1892 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Es liegt nunmehr die gesammte Nachweisung der zur Anschreibung gelangten Einnahmen (einschließlich: der credi- tirten Beträge) an Zöllen und gOne ria Uen Verbrauch ssteuern, sowie anderer Einnahmen im Deut- aria für das Etatsjahr 1891/92 vor. Hiernach haben ergeben :

q “ems 406 448441 M (gegen das Etatsjahr 1890/91 + 17 024 597 M), Tabadsteuer 11 437 240 6 (— 505944 M46), Eee (aleuer 6 337 007 M (— 9785 494 A6), Ver-

auchsabgabe von Zuder 55 999 556 F (+ 1269 é), Sener 43 582 496 . #6 (+ 604573 1% Maischbottich- und Branntweinmaterialsteuer 23611513 M (+ 2567402 4), Verbrauchsabgabe von Branntwein und guldiog pu derselben 116 021 307 M6 (— 7 835 196 M6), Braujteuer 25 761 126 M Ee 144 723 M6), Uebergangsabgabe von Bier 3411918 M + 61813 MÆ);, Summe 692610604 M (+ 3256 908 M). Spielkartenstempel 1 324 221 M (+ 48452 M), Wechsel- stempelsteuer 8.175592 M (+ 356947 F), Stempelsteuer für a. Werthpapiere 4583617 (— 746538 H), b. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 11 021 162 24 2434802 M6), c. Loose zu Privatlotterien 1 473 201 + 922 879 M6), Staatslotterien 7 327 267 M (+ 194619 M), Post- und L en - Verwaltung 234 997 962 ä (+ 10 275 666 M6), Reichs-Eisenbahn-Verwaltung 57 469525 M (+ 2799 420 M4).

Die zur Reichskasse gelangte Js - Einnahme ab- züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be- trägt bei den nachbezeihneten Einnahmen für das Etatsjahr 1891/92: Zölle 378 470 328 (+ 10183 352 46), Tabasteuer

11 481 686 M (+ 438595 C), Zudermaterialsteuer 9805652 H (+ 3440 878 a Verbrauchsabgabe von Zucker 55 139 614 M + 2947 877 M), Salzsteuer 42 866 198 M (+4 878 178 M6),

aishbottih- und Branntweinmaterialsteuer 19336 321 + 2337 255 M), Verbrauchsabgabe von Branntwein und uschlag zu derselben 99 504 868 M (— 3872 393 A), Brau- teuer und Uebergangsabgabe von Bier 24772015 íM

(— 66350 MÆ): Summe 641 376 682 M (+ 16 287 392 M). Spielkartenstempel 1 245 431 M (+ 41531 M)

Nach der im Neichs- Eisenbahnamt aufgestellten N a ch- weisung über die im Monat April d. J. auf deutschen Bahnen (ausshließlich der bayerischen) bei den Zügen mit VPersonenbeförderung vorgekommenen M No alungen haben auf 36 größeren Bahnen bezw. Bahnnegzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 535,54 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sih ver- spätet: 692 Schnellzüge, 1468 Personenzüge und 176 zur Perfonen- sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende üge, zusammen 2336. Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 14710 361 Zug- filometer, 281 561 060 Achsfilometer gegen 15 136 872 Zug- und 271427652 Achskfilometer im Vormonat un gegen 13911732 Zug- und 268165482 Achskilometer in demselben Monat des Vorjahres. Von den Ver- spätungen wurden 823 dur das Abwarten verspäteter An- chlußzuge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 1513 Verspätungen zur Last fallen, gegen 1608 im Vormonat und 1187 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vorgekommenen Verspätungen entfallen auf 1 Million Zugkilometer 103, 1 Million Achskilometer 5, mithin auf 1 Million Zugkilometer 18 = 21 v. H. mehr als im Monat April des Vorjahres und 3 = 3 v. H. weniger als im Vormonat, und auf 1 Million Achskilometer 1 = 2 v. H. mehr als im Monat April des Vorjahres und.1 = 17 v. H. weniger als im Vormonat. Jnfolge der Verspätungen wurden 1284 An- {chlüsse versäumt (gegen 1243 in demselben Monat des Vor- jahres und 1963 im Vormonat). Bei 8 Bahnen sind Zug- verspätungen und bei 11 Bahnen Anschlußversäumnisse nit vorgekommen. Jn der Nachweisung find die Den, auf denen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältniß- zahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 Million Zugkilometer und der auf 1 Million Ahs- filometer- entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Kiel-Sekern(otbe-Siensburger Bahn, die Bahner im Bezirke der Königlihen Eisenbahn - Direction (links- rheinishe) zu Köln und die Hessishe Ludwigs- Eisenbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah der Anzahl der Verspätungen nach der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Mecklenburgishe Südbahn, die Bahnen im Bezirke der König- lihén Eisenbahn-Direction (linksrh.) zu Köln und der König- lihen Eisenbahn-Direction zu Frankfurt a. M. an die un- günstigsten Stellen.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Na ch- weisung der auf deutschen Eisenbahnen aus- schließlich Bayerns im Monat April d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vor- gekommenen Unfälle waren im ganzen zu verzeichnen : 6 Entgleisungen und 1 Zusammenstoß au freier Bahn, 20 Seinigen und 11 Zusammenstöße in Stationen und 139 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplofionen und andere Ereignisse beim Eisenbahn- betriebe, sofern bei lea P i getödtet oder verleßt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Vershulden, 150 Perjonen verunglückt, sowie 45 Eisenbahnfahrzeuge C enber und 121 unerheblih beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 1 getödtet und 5 ver- leßt, und zwar entfallen: die Tödtung auf den Verwaltungs- bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Berlin, eine Ver- leßung auf die Großherzoglich oldenburgischen E wei Verleßungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen

senbahn-Direction zu Elberfeld und je eine Verlegung auf die Se der Königlichen Eisenbahn-Directionen u Frankfurt a. M. und zu Köln (linksrheinisch). Von Zahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim cigent- lihen Eisenbahnbetriebe 23 getödtet und 106 verleßt, von fremden Personen (einschließlih der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 8 getödtet und 7 verleßt. Außer-

dem wurden bei Nebenbeschäftigungen 1 Beamter getödtet .

und 38 Beamte verlegt. Von den sämmtlichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltun stehende Bahnen (bei zusammen 33 900,992 km Betriebslänge und 889 615 096 ge- förderten Achskilometern) 166 Fälle, davon sind verhältniß-

mäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achs- filometer R der im Betriebe gewesenen Längen, in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn - Directionen zu Köln (redirheinis), zu Elberfeld und zu Erfurt die meisten Unfälle vorgekommen. B. Rrivatbabnes (bei zu- R 2531,40 km Betriebslänge und 26 905479 ge- örderten Achskilometern) 11 Fälle, davon sind verhältniß- mäßig auf der Kiel-Flensburger, auf der Lübeck-Büchener und auf der Hessishen Ludwigs-Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen.

Der Chef der Landgendarmerie, General der Jnfanterie

von Rauch hat sich nah den westlihen Provinzen begeben.

_ Der Director des - Waffen - Departements im Kriegs- Ministerium, General-Lieutenant Müller is vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Staatssecretär des Reihs-Marineamts, Vice-Admiral Hollmann ist von Kiel hierher zurügekehrt.

Honnef, 9. Juni. Seine Majestät der König von Schweden und Norwegen ist hier eingetroffen und gedenkt bis zum Sonntag hier zu verweilen. Von hier wird si Seine Majestät zu einem Besuche des Großherzoglichen Hofes nach Weimar begeben.

Baden.

Karlsruhe, 9. Juni. Jhre Majestäten der König und die Königin von Württemberg nahmen heute an dem Familiendejeuner in dem Ta Palais theil, be- aben sih sodann nah dem Cadettenhause und von dort nah em Stadtgarten. Nach der Rückkehr der Majestäten in das Schloß fand um 5 Uhr Galatafel statt. Am Abend wohnten die Höchsten Herrschaften der Aufführung im Hoftheater bei.

Der bisher mit der Leitung des Ministeriums des Jnnern betraute Staatsrath Eisenlohr ist der „Bad. Corresp.“ zu- folge zum Präsidenten dieses Ministeriums ernannt worden.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 9. Juni. Seine Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ist, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, in leßtverflofsener Nacht, Seine Durchlaucht der Prinz Fried- rih von Hohenzollern nebst Gemahlin heute Nachmittag wieder von hier abgereist.

Bremén.

Bremen, 9. Juni. Die Abrehnung über den brem:i- \shen Staatshaushalt für das Budgetjahr“ 1891/92 shließt nah der „Wes. Ztg.“ mit einem Uebershuß von 599 400 ab. Veranshlagt war ein Uebershuß von 178 000 M, wozu noch 50000 für eine bewilligte, aber vershobene Ausgabe kommen. Dazu kommen Mehreinnahmen im Betrage von 837 000 / 6 Jedoh sind nachbewilligt an Ausgaben 702 000 f, wovon nur 150 000 # veranschlagt waren. Der Kassenübershuß beträgt 1158 000 A, womit der Reservefonds der Ueberschüsse am 1. April 1892 4 345 000 beträgt. Darauf sind Restverwaltungen angewiesen mit 1285 000

Der jeßt endgültig der Bürgerschaft vom Senat vorgelegte Plan zur Erweiterung des Bremerhavener Kaiser- hafens auf dem abgetretenen preußischen Gebiet berehnet die Kosten E 16 Millionen Mark, nah eingehender Berü- sichtigung der Wünsche Preußens hinsichtlih der Kriegsmarine, sowie der Bedürfnisse des Norddeutschen- Lloyd.

Deutsche Colonien.

Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatt“ aus Sansibar ist die Nachricht von dem Tode Emin Pascha’s an die englisch-ostafrikanishe Küste (Mombasa) gelangt. Eine Bestätigung dieser Nachricht ist bisher noch nicht eingetroffen. Auch dem Londoner Auswärtigen Amt ist keine bestätigende Nachricht zugegangen. Wie das genannte Blatt weiter meldet, befindet sich Dr. Stuhlmann, welcher die Emin- Pascha-Expedition begleitet hatte, auf dem Wege von Bukoba über Tabora nah Mpwapwa.

Oesterreich-Ungarn.

__ Gestern Abend fand, wie aus Budapest gemeldet wird, bei Hofe eine Soiree statt, der sämmtliche daselbst wei- lenden Erzherzoge, Erzherzoginnen, die gemeinsamen sowie die österreihishen und die ungarishen Minister, das diplo- matische Corps, die Mitglieder des Parlaments, die Spißen der Civil: und Militärbehörden, die Hof“ und Staats- würdenträger, die E des hohen Adels und zahlreiche Damen beiwohnten. egen 1500 Personen nahmen an dem L verlaufenen Feste theil. Der Kaiser und König empfing das diplomatishe Corps und nahm sodann die Vor- stellung zahlreiher Damen entgegen. Viele von den an- wesenden Persönlichkeiten wurden von Seiner Majestät durh huldvolle Ansprachen ausgezeichnet.

Der A us\chuß des österreichischen Abgeordneten- hauses zur Berathung der Valutavorlage hat gestern die Generaldebatte beendet und mit allen gegen sieben Stimmen beschlossen, in dic Einzelberathung einzutreten. Die nächste Sitzung findet Sonnabend statt.

Großbritannienund JFrland.

Ueber den Besuch, den Prinz Ferdinand von Coburg der Königin Victoria in Balmoral abgestattet hat, meldet der Hofbericht Foigenves: Der Prinz wurde bei seiner Ankunft am 6. d. M. auf der Station Balater von dem Obersten Byng, dem diensthabenden Flügel - Adjutanten, empfangen und von einer Compagnie des Regiments Argyll and Sutherland Highlanders mit militärishen Ehren begrüßt. Am Nachmittag machte die Königin mit der Fürstin von Leiningen und Lady Ampthill eine längere Ausfahrt, der si Pru Ferdinand mit den Prinzessinnen Luise und Beatrice anshloß. Abends bei der Hoftafel war der Prinz der Ehrengast der Monarchin. Die bereits genannten fürstlichen Damen waren wieder zugegen und außerdem waren, neben dem diensthabenden Minister Viscount Cross, Hofrath Fleisch- mann, der Secretär des Prinzen, und Major Markow, sein Adjutant, sowie die Hofchargen hinzugezogen. Auf Wunsch der Königin hat der Prinz, wie die „Times“ mittheilt, seinen Be- such in Balmoral um einen Tag verlängert und ist erst gestern über Edinburg nah London zurüdckgereist. Bis Ende

der Woche wird er dann noch in der englischen Haup tadt A o

verweilen und unter anderm heute einer Einla Mayors zum Frühstück im Mansion House folgen.

Wahlagitation ist im ganzen Lande in vollem

Die

Gange. So hielt Gladstone dieser Tage in Hawarden eine Ansprache an 800 Ausflügler von E A War- wishire, in der er E emals hätten einer politifchen Bewegung ernstere, größere Fragen zu Grunde gelegen: als gegenwärtig; nah den Erklärungen von hoher: Seite zu urtheilen, dürfte vielleiht die große „Frei= handels{clacht“ nochmals auszukämpfen sein; niemals; hätte es eine größere, heiligere oder hoffnungsvollere Sache gegeen als die, welche bei den bevorstehenden Wahlen ent- (ian werden würde. Vor einer großen Versammlung iberaler Unionisten hatChamberlain in Birmingham eine Rede gehalten. Er äußerte sih überaus hoffnungsvoll über die Aussichtender Unionistenpartei bei den bevorstehenden Wahlen und verglich Gladstone’s Partei mit Vershwendern, die Versprechungen machten, welche fie niht halten könnten ; er. beshuldigte Glad- stone, seine Meinungen über die Arbeitergesezgebung, land- wirthschaftlihe Fragen und Besteuerung der Grundrenten ge- ändert und diese ) pu auf sein Programm geseßzt zu haben, um Stimmen zu Gunsten seiner irishen Politik zu erlangen. Der Widerstand Ulsters sei durhaus verhängnißvoll für Gladstone’'s Homeruleplan, welcher der Anfang anarthistischer Wirren in Jrland sein würde. :

Frankreich.

Jn Pariser Blättern wurde vorgestern von einer Unter- redung berichtet, welhe der frühere Minister des Aus- wärtigen Flou rens vor einigen Tagen mit einem Pariscr Ver- treter der „Central News“ gehabt haben soll. Hierbei solk Flourens folgendes erklärt haben: „Bei meinem leßten Besuch in St. Petersburg (vor etwa drei Monaten) hatte ih die Ehre, vom Zaren empfangen zu werden, der mir im Laufe der Unterredung mittheilte, der Großfürst Constantin solle den Präsidenten Carnot während der Feste in Nancy begrüßen. Der Zar beauftragte mich, hiervon dem Präsidenten Carnot amtlich Mit- theilung zu machen.“ Der Kaiser, so fuhr Flourens dem Berichterstatter gegenüber fort, habe dadurch der fran- zösishen Regierung bekunden wollen, daß sein Besuch in Kiel nichts an dem freundschaftlichen Einvernehmen mit Frankreich ändere. Flourens berichtete weiter, er habe diesen Auftrag ausgeführt und begreife deshalb niht die Ueberraschung, welche das Telegramm des Großfürsten in der Umgebung des Präsidenten in Nancy erregt habe, und daß nicht die zum Empfang des Großfürsten bezüglichen Anordnungen getroffen gewesen seien. Dem gegenüber wird jeßt, wie „W. T. B.“ meldet, hal bamtlich erflärt, Flourens sei weder von Seiten Frankreichs noch Rußlands mit irgend welchem Mandat betreffs der Reise des Großfürsten Constantin nah Nancy betraut worden.

Die Generalacte der in Venedig abgehaltenen inter- nationalen Sanitätsconferenz ist gestern in Paris unterzeihnet worden. Sie enthält nah einem Telegramm des „W. T. B.“ folgende Abänderungen der früheren Vereinbarungen: Die Verpflihtung zur Zurückbehaltung als gesund erkannter Passagiere im Quarantäne-Lazareth fällt weg. Die Desinfection und Zurücbehaltung inficirter S Me wird auf das durchaus Nothwendige beschränkt. Noch größere Er- leihterungen werden den Schiffen, welhe Aerzte an Bord haben, gewährt. Oesterreih-Ungarn wird den interessirten Mächten die Abänderungen mittheilen.

Jn einer gestern abgehaltenen Sigung der royalistishen Rechten der Deputirtenkammer wurde eine Er- flärung angenommen, worin es heißt, die Regierungs- form sei eine Srage, die in Frankreih und von den Franzosen gelöst werden- müsse. Der päpstlihe Stuhl habe alle Regie- rungen, die in Frankreih einander gefolgt seien, anerkannt, aber indem er mit diesen Regierungen in Unterhandlungen getreten sei, habe er bisher niemals von den Parteigängern der früheren Regierungen das Vergessen ihrer Treue und das Aufgeben ihrer Hoffnungen gefordert. Von den 70 Mit- gliedern der royalistischen Rechten haben sih 40 der Erklärung

angeschlossen.

Rußland und Polen.

Nach dem „Regierungsboten“ beabsichtigt der Minister des Jnnern aus Anlaß der Erfahrungen im leßten Winter möglichst bald zur Revision des Reglements über die Volksverpflegung zu schreiten.

__ Zur Förderung der Wollenindustrie im Süden des russischen Reichs hat das Finanz-Ministerium eine ganze Reihe von Maßregeln getroffen. So wird, wie die „St. Pet. Ztg.“ erfährt, in Kekatexinoflaw ein Wollenjahrmarkt organisirt, und in Odessa, Jekaterinosslaw und Ssimferopol werden besondere Comités eingeseßt, bei welhen Auskunftbureaus für den Wollenhandel eingerichtet werden sollen.

Die in der legten Zeit eingelaufenen Nachrichten über das Befinden des zweiten Sohnes des Zarert,. des Groß- fürsten Georg, lauten, dem „Hamb. Corr.“ zufolge, ziem- lich günstig. Der junge Großfürst weilt noch immer in Abbas-Tuman im Kaukasus.

_Der Emir von Bokhara wird bei seiner bevorstehenden Reise nah Rußland ein Gefolge von mehr als fünfzig Per- sonen haben. Jn der Begleitung des Emirs wird f auch E diplomatishe Agent Rußlands in Bokhara, Lessar, bc- finden.

Italien.

Die Berathung über die s{hwebende Hauptfrage, ob der Regierung sechs oder nur ein Bud C Wölftel (vom 1. Zuli ab gerechnet) zu gewähren seien, hat gestern in der Deputirtenkammer ihren Anfang genommen, ist aber noh nicht beendigt worden. Nachdem die Wortführer der Radicalen egen das Cabinet und nur für ein Budgetzwölftel ggen, Batten, nahm der Minister-Präsident Giolitti das Wort und erklärte: Das Cabinet werde bei dieser Debatte die Vertrauensfrage nicht stellen, denn es handle si lediglich um die Vorsorge für die Bedürfnisse der Verwaltung des Staats. Die Kammer werde zweifellos das Budget bewilligen; wenn sie es für [eOs Monate bewillige, so könne im November oder Dezember ie Berathung beginnen. Wenn aber das Budget nur für einen Monat genehmigt würde, so müßte die Kammer darüber sofort berathen und es im administrativen Wege in info Lesung annehmen. Man könne nicht die Frage der Politik des Cabinets bei dieser Gelegenheit aufwerfen, denn das Cabinet habe vollständig das Budget des früheren Ministeriums übernommen. Die Frage des Cabinets reducire fich also darauf, ob - das

‘Budget au

fechs Monäatè oder auf ein Jahr bewilligt werde. Es handle sich nicht um eine Frage des Ver- trauens, fo um die Regelung der Staatsver- waltung. Vor diesem hohen Jnteresse würden, wie er hoffe, alle fleinli Fragen vershwinden. Die Linke des uses und das Centrum nahmen diese Erklärung mit lebhaftem Beifall Gr und von vielen Seiten wurde Giolitti E wünscht. Nachdem noch die Deputirten Demart ino (Nico- tera-Gruppe) und Bonghi (Rechte) gegen die Regierung ge- sprochen hatten, wurde die weitere Berathung auf heute

ägt. -

O Schweden und Norwegen.

Jn einem am Mittwoh in Stockholm abgehaltenen Ministerrath wurde die Vorlage über den Handels- vertrag zwischen Spanien und Norwegen genehmigt. Nach den Bestimmungen dieses Vertrags werden fortan ver- iedene Arten von Fischen und Fischproducten, sowie ver- [iedene andere Waaren norwegisher Production, wenn sie direct eingeführt werden, dieselbe Vergünstigung genießen, wie die gleihen Waaren einer meistbegünstigten Nation; Hane en werden Spanien einige Zollherabseßzungen zugestanden. Außer- dem soll sh Norwegen verpflichten, eine directe Dampfschiffs- linie zwischen Spanien und Norwegen mit wenigstens 12 Reisen

jährlih zu genehmigen.

Amerika. Aus Buenos Aires vom 9. ds. ist in Paris die Nach- riht eingetroffen, daß jeßt sämmtlihe politishen Ge- fangenen wieder in Freiheit gesezt worden find.

Afien.

Die Mitglieder des japanischen Abgeordneten- hauses sind am 2. Mai in Tokio zusammengetreten und haben die Wahl des Präsidenten und dés Vice- Präsidenten vorgenommen. Dabei hat sih, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, gezeigt, daß die Stärkeverhältnisse der Oppositions- und Regierungsparteien ziemlih gleih sind; den Ausschlag geben die „Unabhängigen“. Das Haus hat ver- Fassungsmäßi drei Candidaten für den Präsidentensiß aufzu- stellen, deren einen der Kaiser wählt. Von diesen erhielt Hoshi Toru (Jiyu-to) sogleih im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit von 153 Stimmen; die beiden andern, Kono Hironaka (Jiyu-to) und der den Regierungsparteien angehörige Watanabe Koki (bis vor furzem Gesandter in Wien) brachten es im zweiten Wahlgang auf 151 und 149 Stimmen. Die Wahl zum Vice- Präsidenten vereinigte 156 Stimmen auf Sone Arasuke (Re- gierungspartei) gegen 136 und 132 Stimmen zweier Candi- daten der Fortschrittspartei (Kaishin-to). Hoshi Toru und Sone Arasuke haben die NESgung des Kaisers erhalten. Der Reichstag is dann, wie schon telegraphish gemeldet, am 6. Mai von dem Kaiser in Person eröffnet worden.

7 Afrika.

Ueber die Wirren und Kämpfe in Uganda liegen von der englisch-ostafrikanischen Gesellshaft noch keine directen Mittheilungen vor. Wohl aber sind Berichte vom August und Dezember vorigen Jahres eingetroffen, welche die Gegensäge, die im Januar d. J. U den blutigen Kämpfen führten, er- fennen lassen und über Vorgänge berichten, welche die Schatten der kommenden Ereignisse vorauswerfen. Wir heben nur die Hauptpunkte daraus hervor : e

Unter den 13. August 1891 berichtete Capitän Lugard über einen Streit der Protestanten und Katholiken wegen eines Grund- stücks, dessen wegen er den (fatholishen) König Mwanga ersucht hatte, am 15. Februar als Schiedsrichter eine Entscheidung zu treffen. Diese fiel zu Ungunsten der Protestanten aus, was große Aufregung unter ihnen hervorrief; der”Capitän seßte dem König auseinander, daß er das Land in Krieg stürze, da er den Protestanten Gerechtigkeit ver- weigere. Am folgenden Tage war die ganze Umgegend in Waffen, Haufen (protestantischer) Bewaffneter sammelten sich auf Hügeln zur Schlacht. Eindringliche Vorstellungen des Capitäns stellten s{ließlich die Ruhe wieder her. Infolge dessen ershöpfte sich der König in Danksagungen und erbot si jeßt, das Grundstück zu theilen. Am Nachmittag fam es aber infolge des Zusammenftoßes Betrunkener von beiden Seiten ¿zu Unordnungen, Schüsse fielen, Hütten wurden verbrannt. Es gelang dem Capitän wieder, Ruhe zu schaffen, aber allgemein hieß es, am O Tag werde der Krieg ausbrechen, wenn der Streitfall nicht während der Nacht gef{chlichtet werde. Dies geschah, nachdem die Häuptlinge sh im Fort versammelt, und wieder war der Krieg abgewendet. Etwa zwei Tage darauf aber fam es zu neuem Tumult, indem einige Protestanten auf ent- legeneren Grundstücken von Katholiken angegriffen wurden. Abermals versammelte der Capitän die Häuptlinge, welhe an der Möglichkeit, den Frieden zu erhalten, verzweifelten. Troßdem gelang es ihm wieder, sie zu beschwichtigen. Täglich kam es nun aber zu Mord und Todtschlag, die Aufregung hielt an und fortwährend wurde der Capitän von Leuten beider Parteien überlaufen, welche klagten, sie seien widerre{ht- lih von ihrem Grund und Boden vertrieben worden. Der Capitän {lug nun vor, daß im „Burza“ (Versammlung) zwei Geseye beschlossen werden follten, 1) daß fein Häuptling mehr ohne ausdrüdlichen Befehl des Burza jemand von seinem Grundbesiß vertreiben dürfe, widrigenfalls er abgeseßt werden folle und 2) daß alle Grundbesiger ibrem unmittelbar vorgeseßten Häuptling und diefer wieder seinen Vorgeseßten u. f. w. Gehorsam und die vorgeschriebenen Abgaben ohne jede Rücksicht auf Partei oder Confession zu leisten habe. Die Wirkung dieser Geseße war eine fehr günstige, und es gelang nah und nah die verschiedenen Streitpunkte beizulegen. Gerade zu dieser Zeit fam der französishe Bischof und sein g cht an, und er schrieb dem Capitän Lugard einen Brief, welhen sowobl dieser wie Capitän Williams für äußerst unzutreffend erachteten. Da fie aber annahmen, daß sich dies aus falschen Mittheilun- gen und ungenügender Kenntniß erkläre, antwortete Lugard in schr gemäßigtem Ton, ging hin und that den Priestern sein unparteiishes Bemühen für die Erhaltung des Friedens kund. Nach langen Unterredungen gelang es denn au, die herzlihen Be- ziehungen, wele vor des Bischofs Ankunft bestanden hatten, wieder E b Cap lih: „Im M ch1

iter berihtet der Capitän wörtlih: „Im März ging ih lang-

sam aber eid in der Grundbesißfrage weiter vor. Die tatholishen Häuptlinge erwiesen sih jeßt sehr freundlih und gewillt, in allen Fällen fih bei meiner Entscheidung zu beruhigen. Dies war namentlich in einer sehr s{chwierigen Frage, welche jeßt auftrat, der Fall. Jh war von anfang an für unbeshränkte Glaubensfreiheit aufgetreten. Die Protestanten wünschten nun zu wissen, ob jemand, wenn er seinen Glauben wechêle, seinen Grundbesiß verwirke. Dies war in dem Abkommen zwischen den Parteien damals, als sie die Muha- me daner vertrieben, ausdrücklich festgelegt worden, und ich hatte

bei Unterzeichnung des Abkommens es gelten zu laffen versprochen, vor- tener epl, daß keine seiner Clauseln mit unserem Vertrag (d. h. mit

em Vertrage, der zwischen der englisch-ostafrikanishen Gesellschaft

und dem König Mwanga am 26. Dezember 1890 #bgesélofsen war;

e: unten. D. Red.) in Widerspru stehe. Es sien nun aber

nur ein fehr kleiner Theil des Volks in Wirklichkeit fatholish

oder nebliden war. Die weit überwiegende Mehrheit war heid-

C geblieben, ieß aber fatholisch oder protestantish je nach der onfession des betreffenden Häuptlings. Alle diese wollten nun, fo bet es, auf ein Mal, wenn fie darum in ihrem Besißthum nicht ¿peroht würden, zur Religion des Königs, d. h. der katholischen eten. Das wäre ein {chwerer Schlag für die Protestanten ge-

wesen und bâtte fie als politische Partei vernichtet. Die Protestanten und ihré Missionare wiesen darauf hin, wogegen die Katholiken be- tonten, daß die Maßregel nur meinem eigenen Vorschlage unein- eshränkter Religionsfreiheit entsprehen würde. Dies gab ich im rincip zu, erinneríe sie aber daran, daß gerade sie bei der Unter- zeichnung unseres Vertrages in mich gedrungen waren, das E ras seitige Abkommen zu respectiren; jeßt, da mir die ‘Protestanten Wortbruh vorwerfen, müfse es dabei sein Bewenden haben. Es wurde daher vereinbart, daß vorläufig, bis die Gesandten von der Küfte kämen, jedenfalls aber nit länger als zwei Jahre, das Abkommen noch in Kraft bleiben folle. Als im März Nachrichten von den Gesandten eintrafen, wuchs meine Autorität bei beiden Far en, obgleich die ZIIOMN der katholischen oder beffer gesagt, anzösishen Partei ungünstig waren; alles wünschte nun, daß wir im Lande bleiben, des Friedens halber. Dies gilt freilich nur von den leitenden Häuptlingen und dem König, welcher allerdings fo rasen Stimmungsweseln unterworfen ift, des man oft be- zweifeln möchte, ob er völlig bei Verstand ist. Es i} aber besser mit ihm geworden und in dieser Richtung wird er sih hoffentlih noch weiter entwickeln j Es hat guten Eindruckd gemacht, daß wir Katholiken und rotestanten, als sie im Kriege (mit den Muhamebanern) waren, Gewehre und gn lieferten. Ausdrücklich \chärfte a den Missionaren, dem önig und den Häuptlingen ein, daß die Missionen aus\{ließlich auf die Religion Bezug haben, und daß alle weltlihen Angelegenheiten und Streitfragen, wenn vor Europäer gebracht, ausnahmëélos nur dem Re fidenten vorgetragen werden dürfen. Allgemein wurde dem zu- gestimmt. Bischof Tucker gab dann, als er hier war, seine Meinung dahin ab, daß kleinere Angelegenheiten durch ihn selbst in gemein- samer Berathung mit den katholischen Priestern entschieden werden sollten, und ich ging gerne darauf ein, daß er den Versuh machen folle.

Jn einem Schreiben des englischen Missionars Baskerville vom 4. Dezember 1891 heißt es:

Wir leben auf cinem Vulkan; das ganze Land is in Gährung. Die römischen Katholiken vershulden die ganze Verwirrung, indem sie Leute zur Zerstörung von Melondo?’s Ortschaft in Kyagwe ab- sandten. Dieser is einer unserer angesehensten uptlinge. Statt sich zu übereilten Schritten hinreißen zu - lafsen, ging er gu E Williams, ihn um Rath zu fragen, und diefer hieß ihn nah Hause gehen und sein Eigenthum vertheidigen. Hinter ihm her sandte der König (d. h. die fatholishe Partei) vier Häupt- linge mit dem Auftrage, ihn zu tödten. Williams ging zu dem König und erklärte ihm, wenn er niht Gegenbefehl sende, so werde er ihn angreifen. Die Protestanten warten nun auf die Wirkung des S bos Gegenbefehls. Ist jener Häuptling ermordet worden, fo giebt es Krieg, und dieser würde die Vertreibung der katholischen Partei bedeuten, da Williams zu den Protestanten als dem angegriffenen Theil steht. : ; :

5. Dezember. Der Tag brach sehr unruhig an. Alles spra von Krieg. Gegen Mittag hörten wir die Kriegstrommeln Mudschari?s ; er ist Katholik und war bei einer früheren Gelegenheit der Erste beim Losschlagen, freilich, um sich_ nachher mit Trunkenheit zu ent- {huldigen . . . Einer unserer Häuptlinge ging ruhig feines Wegs, als wir von unserem Garten aus einen katholischen Häuptling vier- mal auf seine Leute schießen sahen. Unsere Leute wurden aufgeregt, aber sie befannen sich doch noch und beschlossen, Capitän Williams? Weisungen abzuwarten. Von Melondo's Schicksal hängt alles ab.

6. Dezember. Wir waren heute sehr erfreut, im Gottesdienst feinen Bewaffneten zu erblicken ; aber derselbe mußte der Erregung halber furz gehalten werden. Morgen geht der Capitän mit einem Mann von jeder der beiden Parteien dur die Straßen, um jedem, der ein Gewehr trägt, dasselbe abzunehmen.

Der Missionar G. L. Pitkington shreibt unter dem 7. Dezember : Zum dritten oder vierten Male haben wir mit knapper Noth den Krieg vermieden. Die Herausforderung kam durthaus von der fatho- lischen Seite; wäre es zum Krieg gekommen, hätte Capitän Williams den Protestanten geholfen.

Die hier geschilderten Verhältnisse haben sich nun weiter zu dem Kriege im Januar entwickelt. Ueber die Stellung der englischen Regierung zu den Capitänen Lugard und Williams hat in der gestrigen Londoner Unterhaussißzung der Parlaments-Secretär des Auswärtigen Lowther eine Er- klärung abgegeben, in der es heißt: Die Capitäne Lugard und Williams seien der britisch-ostafrikanishen Gesellshaft vom Kriegs - Ministerium überlassen worden; Capitän Lugard habe darauf von der Gesellschaft den Auftrag erhalten, die beste Route nah dem Victoria-Nyanza aufzufinden. Wegen der Abänderung des Planes i des englisch-deutschen Abkommens vom 1. Juli 1890 habe Lugard, als er sich in Dagoreti aufhielt, am 19. Oktober Weisungen er- halten, unverzüglih nah Uganda zu gehen "und einen Vertrag mit König Mwanga n ließen, wobei ihm auf die Seele gebunden worden fei, dahin zu arbeiten, daß die bestehenden Religionsftreitigkeiten aufhörten und daß allen Confessionen vollkommene Religionsfreiheit gewährt werde ; auch müsse er alles aufbieten, um die widerstreitenden Jnter- essen zu versöhnen. Diese Weisungen seien ausgeführt und der bekannte Vertrag mit König Mwanga am 26. Dezember 1890 abgeschlossen worden. Jn diesem Vertrage seien die administra- tiven Befugnisse der Vertreter der Gesellschaft klar definirt und nach diesem Vertrage hätten Lugard und dessen Unter-

ebene, die von Williams unterstüßt wurden, gehandelt. Der

Finanz-Secretär Brodrick erklärte, weder der E noch der Ober-Befehlshaber hätten eine Controle über Lugard und Williams und könnten deshalb auch nit für deren Vor- gehen verantwortlih gemacht werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Nah dem vom Bureau-Director des Hauses der Abgeordneten, Geheimen Regierungs-Rath Kleinschmidt aufgestellten Verzeichniß find zur Zeit im Hause der Abgeordneten noch unerledigt: A. an Regierungsvorlagen die zweite und dritte Berathung des Geseßentwurfs über die Bahnen unterster Ordnung (die zweite Berathung fteht auf der Tagesordnung am 13. d. M.), B. an Anträgen die Berathung des Antrages des bg: Dr. Kelch, wegen Vorlegung eines Geseßentwurfs, betreffend die Errichtung eines Amtsgerichts auf Helgoland, C. an Commissionsberihten Be- rihte der Geschäftsordnungscommission und eine größere Reihe von Berichten der vershiedenen Fachcommissionen, über Petitionen. Im Herrenhause sind noch folgende, demselben vom L ordnetenhause zugegangene Vorlagen unerledigt: 1) Gefezentwurf, be- treffend die Aufhebung der Befreiung von ordentlichen PFELEREl Leue ta egen Entschädigun g. 2) Geseßentwurf, etreffend die Einfü rung dex Landgemeindeordnung für die sieben östlihen Provinzen der Monarchie vom 3. Juli 1891 in der Próôvinz Schleswig Holstein. 3) Gefeyentwurf, betreffend die Besehzung der Subaltern- und. Unterbeamtenstellen in der Verwaltung der Communalverbände mit Militär- anwärtern. 4) Geseßentwurf, betreffend das Diensteinkommen der Lehrer an den nichtstaatlihen öffentlihen höheren Schulen. 5) Geseßentwurf, betreffend die Feststellung eines Nach- trages zum Staatshaushalts-Etat für 1892/93 (Herstellung einer Wasserleitung für den oberschlesischen Industriebezirk): 6) Geset- entwurf, betreffend die Ablösung der auf Grund des F 46 der Wegeordnung für die Provinz Sachsen seitens des

Staats an die genannte Provinz zu ¿ahTenden Rente.

Kunft und Wissenschaft.

Der Verein für deutsches Kun lge erde veranstaltete am Mittwoch Abend im großen Saale des Architekteshauses einen

ahabend für Farbendruck, der von den hervorragendften

irmen beshickt und von dreihundert Personen besucht war. Herr

rofessor E. Döpler d. J. besprah die verschiedenen Verfahren des neuen Farbendrucks und erläuterte die reihe Ausstellung, aus der wir die verschiedenartigen Arbeiten der hiesigen Firmen A. gr I. Miesler, H. Riffarth u. Co., O. Troißf, E. Wasmuth, E. Wunds. u. a., sowie die farbigen Kupferdrucke des Pariser Hauses Boufsod, Valadon u. Co. (früher Goupil) befonders hervorheben. Das größte Aufsehen erregten die neuen Versuhe in Naturfarbenlihtdruck, Ver- fahren Vogel-Ulrich, welche Herr H. Paechter zum ersten Male einem argeren Kreise vorlegte; Herr Professor W. Vogel gab näheren technischen Aufschluß über die langjährigen Arbeiten, welche zu- so boffnungsvollen Ergen geführt haben.

In dem Artikel: Luther-Coder vom Jahre 1530, in Nr. 131 d. Bl., muß es ftatt 1 Tausend Mark heißen: 10 Tausend Mere ¿M war dies der Kaufpreis vor 22 Jahren und ist es auch jeßt. - B

Die Generalversammlung der Goethe-Geséll-

“schaft in Weimar am 11. d. M. verspriht sehr zahlreih besucht

zu werden. Die Zahl der Anmeldungen zum Besuch der Vorstellung im Hoftheater beläuft sih auf ca. 250. Unter Anderen werden erwartet der Wirkliche Geheime Rath Professor Dr. von Helmholß und der Staats-Minister Delbrück. Herr von Helmholy hält am 11. die Fest- rede über „Goethe’s Vorahnen kommender naturwifsenschaftliher Ideen“. Der Vorftand der Goethe-Gesellshaft tritt heute bereits zu einer Sißung zusammen. Am Nachmittag ist er zur Tafel bei den Groß- Pee Herrschaften geladen. 4

m 12. d. M. beginnt in Weimar die JIahresconferenz des Verwaltungsraths der deutsben Schiller-Stiftung.

Der deutsche Anatomen- Congreß (vergl. Nr. 132 d. Bl.) in Es ist laut Meldung des „W. T. B.* gestern geschlossen worden. : ?

__ Eine Expedition zur allseitigen Erforschung des wirth- schaftlichen Lebens der Ssamojeden wird, wie die „St. Pet. tg.“ mittheilt, von dem rufsishen Domänen - Minister aus Die Arbeitszeit der Expedition ist auf zwei Jahre berehnet. An rer Spiße stehen der Cand. hist. nat. Panfilow, Beamter des Domänen- Ministeriums, und der Veterinärarzt Ssnegirew vom Ministerium des Innern. Die Expedition begiebt ih zunächst in die Mesen-Tundren. _— In dem kleinen hübschen See von Inkwyl, an der Bahn- linie von Herzogenbuhsee nah Solothurn, befindet sid ein mit Erlen bewahsenes Inselchen, defsen Grund schon oft von Alterthums- forshern durchwühlt wurde. Auf diesem Inselchen befand \sih nämlich vor einigen Tausend Jahren eine Pfahlbaustation. Der Beweis für ihr einstiges Vorhandensein lieferten eine Anzahl urs alter Werkzeuge, die man zu verschiedenen Zeiten bei an- gestellten Nachforschungen aus der Erde hervorgrub. In den leßten Tagen hat au, so berihtet das „Oltener Tagblatt“, der Alter- thumsfreund Herr Fischer - Sigwart, Apotheker in Zofingen die Insel in Gesellschaft des Eigenthümers Herrn Gottfried Roth durhfors{cht_ und noch verschiedene interessante Funde gemaht. Ueber deren Ergebniß berihtet in Folgendem das „Zofinger Tagblatt“: Durch einen neu erstellten Kanal vom Inkwy]ersce gegen Hel hausen und Berken fam der Seespiegel etwas über einen Meter tiefer zu liegen, und da erwies sich der bloßgelegte Inselrand als eine reihe Pfahlbaufundstätte. Die Anlage foll auf eine ur- sprünglihe fogenannte „Floßbaute" {ließen lassen. Gefunden“ wurden eine Anzahl Feuersteininstrumente, rothgebrannte Kieselsteine, schwarzer Töpferton und namentlich ein Töpferofen, Stücke von liegenden Baumstämmen und stehenden Pfählen, eine Menge rother und s{chwarzer Topfscherben, viele aufgeschlagene Knochen und andere Reste von Hirshen und Schweinen, eine Lanzenspiße, eine Säge, zwei Schaber und Feuersteinsplitter, eine bearbeitete Hirshweihkrone, ein Reibstein, ein fein angeschliffener Kiesel, eine sehr fein gearbeitete, polirte Pfeilspiße aus n r E ein schöner Steinmeißel, ein kleines

und ein größeres Scrpentinbeil, eine kleine Feuersteinsäge.

Aus Kopenhagen wird dem „W. T. B.“ berichtet: Nach dem Besuch der deutschen Künstler im Thorwaldsen-Mufeum (vergl. die gestrige Nummer d. Bl. nah Schluß d. Red.) fand ibnen zu Ehren im Hotel d’Angleterre ein Diner statt. Der Bice-Director der hiesigen Akademie, Kammerherr Waldahl, hieß sie willkommen. Der Director der Berliner Akademie, A. von Werner, dankte und sprah die Hoffnung aus, daß der Besuh den deutschen Künstlern nüßlich sein werde. Unter den zahlreich anwesenden “vage Künstlern befanden sich Bissen, Saabye, Niß, Albert Jensen, Locher.

erüftet. ih

Land- und Forstwirthschaft.

Ucber den Saatenstand in Belgien erfahren wir Folgendes: :

Die Ernteaussichten sind im allgemeinen sehr günstig. In dem Bezirk von Antwerpen stehen Roggen, Hafer und Kartoffeln, namentlih auf holiegendem Erdboden fehr gut. In den Poldern gedeiht Weizen und Gerste weniger gut, doch wird bei warmem Wetter eine Wendung zum Besseren erwartet. In Oftflandern hat sih der Stand während des Monats Mai merklih gebefsert : Noggen und Hafer stchen dort gut, Weizen weniger befriedigend. In den übrigen Provinzen ift der Saatenstand überall befriedigend.

Verkehrs-Anstalten.

Kölnishe Straßenbahn - Gesellschaft. Betricbê- Einnahme: Vom 1. Januar bis 31. Mai 1892 423713,16 #, 3196,68 A Vom 1. bis 31. Mai 1892 10294345 M MIOEE 8407,52 M. G

Breslau, 9. Juni. (W. T. B.) Heute i hierselbst die Elektrishe Straßenbahn-Gesellshaft mit einem Kapital von 3 150 000 # gegründet worden. Die Actien sind von einer Gruppe erster Breslauer und Berliner Banken und Bankhäuser fest übernommen. Mitglieder des Aufsichtsrathes find: Geheimer Rath Heymann, Director Lyon von der Breslauer Wechselbank und Stadt- verordneter Wehlau in Breslau, sowie Regierungs-Rath Magnus, Banquier Delbrück und Bauinspector Kolle in Berlin.

Bremen, 9. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“, hat am 8. Juni, 2{ Uhr Morgens die Reise von Southampten nach Bremen fort- gesept und um 8 Uhr Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Elbe“, am 28. Mai von Bremen und am 29. Mai von Southampton abgegangen, ist am 7. Juni 4 Uhr Nachmittags in New-York angekommen. Der Post- dampfer „Gera“, von Baltimore kommend, is am_7. Juni, 11} Ubr Abends, auf der Weser angekommen. Der Schnell- dampfèr „Labn“ ift am 7. Juni, Uhr Morgens, von New-York via Southampton nach der Weser abgegangen. Dex Postdampfer „Köln“ hat am 8. Juni, 10 Uh€e Vormittags, die Reise von Antwerpen nach Bremen fortge- seßt. Der Postdampfer „Karlsruhe“, am 25. Mai von Bremen abgegangen, is am 8. Juni, 7 Uhr Morgens, in Baltimore angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Preußen“, von Ost- Asien kommend, ist am 8. Juni, 11 Uhr Vorm., in Antwerpen ange- kommen. Der Schnelldampfer „Trave“ hat am 8. Juni, 3 Ubr Nachm., die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt. Der Postdampfer „Hermann“, von New-York kommend, hat am 8. Juni, 11 Vorm., Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Fulda“, am 28. Mai von New-York Ogtgangen, v am 8. Juni, 5 Uhr Nachm., in Genua angekommen. er Postdampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ ist am 8. Juni von Bahia

nah Europa in See gegangen. 10. Juni. (W T B.) Der Reichs-Postdampfer

„Salier“, nach Australien bestimmt, ift am 9. Juni, 3 Uhr Nachm., in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Frankfurt“