1912 / 19 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Jan 1912 18:00:01 GMT) scan diff

in Cöln, Kann bei dem Amisgericht und dem Landgericht in Düsseldorf, Kreppel bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Frankfurt a. M., Dr. Paul Sommer bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Essen, Kalweit bei dem Amtsgericht und dem Landgericz1 in Sue Ulrich bei dem Amtsgericht in Pielengig, Oelze bei dem Amtsgericht in Genthin und War m- runn bei dem Amtsgericht in Marklissa. /

Der Senatspräsident Handt in Celle, die Landgerichts- räte Fromme in Hannover und Sklower in Tilsit, der Notar, Justizrat Saaßen in Bonn und der Rechtsanwalt Ewald in Celle sind gestorben.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Regierungsbaumeister Sander ist von Wipperfürth als Vorstand des Hochbauamts nah Braunsberg, Ostpr., ver- sezt worden. i : j ;

Dem Regierungsbaumeister Riepert in Posen ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste erteilt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bei dem Ministerium für Handel und Gewerbe ist der RNegierungssekretär Emil Fischer als Geheimer Registrator angestellt worden. l

Der Oberbergrat Sattig vom Oberbergamt in Dort- mund ist an das Oberbergamt in Halle (Saale) verseßt worden.

Dem Oberbergrat Dr. Hense ist unter Belassung in seiner Beschäftigung als Hilfsarbeiter im Ministerium für Handel und Gewerbe die Stelle eines rechtskundigen Mitglieds bei dem Oberbergamt in Dortmund übertragen worden. i

Den Baugewerkschuloberlehrern Comperl in Posen, Harraß in Breslau, Nieper und Benzel in Münster i. W., Paschke in Görliß, Prévôt und Gebhardt in Magdeburg, Dr. Ulbrich in Königsberg i. Pr.,, Fresow, Feldmann und Lewandowsky in Hildesheim, Freyberger und Deutsch in Cöln, Noelpp und Kuhlmann in Frankfurt a. M. ist der Charakter als Professor verliehen worden.

Den Firmen Främbs u. Freudenberg, Maschinen- bauanstalt, in Schweidniß und Vereinigte Frei- burger Uhrenfabriken, Aktiengesellschaft, inkl. vormals Gustav Becker in Freiburg in Schlesien ist die silberne Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen verliehen worden.

Finanzministerium. Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Magdeburg, Regierungsbezirk Magdeburg, ist zu beseßen.

Berannlma q Ung

Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimatsberechtigt und 1) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließli 31. Dezember 1892 geboren sind, : / _9) dieses Alter bereits überschritten, aber sih noch nicht bei einer Ersazbehörde zur Musterung gestellt, 3) sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältnis aber noch feine endgültige Entscheidung erhalten haben und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sih aufhalten, werden, soweit sie niht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurh A Grund des § 2% der Deutschen Wehrordnung angewiesen : sich behufs ihrer Aufnahme in die Refkrutierungsstammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar d. J. während der Stunden von Vormittags 8 bis Nachmittags 7 Uhr (Sonntags bis Mittags 12 Uhr) im Geschäftsraume des für ihre Wohnung zuständigen Polizeireviers persönlih zu melden und ihre Geburts- oder Losungsscheine und die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidungen über ihr Militärverhältnis enthalten, mit zur Stelle zu bringen. Die Geburtszeugnisse werden von den Standesämtern ausgestellt. L : Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zurzeit abwesend sind (auf der Reise befindliche Handlungsgehilfen, auf See befindliche Seeleute 2c.), haben die Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- und Fabrikherren die Anmeldung in der vor- bestimmten Art zu bewirken. Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nah 8 33 des Neichsmilitärgeseßes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 30 46 oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Befreiung von der Aushebung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhält- nisse § 32 2a—g der Deutschen Wehrordnung —) sind be- züglich aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig-Freiwilligen, vor dem Musterungsgeschäft, spätestens aber im Musterungs- termine anzubringen; nach der Musterung angebrachte Reklamationen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Ver- anlassung zu denselben erst nah Beendigung des Musterungs- geschäfts entstanden ist. Berlin, den 10. Januar 1912. Die Königlichen Ersaßkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Fromme l.

‘Niczlamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Januar.

Die Kaiserlihen und Königlichen Majestäten empfingen gestern abend im hiesigen Königlichen Schlosse das Prâäjidium des Herrenhauses in Audienz.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern abend im hiesigen Königlichen Schlosse den neuernannten peruanischen Gesandten General Cáceres in Audienz.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sizunag.

Jn der in der gestrigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ veröffentlichten „Uebersicht über die bei der Reichstagswahl am 12. Januar 1912 für die einzelnen Parteien abgegebenen Stimmen“ muß zum Vergleih mit den Zahlen von 1907 die hinter den Parteien der „Wirtschaftlihen Vereinigung“ geseßte Klammer auch die davorstehende „Deutshe Reformpartei“ mitumfassen. Es stehen demnach gegenüber der Vergleihszahl des Jahres 1907 von 472 530 die Zahlen der Wirtschaftlichen Vereinigung und der Deutschen Reformpartei mit zusammen 356 285.

Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird die Akademie der Künste am Sonnabend, den 27. Januar 1912, Mittags 12 Uhr, im großen Konzertsaale der akademischen Hochschule für Musik in Charlottenburg eine Festsißung abhalten, zu der des beschränkten Raumes wegen besondere Einladungen ergangen sind. Etwa verfügbar gewordene Eintrittskarten können am 26. Januar von 9 bis 3 Uhr im Bureau der Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Plaß 4, in Empfang genommen werden.

In der Zweiten und Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichseisen- bahnamt “eils Gti tabellarishe Uebersicht der Betriebs - ergebnisse deutsher Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) nah dem Stande am Ende des Monats Dezember 1911 veröffentlicht, auf die am Donnerstag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Sachsen.

Die Einnahmen der sächsishen Eisenbahnen beziffern sich laut Meldung des „W. T. B.“ im Jahre 1911 auf ins- idtit 178 897 720 M, das find 7,67 Proz. mehr als im Jahre 1910. An den Gesamteinnahmen im Jahre 1911 ist der Personenverkehr mit 63 354 658 4, also mit 8,33 Proz. mehr, und der Güterverkehr mit 115543072 M, also mit 7,31 Proz. mehr als im Vorjahre, beteiligt. Der Steigerung der Einnahmen steht auch ein erheblihes Anwachsen der Ausgaben für Personal und Material gegenüber. Zum Beispiel find allein an Löhnen für die Betriebsarbeiter im Jahre 1911 über eine Million Mark mehr, als im Etat vor- gesehen, verausgabt worden. Voraussichtlih werden dem Land- tage in einem Nachtrag zum Etat für 1910/11 mehrere Nach- tragsforderungen zugehen.

Großbritannien und Frland.

Auf eine Eingabe der Moslemliga in London erklärt das Indische Amt, wie „W. T. B.“ meldet, die englische Negierung habe Grund zu der Annahme, daß die Verhand- lungen zwischen Rußland und Persien, die zu erleihtern die Regierung ihr Aeußerstes getan habe, im Begriff seien, zu einem befriedigenden Abschluß zu kommen. Jn diesem Falle werde, sobald die Ordnung in Persien wieder hergestellt sei, auch die dortige Lage sih wieder normaler gestalten. Die Regierung sei nicht in der Lage, in die besonderen Streitigkeiten, die lediglih Rußland und Persien angingen, einzugreifen ; denn die allgemeine Politik der Regierung sei die, dafür zu sorgen, daß der russische Einfluß, der in Nordpersien schon lange bestehe, sich nicht in einer für Jndien nachteiligen Richtung ausdehne.

Frankreich.

Der Kriegsminister Millerand hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, - allwöchentilich die Generale, den Chef des Generalstabs der Armee, die Unterchess und die Direktoren des Kriegsministeriums zu Konferenzen zusammen- zuberufen, auf denen verschiedene Fragen geprüft werden sollen. Die erste Konferenz wird sih mit dem Flugwesen beschäftigen. Für Flugzeuge wird ein Kredit von annähernd 22 Millionen Francs gefordert und das gegenwärtige Programm für Lenk- luftschiffe ohne Aenderung weiter verfolgt werden.

In der gestrigen Sizung des Senats standen die FInterpellationen über die auswärtige Politik des Kabinetts auf der Tagesordnung.

Wie „W. T. B." berichtet, bat der Justizminister Briand, die Besprechung der Juterpellationen bis nach der Annahme des deuts{h- französishen Abkommens zu vertagen. Delahaye erhob dagegen Widerspruch, da dann seine Interpellation zwecklos sei. Worüber er fich vor allem beklagen wolle, sei die Weigerung der Kommission, be- stimmte maßgebende Persönlichkeiten über die Abtretung eines Teils des Kongogebietes anzuhören. Er habe neue Tatsachen vor- zubringen. Der Senat erklärte ich damit einverstanden, daß die Interpellation zu derselben Zeit beraten werde, wie das deutsh- französishe Abkommen. Der Senator Gau din de Villaine ver- langte, daß die Interpellation, die er über denselben Gegenstand ein- gebracht habe, vor dem Abkommen beraten werde. Der Justizminister Briand beantragte von neuem, daß die Besprehung über die Inter- pellationen von der über das Abkommen getrennt werde. Nibot er- tlärte, Frankreih erwarte mit Ungeduld, daß der Senat über das deutsch-französische Abkommen beschließe. Das sei die erste und wichtigste Frage, die zu lösen wäre. Der Senat könne bestimmen, daß das Abkommen an erster Stelle beraten werde. Und das bitte er ihn im Namen der zuständigen Kommission zu tun. Schließlich zog Gaudin de Villaine seine Interpellation zurü.

Der nah Tunis bestimmte französishe Postdampfer „Manuba“, der am Mittwoh von Marseille abgegangen war, ist, obiger Quelle zufolge, von dem italienishen Kreuzer „Agordat“ auf hoher See angehalten und nach Cagliari ge- braht worden. Nach einer telegraphishen Meldung des Kapitäns des Dampfers is seine Weigerung, dem italienishen Kreuzer 29 türkishe Passagiere auszuliefern, die durch ihre Eigenschaft als Krankenpfleger des Roten Halbmondes und durch die französische Flagge geshüßt waren, die Ursache gewesen, daß die „Manuba“ beschlagnahmt worden ist. Der Ministerpräsident Poincaré hat, sobald er von dem Zwischenfall des Postdampfers „Manuba“ Kenntnis erhalten hatte, dem Vertreter Frankreichs in Rom auf tele- graphischem Wege die notwendigen Anweisungen gegeben.

Ftalien. Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht über den Zwischen- fall der „Carthage“ folgende Note: Gestern abend fand in der Consulta eine herzliche Unterredung

zwischen dem Minister des Aeußern di San Giuliano und dem französishen Geschäftsträger Legrand statt, der die Erklärung ab-

gab, daß der Flieger Duval der französischen Regierung gegen die förmliche Verpflichtun M rewaiag v Weder S Cbean noch mit seinem Blugieng in die Dienste eines der krieg. ührenden Teile zu treten, und daß die französishe Regierung über die peinliche Erfüllung dieser ihr gegenüber eingegangenen Verpflichtung wachen werde, um so die italienishe Regierung in dieser Hinsi vollkommen sicher zu stellen. Infolge dieser Erklärung hat die italienische Regierung telegraphisch die Weisung erteilt, die „Carthage“ mit ihrer Ladung unverzüglich freizugeben.

Zu der Beschlagnahme des französischen P ost- dampfers „Manuba“ erklärt die „Agenzia Stefani“, die Regierung hätte die zuverlässige Mitteilung erhalten, daß ay Bord des Tunis passierenden Dampfers 19 türkische Offizier und Soldaten, deren Namen s\ogar angegeben worden wären, von Marseille nah Tripolis gehen sollten. Der Transport werde von Leuten geleitet, die sich mit Beförderung von Kriegsfkonterbande befaßten, und führe eine sehr große Summe Geldes bei sich, die für die türkishe Armee in Tripolis be- stimmt sei. Auf diese Nachricht hin sei die „Manuba“ vor- gestern morgen angehalten und von dem Kreuzer „Agordat“ nah Cagliari geleitet. An Bord seien in der Tat die er- wähnten Personen und die angezeigte Geldsumme gefunden worden ; nah deren Ausschiffung sei der Dampfer wieder frei- gegeben worden.

Spanien.

In der Deputiertenktammer standen gestern die Er- eignisse im September vergangenen Jahres zur Ver- handlung. Auf die Angriffe mehrerer Republikamer erwiderte der Ministerpräfident Canaleja s laut Bericht des „W. T. B.“ daß an der Spitze der Bewegung die radikalen Sozialisten ge- standen hätten und die Strenge, die gegen die an der Em- pörung Schuldigen angewandt worden sei, gerechtfertigt gewesen wäre. Der Ministerpräsident \prach dann auch über die Operationen von Melilla und erklärte: „Wir ziehen niht in den Krieg, aber wir müssen die öffentlihen und S Verträge anwenden; das ist für uns eine Frage der Ehre“.

Amerika.

Im amerikanischen Repräsentantenhause wurde gestern eine Resolution eingebracht, die eine Untersuchung über die sogenannte ausländishe Schiffahrtsvereinigung vorsieht. Der Präsident Taft ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit der Untersuchung einverstanden, glaubt aber, daß sie wegen ihrer Tragweite für die internationalen Beziehungen fowohl vom Senat wie auh vom Repräsentantenhaus geführt werden sollte. Die demokratischen Führer stimmen Tafts Ansicht zu.

Die Armee der regulären Regierung von Ecuador unter Julio Andrade hat, obiger Quelle zufolge, die Armee derprovisorishenRegierung bei Yagunchi geschlagen. Veber 1000 Mann sind getötet oder verwundet worden. Jn- folge der Niederlage sind die revolutionären Führer bereit, die Friedensvermittlung der ausländischen Konsuln anzunehmen.

Vom „W. T. B.“ verbreiteten Blättermeldungen aus Asuncion zufolge haben die Anhänger Nojas die Stadt nach heftigem Straßenkampfe wieder eingenommen. Die Revolutionäre ergriffen die Flucht; ein Teil hat sich auf die Kriegsschiffe geflüchtet.

Wie die „Agence Havas“ aus Buenos Aires meldet, hat sich die Lage infolge der Weigerung der Eisen- bahngesellshaften, das neue Personal zu entlassen und die Ausständigen wieder einzustellen, verschlimmert. Die Aus- ständigen haben der Regierung mitgeteilt, daß sie auf ihrer Forderung der Gesamteinstellung bestehen. Die Regierung hat daraufhin jede weitere Vermittlung abgelehnt und erflärt, sie werde nun energische Maßregeln zur Sicherung des Eisenbahn dienstes ergreifen. Die Zugverspätungen erregen lebhafte Unzufriedenheit im Publikum. Zweitausend Reisende ver- anstalteten gestern heftige Kundgebungen auf der Station Constitucion, wobei einige Verhaftungen vorgenommen wurden.

Afien.

Nach Meldungen des „Reutershen Bureaus“ wurde gestern im Kaiserlichen Palast in Peking eine längere Beratung über die Abdankung des Thrones abgehalten; sie mußte jedoch vertagt werden, ohne ein Ergebnis gezeitigt zu haben. Die führenden Prinzen sprahen sch für bedingungslose Abdankung aus, drei jüngere Prinzen sowie der ehemalige Tatarengeneral Tihliang von Nanking ertlärten sih jedoch nicht damit einverstanden, daß sich der Hof nach Jehol zurückziehen sollte. Den ganzen Tag über herrschte in Peking gewaltige Aufregung sowohl unter den Ausländern, als auch unter den Chinesen, da ein Aufruhr der Mandschus befürchtet wurde, der indessen nicht wahrscheinlich ift.

Afrika.

Vorgestern hat bei Gargaresch zwischen Jtalienern und Arabern ein erbitterter Kampf stattgefunden, der den ganzen Tag dauerte und mit dem Rückzug der Araber endete. Ueber den Verlauf des Kampfes liegt folgender Bericht der „Agenzia Stefani“ vor:

Da das Oberkommando die Errichtung zweier Schanzen an- geordnet hat, deren jede geräumig genug sein foll, um zwei Kom- pagnien zum Schutze der Steinbrüche von Gargaresch aufzunehmen, woher die für die Hafenarbeiten in Tripolis nötigen Steine ge- nommen werden follen, ging vorgestern früh eine Truppenabteilung vom kleinen Fort B dahin ab, um mit den Arbeiten zu beginnen. Die Abteilung, die von dem Oberst Amari vom 52. Infanterteregiment befehligt wurde, seßte sich zusammen aus drei Bataillonen des genannten Regiments, einem Bataillon der ersten Grenadiere, einer Batterie Gebirg8s8geshütße, einer Gruppe Artillerie Nr. 75, etner Kompagnie Pioniere und anderer technts{her Truppen sowie zwei Schwadronen Kavallerie, die zur Erkundung der Kolonne voran- marschierten. Als die Kavallerie an der Grenze der Oase Gargar-\{ ankam, wurde sie von arabi\chen und türkischen Trupps, die in der Oase verborgen waren, mit Feuer empfangen. Alsbald säuberte die Kavallerte das Vorgelände, das Grenadierbataillon rückte vor und bezog einen Kilometer im Westen der Vase eine Stellung mit der Kavallerie, die sch zu ihrer Linken sammelte, und "einem Bataillon des 52. Regiments als Unterstüßung. Die anderen Truppen bildeten die Reserve beim Turm Gargaresch. Nachdem die zum Schuße der Arbeiten bestimmten Truppen so verteilt waren, ging die Pionierkompagnie an das Abstecken der Nichtungslinien der beiden Schanzen. Inzwischen aber kehrte der Feind, der vor dem Feuer der Deckungstruppen sih zurückgezogen hatte, mit viel beträhtliheren Streitfräften zurück und machte einen entschlofsenen Angriff gegen die Grenadiere, die von Fonduk el Toger vorgingen, und begann zu gleicher Zeit eine B um den rechten Flügel der Italiener gegen das Meer hin einzu- \{chließen. Sofort nahm die italienishe Artillerie Stellung auf der 20 m hohen Anhöhe und eröffnete auf 500 m Ent- fernung vom Turm Gargaresch das Feuer auf die er Kolonnen des Feindes, der zum Angriff und zur Einschließung der Staliener vorrüdckte, während die Grenadiere und ein Bataillon des

ents am äußersten westlißen Ende der Oase E i us Eee O abzuwarten. Gegen diese Stellung der Îtaliener rückte der Feind zu wiederholten Malen vom Westen und Süden her vor, aber alle Angriffe wurden dur das italienische Fnfanteriefeuer und namentlich auch durch das der Artillerie zurückgewiesen, sodaß um 3# Uhr Nachmittags die Araber und Türken in vollem Rückzug gegen Fonduk el Toger be- riffen waren, immer verfolgt von dem Feuer der „italienif en Ge- schüe, das thnen sihtlich bedeutende Verluste zufügte. JIuzwischen waren gegen das kleine Fort B zwei wettere Reservebataillone entsandt worden, und zwar eines von dem 11. Bersaglieri- und das andere vom 82. Infanterieregiment. Aber der Feind hatte auf jedes weitere Norgehen verzihhtet und zog sich Schritt für Schritt zurück. Gegen 5 Uhr schossen nur noch wenige Araber aus großer Entfernung und ohne Wirkung, während das Gros immer mehr infolge der erlittenen ernsten Verluste in völliger Unordnung zurückwih. Auf italienischer Seite waren die Verluste leiht. Gegen Abend hörte das Gewehr- feuer auf, und die Pionierkompagnie konnte sich jeßt den Befestigungs- werken mit der nötigen Ruhe widmen.

Um die Einwohner und die Besaßung von Zuara, die die kleinen italienishen Schiffe auf ihrer Kreuzfahrt in der Nacht vom 16. zum 17. Januar mit Gewehrfeuer empfangen hatten, zu bestrafen, ist die Stadt, der „Agenzia Stefani“ zu- folge, vorgestern von italienischen Kriegsschiffen bombardiert worden. Durch das Feuer wurden die Kaserne und die Residenz des Kaimakam zerstört. Gruppen von Arabern zu Fuß und zu Pferde und reiterlose Pferde stürmten in en Schrecken nach allen Seiten und fielen unter den italienishen Granaten. Das Feuer, das für kurze Zeit um Mittag unterbrochen worden war, wurde gegen 1 Uhr mit -Nachbruck wieder aufgenommen und gegen die Schanzgräben gerichtet. Auf italienisher Seite sind keine Verluste zu verzeichnen.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Hause der Abgeordneten sind eine Nach- weisung der durch Kauf und Tausch vorgekommenen Flächenzugänge sowie der durch Verkauf und Tausch eingetretenen Flächenabgänge bei der Domänen- verwaltung für das Etatsjahr 1910 und eine Denk- \chrift, betreffend diejenigen in dieser Nachweisung mit- enthaltenen Veräußerungen und aus dem außerordentlichen Domänenankaufsfonds (Kapitel 1 Titel 3 der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1910) bewirkten Erwerbungen, bei denen der Wert 100000 ( im Einzelfalle übersteigt, vor- gelegt worden.

Nach der an erster Stelle genannten Nachweisung sind im Etats- jahre 1910 bei der Domänenverwaltung in Zugang gekommen: durch Kauf 2510,094 ha, für die 3427 691 M gezahlt worden sind, darunter allein in den national gefährdeten Teilen von Oberschlesien (Regierungsbezirk Oppeln) 2069,498 ha für 2695 728 4 (Durch- schnittsprets für das Hektar 1212 4), in Schleswig-Holstein gleihfalls aus nationalpolitischen Nücksihten 283,180 ha für 337 384 46 (das Hektar für 1191 4), ferner im Regierungsbezirk Merseburg 70,823 ha für 215270 6 (das Hektar für 3032 M), im Regierungsbezirk Königsberg 48,447 ha für 52080 4 (das Hektar für 1075 S), dur) Tausch 90277 ba im ganzen also 2600/31 ha; deren Grundsteuerreinertrag 33997 A beträgt. Davon sind 2589, 1953 ha dem Domîänenvorwerk8areal hinzugetreten. úIn Abgang kamen während des Etatsjahres 1910: durch Verkauf 4695515 ha für 9415289 M, davon 1514,818 ha im RNegierungs- bezirk Magdeburg für 2 422 905 46 (Durchschnittspreis für das Hektar 1599 6), 1375,739 ha im MNRegterungsbezirk Bromberg (an die Ansiedlungskommission zweck3 Auftetlung und Besiedlung) für 1 966 277 M (das Hektar für 1429 A), 539,433 ha im Regterungs- bezirk Aurich (hierunter 365,552 ha Dünenparzellen und unkultivierte Maoorflächen) für 414457 4 (das Hektar für 768 M), 300,511 ha im NRegierungsbezirk Marienwerder (an die Anfiedlungskommission zu Besiedlungszwecken) für 402 597 6 (das Hektar für 1340 é), 267,099 ha im Regierungsbezirk Posen (gleichfalls an die An- siedlungskommission) für 303184 (das Hektar für 1135 M), 105,614 ha im Negierung8bezirk Königsberg für 264419 4 (das Hektar für 2504 #4), ferner 210,102 ha im Regierungsbezirk Potsdam (von der Domäne Dahlem) für 2393 849 46 (das Hektar sür 11 394 M), dur Tausch 111,790 ha, im ganzen also 4807,305 ha, deren Grundsteuerreinertrag 83 902 46 beträgt. Davon warcn 3930,787 ha Domîâänenvorwerk8areal.

___ Veber den Stand der Aufteilung der Domäne Dahlem enthält die oben an zweiter Stelle genannte Denkschrift einige Angaben. Danach bat auch in dem Jahre vom 1. Oktober 1910 bis 30. Sep- tember 1911 das Aufteilungsgeschäft fich weiter günstig entwickelt. Bei den Grundstückspreisen ist gegen früher ein verstärktes Steigen zu verzeichnen, das im wesentlichen dem Schnellbahnbau zu verdanken ist. Im ganzen sind im Berichtsjahre 89 644 qm (55 Parzellen) zum Verkauf gekommen, dite einen Gefamterlös von 2 562 514,50 M, also durch\chnittlich 28,59 4 für das Quadratmeter gebracht haben. Im Vorjahre stellte sfich bei insgesamt 54 verkauften Parzellen mit 138 422 qm Fläche der Durhschnittserl8s für das Quadratmeter auf 24,90 Æ, während das vorhergehende Jahr (1908/1909) einen solchen von 22,09 A aufwies. Die Zahl der fertigen oder im Bau begriffenen Wohngebäude, die im Vorjahre um 35 auf 228 aeftiègen war, hat sih im leßten Jahre auf rund 300 erhöht. Die Einwohnerzahl Dahlems beträgt jeßt mehr als 4000. Der Schnell- bahnbau wird mit Nachdruck gefördert, sodaß die Eröffnung des Betriebes binnen längstens zwet Jahren zu erwarten ist. Die anbau- fertigen Straßen weisen eine Gesamtlänge von 32 km, die Shmußwasser- leitungen eine solche von 45 km auf. Das neue Unterrichtsgebäude für die höhere Mädchenschule ist Ostern 1911 bezogen worden. Diese Schule sowie das Gymnasium und die Schülerheimkolonie zeigen dauernd eine günstige Entwicklung. Das Gymnasium wird zurzeit von 275, die höhere Mädchenschule von 263 Schülern bezw. Schülerinnen besucht. Die Oberprima des Gymnasiums und die oberste (1.) Klasse der höheren Mädchenshule werden zu Ostern 1912 eröffnet. Der Dahlemer Bebauungéplan, der wegen des Baues ver Schnellbahn und der Ne- servierung bezw. Bereitstellung der für Staatsbauten bestimmten Flächen etner Umarbeitung bedurfte, ist im verflossenen Jahre in der abgeänderten Form festgestellt worden. Dabei ist es möglih gewesea, durch Anlegung von Shmuckpläßen und entsprehende Straßenführung den ästhetishen und kfünstlerischen Gesichtspunkten in erhöhtem Maße Rechnung zu tragen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die vorläufigen Ergebntisse der Viehzählung vom 1. Dezember 1911 in Baden.

Nach ven in den „Statistishen Mitteilungen über das Groß- herzogtum Baden“ veröffentlihten Ergebnissen der vorläufigen Fest- stellungen wurden bet der Viehzählung in Baden am 1. Dejeitber 1911 634 016 Rinder gezählt, d. \. 1297 Stü oder 0,20% mehr als im Vorjahre. Wenn auch die Zunahme des Nindvieh- bestands nicht erheblih ist, so is doch wenigstens kein Rückgang eingetreten, wie wegen der Futterknappheit und wegen der Folgen der Maul- und Klauenseuche zu befürhten war. Nah der Gattung der Ttere und den einzelnen Alteröklafsen ergibt ih folgendes: Es

betrug

- Ausstand, der am

die Zunahme bei 9/0

Farren von über 2 Jahren . S 79 Stück ETE «¿Bo 4 V6.2 ahren. ¿C4 s E s 23,13 Neiblingen und Rindern von 1 bis 2 Jahren 1430 , 2,03 Cie Von L S2 Sabel e 20A 9,95 Jungvieh von über 3 Monaten bis 1 Jahr 7439 , 10,19,

die Abnahme bet Kühen 5 039

Rindern und Kalbinnen, 2 Jahre und älter 933 C 1246 3,89 Kälbern von unter 3 Monaten . e 4054 93%

Die Zunahme hetrifft also in der Hauptsache die jüngeren Altersklassen von über 3 Monaten bis zu 2 Jahren, während bei den 2 Jahre alten und älteren Tieren mit Ausnahme der Farren eine Abnahme zu verzeichnen ist. Ungünstig ist der weitere Rückgang der Zahl der Kühe um 1,46%, die {on bei der leßten Viehzählung eine starke Abnahme zeigte. Der Rückgang der Zahl der Kälber von unter 3 Monaten um 9,35 9/6 fällt niht fo sehr in das Gewicht, da das Jungvieh von über 3 Monaten bis zu 1 Jahr um 10,19 9/9 zu- genommen hat. Es find daher auch die Aussichten für die weitere Cntwiklung der Nindviebzuht niht ungünstig.

Die Zahl der Schweine betrug nah vorläufiger Feststellung 500 740, fie hat sihch gegen das Vorjahr um 14581 Stück oder um 2,83% vermindert. Die einzelnen Gattungen und Altersklafsen verhalten sich dabet, wie folgt: Es betrug

die Abnahme bei den j 9%

E und Sprungebern von über 1 Jahr 32 Stü 1,42

ucht- und Mutterschweinen C G 8,32 sonstigen, nicht zur Zucht verwendeten

Schweinen von über 1 Sabr (.ck 292 = O83 unter F Jahr alten Ferkeln . 1168 417.

die Zunahme bei den 4 Jahr bis unter 1 Jahr alten SPhweinen 92 „= -0,/60.

Hiernach ist bei allen Altersklassen mit Ausnahme der #4 Jahr bis unter 1 Jahr alten Schweine eine Abnahme eingetreten. Am \hwerwiegendsten find der erheblihe Rückgang der Zahl der Mutter- \chweine und die starke Abnahme bei den unter # Jahr alten Ferkeln. Die Schweinezucht ist demnach in Baden infolge der niedrigen Preise für Fettshweine und wegen des geringen Ausfalls der Kartoffelernte bereits erheblich eingeshränkt worden, was für die weitere Fleisch- versorgung der Bevölkerung keine guten Aussichten eröffnet.

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1,46 3,33

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Zur Arbeiterbewegung.

Vier Fünftel der Mälzereiarbeiter Kulmbachs legten, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Arbeit nieder. |

Ueber 20 der größten Maschinenfabriken Böhmens haben, wie „W. T. B.“ aus Prag meldet, bes{lossen, sämtliche Arbeiter auszusperren, weil diefe die neue Arbeitsordnuna nicht anerkannt haben. Von der Auss\perrung, die am Dienstag in Kraft treten foll, werden über 10 000 Arbeiter betroffen.

Der englische Baumwollfstreik ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Manchester beigelegt worden, die Arbeit in den Fabriken wird am Montag wieder aufgenommen werden. (Vergl. Nr. 15 d. Bl.)

Aus Birmingham wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: In Verfolg der gemeldeten Abstimmung hat eine Konferenz der Bergarbeiter beschlossen, daß Anweisungen für den allgemeinen 1. März beginnen foll, sofort erteilt werden. Die Konferenz erörterte eingehend die Frage weiterer Unterhandlungen und beschloß, den Arbeitgebern mitzuteilen, daß die Arbeiter zur Fort- seßung der Friedensverhandlungen bereit seien. (Vergl. Nr. 18 d. Bl.)

Die Maschinisten der Großen Oper in Parts haben fi, eW. T. B.* zufolge, dem Streik des Ballettkorps (vergl. Nr. 14 d. Bl.) angesch{lossen. Jn einer Versammlung, an der die Direktoren, die Maschinisten und das gesamte Personal der Großen Oper teilnahmen, kam es zu einem einstweiligen Kompromiß, sodaß die gestrige Vorstellung um 97 Uhr begonnen werden konnte.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" f. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Setne Majestät der Kaiser und König hat dem Deut- schen Museum in München zwei Stipendien bewilligt, aus deren Zinserträgen alljährlich zwei zu Hochschulen übergehenden Studierenden der Besuch der Sammlungen des Deutshen Museums ermöglicht werden soll. Die Stipendien sollen, wie ,W. T. B." mit- teilt, Zöglingen des Friedrihs-Gymnasiums tin Cassel und des Kaiser Wilhelms-Realgymnasiums in Berlin zugutekommen. Auch der Reichs- fanzler und der Staatssekretär des Innern haben dem Deutschen Museum Stipendten zur Verfügung gestellt, um auch ihrerseits dazu beizutragen, daß die wertyollen Sammlungen dieser vaterländischen Anstalt unbemittelten Studierenden in \teigendem Maße zugänglich gemacht werden.

Die öffentlichen Vortragsreihen im Kunstgewerbe- museum beginnen in der nächsten Woche: am 22. spricht der Direktor Jessen über den Kaufmann und das heutige Kunstgewerbe (nur für Kaufleu te); am 23. Dr. Regling über die Münze als Kunstwerk und am 25. Dr. Schmiß über die Geschichte der deutshen Glasmalerei.

Die Januarausfstellung der Galerie Eduard Sgq@ulte, welhe die große Sammlung von Professor Albert von Keller und die Sammlungen von Professor Benno Becker, J. G. Dreydorff, A. Gartmann, Professor Adolf Hengeler, Professor Franz von Stuck u. a. umfaßt, wird am 25. Januar geschlossen.

Eine Karte der Dialekte und Sprachen Rußlands wird demnächst von der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg herausgegeben werden. Es sind auf thr, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, nicht nur genau die Gebiete der drei wichtigsten Sprachgebiete, Groß- russi, A und Kleinruffish bezeichnet, sondern au tinner- halb dieser die Gebiete der Dialekte. Innerhalb des großrufssischen als des ausgedehntesten und wichtigsten Gebietes if ein nördlicher, ein (EitvaleusM dee (mit dem typischen moskowiter Dialekt) und ein südrussisher Kreis unterschieden. Die Arbeit der Kommisfion, die unter Leitung des Akademikers Durnowo stand, stellt das erste praktishe Ergebnis einer mehr als zehnjährigen gründlihen Forscher- arbeit dar und wurde von der Akademie durch eine Belobigung ausgezeihnet. Der Karte wird ein Abriß der russischen Dialektologie beigegeben werden.

Verkehrswesen.

Postausweiskarten.

Auf Wunsch der ungarischen Postverwaltung tritt das Ueberein- kommen wegen Anerkennung der in Deutschland ausge- stellten Postausweiskarten seitens der Postanstalten in Ungarn erst am 1. Februar in Kraft.

Zum 1. März wird das Postamt [Il in Friedrihsfelde b. Berlin in ein Postamt IIT .und das Postamt III1 îin Nieder Schönewetide in ein Postamt 11 umgewandelt.

u internationalen Straßenkongressen vereinigten si auf Anregung Frankreihs vor einigen Jabren eine größere Anzahl von Staaten mit dem Zweck, die mannigfaltigen Fragen des Baues

und der Unterhaltung der Straßen zu untersuchen, die infolge des

zunehmenden Verkehrs, insbesondere mit Automobilen überall ent- standen find. Es sei hierzu nur auf die Staubbelästizung hingewiesen. Der Kongreß trat zuerst in Paris und darauf 1910 in Brüssel zusammen; ein ständiger Aus\{chuß, dem Vertreter der einzelnen Staaten angehören, hat seinen Siß in Paris. Wie das ,Zentral- blatt der Bauverwaltung“ mitteilt, ist nun in Deutschland durch Ver- einbarung der bisher an den internationalen Kongrefsen beteiligten Bundesregierungen ein „Deutscher Ausschu d zur zweckmäßigen Vorbereitung der Kongresse gebildet worden. iesem gehören an: als Vorsigender der Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald; ferner für Preußen Vertreter des Ministeriums, der Provinzial- verwaltungen und der großen Städte sowie für die übrigen Bundes- regierungen je ein Vertreter. In seiner ersten Sißung in Berlin am 13. Dezember 1911 hat sich der Ausshuß konstituiert und einen ge- häftsführenden Ausshuß gebildet, dessen fünf Mitglieder aus den ver- schiedenen Gruppen der Straßenbauinteressenten gewählt wurden. Ein von den technischen Mitgliedern aufgestellter Fragebogen wird dem- nächst an die Straßenbauverwaltungen gelangen. Anfragen hierüber und über den deutshen Aus\{chuß im allgemeinen sowie Mitteilungen und Anregungen aus dem Gebiet der Straßenunterhaltung, besonders auch bezüglih der Staubbekämpfung, können an den Leiter der Ge- schästsstelle, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Tull in Berlin, Ministerium der öffentlihen Arbeiten, gerichtet werden.

Verdingungen.

__ Der Zuschlag auf die von dem Verwaltungsressort der Katser- lihen Werft zu Wilhelmshaven am 9. Dezember 1911 ver- dungene Ausführung der Erd-, Ramm-, Zimmer-, Maurer-, Betonierungs- und JIsolierungsarbeiten eins{chließlich Lieferung der fiefernen Kanthölzer und Bohlen, der Ziegelsteine, der Rundeisen- einlagen und des Goudrons für die Gründung der Schiffbauwerkstatt auf dem Gelände der neuen Torpedowerft ist der Firma Th. Kuper, Nüstringen, erteilt worden zum Gesamtpreise von 19 725,10 4.

Niederlande.

Der Direktor der Gemeindegasanstalt in Vlaardingen (Provinz

Südholland) bittet um Preisangabe für die Lieferung von 115 000 kg gußeiserner Nöhren und Hilfsstüde. Die Angebote müssen spätestens am 27. Januar d. J. auf dem Geschäftszimmer der Gemeinde- gasanstalt eingegangen sein, woselbst die Bedingungen gegen Be- zahlung von 0,25 Fl. erhältlich sind. ___ 23. Januar 1912, 24 Uhr. Stadtverwaltung in Nymwegen, im Rathause: Lieferung von drei eisernen Pontons für das Fluß- s{chwimmbad. Das Besteck mit zugehöriger Zeichnung ist auf Franko- anfrage in der Stadtschreiberei gegen Bezahlung von 0,40 Fl. er- hâltlih. Auskunft wird auf dem Geschäftszimmer des Direktors für städtishe Arbeiten, aan de Korenmarkt in Nymwegen, erteilt.

25. Januar 1912, 3 Uhr. Vorstand der Vereeniging Land- bouwbelang in Sandberg (Provinz Nordbrabant) bei S. Aubroeck : Lieferung von 20 000 kg Ammoniaksuper und 10 000 kg Chilesalpeter. Einschreibungsbillette sind bet dem Schriftführer erhältlich.

Belgien.

Lastenhefte können, wo nichts anderes vermerkt, vom Bureau des adjudications in Brüffel, Rue des Augustins 15, bezogen werden.

31. Januar 1912, 12 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von 70 000 Knallkapseln für den Signaldienst der Staatsbahnen für 1912. Speziallastenheft Nr. 354. Sigerheitsleistung 1100 Fr. Ein- geshriebene Angebote zum 27. Januar.

31. Januar 1912, 12 Uhr. Ebenda: Lieferung von 200 Sperr- \cheiben mit Eisenmasten für den Gleisdienst. 4 Lose. Sicherheits- leistung je 600 Fr. Spezialavis Nr. 336. Preis der Pläne 6,20 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 27. Januar.

31. Januar 1912, 1 Uhr. Eben da: Leferung von 170 Stahl- Cn, Achsen und 42 Zylindern. 11 Lose. Speztiallastenhbeft

fi ;

2. Februar 1912, 14 Ubr. Hôtel de ville in Brüffel: Uefe- rung von 100000 kg Hafer für den Siraßenreinigungsdienst. 2 Lose zu je 50 000 kg. Lastenheft 50 Cts. vom Bureau de la Compta- bilité, Nue du Lombard 16. Eingeschriebene Angebote zum 1. Februar.

Aegypten.

Aegyptishe Staatseisenbahnen und -Telegraphen in Kairo. 6. März 1912, Vormittags 10 Uhr: Verkauf von Altmaterial. Lastenheft in französisher und englisWer Sprache beim „Reichs- anzeiger“ fowie im Bureau der „Nachrichten für Handel und Industrie“ in Berlin W., Wilhelmstraße 74.

Theater und Musik.

Lustspielhaus.

„Die Damen des Regiments", ein Schwank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschiß, dessen Erstaufführung gestern im Lustspielhause stattfand, erregte viel Heiterkeit und erzielte einen Erfolg, der einige Dauer zu versprechen schien. Das Leben im allgemeinen und das OÖffiziersleben im besonderen spiegelt das Stück noch weniger wider als die Vorgänger seiner Gattung, die an der- selben Stätte gespielt worden sind. Die Verfasser arbeiten nur mit alten, noch dazu reihlich vergröberten Schwankfiguren, die fie nah Laune, ohne jede Rücsiht auf Wahrscheinlichkeit kommen und gehen lassen. Aber sie hatten die Laher auf ihrer Seite und somit ge- wonnenes Spiel. Wenn man verrät, daß der Kommandeur eines Dragonerregiments, der keinen Sekt vertragen kann, im Rausch die Hand seiner Tochter einem seiner Offiziere verspriht, ohne später zu wissen, wen er zum Schwiegersohn erkoren hat, so läßt fich aus dieser Andeutung aus dem Inhalt auf das Wesen des ganzen Stüdes schließen. Grundbedingung für seinen Erfolg auf der Bühne ist eine flotte Darstellung, die den Zuschauer nicht zum Nachdenken kommen läßt; und diefe Bedingung wurde gestern unter der Regie des Herrn Ernst Bach, der selbst einen der zahlreihen Dragoner- leutnants gewandt spielte, erfüllt. Die Hauptgestalt des Dragoner= obersten wurde durch die liebenswürdize Art Tren Schönfelds vor der Gefahr gerettet, BEGME zu wirken, und den Schwiegersohn gab Herr Spira ebenfalls ohne Uebertreibung. Mit der kleinen Rolle der Oberstentochter fand fich Fräulein Koeler gut ab. Die anderen Damen des Regiments fanden in den Damen Marba, Euler, Gutmar ebenfalls passende Vertreterinnen. Recht komische Wirkungen erzielten

ranz Arnold mit der Nolle eines jüdishen Heiratsvermittlers, Nichard Georg als Wachtmeister und die Herren Impekoven und L als Darsteller der unvermeidlichen dumms{lauen Offiziers- urschen.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntag, Verdis „Otello* in der Neueinstudierung wiederholt. Herr Berger ingt die Titelrolle, die Desdemona: Fräulein Dux, die Emilia: Fräulein Ober, den Jago: Herr Hoffmann, den Cassio: Herr Sommer. ie Herren Henke, Mang, Krasa sind Vertreter der übrigen Rollen. Dirigent ist der Kapellmeister Ble. Am Montag wird „Mignon“, mit Frau Salvatint in der Titelrolle, aufgeführt, im übrigen lautet die Besetzung: Philine: Fräulein Dietrih; Wilbelm Meister: Herr Kirhhoff; Lothario: Herr Bachmann; Laörtes: Dahn; Friedrih: Herr Alma; Jarno: Herr Krasa. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. Im Königlichen Schauspielhause geht morgen „Prinz Friedrich von Homburg“ von H. von Kleist, mit taegemann in der Titelrolle in Szene. Den Kurfürsten spielt Herr Kraußneck, die Kurfürstin: Fräulein von Arnauld, die Prinzessin Natalie: Fräulein von Mayburg, den Oberst Kottwiß: Herr Pohl. Am Montag wird Adolf L'Arronges Lustspiel „Doktor Klaus" wiederholt. Die t rollen liegen in den Händen der Damen Steinsieck, Heigler, Vollmer und von Arnauld sowie der Herren Vollmer, Í

holz, Boettcher und Vallentin.