1892 / 168 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reih.

Prenfßen. Berlin, 19. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König verließen am 16. d. M., Mittags 12 Uhr, Skaarö und trafen nach einer Rundfahrt durch den Lyngenfjord Abends 11 Uhr in Tromsò ein. L i

Am Sonntag hielten Seine Majestät Vormittags 101/24 Uhr an Bord der Yacht „Kaiseradler“ den Gottesdienst ab und unternahmen Nachmittags einen längeren Spaziergang in der Umgebung von Tromsö.

Der hiesige Königlih bayerishe Gesandte Graf von Lerchenfeld hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Königlich bayerische Legations-Rath Freiherr von der Tann-Rathsamhausen als Geschäftsträger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich oldenburgishe Wirkliche Geheime Rath Selkmann is von Berlin abgereist.

S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän ur See von Arnim, und S. M. Panzerfahrzeug „Sie g- e, Commandant Corvetten-Capitän Gruner, sind am 16. d. M. in Tromsó eingetroffen und am 18. d. M. von dort wieder in See gegangen. /

S. M. Kbt. „Wolf“, Commandant Corvctten-Capitän Hellhoff, ist am 16. d. M. in Chefoo eingetroffen.

Sachsen.

Dresden, 18. Juli. Jhre Majestät die Königin ist gestern Abend von Umfkirh abgereist und hat sich von dort zu mehrwöhigem Aufenthalt nah Scheveningen begebén.

Deutsche Colonien.

Aus Dar-es-Salam wird dem „W. T. B.“ berichtet : Die Nachricht von der Einnahme der Tembe des Häupt- lings Sikki wird durch amtlichen Bericht des Stations-Chefs von Tabora Dr. Schwesinger bestätigt. Lieutenant Graf Schweiniß und die Lazarethgehilfen Jurok und Weidner find leiht verwundet.

Oesterreich-Ungarn.

Bei der gestern vom Abgeordnetenhause fortgeseßten Berathung der Valutavorlagen rechtfertigte der Finanz- Minister Dr. Steinbach bei dem Artikel über die Aus- prägung der Münzen den Abschluß des Präliminarvertrages mit der Berndorfer Metallwaarenfabrik von Krupp wegen Lieferung von Nickel, und wies darauf hin, daß diese Fabrik allein cin ernstes Angebot eingebraht habe und allein reines Nickel herstellen könne. Die Fabrik habe cin niht geringes Risico übernommen, weil, falls das Gesetz über die Nickelausprägung nicht bis zum 15. August d. J. sanctionirt werden sollte, beide Theile von dem Präliminar- vertrag entbunden und die Fabrik zu keinerlei Ersaßansprüchen berechtigt sei. Die Sachverständigen hätten sih entschieden zu Gunsten des Vertrages ausgesprochen, der den Staat vor Gefahren süße; die ungarishe Regierung habe mit der- Jjelben Fabrik zu dem gleichen Preise, wie die österreichische, abgeshlossen. Bei der Berathung des § 24 des Münz- geseßes erklärte der Finanz-Minister: Die Silbergulden blieben bis zur Einführung der Kronenwährung Silbergulden österreihisher Währung und würden nah Einführung der Kronenwährung silberne Zweikronenstücke mit voller Zahlkraft sein. Es sei daher unzweifelhaft, daß man, so lange diese Silber- gulden beständen, Silberverpflihtungen in folhen Silbergulden leisten könne. Nach der Aufnahme der Baarzahlungen würden die eingegangenen Verpflihtungen Kronenschulden sein, die mit allen dann als zulässig erklärten Zahlungsmitteln berichtigt werden könnten. Solche Mittel würden, was bereits heute feststehe, gewisse Goldmünzen sein. Wie es mit den voll ge- deckten Banknoten und dem Courantsilber bestellt sein werde, könne er heute noch niht sagen. Gewiß sei, daß die Gulden als Courantsilber weiter cursiren würden und daß die Frage des künftigen Bestehens von Courantsilber in diesem Gesez offen bleibe. Bezüglih der Staats- schulden erklärte der Minister: Nach der Aufnahme der Baar- zahlungen würden diese Silbershulden bezw. deren Zinsen in dem dann noch im Umlaufe befindlihen Courantsilber bezahlt werden können. Silbershulden würden auch in Gold bezahlt werden können, sie könnten aber auch vor Aufnahme der Baar- zahlungen nicht in uneinlösbarem Papier bezahlt werden, weil es Schulden in klingender Münze seien. Fnsofern also vor und nach der Aufnahme der Baarzahlungen Courantsilber bestehen werde, würden Silbershulden auch in Courant- filber getilgt werden können. Jm weiteren Verlauf der Sißung wurde das gesammte Münzgeseß in zweiter Lesung unver- ändert angenommen und mit 118 gegen 49 Stimmen be- \chlofsen, in die Specialdebatte des Geseßes über den Münz- vertrag mit Ungarn einzutreten. Artikel 1 bis 9 dieses Gefeßes wurden angcnommen und sodann in die Be- rathung der Art. 10 und 19 eingetreten. Mehrere Redner bezeihneten das Quotenverhältniß 70 zu 30 als ungerecht, wogegen der Finanz-Minister unter Anführung analoger Fâlle für die Festseßung dieses Quotenverhältnißies eintrat. Der Abg. Schwarz brate eine Jnterpellation wegen der Verstaatlichung der böhmischen Westbahn ein.

Wie dem „Fremdenblatt“ aus Serajewo gemeldet wird, ist eine Verordnung crlafsen worden, welche die allgemeine facultative Ablosung der Straßenrobotpflicht mit cinem Geldbetrag anordnet, der geringer ist als der durh- shnittlihe Tageslohn. Zugleich ist die gänzlihe Aufhebung der Robotpfliht für Lastthiere ohne jede Ersazleistung be- stimmt. Die Publifation der Verordnung wurde seitens der Bevölkerung mit großer Freude begrüßt.

Großbritannien und Frlaud.

Das Wahlergebniß bezifferte sich nach dem neuesten, heute Morgen in London aufgegebenen Telegramm, wie folgt: 261 Conservative, 50 Unionisten, 272 Gladstonianer, 9 Par- nelliten, 68 Antiparnelliten ; die Conservativen gewannen bisher 17, die Unionisten 8, die Gladstonianer 76 Siße. Die Mehrheit der Liberalen über die vereinigten Conservativen und Unionisten beträgt sona bisher nur 38. Die noh aus- stehenden zehn Wahlen können dieses Verhältniß nicht er- heblih modificiren. Angesichts dieses für Gladstone und seine Partei keineswegs glänzenden Resultats hat denn auch, wie „Reuter's Bureau“ vernimmt, das Cabinet Salis- bury nach einer dem Premier gestern von der Königin ertheilten Audienz beschlossen, von der Einreichung seiner Demission wegen des ihm ungünstigen Ausfalls der Wahlen vor- läufig Abstand zu nehmen. Die Minister würden vielmehr vor dem neuen Parlament erscheinen und abwarten, ob das Parlament in cinem Amendement zur Adresse oder in irgend einer anderen Resolution dem Cabinet ein Mißtrauensvotum ertheile.

Frankreich.

Wie der „Temps“ erfährt, dürfte anläßlih der Reise des Königs Humbert zur Columbus-Ausstelung in Genua ein französishes Geshwader im dortigen Hafen ein- treffen, um die durch ein italienishes Geschwader erfolgte Begrüßung des Präfidenten Carnot bei seiner Anwesenheit in Toulon zu erwidern.

Der Ober-Schulrath hat den Gebrauch des vom Erz- bishof von Ai grn Katechismus? in den geist- lihen Privatshulen untersagt.

Rußland und Polen.

Der Finanz-Minister Wyschnegradsky ist gestern Abend im besten Wohlbefinden von Stockholm in St. Peters- burg eingetroffen und von dem Communications-Minister Witte empfangen worden.

Der Minister. des Junern hat dèr „Stk. Peters- burgskija Wjedomosti“ bis auf weiteres den Druck von Privatanzeigen und das Recht des P ins dip

um General-Gouverneur von Astrachan wird, wie „W. T. B.“ vernimmt, voraussihtlich der General-Lieutenant Orschewsky ernannt werden.

Durch Tagesbefehl des L Olber d E G Sl) die Finländishen Artillerie - Regiments worden.

Kriegs-Ministers is zum Neuformirung eines angeordnet

Jtalien.

Der Minister-Präsident Giolitti und der Minister Genala wohnten gestern Abend in Turin ciner Pun zu Ehren abgehaltenen Fe stsißung des Allgemeinen Arbeiter- vereins bei und wurden bei ihrem Erscheinen mit lebhaften Beifallskundgebungen begrüßt. Jn einer von ihm gehaltenen A n- sprache hob Herr Giolitti, nah dem Wolff schen Tele- E, hervor: Die gesammte Politik der Regierung

eruhe auf Grundsäßen, welhe dazu beitragen mwür- den, die Lage der Arbeiter in Stadt und Land zu heben. Jn der auswärtigen Politik verfolge die Regierung das einzige Ziel, die Erhaltung des Friedens und der Herstellung erzlicher Beziehungen zu allen benahbarten Völkern ; im Jnnern aber betrachte sie es als ihre Hauptaufgabe, die wirth- schaftlihen Verhältnisse zu heben. Sie hoffe, allen Arbeitern Arbeit und entsprechenden Lohn verschaffen zu können. Giolitti wies s{hließlich darauf hin, daß die Stärke Jtaliens vor allem auf der innigen Verbindung zwishen Volk und König beruhe. Die Ansprache wurde mit langanhaltendem, lebhaftem Beifall aufgenommen.

Die päpstliche Encyklica zu Ehren des Columbus ist nunmehr veröffentlicht worden. Jn derselben wird auch der hervorragenden Verdienste des Columbus um die Religion rühmend gedaht und für den 12. Oktober d. J. die Lejung von Messen in den Kirchen Spaniens, Jtaliens und Ameri*as angeordnet.

Spanien. Die Koniglihe Familie ist gestern n San Sebastian eingetroffen.

Die Kammer hat in ihrer gestrigen Sizung mit 194 gegen 7 Stimmen einen Antrag angenommen, in welchem sie ihre Zustimmung zu der Zollpolitik der Regierung ausspricht. Jm weiteren Verlauf der Sißzung badi die Kammer mit 157 gegen 75 Stimmen ein förmliches Ver- trauensvotum für die Regierung. Die Session wurde dad vertagt, wird aber in Kürze wieder aufgenommen werden.

Belgien.

Ueber die Verhandlung des Anarchistenprozesses gegen Moineau und Genossen, welcher (wie gestern n. Schl. d. Red. gemeldet) in Lüttich am Montag begonnen hat, wird weiter berihtet: Moineau gestand ein, die meisten der in Lüttich vorgekommenen Dynamit-Attentate und Dynamit- Diebstähle begangen zu haben, leugnete aber entschieden die Existenz cines Comploits oder einer anarchistishen Verbindung und erging sich in langen Erklärungen über die Ansichten, Zwecke und Ziele der Anarchisten. Die Angeklagten Esch, Beaujean, Guilmot gestanden nur eine in- directe Betheiligung an den Attentaten zu, insofern sie, ohne es zu wissen, Dynamit in Verwahrung genommen und die angeblichen Thäter begleitet hätten. Der Angeklagte Lacroix, welcher feine Mitwirkung bei einzelnen Attentaten und Dynamitdiebstählen zugestand, wurde von den übrigen Mit- angeklagten bezihtigt, daß er die Rolle cines Agent pro- vocateur gespielt habe. Moineau beschuldigte Lacroix, daß er ganz allein und ohne Vorwissen irgend eines der übrigen Angeklagten das Attentat gegen die Wohnung des Staats- anwalt Beltjens begangen habe.

Rumänien.

Der König und der Prinz Ferdinand von Ru- mänien find gestern A auf dem Bahnhofe in Sinaja eingetroffen und von der Bevölkerung auf das wärmste be- grüßt worden. An der Grenze waren beide von den Ministern und von Studenten-Delegationen aus Bukarest und Jafs empfangen worden, welche Blumen überreichten und ihre Glück- wünsche zu der Verlobung des Thronfolgers darbrachten.

Bulgarien.

Jn dem Prozeß Beltschew beendigten in der gesirigen Vormittagssizung die Vertheidigex ihre Antworten auf die

Replik des Staatsanwalts. Hierauf wurde den Angeklagten das leßte Wort ertheilt; sie erklärten sich sämmtlih für un- \huldig. Die Verhandlung wurde sodann auf vier Stunden vertagt. Jn der Nachmittagssizung \prach sich Karawelow über seine ganze frühere politische Thätigkeit aus und suchte seine Unschuld nahzuweisen. Auch die übrigen Angeklagten bchaupteten wiederholt ihre Unschuld.

Afien.

Ein Telegramm des Londoner „Chronicle“ aus Calcutta vom 18. d. M. meldet, daß Nachrihten aus Kabul zufolge der Emir von Afghanistan bei der Aushebung von Truppen zur Unterdrückung des Aufstandes der Hazaras auf T stoße. Die Stämme, so heißt es in der Meldung, weigerten sich, Truppen zu stellen, und zwar infolge von stattgehabten gewaltsamen Steuer- eintreibungen und infolge von mit Rußland angefnüpften Zettelungen. Eine etwaige Niederlage der Truppen des Emirs mache eine allgemeine Erhebung wahrscheinlich. Der Vice- König von Jndien, Lord Lansdowne habe von dem Emir Abdurrahman auf seine Warnung, weitere Conflicte mit dem Khan Umra von Badjour zu vermeiden, die Antwort erhalten: „Er müsse die Annahme einer Dictatur der indischen Regierung ablehnen, denn seine Operation sei eine durhaus legitime, die die Unterdrückung eines Aufstandes innerhalb seines Gebietes und die Sicherung der Ruhe be- zwecke. Er sei ein unabhängiger Fürst und könne alle Maß- nahmen ergreifen, die ihm gut duünkten; er werde feinerlei Einmischung in seine Angelegenheiten dulden.“

Afrika.

Die Nachrichten über eine angebliche Niederlage der Truppen des Sultans dur die A ngheras werden vom „Reuter schen Bureau“ für gänzlich unbegründet erklärt mit dem Hinzufügen: Die marokkanischen Truppen hätten Verstär- kungen erhalten und plünderten gegenwärtig die Dörfer in der Umgegend von Tanger. Unter den Europäern in Tanger herrsche infolge dessen große Beunruhigung. Nach einer weiteren Meldung desselben Bureaus aus Tanger von gestern hat der Sultan dieUnterzeihnungdesmitdembritishen Gesandten vereinbarten Vertrages verweigert und dem Gesandten die Summe von 30 000 Pfd. Sterl. geboten, wenn er einen neuen von dem Sultan selbst vorgeshlagenen Vertragsentwurf unter- eihnen würde. Der Gesandte habe darauf sofort alle Ver- Lanblun en abgebrohen und Fez am 12. d. M. verlassen. Jn der Meldung heißt es ferner, der englishe Vertrag sei ausshließlich ein Handelsvertrag gewesen, der allen Nationen gleiche Behandlung gewährt habe; franzöfische Jntriguen hätten den Vertrag vereitelt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Geschlecht, Alter und Familienstand der Bevölkerung Preußens 1890.

Von der bei der leßten Volkszählung am 1. Dezember 1890 im preußischen Staat gezählten ortsanwesenden Bevölkerung waren, der „Stat. Corr.“ zufolge, 5 057 752 männliche, 4 993 201 weibliche, zu- sammen 10 050 953 Personen unter 14 Jahre alt, sämmtlich ledigen Standes. Unter den älteren Personen befanden \sich außerdem 4 102 717 männliche, 3 811 791 weibliche, zusammen 7 914 508 Ledige, sodaß der Antheil der leßteren an der Gesammtbevölkerung beim männlichen Geshleht 62,31, beim weiblihen Geschleht 57,73 und im ganzen 59,97 von je 100 betrug. :

Demgegenüber wurden 5 075 364 (= 34,52 9/9) verheirathete, 450 203 (= 3,06 9/9) verwittwete und 16 115 (= 0,11 9%) geschiedene Männer neben 5 097 416 (= 33,41 9/0) verheiratheten, 1 319 068 (= 8,65 °/0) verwittweten und 31 654 (= 0,21 9%) geschiedenen Frauen ermittelt. Diese über 14 Jahre alten Personen vertheilen nch auf die einzelnen Altersstufen derart, daß in der Gruppe der 14- bis 20 jährigen selbstverständlich die Ledigen die überwiegende Mehr- zahl bilden; immerhin giebt es aber hier {on 931 ver- heirathete, 25 verwittwete und selbst 3 geschiedene Männer neben 21 633 verheiratheten, 272 verwittweten und 22 ge- schiedenen Frauen. Auch die nächste fünfjährige Alters\stufe enthält erst 8,23 9/0 verheirathete Männer, dagegen schon 26,72 °/g verheirathete, 0,26 9/0 verwittwete und 0,04% geschiedene G, Vom 25. Jahre ab werden die Zahlen der Ledigen ras leiner, und vom 40. Jahre ab finden sich unter den Männern der einzelnen Altersgruppen nur noch 6 bis 1009/9 Ledige, unter den Frauen ctwa bis 103 °%/6. Im umgekehrten Verhältniß wächst die Zahl der Verheiratheten und in weiterer Folge dann, namentlich in den höheren Lebensaltern, die Zahl der Verwittweten. Im einzelnen weist die folgende Uebersicht die Zusammenseßung der Bevölkerung

nah Altersgruppen, Familienstand und Geschleht nah; in derfelben

find die Geschiedenen (deren Antheil in jeder Zeile gleih der Er-

gänzung zu 100 ift) niht besonders aufg führt. Unter je 100 An-

gehörigen der im Vorstehenden bezeichneten Altersgruppen befanden ih bei der männlichen | bei der weiblichen

Bevölkerung : Bevölkerung :

Ver- 3

heira-

Bere Ver- witt- | Ledige witt- wete | wete 14—20 Tahre alt 99,946 0,052 0,001| 98,77 s 0,07 20—25 Ti 8,23 000299. 20/0 0,26 25—30 49,70 49,87 0,39 | 35:73 i: 1,44 30—35 238 008. O0 3 28 35—40 85,07 1,50 | O 5,71 | | |

im Staat über-

é Ledige haupt thete

40—45 87,42 2,42 9,85 45—50 87,61 3,80 | 15,36 90—59 86,07 6417 | 99—60 63,12 9,80 | 60— 65 16,19 | 65—70 24,76 | böberen Alters 43,00 |

G S T C U G

76,91 68,66 50,73

Zur Arbeiterbewegung

Jn Bochum fand am lezten Sonntag eine Vertrauens männer-Versammlung der Bergleutè von Rheinland und Westfalen statt, in der es fih hauptsählih um eine Bc- sprechung über die am 31. d. M. stattfindende General- versammlung des deutschen Bergarbeiter-Verbandes handelte. Die „Dortm. Ztg.“ berihtet nah dem „Rh.-Westf. Tgbl. über den Verlauf dieser Versammlung der Vertrauensmänner Folgendes : :

Der Leiter der Versammlung, cin Bergmann Schwindt aut dem Dahlhauser Revier, brachte eine Resolution ein, wona die Versammlung, da das jeßige Verbandsstatut an vielfachen Maän- geln leide, den auf der nächsten Generalversammlung zu wählenden Vorstand auffordern solle, sofort eine Versammlung einzuberufen, un gemeinschaftlih eine Verbesserung des Statuts zu treffen. Von eincr Abstinmung über diese Resolution wurde Abstand genomme?- Die folgenden Redner bekämpften hauptsächlich den socialdem?» kratishen Verbandévorstand, besonders Schröder und Bunte. Diesen

Î

wurde Nachlässigkeit im Amt zum Vorwurf gemacht; auch habe der Vorstand Gelder ‘an Private verliehen, die nun verloren seien. Nach längerer Debatte wurden cine ganze Reihe Anträge gestellt und zum Troßen Theil angenommen, um der Generalversammlung vorgelegt zu werden. Da durch das Vorgehen einzelner Perfonen, die eine leitende und maßgebende Stelle in der Organi- sation einnehmen , diefe voraussihtlich bereits geschädigt ist und wird, spriht die Versammlung ihren Tadel aus mit dem Hinweis, daß es zunächst Pflicht der leitenden Personen sei, mit allen Sräften den Ausbau der gewerkshaftlihen Organisation zu fördern resp. das Verständniß hierfür zu wecken. Sodann wurde ein Antrag Markgraf f- Essen einstimmig angenommen, wonach die am 31. d. M. stattfindende Generalversammlung fo lange tagen soll, bis alle Punkte erledigt seien, auch wenn fie länger als einen Tag dauere. Ferner wurde ein- Antrag der Bergleute Wittläufer und Meinert an- genommen: Die Vertrauensmänner-Versammlung hat Kenntniß ge- nommen von den Mängeln des Statuts, und verspricht, sie auf der Generalversammlung in dem heute gerügten Sinn zu ändern. Ein Antrag, das Verbandsorgan zum Eigenthum des Verbandes zu machen, wurde abgelehnt; ebenso der Antrag, die Agitatoren und Vertrauens- männer bei vorkommenden Maßregelungen zu unterstüßen. Mehrere von Kettler gestellte Anträge, den Vorstand für ein Jahr zu wählen, das überschüssige Geld dem Confumverein zuzuwenden, beziehungs- weise neue Filialen zu gründen und das Verbandsbureau nah Bochum zu verlegen, fanden die Mehrheit der Versammlung. Ein genehmigter Antrag verlangt, daß für die Beamten des Verbandes bestimmte Bureaustunden festgeseßt werden. i

Das Blatt bemerkt im Anschluß an den Bericht :

Aus den Verhandlungen sei klar und deutli zu entnehmen, daß die Mehrheit der Vertrauensmänner gegen cine Wiederwahl des bis- herigen socialdemokratishen Vorstands fei und daß sih immer mehr Bergleute vom Verbande zurückzögen, weil der Vorstand Bestrebungen verfolge, die mit den gewerkfschaftlichen Zwecken des Verbands nichts gemein haben.

In St. Johann fand cine vom Rechtsanwalt Döhmer be-

rufene Bergarbeiterversammlung statt, in der, wie die „Saarbr. Ztg.“ berichtet, der Cinberufer bemerfte, es fei niht zu leugnen, daß die Vereinigung den Bergleuten Besserung gebracht habe und daß man nur rathen könne, an dem Verein festzuhalten, so lange er maßvoll in geseßliher Weise die Interessen der Arbeiter vertrete. Seit der Vorstand aber in socialdemokratishes Fahrwasser gerathen sci und die Vorstandsmitglieder nur ihre und nicht die Interessen der Arbeiter verfolgen, könne der Verein nicht segensreih für die Arbeiter wirken; es müsse der jepige Vorstand entfernt und ein anderer gewählt werden. Der im Saale anwesende Vertrauens- mann Thomé -Altenwald, der die Döhmer*sche Rede beantwortete, bat die Kameraden, an dem Rechts\{hußverein und dessen Vorstand festzuhalten, und bestritt dem Einberufer das Recht, sich in die An- E der Bergleute einzumishen. Nach einer Replik des Einberufers, die namentlih die Schädlichkeit des socialdemokratischen Einflusses betonte, nahm der in der Versammlung anwesende focial- demokratishe Agitator Em mel das Wort. Infolge feiner Worte entstand fo Áûtiter Tumult, daß die Auflösung der Versammlung durch den überwachenden Beamten erfolgte.

Wie der „Magdb. Ztg.“ aus Berlin telegraphirt wird, foll der diesjährige socialdemokratishe Parteitag hier am 16. Oktober abgehalten werden. : 4

Eine von etwa 2000 Personen besuhte Versammlung von Berliner Buchdruckergehilfen beschloß folgende, von der „Voss. Ztg.“ mitgetheilte Erklärung: Die am 16. Juli im Böhmischen Brauhaufe tagende Berliner Gehilfenschaft weist den Versuch des Buchdrucker-Invaliden August Coffier und seiner Hintermänner, die nur von Mitgliedern des Unterstüßungsvereins Deutscher Buchdrucker unter s{chweren Opfern gegründete und förtgeflibrie Central-Invaliden- fasse für die Mitglieder des U. V. D. B. der Principalleitung aus- zuliefern, auf das entschiedenste zurü.

Aus Barmen wird der „Köln. Ztg." berichtet: Eine von 1500 Personen befuhte focialdemokratishe Versammlung beschloß am 17. d. M., die von den Elberfelder Gesinnungsgenossen über die Brauereien von Wicküler und Küpper verhängte Achtung auf Barmen und Umgegend auszudehnen.

Aus Homestead berichtet die , Voss. Ztg.*: Gestern sollte in den Carnegie’shen Werken zu Homestead die Arbeit wieder aufgenommen werden. Die Truppen waren in der Stadt vertheilt, um Ausschreitungen der ausständigen Gewerkvereinler begegnen zu können. Die Ausstandsbewegung hat unterdessen alle Carnegie’schen Werke erfaßt. Die Angestellten von Carnegie’s Upper und Lower Union-Mühlen in Pittsburg haben die Arbeit niedergelegt, nah- dem die Gesellschaft sich geweigert hatte, mit den Leuten in Homestead nochmals zu unterhandeln. Auch die Arbeiter in der Carnegie’shen Fabrik in Beaver Falls, die wegen vorzunehmender Ausbefserungsarbeiten geshlofsen war und am leßten Montag wieder in Betrieb geseßt werden sollte, feiern; sie haben erklärt, nicht cher wieder arbeiten zu wollen, bis ihren Collegen in Homestead Gelegen- heit gegeben ist, den Beamten der Gesellschaft Vorstellungen zu machen. Zu Gewaltthätigkeiten ernster Art kam es in Fdaho. Ueber 1000 Mann Bundestruppen sind nah dem Schauplaß der Unruhen gesandt, und eine weitere große Anzahl wird in Bereitschaft gehalten. Die Ausständigen haben zwei Eisenbahnbrücken bei Mullan (Idaho) in die Luft gesprengt und eine Menge Telegraphenpfähle aus- gegraben, E zeitweilig die telegraphishe Verbindung abgeschnitten ist. Der ganze Bezirk ist jeßt militärisch beseßt und niemand wird ohne Paß zugelassen. General W illey hat infolge dessen dem General- Adjutanten Curtis auf dem Drahtwege befohlen, jeden auf der Stelle niederschießen zu lassen, der bei dem Versuch, Eisenbahn- brücken oder sonstiges Eigenthum mittelst Dynamits in die Luft zu \prengen, crtappt wird. Der Befehl foll den Truppen mitgetheilt werden. In brutalster Weise wütheten die ausständigen Bergleute in Spokane gegen ihre nicht zum Gewerkverein gehörigen Collegen. Sie banden ihnen die Hände, führten sie aufs ofene Feld und er- shossen sie dann.

Kunst und Wiffenschaft.

_— Nach dem Bericht über die Verwaltung der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Kiel im Etatsjahre 1891/92 ist die Neukatalogisirung in diesem Zeitraum so bedeutend gefördert worden, daß weitere 91 Bände (65 bis 155, Er bis Mex) erledigt wurden. Um auch den mit der Bibliothek weer Vertrauten ihre Benußung zu erleichtern, is cine Signaturentabelle in verbesserter Gestalt gedruckt worden, die von den Signaturen, wie sie in den ge- schriebenen Katalogen der Bibliothek und in den Büchern geführt werden, überall auf die Namen der wissenschaftlichen Abtheilungen in der Standortstabelle verweist. Vermehrt wurde die Bibliothek dur Ankauf aus der hinterlassenen Büchersammlung des Conservators der Alterthümer in Schleswig-Holstein, Professors Dr. G. H. Handelmann um 251 Bände, durch Geschenk aus dem Nachlaß des Justiz-Naths W. C. L. Castagne außer gedruckten Büchern um drei Bände Handschriften provinzial- geshihtlihen Inhalts und dur ein Vüchergeshenk des Geheimen Medizinal-Naths, Professor Dr. H. Quincke, das namentlih den Be- tand an medizinischen Zeitschriften ergänzt, um 292 Bände. Durch diese und andere Erwerbungen kamen an gedruckten Büchern (volle Bände) hinzu 2678 Nummern, gegenüber 3138 Nummern im Vor- jahre, außerdem 332 Difsertationen- und Programmen-Bände. Der gesammte Bestand wuchs auf 203 859 Bände separater Bücher, 8166 Dissertationen- und Programmen-Bände, 2365 Bände Manus/cripte, ¿ammen 214 390 Bände gedruckter Bücher und Handschriften (un- E die Urkunden, losen Kartenblätter und Geerz’schen Mappen). Die nzahl der laufenden periodischen Schriften stieg von 1037 auf 1079. om Magistrat der Stadt Kiel wurden folgende drei Handschriften zur zufbewahrung übergeben: Das älteste Kieler Stadtbuch von 1264 1s 1289, das Protokoll des Vier-Städte-Gerichts vom 5. Juni 1497 bis 22. uni 1574 und das Protokoll des Gerichts zum Kiel vom 4. Januar bis 20. Dezember 1622. Fräulein Charlotte Hegewisch schenkte der Bibliothek ein photographisches Abbild von Dablmann's

„Anzeige an die Studirenden“ zu Göttingen vom 14. Dezeniber 1837, womit er \sich unmittelbar nach der Entlassung von seinen Zuhörern verabschiedete. Ueber die Benußung der Bibliothek wird mitgetheilt, daß 10 668 Werke in 14 223 Bänden am Orte ausgeliehen, im Lese- saal, außer den dort aufgestellten Nachschlagewerken, 12 901 Bände gebraucht und nach auswärts 998 Werke m 1459 Bänden versandt wurden. Die Gesammtziffer der benußten Bücher, 28 583 Bände, blieb hinter der Zahl des Vorjahres (31 334) um 2751 zurück. Aus Manuscripten der Bibliothek ist ver- öffentliht: A. Weßel, „Drei Briefe des Hamburger Bibliothekars David Schellhammer“ in den Mittheilungen für Hamburgische Ge- schichte 1891. Von literarischen Arbeiten, die aus der Kieler Bibliothek hervorgegangen find, wird eine durch Dr. R. De und Dr. W. Wisch- mann beforgte deutsche“ Ausgabe von Mar Müller’'s „Science of Langnage“ (Bd. I. Leipzig 1892) erwähnt. An Doubletten wurden auf Verfügung des Ministers der geistlihen 2c. Angelegenheiten abgegeben an die Stadtbibliothek zu Met 54 Werke in 72 Bänden, an die Universität Toronto in Canada 38 Werke in 52 Bänden, an die Königliche Bibliothek zu Berlin 119 Werke in 128 Bänden, an die auf Helgoland zu begründende biologishe Station 17 Werke in 24 Bänden, im ganzen 276 Bände.

Der_ 22. Deutsche Juristentag wird in den Tagen vom 8. bis 10. September in G raz stattfinden. Zur Berathung sind von dem ständigen Aus\{uß folgende Gegenstände bestimmt :

._1) Empfiehlt sih die Einführung von Verschärfungen der Frei- heitsstrafen im Sinne des österreichischen Entwurfs ?

2) Empfiehlt sih eine grundsäßliße Vermehrung der bestehenden Beschränkungen der Zwangsvollstreckung, etwa in der Richtung einer allgemeinen Ge [that ?

3) Welches Verfahren empfiehlt sih dort, wo die Geseßgebung unschuldig Verurtheilten einen Entsbädigungsanspruch zuerkennt, für die Geltendmachung dieses Anspruchs ?

__4) Ist die Anwendung des Begriffs der höheren Gewalt im bürgerlihen Recht zu empfehlen ?

5) Sind Aenderungen des geltenden Rechts erwünscht in Betreff des Verhältnisses zwishen Geld- und Freiheitsstrafen ?

6) Empfiehlt sih eine besondere Regelung der sogenannten Bank- Depotgeshäfte und eine Sonderung ihrer verschiedenen Arten ?

._7) Empfiehlt es sih, den Grundsay der Formlosigkeit der Ver- A D Bezug auf gewisse Verträge, z. B. die Bürgschaft, zu be-

rânken *

8) Wie ist den Mißbräuchen, welche sich bei den Abzahlungs- geschäften herausgestellt haben, entgegenzuwirken ?

i st es gercchtfertigt, an Stelle der Ehescheidungsstrafen nur eine Verpflichtung des {huldigen Theils zur Gewährung des Unter- halts an den anderen, der Unterstüßung bedürftigen Gatten ein- zuführen? _ L: L

__10) Sind die im Entwurfe des Bürgerlihen Geseßbuhs vor- gesehenen Arten des Pfandrechts an Grundstücken, einschließlich der Grundschuld, beizubehalten ?

11) Ist die Eideszuschiebung im Civilprozeß durch Vernehmung der Parteien als Zeugen zu erseßen ?

12) Ist die Bestimmung zu billigen, wona die Aufrehnung be- wirkt, daß die beiderseitigen Forderungen in dem sih deckenden Be- trage mit dem Zeitpunkt als erloschen gelten, in welhem fic als zur Aufrehnung geeignet sih gegenübergetreten sind ?

13) Haben fih die durch die Actiennovelle vom 18. Juli 1884 geschaffenen Cautelen gegen unsolide Gründungen von Actiengesell- [haften bewährt oder empfiehlt sih eine andere Gestaltun bétfelbeu ?

Dem Eröffnungstage geht am 7. September ein Begrüßungs- abend voran, und für Sonntag, den 11. September, is ein gemeinsamer Ausflug über Vordernberg und Erzberg nah Eisenerz und Leopold- steiner See geplant, _worauf nah der Rückkunft der Abschied erfolgt. Obmann des Festaus\husses ist Bürgermeister Dr. Ferdinand Portugall in Graz, des Wohnungs- und Empfangsaus|husses der Amts- director des dortigen Stadtraths, Dr Feill; Zuschriften sind an den ersteren zu richten.

__ Aus Dorog wird der „Voss. Z.* gemeldet, daß ein Grund- besißer, der ein eifriger Sammler von Alterthümern is, auf der so- genannten Kilinkuter Pußta alte Waffen, Särge und andere Alterthümer gefunden hat. Ganz tief stieß man auf einen ver-

mauerten, gut erhaltenen Keller, worin eine eiserne Kiste in der Größe

eines Handkoffers sich befand. Als diese Kiste geöffnet wurde, fand man darin eine Menge aus der Zeit der Könige aus dem Hause Anjou stammender goldener und silberner Münzen, Becher, verschiedene Os - Prachtstüke der Goldshmiedekunst vergangener Jahr- ot x. Der Werth der gefundenen Schätze wurde auf 40 000 F[. geschäßt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Spanien.

Laut Königlicher Verordnung vom 11. Juli 1892 sind Provenienzen aus den russischen und türkishen Häfen des Schwarzen Meeres als verseucht zu betraten, ferner sind gegen Provenienzen aus den übrigen Häfen des Schwarzen Meeres und dem En Golf bis Oman Beobachtungsmaßregeln zu veran- afen.

i: Rumänien.

Der ‘oberste Gesundheitsrath in Bukarest hat beschloffen :

1) die Häfen von Constanza, Mangalia, Kilia- Vekie und St. Georges Neuf für die Einfuhr aus allen übrigen Häfen des Schwarzen Meeres von Sukum-Kaleh an bis an die türkische Grenze zu N und für die Einfuhr aus anderen Dn des Schwarzen Meeres eine ärztliche Untersuhung eintreten zu lassen;

2) in dem Hafen von Sulina eine elftägige Observations- Quarantäne für die Einfuhr aus den Häfen des Schwarzen Meeres von Sukum-Kaleh bis an die türkishe Grenze einzurihten, während für die Einfuhr aus anderen Häfen des Schwarzen Meeres im Hafen von Sulina, sowie für die Provenienzen aus russishen Donauhäfen in Sulina, Tulcea, Gala oder Braïla eine ärztlihe Untersuchung vorgesehen ift; |

3) in Ungheni, Tulcea, Gala und Braïla eine ärztlihe Unter- suchung cinzurihten, während im übrigen die Pruthgrenze für Reisende und Waaren vollständig ee werden foll;

4) die Fahrzeuge, welche in Sulina der ärztlihen Untersuhung unterworfen worden sind, in den Häfen von Tulcea, N und Braïla, sofern sie dieselben anlaufen, einer nochmaligen folchen Unter- suchung zu unterwerfen. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 163 vom 13. Juli 1892.)

Griechenland. /

Die Königlich griechische Regierung hat die von der syrishen Küstenstrecke zwishen Beirut (inbegriffen) und Joppe (nicht in- begriffen) kommenden Schiffe, welhe sich früher nur einer einfachen ärztlichen Revision zu unterziehen hatten, nunmehr einer 11 tägigen, in der Quarantänestation der Insel Delos abzuhaltenden Quarantäne unterworfen. (,N.-A." Nr. 164 vom 14. Juli 1892).

Schweden.

Durch Königliche Bekanntmachung vom 11. Juli 1892 i an-"

geordnet worden, daß Lumpen bis auf weiteres nur von Norwegen und Dänemark zur Einfuhr zuzulassen sind; jedoh soll die Einfuhr nur dann gestattet werden, wenn durch Zeugniß einer \{chwedischen und norwegishen Gefandtshaft oder eines solhen Konsuls oder Vice - Konsuls und, wenn solhe am Abgangsorte nicht angestellt sind, der zuständigen Behörde bescheinigt wird, daß die Waare von keinem anderen Land als einem der oben sa herstammt. Ein solches Zeugniß darf auch von einer Pêrsönlichkeit ausgestellt sein, deren Glaubwürdigkeit von einer der vorgenannten Behörden bezeugt wird. / i : : Vorstehende lauren sollen im übrigen nicht die Anwen- dung derjenigen Verbote verhindern, welhe in anderer Veranlassung etwa gegen die Einfuhr von Lumpen aus den vorbezeichneten Ländern erlassen worden sind. : :

Dur Bek G DAReWar e. lib dänisde ciu Dur anntmahung des Königli änishen Justiz- Ministeriums vom 12. Juli 1892 sind die geseßlihen Bestimmungen über die gefundheitspolizeilihe Untersuhung gegenüber denjenigen Schiffen in Kraft geseßt worden, welhe aus den Häfen des

chwarzen und Asowshen Meeres fommen oder mit aus solchen Hafenpläßen kommenden Schiffen auf der Reise verkehrt haben. leichzeitig is die Einfuhr von gebrauchter Leibwäsche, gebrauhten Kleidungsstücken und gebrauhtem Bettzeug (soweit diese Gegenstände niht zum Reisegut von Schiffspassagieren ehören), ferner von Lumpen, gebrauhter Watte, Kraßwolle und apierabfällen aus den genannien ait nach Dänemark verboten worden. Für die aus denselben als Reisegut eingeführte gebrauchte Leibwäsche „„ Kleidzungsstücke und Bettzeuge hat eine Reinigung unter öffentliher Controle stattzufinden.

St. Petersburg, 18. SQUIL wurden, wie ,W. T. B." berichtet, an Cholerafällen festgest In Astrachan am 15. Juli 391 Erkrankungen und 225 Todesfälté, am 16. Juli 269 Erkrankungen und 218 Todesfälle. In Saratow am 15. Juli 82 Erkrankungen, 43 Todesfälle, am 16. Juli 90 Er- krankungen, 62 Todesfälle. In Zarizin am 15. Juli 89 Erkrankun- gen, 54 Todesfälle. In Szamara am 15. Juli 51 Erkrankungen, 20 Todesfälle, am 16. Juli 62 Erkrankungen, 32 Todesfälle. In Kasan am 15. Juli 7 Erkrankungen, 3 Todesfälle, am 16. Juli 9 Erkrankungen, 3 Todesfälle.

Rom, 18. Juli. Der „Agenzia Stefani“ zufolge ist die zu Venedig- vereinbarte internationale Sanitätscopvention, nachdem sie gestern auch vom hiesigen türkischen Botschafter unter- zeichnet worden und somit nun erforderlihen Unter-

Nach amtlichen Pie,

) D / ämmtliche schriften trägt, von der italienischen Regierung an die Signatarmächte mit der Aufforderung versendet worden, etwaige Richtigstellungen bis zum 31. d. M. hierher einzusenden. :

__ Madrid, 18. Juli. Ueber die französishe Grenze sind, wie „D. B. H.“ meldet, strenge Quarantänemaßregeln verhängt worden. Der Minister des Innern ordnete die umfassendsten Hygiene- maßregeln, besonders für die Hafenstädte, an. Für San Sebastian ist cine ganz besonders strenge Sanitätsüberwachung eingerichtet.

, Sofia, 18. Juli. Die fünftägige Quarantäne für Pro- venienzen aus rumänishen Häfen und der Dobrudsha wurde laut Meldung des ,W. T. B.“ wieder hergestellt. In den bulgarischen Donauhäfen ist mit der Errichtung von Lazarethen begonnen worden.

Rio de Janeiro, 18. Juli. Die brasilianische Regierung hat nah ciner Meldung des „W. T. B.“ für die Provenienzen aus Frankreich, e pr Afrika und den Ländern am Mittelländischen Meer eine mehrtägige Beobacht ung angeordnet.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengêstellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 165, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In een find am 16. d. M. gestellt 2837, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. K

Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im Juni 1892 für den Personenverkehr 323 000 (im Juni 1891“ 325 500) Fr., für den Güterverkehr 707 000 (im Juni 1891 660 000) Fr., ver-

schiedene Einnahmen im Juni 1892 45000 (im Juni 1891 40 000) Gt zusammen 1075 000 (im Juni 1891 1 025 000) Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im Juni 1892 585 000 (im Juni 1891 570 000) Fr. Demnach Ueberschuß im Juni 1892 490 000 (im Juni 1891 455 000) Fr. a

N: 18. Juli. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 3,725 #, per August 3,723 #, per Scptember 3,75 4, per Oktober 3,777 #4, per November 3,80 Æ, per Dezember 3,80 #4, per Januar 3,825 4, ver Februar 3,823 H, per März 3,827 #4, per April 3,827 A Umsaß 50 000 kg.

Wien, 19. Juli. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in T RE vom 8. Juli bis 14. Juli 795956 Fl., Mehreinnahme 779 ¿ i

London, 18. Juli. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen - ladung angeboten.

D D 18. QUl (W D B) De Wollmartt vers lief sehr ruhig, Wolle stetig, behauptet, Garne und Stoffe unverändert.

St. Gallen, 18. Juli. (W. T. B.) Die Einnahmen der Vereinigten Schweizer Bahnen im Monat Juni betrugen 648 000 Fr. (im Vorjahre 657 400), die Ausgaben 400 000 Fr. (im Vorjahre 422 000).

Konstantinopel, 18. Juli. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkishen Tabackregie-Gesellschaft betrugen im Monat Juni 1892 20 000 000 Piaster gegen 17 700 000 Piaster in der gleichen Periode des Vorjahres. :

Athen, 18. Juli. (W. T. B.) In der mehrfach erwähnten

Streitsace ¿zwischen der Regierung und der Gesellschaft für den Bau der Eisenbahn von Piräus nach Larissa entschied der Gerichtshof dahin, daß die Regierung das Recht habe, den neuen Rechnungsschlüssel anzuwenden, wonach der Kilometerpreis dem Effectivwerth der ausgeführten Arbeiten entsprehen würde. O O 18 Sul h T B) O Boe Var as fangs stetig, wurde im Verlaufe fehr lustlos, Schluß wieder stetig. Der Umsatz der Actien betrug 83 000 Stück. Der Silbervor- rath“wird auf 2100 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Für den Staats\chat wurden 612 000 Unzen zu 87,15 à 87,20 angekauft. , ai

Weizen eröffnete s{hwach und besserte sich auf Abnahme der sihtbaren Vorräthe. Schluß fest. Mais steigend auf festere aus- ländishe Märkte und Käufe von Plaßspeculanten.

L an Weizen 22 440 000 Bushels, do. an Mais 6 905 000 Bushels.

Chicago, 18. Juli. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Tages auf Berichte von Schädigung der Winter-Ernte. Mais fest auf große Käufe und Kaufordres für inländishe Nechnung sowie auf Deckungen der Baissiers.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

Ohne Datum. De Lolland-Falsterske Jernbaner, Hoved- kontor, Maribo (Infel Lolland): Lieferung von 9000 Stück Schwellen und 4137,5 laufende Fuß Weichenhölzer. Bedingungen zur Ansicht an Ort und Stelle.

26. Juli, 1 Uhr. Maskinchefen for Sjaelland, Kopenhagen : Lieferung für den Staatsbahnbetrieb von ca. 19 000 Pfund Petroleum- azn zur Gasentwicktelung. Bedingungen zur Ansicht an Ort und STeue.

Verkehrs-Anstalten.

Hambur g, 18. Juli, (W. T. BZ Hambuüra-Ameéexris fanishe Packetfahrt - Actiengesellschaft. Der Postdampfer „Flandrîia“ ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

London, 18. Juli. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Doune Castle" ift heute auf der Heimreise in London ange- fommen. Der Castle-Dampfer „Dunbar Castle“ hat am Sonn- abend auf der Ausreise die a Sea Inseln wie. Der Castle-Dampfer „Gar th Castle" N auf der Ausreise in Capetown und der Castle-Dampfer „Koslin Castle“ auf der Heimreise. in London angekommen. Der Castle-Dampfer „Du - nottar Castle“ is am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. ,