1892 / 171 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Präsident der Justizprüfungscommission Dr. Stölzel ist nah der Nordsee in Urlaub abgereist. Die Prüfungs- termine bei der Justizprüfungscommission bleiben bis zum 21. September d. J. ausgeseßt.

Der neuernannte Regierungs-Assessor Rademacher ist dem Landrath des Kreises Siegen zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Cassel, 21. Juli. Die Prinzen August Wilhelm, Oskar und Joachim, Söhne Jhrer Kaiserlichen Majestäten, find, nach einer Meldung des „W. T. B.”, mit Jhrer Durch- laucht der Prinzessin Amalie zu Schleswig-Holstein heute Nachmittag hier eingetroffen und haben sich von der Station Wilhelmshöhe alsbald nah dem dortigen Schlosse be- geben.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 21. Juli. Den vom Großherzoglichen Hof- marschallamt ergangenen Mittheilungen zufolge werden Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Gro ß- herzogin am 5. und 6. Oktober die Deputationen aus dem Großherzogthum empfangen, welhe anläßlih des goldenen Ehejubiläums den Höchsten Herrschaften Glückwünsche darzubringen beabsichtigen.

Oesterreich - Ungarn.

Das Abgeordnetenhaus hat sih gestern nah Vor- nahme der Wahlen für die Delegationen vertagt.

Die Abgrenzungscommission des Ober-Landes- gerichts hielt vorgestern in Prag in Anwesenheit der deutschen Vertrauensmänner Dr. Schmeykal und Professor Schlesinger eine Sißung ab, in welher der Ober-Landesgerichts- Präsident den Vorsiy führte. Die Commission sprach sich gegen die Errihtung eines Bezirksgerihts in Kolleshowiß aus; dagegen wurde die Ausscheidung der deutshen Gemeinden Wehlau und Swojetin aus dem Bezirk Nakoniß und deren Zuweisung an den Saazer Bezirk unter gewissen Voraussetzungen befürwortet. Desgleichen wurde die Ausscheidung der czechishen Gemeinden Opocno und Jmling aus dem Bezirk Postelberg und deren Zuweisung zum Bezirk Laun befürwortet. Die Ausscheidung der deutschen Ge- meinde Naney aus dem Bezirk Laun und ihre ues zum Bezirk Postelberg wurde abgelehnt. Das Ansuchen der Ge- meinde Scheles um Errichtung eines Bezirksgerichts wurde einstimmig abgelehnt. Die Petitionen in Betreff der Er- rihtung von Bezirksgerichten in Kreibiß, Mseno und Rozmital wurden, als niht in den Rahmen der nationalen Bezirks- abgrenzungen fallend, von der Commission abschlägig beschieden.

Großbritannien und Frianv.

Ueber die voraussihllihe Gestaltung der Parteiverhältnisse und -Bündnisse in dem neuen Parlament stellen Londoner Blätter bereits allerlei Betrahtungen an. Wenn sich, so etwa führen sie aus, die 268 Conservativen und 46 liberalen Unionisten den 9 Parnelliten zugesellen, so würden ihnen gegenüberstehen: 271 Gladstonianer, 4 Arbeiter-Abgeordnete und 72 Anti-Parnelliten. Die collective Partei der Liberalen oder, wie man diese im Gegensay zu den Unionisten jeßt nennt, die Separatisten, würden dann nur eine Mehrheit von 24 Stimmen haben. Stimmen dagegen die vier Arbeiter-Abgeordneten mit den Unionisten und die Parnelliten mit den Gladstonianern, so haben die Separatisten eine Mehrheit von 34 Stimmen. Gehen shließlich die Par- nelliten und Arbeiter-Abgeordneten mit den Unionisten, so schrumpft die Mehrheit der Separatisten auf sechzehn zusammen. Man ersche aus diesen Zahlen, daß die Gladstonianer im

nächsten Parlament den größten Pflichteifer werden ent-

falten müssen, um vor Ueberrumpelungen geschüßt zu sein. Uebrigens haben sich die Gladstonianer, wie man der „Köln. 2tq.“ aus London berichtet, bereits, wenn auch widerwillig, mit der Thatsache abgefunden, daß die Eröffnung des Parlaments durch Lord Salisbury geschehen soll. Sie fürchten nämlich, daß, falls die Regierung bei der Adreßdebatte über cin Amendement der neuen Mehrheit in Betreff Home Rule eine Niederlage erlitte, eine abermalige Auflösung des Parlaments stattfinden müßte. Daher tauht schon der Vorschlag auf, die Home Rule-Frage vorläufig überhaupt in den Hintergrund treten zu lassen und zunächst bei der Adreß- debatte keinen Home Rule-Antrag, sondern cinen solchen auf Aufhebung des Balfour'shen Zwangsgeseßes zu stellen.

Die conservative Londoner „Morningpost“ empfiehlt dem Cabinet Salisbury, der Königin in dem Falle, daß ein Mißtrauensvotum gegen das Cabinet beschlossen werden jollte, die Vertagung des Parlaments bis zur ordentlichen Session 1893 vorzuschlagen.

Gladstone if nah seinem achttägigen Aufenthalt in Braemar am Mittwoh nah Hawarden Castle zurückgekehrt. Vor seiner Abreise von Braemar hielt ex noch cine Ansprache an Vertreter verschiedener liberaler Vereine, in deren Verlaufe erx sagte: Die irishe Frage sei die Hauptfrage; solange niht ein erfolgreiher Versuch zur Lösung derselben gemacht sei, könne der parlamentari|che Apparat nicht befriedigend arbeiten. Die liberale Mehr- heit im neuen Unterhause sei niht groß, aber man dürfe nicht verzagen. Er habe in 25 pt e vi gesessen und in fünf Volksvertretungen liberale Regierungen gesehen, die mit einer feineren Mehrheit als der gegenwärtigen neuen viele gute Werke verrichtet hätten. Schließlih fragte Gladstone, ob die liberalen Unionisten, da es nicht länger nöthig sei, eine Homerule-feindlihe Regierung zu stüßen, im neuen Parlament ferner mit den Tories stimmen würden. Glücklicherweise fei die liberale Sache nicht abhängig von den liberalen Ünionisten.

Die britische Kanalflotte soll am nächsten Mittwoch und Donnerstag mobilisirt werden. Ueber das Programm der Flottenübungen verlautet, daß das mobilisirte Geschwader zehn Tage hindurch, vom Freitag an, strategishe Be- wegungen ausführen werde. Dann soll das Verthei- digungsgeshwader getheilt werden; der eine Theil werde nah Norden, der andere nah Süden segeln. Hierauf werde die Kriegserklärung erfolgen. Der Feind werde dabei versuchen, die Vereinigung der Vertheidigungsflotte zu ver- hindern. Am Dienstag wurde das erste Schiff, der „Benbow“,

in Chatham für die Uebungen mobilisirt. Die Marinesoldaten werden der Chatham-Division und die Matrosen den im Hafen liegenden Aufnahmeschiffen entnommen.

Frankreich.

Der Präsident Carnot hat sih gestern Nachmittag nach Fontainebleau begeben, um dort einen mehrwöchigen Aufenthalt zu nehmen. : E /

Der „Temps“ veröffentliht eine Zuschrift des s{hwei- zerishen Gesandten Dr. Lardy, worin dieser erklärt, die Regierungen Frankreihs und der Schweiz hätten bereits vor mehreren Tagen hinsihtlih der Gestaltung der Handels- beziehungen ein Uebereinkommen dahin getroffen, im Wege der einheimishen Gesezgebung vorzugehen. Der auf beiden Seiten vorhandene gute Wille lasse auf die Ueber- windung der sonst noch desiekenve Schwierigkeiten hoffen.

Der Deputirte Deloncle seßte den Finanz-Minister davon in Kenntniß, daß er in der Herbstsession die Einführung einer Velocipedsteuer in Höhe von 10 Fres. zu beantragen be- absichtige. :

Mehrere Pariser Blätter hatten die Nachriht von der Verhaftung der Anarchisten Dubois und Parmentier ge- bracht und daran die Mittheilung geknüpft, die Polizei sci im Besiß der Beweise dafür, daß die Anarchisten geplant hatten, am Nationalfest den Justizpalast, die Börse und das Palais Bourbon in die Luft zu sprengen. Zwei der Nädelsführer, die obengenannten Dubois und Parmentier, seien verhaftet, den übrigen Theilnehmern des Complots sei es infolge von Judiscretionen ermögliht worden zu flichen. Dem gean hat die Polizei-Präfectur erklärt, die Nachriht von er Verhaftung der beiden Anarchisten sei zwar richtig, von der Entdeckung eines anarchistishen Complots sei jedoch keine Rede.

Portugal.

Wie „W. T. B.“ aus Lissabon erfährt, solle die Pairs- kammer demnächst zu ciner außerordentlichen Sißung einberufen werden, um über den der E von Werthpapieren bezichtigten früheren Präsidenten des Banco Lusitano, Mendoza Cortez, abzuurtheilen.

Schweiz.

Zu den Handelsvertrags- Verhandlungen mit Frankreich (s. d.) bringt der Berner „Bund“ folgende Mit- theilung:

„Die Schwierigkeit, welche in den Unterhandlungen zwischen den beiden Staaten ents{cidend werden soll, betrifft weder den Vertrag über literarischc und fkünstlerishes Eigenthum, noch den Tarif der freien Zone, wie einige Blätter melden, sondern die Form des neuen Abkommens. Da man die klassishe Form des Ver- trags verlassen will, um Frankreich die Möglichkeit zu geben, auf autonomem Wege die entsprechenden Ermäßigungen auf dem Tarif eintreten zu lassen, verlangt die Schweiz Garantien, daß diese Reductionen, ähnlih wie bei einem Vertrage, auch als Ganzes betrachtet und aufrecht erhalten werden. Hier muß Frankreich noch weiter entgegenkommen, d. h. fichernde Zusagen machen. Der Bundesrath hielt in dieser Angelegenheit am-Mittwoch eine Extra- sißung, in welher er für jede Eventualität Beschlüsse faßte. Die Hoffnung auf cine Verständigung is noch nicht ganz aufgegeben. Nuchannet kehrt in die Ferien zurück. Scheitern die Ünterhandlungen, was sich bis zum 24. d. M. spätestens entscheiden muß (laut Beschluß der Bundesversammlung), so wäre die Bundesversammlung auf den 1. August spätestens einzuberufen.“ : :

Die Frist, innerhalb deren Portugal bei dem Schieds- gericht überdie Delagoa-Fra ge seine Klagebeantwortung auf die Klageschriften von Großbritannien und Nord- Amerika einzureichen hat, ist den „Basl. Nachr.“ zufolge auf ein Gesuch, das der Rechtsbeistand der beklagten Partei (Portugal), Alt-Stände-Rath Sahli, Fürsprech in Bern, am 6. Juli bei dem Präsidenten des Schiedsgerichts, Bundes- gerihts-Präsidenten Bläsi, stellte, bis auf Ende November 1892 verlängert worden.

Serbien. Der Minister-Präsident Pasic hat fih zum Kurgcbrauch nah Arandjelova c begeben.

Schweden und Norwegen.

Dem norwegischen Storthing ist ein von 3 Mit: gliedern der Linken, 3 Mitgliedern der Rehten und 3 Mit- gliedern der Moderaten unterzeichneter Antrag zugegangen, worin cine Abänderung des Grundgeseßes in der Weise vorgeschlagen wird, daß dem Könige das Recht zu- stehen soll, das Storthing aufzulösen und Neuwahlen aus- zuschreiben.

Amerika.

Der Staatsfecretär General Foster hat nah einem Kabeltelecgramm aus Washington bekannt gemacht, daß ein für beide Theile befriedigendes Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Chile über den Schadenersag erzielt worden is, welhen Chile wegen des seiner Zeit viel besprochenen Angriffs auf die Matrosen des Ver. - St. - Kriegs\hiffs „Baltimore“ in Valparaiso zu zahlen hat. Die chilenishe Regierung hat sh danach erboten, 75 000 Doll. in Gold zu zahlen, welche unter den Familien der bei der Rauferei getödteten Seeleute und den verwundeten Matrosen vertheilt werden sollen.

Auh das Nepräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat am 19. d. M. den Senatsbeshluß, wonach die Chicagoer Weltausstellung an Sonntagen geschlossen bleiben soll, formell genehmigt Dagegen verwarf das Haus den Beschluß des Senats, 5 000 0009 Doll. zu Denkmünzen im Werth cines halben Dollars auszuprägen.

Afrika.

Eine Meldung des „Neuter’shen Bureaus“ aus Tanger vom 21. Juli bestätigt in allen Stücken die Nachricht von dem Ab- bruch der Handelsvertrags-Verhandlungen zwischen dem Sultan von Marokko und dem außerordentlichen Gesandten Sir Euan Smith, sowie die Abreise der britishen Gesandtschaft aus Fez. Nach unablässigen Verzöge- rungen und wiederholtem Bruch der Versprehungen seitens des Sultans habe, so heißt es in dem Telegramm, die Ge- sandtschaft Fez am 12. -Juli verlassen. Smith habe jechs Meilen von Fes entfernt ein Lager bezogen; dorthin fcien zwei Abgesandte des Sultans gekommen, und in derselben Nacht sei der modificirte Vertrag aufgeseßt worden, welcher am anderen Tage unterzeichnet werden sollte. Am 13. d. habe ‘indessen der Sultan die seinen Vertretern ertheilten Vollmachten wieder zurückgezogen und die beiden wichtigsten Artikel des Vertrages gestrichen, auf welche Smith die von ihm gemachten Concessionen gegründet hatte. Smith habe sich geweigert, den verstümmeltén

Verirag zu unterzeihnen und sei sofort nah Rabat auf- gebrohen, wo man die Gesandtschaft heute (22. Juli) erwarte. Die üblichen Geschenke seien zwischen dem Gesandten und dem Sultan nicht ausgetausht worden. Eine Meldun der „Times“ aus Tanger bringt ähnlihe Mittheilungen und fügt hinzu: man erkläre sich das Verhalten des Sultans aus inzwishen von Tanger eingegangenen Meldungen. Danach treffe eine französishe Gesandtschaft Vorbereitungen, um im September nah Fez zu gehen und dort über einen Handelsvertrag mit Frankreih zu verhandeln, dem zwar andere, aber doch den Smith’schen Propositionen ähnliche Nermea zu Grunde gelegt werden sollten. Durch dem Auswärtigen Ami in London zugegangene Briefe des Gesandten Sir Euan Smith wird der Inhalt der dem „Reuter shen Bureau“ am Montag zuge- gangenen Depeschen (vgl. Nr. 168 d. Bl.) durhweg bestätigt. Inzwischen haben nah weiteren Meldungen des genannten Bureaus vom gestrigen Tage aus Tanger die Feindseligkeiten wishen den marokkanishen Truppen und den lngheras begonnen. Von den Jnsurgenten sind drei Dörfer in der Nähe von Tanger niedergebrannt worden.

Die heutigen Londoner Morgenblät ter veröffentlichen noch folgende weiteren Einzelheiten Über die Vorgänge, welche sih während der Verhandlungen des Gesandten Smith mit dem Sultan von Marokko zutrugen :

Danach wurde von Smith, als am 6. Juli eine tumultuarische Bewegung gegen die Gesandtschaft ausgebrohen war, dem Sultan mitgetheilt, daß, falls etwa die Mitglieder der Gesandtschaft angegriffen und ermordet werden sollten, binnen Monatsfrist eine neue Gesandt- schaft in Fez eintreffen würde, daß es sih dann aber darum handeln würde, ob es fortan überhaupt noch cinen Sultan gäbe. Nachdem bierauf der Wortlaut des Vertrages festgestellt gewesen sei, habe der Sultan dem Gesandten eine von ihm unterzeichnete Abschrift gesandt. Smith habe indessen bemerkt, daß in der Abschrift die hauvtsächlichsten Artikel der getroffenen Vereinbarung fortgelassen worden seien, und deshalb das Schriftstück zerrissen. Ferner habe der Sultan dem Gesandten eine Summe von 30 000 Pfd. Sterl. geboten; diese sei jedo von demselben mit Entrüstung zurückgewiesen worden. Endlich habe der Sultan -die Abreise der Gesandtschaft zu hindern gesucht und die der leßteren gehörenden Pferde fortnehmen lassen. Als darauf ein englischer Offizier si angeschickt habe, nah Tanger abzugehen, um eine bewaffnete Escorte aus Gibraltar herbeizurufen, seien die Pferde wieder zurückgegeben worden.

Nr. 29 der Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- fundbeitsamts vom 20. Juli hat folgenden VFnhalt: Gesundheits- stand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insbesondere Cholera. Sterbefälle in deutshen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutshen Stadt- und Land- bezirken. Gesundheitswesen in Norwegen 1889. Desgl. in französishen Städten 1890. Ansteckende Krankheiten in Nußland 1891. Witterung, Grundwasserstand und Bodenæxäârme in Berlin und München, Juni. Zeitweilige Maß- regeln gegen Volkskrankheiten. (Oesterreich-Ungarn, Italien, Groß- britannien, Schweden, Rußland, Nnmänien, Serbien, Bulgarien, Montenegro, Türkei, Griechenland, Spanien, Portuagal, Uruguay.) Thierseuchen in Oesterreih 1892, 1. Vierteljahr. Desgl. in Serbien. Desgl. in den Niederlanden. Veterinärvolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen. Frankreich. Schweden.) Gesetzgebung u. \. w. (Preußen.) Apothekenvermehrungen. (Reg.-Bez. Oppeln.) Hebammen-Aspirantinnen. Hebammen. (Reg.-Bez. Düsseldorf.) Fleischbeshau. (Bayern.) Beamten- gehälter. (Oesterreich.) Thermometer. Cholera. (Groß- britannien.) Fabriken und Werkstätten. (Belgien.) Mehl, Brot «c. (Niederlande.) Vieh - Ein- und Durchfuhr. Vermischtes. (Baden.) Schlachthäuser. (Sachsen-Weimar.) Fleischschau. (Rußland.) Hygienishe Ausstellung. Beilage. Gerichtliche Ent- scheidungen zum Nahrungs8mittelgesey (Butter).

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Daß cin reines, unklagbares Differenzgeschäft nicht nur dann vorliegt, wenn nach der ausdrücklich erklärten Absicht der Con- trabenten effective Lieferung und Abnahme auf beiden Seiten auë- geschlossen, Gegenstand der Forderung und Schuld nur die Differenz {ein soll, sondern auch dann, wenn aus dem ganzen Sachverhalt die itillschweigende Vereinbarung des Ausschlusses effectiver Lieferung und Abnahme hervorgeht, ist vom Reichsgericht, T. Civilsenat, dur Urtheil vom 30. Januar und 20. Februar 1892, und vom II. Civil- senat, durch Urtheil vom 11. März 1892, in Uebereinstimmung mik \ciner bisherigen Nechtsprehung entschieden worden.

Statistik und Volk&wirthfchaft.

Mangel an Landarbeitern.

Au im Negierungsbezirk Hildesheim wird über Mangel an tüchtigen Landarbeitern geklagt, troßdem die Lage derselben im allge- meinen günstig ist; erst in neuerer Zeit follen sih in den größeren Städten des Bezirks beschäftigungslos gewordene Arbeiter wieder mehrfach der Landwirthschaft zuwenden.

Zur Arbeiterbeweguag.

Der Boycott, den die socialdemokratishen Arbeiter Berlins über die Berliner Unionsbrauerei verhäng! hatten (vgl. Nr. 167 d. Bl.), ist, wie der Ausschuß der Berliner Strike-Controlcommission im „Vorwärts“ mittheilt, aufgehoben worden, nahdem die Brauerei die von den Arbeitern geforderte Erklärung wegen des Coalitionsrehts ab- gegeben und das Zugeständniß gemacht hat, daß ein ent lassener Brauer wieder in seine Stellung eintreten kann.

Jn Leipzig beschäftigte sich eine Versammlung vol Conditorgehilfen am Mittwoch mit der Organisations frage. Die „Lpz. Ztg.“ berichtet über die Verhandlungen:

Nach cinem Vortrage über „den Werth der gewerk\chaftlichen Organisation“ verhandelte die Versammlung in der Haupk- sahe darüber, ob die Hirsch - Duncker’shen Gewerkverein oder die socialdemokratishen Gewerkschaftsorganisationen den Arbeitern die meisten Vortheile böten. Zu leßteren zählt sich auch der Verband der Conditorgehilfen Deutschlands (Siß Hamburg), dessen Mitglieder mit ihrem focialdemokratishen Anhange in k vergestrigen Versammlung die Mehrheit über die Hirsh-Duncker"sche! Gewerfvcreinler bildeten. Dies hatte zur Folge, daß die von 100 Per- fonen besuhte Versammlung eine Refolution dahin gehend annahtl, daß der Verband der Conditorgehilfen als die einzig richtige Organ sation anzuerkennen sei.

Aus Notterdam wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 19. d, - geschrieben: Eine Versammlung der Schiffbauarbeiter-Be!° cinigung „De Nederlandse Vlag“ besprah dieser Tage v schiedene Uebelstände, die cine angemessene Löhnung ers{chwer Der Vorsißzende behauptete in einer Rede, daß Ti Angestellten, Schiffscapitäne u. | w. untereinander aller i: as ausübten, die den Arbeitern zum Nachtheil gerei"

c: " , c I (Dl, er Firma W. Müller u. Co. wurde cin Vorwurf daraus gent d

d. M.

daß sie Bootarbeiter gegen einen festen Wochenlohn von 20 bis 0 anwerbe: die Versammlung beschloß, der Firma ihre Mißbilligu"

darüber kundzugeben, mit dem Bemerken, daß diejenigen Arbeiter, die unter diefen Umständen einträten, von ihren Genossen geächtet würden. 5 Z h

Ueber Arbeitseinstellungen und Ausstände liegen

folgende Mittheilungen vor: “Aus Hanau wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: In der hiesigen Hofbrauerei von G. Ph. Nicolay is seit Mittwoch cin Aus- fland der Brauer ausgebrochen. Ursache ift die Ablehnung einer For- derung auf Lohnerhöhung. Der „Vorwärts“ giebt als Grund des Aus- stands an, die Brauerei habe ihren bisherigen Obermälzer entlaffen, weil ex Vorsißender des Brauervereins sei. Die Brauergehilfen hätten seine Wiedexeinsenung verlangt und da das verweigert wurde, stellten 23 von ihnen die Arbeit ein. -

Aus Kottbus {reibt man der Berliner „Volksztg.“ unter dem 91. Juli: Der Ausstand der Former in der Knastedt’schen Eisengießerei is zu Ungunsten der Strikenden beendet worden.

In Locle (Sédiveiz) sind einer Meldung des „Vorwärts“ zu- folge die Tischler und Zimmerleute auéständig; sie fordern 45 Centimes Minimallohn pro Stunde und den Zehnstundentag.

Zu den Vorgängen in Homestead wird der „Voss. Ztg.* aus Pittsburg vom 19. d. M. gemeldet: Die ausftändigen Arbeiter der Carnegie’ schen gar wollen alle Rechtsmittel aufbieten, um die Frei]prehung ihrer wegen Mordes angeklagten Collegen zu er- reichen. Sie haben den General Benjamin F. Butler, frühoren Gouver- neur von f Ra und den früheren Gouverneur von Ohio, Hoodley, als Anwälte verpflichtet. Der Gouverneur des Staats Pennsylvanien Pattison weilt gegenwärtig in Homestead, um die dort liegenden Milizen zu besichtigen. Einige Truppenabtheilungen haben schon den Heimmarsch angetreten.

Kunft und Wissenschaft.

Ueber die „Werther-Ausftellung“ im Goethe hause zu Frankfurt a. M., welche, wie hon gemeldet, am 16. d. M. eröffnet worden ist, entnehmen wir einem Bericht der „Frkf. Ztg.“ Folgendes: Die berühmte, der ganzen gebildeten Welt bekannte Liebesgescichte, die vor 120 Jahren (im Sommer 1772) si ab- spielte, wird hier in Actenstüken und Reliquien veranschauliht. Am 9%. Mai 1772 hatte sich Goethe, der junge Fraukfurter Advocat, in die Matrikel des Neichs-Kammergerichts zu Weßlar eingeschrieben ; am 9, Juli lernte er Charlotte Buff kennen; am 10. September verließ er blutenden Herzens die Geliebte; am 30. Oftober endete Karl Wil- helm Jerusalem sein unbefriedigtes Dasein durch einen „tödtlichen Schuß" und im September 1774 erschien in Leipzig das Buch „Die Leiden des jungen Werthers“. Es gab s\ofort Anlaß zu einer außer- ordentlichen Erregung, ja zu dem berüchtigten „Wertherfieber“, dem in der Literatur und in der Culturgeschichte ein eigener, sehr wichtiger Abschnitt für alle Zeit cingeräumt ist. Die reihhaltigste Sammlung der zu dieser Geschichte gehörigen Actenstüke und NReliquien besißt Herr Ober-Hofmeister von Donop zu Weimar; mit dankenëwerther Freundlichkeit hat er sie zur Ausstellung hergegeben. Zur Ergänzung baben viele sehr werthvolle Stücke aus dem Archiv und der Bibliothek des Freien Deutschen Hochstifts gedient. Diese in vielen Beziehungen hochinteressante- Ausstellung - enthält Autographen, Bildnisse und Scattenrisse der Es die in der Liebesgeschichte eine Nolle spielen. Daran reihen sich Ansichten von Weßlar und der Umgegend. Den Schluß bildet die Dichtung in den alten Ausgaben, Nach- drucken und Ueberseßzungen nebst einer nahezu vollständigen Samm- lung der Wertheriaden und einer Reihe von Illustrationen. Die Ausstellung is von” Herrn Dr. O. Heuer, dem Secretär des Freien Hochstifts, mit großem Geschick und anerkennenêwerthem Fleiß arrangirt. Ein sorgfältig zusammengestellter Katalog im Stil des vorigen Jahrhunderts erleichtert die Beschauung, und eine kurze Ein- leitung giebt die hauptsächlichsten Daten der „Werther-Periode“. Die Ausstellung soll bis zum Oktober geöffnet bleiben.

Der französishe Transportdampfer „Manche“, unter dem

Befehl des Capitäns Bienaimé, an dessen Bord sih der Professor Pouchet, Herr Nabot, der bereits zahlreihe Reisen in Nord-Guropa unternommen, und der österreichishe Marine - Offizier Graß, der die österreihishe Expedition im Jahre 1882 mitgemacht und fich damals 14 Monate in Jan-Mayen aufgehalten hat, befinden, ift nah ciner Meldung des „Temps“ am 20. d. M. von Leith nah Jan- Mayen in See gegangen. Der Dampfer wird von dort zu- näht nach Tromsö zurückkehren und dann nach Spibhbergen weiter geben. Sollten die Eisverhältnisse eine Landung in Jan-Mayen nicht gestatten, fo wird die Reise von dort direct nah Spitbergen fortgeseßt werden. Zweck der Expedition is neben magnetishen Beobachtungen namentlich der, in Jan-Mayen den Zustand der dort im Jahr 1882 zurückgelassenen Provisionen zu untersuchen. In Spitbergen, wo neben Beobachtungen auch Sammlungen der dortigen Fauna und Fosfilien veranstaltet werden sollen, werden nur die an der Westküste belegenen Fjorde, der Bell-Sund, der Isfjord, Croß-Bay, Kings-Bay und Madeleine-Bay angelaufen werden. _ In Kopenhagen ist am 18. d. M. die vierte nordische Philologenversammlung eröffnet worden. Es haben sich dazu 185 Theilnehmer: 114 aus Dänemark, 38 aus Schweden, 25 aus Norwegen, 4 aus Finnland und 4 ausländische, angemeldet. Unter den ausländischen Theilnehmern befinden sih nach der „Frff. Ztg.“ Professor Passy aus Paris, Dr. Morgenstern aus Leipzig und Pro- fessor Nambeau aus Hamburg. Die erste nordishe Philologenver- sammlung wurde im Jahre 1876 in Stockholm, die letzte vor sechs Jahren in Christiania gehalten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®s- Maßregeln.

Oefsterreih-Ungarn.

___ Die Scebehörde zu Triest hat gegen Provenienzen aus rumäui- schen Häfen an der Donau und am Schwarzen Meer strenge ärzt- lie Untersuchung angeordnet.

i Rußland. L A

Nachdem durch Erlaß des Kaiserlich rufsischen Ministers des Innern der Hafen von Batum als choleraverdächtig erklärt worden ist, wurde eine drei- bezw. sechstägige (je nahdem ein Arzt an Bord

ist oder nit) Observation der Provenienzen von dort in Vdessa angeordnet.

Türkei. _ Wegen Ausbruchs der Cholera in Taganrog hat der internationale Gefundhbeitsrath zu Konstantinopel 10 Tage Quarantäne gegen die russishe Küste von Kertsch bis Suhumfale und fünf Tage gegen Odessa verfügt.

Egypten. , «Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 2. Juli 1892 beschlossen, gegen Ankünfte von der russischen Küste des Shwarzen Meeres zwishen Batuin und Suchumkale, diese beiden Häfen einschließlich, das zur Verhütung der Cholera - Ein- {leppung bestimmte Reglement in Kraft zu seten, dagegen Ankünfte von allen übrigen Hafenpläßen des Schwarzen Meeres einer ärzt- lichen Besichtigung zu unterwerfen e L Einem ferneren Beschlusse des Ouarantäneraths gemäß ift am 29. Juni 1892 gegenüber den arabischen Hafenpläßen des Rothen Meeres das für die Zeit der Nückkehr der Mekka-Nilger maßgebende Reglement in Wirksamkeit getreten.

_—_— S Petersburg, 21. JUll, Unr 19. Juli sind, wie „W. L B, meldet, in Astrachan 198 Cholera-Erkrankungen und 9 Todesfälle vorgekommen ; in Kasan 4 Erkrankungen und 3 Todes- fâlle, Bestand an Kranken daselbst 14; in Samara 88 Erkran- tungen _und 43 Todesfälle, Bestand 166 Kranke; in Woronesh L odesfall ; in Saratow am 18. Juli 99 Erkrankungen und 43 Todes- tâlle, am 19. Juli 119 Erkrankungen und 57 Todesfälle. Am 18. Jüli ll serner vorgekommen : in Zarizyn 89 Erkrankungen und 54 Todes- Fäll Bestand 85 Kranke, in Rostow 84 Erkrankungen und 31 Todes- ale, in Taganrog 3 Erkrankungen und 2 Todesfälle und in Asow 4 Erkrankungen und 22 Todesfälle.

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Handel uud Gewerbe.

Heute Vormittag 10 Uhr hielt der Central-Ausschuß der Reichsbank seine Monatssizung im Reichsbankgebäude. Aus dem Vortrage des Vorsizenden, Präsidenten des Reichsbank - Directoriuiums Dr. Koh is] hervorzuheben, daß die Anlagen, wie gewöhnlich im Juli, Îtetig ge- fallen find, indessen noch immer die der Jahre 1887 bis 1890 nicht unerheblih übersteigen, während der Metallvorrath von 988 Millionen ungefähr dem von 1888 gleichkommt, aber höher ist als in den Jahren 1891, 90, 89 und 87. Das Gold hat sih seit Anfang dieses Jahres um etwa 40 Millionen vermehrt; nur im Jahre 188 mar der Goldvorrath größer. Troß “ungünstiger Wechselcurse kommt Gold aus Amerika herein. Die Geldflüssigkeit dauert fort. Die Privatgelder (Giro-Guthaben) sind in den lezten Tagen um mehr als 35 Millionen gestiegen. Der Bestand an fremden Geldern überhaupt ift wesentlich höher als in den leßten fünf Jahren. Die Banknoten sind mit 30 Millionen überdeckt. In den leßten Tagen hat die Ueberdeckung noch er- heblihe Fortschritte gemacht. Eine . Zinsfußänderung eintreten zu lassen, liegt kein Grund vor. An den Vortrag fnüpfte fih keine Discussion. E Beleihung im Lombardverkehr wurden noch zugelassen : Anhaltische Land- rentenbriefe und Chemnitzer 3!/zprocentige Stadt-Obligationen.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. geftellt 10483, niht recchtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlefien sind ‘am 20. d. M. gestellt 3602, nit rechtzeitig gestellt 17 Wagen infolge einer Geleissperrung.

Von „Saling?s Börsen-Papieren“, die seit einer Reihe

von Jahren, in einen Band zusammengefaßt, unter dem Titel „Saling's Börsen-Jahrbuch erscheinen, liegt die 16. für das Jahr 1892/93 bestimmte Auflage vor. Es ift an dieser Stelle bei jeder neuen Auflage auf die Vorzüge dieses werthvollen Nachschlage- buchs für Banquiers und Kapitalisten hingewiesen worden, das in der sorgfältigen Bearbeitung des bekannten Statistikers W. L. Hertslket seinen Zweck aufs vollkommenste erfüllt. Wer als Kaufmann oder auch nur durch seinen Besiß genöthigt ist, durch Einkauf oder Ver- fauf von Werthpapieren irgend welcher Art unmittelbar oder mittel- bar an der Fondsbörse Geschäfte abzuwickeln, wird ein Handbuch, das, wie „Saling's Börsen-Jahrbuh“ über alle an der Börse werktägigen Werthpapiere und Wechsel jede für den Käufer oder Verkäufer nöthige oder wünshenswerthe Auskunft gewährt, niht wohl entbehren können. „Saling's Börsen-Jahrbuh“ enthält niht nur alle an der Berliner Börse gehandelten Effecten, sondern berücksihtigt auch die wichtigsten Papiere, die an anderen Börsen gehandelt werden. Das Werk ist wie gewöhnlih inhaltlich bis in die jüngste Zeit fortgeführt und wieder durch Besprehung der inzwischen neu an die Börse gekommenen Papiere erweitert. Auch in diesem Jahre wird den Käufern des Hauptwerks im Herbst ein Ergänzungsheft nach- geliefert, welhes, wie {on sein Name sagt, den Inhalt durch Mit- theilung der weiteren Entwickelungen und Vorkommnisse, die für die Beurtheilung der einzelnen Papiere von Bedeutung sind, ergänzt und vervollständigt. : _ —VomoberschlesishenEisen-undMetallmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“ : Die Mattigkeit im oberschlesishen Eisengesch äft hat in leßter Woche eher zugenommen, und da vorläufig wenig Aus- sit auf baldige Aufbesserung der mißlichen Lage, in welcher sich die meisten Werke befinden, vorhanden ift, so gab dies zur weiteren Ein- shränkung der Roheisenproduction Veranlassung. Die Zufuhr an Koks und Erzen ist bei dem verminderten Betriebe eine schwächere und dementsprehend auch die Erzförderung im Revier geringer. In Alteisen if die Anhäufung von Beständen be- deutend. Im Walzeisenge\chäft ist die Lage fast unverändert geblieben. Der Eingang an Specificationen hat sih nicht gehoben ; die Aufträge kommen sofort zur Erledigung. Wenige größere Werke ausgenommen, die sich ihres Qualitätseisens wegen einer Bevorzugung erfreuen, mangelt es den meisten an Aufträgen. Die bisher noch bei fast sämmtlihen Werken vorhandene ziemlich starke Nachfrage nah Handels- und Baueisen fängt nunmehr auch an nach- zulassen, und wird infolge dessen ein Theil der Production auf Lager gebraht. In Blechen ist das Geschäft dasselbe geblieben, und bei den Stahlwerken hat sich die Lage in keiner Weise günstiger gestaltet. Der Geschäftsgang der Eifengießereien ist mit nur wenigen Ausnahmen sehr |{chwach. Röhrenwalzwerke, Draht- und Nägelwerke klagen, obwohl stärker beschäftigt, über den durch gedrüte Preije sehr geminderten® Verdienst. Maschinen- und Kesselfabriken find leidlih, Reparaturwerkstätten gut beschäftigt. Im Zink - ge\ch äft hat sih nichts geändert.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisberiht vom 91. Juli 1892.) Der Kohlenversand hat im Vergleih zu den ersten Tagen des Monats wieder zugenommen. Auf dem Cisen- markt hâlt die regere Nachfrage an. (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks. 1) Gas- und Flammfkohlen: Gasfohle für Leuchtgasbereitung 11,50— 12, Generatorfohle 10, 50—11, Gasflammförderkfohle 9,50—10; 9) Fettkohlen: Förderkohle 8,50, beste melirte Kohle 9,50, Kokskohle 6,50—7; 3) Magere Kohlen: Förderkohle 8—8,50, melirte Kohle 9—9,50, Nußkohle Korn 11 (Anthracit) 18,00—20,00; 4) Koks: Gießereikoks 14,50—15, Hochosenkoks 12, Nußkoks gebroden 15,50—17; 5%) Briquets 11,00—13,00. Erze: 1) Nobspath 7,590—8,50, 2) Gerösteter Spatheisenstein 10,50—12,50, 3) Somorrostro f. o. b. Notterdam —, 4) Nasjauisher Noth- eisenstein mit ca. 50 9/9 Eisen 8,50—9,20, 5) Rasenerze franco —. Roheisen: 1) Spiegeleisen Ta 10—12 09/9 Mangan 55, 2) Weißstrah- liges Qualitäts-Puddelroheisen : rhein.-westf. Marken 51—52, Sieger- länder 48—49, 3) Stahleisen 52—53, 4) Engl. Bessemereisen ab NVerschiffungshafen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen franco Verbrauchsstelle 50, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 38,80, 9) Engl. Roheisen Nr. 111 ab Ruhrort 61—62, 10) Luxemburger Gießereieisen Nr. 111 48—50, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. 1 65, 19) do. Nr. Il —, 13) do. Nr. Ul 57, ‘14) do. Hämatit 66, 15) Spanishes Hämatit Marke Mudela l. Rotterdam —. Stabeisen: Gewöhnliches Stabeisen 115—117,50. Bleche: 1) Ge- wöhnliche Bleche 145, 2) Kesselblehe 160, 3) Feinblehe 135—145. Draht: 1) Eisenwalzdraht —, 2) Stahlwalzdrabt —.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 95. Juli 1892 im „Berliner Hof“ statt.

Bien 21. Juli. (W. T. B) Die „Wiener Abendpoit: schreibt : In der Angelegenheit der finanziellen Auseinanderseßung mit der Prag-Durer und der Dur-Bodenbacher Bahn sind nach- stehende Vergleichsanträge festgestellt : Das Stammacticn-Kapital der Prag-Duxer Bahn wird um ein Drittel, somit von 8 100 000 auf 5 400000 Fl. reducirt, derart, daß jede Actie auf 100 Fl. nominal abgestempelt wird. Die Einlöfungsrente der Prag-Durer- Bahn wird fo festgestellt, daß nach Abzug einer zehnprocentigen Ein- fommensteuer auf jede Actie eine Dividende von 4 Fl. entfällt. Die Dux-Bodenbacher Bahn bezahlt ratenweise die restlihe Investitions- summe per 3 Millionen Gulden ohne Berücksichtigung der aus dem Erträgnisse von 1891 auf 1892 zu bestimmenden Dotation. Die Einlösungsrente beträgt 1 710 009 Fl. ; das Actiencapital wird auf ein Viertel, somit von 8211000 Fl. auf 2052950 Fl. reducirt. Der Gesellshaft wird gestattet, Obligationen auszugeben, die den Actionären auf Grund des abgestempelten Actienkapitals hinausgegeben werden sollen. Diesen Mittheilungen fügt das „Fremdenblatt“ noch folgende Punkte hinzu: Jede Actie der Prag-Duxer Bahn werde nah

Inkrafttreten des Vergleichs eine mit 100 Gulden rückzahlbare vicr- procentige Obligation darstellen. Die Dux-Bodenbacher Bahn habe auf Grund der Einlösungsrente die Erlaubniß zur Emission von rund 26 Millionen Gulden 30°/oiger, binnen 69 Jahren7 d. i. bis zum Ablauf der Concefsionsdauer, zu amortisirender Obligationen erhalten. Veber ihre Verwendung zu Gunsten der Actionäre foll in der bevor- stehenden Generalversammlung Beschluß gefaßt werden. Die aus den vorjährigen Erträgnissen zu entnehmende Dotation des Erneuerungs- fonds in Höhe .von 143 000 Fl. würde jeßt den Actionären zu gute fommen.

__ Das „Fremdenblatt* berichtet ferner, daß sich heute in Pest die „Holzindustrie-Actiengesellschaft Leopold von Popper“ mit einem volleingezahltenr Actienkapital von 3 200 000 FI. constituirt hat. Der Zweck der Gesellschaft ist die Erwerbung der großen Holz- industrieanlagen der Firma Leopold von Popper in Ungarn und Galizien. * ®

London, 21. Juli. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen- ladungen angeboten.

_ Bradford, 21. Juli. (W. T. B.) Wolle in einigen Sorten besserer Begehr. Lincoln-Wolle gedrückt, in Kreuzzuhten mehr Ge- äft. Mohair-Wolle und Alpacea ruhig. Garne belebt zu Wube- friedigenden Preisen. In Stoffen größere Erzeugung für Amkrika

“zu niedrigen Preisen.

Verkehrs-Anftalten. Bremen, 21. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher- Llovd,

Der Schnelldampfer „Elbe“, von New-York kommend, is am 19. Juli Abends auf der Weser angekommen. Der Schnell- dampfer „Spree“, am 12. Juli von New-York abgegangen, ist am 19. Juli 9 Uhr Abends in Southampton angekommen und hat 11 Uhr Abends die Reise nah Bremen fortgeseßt; derselbe überbringt 464 Passagiere und volle Ladung. Der Post- dampfer „Leipzig“, nah Brasilien bestimmt, ist am 20. Juli Morgens in Oporto angekommen. Der Schnelldampfer „Qavel am #2, U von reien uo amt 13. le von Southampton abgegangen, is am 20. Juli Morgens in New- Vork angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist am 20 Juli Vorm. von Genua via Gibraltar nah New-York abgegangen. Der Schnelldampfer „Saale“, nah New-York bestimmt, hat am 20. Juli Vorm. Dover passirt. Der Postdampfer „Weser“ ift am 20. Juli von Bahia nach Europa in See gegangen. Der E „Berlin“, vom La Plata kommend, hat am 20. Juli Nachm. St. Vincent passirt.

22. Juli. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Saale“? nah New-York bestimmt, hat am 21. Juli Morgens Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Spree“, von New-York kommend, is am 21. Juli Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Saale“ bat am 20. Juli Nahm. die Neise von Southampton nach New-York fortgeseßt. Der Postdampfer „Leipzig“ hat am 20. Juli Abends die Reise von Ovorto nach Lissabon fortgeseßt. Der Postdampfer „Karlsruhe“, am 7. Juli von Bremen abgegangen, ist am 20. Juli Nahm. in Baltimore angekommen. Der Reichs-Post- dampfer „Habsburg “, von Australien kommend, ist am 20. Juli Nachm. in Suez angekommen. Der Neichs-Postdampfer „Danzig“ ist am 21. Juli Morgens mit der für Australien bestimmten Post von Brindisi nah Port Said abgegangen. Der Postdampfer „Darmstadt“, am 9. Juli von Bremen - abgegangen, ist am 21. Juli Morgens in New-York angekommen. Der Neichs-Post- dampfer „Bayern“ ist am 21. Iuli Mittags tîn Antwerpen angefommen.

GDanmburg, 21. Juli... (W. D. B) Hamburg-A mert kanishe Padcketfahrt - Actiengesellshaft. Der Schnell- dampfer „Normannia" ist heute Morgen in Hurstcastle eins getroffen.

SoNdon, 21: ult. (W. T. B) Dex Unton-DamBvfeL „Scot“ ist auf der Heimreise (stern von Capetown abgegangen.

Parts, 21. Sul. (W. L. B) Der Binnen[Ptf[ahrtbo- Congreß, an dem die Delegirten von fechzehn Staaten theilnehmen, ist beute Nachmittag hier im Industriepalaît unter dem Vorsitz des Arbeits-Ministers Viette eröffnet worden. Der Minister be- grüßte die zahlrei erschienenen Delegirten namens der Regierung mit einer Ansprache, auf die einer der deutschen und einer der englischen Delegirten erwiderte. Der Congreß beschloß hierauf die Bildung von vier verschiedenen Comités für die Berathungsgegenstände.

Theater und Musik.

Im Friedrih-Wilbelmstädtischen Theater wird morgen noch „Die Fledermaus“, in der nächsten Woche „Der Zigeunerbaron“" aufgeführt. Im Concertpark ist morgen wieder großes Parkfest.

Das Gastspiel des Tenoristen Heinrih Bötel 1m Kroll’\ch{en Theater wird, entgegen den früheren Bestimmungen, nicht s{chon mit Beginn der nächsten Woche sein Ende finden, sondern noch um drei weitere Abende verlängert werden. Am Sonntag singt der Künstler die Partie des Masaniello in der Oper „Die Stumme von Portici“. Die Fenella wird von Frl. Huchthausen dargestellt; ferner wirken in der Oper mit: Fräulein von Pessic (Prinzessin), Herr Alma (Alphonso), Herr Niemann (Pietro), Herr Grosser (Borella). Fräulein Louise Heymann, die morgen als Rosine im „Barbier von Sevilla* auftritt, singt als Einlagen: „Variationen“ von Proch und „Couplets du Mysoli“ aus der Oper „La Perle du Brésil“ von *Felicien David.

Im Sommergarten des Belle-Alliance-Theaters findet morgen das vierte große Sommernachtsfest statt.

Die Eröffnung der diesjährigen Festspiele in Bayreuth er- folgte laut Meldung des „W. T. B." gestern bei ausverkauftem Festsvielhause mit ciner Aufführung des „Parsifal“. Von den Dar- stellern ragten in erster Reihe hervor: van DhckE - l der Titelrolle, Greng in der Rolle des Gurnemanz. Plank spielte den Klingsor, Kaschmann, bisher der italienishen Opern- bühne angehörig, sang den Amfortas; Fräulein Meilhac glänzte in der Nolle der Kundry. Geradezu vollendet waren der Vortrag der Chöre der Gralsritter und die Leistung des von dem Hofkapellmeister Levi aus München dirigirten Orchesters. Die Vorstellung {loß unter lang anhaltenden Beifallskundgebungen.

Mannigfaltiges.

Im „Militär-Wochenblatt“ wird eine Proposition für einen Distanzritt von Wien nah Berlin bezw. Berlin nach Wien veröffentliht. Die Betheiligung an dem Distanzritt ift offen für active Offiziere der deutschen und österreih-ungarishen Armeen, zu reiten ohne Gewichtsausgleihung auf Pferden aller Länder im Besitze folcher Offiziere. Von Seiner Majestät dem Kaiser von Oesterreich ist für den fiegenden Reiter der deutshen Armee, von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser für den siegenden Neiter der öfterreihish-ungarischen Armee je ein Ehrenpreis ausgeseßt. Es erhalten ferner dasjenige Pferd, das den Weg in der kürzesten Zeit zurücklegt, 20 000 s, das zweite Pferd 10000 e, das dritte Pferd 6000 M, das vierte Pferd 4500 r, das fünfte Pferd 3500 4, das sech\stte Pferd 2500 4, das siebente Pferd 1500 A Die Einzahlungen erhalten zu weiteren Preisen Verwendung, so daß mindestens das zehnte Pferd noch cinen Preis erhält. Außer diesen Preisen erhält je ein Pferd von den von Berlin, wie von den von Wicn \startenden Pferden, das sich nah Beendigung des Rittes in der besten Condition befindet, noch einen Geldpreis, der fih nah der Höhe der eingegangenen Gelder richtet. Nur Pferde, die zur Zurücklegung des Weges nicht mehr als 24 Stunden über die Zeit, deren der Sieger dazu bedurfte, gebraucht haben, find zu diefer Con- currenz zugelassen. Bei todtem Rennen werden die Geldpreife ge- theilt, über die Zuwendung des Ehrenpreises entscheidet das Loos. Der Ritt geht von Berlin nach Wien bezw. von Wien nah Berlin ; die Wahl des Weges bleibt den Meitern überlassen. Die Neiter haben den Weg auf dem genannten Pferde reitend oder es

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