1892 / 105 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

urs

S eide:

A Lp

i atel ding a.

ats

1 in dec Richtung, die das Haus früher bei Bekbandlung dieser Regenten stets eingeshlagen habe. Bei Anstalten, die erst in Zukunft entständen, brauhe der Staat nicht helfend einzutreten, denn bei denen enthalte die Vorlage keinen Eingriff in wenigstens moralisch wohlerworbene Rechte. Nur in dem Sinne, daß der Staat für die Mehrbelastung auffomme, hätten seine Freunde für die Einstellung der entsprehenden 900 000 Æ in den Etat gestimmt. Uebrigens e - Pren den dem Normal beigelegten renerischen Vebersichten diese Summe nit ausreichend, und wolle man diefe Sache einmal regeln, jo müsse man gleihzeitig die vollen Mittel zur Ver- fügung stellen, fodaß den Gemeinden feine Restsumme mehr zu be- leichen bleibe. Richtig sei ja, daß den Gemeinden kein einflagbarer Rechtsanfspruch auf die Staatszushüsse zu den Schulen zustehe, aber die Commission werde eben zusehen müssen, wie dies mit den aus der Vor- lage resultirenden Ansprüchen zu vereinbaren sein werde. Auch werde die Commission erstens zu O haben, daß man dieselbe Mehrbelastung, die den Gemeinden für ihre Anstalten aufgelegt werden solle, au den stiftishen Anstalten zufalle, die dafür keinen Ersaß aus dem Steuersäkel ziehen fönnten, und zweitens, daß der Norma -Etat nur für diesen Landeshaushalt gelten solle unter ausdrücklicher Verwahrung dagegen, daß er Gesegesfkraft habe. Eigenthümlich sei es, daß diefer selbe Normal- Etat für die communalen und stiftischen Anstalten Geseß werden solle, sodaß, wenn der Staat den Normal-Etat seiner Schulen im nächsten Sahre etwa ändere, wieder die alte Ungleichheit da sein würde. Was den Zwang der Gemeinden zur Erhöhung des Schulgeldes anlange, so sei der angegebene Grund des Wettbewerbes zwischen staatlichen und communalen Schulen nicht ausreichend, um die Selbständigkeit der Gemeinden unter die Staatsoberhobheit zu beugen; einen folhen Ge- brauch der Staatsgewalt müsse er für einen Mißbrauch halten. Für die Schulen, die Staatszushüsse erhielten, könne zwar der Zwang ausgesprohen werden, ihr Schulgeld auf der Höhe des der Staatsschulen zu halten, im übrigen müsse den Gemeinden das Recht bleiben, unter Aufsicht des Cultus-Ministers oder ganz selbständig darüber möge sih die Commission äußern ihr Sg fest- zusetzen, nur dürfe es das an Staatsschulen erhobene nicht übersteigen. Die große Mehrzahl der Communen mit eigenen, hier in Betracht fommenden Schulen werde den in der Vorlage enthaltenen

orderungen niht nahfommen können ohne sichere, festgelegte

usfiht darauf, daß der Staat die Mehrbelastung trage, und nur in diesem Sinn könnten seine Freunde sich dafür er- klären, daß das Ziel, das sie an sich für ein erstrebens- werthes hielten: die Gleichstellung der Lehrer an staatlichen und an nichtstaatlihen Anstalten, auf diesem Wege erreiht werde. Non selbst verstehe sich dabei, daß er durhaus fern gehalten zu

Jehen wünshe, daß der Staat eine fsolhe Erhöhung feiner

Zuschüsse zur Gelegenheit nehme, die Gemeinden mit neuen lästigen Bedingungen zu binden. Wenn der Staat den Gemeinden das auflege, was hier gefordert werde, so sei das Belastung und Gegenleistung für den vermehrten Staatszus{huß genug. Also, obne auf weiteres jeßt einzugehen, neben dem Interesse für die Versorgung der Lehrer sei auch Fürsorge für die Selbständigkeit der in Frage fommenden Gemeinden zu treffen. Er {lage vor, den Gefetzentwurf einer Commission von 21 Mitgliedern zur Vorberathung zu überweisen.

Abg. Dr. Dürre (nl.): Den meisten der Communen fehle es an den nöthigen Mitteln, um voll ihrer Pflicht gegen die Schulen und die Lehrer nachzukommen. Aber es herrsche auch niht überall der rechte Geist. Insofern die gegenwärtige Vorlage die communale Selbständigkeit nicht als ein- noli me tangere betrahte, stimme er ibr zu, sei aber nicht im stande, alle Einzelheiten gut zu heißen. Die Regierung bleibe auf halbem Wege stehen, indem sie die Noth- wendigkeit der Gleichstellung der Lehrer an den nichtstaatlichen mit denen an staatlihen höheren Lehranstalten für die Gegenwart ver- lange, ohne Rücksicht zu nehmen auf die zukünftigen Verhältniffe. Fine Aufbesserung der Beamtenbesoldungen werde über furz oder lang nothwendig sein, und wenn dann die Säße des Normal - Etats für die nichtstaatlißen Lehranstalten bestehen blieben, würde man wieder eine Ungleichheit haben und müsse neue Bestimmungen erlassen. Ferner könne er nitt billigen, daß es den Communen freistehen solle, es bei dem System der Dienst- alterszulagen oder bei dem Zustande zu belafsen, daß der Lehrer inner- halb einer Besoldungsgemeinshaft aufrücke. Größere Befoldungs- gemecinschaften seien nur in größeren Städten mögli, in kleineren Besoldungsgemeinschaften aber könne der Lehrer alt und grau werden, ebe er in cine höhere Stelle einrücke. Die höheren Schulen seien weitaus mehr zu Nuß und Frommen des Staats da als der Com- munen. Deshalb habe der Staat für die leistungsunfähigen Ge- meinden in diesem Punkte einzutreten. Die Commission müsse im übrigen erwägen, ob den Communen nit die Pflicht aufzuerlegen sei, in jedem Falle Alterszulagen ganz zu bezahlen. Dann würden sie eben, wie sie si helfen fönnten und eventuell \fich zum Zweck der Bildung von größeren Besoldungsgemeinschaften verbinden.

Abg. Seyffardt- Magdeburg (nl.): Er lege großen Werth darauf, daß dieses Geseß zu Stande komme und hoffe, daß gegenüber dieser neuen Phase der Entwickelung sih das Herrenhaus bereit- williger zeigen werde, als in den Jahren 1886 und 1388. Er erkfenne im wesentlihen die Nothwendigkeit einer Gleichstellung aller Lebrer an böberen Schulen an, ohne dabei dem Lehrerstand günstiger

esinnt zu sein, als anderen Beamtenkategorien. Eine Nethe tadtiscer höherer Lehranstalten würden langsam, aber sichec, immer mebr zu Anstalten zweiter Klasse, zumal in den kleineren Städten. Die Anstalten der letzteren seien Uebergangéanstalten für eine Reihe von Lehrern, gewissermaßen LTaubenschläge, wo die Lebrer nur so lanae blieben, bis sie zu staatlihen An- \stalten überträten. Man solle bezügliÞh der Aufgaben, die man den Gemeinden stelle, nicht zu engherzig verfahren, aber au die Bestimmungen der Gesetzentwürfe von 1886 und 1888 in den vorliegenden aufnehmen, die recht bestimmt ausdrückten, daß bei leistungsunfähigen Gemeinden ein Staatszushuß eintreten müffe. In manchen Städten der östlihen Provinzen scien höhere Schulen nothwendig, obne daß die Gemeinden die Mittel hätten, diese zu erhalten. Der Finanzpunkt scheine ihm der einzig shwierige in der Vorlage zu sein. In der Commission werde hoffentlich das Be- dürfniß der endgültigen Regelung dieser Materie einstimmig anertannt werden.

Abg. Dr. Mey er-(dfr.): Seine Freunde seien mit der Haupt- bestimmung des Gesetzes einverstanden, die Hauptfrage sei ja au bereits 1886 durch einen Beschluß des Abgeordnetenhauses entscieden worden. Es frage sich, wie diejenigen Gemeinden, die zu {wah seien, um die ibnen auferlegten Lasten zu tragen, behandelt werden follten. Man könne den Gemeinden, welche nit leistungsfähig seien, oder welche der Staat nicht für leiftungsfähig halte, einen Staats- zushuß geben, der Staat könne die Schulanstalten, welche von den Gemeinden nicht weiter erhalten werden könnten, in eigene Verwaltung und Leitung übernehmen oder eine Gemeinde könne ihre Schule eingehen lassen, die sie unter Verhältnissen begründet habe, die sich seitdem gründlih verändert hätten. Von # Recht, zwangsweise die Ausgaben für eine folche in den Etat der Gemeinde einzustellen, würde der obne Härte nit Gebrauch machen fönnen. Endlich man die Gemeinden zwingen, ihr Schulgeld zu erhöhen. liege im Interesse des Hauses, darüber Auskunft zu erhalten, in welcher Weise die Staatsregierung in die Erhöhung ‘des Scul- geldes gewilligt habe. Ferner bitte er um Auskunft, ob die Re- gierung das Recht für sich in Anspruch nehme, in Zukunft das Schulgeld einseitig zu erhöhen. Er seße voraus, daß au in Zuëtunft die Regierung eine Erhöhung des Schulgeldes niht anordnen werde, obne vorber der Zustimmung des Landtages ausdrücklih oder \tillshweigend ih vergewissert zu haben. Dadurch, daß man den Gemeinden das Recht entziche, ein niedrigeres Schulgeld zu erheben, als der Staat erhebe, nehme man thnen das einzige Necht zu ciner selbstständigen Thätigkeit, welhes sie bisher über- haupt noch - ibren höheren Lebranftalten gegenüber gebabt hätten. Die in den Motiven dafür angeführte Begründung könne er nicht fiütr ausreihend ansehen. Weder Staat noch Ccommunen hätten Schulen begründet, umi Geld zu erwerben. Die Schule koste unter

allen Umständen einen erheblichen Zushuß. Er könne p ein Ret des Staates, die Gemeinden zu zwingen, einen gewissen Mindest- betrag für ihre Æistungen zu er , nicht recht construiren.

sei doch anerkanntes Recht der Gemeinden, Ï in ihren Schulen zu begründen. Gestatte man ihnen das, warum wolle man ihnen niht das Recht zugestehen, das Schulgeld für einzelne Fälle theilweise zu erlassen und s{ließlich es im “allgemeinen theil- weise zu erlassen? Er würde deshalb großen Werth darauf legen, daß der § 7 vollständig gestrihen werde. Am besten würde es sein, die Vorlage der Budget- oder der Unterrihtscommission zu überweisen.

Geheimer Ober-Regierungs-Rath Boh: Das Schulgeld werde durchaus verschieden bei den verschiedenen Schulanstalten bemefsen. In den Staatsanfstalten werde allerdings im allgemeinen ein Schul- geld von 100 Æ erhoben, aber auch da seien welentlihe Unterschiede zugelassen worden. In Frankfurt a. M. z. B. würden 100 Æ, auf dem Joachimsthal’shen Gymnasium dagegen 120 M erhoben. Auf anderen werde weniger bezahlt, 90— 80 A Auch liege eine Ver- schiedenheit vor je nah den einzelnen Schulklafsen. Im Wesentlichen sei es den Communen überlassen, das Schulgeld nach Belieben zu bemessen, und hier herrshe noch größere Verschiedenheit. Bei einer großen Anzahl von Anstalten werde ein höheres Schulgeld für auswärtige Schüler erhoben als für einheimishe. Bei anderen Gemeinden rihte sich das Schulgeld nah den Steuersäßen der Eltern. Die Säße bewegten si zwischen 40 bis 200 Æ Diese Verschiedenheit sei vielleiht gar niht zu be- klagen, denn es werde damit der Individualität der einzelnen Anstalten Rechnung getragen. Was die Frage betreffe, ob die Regierung für sih das Recht in Anspru nehme, das Schulgeld einseitig ohne Mit- wirkung der Landesvertretung festzusezen, so könne er nur sagen, daß die Regierung bisher dieses Necht gehabt habe, und dabei werde es wohl au künftig bleiben müssen. Die Schulgeldfestseßung sei einfa ein Act der Executive der Regierung.

Abg. Dr. Ritter (freicons.): Er halte es für eine selbstver- ständlihe Consequenz des Normal-Etats und für einen Act der Ge- retigkeit und Billigkeit, daß Lehrer, die dieselbe akademische Bil- dung hbâtten, wie die staatlihen, durhaus nicht minderwerthig er- schienen und behandelt würden, und daß infolge dessen auch den Ge- meindeanstalten dieselben Mittel zur Disposition gestellt würden, wie den staatlichen. Andererseits dürfe man niht verkennen, daß viele Gemeinden in den fiebziger Jahren mit einer gewissen Voreilig- keit derartige Anstalten gegründet Hätten und nun auch den Con- sequenzen sih nicht ganz entziehen fönnten. Der radicalste Aus- weg sei allerdings die Verstaatlihung aller höheren Lehr- anstalten. Er müsse aber der Regierung zugeben, daß das doch nicht so gehe und daß au die Vertreter des Landtages niht immer in der Lage fein würden, ihre Zustimmung zu ertheilen. Den {wächeren Gemeinden könne man auf dem Wege der Verstaatlihung oder mindestens der Umwandlung solcher Anstalten eher beispringen als den leistungsfähigeren Gemeinden. In ersterer Beziehung sei ja auch die Staatsregierung in dankenswerther Weise entgegengekfommen. Die größeren Gemeinden müßten die Folgen tragen, welche sie durch ihre Beschlüsse, Anstalten zu gründen, auf ih genommen hätten. Die Beibehaltung der Besoldungs-Etats solle man vermeiden und lieber die Dienstalterszulagen ifäbtar Weiter wünsche er, daß den städtishen Lehrern ai die Studienzeit auf ibr Dienstälter angerechnet werde und daß sie so den Lehrern an den staatlichen Anstalten gleichgestellt würden. Auch die Stellung

ch gebildeten Lehrer an den staatlichen Anstalten ver- diene verbessert zu werden. Sie müßten eine bessere Qualification haben als die an Volksschulen Angestellten und hätten in Folge ihres Verkehrs mit den Gymnasiallehrern“ größere Aufwendungen zu machen. Endlih wünsche er, daß auch die höheren Bürgerschulen (Zuruf des Staats-Ministers Bosse: Realschulen !) und die land- wirthichaftlihen Schulen unter dieses Gesetz fielen. Im Princip sei er also für das Gesey und s{licße sich dem Antrage auf Com- missionsberathung, am liebsten in einer besonderen Commission, an. (Beifall rets.)

Abg. Dr. Kropatscheck (conf.): An dem, was 1886 und 1888 beschlossen sei, sei er ganz uns{uldig, und erst recht an dem, was das Haus beute hier beschäftige. Er könne sich den Bemängelungen und Wünschen, die von verschiedenen Seiten ausgesprochen worden feien, seinerseits nur anschließen. Was er 1886 und 1888 gewünscht. habe, werde durch die Vorlage nicht erreiht. Das hindere ihn jedoch durchaus nicht, dankbar anzuerkennen, daß die Regierung einem vielfach anerkannten Bedürfniß entgegenkomme, und laffe ihn die Hoffnung hegen, daß die Mißstände beseitigtwerden würden. Ein Bedürfniß nach Gleichstellung der Lehrer an nitstaatlihen mit denen an staatlihen Anstalten liege nicht bloß und nit vorwiegend im Interesse der Lehrer, sondern in erster Linie in dem der Schulen; denn sie litten darunter, wenn sie keine brauchbaren Lehrkräfte erhalten könnten. Wie {wer aber auch die Lebrer selbst durch die immer breiter werdende Kluft zwischen den staatlichen und nitstaatlihen Anstalten zu leiden hätten, brauche er nit erst darzulegen; es genügz, wenn er sage, daß er lebhaf wünsche, dieser Entwurf möge Gesetz werden. Ob der Gesetzentwurf ein unerlaubter Eingriff in die Selbständigkeit der Communen sei, wolle er bier nicht erörtern. Die Lehrer an den nichtstaatlichen Anstalten scien durhaus fkcine Communalbeamten, sie seien auf Lebenszeit angestellt, seien in discißlinarisher Beziehung u. f. w. den staatlichen Lehrern vollständig gleichgestellt. Es würde hart sein, wenn der Staat, um die Gleichstellung der Lehrer- an nichtstaatlihen und staatlichen Anstalten in Bezug auf die Besoldung durchzuführen, seinen Zuschuß zu dem Plus an Aufwendungen, welhe die Gemeinden in- folge dessen leisten müßten, niht allen Gemeinden gewähren wolle. Andererlseits halte er es aber für richtig, daß der Staat dann auch von allen Schulen, die er subventionire, eine Festseßung des Schulgeldes bis zur Höhe des“ an den staatlichen Anstalten erhobenen fordere. Wenn man die Städte zwinge, das System der Alterszulagen cinzu- führèn, dann würden sich die Städte unter diesem Zwañge dazu entslicßen, sih- zu größeren Verbänden zufammenzuthun. In Bezug auf § 6 {ließe er sh den vom Abg. von Schenckendorff ge- äußerten Bedenken an. Eine Commissionsberathung balte auch er für nothwendig, sehe aber die Budget- oder Unterrichtêscommission nicht für die geeignete Stelle an, sondern beantrage eine besondere Commission von 21 Mitgliedern.

Abg. Bödiker (Centr.): Man bleibe bei einem unhaltbaren Zustande, wenn man auch ferner zulasse, daß es zwei Kategorien von Lehrern gebe, von denen die eine nah dem Normal-Etat besoldet sei, die andere geringere Besoldung beziche. Das müsse im Intereffe des Staats beseitigt werden, die Staatsgeseßgebung müsse helfend ein- treten, selbst wenn dadur private Rechte verleßt werden sollten. Darum fei er für die Vorlage, obwohl sie die Ansprüche einzelner Communen vielleiht nicht befriedige. Judem man in den diesjährigen Hausbalts-Etat 1 400 000 für den Normal- Etat eingeseßt habe, habe man ohne weiteres bestimmt, daß die bisberigen Staatszushüsse für die Gymnasien zu Gunsten der Durchführung des Normal-Etats vermehrt werden sollten. Jeßt würden von 295 Schulen 112 unterstüßt. Von Einzelheiten halte er den §1 für der Verbesserung bedürftig; der Normal-Etat sei nur für dies Jahr féstgeseßt, darum müsse au die im § 1 festgeseßte. Be- stimmung über die Besoldung der Lehrer an communalen und städti- ien Sculen einer leihteren Aenderung zugängliß gemacht werden, als es der Fall sei. Ferner müsse eine Acnderung im § 6 vorgenommen werden, denn “wenn die Dienstalterszulagen bei unbefriedigenden Leistungen der Lehrer sollten versagt werden dürften, so müsse das minde- stens, wie jede andere solde Bestrafung, von einem Disciplinar- verfahren abhängig gemaht werden. Uebrigens dürften wegen der ver- schieden {nell eintretenden definitiven Anstellung der Lehrer an den verscicdenartigen Schulen äu die Dienstalterszulagen nicht überall ie gleihe Hôhe haben. Die zwangsweise Erhöhung des Schulgeldes dürfe ferner nur da eintreten, wo auf andere Weise dem Nornial- besoldungsetat niht genügt werden fönne. Die Prästätionsfähigkeit der Gemeinden dürfe freilich nicht gefährdet werden, der wichtigste fa bleibe immer der, daß die bestehenden Schulen auch erhalten lieben.

Ea

Danach wird die Debatte geschlossen, die Vorlage an eine Commission von 21 Mitgliedern zur Vorberathung überwiesen. Es folgt die ersiè Bereitung des Geseßentwurfs über die Verlegung der L -Buß- und Bettage, welcher bestimmt, daß -die in den verschiedenen Landestheilen der Monarchie bestehenden Buß- und Bettage nah dem Sonntag Jubilate niht mehr als allgemeine Feiertage gelten sollen, dagegen der Mittwoch vor dem leßten Trinitatissonntag als Bußtag festgeseßt wird. :

Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Centr.): Die Frage häbe das Haus im vorigen Jahre wiederholt beschäftigt, angeregt durhch einen Antrag des Abg. Is. Seine Partei h schon damals die Auffassung vertreten, man mit einer folhen Verlegung von Feiertagen nur vorgehen solle aus ganz gewichtigen Gründen. Die Vorlage sei damals nit hinreichend vorbereitet gewesen und habe keine Majorität gefunden. Es sei darauf eine Refolution an- genommen worden, die es der Staatsregierung anheimgestellt habe, mit den betreffenden Landesregierungen und Kirchenbehörden erneut in Verhandlung zu treten und dabei eine Vereinigung zu gemeinsamer Feier in Aussicht zu nehmen. Er hoffe, daß es werde vermieden werden, daß man die alten Bußtage beibehalte und nun noch dazu“ den neuen feiere. In diesem Sinne werde seine Partei für das Gesetz stimmen. i :

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Ich bin dem Herrn Abg. Freiherrn von Heereman ganz außer- ordentlich dankbar für die wàrme Befürwortung dieser Vorlage. Die Königliche Staatsregierung legt den größten Werth darauf, daß sie zu stande kommt. Wir sind noch nie dem Ziele, die anerkannte Un- zuträglihkeit der zahlreichen vershiedenen Bußtage bei uns zu be- seitigen, wenigstens für Norddeutschland, inebefondere Preußen, zu beseitigen, so nahe gewesen wie jeßt, und man muß das sehr dankbar begrüßen. Es liegt doh in der That darin etwas Erfreuliches, daß auch die katholischen Herren Bischöfe \sih bereit erklärt haben, die Sache bei dem Heiligen Stubl zu befürworten.

Nun ist es zwar nicht unsere Absicht gewesen, wie es Herr von Heereman vorauszuseßen schien, daß wir dircct mit dem Heiligen Stuhl in der Sache verkehren, sondern wir haben uns gesagt, daß wir das den Herren Bischöfen zu überlafsen haben würden, und ih glaube, daß das der richtige Weg sein wird, auf dem wir gewiß zum Ziele fommen werden. Uebrigens versteht es sich ganz von felbst, daß die Königliche Staatsregierung weit davon enifernt ist, auf diesem immer- bin - zarten Gebiete irgend eine Vergewaltigung eintreten zu lassen. Wir werden die Sache nit eher in Kraft seßen, bis wir am Ziele sind, bis eine wirkliche Einigung erzielt ist. Die Voraus- seßungen für die Einigung sind so günstig wie nie; sie werden noch günstiger, wenn das Geseß vom Landtag angenommen wird, und wir so vor diejenigen hintreten können, die noch rüdständig sind. Ich bitte deshalb dringend, dem Geseßentwurf zustimmen zu wollen.

Abg. von Benda (nl.): Seine Legitimation, in dieser Sache zu sprechen, leite er daraus her, daß er langjähriges Mitglied der General-Synode sei und gerade an den Verhandlungen über diesen Punkt hervorragenden Antheil genommen habe. Man sei bei den vorjährigen Verhandlungen der Synode den Wünschen, welche die Landesvertretung ausgesprochen gehabt habe, nah den verschiedensten Richtungen entgegengekommen. Die Vorlage, wie sie der Synode gemaht worden sei, habe im wesentlichen mit dem hier vorliegenden Gesehentwurf übereingestimmt und fei mit 149 gegen 37 Stimmen angenommen worden. Er hoffe, daß sie hier einstimmig werde ange“ ommen werden und zwar ohne Commissionsberathung.

Abg. Stöcker (cons.): Seine politischen Freunde hätten ein- stimmig beschlossen, diesem Geseßentwurf ihre Zustimmung zu geben. Nicht bloß wirthschaftliche, sondern wesentlih innere Gründe hätten sie bestimmt, von einem Feste Abschied zu nehmen, das doch in viele Schichten der Bevölkerung fo fest hineingewachsen sei. Keine einzige Synode habe sih gegen die Vorlage auêgesprochen, nur starke Minoritäten innerhalb derselben. Die Verhandlungen der preußischen mit den übrigen Landesregierungen in Norddeutschland schienen zum Ziele zu führen. Eine Einigung Süddeutshlands mit Norddeutschland sei nit zu erwarten, weil man dort gewohnt sei, die Bußtage an Sonntagen zu feiern. Aber auch ohne Süddeutschland werde das Wesentliche erreicht werden. Er freue sich, daß die fatholishen Bischöfe in Nom den bezüglichen Antrag gestellt bâtten. Es werde einen guten Eindruck- machen, wenn die Evangelishen und Katholiken in Nord- deutschland zusammen feierten ; A

Abg. von Kardorff (freicon].): Seine Partei stimme der Vorlage zu und fei auch damit einverstanden, daß die zweite Berathung ohne Commissionsberathung im Plenum stattfinde. Er bedauere nur, daß der, welcher diese Frage zuerst angeregt habe, sein Fractionsgenoîte Schultz-Lupit, heute dur Krankheit verhindert sei, anwesend zu sein. Er wünsche und hoffe, daß die Einbringung dieser Vorlage zu seiner s{hnelleren Genesung mit beitragen werde.

Damit s{licßt die Generaldiscushon. rathung wird im Plenum stattfinden.

Schluß nah 3 Uhr.

Die zweite Be-

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte ih nah den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistishen Amts im März 1892 und im gleihen Zeitraum des Vorjahres folgender- maßen: “Es wurden befördert im März über Breit 0s Da e andere deutshe Häfen (Stettin) 359 deutsde Häfen zusammen . . 9 424 Ae er O 204 ere E 301 T5 M s aa S S7 95 Ueberhaupt . . 14074 11 637 Aus deutschen Häfen wurden im März d. J. neben den - vor- genannten 14 074 deutschen Auswanderern noch 21 941 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 10 702, Hamburg 11 168, Stettin 71. ü

FInvaliditäts- und Altersversicherung.

Die Versicherungsanstalt der Invaliditäts: und Altereversihéèrung für das Königreih Sachsen hat ihren ersten Jahresbericht erstatter, welcher die Zeit bis Ende 1891 umfaßt. Wir geben hieraus nach der „Leipz. Ztg.“ Folgendes wieder: Im Berichtsjahre sind bei der Ver- sicherungêanstalt 7381 Ansprücbe auf Gewährung von Altersrente erhoben worden, von denen 5270 anerkannt, 1303 abgelehnt, 312 auf andere Weise (durch Tod, Rücknahme des Antrags 2c.) erledigt worden sind und 496 am Jahress{luß ncch in der Erörterung waren. Auferdein sind 28 Anträge auf Gewährung von Invaliden- rente gestellt worden, - von denen 10 abgewiesen worden sind und 2 ih auf andere Weise erledigt Haben. Die bewilligten Alterêrenten belaufen sich auf die jährliche Gesammtsumme - von 674536 Je 80 S, lera die einzelne Rente im Durlschnitt den Jahresbetrag von 128 4 zu stehen kommt. Scheidet man na den Geschlechtern, so ergiebt si für die männlichen Rentenempfänger (3696) eine durdhshnittlihe Rente von 134 4 95 4 jährli),

E Fe deli. In Wirttihleit ne en 1204 Männer und 1317

rauen von 106 (A 80 4 (nah der I. Lohnklasse), 1561 Männer und 244 Frauen eine Altersrente von 135 (T1. Lohnfklasse), 666 Männer und 11 Frauen eine Altersrente von 163 A 20 J (III. Lohnflafse), 265 Vanner und 2 Frauen eine Alterêrente von 191 4 40 4 (IV. Lohnflafse) jährli. Von den Mentenempfängern standen 3699 im Alter von 70 bis 74 Jahren, 1328 im Wte: von 75 bis 79 Jahren, 217 im Alter von 80 bis 84 Jahren, 25 im Alter von 85 bis 89 Jahren, 1 im Alter von 90 Fahren. Auf dem Lande und in kleinen Städten wohnen 3557 Rentenempfänger, in größeren Städten 1696; außerdem befinden si 17 außerhalb des Königreichs GAME colnetunséba ee Einwohner / änger in den C ) ominen Mas Tut dem Lande und in größeren zu- in fleinen Städten Städten sammen Bauten « «= a # ® 253 155 234 Ord o e 143 89 121 Leipzig. + + + - 234 95 157 So b 140 147 143 îm ganzen Lande . - _, 176 T 150 _

Die drei großen Städte Dresden, Leipzig und Chemniß sind

hierbei mit ein net; doch ist es von Interesse, auch die auf sie besonders entfallenden Zahlen zu beahten: in Dresden kommen auf 100 000 Einwohner 72, in Leipzig 61, in Chemniß 146 Renten- empfänger. Auffällig hoh ist dagegen die Zahl der Leßteren z. B. in Roßwein, nämlih 41, was auf 100 000 Einwohner 539 ausmachen würde. Nach dem Berufe kommen 1387 Rentenempfänger (26 vom Hundert) auf die Land- und Forstwirthschaft, 1812 (34 vom Hundert) auf die Industrie (eins{ließlich O und Bauwesen) und 2071 (60 vom Hundert) auf alle übrigen Berufêgruppen zusammen. Damit ist aufs neue die immer wieder zu hörende Behauptung E daß Sndustriearbeiter nicht oder do nur selten in den Genuß der Alters- rente treten würden. j

Weltausstellung in Berlin. j Der Staats-Minister Dr. Delbrü theilte in einer gestern Abend im Hôörsale des Poftgebäudes (Artilleriestraße 4a) abgehaltenen Ver- sammlung des „Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes“ mit, daß aus Anlaß einer im April v. J. in diesem Verein veranstalteten Debatte, in welcher sh die Mehrbeit der Redner für eine Welt- ausstellung in Berlin ausfprach, ein Sonderauss{uß gebildet wurde. Dieser habe cine Enquête veranstaltet, indem er durch ein Rund- schreiben alle commerziellen, industriellen und gewerblichen Kreise Deutschlands aufforderte, sich über den Plan einer Weltausstellung in Berlin zu äußern. Auf dieses Rundschreiben seien 102 Ant- worten eingegangen. 84 industrielle, bezw. _commerzielle Ver- tretungen baben sih für eine Weltausstellung in Berlin, 18 Ver- tretungen dagegen auêgesprochen. Zu diesen 84 Vertretungen gehören sämmtliche größeren Handelépläße Deutschlands mit Ausnabme von Altona, alle größeren Indufstriecentren, sowie eine Reihe von Orten mit mittlerem und fkleinerem Fabrifbetriebe. Von den 18 Vertre- tungen, die si gegen eine Weltausstellung in Berlin erklärten, ge- bôre die Hälfte der Eisen-Großindustrie an. Interessant sei, daß diejenigen commerziellen Vertretungen, die sich infolge einer im April v. J. vom deutschen Handelstage veranstalteten Enquête für cine deutsde nationale Ausstellung ausgesprochen, fich bei der im Januar d. J. von dem „Verein zur Beförde- rung des Gewerbefleißes* veranstaltete Enguête für eine MWelt-Ausstellung erklärt haben. Es sei dies zweifellos das Ergebniß der inzwischen abges{lofsenen Handelsverträge. Der er- wähnte Sonderauss{uß sei auß bemüht gewesen, die Anfichten der deutshen Landwirthe über den Plan einer Weltausstellung in Berlin zu erfahren. Er habe sich deshalb durch gütige Vermittelung des deutshen Landwirthschaftsraths an alle landwirthshaftlihen Vereine ewandt. Die hierauf eingegangenen Antworten, die allerdings nicht ebr zabhlreih waren, lauteten, mit Ausnahme von dem landwirth- \chaftlihen Verein für die Provinz Hannover, sämmtlih_ zustimmend. Da nun auch sämmtliche wirthschaftlihen Kreise der Stadt Berlin und die Berliner städtisGen Behörden si für die Welt-Ausftellung erflärt haben, so habe der Vorstand des „Vereins für Beförderung des Gewerbefleißes“ es für angezeigt gehalten, das Resultat diefer Enquête dem Herrn Reichskanzler und in einer Abschrift dem Herrn Handels8- Minister mit der Bitte mitzutheilen : sobald als möglich eine Ent- scheidung zu treffen.

Die Hoch seefischerei

mit Segelfahrzeugen hat in der Nordsee Mitte März mit mittelmäßi- gem Fang begonnen. Die Fischdampfer lieferten geringere Erträge. Troß vielfah stürmischen Wetters verlief die SséerthantenfisGere: in der Elbe befriedigend. Auch die Stintfisherei fowie die Sprott- und Häringsfischerei in der unteren Elbe war im März lohnend. Im Februar und März wurden viele Störe gefangen. An der Ostküsté verlief der Januar gleih ungünstig für die Fischerei und Näucherei. Seit Februar wurden ziemlich viele Häringe und Butt, weniger Sprotten gefangen. Die Schleifisherei begann im März und litt unter ungewönhlih niedrigen Preisen.

Wohlthätigkeit. Durch Testament des in Haniburg verstorbenen Kaufmanns Wille ist der Stadt Kiel ein Betrag von zwei Millionen Mark für Schul- ¿wecke zugewendet worden.

Iugendspiele.

In Kiel hat man mit der Einrichtung von Jugendspiclen, zunächst für die höheren Schulen, begonnen. Auch in Haders- leben ist bereits für diesen Zweck ein geeignetes Grundstück erworben worden.

Zur Arbeiterbewegung.

_Die Nachrichten, die inzwischen über den Verlauf der socialdemokratishen Maifeier eingelaufen find, haben das Gesammtbild in keiner Beziehung verändert. Jn vielen Fällen trugen die Versammlungen mehr den Charakter geselliger Zusammenkünfte als den der poli- tischen Demonjstration. Jn Fourmies fand gestern, wie ein Wolff sches Telegramm berichtet, zum Gedächtniß der bei dem Krawall vom 1. Mai vorigen Jahres getödteten Arbeiter cine gottesdienstlihe Feier statt. Nach der Feier begab sich eine nach mehreren Tausenden zählende Menschen- menge nah dem Kirchhof, wo der Deputirte Lafargue und andere Socialisten aufreizende Reden hielten. Die Socialdemoïtratèn des Saarreviers hielten, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Saarbrücken gemeldet wird, die Maifeier zu Bildstock in dem [E Theile des Saalbaues des Nechts\chußvereins ab; es" waren etwa 500 Personen, darunter auch Frauen, anwesend.

Ueber Ausstände und Arbeitseinstellungen liegen heute folgende Nachrichten- vor: y

' Aus Kiel berichtet ein Telegramm des „D. B. H.*, daß beim Bau des Nordostscee-Kanals, und zwar an der Holtenauer Schleuse, 500 Arbeiter die Arbeit cingestellt haben.

In Nixdorf und Briß bei Berlin find, nach einer Mitthei- lung des „Vorwärts*, die Weber infolge von Lohnkürzung in einen A E Ausstand eingetreten, um sich den alten Lohn zu er-

alten.

Einer Londoner Meldung der „Voss. Ztg.“ vom 30. v. M. zu- folge ist der Ausstand der Dockarbeiter in Hull beendet. Den Kohlenarbeitern ist der volle Loh, ‘den sie für die Arbeit an den Kohlenbehältern verlangten, - gewährt worden. Für die Arbeit auf Segelschiffen erhalten sie nur die Hälfte und für andere Arbeit nur

ein Viertel der beanspruchten Erhöhung. Für die in Tagelohn be- zahlten Arbeiter setzten sie eine Erhöhung von 10 bis 13 9% dur. Aus Holzappel-Lauenburg a. d. Lahn wird der „Rhb.- Westf. Ztg.“ unter dem 29. v. M. geschrieben: Es erfahren, daß die ganze E der Grube Hol (550 Mann) aus dem Bergarbeiter-Verbande, dem sie sit Januar d. I. angehörte, ausgetreten ift. Die Delegirten und Vertrauens- männer e E di Ee des f ddes L t kirchen riftlich die ärung eingesandt, e im Namen der Belegschaft den Austritt aus dem Verbande erklären und keine Briefe, Zeitungen 2. mehr annehmen würden, weil fie sich

. überzeugt hätten, daß der Verband socialistische Tendenzen verfolge.

Sehr bemerkenswerth ist Hierbei, daß sich diese Ueberzeugung bei den Leuten Bahn gebrochen hat, ohne daß es der Belehrung durch Gegner des Verbandes bedurfte. Das Verhältniß der Leute zu ihrem Arbeit- geber ift jeßt so entgegenkommend, wie es nie zuvor war.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Nord-Amerika. ;

Dem von dem Statistiker des nordamerikanishen Aer- bau-Departements Mitte vorigen Monats veröffentlichten Saatenstandsberiht entnehmen wir Folgendes: Der Durch- shnittsstand des Winterweizens betrug am 1. April 81,2. Jn den sechs hauptsähliditen Winterweizenstaaten stellte er sich auf 77 gegen 973 im April v. F., und zwar in Ohio auf 71, Michigan 83, Jndiana 78, JZllinois 82, Missouri 72 und Kansas 77. Jn New-York wird der Stand auf 97 und in Pennsylvanien auf 84 angegeben. Jn den Staaten von Delaware bis Nord-Carolina s{chwankt er zwischen 79 und 87, während er östlich vom Mississippi 90 bis 93 beträgt und westlich davon etwas weniger. An der Pacific- füste ist der Stand cin hoher. Die Aussaat hat im all- gemeinen spät stattgefunden, besonders im Westen: im Süd- westen später als in den Siaaten an der atlantishen Küste. Ungünstig für die Saaten war die Trockenheit und die für die Beackerung ungünstige Beschaffenheit des Bodens; die Pflanzen keimten langsam und zeigten schwachen Stand, was dann natürlih \pätes und s{chwaches Wachsthum zur Folge hatte. Die Pflanzen waren daher im allgemeinen wenig entwicelt, als der Winter begann, und von geringer Lebens- kraft, indem dec Durchschnittsstand im Dezember fich auf 85,3 stellte. Seitdem ist er noch um 4,1 Points ge- fallen. Jm Staate New-York bedeckte von Januar bis spät in den März überall Schnee die Felder; in Pennsylvanien war die Schncedecke weniger allgemein und andauernd, indessen gerade zu der Zeit vorhanden, wo die Pflanzen am meisten Schuß bedurften. Jn Michigan lag eine gute Schneedecke be- sonders während der heftigsten Kälte. Jn Ohio, Indiana und Jllinois war diese nicht andauernd und dicht und an ein- zelnen Stellen fehlte fie ganz, während sie an anderen wieder besser als seit Jahren war. Jn Missouri und Kansas fehlte es noch mehr an Schnee, doch war gerade zur Zeit der März- fröste etwas Schnee vorhanden.

Der Winter war nicht sehr strenge und Frostschaden ge- hörte zu den Seltenheiten. Viele Berichterstatter melden, daß die Saaten zur Zeit der Berichterstattung sih in ihrem Aus- sehen gebessert hatten, und daß cine weitere Besserung bei günstiger Witterung im April wahrscheinlich sei. Der Um- stand, daß der niedrige Saatenstand weniger in Frostshäden als in dem späten Keimen und der langsamen Entwickelung im Herbst seinen Grund hat, läßt es als mögli erscheinen, daß sich der Stand unter günstigen Witterungsverhältnissen bedeutend heben wird.

Stand der Saaten.

Im Regierungsbezirk Schleswig haben die Saaten den Winter im ganzen gut. überstanden. Wenn fie auch Ende Februar und anfangs März ohne s{ütende Schneedee unter dem über Nacht stark auftretenden Frost gefährdet waren und die Noggen- und Weizen- pflanzen {hon ein graugelbes Aussehen erhielten, auch die Delfaaten, namentlih die {chwächer bestandenen, {hon zu leiden anfingen, fo haben doch die milderen und fruhtbaren Tage von Mitte März an diese Schäden bald vershwinden lassen, und der allgemein günstige Stand der Saaten berechtigt zu der Hoffnung auf eine gute Ernte. Die Kleeflächen scheinen in diesem Winter weniger als fonst von der Müäuseplage gelitten zu haben.

Im Regierungsbezirk A uri ch kann der Stand der Winterfaaten im allgemeinen, und soweit die noch wenig fortgeschrittene Vegetation ein Urtheil erlaubt, als befriedigend bezeihnet werden. Mit der Früßbjahrsbestellung hat erst nach Eintritt wärmeren Wetters gegen Ende des Monats März begonnen werden können; indessen ift der Boden für die neue Saat gut vorbereitet.

Im Negierungébezirk Merséburg wird der Stand der Wintersaaten im allgemeinen als ein befriedigender bezeichnet. Troß der wechselnden Witterung haben die Saaten fast dur- weg gut überwintert und beginnen sih jeßt diht zu bestocken. Nur vereinzelt werden sol@e, namentli feinere englische Weizen- forten, umgepflügt werden müssen. “Die Naps- und Klee- schläge berehtigen gleichfalls zu guten Hoffnungen, wenn aud letztere biéweilen durch Mäusefraß gelitten haben. Infolge der immer noch anhaltenden Nachtfröste ist mit der Frühjahrsbestellung erst ein klciner Anfang gemacht; diese dürfte jedoch bei eintretender Wärme um so s{neller vorschreiten, als die Vorarbeiten bei dem in ver- gangenem Herbsie günstigen Wetter besonders gefördert werden fonnten. Hinsichtlich der Obstbaumblüthe lassen sich bestimmtere Angaben noch nicht machen. S

18. Berliner Mastvieh-Ausfstellung.

Die 18. Berliner Mastvicb-Ausstellung wird morgen auf dem Central-Viebbof eröffnet. Die Zahl der ausgestellten Thiere beträgt in diesem Jahre nur 697. Die Schaf-Abtheilung wird 42 Numinern umfassen, die Abtheilung der Shweine 88. Nummern, die Abtheilung Nindvieh 379 Nummern.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. 98. Mai. Junta de obras del rio Guadalquivir y puerto de Sevilia: Lieferung von einer Dampfmaschine für Auëgrabungen, 4 km tragbare Bahnschienen, 60 Sturz-Waggonetten, i / 2 Locomotiven. | t Caution vorläufig 1000 Pefeten, endgültig 5 % von dem Gesammt- lieferuigébetrage. j : i Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs-Anzeiger“. ; Däneniark. j 10. Mai, 1 Uhr. Aaskinchefen for Sjaelland, Bahnhof, Kopenhagen: Lieferung des Bedarfs des Staatébabnbetriébs in Kopen- hagen an Schmiedekohlen und Nußkohlen für das Finanzjahr 1892/93. Bedingungen an Ort und Stelle. 16. Mai, 12 Uhr. Maskinchesen for Jyland-Fyen, Aarhus: Lieferung für den Staatsbahnbetrieb von: 163 000 Pfd. rheinisdes Stangeneisen, 12700 „- Winkeleisen, 1000 halbrundes Eisen,

260 Stck. rheinische Eisenplatten,

22 000 x i x i p Pfd [Gwedilhen *Slangénecises,

8000 ,

8000 , e ag e minen S Angebotsformulare und dingungen an Ort und Stelle, auch auf brieflihes Verlangen. 7 Rumänien.

2. Juli. ComitéFpermanent. Vasëlui: Bau einer Jnfanterie- Kaserne, Kostenvoranshlag 130 000 Lei. Näheres an Ort und Stelle.

Handel und Gewerbe.

Seit einiger Zeit empfiehlt eingewisserF.BraïelleinParis, Bonlevard Barbès Nr. 11, welcher sich Director nennt und auch unter“ der Firma Braïelle & Cheneval correspondirt, in deutschen Blättern verschiedene Bücher sowie das Abonnement von Zeitungen unter Titeln wie „Journal des trayailleurs“, „Le - Conseiller des travailleurs“. „L’Avyenir des tra- vailleurs“ und dgl. Auch veröffentliht er Anzeig fol- gender Art: „Jh biêëte jedem und überall D F Per Woche für leichtere und künstlerishe Arbeit bei sich (2 St. per Tag).“ Es sind von verschiedenen Seiten Klagen laut geworden, daß der Genannte Personen, welche sich auf jene Ankündigungen hin an ihn gewandt haben, zunächst zur Einsendung von Vorschüssen veranlaßt, dann aber die weitere Correspondenz abgebrohen hat, ohne Bücher und Zeitungen zu senden oder fonst von sih hören zu lassen. Die empfohlenen Zeitungen sollen überhaupt nicht fortlaufend er- scheinen. Unter diesen Umständen fann Ra erwähnten An- kündigungen gegenüber nur zur Vorsicht gerathen werden.

.

Bei den Abrechnun gsstellen der Reichsbank sind im April 1892 1448 149 800 abgerehntt worden gegen 1 447 798 300 M im März d. I., 1 687 589 500 . im April 1891 und 1 453 965 500 4 im April 1890.

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. __An der Ruhr sind am 2. d. M. geftellt 8387, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. Zwangsversteigerungen. Beim Königlichen Amtsgeriht T Berlin standen am 2. Mai die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Ebers- walderstraße 5, der Frau Töpfermeister Anna Heinrißz gehörig; Nußungswerth 10700 4; Mindestgebot 37 100 4; für das Meist- gebot von 165 001 A wurden der Kaufmann Victor Bir=bholz, ier, Belle-Allianceplaß 6a und der Dr. med. Arthur Birfkholz zu Gottesberg ‘in Schl., gleihberechtigt, Ersteher. York- straße 61, dem Handelsmann Ad. Kretschmer gehörig; Mindest- gebot 258 300 ; für das Meistgebot von 285000 A wurde der Baumeister Friedrich Hirt, Birkenalle 37, Ersteher.

4+ Der Gewinn der Emdener Heringsfischerei des ver- flossenen Fangjabres beläuft sich auf 77935 Æ, von denen unter anderen eine Dividende von 5 9%/ an die Actionäâre gezahlt wird, welche, mit Ausnahme einer Vertheilung von*27 %% in 1873, über- haupt noch nie etwas von ihrem Kapital gehabt haben; 7500, M sollen auf das Staatëdarlehen von 150 000 Æ abgetragen werden. Mit Zußhbilfenahme der wieder erbetenen Neichsprämie von 34 000 sollen sodann für den nächsten Fang noch drei neue Logger erbaut werden.

Wie die „Köln. Vekksztg.“ berihtet, bewegten sih bei der Stuttgarter Kohlenfsubmission die ursprünglichen Forderungen zwischen 12,60 und 13,80 (A pro Tonne frei Waggon Mannheim oder 8,80 bezw. 9 f ab Zeche. Die Württembergishe Staatsbahn habe zuerst nur 12 4 pro Tonne geboten, \s{ließlich aber den Zuschlag zu 12,50 M ertheilt. Verlangt seien 70000 t gewesen, angeboten das gegen 290 000 t. Nach einer Meldung desselben Blattes ertheilte die Hessishe Ludwigsbahn den Zuschlag auf 30000 t 50 bis 60 9/0- Stüde zu 114 A frei Waggon Bingen oder 71 A ab Zehe an Math. Stinnes in Mülheim ‘a.-d. Ruhr.

Das „Gewerbeblatt aus Württemberg“, heraus- gegeben von -der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart hat in Nr. 18 des 44. Jahrgangs vom 1. Mai d. I. folgenden Inhalt: Die Lehrlingësprüfung in Biberach. Ueber Aluminium, dessen Behandlung und Verwendung in den Gewerben. Verschiedene Mittheilungen. Entscheidung des Reichsgerichts. Leistungen der Modellirwerkitätte der K. Centralstelle vom 1. Januar bis 31. März 1892. Anhang zu den Jahresberihten der Königlich württembergischen Fabritinsvectoren für das Jahr 1891.

Einer Mittheilung der „Hamb. Börsenh.“ zufolge, hat die Erxportfirma Schiffmann und Meyer in Hamburg und Rio gestern die Zahlungen eingestellt, weil die erwarteten Nimessen eines Hauses in Nio ausgeblieben seien. Die Verbindlichkeiten sollen eine Million betragen. Betheiligt scien deutiche und “englishe Fa- brikanten, sowie einige Hamburger erste Häuser. Zunächst werde die Liquidation der Firma versucht.

München, 2. Mai. (W. T. B) Prämienzichung der 4procentigen 100 Thaler-Loofe: 300000 ( Nr. 65394, 48 000 „« Nr. 29785, 18 099 Æ Nr. 15885, 4800 Æ Nr. 131426, 2400 A Nr. 4265 122704 129087 129090.

Leipzig, 2. Mai. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Mai 3,825 #, per Juni 3,85 M, ver Juli 3,877 M, per August 3,873 #4, per September 3,874 M, per Oktober 3,90 4, per November 3,924 46, per Dezember 3,922 M, per Januar 3,927 #4, per Februar 3,927 6 Umsaß 20 000 kg.

Mien, 2 Mir (V. L. 2)

2 .) Prämienzieh!

êr Kredit-Loose: 150000 Fl. i ir. 80, 15000 FL

j 947 Nr. 70, Ser. 974 Nr.

Ser. O x

¿fterreihischen 18:

Oesterreichischen 1860er Loofe . 17510, 50 000 Fl. Nr. 10 Ser. 4666 25/000 Fl. 10000 Fl. Nr. 18 Ser. 4957, Nr. 1 Ser. 19981, 5000 F[. 3 S Nr. 10 Ser. 1632, Nr. 1 Ser. 1705, Nr. 6 Ser. 1705, Nr. 18 Ser. 3889, Nr. 12 Ser. 4234, Nr. 19 Ser. 4783, Nr. 5 Ser. 4957, Nr. 6 Ser. 7100," Nr: 14 Ser. 9162, Nr.‘5 Ser. 9458, Nr. 11 Ser. 14903, Nr. 13 Ser 3 Ser. 19096. L

—-3. Mai. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, sind die Geheimräthe von L Ö von Hansemann gestern Abend aus Berlin bier eingetroffen. eute foll bei der Creditanstalt eine Conferenz der Rothschildgruppe stattfinden, an der auch der Director der Oesterreichislen Boden-Creditanstalt Taussig und die Directoren der Ungarischen Creditbank theilnehmen würden. Die Berathung gelte eincr Verständigung über die dem ungarischen Finanz-Minister zu machende Offerte. Am Mittwoch würden sich die Mitglieder des Consortiums inégefammt nah Budapest be- geben, wo officielle Verhandlungen stattfanden, für die zwet Tage in Ausficht genommen seien. i ;

Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. bis 28. April 727 068 FI., Mindereinnahme 36 272 F\. j;

London, 2. Mai. (W. T. B) Bankfeiertags wegen heute feine Börse. / E

Wollauction. Ziemlich lebhafte Betheiligung; Preise fest bebauptet.

An der Küste 5 Weizenladungen angeboten

Glasgow, 2. Mai. (W. T. B.) ie Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4141 Tons gegen 4556 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. i: Bradford, 2. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhiger, stetig.

Die jüngsten größeren Einkäufe wurden zu niedrigsten Prejsén gemacht.