs-Gymnafium ver- bundene städtishe Fortbildungsanstalt unterrichtet junge Leute, welche die Schule verlassen haben, im Französischen, im Englischen, im faukf- männishen Rechnen, in der einfahen und doppelten Buchführung und in der Mathematik. Sie wurde im Sommer von 244, im Winter von 269 Schülern besucht. Die Theilnahme daran ist besonders den aus den mittleren Klassen des Gymnasiums abgehenden Schülern zu empfehlen. Dem Jahresbericht ift eine wissenschaftliche Abhandlung des ordentlichen Lehrers Dr. Adolf Busse: „Die neuplatonifchen Ausleger der Isagoge des Porphyrius“ beigegeben.

Das Dorotheenstädtishe Realgymnasium wurde im Sqhuljahr 1891/92 besuht von 621 Schülern im Gymnasium und 151 in der Vorschule; darunter befanden sib der Religion nah im Gymnasium: 482 Evangelische, 29 Katholiken, 1 Diffident, 109 Juden, in der Vorschule: 115 Evangelische, 7 Katholiken, 29 Juden. Das Zeugniß der Reife für den einjährigen Militärdienst haben erhalten zu Ostern 1891: 36, zu Michaelis 1891: 32 Schüler. Von 10 Abituxienten, die zu Michaelis 1891 in die Prüfung eintraten, er- hielten 8 das Zeugniß der Neife,. darunter 3 unter Erlaß der mündlichen Prüfung; die 9 Abiturienten, die zu Ostern 1892 in die Prüfung eintraten, erhielten sämmtlich das Zeugniß der Reife, 3 davon unter Befreiung von der mündlichen Prüfung. Zu Michaelis 1891 ist bei dem Gymnasium einc städtische Fortbildungzanstalt eingerihtet worden, die Gelegenheit zur weiteren Ausbildung in neueren Sprachen, Chemie und faufmännishen Sachen bietet. Dem _ Jahresbericht ift als wissenshaftlide Arbeit beigegeben: „Die Schulandaht an böberen Lehranstalten“ von Dr. P. Märkel.

Die seit kurzem hier bestehende, von Frau Ernst-Cochoy ge- leitete „Deutshe Vortrags\chule“ gab am Sonnabend im Ce 2 T Q E L 2 thren orften M S S Saal des Falk-NRealgymnastiums ihren ersten Vortragsabend. Der Zweck dieser Anstalt ist: rationelle Behandlung und Kräftigung des Sprechorgans, tadellose Aussprache und finngemäßen Vor- trag zu erreichen, da dies für jeden. Lebensberuf erforderli ist. Nachdem ciner der Eleven dic Aufgabe der Anstalt auseinander- geseßzt hatte, ließen die übrigen vortragenden jungen Herren, die zu- glei verschiedenen Berufsthätigkeiten fett kurzem angehören, sehr günstige Erfolge dieser Schule erkennen. Aus Dichtungen von Goethe, Schiller, Lessing, Geibel, J. Wolff und anderen waren einzelne Abschnitte zum Vortrag gewählt, wie es am Anfang des Unterrichts zu geschehen pflegt. Die uu Ee Klarheit und die richtige Betonung der Worte wurden von Seiten der za [reich erschienenen Zuhörer mit grofer Befriedigung aufgenommen. Auch eine junge Dame be- theiligte sich mit Erfolg an diesen Vorträgen. ie Ausführung einiger Lieder für Bariton gab Zeugniß davon, daß auch dieser Zweig der Kunst im Lehrplan vorgesehen ist. Die fünfmonatigen Curise zerfallen in Dilettantencurse, Künstlercurse und Ausländercurse, und cs finden am Ende eines jeden Cursus Vortragsabende vor einge- ladenen Zukbörern ftatt.

Die Beerdigung des verstorbenen Berliner „Times"-Cor- resvondenten J. Brinsley Richards hat am Sonnabend Mittag stattgefunden. Der Trauerfeier in der eanti[Gen Kirche im Monbijou- Garten wohnten, nah einer Mittheilung der „Nat.-Ztg.", der englische Botschafter Sir Edward Malet mit den Herren der Botschaft, der Unter-Staatssecretär Dr. von Rottenburg, eine Abordnung des Vereins „Berliner Presse“ sowie fämmtliche Collegen des Dahingeschiedenen bei. Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich hatte einen pracht- vollen Kranz niederlegen lassen.

Der neue Sommerfahrplan der Berliner Dampfstraßen- bahnen tritt, wie hiesige Blätter melden, am 12. April in Kraft. Auf den nach dem Grunewald führenden Strecken wird zur Be- wältigung des Massenverkehrs eine bedeutende Vermehrung der Züge und Beförderungsmittel eintreten. Auf der Strecke Nollen o E Schöneberg—Friedenau—Steglitz is der Zwanzig-Minuten-Verkehr beibehalten worden. Auf der Linie Wilmersdorf—Schmargendorf wird die Abfahrt und Ankunft aller Züge wieder an der Zwölf-Apostelkirche (Ecke Bülow-Zietenstraße) erfolgen.