3) Zux Bestreitung der Entschädigung söwit der Kosten der Erhebung und Verwaltung der Beiträge und der Schäßung wird innerhalb des Verbandes nah Maßgabe des vorhandenen Pferde- und Nindviehbestandes von den sämmtlichen Pferde- und Rindviehbesigern ein verhältnißmäßiger Beitrag aufgebracht.
Der Beitrag wird nicht erhoben für Thiere, welche dem Reich oder den Einzelstaaten gehören oder in Schlachtvieh- höfen oder in een Schlachthäusern aufgestellt sind.
Zur Bestreitun ERPRIENE fönnen auch die in Gemäßheit der Bestimmungen in den 15 ff. des Geseßzes vom 12. März 1881 (Preußishe Gesez-Samml. S. Ep Entschädigungen für wegen Roßkrankheit oder Lungenseuche getödtete Pferde beziehungsweise Rinder angesammelten Fonds verwendet werden, s mit der Maßgabe, daß die von den
ferdebesißzern erhobenen Beiträge nur zur Entschädigung für de, die von Rindviehbesizern erhobenen Beiträge nur zur tshädigung für Rindvieh verausgabt werden dürfen.
4) Die näheren Vorschriften über die Feststellung der Seuche, über den Betrag und die Auszahlung der zu ge-
renden Entschädigung und über die Erhebung und Ver- waltung der Beiträge, sowie über die Schäßung der gefallenen oder getödteten Thiere werden von der Vertretung der Ver- bände durch Reglements festgestellt, welhe der Genehmigung der Minifter des Jnnern und für Landwirthschaft, Domänen und Forsten bedürfen.
Artikel TI.
Dieses Geseg tritt mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft. :
Urkundlich unter Unserer N Men Unterschrift und beigedrucktem Königlichen ZFnfiegel.
Gegeben Wartburg, den 22. April 1892.
B) Wilhelm. 5 Graf zu Eulenburg. von Boetticher. Herrfurth. von Ven Freiherr von Berlepsch. Miquel. von Kaltenborn. von Heyden. Thielen. Bosse.
Die Nummer 11 der Geseß-Sammlung, welhe von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter S
Nr. §595 das Gesetz, betreffend die Kosten Königlicher Polizeiverwaltungen in Stadtgemeinden. Vom 20. April 1892: und unter i _ i E L
Nr. 9526 das Geseß, betreffend die Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere. Vom 22. April 1892.
Berlin, dn 4. Mai 1892.
Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.
Bekanntmachung.
Nah Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Gefeß- Samml S. 357) sind bekannt gemadbt: 2 :
1) das am 22. Februar 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die Siegthal-Wiesengenofsenshaft zu Mudersbach im Kreise Alten- kirchen durch das Amtéblati der Königlichen Regierung zu Koblenz Nr. 13, Beilage, ausgegeben den 31. März 1892; — L
9) das am 28. Februar 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Kokoshüß im Kreise Rybnik dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 14 S. 94, ausgegeben den 1. April 1892; ä n 4
3) das am 28. Februar 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenshaft zu Preiëswiß im Kreise Tost-Gleiwiß durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 15 S. 110, ausgegeben den 8. April 1892; e :
4) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Februar 1892, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Maijoratsherrn Grafen von Sauerma zu Ruppersdorf bezüglih der zum Bau einer dem öffent- lichen Verkehr dienenden Anshlußbahn von der Eifenbahn Strehlen— Grottkau nah seiner Chamotte- und Thonwaarenfabrik in Nuppers- dorf erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 16 S. 153, ausgegeben den 15. April 1892;
5) der Allerhöchste Erlaß vom 7. März 1892, betreffend die Festseßung des Zinsfußes des noch nit begebenen Theils der von dem Freise Heiligenbeil auf Grund des Allerhöchsten Privilegiums vom 3. November 1886 auszugebenden Anleibescheine je nah Wahl des Kreiëauéshusses auf 34 oder 4°/%, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 15 S. 158, ausgegeben den 14. April 1892; E O
6) das am 9. März 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungêgenossenshaft zu Smarzowiß im Kreise Pleß O.-S. durh das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 15 S. 113, ausgegeben den 8. April 1892;
7) der Allerhöchste Erlaß vom 16. März 1892, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Berlin bezüglich der zur Freilegung des Playes L der Abtheilung T des Be- bauungséplans der Umgebungen Berlins und des Cuvryufers, sowie zur Verbreiterung der Schlesishen Straße und der Cuvrystraße ¡wischen der Schlesishen Straße und der Wrangelstraße erforderlichen Grundflächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potédam und der Stadt Berlin Nr. 16 S. 151, ausgegeben den 15. April 1892.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König wohnten heute Vormitiag dem Exerciren des 1. Garde-Regiments z. F. auf dem Bornsiedter Felde bei und nahmen von 11/2 Uhr ab die Vorträge des Chefs des Civilcabinets und des jtellver- tretenden Chefs des Marinecabinets, Capitän-Lieutenants von Usedom entgegen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein triff morgen Vormittag um 10 Uhr auf dem Bahnhof in Potsdam ein und nimmt im Stadtschloß da- jelbst Wohnung.
Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für Zoll- und Steuerwesen und für Rehnungswesen zu einer Sißung zusammen.
worden
Dur ‘Allerhöchste Ordre vom 16. März 1892 ist bestimmt die riften der Allerhöchsten Ordre vom 29. Juli 1889 über den Schnitt der Ga!a-Üniformen auch auf die ftländishen Uniformen anzuwenden find. Für die Farbe des Roes, der Kragen und Aufschläge, für die A und darüber, ob die Stickerei und die Trefjen in Gold o Silber zu nehmen sind, bleiben die bisherigen Vorschriften maß- gebend; für die Stickerei auf den Raneioas Uniformen ist ein neues Muster aufgestellt. Jn Bezug auf die Beinkleider, Westen, Achielstücke, Degen, Portepees und Hüte gelten die für die Räthe vierter Klasse gegebenen Vorschriften. Die zum Tragen der ständischen Uniform berechtigten Personen, die der Reserve oder Landwehr als Offiziere angehören oder bei ihrem Aus- scheiden aus dem e die Genehmigung zum Gan der Militär-Uniform erhalten haben, dürfen das zu der leßteren
ehörige Portepee auch zu der ständishen Uniform anlegen. Die vorhandenen bisherigen Uniformen können noch bis zum 1. April 1895 getragen werden.
Die nah den Gesezen vom 2. März 1850 und 7. Juli 1891 ausgegebenen Rentenbriefe unterliegen, wie der Finanz-Minister in einer Verfügung vom 20. April ausführt, dem Reichsstempel nah Tarifnummer T 2a zum Geseze vom 1. Juli 1881/3. Juni 1885 (Reihs-Geseÿbl. 1885 Seite 179) niht, sondern fie gehören zu den Schuldverschreibungen der Bundesstaaten, die nah der Befreiungsvorschrift b b daselbft Befreiung vom Stempel genießen. /
Nach der dem Reichstage vorgelegten Begründung des Geseßentwurfes aus dem Jahre 1881 (Stenographischer Bericht, Anlagen Band 3, Actenstück Nr. 59 Seite Ae sollen durch die erwähnte Befreiungsvorschrift au die Schuldverschreibungen der ausschließlich für Rechnung der Bundesstaaten verwalteten Anstalten der Steuer: pfliht entzogen werden. Daß aber die Rentenbanken rein staatlihe, vom Staat verwaltete Einrichtungen sind, ergiebt fich aus § 3 (am Schluß) und § 54 Absaß 1 des Gesezes vom 2. März 1850, wonah der Staat die Rentenbanken mit dem erforderlichen Betriebsfonds versieht und die durch ihre Errichtung und Verwaltung entstehenden Kosten übernimmt (vergleiche Kapitel 59 des Staatshaushalts- Etats), und aus § 53 Absay 2 und 3 daselbst, wonach die nach Beendigung der Ablösungsgeschäfte verbleibenden Bestände des Reservefonds dem Staat zufallen, andererseits aber das Fehlende aus der Staatskasse zuzuschießen ist. Daß die Rentenbriefe von den Directionen der Rentenbanken ausgestellt werden und im § 3 des Geseßes vom 2. März 1850 sowie in den Rentenbriefen felbst von einer Garantie des Staates für die Verpflichtungen der Rentenbanken die Rede ist, erklärt sich daraus, daß die Erfüllung der rentenbriefmäßig verschriebenen Verpflichtungen zunächst aus den den Rentenbanken zufließenden Zahlungen der Rentenpflichtigen zu bewirken ist, und der Staat mit seinen all- emeinen Fonds nur dann eintritt, wenn die Einnahmen der Rentenbanken nicht ausreichen ; dies ändert daher nichts an der Eigenschaft der Rentenbanken als einer staatlich verwalteten Einrichtung. Bis jetzt is denn auch von keiner Rentenbanfk- Direction ein Rentenbrief mit dem Reichsstempel versehen aus- gegeben worden.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische “iris Finanz- Rath Dr. von Körner it hier ange- ommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem- bergishe Oberst-Lieutenant von Neidhardt ist in Berlin wieder eingetroffen.
Bayern.
Ueber den dem Landtag vorgelegten bayerischen Militär-Etat bringt die „Allg. Ztg.“ Plaeitve nähere An- gaben :
Der Etat beziffert \sich in Einnahmen (Reichsquote) und Ausgaben auf 67 698 800 # (gegenüber dem vorjährigen Etat 1 8496 445 46). Die fortdauernden Ausgaben sind 48 540 513 (+ 585 163 4), die einmaligen Ausgaben betragen 13 201 852 Æ (-+ 7 706 765 M), die Militär - Invalidenpensionen 5 956 439 M (+ 204 517 4). Die Gesammt-Mehrausgaben von 8 496 445 M fallen demnach fast ausshließlih auf die einmaligen Ausgaben. Nah dem Reichsgeseß vom 15. Juli 1890 is die Friedens- prâsenzstärke des bayerishen Heeres festgeseßt auf 56 334 Mann. An die bayerische Central-Staatskafse liefert die Militärverwaltung aus Festungsrevenuen, Miethen, Pachtgeldern und sonstigen Er- trägen, dann aus dem Erlös entbehrlihen und unbrauchbaren Ma- terials 2c. zusammen 380450 Æ ab. Unter den einmaligen Ausgaben befinden sich zahlreihe zweite und dritte Raten bereits genehmigter Posten : neue Postulate sind 1) zur Verlegung der Militär-Eisenbahn, zur Geschüßzgießerei u. |. w. in der Festung Ingolstadt, voller Bedarf 24 000 e, 2) Erbauung von Rauhfourage-Magazinen in Bamberg eins{ließlich Grunderwerbung, erfte Nate 100 000 Æ (für künftig vorbehalten 54000 4), 3) für die Ergänzung der Festungé- verpflegungêévorräthe und der Conservenbestände, erfte Rate 410 000 Æ (vorbehalten 140 000 4), 4) zur Beschaffung von tragbaren Zelt- auérüstungen, erfte Rate 800 000 Æ (vorbehalten 1110 000 A), 5) Herstellung eines Escadrons-Kasernements in Dillingen, erste Rate für Grunderwerb und Bauentwurf 60 000 4, 6) Bau eines Dienst- gebäudes für die Divisions. Commandos mit Intendantur, dann für die Brigade-Commandos und die Commandantur nebst Ante eee in Würzburg, erste Rate für Bauentwurf x. 30 000 A (vorbehalten 120 000 4), 7) Errichtung von Dienst- und Wohngebäuden für das Bezirks-Commando nebst Halbinvaliden-Abtheilung in Würzburg, erste Rate für Grunderwerb und Bauentwurf 25 000 Æ (vorbehalten 255 000 4), 8) Herstellung eines Dienstgebäudes für das Bezirks- Commando Rofenheim, erste Rate für Grunderwerb und Bauentwurf 35 000 Æ (vorbehalten 170 000 4), 9) mgn gg: Mrax Erweite- rungsbauten beim Garnifon-Lazareth München, erste Rate 200 000 4 (vorbehalten 200 000 4), 10) zum Neubau eines Garnifon-Lazareths in Paffau, ersteRate für Bauentwurf 10 000 Æ (vorbehalten 10 000 (6), 11) zur Beschaffung von Unterkunftszelten für Verwundete im Felde, erfte Rate 22000 Æ (vorbehalten 72000 Æ), 12) zur Beschaffung von Feldgeräthen für die Cavallerie-Regimenter 50 000 Æ, 13) zur Béschaffung und Umänderung von Feldgeräthen infolge anderer Zusammenseßung der Proviant- und Fahrpack - Colonne 50 000 Æ, 14) zur Erweiterung der Nemonte-Dépôts und zu größeren Melioraticnen 100000 Æ, 15) zur Verbesserung und theil- weisen Neuherstellung der militäreigenen Wasserleitung in Benedict- beuern, voller Bedarf 24000 Æ#, 16) zu weiteren Beschaffungen
“‘vorrichtungen, Es ie Hufeisen für die Feld
-Artillerie,
i 255 000 Æ, 18)
artilleristi ise Fueite A gen Artillerie - Material nebst
, erste Rate 100 000 Æ (künftig vorbehalten 400 000 A),
19) zur Beschaffung von Handwaffen, erste 1 300000 Æ (fünfti vorbehalten 1 746 000 Æ), 20) zum Retablissement der Gewehrfabrik voller Bedarf 196 000 4, 21) zur Bef von dwaffen- munition, voller Bedarf 286 000 Æ(, 22) zum Retablissement des
tlaboratoriums und der Feier voller Bedarf 63 000 4,. 3) zur Erbauung von Wohnhäusern, zur Einrichtung von Famiklien- wohnungen für die Arbeiter des Hauptlaboratoriums, sowie der Ge- schüßgießerei und Ges in Ingolstadt 100 000 Æ (zunächst sollen versuhsweise 4—d solche Wohnhäuser gebaut werden), 24) zur Durchführung der Umgest des Kriegsbrückenmaterials nach- Ln gel und E E OIRE E e 25) : r E
ung des Materials für zwei Divisionstelegraphen einschließli Sibrzeige und Geschirre, voller Bedarf 28 500 #4
Baden.
Karlsruhe, 3. Mai. Jhre Majestät die Königin: Wilhelmine der Niederlande und Jhre Majestät die Königin-Regentin trafen, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag in dem Kurort Sand im Schwarzwald ein. Auf der Eisenbahnstation Bühl wurden Allerhöchstdieselben im Namen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs vom: Hofmarschall Grafen von Andlaw begrüßt. ; _
Von Jhrer Königlihen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen ist der „Karlsr. Ztg.“ zu- folge ein Telegramm aus Neapel bei den Großherzoglichen Herrschaften eingetroffen, welches besagt, daß die Ueberfahrt von Alexandria bei herrlihem Wetter und ruhiger See von statten ging und die Ankunft in Neapel am 80. v. M. früh erfolgte. Am Nachmittag des nämlichen Tages ist Jhre König- lihe Hoheit mit der Bahn von Neapel weitergereist und Abends in Amalfi eingetroffen, wo Höchstdieselbe einige Zeit zu ver- weilen gedenkt. Der Zeitpunkt der Weiterreise in die Heimath steht noch nicht fest.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Coburg, 3. Mai. Anläßlich der goldenen Hochzeit Jhrer Hoheiten des Herzogs und der Herzogin ist heute in beiden Herzogthümern, jowohl in Coburg wie in Gotha, öffentliher, mit Glockengeläut eingeleiteter Feiertag. Jn den Schulen fanden Vormittags Festacte und darauf in allen Kirhen Festgottesdienste stati. Von Privaten wie von Corporationen und Vereinen waren für Nach- mitiag und Abend festlihe Zusammenkünfte veran-=- staltet Um 2 Uhr Nachmittags fand hier in den Räumen des Gesellshaftshauses ein Festmahl statt, woran sih die Herzoglihen Hof- und Staatsbeamten, das Offiziercorps des hier garnisonirenden 3. Bataillons des 6. Thüringi)chenJnfante= rie-Negiments Nr. 95, der Magistrat und das Stadtverordneten- Collegium, sowie zahlreiche Bürger betheiligten. DieFestvorstellung im Hoftheater begann um 61/2 Uhr mit dem vom verstorbenen Prinzen Albert von Coburg, Prinz-Gemahl von England, com- ponirten „Te Deum“. Sodann wurde, begleitet von einem lebenden Bilde, ein von Dr. Tempeltey gedichteter Festprolog vorgetragen. Hierauf gelangte die dreiactige Oper des Herzogs „Santa Chiara“, neu einstudirt, zur Darstellung. Jn Gotha wurde der Tag, mit Ausnahme der Theatervorstellung, in gleicher Weise festlih begangen.
weiteren Besi Tende, bezw. zu
Oesterreich-Ungarn.
Das Abgeordnetenhaus verwies in seiner gestrigen Sizßung, wie „W. T. B.“ berichtet, den Geseßentwurf über die directen Personalsteuern an den Steuerreform- Ausschuß, der -durch die Neuwahl von weiteren 12 Mit- liedern auf 36 zu erhöhen ist. Die Regierung legte einen
esezentwurf über den Bau der Murthalbahn vor. Der Abg. Doetz interpellirte wegen Maßnahmen gegen unsittlihe Annoncen in den Zeitungen.
Der Statthalter von Böhmen Graf Thun hat dem „H. T. B.“ zufolge den Erlaß des Prager Stadtver- ordneten-Collegiums, wonah die interne Amtssprache des Magistrats ausschließlih czechi#sch sein soll, so weit auf- gehoben, als der Magistrat als politishe Bezirksbehörde in Betracht komme.
Großbritannien und JFrland.
Die Königin Victoria is mit dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg gestern Abend in Windsor cingetroffen. E s
Am Montag hat in London die Gerichtsverhandlung gegen das Anarchistenblatt „Commonweal“ begonnen. Der Friedensrihter Sir Charles Hall erklärte in seiner Rede, daß gewisse Unbekannte in dem Blatte zur Ermordung des Ministers des Jnnern und des Richters Hawkins auf- gefordert hätten. Als Verleger werde auf dem Blatte der Angeklagte Mowbray angegeben. Der incriminirte Artikel sei allcrdings von Nicholl ran und fordere zum Morde auf. Sir Charles Hall hegte geringen Zweifel, daß die Großjury die Angeklagten vor das Schwurgericht verweisen werde. Nicholl habe selbst e. daß er der Verfasser des Artikels gewesen sei. Mowrbray habe erklärt, daß er den Artikel mipbillige und fernere Artikel untersagt habe. Das möge ja einen guten Vertheidigungsgrund abgeben: jedenfalls müße der Punkt näher unten t werden. Gegen Nicholl liege zudem eine andere Anklage vor, deren Gegenstand eine im Hyde-Park ge- haltene, zum Morde auffordernde Rede bilde.
Das canadishe Unterhaus. hat sih in seiner Sißung vom 2. d. M. im Princip für die Ernennung eines canadishen Gesandten in Washington ausgesprohen. Die Er- nennung würde allerdings dex Genehmigung der britischen Regierung bedürfen. Der canadishe Gesandte soll der britischen Gesandtschaft beigegeben werden und die Jnteressen Canadas wahrnehmen. Die Debatte wurde vertagt, um der Regierung Zeit zu lassen, zu erwägen, in welher Form der Beschluß der britishen Regierung mitgetheilt werden soll.
Frankrei.
Ueber die Maßregeln, die die Regierung zur Verhütung von Dynamitverbrechen ergriffen hat, meldet „W. T. B.“, der Justiz-Minister habe ein Rundschreiben an die General- Staatsanwälte gerichtet, worin er sie auffordere, die stricte Ausführung des Geseßes über die Fabrikation, den Verkauf und die Aufbewahrung von Sprengstoffen, insbesondere von Dynamit,
für artilleristishe Zwecke 4200000 Æ (für künftig vorbehalten 6200 000 Æ), 17) für Beschaffung von verbesserten Brems-
zu überwachen. Die anderweitigen gegen die Anar ch isten unter-
ana
amn rain arden B en UO Setiser g éven olizei: enten um eide größere An
verm De bei der Explosion auf dem Boulevard Magenta schwer verleßte Restaurateur Véry unterzog sih heute Nach- mittag einer Operation des einen Augapfels. Der Zustand des ebenfalls bei der Explosion verleßten Hamonod soll hoffnungslos sein. : j : Wie ap T. B.“ berichtet, ist von dem Ministerrath der Beschluß gefaßt worden, die Expedition nach Dahomey D l Die Verstärkungen sollen
bis zum Herbst aufzuschieben. erst September abgesandt werden. Ende dieses Monats sollen Artillerie-Arbeiter von Bordeaux nah der Sklavenküste abgehen, um Baraen für die Truppen zu errichten.
Der Prinz Ferdinand von Salsen-Coburg ist in Cannes eingetroffen.
Schweiz. Die shweizerishe „Militär-Zeitung“ fordert energisch die Befestigung der Position St. Moriz im Canton Mie
/ Belgien.
Nach einer Mittheilung des Wolff shen Bureaus aus Brüssel vom gestrigen Tage bestätigt ñ die Nachricht, daß im Königlichen Pala st eine Bombe gefunden worden sei, niht. Wie „Hirsh's Bureau“ erfahren haben will, hätte der König gestern einem Ministerrath präfidirt, in welchem außerordentlihe Maßregeln gegen die Anarchisten sowie die sofortige Ausweisung aller fremden anarchistishen Elemente beschlossen worden wären. — Jn Lüttich werden die Straßen der Stadt noch ununter- brochen von Militär- und Gendarmerie-Patrouillen durchzogen, während die Fabrikanten bewaffnete Nachtwachen organisirt haben. Gestern Abend herrshte völlige Ruhe, und polizeilicher- jeits glaubt man, daß weitere Explosionen niht mehr vor- fommen würden. Ein der Mitshuld an den Attentaten vom 1. Mai verdächtiger deutscher Handlungsreisender wurde nach längerem Verhör als unschuldig befunden und wieder aus der Haft entlassen. Neuerdings hat die Polizei drei Verdächtige verhaftet; bei einem von diesen wurde eine ungefüllte Gußeisenbonbe, bei einem anderen eine große Menge Dynamit und Fortit vorgefunden. (Vgl. das Tele- gramm aus Lüttich auf der vierten Seite d. Bl.) Zwei Ge- rihts-Räthe erhielten neuerdings Drohbriefe. Die Gendarmerie zu Sprimont nahm gestern einen fran- zösishen Anarchisten fest, dessen Auslieferung die fran- zösische Regierung verlangt. — Der Correspondent der „Köln.
tg.“ stellt in einem Telegramm aus Brüssel vom 2. Mai noch soganae gs uus verschiedenen Gegenden Belgiens über anarchistishe Anschläge zusammen :
Die anar(bistishen Drohbriefe mehren sich. Ein Haus- besißer ar” der Chaussee Charleroi, dessen Haus von einem Gerichts- Präsidenten bewohnt wird, wurde aufgefordert, diesen binnen vier Tagen vor die Thür zu seßen. Zu Borgendael (Brabant) fanden Gendarmen infolge eines anonymen Schreibens bei einem Arbeiter 18 Dynamitpatronen. Jn Lüttich wurde noch gestern Nacht ein gewisser Coirray als der Dynamitanshläge verdächtig wver- haftet; er behauptet, sein Alibi nachweisen zu können. Spät Abends wurden in Tilleur die Vorübergehenden und die Fabhrgäste der Trambahn durchsucht, sie mußten sih über ihre Namen und ihren Verbleib ausweisen. Dabei wurde ein Mann aus Jemappe verhaftet. Spielende Kinder entdeckten auf einer Wiese zu Vivegnis eine Schachtel mit neun Dynamitpatronen. Auf ein anonymes Schreiben hin wurden zwei Anarchisten zu Herstal verhaftet. Ebendort versuhten in der vergangenen Nacht nach einer beftigen Versammlun cene Revolutionäre in die Landeswaffenfabrik einzudringen. Da die Schildwache zu feuern drohte, entflohen sie. Zu Esneux sind vier Männer und ein Junge wegen des Versuchs, einen Zug zum Entgleisen zu bringen, verhaftet worden. s find geständig. Sie haben Felsblöcke vom Berg auf das
elecise gewälzt und wollen nicht gewußt haben, daß daselbst die Bahn ih befindet. In Quaregnon is das Haus eines Steigers dur Dynamit in die Luft gesprengt worden. Die Thüren, Fenster und Mauern sind beschädigt. Die s{chlafenden Hausbewohner wurden aus den Betten ges{leudert, doch wurde niemand verleßt.
Türkei.
In Konstantinopel hat gestern der Prozeß gegen die angeblihen Mörder des bulgarishen Agenten Dr. Vul- kovih begonnen. Die Angeschuldigten leugneten, die That begangen zu haben.
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Griechenland.
Der König hat laut Meldung des „W. T. B.“ aus Athen mit der gesammten Königlihen Familie einen Ausflug zur See in den Archipelagus unternommen. Die Rückkehr der hohen Herrschaften ist auf Sonntag festgeseßt.
Der griehishe Minister des Aeußern Meleto- pulos hat bei dem neulihen Jubiläums-Festmahl ter gelehr- ten Gesellschaft „Parnassos“ in Athen in Gegenwart des Kronprinzen, der anderen Königlichen Prinzen und der übrigen Minister mit Bezug auf den anwesenden serbischen dien a O Sargieoies einen Toast aus-
4 n ittheilu I lautete: heilung der „Pol. Corr.“ wie folgt . ea glaube den Gefühlen der Anwesenden zu entsprechen, indem S Juen einen Toast vorschlage auf das Wobl L E
reun S und Freundes aller Griechen, auch Mitgliedes Ihres aus- grn en Vereins, des Königlich serbishen Gefandten Dr. Gjorg- jevi ics, und bei dieser Gelegenheit auch auf das seines Souverains, gee AUM E und allen Griehen theuren Königs von Serbien S L der gleichen Religion angehörige serbische Nation, welche s echischen Volke dur Abstammung und im Leiden verwandt — si unserer ausgezeichnetsten Sympathien erfreut.“
Dänemark.
_ Das am 6. Mai mit der Eröffnun 5 Nei - sammentretende , neue Folkethi A e ten E Nachr.“ aus Kopenhagen shreidt, nach dem bürger- lichen Stande der Mitglieder bestehen aus: 36 Großbauern 3 Häuslern, 7 Gutsbesizern, 5 Handwerkern, 7 Geschäfte: leuten (Kaufleuten u. st. w.), 8 Offizieren, 11 Lehrern, 7 Juristen 5 eologen, 7 Redacteuren, 2 Beamten und 3 Üteraten. Der Ausfall der Wahl auf den Färöern ist auch jeßt noch un- bekannt. Im ganzen sind bei den neulihen Wahlen 210 538 Stimmen abgegeben worden, und zwar kamen auf die Rechte 73242, auf die Moderaten 60 721, auf die radicale Linke 46812 und auf die Socialisten 20093 Stimmen: 9670 Stimmen waren unbestimmter er Schattirung. Die Anhänger der Rechten und der Moderaten im Lande haben dana doppelt so viele Stimmen abgegeben wie die der radicalen Opposition (inclufive Social emokraten). Ferner
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hat die Nechte eine größere Stimmenzahl zu verzeichnen als irgend eine der b Gruppen. Die einsi so mächtige Berge Boriei D I zwar die sog. Europäer, aber die vormalige vereinigte Linke hat an Gesammitstärke nur den dritten Theil von den Stimmen aufzuweisen, welche auf die Rechte und die moderate Partei zusammen fielen. — Die am Freita beginnende außerordentlihe Session de® Reichstags wi
übrigens voraussihtlih nur von sehr kurzer Dauer sein. Wie die S wr Corr.“ erfährt, würde die Regierung dem Reichstag eine Vorlage wegen Wiederaufbaues des vor sieben Jahren abgebrannten Schlosses Kristiansborg unterbreiien, dessen An- nahme als gesichert gelte. Jn dem Neubau sollen auch die Sizungs-Localitäten für den Reichstag untergebraht werden.
Amerika. .
Präsident Harrison hat nah einem Kabeltelegramm aus Washington am 2. d. M. den Gegenseitigkeits- vertrag zwischen den O Staaten und Honduras zur Veroffentlihung* bringen lassen. — Der Staatssecretär für Landwirthschaft, Ru}h, hat eine Denkschrift über die Behandlung des Viehes auf Schiffen veröffentlicht. Danach hâtte sich, seitdem das landwirth|schaftlihe Departe- ment die Sache in die Hand genommen, die Zahl der Todes- älle von 16 auf 1 Proz. vermindert. Die Angelegenheit soll emnäcst dem Congreß unterbreitet werden.
__ Das Repräsentantenhaus genehmigte am 2. d. M- die Vill, welhe Bindgarne auf die Freiliste set. Ferner nahm das Haus die sogenannte Cochrane’sche Bill an, welche
estattet, daß die Dampfer der Jnman-Linie „City of New ork“ und „City of Paris“ in das amerikanische Schiffsregister eingetragen werden. Die beiden Schiffe können somit hinfort unter amerikanisher Flagge segeln. Die Jnman-Gesellschaft verpflichtet sih ihrerseits, an Stelle aller ihrer anderen Dampfer nur Schiffe zu benugzen, die in Amerika gebaut sind.
__ Nath einer Meldung des „Standard“ aus New-York würden 413 Delegirte der republikanischen National- Convention die Aufstellung Harrison s als Kandidaten bei den nächsten Präsident schaftswahlen unterstüzen. Es seien dies 62 Stimmen mehr, als erforderlich wären, um die Ernennung! Harrison’'s zum Kandidaten sicherzustellen.
Afrika.
In der gestrigen Sizung des englischen Unterhauses verlas der Parlamentssecretär des Auswärtigen Lowther dem „W. T. B.“ zufolge ein am 2. d. M. von dem Capitän Johnston eingegangenes, aus Zomba vom Anfang vorigen Monats datirtes Telegramm, in welhem die völlige Paci- fizirung der Shire- und Nyassasee- Gebiete berichtet wird. Die ade, mächtigen Häuptlinge Mponda und Jumbe hätten werthvollen Beistand in dem Kampfe gegen die arabischen Sklavenjäger geleistet, welhe über die Ostgrenze riagerien worden seien. Makanjira sei von befreundeten Eingeborenen vom See vertrieben und der Häuptling Karente habe seinen Beitritt zur britishen Politik angekündigt. Auch vom Capitän Keene seien sehr günstige Berichte über den Zustand am oberen Shire eingelaufen.
Das britische Kriegs-Ministevium hat ein vom 1. Mai, Nachmittags, datirtes Telegramm von dem Oberst-Lieutenant bter aus Bathurst in Gambia erhalten, welches be- richtet:
Toniataba ist am 28. April von der 50. Marine-Brigade des „Racer“ und „Sparrow“ sowie von 300 Mann des ersten west- indischen Regiments nach muthiger Gegenwehr zerstört worden. Capitäân A. S. Roberts vom ersten westindishen Regiment wurde tödtlich verwundet und starb in derselben Nacht, außerdem erhielten noch vier Soldaten {were und zwei leichte Verwundungen. Der Feind hat ‘ shwere Verluste erlitten. Suliman Santa ist gefallen, 119 Frauen und Kinder ge- riethen in die Hände der Engländer. Sie sind nah Bathurst gebracht worden, damit sie niht von befreundeten Stämmen zu Sklaven ge- ant Den, Die Truppen werden zu Schiffe nah Sierra Leone )CTOT s
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (56.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, der der Präsident des Staats - Ministeriums, Staats-Minister Graf zu Eulenburg, der Vice-Präsident desStaats-Ministeriums, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Minister für Handel und O oreiber von Ber- lep\ch und der Finanz-Minister Dr. Miquel beiwohnten, wurde zunächst der Nachtrags-Etat für 1892/93 in dritter Berathung ohne Debatte angenommen.
Darauf wurde die zweite Berathung des Gesezentwurfs wegen Abänderung einzelner Bestimmungen des All menen S erger vom 24. Juni 1865 fortgeseßt.
S 80e (Rechtsverbindlichkeit der Arbeitsordnung für beide
Theile) wurde ohne Debatte angenommen. S 80f, nah welchem die Arbeitsordnung den Arbeitern bezw. einem etwa bestehenden Arbeiterauss{chuß zur Aeußerung vorgelegt werden soll, wurde nah Erledigung einer Anfrage des Abg. Dr. Grimm-Wiesbaden (nl.) durch den Minister für Handel und Gewerbe Freiherrn von Berlepsh an- genommen, desgleichen die ferneren die Arbeitsordnung betreffenden SS 80 g bis 80 i.
A enthält Vorschriften über die Fördergefäße. Nach der Regierungsvorlage sollen namentlich nur Fördergefäße gleihen Rauminhalts benußt und der Rauminhalt am Gefäß vermerkt werden. Die Commissionsfassung verlangt nur die Kenntlihmahung des Rauminhalts an jedem Gefäh,
_ Die Abgg. Hitze (Centr.) und Genossen beantragten die Wieverherstellung der Regierungsvorlage.
Die Abgg. Stötzel (Centr.), Dr. Meyer (dfr.), Ebert y Cry Hitze (Centr.) und Cremer-Teltow (b. k. F.) sprachen ür den Anirag Hitze, die Abgg. Dr. Ritter (fteiconj.), Dr. Hammacher (nl.), Shmieding (nl.) und von Bockel- berg (cons.) hielten dagegen die Commisfionsfassung für ge- nügend zum Schugze der Arbeiter gegen Ungerechtigkeit und Betrug. :
Der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch führte aus, daß die Bestimmung der Regierungs- vorlage nicht die Folge vorgekommener Betrügereien sei, sondern nur dazu dienen solle, jede Unklarheit in Bezug auf die Lohnberehnung zu vermeiden.
_ Der Ministerial-Director, Ober-Berghauptmann Freund wünschte die Wiederherstellung der Regierungsvorlage, weil
au betriebstechnische Gründe gegen die Verschiedenartigkeit der Fördergefäße sprächen, die ci ng werde sih aber auch der Annahme der Commissionsfafsung niht widerseßen. Die staatlichen Bergwerke hätten bereits, wC der Lohn nah [ E Rauminhalt der Fördergefäße berehnet werde, glei gen. i gn namentlicher Abstimmung wurde der Antrag Hitze mit 179 gegen 99 Stimmen abgelehnt, der § 80k wurde nah den Commissionsbeshlüssen unverändert angenommen. - _ Die SS 81, 82, 83, 83a und 84, welche die Kündigungs- frist 2c. betreffen, wurden ohne Debatte angenommen. (Schluß des Blattes.)
- -— Die Commission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung der Gesetzentwürfe über die Aufhebung von Stol gebühren für Taufen, Trauungen und kirchlihe Auf- Provi in der evangelischen Landeskirche der älteren - Provinzen der Monarchie und in der evangelisch-lutbetri- |chen Kirche der Provinz Shleswig-Holsteizétrat, wie wir den Morgenblättern entnehmen, gestern Abend zusamútn. Von einer allgemeinen Discussion wurde Abstand genommen und sofort in die Specialberathung eingetreten. Der Berichterstatter, Abg. Voß, Letitroate, beide Entwürfe unverändert anzunehmen. Von einem Mitgliede des Centrums wurde ausgeführt, daß seine Partei unter Berücksichtigung der Finanzlage - von einer Kritik der von der geordneten Kirchenbehörde als nothwendig bezeichneten orderungen für die evangelishe Kirhe grundsäßlich absehe. Der Bertreter der freisinnigen Partei glaubt gegen das Geseg stimmen zu müssen, weil er die Stol Sib nicht für schädlich für die evangelische Kirche halte, wohl aber das Eintreten des Staats mit materiellen Mitteln. Der Regierungsvertreter weist auf den günstigen Einfluß hin, den die Aufhebung der Stolgebühren auf die wahsende Zahl der Taufen und Trauungen in den Berliner Ge- meinden E habe und hebt hervor, daß die Aufhebung sich des- halb auf Taufen und Trauungen beschränke, weil nur diese vom Civil- standsgeseß betroffen seien. Ein Vertreter der conservativen Partei erflärt für feine ganze Partei, daß sie den Staat für verpflichtet : halte, die Ablösung zu - ermöglichen, nachdem die Regierung im Jahre 1875 und seitdem der Landtag wiederholt eine dahin gehende Erklärung abgegeben habe. Von der national-liberalen Partei wird die Bereitwilligkeit , dem Geseß zuzustimmen, ausgesprochen ; wenn au das Kirchengeseß nit überall befriedige, so könne das nit hindern, die grundsäglich gute Sache zu fördern; das Kirchengeset könne vom Landtag niht geändert werden. Die vier Artikel des ersten Geseßes (für die älteren Provinzen der Monarchie) werden darauf unverändert angenommen. Das Centrum beantragt alsdann folgenden Artikel V: „Das Gefeß tritt gleichzeitig mit dem iw Gemäßheit der Resolution des Hauses der Abgeordneten vom 6. Juni 1890 für die Provinzen Hannover und Hessen-Naffau, sowie für die tatholishe Kirhe noch zu erlafsenden Geseße in Kraft.“
In der beutigen Sißzung wurde zunächst über diesen Antrag ver- handelt. Von confervativer Seite wurde ftatt diefes Antrages folgende Resolution vorgeshlagen: „Bei Annahme dieses Geseßentwurfs die Erwartung auszusprechen, daß die Königlihe Staatéregierung einen entfpredenden Geseßentwurf über die Ablösung der Stolgebühren auch für die übrigen evangelischen“ Landesfirhen der Monarchie und für die katholisc e Kirche vorlegen wird, sobald darüber die er- forderlihe Verständigung mit den zuständigen firchlihen Organen erzielt ist.“ Abg. Noeren (Centrum) fand in der vorgeshlagenen Resolution nicht die gewünshte Garantie einer späteren aus- reichenden Berücksichtigung der fkatholishen Kirhe und hielt darum den Centrumsantrag aufrecht. Der Regierungsvertreter erklärte den Antrag des Centrums für unannehmbar. Von einem anderen Mitgliede des Fentrums wurde darauf hingewiesen, daß unter Umständen die vrïtgeshlagene Resolution nicht weit genug gehe, daß an Stelle der angestrebten Stolgebühren-Ablösung den fkatho- lischen Gemeinden eine anderweite angemessene Erleichterung aus CStaatsmitteln gewährt werden müsse. Er beantrage daher, am Schlusse der Resolution anzufügen: „oder aber, wenn und foweit eine solhe Verständigung niht herbeizuführen sein sollte, über eine angemessene anderweite Erleichterung der be- treffenden Kirchengemeinden aus Staatsmitteln.“ Der Regierun g s- vertreter gab namens -der Staatsregierung die Erklärung ab, daß sie die Refolution anzunehmen bereit sei. Hinsichtlih des beantragten Zusa hes habe er für seine Perfon große Bedenken, die Regierung habe dazu noch ncht Stellun aiv a Éönnen. Die Mitglieder des Centrums behielten sih s{ließlich vor, ihrer Stellung im Plenum Ausdruck zu geben. Der Antrag des Centrums wurde {ließli mit 9 gegen 5 Stimmen abgelehnt, ebenso der vom Centrum beantragte Zusaß zur Resolution. Diese selbft aber und das ganze Geseß wurden mit 12 gegen 2 Stimmen angenommen. Das Gee über die Aufhebung der S dten in Schleswig - Holstein gelangte darauf ebenfalls zur
nnahme.
_— Die Budgetcommission des Hauses der Abgeord- neten seßte gestern Abend die Berathung des Geseßentwurfs über die Aushebung der Befreiung von ordentlihen Per- onalsteuern gegen Entschädigung (ehemals Reihsunmittel- baren) fort. § 3, welcher die Entschädigungsberechtigten aufzählt, er- hielt auf Antrag des Abg. Bödiker (Centrum) folgenden Zusaß: gdie, DicIegen Häupter und Mitglieder der im § 1 bezeichneten sFamilien, welche die dort genannten Rechte als ihnen zur Zeit des Crlafses des edes zustehend im gerihtlihen Ver- fahren zur Anerkennung gebracht haben werden.“ Die übrigen Para- (pes blieben sämmilih unverändert, das ganze Geseß wurde {ließ- ih einstimmig angenommen.
Theater und Musik.
Belle - Alliance - Theater.
: Gestern Abend ging die angekündigte Operette „Der Günst- ling“ zum ersten Mal in Scene und fand bei den zahlreih er- schienenen Hörern und Zuschauern eine fehr freundliche Aufnahme. Dem Libretto der Novität, das von dem einen Director des Theaters, Herrn Hermann Sternheim herrührt, liegt eine für Operetten- musik niht ungeeignete Idee zu Grunde; der Verlauf der Handlnng ist, von einigen Längen abgesehen, nicht ungeshickt aufgebaut und manche einzelne Scene is launig und wirkungs- voll erdacht. Die Musik hat Herr Carl Grau geschrieben und fi im allgemeinen bemüht, in den Operettenstil neue Gedanken bineinzutragen, aber nur vereinzelt ist es ihm gelungen, musikalische Eigenart und Ursprünglichkeit zu entfalten, während, sowohl wenn sich die Musik dem Charakter der lyrishen Oper nähert, als auch, wenn fie den echten Operettencharakter trägt, die Reminiscenzen an längst vorhandene oder noch recht neue Stoffe anderer Componisten kein Ende E G If
ie Aufführung selbs anbetrifft, so ist zunächst hervorzuheben, daß das bedeutend verstärkte Orchester seine zum theil recht s{chwierige Aufgabe sehr wacker löste. Die fünstlerishen Kräfte auf der Bühne konnten im allgemeinen nit zu ko geshraubte Anforderungen befriedigen, namentli, soweit es si um die wichtigeren und größeren Partien handelte. Herr Jofef Pohl verfügt über eine volle und angenehine Tenorstimme, der aller- dings mehr Glätte und Schmelz zu wünschen wäre; der Sänger is auch mit schauspielerishem Geschick begabt. Herr Stauber führte seine lustige Rolle ret gefällig dur, und Herr Dobers brachte seine jugendli Rolle gesanglich und schauspielerisch gut zur Geltung. Von den
Damen ift Fräulein Willi Walden, die der Bühne schon früher