1892 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Königliche Bibliothek.

In der Woche vom 1. bis eins{chl. 6. August findet nah S 48 der Benugungs-Ordnung die Zurücklieferung sämmt- licher aus der Königlichen Bibliothek entlichenen Bücher statt. Alle, welche solhe Bücher in Händen haben, werden hiermit aufgefordert, sie in den Geschäftsstunden (9—3 Uhr) zurück- zuliefern. Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nah alpha- betisher Ordnung der Namen der Entleiher : von A—H am Montag und Dienstag, J—R am Mittwoch und Donnerstag, S—Z am Freitag und Sonnabend. Berlin, den 25. Juli 1892.

Bekanntmachun.

Auf Grund des dritten Absatzes des S. 13 der unter dem 13. Juli 1889 im „Centralblatt für das Deutsche Reich“ S. 421 veröffentlichten Vorschriften über die Prüfung - der Thierärzte bringe ih hierdurch zur Kenntniß, daß mit der Abhaltung der thierärztlichen Fachprüfung am 15. Of tober d. J. begonnen wird.

Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens den 10. Oktober d. F. an mich einzureichen.

Berlin, den 28. Juli 1892. Der Rector der Thierärztlihen Hochschule.

Dieckerhoff.

eranntmaGUng.

Die d Fabrikdirector von Krottnaurer zu Jaßznick dies- seits unterm 24. Juni 1891 auf Grund des § 1 des Geseßes vom 9. Juni 1884 (Neichs-Gesez-Samml. S. 61) ertheilte Erlaubniß zum Besiß von Roburit zum Zwecke von Sprengungen in den Thongruben der Actiengesellschaft „Merkur“, beschränkt auf den Ge- meindebezirk Jaunick, ist zurückgenommen worden, was gemäß Nr. 6 der ministeriellen Verordnung vom 11. September 1884 (M.-Bl. f. d. i. V. S. 238) hiermit bekannt gemacht wird. Neckermünde, den 27. Juli 1892.

Der Landrath des Kreises Ueckermünde. Graf Rittber g. *

Angekommen:

Seine Excellenz der Staats-Minister und Minisier für Landwirthschaft, Domäncn und Forsten von Heyden, aus Pommern.

Abgereist:

Seine Excellenz der Ministerial-Director im Ministerium

geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten,

irflihe Geheime Rath Dr. de la Croir, nach Langeoog; der Ministerial-Director im Justiz-Ministerium Dr. Dr oop,

Tirol.

Nichtamtliches.

Deutsches Nei. Préußen. Bexlin, 30; Juli

eine Majestät der Kaiser und König sind heute früh 6 Uhr von Potsdam nah Wilhelmshaven abgereist, um Sich von dort nach Cowes auf der Insel Wight zu be- geben. Von Spandau ab hörten Seine Majestät auf der Fahrt den Vortrag des Chefs des Militär-Cabinets, General- Adjutanten von Hahnke.

_— [ckch Nur + f

Der General-J , Gencral- Lieutenant Sallbad udgekehrt. Der Staatsfecretär des Reichs-Marincamts, Vice-Admiral

Hollmann ist Wilhelmshaven hier wieder eingetroffen. Generalstabe,

nspecteur der Fuß-Artillerie ist von Urlaub hierher zur

Der Ober uartiermeister im Gro General-Lieutenant Oberhoffer ist hierh

R

S. M. S. „Alerxandrine“, Commandant Capitän zur See von Fraußius, ist am 29. Zuli in Swalow an-

gekommen und beabsichtigt, am 1. August wieder in See zu gehen.

Sachsen-Weimar-Eifenach. Weimar, 29. Juli. Jhre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern trafen zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Groß- as und der Großherzogin in Wilhelmsthal ein und Abends nach Cassel zurü.

Sachsen-Coburg-Gotha. Cobura, 300 Qui. Dex Prinz Ferdinand von Coburg ist in der vergangenen Nacht wieder von hier ab- ereist. Die Prinzessin Clementine und die Herzogin Mar Emanuel in Bayern werden heute Nachmittag um 4 Uhr abreisen.

Großbritannien und Frland.

Bei der Parlamentswahl auf den Orfkney- und Shetlands-Jnseln ist laut gestern in London eingetroffenen Meldungen der Gladstonianer Lyell mit 2617 Stimmen ge- wählt worden; der Gegencandidat Younger (Unionist) crhielt 1614 Stimmen.

Nach ciner Zusammenstellung der „Times“ sind im ganzen bei den Wahlen im Vereinigten Königreih Großbritannicn und Jrland für die Liberalen und deren Bundesgenossen 2477856 und für die Conservativen nebst den liberalen Unionisten 2274 842 Stimmen abgegeben worden, fodaß die Gladstonianecr cin Mehr von 2083014 Stimmen erhalten haben. Jn England allein haben die EConservativen eine

J G S ia 2e L T ¿ Z H Mehrheit von 121 635 Stimmen, während die Gladstonianer

in Wales cine solche von 51 636 und in Schottland einc solche von 36 185 Stimmen errungen haben. Jn Jrland erhielten die Anti-Parnelliten 232 423, die Unionisten 78618 und die Parnelliten 76475 Stimmen.

Velgien.

Die Deputirtenkammer hat, wie schon mitgetheilt, die neue Geschäftsordnung für die Verfassungsrevision an- genommen und wird nunmehr an die Wahl des aus 13 Mit- gliedern der Rechten und 8 Liberalen bestehenden Aus- schusses gehen. Der Senat hat die gleihen Beschlüsse gefaßt und set auch seinerseits einen Verfassungs- ausshuß ein, sodaß bis zum November zwei Ausschüsse die Verfafsungsrevifion vorberathen werden. Gleich- zeitig hat der Senat, „um dem Einklange der Parteien Aus- dru zu geben“, den liberalen Senator Dupont zum Zweiten Präsidenten gewählt. Die fortschrittlihen Deputirten haben sofort ihre Anträge für die Verfassungsrevision bei der Kammer eingereiht. Nach cinem Bericht des „Hamb. Corr.“ aus Brüfsel lauten diese Anträge, welhe die Grundlage für die Berathung bilden werden, wie folgt: :

„Die Repräsentantenkammer wird durch das directe all- gemeine Stimmrecht gewählt. Wähler sind, unter Auss{luß der unter Curatel gestellten, alle Bürger, welche die durch das Wahlgeseß bestimmten Bedingungen in Alter und Domicil erfüllen. Dasselbe verzeihnet die Klassen von Bürgern, welhe wegen Unwürdigkeit aus der Wählerschaft endgültig oder zeitweilig ausgeschlossen sind.

Um für den Senat wählbar zu sein, muß man Belgier von Geburt, durch Option oder große Naturalisirung fein, feine poli- tischen und bürgerlichen Rechte befißen, in Belgien anfässig und min- destens dreißig Jahre alt sein. Der Wahlcensus wird beseitigt und darf niht wieder eingeführt werden. Die Senats - Mitglieder werden direct durch das allgemeine Stimmrecht gewählt. Das Gesetz bestimmt die Bildung, Bedeutung und die Function der Wakblverfsammlungen. Diese Wakblversammlungen zerfallen zugleich in Abtheilungen auf Grund des festen Besißes, der Functionen oder Gewerbe. Ieder Bürger übt das Stimmrecht in der Versammlung aus, zu der ihn seine Function, sein Gewerbe oder seine sociale Stellung zählt. Das Gesey stellt die Zahl der durch jede Wahl- versammlung zu wählenden Senatoren fest.

Der Kön ig hat das Recht, die Wählerschaft über jedes von beiden Kammern oder im Conflictsfalle von einer derselben angenom- mene Gesetz zu befragen. Das Referendum ift obligatorisch, wenn cs von 100000 Wählern oder von fünf Provinzialrätbhen oder von Gemeinderäthen, die mindestens cine Million Einwohner vertreten, gefordert wtrd: "

Rumänien.

Der Minister des Auswärtigen Lahovary, der eine Reise in das Ausland antritt, hat sich nah Sinaja begeben, um sih von dem Könige zu verabschieden. Der Minister- Präsident Catargi übernimmt inzwishen die Verwaltung des auswärtigen Ressorts.

Schweden und Norwegen.

(D) Deb Kogg, d Kronprinz Und [dié Kon? prinzessin sowie der Prinz Eugen sind am 29. d. M., Vor- mittags, aus Christiania wieder in Stockholm eingetroffen und auf dem Bahnhofe von der Prinzessin von Dalekarlien und dem Prinzen Carl sowie von ciner großen Anzahl hoher Civil- und Militärbeamten empfangen worden. Auf dem Wege nah dem Schlosse wurde die Königliche Familie von unge- heueren Volksmassen enthusiastisch begrüßt. Die Häuser sowie dic Schiffe im Hafen hatten Flaggenshmucck angelegt. Die Königin hatte den Sonderzug in Kongsvinger verlassen und sih von dort zum Sommeraufenthalt nah Skinnarböl begeben.

Das norwegishe Storthing hat, nah einem Tele- gramm aus Christiania, in seiner gestrigen Sizung beschlossen, eine directe Staatssteuer in Höhe von 2830 000 Kronen einzuführen. Diese Steuer ist zum Ersaz für die in Ausficht genommene Herabsezung des Zuckerzolles und für die Auf- hebung des Petroleumzolles bestimmt.

Entscheidungen des Reichsgerichts. Der § 200 Abs. 2 dcr Reichs-Konkursordnung: „Der Zwangéê- veralcih (einer Handels „efellschaft) begrenzt, soweit er nicht ein anderes festseut, zugleih den Umfang der folidarishen Haftung der persönlich haftenden Gesellschafter mit ihrem fonstigen Vermögen" findet, nach einem Urtheil des Reichsgerihts, Il. Civil- fenals vom 1 Milz 122, feine Anwendung Wi solhe Gesellsafter, welhe schon vor der Eröffnung des Konftursverfahrens über das Gesellshaftsvermögen aus der 7

C. Gesellschaft ausges ch n waren, und durch den Zwangsvergleich

i a werden demnach die Re er Gläubiger gegen die ehemaligen per- sönlich h als Mitschuldner des Gemein- \{chuld1

Der kaufwcise Erwerb cines Pfandscheines über eine

vom Dicbe verpfändete gestohle Sache erfüllt, nach einem Urtheil des Reichêgerihts, I[1. Strafsenats, vom 31. März 1892, noch nicht ‘den Thatbestand der Hehlerei; erst durch die Einlöfung der Sache und ibre Besitergreifung seitens des Käufers macht dieser

ih der Hehlerci schuldig.

Statistik und Volkswirthschaft.

Provinzial-Darlehnsfkasse für Schlesien.

Die Provinzial-Darlehnsékasse für Schlesien, welche im Jahre 1854 gegründet wurde, um den durch die Uebershwemmungen diefes Fahres acichädigten Grundbesitz dur Darlehen zu unterstüßen, und deren Ver- mögen seitdem zur Hebung der leßten Hochwassershäden und zur Er- richtung und Vergrößerung ven provinziellen Anstalten verwendet worden ist, besißt immer noch ansehnliche Vermögensbestände. Wie der Uccer- icht für Ende März d. F. zu entnehmen ist, bestanden, wie die Shweidnitzer „Tägliche Nundschau“ berichtet, die Activa derselben in 1619 161,57 M, davon 830 850 Æ in Effecten nah dem Nennwerthe, 636 575,70 16 in Darlehnéforderungen, 137 200 S in anderen Guthaben, und die Passiva in 300 .# noch ausstehenden Darlehnsfkassenscheinen. Das Bermögen der Provinzial: Darlehnsfasse beziffert .fih daher noch auf 1 618 861,57 . und steht der Vertretung des Provinzial-Verbandes, d. i. dem Provinzial-L ndtag, zur freien unbeschränkten Verfügung im ffentlichen Interesse mit der Maßgabe zu,- daß die dem Com- munalverbande der Ober-Lausiß zugehörigen Landeétheile keinen Antbeil daran haben, weil leßterer früher abgefunden worden ist.

Gemeinde-Armenpflege.

Schon scit längerer Zeit hat sich die Armendirection in Breslau bezw. cine von ihr zu diesem Zweck niedergeseßte Coms- mission mit Projecten betr. Herbeiführung eines engeren Zusammen- wirkens mit der schr ausgebreiteten, aber leider zerfplitterten Vereinë- und Privatwoblthätigkeit beschäftigt. Es ift jedech eine Uebercin- stimmung über diese Vorschläge bisher niht erzielt worden, dagegen die Ueberzeugung zum Durchbruch gelangt, daß einem Vorgehen in dieser Richtung gewisse Abäntde- rungen in der Organisation der fstädtishen Armenver-

Le _—

waltung vorausgehen müßten, von welhen zugleich vornebmlich cine gründlichere Prüfung der Verhältnisse der cinzelnen Armen und cine ¿weckmäßige Arbeitsvertheilung für die Armenpflege-Organe zu e€r- warten lei. Gegenwärtig werden die Geschäfte der Gemeinde-Armen- pflege in der Weise beforgt, daß die Bezirksvorsteher die Unterstützungs- gesuhe prüfen und die Armengelder auszahlen, während die Be- willigung der Unterstüßungen ledigli der aus ca. 40—50 Mitgliedern bestebenden Armendirection zukommt; natürlih wird die leßtere dabci vielfa mit zeitraubenden Detailgeshäften überlastet. Aus den oben angeführten Gründen hat nun der Magistrat einen Nachtragsentwurf zu dem Regulativ für die Gemeinde-Armenpflege ausgearbeitet und der Stadtverordneten - Versammlung vorgelegt. Die Grundsäße dieses Entwurfs, der sich an das fogenannte Elberfelder Armen- pflegesvstem anlehnt, beruhen, wie die Schweidnißer „Tägliche Rund- schau“ der betreffenden Vorlage entnimmt, im wesentlichen in folgenden Grundsäßen: Für die Zwecke der Armenverwaltung wird das Stadtgebiet künftig in Armenbezirke eingetheilt, deren jeder aus mehreren Stadtbezirken besteht. Die Beschlußfassung über die Armen- unterstüßungen erfolgt für jeden Armenbezirk durch eine besondere Commission (Bezirksversammlung), bestehend aus dem Vorsteher und den Armenpflegern des Bezirks; die städtishe Armendeputation führt über die Beschlußfassung nur cine scharfe Controle. Es werden so viel Armenpfleger bestellt, daß auf jeden Pfleger ein kleines Quartier (Unterabtheilung des Bezirks) mit nicht mebr als vier Armen (bezw. armen Familien) kommt, welche der Pfleger unter f\teter Aufsicht zu balten, sie zur Ordnung anzuhalten x. hat. Alle Unterstüßungen, Recherchen 2c. gehen durch den Pfleger. :

Bewegung der Bevölterung in Württemberg im Jahre 1891.

Nach einer vorläufigen Zusammenstellung ergeben sich für die Bewegung der Bevölkerung in Württemberg im Vergleich z1nr Jahre 1890 folgende Ziffern: Die Zabl der Ebeschließzungen stellte sich im Berichtsjahre auf 14274 (13747), die der Ge- burten auf 72465 (69089), die der Todesfälle auf 52342 (51 571). Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen betrug somit 20 123 (17518). Im Vergleich zu dem zehnjährigen Durch- schnitt der Jahre 1881 bis 1890 stellt fih für 1891 die Zahl der Eheschliezungen um 1357 höher, die der Geburten um 1775, die der Todesfälle um 1555, die des Ucbershusses der Geborenen über dice Gestorbenen um 229 niedriger.

Erträge der Tothringischen Salinen.

Dic lothringischen Salinen haben im Etatsjahre 1891/92 588 004 Doppel-Centner Salz producirt und 572078 Doppcl- Centner abgeseßt. Hiervon wurden 59984 D.-Ctr. versteuert, 194 172 D.-Ctr. fteuerfrei abgelassen und 317922 D.-Ctr. mit Begleitschein versendet. Die Production des Salzes is um 36 080 D.-Ctr. und der Absay um 24 942 D.-Ctr. gegen das Vorjahr gestiegen. In Elsaß-Lothringen gelangt hauptsächhlih das Salz der lothringishen Salinen zur Verwendung. Von Salinen des übrigen dcut- schen Zollgebiets wurden nur 596 D.-Ctr. Spcisesalz und 32103 D.-Ctr. zu gewerblicher Verwendung bestimmtes Salz bezogen. Aus dem Zoll- auélande wurden 217 D.-Ctr. Salz eingeführt, von welchen 118 D.-Ctr. als Speisesalz abgeseßt und 99 D.-Ctr. als Viebfalz verwendet wurden. Das lothringishe Salz findet außer in Elsaß-Lothringen Absaß in Luxemburg, Preußen, Bayern und Hessen, in geringen Mengen auch in Württemberg. Die Ausfuhr nah dem Zollauélande ist unbedeutend; sie betrug im ganzen 95807 D.-Ctr., wovon 5892 D.-Ctr., welhe aus einer außerhalb Elsaß-Lothringens ge- legenen Saline stammnten, nah der Schweiz ging. Die Salzabgabe belief sih auf 1 708 764 M

L

Zur Arbeiterbewegung.

Der Verein Berliner Militärschneider verhandelte, tw die „Voss. Ztg.“ mittheilt, am Donnerstag wiederum über die Lob abzüge in der Werkstätte des deutschen D ffizier-Vereins u bei ter Firma Berger und Collani. (Vergl. Nr. 174 d. Bl. Es wurde mitgetheilt, daß die Leitung des deutshen Offizier: Verein mit der Agitations- (Lohn-) Commission der Schneider und Schnci- derinnen Berlins nicht verhandeln wolle, doch habe sie in den leßten Tagen cine kleine Zulage - auf einzelne Civilarbeiten gewährt. Schließlich wurde cine Entschließung angenommen, die fih scharf über die Lobnverfürzung ausspricht und auffordert, die Sache kräftig zu verfolgen und Gelder für Abwehrmaßnahmen zu sammeln.

Der Vertrauenêmann der Steinmeßen Berlins weist in einem Aufruf auf Lohnkürzungen gegenüber dem von der Innung an- genommcnen Lohntarif hin, die bei verschiedenen namhaft gemachte: Arbeitgebern üblih geworden seien, und berichtet, daß an der Dom- Ufer-Mauer, wo die Firma Kaulfersch die Arbeiten auszuführen habe, die Lobndifferenzen 20 9/6 betragen; die Steinmeyen hätten dort die Arbeit liegen lassen.

Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ über den nah drei Monaten angedrohten Ausstand der Scheerenschleifer berichtet (vgl. Nr. 172 d. Bl.) und dabei bemerkt, daß die Kündigungsfrist bis zum 20. Oftober läuft. Der Fabrikantenverein hat sich au an die Feiler und an die Härter der Scheeren mit dem gleichen Antrage wegen Unterhandlungen über eine Ermäßigung der Arbcits- löbne gewandt, doch steht hier noch ein Beschluß aus.

In Hannover haben wie dem „Vorwärts“ berichtet wird, in

+

»

e

l 4 t r Q

L

der Metallgießerei von Franz Pfahl un d Männel die Former bis auf zwei wegen Lohnstreitigkeiten dic Arbeit niedergelegt. Kündi- gungéfrist war nicht vereinbart. /

Aus Leipzig berichtet die „Wz. Ztg." : Der Vertrauensmann des Unterstüßungéfonds der in den Buchdruckereien beschäftigten Arbeiterinnen und Hilfêarbeiter veröffentlicht die Abrehnung über den Buchdruckerstrife, an dem sich auch viele Hilfs- arbeiterinnen betheiligten. Die Einnahmen beliefen sich hiernach in der Zeit vom 1. Oktober 1891 bis 31. Marz 1892, cin- \{ließlich cincs am 30. September 1891 vorhanden gewesenen Kassen- bestandes von 300 Æ, auf 51 943 4 und die Ausgaben auf 51 138 46 Die Einnahmen ergeben sich aus den Wochenbeiträgen und Ertra- steuern in Höbe von 1902 e, von der Tarifcommission Leipziger Buch- druckergebilfen 19 637 1, vom Verein Gewerkschaftscartell 7533 M, vom „Wähler“ übermittelt 14 869 ., vom Leipziger Maifonds (1891) 1366 Æ, dur Sammellisten 4043 6 und 2300 4 sonstige Ein- nahmen. Für Unterstüßung sind 50174 S, der Nest der Ausgaben ist für Gerichts-, Verwaltungskosten, Entschädigungen u. \. w. aus- gegeben worden. Der noch vorhandene Kassenbestand von 805 4 ift zur Unterstützung derjenigen Hilfsarbeiter und Hilfsarbeiterinnen ver- wendet worden, die nah dem Ausstand feine Arbeit ‘wieder erhielten.

Der Schmiedeausstand in Wandsbeck ist, wie der „Bor- wärts“ meldet, nah vierwöchiger Dauer als zu Ungunsten der Arbciter beendet anzusehen, da es mehreren Meistern gelungen ist, Erfaß für die Ausständigen zu beschaffen : dicfelben sind bis auf zwei Mann theils abgereist, theils anderweitig in Arbeit getreten.

Wie der Berliner „Volfsztg.* aus Kattowiß berichtet wird, wurden sämmtliche Arbeiter der Bismarckhütte bei Schwien- tochlowiß in Oberschlesien (Diçxctor Hollmann), welche die neue Arbeitzordnung zu unterschreiben sih weigerten, entlaffen.

Aus London meldet ein Wolffsches Telegramm vom heutigen Tage: Die Spinnereibesißzer von Oldham haben be- lossen, ibren Arbeitern eine binnen Monatëéfrist eintretende Loh n- perminderung von 109/9 anzufündigen. Man hält infolge desen eine Arbeitécinstellung für unvermeidlih, in Oldham felbst würden dadurch 39 000 Personen in Miticidenschast gezogen werden.

Aus Bern wird der „Voss. Ztg.“ telegraphisch gemeldet: ZU dem im August in Bern stattfindenden Buchdrucker-Congre B haben ihr Erscheinen zugesaat: dcr Unterstüßungsverein der deutschen Buchdrucker, der Unterstüßungsverein für Elsaß- Lothringen, - der Luxemburger Buchdruckerverein, der AU- gemeine holländishe Typographenbund, der französische Vuch- arbciterverband, ter spanishe Typvographenbund, der Vercin der Buchdrucker und Schriftgieker Ungarns, der bulgarische

Typographenverein, der deutsh - shweizerische Typographenbund und der Typographenbund der romanischen Schweiz. Der vor- bereitende Aus\huß hat bereits die Statuten des internationalen Verbandes ansgearbeitet. Aus Deutschland if der Antrag eingegangen: „Der internationale Buchdruckerverband {ließt sich der allgemeinen Arbeiterbewegung behufs Erlangung des Achtstunden- tages an.“ E 4E 5

Aus Paris berichtet ein Telegramm des „O. B: Die Arbeiter am Briare-Kanal haben die Arbeit eingestellt und den größten Theil des Baumaterials in das Wasser geworfen. Es ift Infanterie reguirirt worden.

Kunft und Wissenschaft.

In der vergangenen Woche sind von de:n Gymnasial - Director, Professor Lemcke und dem Confervator Stubenrauch aus Stettin auf dem Galgenberge bei Wollin wiederum Gr abungen nach Alter- thümern vorgenommen worden, wobei, wie das „Uf.-Woll. Dampfb.“ meldet, in einer Tiefe von etwa 2 m außer verschiedenen Urnen auch ein Sarg mit einer Leiche bloßgelegt wurde. Der Sarg be- stand aus cinem ausgehöhlten eihenen Baumstamm, welcher zwar gänzlih vermorsht, aber doch noch an der Borke als solcher deutlich zu erfcnnen war. In dem Sarge fand sch das vollständig erhaltene Skelett ciner männlichen Person, welches in der linken Hand einen Dolch und cinen Wetßstein bielt. Während der Dolch durch Noft etwas gelitten hat, ist der Weßstcin völlig gut erhalten, ebenso die meisten Sargnägel. Dolch und Weßstein sind Zeichen, daß die Grab- stelle einer Person höheren Standes angehörte. Nach der Feststellung des Professors Lemke ist die Grabstätte ein Wendengrab und etwa tausend Jahre alt. Der Sarg ist, soweit dies möglih war, mit dem Skelett, dem Dolh und Weßstein sowie den Urnen sorgfältig ver- packt und nah Stettin geschaft worden, wo er im Pommerschen Museum Aufstellung finden soll.

Zur Erlangung von Plänen für cine evangelische Kirche eröffnet, wie das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ mittheilt, die Stadt S cine allgemeine Preisbewerbung. Die Entwürfe ind am 1. November d. J. einzureichen; die Preise betragen 2500, 1500 und 1000 .: Ankauf weiterer Arbeiten ist vorbehalten.

Das erste astronomishe Berg-Observatorium auf dem Kaukasus wird, wie die „St. Petersb. Ztg.“ mittheilt, gegen- wärtig in Abastuman im Gouvernement Tiflis errichtet. Das Observatorium liegt in Höhe von 4500 Fuß über dem Meeresspiegel auf cinem Grundstück, das dem Kaiser von Rußland gehört. Ein Refractor von 9 Zoll ist von der St. Petersburger Universität bereits dahin abgeschickt und wird demnächst temporär aufgestellt, um den Himmel von Abastuman zu untersuchen. In den nächsten Tagen wird auch die bewegliche Kuppel für den Thurm erwartet, die von der Putilow?\chen Fabrik in St. Petersburg gebaut worden ist. Errichtet wird das Observatorium auf Kosten des Chrenmitglieds der Nussischen astronomischen Gesellschaft, des Großfürsten Georg Alexandrowitsch.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte-Aussichten.

Während die zablreihen Nachtfröste im April und die große Trockenheit den Landwirthen im Regierungsbezirk Lüneburg zu Besorgnissen Anlaß gaben, haben die später erfolgten reihlichen Niedershläge und die hohe Temperatur gegen Ende Mai die Vegetation derartig gefördert, daß im allgemeinen in allen Theilen des Bezirks auf eine gute Getreideernte gerechnet werden kann. Besonders der Roggen, das Hauptgetreide, ver- spricht einen recht guten Ertrag an Korn sowobl, wie an Stroh. Nur in einigen Theilen des Kreises Isenhagen haben Hagelschauer

diefe Aussichten zerstört. Die Weizen-, Hafer- und Bohnenfelder

versprechen bisher ebenfalls eine gute Mittelernte. Auch die Kaär--

toffeln haben, wo nit der Frost ihnen {ädlich gewesen, ein gutes UuSé]ecyen.

Gesundheitäwesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln. Türkei. Die vom Hedschas eintreffenden Pilgerschiffe unterlicgen ciner 24 stündigen, mit strenger ärztliher Besichtigung verbundenen Observation, welche im nächstgelegenen Quarantänehafen vorzu- nen if

Rumänien.

Laut Verfügung des obersten Gesundheitsraths zu Bukarest haben alle aué russis{en Donaubhäfen kommenden Schiffe, welche rumänis{e Donauhäfen anlaufen wollen, sih zunächst nah Sulina zu begeben, um daselbst cine fünftägige Quarantäne durchzumachen.

Außerdem müssen alle Fahrzeuge, welhe Sulina verlassen, um sußaufwärts zu fahren, und alle Fahrzeuge, welche Braïla, Galatz

r Tulcca auf dem Wege nah Sulina : verlaffen, einen Sanitäts- mten an Bord nehmen, welcher darüber zu wachen hat, daß diese »rzeuge nicht russishes Ufer anlaufen.

Norwegen.

Die ftädtishe Gesundheitscommission zu Christiania hat folgende am 23. Juli 1892 in Kraft getretene Befanntmachung zur Verhütung ciner Einschleppung der Cholera in Christiania erlaffen :

Jedes Schiff, welches aus einem französischen Hafcn oder einem russischen Oftseehafen nah Christiania kommt, foll bei einem Einlaufen in den inneren Hafen und bevor es am Hafenquai mlegt oder in anderer Weise mit dem Lande in Verbindung tritt, »on einem zu diesem Zweck angestellten Hafenarzt untersucht werden. Das Schiff hat auf Anordnung der Hafenpolizei beizudrehen, die Ankunft des Arztes abzuwarten und, falls ein verdächtiger Krankheits- fall an Bord vorgekommen ift, den ärztlihen Vorschriften nachzu- fommen. Diese Bestimmung hat auch für folde Schiffe Gültigkeit, wae bereits unterwegs cinen anderen norwegischen Hafen angelaufen )aven.

P ry P D n

T e

A9! a

o

E ta

4

4

Posen, 29. Juli. Angesichts der Cholera -Gefahr hat der Negierungs-Präsident von Posen jede Ein- und Durchfuhr von brauchter Leib- und Bettwäsche, Hadern und Lumpen er Art, Obst, frisem Gemüse, Butter und sogenanntem Weich- e aus Nußland bis auf weiteres verboten.

St. Petersburg, 30. Juli. Am 27. Iuli famen laut Meldung des „W. T. B. in Astrahan 39 Erkrankungen an der Cholera und 26 Todesfälle vor, in Woronesh 13 Erkrankungen und 3 Todes- fälle, auf den Stationen der Noftow-Woronesch-Eisenbahn 20 Er- franfungen und 11 Todesfälle, in der Stadt und dem Gouvernement Kasan 43 Erkrankungen und 20 Todesfälle, in Orenburg 3 Er- franftungen und 3 Todesfälle, in Pensa 1 Erkrankung, cs starben aselbst bis zum 27. Juli 7 Personen. In Samara wurden am 27. Juli constatirt 130 Erkrankungen und 64 Todesfälle, in ESimbiréf 51 Erkrankungen und 19 Todesfälle, in Nostow 141 Erkrankungen und 62 Todesfälle, in Baku 190 Erkrankungen und 141 Todcéfâlle, in Zarizin am 26. Juli 38 Erkrankungen und 22 Todesfälle, am 28. Iuli in Tambow 32 Erkrankungen und 26 Todesfälle und in Nishny-Nowgorod 74 Erkrankungen und 30 Todesfälle, am 27. Juli im Dagestangebiet 372 Erkrankungen und 184 Todesfälle, im Kubangebiet 86 Erkrankungen und 24 Todes- fälle und im Tergebiet 383 Erkrankungen und 206 Todesfälle. Am 22. Juli find in Taschkent 174 und in Samarkand 10 Perfonen an der Cholera gestorben. Der von der Regierung zur sani- târen Ueberwahung der Messe nach Nishny - Nowgorod ge- sandte Secretär des Medizinalraths Professor Dr. von Anrep telegraphirt, die Stimmung in Nishny-Nowgorod sei rubig, alle

jed ta!

möglichen Vorsihtsmaßregeln seien getroffen: zur Observation der -

Krankheit, fowie zur Vornahme der Desinfectionen werde Personal herangebildet. Die Bevölkerung lasse den Transport der Erkrankten in die Cholera-Lazarethe ruhig geschehen. In Taschkent mußten durh cine Cholera - Panif entstandene Unruhen mit Waffen- gewalt unterdrückt werden, wobei einige Personen getödtet

und mebrere verwundet wurden. Das Observationsschif auf der

Wolga wurde durch Militär gegen erregte Volksmassen ges{hüßt. Der Ausdehnung der Cholera von der Unter-Wolga her if mit Erfolg entgegengewirkt worden. Die Mannschaften auf den Schiffen der

- Wolga verweigern weiter zu dienen. Der Dampfer „Efstafette“ der

Samolet-Gesellschaft verlor seine ganze Mannschaft; bei anderen Gesellschaften entlaufen die Arbeiter auë Furt vor der Cholera zu Hunderten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. geftellt 10 324, niht rechtzeitig geftellt feine Wagen. ; In Oberschlesien sind am 28. d.-M. gestellt 3689, nicht rechtzeitig gestellt feine Wagen. .

Berlin, 29. Juli. (Amtliche Preisfeftstellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Sröfibaudel feaneo Berlin an Producenten bezahlte Abrehnungspreise.) Hof- und Genoffenschafts - Butter 1a. 99—102 e, Ila. 96—98 Æ, III a, M, do. abfallende 90—95 #, Land-, Preußische 83—88 A, Neßbrüher 80—85 #Æ, Pommersche 80—82 4, Polnische 80—84 , Baverishe Sennbutter I, do. Landbútter û, Schlesishe 85—90 Æ, Galizishe 75—78 Æ, Margarine 40— 70 Æ Käse: Schweizer, Emmenthaler 87—90 416, Bayerischer 60—70 , Oft- und Westpreußischer Ta. 60—65 A, do. Ila. 50— 60 Æ, Holländer 80—85 #, Limburger 36—42 4, Quadrat-Mager- fäse Ia. 20—25 Æ, do. TIa. 12—15 Æ Schmalz: Prima Western 17 9% Tara 45,50 #, reines, in Deutschland raffinirt 46,590—48,50 #, Berliner Bratenschmalz 48,50—51,50 4 Fett, in Amerika raffinirt 38,50—39,00 , in Deutschland raffinirt 39,50 42,50 M (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: steigend. Schmalz : steigend.

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt be- richtet die „Schles. Ztg.“ : In verflofsener Woche sind die Specificationen bei den oberschlesishen Werken im allgemeinen spärliher eingegangen und ist infolge dessen die Stimmung auf dem Eisenmarkt eine gedrückte. Der geringere Roheisenbedarf gab Veranlassung zur weiteren Einschränkung des Hochofenbetriebes umsomehr, als auf den obers{lesishen Werken bereits über F} Million Centner Roheisen in Beständen lagert. Die Aussichten auf baldige Besserung der Lage sind nur gering. Bei der Zurückhaltung der Bahnverwaltungen ist auf einen stärkeren Eingang von Aufträgen faum zu rechnen, und werden somit auch die meisten übrigen Werke genöthigt fein, den vor Wochen stärker aufgenommenen Betrieb wieder einzuschränken. Sandes Bau- U Faconeifen, sowie Trager waren bisher am meisten gefragt, doch fängt auch in diesen Sorten die Nachfrage an geringer zu werden. Der Blechmarkt ift ebénfalls matt; der geringe Bedarf wird prompt gedeckt. Könighütte hat sein Stahlwerk vor kurzem wieder in Betrieb geseßt, da dasselbe auf einige Wochen mit Aufträgen ge- deckt ist; den anderen Stahlwerken feblt es au weiterhin an Be- schäftigung, so daß dieselben den Betrieb noch niht aufnehmen fönnen. * Bei den Gießerceien fangen bereits auch diejenigen Werke an über Mangel an Arbeit zu klagen, welche stets gut beschäftigt waren, da auch für Maschinen- und Bauguß die Aufträge nur \spärlich eingehen und die in Bestellung gewesenen Rohre zum größten Theile abgeliefert sind. Handelsguß wird auf den kleineren Gießereien in Vorrath gearbeitet, so daß sih bereits auf einzelnen Werken ziemlich starke Läger vorfinden. Den Maschinen - und Kesselfabrifkfen mangelt es ebenfalls an Aufträgen, namentlih auf größere Objecte. Die Nepvaratur-Werkstätten find immer noch gut be- schäftigt, während dic Eisenconstructions - Werkstätten mit größeren Aufträgên”nur wenig versehen sind. Auf dem. Zinkmarkt ist die Tendenz eine feste geblieben und eine Preisänderung nicht eingetreten.

Ueber das geplante Rheinish-Westfälishe Kohlen - \syndikat schreibt die „Rhein.-Westf. Ztg.“ : Die schon seit längerer Zeit s{webenden Verhandlungen, die fich als Ziel die Zusammen- fassung sämmtlicher Zechen des niederrheinish-westfälischen Bergwerks- industriebezirks in eine einzige Actiengesellshaft unter der Firma „Rheinisch- Westfälisches Kohlensyndikat“ geseßt haben, sind nunmehr unter der Aegide der Vertreter der ersten Bergwerks-Actiengefell- schaften und anderer hervorragender Gewerken und Kohleninduftriellen soweit gediehen, daß heute, 30. Juli, in Dortmund in einer all- gemeinen Versammlung der Zechenvertreter das von der Commission ausgearbeitete Statut durhberathen werden kann. Ob schon beute an ein endgültiges Zustandekommen des Projects gedacht werden fann, hängt von der Anzabl der temselben zustimmenden Zechen ab.

Nah einer Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Bochum wurde in der gestrigen Monatsversammlung des Kokssyndicats für den Monat August eine Einschränkung der Förderung um 20 ?/6 genehmigt. Zur Deckung der durh die überseeishe Ausfuhr bedingten Mehr- unkosten wurde die Erhebung höherer Beiträge beschlossen. In dem Geschäftsbericht wurde auf die für die erste Hälfte dieses Jahres wahrnehmbare Zunahme der Kokseinfuhr aus Belgien infolge des niedrigen Angebots der belgischen Kokercien hingewiesen.

Aus Bochum wird uns telegraphisch gemeldet: Der Bochumer Gußstaßlverein wird bei befriedigenden Ab|\chreibungen der Generalversammlung 64 9/9 Dividende für das verflossene Geschäfts- jahr vorschlagen.

Die „Ger. Ztg.“ stellt in einer kleinen Tabelle die Ergebnisse des Erportgeschäfts aus dem Geraer District nah den Vereinigten Staaten seit dem Jahre 1880 zusammen und weist auf die günstige Entwicelung diescs Erports hin. Es betrug nämlich die Ausfuhr im Jahre 1880 728 785 M (Greiz eingeschlossen), 1881 1751605 A, 1885 4401534 M, 188 4884184 M obne Gre 1890. 72327098 & 1891 6109129 A und im erften Halbjahr 18922 3427 159 Das Blatt {ließt hieran folgende Bemerkungen: Zieht man in Betracht, daß seit dem 6. Oktober 1890 die Mac-Kinley-Bill in Kraft ift und die Preis-

notirungen für den Haupterportartifel (Kammwollstoffe) seit geraumer Zeit einen außergewöhnlich niedrigen Stand einnehmen, fo sind das Jahr 1891 und noch mehr das Halbjahr 1892 in quantitativer Hin- icht als besonders erfolgreih zu bezeichnen.

Frankfurt a. M,, 28. Juli. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Der Werth von Weizen konnte sich niht voll behaupten, da Eigner nachgiebiger wurden, die Bedarfsfrage aber die früheren engen Grenzen nicht überschritt; Curse bleiben: ab Um- gegend 183—2 #1, frei hier ca. 19 #, Red-winter 19} #4, La Plata 182 46, Kansas 172—18 6 Der Markt ist für neuen Roggen flau geblieben: die erste Notiz war am vergangenen Montag Vormittag 9 Ubr 18 1, gegen Mittag 12} Uhr durch erdrückendes Angebot 178 X: beute wird, auf dem Lande abzunehmen, 17 M und frei hicr 17Ï—1 e gefordert. Von Gerste wurde neue Waare noh nit gehandelt, alte Wetterauer 15}—} A Hafer ftill, nur kleine Bedarféeinkäufe wurden effectuirt, leßter Curs 143—15 H, je nah Qualität. Raps in recht freundliher Tendenz, was um fo auf- fallender ist, als die leitenden Märkte feine Anregung dazu geben: man handelt zu und bietet 24 4 M ais gab wteder Veranlafsung zu einigen Geschäften für Export zu festen Preisen, anscheinend wird sih der Artikel höher stellen, da die Eigner fehr zurühaltend sind; wirkli exquisites nicht am Markt, mit Sommergeruch bebaftet 12 6 und beshädigtes 114 6. Spelzenfpreu (Ersaß für Noggenstroh) fortwährend gut begehrt und ret preisfest; per Ctr. mit 1—14 bezahlt. A genfleie ca. 11 , Weizenkleie 9 #1, Umsäße klein, Tendenz fest. Malzkeime merklich befestigt 9§—10{ K je nach Qual. Mehlmarkt: Umsay beschränkt: Händler und Bäckereien beob- achten in ihren Einfäufen große Zurückhaltung. Für Roggenmehl herrscht augenblicklih geringes Interesse. Norddeutsche und westfälische Weizen- meble Nr. 00 sind verlassen, die Notiz 25—26 Æ frei hier, nominell. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 31—32 #, Nr. 1 29—31 4, Nr. 2 97—28 4, Nr. 3 25—26 M, Nr. 4 21—22 M, Nr. 5 153— 163 M

Milhbrot- und Brotmehl im Verband 93—955 k

d ft

Noggenmeßbl, loco hier, Nr. 0 283—297 Æ, Nr. 0/1 27—28 M, Nr. 1 257—263 A (Obige Preise verstehen sih pro 100 kg ab bier, häufig jedoch auch loco auéfwärtiger Stationen und bei Partien von mindestens 10000 Kg.) j

Leipzig, 29. Juli. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Auguft 3,825 4 per September 3,827 Æ, per Oktober 3,895 4, per November 3,90 Æ, per Dezember 3,90 4. per Januar 3,90 4. ver Februar 3,927 M, per März; 3,922 4, per April 3,923 A Umsay 70 000 kg.

London, 29. Juli. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten. : j

Manchester, 29. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5}, 30r Water Tavlor 7, 20r Water Leigh 64, 30r Water Clayton 63, 39x Mock Lrooke 62, 40r Mavoll 67, 40r Medio Wilkinson 72, 39x Warvcops Lees 62, 36r Warpcops Nowland 73, 36r Warp- cops Wellington 7#, 40r Double Weston 8, 60r Double courante

* Qualität 102, 32“ 116 yards 1616 grey Printers aus 32r/46r

142. Fest. y f

Glasgow, 29. Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe von Noheisen in den Stores belaufen sich auf 413 610 Tons gegen 507 025 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl dex im Betriebe befind- lihen Hochöfen“ beträgt 76 gegen 73 im vortFa Jahre.

New-York, 29. Juli. (W. T. B.) Die B örse eröffnete fest und lebhaft, {loß nach theilweiser Reaction sehr fest zu den höchsten Tagescursen. Der Umsaß der Actien betrug 217 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2010000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 5000 Unzen.

Für Sonnabend sind 3 950 000 Dollars Gold zur Ausfuhr nah Europa bestellt.

Weizen anfangs behauptet, dann weihend und matt den ganzen Tag auf Verkäufe der Baissiers. Mais anfangs stekig, dann weichend und den ganzen Tag flau af günstige Ernteberichte.

Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- bäfen 6 000 Ballen. Ausfuhr nah Großbritannien 16 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Continent 14 000 Ballen. Vorrath 442 000 Ballen.

Chicago, 29. Juki. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, später nachgebend auf günstige Ernteberihte. Schluß flau. Mais anfangs \chwach, später weiter fallend auf Realisirungen der Haussiers. Schluß flau.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Duisburg hat die erste eng- lishe Post über Vlissingen vom 29. d. M. in Duisburg den Anschluß nicht erreiht; Grund: Zugverspätung auf der Strecke Boxtel—Duisburg.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste und zweite englishe Post über Ostende vom 29. d. M. aus- geblieben; Grund: Zugverspätung auf englischer Stree.

Bresla u, 30. Iuli. (W. T. B.) Eiñer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn-Direction Breélau zufolge ist der Wagen- durhgangsverfehr von Warschau wegen der Möglichkeit einer weiteren Ausdehnung der Cholera-Epidemie aufgehoben.

Bremen, 29. Juli (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Scchnelldampfer „Lahn“ hat am 27. Juli Nahm. die Reise von Southampton nah New-York fortgescßt. Der Schnelldampfer „Aller * bat am 27. Juli Nachm. die Reise von Southampton nah Bremen fortgeseßt; derselbe überbringt 493 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer „Darmstadt * ist am 27. Juli Nachm. von New-York nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Condor“* ift am 23. Iuli von Rio de Janeiro nah Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Straßburg“, vom La Plata fommend, hat am 28. Juli Nahm. St. Vincent passirt.

Hamburg, 29. Juli. (V. T. B) Hambuxg- Alexis fanishe PadcCetfahrt - Actiengesellschäft. Die Post- dampfer „Albkngia“ und „Wieland“ find, von Hamburg fommend, heute früh in New-York angekommen. Der Schnell- dampfer „Columbia“ if, von New-York kommend, heute Nach- mittag auf der Elbe eingetroffen.

30. Juli. (W. T. B.) Die Postdampfer „¿Polynefta? und „Venetia“ sind, von Hamburg kommend, gestern Abend in

New-York angekommen.

Theater und Musik.

A A

die erste Aufführung „Der Lebemann“ an. Der Schwank „Die Großstadtluft“ wird, außer morgen, auch am Dienéttag, Donnerstag und Sonnabend wiederholt. Hermann Sudermann's Schauspiel „Sodoms Ende“ wird am Mon- tag und Freitag und „Die * zum ersten Mal in der neuen Spielzeit am Mittwoch „ur

Der Spielplan des

: Sonntag: „Der Troub

«Vas goldene Kreuz”, dc

Das Lessing-Theater kündigt für Sonntag, den 7. August,

C. f on Gustav von Moser's dretactigem Lustspiel \

_— 4 A b) L

ung fommen. zen Theaters stellt sih wie T (Manrico: Herr Böôtel), Montag : ( darau er Brautmarkt zu Hira“, Dienstag: „Fra Diavolo“ (Herr Bôtel in der Titelpartie), Mittwoch: Unbestimmt, Donnerstag: „Der Poft von Lonjumeau* (Lettes Auftreten des Herrn Bötel), Freitag: „La Traviata“ (Violetta: ¡Frau Franceschina Prevosti, erstes Auftreten), Sonnabend: „Der Prophet" (erstes Gast= spiel des Kammersängers Emil Göte in der Partie des „Johann von Leyden“).

Die JIacobson-Mannstädt’sche Gesangsposse „Fräulein Feldwebel“, mit der am Montag im Adolph Ernst-Theater die neue Spiel- zeit eröffnet wird, begeht in der fommenden Woche das Jubiläum der 50. Aufführung. Morgen verabschieden fh die Wiener Gäste in der Posse: „Ein alter Hallodri“.

Zu den Concert- Abenden im „Saal Bechstein“, welche die nächste Musiksaison eröffnen werden, haben niht nur Dr. Hans von Bülow und Anton Rubinstein für je einen Abend zugesagt, sondern auch das Streichquartett der Herren Profefsör Joachim, de Ahna, Wirth, Hausmann veranstaltet auf Einladung des Directors Hermann Wolf einen Kammermusif-Abend. An dieser Soiree wird auch Johannes Brahms theilnehmen.

MannigfaltigeS&-

er Königliche Polizei-Präsident veröffentlicht folgende, vom 25. d. datirte, am 1. April f. I. in Kraft tretende Polizeiverordnung über die Hausnummerschilder. § 1. Ieder Hauseigenthümer ist verpflichtet, fein Haus mit einem Hausnummerschilde, welches einem im Polizei-Präsidium ausgelegten Modelle genau entsprechen muß, zu versehen, das Schild in ordnungsmäßigem Stande zu erhalten und im Bedarfsfalle zu erneuern. § ?, Das Scild ist in der Negel unmittelbar über der Mitte des Hauseingangces an der Straßenfront anzubringen. Wenn dem Eigenthümer oder der Polizeibehörde aus besonderen Gründen (äfthetishen oder architekto- nischen Nücfsichten u. \. w.) eine Abweihung von dieser Regel er- forderlih erscheint, wird der zu wählende Plaß von dem zuständigen Polizeirevier und, falls der Eigenthümer mit dessen Entscheidung nicht einverstanden ift, von dem Polizei-Präsidium bestimmt. Bet Borgäârten is das Schild an der Vorgarteneinfriedigung zur rechten Seite des Einganges zu befestigen. Auf Erfordern der Polizeibehörde ift außerdem noch ein zweites Schild am Hause selbst anzubringen. § 3. Die Sichtbarkeit der Schilder darf durch Bäume, Sträucher, Lauben, Schilder, Marquisen oder auf andere Weise nicht verhindert oder erschwert werden. § 4. Das Polizei- Präsidium behält sich vor, in besonderen Fällen Ausnahmen von den Bestimmungen der vorstehenden Paragraphen zuzulassen oder vorzuschreiben. § 5. Jeder Hauseigenthümer i| ver- pflichtet, die Anbringung von Straßenschildern nah dem Ermessen der Polizeibehörde an seinem Hause zu dulden. 6. Zuwider- handlungen gegen diese Polizeiverordnung werden mit Geldstrafe bis zu 30 e, an deren Stelle im Unvermögenéfalle verhältnißmäßige Haft tritt, bestraft. : F

e O N * ga TEE