1892 / 188 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

der s{lechtesn Gesche. Im übrigen scien mane Ge- seße der jeßigen Regierung an sih felbst gut, aber unvoll- kommen und nicht weitgebend genug. Das gelte besonders von der irishen Landacte von 1887, der sottischen Kleinbauern- und der Kleinstellenbill sowie dem Gese über dice Grafshaftérätke. Er, Gladstone, wolle zugeben, daß eine solhe Debatte, wie die gegen- wärtige, sih nicht ganz mit der Rückschau begnügen könne. Aber cs halte do s{chwer, sh auf cine Novembertagung zu verpflichten. Eines trete in den Vordergrund: die rivalisirenden Ansprüche Ir- lands und Großbritanniens. Was die Begnadigung der poli- tishen Sträflinge betreffe, so müsse sein Freund (Mac Cartbv) mit ibm darin übereinstimmen, daß Leute keine Versprechungen abgeben fönnten, die feine verantwortlichen Minister wären. Im übrigen wolle er nur hervorheben, daß es die Pflicht des Staatssecretärs wäre, jederzeit einen Fall zu prüfen, wo Beugung des Rechts vorhanden war, oder wo nur ein Grund zur Milderung des Urtbeils gegeben sei. Langjährige Straftermine würden fo son zu be- stimmten Zeiten revidirt. Was die ausgewiescnen Pächter betreffe, fo zcige der Umstand, daß in der Landacte von 1891 befonderc Bestim- mungen über dieselben enthalten wären, welche Wichtigkeit das Par- lament der Sache beilege. Nur sei die Frist, welche dem vertricbenen Pächter zum Wiedercrwerb feiner Stelle _gegeben fei, un- genügend. Was aber im allgemeinen die Ansprüche Irlands auf Selbstregierung angehe, so wolle er sich niht in Einzelheiten einlassen. Die Grundsäße feiecn bekannt: einerseits Wahrung der Suprematie des Reichs, andererseits volle Freiheit Irlands in der Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten. In einer an feine Wähler gerichteten Ansprache habe er die verschiedenen Methoden dargelegt, wie fich dieses Ziel erreichen lasse, Aufgabe der zukünftigen Regierung sei es, die beste Methode auészuwählen. Perfönlich wolle er nur sagen, daß Homerule das einzige Glied gewesen sei, welches ihn in den leßten 6 bis 7 Jahren noch an das öffentliche Leben gefesselt habe. Wenn seinem Freund (Mac Carthy) die Haltung des Oberhauses gegen eine von den Gemeinen genehmigte Homerule- bill Besorgniß einflöße, so wolle er sagen, daß den Lords nicmals eine größere Frage, was das Reih und möglicherweise was sie selbst betreffe, vorgelegen habe. Bezüglich der Frage, was die liberale Ne- gierung thun werde, falls die Homerulebill vom Oberhbaufe ver- worfen werde, wolle er nur sagen, daß diese damit ihre Pflicht niht für beendigt betrahten würde. Andererseits gebe es Reformen für Großbritannien, welche shon 1893 in die Hand ge- nommen werden könnten. Wenn man sage, daß Großbritannien ein Zwang angethan werden solle, so sei zu erwidern, daß Schottland und Wales Mehrheiten für Homerule gewählt hätten. Es wäre beflagenêwerth, wenn England jemals die anderen Theile des Ver- ciniaten Königreichs als untergeordnet betrahte. Eine moralische Kraft habe die irische Frage auf die Tagesordnung crhoben, und eine moralische Kraft werde ihre friedliche Lösung bewerkstelligen. Diefe würde die wirklihe Union der Herzen herbeiführen: die sicherste Grundlaae der Kraft im Innern und des Ruhmes in der ge- Fitteten Welt. i .

Ueber den weiteren Verlauf der Sißung wird noch be- richtet: Die Parnelliten Hartington und William Redmond drückten ihre Unzufriedenheit mit den Erklärungen Gladstone's bezüglich der ausgewiesenen Pächter und der Begnadigung der irishen Dynamitarden aus und ver- langten die Abhaltung einer Herbjsttagung zur Erledigung dieser Fragen. Saunderson erklärte mit Nachdruck, wenn cin Sonderparlament in Jrland hergestellt werde, würden dic Protestanten von Ulster dasselbe in den Staub treten. Als- dann wurde die Adreßdebatte gegen Mitternacht bis auf die heutige Sitzung vertagt, in der die Abstimmung über das Amendement der Opposition (das Mißtrauensvotum gegen das Cabinet Salisbury) stattfinden foll.

Frankreich.

Der König von Griechenland wird, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, morgen in Aix-les-Bains eintreffen und Anfang September dem Prästdenten Carnot in Fon- tainebleau einen Besuch abstatten.

Der Minister des Auswärtigen Nibot wird heute die Note der Regierung des Congostaats, betreffend die kürzlih vorgekommenen Zwischenfälle, beantworten und die vorge)chlagene \chiedsrichterliche Entscheidung ab- lehnen.

Meldungen aus Kotonu zufolge hat Oberst Dodds vorgestern früh das Bombardement gegen die ganze Küste von Dahomey eröffnen lassen. Das Kanonenboot „Talisman“ bombardirt Wydah, der Aviso „Opale“ bom- bardirt Abomey. Von dem Plage Kotonu aus wird mit Hilfe zweier Avisos die Ebene von Kotonu unter Feuer gehalten. Eine Colonne von 300 Mann rücckte aus Kotonu aus und kehrte gestern früh dorthin zurück. Sie verbrannte auf ihrem Marsche mehrere feindlihe Dörfer und war auf Dahomeyer gestoßen, die im Hinterhalte lagen. Es fam mit diesen zu einem Feuergefecht, welches bis zum Abend dauerte. Auf franzöosisher Seite wurden zwei Sergeanten getödtet und zehn Schüßen leiht v:rwundet. Der Verlust der Dahomcyer soll sehr erheblich sein. Die Stärke der Dahomeyer wird auf 4000 geschäßt. Viele davon waren mit Winchestergewehren bewaffnet. Eine andere stärkere Colonne ist von Porto Novo gegen Dekame vorgegangen.

Wie die Pariser Blätter von heute melden, hätte die Regierung der Schiffsdivision des indishen Oceans den Befehl eriheilt unverzüglich Besiß von den im malegassischen Archipel belegenen Iles glorieuses zu ergreifen.

Die Meldungen über neue Dynamitdicbstähle (siche die gestrige Nummer des „R.- u. St.-A.“) werden polizei- licherseits dementirt; der einzige thatsählich begangene der- artige Diebstahl sei vor ctwa 10 Tagen erfolat, es seien dabei 2 Kisten mit Dynamit gestohlen worden. Ferner wird von der Polizei-Präfectur in Abrede gestellt, daß 7 Kisten mit Dynamit nach Paris heimlich cingebracht seien.

Rußland und Polen. __ Der Verweser des Verkehrs-Minifteriums Witte ist een von seiner Reise in die von der Cholera hcimgesuchten ouvernements nah St. Petersburg zurückgekehrt.

Belgien.

Dem Docpartement des Jnnern der Verwaltung des Congostaats in Brüssel ist laut Meldung des „W. T. W.“ ein Telegramm zugegangen, welches die Nachricht bestätigt, daß in Njangwe Unruhen ausgebrochen seien, daß in Riba-Riba cin Agent getödtet worden sei und daß noch andere Europäer in den fraglihen Gebietstheilen sich in Lebensgefahr befänden. Die Araber an den Fällen ‘in Kas- songo und am unteren Lauf des Lomani verhielten ih ruhig. :

Türkei.

Da auch der Ecneral-Procurator des Rechnungshofes Johannes Effendi Sakis nicht die einmüthige Zustimmung der Mächte zu seiner Candidatur für den Posten eines Gouverneurs im Libanon erhielt, so hat, wie man dem „W. T. B.“ aus Konstantinvpel meldet, die Pforte nun-

mchr in ciner Conferenz der Botschafter den General-Secretär des Ministeriums des Auswärtigen Naum Effendi, welcher Christ und cin S des früheren Gouverneurs Franko Pascha ift, für den Gouverneursposten in Vorschlag gebracht. Bulgarien.

Sofia, -10. August. Der Prinz Ferdinand von

Sachsen-Coburg ist heute früh wieder hier eingetroffen.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 8. August. Jn Veranlaffung des Geburtstags der Kronprinzessin waren gestern alle öffentlihen Gebäude der Hauptstadt festlich beflaggt, und auch viele Schiffe im Hafen hatten Flaggenshmuck angelegt. Die Schiffsholm-Batteric sowie die deutshe Corvette „Nire“ gaben Salut.

Die norwegishe Staatsrathsabtheilung wird Ende dieses Monats nach Stockholm kommen und ihre Amts- geschäfte wieder aufnehmen. 2 : ; F

Der gestern hicr eingetroffene s{wedisch - norwegische Gesandte Baron von Lagerhecim wurde fogleih nach seiner Ankunft von dem König in Audienz empfangen.

Amerika.

Nach cincr Meldung des Pariser „Temps“ soll sich die Republik Venezuela in völliger Anarchie befinden. General Urdaneta habe sich in den Weststaaten zum Dictator aus- rufen lassen.

Afrika.

Nach cincr Meldung des „Reuter hen Bureaus“ aus Tanger griffen die Truppen des Sultans von Marokko gestern Morgen 9 Uhr die aufständishen Angheras, welche eine befestigte Stellung auf den Hügeln in der Umgebung von Tanger eingenommen hatten, an und verbrannten mehrere Dóorfer, wurden aber zu wiederholten Malen von den Auf- ständischen zurü geworfen. Um 4 Uhr Nachmittags wurden die Feindseligkeiten cingestellt, und die Truppen des Sultans kehrten darauf in das Lager zurück. Sie verloren. in dem Ge- feht über 100 Mann an Todten und Verwundeten und 25 Pferde, während der Verlust der aufständishen Angheras weniger als 50 Mann betrug.

Statiftik nnd Volkswirthschaft.

Zur wirthschaftlichen Lage.

Aus dem Regierungsbezirk Frankfurt wird geshricben: Der scit Anfang dieses Jahres eingetretene Aufs{chwung in der Lage der Industrie und des Handels trat auch im zweiten Quartal zu Tage. Die Industrie war im allgemcinen voll beschäftigt, erzielte jetrtoch mit wenigen Ausnahmen nur einen bescheidenen Gewinn. Erfreulicherwcise hat sich das übersccishe Erxport- geschäft ‘namentlich nah Süd-Amerika wieder etwas geboben und dadurch die große Concurrenz auf dem inländishen Markte etwas vermindert. Der Preisrückgang der Rohmaterialien, besonders der Wolle hielt noch Stand. Der Export landwirthschaftlicher Maschinen nach dem Orient, Italien, Holland, Dänemark, Rußland und Süd-Amerika blühte nach wie vor. Im all- gemeinen bat dic Hebung des Erportaéschäfts nah Süd-Amerika im Verein mit den niedrigen Wollpreisen belebend auch auf die Tuch- industrie gewixft, jedoch wird beim Hervortreten des größeren Be- darfs im Herbste wieder . cine Preissteigerung der Wolle erwartet. Die Leinenindustrie hatte wicder befriedigende Aufträze aus Nord- Amerika zu verzeichnen.

Natural-Verpflegungsstationen.

Die Inanspruchnahme der Natural- Verpflegungéstationen ist im Reagierungébezirk Arnéberg, wie von dort geschrieben wird, in leßter Zeit sehr gestiegen und zwar zum theil derart, daß wegen der zu hoben Kosten einzelne Stationen zeitweise ges{hlofsen sind. Hoffentlich wird die Krise, in der sich die Einrichtung augenblicklih befindet, vocübergeben, ohne deren Bestand ernstlich zu gefährden.

Invaliditäts- und Altersversicherung.

Die Landes-Versicherungsanstalt Elsaß-Lothringen hat nah dem Rebnungsabschlusse für 1891 einen Uebershuß der Einnahme über die Ausgabe von 2203661 4 crzielt. Hiervon wurden 1 496 094 4 in Wertbpapieren angelegt, die ebenso wie der verbliebene Baarbestand von 707 567 K bei der Actiengescllshaft für Boden- und Communalcredit, Abtbeilung für die Verwaltung von öffentlichen Gel- dern, devonirt sind. Der Erlös für verkaufte Bcitragêmarten betrug 2 607 669 6 99 „X, an Zinsen wurden 31 247 18 S vereinnahmt. Für Renten wurden verausgabt 332868 Æ 21 „A (d. h. abgesehen von den Zushüssen des Reichs): die Verwaltungskosten beliefen i auf 74304 Æ 84 „{. die Kosten der Schiedêgerichte auf 10 114 A, jene der Controle auf 6396

Zur Arbeiterbewegung.

Innerhalb der Socialdemokratie tritt seit längerer Zeit das Bestreben hervor, kleinere Vereinigungen zu größeren Verbänden zusammenz"legen, dic eine Controle von den Centraijtellen der Parteilcitung aus erleichtern. Es gilt dies nicht allcin von der Gewerfkschafts- bewegung, sondern auch die socialdemokratishen Gesang- und Turnvcreine haben begonnen, sich zu größeren Verbänden, in welchen dann die kleineren Vereine gleihsam als Einzel- mitglieder erscheinen, zusammen zu thun. Jeßt sollen, wie die Berliner „Volksztg.“ mittheilt, auch die socialdemokratischen Lese- und Discutir-Clubs in einen Bund vereinigt werden. Das Blatt schreibt :

Die socialdemokratishen Lesc- und Discutir-Clubs follten, als vor zwei Jahren die Arbeiter-Bildungsschule geplant war. aufgelöst werden, weil die kleinen Vereine cine Zersplitterung der Kräfte herbei- führten, während cin Zusammenstrêömen aller Kräfte in der Bildungs\cule, die als Akademie gedacht war, weit Ersprießlicheres leisten würde. Man gab jedo die Leseclubs nicht auf, sondern gründete immer neue. Die Leseclubs stehen aber durchaus nicht sämmtlih auf dem Boden der Fraction und der Parteileitung, vielmehr befinden sich in ihnen zahl- reibe „unabbängige“ Elemente. Damit nun nicht die Opposition in den Leevercinen die Oberhand gewiane, sollen auf den Wunsch der Parteileitung sämmtliche Leseclubs in cinen Bund vereinigt werden, nah dem Muster des Arbeiter-Sängerbundes. In diesen Bund würden nur diejenigen Clubs aufgenommen werden, die streng auf dem Beden des Parteiprogramms steheu und sih von jed- weder Opposition gegen die Parteileitunz fernhalten.

Die Socialdemoftraten Hamburgs haben gegen den dortigen Staatsanwalt Dr. Nomen, der in einer Gerichts- verhandlung über den Eid von Socialdemokraten eine Bemer- kung gemacht hatte, durh welche diese si verleßt fühlen, eine Demonstration ins Werk geseßt, indem sie gestern gleich- zeitig in sechs Volksversammlungen cine gegen ihn gerichtete Resolution annehmen ließen.

In Leipzig wurde, wie die „Lpz. Ztg.* berichtet, in einer Zimmerer versammlung am Dienstag mitgetbeilt , daß si der Fachverein der Zimmerer zu Gunsten des Centralverbandes aufgelöst

babe; die Anwescnden wurden aufgefordert, nunmehr dem Central- verbande als einzelne Mitglieder beizutreten, da die Errichtung ciner Zahlstelle nah dem Gese in Sachsen nicht statthaft sei. Die Maler und Lackirer Leipzigs nahmen in einer an demselben Tage abgehaltenen Versammlung den Bericht über die am 3. Juli d. S. in Dresden abgehaltene Landesversammlung der sähsischen Maler und Ladirer entgegen. Die Landesversammlung is nur von Dresden, Leipzig und Sbannis beshickt gewesen und hat insbesondere die Landes- agitation geregelt.

In Altenburg ist, wie im „Vorwärts*" mitgetbeilt wird, von dem dortigen Verein der Schuhmacher über die Werkstatt des Hof- s{uhmachers Käbler wegen Lobnabzugs die Sperre verhängt worden. __ Hier in Berlin nahm eine Versammlung der in der Kürschnerbranche beshäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen eine Resolution an, in der die Anwesenden erklärten, sh der modernen Arbeiterbewegung anschließen und dem Verband der Kürschner bei- treten zu - wollen. Die Maler und Anstreicher Berlins erklärten in einer Versammlung am 2. d. M,, für die Agitation zur Erringung des atstündigen Arbeits- tages eintreten und sih der bestehenden Organisation anschließen zu wollen. Ferner ktes{loß die Versammlung, die Sammlungen zum Ausftandsfonds sofort zu beginnen. Es wurde mitgetheilt, daß die Berufsgenossen der Vororte Berlins erklärt baben, zusammen mit den Berlinern in die Bewegung eintreten zu wollen.

In Wicn ftriken einer Meldung der Berliner „Volksztg.*“ zufolge dic Arbeiter mehrerer Fabriken der Cartonnagenbranche, um die zehnstündige Arbeitszeit zu erlangen.

In Prag wird nah demselben Blatt am 14. und 15. August d. F. cin allgemeiner Congreß der Kuvfershmiedegesellen Dester- reis abgehalten werden.

Aus Paris meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom gestrigen Tage: Der allgemeine Ausstand des gesammten Personals der Omnibusgesellschaft ist angezeigt. Die Angestellten berufen für die Nat vom 14. zum 15. August eine Aus\tandsversammlung ein.

In Noubaix sind, wie „H. T. B.“ meldet, Theilausstände in zwei Webereien ausgebrochen : mehrere Hundert Arbeiter feiern.

Aus Perth (West-Austr.) wird der Londoner „Allg. Corr.* unter dem 7. August berihtet: Infolge der großen Betriebskosten, die durch den Wafssermangel und den Transport entsteben, baben die Gesellschaften, denen die Yighgarn-Goldgruben gehören, be- \{lofsen, die Löbne ihrer Arbeiter herabzuseßen. Dagegen sträuven sich die Arbeiter und haben einen Strike begonren. Die Gefellschaft hat sich nunmebr an die Regierung gewandt, sie der Ver- pflichtung zu entbinden, daß sie stets cine gewisse Anzabl Arbeiter in den Gruben beschäftigen müffe.

Kunst und Wissenschaft.

Der 39. Deutsche Geologentag is unter Theilnahme einer großen Anzabl deutscher Gelehrten am Mittwoch in Straß- bura 1. E. im Universitätsgebäude zusammengetreten. Als Vertreter der Regierung begrüßte Unter-Staatssecretär von Schraut die Versamms- lung, Hierauf wurde Professor Beyrih (Berlin) zum Vorsitenden gewählt. Den ersten Vortrag hielt Professor Benecke (Straßburg) über die geologischen Verbältnifse Elsaß-Lothringens. Heute giebt die Stadt zu Ebren der Versammlung ein Abendfest. Der Geologentag wird bis zum 21. d. M. dauern. In das Programm sind u. a. zehn Ausflüge in die Vogesen aufgenommen.

Die Räumlichkeiten des Germanishen National- Museums in Nürnberg sind, wie der „Fränk. Cur.*“ berichtet, dieser Tage um ein weiteres interessantes Local vermebrt worden, und ¿war um die fogenannte „Volkamer-Kapelle“. Sie liegt über der nördlichen Kapelle, in der die prächtigen Sculpturen der städtischen Kunstsammlung aufgestellt sind, ist durch eine sehr steile Wendel- treppe von leßterer aus etwas mübsam, über eine neue Freitrevve von der Galerie der vhysikalishen Iustrumente aus ganz leiht zu erreihen und hat cin hübsches Kreuz- gewölbe, dessen beide Schlußsteine mit dem Helm und dem Wappen der Volkamer versehen sind, während die vier Confolen zweimal das Wappen der Haller und zweimal das Wappen der Volkamer zeigen. In der Wand befindet sih ein Stein mit der Inschrift: „Anno domini MCCCCXXXVI (1436) jar an sant anna tag verschid andres volkmar (Volkamer) der elter dem got gnad ftifter difer tappel.“ Dabhinter sieht man noch das Volkamer’s{e Wappen. In dieser Kapelle war früher die Münzsammlung des Germanishen Museums aufbewahrt, jeßt ist sie zur Aufstellung fkirhliGer Sculpturen und kirhliher Gerätbe des 16. bis 18. Jahrbunderts bestimmt. Sebr anziehend ist die eine Wand decorirt, an welcher oben in der Mitte eine lebensgroße Maria mit dem Kinde steht, umgeben von s{chwebenden Engeln, darunter ganz reizende Figuren. Von den ausgestellten Gegenständen sind noch ¿u nennen zwei hübsche Kirchenstühle Nürnberger Gewerbe aus dem vorigen Jahrhundert, von welchen einer den dortigen Leinen- und Barchentwebern gehörte.

Land- und Forstwirthschaft. Ernteaussichten in Preußen.

Das Königliche Statistishe Bureau hat soeben wie alljährlich im Auftrage des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten die Ergebnisse der von den landwirth- schaftlihen Vereinen Ende Juli 1892 kreisweise bewirkten Ermittelung der Ernteausfichten der wichtigsten feldmäßig an- gebauten Früchte in Preußen zusammengestellt. Die Ergeb- nisse find in Procenten einer Mittelernte ausgedrüft und stellen fich im Durchschnitt für den Monat, wie folgt, dar:

Winterweizen 1009/6 (eine Mittelernte wird im Durchschnitt angenommen für das Hectar zu 1575 kg);

Winterroggen 103 9/6 (1316 kg M.-.);

Sommergerste 96 9/6 (1442 kg M.-E.);

Hafer 849/69 (1391 kg M.-E.);:

Erbsen 919% (1141 kg M.-E.):

Adckerbohnen 88% (1342 kg M.-E.):

Wien 8809/9 (1094 kg M.-E.);

Buchweizen 840% (747 kg M.-E.):

Lupinen 83 9/6 (1064 kg M-E.):

Kartoffeln 102% (10228 kg M.-E.);:

Winterraps und -Rübsen 95% (1148 kg M.-E.):

Hopfen 782/69 (478 kg M.-E.):

Klecheu 84 v/9 (3350 kg M.-E.):

Wiefenbeu 859% (2846 kg M.-E.).

Die Hauptfrüchte für die Ernährung Winterweizen, Winter- roggen und Kartoffeln stellen also eine Mittelernte bezw. etwas mehr als Mittelernte nah den Ergebnissen ven Ende Iuli in Aussicht.

Um cinen Vergleich mit den zu derselben Zeit im Vorjahr er- mittelten Ernteaussichten zu erhalten, stellen wir die damaligen Er- mittelungen in den Durhschnittszahlen des ganzen Staats den dics- jährigen gegenüber.

Winterweizen im Vorjahre 91, jet 100%; Winterroggen im Vorjabre 82, jeßt 103%: Kartoffeln im Vorjahre 95, jeßt 102%: Winterraps und -Rübsen im Vorjahre 74, jeßt 95 °/0. n diesen Fruchtarten stehen die Auésichten also diesmal erheblich

esser.

Dagegen sind sie {lechter in folgenden Fruhtarten: Sommer- gerfte hatte im Vorjahre 102 9/6 Mittelernte in Aussicht, jetzt 96 9/0; Hafer 104, jeßt 84%/9; Erbsen 101, jegt 91 9%; Aderbohnen 101, jeßt 88%: Widcken 103, jeßt 889%; Buchweizen 93, jeßt 84/0; Lupinen 101, jeßt 83 9/9; Hopfen 90, jeßt 7809/9; Kleebeu 91, jeßt 84 9/0; Wiejenheu 90, jeßt 85 9/0. L , /

Nach Provinzen stellt sih das dicsjährige Ergebniß für die witigeren Fruchtarten in Procenten ciner Mittelernte wie folgt:

Ostpreußen: Winterweizen (im Durchschnitt) 110, Winter- roggen 112, Sommergerste 108, Hafer 98, Erbsen 112, Ackerbohnen 109, Buchweizen 113, Kartoffeln 112.

Westpreußen: Winterwcizen 103, Winterroggen 105, Sommer-

gerste 2 Hafer 83, Erbsen 92, Ackerbohnen 84, Buchweizen 83, artoffein °

E Brandenburg: Winterweizen 100, Winterroggen 101, Sommer-

gerste 84, Hafer 70, Erbsen 75, Ackerbohnen 73, Buchweizen 74,

Kartoffeln 93.

Pommern: Winterweizen 104, Winterroggen 105, Sommer- gerste 98, Hafer 85, Erbsen 87, Ackerbohnen 93, Buchweizen 80, Kartoffeln 100.

Posen: Winterweizen 103, Winterroggen 105, Sommer- gerste 83, Hafer 74, Erbscn 76, Ackerbohnen 65, Buchweizen 86, Kartoffeln 102.

Schlesien: Winterweizen 99, Winterroggen 93, Sommer- gerste 95, Hafer 85, Erbsen 91, Ackerbohnen 96, Buchweizen 82, Kartoffeln 99

Sachsen: Winterweizen 94, Winterroggen 100, Sommer- gerste 93, Hafer 82, Erbsen 93, Ackerbohnen 83, Buchweizen 64, Kartoffeln 95.

Schleswig-Holstein: Winterweizen 104, Winterroggen 100, Somumergerfte 108, Hafer 96, Erbsen 100, Ackerbohnen 101, Buch- weizen 92, Kartoffeln 105.

Hannover: Winterweizen 95, Winterroggen 102, Sommer- gerste 97, Hafer 81, Erbsen 98, Ackerbohnen 94, Buchweizen 72, Kartoffeln 103. z

Westfalen: Winterweizen 97, Winterroggen 107, Sommer- gerste 94, Hafer 75, Erbsen 93, Ackerbohnen 94, Buchweizen 82, Kartoffeln 106.

Hessen - Nassau: Winterweizen 91, Winterroggen 101, Sommergerste 96, Hafer 82, Erbsen 81, Ackerbohnen §1, Buh- weizen 75, Kartoffeln 98.

Rheinland: Winterweizen 98, Winterroggen 109, Sommer- gerste 97, Hafer 91, Erbsen 95, Ackerbohnen §82, Buchweizen 89, Kartoffeln 109.

Hohenzollern: Winterweizen 106, Winterroggen 102, Sommer- gerste 103, Hafer 89, Erbsen 93, Ackerbohnen 89, Kartoffeln 106.

Ucber das diesjährige Ernteergebniß in Jtalien wird uns Folgendes berichtet :

In Ligurien hat die Ernte durch Dürre gelitten, sie wird aber doch auf eine gute Mittelernte geshäßt. Die Menge ist reihlih, cs wird aber troßdem fremder Weizen in mäßigem Umfange eingeführt werden müssen.

Jn der Lombardei, Venetien und der Emilia ist der Ausfall der Getreide-, insbesondere der Weizenernte hinter den Erwartungen zurücgeblieben, sowohl in quantitativer als qualitativer Beziehung. Der Minderertrag gegenüber dem schr reihlihen Ertrag des vorigen Jahres wird in der Emilia vorläufig auf 10 bis 15 Proc. geshäßt. Jm ganzen dürfte cine befriedigende Mittelernte erreiht werden.

In Toscana und den Marken hat sih das Getreide, welches auf dem Halme zu einer guten Ernte Aussicht bot, beim Drusch als nicht so reihlih ergeben. Jn den Marken stellt sich das Ernteresultat um ein Fünftel niedriger als im Vorjahre. Jn Toscana hat die während des Monats Juli andauernde Dürre der Kartoffelernte sehr geschadet, und die- selbe ist als mißrathen zu betrachten.

In Süd-Ftalien haben die bis jetzt erzielten Drusch- ergebnisse große Enttäushungen verurfsaht. Jn den fkorn- reichen Districten von Manfredonia, Provinz Foggia, glaubt man höchstens cine halbe Ernte erzielt zu haben. Die Provinzen Bari und Lucca haben ebenfalls nur eine kleine Ernte bei geringer Qualität zu verzeichnen. Die aus dem Neapolitanishen sowie aus Sicilien ein- gelaufenen Berichte lauten auch wenig günstig, sodaß die dies- jährige Ernte in Süd-Jtalicn und Sicilien kaum einen Durch- schnittsertrag ergeben haben wird.

Ueber die diesjährige Ernte in Bulgarien gchen uns folgende Nachrichten zu :

Der Monat Juli war verhältnißmäßig reich an Nieder- schlägen, starken Regengüssen und gelegentlihen Hagelwettern, welche die allenthalben in vollem Gange befindlihen Ernte- arbeiten in störender Weise unterbrahen und mannigfache locale Schäden verursachten.

Besondere Klagen kommen aus dem östlihen Bulgarien, wo der andauernd starke Regen erhebliche Mengen Getreide weggeshwemmt oder sonst vernichtet hat. Auch die Qualität des noch auf dem Halme befindlihen Korns hat dadurch gelitten, und man nimmt an, daß dassclbe an Gewicht und damit an Exportfähigkeit be- trächtlih eingebüßt hat. Rost ist ebenfalls stellenweise vor- gekommen. Der in leßter Stunde eingetretene Wetterschaden wird auf 25—40 Proc. berechnet: gleihwohl glauben Sach- verständige, daß die Ernte immer noch eine ebenso reichliche wie die vorjährige sein werde.

Der viele Regen ist dem Mais sehr zu statten getfommen, über dessen Stand von allen Seiten die günstigsten Nach- richten eingehen.

Bestimmte Zahlen über das Ernteergebniß licgen noch nicht vor: nur über die NRapsernte berichtet die „Swoboda“ bereits und beziffert deren diesjährigen Ertrag auf 27 588 Doppel-Centner (gegen 20134 in 1891, 3796 in 1890 und 202 in 1889).

Mit der im Departement Rustshuk jegt beendeten Ernte von Weizen, Noggen, Gerste und Hafer ist man sehr zufrieden. Dieselbe ist als eine gute zu bezeichnen.

_ Ueber das Ergebniß der diesjährigen Ernte in Egypten liegt folgende Nachricht vor :

__ In Weizen wird das Ergebniß auf 80 Proc., Gerste 50 Proc., Bohnen 105 Proc., Linsen 90 Proc. einer Mittel- ernte geshägt. Die Dariernte ist unbefriedigend, und das Ergebniß der Sommer-Maisernte noch unbekannt.

Saatenstand in Nord-Amerika.

Nach dem Bericht des Ackerbaubureaus hat si, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, der Stand der Baum- wollenernte im allgemeinen gegen den vorigen Monat um 48/109 9/6 und egen den Monat August des vorigen Jahres um 68/19 9/9 ver- \{lechtert. Der durhschnittlihe Baumwollenstand beträgt dana 82 109/60. Der Durhschnittsstand des Weizens hat sich gebessert und beträgt 825/10, während er im vergangenen Monat nur 811/10 erreihte. Im August des vorigen Jahres belief sich der durchsnittlide Stand des Weizens auf 908/10. Was Frühjahrêweizen betrifft, so beträgt der durdscnitt- lihe Stand desselben 87? 10; der Stand des S obi aBrsrGauens ergiebt 898/10. Der Haferstand stellt si auf 862/10, der Stand der Gerste auf 91/19. Der Buhweizenstand beträgt 922/10.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Griechenland.

Durch Circular des Ministers des Innern is die Einfuhr von roben Häuten, Lumpen u. \. w., welche aus mit Cholera inficirten E dessen verdächtigen Ländern kommen, bis auf weiteres verboten orden,

_ Amtlicher Nachricht aus Fomgens i. Pr. vom 7. Juli zufolge sind daselbst 2. Erkrankungen an F eckt yphus gemeldet; davon be- trifft der eine Fall eine Krankenwärterin des städtischen Kranken- bauses. Eine Einschleppung der Krankheit ist niht mit Sicherheit nachzuweisen. Die vorgeschriebenen gesundhbeitevolizeilichen Maßregeln Ind getroffen.

Cholera in Rußland.

Nr. 32 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits- amts“ enthält folgende Mittheilungen: Wenngleich die Seuche dur ibre Verbreitung nah Jefkatcrinoslaw (erste Erkrankung am 28. Iuli) den Stromlauf des Dnjepr si ershlossen hat, ist ein weiteres Fort- schreiten nah Westen nicht zu bemerken gewesen. Längs der Eisen- bahn Rostow-Woronesh-Koslow-Mosfau ift sie nah Njâsan und Moskau gelangt. Im Osten hat sie Tobolek und Tomsék ergriffen. Den hauptfächlihsten Krankheitëherd bildet gegen- wärtig das Dongebiet, während in demjenigen der Wolga eine Abnahme der Cholera \ih bercits bemerkbar mat. În Nishni-Nowgorod scheint die Seuche eine größere Verbreitung nicht erlangt zu baben. In den Esten Bezirken ist alles, was öftlih vom Gouvernement Tiflis liegt, abgesehen vom Gouvernement Eriwan, stark inficirt, in dem westlich von Tiflis gelegenen Gelände !ind dagegen bisher Krankbeitsfälle nur vereinzelt aufgetreten, z. B. in Batum, Kutais. Von den cisfaufasischen Bezirker, ist, abgesehen von Dagestan, auch das Terekgebiet stark inficirt.

. Neuerdings sind folgende Orte verseut: Ickaterinodar im Kuban- gee Nachitshewan am Arares, Poti, JIekaterinoëlaw, Jeles,

ian Moékau, Ssvsran, Tobolsk, Tomsk. Auf der Eisenbahnlinie Moskau-Kasan sind am 4. August 3 Erkrankungen mit 2 Todesfällen gemeldet. Das Gerücht, daß in Warschau und in Soënowice Cholera- sâlle si ereignet hâtten, beîtätigt fich bis jeßt nicht.

Veber die Cholerine in Rumänien enthält Nr. 32 der „Veröffentlich. d. Kais. Gesundbeitzamts“ Folgendes: In Botuschan hat sich der Charafter der Krankheit niht geändert. Es kommen wöchentlich bis fünf Todetfälle vor- und zwar zum größten Tbeil nur in den Stadttheilen der armen jüdishen Be- völkerung. Dem Genuß verdorbener Fische wird die Entstehung der ersten Erkrankungen Schuld gegeben. Zufolge amtliher Nachrichten vom 24. Juli mehren sih neuerdings in Giurgewo choleraverdäctige Fâlle mit raschem Krankheitsverlauf und tödtlibßem Ausgange. Seitens der Behörden werken die Erkrankungen in Botufchan sowobl wie in Giurgewo als Cholerine bezeidnet.

St. Petersburg, 10. August. Nach amtlicher Mittheilung sind am 8. d. M. in Kafan 15 Personen an der Cholera erkrankt und 4 gestorben, in Kursk 3 Personen erkrankt und 3 gestorben : in Astrachan kamen 18 Erkrankungen und 5 Todesfälle vor, in Baku 4 Erkrankungen und 5 Todesfälle: in Zarizvyn am 7. d. M. 7 Er- krankungen und 5 Todesfälle, in Nishny-Nowgorod am 9. d. M. 64 Erkrankungen und 31 Todesfälle. In den meisten Städten bat die Sterblichkeit bedeutend abgenommen, dagegen berrscht die Evitemie nöch stark in den Gouvernements. Neue Erkrankungen kamen in Wladimir vor.

Bukarest, 10. August. Gegenüber der Meldung ciniger ausê- ländisher Blätter, daß es sich bei einem aus Batum in Sulina erkrankt eingetroffenen Reisenden um Cholera gehandelt habe, er- klärt die „Agence Roumaine“, jener Reisende sei infolge einer BDarmentzündung gestorben, es habe si bei der mifro!koriscen Untersuchung der Kommabacillus nicht gefunden.

Handel und Getverbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. __An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10163, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 4233, nit redbtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht l Berlin standen am 10. August die nacverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Stralauerstraße 19, dem Dr. Bruno Mertelmever gehörig; Nuzßungswerth 5160 .; Mindestgebot 2800 4: für das Meistgebot von 90 000 wurde der Möbelfabrikfant A. Gottschalk, Schöôn- haufer Allee 2, Ersteher. Wies en straße 16, dem Maurermeister Hermann Berthold gebörig; Nußungêwerth 12 500 .(: Mindest- gebot 800 A: für das Meistgebot von 1§4 000 .6 wurde der Fabrikant Gustav Seelmeyer, Stlegelstraße 6, Ersteber.

Wie aus dem Magdeburg schen geschrieben wird, bat i auf dem Zuckermarkt der Abzug namentli in fertiger Waare gehoben, und ist auch das Preisverhältniß für die Raffinerien ein besseres ge- worden. Fast sämmtliche Raffinerien haben ihre Arbeiten wegen der am 1. August cingetretenen veränderten Zollverbhältnisse bereitä früber cingestellt und dürfte daher, wenn der Abzug gut bleibt, das Angebot für die nähsten Monate kein übermäßig großes scin.

Die gestrige außerordentlihe Generalversammlung der Dresdner Bank genehmigte debattelos die Fusion mit der Anglo-Deutschen Bank und Errichtung einer Zweignieder- [lassung in Hamburg unter der Firma „Filiale der Dresdner Bank in Hamburg“, die Erböhung des Actienkapitals um 10 Millionen Mark auf 70 Millionen Mark, fowie die damit zusammenbängenden Statutenänderungen und wählte in den Aufsichtsrath die Herren Woldemar Nisfen, Dr. Donnenberg und A. W. Gruner, sämmtlih in Hamburg. Nach Erledigung der Tagesordnung erstattete die Direction folgenden Bericht: Das erste Semester dieses Jahres hat die erwartete Besserung im Bankgeschäfte nech nit gebracht : die Stille im Börscnverkehr hat gegen das vergangcne Jahr eher noch zugenommen. Unter Berüc{iichtigung dieser Verbältniffe können wir sowohl die Entwickelung unserer Geschäfte, als auch die Erträgnisse im erstcn Halbjabr als befriedigende bezeibnen. Die Einnahmen an Zinsen haben sih entsprehend dem billigen Geldstande gegen das zweite Semester 1891 weiter verringert, doch haben sich die Provifionen im Vergleih zum selben Zeitraum erhöht. Durch Abstoßung eines Theiles der Bestände, sowie dur Abwickelung verschiedener im Laufe des Semesters einge- gangener Confsfortialgeshäfte, die, insoweit sie abgerechnet, im Gewinne mit enthalten sind, fönnen wir auf Effecten- und Consfortial-Conto einen ansehnlihen Nußen ausweisen. Wir unter- lafsen es in der Regel, im Laufe des Jahres Ziffern über unsere Er- trägnisse zu veröffentlichen, um niht Anlaß zu geben, daß aus der Bekanntmachung von folhen Ziffern, die inmitten der Erwerbs- periode liegen, unzutreffende Schlüsse auf das endgültige Jahres- erträgniß gezogen werden. Aus Anlaß der gegenwärtigen außer- ordentlichen Generalversammlung und Beschlußfassung über Erhöhung unseres Actienkapitals halten wir es für angezeigt, auênahmsweise von der Gepflogenheit abzugehen und die Erträgnisse des ersten Halb- jabres bekannt zu geben. Das Gewinn- und Verlust-Conto stellt fich per 30. Juni cr. wie folgt: Verlust: Handlungsunkosten 657 563 A, Steuern 172066 4, Abschreibungen auf zweifel- bafte Debitoren 116 000 .Æ, Reingewinn 3084150 %, Summa 4029780 Æ Gewinn: Sorten-Conto 206 126 A Zinsen-Conto: gen Sa, abzüglih gezahlter Zinsen 1199207 # Wechfel- Sonto: Discont- und Cursgewinn 490 605 Æ, Provisions-Conto 1 020 980 Æ, Wechsel-Comptoir Dreéden 100 365 , Effecten- und Confortial-Conto 881 482 6, Diverse Einnahmen 11 416 4, Vor- trag von 1891 119596 Æ#, Summa 4 029 780 M

Leipzig, 10. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,777 4, per September 3,80 Æ, per Oktober 3,827 #, per November 3,821

per Dezember 3,827 4, per Januar 3,85 4, per Februar 3,874 M, per März 3,872 Æ, per April 3,873 4A Umsay 10 000 kg. Wien, 10. August. (W.T.B.) Die österreihish-ungarische Bank macht die Bedingungen bekannt, unter denerffie, vom 11. August angefangen, auf Grund des Zusaßes zu Artikel 87 der Bankstatuten G oldbarren gegen Banknoten einlöft. : _ 11. August. (W. T. B.) Sämmtliche Bankanstalten der österreichish-ungarishen Bank sind beauftragt, von heute ab die au? Kronenwährung lautenden Wechsel zum Escomptc und commi!sionêweisen Incasso anzunehmen. London, 10. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- ladungen angeboten.-

. New-York, 10. August. (W. T. B.) Die Börse war

anfangs befestigt, im Verlaufe schr lustlos, der Schluß sehr fest. Der Umsas der «Actien betrug 177 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2030000 Unzen geshäßt. Silberverkfäufe fanden nicht statt. Für den Staatsschaß wurden 500 000 Unzen zu 84,23 à 84,35 angekauft. i Weizen anfangs behauptet, später befestigt auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. Mais anfangs matt, dann #zziehend und reit den ganzen Tag auf kleinere Zufuhren. __ Chicago, 10. August. (W. T. B.) Weizen Anfangs rubig, [pater befestigt auf Käufe der Haussiers. Schluß stetig. Mais angs matt, später steigend auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 11. August. (W.T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 10. August Vormittags von Genua via Gibraltar nah New-York abgegangen. Der Post- dampfer „Köln“ ift am 9. August von Santos nach Europa in See gegangen. Der Schnelldampfer „Saale“, von New-York kommend, hat am 10. August Vormittags Scilly vassirt. Der Scnelldampfer „Trave“? nah New-York bestimmt, hat am 10. August Vormittags Dover pasfirt. Der Schnelldampfer „Labn“ is am 10. August Vormittags von New-York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Straßburg“, vom La Plata fommend, ift am 10. August Morgens in Antwerpen angekommen.

London, 10. August. (W. T. B.) Der Castle-Damvfer eNorham-Castle®* hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Union-Dampfer ,M oor“ ift beute auf der Aus- reise von Madeira abgegangen.

11. August. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „,Pem- broke Castle“ ist auf der Heimreise am Dienstag von Capetown abgegangen. Der Castle-Dampfer „Grantully Castle“ ist auf der Heimreise gestern von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

„Der Probepfeil*, der morgen zum ersten Mal in dieser Spiel- ¿cit am Lessing-Theater zur Aufführung kommt, wird einer jungen Wiener Schauspielerin, Fräulein Meißner, in der Rolle der Comtesse Beate Gelegenheit zum ersten Auftreten bieten.

Im Kroll’schen Theater wird Emil Göße am Sonntag

den „Propheten“ wiederholen; auch die übrige Besetzung der Oper

ist die der neulichen Aufführung.

Preußische Klaffenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgeseßten Zichung der 2. Klasse 187. Koniglich preußischer Klajssenlotterie fielen in der Nachmittags-Zichung: _

1 Gewinn von 5000 auf Nr. 4940.

1 Gewinn von 3000 F auf Nr. 151 126.

2 Gewinne von 500 M auf Nr. 92453. 141 387.

16 Gewinne von 300 # auf Nr. 1386. 10291. 110 1462 20219 31762. 32168 68199 73085. SCISG 108178. 131079 136397. 140627 150 586. 181 671.

Bei der heute beendeten Ziehung der 2. Klasse 187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen :

1 Gewinn von 10000 Æ auf Nr. 31 514.

1 Gewinn von 3000 M auf Nr. 55 499.

1 Gewinn von 500 auf Nr. 80441.

9 Gewinne von 300 A auf Nr. 8373. 29112. 40 489, 61 630. 99115. 131 357. 159 960. 173 305. 186 297.

Mannigfaltiges,

Um allen Befürchtungen vor der Cholera in Berlin die Spitze abzubrechen, werden seit vier Wochen seitens der Stadtverwaltung die umfangreichsten Maßregeln gegen die Verbreitung dieser gefährlichen Krankbeit hierselbst getroffen. Insbesondere werden unter Leitung und Aufsicht des Directors der Straßenreinigungs- Verwaltung Schlosky in allen jenen Stadtgegenden, wo die allgemeine Kanalisation noch nicht zur Durchführung gebracht ist, die alten Kanäle und Rinnsteine mit strengster Sorgfalt gespült: imgleihen werden die Droschkenpläße in der ganzen Stadt gewaschen und die Desinficirung aller Winkel bewirkt.

In dem zwishen der Stadtgemeinde Berlin und der Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellshaft, CommanditGesell- schaft auf Actien J. Lestmann und Comv. zu Charlottenburg, ab- geschlossenen Vertrage vom 7. Mai 1881 ist von der jährlichen Bruttoeinnahme aus dem Personen- und Güterverkehr der Pferdebahn

Gesellschaft an die Stadtgemeinde eine Abgabe von vier Procent zu entrichten; jedoch ist hierbei die Be- stimmung getroffen worden, daß eine verhältnißmäßige Herab- seßung der procentualen Abgabe für den Fall in Ausfiht genommen wird, wenn die Gesellschaft dem Magistrat glaubhaft nahweist, daß die gesammte Geschäftseinnahme während eines Zeitraums von drei aufeinander folgenden Jahren so gering gewesen ist, daß den Actionären für diese drei Jahre nach fkauf- männishen Grundsäßen nur eine Dividende von 6 9% bewilligt werden konnte. Dies hat die Gesellschaft für das Jahr 1891 dem Magistrat glaubhaft nachgewiesen, und der letztere hat daher bei der Stadtverordneten-Versammlung beantragt, daß die von der Ge- sellshaft für das Kalenderjahr 1891 zu entrihtende Abgabe von der Bruttoeinnahme und der Beförderung von Personen und Gütern, einshließlich der Abonnements, von 49/6 auf 1,22 959 herabgeseßt werde.

Die städtishen Volksbibliotheken Berlins haben, wie die „Voss. Ztg.* einem der Nr. 30 des Gemeindeblattes beigegebenen Bericht entnimmt, was die Gesammtzahl des Bücherbestandes an- betrifft, sih nur wenig vermehrt, da dieser Bestand nur von 109576 Bänden auf 111 186 Bände, also um 1610 Bênde angewachsen ift. Die Zahl der neu eingestellten Bände ist indetjen weitaus größer, da in mehreren Bibliotheken alte werthlose Bücherbestände fortgeräumt worden sind. Troß der dadurh eingetretenen Verkleinerung dieser Bibliotheken is doch die Leserzabl größer geworden. Inêégesammt wurden die 27 Volksbibliotheken von 15 791 Lesern benußt gegen 14721 im Vorjahre. Die Vermehrung beträgt also 1070 oder 7,3 9/0. Ausgeliehen wurden vom 1. April 1891 bis dabin 1892 im ganzen 370578 Bände gegen 339 242 im Vorjahre. Die Zabl der Ausleibungen stieg also um 9140/4, während der Bücherbestand noch niht ganz um 12% vermehrt wurde. Jedes Buch wurde im Durchschnitt 37 Mal, im Vorjabre 31/10 Mal

seitens der