1912 / 25 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Jan 1912 18:00:01 GMT) scan diff

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echt nach Maßgabe des Geseßes vom 11. Juni : H ere iben, e t rae arte folgt zurü. Neues Palais, den 13. Januar 1912. Wilhelm R. von Breitenbach.

An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt von Necker in Treffurt ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts zu Naumburg a. S., mit Anweisung seines Amtssizes in Treffurt, und

der bei dem Amtsgericht in Elze zugelassene Rechtsanwalt Niemann in Gronau zum Notar für den Bezirk des Ober- landesgerihts zu Celle, mit Anweisung seines Amtssizes in Gronau, ernannt worden.

Ministerium der en und Unterrichts- angelegenheiten.

Dem Dozenten an der Technischen Hochschule in Hannover August Voigt ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Zum Pfarrer der deutschen evangelischen Kirchengemeinden Linha Brochier und Campestre (Rio Grande do Sul, Brasilien) ist der Pastor Friy Rupflin, bisher in Teutonia (Brasilien), berufen worden. ,

Zum Reiseprediger des Südbezirks der deutschen evange- lishen La Plata-Synode mit dem Wohnsiße in Bahia Blanca ist der Synodalvikar Johs. Hoffmann in Krombach, Kreis Siegen i. W., berufen worden.

Bekanntmachung.

Dem Markscheider Heinrih Müller IV. ift von uns unterm 23. Dezember 1911 die Berechtigung zur selbständigen Ausführung von Markscheiderarbeiten innerhalb des vpreilßischen Staatsgebietes erteilt worden. Derselbe hat seinen Wohnsiß in Essen a. d. Ruhr genommen.

Dortmund, den 283. Januar 1912.

Königliches Oberbergamt. Liebrecht.

‘Nichzlamlliches. Deutsches Reich.

Prenßen. Berlin, 26. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg einen Besuch. i

Jn der am 25. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs dee Jnnern Dr. Delbrück ab- gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde über die Vorlage, betreffend Ausführungsbestimmungen zum Reichs- stempelgesez vom 15. Juli 1909, Beschluß gefaßt. Der Vor- lage, betreffend die Vereinbarung leichterer Vorschriften über den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutsch- lands und Luxemburgs, wurde die Zustimmung erteilt. Zu der Resolution des Reichstags zum Geseßentwurfe, betreffend Eisenbahnbauten im Ostafrikanischen Schußgebiete, nahm die Versammlung Stellung. Schließlich wurde über verschiedene Eingaben, betreffend Erlaß oder Erstattung von Zöllen und Abgaben, Beschluß gefaßt.

Der Kaiserlih chinesishe Gesandte Liang Cheng ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungsrat Paul Schul in Liegnig is der Königlichen Regierung in Wiesbaden, der Regierungsrat Frei- herr von Patow aus Köslin der Königlichen Regierung in Allenstein, der Regierungsassessor Dr. von Schmidt in Osnabrück der Königlichen Regierung in Merseburg und der Regierungsafsessor von Boetticher aus Potsdam der König- lichen Regierung in Lüneburg zur weiteren dienstlihen Ver- wendung überwiesen worden.

Dem Regierungsassessor Dr. Schmieding in Kyritz ist die kommifsarishe Verwaltung der erledigten Kreisamtmanns- stelle in Wildungen im Fürstentum Waldeck und Pyrmont übertragen worden.

Der neuernannte Regierungsassessor Herbert von Bis- marck aus Stettin ist dem Landrat des Kreises Frankenstein zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare Graf von Kaniß, Dr. jur. Burchard aus Königsberg und der Herzoglich anhaltische Regierungsreferendar Tür cke aus Merseburg haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Erzherzog Joseph, der bereits zweimal an Blind- darmirritation litt, hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, einen neuen s{chweren Anfall erlitten, der eine sofortige Operation notwendig machte. Das Befinden des Patienten nach der Operation war befriedigend, doch befindet sich der Erzherzog noch immer nicht außer Gefahr.

Frankreich.

In dem französiscch-italienishen Zwist ist, der „Agence Havas” zufolge, noch feine Einigung erzielt worden über die Formel, durch die der Zwischenfall beigelegt und die

Rechle Frankreichs betont werden sollen, ohne- daß der Würde

und dem Anschen Ztaliens zunahegetreten wird.

Die von der Senatskommission zue Beratung des deutsch-französishen Marokkoabkommens vor- gestern auf Antrag Ribots angenommene A die in den Bericht I eingefügt worden ist, hat laut Mel- dung des „W. T. B.“ folgenden Wortlaut:

Die Kommission ist der Meinung, daß in den leßten Jahren mit Geheimverträgen Mißbrauch getrieben worden ift. Ohne Zweifel überläßt die Verfassung von 1875 dem Präsidenten der Republik die Sorge, abzuwägen, in welchem Augenblick er den Kammern ohne Schaden für die Sicherheit und Interessen des Landes einen Vertrag mittetlen kann, aber sie ermächtigt ihn niht, einem öffentlihen Ver- trage Geheimfklauseln hinzuzufügen, durch welhe der Geist und die Bestimmungen des Vertrages abgeändert werden.

In der gestrigen Sizung erörterte die Senatskommission die Schlußfolgerungen aus dem Bericht Baudins, der mit einer einfachen Billigung des Uebereinkommens \chließt, weil feine andere Lösung mit den fran A Interessen vereinbar sei, und sagt, das Protektorat Frankreichs sei die Krönung der seit zehn Jahren verfolgten Politik, es werde Frankreich zwar Lasten auferlegen, die zunächst hemmend seien, aber es schaffe ns die Sicherheit, die bisher im Westen Algiers gefehlt habe. Die Debatte, an der sih de Courcel, Clémenceau, Pierre Baudin und d’'Esttournelles de Constant beteiligten, erstreckte sih, obiger Quelle zufolge, auf die Ausdehnung des Protektorats. Ferner wurde besprochen, wie- viel Menschen notwendig sein würden, um das Protektorat zu verwirklichen, und welche Streitkräfte zur Besetzung des Landes nach Marokko geschickt werden müßten. Auch über das Tempo, in dem die vorgeschlagenen Organisationen durchzuführen wären, wurde beraten. Die Abstimmung ergab die Annahme des Abkommens mit fünfzehn gegen zwei Stimmen bei vier Stimmenthaltungen. Gegen das Abkommen stimmten Clémenceau und Lamarzelle; andere Kommissionsmitglieder erklärten, daß sie nur resigniert für das Abkommen gestimmt hätten, ihm im Grunde aber nicht geneigt seien.

Jtalien.

Gestern vormittag hatten der französishe Botschafter Barrère und der Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano eine Unterredung. :

Portugal.

Der Präsident de Arriaga hat die nachgesuchte Demission des Kolonialministers Ribeiro angenommen, und der Justizminister hat vorübergehend die Geschäftc des Kolonialministeriums übernommen. Der Rücktritt des Kolonial- ministers ist laut Meldung des „W. T. B.“ auf Meinungs- verschiedenheiten zurückzuführen, die im Ministerrat zwischen dem bisherigen Kolonialminister und seinen Kollegen wegen gewisser Klauseln des Geseßentwurfs bezüglih der Verpachtung trans- afrikanisher Bahnen entstanden waren.

Türkei.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ sind in Gusinje und Plava \hwere Unruhen ausgebrochen, sodaß Militär dorthin gesandt werden mußte. Jn einem Dorfe bei Jstip warf eine fünfzehn Mann starke Bulgarenbande drei Bomben, von denen eine plaßte, drei Einwohner des Dorfes tötete und mehrere verwundete. Jn einem anderen Dorfe bei Jstip wurden durch sechs Bomben mehr als zwanzig Personen, darunter drei Soldaten, getötet.

Rumänien.

Der Ministerpräsident hat, wie „W. T. B.“ meldet, der Kammer einen Geseßentwurf, betreffend die Eröffnung auße r- ordentlicher Kredite, und zwar 30 Millionen für Heeres- zwecke und 30 Millionen für Eisenbahnen und Wasse r- bauten, unterbreitet.

Amerika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Rio de Janeiro sind die politishen Kämpfe wieder heftiger geworden. Jn Bahia kam es in den Straßen neuerlich zu Zusammen- stößen. Die Gebäude der Zeitungen, die die Kandidatur des Ministers Scabra bekämpfen, wurden in Brand gesteckt und geplündert. Auch in Fortaleza, der Hauptstadt des Staates Ceara, ist die Lage mit Rücksiht auf die bevorstehenden Wahlen ernst.

Die argentinishe Regierung hat laut Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, nach Ly wei Panzer- freuzer und zwei Torpedobootszerstörer zu schien wegen der beständigen Unruhen und wegen der inkorrekten Antwort Paraguays betreffs der Uebergriffe, die gegen argentinische Anlagen und Schiffe verübt worden sind.

Asien.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist Yuanschikai von dem ehemaligen Regenten mitgeteilt worden, daß der Thron ihm in Würdigung seiner Loyalität und seines Wirkens die Würde eines Marquis verliehen habe.

Die Friedensverhandlungen haben eine unerwartete Wendung zum Bessern genommen. Dr. Sunyatsen hat ein in den freundlichsten Ausdrücken abgefaßtes Telegramm an Yuanschikai geschickt, in dem er das Mißverständnis aufklärt, das sein neuliches Ultimatum an Yuanschikai verursacht hatte.

Aus Altsuidun wird gemeldet, daß der Pulverkeller von dem Befehlshaber der Kaiserlichen Truppen Tschintai, den die Revolutionäre abgeseßt hatten, in die Luft gesprengt worden ist. Etwa hundert Häuser follen zerstört und viele Personen, darunter Tschintai, getötet und verwundet sein.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“’ aus Tschalantun meldet, wurde der Gouverneur, als er mit einer chinesishen Truppenabteilung Chunchusen verfolgte, von fünf Banden, die über 200 Mann stark warey, umringt. Die Hälfte der chinesischen Truppenabteilung wurde getötet; auh der (Souverneur befindet sih unter den Gefallenen.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ sind die Ver- teidigungswerke in Gargaresch nunmehr vollendet. Bei Benghasi haben vorgestern einige Vorpostengefechte statt- gefunden, in denen die Beduinen und Türken geschlagen wurden, Sie hatten 150 Tote und Verwundete, während die Jtaliener keine Verluste hatten.

Nach amtlichen, in Konstantinopel eingetroffenen Nach- richten aus türfisher Quelle sind bei dem Bombardement Zuaras am 19. d. M. von fünf italienischen Kriegsschiffen etwa tausend Schüsse abgegeben worden, wodurch der Stadt und der Kaserne schwerer Schaden zugefügt wurde. Verluste an Menschenleben sind jedoh nicht zu verzeichnen.

Die Ergebnisse der am 25. Januar voll- zogenen Reiczstagsstihwahlen. Kons. = Deutsch- Konservativ, NRpt. = Neichspartei, D. Nefpt. =

Deutsche Reformpartei, Wirts. Vgg. = Wirtschaftliche Vereinigung,

Ztr. = Zentrum, P. = Polen, Natl. = Nationalliberal S = Fortschrittlihe Volkspartei, Soz. = Sozlaldemalrat Ei E Elsäfser, Lothr. = Lothringer, b. k. F. = Fraktionslos.

Königreich Preußen.

Provinz Westpreußen. Marten purge Erben, bisher bur (e (Kons.), i{chwahl zwischen von enbur d 6 5 Gewählt: Schröder (Rpt.). s (Kons.) und Schröder (Rpt.), Scbives, Ee E E Aa ihwahl zwischen von Saß-Jaworski (P.) und v Gewählt: von Halem (Npt.). (P.) und von Halem (Npt.).

Provinz Brandenburg.

Potsdam-Ost-Havelland, bisher Pauli (Kons.), Stichwahl zwischen Liebknecht (Soz.) und Vosberg (Npt.). Gewählt: Liebknecht (Soz.). E R E Vie (ie (Kons.), ichwahl zwischen Holtshke (Konf. d ¿J Ib: Go Ore (Aas), N Paegel (Say) Fra Us A (Sa) wahl zwishen Dr. Weyl (Soz. 0 DL N O Or Bollert A E De (Na) Don Me S IVL) tihwahl zwischen Dr. Wienbeck (Npt.) u. Bruck B), G ewADiE Bru dhoff (o S of (Bor Bub) Guben-Lübbeu, bisher Prinz zu Schönaich-Carolath (Natl.), Stichwahl zwischen dem Prinzen zu Schönaich-Carolath (Natl.) ie 9 O S & ewählt: Prinz zu önaich- lat 1.) Sorau, bisher Babn (Net) / G G E CIH {wahl zwischen Bahn (atl. d S v). Gewählt: Schumann (Soz.). E P) E ee Wo f g {wahl zwischen Wels 03.) und i Konls.). Gi: Bi E E Denn (RVRP)

Provinz Posen. Krotoschin, bisher Dr. von Trzcinski (P.),

Stichwahl zwishen Dr. von Chlapowski (P.) und l Á Gewvüble: Di. von Cblapowtt M E E)

Provinz Schlesien.

Striegau-Schweidnitz, bisher Freiherr von Richthofen (Kons.), Stichwahl zwischen Feldmann (Soz.) und Freiherrn u Kit hofen (Konf.). Gewählt: Feldmann (Soz.). Oppeln, bisher Brandys (P.), Stichwahl zwischen Brandys (P.) und Sonneck (Ztr.), Gewählt: Brandys (P.). Grünberg-Freystadt, bisher Beuchelt (Kons.), Stichwahl zwischen Davidsohn (Soz.) und Beuchelt (Kons.). Gewählt: Davtdsohn (Soz.). Glogau, bisher Hoffmeister (Fort. Vpt.), tihwahl zwischen von Jordan (Kons.) und von szt (Fort. Vpt.). Gewählt: von Liszt (Fort. Vpt.). Lüben-Bunzlau, bisher Dr. Doormann (Fort. Vpt.), Stichwahl zwischen Dr. Doormann (Fort. Vpt.) und aus dem Winkel (Kons.), Gewählt: Dr. Doormann (Fort. Vpt.). Lieguitßz-Goldberg-Haynau, bisher Fishbeck (Fort. Vpt.), Stichwahl zwischen Dietrih (Soz.) und Fischbeck (Fort. Vpt.). Gewählt: Fishbeck (Fort. Bpt.). Schönau-Hirschberg, bisher Dr. Ablaß (Fort. Vpt.), Stichwahl zwischen Dr. Ablaß (Fort. Bpt.) und Schiller (Soz.). Gewählt: Dr. Ablaß (Fort. Bpt.).

Provinz Sachsen. Salzwedel-Gardelegen, bisher von Kröcher (Kons.), Stichwahl zwischen von Kröcher (Kons.) und Dr. Böhme (D. Bauernbund). Gewählt: von Kröcher (Konsf.). Liebenwerda-Torgau, bisher Wilde (Natl.), Stichwahl zwishen Menzel (Soz.) und Dr. Ortmann (Natl.). Gewählt: Dr. Ortmann (Natl.). Schweiniz-Witteuberg, bisher Dove (Fort. Vpt.)., Stichwahl zwischen Lettre (Kons.) und Dove (Fort. Vpt.). Gewählt: Dove (Fort. Vpt.). Sangerhausen-Eckartsberga, bisher Scherre (Rpt.), Stichwahl zwishen Wamho ff (Natl.) und Wicklein (Soz.). Gewählt: Wamhoff (Natl.). Querfurt-Merseburg, bisher Winkler (Kons.), Stichwahl zwischen Pollender (Soz.) und Koh (Fort. Vpt.). Gewählt: Koch (Fort. Vpt.). Nordhausen, bisher Dr. Wiemer (Fort. Vpt.), Stichwahl zwischen Dr. Cohn (Soz.) und Dr. Wiemer (Fort. Vp.). Gewählt: Dr. Cohn (Soz.).

Proviuz Haunover.

Osuabrück, bisher Dr. Bitter (Ztr.), j Stichwahl zwishen Beran (Ztr.) und Stôve (Natl.). Gewählt: Stöve (Natl.).

Provinz Westfaleu.

Altena-Jserlohn, bisher Müller (Fort. Vpt.), j Stichwahl zwischen Spiegel (Soz.) und Ottomar Müller-Iser- lohn (Fort. Bpt.). Gewählt: Spiegel (Soz.). Bochum-Gelseukirchen-Hattingen, bisher Hue (Soz.), Stichwahl zwischen Hue (Soz.) und Heckmann (Natl.). Gewählt: Heckmann (Natl.). Dortmund, bisher Bömelburg (Soz), Stichwahl zwischen Dr. Erdmann (Soz.) und Bickhoff (Ztr.). Gewählt: Dr. Erdmann (Soz.).

Rheinprovinz. Lennep-Mettmanun. bisher Cickhoff (Fort. Vpt.), Stichwahl zwischen Dittmann (Soz.) und Eickhoff (Fort. Vpt.)- Gewählt: Dittmann (Soz.). Städte Elberfeld-Varmen, bisher Linz (Rpt.), Stichwahl zwischen Ebert (Soz.) und Linz (Npt.). Gewählt: Ebert (Soz.). Düsseldorf, bisher Haberland (Soz), Stichwahl zwishen Haberland (Soz.) und Dr. Schmitz (Ztr.). Gewählt: Haberland (Soz.). Essen, bisher Gieéberts (Ztr.), Stichwahl zwischen Giesberts (Ztr.) und Gewehr (Soz.). Gewählt: Giesberts (Ztr.). Mülheim a. d. Ruhr-Stadt Duisburg bisher Hengsbach S Stichwahl zwischen Hengsbach (Soz.) und Dr. Böttger (Natl. Gewählt: Dr. Böttger (Natl.). Mörs-Nees, bisher Fr nen ees ey Y i Stichwahl zwischen Dr. Bell (Ztr.) und Dr. Rosenfeld (Natl.)- Gewählt: Dr. Bell (Ztr.).

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Wakbhlergebnis auf Grund der endgültigen amtlichen a Mengen über die Hauptwahl und die Stichwahl am 20. Januar 1912 sowie der vorläufigen amtlichen Ermittlungen über die

Stihwahlen am 22. und 25. Januar 1912.

Gewählt in der Stichwahl am

MALLEEAEN

Partetstärke Gewählt in der

Hauptwahl

Gewinn

Verlust

Im gauzeu gewählt

nann

Bisherige Darunter

*120.1./22.1./25.1.

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Konservative NelMobarld « x Deutsche Reformpartei . Wirtschaftl. Vereinigung, und zwar: Deutsch-sozial . Ghristlih-sozial . . Bund der Landwirte . Be aa a ege Bayerischer Bauernbund Zentrum M eas Det Ce Nationalliberale . . Deutscher Bauernbund . Fort\chrittl. Volkspartei Sozialdemokraten . ; Glsäfser . ; Lothringer . Welfen O R Unbestimmt (Wilde) .

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(4 397/206 | 78 | 80 397/139 [139

1) Hierunter Graf Schwerin - Löwiß. 9 Hierunter ein erledigtes Mandat. ?) Berichtigt, da nah neuerer Meldung in Bingen- Alzey nicht der fort\schrittliche, sondern der nationalliberale Kandidat gewählt ist. ‘) Graf von Posadowsky, Warmuth, Freiherr Heyl zu Herrnsheim.

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Eine Gesamtübersicht über die Reichstagswahlen des Jahres 1912 auf Grund der amtlichen Ermittlungen wird in einer besonderen Beilage zur Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ vom 30. d. M. veröffentliht werden. Sie wird in tabellarisher Form die Zahl der Wahlberechtigten in den einzelnen Wahlkreisen, die Zahl der zal die Kandidaten in der Hauptwahl und in der Stichwahl entfallenen Stimmen sowie die der zersplitterten Stimmen enthalten.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Aschaffenburg ist, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, nah mehrtägigen Verhandlungen der Lohnstreit in der dortigen Konfektionsindustrie beigelegt worden. Bereits heute sollte die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgen. Es wurde vereinbart, daß von Mitte Februar ab die Konfektionsarbeiter eine fünfprozentige Lohnerhöhung erhalten; am 1. April tritt ein entsprehender Tarif B S aje Dauer vorerst auf vier Jahre bestimmt ist. (Vgl.

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Der Bergarbeiterausstand im Borinage dauert an. Der Ministerpräsident de Broqueville unterbreitete, wie dte „Köln. Ztg." erfährt, den Grubenbesißern einen Vermtttlungs- vorschlag, der wöchentlihe Lohnzahlung- und Abzüge für Alters- renten von der ersten Monatsrate vorsieht. (Vgl. Nr. 21 d. Bl.)

Der Ausstand der Oen Landarbeiter (vgl. Nr. 24 d. Bl.) ist, wie „W. T. B." meldet, jeßt in 21 Ortschaften allgemein. Die Zahl der Ausständigen beträgt fünfzigtausend. Die Fabriken haben gleichfalls ihren Betrieb eingestellt. Alle Arbeiter - \yndikate wollen in Lissabon zusammenkommen, um über den Generalstreik zu beschließen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Die philosophisch-historische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 11. Januar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels eine Sißung, in der Herr Diels über die handshriftliche Ueberlieferung des Galenshen Kommentars zum Prorrheticon des Hippo- frates las. Unter den acht Handschriften, die von diesem Kommentar bekannt geworden, find für die im Druck befindlihe Ausgabe die drei ältesten: Reginensis 175, Laurentianus 75,9 und Trivultianus 685 als Grundlage ausgewählt worden. Sie gehen auf einen, wte es \{etnt, nit viel älteren Arhetypus zurück, der in etnem sehr \{chlechten Zustand sih befunden haben muß, sodaß mehrere Blätter teils ganz, teils für die Mehrzahl der Herausgeber ausgefallen sind und der Text an vielen Stellen stark gelitten hat. Herr von Wilamowiß überreichte den Sonderabdruck seiner Geschichte der griechischen Literatur und Sprache aus Band I, 8 der „Kultur der Gegenwart“. 2. Aufl. Berlin und Leipzig 1912, und Herr Kuno Mey er seine Ausgabe und Ueberseßzung des altirischen Gedichts Hail Brigit. palle a. S. und Dublin 1912. Ferner wurde vorgelegt F. Hirschberg, Deutschlands Augenärzte 1800—1850 (Geschichte der Augenheilkunde 1V). Leipzig 1911.

In der an demselben Tage unter dem On ihres Sekretars Herrn Auwers abgehaltenen Sißung der phys ikalisch-mathe- matischen Klasse las Herr Plank über die Begründung des S der \chwarzen Strahlung. In dem gegenwärtig noch vielfa umstrittenen Problem der Strahlungs8geseße scheint jeßt wenigstens so viel ziemlich allg:-mein anerkannt zu sein, daß die Prin- zipien der klassishen Dynamif zu einer rationellen Begründung der Tatsachen nit ausreihen und daher an irgend einer Stelle geändert werden müssen. Die vom far agenden zu diesem Zwecke ausgestellte Quantenhypothese ist in ihrer Anwendung auf ein System von idealen periodishen Oscillatoren nunmehr zu einem gewissen Ab- {luß gekommen; fie beruht auf der Annahme, daß die Absorption der Strahlung von seiten eines Oëêcillators stetig, nach einem einfahen Schwingungsgeseß, die Emission dagegen unstetig, nah ganzen Vielfachen eines bestimmten Energiequantums, erfolgt. Hieraus ergibt si eindeutig das durch die Erfahrung bis jeßt gut be- itätigte Gestß der Energteverteilung im Spektrum eines s{warzen Körpers. Herr U legte eine Mitteilung des Professors J. Schur hierselbst vor: Ueber einen Saß von C. Caratheo- dory. Bei seinen Untersuhungen über Potenzreihen mit positivem reellem Teil macht Herr Caratheodory von einem gewissen algebraischen Say Gebrauch, zu dem er durch geometrische Betrachtungen gelangt ist. In der vorliegenden Arbeit wird für diesen Saß ein neuer, rein algebraisher Beweis angegeben. Im Anschluß an diefe Mitteilung gab Herr Frobentus eine Ableitung desselben Satzes aus einer Formel von Kronecker. Der in der Arbeit des Herrn Schur behandelte Saß des Herrn Caratheodory wird aus einer von Kronecker gefundenen Ne Gleichung abgeleitet. Dieser Beweis e dann mit den Beweisen der Herren Fisher und Schur ver- glichen.

Am 18. Januar hielt die Akademie eine Gesamtsizung unter tem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Auwers. Herr Hirschfeld

las: „Beiträge zur römishen Geschichte.“ Die Beiträge be- treffen: 1) den Treushwur der Italiker für Livius Drufus; 2) typische Zahlen in der Ueberlieferung der Sullanischen Zeit; 3) ein Senatus- consultum vom Jahre 20 n. Chr.; 4) Velleius Paterculus und Atticus; 5) die Beseitigung der Centuriatcomitien für die Beamten- wahlen. Diese Beiträge sollen mit anderen der Akademie vorge- legten später veröffentlißt werden. Herr Eduard

eyer legte eine Mitteilung des Professors Dr. M. Lidz- barski in Greifswald vor: „Phönizishe und aramäische Krugaufschriften aus Elephantine.“ Die Nachprüfung der Kruginschristen aus Elephantine hat gezeigt, daß in diefen phönizischen Auf\chriften bereits die Anfänge der späteren neupunischen Kursive vorliegen, und hat eine Reihe neuer Lesungen und namentli zahl- reie interessante ägyptische Namen ergeben. Folgende Dru ck- \chriften wurden vorgelegt. Von den Acta Borussica zwei neu ershienene Bände: Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Branden- burg-Preußens bis 1713. Darstellung von H. Rachel, und Das Preußische Münzwesen im 18. Jahrhundert von F. Freiherr von Schrötter. Beschreibendec Teil. Hest 3. Berlin 1911; von der Gesamtausgabe der Schriften Wielands, welche die Deutshe Kota- mission unternommen hat, Bd. 7 der Abteilung „Werke“, enthaltend Verserzählungen, Gedichte und Prosaschriften, herausgegeben von S. Mauermann. Berlin 1911; von den Monumenta Germaniae historica Tom. V, Pars 2 der Constitutiones et Acta publica imperatorum et regum (Legum Sectio IV). Hannoverae et Lipsiae 1911. Ferner wurde eine von der Turiner Akademie zum Gedächtnis von Avogardo geprägte Medaille übergeben, sowie ein von Hrn. Prof. Georges Hervé in Paris eingesandter Sonderabdruck : Les Correspondantes de Maupertuis. Dix lettres de Madame du Deffand. Coulommiers 1911.

Die Ausstellung von Landschaftsstudien aus Schott- land des Malers Joh. v. Wicht in der Unterrichtsanslalt des Königlihen Kunstgewerbemuseums, Prinz Albrechtstraße 8, bleibt bis Ende des Monats geöffnet.

Im Institut für Meereskunde, Georgenstraße 34—36, \spriht am 29, d. M. der Professor P. Krainer - Berlin über den Schiffsantrieb durh Dampfturbinen und Gasmaschinen (2. Vortrag der Reihe : Bn Konstruktion und Bau der Schiffsmaschine, mit Vorführungen und Lichtbildern); am 30. d. M. Dr. G. Braun - Berlin über das Thema: Im D-Wagen über die Meere (mit Licht- bildern); am 2. Februar der Professor O. Baschin-Berlin über eine Sommeretise nah den Eisfjorden Grönlands (mit LUchtbildern). Die Vorträge beginnen um 8 Uhr Abends. Eintrittskarten zu 025 M sind an den Vortragsabenden von 6 Uhr an in der Ge- \chäfts\telle (Georgenstraße 34—36) zu haben.

Die Galerie Eduard Schulte eröffnet, wie alljährlich, am Geburtstage des Kaisers ihre Neuausstellung mit einer großen Sonderausstellung der Berliner Künstlergruppe Jagd und Sport, die diesmal 60 Bilder und 10 Plastiken umfaßt. Ferner sandte Professor Hans Bohrdt-Dahlem Bilder von der Nordlandreise des Kaisers 1911 und Motive von Sylt, Johannes Darsow-Charlottenburg einen Edelhirsch in Bronze, Professor Dr. Ludw. Dettmann - Königsberg eine Sammlung von 25 Werken, Hans Albrecht Graf Harrah-Berlin Porträtbüsten, Ernst M. Heims-Berlin zahlreihe Studien von der Innerafrikaexpedition des Herzogs Adolf Friedrih zu Meklenburg, Professor Franz Hoh-München eine Sammlung von Landschaften, Professor F. Klein-Chevalier-Berlin das Werk „Die Kaiserin bei der Grundsteinlegung des Krankenhauses Landkreis Stolp“, Fee Or Georg Koch-Charlottenburg das NReiterbildnis des Vizeoberstallmeisters S von Esebeck, Herm. Schmiechen-Berlin ein Bildnis des

erzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Walter Schnackenberg- München eine Sammlung Figurenbilder und B. von Szánkowski- München einige Bildnisse.

Land- und Forstwirtschaft.

Buenos Aires, 25. Januar. (W. T. B.) Die erste amt- lie Shäßung der Ernte berechnet den Ertrag an Weizen auf 4 642 000 t, an Lein auf 638 000 und an Hafer auf 883 000 t. Die Maisernte verspricht einen außerordentlichen Ertrag, der auf mindestens sieben Millionen Tonnen ges{häßt wird.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Viehhof in Frankfurt a. M. am 24. Januar 1912.

Verkehrswesen.

8,450 Milliarden Sendungen hat die deutshe Neichs- post nach threr soeben erschienenen Verkehrs statistik im Kalenderjahre 1910 befördert; davon entfallen auf den eigent- lihen Briefverkehr 5,8 Milliarden, auf die Zeitungsnummern und außergewöhnlihen Zeitungébeilagen 2 Milliarden, auf die Päerei- und Wertsendungen 271 Millionen Stück. Der Gesamtbetrag der Wertangaben sowie der Postbankverkehr (Postanweisungen, Postaufträge, Postnahnahmen, Zahlkarten, B e umfaßte nahezu 42 Milliarden Mark. Die Zahl der beförderten Telégramme betrug 55,8 Millionen, die Zahl der vermittelten Gespräche 1664,7 Millionen. 34600 Postanstalten, 35 400 Tele- graphenanstalten, 30 000 Fernsprechanstalten und 907 770 Fernspreh- stellen dienten der Bewältigung dieses Verkehrs. Das eigentliche Be- amtenpersonal umfaßte 209 590 Köpfe; darunter befanden sich 19 440 weibliche Personen und 124000 Unterbeamte. Außerdem waren noch insgesamt 60 900 Beamte und Beamtinnen im Nebenamt (Postagenten und Hilfsstelleninhaber) und außerhalb des Beamtenverhältnisses stehende Personen (Telegraphenarbeiter, Aushelfer und jugendliche Telegrammbesteller) beschäftigt. Die neue Retchspoststatistik bringt erstmalig auch Angaben über die Zahl der rethseigenen Postwert- zeichen- und Postkartenautomaten (567), über die im Postbetriebe ver- wandten Stempel-, Schreib- und Recheamaschinen (1364), über dite Gesamtzahl der Dienst- und Wohngebäude (3925) und der Familien- wohnungen für Beamte und Unterbeamte (2411), über die Zahl der Post-Fahrräder und Motorräder (7728), über die Zahl der im leßten Jahre ausgestellten Postausweiskarten (28 900) und Post- lagerkarten (21 560). Postbrieffasten waren nit weniger als 128 470 im Neichspostgebiet vorhanden. An Postwertzeihen wurden 4615 Millionen Stück im Gesamtwerte von 431 Millionen Mark abgeseßt. Die Zahl der unbestellbaren Postsendungen betrug 2 Millionen. Im Verhältnis zu der Gesamtzahl der aufgelieferten Sendungen ent- fielen dana auf 1 Million Briefe 200, auf 1 Million Postkarten über 1000, auf 1 Million Drukfachen 60 und auf 1 Million Pakete 6 unbestellbare Sendungen dieser Art, woraus erhellt, in welhem Umfange das Publikum noch immer Postkarten usw. aufliefert, die entweder gar keine oder eine ungenügende Adresse tragen. i

Im Vergleih mit den übrigen Ländern Europas nimmt die deutsche Post, wobei Bayern und Württemberg miteingerehnet sind, mit 9,367 Milliarden beförderter Postsendungen bei weitem die erste Stelle ein. Nah Deutschland folgen Großbritannien und Irland mit 5,5 Milliarden, Frankreich mit 4 Milliarden, Desterreich und Ungarn mit insgesamt 3,1 Milliarden und N mit 1,8 Milliarde Res, Im Telegrammverkehr wird Deutschland mit rund 59 Millionen beförderter Telegramme in Europa nux von Groß- britannien und Irland (92 Millionen Telegramme) übertroffen, Frankreich hat 52 Milltonen, Rußland 33, Oesterreich und Ungarn zusammen 32 und Italien nur 18 Millionen aufzuweisen. Im Fern- \sprehverkehr wird Deutschland mit über 1 Million Vermittlungs-

anstalten und Sprechstellen und 1850,7 Millionen Belprbhen ' nicht annähernd von einem anderen Lande der alten Welt erreicht. Großbritannien mit Irland besißt demgegenüber 613 000 Vermittlungs- anstalten und Sprechstellen, Frankreih 219 000, Jtalien 58 000, Oesterreich und Ungarn zusammen 155 000, Schweden 174 000, Dänemark 88 000 und Rußland 130 000.

Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reihs- und Staats anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in defjen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Niederlande.

31. Januar 1912. Landwirtschaftliher Verein in Engelbert - Noodehaan (Provinz Groningen): Lieferung von Kunstdünger. Die Selig oen sind gegen bezahlte Nückantwort bei dem Schriftführer erhältli.

31. Januar 1912, Landwirtschaftliher Verein „Eiland Goede- reede“ in Goedereede (Provinz Südholland): Lieferung von Kunst- E Bedingungen find bet dem Schriftführer des Vereins erhà :

31. Sanuar 1912. Verein „Landbouwbelang“ in Middelharnis (Provinz Südholland): Lieferung von 110000 kg Superphosphat.

Die Angebote find an den Vorsißenden des Vereins einzusenden.

Theater und Musik.

Neues Schau} pielhaus.

„Fiat justitia“ eine Rriminalgrotesfe von Lothar Schmidt undHeinrihIlgenstein erzielte bei ihrer gestrigen Erstaufführung im Neuen Schausplelbause erst im dritten Aft einen Heiterkeitserfolg. Das ganze Stü scheint überhaupt um des legten Aktes willen Cel Gieben zu sein, der vor dem obersten Gerichtshof in „Serbien“ spielt und gegen den Formalismus in der Nechtsprehung seine satirische Spige richtet. Obwohl ein angeblich Ermordeter lebend und gesund wie ein Fis an Gerichtsstelle erscheint, um für den bereits zum Tode verurteilten. Angeklagten zu zeugen, kann dieser doch nicht freigesprochen werden, weil der Gerihtshof niht über den vor den Geshworenen festgestellten Tatbestand, sondern nur über einen in der Vorinstanz begangenen Formfehler zu befinden hat. Erst im leßten Augenbli gelingt es dem Verteidiger, eine geringfügige Unstimmigkeit in derx Schreibweise des Namens des Angeklagten nachzuweisen, die diesem das Leben rettet. Dieser Einfall genügt allenfalls für einen Einakter, und in der Tat könnte dieser dritte Akt mit geringfügigen- Aenderungen für \ich allein bestehen. Das Vorhergegangene ist für eine ernsthafte Sattre zu wenig fachlich, für etne Groteske zu wenig lustig, sodaß zuweilen das Gespenst der Langenweile im B aure umging, obwohl die Darsteller auf der Bühne ih alle Mühe gaben, das Groteske in den Vordergrund zu. rücken. Am besten war das dem Dekorationsmaler gelungen, der die vorgeführten Polizei-, Gefängnis- und Gerichtsräume im Bilderbogenstil mit drolligen, auf das Suliienclen bezüglichen Emblemen ausgeschmüdckt hatte, die einen Sondererfolg für sich erzielten. Um. die Darstellung machten fich Arthur Neßbah in der Schablonenrolle eines übershneidigen Polizeipräfekten, Erich Ziegel als unerschütterlich- ernster Generalprokurator, der ängstlih darüber wacht zes die Necht- sprechung E in den rihtigen Formen vollzieht, Erich Kaiser-Ttt als gewandter echtsanwalt, Ludwig Sachs als betriebsamer Reporter hauptsächlih verdient. Ihnen gesellten sub Ida Wüst, die Herren. Paschen, Kober, Salfner und andere ebenbürtig hinzu.

Konzerte.

Im Sonntagskonzert des Blüthnerorchesters fand unter Konzertstücken von Weber, Mozart, Grieg, Bendel, Karl Kämpf au die Aufführung (in diesen Konzerten zum ersten Male) einer ,Sprech- tondihtung“, betitelt , Das große Narrenspiel“, Musik von Paul Colberg für großes Orchester zu einem Gedichtzyklus von F. E. Köhler-Haußen, statt. Dichter und Komponist wollten einen Versuch machen, wie Köhler - Haußen in der Zeitschrift „Der Bühnen-Spiegel“ s\chreibt, ein Werk zu schaffen, in dem die Musik den Text nicht nur illustriert, wie bei Melodramen sondern ihn völlig verinnerliht, mit anderen Worten, die Musik joll die Dichtung in Tönen restlos erschöpfen und das Wort Musik sein. Unzweifelhaft ist betden in vorliegendem Werk der Versuch

insoweit gelungen, als ein ger einheitliher Eindruck erzielt"

wurde. Im Grunde handelt es sih aber doch um nichts anderes als. um ein Melodram. Sehr ansprehend war die Tanzweise nah dem Liede „Blühn noch die roten Rosen deiner Wangen“, ershütternd der

Verzweiflungsshret nach den Liedern „Pierrot {reitet s{wetigend-

dur die Nacht“ und „Kam deine Stunde, Colombine?" Leider ging der \prachlich s{chône Schluß völlig verloren, da die Instrumentation zu [aut und die Stimme des sprehenden Dichters, der es auch an Ausdrucksfähigkeit mangelte, zu klein war. Das Orchester, unter Kapell- meister Bruno Weyersbergs umsichtiger Leitung, leistete sowohl in der gge a wie auch in eigenen Vorträgen hervorragendes. Als Solisten wirkten außerdem noch Frau Margarete Berg- E (Gesang), sowie die Herren Lambinon (Violine) und ottfried Zeelander (Cello) verdienstliß mit. Im Harmon iumsaal hatte Elisabeth Hofmeier-Hoffes am: Abend vorher einen Vortrags8abend veranstaltet, an dem fie aus Werken moderner und älterer Dichter las. Dem behäglihen Humor Reuters und Marx Möllers verhalf fie dabei zu ihrem Recht, auch mit der Wiedergabe anderer kleinerer Dichtungen von Flaischlen konnte man einverstanden sein. Lliencrons „Die kleine Fite“, Dehmels „Die Magd“, „Der Arbeitsmann", „Die unheimlihe Stunde* u. a. gingen aber in s{chwülftigem Pathos unter. Das wenig wandlungsfähige Daa der Sprecherin vermag Herzenstöne nicht warm genug aus- zudrücken.

Ein Klavierabend von Professor Emanuel von Hegyi, der am Montag im Bechsteinsaal stattfand, konnte helle Freude bereiten. Wie dieser Künstler das Präludium und die Fuge vow Bach-d’Albert angriff, zeugte von einem außergewöhnlthen Können. EGlastisch im Anschlag, kraftvoll im Gefühl, wurde das Werk plastisch und formvollendet dargestelt. Es lag überhaupt eine ernste Männlichkeit, eine gesunde Kraft in dem Spiel des Künstlers, wie die iedergabe von Beethovens Fis - Dur- Sonate gleihfalls erkennen ließ. Aus diesen pianistishen Darbietungen konnte jeder Hörer Befriedigung \chöpfen. Die Berliner Solisten-Vereinigung, ein Doppelquartett, dessen Mitglieder die Damen Albrecht, Kabig, Grund, Holz- kämper und die Herren Dreyer, Schablin, Böhm, Grimm pon trug, gleichfalls am Montag, im Klindworth-Scharwenka-

aal eine Reihe älterer und neuerer Lieder vor; mit den Gesängen wechselten Gedichtvorträge von Jeanne Nobert ab. Das Doppel- quartett zeigte fich unter Max Walks Leitung ganz gut geschult und sang auch mit ansprehendem Ausdruck. Das angeregte Publikum spendete nach allen Nummern herzlichen Beifall. Der bekannte Meister des Flötenspiels, Emil Prill, ließ sih un dieselbe Zeit in der Singakademie unter freudiger Anteilnahme seines Publikums hôren. Er wurde verständnié- und wtrkungsvoll von Max Saal (Harfe und Klavier) begleitet. Das bedeutende Können beider Künstler ist hier {hon öfters gebührend bewertet worden, es bleibt daher nur zu erwähnen, daß alle Darbietungen reiche Anregung: boten und uneingeshränktes Lob verdienen. Auch die dazwischen mit- wirkende Sängerin, Frau Andrejewa-Skilon dz von der Königlichen Oper erfreute durch ihre mit klangreicher, klarer und leiht beweg- liher Stimme vorgetragenen Leder und Arien, fodaß ein einheitliher Gre des Konzertabends zu verzeichnen war.

_Clotilde von Derp zeigte sich am Dienstag im Kammer- \spielhause in einer Matinee als eine Vertreterin / der modernen. Tanzkunst, die nicht durch die Technik wicken, sondern durch die S@®hönheit und Ausdrucksfähigkeit rhythmischer Bewegungen und be- redte Gebärdensprahe den musikalif Inhalt der wiedergegebenenr Tondichtungen vermitteln will. Jm Gegensaß zu den zahlreih \fich im

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