1892 / 101 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Dresden. Dem verstorbenen Kriegs-Minister General Grafen Fabrice, der sib um das sächsi\he Militärwesen fo bobe Verdienste erworben bat, lassen Ae edi des Königlich Sächsiscwen

(X11.) Armee-Corps in der A tadt ein Mau

der großartige Compler militärischer resde1 der Grenze der Dresdener Heide, von der Elbe aus Dreéden

= ‘ne biertel S j . Veber den Grabgewölben, welche über eine viertel Stunde bin erstreckt. Ueber den E dienen

rehteckiger Grundfläche das sarkophagähnlihe Maufoleum. Ueber der Thür am der Vorder- seite ift das Familienwapven des Grafen Fabrice in Stein gehauen: ein quergetbeilter Schild, der im oberen Felde zwischen zwei Sternen a links gerihteteten Reiber mit einem Apfel in der erhobenen reten Kralle, im unteren Feld eine Rose zeigt. Rings um das

dem Grafen von Fabrice nebst seiner Familieals lebte sollen, erbebt fich in einfachen, ernsten Formen auf

einen n

Gebäude zieht sich über der Thür eine Zinnenbekrönung.

raum ist zweitbeilig und wird in seinem hinteren Raume jedenfalls

mit Erinnerungszeihen an den Verstorbenen geshmüdt den Grabgewölben führt eine Treppe hinab. Der ganze

mädtigen Elbsandsteinguadern erritet. Eine balbkreisförmige dreistufige

Mauer ums\{ließt das etwas zurüdckliegende Mausoleum ; der Straße von zwei viereckigen Steinsäulen flankfirt, tigen breiten Blumenschaalen gekrönt find.

Gitter Gegenwärtig werden dte

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acibmüdt. Sobald das Mausoleum fertig ist, werden die Gebeine : i bracht. Das Denkmal ift das erste, das einem

in das Mauscieum gedradt. Vas “U E di d dietem Sommer fertig werden. X S 4 horn Bar b lieaendeu Ns E In Tem nordit@ Lon QDAaru j L C ALL der „Voss. Ztg.“ berichtet wird, bein l ¿eur ® m br Ms oSeohtso T Eu ringe aus Bronze, darunter vier gedrebte und cine wundene Spirale, gefunden worden

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fund* aus der mittleren Bronzepertode

er Westdeutschen Zeitschrift für Ge-

L L 5 s L ry Tee d berichtet : Die aus römischen, frübgerman

schichte und Kunst wird bericht S 4A k UTUO L

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Ï jeßt seiner Vollendung entgegengeht. Die Albertstadt ist S E x ten Dresdens, der fich längs

Nach der Straße zu soll ein Eisengitter das Grabmal abschließen, der freie Rauih zwischen und Maufolcum wird mit Bäumen und Blume bepflanzt. dîe Wände im Innern des Maufoléums aus-

s3cbsischen General in Dresden errichtet wird, und dürfte noh in A L N .. S ALTA AR L 8 orn ck Torfstechen neun größere Arm - t

die als ein sogenannter „Depot- } erkennung verdienen. Die im Märkischen Provinzial-

ildete. Ein dem greisen Forsher während der Feier überreites, vage: Mng Sur: Las ünstler ausgearbeitetes Basrelief „ftellt den Besuch des Pius IX. in Bezleitung de Nofsi's in den

Katakomben (tim Jahre 1854) d-r.

Theater und Musik.

Concerthaus. Î 4

Der leßte Componistenabend, welcher geiein unter fehr zablreiher Betheiligung des Publikums stattfand, brachte viele neue und vortreffliche Werke bier lebender und ausgebildeter C omponisten zu Geböôr. Als besonders erwähnenswerth erseinen_ eine Fest- Ouverture und Polonaise von P. Ziegler, eine Serenade für Streichorchester von J. von Seldeneck Affro!fimokf, Ae Suite für großes Orchester von P. Pet ters und eine sebr aen ige Malzerphantasie „Streublumen“ von F. Hoy er. Alle vier ans nisten sind in der neuen Akademie Kullack S unter pn f Herrn Professors Urban ausgebildet worden. Vas interefsantef L E umfangreihste Werk des Abends war eine symphonisse e z- tung „Von der Schauenburg“ von Max Wagner N der gleichfalls hier seine Studien gemaht und_ die p a lvrishen. theils dramatishen Scenen des Sujels ehr daratteristisch in Tönen auszudrücken verstanden hat. Außer den genannten Werken wurden auch mehrere Tanzcompohitonen von M. Fall (Militär-Kapellmeister in Wien), zwet Duverturen von Nürnberg und2A. Dorn, ?owte ein -Caprivi-Marsch{ von Vanselow fehr beifällig aufgenommen. Das Orchester, tbeils unter Leitung Mevder's, theils unter der der Componiten ! ‘ielend, bewährte sih vorzügli. S@ließlih verdient no besonders bervor- gehoben zu werden, daß bei der Neigung anderer Concertgeber für fremdländishe Werke die Kapelle des Concerthau?es stets au den deutsden Künstlern der Gegenwart auf das bereitwilligste entgegen- fommt, wofür die Herren Medding und Mevder die volike An-

: * Die Concerte erreichen beutc ihren Abschluß.

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Nah Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Stuttgart, 28. April. (W. T. B.) An den Minister- Präsidenten Freiherrn von Mittnact ist (wie schon unter „Württemberg“ erwähnt) anläßlich seines Minister-Jubiläums ein Glückwunshschreiben Seiner Majestät des i elangt, worin es hett: : :

Ee Oben sh in einer Zeit, welcher die glorreihsten Er- eignisse der vaterländishen Geschichte unter „treuer Mit- wirkung Württembergs angehören, um Jhr engeres Vaterland unvergängliche Verdienste erworben, welchen Jhr Landesherr, Mein Bundesgenosse und Freund, die gebührende Anerkennung zollt. Mir liegt ob und Jch glaube zugleich im Sinne Meines Hochseligen Herrn Großvaters jowie Meines Hochseligen Herrn Vaters zU sprechen —, Jhnen für Jhre treue Mitarbeit an der Pflege der bundes eundlichen Beziehungen und dem Ausbau der Verfassung des Reichs Meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen. Jch verbinde damit den Wunsch, Sie mögen noch lange Jahre dem Dienste Jhres Königs, Jhrem Vaterland Württemberg und dem Deutschen Reiche erhalten bleiben. ,

London, 28. April. (W. T. B.) Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus Cairo gemeldet, Major von Wiss- mann werde am 29. April nah Sansibar abreisen, um die Ervedition nah dem Tanganjika-Sec zu führen. Die Expedition solle den Zambest aufwärts gehen und etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. : 8

St. Petersburg, 2W. April. (W. T. B.) „Nowoje Wremja“ drückt ihr Befremden darüber aus, daß die Pariser Geschworenen niht den Muth gchabt hätten, Ravachol zum Tode zu verurtheilen. Dieses Verhalten der Geschworenen dürfte die in Freiheit befindlichen Gesinnungsgenossen Ravachol's nur zu neuen Unthaten ancifern. Für die fra nzösische Regierung sei das Urthcil um so bedauerlicher, weil es abfällige Kritiken über die Ordnung in Frankreih zur Folge haben Wee Die Newa ist nunmehr ganz eisfrei: die Passage zum Meere ist jedoch noch ge)pertt. :

Philadelphia, 28. April. (W. T. B.) Kurz vor Beainn der gestriaecn Vorstellung im Grand Centra l-Theater

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brach auf der Bühne Feuer aus, welches ra}ch um sich griff. Die Darsteller und das Publikum wurden von einer form- lihen Vanik ergriffen und stürzten den Ausgängen zu, wobei ¡ih unter der Menge ein förmlicher Kampf ums Leben entspann. Ein Mann 30g sein Taschenmesser und bahnte sih den Weg, indem er alle vor ihm Stehenden niedershlug. Soviel bis jeßt verlautet, sollen sechs Schauspieler todt, gegen ziebzig Männer und Knaben, darunler viele JOWE verleßt sein. Mehrere Personen jollen infolge der Brand-

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er gcrczerte Gail m g der C DI : Oper* verabschiedet. d d anae UD la von Marf@ner's Ge beit 5 s Os C VeraniaRt DIC Ul À j n zu sehen. Vom Sonntag Bormt : e ( E s T r die eríte Aufführung von Rubin!

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| wunden erblindet sein. Die benachbarten Bureaus der „Times“ | ind mit abaebrannt, der Brandschaden wird auf nahezu eine | Million Dollars geschäßt. Sansibar, 27. April. (W. T. B.) Nach hier ein- | actrofenen Nachrichten ift Dr. Stuhlmann am 15. Februar | mit dem größeren Theil der Emin-Pasha-Expedition | in Bucoba angelanat, nahdem in Undussuma westlih vom Albert Nyanza (11/5 Grad n. Br.) Hunger und Krankheit den | Vormarsch vereitelt hatten. Emin Pascha selbst ist erkrankt

| und folgt langsam na.

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Beilage.)

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i 2 m gr SIE «- Sonnabend: Erftes Gastipuel | Fra Diavolo. {Zerline: Sgra. Nifita.)

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alé Gaît.) Anfang A a e As Familieu- Nachrichten.

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Freitag: Zum

von H. Salingré. C C r e A Sva Geboren: Ein Sobn: Hrn. GymnasalrZ? Dr. Garl Boetticher (Friedenau—Berlin)- Hrn. Hauptmann Georg por! Zck4ófel (Engers am WIhein). Hrn. eue at Bauinipector Fsphording (Boun), Hr. jessior Fraunck (Bonn). E Geftorben: Hr. Major z- D. Ernft Solms (Münsterberg), PBerw. Fr. Bürgermeit? Mathilde Groeger, geb. Pache (Habelschwerdt!) - r. Johanna von Brlumeck, geb. pon Sor (Beichwiy). fyr. ODber-Ztabbarzt Dr. Stephar Bugge (Wilhelmöshofer),

; Revacieur: Dr. H. Klee, Director. Freitag: Zum | Berlin: : . Gesangspose 10

SBerlog ver Grpévition (Sol).

Gen Butioruderá uno Veila Anftalt, Berlin §W., Wilhelustrage Nr. 22- cir dgie) Borlen-Beidage)-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ 101.

Berlin, Donnerstag, den 28. April

1892.

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Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. -_ , , c g , 51. Sißung vom Mittwoch, 27. April.

Der Sißung wohnen der inanz-Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden bei.

Auf der Tagesordnung steht zunächst der Bericht der Rechnungscommission, betreffend die allgemeine Rechn ung über den Staatshaushalt des Jahres 1888/89. Die Commission beantragt die Entlastung unter nachträglicher Genehmigung der Etatsübershreitungen und der außeretats- mäßigen Ausgaben. : e

Bien Kies: chke (b. k. F.): Der Staatszushuß an Waldeck sei in der alten Höbe von 310 000 Æ gezahlt worden, troydem die Ein- nahmen ldecks so erhebliche gewesen feien, daß 26 000 Æ er- spart worden seien. Um diesen Betrag hätte der preußische Zuschuß gekürzt werden müssen. Das sei aber nicht geschehen, angeblich um eine alte Verwendung waldeckschen Staatsvermögens aus dem Jahre

1867 wieder zu decken. Die Commission babe darauf verzichtet, diese Frage diesmal zu entscheiden. Das beliebte Verfahren widerspreche jedo dem, was bei der Gewährung des Zuschusses verhandelt worden sei. *

V Liner Ober-Finanz-Rath Lehnert: Bei der preußischen Regierung bestehe gar kein Zweifel darüber, daß eine Zurückziehung des Zuschusses, soweit er nicht erforderlich, durchaus gerechtfertigt fei. Denn dieser Zushuß sei ein Bedürfnißzushuß und als solcher variabel na oben und nach unten. Der Fall, daß dieser Zuschuß zu hoh sei, sei erst einmal eingetreten und werde sih wahrscheinlih nicht mebr wiederholen; es sei im Gegentheil die allergrößte Wahrschein- lihfeit dafür vorhanden, daß er nicht ausreichend fein werde. Es habe fh son zu wiederholten Malen der preußische Pusuß derartig un- zulänglich erwiesen, daß, um das Fehlende zu decken, aus den waldeck- {hen Kassenbeständen und aus dem Kapitalvermögen das Erforderliche habe zugeshossen werden müssen. Das habe in Waldeck wenig Dans gefunden. Damals habe die preußische Regierung den Zuschu jedo nit erböbt, und daraus hätten einige hergeleitet, daß fie auch jeßt nit berechtigt sei, den Zushuß um den Betrag des Ueberschusses zu vermindern. Obwohl eine solhe Maßnahme der Natur des Zu- \husses entsprechen würde, wolle die Regierung doch davon absehen, die theilweise Rückerstattung zu fordern, um der waldeckschen Landes- fasse Gelegenheit zu geben, aus den Ueberschüssen die Nückstände früherer Jahre zu decken. Das Verhältniß mit Waldeck sei eine staatsrechtliche Sonderbarkeit, so etwas Außergewöhnliches, daß die preußische Ver- waltung den Landtag bitte, ine Zustimmung dazu zu ertheilen, daß der Zuschuß wie bisher unverkürzt gewährt und als außerordentliche Ausgabe in den Etat eingestellt werde. l :

Abg. Dr. Virchow (dfr.): Nah den Erklärungen der Regie- rung in der Commission solle durch dieses Verfahren kein Präjudiz geschaffen werden. Es liege also kein Grund vor, die außeretats- mäßige Ausgabe oder Etatsüberschreitung, welche der Finanz-Minister im guten Glauben gemacht habe, jeßt abzulehnen. Troßdem scheine ibm dieser Vertrag kein {öner zu fein, weder für Waldeck noch für Preußen, und man hätte wohl das Verhältniß anders regeln können. Die Commission habe jedoch geglaubt, nah dem Wunsche der Regierung die Genehmigung des Zuschusses in unverkürzter Höhe ertheilen zu sollen, nahdem anerkannt sei, daß es sih hier um eine außerordentliche Ausgabe handele, zu welcher die Zustimmung des Undtags erforderlich sei.

Der Antrag der Commission wird darauf angenommen.

Es folgt die Berathung der Uebersicht der Staats- einnahmen und -Ausgaben für 1890/91. L

Der Referent der R ebaakasrocunifsion Abg. Dr. Sattler beantragt vorbehaltlih der Rechnungslegung die nachträgliche Genehmi- gung der außeretatsmäßigen Ausgaben und Etatsüberschreitungen.

Abg. Kieschke (b. k. F.) spriht den Wunsch aus, daß möglichst bald ein Comptabilitätsgesez vorgelegt werde. :

__ Abg. Papendieck (dfr.): In dem Bericht der Commission sei von verschiedenen Pachterlassen an Domänenpächter die Rede. Einem derselben seien 30 000 M erlassen worden, weil er durch Be- theiligung an einer Zuckerfabrik in finanzielle Verlegenheiten gerathen jei. Er möchte den Referenten der Commission fragen, ob in der Commission irgend etwas mitgetheilt sei, woraus hervorgehe, daß der Domänenpächter zunächst mit seinem eventuell vorhandenen Privat- vermögen in Ansvruch genommen worden sei. Ferner seien 40 000 4. einem Domänenpächter im Regierungsbezirk Gumbinnen erlassen worden, der große Aufwendungen zur Verbesserung seiner Wirthschaft gemacht habe. an sei in der Provinz etwas aufgeregt über diesen Fall, weil man wifse, daß der betreffende Domänenpächter, als er nach diesem Erlaß die Pachtung aufgegeben habe, sih ein Ritter- gut getauft habe. Der Herr siße hier im Hause und werde im Verzeichniß aufgeführt als Rittergutsbesißer auf Friedrichsfelde. Das dürfte für andere Domänenpächter kein gutes Beispiel geben Wenn der Referent über diesen Fall keinen Aufschluß geben E so möchte er an die Staatsregierung die Anfrage richten, ob das alles dem Ministerium bekannt sei. Im Regierungsbezirk Gumbinnen kâmen verfchiedene Dinge vor, über die man si vielfah verwundere So z. B. habe ein anderer Domänenpächter jahrelang warten müssen, ehe er die (ri ung für Brandschaden von der Domänenver- waltung ausgezahlt befommen habe. Zufällig treffe es sih, daß in diesem Falle der Domänenpächter freisinnig sei. (Murren rets.) Er möchte die Anfrage an den Referenten bens. die Staatsregierun rihten, ob es immer der Fall sei, daß Domänenpächter na stattachabtem Brande die Gebäude aus eigenen Mitteln auf- bauen und dann sehr lange auf die Entschädigung warten müßten. Ferner sei einem Domänenpächter von Seiten der Domänenverwaltung gesagt worden, er möge doch nicht fo regel- mäßig die Pacht bezahlen, das mache keinen guten Eindruck. Wenn solhe Winke gegeben würden, so scheine ihm das nicht ganz in der Ordnung zu scin. Die Nothlage der Domänenpächter im Negierungs- bezirk Gumbinnen sei niht so arg. Er sei überzeugt, wenn die Herren vernünftig wirthschafteten und zu Hause blieben, anstatt nah Berlin zu gchen, so würden sie nicht in einen solchen Vermögensverfall tommen. Er sei auch Besißer in Ostpreußen, und es gehe ihm nicht so gut wie früher, aber vernünftige WBirthe fönnten nicht flagen, es gehe ihnen fo s{chlecht, daß sie nicht bestehen können. (Wider- \pruch rechts.) Wenn die Staatsregierung den Domänenpächtern, wenn sie ihre Pacht nicht regelmäßig zahlten, Erlasse gewähre, so müsse fie auch den Leuten, die niht în der Lage seien, ihre Zinsen zu bezahlen, zu Hilfe kommen. Das würde er niemals billigen, aber é würde folgerihtig sein.

Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden:

Ich glaube, der Herr Referent wird damit einverstanden} sein, wenn ih die geforderte Auskunft selbs gebe, zumal der Herr Vor- redner weiteren Aufschluß auch von mir verlangt hat.

_ Wenn der Herr Vorredner gesagt hat, es sei einem Domänen- Pâhter scitens der Negierung in Gumbinnen an die Hand gegeben worden, er möchte nicht so regelmäßig Pacht zahlen, das mache einen shlehten Eindruck, so nehme ich keinen Anstand, es als Unfug zu

bezeichnen, wenn wirklich so etwas passirt ist. Ich erwarte den Beweis, daß eine solhe Aeußerung respective seitens der Regierung eine derartige Andiehandgebung wirklich stattgefunden hat.

Erhat es ferner für nothwendig gehalten, darauf aufmerksam zu machen, daß zufällig cin der freisinnigen Partei angehöriger Domänenpächter die ihm zustehende Brandentschädigung aus dem Domänen-Feuer- shädenfonds nicht redtzeitig erhalten habe, sondern großen Weiterungen bei Bezug derselben ausgeseßt gewesen sei, sodaß er den nothwendigen Erfaßbau aus eigenen Mitteln habe bestreiten müssen. Ich bin nit in der Lage, mich gegenüber diesem Falle aussprechen zu können, da mir nichts von der Sache bekannt ist. Bekannt ist, daß die Domänen- verwaltung keinen Unterschied macht zwischen politishen Partei- stellungen; für sie find die Domänenpächhter Domänenpächter ; sie werden von uns mit gleihem Maße gemessen. (Beifall rets.)

Im übrigen is der Grundsaß nach meiner Kenntniß der Ver- hältnisse ausnahmslos eingehalten worden, Brandentschädigungsgelder aus dem Domänen-Feuerschädenfonds fo rasch flüssig zu machen, wie es überhaupt möglich ist.

Also ich stelle anheim, den betreffenden Fall mir mitzutheilen, ih werde ihn dann einer Prüfung unterziehen.

Wenn ferner gesagt ift, es sei im Regierungsbezirk Gumbinnen das Gerüczt verbreitet, daß einem Domänenpächter so und so viel zu Verbesserungen und zu sonstigen Wirthschaftseinrihtungen gegeben worden sei, so kann ih die Nichtigkeit eines derartigen Gerüchtes ja niht controliren. Aber ih glaube, es liegt für jeden mit unseren Verwaltungsgrundsäten einigermaßen bekannten Menschen auf der Hand, daß dies ein falshes Gerücht ist. Domänenpächtern werden aus dem Baufonds, wenn sie Meliorationsbauten machen, Baugelder bewilligt unter einer gewissen Betheiligung ihrerseits. Aus dem Baufonds werden ihnen ferner Baugelder bewilligt zum Beispiel zu Wege- bauten und aus einem andern Fonds zu Drainagen, für welche besondere Gelder bestimmt find. Für alles das sind aber gewisse Grundsäße festgestellt, die gleichmäßig gehandhabt werden.

Der Herr Vorredner hat damit geschlossen: wenn einem Domänen- vächter beim Ausscheiden aus der Domäne ein Erlaß an rückständigen Pachtgeldern gewährt werde, fo sei dies dasfelbe, als ob irgend jemand seine Zinsen nicht bezahlen könne, und wenn in dem einen Falle ein Pachtgeldererlaß stattfinde, so sei nah demselben Grundsaß der Staat eigentlih verpflihtet, jedem, der seine Zinsen nicht zahlen könne, die- selben für thn zu zahlen. Ih meine, das ist doch ein ganz falscher Vergleich. (Sehr richtig! rechts.)

In dem einen Falle hat der Staat, wenn jemand seine Zinsen nicht bezahlt, zu demselben gar keine Beziehung. Mit dem Domänen- vächter steht der Staat im Vertragsverhältniß und hat ein Interesse daran, daß das Vertrauen auf die wohlwollende Handhabung seiner Pachtrehte bei den Domänenpächtern vorhanden ift, daß dieselben vertrauen, daß er besonderen Verhältnissen Rechnung trägt.

Von diesen Grundsäßen ausgehend, hat die Staatsregierung, und zwar unter vollem Wissen dieses Hauses und seiner Commission, nie ein Bedenken getragen, von ihrem Rechte Gebrauch zu machen, und in einzelnen Fällen Domänenpacht-Nückstände niht zwangsweise ein- zuziehen, sondern die Niedershlagung derselben bei Beendigung des Pachtverhältnisses zu erbitten. Sie hat es gethan in solchen Fällen, wo sie die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß der be- treffende Domänenpächhter unvershuldet in Vermögensverfall gerathen war und zwar mit der Absicht, daß durh den Erlaß ein wirkliher Nußen geschaffen werden sollte, das heißt, daß dem Betreffenden die Neubegründung einer bescheidenen Existenz er- möglicht werden sollte.

Von diesem Standpunkt ist dem hohen Haufe und seinen Com- missionen stets die ofenste Mittheilung gemacht; es sind auch nie Ausstellnngen gegen diesen Grundsatz erhoben worden. Ohne eine der- artige Befugniß kann meiner Ueberzeugung nah die Domänenverwal- tung gar niht bestehen. Die Bedingungen, welche die Domänen- pächter gegenüber der Staatsverwaltung eingehen müssen, sind, wie ih anerkenne, streng und müssen \treng sein. Andererseits müssen die Domänenpächter aber auch das Vertrauen haben, daß die Pachtbedin- gungen mit Wohlwollen gehandhabt werden.

Wenn der Herr Vorredner nun den einen Fall bemängelt hat es war der Domänenpächter in Weeskenhof —, dem ein Pacht- erlaß von 30 000 Æ zu theil geworden sei, weil er an einer Zucker- fabrik ?Geld verloren habe, fo verhält sh die Sache fol- gendermaßen: Der betreffende Domänenpächter hat bei Ueber- nahme dieser Pachtung 110 000 46 Vermögen nachweisen müssen. Er hat demnächst gelitten unter Ueberschwemmungen, er hat ge- litten unter Milzbrand und er hat Kapital verloren bei dem Zu- sammenbruch einer Zuckerfabrik, an der er mit anderen seiner Erwerbs- genossen betheiligt war. Mein Herr Vorgänger hat die Ueberzeugung gewonnen, daß der Mann sih niht mehr halten konnte, und deshalb wurde ihm die Domänenpachtung gekündigt, weil sih gleichzeitig die Gelegenheit bot, dies Pachtobject an eine andere staatliche Ver- waltung abgeben zu können.

Nun is meine Ansicht gewesen, daß der Mann aus dem Zu- sammenbruch ein Kapital von präterpropter 10- bis 12000 Thalern retten sollte, damit er etwas von neuem anfangen könnte. Man kann ja über die Höhe einer derartigen Summe streiten; aber es ist meine Ueberzeugung: wenn man überhaupt einem Mann, der unverschuldet ins Elend gekommen ist, die Möglichkeit geben will, von neuem etwas E zu können, so dürfte man in diesem Falle nicht viel niedriger greifen.

Der Mann hat nun nicht etwa bloß sein Geld an der Zuer- fabrik verloren, sondern er hat auch mit großer Energie diese Domäne in einen vorzüglichen Zustand verseßt, und es bot sih ihm die Aus- sicht, daß, wenn er sih noch länger in der Pacht hätte halten können, er voraussichtlih| in} einigen ¡Jahren aus} der Zukerfabrik einen TheilZseines Schadens durch weitere Rübenlicferungen hätte heraus- bringen können. Außerdemß war der Mann besonders ungünstig da- dur gestellt, daß niht ein anderer Domänenpächter an seine Stelle

trat, sondern eine fiscalishe Verwaltung, und es ist naturgemäß für

den, der die Verhältnisse kennt, daß die Chancen des abziehenden Pächters erbeblich ungünstiger sind, wenn das ganze Inventar zu einem bestimmten Termin verkauft werden muß und der Nachfolger das nicht übernehmen fann, als wenn sich Gelegenheit findet, mit einem neuen Pächter zur Auseinanderseßung zu kommen.

Dem betreffenden Mann wurde auferdem das Zeugniß eines aus- gezeichneten Wirthes ausgestellt, sowie daß er bei einer sehr intensiven Wirthschaft den ganzen Zustand der Domäne wesentlich gehoben hätte; das geht auch aus den vorliegenden Berichten hervor, und es wird jedem Land- wirth einleuhten, wenn ih hinzufüge, daß er prätervrovter jährlich an 30 000 M Futtermittel in die Domäne verwendet hatte und außerdem sehr erheblihe Düngemittel.

Nachdem wiederholt höhere Pachterlasse, wie die jeßt in Frage stehenden, bewilligt und auch von dem hohen Hause nit beanstandet sind, durfte ih glauben, mih mit der großen Majorität dieses Hauses in Uebereinstimmung zu befinden. Jch habe deshalb keinen Anstand nehmen können, diesen Pachterlaß zu befürworten.

Der folgende Fall, der das Befremden des Herrn Abgeordneten hervorgerufen hat, betrifft eine Domäne im Gumbinner Bezirk. Dies Domäne wurde von dem betreffenden Herrn im Jahre 1882 in Pacht genommen; fie war in einem geringen Culturzustand. Wenn auch der bisherige Pächter im ganzen seinen Verpflichtungen naGgekommen sein mag, so habe ih doch, so weit ich mich aus den Acten informiren konnte, den Eindruck, daß in die Domäne ein ganz Theil Geld hineingesteckt werden müßte, um sie zu guten Erträgen zu bringen. In diesem Fall war ein Vermögen von 130000 nachzuweisen. Der betreffende Pächter, der früher bereits mehrere Fahre lang ein eigenes Gut bewirthshaftet hatte, ist mit großer Energie und vielleiht zu großer Energie an die Hebung des Wirthschafts\tandes der Domäne herangetreten; er kam ferner in die Lage, und zwar auf Grund der damals herrschenden \trengeren Bau- bedingungen, in dem kurzen Zeitraum von fünf Jahren sehr umfang- reihe Ersaßbauten ausführen zu müssen. Außerdem find einige Meliorationsbauten und erhebliche Drainagen, leßtere mit \taatlichem Meliorationskapital, ausgeführt. Der Pächter mußte jedoch zu den Drainagen die erheblichen Fuhrfkosten hergeben. Nach der mir mit- getheilten Aufstellung is die ganze Summe, welche der Pächter aus seinem eigenen Vermögen bloß auf diese Meliorationen der Domäne verwendet hat, auf ungefähr 25 000 A zu veranschlagen. Die wichtigste und nachhaltigste Melioration besteht in der Drainage. Meine Herren, der Mann hat in diesen vier oder fünf Jahren 258 ha der Domäne drainirt. (Hört! hört!) Wer mit den landwirthschaftlichen Werthen Bescheid weiß, weiß auch, was es bedeutet, auf einem Besiß eine derartige Fläche von über 1000 Morgen in kurzer Zeit zu drainiren. Wenn er auch das Me- liorationskapital aus der Staatskasse erhalten hat, so sind die Er- \{werungen der Wirthschaft, die bei fo ausgedehnten Meliorationen eintreten müssen, und die Ausfälle, die während der Ausführungszeit eintreten, so erheblih, daß fie nur in einem längeren Zeitraum wieder eingebraht werden können. Ich sprehe da aus eigener Erfahrung. Der Betreffende gerieth in Vermögens®verfall und konnte ih nicht halten. Er gerieth zu einer Zeit in Verfall, als die ganzen Ver- hältnisse Ostpreußens ebenso wie meiner Ueberzeugung nah heute noch nit so günstig beurtheilt werden konnten, wie es seitens des Herrn Vorredners geschehen ist. Jch habe die Ueberzeugung und habe geglaubt, daß sie in diesem hohen Hause getheilt wird, daß wir die Verhältnisse Ostpreußens und überhaupt des Ostens mit einiger Besorgniß ansehen müssen, weil man niht leugnen kann, daß eine gewisse Blutleere dort besteht, d. h. es fehlt an Geld, und es fehlen die Menschen. In dieser Zeit ist es das Bestreben der Domänen- verwaltung gewesen, durch eine wohlwollende Stundung der nament- lih in den mehrfahen Mißjahren {wer aufzubringenden Pachten ihren Pächtern über die {chwierigen Zeiten wegzuhelfen.

Es ist dies auch vollständig zur Kenntniß des hohen Hauses ge- kommen durch die alljährlihen Berichte. Es sind, die Pacht- rückstände angeshwollen von 460000 A im Jahre 1883/84 auf über 1600000 Æ in 1889/90. (Hört! hört!) Sie sind in den legten Jahren nicht gestiegen, und soweit ih übersehen kann, werden fie in diesem Jahre ungefähr in gleicher Höhe geblieben sein. Dabei hat es an energishen Bemühungen, sie niht weiter anshwellen zu lassen, niht gefehlt. Wenn diese wohl- wollende Behandlung stattfand, so ist den Herren erinnerlih, daß gerade derjenige Herr, der jeßt in Frage stcht, vor einigen Jahren unter den Domänenpächtern eine lebhafte Agitation zur Verbesserung der Pachtbedingungen der Domänenpächter hervorgerufen hat. Gerade bei Berathung dieser Petitionen sind alle diese Verhältnisse erörtert, in dem Bericht niedergelegt und zur Kenntniß des Hauses gelangt. Jch will nun nicht leugnen, daß eine gewisse Mißstimmung gegen diesen Herrn in meinem Ministerium bestanden hat, weil er in seinen Angriffen gegen die Staatsverwaltung etwas weit gegangen war. Aber gerade das ist für mih ein Moment gewesen, daß ich bei der Auf- lösung dieses Verhältnisses geglaubt habe, ih dürfe ihn nicht s{lechter behandeln, als ich jeden andern Pächter behandelt Haben würde (Beifall bei den Conservativen), weil ih will, daß die Domänen- pächter das volle Vertrauen zur Staatsregierung in dieser Beziehung haben. Jch will ihnen nicht vershränken, daß sie unbefangen und vollständig rücksihtslos die Beschwerden, die sie haben, vortragen und zur Discussion stellen. Jch habe {on vorher bei dem Pächter der Domäne Weeskenhof gesagt: ih habe beabsichtigt, er solle mit ungefähr 10 bis 12000 Thalern aus dem Schiffbruh herausgehen. Dasselbe habe ih in diesem Fall beabsichtigt. Und nach den Be- rihten, die mir vorliegen, die ih erforderte, nachdem zur Sprache fam, genannter Herr habe inzwischen ein Rittergut gekauft, habe ih nicht die Ueberzeugung gewonnen, daß derselbe eine nennengswerth größere Summe gerettet habe. Die Domänenverwaltung sollte sich in diesem Falle meiner Ansicht nah auch nicht mit dem Schaden eines anderen bereihern. Der Mann hat die Meliorationen gemacht unter Aufwendung verhältnißmäßig erheblicher Kapitalien. Durch die

Meliorationen ist erzielt worden, daß bei der Neuverpachtung nicht ein s@

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