1912 / 27 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Jan 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Rendanten beim Königlichen Leihamt Leopold in Berlin, den RegierungssekretärenSchmid, Laurish,Schlaaff, Thalmann und Kinst in Berlin, den Steuersekretären Wüst- hoff in Gumbinnen, Pn YA in Düsseldorf, Theissen in Gelsenkirhen, Mook in Vohwinkel, Seemann und Heit- mann in Berlin, Fuxius in Cöln, Heinrich in Wiesbaden, Popp in Breslau und Bahr in Dortmund den Charakter als M enasrat zu verleihen.

Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs haben Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz gnädigst geruht, dem Bureauvorsteher im Kronprinzlihen Hofmarschallamt, Hofstaatssekretär Sommer den Charakter als Hofrat zu verleihen.

Auf den Bericht vom 6. Januar d. J. will Jch der katho- lishen Kirchengemeinde Orzegow, Kreis Beuthen, Regierungsbezirk Oppeln auf Grund des Geseßzes vom 11. Juni 1874 Geseßsamml. S. 221 hierdurch das Recht ver- leihen, die zur Erweiterung des Begräbnisplaßzes erforderlichen Grundstücke im Wege der Enteignung zu erwerben.

Neues Palais, den 8. Januar 1912. i

WilhelmRKR. von Trott zu Solz. von Dallwiß. An den Minister der geistlihen und Unterrichtsangelegen- heiten und den Minister des Jnnern.

Ministerium des Königlichen Hauses. BVErountmahuna.

Gestern nachmittag um 7 Uhr hat im hiesigen Kron- prinzenpalais die Taufe des am 19. Dezember v. J. geborenen Prinzen Sohnes Jhrer Kaiserlihen und König- lihen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin des Deutschen Reihs und von Preußen in Gegenwart Jhrer Kaiserlichen und König- lihen Majestäten und der Königlichen Familie durch den Oberhofprediger, Schloßpfarrer D. Dryander stattgefunden. Der junge Prinz hat in der heiligen Taufe die Namen Friedrich, Georg, Wilhelm, Christoph erhalten.

Von den Allerhöchsten, Höchsten “2c. Taufpaten anwesend :

Seine Majestät der Kaiser und König,

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin,

Seine Königliche Hoheit der Prinz Joachim von Preußen,

Jhre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin August Wil- helm von Preußen, :

Jhre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Karl von Hessen,

Seine Majestät der König von Sachsen,

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin,

Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich,

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg- Schwerin, Regent des Herzogtums Braunschweig,

Jhre Hoheit Prinzessin XVIIl. Reuß, Mecklenburg,

der General à la suite Seiner Majestät des Kaisérs und Königs von Gontard,

der Oberst z. D. von Oppen.

Dagegen waren nicht anwesend :

Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland,

Jhre Majestät die Königin von Jtalien,

Seine Majestät der König von Großbritannien und Jrland, Kaiser von Jndien,

Jhre Majestät die Königin-Mutter Margherita von Jtalien,

JFhre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin-Mutter Anastasia von Mecklenburg-Schwerin, Großfürstin von Rußland.

Als Vertreter abwesender Taufpaten wohnten der Feier bei:

Für Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland: Jhre König- liche Hoheit die Prinzessin Heinrih von Preußen :

Für Jhre Majestäten die Königin von Jtalien und die Königin-Mutter Margherita von Jtalien: Seine Königliche Hoheit der Graf von Turin:

Für Seine Majestät den König von Großbritannien und JZriand: der Königlich großbritannishe Botschafter Sir Edward Goschen.

Nach Beendigung der Taufhandlung fand eine Defiliercour der geladenen Taufgesellshaft vor Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin und sodann eine Galatafel statt.

Berlin, den 29. Januar 1912.

Der Minister des Königlichen Hauses. Jm Allerhöchsten Auftrage: Graf A. zu Eulenburg.

waren

Herzogin zu

Justizministerium.

Dem Kammergerichtsrat, Geheimen Justizrat Broede ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension, dem Amts- ea Dr. Met in Hörde die Dienstentlassung mit Pension erteilt.

Verseßt sind die Amtsrichter: Dr. Thywissen in Greven- broih als Landrichter nah Düsseldorf und Kurt in Czarnikau nah Birnbaum.

Verseßt sind ferner die Staatsanwälte: Dr. Hansen von der Staatsanwal!\chaft des Landgerichts T in Berlin an die Oberstaatsanwaltschaft bei dem Kammergeriht, Bruns von der Staatsanwaltschaft des Landgerichts in Cöln an die Staats- anwaltschaft des Landgerichts T in Berlin und Eiteldinger in Hagen nah Essen.

In der Liste der Nehtsanwälte sind gelöscht: die Nechts- anwälte Geheimer Justizrat Büning in Burgsteinfurt bei dem Landgericht in Münster, Dr. Uth bei dem Oberlandesgericht in Düsseldorf und Bachmann bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Hannover.

„n die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Land3hoff vom Landgericht 111 bei dem Landgericht 1 in Berlin, Ruegenberg aus Herten bei dem Amtsgericht in Olpe, die Gerichtsassessoren Dr. Abraham Löb bei dem Landgericht T in Berlin, Rakette bei dem Land- gericht in Breslau, Chardon bei dem Landgericht in Koblenz,

Dr. Berndt bei dem Landgericht in Stargard i. Pomm., Dr. Heinsheimer und Dr. Karl Weber bei dem Land- gericht in Frankfurt a. M., Busch bei dem Amtsgericht und dem Landgeriht in Bochum, Kuller bei dem Amtsgericht in Neuß und Brandes bei dem Amtsgericht in Ahrènsburg.

Der Kammergerichlsrat, Geheime Justizrat Hartog, die Amts3gerichtsräte Rothe in Salmünster und Droese in Königsberg i. Pr., der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Max Fränkel und der Rechtsanwalt Hermann Schultz in Berlin, die Rechtsanwälte Justizrat Bilewsky und Bartsch in Breslau sind gestorben.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Der vortragende Rat im Ministerium des Jnnern, Ge- heime Medizinalrat Dr. Finger ist zum Mitgliede der Prü- fungsfkfommission für Kreistierärzte ernannt worden.

Nichfamklicies. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlihen Schlosse den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini und machten, wie „W. T, B.“ meldet, dem Reichs- kanzler Dr. von Bethmann Hollweg einen Besuch.

Seine Kaiserlihe und Königlihe Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich hatte sich, wie „W. T. B.“ meldet, auf gestern nachhmittag zum Tee in der österreichish-ungarishen Botschaft angesagt, zu dem auf seinen Wunsch auh der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Kiderlen-Waechter hinzugezogen waren. Kurz nah Mitternacht reiste Seine Kaiserliche Hoheit vom Anhalter Bahnhof ab.

Die Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs.

Die Königliche Akademie der Künste in Berlin hielt am 27. d. M., Mittags, zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs im Konzertsaale der Königlihen Hochshule für Musik in Charlotten- burg eine öffentlihe Sißung ab. Eröffnet wurde die Feier durh eine Hymne nah Worten der Heiligen Schrift für Chor, Solostimmen, Orchester und Orgel, komponiert von Professor Dr. Max Bruch, ordentlihem Mitglied der Akademie der Künste. Die Festrede, diè der Direktor des Hohenzollern-Museums und Dirigent der Kunst sammlungen in den Königlichen Schlössern, Professor Dr. Paul Seidel, Mitglied des Senats der Akademie der Künste, über- nommen hatte, behandelte die Beziehungen Friedrichs des Großen zur bildenden Kunst. An der Hand einer Reihe von Beispielen legte der Redner dar, was die bildende Kunst in einigen ihrer Erscheinungsformen im Herzen Friedrichs des Großen bedeutete und was sie ihm an Freude und Trost in seinem Dasein gewährt hat. Mit einem Hoch auf Seine Majestät und dem nachfolgenden „Kaisermarsh“ für Orchester und Chor von Richard Wagner {loß die Feier.

Die Kön igliche Friedrih Wilhelms-Universität beging die Kaisergeburtstagsfeier am Sonnabend, Mittags 12 Uhr, in der neuen Aula. Unter den Ehrengästen befanden sih der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Trott zu Solz, der Ministerialdirektor D. Dr. Naumann mit mehreren Räten aus dem Kultusministerium sowie der Oberbürgermeister Dr. Kirschner und viele andere. Der Lehrkörper der Universität war mit dem Rektor an der Spiße fast vollzählig erschienen. Die Feier wurde mit Fanfaren eines Bläserkorps und mit Gesang eingeleitet. Darauf hielt der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Hans Delbrück die Festrede über das Thema: „Geist und Masse in der Geschichte“. Der Redner betrachtete an der Hand geschichtlicher Ueberlieferungen die Kriegsgeschihte der Völker von den ältesten Zeiten an und wies nach, daß niht die Kopfzahl, sondern die Tüchtigkeit der Heere stets maßgebend gewesen sei. Die Uebermacht des alten Rom habe darauf beruht, daß es von Beginn seiner eigentlichen Geschihte an eine Kriegsverfassung von einer Energie hatte, die kein anderes Volk des Altertums E fann. Von Anfang an hatte dieser Staat neben dem allgemeinen Stimmreht die allgemeine Wehrpflicht, und hier lag die wahre Wurzel seiner Kraft. Diese Organisation sei es, die die Massen erst brauchbar mache, sie in eine Form bringe, die sie einem höheren Willen dienstbar mache. Ohne dieses Produkt des Geistes seien die Massen wehrlos. Mit einer Huldigung für den waffenmächtigen Monarchen, der zugleich der Schußherr der Universität sei, klang die Festrede aus, und abermaliger Chorgesang {loß die schöne Feier.

Jn der Technischen Hochschule wurde die Feier des

Geburtstags Seiner Majestät bereits am Vorabend in der |

üblichen Weise im prächtig geshmückten Lichthofe der Anstalt begangen, der von einer stattlihen Festversammlung gefüllt war. Das Lehrerkollegium war vollzählig zur Stelle, und die Studenten waren mit ihren Fahnen im Wichs erschienen. Als Vertreter des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten war der Ministerialdirektor D. Dr. Naumann mit mehreren Näten des Ministeriums zugegen, als Vertreter des Ministers der öffent- lichen Arbeiten der Wirkliche Geheime Rat Hinckeldeyn, Präsident der Akademie des Bauwesens. Ferner waren anwesend der Polizei- präsident von Charlottenburg von Herßberg, der Oberbürger- meister von Charlottenburg Schustehrus und viele andere. Der Gesang „salyum fac regem“, den der Lehrergesangverein unter der Leitung von Professor Schmidt vortrug, leitete die Feier ein. Dann trat der derzeitige Nektor der Hochschule, Professor Dr. Scheffers an das Rednerpult. Er hatte eine Betrachtung über „Allgemeine Bildung in Vergangenheit und Gegenwart“ zum Gegenstand seiner Festrede gewählt: Er zeigte, wie vom Orient und von den Nömern - die Wissens- elemente nah Germanien gekommen \ind. Nach einer kurzen Kennzeichnung der mittelalterlihen Bildung und der höheren

Schulen jener Zeit sowie tiach einem Rükbli® auf die

Scholastik kennzeihnete der Vortragende den Humanismus,

bei dem auh das Bücherwissen den Ausschlag gab. Da Zeitalter Friedrihs des Großen ist so reht das Zeitalter ar Aufklärung geworden. Jn ihm beginnt der Siegeszug der exaften Wissenschaften. * Bei allem Spezialistentum drängt die naturwissenschaftlihe Forshung immer mehr zu einer einheit- lichen Auffassung der Naturerscheinungen, sucht sie mit Er- folg auf eine einheitlihe Ursache zurückzuführen. Das Prinzip der Erhaltung der Energie feiert heute seinen Sieg. Mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, den ver- ständnisvollen Förderer der naturwissenschaftlichen Forschung, \hloß die Rede, und mit abermaligem Gesang endete die Feier.

Die Bergakademie feierte den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs, wie alljährlich, im Beisein zahlreiher dem Bergbau nahestehender Gäste durh einen Festakt in der prähtig geschmüdckten Aula. Nach der Ouvertüre zum Singspiel „il Pastore“ von König Friedrih dem Großen und nach einem gemeinschaftlichen Gesang ergriff der Professor Fuhrmann das Wort zur Festrede über das Thema „Die Photographie im Dienste des Messen s “. Nach einer kurzen geschihtlihen Uebersicht über die Ent- wiclung der Photographie und der Photogrammetrie wurde das Wesen eines Meßbildes und seine Ver- wendung zu photogrammetrischen und stereophotogrammetrischen Arbeiten auf dem weiten Gebiete des Messens erläutert. Be- sonders wurde gezeigt, wie die Photographie für die Zwecke der Topographie, des Jngenieurwesens, der Baukunst und Denkmalpflege, der Körpermessung, der Astronomie und Me- teorologie sowie der Kriegswij)enschaften hervorragende Dienste zu leisten vermag, und \chließlich wurden noch der heutige Stand und die Aufgaben der Ballonphotographie näher be- leuchtet. Die eindrucksvolle Feier endete mit dem gemein- schaftlihen Gesang eines patriotishen Liedes und zwei von König Friedrih dem Großen komponierten altpreußischen Kavallerieparademärschen.

Die Landwirtschaftliche Hohschule hatte die Kaiser- geburtstagsfeier bereits am Freitag, den 26. d. M., Nach- mittags 5 Uhr, im neuen großen Hörsaal 10 durch einen Festakt begangen, an dem der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer sowie mehrere höhere Beamte des Ministeriums, Vertreter anderer Hochschulen, ferner zahlreiche geladene Gäste teilnahmen. Die Feier wurde durch den „Parademarsh Friedrihs des Großen 1741“ eingeleitet. Hierauf erstattete der Rektor, Ge- heimer Regierungsrat Professor Dr. Wittmack den üblichen Jahresberiht. Nah der Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ von Mozart ergriff sodann der Nektor das Wort zu der eigentlichen Festrede über das Thema : „Landwirtschaft und Botanik im Zeitalter Friedrichs des Großen.“ Der Nedner schilderte auf Grund des erst 1907 von O. Hinze, vollständiger 1911 von G. Künzel veröffentlichten „Politischen Testaments Friedrihs des Großen von 1752“ u. ga. dessen große Verdienste um die Kolonisation. „S0 bin seit 1746 hon beim 122. Dorf“, \hrieb der König, bekanntlih waren es bei seinem Tode 800-——900 Dörfer mit 300 000 Seelen. Weiter wurde seiner Bestrebungen zur Herstellung des Gleihhgewihts zwishen Adeligen und Bauern, und vor allem seiner Förderung des Acker- und Gartenbaues gedacht. Auf naturwissenschaftlichem Gebiete stand das ganze Friderizia- nische Zeitalter unter dem Zepter des \{chwedishen Natur- forschers Linné (1707—1778). Linné stellte hon als 24 jähriger junger Mann seine 24 Klassen des Pflanzenreichs auf und führte vor allem den Grundsag ein, daß die Pflanzen und die Tiere nur zwei Namen tragen sollen: einen für die Gattung, einen für die Art. Jn dem Berliner Botaniker Glediß\h fand er einen warmen Vertreter seiner Lehre vom Geschleht der Pflanzen. Der Redner wies dann auf die Wichtigkeit der syste- matischen Botanik für den Landwirt in unserem Vaterlande, wie in unseren Kolonien hin, besonders für den Pflanzenzüchter und für den Wiesenbesißer. „Auf der so friedlih daliegenden Wiese“, so fuhr der Redner fort, „herrscht ein fortwährender Kampf um den Plaß an der Sonne. So auch im Staat. Der Staat gleicht einer Wiese, hier wie dort hoch und niedrig, reich und arn, hier wie dort auch rote Disteln, die nur dur festes Zusammen- stehen der anderen Pflanzen unterdrückt werden können. Wie die Wiese in Ordnung gehalten werden muß durch ihren Besizer, fo der Staat dur seinen Herrscher. Und wir find glücklich, in Kaiser Wilhelm Ik. einen Herrscher zu haben, der ebenso wie sein großer Ahnherr in alle Einzelheiten eindringt und unablässig bemüht ist für das Wohl seiner Untertanen.“ Mit einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König und dem Krönungsmarsch aus der Oper „Die Folkunger““ {loß die Feier. Die Musik wurde vom Musikkorps des Gardefüsilierregiments unter der Leitung des Obermusikmeisters H. Dippel ausgeführt.

Einer alten akademischen Sitte folgend, behandelte der Festredner der Tierärztlihen Hochschule Professor Dr. Kärnbach ein wissenschaftliches Thema: „Die Diätetik und ihre Bedeutung für die Krankheiten des Pferdes “. Der Redner wies zunächst auf die doppelte Bedeutung des Tages zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät Kaiser Wilhelms I]. und der 200 jährigen Wiederkehr des Geburts- tages weiland Seiner Majestät König Friedrihs TII. hin. Sodann gab Professor Kärnbach einen Üeberblick über die Bedeutung der Diätetik, der zweckmäßigen Ernährung des Pferdes im Lichte der modernen Forschungen, der Stoffwechsel- physiologie und in nationalökonomisher Beziehung. Er legte weiterhin an einzelnen Beispielen dar, welchen hohen Wert die Diätetik als Ernährungstherapie für die Krankheiten des Pferdes, insbesondere die Verdauungsstörungen, besitzt.

„Ueber das Recht und den Fortschritt der Kultur sprach der Professor Dr. Elßbacher bei der Feier, die die Handelshochschule Berlin zum Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers veranstaltet hatte. Der Redner führte aus, ein Nückblick auf die 23 Negierungsjahre unseres Kaisers zeige uns in Deutschland einen ungeheuren Fortschritt der Kultur. Man dürfe Kultur weder einseitig tehnisch noch einseitig ästhetisch auffassen. Kultur sei die Gesamtheit der geistigen Er- rungenschaften der Menschheit. Der Fortschritt der Kultur vollziehe sich nicht gleihmäßig in allen ihren Teilen, sondern bald vorwiegend auf diejem, bald. auf jenem Gebiete. Hierbei lasse sih das Gesez der wachsenden Schnelligkeit des Kulturfortschritts aufstellen. Deutschlands Kulturfortschritt in den leßten 23 Jahren sei vorwiegend ein technischer und ethisch- sozialer gewesen. Der Kaiser habe ihm das größte Verständnis entgegengebraht. Einer der wichtigsten Bestandteile der mensch- lichen Kultur sei das Reht. Es sei der Brennpunkt, in dem

iedensten Kulturelemente sih vereinigten, um von ihm pie: n ustrahlen. Wenn man von einem vershwundenen Volke nur das Recht kenne, so könne man daraus nahezu seine gesamte Kultur erkennen, feine Lebensweise wie seine geistige und ethishe Stufe. Mit dem Fortschritt der Kultur fei daher der Fortschritt des Rechts unauflöslih verflochten. Die verschiedenen Kulturstufen hatten ihre typishen Rechts- einrichtungen, z. B. Haftung des Schuldners mit Person und Vermögen, Haftung nur noch mit dem Vermögen, Haftung auh mit dem Vermögen nur noch unter Aus\{luß des unent- behrlichen Lebensbedarfs. Ueberall ließen sich im einzelnen die Wechselwirkungen zwischen Kultur und Recht nachweisen. Die veränderten Anschauungen über die Aufgaben des Staates ¿ B. hätten zur Arbeitershußgeseßgebung geführt, diese beeinflußte ihrerseits wieder diese Anschauungen. Das Necht eines Volkes sei freilich niht immer ein treues Spiegelbild seiner Kultur. Jm Zeitalter der überwiegenden _Geseßz- ebung könne es ein reht verzerries Spiegelbild sein. Je besser der einzelne das geltende Recht kenne, und je lebhafteren Anteil er daran nehme, desto stärker könne er den Einfluß seiner Anschauungen und Bedürfnisse auf die Bildung neuen Rechts zur Geltung bringen. Desto mehr Aussicht werde dann auch sein, daß unser Recht rein und unverzerrt unsre Kultur widerspiegele. Hier liege die wichtigste Aufgabe der allgemeinen Rechtsbildung, in deren Dienst sih auch die Handelshochschule gestellt habe.

Bei dem Festmahl, welches das preußische Herren- haus zu Ehren des Geburtstages Seiner Majestät veranstaltete, brachte der Präsident des Hauses Herr von Wedel einen Trink- spruch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Das Abgeordnetenhaus beging die Feier durch ein Festmahl in der Wandelhalle, bei dem der Präsident Freiherr von Erffa die Festrede hielt.

Die stä dtishen Behörden hatten sih, wie alljährlich, im großen Saale des Nathauses zu einem Festmahl ver- sammelt, in dessen Verlaufe der Oberbürgermeister Dr. Kirschner einen Trinkspruh auf Seine Majestät den Kaiser und König ausbrachte. Die Musik spielte die Nationalhymne, die stehend von der Festgesellschaft mitgesungen wurde. Der Stadt- verordnetenvorsteher Michelet brachte dann auf das Wohl Jhrer Majestät der Kaiserin einen Trinkspruch aus. Die „Berliner ee er erfreute die Teilnehmer während des Festmahls durch ihre vollendeten Vorträge.

Die Berliner Handelskammer beging die Kaiser- geburtstagsfeier ebenfalls durch ein Festmahl, das, altem Herkommen gemäß, bei ihrem Präsidenten, dem Geheimen Kommerzienrat Herz, stattfand und bei dem dieser den Kaiser- toast hielt.

Die Feiern in den höheren und in den Gemeinde- schulen verliefen in der üblihen Weise. Nah Musikvorträgen und Dektlamationen der Schüler wurden die Versammelten durch ein Mitglied des Lehrkörpers in patriotisher Ansprache auf die Bedeutung des Tages hingewiesen.

Durch die Straßen, die sich am Tage im Flaggen- \{chmuck und nach eingetretener Dunkelheit, besonders im Zentrum der Stadt und in der Umgebung des Königlichen Schlosses, in festliher Beleuchtung zeigten, bewegte sich eine festlih gestimmte Menge.

Am gemwaltigsten war die Menschenansammlung, die Abends vor dem Königlichen Opernhause die Auffahrt zur Gala- vorstellung erwartete, die wie immer den Abschluß der Festlichkeiten anläßlih des Allerhöchsten Geburtstages bildete. Während die Auffahrt erfolgte, beleuchteten die weißen Strahlen- legel der Scheinwerfer auf dem Dach der Universität und des Opernhauses das Denkmal Friedrichs des Großen. Das Opernhaus bot innen mit einer glänzenden Festgesellshaft und im Shmuck der Teppiche und Blumenranken, die sih bis zur Decke zogen, den gewohnten festlih- würdigen Anblick. Der Oberzeremonien- meister, Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg und der General- intendant der Königlihhen Schauspiele Graf von Hülsen- Haeseler geleiteten den Hof in die große Loge. Seine Majestät der Kaiser sührte Jhre Majestät die Königin von Württem- berg, Seine Majestät der König von Sachsen Jhre Majestät die Kaiserin, Seine Majestät der König von Württemberg Jhre Königliche Hoheit die Kron- prinzessin von Griechenland. Mit den Majestäten und den eben genannten Fürstlichkeiten nahmen an der Logenbrüstung noch Play Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzogin von Mecklenburg-Streliß und die Prinzessin Heinrich; die anderen Fürstlichen Gäste saßen in vier Reihen Fier den Majestäten, die jüngeren Prinzen in den rehts- und linksseitigen Ausbauten der großen Loge; es waren etwa 60 Fürstliche Damen und Herren versammelt. Gegeben wurde, zum ersten Male wiederholt, das Festspiel „Der große König“, die poetische und eindrucksvolle Huldigung, die die Königlihe Bühne Friedrih dem Großen zuerst am 24. d. M. dargebracht hatte. Nach der Vorstellung hielten die Majestäten im Foyer Cercle.

__ Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers ist im ganzen Nei che von den staatlichen und städtischen Behörden, vom Militär, von den Universitäten und Schulen, von Vereinen und Körperschaften in festliher Weise begangen worden. U. a. liegen folgende Meldungen bea „W. T. B.“ darüber vor:

München, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers fand heute nahmittag bei Seiner König - lihen Hoheit dem Prinz-Negenten eine größere Tafel statt, wozu u. a. geladen waren: der preußiscke Gesandte von Treutler mit Gemahlin, die Herren der preußischen Gesandtscbaft, der Generalstabs- offizier in der 4. Armeeinspektion, Major von Pommer Esche mit Ges mahlin, die Minister Grafen von Podewils und von Horn. Während der Tafel brate Seine Königliche Hoheit der Prinz-Negen t einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser aus. Im Nathaus fand eine Festtafel der Bürgerschaft statt. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes des Standortes München veranstalteten aus Anlaß des Kaisergeburtstazs gestern abend ein Festmahl, an dem auch Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Ludwig, Rupprecht, Franz, Leopold und Alfons sowte der Kriegs- minister und. der e Gesandte teilnahmen. Seine König- lihe Hoheit der rinz Ludwig brahte den Trinkspruch auf den Prinz - Regenten aus und \prach gleichzeitig dem Kaiser die wärmsten Glückwünsche zu seinem Geburtstage aus. Der Komman- deur des Landwehrbezirkskommandos München, Oberstleutnant von

reybera brachte ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus, das ‘eudgsle Begeisterung auslöste.

arlsruhe, 27. Januar. Heute nahmittag fand im großen

Museumssaale ein Festmahl aus Anlaß des Geburtstages Seiner

Majestät des Kaisers statt, an dem die Spißen der mllitärischen,

staatlichen und städtishen Behörden teilnahmen. In seinem Trink- spruch auf Seine Majcstät den Katser führte der Kultusminister Böhm

unter anderem aus: Was unseren Huldigungen heute eine warme versön- lihe Note gibt, ist, daß wir in dem Kaiser nicht nur dle Persön- lihkeit feiern, die den Reichégedanken verkörpert, sondern eine Persönlichkeit, von der wir gewohnt sind, daß sie an Allem teilnimmt, was das deutshe Volk bewegt, an Sorgen und an Arbeit. Fn jeder wichtigen Frage tritt der Kaiser mit seinem temperamentvollen Wesen hervor. Das sind die Haupteigenshaften, die ihn zu einem modernen Fürsten machen, die im Auslande so an ihm bewundert werden und in Deutschland oft Anlaß zur Kritik gegeben haben. Besonders reich an Arbeit unv Sorge war für den Katser das HEDI E Jahr. Alle erinnern sih der s{chwülen Tage des vergangenen Sommers, in denen die Augen nach Berlin gerihtet waren. Mancher glaubte, die Zeit sei gekommen, da er die dem Kaiser und dem Reih oft gelobte Treue werde be- weisen müssen. Aber der Friede blieb der Welt erhalten. Das Deutsche Reich ist unvermindert an Macht und Ehre aus der Lage hervorgegangen. Dafür wollen wir dem Kaiser danken.

Hamburg, 27. Januar. Aus Anlaß des Kaisergeburtstages hielt der Bürgermeister Dr. Burhard bei dem Festmahl des Senats im Nathause eine Rede, in der er unter anderem sagte: In der zweiten Hälfte des Jahres 1911 war die deutsche Nation bis in ihre Tiefen stärker bewegt als zu irgend einer anderen Zeit seit dem Jahre 1870, und zu keiner anderen Zeit war die Persönlichkeit des Kaisers von größerer Bedeutung für das Neich. Denn bei tem _ Kaiser stand es, ob der Friede erhalten bleiben würde. Er blieb erhalten, und dafür sind wir dem Kaiser dankbar. Es hatte wiederholt den An- sein, als ob die politishe Lage unaufhaltsam zum Kriege dränge. Aber der Kaiser hat vollen Gleihmut und volle Nube bewahrt, auch wn offene und versteckte Angriffe gegen ihn persönli gerichtet wurden. deutsher Männer, auch bei den Klängen der Fanfsaren, die hin und wteder zu uns herübertönten, fern blieb ihm der Impuls der Rache, fern Empfindlichkeit und Bitterkeit, und der Kaiser, seiner ge- waltigen Verantworfung sich bewußt und in vollem Besiße der Mög- lichkeit, die politishe Lage als Ganzes und in allen ihren Teilen zu übersehen und zu ermessen, welche Folgerungen für des Neihes Wohl- fahrt aus ihr zu ziehen sein möchten, durfte Nuhe und Gelassenheit bewahren. Er konnte es, weil er über Deutschlands Heer und Deutf- lands Flotte gebietet, der Starke aber eine Verständigung nicht zu \heuen braucht, und wo es in unserem Zeitalter hoher wirtschaftlicher Blüte zum Kriege nur kommen darf, wenn es sich um die nationale Ehre oder um wirtschaftliche oder politische Eristenzfragen handelt. Wir Ham- burger sahen wie heute so auch in jener fritishen Zeit des Borjahres auf unseren Kaiser und wurden nicht irre an ihm, als Ungeduld und [eidenshaftlihes Empfinden überhand nahmen. Wußten wir doch, daß Deutschlands Ehre bei dem Kaiser in siheren Händen ruhe. Und so wird und foll es auch in Zukunft bleiben, _und mit Necht; denn daß unsere politishe und wirtshaftlihe Machtstellung, die wir uns unter Gottes Segen aus eigener Kraft ohne fremde Hilfe errungen haben, um jeden Preis gewahrt werden muß und daß der Friede niht immer und nit unter allen Umständen der Güter höchstes ist, das ist, wie wir alle wissen, auh des Kaisers Ueberzeugung. So werden wir uns stark erhalten zu Wasser und zu Lande, auch in tiefem Frieden. Der Redner {loß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser.

Aus dem Auslande liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ über festlihe Veranstaljungen aus Anlaß des Geburtstags Seiner Majestät des Deutschen Kaisers vor:

Wien, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen

Kaisers fand in Shönbrunn Kaiserliche Tafel statt, an der der

Grzherzog Leopold Salvator, der deutshe Botschafter von Tschirschky mit dem Botschaftspersonal, die beiden Ministerpräsidenten, der gemeinsame Finanzminister sowie hohe - Hof- und Staatswürden- träger teilnahmen. Während des Diners brahte der Kaiser Franz Joseph einen TrinkspruG auf das Wohl des Deutschen Kaisers aus. Die hiesige reichsdeut\che Kolonie hatte ihre Kaiserfeier, an der der deutsche Botschafter, sämtliche Herren der deutshen Botschaft, der sächsishe und der bayerishe Gesandte mit den Herren beider Gesandtschaften, der deutshe Generalkonsul, der deutsche Konsul sowie die Mitglieder des deutschen Neichsvereins und der deutschen Kolonie teilnahmen, bereits gestern abend begangen. Den Lrinspruch auf den Kaiser Franz Joseph brachte der deutihe Botschafter von T\chir\chky, den Toast auf den Kaiser Wilhelm der Vorsißende des Vereins deutscher Offiziere des Beurlaubtenstandes in Wien, Generaldirektor Schade aus. An den Deutschen Kaiser wurde ein Huldigungs- telegramm abgesandt.

Prag, 27. Januar. Der Hilfsverein deutscher Reichs angehöriger veranstaltete heute aus Anlaß des Geburtôstags des Deutschen Kaisers einen Festabend, bei dem der deutsche Konsul Freiherr von Gebsattel eine Festrede auf den Kaiser Franz Joseph, der Obmann des Vereins Razen eine solde auf den Deutschen Kaiser hielt. :

Budapest, 27. Januar. Am gestrigen Vorabend des Geburts- tages Kaiser Wilhelms veranstaltete der hiesige Neichsdeutsche Verein ein Festmahl, dem u. a. der deutsche Generalkonsul Graf von Brokdorff-Nangau beiwohnte.

Rom, 27. Januar. Zur Feier des Geburtstages des Deutschen Kaisers fand gestern abend im Hotel Quirinal ein Festmahl des deutshen Künstlervereins statt. Anwesend waren der Bot- schafter von Jagow, die Eesandten Dr. von Mühlberg, Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen und Freiherr von Ritter zu Gruenstein, ferner der Fürst von Bülow und zahlreihe Mitglieder der deutshen Kolonie. Heute vor- mittag wurde in der Kirche Santa Maria dell’ Anima ein Tedeum gefeiert, dem außer den bereits oben genannten Herren der österreihish-ungarische Botschafter beim pästlihen Stuhl mit Gemahlin, der Kardinal Vincenzo Vannutelli und der Groß- meister des Malteserordens beiwohnten. In der deutschen Schule wurde ebenfalls cine Feier veranstaltet. Der Gesandte Dr. von Mühlberg gab ein Frühstück. Heute abend ist großer Empfang beim deuischen Botschafter.

London, 27. Januar. Bei dem Festmahle, das die deutsche Kolonie heute zur Feier des Geburtstages des Kaisers veranstaltete, hielt der Botschafter Graf Wolff -Metternih eine Rede, in der er seine Freude darüber aus\prah, daß die Kaiserfeier nun den reprâsentativen Charakter des vereinigten Deuts{tums von London trage und somit zum \{chönen Sinnbild der deutschen Einheit geworden sei. Er betonte, daß die Achtung vor dem deutschen Namen mit unserer Einheit entstanden sei, auf der unsere Stärke berube, gedahte sodann des 200. Geburtstags Friedrichs des Großen und \{chloß: „Das hohe Pflichtgefühl, welches Friedrich den Großen auszeichnete, ist auf seine Nachfolger übergegangen bis auf den jeßigen Träger der Krone. Deutsch- lands Wohl und Wehe bewegt unseres Kaise:s Herz, und Deutschlands Zukunst ist seine stete Sorge. Möge diese Zukunft gol und glücklich sein! Das ist ‘das Beste, was wir unserem Kaisèr an feinem Geburtsfeste wünschen können.“ Die Rede des Botschafters wurde begeistert aufgenommen. Der deut \che Offiziersklub in London gab gestern abend ein Diner zur Feier des Kaisergeburtstages. Unter den Anwesenden befanden sich der frühere Lordmayor von London und Mitglieder der Botschaft und des Generalkonsulats. /

Paris, 27. Januar. Am Vorabend des Geburtstags Kaiser Wilhelms veranstaltete die deutshe Kolonte unter dem Vorsitz des Botschafters Freiherrn von Schoen ein Bankett, an dem über zweihundert Gäste teilnahmen. Freiherr von S@{oen hielt nah einem Trinkspruch auf den Präsidenten Falliòres die Festrede, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies, an dem der Kaiser ein neues Lebensjahr antrete. Das verflossene Jahr, uhr der Redner fort, ist ein ernstes und bés Lait dde gewesen hinfichtlih der inneren Entwicklung des Vaterlandes, bedeutungsvoll für Deutschlands Stellung zu anderen Nationen, inhaltsreih für den Gang der Welt- geshtchte. Ruhigere Zeiten sind wiedergekehrt. Fn dem Bewußtsein

Auch bei aller leidenshaftlihen Erregtheit wohlgesinnter *

ebrliGßen Willens zu ehrenvollem Verstehen mit den Nationen, mit welchen es zu leben hat, fann Deutschland ents{hlossenen Schrittes der Zukunft entgegengehen. ‘Was auc das Jahr bringen möge, wir folger dem erhabenen Herrscher des Reichs mit festem Vertrauen, daß er, wie bisher, mit weisem Sinne dem Reich die Bahnen zu immer blübhen- derem Gedeihem weisen und Deutschland den Plaß in der Welt fichern werde, welcher seinem redlihen Wollen und seinem starken Können gebührt. In einem sind alle Deutschen einig: in dem festen GntiSluß, mit ganzer Kraft einzutreten für oie ungehemmte Entwick- lung von Deutschlands Größe, für sein Net und seine Ehre. Der Botschafter {loß seine wiederholt von lautem Beifall unterbrochene Rede mit einem dreifahen Hoch auf den Kaiser, in das die Ge per eus be- geistert einstimmte. Heute vormittag wurde in der Christus- Kirhe ein Festgottesdien# abgehalten, dem der Botschafter Frhr. von Schoen, die Herren der Botschaft und des Konsulats, der bayerische Geschäftsträger, sowie eine überaus zahlreihe Gemeinde beiwohnten. Abends fand auf der de utshen Botschaft aus dem gleihen Anlasse ein festliher Empfang statt.

EAEIT, 29. Januar. Ein gemeinschaftlicher Kaiserkommers der hiesigen deutshen Vereine, dem etwa 1500 Personen beiwohnten, gestaltete sich zu einer großartigen patriotischen Kundgebung. In Reden und Liedern gelangte die Kaisertreue und Vaterlandsliebe der Pariser Deutschen zu erhebendem Aus- druck. Der Botschafter Freiherr von Schoen, der, durch herz- lien Beifall begrüßt, mit den Herren der Botschaft und des Konsulats zu dem Fest ershienen war, spra in warmen Worten seine Freude darüber aus, daß die deutshen Vereine in Paris ihre Anhänglichkeit an Kaiser und Neich in so ausdrucksvoller Weise be- kundeten. An den Kaiser wurde sodann ein begeistertes Huldi- gungstelegramm abgeschickt.

St. Petersburg, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Katsers fand heute bet den Majestäten in Zarskoje- Sselo Frühstückstafel statt, an der u. a. der Kaiser, die Kaiserin, die Kai/erlichen Töchter Olga und Tatjana, Großfürstin Jelissaweta Mawrikiewna und Großfürst Michael Alexändrowitsck teilnahmen. Der Kaiser trug die Uniform seines westfälischen Husarenregiments Nr. 8 mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens, der Großfürst die Uniform des Ulanenregiments Kaiser Alexander 111. von Rußland (Westpreußischen) Nr. 1 mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens. Der Frühstückstafel wohnten ferner bei Graf und Gräfin Pourtalès, die Mitglieder der deutschen Botschaft mit Gemahlinnen, der Minister des Kaiserlichen Hofes, der Minister des Aeußern und das Kaiserliße Ge- folge. Der Kaiser brachte die Gesundheit des Deutschen Kaisers aus, worauf die Musik die deutsche Nationalhymne spiélte. Der Kaiser unterhielt \sich huldvollst mit den Mitgliedern der deutshen Botschaft. Bei dem Festmahl, das

estern im Neichsverein stattfand, hielt der deutshe Botschafter Graf von Pourtalès die Festrede, in der er die Vorgänge des leßten Jahres berührte und darauf hinwies, daß Deutschland, welches über vierzig Jahre Frieden gehalten habe, niemanden bedrohe, sondern stets bereit sei, zu friedlicher Auseinander- seßung über Meinungsverschiedenheiten mit anderen Nationen die Hand zu bieten; die Erregung, die. im vorigen Herbst dur Deutschland ging, habe aber bewiesen, daß das deutsche Volk bei aller Friedensliebe im Punkte seiner Ehre äußerst empfindlich sei und keinen Augenblick zögern würde, Gut und Blut für sie zu opfern, wenn dies, was Gott verhüten möge, je einmal nötig werden sollte. Der Bot- schafter hob weiter hervor, daß die Wolken, die im vorigen Jahre am iegen Horizont èrschienen seien, glückliherweise das Ver- ältnis zwischen Deutschland und Rußland nicht getrübt hätten. Die alten freundschaftlichen - Beziehungen zwischen beiden Herrscherhäusern seien in dem Besuch des Kron- prinzenpaares am russishen Hofe von neuem zum Ausdruck gelangt. Mit dem Wunsche, daß das auf der Gemeinsamkeit der Interessen der beiden mächtigen Vertreter des monarchishen Prinzips beruhende gute Verhältnis zwischen beiden Nachbarreichen nie gestört werder möge, {loß der Botschafter, indem er die Versammlung aufforderte, auf Kaiser Nikolaus, den treuen Hüter der - traditionellen deutsch- russishen Freundschaft, das erste Glas zu leeren.

St. Petersburg, 28. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Kaisers fand gestern in der Petrikirche ein Fests- gottesdtenst statt, dem der deutsche, der österreihishe und der italienische Botschafter sowie der Minister des Aeußern Ssafoncw beiwohnten.

Moskau, 27, Januar. Zur Feier des Geburtstages des Deutschen Kaisers fand in der Peter- und Paulskirche ein Gottesdienst in Gegenwart der Behörden und des diplomatischen Korps statt. Abends wurde von der deutshen Kolonie ein Bankett veranstaltet.

Madrid, 28. Januar. Die deutschen Kolonien in Madrid und den anderen Städten Spaniens begingen gestern den Ge- burtstag des Deutschen Kaisers in festliher Weise. Die deutsche Kolonie in Madrid veranstaltete ein Bankett, bei dem der deutsche Botschafter Prinz von Ratibor und Corvey den Vorsiß führte.

Kopenhagen, 27. Januar. Im Laufe des Tages fanden ih auf der deutshen Gesandtschaft der König von Dänemark mit den Prinzessinnen Thyra und Dagmar sowie der dänische Kronprinz ein, um ihre Glückwünsche aus Anlaß des Geburtstages Kaiser Wilhelms zu überbringen. Der Prinz Waldemar von Dänemark hatte bereits gestern seinen Glücwunsch persönlich überbracht. Heute mittag fand in der deutschen Gesandtschaft beim Gesandten Dr. von Waldthausen ein Empfang der deutschen Kolonie statt. Heute abend beging der Verein deutscher Neichsangehöriger den Geburtstag durch ein Fest m ahl, an dem der deutshe Gesandte, der deutsche Generalkonsul, das Personal der Gesandtschaft und des Generalkonsulats, mehrere deutsche Konsuln usw. teilnahmen. Der Vorfißende des Vereins, Ingenieur Eisenhuth brate das Hoh auf den König von Dänemark aus; der deutsche Gesandte toastete auf Kaiser Wilhelm. An das Fest {loß si eine musikalishe Unter- haltung, der ein Ball folgte. s

Stockholm, 27. Januar. Die deutshe Gesellschaft Stodtholms feierte den Geburtstag des Deutschen Kaisers dur ein Festmahl im Grand Hotel. Der Erste Vorsißende, Kaufmann Burchard, toastete auf den König von Schweden. Die Festrede auf den Kaiser die mit großem Beifall aufgenommen wurde, bielt der Gesandte von Reichenau.

Brüssel, 27. Januar. Zur Vorfeier des Geburtstags des Deutschen Kaisers empfingen gestern abend der deutshe Gesandte Frei- herr von Flotow und Freifrau von Flotow die Mitglieder der deutshen Kolonie. Um Mitternaht brachte der. Gesandte ein Hoch auf den Deutschen Kaiser aus. Die deutsche Kolonie feierte den Geburtstag des Kaisers heute dur einen Festakt in der deutshen Schule, an dem die Mitglieder der Gesandtschaft und des Konsulats teilnahmen. Am Abend fand ein Fests mahl unter starker Beteiligung statt. Der deutshe Gefandte von Flotow brachte einen Trinkspruß auf den Kaiser aus und erinnerte darin namentlich an die ernsten Tage tes vergangenen Sommers. Der Gesandte gedahte auch Friedrihs des Großen, dessen 200. Geburtstag die Nation gerade gefeiert babe. Dieser Hohbenzoller habe gelehrt, in stetiger täglicher Pflichterfüllung seine Befriedigung zu finden. Sein freier Geist habe den Monarhen zu den einsamen Höhen stillen Denkens emporgeführt. Das Hoc auf den König der Le brachte der Direktor der deutshen Schule Dr. Lohmeyer aus. Nach dem Festmahl veranstaltete der deut de Veteranenverein in Brüssel einen Festkommers.

Belgrad, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Kaisers fand in der deutschen Gesandtschaft großer Gratulationsempfang statt, zu ‘dem Vertreter des Hofes, der Negterung und der deutschen Kolonie erschienen waren. Die deutsche Kolonie veranstaltet heute abend ein Festmahl.

Bern, 27. Januar. Bei der Kaiserfeier , die die deutsche Kolonie in Bern unter dem Ehrenvorsiß des deutschen Gesandten Dr. von Bülow und des bayerishen Ministerrefidenten von Böhm .abhielt, wurde mit freudigen Worten des für den Herbst an=