1892 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Jn Ergänzung der Vorschriften des Eisenbahn-Zoll- Re Aativs Ante va Bundesrath Bestimmungen über die ollamtlichc Abfertigung der zur unmittelbaren B urhiuhr durch das deutsche Zollgebiet mit der Eisenbahn bestimmten Passagiereffecten beschlossen und dur den Reichskanzler in Nr. 27 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“ mittels Bekanntmahung vom 30. Juni veröffentliht worden. Diese Bestimmungen treten am 15. Juli überall da in Kraft, wo nicht für einzelne Durchgangsstrecken weitergehende Erleichterungen, z. B. unter zollamtlihem Vershluß laufende Durchgangs-Gepä- wagen, oder abweichende vertragsmäßige Einrichtungen bestehen. Sie sind bestimmt, die mit Fahrkarten von Ausland zu Ausland versehenen Reisenden thunlichst für die ganze auer der Reise von der Sorge um ihr Gepäck zu befreien und insbesondere von ihnen die Unbequemlichkeiten fern zu halten, die ihnen aus der zollamtlichen Behandlung des Gepäcks an der deutschen Zollgrenze auch dann erwudcsen, wenn das Gepäck eisenbahnseitig von Ausland zu Ausland im Durchgange durch Deutschland eingeschrieben war. Das Reichs-Eisenbahnamt hat bei Mittheilung der neuen Bestim- mungen der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die zollamtlih gewährten Erleichterungen auf den Reiseverkehr fördernd ein- wirken und daß die Eisenbahnverwaltungen im eigenen sowie im Interesse der Reisenden es sich angelegen sein lassen werden, fie durch alsbaldige Verständigung mit den be- theiligten in- und ausländishen Verwaltungen {hon für die gegenwärtige Reisezeit nußbar zu machen.

Der Kaiserlihe Botschafter am italienishen Hofe Graf u Solms, welher sich während des Besuches Jhrer Majestäten des Königs und der Königin von Jtalien am Allerhöchsten Hofe hierher begeben hatte, ist nah Rom zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über- nommen.

S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän zur See von Arnim, und S. M. Panzerfahrzeug „Sie g- ricd“, Commandant Corvetten-Capitän Gruner, sind am 6. d. M. in Bodo (Norwegen) eingetroffen und am selben Tage nah Digermulen in See gegangen.

S. M. Kreuzer - Corvette „Sophie“, Commandant Corvetten-Capitän Kirchhoff, ist am 6. Juli cr. in Port Said eingetroffen und beabsichtigt, am 7. dess. Mts. die Heim- reise fortzusetzen.

S. M. Kbt. „Wolf“, Commandant Corvetten-Capitän Hellhoff, ist am 6. Juli in Shanghai eingetroffen und beabsichtigt, am 14. desselben Monats nah Chefoo in See zu gehen,

Bayern.

München, 6. Juli. Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich ist heute Abend von Tegernsee über Holzkirchen und Nosenheim nah Ischl abgereist.

Die Ernennung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Arnulf zum Commandeur des T. Bayerishen Armee-Corps ift dem „W. T. B.“ zufolge heute Nachmittag von Seiner A Hoheit dem Prinz - Regenten unterzeichnet worden.

Sachsen. Dresden, 6. Juli. Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg, Johann Georg und Max sowie die Prinzessin Mathilde sind heute von Tegernsee hierher zurückgekehrt.

Württemberg,

Stuttgart, 6. Juli. Zur Feier der Thronbesteigung Jhrer Mazejtäten des Königs Wilhelm und der Königin Charlotte veranstaltete die Stadt Stuttgart gestern Abend im hiesigen Stadtgarten ein großes Fest, das von Zhren Majestäten dur deren Gegenwart ausgezeichnet wurde. Aller- höcstdieselben trafen, wie der „Schw. Merk.“ berichtet, gegen 71/2 Uhr am Stadtgarten ein und wurden beim Eingang von ciner Abordnung der bürgerlihen Collegien, dem SteÜvertreter des Ober-Bürgermeisters, Gemeinderath Dr. von Göz und dem Obmann des Bürgerausschusses, Rehtsanwalt Karl Schott an der Spitze, sowie den Gattinnen der beiden legteren empfangen. Am Eingang zum Garten der Restauration wurden Ihre Majestäten von dem Gemeinderath und dem Bürgerausschuß erwartet. Nach deren Begrüßung verfügten sich Allerhöchst- dieselben auf die Terrasse und nahmen hier an einem von der Stadt gegebenen Abendessen theil. Gegen dessen Schluß brachte der Stellvertreter des Ober-Bürgermeisters einen Toast auf Seine Majestät den König und der Bürgerausshuß-Obmann cinen solhen auf Jhre Majestät die Königin aus, worauf der König mit warmen Worten dankte und ein Hoch auf scine Vaterstadt Stuttgart ausbrachte, deren Wehl und Gedeihen ihm stets besonders am Herzen liege. Nah 10 Uhr ver- ließen Jhre Majestäten, von der Deputation bis zum Wagen geleitet, unter den Hochrufen der dichtgedrängten Menge den Garten und kehrten sodann nah Marienwahl zurü.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 6. Juli. Seine Königliche Hoheit der Gro ß- herzog trifft heute in Wilhelmsthal bei Eisena ein, woselbst Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin, aus den Niederlanden zurückehrend, gegen den 15. d. M. erwartet wird.

_ Zur Feier der goldenen Hochzeit des Großherzog- lihen Paares sind, wie die „Th. C.“ vernimmt, Mit- alieder des preußischen, sächsischen, württembergishen Königs- hauses, des russischen E und des niederländischen Konigshauses angemeldet. Am 9. Oktober findet der aus dieser Veranlassung vom Lande dem Herrscherpaar zu Ehren veranstaltete Huldigungs-Festzu g statt. Die Vorbereitungen dazu werden mit „Zroßem Eifer betrieben. Auf Anregung der hiesigen Künstlerschaft und des hiesigen Gewerbevereins haben si alle Vereine, die Innungen, die Landwirthschaft, Handel und Zndustrie, die Krieger- und Turnvereine des Landes zur Her- stellung dieses Zuges vereinigt, der sich in vier Haupt- abtheilungen gliedern und bedeutsame Abschnitte aus der Geschichte des weimarischen Fürstenhauses und der Oranier Wartburg-Zeit, Sängerkrieg, Reformation, Gründung der

Unidersität Jena, Bernhard von Weimar, Wilhelm von Ore nien, die niederländishe Kunst, Karl August- und Goethe- eit, neue Zeit zur Darstellung bringen wird.

stzug, der zahlreihe Wagen- und Reitergruppen umfaßt, verspricht sih zu einer prächtigen patriotishen Kundgebung zu gestalten.

Oefterreich-Ungarn.

Das Abgeordnetenhaus nahm gestern einen Anirag des Grafen Stürgkh auf Gewährung eines Credits von 8 Millionen Gulden für die Erfordernisse der Universitäten in allen Lesungen an. Der Unterrichts-Minister Freiherr von Gautsch hatte fih unter gewissen Vorbehalten mit der Art der Verwendung der Gelder einverstanden erklärt.

Die Valuta-Vorlagen sind für Montag auf die Tagesordnung des ungarischen Unterhauses. geseßt.

Großbritannien und Frland.

Ueber die Ergebnisse der Parlamentswahlen liegen heute folgende weitere Mittheilungen vor: Bis heute früh waren 123 Conservative, 19 Unionisten, 97 Gladstonianer ge- wählt. Die Conservativen haben bis jezt 10, die Unionisten 4 und die Gladstonianer 29 Sige gewonnen. Jn West-Edin- burg errangen die Unionisten einen Siß von den Gladstonianern; in Central-, Süd- und Ost-Edinburg wurden die Gladjtonianer wiedergewählt. Der Erste Lord des Schatzes Balfour wurde in Manchester mit 5147 gegen 4749 Stimmen, der General-Postmeister Fergusson in Manchester mit 4239 egen 4129 Stimmen gewählt. Burns c R wurde in Battersea gewählt. Der Staatsjecrctär des Jnnern Maitthews und der Führer der liberalen Unionisten Chamberlain sind beide in Birmingham gewählt worden, ersterer mit einer Mehrheit von 2209, leßterer mit einer Mehrheit von 4417 Stimmen. Der bekannte Anwalt Nusßsel und der General- Procurator Clarke wurden wiedergewählt. Der Unionist Arnold Forster siegte in Belfast über den Anti-Parnelliten Sexton, einen der Führer der irishen Nationalpartei. Jn Finsbury (London) wurde der Jndier Naoroyi (liberal) mit einer Mehrheit von 3 Stimmen gewählt. Die be- deutungsvollste Wahl am Montag war der Sieg des Arbeiter-Candidaten James Keir Hardie von Süd- West Ham (London) über den conservativen Candidaten Major George E. Banes. Hardie erhielt 5268 Stimmen, Banes nur 4036: die Mehrheit des Ersteren beträgt somit 1232. Dagegen sind die Londoner Arbeiterführer Ben Tillett und H. H. Cham- pion, beide am Montag bei den Wahlen unterlegen. Cham- pion, das Haupt der Londoner Socialisten, war in Aberdeen als Candidat aufgetreten; seine Gegner waren der Gladstonianer Staatsrehts-Professor Bryce und der liberale Unionist Mc Cullagh; Bryce erhielt 3513 Stimmen, Mc A 1768, Champion nur 991. Der Candidat der Londoner Dock- arbeiter Tillett hatte fih in Bradford aufstellen lassen, konnte aber dort ebenfalls niht durhdringen. Der Nadicale Illing- worth vereinigte 3306 Stimmen auf si, der Conservative Flower 3053: Tillett bekam nur 2749 Stimmen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Gesegentwurfs wegen Erneuerung des Privilegiums der Bank von Frankreich. Der Finanz-Minister Nou- vier trat für den Geseßentwurf ein und wies auf die Dienste hin, welche die Bank dem Staate und dem Handel leiste, so- wie auf die Unterstüßung, die sie der nationalen Vertheidi- gung im Falle eines Krieges gewähren werdé. Die General- debatte wurde darauf geschloffen.

Ein Telegramm aus Portonovo meldet, Oberst Dodd habe am 5. d. M. mit 2 Kanonenbooten einige Dörfer der Dahomeer bombardirt und das Dorf Gome ange- griffen, man halte jedoch einen Angriff zu Lande vor dem Eintreffen von Truppenverstärkungen für unausführbar.

Schweiz.

Der Große Rath des Cantons Genf hat, wie der „Srff. Ztg.“ gemeldet wird, nah beinahe zweijähriger Dis- cussion den Gesegentwurf wegen Einführung des pro- portionalen Wahlsystems gestern genehmigt.

Die schon erwähnte neue Verfassung für den Canton Tessin macht die Zahl der Vertreter von der Zahl der niedergelassenen Tessiner und schweizer Bürger abhängig. Aus- länder und Tessiner im Auslande fallen für die Berehnung der Vertreterzahl außer Betracht. Die Tessiner im Auslande erlangen das Stimmrecht wieder, wenn sie zwanzig Tage that- sählih im Canton gewohnt haben. Die Wahlen in den Großen Rath geschehen alle vier Jahre nach dem Proportionalsystem am ersten Sonntag des März. Die Festsezung der Wahlkreise ist dem Geseg überlassen. Das Volk erhält das Recht der Znitiative, das Recht, die Regierung zu wählen und abzu- berufen, die Wahl der Richter erster Jnstanz und des- Prâäsi- denten der Anklagekammersowieder Ständeräthe, ferner das facul- tative Referendum in Finanzangelegenheiten. Der Entwurf soll am ersten Sonntag des Oftober zur Volksabstimmung gelangen.

Velgien.

Der König von Rumänien stattete, laut Meldung aus Brüfsel, gestern Mittag dem Könige der E einen längeren Besuh ab, welhen Seine Majestät Nachmittags erwiderte. Am Abend fand im Königlichen Palais ein Diner zu Ehren des Königs von Rumänien statt.

Serbien.

Der König Alexander wird auf seiner Reise nach Ems (siehe die gestrige Nummer des „R.- u. St.-A.“) dem „W. T. B.“ zufolge von einem Minister und zwei Adjutanten begleitet sein.

Vulgarien.

In dem gestern fortgeseßten Verhör der Angeklagten im Prozeß Beltshew sagte Velikow aus, er habe zu An- fang März von dem Project Zankow’s Kenntniß erlangt. Molow sagte aus, cr beschäftige sih jeßt nicht mit Politik und gehöre keiner Partei an; er habe Karawelow aufgesucht, um über den in der Nähe von Karawelow's Hause began- genen Mord Beltschew's Näheres zu erfahren ; er sei Minister gewesen, sci wohlhabend und führe: ein unabhängiges Leben. Karastrjanow sagte aus, er habe mit den bulgarischen Emigranten in Serbien fkeinerlei politische

Frage erörteri. Die Aussagen dieses Angeklagten wichen von denjenigen Velikow's ab, der auch angegeben hatte, daß er von den serbishen Behörden in Nish wegen der ropaganda unter der serbishen Bevölkerung verfolgt worden sei. Nach Wieder- aufnahme der CSEEE die unterbrohen worden war, wurde das ep der Angeklagten mit der Vernehmung Nojarow s und Milkow''s beendigt. Heute findet das Zeugenverhör statt.

Schweden und Norwegen.

Das norwegishe Storthing hat gestern Abend S pocitägiger Debatte, in welcher die von den Moderaten u der Rechten beantragten Tee anges mit 99 gegen 15 bezw. 70 gegen 44 Stimmen a gele nt wurden, mit 65 gegen 49 Stimmen den Antrag der Linken angenommen, an den König eine Adresse zu rihten, deren H alt im wesentlichen mit derjenigen übereinstimmt, die das Präsidium des Storthings am 30. Juni dem König überreicht hat. (S. Nr. 155 d. Bl.);

Amerika.

Dem General-Konsul der Republik Venezuela in Paris:

ist eine Depesche aus Caracas zugegangen, nah welcher der Hrer der Aufständischen, General Crespo von den Generalen Mendoza und Managas bei Ocumitos vollständig geschlagen worden und entflohen wäre.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuter hen Bureaus“ aus. sind infolge der Erhebung des- min Khan. Mann Verstärkungen nebst zwei Kanonen nah Jamrood:

Simla vom 6. d. M. folc A GEen Stammes Kuki-Khel unter

abgegangen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

_ Die eigenmächtige Veränderung des Zeitdatums auf ciner stempelpflihtigen Urkunde, in der Absicht, um der Stempelstrafe

wegen verspäteter Stempelverwendung zu entgeben, ist, nach einem:

Urtheil des Reichsgerichts, 111. Strafsenats, vom 11. April 1892, als einfache Urfundenfälshung aus § 267 des Str.-G.-B., nicht aber als aualificirte Urkundenfälshung (in gewinnsüchtiger oder shâdigender Absicht) aus § 268 Str.-G.-B. zu bestrafen.

Der Beginn der durch das neue Actiengesez eingeführten

fünfjährigen Verjährung für Schadensersaßzansprüche gegen -

Vorstandemitglieder von Actiengesellshaften wegen Verleßung ihrer Obliegenheiten (Art. 241 H.-G.-B.), fowie ihre Unterbrehung und Beendigung richtet si, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, ITI. Civilsenats, vom 12. April 1892, nach den gewöhnlichen bür - gerlihen Geseßen. So beginnt im Geltungsbereihß des ge-

meinen Rechts der Lauf dieser fünfjährigen Verjährung gegen M in der --

jährige erft nah Eintritt der Großjährigkeit.

Statiftik und Volkswirthschaft.

__ Die Hauptversammlung der Raiffeisen?}chen Kassenvereine wurde- gestern in München im Saale des alten Rathhauses dur

den Generalanwalt Raiffeisen junior eröffnet. Der oberbayerische Verbandsanwalt Rammoser aus Bärnau wurde durch Acclamation zum Vorsißenden gewählt. Der Minister des Innern Frei- herr von Feilizsch sicherte in seiner Ansprache den Raiffeisen?- schen Kassen seitens der bayerishen Staatsregierung Symbratkie und frâftige Unterstüßung zu. Der Bürgermeister Dr. von Widenmayr begrüßte die Versammlung namens der Stadt München. Generalanwalt Naiffeisen theilte mit, daß die Ge- nossen/chaft der Naiffeisen’shen Kafsen 1033 Vereine umfasse, darunter 282 in Bayern. Pfarrer Kavser legte die gegen die Wucherer gerichteten Bestrebungen der Raiffeisen*shen Vereine dar. Nach Erledigung der Berichte der Einzelverbände und Besprechung

gemeinsamer Angelegenheiten wurde alë Ort des nächsten Verbands--

tags Straßburg gewählt. Sodann wurde die Hauptversammlung geschlofsen. An dem Festmahl, welches Nachmittags stattfand, nabmen der Minister des Innern und der Bürgermeister von Widen- mayr theil.

Nationale Ausstellung in Budapest.

Das Auéstellungécomité deë ungarischen Landesindustric- Vereins hat, wie „W. T. B.* aus Budapest berichtet, den Antrag des Grafen Zichy angenommen, in welhem der Wunsch aus- ge]prohen wird, spätestens im Iabre 1898 eine nationale Aus- stellung zu veranstalten.

Welt-Ausftellung in Chicago.

Die bevorzugte Lage, welhe der Deutschen Ausstellung im Mittelpunft der Haupthalle des Ausftellungsgebäudes für Industrie und verwandte Berufszweige auf der Chicagoer Weltaus-

stellung eingeräumt worden ift. hat eine besonders starke Abgabe an -

Terrain für Haupt- und Nebenwege mit \ich geführt. Diese Zuganglich- keit fann der Deutschen Auëstellung zwar nur zum besonderen Vor- theil gereihhen, der zugebilligte Raum von 100 000 Qu.-Fuß in der Haupthalle wird aber dadurch auf 67 000 Qu.-Fuß verringert. Der Reichêcommissar hat sih daber an die Großindustrie mit dem Er- suchen gewendet, etwas zusammenzurücken. Es dürfte dies im ganzen und großen um fo eher durchführbar fein, als in Chicago abweichend von früheren Ausstellungen feine Plaßmiethe bezahlt wird, und deshalb manche Auéêsteller bis zur äußersten Grenze des Erforderlichen ge- gangen find. Ein weiteres Mittel zur Plaßtzersparung sind die von dem Neichs-Commissar organisirten Collectivausstellungen einzelner Industriezweige, wodurch gleichzeitig der Gesammtüberblick über die Leistungéfähigfkeit Deutschlands auf bestimmten Gebieten erleichtert wird. Auch kleinere, unansebnlichere, jedoch praktishe und sinnreih erdahte Gegenstände werden dadurch zu ihrem Rechte kommen, und S Uy dem Aussteller ermöglicht sein, nur das wirklich Gute vor- zuführen.

Zur Arbeiterbeweguna

In Günnigfeld fand, wie der „Elbf. Ztg.“ aus Bochum.

geschrieben wird, am 4. d. M. eine Versammlung des Berg- arbeiter-Verbandes statt, in der entschieden gefordert wurde, die „Bergarbeiter-Zeitung“ solle die socialdemokratischen Wege verlassen. Der Delegirte Bauer (Wéitmar), ein bc-

fannter Führer, äußerte, die Bewegung müsse die jetzigen:

Bahnen verlassen, oder dic ganze Organisation werde in kurzer Zeit zu Grunde gehen.

Ciner Mittheilung der Berliner „Volksztg.“ zufolge wird von den Drechélern eine- Statistik über die Lohn- und Arbeitsverhält- nisse im Drechélergewerbe für ganz Deutschland vorbereitet.

Auf Grundlage dieser Statistik wollcn dann die Drechsler in eine-

Lohnbewegung eintreten. : E

Aus Stuttgart wird der „Magdb. Ztg.“ mitgetheilt, daß die dort tagende 7. Hauptversamnlung - der Centralkrankenkasse des „UnterstüßungSsvereins deutsher Buchdrucker“ mit 38 gegen 24 Stimmen folgende Refolution angenommen hat: Mit Rücksicht auf die neue Novelle zum Krankenversicherungsgeseß beshließt die Generalversammlung, die Mitglieder zu ersuchen, auf Grund, des § 48

des Statuts den Antrag auf: Aufl.öfung der Kasse zu stellen, damit.

durch eine weitere, baldigst einzuberufende Generalversammlung die Auflösung herbeigeführt werden kann. Von der Gründung- einer centralen Zuschußkafse wird abgesehen. Die Unterstüßung erkrankter Mitglieder übernimmt der Gewerkverein. ; Wie der „Vorwärts“ berichtet, wird eine socialdemokratis e arteiconferenz für Mecklenburg-Streliß im September oder Oktober gemäß einem Beschlusse der Neubrandenburger Partei- mitglieder abgehalten werden. # f

Ueher Arbeitseinstellungen und Ausstände liegen folgende Mittheilungen vor:

Aus Halle wird der „Mgdb. Ztg.“ geschrieben: Die Maurer und Arbeitsleute beim Restaurntionsban der Preißniy haben am Montag die Arbeit niedergelegt, weil ein Arbeiter, der die dort von Er begleitet gewesene Lohnbewegung geleitet hat, entlafsen worden ift.

In Pittsburg in Pennsylvanien und der Umgegend sind seit dem Ende des vorigen Monats wieder Theilausstände der Eisenarbeiter cingetreten , die ihren Grund namentlich in Lohnkürzungen haben. Wie nun von dort telegraphisch berichtet wird, ist es zwishen den Ausständigen und der Polizei zu blutigen Zusammenstößen gekommen. as Wolff sche Bureau meldet darüber : s

Am Dienstag Abend kam es in Homestead in Pennsylvanien ¡u einem Zufammenftoß zwischen den fstrikenden Schmiede- arbeitern und Polizeischußbeamten, welche die die Arbeit fort- seßenden Arbeiter beshüßen sollten. Man mate von der Feuerwaffe Gebrau, und es wurden zwölf bis fünfzehn Personen theils schwer, theils leicht verwundet; unter ihnen befanden sich fünf Polizisten. Am Mittwoch früh brahen neue Conflicte aus, wobei fünf Strikende getödtet und mehrere Personen verwundet wurden. Einer fpâteren Meldung zufolge wird die Zahl der bei den thätlichen Zufammenstößen in Homestead Getödteten auf zehn, die der Ver- wundeten auf elf angegeben. Die Sicherheitsbeamten waren Mitt- woch früh bei Tagesanbruch in Booten in Homestead an- gekommen und wurden, als sie zu landen versuchten, wiederholt von den Ausständigen angegriffen. Die städtischen Behörden haben den Gouverneur von Pennsylvanien um Verstärkung der Sicherheits- mannschaft ersucht. Den leßten Nachrichten aus Homestead ¿ufolge waren die ftrikenden Schmiedearbeiter im Begriff, die Schiffe der Polizeimannschaften mit Petroleum u De- gießen und dann in Brand zu stecken. Die Polizisten be- fanden fih in höchster Gefahr, da sie auch einem Angriffe mit Dynamit ausgeseut waren, und flühteten in die unteren Schiffs- räume. Da inzwi}chen in Homestead 2000 Arbeiter aus Pittsburg zur Verstärkung der Strikenden angekommen waren, mußten si die Polizisten {ließli ergeben und wurden gefangen genommen.

Kunft und Wissenschaft.

S. Dreéden, 6. Iuli. Während an der Berliner Kunst-Akademie der Dresdner Karl Köpping seit einigen Jahren mit Erfolg wirkt, ist soeben an die Dresdner Kunst-Akademie ein gleichfalls be- deutender Berliner Radirer, Ernst Moriy Geyger berufen worden. Geyger ist 1861 in Rirxdorf geboren und hat sich an der Berliner Kunst-Akademie 1878—1884 zum Maler, scitdem aber, zunächst unter Hans Mevyver's Leitung, zum Radirer auégebildet und in den leßten“ Jahren auch als Bild- hauer Hervorragendes geleiste. In Berlin und München hat er auch {on Auszeihnungen erworben. Seine ersten Arbeiten : vier größere Schilderungen aus dem Thierleben ein Löwenpaar im Käfig, Elephanten, der Marabut, eine föstlihe Parodie auf die men!chliche Afterweisheit und die Affen im Käfig zeichneten sich son L wirkfungévolle Charakteristik, trefflihen Humor und tüchtige Technik aus. Das größte Interesse der Kenner wie der Laien aber erregte 1888 eine darwinistische Disputation, darstellend eine Schaar von Affen, die ein in der Wüste auêsgeseßtes Menschenkind nebît einer Milchflasche und Darwin’s Hauptwerk gefunden haben und alsbald in einen gelehrten Streit über Darwin's Lehre gerathen sind, während die Affenfrauen voll mütterlihen Gefühls das Menschenkind alsbald ¿u pflegen anfangen. Die Sthilderung ift so ausdrucksvoll lebendig und voll echten ungesuhten Humors, wie die Technik vollendet und geradezu bewunderungêwürdig. Weiter hat Geyger mit gutem Erfolg ¡wei Landschaften radirt : die Platane am Genfer See bei Montreux und die Autsiht aus feinem Florentiner Atelier auf San Miniato : ebenso zwei große Nadirungen von Hirschen, bei denen er sich auf Wunsch des Verlegers eng an Landseer ans{lofs In der Wahrheit der Charakteristik, wie in der naturalistischen Wiedergabe der Thiere hat Gevger hierin den berühmten Engländer übertroffen. Seit 1888 hat Geyger auch als Bildhauer, insbesondere durch den Kampf zwischen Löwe und Rhinoceros, Ruf erworben. ___— Nachdem die Schweizer Bundesversammlung den Antrag des Bundesraths wegen Errichtung eines Neubaues für das eid- genösfishe Archiv beschlossen hat, werden sich, der „N. Zürch. Ztg.“ zufolge, die Herren Archivar Dr. Kaiser und Director der eidgenössishen Bauten Flück iger nah Deutschland begeben, um die Archivbauten, welche während der leßten Jahre in verschiedenen deutschen Städten errihtet wurden, zu besichtigen.

Land- und Forftwirthschaft.

Saatenstand in Bulgarien. Ueber den Saatenstand in Bulgarien erfahren wir Folgendes: p Die Saaten hatten den Winter gut überstanden, das Frühjahr

war abwechselnd warm und feucht und hat die Pflanzen \ich in uppiger Weise entwickeln lassen. Im Monat Juni ift in ganz Bulgarien, mit Ausnahme einzelner Strihe am Schwarzen Meer, viel Regen gefallen, der dem Sommergetreide und Mais ¿u statten fam, bei dem üppig stehenden Winter- getreide aber vielfach Lagerung zur Folge gehabt hat. Die Ein- bringung des Napfes dessen Anbau übrigens noch keinen großen Umfang hat soll durch den Negen sehr beeinträhtigt worden fein. Aus einzelnen Gegenden werden ferner Schäden dur Austreten der Gewässer gemeldet ; auch Hagelwetter, theilweise von folher Schwere, daf Schafe und Füllen auf dem Felde ershlagen wurden, sind ziemlich zahlrei vorgekommen; im Bezirke von Haëköi (dem jüdöstlihsten Osft- Kumeliens) endlich sind uschrecken aufgetreten, die indefsen weniger über das Getreide, als über die Gemüsegärten und einzelne Handels- gewäcse, wie Anis, hergefallen sein follen. Alle diese Schâden sind indessen auf einzelne Oertlichkeiten besGränkt und vermögen das Lelammtergebniß niht wesentlich zu beeinträhligen. Die Ernte- aussihten im allgemeinen, und zwar sowohl für Winter- wie für =ommergetreide, werden in den Berichten der Präfecten fortgeseßt alé „gut“, „sehr gut*, „vorzüglich“ bezeichnet. aut dem Schnitt der Gerste is bereits in der ersten Hälfte des Panl begonnen worden, gegen Ende des Monats auch mit dem des Wette und in einzelnen, besonders warmen Gegenden mit dem des bli Eine Zusammenstellung über die besäete Bodenfläche liegt augen- di lih erit für das Wintergetreide vor. Danach sind bestellt worden un Derbft 1891 :

mit Weizen: 552575 ha

« Roggen: 106492 ,

ä Gerste: 105842 ,

è QANE: 202

j überhaupt 786 001 ha ;

E entsprechenden Zahlen für die Bestellung im Herbst 1830 ; N: s 867 ha oggen: 112145 , Gerste : O Hafer : 20081 “überhaupt 758 634 ha

_ Die mit Wintergetreide bestandene Gesammitflähe ift sona in diesem Jahre um mehr als 27 000 ha größer als im vorigen Jahre, welches Resultat lediglih durch die Zunahme des Anbaus von Winter- weizen (+ 41 700 bas hervorgebracht wird, während die anderen drei Getreidearten eine nabme von je einigen Tausend Hektaren auf- weisen. Weitergehende Schlüsse sind indeffen aus legterem Umstande niht zu ziehen, da Herbst- und GrEIahefiaaten [up in Bulgarien mehr, wie etwa in Deutschland, ergänzen. _ insbesondere den Roggen betrifft, so wird voraussichtlich der Ausfall bei der Herbft- auéfaat dur eine größere Frühiahrsaussaat mehr als auêgeglichen sein. Leßtere dürfte, da die Bestellung von der Witterung begünstigt war, bet allen Feldfrühten mindestens die gleihe Auëdehnung haben wie im. vorigen Jahre, sodaß, bei dem aünstigen Saatenftande, that- [Ray guf ein Ernteergebniß zu rechnen ift, welches das vorigjährige übertrifft.

Ernte-Ergebnisse in Algerien.

Fol Her die diesjährige Ernte in Algerien erfahren wir olgendes:

,_ Die noch im April sehr günstigen Ernte-Aussihten wurden durch einen viertägigen Sirokko stark berabgemindert, infolge dessen das Getreide nur halb zur Ausbildung gelangte und in ganz Algerien eine beträhtlihe Einbuße erlitt. Gerste und Hafer haben si ziemli gut gehalten.

Im einzelnen ift die Cerealienernte im Departement Constantine als fehr gut, in den beiden anderen Departements als Mittelernte zu bezeihnen.

Die gesammte Getreideproduction betrug im Jahre 1891 :

Blé tendre auf 183 246 ha 1 386 471 quint. métr. BlIé dur « LOBDSSO 1 C39 067 Roggen 2 D 3 333

Gerste «„ 142686 , 9235863

Hafer Í 43107 . 493784

Mais s Io 1WLT6B

Saatenstand in Bayern.

Nach dem amtlichen Bericht über den Saatenstand stehen die Saaten in ganz Bavern gut. Der Regen im Juni hat die Troen- heit vom Mai ausgeglichen und der fehr reichlihen ersten Wiesen- ernte nur geringsügig geschadet. Das Wintergetreide, welches fehr gut geblüht hat, is theilweise furz an Stroh. Das Sommergetreide ist durchweg ausfihtsreih, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Futtervflanzen find meistens vortrefflich aufgegangen; Tabak bat gut gefeßt, Hopfen mittelgut, Obst un- regelmäßig. Die Weinberge versprehen eine gute Qualität. Ho(- wasser, Gewitter und Hagelschläge haben die vortrefflichen Hoffnungen auf die gesammte Ernte nur fehr unbeträchtli, verändert.

Gesundheitêwesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Egypten, Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 20. Juni 1892 beschlossen, gegen Ankünfte aus Djibouti (bei Obo) die Quarantäne-Maßregeln wiederum in Kraft zu seßen.

Ï : Cholera. s Auf amtlihem Wege eingegangene Nachrichten vom 21. Funi d. F.

melden, daß die Seuche in Baku in erheblihem Umfang auftritt.

Nach den Angaben der Zeitungen erkrankten daselbft vom 6. bis 12. Juni 164 Perfonen an der Cholera und 70 starben daran. Die Regierung hat gegen die Verbreitung der Seuche die umfassendsten und strengsten Maßregeln getroffen. Weiteren Nachrichten zufolge ftammt die in Türbet i Scheih Djami ausêgebrohene Seuche aus Herat, woselbst sie im Mai stark herrs{chte und von wo sie durch afghanische Nomaden vershleppt sei. Die Seuche ergriff viele an der ersten Hälfte der Straße Türbet-Mesched gelegene Ortschaften. In dem Hauptorte Dja m wurden bei 180 Erkrankungen im Durh- {nitt 60 Todesfälle täglich festgestellt. Am 26. Mai wurden in Mesched 46 Erkrankungen gemeldet. Am 9. Juni trat die Seuche in den Dörfern bei Mesched auf dem Wege nah Nischapur auf; vom 5. bis 11. Juni kamen in Schehzevar 503 Todesfälle zur Kenntniß. Der Leichentransport nah Kerbela soll untersagt werden. In Kalkutta sind in der Zeit vom 15. bis 28. Mai 136 Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Das russische Ministerium des Innern hat unter dem 11. Juni d. I. gegen die Verschleppung der Cholera aus Persien Bestimmungen veröffentlicht, von denen die wesentlihsten Punkte die folgenden sind: a. Sobald sib die Cholera in der Nähe der persischen Kaépiküste zeigt, werden den örtlichen russishen Konsuln Aerzte zu- getbeilt, denen die fanitäre Controle der nah Rußland gehenden Schiffe obliegt. b. Die Schiffe selbs find vor ihrer Be- ladung einer Contrele zu unterziehen und nöthigenfalls zu des- inficiren, bezw. nach ihrer Ankunft in einem russishen Hafen der Quarantäne zu unterwerfen. c. Die auf den Schiffen erfranften Perfonen sind in die Gholera-Abtbeilungen, welche in allen Hâfen eröffnet werden, unterzubringen. d. Passagiere dürfen nur auf folhen Schiffen befördert werden, welche Aerzte an Bord haben. e. In dem Wolga-Delta wird eine bacteriologishe Coutrolstation errihtet. f. Desgleichen eine Controlstation in Usun-Ada für die mit der Eisenbahn anlangenden Reisenden. g. Ueber die Einfubr von Wolle, Lumpen, Lebensmittel u. s. w. sind von dem Medizinalrath die nöthigen Bestimmungen zu treffen.

Poen.

Im NRegierungébezirk Oppeln kamen vom 7. bis 28. Mai d. X. 65 weitere Poenfälle vor. Davon entfielen auf die Kreise Katto- wiß 6 (3 in Nosdzin), Beuthen 24 (8 in Deutsch-Piekar, 6 in Königshütte, je 3 in Ober-Heiduck und Roßberg), Zabrze 10 (6 in Dorotheendorf), Lubliniß 20 (in Babinit-Pfaar), Pleß 5 (3 in Imilien). Neun Personen sind während der drei Wochen an den Poen verstorben, je zwei in Rosdzin, Kattowiß und Königshütte, je eine in Roß- berg, Anhalt und Zaborze; als genesen kamen 63 Personen in Ab- ang; im Bestand verblieben in den fünf Kreisen Kattowiß, Beuthen, Lubliniß, Pleß und Zabrze 46 Pokenkranke. Von 5 Todesfällen, über welche nähere Nachrichten vorliegen, betrafen 4 ungeimpfte Kinder. Mehrfah wurde beobachtet, daß bei Nichtgeimpften bezw. bei Per- sonen mit fraglidem Impfzustand die Erkrankung eine s{chwerere war.

Flecktyphus. :

In Knoblauchshof bei Loburg im Regierungsbezirk Magde- burg ist unter den sogenannten Sachsengängern aus Russisch-Polen die von dort vershleppte Seuche ausgebrohen. Bis Ende Mai d. F. waren 4 Personen (1 Mann und 3 Mädchen) erkrankt. Die Er- frankten wurden unter Vershluß in einem gesonderten Gebäude be- handelt ; die gesunden Arbeiter (39) sind in einer entfernt liegenden Schäferei untergebraht bezw. in ihre Heimath zurückgeschickt worden.

Aus dem Sanitätsberichht des obershlesischen Knappschaftsvereins für das Jahr 1890.

Wie im Vorjahre, so befand sih auch im Jahre 1890 die ober- \{lesishe Montanindustrie in einer günstigen Lage, besonders war die Koblenindustrie in fortshreitender Entwickelung begriffen. Am Jabresschlufse gehörten dem Knappschaftsverein 69 149 auf Vereinê- werten beschäftigte Mitglieder, darunter 8628 weibliche, an; hierzu traten noch 5787 Invaliden, welchen der Verein freie ärztliche Be- bandlung und Arznei, event. Lazarethverpflegung und Krankengeld gewährt. Der allgemeine Gefundbeitszustand war ein günstiger, der Vereinsbezirk blieb von Epidemien vershont, die Verbreitung der Influenza war geringer als in an- deren Theilen des Reichs, und der Charakter der Krankheit ein durdaus günstiger. Erkrankt find im Laufe des Jahrés 14 186 Vereinêmitglieder (und 1541 Invaliden), beim Hüttenbetrieb etwa 47, beim Bergbaubetrieb 189% der dabei Beschäftigten. Es starben

infolge von Unfällen 53, infolge von Krankheiten 262 Vereins- mitglieder, darunter 74 an Lungenentzündung, 67 an Lungenshwind- suht, 17 am Typhus. Hinsichtlich der Erkrankungsziffern*waren die Monate Januar, Februar und März, wie im Vorjabre, die ungünstigsten, die Monate Juni, September, Oktober, wie im Vorjahre, die ünstigsten. Der Gesundheitszustand der auf den Vereinswerken be- [hâftigten 8628 weiblichen Arbeiter war ein verhältnißmäßig guter.

Pest, 6. Juli. Die Meldung, daß im Fiumaner Küsten- gebiet Cholerafälle vorgekommen seien, ift nach Mittheilung des „W. T. B.* bestem Vernehmen nah gänzli erfunden. Fn der Ouarantäne-Anstalt zu Fiume befindet sich nur ein von Batum ane gelangteë Petroleum\chi| in siebentägiger Beobachtung.

"Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Nubr sind am 6. d. M. gestellt 9609, nicht rehtzeitigz geftellt feine Wagen. E M DHeri lesien sind am 5. d. M. geftellt 3741, nit rechtzeitig gestellt feine Wagen.

Í Zwangsversteigerungen.

. Beim Königlihen Amtsgeriht 1 Berlin standen- am 9. und 6. Juli die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Stralsunderftraße 27, dem Kaufmann Herm. Rudzio und dem Maurermeister Leo von Schönholy gebörig; Nuzungêwerth 16 700 ; Mindestgebot 2500 (6; für das Meistgebot von 209 000 6 wurde der Major von Goerne zu Lindentbal bei Hadersleben Er- steher. Swinemünderstraße 52, dem Scchblächtermeister Otto Donath und dem Bauunternehmer Oëwald Bothe gehörig ; Fläche 13,25 a: Mindestgebot 450 4: für das Meistgebot von 210 000 e wurde der Kaufmann Adolf Kurth, Hasenhaide 50, Ersteher. Antonstraße 23, dem Zimmermann F. Schmidt gehörig; Slâhe 6,03 a; Mindestgebot 310 .%; für das Meistgebot von 20 700 wurden die Kaufleute Julius Margoniner und Siegfried Neiche, Oranienburgerstraße 73, Ersteher.

___— Vom oberschlesishen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“ : Das Kohlengeshäft hat sich im oberslesischen Nevier in den leßten Wochen etwas reger gestaltet. Wenn auch der Abfay noch nicht derartig ist, daß auch die angehäuften Be- stände zur Bahnverladung herangezogen werden fönnen, fo ift er immerhin lon soweit gediehen, daß fast auf allen Gruben die fris Förderung Abnahme findet und die Be- stände nicht mehr anwahsen. Während die gröberen Koblenforten hauptsächlih für den Eisenbahnbetrieb entnommen werden, finden die fleineren Sortimente ihren Abfaß zum Fabrik- und Ziegeleibetriebe, fowie zum Hausbrand. In das Ausland wird verhältnißmäßig nur wenig Koble verfrachtet, dex Hauptabsay beschränkt ih auf das Inland. Die Preise für den Localverkauf werden von den Grubens verwaltungen noh festgehalten, während die Händler ih bei regel- mäßigen Entnahmen und größeren Quantitäten zu Preisconcefsionen verstehen. Die Cumulativ-Preise find bei Pa.-Marken für Stü-, Würfel- und Nuß- I. 40 bis 43 Z, Nuß- Ik. 35 bis 40 s, Klein- und Erbfenkoblen 26 bis 28 4, Staub 6 bis 12 Z pro Ctr. ab Grube; geringere Marken sind 3 bis 5 4 pro Ctr. billiger. Das Koksgeschäft ist immer noch kein günstiges, da durch Ein- s{ränkung des Hochofenbetriebs sowie durch die geringere Beschäftigung mehrerer Gießereien auch der Bedarf an Koks geringer geworden ift, Die von den oberschlesishen Kokswerken vor längerer Zeit außer Betrieb geseßten Koksanlagen haben nah Lage der Sache keine Aus- sicht auf baldige Wiederinbetriebseßzung, da die gegenwärtig betriebenen Anlagen noch immer mehr Koks produgiren, als im hiesigen Revier gebraucht wird. Für Theer und Theerproducte ift vorläufig noch genügende Nachfrage vorhanden.

Leipzig, 6, Jul, (W. D. B) Kammzug - Termin handel. La Plata. Grundmuster B. ver Juli 370 A Der August 3,75 4, per September 3,772 #6, per Oktober 3,80 Á6, per November 3,80 , per Dezember 3,80 #6, per Januar 3,827 A, ver Februar 3,85 4/6, per März 3,85 , ver April 3,85 Umsaß 5000 kg.

Wien, 6. Juli. (W. T. B.) Die Werke, welche dem Cartell der österrei ischen Schienenwerke angehörten, nâmlich die Alpine ‘Montangesellschaft, die Prager Eisen- industrie-Gefellschaft, das Erzherzoglich Albrecht {che Walzwerk in Teschen, das Teplizer Walzwerk Witkowiß und das Grazer Walzwerk, haben beschlossen, das Ende 1892- ablaufende Cartell auf 5 Jahre, also bis Ende 1897, zu verlängern. Was die Oesterreichische Südbahn betrifft, die biëher dem Cartell ebenfalls angebörte, fo wurde es ihr überlaffen, dem neuen Cartell beizutreten, jedoch mit der Modification, daß eine bestimmte Frift für die Dauer des Abkommens der Südbahn gegenüber niht festgeseßt werden foll.

London, 6. Juli. (W. T. B.) Wollauction. Markt besucht, Preise unverändert. Gute Merino und Greasies lebhaft begehrt zu vollen Preisen. Cap- und Natalwollen eine Kleinigkeit unter leßten Auction®preifen,

An der Küste 10 Weizenladungen angeboten.

New-York, 6. Juli. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest und lebhaft, im Verlaufe sehr matt. Sch{luß lustlos aber feft. Der Umsay der Actien betrug 256 000 Stück. Der Silbervor- rath wird auf 2 000000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 20 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschaßz be- trugen 550 000 Unzen zu 87,30 à 87,44.

Weizen durhweg schwach auf günstige Ernteberichte sowie auf bedeutende Ankünfte und schwächere Kabelberichte. Mais ab- geshwädht auf günstigere Ernteberichte.

Weizen - Verschiffungen der leßten Woche von den * atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nah Groß- britannien 84 000, do. nach Frankreih 10000, do. nach anderen Dâfen des Continents 137 000, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 23 000, do. nah anderen Häfen des Continents

M

_ Chicago, 6. Juli. (W. T. B.) Weizen durchweg fallend auf günstiges Wetter. Mais fallend nach Eröffnung, dann leb- hafte Reaction, später wieder fallend.

Verkehrs-Anftalten.

Am Sonntag, 10. Juli d. J., kommt cin Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach Coswig in Anhalt (Park von Wörlit) und Dessau zur Beförderung. Derselbe fährt um 6,20 Vorm. vom Bahnhof am Ascanischen Pla ab und trifft in Coswig 9,10, in Defsau 9,41 Vorm. ein. ie Rüfahrt ift am 10. Juli d. J. nur mit dem Sonderzuge 10,0 Abends aus Deffau, 10,38 aus Coëwig, 1,17 Nachts in Berlin, zulässig, dieselbe kann aber au erst am 11. Juli d. I. mit sämmtlichen Personenzügen angetreten werden. Der leßte am 11. zur Benußung mit Sonderzugfahrkarten gültige Per- sonenzugvon Dessau, welcher in Wittenberg Anschluß nach Berlin hat, fährt von Defjau 6,06 Nachm., von Coëwig 6,40 Nachm., ab. Die Benußung von Schnellzügen is auch nicht gegen Nahlöfung von Zuschlagkarten gestattet. Freigeväck wird nicht gewährt. Fahrkarten zu 5 Æ für die ITl. und 3 Æ für die Il]. Klafse, für Hin- und Rückfahrt gültig, werden am Sonntag früh von den Bahnhofs-Fahr- kartenauëgabestellen hier, Ascanisher Plaß, und in Gr. Lichterfelde, sowie E schon vorber im Bureau des Invalidendank, Markgrafen- straße 51 a., verausgabt.

Bremen, 6. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Em“, von New-York kommend ¿_ Mou 4. Juli Abends auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Köln“ bat am 5. Juli Morgens die Reise von Lissabon nah Brasilien fortgeseßt. Der: Reichs-Postdampfer „Oldenburg“ hat am 4. Juli Nachmittags die Reise von Genua nah Port Said fortgeseßt. Der Neichs-Postdamrfer „Sachsen“ ift am 4. Juli