1892 / 116 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

H, Häufiger in nördli Gegenden vor, erscheint seltener weiter füdlih und R R es Nähe des Aeu niemals be- merkt. Doch liegen die Orte, wo man es am häufigsten sieht, nicht in der Nähe des geographischen oder magnetis, ordpols, sondern in einer Zone von ovaler Form, die von der owspitze über den

oßen Bâärensee nah der Hudsonbai, diese etwa unter 60 Grad derd. dann über Labrador, zwischen Island und den Faröern hin- dur, nahe beim Nordcap vorüber, nah dem Nördli iémeer, um Nowaja Semlja, Cap T\cheljuskin, im östlichen Sibirien an der Küste bis zur Barrowspißtze res, Hier kann man das Nord- Ticht fast täglih beobachten. ie man durch Linien, Isothermen, die Orte von gleicher mittlerer Jahrestemperatur verbunden hat, so hat man il die Orte, wo das Nordlicht gleichmäßig Æ vorkommt, mit einander verbunden und so festgestellt, daß die ufigkeit des Nordlichts wechselt zwischen hundertmal im Zahre in Skandinavien und ein Zehntelmal im Jahre im südlichen Spanien. Die räumliche Aus- dehnung ift eine sehr verschiedene. Während viele Nordlichte nur in einem kleinen Bezirk gesehen worden sind, hat man andere beobachtet, die sih über ungeheuere Länderstrecken ausdehnten. So war das Nord- Tiht am 4. Februar 1872 in ganz Europa, einem großen Theil von Asien, in Nord-Afrika und Nord-Amerika sichtbar, und gleichzeitig wurde ein Südlicht von bedeutender Auëdehnung beobachtet, das von dem Nordlicht nur dur einen Streifen von 20 Grad nördlih und südlih des Aequators getrennt war. Die Höhe des Nordlichts ist für die Erforshung sehr wichtig, bis jest aber noch nicht mit einiger Sicherheit ergründet. Die Angaben darüber schwanken zwishen 1 und 2000 km. Wahrscheinlih be- trägt die mittlere Höbe etwa 100 km. Die eigenen Berechnungen des Vortragenden nah einem an vielen Orten gesehenen bedeutenden Nordlicht haben für dieses eine Höbe von 147 km ergeben. Die Hâäufigkeit des Nordlichts hat eine tägliche, jährlihe und elfjährige

eriode. Der Tageézeit nach wird es etwa zwei Stunden vor

itternaht, in den Monaten Oktober und März am meisten, gesehen, doch treffen diese Angaben niht für alle Gegen- den zu. Die Uebereinstimmung des Nordlichts mit den Sonnenflecken, die au in elfjähriger Periode beobachtet werden, ift zweifellos und bildet noch das größte ungelöste Räthsel. Das leßte Marimum bei den Erscheinungen war im Jahre 1884, das nächste wird alfo 1895 sein. Zur Zeit des Nordlichts treten au immer erdmagnetische Ersheinun- gen auf, die siherlich mit dem Nordlicht in Zusammenhang stehen, vielleiht ihre Ursache sind. Häufig wird das Nordlicht von Störungen im Telegraphenbetrieb begleitet. So hat Drontheim in einem Jahre derartige Störungen gehabt, daß der Betrieb an 284 Tagen eingestellt werden mußte. Ueber das Nordlichtgeräush berrsht die größte Uneinigkeit. Im Volke wird fest daran geglaubt, fast jeder Mens meint, das eigenthümliche Kniftern schon gehört zu haben, noch nie aber hat es ein wissenshaftliher Beobachter gehört, und auch der Vortragende selbst bat es troß sorgfältigster Be- obahtungen eines bedeutenden Nordlihtes in Lappland und zahl- reiher Nordlihte in Skandinavien niemals bemerkt. Die Ursache des Nordlichts ist noch völlig in Dunkel gehüllt, nur soviel steht son fest, daß es eine elektrische E, ist, eine Ausladung in den böberen dünneren Luftshichten, niht so plöulich wie der Blitz, sondern eîne allmählihe Ausladung, deren Quelle wabrscheinlih die Sonnenflecke sind.

Die Hundesperre wird am Freitag, 20. Mai, ihr Ende erreichen, vorausgeseßt, daß bis dahin nicht etwa noch ein verdächtiger Hund aufgegriffen wird und infolge deffen der Termin aufs neue Bihbaufgeldoben werden muß.

An dem Hause Philippstraße 19 ift, wie der „N. Pr. berichtet wird, eine Gedenktafel aus Granit angebracht worden mit der Inschrift: „In diesem Hause lebte seine leßten Tage Max Stirner (Dr. Mar Schmidt, 1806—1856), der Schöpfer des un- sterblichen Werkes: „Der Einzige und sein Eigenthum.“ 1845.“

Die Architektur-Buchhandlung von Ernst Wasmuth, Berlin, Markgrafenstraße 35, ersucht bei Beginn der Bausaison wiederholt um Angabe der zum Abbruch kommenden Bauten, welche ein

funsthistorisches Interesse für Berlin haben, behufs fosten-

loser photographbischer Aufnahme. Aufgenommen wurden u. A.: die ale Post Wallstr. 21 (Jahnhaus) Victoriatheater die alte ote das alte Haus „Zum Hausvogt“ rifir. 31 von Schlüter gebaut) der Mühlendamm die scherbrüde Kochstr. 67 (Wohnhaus Ranke's) der Molkenmarkt Hôtel de Russie Hôtel d’Angleterre der Werdersche Markt (heute Kaiserbazar) S{loßfreibheit Hôtel Brandenburg, u. \. f.

Thorn, 16. Mai. Auf der Königlihen Domäne Papau des diesseitigen Kreises sind, wie der „Voss. Z.“ telegraphirt wird, dur Flugfeuer neun große Wirthschaftsgebäude niedergebrannt und 4000 el Weizen vernichtet. Das Feuer entstand durch die Un- vorsichtigkeit eines blödfinnigen “Mädchens. Im Königlichen Forst Argenau hat ein Waldbrand 600 Morgen Schonung und Mittel-

bolz vernichtet.

Essen a. d. Ruhr, 16. Mai. Der „Rh.-Westf. Fa zufolge fand heute Mittag auf der der Gelfenkirhener Bergwerksgesellschaft ge- hörenden „Germania“ bei Merten eine Explosion shlagender Wetter ftatt, wodurch neun Bergleute, zum theil [hwer, verwundet wurden. Getödtet wurde feiner, der Betrieb wird morgen wieder aufgenommen.

Köln, 16. Mai. Wie die „Köln. Volksz.* meldet, if der Justiz-Rath Hugo Sieger, Präsident des Afrika-Vereins deutscher Katholiken, gestorben.

Budapest, 16. Mai. Ein gestern Nachmittag niedergegangenes furchtbares Gewitter rihtete nah einer Meldung des „H. T. B.“ viele Verheerungen an. Der Bliß {lug im Stadtwald in das Atelier eines Photographen ein und verleßte drei Personen, die gerade beim Mittagsmahl faßen, lebensgefährlih und eine leiht.

Milford-Hafen, 17. Mai. Das Schiff „Carl Aber- deen“ ist, wie „H. T. B.* berichtet, an der Küste gestrandet. Sechzehn Mitglieder der Mannschaft sind ertrunken, nur zwei find gerettet worden.

St. Petersburg, 16. Mai. Aus Astrachan wird der „N, Pr. ‘al gemeldet, daß der Dampfer Alexander Wolkow*" mit 250 Fahr- gästen an der Westküste des Kaspishen Meeres untergegangen ist.

Rom, 16. Mai. Gestern fand, wie „H. T. B.“ meldet, bei Montesarchio ein Erdbeben statt, das fünf Secunden an- dauerte.

San Francisco, 17. Mai. Die Polizei hat, wie „H. T. B.“ meldet, zahlreihe Verhaftungen von Chinesen vorgenommen die ‘iner geheimen Mörderbande mit dem Hauptsize in China an- eböôren jollen. Seit Anfang des Monats sollen Mitglieder der Mörderbande 112 Morde in San Francisco begangen haben, die bisher noch unaufgeklärt sind.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Danzig, 17. Mai. (W. T. B.) Heute früh besichtigte SeincMajestät der Kaiser die Arbeiten aufder Shichauschen Werft und begab Sich gegen 10 Uhr zum Paradefeld, wo- n die gesammte hiesge Garnison, mit der Generalität an

er Spige, in zwei Treffen aufgestellt war. Jm ersten Treffen stand die hiesige Jnfanterie-Brigade, im zweiten Treffen das erste Leib-Husaren - Regiment Nr. 1 mit dem neu verliehenen Todtenkopf auf der Lanzenflagge und die hier garnisonirenden Abtheilungen des Feld - Artillerie- Regiments Nr. 36. Es fand ein zweimaliger Vorbei-

marsh stait, zuerst in Compagnie- resp. dann die Infanterie in Regimentscolonnen, in Escadronscolonnen, die Artillerie in Die Parade wurde von dem Commandeur vision, General-Lieutenant von . idirt. i arade, bei welher die S der Behörden und usende von Zuschauern anwesend waren, bot ein äußerst länzendes Schauspiel. Das Wetter war prähtig. Seine Majestät der Kaiser sprah Sih sehr anerkennend über den Vorbeimarsch aus und verlieh auf dem Paradefelde zahlreihe Orden und andere Auszeihnungen. Sodann ritt Seine Majestät mit einem glänzenden Stabe an der Spiße der Fahnen - Compagnie, welher die übrigen Truppen folgten, in die Stadt zurück, unter den jubelnden urufen der Bevölkerung. Seine Mazestät der Kaiser begab Sich sodann zu dem commandirenden General des XVII. Armee- Corps, General der Jnfanterie Lenge, bei welchem das Gabel- frühstück eingenommen wurde.

Westerland, 17. Mai. (W. T. B.) Jn dem Gebäude des Amtsgerichts zu Tinnum brah heute Vormittag Feuer aus. Das Gebäude if bis auf die Außenmauern gänzlih niedergebrannt. Das feuerfeste Grundbucharchiv ift noch unversehrt. Die sonstigen Acten find in Sicherheit.

München, 17. Mai. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten nahm nach längerer Debatte den Antrag des Ausschusses auf Bewilligung der Me NE von 1100000 # als erste Rate für den eubau eines National-Museums mit allen gegen 13 Stimmen an.

Darmstadt, 17. Mai. (W. T. B.) Der russishe Gesandte Graf von der Osten-Sacken und der belgishe Gesandte Baron Greindl werden am nächsten Donnerstag dem Groß- herzog ihre Beglaubigungsschreiben überreihen. Der Großherzog und die Prinzessin Alix beabsichtigen, im nächsten Monat einen mehrwöchigen Aufenthalt in Schwa l- bach zu nehmen. i

Meiningen, 17. Mai. (W. T. B.) Der Herzog, welcher in Cannes seit drei Wochen an einer Venenentzün- dung am linken Fuß erkrankt war, befindet sich auf “dem

Wege der Genesung. ; et Petersburg M Ma %. 2 2) Die Kaiserin ist gestern Abend aus dem Kaukasus zurückgekchrt. New-York, 17. Mai. (W. T. B.) Nach einem Tele- gramm des „New-York Herald“ aus Maracaibo von heute hatten sih die Aufständischen von Venezuela der Stadt Bolivar bemächtigt, welhe ihr Führer Gil mit 1600 Mann Cavallerie besegte. General Rodil aber, der Vertreter des Präsidenten Palacio, eroberte mit den Regierungstruppen die Stadt wieder. Nach Vertreibung der Aufständischen habe derselbe, wie weiter berichtet wird, sechs Le um Tode verurtheilt, weil sie den Rebellen keinen Biderstand eleistet hätten. Als General Rodil darauf mit zwei- Pundert Reitern eine Recognoscirung am Orinoco ent- lang vorgenommen habe, hätten sich seine Mannschaften emport und verlangt, daß die Verurtheilten war er- shossen würden. ie verlautet, hätte General Rodil dies verweigert und wurde hierauf erschossen. Die Truppen seien dann wieder nah Bolivar zurückgekehrt, und ein_ Ca- vallerie-Soldat habe den Kopf des Generals auf der Spige seines Säbels getragen. Vor der Stadt angekommen, hätten ste General Gil wiederum an der Spiße von 2500 wohlbe- waffneten Rebellen als Herr in derselben vorgefunden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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beriht vom 17. Mai, Morgens.

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von E. Graeb.

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1) Nachts Regen. *) gestern Regen. 3) Naim. Gewitter und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Eine {male Zone niedrigen Luftdrucks ostwärts fortschreitend erstreckt \sich vom Skagerrack nord- oftwärts nach Lappland bin, während das baro- metris{e Marimum im Südwesten sih nordwärts | gryber. nah den britischen Inseln hin ausëgebreitet hat, sodaß auf diesen sowie im westlihen Frankreich westliche und nordwestlihe Winde vorherrschend ge-

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worden find, welche vielfach ftark auftreten. In | Mittwoch: Mit neuer

Deutschland ift bei frischen, meist westlichen und süd- westlihen Winden das Wetter kühl, trübe und viel- : fach regnerish; fast allenthalben ift Regen gefallen, T Millôcker. doch meist nicht in erhebliher Menge. Bei dem Ansteigen des Luftdrucks im Nordwesten dürften

Witterung für unfere Gegenden zu erwarten fein. fang 7 Uhr

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mitiwoh: Opern- 126. Vorstellung.

Meoszkowsky. Tert von Carl Wittkowsky. Ballet Negifseur Teßlaff.

Schauspielhaus. i iob. Schauspiel in 1 Aufzug nah D: Hölty von L. Adler. In Scene geseßt vom Ob Mar Grube. P 1 Aufzug von Friedrih Roeber. vom Ober-Regisseur Mar Andrea. Lust}piel von E. Geibel. seßt vom Ober -

Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Tert mit Benußung des Goethe’shen Romans: „Wilbelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent : Kapellmeister | den Wochentagen 54 Uhr. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. é Märcben-Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Tanz von Emil Graeb. Ober-Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Lessing-Theater.

Donnerstag: Die Grofßstadtluft. reitag: Die Grofßstadtluft. Sonnabend: Zum 1. Male: Ein Doppelselbst- mord. Bauernposse in 3 Acten von Ludwig Anzen-

Pugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von

ent: Ea A Se v S von

nördliche und nordwestliße Winde bei naßkühler | Coftume vom Garderoben-Infpector Ventky. An-

|

Täglich: Militär - Concerte.

Boabdil,, der lette Concerts 6 Uhr.

Oper in 3 Acten von Moriß

eseßt vom Ober-

In Scene om D apellmeifter Kabl.

Dirigent : dinot.

133. Vorstellung. Das Buch | fang 72 Uhr. er-Regiffeur hilosophin. Lustspiel in In Scene geseßt Grube.

Die Kroll’s Theater.

Frau Moran-Olden.

) i In Scene ge- Regisseur Max Grube. Anfang

Drama von H. S.

A Anfang 7 Uhr. Opernhaus. 127. Vorstellung. g Sonnabend: Stri: La Traviata.

__Täâgli im Sommergarten.

134. Vorstellung. Das heilige Belic-Alliance-Theater

ummesl. | erhöhten Preise.

Musikalishe Direc-

briel.

Phyllis Beniley.

Dorf | der Residenz):

Auftreten von Specialitäten. Mittwoh: Die Grofß:-

7E Ubr.

zum 117. Male: + Operette 3 Acten von | webel. In Scene gesetzt von Julius er Federmann. Die alk. Die neuen

Direction :

m prachtvollen Park : ili Auftreten von Ge- sangs- und Instrumental - Künstlern.

Refidenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Mittwoch: Neu einstudirt: Firma Ron- (La Securité des Familles.)

Schwank in 3 Acten von Albin Valabrègue. An- Donnerêtag: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch : Gastspiel von : Die Maccabäer. Meister 3 Aufzügen nach Otto Ludwig's gleichnamigem von Mosenthal. sik von Anton Nubinstein. (Leah: Fanny Moran-Olden.)

Donnerstag: Die Hochzeit des Figaro. Erstes Gastspiel

bei günstigem Wetter: Großes Concert Anfang Sonntags 4 Uhr, an

Mittwoh: Keine Große Doppel - Vorstellung. Jm In Scene geseßt vom | Theater : ‘Mit durhweg neuer, glänzender Ausstattung. Zum 15. Male: Der Günstling. Operette in 3 Acten von Hermann Sternheim. Musik von Carl Grau. In Ene geseßt vom Director Sternheim. Diri-

: : L gent: Mar erauf: S Lolinee Ce. Mittwoch: Dorf und Chevalier Stuart Cumberland und der Miß

nfang T. e

Othello. (Agnes Sorma, Nuscha Buye, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)

itag: 35. Abonnements - Vorstellung.

Im prachtvollen, glänzenden Sommer - Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer-Etablissement

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Abends: Feenhaftie Illumination des ganzen Garten- Etablissements durch 50 000 Gasflammen. Anfang des Concerts 6 Ubr, Anfang der Vorstellung

Adolph Ernft-Theater. (Vorleßte Woche.) Mittwoch: Zum 31. Male: Fräulein Feldwebel. V D A gun S Sit A on_ und R ; : ; von G. Steffens. In Scene Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. geseht von Adalph Ernsi. L Donnerstag und folgende Tage: Fräulein Feld-

Der Sommer-Garten ist geöffnet. Sc{luß der Saison: 31. Mai.

Anfang 7# Uhr.

l Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Actien uu Emil Thomas. Mittwoch:

um 18. Male: Novität! Die Ulauen. Novität k Dperette in 3 Acten von Hugo Wittmann. Musik von Carl Weinberger. Regie: Sl Meißner. G ab Kapellmeister Eduard Weber. Anfang É E:

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[6241] Hohenzollern-Galerie am Lehrter Bahnhof. Gr. bistor. Nundgemälde 1640—1890. 9 Vorm. 1x Ab. 1 Kinder 50

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R A M d F S F a r D S a S Mr E Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Magdalena Boenisch mit Hrn. Berg-Afsessor Riedel (Breslau). Frl. Martha Trost mit Hrn. Diaconus Gustav Drescher (Oblau—Brieg). Frl. Marianne Westphal mit Hrn. Diaconus August Herrmann (Sanders- leben—Güfsten). Frl, Käthe Roeftel mit Hrn. Gerichts-Assefsor Mar Deegen (Berlin —Char- Tottenburg). : i :

Verehelicht: Hr. Kreis-Bauinspector Rißtel mit Frl. Clara Engel (Neustadt O.-S.). .

Geboren: Cin Sohn: Hrn. Kreis - Bau- inspector Otto Müller (Frankenberg in Hessen- Naffau). Eine Tochter: Hrn. Rittergutê- besißer Theodor Krautwald (Petersheide, Kreis Grottfau). j

Gestorben: Hr. Oekonomie - Rath Julius Lüdke (Breslau). Hr. Regierungs-Rath a. D. Heinrih Frhr. von Seidliß und Gohlau (Polnisch- dorf bei Wohlau). Fr. Konsul Rofie von Svyburg, geb. Luckhardt (Bombay).

Oper in

Musik von

von Marcella

Soirée deê

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Drudck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagd- Anstalt, Berlin E Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage), owie di [ts b Nr. 6 des öffeut- { dei A CCommarviigefelilhaften auf

ctiengesellschaften) für die Woche

18. Gast- vom 9. bis 14, Mai 1892,

Deutsche Seewarte. Donnerétag: Zum 118. Male: Das Sountags- | spie] von Frau Emma Sebold, Herrn Adolf Brakl | und die amtliche Gewinulifte der 6, Mgricn- find.

und Herrn Alfred William vom Carl-Theater in Wien.

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zum Deuischen Reihs-Anz

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Erste Beilage

eiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1892,

N 146. Berlin, Dienstag, den 17. Mai ——————————————————— P

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 65. Sißung vom Montag, 16. Mai.

Der Sißung wohnen der Minister des Jnnern Herrfurth und der Finanz-Minister Dr. Miquel. bei.

Bei der dritten Berathung der Landgemcindeordnung für Schleswig-Holstein bemerkt

Abg. Dr. Meyer (dfr): Seine Partei sehe in dieser Land- gemeindeordnung für Schleswig-Holstein eine Confequenz der Land- gemeindeordnung, die im vorigen Jahre in den östlichen Provinzen erlassen worden fei, und sie acceptire diese Consequenz sowohl nah den Seiten, die sie billige, als nah denen, die sie anders gewünscht bâtte. Bei dieser Gelegenheit möchte er auf die Verhältnisse der Fürstenthümer Hohenzollern hinweisen, in denen der Fortgang der Gesetzgebung auf diesem Gebiete vernachlässigt worden sei. Die ganze Gesc8gebung seit dem Jahre 1871 sei spurlos an diefen Landestheilen vorübergegangen, und doch sei das Reformbedürfniß dort nicht geringer, fondern größer als anderswo. Es gebe in den hobenzollernschen Fürstenthümern zum großen Theil kein geshriebenes Ret über die communalen Verbältnijse. Als der gegenwärtige Minister-Präsident als Minister des Innern seiner Zeit Hohenzollern besucht habe, babe er mit erstaunter Miene gesagt: Ja, das habe er nicht fâr möglich gehalten, von solchen Pie habe man in Berlin keine Ahnung. Wiederholt seien die Verhältnisse im Hause zur Sprache gebracht worden, immer aber habe es geheißen, wie wahrsceinlih auc beute: die Negierung werde die Sache in weitere Erwägung nehmen, und dann fei nihts weiter darauf erfolgt. Eine Immediateingabe von 1890 sei bis jeßt unbeantwortet geblieben. Er wolle der Regierung ans Herz legen, anzuerkennen, daß die Geseßgebung in der That bier jehr dringende und nothwendige Aufgaben zu erfüllen habe.

Minister des Jnnern Herrfurth:

Ich kann dem Herrn Abg. Meyer nur darin beitreten, daß das Bedü rfniß zu einer Reform der Gemeindeverfassungsgeseßze in den Hohenzollernschen Landen ein ganz besonders dringendes ist. Er hat bereits hervorgehoben, daß es dort vielfa in sebr wesentlichen Beziehungen, und zwar in der Hauptsache in der Communalsteuer- geseßgebung, gänzlih an geshriebenem Recht gefehlt: in anderer

Beziehung haben wir aber doch des geschriebenen Rechts etwas zu,

viel. In diesem Bezirk, der noch niht 70 000 Seelen zählt, bestebt eine Städteordnung für Hechingen, eine Landgemeindecrdnung für Hechingen und eine Gemeindeordnung für Sigmaringen. Alle diese “drei Gemeindeverfafsungsgeseze beruhen nicht auf dem Princip der Einwohnergemeinde, sondern auf dem Princip der Bürgergemeinde, der Receptionëgemeinde. Die großen Unzuträglichkeiten, die hieraus flir die communale Ver- waltung im Hinblick auf die von verschiedenen Principien ausgehende Reichsgesetgebung und Landesgesetßgebung entstehen, sind allerdings so erheblid, daß das Bedürfniß zu einer anderweiten geseßlichen Regelung als cin sehr dringendes bezeichnet werden muß.

Wenn nun der Herr Abg. Meyer glaubt, daß ih ihm die Ant- wort geben würde, es werde in Erwägung genommen werden, wie diesen Bedürfnissen Abhilfe geschaffen werden kann, so bin i in der Lage, eine etwas befriedigendere Erklärung zu geben. Denn cs ist bereits in Er- wägung gezogen worden, wie diese Abbilfe aecshehen solle. Es ift die Regierung beauftragt worden, die Entwürfe zu einem neuen Gemeinde- verfafsungégeseß aufzustellen. Diese Entwürfe sind aufgestellt worden, ergaben si aber nit als hinreihend. Es war eine besondere Städte- ordnung und eine befondere Landgemeindeordnung in Aussicht genommen. Die Verschiedenartigkeiten zwischen beiden waren in materieller Hinsicht wenig erbeblih ; andererseits waren do so wesentliche Abweichungen von dem Princip der neuen Landgemeindeordnung darin enthalten, daß dieselben als geeignete Grundlage si nicht erwiesen baben. Ich habe jeßt in Ausficht genommen, die Sache in der Weise zu regeln, daß ein cinheitlihes Gemeindeverfassungegeseß für Hohenzollern, auf dem Princip der neuen Landgemeindeordnung basirt, erlassen werde, und daß man für die beiden Städte, die dort vorhanden sind, Specialbestimmungen aufnähme, etwa in derselten Art wie sie hier in die Landgemeindeordnung für Schleswig-Holstein für die drei Kreise Husum, Norder- und Süderdithmarschen aufgenommen sind. So klein der Bezirk ist, so s{chwierig ist do die Lösung der Aufgabe, und zwar deéëhalb, weil die gesammte Gesetzgebung eine wesentlich andere ist; und ih fann deshalb nicht mit Bestimmtheit in Aussicht stellen, daß der neue Entwurf für die nächste Session fertig- gestellt werden kann. Die Sade ist aber in Angriff gencmmen und wird nah Möglichkeit weiter verfolgt werden.

Damit schließt die Generaldiscussion.

In der Specialdebatte bemerkt __ Abg. von Strombeck (Centr.): In der Landgemeindeordnung, die für die älteren Provinzen, sowie von nun an au für Schleswig- Holstein maßgebend sei, sei die Bestimmung enthalten, daß zu den angesefsfenen Grundbesitzern, aus denen die Gemeindevertretung zu zwei Drittbeilen bestehen müsse, auch die Forensen gerechnet werden follten; während nun aber in der Bestimmung über das passive Wablrecht ein entsprehender Passus enthalten sei, fehle ein solcher in dem Theil des Gesetzes, der sih auf das active Wahl- recht beziehe. Er enthalte sich beute, einen hierauf bezüglichen Ab- anderungséantrag zu stellen, und beshränke fi darauf, die Aufmerk- jamkeit der Regierung auf diesen Punkt zu lenken.

Minister des Jnnern Herrfurth:

Ich kann mich meinerseits den Ausführungen des Herrn von Strombeck nur anschließen. Jch glaube au, es if eine Omission, daß man in der Klammer des § 48 nur ,„§ 41, Absay 1 unter 6 a. und b.“ und nicht auch den § 45 citirt hat. Jch meine aber, für die richtige Auslegung ist es nicht erforderlich, eine Aenderung herbeizuführen ; denn für die Auslegung ist allein maßgebend der Wortlaut des Gesetzes und der \priht von den mit „Grundbesiß angesessenen Mitglicdern der Gemeindeversammlung“. Nun sagt aber der § 45, daß stimmberechtigte Mitglieder der Gemeindeversammlung au diejenigen Forensen sind,

welhe Grundbesiß haben im Umfang einer Ackernahrung; und es ist -

deshalb, glaube ih, die Interpretation im Sinne der Ausführungen des Herrn Abg. von Strombeck, daß in dem § 48 auch die Foren- len unter den mit Grundbesiß angesessenen stimmberechtigten Ge- meindemitgliedern zu verstehen sind, zweifellos rihtig.

Darauf wird die Vorlage in ihren Einzelheiten, sowie

im ganzen gegen die Stimmen einzelner Conservativer ange- nommen.

Es - folgt die dritte Berathung wegen Aufhebung der Befreiung von lihen Personalsteuern gegen Entschädigung.

Abg. von Strombeck (Centr.): Sein Standpunkt in dieser Angelegenheit sei der, daß man an woblerworbenen Rechten streng festhalten müsse. Er könne ein dringendes Staatsinteresse, daß die Reihsunmittelbaren gegen ibren Willen zur Einkommensteuer heran- gezogen würden, nicht ersehen. Der Steuerertrag, den der Staat über den Zinsenbetrag der gewährten Entshädigungssumme hinaus gewinne, fei viel zu gering, um cin Eingreifen in wohlerworbene Rechte zu rechtfertigen. S .

_Abg. Rickert (dfr.): Der Vorredner stimme gegen das Gesetz, weil den Standesherren niht genug gegeben werde seine Paritei, weil viel zu viel gegeben werde. Er bringe biermit den von ihm im vorigen Jahre in der Einkommensteuercommission ohne Erfolg ge- stellten Antrag wieder ein, der bestimme, daß die Häupter und Mitglieder von Familien, die bisher Steuerfreiheit genossen hätten, vom 1. April 1893 ab der Einkommensteuer unterliegen sollten. Sollte der Antrag angenommen werden, so werde er später natürlich auch die Aufhebung des § 4 des N mme slenergelenes beantragen. _ Abg. Dr. Sattler (nl.): Er sei bereit, diesen 2 ntrag zu unter- stüßen, aber nicht anzunehmen.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Meine Herren! Ich will auf die Hauptfrage und die principielle Frage nit weiter eingehen und auch von dem Vortbeil, den mir diese beiden Herren Redner geboten haben, daß sie sich gegenseitig widerlegen, keinen Gebrauß machen * ich mötte nur die Aeußerung des Herrn Abg. von Strombeck berichtigen, daß man, wie er sagt, ein Versprechen, welhes man im vorigen Jahre gegeben, beute wieder zurücknehmen will. Ganz im Gegentheil! In § 4 des Ein- kommensteuergeseßes ist die Aufhebung dieser Steuerbefreiung gegen Entschädigung in Aussicht genommen. Wir nehmen also nichts zurüd, sondern wir erfüllen ein im Gefeß enthaltenes Versprechen.

, Abg. von Strombeck (Centr.): Er habe gemeint, daß das Haus im Cinkommensteuergeses der früheren hannöverschen Königlichen Familie Steuerfreiheit zugesichert habe. Er sehe nit ein, weshalb man die Nechte der Reichsunmittelbaren nit ebenso unberührt lafse,

wie die der hannövershen Königlichen Familie.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Auch hierin irrt der Herr Vorredner, denn nicht im Einkommen- steuergeseß ist der vormalig hannöverschen Königsfamilie die Steuer- freiheit zugesichert, sondern sie ift nur bestätigt, und bêrubt auf dem rechtégültig bestebenden Vertrage von 1867.

Damit s{ließt die Generaldiscussion. Jn der Special- discussion wird der Antrag Rickert gegen die Stimmen der Freisinnigen und einiger Nationalliberalen aus Hannover und Schleswig-Holstein abgelehnt und das Geseß unverändert end- gültig angenommen. E

Es folgt die Berathung von Petitionen.

Die Petition von Singer in Weißenfels um Aufhebung des Brüdckenzolles auf der Weißenfelser Saalbrüdcke be- antragt die Commission, der Staatsregierung dahin zur Erwägung zu überweisen, ob nicht durch eine andere Form des Brüenzolls auf der Saalbrücke zu Weißenfels den in der Petition geschilderten Uebel- ständen entgegengetreten werden könne.

Das Haus beschließt nah einer furzen Befürwortung des Abg. Barth (freicons.) demgemäß.

Ueber die Petitionen einiger katholischer Pfarrer wegen Berechnung des Dienstalters der fatheolishen Pfarrer zum Zweck des Bezuges von Alterszulagen werden, nachdem die Abgg. von Strombeck (Centr.) und Brandenburg (Centr.) für die Berücksichtigung eingetreten waren, gemäß dem Antrage der Com- mission für ungeeignet zur Erörterung im Hause erattet.

Bezüglich der Petition, die Graf Mirbach im Auftrage des Vorstandes der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts- reformer eingereicht hat, beantragt die Petitionécommission: 1) die Petition hinsihtlih der Forderung wegen Ermäßigung der Frachtsäße auf den bestehenden Staatébahnen für Mafsen- transporte auf weite Entfernung der Königlichen Staats- regierung zur Erwägung zu überweisen; 2) im übrigen über die Petition zur Tagesordnung überzugehen, und zwar hinsichtlich der Forderungen: unbeschränkte Zulassung von Arbeitern aus Nachbar- staaten, Ausbau des Eisenbahn- und Straßennetzes, besonders in den vorwiegend ackerbautreibenden, bisher vernahlässigten Landestheilen, Erleichterung des Grunderwerbs und der Concessionserlangung für öffent- lihe Tertiärbahnen, mit Rüksiht auf die Erklärung der Vertreter der Königlichen Staatsregierung und binsihtlih der Beseitigung der Doppelbesteuerung in Preußen durch Suspension der Grund- und Gebäudesteuer, mit Rücksicht darauf, daß die Steuerreform noch im Fluß begriffen ift.

Es folgt die Berathung verschiedener Petitionen aus der Provinz Schleswig-Holstein wegen Gewährung einer Grundsteuerentshädigung.

Die Commission für die Agrarverhältnisse beantragt dur ihren Referenten, den Abg. Brandenburg (Centr.), über alle diese Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.

Abg. Jürgensen (nl.): Er sei für heute mit dem Antrag einverstanden, bitte aber die Regierung, bei einer demnächst vorzus nehmenden geseßliben Regelung dieser Angelegenheit, auf die Wünsche der Petenten nah Möglichkeit Nückiicht zu nehmen.

Darauf wird der Cotarnifiienworicbiaa genehmigt. Die übrigen Petitionen hatten nur ein locales und. persönliches Interesse. L _ Damit ist die Tagesordnung erledigt. Der Präsident shlägt vor, die nächste Sizung am Donnerstag abzuhalten.

Abg. R iert (dfr.): Es sei der lebhafte Wunsch aller Kreise des Hauses, Klarheit darüber zu erhalten, ob die Session * vor Pfingsten ncch geschlossen werden könne. Mit Aufbietung aller Kräfte werde das moglich sein, namentlich wenn, wie es heiße, die Regierung auf einzelne Vorlagen verzichten wolle.

Präsident von Köller: Soweit er unterritet sei, wünsche“ die Staatsregierung allerdings, daß alle ihre Vorlagen erledigt würden. Nach der Besprechung, die er im Laufe der Sitzung mit den Referenten der noch in Thätigkeit befindlichen vier Cnifioaes ehabt habe, werde es mögli sein, die Berichte bis zum Sonnabend, pätestens bis Montag fertig zu stellen. Es werde \ih nur um den Druck handeln. Nach der neuen Gewerbeordnung dürfe Sonntags nit mehr Er werden und am Sonnabend bis 6 Ubr müßten weibliche Arbeiter entlaffen werden. Aber troßdem glaube er, daß es mit Anspannung aller Kräfte gelingen werde, so frühzeitig fertig zu werden, daß auch das Herrenhaus die Arbeiten ganz er- ledigen könne, m vorauêsgeseßt, daß von Seiten der Staats- regierung keine neuen Vorla en fäâmen.

Sáluß 23/, Uhr. Nächste Sißung Donnerstag 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Berathung des Antrags der

ordent-

des Gesetzentwurfs .

Abgg. Richter und Genossen, betreffend die Vorlegung von Gejeßentwürfen über Abänderung des Landtagswahlrehts und fiber tine Neueintheilung der Wahlkreise. 2) Berathung des Antrags des Abg. von Schalsha wegen Vorlegung eines Ge- seßentwurfs, betreffend die Ergänzung des Einkommensteuer- geseßes vom 24. Juni 1891.

. V e @ D

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Zwangsversteigerungen vorwiegend land- und

forstwirthshaftliher Grundstücke in. Preußen.

Wie die „Stat. Corr.“ mittbeilt, betrug :

die Zahl ibre ihr Grundsteuer- im Jahre der versteigerten Gesammtfläche reinertrag Grundstücke A. S M

1886/87 . . 2979 110 063 983 458 1887/88 . . 2355 81 681 690 835

1888/89 . . 2446 81 280 697 523

1889/90. 2014 61 801 503 623

1890/91. » 2220 55 310 494 899 Im Jahre 1890/91 insbesondere hât zwar die Zahl der Versteigerungen ein wenig zugenommen. Umfang und Reinertrag der. davon betroffenen Grundfstücke waren aber noch geringer als im Vorjahre; die ver- steigerte Fläche betrug wenig über 1/5 9/9 der Gesammtfläche der land- wirthschaftlihen Hauptbetriebe (24,12 Mill. Hektare nach der Erbebung von 1882). Im Osten freilich sind die Verhältnisse nicht so günstig: Westpreußen mit 12594, Ostpreußen mit 11152 und Posen mit 9245 ha versteigerter Flähe sahen in dem leßten günstigsten Jahre doch noch rund 2/3 bis 2/5 °%/% ibrer Wirtbschaftsfläche der Subhastation verfallen, Hannover mit 778, Westfalen mit 559, Hessen-Naffau mit 604, Rheinland mit 935 ha sämmtlih noch kein Promille.

Bezeichnend ist der Antheil der verschiedenen Besißklassen an den Versteigerungen. Während die Betriebe unter 2 ha 1,52, die von 2—10 ha 14,68, - die von 10—15 ha 37,90, die über 50 ha 45,90 °/o der Wirtbschaftsfläche des Staates umfassen, betifferte sich die zwangsweise versteigerte Flähe jener vier Klassen im Jahre 1890/91 mit 1,20, 6,48, 16,90 und 75,42 %, in den fünf Vorjahren fast genau ebenso. Der größere Grundbesitz is also durhweg mehr an den Versteigerungen betheiligt als sein Antbeil an der Wirtbschaftsfläche bedingt.

Aus der vorliegenden Statistik kann man so bemerkt die „Statist. Corr.“ nicht gerade eine günstige Lage unserer Landwirtbe, aber doch immerhin eine erfreulihe und dabei noch zunebmende Seltenheit des völligen Betißverlustes bei ihr erseben. Wichtig ist auch die Feststellung, daß die Lage des ländlichen Grund- besizes im Westen jedenfalls ungleih günstiger ist als im Offen.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber Ausstände und Arbeitseinstellungen liegen heute folgende Meldungen vor:

In Berlin kam, wie der „Vorwärts“ berichtet, zwischen den ausfständigen Schriftgießern und ihren Arbeitgebern (vergl. die gestrige Nr. 115 d. Bl.) eine Einigung zu stande. Bereits in ciner Schriftgießerversammlung, die am Sonntag stattfand, hatte einer der Arbeitgeber erklären laffen, daß er zur Abänderung der Arbeits- ordnung in dem von den Gehilfen gewüns{hten Sinne bereit fei. Am Montag hatte dann Herr Döbelin vom Vorstand des Unter- stüßungêvereins Deutscher Buhdrucker und Herr Berkhahn vom Berliner Gauvorstand desselbèn Vereins eine Unterredung mit den Herren Gursch, Reinhold und Gronau, bei welen die Arbeitseinstellung eingetreten war. Die drei Herren erklärten \ih bereit, die Hausordnung in der den Wünschen der Arbeiter ange- messenen Form einzuführen. Somit is der Strife für die Arbeiter glücklih zu Ende geführt. Am Donnerstag fangen sämmt- liche Arbeiter und Arbeiterinnen wieder zu arbeiten an.

Wie ein Telegramm des „H. T. B.“ aus Lo dz berihtet, wurden die Fabrikbesißer von der Behörde ersuht, den Arbeitern feine gte geständnisse zu machen. Alle bisher noch strifenden Arbeiter sollen administrativ abgeurtheilt werden. Die Verbaftungen werden fort- geleBtf. Aus New-York theilte die „Allg. Corr.“ unter dem 14. d. M. mit, daß die Gewerkvereine der Steinmeßen am Montag einen allge- meinen Ausstand beginnen wollten. Ein „D. B. H.*-Telegramm vom gestrigen Tage bestätigt die Meldung und fährt fort: Vor Ende der Woche wird der erbitterte Kampf zwishen 100 000 Granitarbeitern, die zur Neu-England-Vereinigung gehören, und den Granitfabrikanten entbrannt sein. Es handelt ih um den achtstündigen Arbeitstag.

Aus der ordentlichen Generalversammlung des Verbandes aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter Berlins und Umgegend, die am 10. Mai stattfand, berichtet der „Vorwärts“: Zu gunsten des Verbandes haben sich zwölf Fachvereine aufgelöst, nämlich der Metallarbeiterverein, der Dreher-, Klempner-, Schlosser-, Former- und Kernmadcher-, Mechaniker-, Schraubendreher-, Schleifer-, Rohrleger-, Nadler- und Feilenhauer-Fachverein und der Verein der Gas-, Waßer- und Damypfarmaturarbeiter. Bei drei Firmen kamen Lohnstreitigkeiten vor, die durch Vermittelung beigelegt werden konnten, während bei der Firma Lehmann die Verhandlungen wegen der Metall- shleifer ohne Erfolg blieben. Die Generalversammlung bewilligte den ausftändigen Webern und Spulerinnen in Rirdorf und Bri 500 4 Unterstüßung. -

Aus Leipzig wird telegraphish gemeldet :

Das NReichsgeriht hat das Urtheil des Landgerichts zu Magdeburg vom 15. Februar d. J. gegen den socialdemotrati- schen Schriftsteller Pëus, der wegen Majeftätsbeleidigung ver- urtheilt worden war, aufgehoben und die Sache an das Landgericht zu Stendal verwiesen.

Der Ausstand der Kohlenarbeiter in der Grafschaft Du r- ham hat in Verbindung mit dem Druck, der ohnehin auf der Zndustrie lastet, die Arbeiter in der englischen Eisen- industrie in die größte Nothlage verseßt. Die Londoner 50a Corr.“ berichtet:

ie Bürgermeister von West-Hartlepool, Middles- borough Stockton-on-Tees und Darlington haben einen Aufruf in der englishen Presse veröffentlicht, in dem sie um milde Beiträge für die 100000 Leute bitten, die durch den Strike der Bergleute von Durham in die bitterste Noth gerathen find. Niemals habe es in England seit der Baumwollenbungersnoth in Lancashire vor 30 Jahren solhes Elend gegeben. Der Lordmayor der City von London hat \sih schon zur Entgegennahme von Beiträgen bereit erklärt.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes-Aemtern in der Woche vom 1. bis incl. 7. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 329 Ebe- \chließungên, 949 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 576 Sterbefälle.