1892 / 198 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

geschrieben wird, ein größerer Seeshlepper, an dessen Bord sich ein norwegischer Capitän, dessen Braut und ein Geistlicher aus Nor- wegen befanden; der letztere follte das Paar draußen auf offener See trauen. Da die Trauung auf deutshem Boden nicht s\tatt- finden fonnte, so fuhr man über die deutfche Grenze hinaus und außerhalb des ersten Elbfeuerschiffes fand die feierliche Handlung ftatt. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem freien Meere wandte sich der Dampfer wieder der Elbe zu, und gegen Abend kehrten als kirchlich getraute Eheleute das Paar und mit ihm der Geistlihe und die Freunde, die der Feier beigewohnt hatten, in den Hafen zurück, um hier das Hochzeitsmahl einzunehmen.

Hameln. Der „Wes.-Ztg." wird aus Hameln u. d. 21. August eschrieben: So lange genaue Aufzeihnungen über den Wasser- tand der Weser vorliegen, ist derselbe noch nie fo niedrig ewesen, wie augenblicklih. Es haben daher auch die Fahrten von ier nah Münden oder Karlshafen mit dem Perfonendamvfer „Fürst Bismarck" ganz eingestellt werden müssen.

München. Ein gräßliher Unglüccksfall wird den ,M. N. N.“ aus Wartberg im Mürzthal berichtet: Bei der Reinigung und Aus- besserung der Feuerungskanäle im Werk der Firma V. wurde aus Versehen der Arbeiter Pacher eingemauert und erst nah zwei Tagen sein Fehlen bemerkt. Sogleich wurde das Feuer gelöscht, die Kanäle wurden aufgebrochen und die verkohlte Leiche Pacher's efunden. Ausgebrochene Ziegel beweisen, daß Pacher vergebliche An- trengungen machte, ins Freie zu gelangen. Die gerichtlihe Unter- suchung ist eingeleitet.

_ Regensburg, 22. August. Die Hirschstetter's{che B ist heute früh mit acht daran grenzenden Hausern dur eine brunst in Asche gelegt worden.

Lübeck, 20. August. Die Ortschaft Siebenbäumen in Lauenburg ist, der „Wes.-Ztg.“ zufolge, von einem großen Brande heimgesucht worden. Drei Menschen fanden den Tod in den Flammen.

Wieliczka. Zu Gunsten des hiesigen Turnvereins werden am 4. September 1892, d. i. Sonntag, Besichtigungen des wclt- berühmten Salzbergwerks bei glänzender Beleuchtung, brillantem Feuerwerk und „Höllenfahrt“ veranstaltet. Da die Anzahl der Personen beschränkt ist und au diesem Tage nur je 400 Perfonen in zwei Partien zu 200 das Salzbergwerk be)uchen dürfen, fd wird darauf aufmerksam gemacht, daß die hiezu nöthigen Eintritts- karten aus\ch{ließlich nur beim S. A. Krzyzanowski (Buch- handlung, Ring A—B), im Café des Peter Porzycki, Ring Nr. 17 1. Stock in Krakau und bei der Kafsa in Wieliczka zu be- fommen sind. Preis einer Eintrittskarte in das Salzbergwerk für eine Person 2 Fl. 50 Kr. bei Einfahrt zu Fuß, 2 Fl. 80 Kr. hin- gegen bei Ein- und Ausfahrt am Seil. Der Eingang in das Berg- werk findet um Uhr Nachmittags statt. Von Krakau verkehrt an diesem Tage ein Personenzug nah Wieliczka, welcher um 1 Uhr von Krakau abgeht und von Wieliczka um 6 Uhr 35 Minuten Abends nach Krakau zurüc{fährt.

Aus den Alpen. Am Adchensee erbaut, wie man dem „Hann. Cour.“ meldet, das Stist Fiecht ein neues großes Hotel, das noch in diesem Jahre unter Dach kommen foil und bereits im nächsten Jahre Fremde beherbergen wird. Bekanntlich ist der See Eigenthum des genannten reihen Stifts, das auch den Dampfschiffahrtsverkehr dort ins Leben gerufen hat und unterhält. Die neue Oeffnung des Aetna

Catania, 22. August. ) ie Menge großer und kleiner Steine

wirst außer Rauch jeßt auch empor. '

Catania, 22. August. Eine bewaffneteNäuber bande nahm, wie „W. T. B." berichtet, gestern den Baron Spitaleri und dessen Sohn sowie die Gräfin Cianciolo gefangen und ließ sie erst tach Erlegung eines Lösfegeldes von 16090009 Fr. am Abend wieder frei.

Interlaken, 19. August. Zu der Feuersbrunst in Grindel- wald wird den „Meckl. Nachr.“ gemeldet, daß Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie von Mecklenburg- Sch werin, gerade bei Ausbruch des Feuers aus Interlaken mit Gefolge dort ankam, aber sogleih wieder nach Interlaken zurückkehren mußte. Einem Privatbrief, welcher den unmittelbaren Eindruck der Feuersbrunst auf die von Interlaken kommenden Fremden schildert, entnimmt dasfelbe Blatt Folgendes: Gestern haben wir etwas Schreckliches erlebt, was man hoffentlich nur ein Mal im Leben sieht! Ganz Grindelwald stand in Flammen, als wir dort ankamen, und brannte vor unseren Augen nieder! Wir hatten beabsichtigt, am 17. August einzutreffen und im Hotel Bär zu wohnen. Der Wirth telegraphirte uns ab, da das Quartier erst am 18. frei würde. Diese Zufälligkeit wurde uns zu einer wunderbaren Fügung, für die wir niht dankbar genug sein können, da wir fonst vielleiht nur das Leben gerettet, alle unsere Effecten aber eingebüßt hätten. Kurz vor Grindelwald sehen wir ein Haus brennen; ein Herr rief: „Das is} Hotel Bär“; glei) darauf gewahrte man {on mehrere brennende Gebäude; als wir näber kamen, fahen wir die Flammen áus vielen Häusern schlagen, und als man an der Station hielt, brannte {hon alles rings herum. Es war eine Gluthhiße, starker Sturm "führte die Funken und brennende Gegenstände weithin. :

Wir stiegen aus, Rauh und Qualm scchlug uns ent- gegen, das Stationsgebäude brannte {on zu telegraphiren war nicht mehr möglih. Unfer Zug follte fogleih mit uns umkehren, mußte aber na einigen Schritten halten, um auf der eingeleisigen Bahn einen anderen Zug abzuwarten und auch um Abgebrannte auf- zunehmen. Wir \tanden nun mitten im Feuer, rechts und links, oben und unten brannten die Häuser, ganz nahe am Zug. Es war ein berzzerreißender Anblick:; in Todesangst retteten die Einwohner ihre Kinder, son brennende Betten, fonstiges Hauégeräth; die unglü- lichen Thiere brüllen zu hören, war gräßlih. Im Zuge herrschte große Aufregung, und wenn er Feuer gefangen hätte, so befürchteten wir eine Panik. Glückliher Weise wurden wir davor bewahrt, obwohl Funken und brennende Stückchen in die Coupés fielen, die man austreten mußte. Die Hutfeder einer Dame brannte \on, ein kleines Mädchen kam mit versengtem Aermel, und eine Engländerin, welhe raf einige Sachen zusammen- gepackt hatte, sogar mit brennendem Koffer. Ein altes Ehepaar stieg zitternd und weinend bei uns ein - und hatte nihts gerettet als die Kleider auf dem Leibe; eine

Dame wußte ihre Kinder auf dem Gletscher, vermißte aber - ihren Mann. Endlich obwohl der ganze Aufenthalt kaum 10 Minuten dauerte seßten wir uns wieder in Bewegung, ein Mann mit einer Fahne voraus, der Zugführer blies die ganze Zeit. Ueberall sah man Feuerwehren herankommen, leider zu spät. Von der Brandstätte macht ein Mitarbeiter des „Luzerner Tageblatts“, der am Tage nach dem Brande Grindelwald besuht hat, folgende Mittheilungen. Als der Berichterstatter mit der Berner Oberlandbahn dem Thalkefsel von Grindelwald entgegenfubr, ging der Föhn immer noch sehr stark. Es zeigte sich die erste Brandstelle: ein geschwärzter Fleck im Grase, von verkohlten Bäumen umstanden. Bald mehrten sich die Brandstätten; bis hoh hinauf an die Berghalde der großen Scheideck sah man spärlihe Mauerreste und rauch- geschwärzte Bäume. Auf der rechten Seite der Bahn waren die Häuser, kleine steinbelastete Bernerhäuschen, verschont geblieben. Da und dort stand noch eine Wasserkufe auf dem Dach, deren Inhalt dazu gedient hatte, das gefräßige Element abzuwehren. Je mehr der Zug sich seinem Endziel näherte, desto häufiger wurden die Brand- ruinen. Beim Verlassen des Zuges gewinnt man mit einem Schlage einen umfassenden Ueberblick. Zunächst fallen die Nuinen des großen Hotelcompvleres „zum Bären“ in die Augen. Zwar bestehen sie bloß aus einigen spärlihen Mauerresten; allein ihre Stellung ist eine das ganze Dorf beherrshende; es scheint wie eine ganze verbrannte Stadt. An der Böschung der Anhöhe, auf welcher das Hotel sih erhob, steht noch, in Teppichgärtnerei ausgeführt, versengt und halb verkohlt, aber noch deutlich lesbar in Riesen- chrift: „Hotel Bär“. Vom Bahnhof steht nur noch ein angebrannter Locomotivshuppen. Ein alter Kleidershrank, an die Straßenmauer gerückt, und eine an denselben gelehnte Zimmerthür bilden gegen- wärtig das „Bureau“, in welchem die Billets gelöst werden und

man zunächst das wüste Trümmergebiet des „Bären“ vor sich; darüber steigt das Wéeétterhorn, auch . die Haslijungfrau ge- nannt, in jäher Steilheit empor; ihm fölgen füdlih das Schrehorn und der Mettenberg, dann der gewaltige Gebirgsstock des Eiger: südwestlih folgt die kleine Scheide ; der Norden wird durch die Ab- hänge des Faul- ‘und S@Wwarzhorns abgeschlossen. Südlich, gegen den Eiger zu, rausht ziemli tief unten die Lütschine vorbei. Um die Mauerreste des „Hotel Bär“ herum liegen zusammengeshmolzene Glasscherben, die unverbrennlihen Ueberreste eines Brücckenwagens, gerettete Nohrfessel und uge angebrannte Polstermöbel. Rüd- wärts stehen einige außerhalb dec Feuerlinie liegende und daher vershont gebliebene Hotels und Pensionen. Von der rasenden Schnelligkeit, womit das vom Gebläse des Föhns angefahte Feuer um sich griff, kann man sich faum eine richtige Vorstellun machen. Der „Bär“ stand weniger als eine Viertelstunde na Ausbruch des Brandes in vollen Flammen. Die meisten Gäste mußten mit Preisgebung ihres Gepäcks nur auf die eigene Rettung bedacht sein. Wäre - das Feuer Nachts ausgebrochen, fo wäre den Insassen jenes Hotels nahezu 300 Personen ein Schicksal be- schieden gewesen, an das man nur mit Grauen denken kann. So ging es doch wenigstens ohne Verlust von Menschenleben ab. Gerettet wurde fast nihts; im „Bären“ follen u. a. Weinvorräthe im Werthe von 60000 Fr. zu Grunde gegangen fein. Die Fremden halfen bei den Löscharbeiten energisch mit; felbst zarte Damen in f.iner Toilette halfen Kette bilden und reihten einander den wasser- gefüllten Eimer.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Kiel, 23. Auguis (W D B) Wie die Kieler Zeitung“ meldet, hat der commandirende Admiral seine Flagde auf den „Mars gebißt Und wird voti 25. d. M. ab den Oberbefehl über die gesammte Flotte Übernehmen, welhe für die Zeit der großen bis zum 25. September - dauernden Seeübungen in 4 Divisionen getheilt wird.

Fulda 23 August Q. D B). Die BisWGofs- Conferenz ist heute Vormittag mit einer Andacht im Dome eröffnet worden. Es nahmen daran theil: die Erzbischöfe von Köln und Posen, die Bischöfe von Ermland, Kulm, Hildesheim, Paderborn, Münster, Trier, Limburg und Fulda, der Armee-Bischof Aßmann aus Berlin und der päpstlihe Delegat Prälat Nagel aus Rom. Als Vertreter seiner preußischen. Diözesan- antheile nimmt der Bischof von Mainz theil, während der Erzbishof von Freiburg diesmal bei der Conferenz nicht zugegen 1j. . Erwärtet werden noch der FUrst bishof von Breslau und der Bischof von Osnabrück; den Vorsitz führt der Erzbischof von Köln. Die Dauer der Con- ferenz ist auf zwei bis drei Tage berechnet.

St. Petersburg, 25, Ag (W. I B) Dutch einen heute veröffentlihten Kaiserlihen Ukas ist die Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und jeder Art Kleie wieder freigegeben worden.

Belgrad, 23. August. (W.TD. B) Däs Prograntm des neuen Cabinets findet vielseitigen Beifall ; anderer- seits erregt der Sturz des radicalen Ministeriums: in vielen Kreisen Bedenken. U Ehren Nes und des neuen Cabinets werden von der liberalen Partei Festlichkeiten * veranstaltet, darunter ein Facelzug und ein Bankett. Der Stadtpräfëect von Belgrad utd die meisten politishen Vorstände der Ressorts im Mini- sterium des Jnnern sind ihrer Dienststellungen enthoben worden, leßtere auf telegraphishem Wege.

die Aufgabe des Gepäcks erfolgt. Folgt man der Straße, so hat

(Fortseßung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 23. August, 8 Uhr Morgens.

= 40 R.

Stationen. L : Tanz von Emil

in 9 Celsius

Temperatur 50 (F.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeres\p. red. in Millim.

Mullaghmore Aberdeen [S i Christiansund D T au | Kopenhagen . f - olfenlos | 16 geles Stóöckholm . | wolkenlos | 19 7 Uhr. Haparanda . D P 14 Donnerstag: St. Petersburg 5 |SE Nebel 12 Most 2 wolkenlos | 10 Cork, Queens- | town 1/Regen E Cherbourg 2'bedeckt 18 Ide 5 l wolkenlos | 19 S i 3'heiter mburg .. 3 heiter 21 winemünde 3 heiter 9 Neufahrwafser still/wolkenl.1) | 18 emel 2wolkenl.?) | 18 vom Paris still wolkig 15 | Andrea. et

2\wolkenlos | 20 Karlsruhe . . | 760 Z3|Dunst?) | 81 München . . | 762

3 wolkig 19 Chemniy . . | 760 3\wolkenlos | 23 D O 3\wolkenlos | 22 Wi 0701

Ou 19 Breslau... 63 _2wolkenlos |_18 e A. 706

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Wartburg. R. Wagner.

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1) Nachts Thau. 2) Starker Thau. 2) Thau.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Marimum liegt über den russishen Ostseeprovinzen, während eine flache De- pression im Westen vorm Kanal herannaht. Die Luftbewegung ist bei gleichmäßiger Luftdruckverthei- | Großes [lung allenthalben s{wach, über Central-Europa, | }4ng8- meist aus südöstliher bis südwestliher Richtung. In Deutschland herrsht warme heitere Witterung ohne nennenêwerthe Niedershläge. Die Temperatur liegt an der Küste 1 bis 4, in Mitteldeutschland 2x bis 87, in Süddeutschland 1 bis 6 Grad über dem Mittelwerth. In Westdeutshland fanden stellenweise Gewitter statt. Die Nachmittags- temperatur hob sih zu Grünberg und Bamberg auf 31, zu Cassel auf 32, zu Budapest auf 35 Grad. Da die südliche und südöstliche Luftströmung wahr- \cheinlih fortdauern wird, fo dürfte eine erhebliche Abkühlung demnächst niht zu erwarten fein.

Deutsche Seewarte.

Strauß.

6 Uhr.

Theater- Anzeigen.

. . (V 4 * ,

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 160. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. L. Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée.

Ober - Regisseur Tetzlaff. Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Diaua. Lustspiel in 5 Aufzügen, nah dem Spanischen des Don Augustin Moreto, von West. gefeßt vom Ober-Regisseur Max Grube.

Opernhaus. 161. Tannhäuser und der Säugerkrieg auf der Romantische Oper in 3 Acten von Ballet von Emil Graeb. gefeßt vom Ober-Negisseur Teblaff. Dirigent: Kapell- Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 19 Hiob. Schauspiel in 1 Aufzug nah - H. Hölty von In Scene geseßt vom Ober-Regisseur

1 Aufzug von Friedrih NRoeber. Ober-Regisseur 3 Lustspiel von E. Geibel. seßt vom Ober - Negisseur Max Grube.

Lessing- Theater. Mittwoch: Das alte Lied.

Donnerstag: Sodoms Ende. ¿rreitag: Der Lebemann. Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Zum 12. Male: Methusalem. Burleske Operette in 3 Acten von Wilder und Delacour, bearbeitet von C. Treumann. Anfang 7 Uhr.

Im prachtvollen Park: Park - Fest.

Doppel-Concert. und Instrumental-Künstlern. Concerts Sonntags 5 Uhr, an den Wodhentagen

Donnerstag: Methusalem. Doppel - Concert. Instrumental-Künstlern.

Refsidenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Sr U E Sor Tung: Denise. Schauspiel in 4 Acten von Alexander Dumas, Sohn. Deutsch von Emmerich Bukowics. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Signorina Prevosti. Der Barbier von Sevilla. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Das Glöckchen des Eremiten. Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Änfang an Sonn- und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5# Uhr.

(Rosine: Signorina Prevosti.)

Text von H. Meikhac und

Graeb. In Scene geseßt vom Dirigent : Kapellmeister

168. Vorstellung: Donna

Woche): Zum 26. Male: In Scene Anfang | von W. Sternheim.

Ascher. Entrée 50 „.

Vorstellung.

F ck=conp L SCENC

ihres Directors Peter Newsti.

169. Vorstellung. Das Buch | ¿zum ersten Mal in Deutschland.)

Die Philosophin. Lustspiel in | T In Scene gesetzt | Licht 2c. 2c. Max Grube. Meister 1 In Scene ge- | ‘2 Uhr. Anfang

W. Mannstädt. Scone gesegt vor Adolph Ernst.

Musik von G.

Musik von Johann | von G. Steffens.

Freilotterie. Auftreten von Ge- Anfang des

mann. Im Park: Großes : Austreten von Gefangs- und | Stromtid“

August Junkermann.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoh (leßte oche) ale: Das kleine Krokodil. Posse in 3 Acten von Siraudin und Labiche. Deutsch In Scene geseßt von Hermann

Im prachtvollen Sommer - Garten : Achtes großes Volks-Fest. Großes Doppel-Concert. 40. Gastspiel der Rufsishen National-, Gefangs-, Tanz- und Instrumental-Gesellschaft, unter Leitung

Auftreten sämmtlicher Specialitäten T. Ranges. Abends: Feenhafte JUumination des ganzen Garten- Etablissements durch 50 000 Gasflammen, bengalishes

Anfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung L

Donnerstag: Das kleine Krokodil. Im pracht- vollen Sommer - Garten: Großes Doppel - Concert. Auftreten fämmtlicher Specialitäten 1. Ranges. :

Adolph Erunst-Theater._ Mittwoch (vorleßte Woche): Zum 68. Male: Fräulein Feldwebel, Gesangspofse in 3 Acten von Ed. Jacobson und Steffens. In Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommer-Garten ist geöffnet.

In Vorbereitung: Die wilde Madonna. Ge- sangsvosse in 3 Acten von Leon Treptow. Coupl-ts von G. Görß. Mit neuen Decorationen úund neuen Costumen.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoh: Gesammt-Gastspiel des Friß Reuter- Ensemble unter Direction von August Junker- tann. Zum 11. Male: Onkel Bräfig. Lebens- bild in 5 Acten nach Fritz Reuter's „Ut mine für die E De, eingerihtet von Anfang Uhr. : j R T N, Ag Donnerstag: Zum 12. Male: Onkel Bräfig. Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Der Sommergarten ist geöffnet.

Kroll's Tbeater. Mittwoch: Gastspiel ver Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. (

n Am Landes - Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof).

Geöffnet von 12—11 Uhr.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gabriele von Bülow mit Hrn. Major Heinrich Freiherrn von Mafsenbach (Lud- wigsburg). Frl. Helene Kelh mit Hrn. Prem.- Lieutenant von Roos (Berlin—Gr. Lichterfelde).

Vereheliht: Hr. Apotheker Dr. Eduard Lüker mit Frl. Anna Wendler (Berga a. Elster— Halle a. Saale). Hr. Rittmeister z. D. Martin Frei- herr von Campe mit Clairie Freiin von Kaskel (Berlin). Hr. Rittmeister Bernhard von Sydow mit Frl. Ella von Rosenberg (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Zastrow (Lübben). Hrn. Kammerherrn Rittmeister a. D. Grafen Keller (Ballenstedt). Hrn. Professor Dr. Georg Hettner (Berlin). Hrn. Rechts- anwalt Becker (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieutenant von Ecartsberg (Berlin).

Gestorben: Hr. Lieutenant a. D. und Director einer Militärvorbildungs-Anstalt Oskar Doering (Berlin). Hr. Nentier C. W. Regenberg (Bärwalde N.-M.). Hr. Rittergutsbesißer Carl von Lochow-Lübnitz (Lübniß b. Belzig). Hrn. Hauptmann von der Lippe Sohn (Olden- burg i. Großherzogth.). Hrn. Hauptmann von Schlutterbah Sohn (Potsdam). Hr. Ziegelei- besißer und Hauptmann a. D. Gustav Graßhoff (Graßhof). Frau Hauptmann a. D. Dora von Kameke, geb. Hornbostel (Ratzeburg). Frl. Maria Theresia von Abercron (Kiel). Frau Alexandra Reuter, geb von Bornstedt (Berlin). Hr. Majoratsbesiter Wilhelm von Bohlen auf Lerchenborn: Hr. Rittergutébesizer Ernft Lehnert auf Staborowice. —- Hr. Ober-Ingenteur Otto von Schmid (Siegburg). Verw. Frau Rittergutsbesißer Auguste Schneider, geb. Gram, auf Zenbowo.

(10 Personen,

Musik

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Béêxlit: Ï : Verlag der Expedition (I. V.: Heidrich). Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags3-

Vier Beilagen

1A Souxntag 59 s.

#7201] SHohenzollern-Galerie

9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Nundgemälde 1640—1890. Kinder die Hälfte,

(einshließlich Börsen-Beilage),

sowie die Jnhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent-

lichen AR tens (Commanditgesellschaften auf

Actieu und Äctiengesellschaften) für die Woche vom 15, bis 20, August 1892,

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 19S,

Handel und Gewerbe.

Rundschau über den Welt-Getreidehandel im Juli 1892.

Der in Deutschland begonnenen Ernte is die Witterung im Juli durschnittlih günstig gêwesen, denn die um Mitte des Monats eingetretene unbeständige Witterung schadete dem zum theil geschnitten auf dem Felde liegenden Roggen wenig, da die Temperatur kühl blieb. Sie fam aber den später reifenden Halmfrüchten und den Kartoffeln noch zu statten und half den leßteren über die folgende Periode der Trockenheit einigermaßen hinweg, welche die Einheimsung des Roggens außerordentli förderte; das Getreide trocknete U sodaß die Landwirthe in weit höherem Grade als sonst durch Dreshmaschinen gleich auf dem Felde den Roggen marktfertig machen ließen. Es er- flärt sih daraus ein {hon in der leßten Juliwohe massenhafter Andrang von neuem Noggen an die Verkaufsmärkte. Die Quali- täten, die der neue Roggen aufwies, waren durhschnittlich ganz vor- züglihe und bewähren den alten Ruf des deutshen Gewächses. Die Zahlen der landwirthschaftlihen Vereine lassen annehmen, daß auch an Menge gute Resultate erzielt worden sind, jedoch fehlt es hierbei auh nicht an mancherlei Ausstellungen. Es wäre_ aber fals, aus dem ersten Ansturm frishen Gewächses einen Schluß auf das Ge- sammtergebniß ziehen zu wollen, denn es kamen diesmal mehrere Um- {tände zusammen, welhe die Verkaufslust der Oekonomen anspornen mußten. In erster Reihe war es die erwähnte seltene Gelegenheit, trockenes, fofort verkäuflihes Getreide zu gewinnen, während in den Teßten Jahren die Landwirthe sich gleihsam ihr Getreide vielfach a in feuhtem Zustande von den Felden wegstehlen mußten und dur die drängende Bestellung gar nicht dazu kamen, die hohen Preise mit- zunehmen. Die Erfahrung lehrt, daß bei fallenden Preisen die Waarenbesißzer zum Verkauf, bei steigenden Cursen die Consumenten zum Ankauf drängen. Dies allein genügt aber für die Erklärung der diesmaligen Gewalt der ersten Anfuhren aus neuer Roggenernte noch nicht ganz. Ein weiterer Anreiz zum f{chleunigen Verkauf be- sand in der Thatsache, daß der diesmalige Werth des Roggens im Verhältniß zum Weizen ein außergewöhnlich hoher war. Hiermit war dem Landwirth von vornherein die Directive gegeben, welches Getreide er zuerst zu Geld machen sollte. Mit russischer Noggen- zufuhr kann Deutschland zunächst niht rechnen. Der etwaige russische Nersand in laufender Campagne fällt für uns mehr insofern ins

Gewicht, als durch ihn möglicherweise größere Quantitäten anderer

Provenienzen, die sonst nah Holland, Belgien und Skandinavien ihren Weg genommen hätten, frei und für uns verfügbar werden. Es handelt sich hierbei hauptsählich um Donauwaare, die allerdings ‘infolge des neuen Vertrages mit Rumänien bei uns eine erhebliche Rolle spielen dürfte. Blicken wir nun auf die Linder, welche im leßten Jahre® uns über die Calamität hinweggeholfen haben, fo séhen wir in erster Neihe die Vereinigten Staaten mit rund 1 800 000 Doppel-Centner am letztjährigen Roggenimport Deutsch- lands betheiligt, welches Quantum etwa zwei Drittel der gesammten amerikanishen MRoggenausfuhr darstellt. Dieselbe itellte sich in den 12 Monaten vom 1. Juli 1891 bis 30. Juni 1892 auf 1380 000 Quarters, gegen 388 000 im vorhergehenden Fahre. Jene Ziffer aber wirkt geradezu verblüffend, wenn man in Betracht zieht, daß die amerikanische Noggenernte überhaupt nur etwa ‘3 800 000 Quarters beträgt, sodaß also mehr als ein Drittel des Ge- \ammtertrages über die Grenze gegangen war. Es giebt hierfür nur die einzige Erklärung der hohen Preise des Vorjahres, die einen Ersaß des Noggens durch Weizen in Amerika selbst rentabel maten. Ein Anreiz zu ähnlih großem amerikanishen Export liegt in diesem Fahre um so weniger vor, als man bisher die 1892er Noggenernte Amerikas nur auf 3 600 000 Quarters, gegen 3 850 000 im Vorjahre \häßt. Ganz ähnlichliegen die Verhältnisse in Frankreich, das uns 543 115 Doppel-Centner Roggen in 1891/92 lieferte, und in Spanien, von wo auch nur das Mißverhältniß zwischen den Weizen- und Noggenpreisen fo ungewöhnliche Leistungen hervorlocken konnte. Wir blicken also nach Zuschuß in erster Reihe auf Oesterreih-Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei und müssen abwarten, inwieweit diefe Länder im \tande sein werden, die anderweitigen Minderlieferungen aus- zugleichen.

Die bisherigen knappen Roggenbestände Deutschlands haben die Noggenpreise auf einem Niveau gehalten, das den Mehrverbrauch von Weizen begünstigte und dadurh die \{ließlich auch vom Auélande fehr fnapp gewordene Roggenzufuhr leiht vermissen ließ, während nah Eintritt der neuen Ernte die große frische Zufuhr die Preise auf einen Stand drückte, der den Verbrauch des Roggens erweitert und dadurch, troß guter cigener Ernte, wieder auf größeren Zuschuß vom Auslande anweist. Je mehr Roggen, desto weniger Weizen consumirt Deutschland, und insofern ist der Ausfall der inländishen Noggenernte von einiger Bedeutung für den Welt- markt, denn Weizen - Quantitäten, wie sie unser Land in leßter Campagne aufgenommen, spielen bei der Bilanz der Weltverforgung denn doch eine nicht unwichtige Nolle. Diese Weslt- Bilanz, die sich im Vorjahre durch die ungeheuren Leistungen Amerikas noch als recht günstig herausgestellt hat, dürfte auch im neuen Erntejahre keine ungünstige werben; aber die Productions- summe wird sich aus einer ganzen Reihe mäßig guter Erträge zu- sammenseten, die den Ansprüchen des Consums reihlich gewachsen sind.

In den Vereinigten Staaten von Amerika berechnete sih das Erateergebniß nah den Angaben des Bureaus zu Washington vom 1. Juli auf 345 Millionen Bushels Winter-Weizen gegen 3921 Millionen in 1891/92 und von 180 Millionen Frühjahrs- Weizen gegen 2191 Millionen, zusammen 525 gegen 612 Millionen Bushels. Auß nah Privatshäßzungen war man einig darüber, daß wenn auch das vorjährige Ergebniß bei weitem nicht erreicht ist, doch jedes frühere Erntejahr diesmal weit übertroffen wird. Der Beweis dafür trat auch bald in den Ablieferungen der Farmer ein, die an die aht Hauptmärkte des Westens 2151260 Quarters gegen 9 318 750 Quarters im Juli 1891 und 937500 im Juli 1890 lieferten. Die besonders in der zweiten Hälfte des Juli beginnende, unerreiht große Zufuhr des Vorjahres war zwar der diesmaligen überlegen, letztere jedoh war gegen die vorangegangenen Jahre ebenfalls außerordentlich groß. Es sei hier noch hervorgehoben, daß die neuen Qualitäten der amerikanishen Ernte, soweit Muster davon nach Eurova gekommen sind und soweit Meldungen vorliegen, vor- zügliher Güte sind. Diese Eigenschaft scheint aber das Kennzeichen aller 1892 er Ernten zu sein. Für Producenten wie Consumerten wird dadur das Geschäft ein gleich erquickliches werden.

Ostindien hat in seinem Expott im Juli einen unerwartet starken Abschlag erfahren. Hatte man auch vorausgesehen, daß fo große Leistungen, wie vorher, die nur durch übereilte, dur billigen Nupiencurs angereizte Verkäufe forcirt waren, nicht von längerer Dauer sein konnten, so war man doch auf einen fo starken G livote lihen Nückgang der Verschiffungen, wie er in der ersten Juliwoche stattfand, in keiner Weise gefaßt. Seitdem hat sih der Export wieder langsam erholt, seine frühere Größe aber auch nicht annähernd mehr erreiht. Während des ganzen Monats waren die Londoner Verkaufe- firmen bestrebt, frühere Abschlüsse indisher Waare zurückzureguliren und famen auf diese Weise starke Posten zur Erledigung. Die Weizenausfuhr Ostindiens nah Europa betrug zusammen im Juli d. I. 275 000 Quarters, gegen 723 000 gleichzeitig im Vorjahre, die Ge- fammtverschiffungen Oftindiens nach Furopa seit dem mit dem 1. April begonnenen Erntejahre betrugen an Weizen zusammen 2 605 000

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 23. August

Ouarters, gegen 3 183 000 gleichzeitig in 1891 und 1 341 000 Quar- ters im Jahre 1890.

Ueber Rußlands Ernte sind die verschiedensten, theils amt- lichen, theils halbamtlihen oder privaten Berichte durch alle Zei- tungen gegangen, die das Bild der russishen Ernte nicht gerade flarer gemaht haben. Zweifellos ist, daß der Kaukasus zum theil wieder eine vorzüglihe Ernte gemacht hat und mit derselben einen Theil der Ausfälle in anderen Gouvernements wett machen kann. Man wird nicht zweifeln dürfen, day Rußland größere Posten für das Ausland erübrigen kann, ob aber hierbei niht die an und für sich noch ziemlich hohen Inlandspreise resp. die durch die Cholera vershlimmerten sanitären Verhältnisse p beim Erport bereiten, ms abgewartet werden. Die Ausfuhr in den ersten drei Wochen nah Aufhebung des Exportverbots war im ganzen keineswegs unbe- deutend, bietet aber in keiner Weise einen Maßstab für die weiteren Leistungen. Vom 1. Januar bis 16. Juli kamen zum Versand an Weizen: 246 000 Quarters, gegen 6 222 400 gleichzeitig 1891 und 6197 400 im Jahre 1890. Das Gros des bisherigen russischen MWeizenversandes verblieb im Mittelländishen Meere. Marscille und die italienishen Häfen boten bessere Preise als in England oder am nördlichen Continent zu erzielen waren.

Was die gesammten Weizen - Exportleistungen der Haupt- productionsländer, wie die Vereinigten Staaten, (anada, Rußland und Indien, nah Europa in der vom 1. August 1891 bis 31. Juli 1892 gerechneten Campagne betrifft, so findet man bei der Zusammen- stellung eine Gesammtautfuhr vón 37 840 000 Quarters, gegen 30 085 000 in 1890/91, troßdem die russishe Ausfuhr vom 24. No- vember 1891 bis 21. Juni 1892 gesperrt war. Der leßtere Umstand ist somit für den Weltmarkt bedeutungslos gewesen. Es ist zweifellos von Vortheil für den Weltmarkt, daß er den Nachweis gebracht hat, daß auch ohne Rußland es der Weltverforgung an dem nothwendigen Getreide niht gebricht. Seit der Einführung der Dampfschiffahrt und der Eisenbahnen ist für civilisirte Länder ein Mangel an Nahrungsmitteln überhaupt nicht mehr zu befürhten, denn Zustände, wie sie im letzten Jahre in Rußland zeitweise herrschten, basirten eben niht im Mangel an Getreide, an welchem der Weltmarkt Ueberfluß hatte, sondern in den wirthshaftlihen Verhältnissen der Landbevölkerung und anderen Urfachen. Ï E

Die Folgen der oben erwähnten Niesenleiïtungen der Erport- länder in leßter Campagne zeigen sich in der Thatsache, daß troß der \{lanken Befriedigung der großen Bedürfnisse die in die neue Cam- vagne mit hineingenommenen Lagerbestände in Europa sehr bedeutend sind, denen gegenüber es auch nicht ins Gewicht fällt, daß die für Europa unterwegs befindlihen Mengen an Weizen und Weizenmehl zum Schluß des Juli wesentlich kleiner als gleichzeitig 1891 sind, obwohl sie noch ansehnlih genug erscheinen. S

Sn England allein sind aber die Vorräthe um etwa 2 Millionen Quarters größer als gleichzeitig 1891 und auch die bei den Land- wirthen befindlichen Bestände werden dort noch höher geshäßt als im Vorjahre. Es ist Thatsache, daß sich die englischen Käufer auch im Juli mit ihrer Versorgung keineswegs überstürzten, obwohl die amerifanischen Offerten billiger waren als je vorher um diese Zeit. Die diesmalige Weizenernte Englands hat sih übrigens wesentlich vortbeilhafter entwickelt als vorausgeseßt wurde, und wäre nicht der eingeshränkte Anbau ein Hinderniß, so würde wahrscheinlich die dies- malige englische Ernte eine verhältnißmäßig große werden. :

In Frankreich ist die Einheimsung in den südlihen und mitt- leren Departements im Juli beendet, in den nördlichen Districten be- gonnen worden. Die Mittheilungen über die bisher gesicherten Ergebnisse sind nah den vorangegangenen Klagen überraschend gut, doh hängt das Gesammtresultat hauptsächlich von dem Ausfall der nördlichen Ernte ab. Ueber Enttäushungen im Erdrush wurde besonders aus der Beance geklagt, im übrigen aber sprach man ih besonders über die Qualitäten lobend aus. Ueber die Einfuhr Frankreihs liegen bis jeßt nur die Ziffern bis zum 30. Juni vor. Frankreich importirte 13 908 000 Quarters Weizen und Meltenmeht, gegen 5 717 572 bezw. 4 328 159 Quarters in den beiden Vorjahren, alfo reihlich so viel, als zum Beginn der leßten Campagne vorausgeseßt war. Allerdings sind die versteuerten Bestände noch sehr umfangreich, da der seit dem 1. Juni in Krast getretene höhere Zoll vorher noch zu großen Importen und zur Ber- zollung der auf den steuerfreien Niederlagen speihernden Mengen veranlaßte. Es sind daher auch zum Anfang Juli auf den Zoll- lägern nur noch 103 066 Doppel-Ctr. gewesen, gegen etwa 34 Millionen am 1. Mai. Am 1. Juli 1891 lagerten 1 402 215, am gleichen Zeit- punkt 1890 519 046 Dovppel-Ctr. Weizen. ——

Belgien erfreute si, soweit bis jetzt Meldungen darüber vor- liegen, auter Ernteerträge von s{höner Qualität. Vom Auslande waren die Ankünfte im Laufe des Monats ziemli ansehnlich; da aber auch der Absaß nah dem Inlande sih zeitweise ziemlich s{lank gestaltete, so haben \sih dic Vorräthe nicht sonderlih_gemehrt. Zum Monats\{luß blieben für Antwerpen noch 325 000 Quarters Weizen unterwegs, gegen 475 000 gleichzeitig im Vorjahe.

Holland scheint bezüglih der Ernte gleichfalls befriedigt, vor- ausgeseßt, daß gutes Wetter die Einheimsung auh weiter begünstigt. Der Geschäftsgang im abgelaufenen Monat zeigte hin und wieder einige Aufregung für Roggen, nah welchem für den Rhein noch gute Frage bestand und von dem auch nach Rußland verschiedene Partien zurückgesandt wurden. E

In Oesterreich-Ungarn ist man, mehr in Oesterreich als in Ungarn, mit der Ernte zufrieden. In leßterem wird vielfa über die Quantität geklagt, was aber insofern ausgeglichen wird, als Oester- reih bei weitem weniger Ansprüche an die andere Neichshälfte stellen wird als das vorige Mal. Im großen und ganzen fehlt noch ein rechter Ueberblick über die dortige Gesammternte und erst der gegen Ende August stattfindende Wiener internationale Markt wird ein- gehende Angaben bringen. Das Geschäft war ret till, für das Ausland gaben die bestehenden D wenig Rendement, f\odaß fich noch fein größerer Export entwickelte. E /

Am Berliner Markt haben die Preise in Weizen nur wenig ge]|chwankt ; sie haben, infolge vergrößerter Ansprüche des In- landes und wegen der Termindeckungen, welche die vielfahe Un- contractlichkeit der Kündigungen veranlaßte, zeitweise einige Mark ge- wonnen, damit aber traten sie fofort in ein nußbringendes Preis- verhältniß zum Auslande, und die zu stande kommenden Abschlüsse forgten dafür, daß das erreichte Werthniveau wieder verlassen wurde. Dem vom Roggen ausgehenden Druck seßten indessen die MWeizennotirungen einigen Widerstand entgegen, mußten s\chließ- lih jedoch gleichfalls rückgängige Bewegung çinfshlagen. Die für Berliner Rechnung an der Küste eintreffende Waare nahm ihren Weg hauptsächlich nah dem fortgeseßt bedürf- tigen Inlande, von früheren Abschlüssen indishen Weizens aber wurde viel nah England zurückgehandelt. Nah Berlin selbst kamen immer noch etwa 8009 t, die nebst 2—3000 t vom Lager verbraucht sein dürften. Man schäßte zum Monatswechsel das Berliner Lager noch auf 15 000 t, doch fehlt eine genauere Angabe, da einige E Mittheilungen über ihre Vorräthe verweigerten.

Roggen stand im abgelaufenen Monat “in feinem Geschäfts- gange hauptsählih unter dem Einfluß der Witterung. Als diese anfänglih veränderlich war, befestigte sih die Stimmung, zumal in Mitteldeutshland der Absay von Waare besser ging und die für Juli bestehende Haussepartei zuerst die Kündigungen aufnahm. Mit Ein- tritt günstigerer Witterung aber trat die Hoffnung ein, daß neues

1892.

Gewächs auch für den Juli-Termin noch eine Rolle spielen möchte, und ob nur darauf hin, oder aus anderen nicht zu Tage liegenden Gründen, wurde die Operation pro Juli aufgegeben, um bemerkens- werther, aber niht recht verständliher Weise auf den August über- tragen zu werden. Die f\tarken Realisationen vro Julí trieben den so bedeutenden Mehrwerth dieses Termins allmählih ganz heraus und die hiesige Müllerei bequemte sich nunmehr, die Waare zu empfangen. Sücher hat sie dies aber in mazZen Fällen bereut, denn faum war die alte Waare beseitigt, als* nit großer Gewalt das neue ebenso schöne, wie auch meist trockene Gewächs an die Märkte drängte und die anfänglih hohen Forderungen dafür überraschend {nell ermäßigt wurden. Hiermit war mit einem Schlage die alte Knappheit beseitigt, doch wird es sich im August zeigen müssen, ob dieser erste Ansturm auch sehr nachaltig fein wird. Im ganzen haben die NRoggenpreise im Juli für laufenden Monat 30 4, für Juli-August etwa 20 Æ(, für Herbst etwa 12 A. eingebüßt.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks verschlesien. f 1

0096, nit rechtzeitig

an der Nuhr und in Obe An der Ruhr sind am 22. d. M. gestell gestellt keine Wagen. * . ; : In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 3421, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

\ T

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlihen Amts8geriht T Berlin 22. August das Grundstück in der Liebenwalderstraße 34, dem Kauf- mann Otto Lambrecht gehörig, zur Versteigerung. Reinertrag 2,16 A; Fläche 15,34 a; Mindestgebot 500 ; für das Meist- ebot von 165000 A wurde der Eigenthümer Hermann Flemming, Rügenerstraße 35, Ersteher.

Beim Königlichen Amtsgericht IT Berlin standen anm selben Tage die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundbuch von Teltow Band 1 Blatt Nr. 42, auf den Nämen des Schuhmachermeisters Gustav Münzel eingetragen, zu Teltow belegen; Fläche 6,97 a; Reinertrag 0,21 4; Gebäudesteuer-Nußzungs- werth 135 4; Mindestgebot 154,34 M; für das Meistgebot von 4650 M wurde der Schuhmachermeister Karl Gericke zu Teltow, Bäer- straße 5, Ersteher. Zum Zwecke der Auseinanderseßung das im Grundbuch von Tempelhof Band 6 Nr. 344 eingetragene, zu Tempelhof belegene Grundstück des Fuhrherrn Ernst Fiedler; Fläche 13,77 a; Gebäudesteuer - Nußungswerth 135 MÆ; für das Meistgebot von 9750 (A wurde der Cürassier C. A. E. Fiedler zu Brandenburg a. H. Ersteher.

stand am

,

In der gestrigen Aufsichtsrathssizung der Rheinisch - Westfälishen Bank wurde von der Direction der Semestral- Abschluß vorgelegt, der einen Reingewinn von rund 80000 A aufweist. Die Direction war zu glei@er Zeit in der Lage mitzutheilen, daß feit dem 1. Juli d. F. aus den von der Bank geleiteten und abgerehneten Finanztran8actionen ein weiterer Gewinn von 45000 #4 resultirt.

Die gestern veröffentlihte Semestralbilanz der Oester - reihischen Creditanstalt in Wien weist laut telegraphischer Meldung an Gewinnen insgesammt 3 051 412 Fl. auf, und zwar an Provisionen 668 943, an Zinsen 1 802 675, an Devisen 232 628, an Effecten und Consortialgeshäften 122 982, an verschiedenen Ein- nabmen 162 083 Fl. Der “Gewinn bei der Bank und Waaren- abtheilung der Ungarischen Allgemeinen Creditbank beträgt 62 089 Fl. Die Lasten und Verluste betragen 1 079 041 Fl., sodaß ein Rein- gewinn für das erste Semester von 1972 371 Fl. verbleibt.

Wie dem „Prg. Abdbl.“ aus Wien gemeldet wird, werden Ende Oktober die neuen Münzen der Kronenwährung in Verkehr geseßt werden.

Leipzig, 22. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,775 X, per September 3,80 4, per Oktober 3,80 , per November 3,80 4, per Dezember 3,85 4, per Januar 3,85 A, per Februar 3,875 6. per Mâärz 3,874 Æ, per April 3,87È A, per Mai 3,90 Æ, per Juni 3,922 M, per Juli 3,924 4 Umsaß 75 000 kg.

Wien, 23. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 12. bis 18. August 849 281 Fl.,, Mehreinnahme 22 953 Fl.

London, 22. August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizer - ladungen angeboten.

London, 23. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Times“ aus Philadelphia haben 36 Silberminen inJdaho den Betrieb eingestellt infolge des Herabgehens des Silber- werthes.

Gasg, 22, August (W. D. B): Dié VersPiffüngen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6075 Tons gegen 7724 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres

Brad ioro. 22 Aue i o B) Wolle fe Q und Stoffe stetig. i

Pat 2 Aue C V) Nah annahenden Schäßtzungen beträgt die diesjährige Getreideernte in Frank- r eich 110 Millionen Hektoliter. Für den Consum würde demnach ein Import von 13 Millionen Hektolitern genügen.

New-York, 22. August. (W. T. B.) Die B örse eröffnete in fester Haltung, war auch im weiteren Verlaufe fest und {loß sehr fest zu den höchsten Tagescursen.. Der Umsay der Actien betrug 245 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2020 000 Unzen geshäßt. Die Silberverkäufe betrugen 115 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschaß betrugen 415 000 Unzen zu den höchsten Tagescursfen. j; .

Weizen anfangs stetig, dann besser, später Reaction auf Visible \supply; Schluß fest. Mais anfangs stetig, dann befestigt, später Reaction auf Realisirungen der Haussiers. Schluß stetig.

Chicago, 22. August. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, dann besser, später Reaction auf NRealisirungen der Haussiers. Schluß fest. Ma is anfangs \{chwach, später fester auf Käufe der Haussiers. Schluß behauptet.

Verkehrs-Anstalten.

mburg, 22. August. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- detfahrt-Actiengesellshaft. Der Postdampfer ist, von New - York kommend, gestern Nachmittag e eingetroffen.

A Auge, (W. T. B) Der Lloyddampfer „Medusa“* ist, von Konstantinopel kommend, heute Nacht hier ein-

getroffen. London, 22. August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Merican ist auf der Heimreise heute in Southamyton aus

gekommen.