1892 / 180 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Nr. 15 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs- Versicherungsamts“ vom 1. August enthält zunächst weitere Erläuterungen zu der Anleitung, betreffend die Aus- füllung der Tabellenformulare für die Nachweisung der Rech- nungsergebnisse, und sodann mchrere Necursentscheidungen und Bescheide von allgemeiner Bedeutung:

Eine württembergishe Gemeinde hatte den Bau einer Straße, welchen sie einem gewerbsmäßigen Unter- nehmer in Accord übertragen hatte, wegen nach- lässiger Ausführung der Arbeit dur den Unternehmer auf Grund der Accordbedingungen in eigene Ausführung übernommen und auf Rehnung des Unternehmers unter Leitung des Oberamts-Wegmeisters zu Ende geführt. Nach dem Zeitpunkt der Uebernahme ereignete sih bei dem Bau ein Unfall. Das Reichs-Versicherungsamt hat in Uebereinstim- mung mit dem Schiedsgericht die Tiefbau-Berufsgenossenschaft für entshädigungspflichtig erklärt und den Einwand dieser Berufsgenossen schaft, daß nicht sie, sondern die Baugewerks- Berufsgenossenschaft, in deren Kataster der säumige Unter- nehmer bisher als Mitglied eingetragen war, den Unfall zu vertreten habe, mit der Begründung zurücgewiesen, daß die Gemeinde vom Tage der selbständigen Uebernahme der Arbeiten als Unternehmerin anzuschen sei. Die Vertragsbestimmung, wonach die Arbeiten auf Rechnung des Unternehmers erfolgten, habe ledigli eine privatrechtliche Bedeutung; für die Frage, Cr wirthschaftlich und im Sinne des Bauunfallversiherungs- eseßes als Unternehmehr anzuschen sei, könne ihr keine Meining beigemessen werden. '

Eine gemecinnüßige, zum Zwelke des Baues fleiner Wohnungen gegründete Actiengesellschaft vergab den Bau von Wohnungen an Unternehmer, hielt jedo zur Beaufsichtigung der Bauten einen Bauführer und zur Be- wachung derselben einen Tagelöhner, welchem es auch oblag, für regelmäßige Ocffnung und Schließung der Fenster der Neubauten Sorge zu tragen, damit dadurch das Austrocknen der Wohnungen befördert werde. Der Tagelöhner erlitt bei dieser Arbeit einen Unfall, infolge dessen er verstarb. Zur Entschädigungsleistung ist die zuständige Baugewerks-Berufs- genossenschaft verurtheilt worden, der die Actiengesellshaft als gewerbsmäßige Bauunternehmerin deshalb angehört, weil sie neben anderen, E Zwecken einen Theil des er- M Reingewinnes als Dividende an ihre Actionäre ver- theilt.

, Die Niederlegung des Mitgliedsamts eines Sectionsvorstandes bei dem Mangel eines des im 8. 24 Absatz 2 des Unfallversicherungsgeseßes angeführten Ablehnungs- grundes ist vom Reichs - Versicherungsamt für unwirksam cr- klärt worden, obwohl der Vorsißende des Vorstandes der be- treffenden Berufsgenossenshaft die Niederlegung genehmigt und jenes Mitglicd \schriftlich von seinen Rechten und Pflichten entbunden hatte.

Wenn Mitglieder einer Berufsgenossenschaft cin anderes Mitglied mit der Ausübung ihres Stimmrechts in einer berufsgenossenschaftlichen (Sections- oder Genossenschafts-) Versammlung beauftragt haben, demnächst aber in der Versammlung felbst erscheinen, so soll ihnen weder die Theilnahme an der Discussion noch die persönliche Abgabe ihrer Stimme ver- wehrt werden.

In der Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten für die Jnvaliditäts- und Altersversiherung“ wird eine vom Nechnungsbureau des Reichs-Versicherungsamts gefertigte Zusammenstellung über die Betheiligung des Reichs an den während des Jahres 1891 geleisteten Jnvaliden- und Altersrenten veröffentlicht. Sodann beschäftigt sih eine Reihe von Revisionsentscheidungen mit der Frage der Versicherungspflicht. E :

Bezüglih des Mitglieds ciner städtisch en Musik- fapclle hat das Reichs-Versicherungsamt den Grundsaß aus- gesprochen, daß die Thätigkeit derartiger Personen der Ver- E erunaspiliót entzogen ijt, wenn ohne Rücksiht auf die Leistung des Einzelnen der Gesammtcharakter des Unternehmens das Obwalten eincs höheren Kunstinteresses erkennen läßt. Jn dem der Entscheidung zu Grunde liegenden Falle ist die Versicherungspfliht schon deshalb verneint worden, weil die Kapelle eine freie Vereinigung von Musikern auf gesellschaft- licher Grundlage darstellte, mithin die einzelnen Musiker nicht als abhängige „Gehilfen“ angesehen worden sind.

Die bei preußischen Communalsparkassen als Rendant, Controleur oder Rehnungsführer an- gestellten Personen sind für „Betriebsbeamte“ im Sinne

des 8 1 Ziffer 2 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs-

geseßes crachtet worden; dieselben unterliegen daher, sofern ihr Fahresarbeitsverdienst 2000 M niht übersteigt, der Versiche- rungspfliht. Der Charakter dieser Perjonen als Be- tricbsbeamte wird daraus gefolgert, daß die in Preußen auf Grund dcs Reglements vom 12. Dezember 1838 (Gescß-Samml. 1839 Seite 5) errichteten Communalsparkasfen nicht zur Erfüllung der regiminellen, das heißt der aus den eigenen oder vom Staat übertragenen Hoheitsrehten der Com- munen entspringenden Aufgaben berufen sind, sondern im wesentlichen wirthschaftlihe Zwecke verfolgen. E

Auch der Kassirer einer Ortskrankenkasse ist als versicherungspfslihtig und demnah rentenberehtigt crachtet worden, wobei es dahingestellt geblieben ist, ob derselbe als „Gehilfe“ oder „Betriebsbeamter“ zu gelten hat.

Der Begriff der „mit Pensionsberehtigung an- gestellten Beamten von Communalverbänden“ (Z§ 4 Absay 1 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes) ist dahin ausgelegt worden, daß darunter nicht solhe Communal- beamten verstanden werden können, welche die bloße Anwart- schaft anf einen in späterer Zeit wirksam werdenden Penstons- anspruh haben, sondern nur diejenigen, welchen cin erworbencs Necht auf Erlangung einer Pension im Falle der Erwerbs- unfähigkeit zusteht, insbesondere also solchè, die die vielfach vorgeschriebene mehrjährige Pensions-Wartezeit bereits zurü- gelegt haben.

Dem Vorsteher eines städtishen Aichungsamts ist die Versicherungspfliht abgesprohen worden. Als ein „Betriebsbeamter“ könne derselbe nicht gelten, weil das Nichungsamt keinen Betricb darstelle, und über die Stellung eines „Gehilfen“ rage der Stand des Vorstehers cines solchen Amts hinaus. |

Ebenso is ein an der Kirche einer Provinzial- Hauptstadt angestellter Hauptküster für nicht versiche- rungspflichtig erklärt. Es war festgestellt worden, daß die gröberen mcchanishen Arbeiten, wie das Heizen der Oefen, das Neinigen der Straße an der Kirche, das Läuten der Glocken 2c. von dem Calcanten besorgt werden, O die Haupt- Thätigkeit des Küsters in der Assistenz beim Gottesdienst, in

der Annahme von Becrdigungen und Taufcn und Eintragung derselben in die Kirhenbücher, in dem Vermiethen der Kirchen- siße und in der Einziehung der Miethen für diese, endlich in der Führung der Kirchenregistratur und in der Anfertigung der Kirchenrehnung bestand. :

Jn einer Altersrentensache hatte der Rentenbewerber, dessen Antrag auf Gewährung der Rente von der Versiherungs- anstalt abgelehnt war, sich hierüber bei dem Vorsißenden des Schicdsgerichts in kurzen Worten „beshwert“. Das Reichs- Versicherungsamt hat dieses innerhalb der geseßlichen Frist eingereihte Schriftstük als Berufungsschrift gelten lassen, in- dem cs in Uebereinstimmung mit der auf dem Gebiete der Unfallversicherung bestehenden Uebung grundsäßlich ange- nommen, daß es zur A der Berufungsfrist ge- nügt, wenn vor Ablauf derselben bei dem Schiedsgerichts- vorîfißenden eine Eingabe des Berufenden eingeht, in welcher derselbe scine Unzufriedenheit mit dem ihm zugegangenen Be- scheide der Versicherungsanstalt zu erkennen giebt.

Der Jnspecteur der zweiten Cavallerie-Jnspection, General- Lieutenant von Rosenberg, à la suite des Husaren-Regi- ments von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3, ist hierher zurückgekehrt.

Der Königlich sächsishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations-Sccretär Graf Vißthum von Ecéstädt als Geschäftsträger.

Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe Jonkheer van der Hoeven hat einen zwei- monatigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations-Secretär Jonkheer van Eys van Lienden als Geschäftsträger.

Der Director des Königlichen Statistishen Bureaus, Geheime Ober-Regierungs-Nath Blenck hat einen sehs- wöchigen Urlaub angetreten.

Dem Negierungs-Afsessor Plenio in Hildesheim ist die commissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Steinfurt und

dem Regierungs-Assessor Florschü commisfarishe Verwaltung des Sandrait Hattingen übertragen worden.

Der neuernannte Regicrungs-Assessor Freiherr von Hammerstein-Equord ist der Königlichen Regierung in Köln zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

in Liegniß die S3amts im Kreise

S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän zur See von Arnim, und S. M. S. „Beowulf“, Com- mandant Capitän zur Sce Prinz Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, sind am 1. August in Cowes (Insel Wight) angefommen.

S. M. S. „Leipzig“, mit dem Chef des Kreuzer- Geschwaders, Contre-Admiral v on Pawelsz an Bord, beab- sichtigt, am 3. d, M. Yokohama zu verlassen und nah Kobe

in Sck zu gehen. S. M. Kanonenboot „Zltis/ Com: mandant Capitän-Lieutenant Müller, beabsichtigte, am

1. d. M. von Shanghai nah Chinhai in See zu gehen.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ werden unter „Statistik und Volkswirthschaft“ Ueber- sichten über die Ergebnisse des Steinkohlen- und des Braunkohlenbergbaues in Preußen im I. Halbjahr 1892, verglichen gegen das I. Halbjahr 1891, veröffentlicht.

Waldeck und Pyrmont.

Arolsen, 31. Juli. Jm hiesigen Residenzschloß fand, wie dem „Hann. Cour.“ berichtet wird, gestern Mittag 1 Uhr im engsten Familienkreise die Taufe des am 26. v. M. geborenen Prinzen statt. Pathen waren Jhre Majestät die Kaiserin, der Fürst von Bentheim-Steinfurth und der Prinz Albert zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Bruder der Fürstin Louise von Waldeck und Pyrmont. Jhre Majestät die Kaiserin wurde durch die Prinzessin Elisabeth von Walde vertreten. Der neugeborene Prinz erhielt die Namen Victor Wolrad Friedrih Adolf Wilhelm Albert.

Oefterreich-Ungarn.

Der Kaiser hat dem Minister Grafen Kuenburg die Gehcimrathswürde und dem Abg. Dr. Ruß das Comthur- kreuz des Franz-Joseph-Ordens verlichen.

Wie verlautet, hat der Minister ohne Portefeuille Dr. Freiherr von Prazak scin Entlassungsgesuch eingereicht, nach dessen Annahme cer, dem „Prag. Abdbl.“ zufolge, in das Herrenhaus berufen werden dürste..

Frankreich.

Nach den bisher bekannten Resultaten der General- rathswahlen sind 977 Republikaner und 217 Conservative gewählt und 90 Stihwahlen erforderlih. Die Republikaner gewinnen 127 Sißte.

Niederlande.

Der von dem Kriegs-Minister ausgearbeitete Geseß- entwurf über den Militärdienst liegt nunmehr dem Staatsrath zur Begutachtung vor. Der Entwurf soll nur von mäßigem Umfange sein und sih auf die Namhaftmachung der Hauptprincipien beschränken, deren erstes die Einführung der persönlichen Dienstpflicht ist.

Belgien.

Die anderweitig verlautbarte Nachricht, daß die Unter- handlungen zwishen Frankreich und dem Congosjtaat wegen der Ermordung des französishen Reisenden Poumayrac

abgebrochen seien, entbehrt, wie „W. T. B.“ von unter-

rihteter Seite aus Brüssel vernimmt, der Begrün- dung. Die Unterhandlungen seien nur vorübergehend unterbrohen, um den beiderseitigen Delegirten Zeit

u gewähren, um an ihre Regierungen Bericht erstatten und Darileuétionten cinholen zu können. Wenn die Verhandlungen niht zum Ziele führen sollten, so würde die An- gelegenheit-gemäß den Bestimmungen des Berliner Vertrages einem Schiedsgericht unterbreitet werden müssen. - Jn ihrer hon erwähnten Erwiderung auf die Vorstellungen Frankreichs hat die Regierung des Congostaats, wie jeßt ausführlicher

berichtet wird, erklärt: Die genannte Gegend gehöre nicht zum Congostaat, man müsse sich daher, wenn

Angriffe vorgekommen seien, an die Eingeborenen halten.

“Die Meldung von der Ermordung eines französishen Wacht-

postens am Kotoflusse sei vollständig erfunden. Aus den amt- lihen Berichten ergebe sih,“ daß unter französischer Herrschaft lebende Eingeborene, sobald sie von ihren Häuptlingen nicht stets überwacht würden, auf vorübergehende Pirogen zu schießcwæ pflegten, was die Reise zu Schiff in jenen Gegenden sehr ge- fährlih mache. Die Behauptung, die Berliner Congreßacte habe als nördliche Grenze des Congostaats den vierten Grad nördlicher Breite festgeseßt, sci vollständig falsh, da der Berliner Congreß gar keine Abgrenzung des Congostaats vor-=- genommen habe; wohl aber habe der Vertrag mit Frankreic{p vom Jahre 1885 den 17. Längengrad als Grenze zwischen dem franzöfischen Congogebiet und dem Unabhängigen Congo- staat festgeseßt.

Griechenland.

Jn der gestrigen Sizung der Kammer verlangte der Minister - Präsident Trikupis für die Regierung die Er= mächtigung zur Aufnahme eincr mit höchstens 8 Proc. ver- zinslichen Anleihe, welhe zur Beschränkung des Zwangs- curs-Geldumlaufs verwendet werden foll.

Dänemark.

(F) Die Staatseisenbahnen ergaben im ersten Viertel- jahr des laufenden Finanzjahres eine Einnahme von (über- \hläglih) 4337 009 Kron. gegen 4 089 769 Kron. im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Nr. 16 des Eisecnbahn-Verordnungsblatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vonr 30. Juli, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent- lihen Arbeiten: vom 13. Juli 1892, betreffend Ergänzung der Be- stimmungen in Anlage D zu § 48 des Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands: vom 15. Juli 1892, betreffend die Unter=- fuchung der Dampfkessel. Nachrichten.

Entfcheidungen des Reichsgerichts.

Nach der Anmerkung zur Tarifposition 4B des NReichs-Stempel- gescßes vom 29. Mai 1885 sind Kauf- und sonstige Anschaffungs- geschäfte über im Inlande von cinem der Contrahenten erzeugte oder hergestellte Mengen von Sachen oder Waaren steuer- frei. Unter diese Bestimmung fallen, nah einem Urtheil des Reichs- gerihts, 1V. Civilsenats, vom 15. Februar 1892, auch Natur- vproduete, über welche der Contrahent, ohne sie selbst erzeugt zu: haben, in erster Hand zu verfügen berechtigt ift, beispielsweise der Ver= fauf von abgeschnittenen Hölzern eines Forstareals seitens des Eigen- thümers dieses Areals. Der Verkauf von stehendem Holz aber auf einem Theil des Forstarcals, wobei dem Käufer das Recht cingeräumt wird, denjenigen Theil auszuwählen, welchen er abholzen will, fällt nah demselben Urtheil nicht unter die gedachte Anmerkung ; er ist nicht steuerfrei und muß in Preußen mit dem Mobilienkauf- stempel von F 9/6 versteuert werden.

Die Nachbildung eines eingetragenen Musters ist, nad einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Strafsenats, vom 25. Avril 1892, allgemein verboten, also auch in einem anderen Gewerbe als in demjenigen, für welches das Muster zunächst bestimmt ist, fowie auch, wenn zur Hervocbringung der Nachbildung ein anderes Ver- fahren angewendet wurde oder wenn die Nachbildung in anderer räumlichen Abmessungen hergestellt wurde als das Original.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Bochum fand am Sonntag und Montag die Generak versammlung des Verbandes Deutscher Bergarbeiter statt. Der „Köln. Ztg.“ zufolge war die Versammlung von Vertretern aus dem Rheinlande, Westfalen, Schlesien, Sachsen, dem Saar- und Wurmrevier besuht. Der Vorsizende Schröder bctonte im Jahresbericht den günstigen Fortgang :: dem gegenüber stellte Bringewald einen erheblichen Rük- schritt fest; eine Hauptursache hiervon sei das Hineinziehen von Politik durch die Verbandsleitung. Der socialdemo- kratishe Anhang Schröder's war jedoch schließlich in der Mchrzahl , sodaß dieser mit 412 von 73 Stimmen zum Vor-

sißenden wiedergewählt wurde. Dem „Vorwärts“ wird über die Bochumer Generalversammlung unter dem 31. v. M. geschrieben :

Nach dem Rechenschaftsbericht sind vom 1. Juli 1891 bis 1. Juli 1892 cingenommen worden 57950 4, auêgegeben im gleichen Zeit- raum 57166 M, sodaß ein Uebershuß verblieb von 743 M. Hierzu fommt der Bestand aus vorigem Jahre im Betrage von 283 000 16 Die Einnahmen der einzelnen Reviere betrugen: Niederrheinish-west- fälisches 50192 M, Saarrevier 1666 M, Niederschlesishes 2231.46, Pro- vinz Sachsen 2542 1, Wurmrevier 687 4, Plauensher Grund, Nassau und a. Harz 629 & Unter den Ausgaben figuriren : Agitation 6236 J, Rechtsshuyz 6140 16, Verwaltung 6790 A, Fachzeitung 33 963 16 u. #\. w. Die Zahl der Ortschaften, wo Mitglieder vor- handen sind, beträgt 270. Die Selbstkosten pro Mitglied betrugen jährlih 1,30 .

Aus München wird der „Frkf. Ztg.“ berichtet: Auf eine Beschwerde des socialdemokrati)chen Maifeier- Comités über das Verbot der Theilnahme von Frauen an der Parteiversammlung erklärte die Kreisregierun: von Oberbayern, daß die socialdemokratische Partei nach. der Art ihrer Organisation als unter das Vereinsgesch fallend zu betrachten sei.

In Berlin haben, wie im „Vorwärts“ bekannt gemacht wird, die Bau-Stuckateure der Firma“ „Jschyrota“, Treptow Ischyrota, Bloemendal u. Grünberg), wegen Verlängerung der:

Arbeitszeit (auf ¿chn Standen täglich) und wegen Lo bnkürzung die rbeit niedergelegt. : A M In See Versammlung der Berliner Horn- „und, Stein- nußftnopfarbeiter wurden, wie die „Voss. tg: berichtet, am Sonntag die Lohnkürzungen in der Fabrik von C. H. Röhll, die bis auf 40 v. H. angegeben waren, erörtert. In der Fabrik fei vor drei Jahren ein umfangreicher Ausstand ausgebrochen, infolge dessen die Fabrik mit sächsishen und böhmischen Arbeitern beseßt worden sei, die si \riftlich verpflichten mußten, keiner Organifation anzugehören. Die in der Versammlung Anwesenden verpflichteten sich in ciner Erklärung, dem Fachverein beizutreten, der scine Selbständig- feit noch bewahrt habe und niht in der Beretinigung aller im Drechslergewerbe beschäftigten Arbeiter aufgegangen ]et, um die schäd- liche Nückwirkung derartiger Lohnminderungen auf andere Fabriken öglichst abz vächen. mgl R e baftigte sich eine Versammlung der Metall - arbeiter am Sonntag mit einem zu errichtenden Unterstüßungsfonds der Mctallarbeiter von Leipzig und Umgegend. Nach dem hierzu vorliegenden Statutenentwurfe, der durhberathen und angenommen wurde, hat der Unterstüßungsfonds den Zweck, die wegen ihres Eintretens für die Arbeiterbewegung arbeitslos werdenden Metallarbeiter sowie die in einen Lohnkampf eintretenden Gewerk- schaften zu unterstüßen. Alsdann erklärte die Versammlung, wie wir der „Lpz. Ztg.“ entnehmen, nah Besprehung der auf der fürzlih in Döbeln abgehaltenen Conferenz der Metallarbeiter Sachsens gefaßten Beschlüsse, daß fie mit diesen Beschlüssen nicht einverstanden fei, insbesondêre den daselbst gegründeten Agitations- fonds der Metallarbeiter Sachfens (Siß Chemniy) nit anerkenne. Es wurde beflagt, daß die auf die Metallarbeiter entfallende Summe von 500 6 zur Deckung des vom Gewerkschaftscartell während des Buchdruckerstrikes aufgenommenen Darlehns nicht aufzubringen ge- wesen sci, und daß die Gewerkschaftsbewegung in Leipzig immer mehr rüdgehe. i puri H weat bei, Wien stellte, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Mehrzahl der Faßbindergehilfen der Brauerei Anton Dreh er die Arbcit cin, angebkih, weil die Firma den Austritt der Gehilfen aus dem Fachverein verlangte. |

Aus London schreibt man der Berliner „Volks-Ztg.“: In einer Bergarbeiter-Versammlung zu Coventry sprah sich Charles Dilke für die Einführung des Achtstundentages aus und befürwortete die internationale Regelung diefer Frage. :

Einer Brüsseler Correspondenz der „Voss. Ztg.“ zufolge haben in Grammont (Oftflandern) sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der dortigen großen Zündhölzhen-Fabriken infolge von Lohn- fürzungen die Ärbeit eingestellt. Alle Fabriken sollten gestern ge- {lossen werden. Infolge der unter den Arbeitern herrschenden Gährung haben Gendarmerie, zwei Genter Bataillone Infanterie und cine Shwadron Ulanen die Fabriken beseßt. q: S

Nach Meldungen desselben Blattes aus Warschau erfolgte in zahlreihen Kohlenbergwerken Russish - Polens ein Arbeiteraus stand. In den der Länderbank gehörigen Gruben im Bendziner Bezirk feiert die Hälfte der Arbeiter.

Die „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ haben in der Nr. 523 vom Juli 1892 folgenden Inhalt: Benußung und Vermehrung der Großh. Universitätébibliothek zu Gießen 1885/92. Benußung der Großh. Hofbibliothek zu Darmstadt 1891. Steuerrücvergütungen für aus dem Großh. ausgeführtes Bier 1891/92. Handwerker- und Kunstgewerbe-Schulen im Großh. Hessen 1890/91. Errichtete und gelöshte Hypotheken in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen 1890/91. Salzbesteuerung im Großh. Hessen 1891/92, CEisen- bahnen Juni 1892. Vergl. meteorol. Beobacht. Mai 1892. Meteorol. Beobacht. zu Darmstadt Juni 1892. Meteorol. Be- obacht. zu Schweinsberg Juni 1892. Meteorol. Beobacht. zu Cassel Juni 1892. Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegenst. Juni 1892. Sterblichkeiteverhältn. Juni 1892.

Kunft und Wissenschaft.

Die militärärztlihen Bildungsanstalten feierten beute den Tag ihrer Stiftung und den Abschluß des Studienjahres. Dem vom General-Arzt Grasnick erstatteten Bericht entnehmen wir, daß die Anstalten z. Z. 262 Studirende zählen, von denen 206 dem Friedrich- Wilhelms-Institut, 56 der Akademie angehören. 52 sind im Laufe des Jahres als Unterärzte in die Armee und Marine eingetreten, 16 schieden vor beendigten Studien aus, 67 traten neu ein; zum Eintritt gemeldet hatten sh 192. 53 Studirende machten am Schluß des vierten Semesters das erste Examen, 59 am Schluß des achten Sc- mesters das examen rigorosum, darunter 4 magna cum laude und 25 cum laude. Der ärztlihen Staatêprüfung unterzogen sich 66, von denen 53 das Examen bereits beendet haben. Aus dem Lehr- förper schieden durch Tod Professor von Hofmann, der 27 Jahre lang den Anstalten angehört hat, und Professor Dr. Liman, der seit 1868 Lehrer gewesen. Des ersteren . Lehrstuhl wird einstweilen von Professor Tiemann, des lezteren von Professor Straßmann ein- genommen. Die Zahl der Stabsärzte ist von 28 auf 29 erhöht; davon sind 15 am Institut, 14 in der Charité thätig. Zum Dienst in der Charité wurden außerdem 31 Studirende bei threr Anstellung als Unterärzte commandirt. Die Sammlung der Anstalten haben reihe Vermehrung erfahren, die Verbandsmittel- und Instrumenten- fammlung sind neu geordnet. Prämien erhielten am 3. Mai d. I. der Unterarzt Dr. Eugcn Mayer in Triburg und die Studirenden Leonh. Waldeyer aus Bökerhof und Kurt Walter aus Berlin. Tm beutigen Tage erhielten Prämien : die Unterärzte Dr. Kurt Evler aus Boguslaw und Dr. Richard Döring aus Berlin, sowie die Studirenden Arthur Menzer aus Berlin und Dr. Albert Schurig aus Gröbers, Die Festrede hielt Prof. Hertwig über ältere und neuere Ent- wiclungstheorien.

Die Neuwahlen des Rectors und der vier Decane an der Berliner Universität wurden gestern für das Studienjahr 1892/93 vollzogen. Zum Rector wurde, wie hiesige Blätter melden mit großer Mehrheit der Geheime Medizinal - Nath, Professor Dr. Rudolf Virchow gewählt. Zu Decanen wurden gewählt : ven der theologischen Facultät der Professor Dr. Otto Pfleiderer, von der juristishen der Geheime Justiz-Rath, Professor Dr. Heinrich Dernburg, von der medizinischen der Director der psychiatrishen Klinik, Professor Dr. Friedrich Jolly, von der philosophischen Facultät endlih der Historiker Professor Dr. Otto Hirschfeld.

Der Rector der Landwirthschaftlißen Hohshule zu Berlin, Professor Dr. Leopold Kny begeht, wie die „Nat.-Ztg.*" berichtet, beute das 25 jährige Jubiläum als Docent an der Berliner Universität.

___— Bei der gestrigen Nectoratswahl für die Universität Breslau wurde laut Meldunag der „Schles. Ztg.“ der Geheime L ah, Professor Dr. Ponfick zum Rector magnificus gewählt.

In der gestrigen Sißung des deutschen Anthropologen- congresses in Ulm, an welcher 150 Mitglieder theilnahmen, gab, wie ,W. T. B.“ meldet, Major Troeltsh-Stuttgart ein Bild der Vorzeit Schwabens. Hölder-Stuttgart sprach über die sogenannte Cannstatter Nasse des französishen Naturforshers Quatrefages, die er als cin Phantasiegebilde bezeihnete. Von dem Geheimen Medizinal- Nath, Professor Dr. Virhow-Berlin wurde dem Neanderthal-Schädel jede typvishe Bedeutung abgesprochen ; bis jeßt sei kein Beleg dafür erbracht, daß der Mensch mit dem Mammuth zusammen gelebt habe.

Das Preisgeriht für den Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zum Bau des Großherzoglihen Museums in Varmstadt hat sih, wie der „Darmst. Z.“ mitgetheilt wird, nah "rüfung der neunzehn eingelaufenen Arbeiten dahin entschicden, daß em erster Preis von 6000 4 zu gleichen Theilen den Verfassern von Nr. 11 und Nr. 15, nämli der Firma Schmieden u. Speer (Berlin) und dem Architekten Neckelmann (Stuttgart) zu gewähren

und der auf 2000 4 bemessene zweite Preis der Firma Schulz und Schlichting, W. Möller (Berlin) zu verleihen sei. Das Preisgericht empfahl, unter den genannten Verfassern und dem des Entwurfs Nr. 7, Architekt Opfermann (Mainz), noch einen engeren Wettbewerb zu eröffnen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Türkei. Die Einfuhr“ gebrauhter Effecten, Kleidungsstücke, von Lumpen und anderen derartigen Gegenständen aus in Quarantäne befindlichen Gegenden if untersagt.

Das Eisenbahn-Betriebsamt Berlin-Schneidemikhl macht bekannt: Vom 31. Juli d. I. ab läuft der Schlafwagen im Schnellzuge 61 (ab Friedrichstraße 11 Uhr 36 Min. Abends) wegen der Choleragefahr nur bis Alexandrowo.

Durch Verfügung des Negierungs-Präsidenten von Marien - werder vom 31. Juli is bei dem Dorfe Schillno im Kreise Thorn zur Verhütung des Einshleppens der Cholera cine Nevisionsanstalt für die aus Polen kommenden Traftenführer, Fsoßer, Schiffsbesazungen und Schiffépassagiere errihtet worden.

Das Amtsblatt des bayerischen Ministeriums des Innern veröffentliht eine an die Regierungen, Kammern des Innern, Districts-Polizeibehörden und Bezirksärzte gerihtete Ver- fügung des Ministers über Maßregeln gegen die Verbreitung der asiatischen Cholera.

Der Senat der Freien und Hansestadt Lübeck hat ein Verbot, betreffend Ein- und Durchfuhr gebrauchter Leib-, Bett- väsche, Kleider, mit Aus\{luß derjenigen von Reisenden, erlassen. Ferner is verboten die Ein- und Durchfuhr von Hadern, Lumpen aller Art, Obst, frishem Gemüse, Butter und Weichkäse aus Nußland. Ein gleiches Verbot hat die Regierung zu Stettin erlassen.

Breslau, 2. August. Der „Bresl. Z.“ wird mitgetheilt, daß die Blättermeldung von in Sosnowice vorgekommenen Cholera - Todesfällen der Begründung entbehre.

Wien, 1. August. Die Verwaltung der Kaiser Ferdinand- Nordbahn macht bekannt. daß der in die Schnellzüge 1 und 2 cin- gestellte Schlafwagen, anstatt wie bisher zwishen Wien und Warschau, von jeßt ab bis auf Weiteres nur zwishen Wien und Trzebinia verkehrt. Auf Antrag des Ministers des Inneren hat die Nordbahn bis auf Weiteres den directen Uebergang aus Nußland kommender Waggons auf österreichishes Gebiet eingestellt. Die Donau-Dampfschiffahrts-Gesellshaft hat den Verkehr zwishen Gala und Odessa infolge der von Rumänien angeordneten Quarantänemaßnahmen eingestellt.

St. Petersburg, 1. August. Am 30. Juli sind nah Mel- dung des „W. T. B.“ in der Stadt Astrahan an der Cholera 23 Erkrankungen und 15 Todesfälle vorgekommen, im Gouvernement Astrachan 194 Erkrankungen und 144 Todesfälle, in Woronesch 47 Erkrankungen und 9 Todesfälle, in Wiatka 9 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in der Stadt Kasan 35 Erkrankungen und 22 Todes- fälle, im Gouvernement Kasan 91 Erkrankungen und 60 Todesfälle, in Orenburg 34 Erkrankungen und 14 Todesfälle, in Samara 110 Erkran- fungen und 34 Todesfälle, in Saratow 76 Erkrankungen und 35 Todeê- fälle, in Simbirêéf 55 Erkrankungen und 19 Todesfälle, in der Stadt Charkow 8 Erfranfungen und 3 Todesfälle, im Gouvernement Charkow 79 Erkrankungen und 27 Todesfälle, in der Stadt Baku 6 Erkrankungen und 6 Todesfälle, im Gouverkement Baku 122 Er- franfungen und 51 Todesfälle, in Poti 6 Todesfälle und im Don- gebiet einshließlich Rostow 860 Erkrankungen und 385 Todesfälle. Ferner wurden in Zarizin am 29. Juli 26 Erkrankungen und 18 Todesfälle und in Nishny-Nowgorod am 31. Juli 19 Erkrankungen und 7 Todesfälle festgestelt. Auch aus Jelet sind einige Erkrankungen an der Cholera gemeldet.

(F) Christiania, 30. Juli. Aus Anlaß der Choleragefahr hat die Gesundheitscommission- allen Hausbesitzern aufgegeben, sofort eine sorgfältige Reinigung der Ställe, Aborte u. |. w. vorzu- nehmen. Die Gesundheitscommission wird nach kurzer Zeit alle Häuser der Stadt untersuchen. Die Stadtbehörden haben 10 000 Kronen zur Ausspülung der öffentlichen Kloaken bewilligt.

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnun gsstellen der Reichsbank sind im Juli 1892 1 331 919 400 4 verrehnet worden gegen 1 423 115 M im Iuni d. J. und 1 654 268 800 6 im Juli 1891,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 9217, niht rehtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien . sind am 30. v. M. rechtzeitig gestellt keine Wagen.

gestellt 2229, nicht

In der gestrigen Generalversammlung der Breslauer ODesl- fabriken wurde die für das Geschäftsjahr 1891/92 vorgeschlagene Dividende von 3 9/6 einstimmig genehmigt und dem Aufsichtêrath und der Direction Decharge ertheilt. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt. Die Auszahlung der Dividende erfolgt von heute ab in Berlin bei dem Bankhause Jacob Landau.

Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berihtet vom rheinisch-west- fälishen Eisen- und Stahlmarkt: Obgleich der Markt, wie gewöhnli um diese Ze t, einige Zweige ausgenommen, cine gewis}e Stille zeigt, so hat doch die bisher bemerkbare festere Haltung nicht nachgelassen. Die Stimmung ist daher nah wie vor cine verktrauens- volle. In Eisenerzen ist das Geschäft ziemli regelmäßig ; die geförderten Posten finden s{chlanken Absay und die Preise, die sich seit einigen Monaten allmählich gesteigert haben, fönnen ih fest behaupten. Luxemburg-Lothringer Minette ver- harrt auf ihrem früheren Standpunkte. Spanische Erze wurden in leßter Zeit wieder lebhaft verschifft und die Preise konnten um ein Geringes anziehen, doh läßt im ganzen das Geschäft noch viel zu wünschen übrig. Auf dem Roheisenmarkt ist die Stimmung unverändert geblieben; der Absatz i} im allgemeinen stetig, wenn au, wie für den Sommerbedarf erklärlih, nur in ver- bältnißmäßig kleineren i Im Siegerlande is das Eisengeschäft im leßten Monat ebenfalls befriedigender gewesen. Spiegeleisen zeigt feste Haltung, wenngleih das Geschäft zur Zeit sih in engerem Rahmen abspielt. Es is für das dortige Gebiet von Belang, daß das Kokssyndicat für die Ausfuhr von Spiegeleisen ebenso wie für die abgelaufenen Quartale eine Ver- gütigung bewilligt hat. Puddelroheisen ist im ganzen ziemlich gut begehrt, ebenso Thomaseisen; Gießereiroheisen dagegen noch vernahlässigt. Auf dem Walzeisenmarkt ist im allgemeinen der Standpunkt unverändert. Für Stabeisen ift augenblicklih die Inlandnachfrage eine befriedigende, auch vom Auslande her scheinen in leßter Zeit die Anfragen wieder häufiger zu werden. In Anbetracht der üblichen sommerlichen Nuhe, die auch wobl noch eine zeitlang anhalten dürfte, ist daher das Geschäft durchaus nicht. ungünstig. Die Preise behaupten sih augenblicklich fest, sind allerdings gegenwärtig au noch nicht derart, daß fie die außer dem Verband stehenden Werke zu Unterbietungen verlocken anten. Träger- eisen ist unverändert, die Nachfrage ist noch immer leidlih bei ge- drückten Preisen. Die Nachfrage näch Bandeisen ist unverändert rege und die Preise sind infolgedessen fes. Grobbleche stehen genau auf dem früheren günstigen Standpunkte, namentlich was den reihliden Eingang von neuen Aufträgen an- belangt; die Preise behaupten sh durchaus fes. Jn Fein-

blechen hat die regere Nachfrage bei unveränderten Notirungen angehalten; die Siegerländer Werke vereinbaren jeßt innerhalb ge- wisser Fristen regelmäßig cinen Minimalgrundpreis, um der Preîs- \{leuderei in stilleren Perioden vorzubeugen. Der Arbeitsbedarf auf dem Drahtmarkt ift bereits für das laufende Vierteljahr gedeckt, sodaß das Geschäft sowohl für Walzdraht wie für gezogene Drähte augenblicklich wieder still ist. Die ECisengießereien und Maschinenfabriken sind im ganzen genommen noch wenig be- friedigend beschäftigt, doch läßt sich vereinzelt cine etwas bessere Nach- frage feststellen.

; Der Eschweiler Bergwerkéverein erzielte im abge- laufenen Geschäftsjahre 1891/92 einen Rohgewinn von 1 554 894 gegen 2 499 655 M in 1890/91.

Leipzig, 1. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,75 , per «September 3,775 M, per Oktober 3,80 4, per November 3,80 M, per Dezember 3,827 H, per Januar 3,85 #4, per Februar 3,85 M, per März 3,873, per April 3,87} A Umsay 20 000 kg

Mannheim, 2. August. (W. T. B) Wie die „N. Bad. Landesztg.“ meldet, ist der Großindustrielle Franz Thorbecke in Arofa im Enggdin am Herzschlag gest or be

Meiningen? 1. August. (W. T. BF Gewinnziehung der Meiningev 7-Fkb-Loose: 8000 Fl. Ser. 1658 Nr. 11, 2000 Fl. *Ser. 4948 Nr. 17, je 300 Fl. Ser. 1283 Nr. 30, S N 22 Cer B N _ Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Prämien-Ziehung der Köln-Mindener Loose: 55000 Thlr. Nr. 91 450, 6000 Thlr. Nr: 914253, 3000 Ihle: Nr: 47584 2000 hlt. Nt 41000 ie 1000 Thlr. Nr. 91405 91433 120792 159895, 500 Thlr. Nr. 91425, je 200 Thlr. Nr. 47552 47571 91416 91437 120754 120756 120765 159855 159865 159869 159900

Wien, 1. August. (W. T. B.) Serienziehung der öster- reihischen 1860er Loose: 25 529 597 687 896 1058 1132 1143 1144 1371 1434 1512 1583 1784 1785 1888 1908 1993 2031 2096 2192 2233 2942 2566 2576 2633 2649 2676 2792 3201. 3219-3524 3769 3814 3938 3970 4142 4328 4421 4691 4823 4910 5124 5443 5601 5620 5820 5898 6080 6256 6437 6556 6577 6721 6775 6941 6984 7003 7087 7240 7251 7260 7343 7481 7561 7858 T7863 7975 8027 8096 8150 8322 8382 8415 8743 8920 8983 9158 9161 9179 9252 9733 9764 9904 9976 10274 10643 10734 10845 10903 T5 TL1I26 11222 11788 11975 12156 12368 12619: 12808 12062 13341 13498 13503 13596 13697 13785 13893 14266 14535 14805 14892 15065 15180 15276 15289 15299 15470 15517 15685 15952 15993 16121 16191 16300 16337 16443 16610 16776 16925 16937 17087 17234 17467 17879 17890 17906 17908 18017 18022 18077 18310 18380 18414 18561 18594 18657 18666 18804 18829 18872 18943 19031 19055 19088 19097 19113 19380 19418 19578 19824.

Wien, ?. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. Iuli bis 28. Juli 819 227 Fl., Mehreinnahme 48 222 FI.

New-York, 1. August. (W. T. B.) Die B örse war anfangs stetig, wurde dann allmählih matt. Der Schluß war lustlos, aber fest. Der Umsaß der Actien betrug 232000 Stück. Der Silber- vorrath wird auf 2010000 Unzen geshäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Für den Staatëshatz wurden 450 000 Unzen zu 89,73 à 85,74 angekauft.

Weizen durchweg stetig. Mais anfangs stetig, dann an- zichend, später Reaction auf günftiges Wetter. Schluß behauptet.

Visible supply an Weizen 23 992 000 Bushels, do. an Mais 7 004 000 Bushels. :

Chicago, 1. August. (W. T. B.) Weizen anfangs be- hauptet, dann befestigt, spätere Reaction durch Mais beeinflußt ; Schluß behauptet. Mais anfangs ruhig, dann fester, später wieder nachgebend auf große Zufuhren; Schluß stetig.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englishe Post über Ostende vom 1. d. M. ausgeblieben. (Brund: Zugverspätung in England.

Brêmeèn, 2 August (W: T. B) Norddeutscher Lv Der Schnelldampfer * „Kaiser Wilhelm 11.“, nach New-York be- stimmt, hat am 1. August Morgens Lizard passirt. Der Postdampfer „Berlin“, vom La Plata kommend, hat am 1. August Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 30. Juli Vor- mittags von New-York via Southampton nah der Weser abge- gangen. Der Postdampfer „Weimar“, am 21. Juli von Bremen abgegangen, ist am 1. August Morgens in New-Y ork angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda" ist am 31. Juli Morgens in New- Y ork angekommen. Der Postdampfer „Condor*“ ist am 31. Juli von Bahia nah Bremen in See gegangen. Der Postdampfer „Dresden“, von Baltimore kommend, hat am 1. August Bor- mittags Dover passirt.

_Sriest, 1. Aug (B) Der Llo bambfer „Vorwärts“ ist am Sonnabend Nachmittag hier eingetroffen.

London, 1. August (W. T. D) Dex Untondampyfer „Nubian“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Southampton angekommen.

Christiania, 1. August. Der Telegraphen-Director Nielsen ist heute Vormittag am Herzschlage gestorben.

Theater und Musik.

Im Lessing-Theater wird morgen Hermann Sudermann's Schauspiel „Die Ehre“ zum ersten Mal in der neuen Spielzeit, und zwar in der ursprünglichen Beseßung aller - Hauptrollen, gegeben werden. Am Freitag wird „Sodoms Ende“ wiederholt.

Im Friedrich - Wilhelmstädtishen Concert-Park findet morgen wieder ein Parkfest statt. Die Concertmusik wird von der Berliner Concertcapelle und dem Orchester des Friedrih-Wilhelm- städtishen Theaters ausgeführt. Das Fest beginnt um 6 Uhr und endét um 12 Uhr.

Das Gastspiel des Herrn Bötel im Kroll’schen Theater geht, wie bereits mitgetheilt, am Donnerstag zu Ende. Der Künstler verabschiedet sih an dicsem Abend als „Postillon von Lonjumeau“. Signorina Prevosti ist am Montag aus Genua hier eingetroffen, U l. Det - Proben „Vil u nébmei Sle Wi Wis Pon geteldt am Freitag als. „Traviata* aus, D Schluß der Woche bringt dann noch das Gastspiel Emil Göyte's, der in einer seiner !hervorragendsten Rollen und zwar als „Prophet“ auf- tritt. Fräulein Prosky, welche von ihrem Urlaub wieder zurückgekehrt ist, wird an diefem Abend “die Partie der Bertha singen.

In dem Sommergarten des Belle - Alliance- Theaters findet morgen das fünfte große Volksfest zu ermäßigtem Eintritts- preise (50 4) statt.

Mannigfaltiges.

Der Königliche Polizei-Präsident hat unterm 27. v. M. folgende Polizeiverordnung für die Locale mit weibliher Bedienung er- lassen, welche mit dem 1. Oktober d. I. in Kraft tritt.

8 1. In den Schankräumen der Gaft- und Schankwirthschaften, in welhen Kellnerinnen zur Bedienung der Gäste gehalten werden, find alle Einrichtungen verboten, durch welhe Räume oder Pläße versteckt, verhüllt oder in irgend einex Weise dem freien Ein- und Ueberblick entzogen werden. § 2. In den Gast- und Schankwirthschaften mit Kellnerinnenbedienung

darf der Betrieb des Schankgewerbes Morgens _ nicht vor 7 Uhr beginnen. § 3, Gaft- und Schänklwixthe,

welche in ihren Schanklokalen zur Bedienung der Gäste Kellnerinnen

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