1892 / 123 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

4) Diese Festseßungen treten mit dem ersten Juni d. J.

in Kraft.

Berlin, den 23. Mai 1892. Berlin, den 23. Mai 1892. Königliches Consistorium Der

der Provinz Brandenburg. Polizei-Präsident.

(L. S.) Schmidt. Freiherr von Richthofen.

Vorstehende Stn inte bringen wir mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß der Pfarrer an der Friedenskirhe, Superintendent a. D. Krückeberg die Anmel- dung der in dem E Ea IDenT, wohnhaften wahlfähigen Gemeindeglieder zur Wählerliste während der noch durch Kanzelabkündigung zu bestimmenden Tagesstunde in der Friedenskirhe und außerdem nah Möglichkeit zu jeder anderen Tageszeit in seiner Wohnung, Demminerstraße Nr. 55, ent- gegennehmen wird.

Berlin, den 23. Mai 1892. j

Königliches Consistorium der Provinz Brandenburg.

Schmidt.

Die dem Fuhrunternehmer und Ackerer Arnold Thevis zu Straß, Gemeinde Herzogenrath, diesseits ertheilte Erlaubniß zur Ein- fuhr von Dynamit aus Belgien und zum Transport desselben nah der gende zu Kirchrath in Holland if zurückgenommen worden.

Aachen, den 21. Mai 1892.

Der Königliche Landrath. Freiherr von Coels.

Angekommen:

Seine Excellenz der Minister des Königlichen Hauses von Wedell, aus Cassel.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich. Preußen. Berlin, 25. Mai.

Heute Nachmittag trat der Bundesrath zu einer Plenarsißzung zusammen. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für Zoll: und- Steuerwesen und für Handel und Verkehr und der Auss{huß für Justizwesen.

Die Börsen-Enquêtecommission hat sich gestern vertagt, nachdem sie in der Zeit vom 9. bis 24. Mai zwölf Sizungen von etwa je siebenstündiger Dauer abgehalten hat. In denselben sind in verschiedene Gruppen getheilt zufam- men fünfzehn Sachverständige über den gesammten Jnhalt des Fragebogens, soweit er die Effectenbörse betrifft, vernom- men worden, und zwar neun aus Berlin und je einer aus Bremen, Breslau, Dresden, Hamburg, Leipzig, Stettin. Die Ver- nehmungen haben ein Bedürfniß zu Aenderungen bezw. Kürzungen in Bezug auf den Inhalt des Fragebogens niht ergeben. Die Commission wird sich am 18. Juni wieder versammeln und mit der Vernehmung von Sachverständigen, zunächst einigen aus den- Kreisen der Presse, I. _Auf den Wunsch eines Mitgliedes zeigte sih die Commission geneigt, von Corporationen, , Ver- einen und selbst von Einzelpersonen, welchen besonders charafteristishe Erfahrungen über wahrgenommene erhebliche Mißstände auf dem Gebiete des Börsenwesens zur Seite stehen, sowohl thatsächliche Mittheilungen wie Vorschläge zu praktischen Verbesserungen entgegenzunehmen.

Der hiesige Königlich serbishe Geschäftsträger Pavlo- vith ist nach Berlin zurückgekchrt und hat die Führung der gesandtschaftlihen Geschäfte wieder übernommen.

Bayern.

München, 24. Mai. Die Kammer der Reichs- räthe nahm heute das Ausführungsgeseß zur Krankenkassen- Novelle und den Militär-Etat nah unerheblicher Debatte an und genehmigte ferner den Etat für Reihszwecke und mehrere Nachtragsforderungen, wie den Hafenbau in Ludwigs- hafen, das neue National - Museum uünd den Umbau des Landtagsgebäudes. Die Kammer der Ab- geordneten Lan einstimmig das Finanzgesey an und wies nach längerer Debatte und nachdem der Cultus-Minister ein- gehende Erklärungen abgegeben hatte, die Beschwerde der Alt- fatholiken wegen Verlegung der Verfassung zurü.

Sachsen.

Dresden, 24. Mai. Wie das „Dr. J.“ aus Sibyllenort crfährt, hat sich das Befinden Jhrer Majestät der Königin wesentlich gebessert, und ist der Husten, von welchem Höchst- dieselbe in leßter Zeit befallen war, fast ganz beseitigt.

Hessen.

Darmstadt, 24. Mai. Jn der heutigen Sizung der Zweiten Kammer nahmen die Abgg. Schröder und Osann bei der Berathung des Gesehentwurfs über die Oberbessischen Bahnen, worin für die bessere Ausrüstung der Bahn 586 000 A gefordert werden, Veranlassung, die Frage der Verstaatlichung der Hessishen Ludwigsbahn zu berühren. Der Finanz-Minister Weber erklärte namens der Regierung, daß diese nah wie vor an dem Gedanken der Verstaatlihung aus wirthshaftlihen Gründen festhalte, obwohl die finanzielle Seite ihre großen Bedenken habe. Die geforderte Summe für die Oberhessishe Bahn wurde darauf bewilligt.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 24. Mai. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog sind den „Mel. Nachr.“ zufolge gestern zu mehrtägigem Aufenthalt in Ba den- weiler eingetroffen.

Sachseu-Coburg-Gotha.

Coburg, 24. Mai. Der gemeinschaftlihe Lan d-

tag für die Herzogthümer Coburg und Gotha,

der heute seine Schlußsizung hielt, hat die Bewilligung von 15 000 6 für Vorarbeiten zu einem neuen Lan s gebäude in Gotha abgelehnt, ebenso die für eine Waffen- beschußanstalt in Me geforderten 40 000 A6, weil diese Anstalt zunächst eine Einzelangelegenheit Gothas sei. Der aus der Mitte des Landtags gestellte Antrag, die bis- herige vierjährige Finanzperiode in eine zweijährige umzu- wandeln, wurde, nachdem sih der Staats-Minister Strenge dafür ausgesprochen hatte, angenommen.

Oesterreich-Ungarn.

Bei der weiteren Berathung der Valutavorlagen im Abgeordnetenhause führte gestern der Abg. Neuwirth, der betonte, er wolle seine eigene Anficht aussprehen, ohne die Linke binden zu wollen, in ciner dreistündigen Rede aus, cer müsse bemängeln, daß für die Einziehung der Staatsnoten kein Zeitpunkt festgeseßt und in Betreff der Beschaffung von Gold über 184 Millionen hinaus nichts bestimmt sei. Die vorgeschlagene Relation sei künstlich herbeigeführt, jede gemahte Relation sei ungerecht. Eine Gefahr der Ueberproduction von Silber sei nicht vorhanden. Der Redner richtete sodann an die Regierung die Anfrage, ob sie die Washingtoner Conferenz zur Berathung der Silberfrage beschicken wolle, und erörterte die Folgen, die eventuell daselbst herbeigeführte Vereinbarungen zu Gunsten des Silbers auf die osterreichischen Geldverhältnisse ied müßten. Unter diesen Folgen würde auch die sein, daß Oesterreich- Ungarn seine Silbershulden mit einem Goldagio be- zahlen müsse. Die Consequenzen der geplanten Valuta- regelung würden alsdann furchtbare sein. Er schlage die geseßliche Regelung der Silberprägung vor und empfehle die Verschiebung der Festseßung der Relation bis nach den Er- gebnissen der Washingtoner Münzconferenz, sowie die Vornahme mehrerer vorbereitender Maßregeln, darunter die successive Zundirung resp. Einziehung der Staatsnoten; zu diesem Zweck sei eine Goldrenten-Anleihe aufzunehmen und die weitere Gold- beschaffung, die auf Rehnung der österreichisch - ungarischen Bank zu geshehen haben würde, von den Ergebnissen der Währungsconferenz abhängig zu machen. Nachdem der Abg. Fries für und der Abg. Kaizl gegen die Vorlage gesprochen hatten, nahm der Finanz-Minister Dr. Steinbach das Wort, der egen eine uncontrolirte Vermehrung der Zahlungsmittel, wie fe bei der freien Silberwährung oder noch mehr bei der Ausgabe von unbedeckten Noten statthabe, sprah. Die Ge- fahren des heutigen Zustandes seien groß, der Einfluß der Goldwährung in Deutschland auf die Preise sei noch immer niht genügend erörtert. Die agrarishen Producte seien nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa billiger. So wenig die Schuldner ein Recht hätten auf die Prägung von Silber und die Werthminderung des oster- reichischen Geldes, ebensowenig hätten die Gläubiger ein Recht auf eine bestimmte Relation. Die Einstellung der Präzung ohne eine Festsezung der Relation würde die Circulations- mittel mindern, da Gold niht hereinkommen fönnte. Die Wertherhöhung des Geldes würde die Production nicht fördern; ohne eine Förderung der Production sei eine günstige Lohnbewegung niht möglih. Jn diesem Sinne bezweckten die Vorlagen einen socialen Fortschritt. Die Goldwährung habe auch in Deutschland keinen Rückgang der Löhne verursaht. Er sei nicht in der Lage, sih Uber die Stellung beider Regierungen gegenüber der Münzconferenz zu äußern, er für seine Person stehe derselben günstig gegenüber ; durch Abwarten, wic der Abg. Neuwirth vorshlage, würde man sich der Speculation preisgeben und später die Sache doch in Angriff nehmen müssen. 4 Bei der Berathung des Cultusbudgets im ungarischen Unterhause sprach sih gestern der Abg. Graf Apponyi auf das entschiedenste für die vollständige Rechtsgleichheit der Jsraeliten aus und stimmte dem Abg. Jranyi zu, der die Regierung aufforderte, fobald als- möglich einen Geseß- entwurf, über die freie Religionsübung und die Gleich- berechtigung der Confessionen vorzulegen. Jn seiner gestern abgehaltenen Sißung beshloß sodann der Club der liberalen Partei für die Resolution Jranyi’'s über die freie Religionsübung und die Gleichberehtigung der Confessionen zu stimmen. Der Cultus-Minister Graf Csaky erklärte unter lebhaftem Beifall, die Annahme der Resolution könne auf feine Schwierigkeiten stoßen, vorausgeseßt, daß in dem zu schaffenden bezüglihen Geseg die Interessen des Staates nah jeder Richtung gewahrt würden und die Be- obachtung der Staatsgeseße gesichert fei. Den geeigneten Zeit- punkt für die Einbringung eines solchen Gesezentwurfs müsse sih die Regierung vorbehalten. Großbritannien und JFrland. Anläßlih des rgen Geburtstags der Königin ist S Georgc von Wales zum Herzog von York, rafen von Jnverneß und Baron von Killarney ernannt worden. Sir Evelyn-Baring wurde zum Pair von Eng- land ernannt. ; Das Unterhaus hat gestern die irishe Localver- waltungsbill nah viertägiger Debatte in zweiter Lesung mit 339 gegen 247 Stimmen angenommen. Jm Laufe der estrigen Debatte nahm Gladstone das Wort zu einer langen Rede, in der er Lord Salisbury's neulihe Auslasungen über die irishe Provinz Ulster zum Gegenstand eines heftigen An- griffs machte. Nach dem Drahtberiht der „Voss. Ztg.“ äußerte sich Gladstone etwa folgendermaßen: Das irische Volk habe vor scchs Jahren etwas mehr als Local- verwaltung verlangt: hinsichtlich jener größeren Maßregel warne nun der Premier-Minister die Jren, daß, wenn sie an dem Zweck festhielten, der ihrem Herzen am theuersten sei, sie dies thäten auf die sihere Gefahr eines Bürgerkrieges, zu dem Lord Salisbury in offener Weise ermuntert habe. Salisbury's Worte seien nicht lediglich cine Voraussagung, sondern eine entschiedene Ermunterung an die wenigen irre- geleiteten Männer gewesen, die im Stande sein dürften, die gefährlihen Lehren des Premier - Ministers cinzusaugen und zum Gebrauch ungesezlicher Waffen gegen den Staat und die Autorität des Landes zu schreiten. Es wäre unmöglich, eine vollkommenere Verachtung der Ge- schichte, politisher Grundsäße oder praktisher Wünfche, als die in Lord Salisbury's Erklärung enthaltene, zu. finden. Das Haus habe ein Recht, von der Regierung zu hören, ob, wenn es Jrland einen Theil L was ihm entzogen worden, zurück- gäbe, es die Pflicht der Regierung sein würde, es gegen Un- Es und Rebellion nöthigenfalls - mit Anwendung von ewalt zu unterstüßen. Gladstone unterzog alsdann die Bill

einer eingehenden, überaus abfälligen Kritik. Seine Ausfälle egen den Premier-Minister wurden häufig durch stürmischen Beifall der Anhänger Gladstone's ae rene Ey Hierauf nahm der Erste Lord des Schaßes Balfour das Wort zur Entgegnung. Er erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, es sei eine große Ungerechtigkeit, die Provinz Ulster gewissermaßen unter die Ferse des übrigen Jrland zu bringen ; falls man den Versuch dazu mache, würde sih Ulster wahrscheinlih gewaltsam STES wenn in diesem Falle England den Widerstand durch Waffengewalt G aale, suche, geschähe ein Gewalt-

1 act, der die ganze L t völlig entzweien würde. Gladstone

nehme in Aussicht, daß Ulster dur das englische Parlament gezwungen werden müsse. Lord Salisbury's Aeußerungen seien nur Muthmaßungen über das, was wahrscheinli eintreten werde, und in diesen Muthmaßungen stimme er, Balfour, mit dem Premier-Minister überein. Die gegenwärtige Vorlage sei nur ein fe desjenigen, was die englishe Regierung Jrland. vor sechs Jahren G Ee Toden habe. Die Regierung habe ge- zeigt, was sie zu thun wünsche, aber kein Mensch wisse, was. Gladstone zu thun gedenke; er möge den Wählern eine ebenso, klare und verständliche Skizze seiner Politik vorlegen, wie die Regierung es ihrerseits gethan habe.

Im ferneren Fortgang der Uag wurde ein von Cameron eingebrahter Antrag zu Gunsten der Entstaat- lihung und Entpfründung der Kirche in Toiad eo be- rathen und mit 265 gegen 209 Stimmen abgelehnt. Der Erste Lord des Schatzes Balfour hatte den Antrag bekämpft und erklärt: cs wäre ein Verbrechen, die schottischen Kirchengelder für säculare Zwecke ohne ein specielles Mandat des schottischen Volks zu verwenden. :

Die Rede Gladstone’s bildet heute den Gegenstand leb- hafter Erörterungen in der hauptstädtishen Preffe. Die liberalen Morgenblätter feiern ihn enthusiastisch, während die Unionisten und die Conservativen zwar den Jnhalt der Nede bekämpfen, doch aber die Redegewandtheit und tactische Ge- hicklihkeit anerkennen. \

Frankreich.

Der Präsident Carnot wird, wie „W. T. B.“ meldet, auf seiner Reise nah Nancy außer von dem Minister- Präsidenten Loubet auch von dem Unterrichts-Minister Bourgeois begleitet werden. Vielfach war die Befürchtung ausgesprochen worden, es fönne bei der von den Studenten arrangirten Universitätsfeier in Nancy zu unliebfamen Demonstrationen kommen. Mit Bezug hierauf versichert nun das Journal „La Paix“, der Präsident Carnot werde in Nancy Worte \sprehen, die diejenigen, welche Beunruhigung zu verbreiten suchten, in Ver- wirrung bringen und die gegenwärtigen Befürchtungen zer- streuen würden. Carnot würde die Reise nah Nancy sicher niht unternehmen, wenn die dortigen Feste etwas anderes wären, als eine imposante Kundgebung zu Ehren der Studien und des geistigen Fortschritts, das heißt, des Friedens.

Nachdem die französishen Bischöfe, welhe in ihre Katechismen auch politishe Fragen aufgenommen hatten, diese ungeachtet der Aufforderung des Papstes nicht zurück- gezogen haben, der Bischof von Orleans vielmehr erst Iekt in den Katechismus feiner Diözese ein besonderes Kapitel auf- genommen hat, worin die Frage über die Schulen und die Ausübung des Wahlrechts erörtert wird, so beabsichtigt, wie ¡eleäraplilsd gemeldet wird, der Justiz-Minister Ricard, beim Staatsrath gegen diese Bischöfe Klage zu erheben.

Der Senat hat gestern die Vorlage über die Colonial- Armee angenommen. Nach der „Franz. Corresp.“ soll diese Armee aus acht Regimentern Jnfanterie zu je fünf Bataillonen bestehen. Die drei ersten Bataillone sollen aus dem gewöhn- lihen Contingent des Mutltterlandes gebildet werden und nur in außergewöhnlichen Fällen in den Colonien zur Verwendung kommen, die beiden legten aus dem Contingent der Colonien selber und Freiwilligen. Man glaubt, daß diese leßteren Bataillone zur Bewachung der überseeischen Besißungen für gewöhnlich ausreichen würden.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrathe ließ der Justiz-Minister Ricard ein Decret unterzeihnen, wonach die Competenz der muselmännischen Gerichtsbehörden in Algier und Tunis abgeändert wird. Auf Antrag des Unter- Staatssecretärs der Colonien Ja mais unterzeichnete der Präsident Carnot ferner drei Decrete über Zölle auf gewisse auswärtige, in Sainte Marie auf Madagaskar, Nossibé und Französisch-Guinea eingeführte Producte. ;

er in Marseille am Sonntag eingetroffene Dampfer „Stamboul“ berichtet aus Dahomey, daß die Eingeborenen Porto-Novo und Kotonu eng umschlossen hielten. Alle Bewohner wären unter Waffen, viele von ihnen brächten die Nächte auf Pirogen in der Lagune zu. Ucber die Absichten des Königs von Dahomey wisse man dort so gut wie nichts.

Ein Telegramm des General-Commissars des französischen Congo-Gebictes de Brazza-Savorgnan vom 9. April meldet, er habe in Comasa, 3 Grad 40 Minuten nördlicher Breite an einem Nebenflusse des Sangha gelegen, den fran- zösischen Erforscher des Niger Mizon getroffen, der nur von aht Eingeborenen begleitet gewesen und von den Eingeborenen überall freundschaftlih aufgenommen worden sei.

Jtalien.

Heute (25. Mai) tritt das Parlament wicder zusammen,

um die ersten Erklärungen des neuen Cabinets Giolitti über die von ihm beabsichtigte Politik entgegenzunehmen. Der „Nat.-Ztg.“ wird aus Rom mitgetheilt, daß das neue Ministerium entschlossen sei, an der gegenwärtigen Ausgabe von 230 Millionen für das Heerwesen im ordentlichen und 16 Millionen im außerordentlichen Etat festzuhalten. Die Ein- führung der kleinkalibrigen Gewehre werde stufenweise mit einer jährlichen Ausgabe von 6 Millionen Lire erfolgen. Für die nächsten Jahre solle diese Ausgabe aus den im Staatsschaß aufbewahrten alten Bourbonenthalern (Piaster) bestritten werden. Giolitti werde besonderF dic Finanzfrage behandeln; es sei sein fester Vorsaß, das Gleichgewicht des Etats dur Ersparnisse zu erreichen, die aus Verwaltungsreformen resultiren; für diese würden keine Vollmachten gefordert, sondern Specialgeseze eingebracht werden. Einige vom vorigen Ministerium ceingebrahte Finanzprojecte würden aufreht erhalten werden. Giolitti werde verlangen, daß das Etats- eseß, der Handelsvertrag mit der Schweiz, das Gese wegen er Weinclausel im Decirag, mit Oesterreich und die Gesehe zu Gunsten der Municipien Roms und Ncapels noch vor den Sommerferien erledigt werden. E

Der Erzbischof von Siena Mar. Zini, ein Freund des Papstes, der von diesem vor drei Jahren im Vatican dice bishöflihe Weihe erhalten hat, ist der „Germania“ zufolge am legten Donnerstag gestorben.

Spanien.

Die Republikaner unter Führung Zorilla’s lassen wieder etwas von sih hören. Zorilla hat, wie der „Wes.-Ztg.“ gemeldet wird, soeben in den republikanischen Blättern einen Aufruf zum Umsturz veröffentlicht; es werden darin die Grün- dung einer iberischen Republik und der Abschluß eines Schuß- und Trußbündnisses mit Frankreih empfohlen.

„W. T. B.“ meldet aus Madrid den Tod des Herzogs von Fernan-Nuñez.

Schweiz.

Der Schweizer Bundesrath hat nunmehr bei der Buro tgnmang die Ratification des mit Deutschland Dn Uebereinkommens über den Schuß des

ewerblihen Eigenthums beantragt. e wird aus er gestrigen Sizung des Bundesraths die Genehmigung der Vorlage über S iheLunoähreaeln im Eisenbahn- betriebe gemeldet. Dem Wiener Weltpostvertrage vom 4. Juli 1891 sind, wie in der Sizung mitgetheilt wurde, jeßt beigetreten die Staaten San Domingo, Canada, Ecuador und die australishen Colonien- Victoria, Süd- Australien, Queensland und Neu-Seeland. FZtalien und die Niederlande (ohne Colonien) haben sich dem UÜebercinkommen, betreffend die Zeitungsabonnements, angeschlossen.

Belgien.

Mit der gestern gemeldeten Auflösung der Kammern und der Einberufung der Wahlcollegien zum 14. Juni ist die Wahlbewegung, welche sich aus\{ließlich um die Frage der Verfassungsrevision drehen wird, in Fluß gebracht. Die Kammern hatten nur diejenigen Artikel zu bezeihnen gez habt, welhe die neu zu wählende „Constituante“ revidiren soll; diese hat durch die bisherigen Beschlüsse der Kammern nur eine gewisse Directive erhalten, wenn sie auch die volle Mete hat, über die Gestaltung, die sie den einzelnen Artikcln der Verfassung geben will, zu beschließen; so steht z. B. die Entscheidung über das Wahlreht und das einzuführende System noch aus. Von dem Ausfall der Wahlen wird also die schließlihe Gestaltung der Verfassungsrevision abhängen.

Von den leßten Beschlüssen in der Verfassungsfrage ist noch nazutragen, daß die Deputirtenkammer, wie erwähnt, shließlih dem Beschluß des Senats wegen der proportionellen Vertretung der Minoritäten, die sie zuerst abgelehnt hatte, bei- getreten ist und sih ebenso für die Bewilligung von Diäten für die Senatoren ausgesprochen hat, während sie es abgelehnt hat, auch dem Senat die Jnitiative in Finanzsahen zuzu- gestehen. Leßtere Forderung wurde infolge dessen vom Senat fallen gelassen.

Rumänien.

__Die Deputirtenkammer berieth gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, den Gesegentwurf über den Agrarcredit, durch den das Gesez über den Verkauf von Staatsdomänen an Bauern ergänzt und Zahlungserleichterungen eingeführt werden sollen. Nachdem ein Vertagungsantrag mit ns Majorität abgelehnt worden war, erklärte der Minister Carp, die Vor- lage bedeute einen wichtigen Fortschritt, die Jntervention des Staats sei nothwendig, um den Bauern billiges Geld zu ver- schaffen. Die Weiterberathung wurde auf heute vertagt.

Bulgarien.

Zm ganzen Lande ist am 23. d. M., wie der „Wien. Ztg.“ gemeldet wird, das Nationalfest des heiligen Cyrill und des heiligen Methud, der beiden Apostel des bulgarischen Volks, in feierliherer Weise als in früheren Jahren begangen worden. Jn Sofia fand am Abend vor dem Saule bes Minister-Präsidenten Stambulow ein Fackelzug statt. Stambulow, der auf dem Balcon erschien, wurden warme Ovationen dargebracht. Stambulow dankte mit einer Rede, worin er die Nothwendigkeit der Entwickelung des Unterrichts hervorhob.

_ Anläßlih des gestrigen Geburtstags der Königin Victoria von England empfing der diplomatische Ver-

2s

treter Englands Dering den Besuch des Ministers der aus- wärtigen Angelegenheiten Grekow und der Mitglieder des diplomatishen Corps.

Dänemark.

. Kopenhagen, 24. Mai. Prinz Albert zu S chles- wig - Holstein - Sonderburg - Glücksburg, welcher als Vertreter des Deutschen Kaisers der goldenen Hoch- zeit des Königs und der Königin beiwohnt, und Prinz Eduard von Anhalt sind heute Abend gegen 8 Uhr hier eingetroffen und vom König am Bahnhof enipsaitel worden. Mit demselben Zuge kam auch die siamesishe Gesandtschaft hier an. Abends um 10 Uhr traf über Korsör Erzherzog Le von Desterreich, der Vertreter des Kaisers

ranz Josef, hier ein. Die Königin von Däne- mark, die Kaiserin von Nußland und die Prinzessin von Wales machten heute eine Rundfahrt durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt.

._ Na den in en pes Bureau“ eingegangenen Nachrichten scheinen die Festlichkeiten anläßlih der goldenen Hochzeit des dänishen Königspaares niht nur in der Hauptstadt, sondern auch im ganzen Lande großartig zu werden. Das Ereigniß ist aber au einzig in der dänischen Geschichte, denn bisher ist es feinem dänischen Königspaar vergönnt gewesen, ein solches Fest zu feiern; am nächsten kam Friedrih VL., der bis zu seinem Tode 49 Jahre und 4 Monate verheirathet ge- wesen war. Der Hochzeitstag ist der 26. Mai, die estlichkeiten werden aber {hon morgen beginnen und sih auf fünf Tage erstrecken. Das rogramm ist lolgendetmauen entworfen :

Á Morgen Vormittag empfängt das Königspaar die ersten der großen Anzahl von Deputationen, und zwar unächit die des Reichstags, dessen Zweite Kammer (Folkething) bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal [eit ciner Reihe von Jahren von dem Präsidenten und den Vice- Präsidenten repräsentirt werden wird: dann die Abordnungen von Institutionen, Vereinen, Stadtverordneten, Gemeinden aus dem ganzen Lande. Um 3 Uhr Nachmittags folgt der Empfang des Corps diplomatique und der speciellen Abgesandten von den meisten Fürst- lihfeiten Europas (die bereits vorgestern und gestern aufgezählt sind). Vei dem Empfang wird das Königspaar von fast seiner ganzen Ver- wandtschaft umgeben sein.

„Nach dem Empfang is Galadiner von 130 Gedecken im Palais Christian VIL., woran die Fürstlihkeiten, die Mitglieder des Corps diplomatique und die Minister theilnehmen.

Die Hauptfeier findet übermorgen, am goldenen Hochzeitstage selbst

Der erste officielle Gruß an diesem Tage wird den Majestäten ba Uhr Morgens von den Kopenhagener Liedertafeln auf Amalien-. s g tligeoradt werden. Kurz danach begeben sich die Majestäten mit ammtlichen ästen in prachtvollem Aufzuge nah der Schloßkirche, um dem Gottesdienst beizuwohnen, Die Majestäten werden in einem Galawagen, einem Festgeshenk von Kopenhagener Hand-

werkern, fahren. Dieser Wagen ist in jeder Beziehung ein Pracht- stück und - ganz modernen Stils, im Innern von weißem Atlas mit eingewebten Kronen. um Vorspann für den Wagen hat der Zar ' seinen Schwiegereltern sechs kostbare weiße Hengste aus dem Kuukasus geschenkt. Auf dem Wege nach der Kirche passiren die Majestäten die Börse, wo die MitgliSer der Grosfsirer-Societät mit dem Präsidenten, Geheimen Etats-Rath Tietgen ckn der Spitze auf- gestellt find. Nach beendetem Gottesdienst passirt der Festzug die 2 e Chrenpforte, wo der Ober-Präsident, der Geheime Etats-Nath

lein an der Spiße des Magistrats und der Communalbehörden in

leno die Majestäten namens der Stadt Kopenhagen begrüßt. Der üg bewegt fih dann durch die festlih desckntäción Straßen nah dem Palais zurück. Bei dieser Gelegenheit werden Mitglieder der französischen, englischen, russishen und \{wedishen Legationen der A prachtvolle Blumensträuße in den verschiedenen Landesfarben überreichen.

dg r s ist Diner bei dem Kronprinzlichen Paare und um 8 Uhr Festvorstellung im Königlichen Theater, wozu der Dichter Wilhelm Bergsoe eine Hymne geschrieben und der Kapellmeister Svendsen die Musik componirt hat.

Wenn die Majestäten das Theater verlassen, wird die Stadt in der prahtvollsten Illumination strahlen, besonders „Kongens Nytorv“, aber auch im Hafen und auf der Rhede bon dänischen und fremden Kriegsschiffen Illumination und Feuerwerk veranstaltet werden.

Ueberall im Lande wird der Tag festlih gefeiert werden; man beabsichtigt, des Morgens die Kirchenglocken läuten und des Abends Freudenfeuer abbrennen zu lassen.

Am Freitag, 27. Mai, werden die Festlichkeiten fortgeseßt, theils mit Empfang von Deputationen und theils mit einem Diner bei dem E Waldemar und Gemahlin im „Gelben Palais“, wo die

ajestäten 22 Jahre lang refidirt haben, und an das sich natürlich viele Familien-Crinnerungen fnüpfen. Ferner empfangen die Ma- jestäten eine Begrüßung von den „Waffenbrüdern“, d. h. alten Sol- daten aus den Kriegen 1848—50 und 1864, die in großem Aufzuge und aus allen Theilen des Landes den Majestäten ihre Huldigung darbringen werden. Abends ist Cour im Palais Christian VII.

Am Sonnabend, 28. Mai, findet ein Fest in der Universität statt. Der Rector magnificus , Profeffor Dr. Jul. Thomsen, wird die Festrede halten und es wird eine Cantate von dem Dichter Chr. Richardt mit Musik von I. P. E. artmann gesungen werden. Abends is wiederum Cour im Palais Christian VII.

Am Sonntag, 29. Mai, enden die Festlichkeiten mit einem großen Volksaufzuge, an dem ‘nicht nur fast alle Vereine der Haupt- stadt, sondern auch über 50 Provinzial-Vereine theilnehmen werden. Abends werden die Festlichkeiten mit einem großen Fest im Concert- Bas geschlossen, das von der Elite der Bürger der Stadt mit dem

ber-Präsidenten an der Spiße gegeben wird.

Die Hauptstadt hat seit langer Zeit Vorbereitungen zu einer

roßartigen Ausshmückung getroffen. Ueberall werden die Häuser mit Flaggen Grün, prachtvollen Teppichen, Büsten u. f. w. geziert. Be- onders werden sich auszeichnen die Palais des Grafen Moltke in Bredgade, des Conseil-Präsidenten Estrup auf Toldbodveien und des Grafen Danneskjold-Saméve. In dem Seemannsviertel der Stadt, Nyboder, werden die Giebel der Häuser in altmodische Kriegsschiffe um- gewandelt werden und außerdem wird der Plaß rings um die Statue des Helden vonHelgoland, AdmiralsSuenfon, besonders festlich ges{chmüdckt sein. Bs L Seitens der Communalbehörden werden auch große Anstrengungen ge- macht. Das Rathhaus foll außerordentlich {n decorirt werden: auf dem Plaß davor wird ein interimistisher Springbrunnen einge- richtet, der ein Pendant zu der bekannten {chönen Fontaine auf Gammeltorp bilden wird. „Kongens Nytorv“ wird durch eine Allee von Guirlanden und Flaggen, rings um den fkleinen Rundplaß an- gebracht, geschmüdckt werden. Auf „Hojbroplads“ wird die oben bereits erwähnte großartige Ehrenpforte errichtet, die sich wie ein Tempel mit der Göttin der Ehe an der Spiße präsentirt.

Amerika.

Gerettete Mannschaften von der Besaßung des brasiliag- nischen Kriegs\chiffes „Solimoes“ erzählen, das Schiff sei auf Grund gerathen. Als man an Land nach Hilfe ge- hickt hätte, sei plößlich an Bord eine heftige Explosion er- folgt und‘das Schiff spurlos unter den Wellen verschwunden. (vgl. auch die gestern n. Schl. der Red. eingegangene Depesche). Ueber die von den Blättern vielfa als unaus sühtbar ange- zweifelte Flotten-Expedition nah Matto Grosso zur Unterdrückung des dortigen Aufstandes, zu der das unter- gegangene Schiff gehörte, brachte der „Hamb. Corr.“ kürzlich eine erflärende Notiz, die auch heute noch von Interesse ist. Es heißt darin : i

Derjenige der brasilianishen Staaten, der von allen scinen Nebenstaaten scheinbar am weitesten vom Meere entfernt gelegen ift, soll demnähst den Besuch von Kriegsschiffen erhalten, die die Bewegung, welche sih gegen die Vereinigten Staaten von Bra- silien erhoben hat, unterdrücken sollen. Von verschiedenen Seiten ift die Nachricht, daß sechs Kriegsschiffe nah Matto Grosso entsandt werden sollen, denen ein Transport|chif folgt, ungläubig aufgenommen worden, weil man, auf die Karte blickend, gemeint hat, daß der Staat doch gar zu weit im Innern liege, um durch Seeschiffe erreiht werden zu fönnen. Die Nachricht is aber troß- dem correct. Matto Grofso, der an Bolivien angrenzende, außer Amazonas westlichste Staat Brasiliens, befindet sich im directesten Schiffsverkehr mit dem Atlantischen Ocean. Auf der etwa 4100 km langen Flußstrecke zwischen Montevideo und Cuyabá, der Hauptstadt von Matto Grosso, verkehrt alle fünf Wochen ein Dampfer, der scinen Weg in 22 Tagen zurücklegt. Dieser Dampfer befährt zuerst den Cuyabá, an dem die gleichnamige Stadt liegt, läuft dann in den San Lourenço ein, hierauf in den Paraguay und geht \hließlich auf dem Parana bis zu seinem Bestimmungsort hinab. Die von der Regierung in Rio nach Cuyabá zu entsendenden Schiffe find selbstverständlich Sabrieuge. von geringem Tiefgang, Kanonen- boote, wie viele Staaten sie auf ihren Flüssen verwenden, auch das Transportshif muß natürlich ein flahgehendes Fahrzeug sein.

In Buenos Aires ist gestern der argentinische Congreß eröffnet worden. Die von dem Präsidenten der Republik anläßlih der Eröffnung an den Congreß gerichtete Botschaft betont die Besserung der finanziellen Lage des Staats, welche Dank dem Steigen der Einnahmen und der Verminderung der Ausgaben weiter fortshreiten werde. Der Präsident werde dem Congreß Vorlagen unterbreiten, welche die Negierungsgewalt zu festigen bestimmt seien.

Asien.

In Kalkutta eingetroffenen Berichten aus dem Lushai- lande zufolge ist der dortige Aufstand der Eingeborenen nun- mehr völlig niedergeworfen worden. Alle E eepayve enden Häuptlinge sind entweder gefangen genommen oder haben sich ergeben. Der Pujrer der britishen Expedition Mr. M’Cabe, dem dieser Erfolg zu verdanken ist, wird jeßt daran ehen, die Eingeborenen zu entwaffnen ; die Anfertigung von Schießpulver soll ihnen verboten werden.

i Afrika,

Der Khedive ist am Montag Nachmittag, begleitet von dem Ministerium, aus Kairo zum Sommeraufenthalt nach Alexandrien zuy Ai Eine british-egyptishe Ehren- wache war auf dem Bahnhof aufgestellt. Das Volk gab dem „R. B.“ zufolge große Begeisterung über die Ankunft des eni rige fund. Am Abend war die Stadt glänzend erleuchtet.

Parlamentarische Nachrichten.

Auf die Tagesordnung der auf Freitag, den 27. Mai anberaumten (14.) Plenarsißung nb Bialuabauses ist nahträglich noch die Berathung und Beschlußfa ung über die geshäftlihe Behandlung des Geseßentwurfs wegen Aufhebung der Befreiung von ordentlichen Per- sonalsteuern gegen Entshädigung gesezt worden.

Die Budgetcommission des Hauses der Abgeord- neten hat die Nachtragsforderung von 286500 M als erste Rate für Anlage einer Wasserleitung im westlichen Theile des ober- \chlesischen Industriebezirks genehmigt.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 24. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Elbe“ is gestern Abend in New-York eingetroffen. Le,

Bremen, 2. Mai. (W. T. B.) NorddeutsÄer Llovd. Der Schnelldampfer „Aller“ is am 21. Mai 3 Ubr Nachm. von New-York via Southampton nach der Weser ab- gegangen. Der Reichs-Postdampfer „Kaiser Wilhelm 11.“ ift am 22. Mai, 11 Uhr Vorm., in Port Said an- gekommen und hat „nach Uebergabe der australishen Post an den nach Brindisi bestimmten Reichs - Postdampfer „Stettin“ die Reise nah Genua fortgeseßt. Der Reichs-Poft- dampfer „Stettin“ ist am 22. Mai 12 Uhr Mittags mit der australischen Post vom Neichs-Postdampfer „Kaser Wilhelm Il.“ von Port Said nach Brindisi abgegangen. Der Schnell- dampfer „Saale“ hat am 22. Mai 9 Uhr Abends die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt. Der Reichs- Postdampfer _„Hohenstaufen“ hat am 23. Mai Nah- mittags die Reise * von Genua nach Port Said fort- gesetzt. Der Postdampfer „Herman“, am 10. Mai von Bremen abgegangen, is am 24. Mai 2 Uhr Morgens in Bi angefommen. Der Postdampfer „Hannover“, vom La Plata kommend, is am 24. Mai 44 Uhr Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Stuttgart“, von Baltimore kommend, „hat am 22, Mai 10 Uhr Vorm. Lizard passirt und ist am 24. Mai Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Berlin®", nach dem La Plata bestimmt, ist am 24. Mai Vormittags in Corunna angekommen. Der Schnell- dampfer „Ems“, am 14. Mai von Bremen und am 15. Mai von Southampton abgegangen, is am 24. Mai 10 Uhr Abends in New- Vork angekommen. Der Postdamvfer „Amerika*®, von New- York Anme, hat am 24. Mai 11 Uhr Vormittags Pawle Point passirt. js

London, 24. Mai. In der heutigen Unterhaussißung theilte der Parlaments-Secretär der Colonien Worms mit, daß die Unterhand- lungen wegen Herstellung einer telegraphischen Verbindung Großbritanniens mit den Seychellen und der Insel Mauritius nahezu abgeschlossen seien.

_— 29. Mai. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Gar th Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen. Der Uniondampfer „Arab“ is gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik. y

j ___Krolls Theater.

Die zweite Gastrolle der Frau Marcella Sembrich war die Lakme in Delibes? _gleihnamiger Oper, welhe auch {on früher öfter aus Anlaß dieses Gastspiels gegeben wurde. Die Künstlerin fang deutsch und legte bon neuem Beweise ihres unübertref- lichen Könnens nicht sowohl in musifalisher als in \chau- spielerisher Beziehung ab; ein Meisterstück war die Legende mit den schwierigen Staccato - Säßen, wo sie wieder die Eigenarten ihrer Technik in das glänzendste Licht zu setzen ver- stand. Leider wurde sie von Herrn Alma in der Rolle des Gerard nit genügend unterstüßt, da es diesem Herrn troy besten Strebens noch an der nöthigen Sicherheit fehlt: anerfennenswerth war dagegen Fräulein Ip pen als Mallika,-die sich mit Lakme zu einem wirkungsvoll vorgetragenen Duett vereinigte. Herr Lurgenstein und Herr Frie sowie die Damen Gadsky, Clever und Detschy, die sih in den Nollen dreier europäisher Damen auch schon im vorigen Jahre be- währten, waren gut an ihrem Plaße; Chor und Orchester thaten ibre volle Schuldigkeit, sodaß auch Frau Sembrich mit dem Rahmen, in welchem sie auftritt, voll zufrieden sein fann. Daß das dichtgefüllte Haus der Künstlerin die größten Ovationen darbrahte, bedarf wohl faum besonderer Erwähnung.

Im Königlichen Schauspielhause findet am Sonnabend die erste Aufführung des nah Shakespeare's „Cymbelin“ von Bult- haupt bearbeiteten Dramas „Jmogen“" statt, das ih {hon in Dresden, Bremen, Leipzig und verschiedenen anderen Bühnen bewährt hat. Die Beseßung der Hauptrollen ist folgende: König Cymbelin Herr Nesper, die Königin Frau Stollberg, Imogen Fräulein Lindner, Cloton Herr Grube, Posthumus, Gemahl der Imogen, Herr Ludwig, Belarius Herr Kahle, Guiderius Herr Purschian, Arviragus Herr Herter, Jachimo Herr Matkowsky, Milo Herr Keßler, Cajus Lucius Herr Arndt; den Arzt Cornelius giebt Herr Oberländer, das Hoffräulein Helena Fräulein Tondeur.

Im Deutschen Theater wird Georg Engels am Freitag zum ersten Mal wieder in der Titelrolle von „College Crampton“ auftreten. Am Sonnabend geht „Maria Stuart“ in Scene. Josef Kainz spielt darin zum ersten Mal am Deutschen Theater die Rolle des Mortimer. : wo

Im Berliner Theater spielt morgen Ludwig Barnay in der P Boreltgug die Titelrolle in „Nichard 111.“ Abends fommt, ebenso wie am Sonntag Abend, „Dorf und Stadt“ mit Agnes Sorma als Lorle und Arthur Kraußneck als Reinhard zur Brun Am Sonntag Nachmittag findet eine Wiederholung von Moser’'s „Veilchenfresser“ statt.

_Emanuel Reichers Gastvorstellungen werden im Lessing-Theater am Mittwoch, 1. Juni, ihren Anfang nehmen. DOUE den Neuheiten „Irrlichter“, „Die häusliche Frau“ und „Meister ODelze“ wird, mit Emanuel Reicher als Pommeau, auch das Augier’|che Schauspiel „Die arme Löwin“ bei diefer Gelegenheit in Scene gehen.

Im Fricdrih-Wilhelmstädtishen Theater geht morgen Millöcker’'s „Sonntagskind“ zum 125. Male in Scene.

. Herr Kapellmeister Federmann vom Friedrih- Wilhelm - stä dtishen Theater scheidet mit 1. September aus seiner jeßigen Stellung, um die Leitung eines Theaters zu übernehmen. Die Kapell- meister Max Karpa vom Landestheater in Graz und Eduard Stolz vom Stadttheater in Würzburg werden an scine Stelle treten.

Frau Moran-Olden wird im Kroll’ \chen Theater morgen die Leah in den „Maccabäern“ "ugen und dann nur noch einmal auftreten. Frau Marcella Sembrih seßt am Sonnabend ihr T als „Gilda“ in Verdi?s „Rigoletto“ fort.

er Sommergarten des Belle-Alliance: Theaters hat auch in diesem Jahre wieder zahlreiche .Vershönerungen und Ver- besserungen erfahren. Täglih findet dort großes Militär - Doppel- concert und i; Padais vieler Specialitäten auf der Gartenbühne statt, während im Theater die Operette „Der Günstling“ gegeben wird. Die Vergnügungen beginnen um 6 Uhr (das Theater um 74 Uhr)- und währen bis 11 Uhr.

Die Berliner Liedertafel und der Kosleck’ {e Bläserbund unter Leitung der Herren Directoren A. Zander und J. Kosleck werden Freitag, den 27. Mai 1892, Abéènds 7x Uhr, in dem von Herrn

irector hart Nenz bereitwilligst zur Verfügung gestellten Cirkus Renz, Karlstraße, zum Besten des Baufonds der Kaiser- Wilhelm-Gedächtnißkirche ein Concert geben, zu dem die