1892 / 154 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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In die Liste der Nehtsanwälte sind cingetragen : der Rechts- anwalt Meyer aus Neu-Ruppin bei dem Amtsgericht in Kyriß, der Gerichts-Assessor Dr. von Laszewski bei dem Amisgericht und bei dem Landgericht in Graudenz,. der Gerichts- Assessor Cahn bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., der Gerichts-Assessor Lohe bei dem Landgeriht in Düsseldorf, der Gerichts-Assessor S ne bei dem Amtsgericht in Eisleben und der Gerichts-Assessor Lamp bei dem Anmisgericht in

Elmshorn. i E ‘Der Rechtsanwalt Stadthagen in Elbing ist gestorben.

Ministerium-der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdocent und Prosector Dr. Richard Zander zu Königsberg i. Pr. und S

der bisherige Privatdocent Professor Dr. Cölestin Nauwerck zu Königsberg i. Pr. sind zu außerordentlichen Professoren in der medizinishen Facultät der dortigen Univer- sität ernannt worden. S G

Der bisherige Privatdocent Dr. Julius Franz, Ob- servator an der Königlichen Sternwarte zu Königsberg 1. Pr., ist zum außerordentlihen Professor in der philosophischen Facultät der dortigen Universität ernannt worden.

Die Nummer 18 der Geseß-Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. %545 das Geseß, betreffend die Regulirung der guts- herrlichen und bäuerlichen Verhältnisse in Neu - Vorpommern und Rügen. Vom 12. Juni 1892: und unter

Nr. 9546 das Geset, betreffend die Erweiterung. des Unternehmens der Stargard-Küstriner Eisenbahngesellschaft durch den käuflichhen Erwerb der Eisenbahn von Glasow nah Berlinchen. Vom 17. Juni 1892.

Berlin, den 2. Juli 1892.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

Angekommen: der Ministerial-Director im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober-Regicrungs-Rath Dr. Kügler, aus der Rheinprovinz.

Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im activen Heere. Neues Palais, 21. Juni. Graf v. Wenger sky I., Prem. LE vom Gren. Regt. König Friedrih Wilhelm I1V. (1. Pomm.) Nr. 2, nah Ablauf seines Commandos zur Dienstleistung bei dem Leib- Cür.-Regt. Großer Kurfürst (Schles.) Nr. 1, in das Cür. Regt. Graf Geßler (Rhein.) Nr. 8 verseßt. : ,

Neues Palais, 24. Juni. Hering, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Graf Bülow vou Dennewit (6. Westfäl.) Nr. do, zur Dienstleistung bei dem Kriegs-Minifterium bis Ende März k. J. commandirt. i : |

Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. Stettin, 27. Juni. Graf v. Hahn, Sec. Lt. vom Regt. der Gardes du Corps, der Abschied bewilligt. :

Im Beurlaubtenstande. Stettin, 2 Pr. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Pension der Abschied bewilligt.

XELTE. (Königli}h Württembergisches) Armce-Corps.

Im Sanitäts-C orps. 25. Juni. Dr. Beck, Assist. Arzt l. Kl. im Pion. Bat. Nr. 13, in das Ulan. Regt. König Karl Nr. 19 verseßt. L j

Durch Verfügung des Corps - General - Arztes. 7. Juni. Dr. Mühls\chlegel, Unter-Arzt im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120, mit Wahrnehmung einer bei esem Truppentheil offenen Asfist. Arztstelle beauftragt.

di Kaiserliche Marine.

Offiziere 2c. Ernennungen, Beförderungen, Ver- sébüungen x. An Bord S. M Yahtk „Käiseradbier“ Kiel, 28. Juni. Gert, Corv. Capitän, von der Stellung als Commandant S. M. Kreuzer „Bussard“ entbunden. Slihtenhböfer, Corv. Capitän, unter Entbindung von der Stellung als Sommandeur der 2. Matrosen-Art. Abtheil, zum Commandanten S. M. Kreuzer „Bussard“, Schneider, Corv. Capitän, Commandeur der 2. Matrosen-Art. Abtheil., ernannt.

7. Juni. Schlücker, Bezirks Danzig, mit

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Nichtamtliches.

Deutsches Reid. Preusten Berlin, 2 Juli

Aus Christiansand meldet „W.T.B.“: Nach dreizehn- stündiger Fahrt bei shönstem Wetter, aber bewegter See, sind Seiner Majestää Yacht „Kaiseradler“ und Panzer- fahrzeug „Siegfried“, von Gothenburg Tommend, gestern Abend 9 Uhr Christiansand angelaufen. Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich kurz nach der Ankunft mit dem Gefolge an Land, um einen längeren Abendspaziergang zu unternehmen. Heute früh sind Seiner Majestät Yacht „Kaiseradler“ und Panzerschiff „Siegfried“ bei klarem Wetter in _See gegangen. Die Wetterberichte von der norwegischen Westküste melden durhweg gutes Wetter und wenig Seegang.

Heute tagten die vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen.

Am 1. Juli d. J. waren fünfundzwanzig Jahre verstrichen, daß das Thurn- und Taris sche Lehns-Postwesen, das sich in einer Reihe der kleineren deutshen Bundesstaaten als Ueberrest einer vergangenen Zeit des Verkehrs- lebens erhalten hatte, durh den Uebergang an Preußen sein Ende erreihte. Von den Hansestädten im

Norden Deutschlands bis zu den Hohenzollernschen Landen im Süden erstreckte sih noh Gia weiter Bereich, den Zusammen- hang des deutschen Verkehrgebiets vielfach durhbrehend. Mit seinem Schwinden wurde der Grund zur Einheit des Post- wesens im jeßigen Reichs-Postgebiet gelegt. : :

Am gleichen Tage schen wir, fern im äußersten Süden der anderen Erdhälfte, ein Ereigniß si vollziehen, das den Abschluß einer anderen, noch weit größeren Einheit im Ver- kehrswesen bedeutet: den Eintritt der Südafrikanischen Republik und der Colonie Natal in den Weltpost- verein, als Folge der gestern in Vollzug getretenen Wiener Weltpostverträge, die shon im verflossenen Jahre den Anschluß Australiens an den Verein brachten. i: j

Eine gewaltige Umwälzung hat sih auf dem Gebiete des Post- und Telegraphenverkehrs in dem abgelaufenen Viertel- jahrhundert vollzogen. An die Stelle der früheren Zersplitterung find die weltumfassende Einheit und ein rasches Durchdringen aller Glieder des inneren Verkehrskörpers durch die allgemeinste Ver- breitung der Verkehrseinrihtungen getreten. Welche Fortschritte in leßterer Bezichung gemaht worden sind, ergiebt ih daraus, daß die Zahl der Postanstalten in den Ländern des jeßigen Reichs-Postgebiets von 4870 im Jahre 1867 auf jeßt 24 000, die der Telegraphenanstalten aber von 1030 auf 12 000 innerhalb derselben Zeit angewachsen ist. Jn den Ländern des ehemals Thurn- und Taxis hen Postwesens hat sich die gay der Postanstalten von 520 auf 3250 gehoben. Die Brieftare beträgt Qui dem ganzen Erdenrund jeßt 20 4, die der Post- karten 10 3.

Die Uebersichtskarte der überseeischen Post- Dampfschifflinien im Weltpostverkehr, welche zugleich ein Bild des gegenwärtigen Umfangs des Weltpostvereins liefert, ist im Reichs-Postamt in vergrößertem Maßstabe (1 : 47 000 000) neu bearbeitet worden. Der in mehrfachem Farbendruck hergestellten Karte ist ein Verzeichniß der in Be- traht kommenden Post-Dampfschifflinien, unter Angabe der den Betrieb wahrnehmenden Schiffahrtsgesellshaften, der An- legehäfen, der Entfernungen in Seemeilen von Hafen zu Hafen und der planmäßigen Ueberfahrtsdauer, beigegeben. Die Uebersichtskarte kann sowohl dur Vermittelung der Post- anstalten von dem Cursbureau des Reichs-Postamts, als auch im Wege des Buchhandels von der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin N., Monbijou-Plaz 3, zum Preise von 1 F 50 „5 bezogen werden.

Der Erfolg des Betriebs der neueren Fremdsprachhen an den höheren Schulen wird wesentlih beeinträchtigt durch den Mangel an solchen Lehrern, welche si nah abgelegter Prü- fung durch einen Aufenthalt im Auslande für den lebendigen mündlichen Gebrauch der Fremdspra che befähigt haben. Jn besonderem Maße ist dieser Mangel feit lange im Französischen empfunden worden. Da das Bedürfniß einer geeigneten praftischen Ausbildung der Lehrer des Französischen mit der veränderten, mehr auf den mündlichen Gebrauch der Sprache berechneten Methode und den veränderten Lehrzielen noch gewachsen ist, so haben Er- wägungen darüber stattgefunden, wie die Aeg. von Lehrern der neueren Sprachen beim Besuche des Auslandes zum Zweck ihrer Förderung im praktischen Gebrauch der fremden Sprache erfolgen könne. Dies hat dahin geführt, daß jechsReisestipendien von je 1000 ( für Lehrer der neueren Sprache in den Staatshaushalts-Etat für 1. April 1891/92 neu eingestellt worden sind. Bei Verleihung der Stipendien sollen, wie ein Erlaß des Unterrichts-Ministers vom 15. Juni hervorhebt, vorzugsweise angestellte Lehrer“ oder wissenschaft- liche Hilfslehrer berücksihtigt werden, und erst in zweiter Linie Candidaten, welche die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen bestanden und das Seminar- und Probezjahr zurüdgelegt haben. Jeder Stivendiat muß die volle Lehr- befähigung für Französish oder Englisch besien. Die Stipendien werden auf die Zeit vom 1. Oktober d. J. bis zum 1. April 1893 verliehen. Die Stipendiaten erhalten eine Znstruction für die Benußung des Aufenthalts in Ländern französischer Zunge oder in England sowie eine Anweisung für den Aufenthalt in Genf.

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, Commandeur der 4. Garde-Jnfanterie-Brigade, hat

sih mit Urlaub nach den Niederlanden begeben.

Der Chef der Landgendarmerie, General der Jnfanteric von Rauch ist von Juspicirungsreisen hierher zurückgekehrt.

Der Wirkliche Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichts: und Medizinal-Angelegenheiten ist nach Pontresina abgereist.

Der Königlih württembergische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Moser hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während feiner Abwesenheit fungirt bis auf weiteres der Königlich württem- bergishe Bevollmächtigte zum Bundesrath, Director Dr. von Stiegliß als Geschäftsträger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Rath Vodel ist von Berlin abgereist.

Das Flaggschiff des Kreuzer-Geshwaders, S. 6 S.

° ° _ w s L j É“ E „Leipzig“, Geshwader-Chef Contre-Admiral von Pawelsz,

geht am 4. Juli von Hongkong nah Yokohama in See.

S. M. Kbt. „Wolf“, Commandant Corvetten-Capitän Hellhoff, beabsihtigt am 2. Juli ron Hongkong in See zu gehen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent wird si zur Theilnahme an den Vermählungsfeierlihkeiten der Herzogin Amalie in Bayern mit dem Herzog Wilhelm von Urach am kommenden Montag mittels Sonderzuges nah Tegernsee be- geben. Gestêrn sind Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Erz herzog Karl Ludwig von Oesterrei ch mit Gemahlin und der Großherzog von Sachsen-

Satsen. Dresden, 1. Juli. Seine Hoheit der Erbprinz und ge Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen- einingen, welhe seit Mittwoh am Königlichen Hofe in Schloß Pillniz zum Besuch weilen, werden heute Abend Dresden wieder verlassen. Hessen.

Darmstadt, 1. Juli. Die Erste Kammer bewilliate- der „Frkf. Ztg.“ zufolge heute in geheimer Sißzung die Er- höhung der Civilliste des Großherzogs nah der Forderung der Regierung. Morgen wird die Zweite Kammer, die bekanntlich einen etwas geringeren Betrag be- willigt hat, nohmals über die Vorlage in Berathung treten.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 1. Juli. Seine Königliche Hoheit der Gro ß- Zerdog ist zu einem kurzen Aufenthalt nah München gereist. hre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sid von Dornburg nach den Niederlanden begeben. Mitte Juli wird das Großherzoglihe Paar Aufenthalt in Wilhelmsthal bei Eisenach nehmen.

Die Vorbereitungen für die Festlichkeiten zur goldenen Hochzeit des Großherzoglichen Paares schreiten rüstig vor. Namentlich verspriht der von Künstlern und allen Gewerben des Landes beabsichtigte Festzug sih zu einer sehr shönen und glänzenden Huldigung zu gestalten.

Durch verschiedene thüringishe Blätter ging in neuerer Zeit die Nachricht von der beabsichtigten Vermehrung der fünf Bezirksdirectionen des Großherzogthums um eine sechste. Diese neue Bezirksdirection sollte, wie es hieß, die Bezirke für Blankenhain und Jlmenau umfassen und ihren Sit in Jena erhalten. Ein Plan dieser Art is, wie man uns aus Weimar schreibt, allerdings im Laufe der leßten Landtagssession gelegéntlih berührt worden, auch ist seine Ausführung in mannigfahen Beziehungen durch praktishe Gründe wünschenswerth. Indessen sind die Dinge noch nicht so „weit gediehen, daß cine Verwirklichung bereits in naher Aussicht stände. Tritt diese hier vorgesehene Theilung des Weimarischen Kreises ein, so würde voraussihtlich der Sig der neuen Bezirksdirection in Weimar sein, da Weimar centraler gelegen ist als Jena, und daher der Verkehr mit der Bezirksdirection ein erheblih leihterer wäre, als wenn der Sig nah Jena verlegt würde.

Reuß: ä. L. + Greiz, 1. Juli. Seine Durchlaucht der Fürst ist nah vierwöchigem Kurgebrauh in Bad Tepliß gestern Abend hierher zurückgekehrt und im Fürstlihen Sommerpalais ab- gestiegen.

Oefterreich-Ungarn.

Wie die „Politishe Correspondenz“ aus Wien meldet, hat Seine Majestät der Kaiser Wilhelm dem ungari- schen Minister am Kaiserlichen Hoflager von Szoegyenyi in Anerkennung seiner erfolgreihen Bemühungen als Vor- sigender bei den Handelsvertrags-Verhandlungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland Allerhöchstsein lebensgroßes Bildniß mit eigenhändiger Namensunterschrift verliehen.

Die heutige „Wiener Zeitung“ publicirt eine Verord- nung des gesammten Ministeriums, welche die bisher ge- troffenen Bestimmungen über die Behandlung spa nischer Provenicenzen bis längstens zum 31. Dezember d. J. auf- rechthält. E

Der Valuta-Ausshuß des österreichischen Abgeord- netenhauses hat gestern mit der Annahme der Resolution Kramar über einen entschiedeneren Einfluß des Staats auf die Verwaltung der österreichisch - ungarischen Bank, sowie der Resolution Peez wegen Vorlage eines Checkgeseßes, seine Be- rathungen beendet. Jm Laufe der Debatte, an welcher sich die Deutsch-Liberalen, Deutsch-Nationalen, Polen und Jung- czechen betheiligten, hob der Finanz-Minister Dr. Steinbach hervor, daß eine völlige Steuerfreiheit des Cheverkehrs unmögli sei; die Regierung beabsichtige aber keineswegs die Hemmung der Entwickelung des Checkwesens durch fiscalische Maßregeln. Die im Valuta-Ausshuß bei Beginn der Be- rathung der Anleihevorlage von dem Abg. Steinwender (deutshnational) abgegebene Erklärung lautete nah dem „Prag. Abdbl.“ wörilich : i

„Wir werden aus politishen Gründen, deren Ausführung bei der Berathung im Hause erfolgen wird, gegen das Anleihegesetz stimmen. Sollte unsere Stimme dazu beitragen, cine wihtige Reform in Frage zu stellen, fo trifft die Verantwortung dafür niht uns, fondern eine Regierung, welche im Widerspru mit dem Programm der Thron- rede dur eine Reihe administrativer Verfügungen die deutshe Be- völkerung und deren Vertreter in die Opposition drängte.“

Der Minister-Präsident Graf Taaffe, welcher sich vor einiger Zeit nah Elischau begeben hatte, ist gestern früh wieder in Wien eingetroffen. Die s{chwebenden Fragen werden nun- mehr der Gegenstand der Erörterungen und Unterhandlungen wishen dem Grafen Taaffe und den Parteiführern der eutschen Linken bilden. / E

Die zur Zeit in Budapest tagende Conferenz von Schulmännern hat, dem „H. T. B.“ zufolge, beschlossen, ein Mädchen-Gymnasium zu eröffnen, welhes neun Klassen haben soll. Die erste Klasse soll bereits beim Beginn des nächjten Schuljahres eröffnet werden.

Großbritannien und Frland.

In London hat gestern die erste Wahl zu dem neuen Parlament stattgefunden, und zwar für den Bezirk Süd- Paddington. Gewählt wurde Lord Randolph Churchill; ein Gegencandidat war nicht aufgestellt. Von den Mit-

liedern der Regierung können sechs, darunter zwei

Cabinets-Minister, den Wahlen mit Ruhe entgegensehen, da die Gegenpartei ihnen ebenfalls keinen Candidaten entgegen- gestellt hat. Es sind dies: Mr. Goschen, Sir M. Hicks-Beach, Baron Henry de Worms, Sir John Gorst, Mr. Akers Douglas und Lord Arthur Hill.

Das am 28. Juni aufgel öste Parlament hat fünf Zahre und 328 Tage gedauert. Es war zuerst am 5. August 1886 zusammengetreten Jm gegenwärtigen Jahrhundert haben nur vier englishe Parlamente länger getagt, nämlich die von 1820, 1841, 1859 und 1864.

Frankrcich. Die Wahlen zur Erneuerung der Hälfte der General- räthe find von der Regierung auf den 31. Juli angeseßt worden. Dieser Beschluß wird zur Folge haben, daß die

Weimar in München eingetroffen.

Parlamentssession am 13. Juli geschlossen wird, da ein

heil der Deputirten und Senatoren direct an den Por t betheili t ist. Jn der That befinden si unter den neugewählten Generalräthen ungefähr 130 Deputirte und

Senatoren.

ai “Gegenwärtig sind der belgische Staatssecretär der Finanzen des freien Congostaats Zanssen und der Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten Grelle-Rogier in Paris an- wesend, um mit der französishen Regierung die Grenz- *bereinigung zwischen Französish-Congo und dem Freien Congostaat im Hochthale des Ubanghi endgültig zu ves gegen Wilson, der bekanntlih an- geklagt ist, bei seiner Wahl zum Maire in Loches Wahl- umtriebe verübt zu haben, is auf den 9. d. M. angeseßt und wird vor dem dortigen Zuchtpolizeigericht stattfinden.

Ftalien.

Das Königliche Decret, welches die Vertagung der Kammer und Soâter den Schluß der Session ausspricht, wird, wie man der „Pol. Corr.“ schreibt, in diesen Tagen er- wartet. Das Auflösungsdecret wird kurz vor Vornahme der Neuwahlen veröffentliht werden. Die Neuwahlen werden erst in der zweiten Hälfte des Oktober und die Eröffnung der neuen Kammer in der ersten Hälfte des November erfolgen. Der Minister - Präfident Giolitti wird während des ganzen Sommers Rom nit verlassen und auch die übrigen Minister werden nur abwechselnd für kurze Zeit sich aus der Residenz entfernen. :

Der großbritannishe Botschafter und der Gesandte der Vereinigten Staaten in Rom haben, wie die „Ag. Stef.“ meldet, an den Minister des Auswärtigen Brin das Ersuchen gerichtet, daß der König den italienishen Delegirten für, das Schiedsgeriht zur Entscheidung der Beringsmeer- Frage ernennen möge. Das Schiedsgericht wird bekanntlich zusammengeseßt sein aus: zwei englishen Delegirten, zwei amerikanishen, einem franzosischen, einem italienishen und einem shwedishen. :

Zn Betreff der Handelsbezicehungen zwischen Jtalien und Spanien ist am Donnerstag ein modus vivendìi vereinbart worden.

Die in Nom fingeiresfenen Nachrichten über die gegen- wärtigen Zustände in Massowah lauten in jeder Richtung sehr befriedigend. Auf dem ganzen Gebiete der erythräischen Colonie herrscht vollständige Ruhe, und die Sicherheit auf der Karawanenstraße gegen Kassala soll nihts zu wünschen übrig lassen.

Spanien.

Die amtlihe „Gaceta de Madrid“ vom 1. Zuli ver- öffentlicht einen Königlichen Erlaß, wonach für alle aus zFrankreih, dem Deutschen Reich, Oesterreich -: Ungarn, Belgien, England, Jtalien, den Niederlanden, Schweden- Norwegen, der Schweiz und Portugal nach Spanien und dessen Colonien kommenden Provenienzen der Minimaltarif bewilligt wird. Ferner publizirt das amtlihe Blatt das Budget für Spanien und die Colonien.

Niederlande.

Die Königin-Regentin Emma und die Königin Wilhelmine sind nah ciner z hntägigen Rundreise dur die Provinzen Friesland und Geon ingen am 30. v. M. wieder auf Schloß Soestdyk bei Utrecht eingetroffen. Wie man dem „Hann. Cour.“ schreibt, hat die Reise der Köni- ginnen den Beweis erbracht, daß selbst in diesen Provinzen, welche die niederländishe Socialdemokratie als ihre Hochburgen in An- spruch nimmt, die Anhänglichkeit der großen Volksmaßsen an das Haus Oranien unerschüttert ist. Allerdings ift es den Socialisten gelungen, bald da, bald dort etliche rasch unterdrückte Kund- gebungen hervorzurufen, aber diese hatten feinen ausgesprochen antidynastischen Charakter und zeigten einen mehr socialen als politischen Hintergrund. Die Königin-Regentin Emma hat in Leeuwarden und Groningen Abordnungen von Arbeitern und Arbeiterinnen empfangen, ihre Berichte über die traurige Arbeiterlage entgegengenommen und die staatlihe Hilfe zugesagt. j __ Der Ministerrath hat beschlossen, dem Parlament einen Geseßentwurf zur Einführung des obligatorischen Volksshulunterrihts vorzulegen. 5

Serbien.

_ Die Wiener „Politische Correspondenz“ theilt mit: Konig Milan werde sich zum Kurgebrauh nach Ems be- geben und dort mit seinem Sohne, dem König Alexander von Serbien, zusammenkommen. Der Ort der Zusammen- kunft des Königs Alexander mit seiner Mutter je noch niht bestimmt. Die Nachricht, daß der Negent Nistitsch sich in der Begleitung des Königs befinden werde, entbehre der Begründung. Der König werde auf seinen Sommerreisen, welche er incognito zu unternehmen gedente, nur von dem Hefstaat, seinem Gouverneur und einem Mit- glied des Cabinets begleitet sein.

: Bulgarien.

Die Prozeß- Verhandlung gegen die der Ermor- Sg Beltscheff’s Angeklagten hat am Donnerstag in S ofla begonnen. Die Verlesung der Anklageshrift nahm drei Stunden in Anspruh. Milaroff erklärte ch für niht- [chuldig, gab jedo seine Anwesenheit in Rußland zu, woselbst er mit dem [rüheren Lieutenant Wassilieff und Moussewvich gegen das Leben des Prinzen Ferdinand ein Complott geshmiedet habe : ob er in Odessa an der Eidesleistung theilgenommen habe, sei ihm nicht mehr erinnerlich. Aristofff, der Secretär der slavi- schen Wohlthätigkeitsgesellschaft, habe mit seinen (Milaroff's) Bestrebungen [ympathisirt. Popoff erklärte sich gestern gleih- falls für nihtshuldig, gab darauf eine längere Darstellung der Affaire in Burgas und bestätigte, daß er sih in das russische Konsulat geflüchtet habe, welhes ihn in einer Archivkiste Le Bord eines russishen Kanonenboots nah Odessa be- Flüchtli habe, und daß ferner in Konstantinopel den 2 Auen vom russischen Konsulat Geld geliefert worden lavis en m ivboff und Aristoff, welhe Mitglieder der Milaro# polthätigfeitsgesellschaft seien, hätten Geld geliefert. aan ho Sdann, hervor, er habe eine Verschwörung ale ut wert er verhindern wollte, daß der Balkan in andere G: p ische Hände falle, und weil er gute russish-bulgarische ed d wiederherstellen wollte. Popoff gab hierauf an, hi ûlle zweimal Gelegenheit gehabt, auf den Prinzen zu

leßen, hâtte es aber niht gethan. Im weiteren Fort- Banne des ¿Herhórs erklärte sich Milaroff für nichtsculdia, Nr „r Die Ausführung -des ANitentats gegen den Prinzen verhindert habe: Milaroff gestand jedoch ein, daß

er die Journale vom ,19. Februar“ und „9. August“ mit russischen Mitteln herausgegeben habe. Hierauf fand das Verhör Wassilieff’s statt, welcher anfangs leugnete, später indeß aussagte, daß die Emigranten in O essa für die Nevo- lution und den Mord in Bulgarien thätig seien. Milaroff aL schließlich noch an, daß ein gewisser Orbonski nah onstantinopel gesandt werden sollte, um Vulkowitsch zu tödten.

Amerika.

Die Stewart’she Bill über die freie Silber- prägung ist gestern vom Senat der Vercinigten Staaten mit einem Amendement genehmigt worden, nach welchem sämmtliche Silberscheidemünzen, die sich im Staatsschaze be- finden, zur Ausprägung kommen sollen.

Die in Cincinnati tagende Convention der „Na- tionalen Prohibitionisten “, deren Bestrebungen si gegen den Verkauf von Spirituosen richten, hat laut Kabel - Tele- gramm den General Bidwell als Präsidentschafts-Candidaten aufgestellt. ; e

Der zum Staatssecretär des Auswärtigen ernannte General Foster hat diesen Posten thatsählih hon Monate lang während der Krankheit Mr. Blaine's bekleidet. General Grant ernannte ihn im Jahre 1873 zum Gesandten in Meriko und Präsident Hayes erneuerte die Ernennung, versezte ihn jedoch später nah Rußland. Präsident Arthur sandte ihn nah Spanien, wo er über den vom Senat abgelehnten Handelsvertrag sowie den lepigen Vertrag von 1891 unter- handelte. Mr. Foster ist in Washington der Rechtsrath vieler fremden Nationen gewesen. Die Ernennung gilt indeß nur als zeitweilig, da die Wahlen nahen und eine Neubesezung des Cabinets im Gefolge haben werden, wie immer auch das Resultat des Kampfes ausfallen mag.

Das peruanische Ministerium hat nah einem Tele- gramm des „Reuter schen Bureau“ aus Lima von gestern feine Entlassung gegeben. Mit der Neubildung des Cabinets ijstt Carlos Elias vom Präsidenten beauftragt worden.

Die chilenische Ana hat laut Meldung des „New-York Herald“ die Vorlage, wonach Nitrate und Jodin mit Zöllen belegt werden, angenomnien.

Jn Venezuela ist die e auch nah der Abdankung des Präsidenten Palacio, der si auf der Reise nah Europa befinden soll, eine sehr verworrene. Ueber Curaçao in London eingegangene Nachrichten melden: Der Vice-Präsident Villegas und General Monogas hätten den Führer der Aufständischen General Crespo eingeladen, mit ihnen gemeinschaftlich an die Reorganisation der Regierung zu gehen: GeneralCrespo habe indeß ablehnend erwidert und ihre Demission verlangt. Die Ra Armeemarschire auf Caracas und eincandere Entscheidungsschlaht se? in nächster Zeit zu erwarten. Man glaube, daß der Vice- Präsident Villegas, welcher ein Kriegsschiff entsandte, um den früheren Präsidenten Rajas Paul zurückzubringen, diesen Schritt in der Absicht unternommen habe, sih die Sympathie der Fraction Paul zu erwerben und sie den Insurgenten ab- wendig zu machen.

Afrika.

Zn Madrid eingegangene Nachrichten aus Tanger melden, der „Magdb. Ztg.“ zufolge, von einem Zusammen- stoß der marokfanishen Truppen mit den au f- ständischen Kabylen von Angera. Die Truppen des Sultans seien dabei mit einem Verlust von 70 Mann ge- {lagen worden und hätten sich nah Tanger zurückziehen mussen. Die Gegend zwischen Tanger und Tetuan befinde ih in der Gewalt der Aufständischen.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

vat Iemand dur seine Schuld eine Situation herbeigeführt, in welcher es für einen Anderen zur rechtlihen oder moralischen Pflicht wird, ohne Rücksicht auf die damit verbundene eigene Gefahr zum Schutze des Lebens, der Gesundheit oder vielleicht auch wertbvoller Güter Dritter oder eigener Güter einzugreifen, so ist, na einem Urtheil des NReichsgerihts, VI. Civilsenats, vom 21. März 1892, derjenige, welcher für die Entstehung der Gefahr verantwortlich ift, für den bei den Rettungsversuchen entstehenden Schaden haftbar. /

__— Ein Geschäftsvermittler, welcher das von ihm vermittelte Geschäft seinem Auftraggeber mit Unrecht empfiehlt, haftet, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, VI. Civilfenats, vom 21. April p im Gebiete des Preuß. Allg. Landrehts für mäßiges Ver- sehen.

Kunst und Wissenschaft.

__ Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 30. Juni cine öffentlihe Sißzung zum Gedächtniß ihres Urhebers und ersten Präsidenten Leibniz unter Vorsitz des ständigen Secretars Herrn Auwers. Dieser eröffnete die Sitzung mit einer Festrede, nah welcher die seit dem leßten Leibniztage eingetretenen neuen Mitglieder Herren H. C. Vogel und W. Dames ihre Antrittsreden hielten. Z

Außerdem wurde Folgendes verkündet :

Errichtung der Helmholz-Stiftung und Verleihung ihrer ersten vier Medaillen.

Aus Anlaß des im vergangenen Iahre gefeierten siebzigsten Ge-

burtstages des Herrn von Helmholt hat ein aus Fachgenossen, Freunden und Verehrern des Gelehrten in allen Ländern zusammengesetßtes Comité ein Kapital von nominell 48 000 dreiprocentiger preußi- scher consolidirter Anleihe mit laufenden Zinfen vom 1. Oktober 1891 ab und nabträglich no weitere 1185 Ueberschuß der veranstalteten Sammlung der Akademie zur Begründung einer ihrer Leitung unter- stellten Stiftung überwiesen, welche Helmholß? Namen tragen und ein dauerndes Denkmal des Dankes und der Anerkennung für seine wissen- schaftlihe Arbeit bilden foll. Nachdem die Akademie dur Beschluß vom 9. Juli 1891 sich zur Annahme und bestimmungsmäßigen Verwaltung der Schenkung bereit erklärt und Seine Majestät der Kaiser und König durch Aller- höchsten Erlaß vom 12. Oktober 1891 der Akademie die Erlaubniß zur Annahme ertheilt hat, ist im Einverständniß zwischen Herrn von Helmbol und der Akademie ein Statut für die Stiftung auf- gestellt und mit der unter dem 22. April 1892 erfolgten Bestätigung durch das vorgeordnete Königliche Ministerium in Kraft getreten.

Nach déesem Statut ist die Helmbolg-Stiftung zur Auszeichnung wissenscaftliher Forscher aller Länder bestimmt, welche die in der physikalish-mathematischen Klasse der Akademie vertretenen Wifssen- schaften oder die Erkenntuißlehre dur hervorragende Leistungen ge- fördert haben.

Die Auszeichnung besteht in der Verleihung einer Medaille in Gold, welche von den zur Herstellung der am 2. November 1891

Herrn von Helmholt überreihten Medaille angefertigten Stempeln

geprägt wird. Eine \solche Medaillé soll regelmäßig jedes zweite Jahr, und zwar erftmalig für das Jahr 1898, verliehen “werden durh Be- {luß der Akademie, welher auf Grund eines vok den nach näherer Maßgabe des Statuts stimmberechtigten Fnhabern derMedaille gemachten Vorschlages gefaßt wird. Der UÜeberschuß der Stiftungserträge soll dazu benußt werden, zugleich mit jeder zweiten regelmäßigen -Ver- leibung der Medaille, zuerst also mit MTER s für das Jahr 1900, dem Verfasser einer ausgezeihneten innerbalb der leßten aht Jahre veröffentlichten Arbeit aus den oben genannten Gebieten eine zunächst auf 1800 M festgesezte Prämie zu gewähren. Um das Collegium zu constituiren, welches weiterhin der Akademie

den regelmäßigen Vorschlag für die Verleihung der Pee E daille zu machen hat, ist atm daß einmalig fogleih nach erfolgter Bestätigung. des Statuts zugleich vier Medaillen nach Vorschlag des Herrn von Helmholyß verliehen werden sollen. Seinen Vorschlägen entsprehend, hat die Afademie durch hiermit zu verkündenden Be- [luß vom 16. d. M. ihre Helmholt-Medaille verliehen an die Werren :

Emil du Bois-Pevmond, ce

Karl Weierstraß, f

Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg,

Lord Kelvin (Sir William Thomfon) in Glasgow.

Preisauss\hreiben aus dem Eller’scchen Legat.

Es soll entweder eine neue Methode zur Bestimmung der Inten- sität der Sonnenstrablung angegeben oder eine der bereits bekannten Methoden soweit verbessert werden, daß sich der Einfluß von Sonnennähe und Sonnenferne in den Beobachtungen unzweideutig erkennen läßt. i

Die gewählte Methode soll durch ausreichende, mindestens drei Perihelien und drei Apbelien umfassende Beobachtungsreihen geprüft werden.

Der ausgeseßte Preis beträgt zweitausend Mark.

Die Bewerbungsschriften können in deutscher, lateinischer, franzö- fischer, englischer oder italienisher Sprache abgefaßt sein. Schriften, die in stôrender Weise unleserlih geschrieben sind, können durch Be- {luß der zuständigen Klasse von der Bewerbung ausgeschlossen werden.

Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Spruchwort zu bezeichnen, und dieses auf einem beizufügenden versiegelten, innerlih den Namen und die Adresse des Verfassers angebenden Zettel äußerlih zu wieder- holen. Schriften, welhe den Namen des Verfassers nennen oder deutli ergeben, werden von der Bewerbung ausgeslofsen.

Die Bewerbungs\chriften sind bis zum 31. Dezember 1897 im Local der Akademie, Berlin NW., Universitätéstrañe 83, einzuliefern. Die Verkündigung des Urtheils erfolgt in der Leibniz-Sißung des Iahres 1898.

Preis der Diez-Stiftung. ;

Der Vorstand der Diez-Stiftung hat den statutenmäßig im laufenden Jahre aus . der genannten Stiftung zu ertheilenden Preis von zweitausend Mark dem Professor an der Universität zu Wien Herrn Dr. Wilhelm Mever-Lübke als dem Verfasser der zwei Werke : Romanische Lautlehbre, Leipzig 1890, und Italienische Grammätifk, Leipzig 1890, zuerkannt.

Preis der Charlotten-Stiftung für Philologie.

Die Akademie hat im vorigen Jahre folgende Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung für Philologie gestellt: „Von Damaskios de principúüs IT § 204—239 soll eine fritische Tertbearbeitung gegeben und eine knapp gefaßte Einleitung über Damasfios? Leben und Schriften vorausgeshickt werden."

: s sind der Akademie zwei Bewerbungêarbeiten zur richtigen Zeit eingeliefert worden, die eine mit dem aus Damaskics genommenen Motto: guèy ody GAnóéaraza repì toútw, aùroì ¿aao oi co u. }. w., die andere mit dem Motto:

Was man nit weiß, das eben brauchte man : _ Und was man weiß, kann man nit brauchen. Die erste Arbeit zeugt von Fleiß und Belesenbeit, läßt aber tiefere Kenntniß des Gegenstandes und vor allem philologische Schulung vermisten, sodaß fie von vornherein bei der Preisvert eilung nit in Betracht gezogen werden kann.

Die zweite Arbeit is zwar nicht ganz gleihmäßig ausgeführt, verräth aber durchweg gewissenhaftes Studium und Vertrautheit mit der vbilologishen Methode. Auch nach der philosophischen Seite hin leistet der Commentar ret Tüchtiges. Da nun ferner der Verfasser durch den Anhang über den Codex Medicens des Proklos in Rempublicam bewiesen hat, daß er au bereits das weitere von ter Akademie bezeihnete Ziel, die vollständige Herausgabe jener Sthrift des Profklos, ins Auge gefaßt und einen erfolgreihen Anfang gemacht hat, so trägt die Akademie kein Bedenken, dem Verfasser der zweiten Arbeit den Preis, bestehend in einem Stipendium von jährli 1200 Æ auf die Dauer von vier Jahren, zu ertheilen.

Die Eröffnung des versiegelten Umschlags mit dem Goethe’schen Spruch ergab als Verfasser

Derrn Dr. phil. Wilbelm Kroll in Breslau und erbrahte zugleih den Nalhweis, daß die in § 3 des Stiftungs- statuts bestimmten Vorausseßungen bei dem Bewerber zutreffen.“

Der Preis ist demna Herrn Dr. Kroll ertbeilt.

_JIm Säulenhofe des egyptishen Museums sind zur Zeit die Funde und Ankäufe ausgestellt, die Herr Prof. Brug#\ch von einer Reise nah Egypten mitgebraht hat und die, Dank der Liberalität des Herrn Rudolf Mosse, in dessen Auftrag der genannte Gelehrte gereist ist, für die König- lihen Sammlungen bestimmt sind. :

Neben einer beträchtlichen Anzahl von Alterthümern, die hauptsächlich für die Fachgelehrten in Betracht fommen, ent- hält die Sammlung auch eine Reihe von künstlerish werth- vollen und stilistis{ merïwürdigen Stücken, die von einem Jeden gewürdigt werden können.

Unter den Sculpturen is besonders hervorzuheben der Kopf einer Königsstatue aus grünem Stein, die etwa den be- kannten König Psammetih oder cinen seiner Nachfolger dar- stellen dürfte; es ist ein vortrefflihes Beispiel des eleganten Stils der späteren Zeit. Daneben beate man die hockende Statue des Sebekhotep, Fürsten des Faijum, die diesen Würdenträger ‘des fünfzehnten Jahrhundert v. Chr. mit einem aufgerollten Buche auf seinem Schooße zeigt.

Den eigenthümlichen griechis - egyptischen Mischstil der )patesten Zeit vertreten zwei Statuen römischer Beamter, die in dem Tempel zu Dimeh im Faijum aufgestellt waren. Aus derselben Epoche wie diese Statuen stammen dann die shönen Mumien, die Herr Prof. Brugsch in Hamwara im Faijum gefunden hat. Es sind dies Mumien, die über dem Gesicht Tafel- bilder mit dem Porträt des Todten tragen, und zwar Bilder, die von griechischen Künstlern gemalt sind. Bekannt- lih befinden sich zahlreiche derartige Porträts im Besiß des Herrn Graf in Wien, der fie verschiedentlih, unter anderm auch in Berlin, ausgestellt hat, auch die Königlichen Museen besaßen bereits mehrere derselben. Alle diese aber sind von ihren Mumien losgetrennt, und cs ist deshalb höchst willkommen, daß wir durch die hier ausgestellten, unberührt cr- haltenen Funde die Bilder nunmehr in der Verwendung zeigen können, für die sie einst gemalt worden sind. Und noch erfreuliher is, daß nch unter diesen das Porträt eines Mannes mit krausem Haar und Bart befindet, das zu den s{hönsten gehört, die überhaupt in dieser Art bekannt geworden sind, ein Bild, das ein glänzendes

Zeugniß ablegt für das Können dieser antiken Maler.