1892 / 174 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

inzwischen eingegangenen endgültigen Nachweisungen über die Zusammensegzungen der ländlihenGemeindevertretungen bestätigen die damals vom Minister des Jnnern vertretene Auffassung in vollem Umfange. Sie ergeben folgendes Bild:

Gesammtzahl der Magitedes E y / aller Zahl der E L Gemeinde- ] nit an- E vertretungen | gefeftenen Semeindevertretung (einshließlih [Mitglieder Dke f der | seit Ein- | Gemeinde- ¡Gemeinde-

bis zum | führung | vorsteher und| ver- 1. April | der Land- | Schöffen) in |tretungen. 1892 | gemeinde- den Land- (Spalte 5)

bestand. | ordnung | gemeinden. (Spalte 4)

| bestebt.

2. 3. 4.

Zahl der Land-

(p)

pad .

Königsberg . 177 548 Gumbinnen . 16 392 Dag 50 218 Marienwerder] 237 541 Potsdam . 239 Frankfurt . 386 Sellin ... 39 Köslin. 41 Stralsund . . 45 D 126 Bromberg 89 : 2 5 35 Sl 38 893 22 40 Liegniß : 94 965 33 315 Den. 503 1078 5 93: 400 Magdeburg T2 580 8 120 165 73

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Merseburg . 796 6 230 Gt... 332 Ze 70 Summe . .| 2490 9212 120 834 2992

Hiernach hat sih in den sieben östlihen Provinzen durch die Einführung der neuen Landgemeindeordnung die Zahl der Landgemeinden, in denen eine gewählte Gemeindevertretung über die Gemeindeangelegenheiten zu beschließen hat, von 24909 auf 9212 erhöht, also beinahe vervierfacht. Während in der Ge- sammtheit dieser Gemeinden mit einer gewählten Gemeinde- vertretung die Zahl aller gewählten Gemeinde- verordneten sich auf über 120000 beläuft, beträgt die Zahl der nicht angesessenen Gemeindeverordneten noh nit 2400: es gehören aljo von je 100 Gemeindeverordneten noch nicht einmal ganz zwei zu den nichtangesessenen.

Um ein Uebergewicht der nichtangesessenen Gemeinde- vertreter über die angesefsene Bevölkerung zu vermeiden, war in die Landgemeindeordnung die Bestimmung aufgenommen worden, daß niemals mehr als ein Drittel der Mit- glieder der Gemeindevertretung nicht angesessen sein dürfe. N isherigen Erf ist je j si Nach den bisherigen Erfahrungen is jedoch in den steben östlichen Provinzen den Nichtangesessenen von dem ihnen zu- gänglihen Drittel der Sißze in der Gemeindevertretung noch nicht einmal der sehzehnte Theil zugefallen. -

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Die Ausbreitung der Cholera in Rußland wird von der preußishen Staatsregierung mit aller Aufmerksam- keit verfolgt und hat scit der zweiten Woche des Juli schritt- weise zu verschiedenen wichtigen Maßnahmen und Vorberei- tungen geführt. Dabei ist stets Fühlung mit dem Reichsamt des FJnnern gehalten und sind den An- ordnungen eingehende Conferenzen der Referenten der betheiligten Ressorts mit Mitgliedern des Kaiserlichen Gesundheitsamts, Geheimen Medizinal-Rath Dr. Koch u. a., voraufgegangen. Die Richtung, in der sih die Anordnungen bewegen, ift dieselbe, welche in dem Erlasse über Maßnahmen gegen die Cholera vom 14. Juli 1884 inne gehalten ist. Für die aus dem Schwarzen Meer und den russishen Ostsee- äfen kommenden Seeschiffe sowie die aus Rußland anlangen- den Eisenbahnreiscnden 1st eine strenge ärztlihe Ueber- wachung in den Scehäfen bezw. auf den Grenz-Eisenbahn- stationen angeordnet. Jn Trupps reisende - Auswanderer werden außerdem noch ciner gleichen Controle in Schneide- mühl, Breslau, Ruhleben bei Spandau und Stettin unter- worfen und dabei von dem übrigen Publikum möglichst abgesondert gehalten. Eine sanitätspolizeilihe Beauf- fnhtigung der Reisenden an den wichtigen Eisen- bahn-Knotenpunkten, des Flußschiffahrts- und Flößereiverkehrs wird in den Grenzprovinzen in allen Einzelheiten vorbereitet, so daß dieselbe gegebenenfalls sofort in Vollzug geseßt werden fann. Auch an der westlihen Landesgrenze sind Vorberei- tungen zu ähnlihen Maßnahmen, wie an der russischen, getroffen.

Ferner find die Regierungs-Präsidenten angewiesen, cin Verbot der Ein- und Durchfuhr gebrauhter Leib- und Bettwäsche, gebrauchter Kleider mit Ausschluß der Wäsche und Kleider von Reisenden —, von Hadern und Lumpen aller Art, von Obst, frishem Gemüse, Butter und sogenanntem Weichkäse zu erlassen, auch eine warnende Belehrung über das Verhalten gegenüber solchen aus Rußland eintreffenden Gegenständen zu veröffentlichen, bei welchen die Gefahr der Einschleppung der Krankheit gleich- falls vorliegt, ohne daß sie doch in das Einfuhrverbot haben eingeschlossen werden können.

Des weiteren steht eine den neuesten Ergebnissen der Wissenschaft Rehnung tragende Anleitung zur Desinfection bei Cholera, bei welher ein Schwerpunft auf leihte Bc- shafung und Anwendung der Mittel gelegt wird, un- mittelbar vor der Vollendung und wird alsbald nebst einer populäâren Belehrung über das Wesen der Cholera und das Verhalten während ihres Herrshens veröffentlicht werden. Gleichzeitig werden den Aerzten Nathschläge zur zweckmäßigen freiwilligen Mitwirkung an der eventuellen Be- fämpfung der Seuche erthcilt und wird die Anzeigepflicht auch fur alle dcr Cholera verdächtigen Krankheits- falle eingeführt werden. Außerdem besteht die Absicht, den Kreisphysikern die Befugniß zu größerer selbst- ständiger Jnitiative zur sofortigen Feststellung der- artiger Fälle und Jnstitutrung der sjanitätspolizeilihen Maß- regeln zu ertheilen, um der Verschleppung der Krankheit bei ihrem ersten Auftreten unverzüglih mit allen Mitteln ent- gegenzutreten.

Hinsichtlih der Betheiligung der Sanitätscommissionen an den Aufgaben der öffeniliden Gesundheitspflege, deren Erfüllung gerade bei der Bekämpfung der Cholera von

bereits so ershöpfend und zutreffend ausgesprochen, daß in dieser Beziehung seine Befolgung nur nochmals eingeschärft werden kann.

Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie- t, hat fih mit Urlaub nah Bayreuth und Homburg

egeben.

Der Kaiserliche Botschafter in Paris Graf zu Münster hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Erste Secretär, Legations-Rath von Schoen als Geschäftsträger.

Der Regierungs-Assessor von Kamp§ in Bromberg ist der Königlichen Regierung zu Hildesheim zur weiteren dienst- lichen Verwendung überwiesen worden. : N

Der neuernannte Regierungs-Assessor Koch is der König- lichen Regierung in Potsdam zugetheilt worden.

S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän zur See von Arnim, und S. M. Panzerfahrzeug „Sie g- fried“, Commandant Corvetten-Capitän Gruner, sind am 25. Juli in- Bergen (Norwegen) eingetroffen und beabsichtigten, an demselben Tage die Reise fortzusepen.

S. M. - Kreuzer - Corvette „Sophie“, Commandant Corvetten-Capitän Kirchhoff, ist am 24. Juli d. J. in Wilhelmshaven eingetroffen.

Langenshwalbach, 25. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Jhre Großherzoglihe Hoheit die Prinzessin Alix von Hessen werden ihren hiesigen Auf- enthalt, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, um einige Tage verlängern und sih, statt wie anfangs beabsichtigt am 27., erst am 29. d. M. von hier nah Wolfsgarten begeben.

Medcklenburg-Strelitz.

Neustreliß, 24. Juli. Jhre Königlihe Hoheit die Großherzogin wird sih am 27. d. M. auf einige Tage nach Preez in Schleswig-Holstein und anfangs des nächsten Monats zu längerem Aufenthalt nach Keppschloß bei Dresden begeben.

Sachsen-Meiningen.

Meiningen, 24. Juli. Die zur Zeit hier tagende Landessynode hat die Verlegung des Bußtags vom ersten Freitag im Advent auf den Mittwoch vor dem leßten Trinitatissonntag genehmigt.

Oesterreich-Ungarn.

Unter dem Vorsiß des Handels-Ministers Marquis de Bacquehem hat gestern die eïste Sitzung der für die Wiener Verkehrsanlagen eingeseßten Commission statt- gefunden. Der Minister gab in seiner Eröffnungsrede dem Dank Ausdruck für die Gnade, welhe der Kaiser dem Zustandekommen des Werks zugewendet habe, und hob hervor, daß die seitens des Handels - Ministeriums gemachten Vorschläge die Fürsorge der Regierung für die Entwicklung Wiens unwiderleglih bezeugten. Der Minister gedachte sodann der Mitwirkung der autonomen Factoren und des Wohlwollens der Reichsvertretung und wies auf die Schwierigkeit der der Commission estellten Aufgabe hin.

Von einer angeblih bevorstehenden Aenderung des Programms der Schlußmanöver in Galizien, denen der Kaijer beizuwohnen beabsichtigt, ist dem „W. T. B.“ zufolge in Lemberg nichts bekannt.

Großbritannien und Frland.

Der Nath der „Morning Post“, das jeßige conservative Ministerium Salisbury möge auch im Falle eines Miß- trauensvotums nicht abdanken, findet selbst in der conservativen Presse keine günstige Beurtheilung. Die „St. James Gazette“ sagt dazu : Die Nation würde die richtige Empfindung haben, daß cin solches Verfahren unenglish sei. Auch die „Times“ verwirft den Vorschlag und räth, die Dinge ihren Gang gehen zu lassen. Gladstone erfreut sih, troß der großen Anstrengungen, die sein Wahlfeldzug in Midlothian nah ih zog, der bejten Gesundheit. Er lebt zur Zeit auf Schloß Hawarden und unternimmt täglih größere Auéflüge, meistens zu Fuß.

Das neugewählte Unterhaus (z. Z. 669 Abgeordnete)

sih der „A. C.“ zufolge dem Beruf der Mitglieder nah

mmen aus: 31 Banquiers und Finanzleuten, 143 Advccaten (barristers), zrauern und Destillateuren, 2 Baumeistern, 15 Kohlenbergwerks- 8 Diplomaten, 9 Ingenieuren, 6 Grundstüéagenten, Rechnungsrevisoren 2c., 10 - Farmern und Landleuten, 83 Guts- : , 10 Eisenbüttenbesißzern, 15 Beamten der Gewerk- 57 Fabrikanten, 10 NMerzten, 55 Kaufleuten, 1 früheren itungsbesißern und Journalisten, 35 Söhnen oder

Las

[te ¡citors), 4 Fondsmaflern, 9 Universitäts-Professoren. glieder gebören verschiedenen sonstigen Berufsarten an. Armee arine stellen für das neue Parlament: 20 Capitäne, 4 Obersten, Lieutenants, 8 Oberst-Ueutenants, 10 Lieutenants, 1 General- Majore, 2 Marine-Commandeure, 1 Contre-Admiral. Mobilisirung der Flotte ist mit staunenswerther Swhnelligkeit vor sich gegangen. Die gesammten 25 in Sheerneß in Dienst gestellten Schiffe sind 56 Stunden nah erhaltenem Befehl nah ihrem Bestimmungsort gesegelt.

Frankreich.

Wie von gut unterrihteter Seite verlautet, sind dem Marine-Minister Burdeau Nachrichten von dem Obersten Dodds zugegangen, nah denen die Vorbereitungen für die Operationen gegen Dahomey demnächst beendet sein würden. Der Präsident des Versailler Shwurgerichts und die Ge- shworenen, vor denen morgen der Prozeß wegen - des Dynamitdiebstahls von Soisy-sous-Etiolles be- ginnen wird, haben, wie „W. T. B.“ berichtet, anarqhistische Drohbriefe erhalten. Mehrere Geschworene haben deshalb um egenen bei den Verhandlungen dieses Prozesses nach- gesucht.

Ein Telegramm.des Gouverneurs von Französis- Guinea meldet, daß Hauptmann Binger und Lieutenant

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der Guinca-Küste eingetroffen sind. Binger hatte die Auf- gabe, die französish-englishe Grenze im Aschanti-Gebiet fest- zustellen; er war in Baule von den Trägern verlassen worden und hat mit Meunier auf dem Komoëfluß die Küste erreicht.

Rußland und Polen.

Der Kaiser hat die Genehmigung dazu ertheilt, daß der n n Rer dem Reichsrath sofort nach Beginn der Derbstsession den Gesezentwurf wegen Einführung einer Ein- fommensteuer unterbreite, damit derselbe zu kommcndem Neujahr zur Einführung gelangen könne.

Spanien.

Nach einer aus San Sebastian über Paris ein- gegangenen Meldung des „W. T. B.“ hätte der spanische Kriege - Minister die Bildung einer Ergänzungs- Division in Malaga angeordnet, welche ort in die Campagne eintreten fönnte, sobald die Ereignisse in Marokko dies erforderten : insbefondere solle der vorbereitete Brieftaubendienst zwishen Ceuta, Melilla und Malaga bei gegebenem Anlaß sofort ins Werk geseßt werden.

Belgien.

_Ueber den Fortgang der Berathungen über die Ver- fassungsrevision wird dem „Hamb. Corr.“ aus Brüssel

falen, zwei Doctrinär-Liberalen und einem Fortschrittler be- stehende Commission, welhe die Geschäftsordnung für die Verfassungsrevisions-Berathung feststellen sollte, hat den ihr ertheilten Auftrag schnell ausgeführt. Nach ihren Be- s{lüssen werden alle die Verfassungsrepision betreffenden Anträge einem unter dem Vorsiß des Kammer-Präsidenten tagenden, 21 Deputirte umfassenden Aus\chuß überwiesen. Der Ausschuß bleibt auch nah dem Schluß der Kammersession in Permanenz: die Regierung und jeder Deputirte darf ohne- Zustimmung der Kammer ihm auf die Verfassungsrevision bc- zügliche Anträge unterbreiten. Die Minister müssen jeder Zeit Gehör werden; die Antragsteller können ihre Anträge vor dem Ausschusse vertheidigen. Der Ausshuß darf seine Sizungsprotokolle veröffentlihen, muß aber alle ihm zu- gegangenen Anträge sammt der Begründung sofort drucken und allen Deputirten zustellen lassen. Der Aus\s{huß hat diese Bestimmungen meist einstimmig angenommen: die Doctrinär- Liberalen wollten dem Ausschusse niht das Recht zugestehen, auch nach dem Schlusse der Kammersession Anträge entgegen- zunehmen, drangen aber damit niht durch. Heute wird die Kammer im Plenum über die Annahme dieser Geschäftsordnung beschließen. Serbien.

Wie aus Belgrad gemeldet wird, dürfte der König

Alexander bis Mitte August in Ems verbleiben.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 23. Juli. Das am 12. Oktober 1888 unter dem Vorsiß des General-Lieutenants Ryding niedergeseßte Feldverwaltungs-Comité hat kürzlih seine Arbeiten beendet und einen umfassenden Plan für die Reorganisirung der Feldverwaltung der s{chwedishen Armee vorgelegt. In diesem Plan sind berücksichtigt: die Etapxen-, dic Feld- eisenbahn-, die Seetransport-, die Feldtelegraphen-, die Feldpost-, die Feldverpflegungs-, die Feldmaterial-, die Feldkrankenpflege-, die Feldveterinär-, die Feldrehnungs- und die Feldlöhnungs- Verwaltung.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 24. Juli. DieEinnahmen aus den Zöllen, der Branntwein- und Biersteuer, der Kriegssteuer, den Hafenabgaben u. s. w. habea im April, dem ersten Monat des laufenden Finanzjahres, nach Abzug aller Remunerationen 3 993 455 Kr. gegen 4 364 379 Kr. im gleihen Monat des Vorjahres ergeben, was eine Mindereinnahme von 770 924 Kr. darstellt.

Das Uebungs-Geschwader, dessen Commando Contre- Admiral Schiwe zu Anfang des Monats August übernehmen wird, soll, wie jeßt bestimmt ist, aus folgenden 21 Schiffen bestehen: der Panzerbatterie „Gorm“ und dem Panzerschiff „ODdin“, den Kanonenbooten „Falster“, „Möen“ (Commandant Prinz Waldemar), „Lille Bält“ „Oeresund“ und „Store Bâlt“, 2 Torpedobooten erster Klasse, 6 Torpedobooten zweiter Klasse, 5 Patrouillebooten und einem Transportdampfer.

Amerika. Im Senat der Vereinigten Staaten hat der Senator Vest laut Kabeltelegramm des „W. T. B.“ aus Washington gestern cine Resolution eingebracht, durch welche der Präsident ermächtigt wird, die Zölle auf Gewebe, Eisen- und Kurz- waaren, Töpfer- und Glaswaaren, welhe aus Frankreich, Deutschland und England eingeführt werden, um D Procent zu ermäßigen, um durch dicses Zugeständniß die genannten Staaten zu veranlassen, an cinem internationalen Ueber- cinkommen bezüglich der freien Silberausprägung theilzunehmen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Frage einer in Berlin zu veranstaltenden Weltausstellung.

Dem Vernehmen der „Bad. Corr.“ zufolge hat das badische Ministerium des Innern die Handelskammern zur Erstattung gutachtlicher Aeußerungen darüber aufgefordert, ob sich die Industriellen ibrer Bezirke ge\chäftlide Vortheile von der Veranstaltung einer vor Ende des Jahrhunderts in Berlin stattfindenden Weltausstellung versprehen und ob sie mit Rücksicht hierauf eventuell zur Beschickung derselben bereit wären. Diese Fragen dedcken sih mit jenen, welche der preußische Handels-Minister an die wirthschaftlichen Verbände im Königreich Preußen gerichtet bat.

Zur

Nohbeisenproduction:

Nach den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Robeiscn- production des Deutschen Neichs (eins{ließlich Luxemburgs) im Monat Juni 1892 auf 389 691 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 147 156 t, Bessemerroheisen 25 202 t, Thomasroheisen 168 157. t, Gießereiroheisen 49 176 t. Die Production im Juni 1891 betrug- 365 073 t, im Mai 1892 408 896 t. Vom 1. Januar bis 30. Junt 1892 wurden producirt 2396 127 t gegen 2123 466 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

L Zur gewerblichen Lage. Im Kreise Biedenkopf des Regierungébezirks Wiesbaden: debnt sih die Cigarrenfabrifkation immer mehr dus; sie be- schäftigt schon jeßt in 7 Gemeinden eine greße Anzahl von Arbei-- terinnen. :

höchster Wichtigkeit ist, hat sich der oben bezeichnete Erlaß

Meunier am 24. d. M. wohlbehalten in Grand-Bassam an

berihtet: Die von der Kammer eingeseßte, aus vier Kleri-

Die Weinproduction in Elsaß-Lothringen.

In dem Etatéjahre 1891/92 betrug die Gefsammteinnahme an Weinsteuer 856 236 Æ, gegenüber der Cinnahme im vorbergehenden Jahre 148084 Æ weniger. Der Eingangszoll an Wein betrug 2142 664 M, 134 620 Æ weniger als 1890/91; das Octroi an Wein ergab 300 417 Æ, gegen 1890/91 um 32528 4 weniger. Die Zahl der Weinbauer ftellte fih auf 91023, gegen das Vorjahr 1941 weniger. Der Flächeninhalt des Reblandes betrug, nach Abzug voa 2061 ha zur Zeit nicht in Ertrag stehenden Reblandes, 30 625 ha, genau wie im vorhergehenden Jahre. Der mittlere Ertrag an Wein von 1 ha betrug 15,30 h1 (14,75 11). Die Gesammtproduction von Wein war rund 468 548 h1 (— 451 651 h1). Der Gesammtwerth der Weinproduction in Elsaß-Lothringen belief sich im J. 1891 auf 15 635 851 (. Die Auésichten für den diesjährigen Herbst sind als günstig zu bezeichbnen.

Zur Arbeiterbeweguag.

Die Organisationsfrage bildete auch in einer Ver- sammlung der Bauarbeiter Berlins und Umgegend am Sonntag wieder den Gegenstand der Verhandlung. Es wurde folgende, von decr „Voss. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an- genommen : i

Die Versammlung erklärt, daß eine dauernde Besserftellung der Arbeiterverbältnisse nur durch eine starke Organisation zu erzielen ist. Angesichts der gegenwärtigen Verbältnisse in Berlin find die zwei bestehenden Organisationen der Bauarbeiter (Centralverband und freie Vereinigung) anzuerkennen; die Anwesenden verpflichten si, mit allen Kräften dabin zu wirken, daß die Zerfahrenheit unter den Bauarbeitern aufhört. An Stelle ter jeßt bestehenden „,Vertrauens- leute“ soll demnächst cine „Commission für öffentlide Angelegen- heiten“ treten, welche die gesammten Bauarbeiter vertritt.

Der Verband der Glasarbeiter Deutschlands hielt, wie die Berliner „Volksztg.* berichtet, in Stralau feine erste Generalversammluug ab, in der 23 Orte dur 26 Delegirte (mit 38 Mandaten) vertreten waren. Es wurde bes{lossen, nur Glas- arbeiter und Arbeiterinnen in den Verband aufzunehmen und für diefen die Bezeichnung „Verband der Glasarbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands“ einzuführen. Der Siß des Verbandes bleibt in Bergedorf, als Siß dcs Ausschusses wurde Stralau gewählt.

Eine Versammlung von Militär-Lieferungs- und Civil- \chGneidern verhandelte am Sonnabend über größere Lohnabzüge, die im Deutschen Offizierverein und bei der Firma Berger u. Collani eingeführt sein follen. Die Agitationscommission der Schneider und Scneiderinnen Berlins und Umgegend wurde der „Voß. Ztg.” zufolge beauftragt, bei dem Directorium des Deutschen OÖffiziervereins dahin vorstellig zu - werden. daß die eingetretenen Lohnberabsetßzungen rückgängig gemacht, die Differenzen den betreffen- den Schneidern nachgezahlt werden, und daß auch die Einbebaltung von 7 9/% des Arbeitsverdienstes als „Sicherung“ in Fortfall komme. Auch bei der Firma Berger u. Collani follen betreffs der Lohn- kfürzungen entsprehende Schritte unternommen werden.

Wie der Berliner „Volkêéztg.“ aus Halle ges{rieben wird, be- merkt der Verband zur Besserung der ländlihen Ar- beiterverhältnisse in der Nummer 2 feiner Mittheilungen über Angebot ländlicher Arbeiter: „Aus dem Erfolge einiger Anzeigen haben wir die Ueberzeugung gewonnen, daß gegenwärtig vielfach die Neigung besteht, aus der Stadt zur ländlichen Arbeit zurückzukehren. Es meldeten sich unter anderen Sattler, Fuhrleute, Kanalarbeiter, Viehfütterer u. \. w. theils ledig, theils mit Familie, sämmtli vom Lande gebürtig. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß sich auf diesem Wege ein erheblicher Tbeil der Vacanzen mit Leuten aus biesiger Gegend beseßen ließe. Im Interesse der Ver- bandsmitglieder machen wir auf die Sachlage aufmerksam.“

Dice Versuhe der „unabhängigen“ Social- demokraten, in Leipzig festen Fuß zu fassen, sind bis jest mißglückt. Jn einer von etwa 1000 Personen besuchten Versammlung, die von in der Opposition stehenden Social- demokraten einberufen war, sprach der Maler Buhr aus Berlin, vermochte aber nicht die Versammlung für den Ab- fall von der Fraction und dem Vorstand zu gewinnen; vielmehr wurde, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, eine Erklärung angenommen, in der die Versammlung ihre Mißbilligung über das Vorgehen der „Unabhängigen“, sowie ihr Vertrauen gegen- über der socialdemofratischen Reichstagsfraction aussprah. Ferner berichtet das Blatt über Arbeiterversammlungen ¿Folgendes :

Die Steinseßer Leipzigs beschlossen am Sonnabend, an den Rath der Stadt Leipzig eine Petition dahin zu richten, daß den Unternehmern die Höbe des Arbeitslohns und die Arbeitszeit vor- geschrieben, und daß möglichst die Arbeiten in eigene Regie übernom- men werden möchten. Ferner wurde cin Delegirter für den Congreß der Steinsezer Deutschlands gewählt, der am 1. und 2. August d. I. in Stettin abgehalten werden soll. Eine Versammlung der Seiler bes{loß, dem Textilarbeiterverbande beizutreten, den Verbandstag der Seiler und Reevscbläger nicht zu besien, sowie sih dem Agitationsfor.ds der in der Bekleidungéindustrie beschäftigten Arbeitér- und Arbeiterinnen Leipzigs anzuschließen. In einer Ver- sammlung der Drechsler wurde Bericht erstattet über die am 26. Juni d. I. in Meißen abgehaltene Conferenz der Drechéler Sachsens. Die Conferenz war von 12 Delegirten aus 9 Städten besucht, hat das Vertraucnêmännersystem als - die beste Organisation bezeichnet, die Bildung von Cartellen verwandter Berufe empfohlen, die Strike-Unterstüßung geregelt, sih mit der Gründung eines allge- meinen Gewerkschaftsblatts, der Regelung des Herbergêwesecns und der Arbeitsnahweise, Aufnahme von Beruféstatistiken u. a. m. be- {äftigt und Herrn M oh s- Leipzig als Vertrauensmann der Drechsler Sachsens ernannt. Die Leipziger Versammlung ertheilte diesen Be- s{lüfsen ihre Zustimmung.

Aus New-York wird den Zeitungen vom gestrigen Tage tele- graphirt: Gegen 1000 fremde Arbeiter náhmen beute die Arbeit in den Carnegiewerken in Homestead auf. Die Ausständigen drohten, die Zugführer der Güterzüge niederzuschießen, falls diese Material für die Carnegiewerfe tranêportiren würden. In dem Aus- standsgebiet von JIdaho ist Rube eingetreten. Die Truppen werden zurückgezogen. Die im Felsengebirge concentrirten Ausständigen zer- streuten ih.

Land- und Forstwirthschaft. Ernte in Syrien.

Die Getreideernte in Syrien ist im Durchschnitt auf den Hochebenen des Jnnern als eine gute zu bezeichnen. Nament- lih im Hauran und in der mittelsyrishen Landschaft um Hama und Homs is sie nach Quantität und Qualität vorzüglich ausgefallen. 4 : : E ]

. Auq in Palästina gilt die Ernte, soweit sich bis jeßt übersehen läßt, als eine jehr gute.

: Stand der Saaten. ;

Im Regierungsbezirk Wiesbaden haben sich die Befürchtungen, daß die starken Fröste im März den von der Schneedecke entblößten Wintersaaten großen Schaden zufügen würden, glücklicherweise nicht bewahrheitet. “Das Wintergetreide steht vielmehr durchweg gut. Die Kartoffeln haben si dank der für sie günstigen Witterung vorzüglich entwickelt und versprechen einen reihen Ertrag. y

Im Negierungébezirk Aurich stehen Noggen und Wintergerste durchwég gut, eben)o größtentbeils Raps; Sontmerweizen und Gerste vet!prechen * einen mittleren Ertrag. Kartoffeln“ und Hülfeäfrüchte stehen ‘größtentheils gut.

Wein-Ernteaus sichten.

In den Weinbergen des Regierungébezirks Wiesbaden haben sich die Weinstöcke biéher kräftig entwickelt, doch wird an“ einzelnen Stellen geklagt, daß zu wenig Gescheine vorhanden seien. Zur Aus- füllung derfimmer mehr bemerkbaren Lücken, welhe der strenge Winter 1890/91 bervorgerufen hat, fehlt vielfa das erforderliche Seßholz. Falls das Wetter der Blüthe günstig ist, glaubt man auf einen halben Herbst rechnen zu fönnen. Zum Schuß gegen die Peronospora viticola sind in diesem Frübjahr von Gemeinden und Privaten bereits in ausë- gedehntem Maße Bespritzungen der Weinstôke vorgenommen worden : ein erfreulies Zeichen , daß die in dieser Hinsicht geshehenen Be- lehrungen der Weinbauer seitens der Behörden nicht vergeblich ge- wesen find. : Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs-

Maßregeln.

Portugal. Durch eine unter dem 18. Juli 1892 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen General-Postdirectors ist das Verbot des Eingangs von Postpacketen und Mustern nunmehr bis auf weiteres

auch auf die durch Franfkreich in Transit kommenden Sen-*

dungen ausgedehnt worden. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 169 vom 20. Juli 1892.)

Wien, 25. Juli. Das Ministerium des Innern hat, wie „W. T. B.* meldet, die Laudesbehörden von Lemberg und Czer- nowiß angewiesen, während der Dauer der Cholera-Epidemie in Rußland den Uebertritt von Feldarbeitern aùf russishes Gebiet und den Besuch rufsisher Märkte, sowie Wallfahrten nah Rußland zu untersagen. Ferner is von dem Minister angeordnet worden, gegen die Mafsenzuzüge russisher JIsraeliten zu den sogenannten Wunderrabbinern in Galizien und der Bukowina Maßnahmen zu er- greifen.

Paris, 25. Juli. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Chartres foll in der dortigen Irrenanstalt die Cholera nostras aufgetreten fein. Von 42 vorgefommenen Fällen sollen zwanzig einen tödtlihen Verlauf genommen haben. Die übrige Be- völferung des Orts sei biéher von der Epidemie nicht betroffen.

Nischni-Nowgorod, 24. Juli. Die Eröffnung der Messe findet, wie „W. T. B.“ mittheilt, am Mittwoh durch Flaggen- hissung statt. Gestern belief sich die Zahl der daselbst an der Cholera erfranften Personen auf 29. Es bestätigt sih, daß die Epidemie in Astrachan im Abnehmen ift.

Verkehrs-Anstalten.

Packete nah den Vereinigten Staaten von Amerika werden von allen Postanstalten zur Beförderung angenommen. Sie werden über Hamburg oder Bremen, je nah Wahl des Absenders oder nach dem raschesten An- \chluß, mit den Hamburger und Bremer Schnelldampfern nah New-York befördert, wo cin zuverlässiges Speditions- haus, das in festem Verhältniß zur Reichspost steht, gegen verabredete mäßige Gebühren die zollamtlihe Ab- fertigung und Weiterbeförderung an den Adressaten ver- mittelt. Wir machen auf diese Einrichtung, welche den Vortheil einer sachkundigen, möglichst beshleunigten Ab- fertigung und fester Gebühren bietet, aufmerksam, weil Be- shwerden aus den Kreisen des Publikums haben erkennen lassen, daß das Bestehen des Dienstes nicht allgemein bekannt ist. Die Einlieferung bei den Postanstalten, welche über den Tarif vollständig Auskunft geben, hat nux mit Angabe des Adressaten und des Bestimmungsorts zu erfolgen; die Be- zeihnung eines Spediteurs ist niht nothwendig.

Theater und Musik.

Die Wiedereröffnung des Lessing-Theaters findet bereits am 30. Juli statt. Am 30. und 31. Juli gelangt die „Großstadtluft“, am 1. August „Sodoms Ende“ zur Aufführung.

Im Kroll’shen Theater hat Herr Heinrich Bötel am Sonntag mit dem Masaniello in Auber’'s Oper „Die Stumme von Portici* einen grceßen Erfolg erzielt. Infolgedessen wird auch diese Partie seinen Abschiedsrollen hinzugefügt werden. In der morgigen Aufführung von Donizetti's „Lucia von Lammermoor“ wird die Titelpartie von Fräulein Louise Heymann gesungen; in den weitcren Hauptrollen sind beschäftigt die Herren Alma (Edgardo), Luria (Ashton), Wilhelm Meyer (Arthur), Niechmann (Raimond).

Die morgige 25. Aufführung des Schaht’scen Lustspiels „Gefährlihe Mädchen“ im Belle-Alliance-Theater ist zugleich die leßte, da am Donnerstag bereits die erste Aufführung der dreiactigen Posse „Das kleine Krokodil“ von Sirandin und Labiche, deuts con W. Ascher, stattfindet.

Im Adolph Ernst-Theater beschließt mit Ende dieses Monats die Gefellschaft des Wiener Josefitädter - Theaters ihr Gastspiel.

Mit der gestrigen Aufführung der „Meistersinger“ gelangte der erste Cyïlus der Festspiele in Bayreuth zum Abs{luß. Gura als Hans Sachs und Nebe-Karlêrube als L eckmesser boten besonders bervorragende Leistungen. Auch Anthes-Dresden in der Rolle des Walter Stolzing, Hofmüller-Dresden als David, Frauscher- Nürnberg als Pogner fowie die Sängerinnen Mulder und Staudigl in den Nollen der Eva bezw. Magdalene fanden lebhafteste Anerkennung. Die Chôre und das Orchester waren vortrefflich). Die Vorstellung {loß unter anhaltendem großem Enthusiasmus des Publikums.

Mannigfaltiges.

Dem die Thâtigkeit der Feuerwehr umfasscnden, dem Zweiten Verwaltungsbericht des Königlichen Po lizei- Präsidiums als Anhang beigegebenen dritten Abschnitt entnehmen wir die folgenden Mittheilungen: Die nach dem ersten Bericht vor- gesehene Vermehrung der Wachen, die Beschaffung eines eigenen Pferdeparks und die Eintheilung des Corps in Compagnien ist jetzt durchgeführt. Von den im Reorganisationeplan als erforderli be- zeichneten neuen Wachen fehlen nur noch drei, und zwar für den Süden, in der Nähe des Urban, für den Nordosten, in der Nähe des Verlorenen Weaes, und für den eigent- lichen Mittelpunkt der Stadt, in der Nähe des Mühlendamms. Da das Personal der Feuerwehr zu {wach ist, um Vorposten auszustellen und Patrouillen zu entsenden, so muß die Hilfe des Publikums für schnelles Melden beim Ausbruch eines Feuers in ausgedehntestem Maße in Anspruch genommen werden. Deehalb sind zahlreiche Meldestellen zur telegraphishen Herbeirufung der Feuerwehr eingerichtet. Die Mesldestellen find von weitem fenntlih gemacht, au ist in den Adreß- büchern auf sie hingewiesen: ferner sind sie jedem Sicherheitsbeamten bekannt, sodaß er auf Befragen stets die nächste Meldestelle angêöben kann. Endlich befindet fich an allen öffentlihen Brunnen und An- slagsäulen ein entsprechender Hinweis, und wird beabsichtigt, solche Hinweise auch oberhalb der Briefkasten anzubringen. Der Versuch, die Feuerwehr nur mit Gas- und Dampfspritzen auszurüsten, hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt, da diese Einrichtung nicht immer mit voll- kommener Sicherheit functionirte und die Wassershäden sich mit diesem Geräth nicht vermeiden ließen. In den leßten Jahren sind die Gas- und Dampfspriten deshalb außer Dienst gestellt. Die Ein- führung von Rauchhelmen ermöglicht es, den Qualm zu überwinden und nahe an das Feuer heranzukommen ; den Hakenleitern ist durch eine Constcuctionsänderung mehr Festigkeit gegeben; die Einführung von Stockleitern (zusammenklappbaren Anjitellleitern) hät ch als vortheilhaft erwiesen, während die Versuche mit mechanischen ‘Leitern bisher noch feine genügenden Resultate ergeben haben.

Leinen ohne Ende mit Gurt, die an Stelle der früheren Nettungssäcke eingeführt sind, und Sprungtücher haben wiederholt bei Menschenrettungen vorzügliche Dienste geleistet, Anstatt der blafenden und abtropfenden Pechfackeln werden zur Beleuchtung der Brandstelle jeßt Wachs- und Mngnesiumfackeln benußt. Versuche, die Davy’schen Sicherheitslaternen durch tragbare Accumulatoren zu erseßen, haben bisber zu feinem befriedigenden Ergebniß geführt. Eine gleihmäßige Ausbildung der Mannschaften wird angestrebt, fann E erst allmählih erreicht werden. Um ein einhbeitlihes Corps zu erhalten, werden seit einigen Jahren nur solche Leute eingestellt, welche die Qualification zum Feuermann haben, auch sollen die Mannschaften künftig nur an einem Zeitpunkt, im Herbst, möglichst gleih nach Erfüllung der militärishen Dienstzeit, eingestellt werden. Ein neues Erercir - Reglement, worin die Rettungs- arbeiten“ na} Möglichkeit von den Löscharbeiten getrennt werden, is seit fas zwei Jahren im Gebrau. Das ganze System der Thätigkeit der Feuerwehr hat als Ziel, die größtmögliche Sicherheit zu shaffen und dabei nicht zu fostspielig zu werden. é Die Ausgabe für die Feuekwehr ist auf den Kovf der Eivil- bevölferung von 1,251 M im Rechnungsjahre 1880/81 auf 0,916 im Jahre 1889/90, und nach tem Etat für das Jahr 1890/91 sogar auf 0,69 Æ gesunfen. Troß der Vermehrung der Brände um mehr als das Doppelte (von 1592 in 1881 auf 3968 in 1890) ist in den leßten Jahren die Entschädigung für jeden Brand erbeblih binter dem zehnjährigen Durchschnitt zurüdtgeblieben. In einer Zusammenstellung der Kosten für jeden Brand, zu dessen Bewöltigung die Hilfe der Feuerwehr in Anspru genommen ist, wird nachgewiesen, daß auch die Gesammtfkosten für jeden Fall der Löschbilfe in den leßten fünf Jahren bebeutend geringer geworden sind. Endlich wird gezeigt, daß die Ausgaben der städtischen ¿euersocietät, die einen erbeblihen Theil der Kosten für die Feuer- wehr aufzubringen hat, allmählich derart zurückgegangen sind, daß die Beiträge für dieses Institut. seit Jahren unter etner halben Mark für das Tausend der Versicherungssumme bletben, also bedeutend geringer sind, als sie von irgend einer Versicherungs-Gesellshaft erhoben werden. Eine größere Anzahl der Feuerwehr-Mannschaften ist dur den Vorstand des Berliner Zweig - Vereins vom Deutschen Samariterverein im Samariterdienst auêgebildet worden. Von diefen wurde im Jahre 1890 169 verleßzten Personen (65 auf der Brandstelle verleßten und 61 auf der Straße zu Schaden gekommenen) die erste Hilfe geleistet. Die Stärke der ganzen Feuerwehr betrug im Jahre 1890 13 Offiziere, 7 Feldwebel, 63 Ober-Feuermänner, 8 Ober-Maschinisten, 249 Feuermänner, 93 aus- gebildete Sprißenmänner, 346 Spritenmänner und 118 Pferde. Die von 76 Fahrzeugen im Jahre 1890 zurückzelegten Fabrstrecken beliefen fih auf 58029 km, davon 44698 auf Steinvflaster, 13 331 auf Asphaltpflaster. Dabei sind 114 Unfälle vorgekommen, von denen 36 auf das Steinpflaster, 78 auf das Asphaltpflaster entfallen. Es kommt somit cin Unfall auf 1241 km Steinvflaster und auf 170 km Asphaltpflaster. Ueber den Wasserverbrau} innerbalb der Weichbildgrenze im Jahre 1890 wird berichtet : Bei 190 Bränden, wo Wasser gegeben wurde, kamen im ganzen zur Verwendung 2 331 321 1, also durhschnittlich für jedes Feuer 12270 1. Bei 105 Bränden wurden 148 Personen gefährdet, von denen vor Ein- treffen der Feuerwehr 5 getödtet, 117 verleßt, feiner unverleßt ge- rettet, nah Eintreffen der Feuerwehr feiner getödtet, 1 verleßt, 25 unverleßt gerettet wurden. Von Mannschaften der Feuerwehr wurden im Jahre 1890 28 verleßt, in der ganzen Berichtszeit 3 getödtet, 171 verleßt. Die Hilfe der Feuerwehr i} vom 1. Januar 1881 bis“ 1. Januar 1891 in 536 Fällen in Anspruch genommen, ohne daß eine Feuerêgefahr vorlag; sie hat in 508 Fällen thätige Hilfe geleistet. Nur in 28 Fällen im Jahre 1882, wo sie hon an mehreren Stellen nah einem wolfenbruchartigen Regen am 29. Mai in Thätigkeit war, mußte sie ihre Hilfe versagen. .e

Aus der zum Schluß über die Thätigkeit der Feuerwehr gegebenen Tabelle ift zu erkennen, daß die Zahl der kleinen Feuer sih von 1881 bis 1890 regelmäßig vermehrt hat von 1592 auf 3968, die Zahl der Mittelfeuer von 62 auf 134 gestiegen ist, die Zahl der Großfeuer sich dagegen nur von 36 auf 50 gesteigert hat, daß die Mobiliar-Ent- schädigung im Jahre 1882 und 1887 die höchste Ziffer, im Jahre 1885 und 1889 die geringste Ziffer erreicht hat und im Jahre 1890 auf dem- selben Standpunkt stand wie 1881, daß die Immobiliar-Entshädigung mit geringen Schwankungen sich ziemlich gleich geblieben ist. Dadurch wird zu- gleich bewiesen, daß zwar die Zahl der Feuer überbauvt sehr bedeu- tend gestiegen, Mittel- und Großfeuer jedoch verhältnißmäßig weniger zum Ausbruch gekommen sind, was dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr, der Verbesserung ihrer Hilfsmittel und ihrer Schulung zu danken ist. Als Auszeihnungen ne 25 jähriger Dienstzeit wurden in der Berichtsperiode verliehen: ck58 Allgemeine Ehren- zeichen an 9 Feldwebel, 13 Ober-Feuermänner und 16 Feuermänner, das Kreuz der Inhaber des Königlichen Haus-Ordens von Hobenzollern an cinen Feldwebel, der bereits Inhaber des Allgemeinen Ehrenzeichens war. Von den städtishen Behörden erhiclten Geldgeschenke na 25 jähriger Dienstzeit der Feldwebel 150 ., Ober-Feuermann 120 #, ¿Feuermann 90 6 und Spritßenmann 75 X. Die Ausgaben für die Feuerwehr betrugen nah dem Etat im Jahre 1881 1 461 087 .\, im Jahre 1890 1 407 251 4, sind alfo ungeachtet der Vergrößerung der Stadt um 53 836 A geringer geworden.

Von der Friedrih-Wilhelms-Anstalt für Arbeit- same, welche solchen Perfonen, die durch Unglück, Krankheit oder verbüßte Strafen erwerbslos geworden sind, Vorschüsse zur Wieder- gewinnung ihrer Erwerbsfähigkeit gewährt, wurden während des Ver- waltungsjahres 1891/92 an 646 Personen Darlehen im Betrage von 59514 M (gegen 394 Personen mit 35205 4 im Vorjahre) bewilligt. Die Darlehen, von denen zuleßt ein Zinsfuß von 29/9 erhoben wurde, sind seit dem 1. April 1892 zinstrei. Die mit dieser Anstalt verbundene von Biedersen-Stiftung, begründet zu Gunsten verheiratheter Hand- werker und Arbeiter, sowie selbständiger Arbeiterinnen in Berlin, hat in der Zeit vom 1. April 1891 bis Ende März 1892 an Darlehen vergeben an 113 Personen 6580,00 A4

Die Verleihung der bei der Therese Leßmann-Stiftung pro 1. Juli 1892/93 zu vergebenden Unterstüßungen hat am 9. d. M. stattgefunden. Bei im ganzen 616 Gesuchen standen nur 47 Antheile an der Einnahme der Stiftung zum Betrage von je 180 4 zur Ver- fügung. Diejenigen Bittstellerinnen, denen durch besondere Verfügung des Curatoriums eine Unterstüßung nicht zugesprochen it, konnten nicht berücksihtigt werden.

Aus der unter Verwaltung des Magistrats stehenden Fräulein

Therese Wollfschen Stiftung sind an zwei in Berlin orts- -

angehörige unbesholtene Mädchen, von denen eins christliher, das andere jüdischer Religion ist, je 600 ( als „Aussteuer zu ihrer Verheirathung zu verleihen. Den Bewerbungsgesuchen sind beizu- fügen: 1) der Geburtszschein, 2) ein polizeiliches Führungsattest, 3) ein Attest des betreffenden Bezirksvorstehers über die Erwerbs- und Ver- mögenéverhältnisse der Eltern und der Bewerberin. Die Aussteuer- raten werden an die Beneficiatinnen nah erfolgter Ebeschließung ausgezahlt. Gesuche sind bis zum 30. September d. J., Zimmer Nr. 70, des Rathhauses einzureichen.

Der Mühlensteg ist, wie die „Voss. Z.“ berichtet, seit Sonnu- abend Abend durch Verfügung des ‘Königlichen Polizei-Präsidiums für den Pferdebahnverkehr und auch für das Publikum ge- sperrt worden. Diese Maßregel ist erfolgt wegen der aefalr: drobenden Zustände infolge verschiedener Bauarbeiten. Die Pferde- bahnen verkehren mit Ausnahme derjenigen der Linie „Schöneberg— Alexanderplaß“ vorläufig nur noch bis zum Petriplaß und Molken- markt. Bereits in der kommenden Nacht wird jedoch ein zweites Geleise über die schon fertiggestellte und in Benußung genommene Hälfte der Mühlendammbrücke gelegt werden, sodaß alsdann der Pferdebahnbetrieb wieder in seinem vollen Umfange stattfinden kann.

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