1892 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Um 113/, Uhr begaben Sih Jhre Mazestäten der Kaiser Alexander und der Kaiser Wilhelm von Bord nach der Bar- barossa-Brücke und von da in das Königliche Schloß, wo mer Empfang stattfand. Bei der Barbarossa-Brüce wurde

ie Ehrenwache von dem Jnfanterie-Regiment Herzog von Holstein (Holsteinshes) Nr. 85, im Schloßhofe von dem 1. See-Bataillon gestellt. (Vergl. auch die Tel. Dep. auf der vierten Seite des Hauptblatts.)

JhreMajestät die Kaiserin und Königin ertheilten beute Dia, dem Vorsißenden der deutschen Gesellschaft für Chirurgie, eral-Arzt erster Klasse 2c., Professor Dr. von Bardeleben die nachgesuhte Audienz aus Anlaß der morgen stattfindenden Einweihung des Langenbeck-Hauses.

gur Beseitigung etwaiger Zweifel über die Behandlung von Berufungen gegen die Einfommensteuerveranlagung derjenigen Steuerpflichtigen, welhe nach erfolgter Veranlagung

“thren Wohnsiß in einen anderen Veranlagungsbezirk verlegt

haben, hat der Finanz-Minister Folgendes bestimmt :

1) Berufungen der bezeihneten Art, mögen sie vom Vorsißenden der Veranlagungscommission oder vom Steuer- pflichtigen eingelegt sein, unterliegen der Erörterung und Ent- scheidung dur die für den Ort der Veranlagung zustän- digen Commistionen und Behörden.

__ 2) Berufungen, welche etwa nah dem Umzuge des Steuer- pslihtigen bei dem Vorsißenden der für den neuen Wohnort zuitändigen Veranlagungscommission eingehen, sind von diesem mit einem Vermerk über den Tag des Eingangs dem Vor- sigenden des Veranlagungsorts zu übersenden. Die Berufungs- frist gilt in einem solhen Falle als gewahrt, wenn die Be- rufung auch nur bei dem Vorsizenden des neuen Wohnorts innerhalb der Aus\chlußfrist eingegangen war.

3) Wird behufs Erörterung der Berufung die persönliche Verhandlung mit dem verzogenen Steuerpflichtigen erforder- lich, so sind zu diesem Zwecke die Behörden des neuen Wohn- orts um ihre Vermittlung zu ersuchen, insofern der Steuer- pilichtige E niht ausdrüdcklich zur persönlichen Verhandlung

or den Behörden des früheren Wohnorts bereit erklärt.

4) Die im Berufungsverfahren S i Entscheidung ist alsbald nah ihrem Eingange (Artikel 66 Nr. 3 der An- weisung vom 5. August 1891) dem Vorsizenden der für den E Wohnort zujtändigen Veranlagungsconmission mitzu- theilen.

Seine Hoheit der Erbprinzvon Sachsen-Meiningen, General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie- Division, ist von Koblenz hierher zurückgekehrt.

__ Der Jnspecteur der 1. Jngenieur- Jnspection, General- Lieutenant Andreae hat sich mit Urlaub nah dem Harz begeben.

Der commandirende Admiral, Vice-Admiral Freiherr von der Golßz hat sich nah Kiel begeben.

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Freiherr von Plessen ist vom kurzen Urlaub auf seinen Posten zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der* Gesandtschaft wieder über- nommen.

Der Königlich sächsishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten

ese Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit

rzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fun-

girt der Legations-Secretär Graf Vißthum von Eckstädt als Geschäftsträger.

Der hiesige hanseatishe Gesandte Dr. Krüger is vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich siamesishe Gesandte Phya Nond Buri hat Berlin verlassen, um sich nach Budapest zu begeben.

Breslau, 4. Juni. Das Großherzoglih badische tinisterium des Jnnern hat nah der „Schles. Ztg.“ der General-Commission für Shlesien mitgetheilt, daß infolge eines ihm von der General-Commission gemachten Vor- lags, in der zweiten Hälfte des Monats Zuni eine Commis- jon von Sachverständigen nah Schlesien zur Besichtigung von Gütern, die zur Begründung von Rentengütern zur Verfügung gestellt sind, entsendet werden soll, um über die Frage der Auswanderung ländlicher Einwohner des Groß- berzogthums Baden und die Zwecmäßigkeit ihrer Ansiedelung in den östlihen Provinzen des preußishen Staats si zu in- formiren.

Frankfurt a. M., 6. Juni: Der Prinz von Wales und der Herzog von York sind, von Kopenhagen Ttommend, heute hier eingetroffen. Nachmittags statteten sie Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich in Homburg einen Besuch ab und traten Abends 10!/, Uhr die Rückreise nah

London an. Baden.

Karlsruhe, 4. Juni. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben sich, wie die e-Karlsr. Ztg.“ meldet, gestern nah Umkirh bei Freiburg be-

ben, wo zur Zeit Zhre Königliche Hoheit die Fürstin-

utter von Hohenzollern weilt und Jhre Majestät die Königin Elisabeth von Rumänien zu kurzem Besuch eingetroffen ist. Jhre Königlichen Hoheiten verweilten bei den hohen Verwandten bis zum Abend und kehrten dann über Freiburg nach Baden zurück. Die Königin von Rumänien reiste heute Abend von Umkirh ab, um sich zu ihrer Mutter,

- der Fürstin-Mutter zu Wied, zu begeben.

Oldenburg,

Oldenburg, 4. Juni. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben si, wie eW. T. B.“ berichtet, nach Kissingen begeben.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 4. Juni. Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Her ogin von Edinburg nebst Höchstihren Zoöchtern, den S varliinnen Maria und Victoria, arn Seine Königliche Hoheit der Prinz von Rumänien

nd, nah der „Cob. Ztg.“ heute Nachmittag aus Potsdam hier eingetroffen. Kurz vorher war bereits Seine Königliche Hoheit der Prinz Alfred von Edinburg aus München hier angelangt,

Elsaß-Lothringen.

Straßburg, 4. Juni. Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe is gestern von seiner Reise durch othringen wieder in Straßburg eingetroffen, nachdem er am Vormittag noch Fêves besucht hatte, wo a Empfang ganz be- fonders PRAE gestaltete. Die sik spielte die National- Hymne, kleine Mädchen bestreuten den Weg, welchen der Fürst passirte, mit Blumen und die Kinder sangen Lieder, die Pfarrer Jacot gedichtet hatte. Der Bürgermeister äußerte in seiner Begrüßungsrede, daß die Bewohner, obgleich sie französish sprächen, von Herzen deuts seien, und wünschte dem Statthalter des mit Deutschland vereinigten Lothringens Glück und langes Leben; „Es lebe der Kaiser! es lebe der Statthalter!“ waren seine Schlußworte. Vor der Kirche wurde der Ehrenwein verabreiht und, Pfarrer Jacot hielt daselbst eine französishe Ansprache, in der er zunächst hervorhob, ‘daß Religion, Vaterlandsliebe und Dankbarkeit verpflichteten, den Statthalter, den erhabenen Vertreter Kaiser Wilhelm's I[., mit ehrerbietiger Freude zu begrüßen, und u. a. bemerkte:

„Möge der Himmel dem lothringischen Lande das Glü gewähren, Eure Durchlaucht noh lange Jahre an feiner Spiße zu sehen; mögen Eingeborene und Eingewanderte nur mehr einen Zweig der p a deutschen Familie bilden, mit welcher die Vorsehung uns na drei Jahrhunderten wieder vereinigt hat! Dies ist der Wunsch der loyalen Bevölkerung, die jedes Jahr den Geburtstag Eurer Durchlaucht, des Woblthäters der Kirche von Fêves, feierli begeht, das ist der Wunsch des Seelenhirten des Ortes, der Deutschland aufrichtig er- geben ift, weil das Gebot Gottes ihm dies zur strengen Pflicht macht, wie ja auch aus den Weisungen Seiner Heiligkeit des Papstes Leo XIII. bervorgeht.“ E

_Der Fürst dankie dem Pfarrer für seine freundliche Be- grüßung und für die ausgesprochene loyale Gesinnung, die thm wohlbekannt sei, und drückte dann weiter die Hoffnung aus, daß Pfarrer Jacot stets in seiner Gesinnung beharren werde.

Oesfterreih-Ungarn.

Zur Feier des 25. Jahrestags der Krönung des Kaijers Franz Joseph als König von Ungarn waren gestern schon in früher Morgenstunde alle Straßen von Bud a- pest glänzend geschmüdt und von einer großen Menschenmenge in festlicher Kleidung belebt. Ueberall waren Draperien, Fahnen, Wappen und Embleme angebracht. Der Westbahnhof, auf welhem der Hofzug anlangte, war rei decorirt. Besonders prächtigen Schmuck zeigten die Straßen, die der Festzug passiren wird. Am Theresienring, in der Andrassystraße und in der Albrecht- straße waren monumentale Triumphpforten errichtet, an denen auf das Fest bezügliche Jnschriften angebraht waren. Gegen 11 Uhr Vormittags bildete Polizei und Militär in den Straßen, welche Seine Majestät der Kaiser und König passiren sollte, eine Kette, hinter der die ganze ungeheure, aus allen Theilen des Landes herbeigeströmte Volksmenge Aufstellung nahm. Am Bahnhof hatten die Minister, die Bannerherren, die Spißen der Militär- und Civilbehörden, die Mitglieder beider Häuser des Reichstags, die Abordnungen der Städte, die Deputation des hauptstädtishen Municipiums und die Mit- glieder des Municipalaus\shusses der Hauptstadt Aufstellung genommen. An der Ausgangsthür stand die Ehrencompagnie, auf deren rechtem Flügel der Corps-Commandant PrinzLobkowißt. Die Minister, der Fürstprimas, die Bannerherren, die Präsidenten beider Häuser des Reichstags und der Ober-Bürgermeister hatten sich vor dem Eingange versammelt. Pün E um 21/2 Uhr fuhr der Hofzug in die Halle und wurde mit brausenden Eljenrufen begrüßt. Seine Majestät entstieg in großer ungarischer Galauniform dem Wagen und begrüßte huldvollst die an- wesenden Staatswürdenträger, insbesondere beehrte er den Minister-Präsidenten Grafen Szapary, den Minister Grafen Csafy, den Fürstprimas und Koloman Tisza. mit Ansprachen. Nach Besichtigung der Ehrencompagnie verließ der Kaiser und König den eros und begab sich, begleitet von den Ministern, den Bannerherren und den Präsidenten der Magnaten- tafel und des Abgeordnetenhauses, zum Wagen. Unter dem Geläut sämmtlicher Kirchenglocken der Hauptstadt und unter dem Donner der Geschüße vom Blosberg seßte sih der Zug in Bewegung, voran berittene Polizisten, darauf der Ober- Stadthauptmann, der Ober-Bürgermeister und der Bürger- meister zu Wagen, das Reiter-Festbanderium, der Kaiser und König mit dem Minister-Präsidenten Grafen Szapary, das Gefolge in drei Wagen, die Festwagen, zum Schlusse berittene Polizisten. Als die harrende Menicienmenas den Monarchen erblickte, brah sie in brausende, begeisterte, immer stärker an- wachsende Eljenrufe aus. Der Zug bot einen glänzenden Anblick. An der Kettenbrücke hatten sich die drei Donau- Monitore „Maros“, Lajtha“ und „Körös“ postirt, die beim Herannahen des Zuges 21 Salutshüfse abgaben. Beim Passiren der Brücke gab der „Maros“ nochmals 21 Salutschüsse ab. Bei der Königlichen Burg hatte das gesammte Offizier- Corps Aufstellung genommen. Als der pug daselbst eingetroffen war, verließ der Kaiser und König beim unteren Thor den Wagen, begab sich in den Burghof und hielt daselbst eine Revue über das Banderium ab, wobei er dessen Comman- danten, dem Grafen Stefan Karolyi, seine volle Anerkennung ausdrückte. Bei dem Einzug in die Hofburg wurde der Kaiser und König von den hier anwesenden Erzherzogen und Erz- herzoginnen sowie von den Hofwürdenträgern empfangen und begrüßt. Hicrauf zog sich der Monarch in die inneren Ge- mächer zurü.

Durch die Siraßen der festlih geshmückten Stadt wogte während des ganzen Tages eine ungeheure Menschenmenge, die den Kaiser und König, als er zur Galavorstellung nah dem National-Theater fuhr, mit begeisterten Ovationen be- grúßte. Das aus den Honoratioren des Landes bestehende Publikum brach beim Eintritt Seiner Majestät in den Theater- raum in stürmische E aus, für die der Monarch, von der Brüsiung der Hofloge aus sich verneigend, dankte. Die um 7 Uhr beginnende Festvorstellung wurde durch eine Ouverture eingeleitet, die von dem Kapellmeister Rebicsek für diesen Anlaß componirt und von ihm dirigirt wurde. Sodann folgte die Aufführung des Jubiläumsstückes „Die heilige Krone“. Der für den Abend angeseßte Facelzug sowie die Serenade wurden wegen des shlechten Wetters ab- gesagt.

Die von dem ungarischen Unterhause an Jhre Majestät die Kaiserin und Königin gerichtete Adresse hat nah dem „Frdbl.“ folgenden Wortlaut:

Euere Majestät! Allergnädigste Frau!

Das Abgeordnetenhaus des ungarischen Reichstags, allzeit erfüllt

von homagialer Verehrung für die erhabenen Fürftlihen Tugenden

Euerer Majestät, hat mit Bedauern ees daß Euere dg bei Gelegenheit der fünfundzwanzigsten Jahreswende der önung, wo das Abgeordnetenhaus - corporativ vor Seiner Majestät dem Könige erscheinen wird, nicht anwesend sein fann. Damit jedoch das Abgeordnetenhaus Euerer Majestät dessen ungeachtet seine aufrichtigsten Gefühle verdolmetshen könne, hat es in seiner am 1. Juni abgehaltenen Sens beshlossen, anläßlih der fünfundzwanzigsten Jahreswende der Krönung Euerer Majestät seiner buldigenden Anhänglichkeit, seiner tiefsten Verehrung und Liebe in einer BDegrähungöadrefse usdruck zu geben.

uere Majestät! Die ungarische Nation erwidert mit tiefem Danke jene Liebe, welche Euere Majestät für Ungarn zu bekunden allezeit die Gnade hatte. Auch bei Gele enbeit der fünfundzwanzigsten Zahreswende der bedeutungévollen Thatsahe der Krönung, er- scheint das Abgeordnetenhaus des ungarischen Reichstags, von diesen aufrihtigen Dankgefühlen durchdrungen, vor Euerer Majestät, um in huldigender Ehrfurcht dieses für Ungarn fo oft be- wiesene Wohlwollen Gun für die Zukunft zu erbitten und vor Euerer Majestät dem heißen Wunsche Ausdruck zu geben, daß die göttliche Vorsehung Euere Majestät in Glüfseligkeit zur Beglücckung Ihrer erlauchten Familie und der treuen un ariscen Nation lange leben lasse.

In tiefster, homagialer Ergebenheit und Anhänglichkeit sind wir Euerer Majestät ynterthänigste Diener.

Die auf dem eihstag versammelten Abgeordneten Ungarns, Kroatiens und Slavoniens.

Aus Veranlassung des Krönungs-Jubiläums hat Seine Majestät der Kaiser und König zahlreihe Ordens- auszeichnungen an hohe Staatsbeamte, Bischöfe und einzelne Abgeordnete verliehen, darunter das roßkreuz des Stefans-Ordens an den Grafen Szapary, den Fürst- primas Vaszary und den Erzbischof Samassa. Dem Feichs- Finanz-Minister von Kallay übersandte der Kaiser und König ein huldvolles Schreiben, worin er diesem für die zehnjährige aufopfernde und erfolgreihe Thätigkeit als Minister seinen Dank ausspricht.

,__Dem „Fremdenblatt“ zufolge wird demnächst dem öster- reihishen Parlament eine Regierungsvorlage wegen der neuen Gewichts- und Maßprototype zugehen, und zwar im Sinne der Beschlüsse der vor zwei Jahren in Paris abgehaltenen Maß- und Gewichtsconferenz.

Die Nummer des „Telegrafu Roman“ vom Sonnabend verurtheilt die Veranstalter der Rumänen-Deputation in der schärfsten Weise. Das Blatt erklärt, daß sie kein Mandat, auch nit seitens eines einzigen Rumänen, erhalten hätten. Es sei somit eine Vermessenheit gewesen, daß die Mit- glieder der Deputation sih als Sendboten von dre; Millionen Numänen geberdet hätten.

Großbritannien und Frland.

Jn einem am Freitag abgehaltenen Ministerrath wurde, wie man dem „Hamb. Corr.“ berichtet, die Au f- ojung des Parlaments für den 2. Juni beschlossen, welher Zeitpunkt vorher von den Führern der Opposition gutgeheißen worden war. Jn den verschiedenen Partei- lagern herrsht bereits fieberhafte Thätigkeit. Den „Daily News“ zufolge wird \ich Gladstone in der lezten Juniwohe nach Midlothian begeben und dort zehn Tage verweilen. Eine am 2. d. M. abgehaltene Versammlung des Erecutiv-Comités des Londoner Gewerkraths hat be- lossen, gemäß dem von Gladstone ausgesprochenen Wunsch am 16. d. M. eine Deputation an ihn abzuschicken und ihn ¡von diesem Beschlusse zu unterrichten.

Frankreich.

__ Die Festlichkeiten in Nancy haben vorgestern ihren Anfang genommen. Die czehischen Turner trafen am Sonnabend daselbst ein und wurden mit großer Begeisterung und den Rufen: „Es leben die Sckfols, es lebe Frankreich!“ empfangen. Die französishen und böhmischen Turner frater- nisirten, den czehishen Deputirten Podlipny hoben fran- zöshe Turner auf die Schulter und trugen ihn im Triumph, während Blumen und Sträuße aus den Fenstern auf den Zug geworfen wurden.

Am Sonntag früh um 8 Uhr 40 Minuten verließ der Präsident Carnot Paris, um si in Begleitung des Minister- Präsidenten Loubet und. des Ministers Bourgeois nach Nancy zu begeben. Am Bahnhof hatten \sich etwa tausend Personen eingefunden, welche Hochrufe auf Carnot ausbrahten. Um 1 Uhr traf der Präsident in Bar-le-Duc ein und wurde von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Er empfing dort die Be- horden, die den Präsidenten ihrer Ergebenheit gegen die Republik vêérsicherten. Der Bischof von Verdun stellte die Geistlich- eit vor und erklärte, er und der Clerus seiner Diöcese accep- tirten offen und loyal die Regierungsform, welche fich das Land aus freier Entschließung gegeben habe, er gebe dem Wunsche Ausdruck, daß die Mißhelligkeiten vershwinden und Einigkeit und Friede einkehren möchten. Jn seiner Erwiderung dankte der Präsident dem Bischof für seine patriotischen Worte. Die Ankunft des Präsidenten in Nancy erfolgte um 5 Uhr Nach- mittags “unter dem lebhaften Jubel der Bevölkerung. Alle Straßen, in denen 32 Triumphbogen errrihtet waren, waren mit Fahnen in französishen und burgundischen Farben ge- schmüdckt. Der Präsident stieg in der Präfectur ab, von deren Balcon er den Vorbeimarsh der Truppen abnahm, der troß des regnerishen Wetters unter großem Jubel der Be- völkerung glänzend verlief. Dem Präsidenten wurden während des Vorbeimarshes lebhafte Ovationen _dar- gebraht. Gestern Vormittag begab sich der Präsident nah der Universität, wo die Lng des neuen chemischen uts stattfand, der sich dann ein großer Empfang anschloß. Sämmtliche Studenten waren mit wehen- den Fahnen an der Universität aufgestellt. Später empfing der Präsident 450 lothringishe Maires. Der Bischof von Nancy, der übrigens die Einladung zu dem Diner bei dem Präsidenten Carnot abgelehnt hatte, stellte diesem die Geistlichkeit vor und betonte in einer Ansprache, er selbst wie die Geistlihkeit seiner Diöcese theilten die patriotishen Empfindungen des lothringishen Volkes und wünschten eine Einigung dées ege ang Volkes in Gerechtigkeit und Freiheit. Sie erfüllten ihre Pflicht der Unterwerfung gegenüber der Regierung, allein sie seien gewillt, auh ihrer religiösen Aufgabe gerecht zu werden. Diesen Principien würden fie treu bleiben, um Fleigelrg dem Gewissen zu - gehorhen - und dem aterlande zu dienen. Der Präsident Carnot erwiderte, er begrüße die patriotishen Empfindungen des Bischofs. Nichts sei für die Machtstelung und Größe Frankreichs so nöthig, wie die Einigung des französishen Volkes und dessen unterschicdslose Unterwerfung unter die Geseßze des Landes. Nachmittags um 4 Uhr traf der Großfürst Constantin von Rußland, der zur Zeit sih in dem im Departement der Vogesen belegenen Badeorte Contrexéville aufhält, in Nancy ein. Der Oberst Chamoin, sowie eine größere nzahl

on Studenten erwarteten ihn am Bahnhof und begrüßten ihn mit den Rufen „Es lebe Rußland!“ und mit dem Gesang der russishen Nationalhymne. Hierauf wurde der Großfürst nah der Präfectur geleitet, wo der Präsident Carnot ihm entgegenkam. Der Großfürst hatte sodann mit dem räsidenten der Republik eine längere Unterredung, nah deren Beendigung die Rückreise nah Contrèxéville antrat. Auch «beim Abschiede wurden dem Großfürsten von der Menge Ovationen dargebraht. Während der Unterredung des Groß- fürsten mit dem Präsidenten brachten die Studenten unter den Fenstern Hochrufe auf Frankreih und Ruß- land aus, doch verhinderte die Polizei, daß zwei mit Jnschriften versehene Fahnen in den französischen und russischen arden nah der Präfectur gebracht wurden. Bei dem Banket gestern Abend, an dem etwa 150 Personen theilnahmen, hielt der Präsident Carnot in Erwiderung des von dem Maire ausgebrahten Toastes eine Rede, in welcher er für den ihm von der Bevölkerung bereiteten Empfang dankte und hervorhob, unter der republikanischen Aegide schreite Frank- reih auf dem Wege des Fortschritts sicher vor, indein es als seine Mission die Eintracht und die Einigung aller Kräfte der Nation ansehe. Jndem Frankreih unerschütterlih in seiner ruhigen, friedlichen und seiner Würde entsprehenden Politik verharre, welcher es kostbare Freundschaften verdanke, werde die angene Republik auch fernerhin sich ihr Ansehen und die Achtung der Welt bewahren. : E

Bis gestern Abend sind die Festlichkeiten ohne jeden ernsten Zwischenfall verlaufen. Man schäßt die Zahl der in Nancy anwesenden Fremden auf etwa 150000. :

Der König von Schweden, der seinen Aufenthalt in Paris um einige Tage verlängert hatte, ist gestern Abend 61/3 Uhr von dort wieder abgereist. Am Bahnhofe hatte sih eine zahlreiche Volksmenge eingefunden, welche den König bei der Äbfahrt mit lebhaften Hochrufen begrüßte. i

Der Ministerrath genehmigte in seiner Sizung vom Sonnabend einen Geseßentwurf, der das kürzlih in Bezug auf die religiósen Congregationen beschlossene sogenannte Zuwachs- recht aufhebt und an defsen Stelle eine Jahressteuer von 30 Cts. auf je 100 Fr. des Besißes der Congregationen seßt.

Jn der Deputirtenkammer rihtete am Sonnabend der Deputirte de Mahy eine Anfrage an die Regierung über die angebliche Besezung der Aldabra-Jnseln durch Eng- land und über die Gründe, welche die Einführung der französishen Gerichtsbarkeit auf Madagaskar verzögerten. Der Minister des Auswärtigen Ribot erwiderte, der Regierung sei keine Bestätigung der in der Presse ver- breiteten Gerüchte zugegangen. Die FJnseln Aldabra, Cosmoledo und Affsumption seien niemals durch Frank- reih thatsählih beseßt worden und seit 1826 habe Eng- land auf seinen Karten fie als englishen Besiß bezeichnet. Die Glorioso-Jnseln berührten fast den französischen Besiß. 1881 habe England den Anspruch erhoben, die erwähnten Inseln den Sechellen zuzutheilen, habe jedoh nicht darauf be- standen, nahdem Me Zeit Einspruch erhoben. Auf Madagaskar werde in allernäcster Zeit ein französisches Gericht oder deren mehrere errichtet werden. Der Minister fügte hinzu, die Hovas-Regierung habe am 20. Mai die halbjährigen Zinsen bezahlt. Der Deputirte de Mahy bestand dann nochmals darauf, die Regierung möge nicht zugeben, daß England den rehtmäßigen Besiß Frankreichs zerstüele.

Die Bud etcommission hat bei der Berathung des Budgets der öffentlihen Arbeiten dem Wunsche Ausdru ge- geben, daß bei den öffentlihen Arbeiten nur fran- zösische Arbeiter beschäftigt werden möchten. :

Der ehemalige Vice-Präsident dcr Kammer Anatole Delaforge ist gestorben. S

Das nationale Wettschießen für die Offiziere und Soldaten der Territorial-Armee hat gestern auf der Satory-Ebene bei Versailles begonnen. Der General Saussier und der A de Freycinet eröffneten es. Leßterer spra den Veranstaltern des Wettschießens seinen Dank aus und sagte, es sei dazu bestimmt, den Fortschritt in der Leistungsfähi teil der Territorial-Armee zu zeigen, welche die Reserve der Nation bilde.

Rußland und Polea.

_Die außerordentliche Gctreide-Commission unter dem Präsidium des Mitglieds des Reichsraths, Wirklichen Geheimen Raths Abasa hat, dem „W. T. B.“ zufolge, in einer am Sonnabend abgehaltenen Sigzung beschlossen, die Details über die in Aus- sicht genommenen Aufhebungen von Ausfuhrverboten bis zur Nükehr des Kaisers geheim zu halten. Erst dann soll die Sanctionirung und Veröffentlihung erfolgen, um die Speculation, wie solhe jüngst bei der Bewilligung der Hafer- und Maisausfuhr auftrat, zu verhindern.

Jtalien.

Der Minister-Präsident Giolitti erschien, wie erwartet, am Sonnabend in der Sißung der Budget- commission und gab im Namen des Cabinets die Erklärung ab, daß er an der Forderung eines Budgetprovisoriums auf sechs Monate festhalte. Troßdem nahm die Commission nach lebhafter Debatte einen Antrag des Abgeordneten Sonnino an, durch welchen das Budgetproviforium auf einen Monat Ministe wird. Aus der Bestimmtheit, mit welcher der Minister-Präsident dabei der Opposition gegenüber getreten it, ziehen die römischen Blätter den Schluß, daß das Cabinet bereits zur Auflösung der Kammer ermächtigt sei.

Die Deputirtenkammer hat am Sonnabend den provisorishen italienisch - bulgarischen Handels- vertrag berathen und genchmigt. Jm Laufe der Debatte behauptete der Deputirte Barzilai, der italienishe Einfluß im Orient sei im Neger begriffen. Der Minister des Auswärtigen Brin ezeihnete in seiner Entgegnung diese Behauptung als zu pessimistissch und erklärte : die Ee Regierung hade stets nur italienische Politik betrieben , fe ‘könne aber niht eine von den anderen Mächten unabhängige Politik treiben. Er ver- theidige und werde stets die legitimen Interessen Jtaliens ver- theidigen; für die italienishen Schulen im Orient habe er große Sympathien und werde deren Entwickelung pflegen. Die Haltung der italienischen Regierung gegenüber Bulgarien sei eine Far einfahe: sie warte ab, daß die politische Situation Bulgariens diplomatisch geregelt werde; in- zien müsse die italienishe Regierung voraussegen,

die bulgarische Regierung den Willen des bul- gurtiden Volkes repräsentire. Jtalien habe demnah mit Bulgarien effective, von natürlihem Wohlwollen getragene Be- Fehungen und suche jede Ursache eines Conflicts oder pon Auhestorungen zu beseitigen , eine Haltung, welhe Jtalien

manches Mal. gestatte, freundschaftlihe Rathschläge zu ertheilen und sih von iw Action fernzuhalten, welche den Anschein einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten haben könnte. Jn ihrer g igen Sißung hat die Kammer den Geseßent- wurf wegen Ratification des Wiener Weltpostvertrages angenommen. :

Die Vorlage, betreffend die Weinzollclausel, ist von der es jevt beim Senat eingebracht worden.

Als der deutsche Botschafter Graf zu Solms- Sonnewalde am Sonntag nah der Parade in Uniform den Quirinal verließ, wurde er, wie „W. T. B.“ aus Rom berihtet, von der versammelten Menge mit den Rufen „Es lebe Deutschland!“ „Es lebe unser Verbündeter!“ begrüßt.

Niederlande.

Die Amsterdamer Blätter drücken ihre ungetheilte Befriedigung über den es Empfang aus, welchen die beiden Königinnen sowohl seitens des deutschen Kaiser- lihen Hofes wie der Bevölkerung gefunden haben. Die meisten hervorragenden Blätter hatten besondere Berichterstatter nah Berlin geshickt. Nah ihrer Rückkehr werden \ih, wie man der „Koln. Ztg.“ schreibt, beide Majestäten zuerst nah Utrecht begeben, wo die Königin-Regentin den ersten Stein zu dem von der Stadt gestifteten Universitätsgebäude legen wird.

Belgien.

Zur Aufrechthaltung der Ordnung am 14. Juni, dem Tage der Neuwahlen für die Repräsentantenk ammer, trifft die belgishe Regierung bereits Vorsichtsmaßregeln. Schon am nästen Sonnabend (11.) sollen die Truppen der Brüsseler Garnison, welhe sich gegenwärtig im Lager von Beverloo befinden, zurückehren und am Wahltage selbst werden sie in den Kasernen consignirt sein.

Der zwischen den Niederlandén und Belgien seit dem Jahre 1839 shwebende Grenzstreit über das zwischen Baar le Hertog und Baar le Nassau liegende Gebiet ist dem „Hamb. Corr.“ zufolge nunmehr ausgeglichen.

Griechenland.

Die neugewählte Kammer ist gestern in Athen mit dem gebräuchlichen Ceremoniell, aber bei Abwesenheit des Königs ohne Thronrede eröffnet worden. Zum provisorischen Prâä- sidenten wurde der trikupistische Abgeordnete Catargi gewählt.

Rumänien.

Der König Carol hat am Sonnabend aus Anlaß der Verlobung des Thronfolgers die Glückwünsche sämmtlicher Minister und der Abordnungen beider Kammern entgegen- genommen. Die leßteren gaben dabei der dankbaren An- erfennung Ausdruck, daß der König niemals die Geschicke seiner Dynastie von der Wohlfahrt seines Landes trenne. Der König erwiderte, er betrachte die von dem Lande so überaus freudig begrüßte Verbindung als ein großes Glück und einen wahrdaflen Trost, denn er sehe dadurch das mit der gegenwärtigen Generation begonnene Werk gesichert : er blicke vertrauensvoll in die Zukunft. Aus dem ganzen Lande laufen Glückwünsche ein; die Mitglieder des diplo- matishen Corps zeichneten sich in die im Palais auf- liegenden Listen ein. Die Presse - hebt in Ueberein- stimmung mit der Bevölkerung die große Bedeutung des neuen ehelihen Bundes hervor, der eine enge Verwandtschaft zwischen der rumänischen Dynastie und der Herrscherfamilie des mächtigen britischen Reichs begründe. Die Verbindung rechtfertige das Vertrauen in die Zukunft des Landes. Man wisse der Königin Victoria Dank und betrachte deren Zustimmung zu der Ver- bindung als einen neuen Beweis ihres wohlwollenden Interesses für Rumänien.

Bulgarien.

Stambuloff hat gestern eine Rundreise dur die nörd- lichen Theile des Landes angetreten, die etwa zwei Monate dauern wird.

Montenegro.

Nach einer am Sonnabend in Cetinje eingetroffenen Nachricht hat eine bewaffnete Malissorenbande neuerdings einen Einfall in den District Kolaschin gemacht, wobei ein zehnjähriges Kind getödtet worden sein soll.

Dänemark.

Der Prinz von Wales und der Herzog von E haben am Sonnabend Abend 6 Uhr 35 Minuten Kopen agen verlassen und sind über Fünen und Jütland nach Frankfurt a. M. abgereist. Montag Vormittag 9 Uhr haben sich der Kron- prinz und die Kronprinzessin von Griechenland über Korsör, Nyborg und Wamdrup zum Besuch der Kaiserin Friedrich nach Homburg aen. Der König von Griechen- land sowie die Prinzen Georg und Nicolaus gedachten heute Nachmittag 3 Uhr auf dem dänischen Krondampfer „Danebrog“ nach Lübe abzureisen.

Amerika.

Aus Washington vorliegende Kabeltelegramme melden, daß der Staatsjecretär Blaine dem Präsidenten Harrison am 4. d: M. seine Entlassung eingereiht hat. Die Kürze des Schreibens, mittels dessen die Demission erfolgte, werde, wie der Meldung hinzugefügt wird, viel besprochen. Präsident Harrison habe seinerseits die Entlassung in einem ebensolchen Schreiben angenommen. Der Schritt Blaine's verursache großes Aufsehen, zumal er am Vorabend der Ernennung der Präsident)hafts-Candidaten erfolge. Die Anhänger Blaine's in der republifanishen Convention, welhe heute in Minnea- polis zusammentritt, seien der festen Anficht, daß die De- mission Blaine's als Candidatur für den Präsidentschafts- posten anzusehen sei, und seien entshlosen, ihn für die Prâäsidentshaft zu nominiren. Jn einem anderen Telegramm heißt es: Mr. Blaine habe aus persönlichen Gründen und wegen sahliher Differenzen in der chilenishen und in der Beringsmeer - Angelegenheit schon seit längerer geit die Absicht gehabt, zu demissioniren. Auch wäre der Verkehr der Familien Harrison's und Blaine's kein sehr freundschaftliher gewesen. Mit der zeitweiligen Leitung des Staatssecretariats des Auswärtigen hat der Präsident den Assistenten Blaine's W. Wharton beauftragt. i:

Nach einer Melduñg aus Minneapolis ist daselbst bereits eine große Anzahl von Delegirten zur republi- kanishen Nationalconvention, welche den republikani- schen Präsidentshafts-Candidaten aufzustellen hat, eingetroffen. Die Anhänger Blaine’'s betrachten feine i8herige Weigerung, - sich über- die Annahme der Candidatur auszusprehen, als ein Anzeihen dafür, daß er sie niht ablehnen werde, wenn er von der Partei zum Candidaten gewählt würde. Neuerdings sollen die zwischen

den republifkanishen Fractionen * bestehenden Gegensäge eine Verschärfung zeigen. Die Absicht, einen dri#ten Candidaten ür die Prâäsident)haftswahlen zu ernennen,-soll mit E

estimmtheit zu Tage treten, und zwar soll die Auffte ung Mac Kinley's geplant sein.

_In einer Unterredung mit dem Secretär des Schagamts Foster hat der Präsident Harrison erklärt: Die Zusammén- jesung der amerifanischen Abordnung bei der inter- nationalen Silberconferenz werde das lebhafte Ver- langen der Vereinigten Staaten bekunden, ein internationales Einverständniß über die Feststellung des Werthverhältnisses zwischen Gold und Silber Lci und für das Silber in alten Münzstätten der Welt die gleiche Freiheit der Aus- prägung zu schaffen wie für Gold.

Aus Buenos Aires wird dem „Standard“ telegraphirt, daß die Wahl des Herrn Saenz-Pena zum Präsidenten der Republik Argentinien nynmehr als gewiß gelte. „.

Kunft und Wissenschaft.

Der fünfte allgemeine deutsche Neuphilologentag ist heute hierselb im Oberlichtsaale des Rathhauses feierlih eröffnet worden. Der Congreß ift zahlrei befuht ; aus Paris ift Professor Roufselot, aus Genf Professor B. Bouvier ershienen. Von Uni- verfitätslehrern waren ferner anwesend E: Varnhagen- Erlangen, Steigel und Vietor-Marburg, Koshwit-Greifswald und von Professoren der Berliner Universität der Dekan Professor Diels und die Profefforen Zupißa, Tobler, Wäßoldt, Rödiger u. A. Als Vertreter des Cultus-Ministeriums erschienen der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath «+ Dr. Stauder . und die Geheimen Ober- Negierungs-Räthe Dr. Wehrenpfennig und Dr. Höpfner, für das Provinzial-Schulcollegium der Geheime Regierungs-Rath Dr. Klix, für die Stadt die beiden Schulräthe Fürstenau und Bertram. SLleliar Zupitza eröffnete die Verhandlungen mit einer begrüßenden

nsprache, in der er zugleih die Ziele des Congresses in prägnanten Zügen darlegte. Im Namen der Regierung bewillkommnete der Wirklibe Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Stauder den Congreß, indem er zugleih der Förderung gedachte, welde die Schule von den Bestrebungen des Congrefses erwarte. Für die Stadt Berlin begrüßte Stadtschulrath Ar Nengs in längerer Ansprache den Congreß. Im Namen des

ongreffes dankte Professor Zupißa der Stadt Berlin vor allem auch für die Errichtung von Reifestipendien für Aa olamen. Als Vertreter der ermittelte abm Pro:

„Gesellschaft für Deutschphilologie in Berlin“ ü { Dr. Bötticher herzlihe Grüße. Für die Universität Genf nahtn Pro- fessor B. Bouvier das Wort, um nach einer Uten Begrüßung in fran- zösisher Sprache dem Congreß einige Mittheilungen zu unterbreiten über Einrichtungen, welche die Genfer Universität im Interesse der neuphilologi|chen Bestrebungen getroffen, fpeciell über das dortige Seminar und den Cursus für Neuphilologen. Die wissen- schaftlihe Tagesordnung der ersten Sißung enthielt Vor- träge des Professors J. Schmidt über. englishen Humor, des Dr. Sachs aus Brandenburg über die Décadents und des Professors Varnhagen-Erlangen über eine der Erlanger Bibliothek gehörige Su von alten Druten italienisher Novellen in Versen. Seine Majestät der Kaiser hat dem Congreß 2000 bewilligt. Diese Allerhöchste Beihilfe hat die Möglichkeit geboten, eine Festschrift herauszugeben, die Beiträge der folgenden Berliner Neupbilologen enthält: Johannes Bolte, Erih Schmidt, Julius Fupiva, Adolf Tobler, Max Nödiger und Stephan Wäßoldt. Der

afer hat ferner zu bestimÄäen geruht, daß die Mitglieder des Congresses heute zu der mit aufgehobenem Abonnement f{tatt- findenden Vorstellung des „Sturm“ freien Eintritt in das Königlihe Schauspielhaus erhalten. Director L'Arronge hat dem Congreß Billets zu der heutigen Borstellung von „Maria Stuart“ zur Verfügung gestellt. Die ursprünglich geplante Auf- führung des „Tartüffe“ war leider durch Erkrankung des Fräulein Geßner unmögli geworden. -— Dem Congreß sind ferner eine Rethe wissen]/chaftliher Arbeiten gewidmet, so von Dr. John Koch »The Chronology of Chaucer's Writings“ und von Profeffor J. Schmidt über „Macbeth“. Jn der Königlichen Bibliothek hat General-Director Wilmanns aus Anlaß des Congresses etne interessante Ausstellung von Handschriften und seltenen Drucken veranstaltet, welche morgen von 8 bis 12 und von 2 bis 4 Uhr geöffnet sein wird.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltet Mittwoch, den 8. Juni, 8 Uhr Abends, im großen Saale des Architektenhauses einen Fachabend für Farbendruck, an welchem die verschiedenen Arten farbiger Vervielfältigung in zahlreichen Arbeiten der besten Firmen ausgestellt werden sollen. Es werden dort auh zum ersten Male die überrashenden neuen Naturfarben- lihtdrucke (Verfahren Vogel-Ulrih) einem größeren Publikum _vor- geführt werden. Herr Professor E. Döpler d. F. wird an der Hand ves Ausftellung Mittheilungen über die Fortschritte des Farbendruck3 geben.

Die Königliche Téhnishe Hohschule in Hannover wird, wie das „Centr.-Bl. d. Bauw.* mittheilt, im Studienjahre 1891/92 von 695 Theilnehmern besucht. Außerdem nahmen im Winterhalbjahr 1891/92 an Vorlesungen aus der Kunstgeschichte über „die Kunstdenkmäler der Stadt Rom“ 160 Damen und Herren theil.

Der Anatomen-Congreß is beute unter Theilnahme der hbervorragendsten Anatomen des Jnlandes und des Auslandes in Wien eröffnet worden. Professor His - Leipzig, welcher den Vorsiß führte, theilte mit, der Unterrihts-Minister Freiherr von Gautsh habe shriftlih angezeigt, am Erscheinen beim Cougreh verhindert zu sein, und zugleih fein [lebhaftes Interesse an dem Congreß kundgegeben. Zur Vertretung is der Sections-Chef David delegirt. Dem anwesenden Professor von Kölliker aus Würzburg bereitete die Versammlung anläßlich seines fünfzigsten Doctor- Jubiläums eine Ovation.

Verkehrs-Anftalten.

Bremen, 4. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Braunschweig“, -am 19. Mai von Bremen abgegangen, ist am 2. Juni, 1 Uhr Nahm., inBaltim ore angekommen. Der Postdampfer „Ohio“ ist am 27. Mai von Buenos Ayres nas Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Weser“, nach Brasilien bestimmt, is am 3. Juni, Vorm., in Oporto an- efommen. Der Postdampfer „Stuttgart“, nah Baltimore estimmt, hat am 3. Juni, 1 Uhr Nachm., Dover passirt. Der Postdampfer „Amerika“, nah New-York bestimmt, hat am 3. Juni, 44 Uhr Nachm., Lizard passirt. Der Postdampfer „Graf Bismarck* hat am 3. Juni, 9 Uhr Vorm., die Reise von Antwerpen nah Brem en fortgeseßt. Der are o Dar amt „Kaiser Wilhelm IT.*, von Australien kommend, ift am 3. Juni, 9 Uhr Vorm., in Antwerpen angekommen. :

5. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Frank- furt“, vom La Plata kommend, ist am 3. Juni, 5 Uhr Nachm., in V igo angekommen. Der Postdampfer „München“, von New- J ort kommend, hat am 4. Juni, 9 Uhr Vorm., Scilly passirt.

er Postdampfer „Stuttgart“, nah Baltimore bestimmt, hat am 4. Juni, 8 Uhr Morgens, Lizard passirt. Der Reichs -Po st - dampfer „Bayern“ hat am 4. Juni, Vormittags, die Reise von Singapore nah Colomb o fortgeseßt. Der Reichs-P ostdampfer „Dohenstaufen“, nah Australien bestimmt, ist am 3. Juni, Nach- mittags, in Aden angekommen. Der Postdampfer „Condor“ hat am 1. Juni die Reise von Bahia nah Nio de Janeiro fort- gefeßt. Der Postdampfer „Weser“ hat am 4. Juni, 9 Uhr Vormittags, die Reise von Oporto _nah Lissabon fortgesezt. Der Postdampfer „Köln“, von Brasilien kommend, hat am 4. Juni, 1 Uhr Nachm., D over passirt.