1892 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Großbritannien und Jrland.

In beiden Häusern hat gestern die Verlesung der Thro n- rede der Königin zur Eröffnung des Parlaments statt- gefunden. Der Jnhalt der Rede besagt nah dem darüber vorliegenden Wolff schen Telegramm: Da die geseßzgeberischen Arbeiten schon vor der Auflösung des Parlaments abgeschlossen gewesen, sei es niht nothwendig, daß das Parlament zur Er- ledigung solcher Arbeiten in so vorgeschrittener Jahreszeit zusammenbleibe. Die Königin hoffe, daß das Parlament, wenn cs zur nächsten Session zusammentrete, auf dem Wege ciner nußbringenden und wohlthätigen Gesezgebung weitere Fortschritte machen werde. Ueber den Verlauf der Adreß- debatte wird berichtet :

Das Oberhaus nahm die Adresse an die Königin noch in sciner gestrigen Sizung an und vertagte sih darauf bis zum nächsten Montag. Jm Laufe der Discussion äuyerte Lord Kimberley: Da die Frage der irischen Politik in der Thronrede nicht aufgeworfen worden sei, so erscheine es nicht nothwendig, darauf einzugehen. Der Premier Marquis von Salisbury nahm alsdann das Wort zu einer Erklärung folgenden Jnhalts: Da die Politik der Regierung nicht an- gegriffen worden sei, so habe er sie auch nicht zu vertheidigen. Er Fei aber erstaunt, daß die Opposition ihre Grundsäße nicht vertheidige. Während das Unterhaus die Ansichten des ver- einigten Königreichs vertrete, komme im Oberhause weit besser als im Unterhause die Meinung Großbritanniens zur Geltung. Das Unterhaus habe die aus)chließlihe Fähigkeit zum Be- schließen über die Männer, die die Regierung bilden sollen. Sobald jedoch die Regierung gebildet sci, bereite he geseßgeberishe Maßnahmen vor und wenn dies ge- schehen sei, höre die exclusive Stellung des Unter- hauses auf, und der Antheil des Oberhauses an der Geseß- gebung sei demjenigen des Unterhauses gleich. Jm kommenden Jahre werde der Mittelpunkt des Jnteresses und der Action h im Oberhause befinden. Er hoffe, das Oberhaus werde der ernsten Aufgabe die gewohnte Weisheit und Entschlossen- heit entgegenbringen und keinen neuerfundenen Theorien und eingebildeten speculativen Lehren gestatten, es den großen Grundsäßen abtrünnig zu machen, auf denen das Reich be- gründet sei und durch die allein cs aufrecht erhalten werden könne.

Im Unterhause beantragte der Deputirte Barton, von Croß unterstüyt, die Adresse zur Beantwortung der Thronrede. Beide Nedner beglückwünschten die Regierung zu der erfolgreichen Gesehgebung und forderten die Opposition auf, sih über ihre Absichten hinsichtlih Homerule zu erklären. Der Deputirte Asquith brachte hierauf ein Amendement zu der Adresse cin, welches das Mißtrauensvotum gegen das gegenwärtige Cabinet enthält. Jn diesem Amendement wird erklärt: Die Regierung müsse das Vertrauen des Unterhauses und des Landes besißen, die gegenwärtige Regierung aber besiße dieses Vertrauen nicht. Dies sei die Frage, welhe zum Austrag gebracht werden müsse, jeder andere Gegenstand sei als unerheblich bei Seite zu lassen. Burt unterstüßte das Mißtrauensvotum. Sodann nahm der Schazkanzler Goschen das Wort und erklärte: Asquith sei bemüht, die Debatte auf die englishen Grenzen zu beschränken, aber Burt sei nicht darauf eingegangen. Die Mehrheit der Bevölkerung von Großbritannien habe sich von neuem gegen die Abtrennung Jrlands crklärt. Es sei unmöglich, in dem Heabsihtigten Schweigen über Homerule zu verharren. Die gegnerishe Partei sei niht homogen, und cs sei unbekannt, ob Gladstone sich die Zustimmung aller unab- hängigen irishen Nationalisten oder der Arbeiterpartei sichern fönne. Sollte Homerule vom Parlament angenommen werden, jo würde sie von der irischen Partei der Majorität des Königreichs aufgezwungen werden. Die Unionisten hätten die Pflicht, in der bevorstchenden Session und stets gegen dic Desintegrirung britisher Jnstitutionen zu kämpfen. N Carthy griff die seitens der jeßigen Regierung be- folgte irishe Politik an, welche in einer fortlaufenden Verge- waltigung bestche. Von der Opposition forderte der Redner die Abgabe der Versicherung, daß ihre Homerule-Bill, falls sie dem irishen Volke annehmbar erscheine, von der Giad- stonianischen Regierung mit aller Energie gefördert werden fjolle und daß sie, falls sie vom Oberhause verworfen werden sollte, im Vordergrunde der liberalen Gesehgebung bleiben werde. Der Redner betonte ferner die Nothwendigkeit ciner Untersuchung bezüglich der Vertreibungen von Pächtern jowie bezüglich derjenigen Jrländer, welche wegen politischer Vergehen gefangen gchalten würden, und sprach schließlich die Hoffnung aus, daß das Zwangsgeseb aufgehoben und inzwischen bis zu seiner völligen Aufhebung suspendirt werde. Jm weiteren Verlauf der Sißung erklärte Redmond: Er und seine Partei würden für das von Asquith beantragte Amende- ment zur Adresse stimmen, um die jeßige Regierung zu stürzen ; er verlange aber Aufshluß über die Absichten der liberalen Partei, die hoffentlich ihre Zusagen betreffs Jrlands zu halten beabsichtige: die Parnelliten forderten ein irisches Parlament, das eine freie unbeschränkte Controle über die irishen Angelegenheiten besiße, und wünschten in erster Linie Homerule durchgeführt zu schen. Außerdem verlangten sie auh cine Untersuhung wegen der vertriebenen Pächter und wegen der politischen Gefangenen. Hierauf wurde die Debatte vertagt.

Vor der Sizung des Unterhauscs wurde unter Vorsiß Gladstone’'s eine Versammlung der Liberalen abge- halten, in der über die Haltung, welhe die Partei in der neuen Kammer einzunehmen gedenke, und über das Mißtrauensvotum Beschluß gefaßt wurde. Die liberalen Deputirten für Wales beschlossen gestern, die Homerule - Frage zu unterstüßen und ihr Möglichstes auf- zubieten, damit das projectirte Geseg für cine Trennung der Kirche vom Staat in der Kammer eingebracht werde. Die Liberalen betrachten diese Maßregel als zweitwichtigstes politishes Programm ihrer Partei. ;

Das angekündigte Blaubuch über die Vorgänge 1n Marokko ist gestern veröffentlicht worden. Dem „W. T. B.“ zufolge werden darin im allgemeinen die bereits bekannten Meldungen der Blätter bestätigt; Sir Euan Smith stellt jedoh in Abrede, den Vertrag zerrissen zu haben. Eine Depesche von Smith vom 18. April legt dar, daß Spanien, Jtalien, Deutschland, Oesterreich-Ungarn den dem Sultan unterbreiteten Vertrag billigten. Eine Depesche Lord Dufferin's vom 23. Mai theilt mit, daß der fran- zösische Minister des Auswärtigen Ribot den Ver- trag den Departements für auswärtige Angelegen- heiten und für Handel zur Prüfung unterbreiten und das Ergebniß bekannt gebun werde. Am 9. Juni be-

richtete Lord Dufferin: Ribot habe auf feine Anfrage, ob der Vertrag bereits ciner Prüfung unterzogen sei, geantwortet, die Bestimmungen des Vertrages erschienen ihm durchaus cinwandsfrei. Gleichzeitig habe Ribot jedoch auf das Gerücht hingedeutet, daß Euan Smith dem Sultan von Marokko noch andere Forderungen vorlegen würde. Er (Dufferin) habe Ribot versichert, daß di-ses Ge- rücht durchaus unbegründet sei. Jn einer weiteren Depesche betont Smith, daß der abgeschlossene Vertrag gültig sei, obwohl der Sultan nach dessen Ünterzeichnung den Commissären die Vollmachten entzogen habe.

Frankreich.

Nach dem endgültigen Ergebniß der Generalraths- wahlen gewannen die Republikaner insgesammt 195 Sigze. Die Conservativen verfügen gegenwärtig nur in sechs Departc- ments über die Mehrheit.

Die Nachricht italienischer Blätter, der Negus Menel ik habe an die französishe Regierung cinen Emissär gce- \chickt, wird in einer aus Regierungskreisen stammenden Mit- theilung an die Zeitungen für völlig unbegründet erklärt.

Ueber die diesjährigen Corps manöver der französischen Armee ist bereits in Nr. 177 des „R.- u. St.-A.“ vom 29. Juli näheres mitgetheilt worden. Außerdem werden der „N.-Z.“ zufolge 13 Divisionen Jnfanterie dreizehntägige, 26 Brigaden Infanterie vierzehntägige, 3 Divisionen Reserve, 1 Brigade Rejerve und 4 „gemischte“ Regimenter zehntägige, 6 Bataillone Jäger zu Fuß und ein Regional-Regiment 15tägige, 6 Divisionen Cavallerie 25tägige, 14 Brigaden Cavallerie 10tägige und cine Brigade des Nordens 25 tägige Uebungen abhalten. Daran schließen fih Lagerübungen in den Alpen während 90 Tagen und für 12 Compagnien nur während 30 Tagen ; Manövermärsche in den Alpen während 20 Tagen mit Betheiligung der Cavallerie; Manövermärsche in den Vogesen während zehn Tagen und Lagerübungen während dreißig Tagen: Cadresmanöver der Jnfanterie während fünf und der Cavallerie während sieben Tagen. Festungsmanöver sollen dieses Jahr nicht stattfinden.

Nach den heutigen Morgenblättern sind in den Departe- ments Saône-et-Loire und Nord Dynamitdiebstähle vor- gekommen.

Ftalien.

Der Minister des Auswärtigen Brin hat dem Sindaco von Genua nunmehr mitgetheilt, daß der König und die Königin am 7. oder 8. September sich nach Genua zu be- geben gedächten, sowie daß fast sämmtlihe Mächte die Ein- ladung Ztaliens angenommen hätten, anläßlich der Co lumbus- feier Kriegsschiffe nah Genua zu entsenden. Der Minister beglücwünschte gleichzeitig den Sindaco dazu, daß Genua der Schauplaß dieser Feier sei.

Der Minister-Präsident Giolitti wird seine Programm- rede, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Rom schreibt, erst gegen Ende September, nah den Genueser Columbusfesten, halten. Jn Nom ist inzwischen ein Ausschuß unter dem Vorsiß des Deputirten Baccelli in der Bildung begriffen, der die Vor- bereitungen für das dem Minister-Präsidenten zu bietende Bankett treffen wird. Dieses soll in dem Hauptsaal des Aus- stellungs-Palastes an der Via nazionale stattfinden.

Spanien.

Dic spanische Regierung hat beschlossen, anfangs September drei Panzerschiffe, einen Kreuzer und ein Kanonenboot zur Columbusfeier nah Genua zu senden.

Belgien. Ueber die zur Zeit zwishen Frankreich und dem

Congostaat schwebende Grenzstreitfrage bringt dic „Köln. Ztg.“ folgende, den belgishen Standpunkt be- zeichnende Darstellung: Die Grenzstreitigkeiten zwischen dem Congostaat und Frankreich haben im Januar dieses Jahres begonnen. Nachdem seit zwei Jahren die belgishen Forscher Van Gêèle und Roget am Ubangi Posten errichtet und mit den Häuptlingen Verträge abgeschlossen hatten, nahdem der Congostaat das Recht der ersten Besiß- ergreifung solherweise für sih hatte, rujtete Frankreich Forschungszüge nach dem Ubangigebiet aus. Dagegen erhob der Congostaat Einspruch, Frankreich aber rüjtete 1m Februar die Expedition Liotards aus, welcher der crmordete Lieutenant von Poumayrac angehörte. Der König der Belgier licß darauf der französischen Regierung vorschlagen, die Besißfrage einem inter- nationalen Ausschuß von Geographen und Rechtsgelehrten zu unterbreiten, worauf Ribot mit der Forderung der

Räumung des Ubangigebiets durch den Congostaat ant -

wortete. Darauf in reiste der Staatssecretär des Congo- staats Graf De Grelle - Rogier nach Paris, um die Bezeichnung cines Vermittlers durchzusezgen. Auch darauf ging die französishe Regierung nicht ein, sondern fie wies zwei Colonialbeamte an, mit ‘De Grelle eine Ver: einbarung zu entwerfen. Es kam dann ein Theilungsentwurf zu stande, der die Franzosen jedoch nicht befriedigte. Am 15. Zuli d. J. waren die weiteren Unterhandlungen über andere Vorschläge des Congostaats bereits aufgegeben worden. Der König hat, derselben Blatt zufolge, außer dem französishen Cassations-Rath Dujardin und dem britishen Obersten North den chemaligen französischen Unter-Staatssecretär für die Kolonien Félix Faure auf cinige Tage zu sich nah Ostende geladen, um sih mit ihnen über die Congo-Angelegenheiten zu berathen. Wie das „Mouvement Géographique“ erfährt, will die Gesellschaft für den Handel am oberen Congo von dem Congostaat 200 000 Gr. Schadenecrsaß für die Behinderung ihres Betriebs fordern.

Asien.

Eine aus Taschkent in St. Petersburg eingegangene Meldung besagt dem „W. T. B.“ zufolge: die an der Grenze von Pamir befindlichen chinesischen Truppen hätten will- kürlicher Weise Orte beseht, die Rußland angehörten ; hie hätten sich jedoh ohne weiteres auf die erste Aufforderung des Chefs der russishen Pamir-Expedition, Obersten Janow, zurük- gezogen.

Afrika.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Tanger: Die Feindseligkeiten zwischen den Regierungstruppen und den Angheras seien gestern eingestellt worden; ihre Wieder- aufnahme sci jedo für heute oder morgen zu erwarten. 4

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Statistik und Volkswirthschaft.

Die Handelsschiffe der Welt.

Nach den vom „Bureau Veritas“ aufgestellten Tabellen zählen die Kauffahrerflotten der Erde insgesammt 43514 Schiffe. Davon sind 33 876 mit einem Tonnengchalt von 10540 051 t Segel- chiffe, 9638 mit 12825 709 t Dampfschiffe. Der Durchschnitts-

gehalt der Segelschiffe beträgt hiernah 311, derjenige der Dampfer

1331 t. Im vorstehenden sind nur Seeschiffe gezählt: die Binnen- \{iffahrt ist nit berücksichtigt. Die Dampfschiffe der verschiedenen Nationen sind, nach dent Tonnengehalt geordnet, in folgender Tabelle angegeben : Staat der Schiffe e Anzahl Tonnengehalt Großbri A Da 8 043 872 E 689 930 751 Sa a s e 471 805 983 Bereiniale Sl «5 419 033:399 Tur o E E 350 423 627 Schweden und Norwegen . .. 774 417 065 S 200 294 705 OUGI i a os ies 164 220 014 M i S 230 177.758 U t 197 154 497 D A 111 149 447 S 147 123 279 Bm D 98 046 Bn 129 75 970 Green A 68 70 435 T 41 49 363. Großbritannien überragt hiernach nicht allein jedes einzelne der angeführten Länder, sondern alle andern zusammen, denn es entfallen darauf 5509/6 der Zahl und 6309/6 vom Tonnengehalt aller ange- führten Schiffe. Allen andern Ländern steht Deutschland voran.

_ E Ein socialpolitisher Congreß

ist am Sonntag in Antwerpen zusammengetreten. Wie der „Frff. Ztg.“ gemeldet wird, sind etwa fechshundert Theilnehmer an- wesend, darunter dic Hälfte fremde, namentlih deutsche National- öfonomen, ferner die Minister Beernaert und Debruyn. Der Prâä- sident der Versammlung Strauß wies in feiner Eröffnungsrede auf die Nothwendigkeit hin, gegen den Protectionismus zu arbeiten. Graf Caffa, italienisher Delegirter, sprach in demselben Sinn inm Namen der fremden Anwesenden. :

Zur Arbeiterbewegung.

Der Parteitag der socialdemokratishen Partei, der in diesem Jahre in Berlin am 16. Oktober zusammen- treten soll, wird sich, wie die „Voss. Ztg.“ bemerkt, in erster Reihe mit der Fehde zwishen den Reichstags - Abgeordneten von Vollmar und Liebknecht (vergl. Nr. 170 d. Bl.) zu: beschäftigen haben, die allerdings niht auf der officiellen Tagesordnung stehe. Als Gegenstände der Verhandlung des Parteitags führt das Blatt die folgenden an:

Geschäftéberiht des Parteivorstandes, Bericht der sieben Contro- leure (die gegenwärtig in Stettin, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Dresden und Hannover ihren Wohnsiy haben), Bericht über die parlamentarishe Thätigkeit der Reichstags-Fraction , die Maifeier 1893, der internationale Congreß in Zürich, das Genossenschaftswesen, die wirthschaftliche Krisis und ihre Folgen, der allgemeine Nothstand, der Antisemitismus und die Socialdemokratie, Berathung derjenigen Anträge der Parteigenossen, die bei den voraufgehenden Punkten der Tagesordnung nicht bereits ihre Erledigung gefunden haben, Wahl der Parteilcitung und Bestimmung des Orts, wo sie ihren Siß zw nehmen hat.

In Breslau striken, wie der „Vorwärts“ berichtet, die an der Clisabethkirhe beschäftigt gewesenen Steinmeßen. Der Unter- nehmer Künzel bot, nach den Angaben des Blattes, für den Ouadratmeter Maßwerk 36 #, während die Arbeiter min- destens 48 A. forderten. Es fand darauf eine Steinmeten- versammlung statt, in der auch Meister zugegen waren. Man billigte durchweg die Forderung, sowie die Handlungsweise der Ausständigen. Die Versammlung beschloß einstimmig, auf An- trag zweier Werkführer, daß dic ausständigen Gehilfen pro Quadrat- meter 55 4. fordern sollten. Nun erklärte Künzel, 48 4. zahlen zu wollen, wurde aber abgewiesen. (Vgl. die- gestrige Nr. 185 d. Bl.)

Bei der neuen Elbbrücke bci Loshwiß-Dresden haben,

wie dasselbe Blatt mittheilt, etwa 3ŒArbeiter, die als Schlosser ,„

Sch miede 2c. beschäftigt waren, die Arbeit niedergelegt, weil ihnen eine Lobnforderung nicht bewilligt wurde; auch glauben fie andere Beschwerdcpunkte zu haben.

In Kesmark (Ungarn) sind die Weber der Damastwaarcn- Fabrif vonPrimavesi, Silberberg und Hoffmann auëständig. Als Ursachen des Ausftandes werden im „Vorwärts“ genannt : Arbeitsunterbrehungen bis zu drei Tagen ohne jede Entschädigung, \chlechtes Material zum Weben, Abzug von 2 Kreuzern pro Gulden für die Krankenkasse, wofür die Arbeiter nur ärztlihe Behandlung, und Medicamente crhielten.

Ein Bergarbeiterausstand, der in Petrozseny (Ungarn) am 18. Iuli ausbrach, angeblich, weil der Director der Werke den Organisationsbestrebungen der Arbeiter entgegen war, hat, wie die Budapester „Arbei erpresse“ mittheilt, mit einer vollständigen Niederlage der Arbeiter geendet.

Aus London wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Die Ketten - macher vcn Süd-Staffordshire und Ost-Worcestershire besprachen in einer Versammlung den Antrag der Fabrik-

besiver, die Löhne um 10% herabzuseßen. Einstimmig,

wurde eine Lohnverminderung verworfen und ein allgemeiner Auéstand beschlossen. Ein soeben veröffentlihter Be-

rit der Nordost-Eisenbahn giebt eine Uebersicht der Kosten des.

Durhamer Ausstandes. Diese Eisenbahn hat allein durch den Ausstand an 250 000 Pfd. Sterl. verloren. Der Personenverkehr fiel um 26 000 Pfd. Sterl. und der Mincralientranéport um 5 Millionen Tonnen. Es wird berechnet, daß der Ausstand im ganzen mehr als 5 Millionen Pfund gekostet habe.

Ein Pariser Telegramm des „Wolff schen Bureaus“ berichtet : Nach einer Meldung aus Roubaix ‘hat wegen des Sieges der Sccialisten bei den Generalrathswahlen am Sonntag eine focia- listishe Kundgebung stattgefunden, an der sih der Maire und ein Beigeordneter, die beide Socialisten sind, betheiligten. Die Polizei schritt ein, nahm eine rothe Fahne weg und verhaftete zwei Personen. Ein Pariser Telegramin des „H. T. B.“ meldet, daß eine Generalversammlung der Steinhauer in Saint Florent (Cher) infolge der Weigerung der Arbeitgeber, den Forderungen der Arbeiter gerccht zu werden, beschlossen habe, den Ausstand fortzufeßen und auf Kosten des Syndicats die Ausbeutung der Steinbrüche fort- zuführen. Ein Deputirter der Arbeiter und ein Nusfchuß des Syndikats organisiren ein neues Unternehmen.

Aus Duquesne (Pennsylvanien) meldet ein New-Yorker Tele- gramm des „W. T. B.“, die ausstän digen Arbeiter hätten die Arbeit wieder aufgenommen. Die Gesellschaft der Carnegie schen Werke fei somit siegreih aus dem Strike hervorgegangen.

Kunst und Wissenschaft.

Des „Urkundenbuch der Stadt München“ ist, wie die M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, neuerdings Berathungsgegenstand beider dortigen städtischen Collegien gewesen. Nach seiner Fertig- stellung wird cs die wichtigsten Urkunden, welche auf die Ge chidhte der Stadt München Bezug haben, in systematisher und chrono- logisher Anordnung enthalten, also eine sehr umfangreiche Arbeit erfordern. Mit der Bearbeitung der Urkunden bis zum Jahre 14992 einshließlich ist Reichs - Archiv - Assessor Dr. P. Wittmann, mit jener der Urkunden vom Jahre 1500 an

Archiv-Rath E. von _ Destouches betraut; als fachverständiger Beirath wirkt dabei Ober-Bibliothekar Dr. S. Riezler. In einer am 13. Juli abgehaltenen commissionellen Berathung wurde festgeseßt, daß zuerst die Urkunden über bürgerliche Verhältnisse und erst nah diesen die auf das religiöse Leben bezüglichen Urkunden herausgegeben werden sollen, womit die Stadtverwaltung einverstanden ist. Die Arbeiten für die Herausgabe sind nun abgesehen von den umfangreichen zeit- raubeuden Vorarbeiten soweit vorgeschritten, daß demnächst schon an den Druck der beiden ersten Bände gegangen werden kann. Außer den wichtigeren Urkunden, welche vollständig zum Abdruck gelangen werden, sollen auch die übrigen dem Inhalte nah ausgezogen oder doch ver- zeichnet werden und in der Form von Regesten zur Behandlung ge- langen. Die Vorarbeiten find übrigens bereits für mehrere Jahr- hunderte schr weit gedichen : cine mühevolle Arbeit, von der am besten die Thatsache zeugt, daß es sich um mehrere Zehntausende von Ur- funden handelt. /

In Braunschwei g ist am 4. d. M. der Geheime Medizinal- Rath Dr. Engelbrecht im Alter von 79 Jahren gestorben. Er war nicht nur als Arzt und Schriftsteller thätig, sondern hat sich auch als Pomologe cinen Namen gemacht. Lange Jahre hindurch war cer Ausschußmitglied des Deutschen Pomologen-Vercins und leitete als Präsident dessen achte Jahresversammlung. ¿

Der bejahrte Director der Kaiserlihen Gemälde-Galerie in Wien, Hofrath Eduard Ritter von Engerth is auf sein An- suchen in den Nuhestand verseßt und an seiner Stelle der bisherige Custos August Schäffer zum Director der Galerie und zum Leiter der mit dersclben vereinigten Restaurir-Anstalt ernannt worden.

Ueber den wie gestern gemeldet in Brüf sel gegenwärtig stattfindenden dritten internationalen Anthropologencon- greß wird der „Nat.-Ztg.“ von dort geschrieben: Der erste internatio- nale Anthropologencongreß wurde 1887 in Nom, der zweite 1889 in Paris abgehalten. Der erste Punkt der Tagesordnung: „Giebt es einen anatomish bestimmbaren Verbrechertypus ?“, zu welchem die Brüsseler Professoren Houzé und Warnots als Berichterstatter an- gemeldet sind, scheint speciell gegen die von Professor Lombrofo aus- gehende Theorie gerihtet zu sein, welhe den Trieb zum Ver- brechen als eine rein physische und unvermeidlihe Erscheinung betrachtet und ein vollständiges System der „Merkmale des Verbrechers“ auf- gestellt hat. Schon auf dem Pariser Congresse wurde die Theorie der italienischen, positivistishen Schule von hervorragenden Gelehrten an- gegriffen und widerlegt, und der gestern begonnene Brüsseler Congreß wird Über diese bereits veraltete Lehre wohl endgültig den Stab brechen. Das scheint Professor Lombroso auch zu ahnen, da er troß mehr- facher, dringender Einladungen die Theilnahme an dem Congreß abge- lehnt hat. Wenn aber auch der Verbrechertypus als folcher ein über- wundener Standpunkt ist, so wird damit die Frage der Verantwort- lidkeit des Verbrehers noch nicht erledigt sein. Es giebt eine Kategorie von Individuen, die sich ihrer gesellschaftlihen Umgebung nicht anzupassen vermögen. Hierher gehören die fogenannten geborenen Nerbrecher cinerscits, und die rückfälligen Verbrecher andererseits. Die Positivisten verlangen für diese Klasse von Verbrechern keine Strafe, fondern einen socialen Schutz, lebenslängliche Internirung. Diese und ähnliche Fragen werden ohne Zweifel auf dem Congresse zu erregten Erörterungen Veranlassung geben, wie sich auh aus den nachstehenden Punkten ergiebi, die wir der überaus reichhaltigen Tagesordnung entnehmen: „Kritishe Prüfung der Charaktereigenshaften des geborenen Verbrechers“, „Der franfhafte Trieb zum “Verbrechen“, „Functionelle Ursachen des Ver- brehens“, „Die Verbrechen des Irrsinns“, „Das Verbrecherthum und die volfswirthschaftlihe Krisis", „Einfluß der Gewerbe auf das Ver- breWerthum“, „Die Presse als Verbreiterin des Verbrecherthums und Maßregeln zur Beschränkung der Preßfreiheit in dieser Richtung“ u. \.w. Der Congreß wird eine ganze Woche dauern und täglih zwei Sißungen abhalten. Am Donnerstag wird König Leopold der Sißung beiwohnen und am Abend des nämlichen Tages die Congreßmitglicder im Königlichen Schloß empfangen. Wie „H. T. B.“ aus Brüssel meldet, erregte im Anthropologen-Congreß die Erklärung des chinesi- hen Deputirten großes Aufjchen, wonah in China energisch gegen den Einfluß des Lasters gewirkt wird. Wenn in China cin Kind ein Verbrechen begeht, so werden dessen Eltern gerichtlich belangt; ebenfo werden die Gemeinde-Vorsteher, in deren Bezirk ein Verbrechen be- gangen, wegen mangelhafter Ueberwachung zur Verantwortung ge-

zogen, hingegen diejenigen belohnt, wo am seltensten Verbrechen vor-.

kemmen.

Land- und Forstwirthschaft.

Ueber den Saatenstand bezw. Ernteausfall in einzelnen Gouvernements Rußlands wird uns weiter berichtet (vgl. Nr. 181 des „R.- u. St.-A.“ vom 3. August):

Auf der Jnsel Oesel hat Roggen in der Blüthezeit durch vielen Negen gelitten und dürfte wie Weizen, welcher fsih in den lezten Wochen recht erholt hat, eine lcidliche Mittelernte ergeben. Desgleichen steht Gerste befriedigend. Dagegen haben Hafer und Kartoffeln durh Regen stark gelitten und sind in der Entwickelung zurückgeblieben.

In Polen 1st die Roggenernte beinahe ganz vollendet, und die Weizenernte beginnt. Das Resultat wird theils be- friedigend, theils gut scin.

Im Bezirk Rostow a. D. ist die Getreideernte beendet und Tann als eine recht gute bezeichnet werden. Zahlen über den muthmaßlichen Ertrag zu geben ist bis jezt noch nit möglich, aber das disponible Quantum an Weizen, Gerste und Hafer ist bedeutend. Roggen wird dort weniger an- gebaut.

Im Gouvernement Stawropol, dem Kuban- - und Tere kgebiet ist Weizen bereits geschnitten und unter den günstigsten Verhältnissen eingebracht. Die Ernte entspricht in quantitativer Beziehung den hohen Erwartungen vollkommen, doch läßt qualitativ der Weizen zu wünschen übrig, da zu starke Beimischungen vorhanden sind. Roggen ist noch nicht überall vom Felde; man hofft auf einen guten Ertrag. Hafer und Gerste sind zum größten Theil noh nicht reif; theilweise hat man mit dem Schnitt begonnen und rechnet, wenn die Witterung günstig bleibt, auf eine reihlihe Ernte.

In den Gouvernements Tiflis, Elisabethpol und dem Bezirk von Sakataly ist die Ernte beendet. Dieselbe stellt sih aus verschiedenen Ursachen, insbesondere Regen- mangel, nur als eine Mittelernte heraus. Auch die Gouver- nements Kars und Eriwan werden keine volle Ernte ergeben.

In dem Gouvernement Kutais entwickelten sih infolge anhaltend guten Wetters die Maispflanzungen recht vortheil- haft, und sind die besten Ernteaussichten vorhanden.

Ernte-Aus sichten.

Der Stand der Saaten in den Hohenzollernschen Landen tonnte nah den vorliegenden Berichten im Juli ein guter genannt werden. Roggen, Dinkel und Weizen stellten eineu guten Ertrag in Aussicht. Der Kohlraps, dessen Blüthe einen s{hnellen Verlauf nahm und deshalb vom Glanzkäfer, welher sih wieder zahlrei eingestellt hatte, keinen namhaften Schaden erlitt, wird mchr als eine Mittelernte licfern, und auch von Rübenraps erwartet man ae folhe. Die Sommerfrüchte zeigten einen recht guten Bestand, und au Kartoffeln und Hakfrüchte standen außerordentlich günstig. Die Futterernte, welche bei günstiger Witterung zu Ende geführt werden konnte, befriedigte allgemein. Der Obstertrag dagegen wird trotz reichlichen Blüthenstandes nur ein spärliher werden, da L raube Witterung nachtheilig eingewirkt und auh der Apfel- lüthensteher vielfahen Schaden verursacht hat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Auf dem Central-Viehhof ift gestern früh, wie die „Allge-

meine Fleischer Zeitung“ meldet, bei einem Posten Schygine des gestrigen Auftriebs Maul- und Klauenseuche constatirt worden. Infolge dessen ist der Abtrieb vorläufig verboten. Ebenso wurde die Maul- und Klauenseuche bei einem Transport Hammel constatirt; diese wurden besonders gestellt, der Abtrieb # jedoch nicht verboten. __ Der Landrath des Kreises Teltow Stubenrauch hat die sanitätspolizeilihe Verordnung erlassen, daß alle Familienhäupter, Haus- und Gastwirthe sowie Medizinalperfonen niht nur verpflichtet sind, vorkommende Fälle von choleraartigen Erkrankungen der zu- ständigen Orts-Polizeibehörde anzuzeigen, fondern gleichzeitig au direct an den Kreisphysikus Professor Dr. Falk in Berlin SW., Schüßenstraße 5. Ferner verfügt der Landrath: Da das sicherste Mittel zur endgültigen Feststellung der Cholera die bafteriologishe Untersuchung der Stuhlentleerungen, und zwar nicht bloß mittels des Mikroskops, sondern auch mit Hilfe des Platten- culturverfahrens bildet, so ersuche ih die Orts-Polizeibehörden, sofort Erhebungen darüber anzustellen, welhe Aerzte in ihrem Bezirk mit derartigen bafteriologishen Unterfuhungen vertraut, auch zuverlässig, geeignet und bereit find, folhe Unterfuhungen auf Erfordern auszu- führen. Ueber das Ergebniß dieser Erhebungen fordert der Landrath binnen drei Tagen Bericht.

Wegen des starken Auftretens der Maul- und Klauenseucbe in der Mark darf laut amtlicher Bekanntmachung der am 16. d. M. in Den stattfindende Vichmarkt nur mit Pferden beschickt werden.

Breslau, 8. August. Die gesundheitlihe Ueberwahung der aus Nußland kommenden Eisenbahnreisenden, welche seit einiger Zeit auf den bereits früher bezeihneten Stationen stattfindet (siehe Nr. 178 des „N.- u. St.-A.*), wird, der „Schles. Ztg.“ zufolge, nach An- ordnung des Regierungs-Präsidenten zu Opveln nunmehr unverweilt auch auf die Station Herby der Eisenbahn Lubliniß—Herby aus- gedehnt werden.

Hamburg, 8. August. Der Senat der Stadt Hamburg hat zur Verhütung der Einschleppung der Cholera nunmehr eben- falls die Einfuhr und Durchfuhr von gebrauchter Leib- und Bett- wäsche, von gebrauchten Kleidern mit Aus\{luß von Wäsche und Kleidern von Reisenden, ferner von Federn und Lumpen aller Art, Obst, frischem Gemüse, Buttcr und Weichkäse aus Nußland für das Hamburgische Staatsgebiet bis auf weiteres verboten.

London, 8. August. Das „Neuter’she Bureau“ meldet aus Teheran von heute: In Astrabad habe ein Volkshaufe, da die Priester das Auftreten der Cholera dem“ Verkauf alkoholisher Ge- tränke zugeschrieben hätten, die Schankwirthschaften geplündert und die Waaren armenisher Kaufleute, welhe russishe Unterthanen seien, vernichtet. Det e Konsul habe die russishen Grenzbehörden um Hilfe gebeten, worauf 25 Ko- saken zur Bewachung des Konsulats abgeshickt worden seien; - gleichzeitig sei cin russishes Kanonenboot bei Astrabad eingetroffen. Die russishe Gesandtschaft in Teheran habe von der persischen Regierung Ersaß für den angerichteten Schaden ver- langt. Der Schah, welcher sih gegenwärtig in der Provinz auf- balte, habe auf die Nachriht von dem Auftreten der Cholera in Teberan seine unverzügliche Rückkehr nah der Hauptstadt telegraphisch angezeigt. Die Sterblichkeit in Teheran belaufe sih tägli auf etwa 25 Personen. Die Cholera wüthe besonders in den Dörfern des Districts Yezd und nähere sich Kaschan. In Täbris kämen täglih etwa 100 Cholera-Todesfälle vor.

Var S E De Gesund ettsrath hat, vie „W. T. B." berichtet, in seiner heutigen Sißüng festgestellt, daß gegenwärtig die Cholera-Epidemie in der Stadt Paris und innerhalb der Bannmeile fast völlig verschwunden und jede Ge- fahr als bescitigt anzusehen sei. Als die einzige Ursache der Epidemie erscheine das Wasser aus der Seine. Die Armee, deren Trinkwasser sorgfältig überwacht werde, sei von der Seuche frei geblieben.

S Dees E B) De Beiveser des Verkfehrs-Ministeruums Witte eröffnete, dem „W. T. B.* zu- folge, heute auf der Eisenbahnstation von Gryasi eine Volksfküche, durch welche täglich 3000 durchreisende Arbeiter gespeist werden fönnen. Nach den vom Minister auf feiner Besichtigungsreise ge- machten Erfahrungen hat der Mangel an genügender und ent- sprechender Nahrung für die zahlreichen unter Quarantäne ge- stellten Personen sehr häufig den Anlaß zu den vorgekommenen Un ruhen gegeben.

Handel und Gewerbe.

Jn deutschen Zeitungen erscheinen seit einiger Zeit An- fündigungen, in welchen die nachstehend verzeichneten Pariser Firmen: „Comptoir Montmartre, fondé en 1885, Béron directeur-gérant“, „Comptoir des Archives. Giros directeur- cœérant“, .Buncteux 65 Boulevard Voltaire“, Simon Finance- intermédiaire 6 rue Charlot“ fih zur Vermittlung von Dar- lehnsgeschäften erbieten. Von verschiedenen Seiten sind Klagen laut geworden, daß die genannten Firmen Personen, welhe sich auf diese Ankündigungen hin an sie gewandt haben, zunächst zur Einsendung von Vorschüssen, die angeblih auf Provision und Zinsen verrechnet werden sollen, veranlaßt, dann aber die fernere Correspondenz abgebrochen oder sih auf die Uebersen- dung werthloser Wechsel beshränkt haben.

Unter diesen Umständen kann den vorerwähnten Ankündi- gungen gegenüber nur zur Vorsicht gerathen werden.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 10107, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 3547, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Bcim Königlichen Amtsgericht 1! Berlin stanten am 8. August die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grund- buch von Stegliß, Band 21 Blatt Nr. 663, dem Landwirth Otto Hauer zu Friedersdorf bei Herzberg, der Frau Dr. Gracff, Marie, geb. Hauer, zu Stargardt i. P. und dem Unteroffizier Adolph Hauer zu Saarburg i. Elsaß gehörig ; Reinertrag 0,69 1, Fläche 9,31 a; Mindestgebot 201,41 .; für das Meistgebot von 7400 wurde der Kaufmann Wolff Wolfenberg zu Berlin, Holzmarkt- straße 2, Ersteher. Ferner Grundbuch vonSchöneberg, Band 19 Blatt Nr. 864, dem Architekten Nobert Hoffmann zu Groß- Lichterfelde gehörig, Fläche 6,85 a, Gebäudesteuer-Nußzungswekth 2000 4, Mindestgebot 544,65 4; für das Meistgebot von 33 000 16 Os der Maurermeister Carl Hoffmann zu Schöneberg Er- steher.

Aus Frank furt a. M. berichtet ein Wolff’sches Telegramm, daß cine gestern abgehaltene außerordentlihe Generalverfammlung der dortigen Effectensocietät beschlossen hat, einen Sonntags- Börsfenverkehr während dcs Winterhalbjahres niht mehr statt- finden zu laffen. -

Die Brutto-Einnahmcn der Orientbahnen betrugen in der 29. Woche (vom 15. Juli bis 21. Juli) 201 577,95 Fr, Zunahme gegen das Vorjahr 61 397,75 Fr., seit Beginn des Betriebsjahres vom 1. Januar bis 21. Juli 1892 betrugen die Brutto-Einnahmen 6 164 608,18 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 573 197,23 Fr.

Leipzig, 8. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin - handel. L Plata. Grundmuster B. per August 3,77} K, per

September 3,777 #4, per Oktober 3,80 #, per November 3,823 M, per Dezember 3,827 Æ, per Januar 3,85 Æ, per Febrmar 3,85 A, ver März 3,877 Æ, ver April 3,87} A Umsaß 15 000kg

Wien, 8. August. (W. T. B.) Die Vertreter der Dester- reichisch-Ungarishen Bank erklärten bei der Besprehung mit dem österreichishen und dem ungarishen Finanz-Minister, die Bank sei in der Lage, nah der Kundmachung und dem Inkrafttreten der Valutageseze der ihr obliegenden Verpflichtung sofort nach- zukommen.

Das Handelsgeriht hat zur Wahrung der Rechte der F OE der öôsterreihisch-ungarishen Staats- ahngesellshaft den Advocaten Weitlof in Wien als Curator bestellt.

Wien 8. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 29. Iuli bis 4. August 809 115 Fl., Mehreinnahme 48 888 Fl.

London, 8. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- ladungen angeboten.

Glasgow, 8. August. (W. «T. B.) Die Versch iffu n##g von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7005 Tons geëén 7030 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 8. August. (W. T. B.) Wolle fest, Garne ruhig, Stoffe unverändert.

Me Vor 8. aue ŒW. L B) Die: Borse wür anfangs niedriger, dann trat theilweise Reaction ein, der Schluß war im allgemeinen matt. Der Umsay der Actien betrug 171 000 Stü. Der Silbervorrath wird auf 2070000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 20000 Unzen. Für den Staatsfschag wurden 581 000 Unzen zu 84,48 angekauft.

Weizen anfangs fest, blicb den ganzen Tag fest auf europäische Wetterberihte. Schluß behauptet. Mais anfangs fest, dann steigend auf Deckungen der Baissiers. Schluß schr fest.

Visible supply an Weizen 26 081 000 Bushels, do. an Mais 6 887 000 Bushels. : .

Chicago, 8. August. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, dann anziehend und fest den ganzen Tag auf Käufe der Haussiers. Schluß stetig. Mais anfangs fest, später steigend auf Käufe der Haussiers. Schluß fehr fest.

San Fränciseo, s. August. (W. T. B) Von hier sind zwanzig Millionen Dollars Gold ‘nah New-York ge- sandt worden, um das infolge der New-Yorker Goldverschiffungen 1ach Europa agcstörte Gleichgewicht wiederherzustellen.

Verkehrs-Anstalten.

Sonntag, den 14. August d. I., kommt ein Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nah Coswig i. Anh. (Park von Wörliß) und Dessau zur Beförderung. Er fährt um 6,20 Vorm« vom Bahnhof am Askanischen Plaß ab und trifft in Coswig 910, in Dessau 9,411, Vorm. ein. Die Rülfahrt ist am 14. August d. I. nur mit dem Sonderzuge 10,0 Abends aus Dessau, 10,38 aus Coswig, 1,17 Nachts in Berlin, zulässig; sie kann aber auch erst am 15. August d. J. mit sämmtlichen Personenzügen angetreten werden. Der leßte am 15. zur Benußung mit Sonderzugfahrkarten gültige Personenzug von Dessau, welcher in Wittenberg Anschluß nah Berlin hat, fährt von Dessau 6,06 Nahm., von Coswig 6,40 Nachm., ab. Die Benutzung von Schnellzügen ist auch nit gegen Nachlösung von Zuschlagkarten gestattet. Freigepäck wird niht gewähti. Fahrkarten ¡U S M für vie I, nd 3 e Ur die UIL Rasse, ft Dint- ltd Rückfahrt gültig, werden am Sonntag früh von den Fahrkarten- ausgabestellen hier, Askanischer Play, und in Gr. Lichterfelde, sowie auch schon vorher im Bureau des Invalidendank, Markgrafen- straße 5l a, verausgabt.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferde-Eisen- Cabn Actien: Gesell b t Von. Sul 1892 10 643 975 Personen befördert und dafür 1 227 651,68 M. oder durh- \hnittlich auf den Tag 39 601,67 46. eingenommen worden. Die Einnabme im Monat Juli 1891 betrug 1222 787,66 A oder durchschnittlich auf den Tag 39 444,76 A.

_ London, s. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Anglian ist gestern auf der Heimreise von den. Canarischen Inseln ab- gegangen. Der Castledampfer „Conway Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canarischen Inseln passirt. Der Union- dampfer „Moor* is auf der Ausreise am Sonnabend von Southampton abgegangen, der Uniondampfer „Scot“ auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Musik.

Krôll?/s Theatér.

In Meyerbeer’s „Hugenotten“ trat gestern Abend Fräu- lein Wiesner .in der Rolle der Valentine als Gast vor das Publikum und erzielte, wenn man nach dem kräftigen Beifall urtheilt, einen guten Erfolg. Die Sängerin besißt eine große klangvolle Stimme, die die Hörer um so mehr zu fesseln vermag, als fie aud) dramatische Lebendigkeit und Ausdrucks- fähigkeit entwidelt. Ueberhaupt erscheint, was die Natur- anlage des Organs - anbetrifft, die Sängerin für große dramatishe Rollen durchaus geeignet, aber zu bedauern ist, es der Stimme an. Festigkeit und Klarheit gebriht, die zu einer fünstlerisch s{chönen Klangwirkung unentbehrlich sind; namentlich verliert das Organ beim gesanglihen Ausdru tarker Leidenshaft an Adel, weil die Sängerin un- nöthigerweise ihre ganze vhysishe Kraft einzuseßen ließt. Wenn sie thre Stimme zukünftig mehr in künstlerishe Zucht zu nehmen sih gewöhnt, werden ihr auch bei großen Aufgaben wohlverdiente Erfolge erblühen. Fräulein von Pessic sang die Partie der Prinzessin ret erfreulih und stellte jedenfalls in höherem Grade zufrieden als in anderen von dieser Sängerin gegebenen Nollen. Als Naoul konnte Herr Guszalewicz den zu stellenden Anforderungen in Vortrag und Spiel wohl genügen. Necht erfreuliche Leistungen boten Fräulein Saarmann (Page) und die Herren Niehmann (Marcel), Fricke (Nevers) und P okorn y (Saint Bris).

Das Nesidenz-Th eater wird voraussihtliß am 27. August wieder eröffnet werden. Herr Director Lautenburg wird seine neuen Kräfte zuerst in einem bewährten älteren Stücke vorführen, und zwar in Alexandre Dumas? Schauspiel „Denise“.

In der am Donnerstag im Kroll’shen Theater statt- findenden Aufführung von Gounod's „Margarethe“ mit Emil Göße als Faust und Fräulein Wiesner als Margarethe wird Fräulei Beuer die Marthe und Herr Niehmann den Mephisto fingen. Am Freitag tritt Signorina Prevosti zum ersten Male als „Lucia“ auf.

Fm Adolph Ernst-Theater erweist sih die lustige Gesangs- posse „Fräulein Feldwebel“ noch immer als zugkräftiges Repertoire- stü, welhes am Sonntag cin vollständig ausverkauftes Haus brachte.

íIm Thomas-Theater haben die Proben des „Friß Reuter- Ensembles“ unter Leitung des Dircctors Junkermann bereits be- gonnen: zunächst für „Onkel Bräsig“ und cinen „Friß Reuter-Abend“, der sich aus drei cinactigen Stücken sowie Recitationen mit lebenden Bildern aus Frit Reuter's Werken zusammenseßt. Der Billetverkauf zur ersten Vorstellung ‘Sonnabend, 13. August) beginnt am Donners- tag _ in den Stunden von 10 bis 15 Uhr Bormittags an der Theater- Kase.

Preußische Klafsenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung der 2. Klasse 187. Königlih preußisher Klassenlotterie fielen in der Vormittags-Ziehung : i

1 Gewinn von 15 000 #4 auf Nr. 53 993.

1 Gewinn von 10 000 Æ auf Nr. 122 354.

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