1892 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der Kaiser haben durch Allerhöchste Cabinetsordres vom 27. Juni bestimmt, daß das XII. (Königlih Württembergische) Armee-Corps fortan u der 3. Armee-Jnspection gehört, sowie daß - der Serben dieser Jnspection Berlin und der der 4. Armee- Inspection München ist; ferner daß die 17. Cavallerie- Brigade fortan die Bezeihnung 17. Cavallerie- Brigade (Großherzoglich Mecklenburgische) führt.

Hierher gelangten Nachrichten zufolge hat die fran- zösische Regierung bezüglich der über die Küste von Dahomey verhängten Blockade Anordnung dahin getroffen, daß den neutralen Schiffen bis auf weiteres der gang zu den im Blockadegebiet liegenden Häfen von Groß-Popo, Kotonou und Aguë gestattet wird und nur die Einfuhr von Kriegscontrebande untersagt bleibt. Jm übrigen besteht die Blokade unverändert fort.

Der General-Lieutenant Schreiber, Chef der Landes- aufnahme, hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Der Wirklihe Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Schöne im Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten is auf Urlaub abgereist.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Qs sächsischer Geheimer Finanz-Rath von Körner und roßherzoglih rger Ober-Zolldirector Oldenburg haben Berlin verlassen.

Der hiesige Herzoglih braunschweigishe Gesandte, Wirk- liche Geheime Rath Freiherr von Cramm-Burgdorf hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten längeren Urlaub angetreten. Während seiner Abmesenheit hat die hiesige Königlich bayerishe Gesandtschaft die Führung der Geschäfte der Herzoglich braunshweigischen Gesandtschaft über- nommen.

Der Se hanseatishe Gesandte Dr. Krüger hat cinen ihm bewilligten Urlaub angetreten.

: Der Königlih rumänische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe Gregor J. Ghika hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Secretär Ge org Cretziano als Geschäftsträger.

S. M. Sciffsjungen- Shulshiff „Gneisenau“, Commandant Corvetten - Capitän Stubenrauch, ist am 7. Juli d. J. in Leith in Schottland eingetroffen und wird am 183. Juli d. J. nach Nieuwediep Niederlande in See gchen.

_ Ems, 10. Juli. DevKönig Alexander von Serbien ist heute Nachmittag incognito zum Kurgebrauh hier cin- T4 und in der Villa „Petit Elysée“ abgestiegen. König c h e

Nilan, der Vormittags hier eintraf, war dem König Alexander bis Ober-Lahnstein entgegengefahren.

Sigmaringen, 9. Juli. Der Prinz von Rumänien ist heute hier eingetroffen.

Bayern.

München, 10. Juli. Seine Königliche Hoheit der Prinz- Regent hat den Flügel-Adjutanten, Obersten Baron Zoller zum General-Adjutanten ernannt und mit der Fortführung der Leitung der Geschäfte der Geheimkanzlei beauftragt. Der Commandeur der 1. Bayerischen Infanterie-Brigade, General- Lieutenant von Helvig ist an Stelle des Prinzen Ärnulph zum Commandeur der 1. Division ernannt worden.

Etwa 600 Mitglieder der deutschen Partei Württem- dergs trafen, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Mittag in Kissingen ein und statteten um 2 Uhr dem Fürsten Bismarck einen Besuch ab. Ein Mitglied der Partei hielt eine Ansprache an den Fürsten, auf welche dieser dankend crwiderte.

Ferdinand

Oldenburg.

(H.) Oldenburg, 8. Juli. Der heutige Geburtstag Sciner Königlichen Hoheit des Großherzogs wurde in Stadt und Land festlih begangen. Die Residenz prangte im Flaggenschmuck.

Elsaß-Lothringen.

Straßburg, 10. Juli. Gestern fand in Gebweiler die Grundsteinlegung für das 970 m hoch in den Vogesen gelegene Hochreservoir für die Lauch durch den Statthalter Fürsten Hohenlohe statt. Der Feier, welche durch eine Ansprahe des Unter - Staatssecretärs von Schraut eröffnet wurde, wohnten der com- mandirende General des XV. Armee-Corps von Blume, die Mitglieder des Ministeriums, das Präsidium des Landes- ausschusses und zahlreiche Vertreter der Jndustrie und Land- wirthschaft bei.

Oesterreich-Ungarn.

Die dritte Lesung des Tariftextes des neuen Handels- vertrages zwischen Desterreih-Ungarn und Serbien ist am vergangenen Donnerstag beendet und dabei dem „Frdbl.“ zufolge vollständige Einstimmigkeit erzielt worden. Es bleibt nun nur noch die Fertigstellung des Vertragstextes übrig, ir ozu die von den serbischen Delegirten eingeholten Jnjtructionen demnächst erwartet werden.

Gegenüber der Meldung eines auswärtigen Blattes, wo- na der rumänische Minister C arp gelegentlich seiner Durch- reise durch Wien dem Grafen Käálnoky gegenüber auf das bestimmteste geäußert haben sollte, Rumänien beabsichtige niht, einen Handelsvertrag mit Oesterreich- Ungarn abzuschließen, erfährt die „Politische Corre- spondenz“: der Minister Carp habe mit dem Grafen Käálnoïy über die rumänishe Handelspolitik conferirt und geäußert, Rumänien wünsche zunächst sein dermaliges Zollsystem zu erproben und könne vor etwa vier bis fünf Jahren überhaupt nicht an den Abschluß neuer Handelsverträge denken; wenn es jedoch einmal zu einem solchen schritte, werde cs mit Rücksicht auf seine Verkehrsinteressen in erster Linie

die Zustandebringung eines Handelsvertrages mit Oesterrcich- Ungarn anstreben. - : :

Im Abgeordnetenhause wie im ungarischen Unterhause beginnen heute die Berathungen. über die Valuta-Regulirung. Wie die Wiener Blätter melden, haben sowohl der Club der Conservativen wie die Vereinigte d he Linke beschlossen, diese Angelegenheit nicht als eine politishe zu betrachten und die Abstimmung darüber freizugeben. Die ungarische liberale Partei hat die Vorlagen unver- ändert angenommen. :

Gestern fand, wie „H. T. B.“ berichtet, in Weinberge bei Prag eine jungczehishe Versammlung statt, in welcher der Beisißer des Landesausshusses Dr. Kucera sich sehr heftig gegen die Minister Graf Taaffe und Freiherr von Gauts ausfprach und fich schließlich zu der Drohung verleiten ließ, daß sich die unzufriedenen Völkerschaften Desterreihs zu einer Liga vereinigen und die Regierung stürzen würden. Die ang nahm darauf einen sehr tumultuösen Verlauf und mußte \{hließlich aufgelöst werden.

Großbritannien und JFrland.

Bis Sonntag früh lautete das Resultat der Unterhaus- Wahlen: 186 Conservative, 31 Unionisten, 161 Gladstonianer, 4 Parnelliten und 24 Antiparnelliten. Die Conservativen ge- wannen 13, die Unionisten 7 und die Gladstonianer 48 Sigze. Der General-Anwalt Webster wurde wiedergewählt. In Jrland haben die Unionisten drei Wahlkreise erobert, welche bisher Nationalisten in das Parlament geschickt haben. Auch in Wales is ihnen ein Wahlkreis zugefallen, welcher sonst einen Gladstonianer nah Westminjiter gesandt hatte. Die drei neuen irishen unionistishen Wahlkreise sind die Stadt Derry, wo Justin McCarthy, der Führer der Jren im Parlament, in Perfon geschlagen wurde; der südliche Theil der Grafshaft Dublin, wo der conservative Candidat 600 Stimmen mehr erhielt, als die beiden nationalistischen Candidaten zusammen, und der Bezirk St. Stephens* Green in der Stadt Dublin selbst. Der Londoner Stadttheil Deptfort hat, wie erwartet, conservativ gestimmt: dasselbe war in der City der Fall. Damit baben die Parla- mentswahlen in London ihren Abschluß Im Jahre 1885 wählten die Liberalen in Groß- London 26 liberale Parlaments-Abgeordnete, 1886 sank die Zahl auf 11, und jegzt ist sie wiederum auf 25 gestiegen. Die Stärke dcs Liberalismus is somit in London fast genau dieselbe wie im Jahre 1885. Conservative Abgeordnete hat London jeßt 34 und liberal-unionistische 3. In den englishen ländlichen Wahlbezirken ist nach den bisher vorliegenden Wahlergebnissen nur ein mäßiger Erfolg der Gladstonianer wahrscheinlich. Die bis Sonnabend in Schottland entschiedenen 30 Wahlen ergeben, wie man der „Köin. Ztg.“ meldet, gegen 1886 eine stark verminderte Mehr- heit für die Gladstonianer.

Frankreich.

Der Präsident Carnot wohnte gestern im Tuilerien- Garten der alljährlich stattfindenden Turnerprüfung bei. Auf die Begrüßungsansprache des Vorsißenden des Municipal- raths erwiderte der Präsident, die Regierung verfolge mit Interesse die Anstrengungen und Arbeiten der heranreifenden usen und schäge sih glücklih, deren Fortschritte constatiren zu fönnen.

Der Ministerrath hat am Sonnabend dem Geseß- entwurf seine Zustimmung ertheilt, der die Regierung er- mächtigt, den Unterthanen, Schiffen und Waaren Rumääniens unter der Bedingung der Reciprocität die Rechte der meistbegünstigten Nation zuzugestehen.

Einer Meldung des „Temps“ zufolge sind der Finanz- Minister und der Gouverneur der Bank von Franf- rei ch übereingekommen, die der Kammer vorliegende Con- vention über das Bankprivilegium dahin abzuändern, daß das Privilegium niht bis 1920, sondern nur bis 1910 verlängert werden soll.

Der Bischof von St. Jean-de-Maurienne hat dem Cultus-Minister nunmehr ebenfalls angezeigt, daß er den Wahlkatehismus zurückziehe. Jnfolgedessen ist von der Citirung des Bischofs vor den Staatsrath abgeschen worden.

Der Senator Edouard Millaud hat nach der „Fr. C.“

den Minister des Aeußern Ribot von seiner Absicht in Kenntniß geseßt, eine Anfrage über die Art und Weise an ihn zu rihten, wie England auf die Beschwerden wegen der Mißhandlung der französischen Missionäre durch den Vertreter der englishen Ojtafrika- Gesellschaft, Capitän Lugard, geantwortet habe. Der Minister nahm die Beantwortung der Anfrage für nächsten Dienstag an unter der Bedingung, daß das Londoner Cabinet ihm L ada die versprochenen Schriftstücke mitgetheilt haben werde. __ Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, in threr vorgestrigen Sizung, den Anträgen der Regierung und der Budgetcommission entsprehend, mit 313 gegen 225 Stimmen beschlossen, die am Donnerstag angenommene Reform der Thüren- und Fenstersteuer bis zum Jahre 1894 aufzuschieben. Die Sißnng war sehr bewegt. Die äußerste Linke warf der Negierung vor, alle demokratishen Reformen hinauszuschieben.

__ Die geographische Gesellschaft empfing gestern in feierliher Weise den Afffrikareisenden Lieutenant Mizon. Der Unter-Staatssecretär der Colonien Jamais und mehrere Minister wohnten der Sizung bei. Nachdem Mizon nochmals über seine Reise Bericht erstattet hatte, nahm der Unter-Staatssecretär Jamais das Wort und hob hervor, solche Forshungsreisende wie Mizon unter- itüßten die Colonialpolitif am besten, leßtere dürfe niht durch Waffen terrorisiren, sondern müsse auf dem friedlihen Wege moderner Civilisation vorgehen.

_Für die diesjährigen Herbstmanöver sind der „Köln. Ztg.“ zufolge die Ausmarschstärken der verschiedenen Waffen dur den Kriegs-Minister festgestellt worden. Die Jn- fanterie rückt mit Negimentern zu drei Bataillonen aus, die Jäger mit vier oder sechs Compagnien, je nach der Stärke der einzelnen Bataillone. Die mittlere Stärke der Compagnien ist auf 180 Mann festgeseßt. Die Cavallerie rückt für jedes Regiment zwar nur mit vier Shwadronen aus, jede muß aber mindestens per Shwadron 100 Pferde in Reih und Glied haben. Bei der Artillerie werden die Stäbe für die Corps- und die Divisions-Artillerie in der wirklihen Stärke auf- gestellt. Die Batterien erscheinen nur insoweit zu sechs Geschüßen und drei bis vier Munitionswagen, wo dies ohne Verminderung der Zahl der Batterien sich erreichen läßt: sonst umfaßt jede Batterie vier Geschüße und drei Munitionswagen, durhweg mit sechs Pferden bespannt. Die reitenden

gefunden.

Batterien bei den selbständigen Cavallerie - Division rüden in ihrer vollen Friedensstärke aus. Beim Genie fu rt jede Compagnie zu 150 Pionieren und 7 Trainfahrern zwei Beta en bei sih. Die mitzy- nehmenden Abtheilungen des Luftschffervar werden in Kriegsstärke aufgestellt und mit den erforderlichen Fah eugen ausgerüstet; die Verwendung von Luftballons sol im diesjährigen Manöver sich noch umfangreicher gestalten als im vorjährigen. Ebenso wird die Verwendung der Rad- fahrer zum ersten Male nah der neuen Vorschrift über ihre Organisation und ihren Gebrauch erfolgen. Für die großen Manöver vom Armee-Corps aufwärts werden Feldtelegraphen- Abtheilungen aufgestellt, während die Cavallerie-Divisionen das Material des leichten Feldtelegraphen mit sich führen und nah Bedarf benußen. Für die ersteren werden die erforderlichen EOMTop hegen nach den für die Mobilmachung auf- gestellten Listen herangezogen.

Die T R E s hat, nah einem Telegramm des „W. T. B“, heute früh in Montbrison stattgefunden. Ein Zwischenfall ereignete sih dabei nicht.

¿ah einer Depesche des Gouverneurs von Jndochina aus Hanoi ist ein für Langson bestimmter Militärtransport bei Bacle in einen von Chinesen bereiteten Hinterhalt ge- fallen. Der Commandant Bonneau von der Marine-JÎn- fanterie und der Hauptmann der Marine-Artillerie Char- pentier sowie 10 Mann wurden getödtet und 17 Mann verwundet. Es gelang, die Todten und die Verwundeten mit dem Transport nah Bacle zurückzubringen.

Rußland und Polen.

__ Ueber die bereits gemeldeten Unruhen in Astrachan beat jeßt folgende amtlihe Mittheilung aus St. Peters- urg vor:

Die Maßregeln gegen die Choleragefahr riefen unter den Arbeitern das jeglicher Unterlage entbehrende Gerücht hervor, daß die Cholera-Kranfheit gar „nit vorhanden sei, daß die Kranken obne allen Grund in die Spitäler gebraht, auch lebend in Särge gelegt und mit Kalk begossen würden. Die Volksmenge beging infolge dessen Thätlichkeiten gegen die Aerzte, {hafte die Cholera- kranken und die Gestorbenen aus dem Spital und fteckte leßteres in Brand. Gegen die Fenster des Hauses, in welhem sih die Wohnung des Gouverneurs befindet, wurden Steine geworfen. Als alle Ermahnungen zur Rukbe erfolglos blieben, wurde von den

Waffen Gebrauch gemaht. Nach dem ersten Schuß zerstreute id

der Volkshaufen, und nach_Ankunst von zwei Bataillonen Infanterie aus Saratow wurde die Ordnung. wiederhergestellt; die Schuldigen find zur Verantwortung gezogen.

Griechenland.

Bei Vorlegung des Budgets für das Jahr 1892

in der Deputirtenkammer gab der Minister-Präsident und Finanz-Minister Trikupis in dem einleitenden Er po außer den bereits gemeldeten hauptsählihsten Punkten (vgl. Nr. 159 d. Bl.) laut Meldung des „W. T. B.“ die nachfolgenden Er- klärungen: :

Die wichtigste Aufgabe der gegenwärtigen Legislaturperiode fei, Vorsorge zu treffen, daß sich die finanzielle Lage dem vom Volke kürzlih genehmigten Programm entsprechend gestalte. Das vorherige Ministerium habe dic Ausgaben für Kriegëzwecke und ebenso die für Verwaltungszwecke um je 2 Millionen erhöht. Indem dieselben eine Aenderung des Steuersystems und der Tabakgeseze in Aussicht ge- nommen hâtten, jedoch die Ausführung des Systems nicht wagten, hâtten sie dabe das Ergebniß der Tabackregie um 2 Millionen ver- mindert. Das Programm der Gegner des gegenwärtigen Ministeriums habe allein darin bestanden, das Werk des leßteren zu zerstören. Die hauptsächlihste finanzielle Frage sei die des Gleichgewihts der Handelsbilanz, welhes besondere Aufmerksamkeit erheishe. Der Zwangscurs, durch welchen der Markt mit Papiergeld über!schwemmt würde, hätte in den internationalen Geschäftsbeziehungen cine Hemmung hervorrufen müssen, deren Ergebniß eine Hausse det Wechselcurses gewesen sei. Die erste aßnahme zur Wieder- herstellung des Budget-Gleichgewihts beruhe auf Ersparungen, die zweite auf der Erhöhung der Einnahmen und die dritte auf Ver- besserung der Steuererhebung. Das Hauptgebiet für Ersparungen bilde das Kriegsbudget. Durch Herabseßung des Effectivstandes der Armee um 5000 Mann, ohne die gegenwärtige Armee-Organisation irgendwie zu schädigen, werde eine Ersparung von 4 Millionen cr- zielt. Ferner werde die Beschränkung der öffentlichen Arbeiten auf die bereits im Concessionswege vergebenen beantragt, fowie die Aufhebung der Subvention für die Dampfschiffabrts - Gesell- schaft und die Auflassung mehrerer, wie die Erfahrung ge- zeigt habe, unnüßger Verwaltungsposten. Dergestalt werde cine Erjparniß von 3 150 0009 Drachmen, im ganzen von 7 150 000 cr- zielt. Was die Vermehrung der Einnahmen angehe, so hätten die Vorgänger der gegenwärtigen Minister Erhöhungen im Betrage von 4 430 000 Drachmen vorgeschlagen. Indem die jeßige Regierung die Vorschläge aufreht halte, beantrage sie noch weitere Einnahme- Erhöhungen im Betrage von 5 500 000. Auf diese Weise werde ein wirklihes Gleihgewiht im Budget erzielt, ohne jene 2 500 000 in Anschlag zu bringen, die sich aus der strengen Durchführung des Zabackgeseßes ergäben. Die einzige Ausgabe, für die das Cabinet vorzuforgen habe, betreffe die Couvertirung des Zwangsanlehens, wodurch nothwendigerweise der Wechselcurs fallen müste. Indem die Regierung damit das Gleichgewicht im Budget berstelle, könne sie mit Sicherheit axf jene Vortheile rechnen, deren sich die Nationen mit gesichertem Credit erfreuten; denn indem Griechenland seine Verpflichtungen gewissenhaft erfülle, zeige es den Kapitalisten, daß es ein folides Gebiet für ihre Operation biete. Die leßten Wahlen hätten bewiesen, daß das Volk von dem festen Willen, allen staatlichen Verpflichtungen zu entsprechen, beseelt sei und be- weisen wolle, daß Gricchenland der von der Vorsehung ibm vorbe- haltenen Zukunft würdig sei. e

Aus Athen vom 9. d. M. berichtet das Wolffsche Bureau folgenden Vorfall :

Infeolge eines am Donnerstag v. W. im Theater Phalere zwischen dem türfkishen Gesandten Ghalib-Bey sowie den türkischen Gesandtschafts-Secretären Aziz-Bev und Alfred-B ey einerseits und dem Major Argyropulos, dem Attahé Kamara und anderen Per- sonen andererseits stattgehabten Zwischenfalls hat Ghalib-Bey von dem Minister des Auswärtigen Dra gumis Genugthuung verlangt. Minister Dragumis hat die Einleitung einer Untersuhung zugesagt. Die Secretäre Aziz-Bey und Alfred-Bcy, welche sih persönlich beleidigt fühlten, haben der Gegenpartei ihre Zeugen zugeshickt. Am Sonn- abend fand daraufhin ein Duell zwischen Alfred-Bey und Lieutenant Pieráfkos statt, in welchem der leßtere {wer verwundet wurde.

Bulgarien.

Jn dem Prozesse Beltschew bekundete am Sonnabend der Zeuge Prodanow, er sei in Galaz in einem Hotel mit zwei bulgarishen Emigranten zusammengetroffen, welche untereinander davon gejprohen hätten, daß sie dic wirklihen Moörder Beltschews seien. Milkow, ciner dieser Emigranten, habe selbst gesagt - daß er auf Beltschew geschossen habe. Milk ow leugnete dies. Der Deputirte Stoimenow bekundcte, er habe am 12. Oktober 1820 von Zdrakow den Plan des Attentats erfahren: dessen Urheber, Karawelow und Molow, seien entschlossen gewesen, den Prinzen Ferdinand und Stambulow ¿1 tôdten, wo sie dieselben anträfen. Er habe Stambulow

von macht.

Dem gegenüber erklärte Karawelow,

e Stoimenow habe vor dem Untersuchungsrichter jon ihm und Molow nicht als von den Urhebern des Complotts gesprohen. Karawelow fügte, zu dem Gerichtshof ewendet, hinzu: „Da sehen Sie den Werth Jhrer Zeugen !“ Am Nachmittag wurde die Zeugenvernehmung geschlo}fen. Es erfolgte sodann die Verlesung der über die Ermordung des

nanz-Ministers Beltshew aufgenommenen Protokolle fowie die E der Sachverständigen über den nach dem Verbrechen im Municipalgarten gefundenen Revolver. Ferner elangten die Aussage des verstorbenen jungen Tufektschiero owie mehrere -belanglose Briefe und das Protokoll über die Burgas-Affaire zur Verlesung. Die nächste Sizung wurde auf Dienstag anberaumt. Montenegro.

Der französisch-montenegrinishe Handelsver- irag ist, wie "W, T. B.“ aus Cetinje meldet, am 9. d. M. unterzeihnet worden.

Dänemark.

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland nebst Familie haben gestern Schloß Bernstorff bei Kopenhagen wieder verlassen. Die russischen Majestäten begaben fih am Morgen um 71/4 Uhr an Bord des „Polarstern“. Der König und die Königin von Dänemark, der Kronprinz sowie die Prinzen Waldemar, Wilhelm und Hans geleiteten die abreisende Kaiserfamilie bis an die Landungsbrücke und verabschiedeten fich daselbst aufs herzlihste. Auch die Minister, das diplomatische Corps und zahlreihe Würdenträger waren zur Verabschiedung anwesend. Der „Polarstern“ ging hierauf alsbald in See. Die Prinzessin von Wales war in Begleitung des Kaisers und der Kaiserin von Rußland, des Konigs und der Königin von Dänemark, sowie der König- lihen Prinzen bereits um &8/, Uhr in Kopenhagen eingetroffen und seßte um 7 Uhr die Weiterreise via Korsör-Vandrup fort.

Amerika.

Nach einer dem Gesandten der Republik Venezuela in Doro zugegangenen Depesche sollen bei den neulichen heftigen Kämpfen (vgl. Nr. 158 d. B.) die Streitkräfte des Jnsurgenten- Oberbefehlshabers Crespo vóllig zersprengt worden sein und dessen Generale infolgedessen die Milde der Regierung an- gerufen haben. Jn Kürze werde der Congreß zusammen- treten.

Statiftik nnd Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Organisationsfrage nahmen in einer öffent- lichen Versammlung am 29. v. M. die in Buchbindereien und verwandten Betrieben beschäftigten Arbeiter und Arbeite- rinnen Stellung. Der „Vorwärts“ berichtet:

Der Reichstags-Abgeordnete Auer spra über , Arbeiterbewegung und Organisation“ und erklärte \{ließlich, es sei jedenfalls zunächst wichtiger, daß sih die Arbeiter überhaupt organisiren, als daß sie sich fortwährend darüber streiten, welche Organisatidn die beste sei. Hierauf theilte Herr Pickert namens der Commission mit, daß die Frage der Vereinigung in befriedigender Weise ge- lst sei, indem sich die noch bestehenden Vereine zu Gunsten des großen Vereins auflösen würden, da jeßt auch Arbei- terinnen als Mitglieder dem Verband angehören dürfen. Der Dur(ß- schnittsbeitrag werde sih auf 50 „4 pro Monat belaufen. Versamm- lungen follen allwöchentli}Þ stattfinden. Um eine genauere Controle über sämmtliche Berufe und Werkstätten, sowie eine durchgreifende und fkräâftige Organisation zu erzielen, soll das Vertrauensmänner - System eingeführt werden. Auch werde man den bereits auf dem Halberstädter Congreß aus- gesprochenen Gedanken: eine Union für alle im graphischen Gewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu gründen, in genauere Er- wägung ziehen. Folgende Resolution wurde einstimmig an- genommen: Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Papier- und Lederwaaren-Industrie verpflihten sich, dafür einzutreten, daß sich sämmtliche hier am Ort bestehenden Vereine dieser Berufs- ¡weige auflösen und gemeinsam einen Verein von Arbeitern und Arbeiterinnen gründen, der sich der Centralisation anschließt. Außer- dem werden alle Anwesenden für die weitere Vervollkommung der Cen- tralifation, sowie auch für Gründung der Union aller im graphischen Gewerbe vertretenen Berufszweige Sorge tragen.

_ Aus Chemnitz wird der „Köln. 3 über die Ent-

wicklung der socialdemokratischen ewerktschaften unter dem 2. d. M. geschrieben: __ Es ist eine beachtenétwerthe Thatsache, daß in unserer Arbeiter- ltadt die Socialdemokratie zwar bei den Wahlen zum Reichstag das Feld behauptet, ‘daß dagegen die von focialdemofkratisher Seite ins Leben gerufenen Organisationen andauernd der größten Gleichgültigkeit und sogar Abneigung bei den Arbeitern be- gegnen. Für die genofsenshaftlihen Ünternchmungen der Social- demokraten hat man nur Mißtrauen. Schon lange haben die biesigen socialistis@en Wortführer alle Anstrengungen gemacht, die Gewerkschaftsorganisationen hierher zu verpflanzen, aber der Erfolg bleibt überaus fläglich. So ist beispielsweise der in früheren Fahren wiederholt gemachte Versuch, die in den Chemnigzer Gießercien be- schäftigten 1500 Arbeiter zum Anschluß an eine socialistiihe Orga- mation zu vermôgen, auch jeßt wieder, wo man ihn von neuem unternommen hatte, vollständig gescheitert. Zu einer öffentlichen Versammlung mit der Tagesordnung: „Die Organisation der Lormer Deutschlands und welche Stellung nehmen die Chemniger Sormer zu ihr ein?" hatten \sih im ganzen nur 34 Personen ein- gefunden. Da die leßten beiden socialdemokratishen Congresse aus- drücklih die Nothwendigkeit der Gewerkschaftsorganisation aus- ge!prohen -und betont haben, so sprehen die hier gemachten Er- \abrungen nicht dafür, daß die Arbeiter eine hohe Meinung von dem Werthe der Kundgebungen dieser Congresse haben. :

Die socialdemokratischen Cigarrenhändler Berlins wollen sich, einer Mittheilung der Berliner „Volksztg.“ zufolge, wie die socialdemokratisen Schankwirthe Verein zu- lammenthun. :

_„ Ueber den Ausstand der Glasperlenarbeiter im Iser- zebirge berichtet die Wiener ,„Arbeiter-Ztg.*: Die Zahl der Aus- Undigen ist unverändert; 609 bis 700 Arbeiter und Arbeiterinnen qnd immer noch gezwungen, weiter zu striken, da die Exporteure der g nung zu sein scheinen, diesem kleinen Theil der Strikenden feine

?nceionen machen zu dürfen. ; des Die Unruhen in Homestead dauern fort. Ein Telegramm ae B. H.* pom 9. d. M. meldet: Die ae verschanzten h in Homestead. Eine starke Abtheilung Polizei aus Pinkerton rüdckte F oen die Stadt vor. Die Ausftändigen erhalten fortgeseßt Zuzug; e nd gut bewaffnet und binreichend mit Munition versehen.

Ber 109 Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt 26 in sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom j Uz bis incl. 2. Juli cr. zur Anmeldung gekommen : 276 Che-

ungen, 1011 Lebendgeborene, 28 S oblgeborene, 619 Sterbefälle.

zu cinem

dem, was er erfahren, sofort Mittheilung ge-

Quunft und Wissenschaft.

Der Rector der Universität, Geheime Regierungs-Ratb, Fofefsor Dr. Förster giebt, wie wir der „N. A. Z.* entnehmen, am dchwarzen Brett den Studirenden bekannt, dak der Minister der geifst- 7 om 2c. Angelegenbeiten durch Erlaß vom 2. Juni die Universitäts- lehrer ermächtigt hat, bei seminaristishen und sonffigen Uebungsvorlef ungen den Studirenden auf deren Ersuchen Zeu g- nisse über Fleiß und Leistungen auszustellen, die auf Wunsch den Abgangszeugnissen unter entsprehender Vorweisung bei dem Vor- L RMONEE be e werden sollen. Die Zeugnisse sind zu diesem Zweck bei Abgabe des Anmeldebuchs und der Quittung zur Ausfertigung des Abgangszeugnisses soglei zu überreichen.

Sn Nürnberg wird in den Tagen vom 12. September bis 17. September die Be Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte abgehalten. Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Theodor in Bayern hat fein Erscheinen zugesagt. Für die meen sowie für die Abtbeilungésitßungen find im ganzen 280 Vorträge Ee (bedeutend mehr als sonst). Schon aus dieser Ziffer läßt sih auf eine außerordentlich große Betheiligung bei der Versammlung rechnen. Das Programm für die Versammlung ist wie folgt festgeseßt: Montag, 12. Sept., Vorm. : Allgemeine Sitzung. Abends: Gesell e Vereinigung bei dem von der Stadtgemeinde im Stadtpark veranstalteten Gartenfest; Dienstag, 13. Sept., Vorm. : Abtheilungsfißungen, Nachm. 3 Uhr, verschiedene Moe (je nah Wabl der Theilnehmer): a. nach Erlangen zur Besichtigung der dortigen wissenschaftlihen Sammlungen, b. zu den Krotten- seer Tropffteinhöhlen bei Neuhaus, c. nach der Houbirg bei

ommelsbrunn zur Besichtigung des dortigen prähistorishen Ringwalls; Abends: Gesellige Zusammenkunft in den Localitäten der Mufeumsgesell schaft: Mittwoch, 14. Sept., Vorm.: Allgemeine Sitzung, Nachm. 5 Uhr: Festmahl im Hotel Strauß: Donnerstag, 15. Sept., Vorm. : Abthei Ungen, Abends: Festball; Freitag, 16. Sept., Vorm. : Allgemeine Sibßung, Abends: Gartenfest in den Ln der „Nofenau*; Sonnabend, 17. Sept.: Ausflug nah

othenburg o. T., woselbst das Festspiel: „Der Meistertrunk“ zur Auffübrung gelangt.

Land- und Forftwirthschaft. Saatenstand in Rußland.

Ueber den Saatenstand in einzelnen Bezirken in Rußland zu Anfang dieses Monats liegen folgende Nachrichten vor :

In Liv- und Kurland dürfte die in legter Zeit herrschende kalte regnerische und windige Witterung den in den Blüthestand tretenden Winterfeldern nicht günstig gewesen sein. So kommen Klagen über theilweise starken Schaden am Winterkorn aus dem füdlihen Theil von Kurland ind der Insel Oesfel. Die Sommersaaten sollen meist sehr gut stehen. In Estland haben die Felder infolge des fast täglihen Regens und der falten Witterung ein wenig befriedigendes Aussehen. Auch aus F inland fommen Klagen über ungünstige Ea welche die Entwickelung der Saaten im allgemeinen aufgehalten hat, ohne ihnen aber bis jeßt ernsten Schaden zugefügt zu haben. In den 10 Gouvernements des Königreihs Polen ist der Saatenstand ohne Ausnahme recht befriedigend, zum theil gut. In dem Gouvernement Kowno scheint Noggen befonders stark gelitten zu haben. Viele Felder mußten umgepflügt und mit Sommergetreide bestellt werden. Weizen foll verhältnißmäßig besser stehen. In dem Gouvernement Wilna sind die Saaten theils befriedigend, theils mittelmäßig.

Letteres ift besonders bei solchen der Fall, welche spät in den Bode

ebracht waren und von dem trockenen und falten Aprilwetter gelitten aben. Im Gouvernement Grodno ist der Durhschnittsstand befrie- digend, doch soll auch hier strihweise das Wachsthum und die Qualität des Getreides durch Kälte und Dürre beeinflußt sein. DieSommersaaten sollen in diesen leßtgenannten drei Gouvernements infolge recht- zeitigen Eintritts von Regenwetter im allgemeinen befriedigend auf- gegangen sein. In Bessarabien stehen Winter-Roggen und -Weizen s{chlecht. Sommer-Roggen wird nicht angebaut und -Weizen fast garniht. Die Gersten- und Haferfelder sind mittelmäßig. In Cherson öftlich des Bug, Jekateri- noslaw, am Dniepr und in der Krim erwartet man eine s{hône Mittelernte, während westlich des Bug, in den übrigen Kreisen des Gouvernements Cherson die Ernte unter Mittel ausfallen wird. Von Nostoff a. D. lauten die Nachrichten günstig. An einzelnen Orten bat man bereits mit dem Mähen begonnen, und der Körnerertrag verfpriht recht befriedigend zu werden. Wenn das günstige Wetter noch einige Wochen anhält, fo dürfte der nördliche Kaukta}us eine ausnahmêweise große, der untere Don cine gute und der Minsker Kreis eine Mittelernte geben. Im Kuban- und Tere k- gebiet ist die Anbaufläche größer als im Vorjahr. Der Saatenstand ist dort überall günstig. Im Gouvernement Kutais nördlich vom Rion- fluß stehen die Maisfelder recht befriedigend. In den Gouvernements Tiflis, Elisabethpol, Erivan, Kars und dem Bezirk Safkataty stehen die Winter- und Sommer-Weizenfelder recht gut, außer im Bezirk Uncha (Gouvernement Elisabethpol), wo Heuschrecken Schaden zugefügt haben. Die Gerstenernte hat theilweise {hon be- gonn-n und ver!pricht einen guten Ertrag.

Saatenstand in Ungarn.

Aus Budapest, 9. Juli, wird der „Wien. Ztg.“ telegraphirt: Ueber den Saatenstand vom 26. Juni bis 9. Juli liegen folgende Berichte vor: Die Witterung war eine wechselnde und sprang von einem Extrem in das andere. Infolge dessen war au die Entwie- lung der Pflanzen keine normale, sondern das eine Mal eine rapide, während das andere Mal ein Rückfall zu verzeichnen war. In der leßten Zeit, als der Schnitt {hon begonnen hatte, war infolge der drückenden Hiße die Kernbildung in den Aehren der ohnedies an vielen Orten rostigen und stellenweise brandigen Saaten nit überall zufriedenstellend. Nicht so sehr das stehende als das ge- legte Getreide (Weizen und Gerste) erlitt größtentheils Schaden. Vereinzelt litt auch Roggen und seit einigen Tagen auch Hafer, da derselbe rapid im Reifen begriffen if und vor- zeitig reifen wird. Wegen der an mehreren Stellen des Landes herrschenden Hiße können \sich die Früßhjahrsanbauten nit ent- wideln, sodaß dieselben hie und da zusammenshrumpften und ver- gilbten. Quantitativ gelungen sind unter den Getreidesaaten, mit wenigen Ausnahmen, im allgemeinen der bisber geerntete Roggen und die Herbstgerste und im Alföld der frühgeerntete Weizen. Die Früh- jahrêgerste verspricht zwar im allgemeinen einen Shwachmittel- und Mittelertrag, aber Hiße und auftretender Rost schaden derselben, fodaß fie an vielen Stellen gedrückt steht. Hafer steht noch hinreihend gut.

Saatenstand in den Vereinigten Staaten von Nord-A merika. / Nach dem Bericht des Ackerbau-Bureaus beträgt, wie aus Washington vom 9. d. M. berichtet wird, der Bauwollenstan d durdschnittlih 86/10, der Stand des Mais 811/10, des Winter- weizens 89%/10, des Frühjahrsweizens 90%10, des Hafers 872/10, des Roggens 828/10 und der Gerste 82.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portugal.

Durch eine im „Diario do Governo* vom 2. Juli 1892 ver- öffentlihte Verfügung des Königlih portugiesishen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Pernambuco für seit dem 15. Mai d. J. vom ARR D SLRN E E erflärt worden.

ürkei. °

Die Provenienzen aus türkischen Häfen von Anatolien und Numelien werden denselben Anordnungen unterworfen wie die Ankünfte aus den rufsishen, rumänischen und bulgarischen Häfen. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 152 vom 30. Juni 1892)

Ferner werden alle Provenienzen aus den Häfen der syrischen Küste von Beirut (nicht einbegriffen) bis Jaffa (nicht cinbegriffen)

und aus allen tür fishen Häfen des Mittelmeeres nah den Lazarethen von Klazomene und Beirut gewiesen, um“ dort bis auf weiteres beobadtet zu werden. «

St. Petersburg, 10. Juli. Am 8. d. M. betrug die Anzahl der Erkrankten in Astrahan nach dem amtlihen von „W. T. B.* mitgetheilten Ch oleraberiht 191, von denen 32 starben; in Sa- mara waren 8 Cholerakranke, 1 Person starb: in Saratow 63 Cholerakranke, 16 Personen starben : in Zarizyn 9 Kranke; in Baku befanden sich in den Spitälern 180 Personen, außerhalb der Spitäler starben 37 ; in Tiflis, starben in den Spitälern 3, außerhalb ebenfalls 3 Personen. S Konstantinopel, 10. Juli. Der Sanitätsrath ordnete nah

einer Meldunee der. „Agence de Conftantinople“ die Errichtung eines Lazareths in Sinope an zur UVeberwahung der aus Rußland kommenden Perfonen und Gegenstände. i __ Amtlicher Mittheilung zufolge is, wie „W. T. B.* berichtet, in Mekka kein Cholerafall vorgekommen. Der Gesundheits- zustand in Konstantinopel und Umgebung ist befriedigend. A

_Cettinje, 9. Juli. Längs der montenegrinishen Grenze if, wie. „W. T. B.* berichtet, eine fiebentägige Quarantäne für Provenienzen aus den Häfen des Schwarzen Meeres angeordnet.

Handel und Getwoerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Rubr sind am 9. d. M. gestellt 9992, nicht rechtzeitig geftellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 8. d, M. gestellt 3681, nit rechtzeitig geftellt keine Wagen.

Berlin, 9. Juli. (Wdochenberiht über Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Marx Sabersky.) Ia. Kartoffelmebl 36—365 #, Ia. Kartoffelstärke 36—362 M, ITa. Kartoffelstärke und -Mehl 34—357 #, feuchte Kartoffel- stärke loco und Parität Berlin AÆ, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik A, gelber Syrup 384—391 4, Capillair - Syrup 40}3—41 , Capillair - Export 42—422 M, Kartoffelzucker gelber 39: —40 4, do. Capillair 41—41l 4, Rum-Couleur 50—51 #, Bier-Couleur 49—50 #, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 41—42 M, do. secunda 37—39 M, Weizenstärke (fkleinft.) 36—38 #, Weizenstärke (großst.) 44—45 4, Halleshe und Schlesische 44—45 4, Reisftärke (Strahlen) 46 bis 47 M, do. (Stücken) 43—44 4, Mais-Stärke 33—34 4, Schabe- stärke 32—33 #, Victoria-Erbsen 22—25 46 Kocherbsen 22—%5 M, grüne Erbsen 22—26 A, Futtererbsen 16—16{ #, Leinsaat 22—25 M, Linsen, große 34—46 A, do. mittel 20—34 M, do. fleine 16—20 #, Gelber Senf 20—32 #, Kümmel 40—44 4 Buchweizen 17—18 4, Mais loco 13—14 4, Pferdebohnen 164 bis 18 M, inländische weiße Bohnen 16—18 , weiße Flahbohnen 20—-23 Æ, ungarische Bohnen 15—16 A, galizische und russische Bohnen 13—15 #4, Wicken 15—16 Æ, Hanfkörner 21—22 M, Leinkuchen 17—173 #, Weizenschale 105—11 #, Roggenkleie 102 bis 117 Æ, Rapskuchen 13—14 46, Mohn, blauer 58—64 4, do. E 64—70 #, Hirse, weiße 21—24 4 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg. '

Von der Fachzeitschrift „Leipziger Monatschrift für Textilindustrie“, die von Theodor Martin's Tertilverlag in Leipzig herausgegeben wird, ift jeßt Heft 6 des VII. Jahrgangs er- schienen, womit der erste Halbjahrsband des Jahrgangs 1892 abge- fchloîsen ist. Was den reihen Inhalt der lezten Nummern dieser Zeitschrift anbetrifft, so müssen wir ns damit begnügen, auf die guten Namen hinzuweisen, deren Träger unter die regelmäßigen Mit- arbeiter der Monats\chrift zählen, auf die fahmännischen, von sauberen Abbildungen begleiteten Abhandlungen und auf die Original- berichte, die durch regelmäßige Beifügung von Kunstbeilagen und Mustertafeln noch an Werth gewinnen. Der allgemeine Theil be- schränkt fich nit auf die Tertilindustrie allein, do ist die Auswahl des Stoffes so getroffen, daß cine indirecte Beziehung der Themata zu der Textilindustrie leiht herauszufinden ist. Der rein technische Theil, der die Spinnerei, Zwirnerei, Weberei, Wirkerei, Färberei 2c. umfaßt, berichtet regelmäßig über die neuesten Erfindungen, Verfahren und Maschinen auf diesen Gebieten nicht bloß aus Deutschland, sondern aus allen industriellen Ländern. Schließlich seien noch die zur Monatsschrift gehörigen zwei Beiblätter „Der Musterzeichner“ (enthaltend Stoffproben von Neuheiten, nebst zahl- reichen Musterzeihnungen) und „Wochenberichte der Leipziger Monats- shrift für Tertilindustrie“ (ein Handelsblatt für die gesammte Textilbranhe) erwähnt.

Das „Gewerbeblatt aus Württemberg“, heraus- gegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, hat in Nr. 28 des 44. Jahrgangs vom 10. Juli d. J. folgenden Inhalt: Auszeichnung. Der Wollmarkt in Kirch- heim u. T. (21.—26. Juni 1892). Die technishe Verwendung der Hochofenshlacken. Verschiedene Mittheilungen. Entscheidungen des Reich8gerichts. Neues im Landeë-Gewerbe-Museum. Frequenz der Sammlungen der Königlichen Centralstelle.

Verkehrs-Anftalten.

Im Postpacketverkehr mit Tunis auf dem Wege über Frankreich ist die Gewichtsgrenze von 3 auf 5 kg erhöht worden. Der bisherige Portosaz von 1 # 80 „F ift unverändert geblieben.

Bremen, 10. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd: Der Scchnelldampfer „Werra“ hat am 8. Juli, Abends, die Reise von Gibraltar nach New-York fortgeseßt. Der Postdampfer „München“ ist am 8. Juli, Nachmittags, in Baltimore an- gekommen. Der Postdampfer „Karlsruhe", nach Baltimore be- stimmt, hat am 8. Juli, Nachmittags, Dover passirt. Der Pcest- dampfer „Braunscheig“ hat am 9. Juli, Nachmittags, die Reise von Antwerpen nah Southampton fortgeseßt. Der Reichs- postdampfer „Oldenburg“ is am 9. Juli, Vormittags, in Port Said angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Salier“, nah Australien bestimmt, is am 9. Juli, Vormittags, in Colombo angekommen. 5 ;

Hämbuüxrg, 9. Juli. (W! T: B.) Hämburg-Amertis

fanische Padcketfahrt - Actiengesellshaft. Der Schnell- dampfer ,Normannia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen. Der Postdampfer ,Dania“ ist, von Hamburg kommend, gestern Nahmittag in New - York eingetroffen. Der Postdampfer „Virginia“ hat, von New-York kommend, heute Morgen L izard passirt. Der Postdampfer „Borussia“ ist, von Siarluta kommend, heute in St. Th omas eingetroffen. Triest, 9. Juli. (W. T. B.) Der Lloyd - Dampfer „Vor- wärts" ist beute Nachmittag hier eingetroffen. E x 10 Juli V. L: B.) Der Lloyd-Dampfer „Ceres" ift, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag hier eingetroffen.

London, 9. Juli. (V. T. B) D& Uüñjou-D::pseck „Trojan* ift gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musfik.

Adolph -Ernst-Thbeater.

Das Gefammt-Gastspiel der Gesellshaft des Directors Herrn Theodor Giesrau vom Theater in der Josephstadt zu Wien brachte als zweites Stück am Sonnabend die Posse mit Gesang „Einalter Hallodri* („Schwerenöther“) von H. Thalboth und F. Antoni, Musik von Karl Kl eiber, mit recht erfreulihem Erfolge bei leider nur \{wach beseßtem Hause zur ersten Darstellung. Die Posse zeichnet