1892 / 134 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

im Volks-Theater Fanden. Festvorstellungen fiatt. . Heute ist E Ps Badepeteer Blätter von heute constatiren,

T. B.“ meldet, einmüthig, daß durch das Fest die

wie „H. aa Richtungen und alle Unterschiede des Standes und des Ranges versöhnt worden seien und daß es seine guten Früchte tragen werde. Noch nie seien vom Throne so herz- lihe Töne angeshlagen worden, und ebenso fei noch nie von so hoher Kirchenstelle ein so entschiedenes Bekenntniß des con- jtitutionellen Priesterthums erfolgt, wie gestern durch den Primas von Ungarn in seiner Ansprache nah dem Gottes- dienste. (Val. die gestern nah Schluß der Redaction ein- pr Depesche. D. Red.)

der gestrigen Sißung des Ausschusses des öster- reihishen Abgeordnetenhauses zur Berathung der Valutavorlage bemerkte der Abg. Sueß, daß Deutsch- lands Waarenbilanz fich seit Einführung der Gold- währung jährlich vershlechtert habe, und daß das Ergeb- niß der Conferenz zur Berathung der Silberfrage abzuwarten sei. Der Finanz - Minister Dr. Steinb E erklärte dem gegenüber, ein Causalnerus zwischen der En und der Handelsbilanz existire nicht. Die Zahlung sbilanz des Deutschen Reichs sei troß des Ueber- wiegens der Einfuhr über die Ausfuhr nicht ungünstig; dies beweise die steigende Zunahme des Goldschazes der Deutschen Reichsbank. Die Ergebnisse der Silberconferenz seien nicht abzuwarten, vielmehr müsse die Währung von den Silber- schwankungen aufwärts und abwärts losgelöst werden.

Frankreich.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wären die Vor- verhandlungen zwishen Frankreich und England bezüglich der Sanitäts-Conferenz in Venedig zum Abschluß ge- langt. Das getroffene Abkommen werde im Laufe der Woche unterzeichnet werden. _ : -

Aus Dahomey sind dem „H. T. B.“ zufolge ungünstige Nachrichten eingetroffen, wonach ein Angriff der Dahomeyer erwartet wérde.

Jtalien. y

Die für gestern erwartete Entsheidung in der Depu- tirtenkammer über die provisorishe Bewilligung von sechs, bezw. wie die Budgetcommission beantragt von einem Budgetzwölftel ist anscheinend vcrshoben worden. Wie aus Telegrammen verschiedener Blätter hervorgeht, be- absihtigt die Opposition die geheime Abstimmung zu be- antragen, in der Meinung, daß sie nur hier- durch zum Siege gelange, weil bei öffentlicher Abstimmung viele Deputirte aus Besorgniß, bei den Wahlen schlechte Geschäfte zu machen, für die Regierung stimmen würden. Andererseits scheint fie gewillt, vor der Abstimmung den Sigzungssaal zu verlassen, um die Beschlußfassung zu ver- eciteln. Man berechnet, daß die Regierung für ihren Antrag auf Bewilligung von sechs Zwölfteln eine Mehr- heit von 30 bis 35 Stimmen haben werde. Jn der gestrigen Sißung äußerte, wie der „Magd. Ztg.“ telegraphirt wird, der Minister-Präsident, daß er die Neu- wahlen im Oftober auszuschreiben beabsichtige. Dies seßt die Annahme des Anirags der Regierung auf Bewilligung von sechs Zwölfteln voraus: aber dicser Ausgang ist noch nicht sicher. Der „Frankf. Ztg.“ wird gemeldet, in parlamentarischen Kreisen herrshe große Aufregung, da der Ausgang der Be- rathung täglich ungewisser werde. _

Die Absicht, welche die Opposition mit ihrem Antrag, nur cin Zwölftel zu bewilligen, verfolgt, erklärt jih dur ibr Jn- teresse, die Neuwahlen s{hleunigst stattfinden zu lassen. Jns- besondere hat Nicotera, der frühere Minister des Jnnern in dem Cabinet Rudini, diesen Wunsh. Ob es richtig M was dexr Pariser „Malin - behauptet, daß Nicotera bei seinem Scheiden aus dem Ministerium das ge- sammte Wahlmaterial mitgenommen habe, daß also die Oppo- sition sofort dieses Material gebrauhen fönne, während der Minister - Präsident sich gezwungen sieht, neues Material herbeizuschaffen, und aus diesem Grunde an einer Hinausschiebung des Wahltermins ein Jnteresse hat, bleibe dahingestellt. Es scheint, als ob diese Thatsache in den parlamentarishen Verhandlungen zur Sprache kommen und Nicotera Gelegenheit geboten werden wird, sh zu ret- fertigen.

Türkei.

Das ungarisheKrönungs-Jubiläum wurde gestern in der österreihisch-ungarishen Botschaft zu Kon- stantinopel durch ein Tedeum mit darauf folgendem Empfange und Festmahl begangen. An der Festtafel nahmen der Oberst- Ceremonienmeister Munir Pascha und der Adjutant des Sultans Mehemed Pascha theil. Der Sultan sandte an den Kaiser von Oesterreih, König von Ungarn ein Glückwunsch- Telegramm. Ein im Hafen liegendes ottomanisches Kriegs- iff gab zu Ehren des Tages 21 Kanonenschüfse ab.

In Yemen in Südarabien haben neuerdings wieder Kämpfe zwischen den türkishen Truppen und den Auf- ständishen, und zwar nördlich von Saua stattgefunden. Dem Obersten Mohfin Bey ift es gelungen, den Stamm von Efkhab zur Unterwerfung zu vcranlassen und Geiseln nah Saua einzubringen. Jnzwischen scheinen, wie man der „Pol. Corr.“ schreibt, die angcfündigten administrativen Maßnahmen, die der Obercommandirende Ahmed Feizi Pascha und Suleiman Pascha treffen wollen und wegen deren fre Saua verlassen haben, auf die Vorbereitung eines Zuges hinzudeuten, der die voll: ständige und dauernde Unterwerfung des rebellishen Jmams von Sade (zwischen dem Yemen und Assir) bezwecki. Die beträhtlihen Transporte von Truppen, Pferden, Munition und Proviant lassen au die Abficht einer größeren militäri- schen Unternehmung schließen.

Griechenland.

Die am A zusammengetretene neue Kammer be- schäftigt ih fürs Erjte mit Wahlprüfungen, nach deren Er- ledigung der Ministerwechsel cintreten dürfte, da der König bis zu diesem Zeitpunkt auch wieder zurückgekehrt sein wird.

er die Refotmpläne des zukünftigen Minister-Präsidenten Trifku pis werden allerhand Mittheilungen verbreitet. Zunächst wird wie man der „Nat.-Ztg.“ meldet ihm von seinen Anhängern die Absicht zugeschrieben, die Zahl der Abgeord- neten wieder auf das frühere Maß von 150 zu verringern ; ferner der Wunsch, die Betheiligung des Hecres bez. der Offiziere an dem Wahlkampf einzushränken. Vor allem jedoch wird er darauf bedacht sein, Mittel und Wege zu finden, um in die Staatsfinanzen Ordnung zu bringen und die De- ficits der leßten zwei Jahre zu decken.

Königs geschlossen w

Die- Kaminern find

Thätigkeit Parlaments hervorgehoben und den Vertretern des Volks der Dank des Königs ausgesprochen. __ Der neue belgishe Gesandte Forgene überreichte heute seine Creditive. Serbien. -

Wie man der „Pol. Corr.“ meldet, hat die serbische Regentschaft Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph anläßlich des Jubiläums seiner Krönung zum König von Ungarn ihre Glückwünsche telegraphish übermittelt. Jn der Kapelle der österreihis{h-ungarishen Gesandtschaft in Belgrad fand am 7. d. Mts. ein Tedeum statt, dem der österreichisce sandte geber vòôn Thöômmel, der deutsche qus sSträger,

egations-Secretär Freiherr von Seefried und der Minijster- Präsident Pasic beiwohnten.

Bulgarien.

Einem in der katholishen Kirche in Sofia anläßlich des ungarishenKrönungsjubiläums-abgehaltenen Gottes- dienst wohnten der Minister des Auswärtigen Grekow und das diplomatische Corps bei, die sodann dem österreichish- ungarischen Vertreter Burian von Rajecz Gratulations- besuche abstatteten.

Schweden und Norwegen. Dem norwegischen Storthing ist am 5. d. M. das auß rrorde nitt Vertheidigungsbudget vorgelegt worden. Die Forderung lautet auf 31/4 Millionen Kronen anstatt 41/2 Millionen, wie vom Kriegs-Minister ursprünglich vorgeschlagen. Die Vorlage ist, wie man den „Hamb. Nachr.“ schreibt, vom Minister darauf begründet, daß Norwegen keine zur Vertheidigung des Landes effective Armee habe, die den Vorausseßungen des Organisationsplanes entsprehe und zur Anwendung mit passender Frist den Verhält- nissen der Gegenwari nach bereit sei. Die übrigen Minister fanden S daß man aus finanziellen Gründen gegenwärtig bei einem Betrage von 3!/» Millionen stehen bleiben müsse. Die daraus folgende Reduction hat die Marine betroffen, für welche diesmal nur 200 000 Kron. zur Anschaffung des Marine- materials ausgeworfen sind, während die übrigen 3300000 Kron. auf die Armee kommen und folgendermaßen vertheilt sind: zu Artilleriematerial mit uniiion im all: gemeinen 1 132000 Kron., zu Jngenieurmaterial 121 000 Kron., zu Sanitätsmaterial 200000 Kron., zu Train- wagen 50 000 Kron., zu Bekleidungs- und Ausrüstungs- gegenständen 700 000 Kron. zu den Befestigungen in Dröbafsund (Blarsborg und die Haainsel) 550 000 Kron., zur Umbildung des älteren 16,7 cm Festungsgeshüßes zu 12 cm Eo 130 000 Kron., zu Pulver für das gröbere eshüß 300 000 Kron. und zu Exercirpläßen 84 000 Kron. Jn der dem Storthing ferner vorgelegten Wehrpflicht- Proposition wird, außer einer Herabseßung der Minimal- höhe der Mannschaften von 159 auf 157 cm, vorgeschlagen, daß es bei Mobilmachung dem König vorbehalten sein joll, zu be- stimmen, daß die sechste Jahresklasse zusammen mit den (5) Aufgeboten der Linie zum Dienst einberufen werde, in welchem Fall die zehnte und elfte Jahresklasse zusammen mit der Landwehr einberufen werden sollen. Ferner enthält die Königliche Proposition einen Geseßzentwurf, nach welchem in Nordlands Amt zwei Infanterie - Corps und in den Aemtern von Tromsó und Finmarken eine Localwehr in verschiedenen Compagnien aufgestellt werden soll. Diese Landestheile sind gegenwärtig von der Wehrpflicht be- freit. Das Kriegsdepartement nimmt an, daß diese Umänderungen des Wehrpflichtgeseßes den Linientruppen einen Ueberschuß über die planmäßige Stärke von 52 bis 59 Proc. geben wird, und hat berechnet, daß die Vorlage wegen Ein- führung der Wehrpflicht in den nördlichsten Landestheilen eine jährliche feste Mehrausgabe von 200 000 bis 270 000 Kron. (nah zwei Alternativen) erforderlich machen wird, die Aus- gaben zur Bekleidung und Ausrüstung 2c. der neuen Truppen nicht mitgerechnet.

Amerika.

Das schon erwähnte Schreiben, mittels dessen der Staats- secretär Blaine dem Präsidenten Harrison seine Demission eingereiht hat, um sih als republifanisher Candidat für die nächste Präfidentschaftswahl aufstellen lassen zu können, lautete dem „R. B.“ zufolge wörtlich:

„Ich gestatte mir ergebenst, Ihnen meine Demission als Staats- secretär einzureichen. Die Lage der öffentlihen Geschäfte im Staats- devartement rechtfertigt mich, Sie zu bitten, meine Demission unver- ¿üglih anzunehmen.“ +

Der Präsident Harrison begab sich, nahdem er das Gesuch gelesen, in den östlihen Saal des Weißen Hauses, wo gerade der gewöhnliche Sonnabends-Empfang abgehalten wurde, und ungefähr 200 Personen anwesend waren. Nach der Be- endigung des Empfanges seßte Mr. Harrison folgende Antwort auf:

„Ihr Schreiben vom heutigen Datum, worin Sie um Ihre Ent- laffung einkommen, habe ich empfangen. Die Fassung, in welcher Sie Ihren Wunsch kundgegeben haben, läßt mir feine Wahl, als demselben sofort nahzukommen. Ich habe somit ihre Demission an- genommen.“

Der Privatsecretär des Präsidenten überbrachte diesen Brief dem Staatssecretär. Jn Minneapolis, wo zur Zeit die republifanishe National-Convention zur Nomi- nirung ihres Präsidentschafts-Candidaten tagt, erregte die Nach- richt die größte Aufregung. Die Anhänger Blaine's verhöhnten die des Präsidenten ; das Siegesbewußtsein der Blaine’schen Partei

kannte keine en. Die Freunde des Präsidenten verhalten

sih ruhig, find aber zu einem erbitterten Kampf entschlossen.

Fur den ersten Wahlgang sollen Harrison, Blaine und llger formell als Candidaten für die Präsidentschaftswahl ernannt werden. Jnfolge der Candidatur Alger's wird der erste Wahlgang vorausfihtlich ergebnißlos bleiben. Die

Anhänger Harrifson's und Blaine's suchen die Stimmen der unentschiedenen Delegirten für ihre Candidaten zu ge- winnen. ür Harrison sollen zahlreihe Vertreter der Staaten New - York und Californien gewonnen sein, während sich Blaine besonders zahlreihe Vertreter des Südens zugewendet haben sollen. Die Wahl wird infolge der Be- muühungen der Anhänger Blaine's, sie zu verzögern, voraus- nchtlih erst am Freitag oder Sonnabend vorgenommen werden. Gestern ist Mac Kinley zum permanenten Präsidenten der Convention gewählt worden und hat unter dem lebhaften Beifall der Versammlung seinen Siß eingenommen.

estern auf Grund ei des Es i bare E

‘geographische Karte von Amerika

Der Professor der Nationalökonomie, Geheime Dr. y

Helferi ift gestern in München gestorben. Helferih war am .- November 1817 in Neuchütel in der res Os; er docirte erst an der Universität urg, von 1849 an in Tübingen, von 1866 an Göttingen und feit 1869 Mün hen. Bekannt sind feine Schriften über „Die Shwankungen im Werthe der edlen M (1843) und über „Die österreihishe Valuta“. Helferich war Mitherausgeber der Tü- binger „Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft“, in der zahlreihe Aufsäße, fo über das bâuerlihe Anerberecht, über Wald- rente, über die Reform der directen Steuern in Bayern u. f. w. ver- öffentlihte. In Schönberg's „Handbuch der Politischen Oekonomie“ hat er die Abschnitte über „Die allgemeine Steuerlehre“ und über Forstwirthschaft“ verfaßt. E

__ Die GesellsŸhaft für Erdkunde g bält ihre nächste Sißung am Sonnabend, Abends 7 Uhr, im Saale des. Architektenhauses, Wilhelmstraße 92, ab. Tagesordnung: Herr Sven Hedin (als Gast): Ueber seine N on des Demawend;. Dr. G. Wegener: Geographbishe Ergebnisse der Expedition Bouvalot?s p. des Prinzen Heinrih von Orleans durch Inner - Asien

Die wissenshaftlihen Verhandlunzen des einundzwanzig- sten deutschen Chirur en-Congrèssed begannen gestern Nab mittag 1 Uhr im großen Saale des Langenbeckhauses unter Leitung des Geheimen Ober-Medizinal-Raths, Professors Dr. Bardeleben. Die „Tägl. R.“ berichtet darüber: Der Kassenführung der Gesellschaft wurde auf Antrag der Kassenprüfer Entlastung ertheilt, und mittels Zustimmung ward der bisherige Aus\{huß wiedergewählt. Sodann folgte die Erörterung über die chirurgische Bedeutung der neuen Feuerwaffen. Den einleitenden Vortrag hierzu bielt: Geheimer Rath, Pre O, den zweiten Dr. Reger- Hannover. Weiter betheiligten sich Dr. Meßner, Helfrich-Greifswald,. König-Göttingen, Thiersh-Leipzig, von Esmarch-Kiel, Lauenstein-Ham- burg, Langenbeck-Berlin und a. m. an den Verhandlungen. Der Congreß ist von 200 Mitgliedern besucht; aus Berlin sind die hervorragenden Chirurgen vollzählig zur Stelle; von auswärtigen mögen neben den bereits erwähnten noch genannt sein: Czerny-Heidelberg, Schade- Hamburg, Rydygier - Krakau, Mikulicz - Breslau, Bardenhbeuer- Köln, Küster-Marburg, Rehn-Frankfurt a. M., Winiwarter-Brüssel, Wagner- Königéhütte, Wölfler-Wien, Schönborn-Würzburg, Braun-Königsberg, Trendelenburg-Bonn, von Bramann-Halle. Einer heute gegebenen An- regung entsprechend, wird eine Sammlung veranstaltet werden zur Be- s{afung einer Büste des Mitbegründers der Gesellshaft Gustav Simon. Die heutige Sißung im Langenbeck-Hause braŸte nur stren fahwissenshaftlihe Vorträge und Demonstrationen. Für morgen früß find Besichtigungen des städtischen Krankenhauses am Urban und des. Kaiser und Kaiserin Friedrih-Krankenhauses in Aussicht genommen, außerdem werden morgen früh im ersten anatomishen Institut Demonstrationen mit dem Projectionsmifroskop und am Skioptikon vorgenommen werden. S 4

Die Deutsche Zoologishe Gesellschaft bes{loß in der heutigen zweiten Sißung des Congresses, den nächsten Congreß: in Göttingen abzuhalten.

_— Wie das Charlottenburger „Neue Int.-Bl.“ meldet, if dem Professor Hundrieser nunmehr die Ausführung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. auf dem Kyffhäufer, und zwar sowohl des Reiterstandbildes als auch der seitlihen Figuren, übertragen worden. Das Denkmal wird in Kupfer getrieben; die Maße sind, wie man aus den in der Kunstausstellung auégestellten beiden Entwürfen ersieht, für die Reiterstatue 7 m, für die Seitenfiguren 4,20 m. Die Aus- führung wird etwa 24 Jahre in Anspruch nehmen.

Das Vatican ische Archiv wird, wie man der „Germania“ aus Rom schreibt, nächstens um zwei Säle vermehrt werden. In dem ersten dieser Säle wird das von Lo X[III. angekaufte Archiv: des Hauses Borghese aufbewahrt werden, in dem anderen die inter- essanten Bittschriften, die in vorigen Jahrhunderten ‘an die Päpste gerichtet wurden. Diese Schriften wurden bisher in der päpstlichen Dataria aufbewahrt. Die Consultations- Bibliothek, welhe den in dem Arhiv Studirenden höchst nüßlich fein wird, weil sie so die nöthigsten Bücher bei der Hand haben werden, wird unter der Leitung des Gelehrten Paters Ehrle hergestellt, und im nächsten Monat wird man {on den Studirenden 25 000 Bände zur Verfügung stellen können. Zur Ausftellung in Chicago wird der Papst demselben Blatt zufolge unter anderem die im Museum der Propaganda aufbewahrte l i senden. Diese Karte gilt für die älteste von allen, die den neuen Welttheil darstellen. Man sieht noch darauf die rothe Linie, dur welche Alexander VI. das Gebiet zwischen den Portugiesen und den Spaniern theilte. Eine andere seltene, auf Pergament gemalte Karte ist die von Diego Ribero, die im Jahre 1529 verfertigt wurde und die in jener Zeit bekannte Welt darstellt. Auch sie wird im Museum der Propaganda aufbewahrt und mit jener in Chicago auê- gestellt werden.

Land- und Forftwirthschaft.

Saatenstand in Bayern.

Nach dem amtlichen Bericht über den Saatenstand steht das Wintergetreide in ganz Bayern durchgehends gut, vielfah vorzüglich, Sommergetreide, Hafer und Gerste sind durch Regenmangel ein wenig aufgehalten. Gras, Raps und Klee haben si meist befriedigend, Hopfen sehr gut entwidelt. Hülsenfrüchte und Rüben versprechen reihen Ertrag. Obst reihlich vorhanten, Kartoffeln sind gut auf- gegangen. Die Weinstöcke sind zurückgeblieben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Gesundheitsstand im April.

Unter 224 deutschen Orten hatten im April eine verhältnißmäßig hohe Gesammtsterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) 6, näâmlich Ingolstadt 35,2 (1882/90: 31,0), Neustadt 35,9 (1886/90: 29,3), Langenbielau 37,7, Ludwigshafen 38.8 (1882/90: 26,9), Erlangen 39,8 (1881/90: 32,4), Zaborze 44,3. Von diesen Orten zeigten Neustadt und Zaborze hon im Vormonate eine über 35,0 9/00 hinauëgehende Sterblichkeit; in Ingolstadt betrug sie 31,9, in Erlangen 31,8, in Langenbielau 29,6 und in Ludwigshafen 28,8%. Das Sterblichkeitsmarimum, das sich im Vormonat auf 57,3 belief, betrug im Berichtsmonat 44,8 9/0o. /

__ Die Gesammtsterblihkeit war während des Berichtsmonats ge- Quger als 15,0 (auf je 1000 Einwohner für den Zeitraum eines Jahres berechnet) in 6 unter 224 berihtenden Orten, nämlih in Oberhausen 14,8 (1881/90 23,0), Schöneberg 12,1 (1888/90 20,3), Thorn 12,0 (1881/90 24.5), Konstanz 11,5, Nordhausen 11,2 (22,3), Wilhelmshaven 9,8. Schöneberg zeigte {on im Vormonate unter 15,0 9/00 Todesfälle, in Konstanz betrugen dieselben 17,9, in den übrizen Orten zwischen 20,0 und 29,9%.

Im ganzen scheint sich der Gesundkfitszustand der gtnor

gegener dem Vormonat ein wenig verschlehtert, derjenige der übrigen

terskflassen aber gebefsert zu haben. Eine Sterblichkeit von mehr als 35,0 9/0 war in sech8 Orten gegen vierzehn im März, eine solche von weniger als 15,0 in sechs gegen zwei zu verzeihnen. Mehr Säuglinge als 333,3 auf je 10000 Lebendgeborene starben in 21 Orten gegen 14, weniger als 200,0 in 124 gegen 126 im Vormonat.

Cholera. Auf amtlihem Wege eingetroffene Nachrichten vom 24. April d. I. aus Saigon melden, daß daselbst unter der einheimischen Bevölkerung die Cholera aufgetreten ist und au cine Fälle unter der europäischen Mannfchaft eines Kriegéschiffes vorgekommen sind; E Enten Schiffen wird ein reiner Gesundheitspaß nicht mehr ertheilt.

ndhbeitsftand in Niederländish-Indien.

Gesun d n NeberläntisW-Anbien war während

Vierteljahres 1892 kein günstiger. Die Cholera hat in

fast allen Theilen des Archipels, und ¿war in einigen Strecken der

Residentschaften Ae;Bon, Zapara und Pueanger (Java) epidemish

é S: den itärpläßen von Atjeh brach die Beri-

Beri -Kr eit wieder aus, und viele Gegenden Javas wurden von Fieber-Epidemien und Pocken heimgesucht. i:

s Australien. Zufolge Bekanntmachung des Gouverneurs zu Sydney vom 8. April 1892 sollen die von der Of Süd-Amerikas unmittelbar E etnareg fommenden Schiffe, ferner diejenigen Schiffe, iere oder Ladung von dort an Bord führen, aus Anla der -in Santos und Rio de Janeiro vorgekommenen Pocken- un Gelbfieberfälle bei ihrer Ankunft in der. Colonie Neu-Süd-Wales fo lange in Quarantäne gehalten werden, bis fie von dem zuständigen Gefundheitébeamten zum freien Verkehr zugelassen werden.

Handel und Gewerbe.

Dur eine in der „Gaceta de Madrid“ vom 1. Juni veröffentlihte Verfügung des Königlih spanischen Finanz- Ministers vom 30. Mai wird mmit, daß es für Waaren meistbegünstigten Ursprungs, welche auf dem .Landweg dur Frankreih nach Spanien durhgeführt werden, der Vorweisung eines Transitzeugnisses niht mehr bedarf, um in Spanien zu den Säßen des Conventionaltarifs zugelassen zu werden.

Die bestehenden Vorschriften, wonach Waaren der be- zeihneten Art von Ursprungszeugnissen begleitet sein müssen, werden hierdurch nicht berührt.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 9827, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. Ï i In Oberschlesien sind am 7. d. M. gestellt 3466, nicht rechtzeitig geftellt keine Wagen.

wangs-Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht T1 Berlin stand am 8. Juni das Grundstück in der Langenbeckstraße 9—11, dem Maurermeister Johannes Gerb\ch gehörig, zur Frias: Nußungêwerth 14 300 A Mindestgebot 174 100 Für das Meist- gebot von 213 000 A wurde dêér Maurermeister Julius Arter zu Schwerin a. W. Ersteher. Der Zuschlag wurde vertagt.

ODesterreihische Silbercoupons. Der Einlösungécurs für in Deutschland zahlbare öfterreichishe Silbercoupons und verlooste Stücke ist auf 170,50 4 für 106 Fl. festgeseßt worden, hat somit gegen die leßte Notiz eine Veränderung nicht erfahren. :

Vom obeérschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.*: Das oberschlesishe Steinkohlengeschäft hat bis jeßt niht die geringste Belebung erfahren, und ist die Situation desselben sehr flau. Die Verladeordres gehen, besonders auf die gröberen Kohlenforten, in so geringem Maße ein, E troß der fo bedeutend verminderten Förderung noch ein großer Theil derselben ¿zum Stürzen kommt. Für Stück-, Erbs- und Grieskohlen ist augenblicklich noch die meiste Nachfrage, da diese Sorten gegen- wärtig für den Ziegeleibetrieb u. \. w., sowie für den Hausbrand Verwendung, finden; dagegen ist für Würfel und Nuß T der Absay ein sehr geringer, und gehen diese Sorten meistentheils zur Halde. Staubkohlen werden zur Kesselheizung voll- ständig aufgebrauht. Die Preise haben sich im cumulativen Debit bis jeyt niht geändert, dagegen sollen die Großhändler ihren Ab- nehmern L O ee bereits gewährt haben. In ebenso unerfreuliher- Lage wie das Kohlengeshäft befindet sich au das Koksgeschäft, indem die Kokswerke infolge des flauer gewordenen Eisen- geshaftes auch die verringerte Production an Koks nicht unterzubringen vermögen und deshalb noch weitere Productionseinshränkungen in Erwägung ziehen. Theerproducte finden gegenwärtig gute Abnahme, und sind die Frapatine VoURGNbIA Qa

Saal- N NEIS Nach dem Geschäftsbericht für 1891 betrugen die Einnahmen 1310833 # gegen 1271905 Æ in 1890, die Ausgaben 939 045 Æ gegen 849 304 im Vorjahr, der Ueber- {uß der Einnahmen 371 838 #, 50762 Æ weniger als in 1890. Verausgabt wurden im Jahre 1891, nah Abseßung der aus dem Erneuerungsfonds bestrittenen Ausgaben von 123 361 4 für Schienen, Weichen, Schwellen 2c. in der Bahnverwaltung und von 28 882 für Locomotiven und Wagen in der Transportverwaltung, in der allgemeinen Verwaltung 91 288 4 (i. V. 78746 4), in der Bahn- verwaltung 173 751 Æ (i. V. 139357 4), in der Transportver- waltung 9537 922 # (i. V. 504792 4), an Zinsen 136 081 M (i. V. 126407 4) Wie in früheren Jahren is auh im Berichtsjahre eine Vermehrung der Einnahmen im Personen- und Güterverkehr eingetreten. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr betrugen 521599 Æ (i. V. 501545 4), aus dem Güterverkehr 639873 Æ (i. V. 617192 4). Der Betriebsüberschuß von 371838 M soll in folgender Weise zur Vertheilung kommen : Rück- lage in den ersten Reservefonds 10 000 , NRüdlage in den Er- neuerungsfonds 76 000 #4, Staatseisenbahnsteuer 6917 #, Gewinn- antheile 8557 #, Dividende für die Stamm - Prioritäts- Actien 270000 #, Vortrag auf das folgende Jahr 362. , Summa 371 838 44 Von der 3èprocentigen-Anleihe der Gefellschaft haben im Laufe des Jahres keine Verkäufe stattgefunden, fodaß der un- begebene Anleiherest unverändert 700 000 Æ( beträgt. Die Anlethe betrug uripritalkb 43 Millionen Mark, und einschließli des frei gewordenen Garantiefonds von 400 000 und der mit 78000 Æ geleisteten Subvention für die Orlabahn waren 4,98 Millionen Mark verfügbar. Davon waren zur Einlösung der vierprocentigen Obligationen 2,84 Millionen Mark erforderlich, der Agioverlust bei Begebung der 3,80 Millionen Mark der dreieinhalbprocentigen Anleihe betrug 176111 Æ, für den Bau der Strecke Shwarza—Blankenburg wurden 243 251 e und für Vermehrung der Betriebsmittel bis Ende 1891 654 884 Æ. (bis Ende 1890 505 681 Æ) verwandt. Für den Bau der Orlabahn wurde 1 Million Mark zurügestellt, sodaß ein Rest- betrag von 60253 Es ist, über welhen indeß zum größten Theil béreits?verfüdt : e

Vom rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahl- markt berichtet die „Rhein.-Westf. Ztg.*: Nach den vielen Anzeichen der lezten Woche zu s{hließen, hat der rheinish-westfälisde Eifenmarkt eine etwas festere Tendenz erhalten. Die Nachfrage seßt fast für sämmtliche Cifenerzeugnisse lebhafter ein und allenthalben zeigt fi das Bestreben, die Preije fester zu behaupten, Concessionen weniger zu gewähren und die Notirungen womöglih in die Höhe zu seßen. Was Eisenerze anbelangt, so ift die_ Nachfrage im wefent- lien noh- dieselbe geblieben; da Siegerländer Spateisen- steine aus mehrfah erwähnten Gründen pit sind, so konnten in leßter Zeit die Preise dafür etwas höher ge [ten werden. Luxemburg-Lothringer Minette war unverändert in Absaßz- und Preis- verhältnissen. Spanische Erze finden s{hleppenden Absay zu weichenden Preisen. In NRoheif en is die Nachfrage für die meisten Sorten eine lebhaftere. Die anhaltend gute Beshäftigung der Stahlwerke ist die Ursache, daß zunächst die für Stahlbereitung benöthigten Sorten stärker begehrt werden. Ebenso ist Spiegeleisen augen- bliÆlich sowobl vom Snlande wie vom Auslande sehr lebhaft gefragt. Puddelroheisen i gleidifalls stärker begehrt ; ga zeigt sich in Gießereiroheisen noch fo gut wie garfein Aufshwung. _Man

laubt daher an eine Preiserhöhung für die gangbaren Sorten uf dem Walzeisenmarkt herrscht fast in sämmtlichen Geschäfts- ¿weigen eine bessere Nachfrage. Stabeisen wurde, wie dies auch son in der vorigen Woche der Fall war, gut gefragt, und es wurden fstellen- weise etwas bessere, wenn auch bei weitem nicht die vom Verband fest- geseßten Preise crzielt. Leßtere dürften überhaupt noch \o lange

nominell bleiben, bis die welche E ee genten be- ginnt, ei ic E Som en 5 andeisen war en g Die erhöhten e wurden von den Fiern dslos bewilligt und dienten selbst bei größeren Ab- chlüfsen als Grundlage. Bauträger gehen flott ‘ab und die Beschäfti der Werke scheint eine derartige zu sein, daß die- selben i des : bes in gutem Betrieb sind.

halb die bisherigen Schleuderpreise verläßt und 3 bis 5 Æ mehr verlangt und au erbält, ift den Werken nicht zu verdenken. Grob- blehe sind im Preise unverändert; sämmtlihe Grobblechwalzwerke in unserem Districte sind lebhaft beschäftigt und dieser Umstand wirkt insofern günstig auf die Preisftellung, als dadurch die gegenseitigen Unterbietungen seltener werden und alle Werke bestrebt find, etwas bessere Preise zu erzielen. Das einblechgeschäft hat bedeutend an Stetigkeit gewonnen, auch sind theilweise die Preise um ein Ge- ange erhöht worden und übereinstimmend mit den hiesigen Districten wird für das

niht unwesentlihe Befferung gemeldet. In Walzdraht, ge- zogenen Drähten und Draßhtstiften ift die Lage des Markts unverändert geblieben: die bereits gemeldete bcssere Nachfrage für Walzdraht hat angehalten und es wird deshalb für die nächste Zeit eine Deer ais. g lant. Die Geschäftslage der Eisen- gießereien und Maschinenfabriken ist im. wesentsichen dieselbe geblieben; für diefen Geschäftszweig scheint eine energishe Befserun

für die nächste Zeit kaum in Frage zu fommen. Wie verlautet, hat sid au die Vereinigung der Gußstahlfacongießereien ausgelöst. e SOSENaUNDTIER find vorläufig noch befriedigend be- ihäftigt. s

Actiengesells{chaft für Eisenindustrie Brückenbau Bus ort in Duisburg a. Rhein. Nach dem Geschäftsbericht ür 1891 erzielte die Gesellshaft einen Uebershuß von 449 682 M (1890 443 656 M), welcher sih zusammenseßt: aus dem Vortrage aus 1890 von 11141 A und aus dem Reingewinn aus 1891 von 438 540 Æ Der leßtere entspringt einem Betriebsübershusse von 1157348 A (1890 1131707 Æ). Die Gesammtabschreibungen und Instandhaltungskosten betragen 495 208 A (1890 490 634 4) Im ganzen steht der Steigerung des Nokhgewinnes ein Mehraufwand an Unkosten und Abschreibungen gegenüber von rund 21000 Æ, sodaß der diesjährige Gewinnüber- chuß den des Vorjahres 440000 X unter Berück- sihtigung des um 1000 # größeren Gewinnvortrages, um 6000 4 übersteigt, sich also erhebt auf rund 450000 . Nah Abzug der statutgemäßen Gewinnantheile verbleiben zur Gewinnvertheilung 13 % auf die Vorrehtsactien und 12 9/6 auf die Stammactien, sowie ein Vortrag auf neue Rechnung von 128288 # Im Brücken- und Wagenbau erreihte der Versandt die Höße von 13 082 302 kg. Hiervon waren enthalten an Theilen, welche von den Bestellern fertig beigeliefert wurden und durch die Gefell- schaft wenig Bearbeitung erforderten, 1318 425 kg, sodaß davon als erzeugt nur zu betrachten sind 11 763 878 kg. ußerdem [lagerten am Jahres\{luß auf dem Werke an fertigen Theilen, welche aber noch nit versandt werden fonnten, 1 188286 kg im Gegensaß zu 925 766 kg, welche an fertigen Theilen, aus dem Vorjahre her- rührend, am Jahresanfang auf dem Plaße lagen, woraus sih für Ende 1891 ein Mehrvorrath ergiebt von 262520 kg. Die aus Versand und Vorrath abgeleitete Erzeugnißmenge für 1891 kecträgt daher: im Brüdcken- und Wagenbau 12026398 kg und ebenso im Walzwerk 10527 942 kg, zusammen 22554340 kg. Die Ns und Facturabeträge entsprehen einem ungefähren Werthe im Brücken- und Wagenbau. von 4390400 #, im Walz- wert von 1 518 000 Æ, zusammen 5 908 400 A Arbeitëlöhne wur- den gezahlt 1 257 758 e an durhchschnittlich 1158 Mann. Füx 1892 und weiterhin liegen bis beute an Aufträgen, welhe theils aus dem vorigen Jahre, soweit sie unvollendet waren, übergegangen, theils in diesem Jahre eingelaufen find, für Brückenbau-, Wagenbau- und Walz- werk von rund 21 715 000 kg im Werthe von ungefähr 5 799 000 Æ, gegenüber den Zahlen im vorigjährigen Berichte und 4 968 000 Æ

Rostocker Bank. In deram 3. d. M. abgehaltenen General- versammlung der Actionäre der Rostocker Bank erîtattete der Ver- waltungsrath zunächst Bericht über die Durchführung der in der außerordentlihen Generälversammlung vom 15. März d. I. bezüglich der Herabseßung des Nominalbetrages der Actien von 600 # auf 500 Æ gefaßten Beschlüsse. Im Anschluß daran stand fodann zur Verhandlung der Antrag des Verwaltungsraths, den in der General- versammlung vom 15. März ad 2 ter Verhandlungen esctohien Bes {luß, betreffend die Verwendung der zur Neserve be- stimmten 1 Million Mark, wieder aufzuheben und statt dessen zu be- \chließen: „Der durch die Reduction des Actienkapitals buhmäßig ge- wonnene Betrag von 1 Million Mark wird einem Spezial-Referve- fonds zugetheilt, welcher aus\sließlich-zur Deckung etwa entstehender Verluste dienen, den weiteren Bestimmun en des § 58 des Bank- statuts aber nit unterliegen soll.“ Dieser Antrag wurde mit 106 gegen 12 Stimmen angenommen. Auf die Verle)ung des Berichts für das Geschäftsjahr 1891/92 wurde verzihtet und die Dividende nach dem Vorschlage der Verwaltung auf 3# %/o festgeseßt. :

London, 8. Juni. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen - ladungen angeboten. :

London, 9. Juni. (W. T. B.) Ein hervorragendes Bankhaus „New Oriental Banking Corporation“ hat gestern seine Zahlungen eingestellt infolge des Herabgehens des Silberpreises, der Zurückziehung von Kapital im Orient und der {lehten Lage des Handels in China, Japan und Australien. Die Pasfiven werden auf 54 Millionen geschäßt. Die Bank hatte beute die Hilfe der Bank von England verlangt, welche leßtere jedo wegen mangelnder Ga- rantien verweigerte. Die Activa der falliten „New Oriental Banking Corporation“ betragen nominal 87 Millionen Pfund Sterling, die Passiva werden jeßt auf 74 Millionen Pfund Sterling geschäßt. Die Blätter melden übereinstimmend, die unmittelbare Ursache der Zablungseinstellung sei die unausgeseßte, ein Jahr hindur währende Zurückziehung von 1 Million fester Einlagen gewesen. 4 Millionen seien stehen geblieben. Die Bank habe be}onders dur die Katastrophe auf St. Mauritius gelitten. Man glaubt, daß die Gläubiger bei einer etwaigen Liquidation volle Deckung er- halten würden. Wie verlautet, würden Maßnahmen zur Re- construction des Bankhauses unternommen werden. „Financial News* sagen, die Zahlungseinstellung der „New Oriental Banking Corporation®* werde den Londoner Markt nit in Mitleidenshaft ziehen, da der Credit dieser Bank bereits seit einiger Zeit ershüttert gewesen sei. „Daily News“ meinen, man müßje hoffen, daß die Gläubiger nur eine Verzögerung der Befriedì- gung ihrer Forderungen erleiden. Die „Times* is der Ansicht, die Bafis der Reconstruction werde das Anerbieten an die Depoteinleger bilden, Vorzugsactien anzunehmen. e

St. Me Unr, 8. Juni. (W. T. B.) Bezüglich der Ent- scheidung über die Aufhebung des Ausfuhrverbots von Hafer, Gerste und Weizen wird eine Se Getreidecommission baldigst erwartet.

Rom, 8. Juni. (W. T. B.) Wie die Blätter melden, würde der Vertrag, betreffend den Verkauf der Werke von Tardy und Benech, noch in dieser Woche perfect werden, nachdem die Gläubiger die Vorschläge des Massenverwalters, Marina, wona eine Com- mission zur Liquidation der Activa ernannt werden soll, genehmigt und die neue in Vorschlag gebrachte Transaction mit den Obligatio- nären gebilligt hätten, welche auf die Befriedigung der cirographa- rischen Gläubiger, welhe niht Obligationäre find, mit 30 9%/6 abziele.

Genua, 9. Juni. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah ist estern Abend in Savona der Vertrag mit der Verwaltung der Gesellschaft Terni wegen Erwerbs der Werke zu Savona zu stande gekommen und unterzeichnet worden.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. 24. Juni. Direccion de las minas de azogue in Almadén: Lieferung des Bedarfs an Eisen und Stahl. Caution vorläufig 267, endgültig 534 Pefseten.

man des- |

einblechgeschäft auch im Siegerlande eine |

16 850 000 kg |.

14. Juli. Ayuntamiento ituci in Mahón : Elek- trische Beleubtung der Statt Mahón während 30 Jahre. Caution

vorl 2500, endgültig 5000 - Nüberes in spanischer Sprache beim „Reichs-Anzei(er“.

Verkehrs-Anstalten.

London, s. Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Merxican“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgégangen. Der Union-Dampfer „Anglian“ is heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen. Der Castle-Dampfer „Hawarden- Casftle* hat heute auf der Ausreise Madeira passirt.

Theater und Musik.

s E Lessing-Theater.

Herr Emanuel Neicher gab mit seiner zu Aufführungen auf der Wiener Musik- und LMer - Reg bestimmten Ee Gasftspielgefellshaft gestern zum ersten Male „Die häusliche Frau“, Lustspiel von Herrmann Bahr. Die der Gesellschaft günstig gestimmten Zuschauer nahmen den erften und zweite# Act mit einigem Beifall, den dritten {on bedeutend * kühler auf, um zum Schluß das ganze Stück abzulehnen. Die jung verheirathete Frau eines Rechtsanwalts langweilt sich an der Seite ihres vielbeshäftigten Gatten, weil sie nicht genügende Zerstreuung und Unterhaltung hat. Sie geräth dadur in die Gefahr, auf Ab- wege zu kommen, und ift bereit, ihre Neigung einem“ Freunde ihres Mannes, einem Bildhauer, zuzuwenden. Dieser ent- deckdt jedoeh dem Ehemann die seinem Glück drohende Gefahr und verhindert dadurch ihren Ausbruch. Diefer vielleicht für ein fleines Lustspiel geeignete Stoff ift ungebährlichß in die Länge ezogen und fo bearbeitet, bas er am Schluß des ersten Acts ins Pofen afte übergeht. Ganz überflüssigerweise is in diese Ge- \hihte noch ein Verhältniß hineingeflochten, das der Bildhauer mit dem Dienstmädchen des Rechtsanwalts unterhält und das wegen feiner Anstößigkeit den Unwillen - der Besucher erregte. Gespielt wurde allseitig vortreflih und dadurch das Stück beinahe erträglih gemaht. Fräulein Frida Wagen, die von ihrem Auftreten im Thomas-Theater bekannt und beliebt ift, gab die junge unzufriedene Frau mit liebenswürdigem Humor und ohne die Uebertreibung, zu der diese Rolle verführt, Herr Emanuel Reicher den Bildhauer mit vornehmem Anstand, während Fräulein Ida Müller das Dienstmädchen mit derber Komik darstellte und so mehr belustigend als abfstoßend wirkte.

‘In der Vorstellung „Der fliegende Holländer“ am Sonnabend im Königlihen Opernhause sind die Damen Pierfon und Lammert, die Herren Mödlinger, Ernst, Bulß und Lieban beschäftigt. Am Sonntag geht „Die Hochzeit des Figaro“ mit den Damen Leisinger, Herzog und Dietrich, den Herren Bulß, Krolop, Lieban, Stammer und Krasa in Scene.

_ Der Clarincttist Herr Oskar Schubert, Mitglied der Königlichen Kapelle, ist zum Königlichen Kammervirtuofen ernannt worden.

__ Seine Hoheit der Erbprinz und Jhre Königliche Hoheit die Erb- prinzessin von Sachfen-Meiningen besuchten am Mittwoch das Deutsche Theater und wohnten der Aufführung von „Doctor Klaus“ bis zum Schluß bei.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater geht morgen nohmals der „Bettelstudent“, am Sonnabend, neu eingeübt, „Der Mikado“ in Scene.

_Im Kroll’shen Theater geht morgen „Die Hochzeit des Figaro" in Scene; die Partie der Gräfin wird von Fräulein Schindler, die des Grafen von Herrn Luria gesungen.

Im Belle-Alliance-Theater findet morgen eine Auffüß- rung der Sternheim-Grau'*shhen Operette „Der Günstling“ statt, die von nun an abwechselnd mit dez „Abenteurer“ gegeben wird. 7

Im Adolph Ernst-Theater gelangt morgen die Posse „Der dumme August“ zur leßten Aufführung. Am Sonnabend und Sonntag kommen „Die Gigerln von Wien* zur Darstéllung. Bei der Sonnabend-Vorstellung wird der Berliner Liedertafel nach dem ¿weiten Act eine Pause von 25 Minuten eingeräumt. f

Der Meininger Cornet à Piston - Virtuose Christian Fleischer wird am nâchsten Sonntag (12. Juni) zum ersten Mal auf Tivoli auftreten und’ bei dieser Gelegenheit eine Reihe feiner hervorragendsten Glanznummern zu Gehör bringen, *deren Begleitung die Kapelle des 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth übernimmt.

Jagd.

Zusaämmenktllung des im Bezirk des Königlih preußishen Hof-Jagd- amts in der Jagdsaison 1891/92 erlegten Wildes und Raubzeuges.

A. Auf Hofjagden wurden erlegt am 3. November im Grune- wald (Parforce-Jagd) 1 grobe Sau; am 6. November in Fasanerie Entenfang auf 3 Standtreiben auf Fasanen 1 Reh, 258 Fasanen, 8 Hasen, 1 Kaninchen; am 12. und 13. November in der Kolbißz- Zeminger Heide auf 3 abgestellten Lappjagen auf Roth- und Dam- wild, 1 Suche mit der Findermeute auf Sauen, 2 Hirsche, 3 Spießer und Wild, 133 Schaufler, 259 Spießer und Wild, 216 grobe Sauen ; am 20. November im Saupark bei Springe auf 2 Suchen mit der Findermeute auf Sauen, 3 Hirsche, 4 Spießer und Wild, 9 Schaufler, 22 Spießer und Wild, - 131 grobe Sauen, 80 geringe Sauen; am 4. und 5. Dezember in der Göhrde auf 1 Hauptjagen auf Rothwild, 2 Suchen mit der Findermeute auf Sauen, 32 Hirsche, 64 Spießer und Wild. 115 grobe Sauen, 93 geringe Sauen; am 9. Januar 1892 im Grunewald auf 1 eingestellten Jagen auf Damwild, 32 Schaufler, 191 Spießer und Wild.

B. Auf Hof-Jagdamts - Jagden wurden erlegt am 30. De- zember 1891 in Tempelhofer und Schöneberger Feldmark in drei Kesseln auf Hasen 230 Hasen; am 6. Januar 1892 in Waltersdorfer Feld- mark und Schulzendorfer Forst auf zwei Standtreiben und drei Keffel auf Hasen 330 Hasen, 2 Kaninchen. : :

C. Auf der Pürshe, Suche, Parforce- und kleinen Treibjagden sowie durch Fang vom 1. Juli 1891 bis 31. März 1892 im Hochwildgehege Schorfheide, Grunewald, Kolbiß-Letßlinger Heide, Königs - Wusterhausen, Göhrde, Set und Kirchrode 103 Hirsche, 325 Spießer und Wild, 177 Schausler, 919 Spießer und Wild, 49 grobe Sauen, R Sauen, 76 Rehe, 295 Reiher, Cormorane x., 136 Füchse, 10 Marder, 30 Iltifse, 6 Wiesel, 93 Raub- vöôgel, 50 Kaninchen, Hunde, Kayen, Krähen 2c; im Wildpark bei Potódam 4 Hirsche, 13 Spießer und Wild, 1 Schaufler, 5 Spicßer und Wild, 10 Reiber, Cormorane 2., 7 Füchse, 4 Marder, 5 Iltifse, 5 Wiesel, 26 Raubvögel, 63 Kaninchen, Hunde, Kaßen, Krähen 2. ; in Fasanerien Entenfang und Charlottenhof und Feldjagdgehege Insel Fs 8 Rebe, 85 Fafanen, 125 Hasen, 31 Rebhühner, 92 Gänse,

nten, Schnepfen, 7 Füchse, 6 Marder, 17 JIltiffe, 35 Wiesel, 77 Raubvögel, 533 Kaninchen, Hunde, en, Krähen 2c.; im Feld- jagdgehege bei Berlin 262 ‘Hasen, 922 Rebhühner, 20 Gänfe, Enten, Schnepfen, 12 Füchse, 4 Marder, 23 Iltisse, 73 Wiesel, 13 Raub- vögel, 242 Kaninchen, Hunde, Kaßen, Krähen 2c.; in der Corn und dem Feldjagdgehege bei Ohlau 3 Rehe, 129 Fasanen, 2 Hasen, 149 Rebhühner, 2 Reiher, Cormorane, 5 Marder, 15_ Iltifse, 44 Wiesel, 382 Raubvögel, 368 Kaninchen, Hunde, Kaßen, Krähen x. ; - in der Fasanerie Eichwald und dem Fecvjagdgehege bei Cassel ‘4 Rehe, . 84 Fasanen, 23 sen, 27 Rebhühner, 1 Gans, 11 Füdchse, 3 Marder, 23 Iltisse, 26 Wiesel, 40 Raubvögel, 186 Kaninchen, Hunde, Kazen, Krähen 2c. s l i

Inégefammt wurden erlegt 144 Hirsche, 409 Spießer und Wild, 352 S(haufler, 1396 Spießer und Wild, 9512 grobe en, 193 ge- ringe Sauen, 92 Rehe, 556 Fafanen, 980 Hafen, 1129 Rebbühner,

nepfen, 307 Reiber, Cormorane 2c., 173 Füchse,

113 Gänse, Enten O ( 32 Marder, 113 Iltisse, 189 Wiesel, 631 A 1445 Kaninchen, Hunde/ Katen, Krähen 2c., mithin im ganzen 8766 Stü.