1892 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterrcich-Ungarn.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ meldet, in Berük- sichtigung der durch das Zusammenströmen großer Menschen- mengen in sanitärer Beziehung entstehenden Gefahr die Reise nah Lemberg vorläufig aufgegeben und wird am 1. September in Schönbrunn eintreffen.

Die Generalversammlung des rumänischen Volks- bildungsvereins ist am Sonnabend in Hermannstadt im Beisein des Erzbishofs von Siebenbürgen, Miron Noman, durch den Prästdenten Bariß mit einer Ansprache eróffnet worden, die keine politishen Anspielungen enthielt.

Frankreich.

Die Regierungsblätter bestätigen, daß davon die Rede sei, die großen Manöver infolge der Cholera-Epidemie abzubestellen. Ein endgültiger Entschluß hierüber sollte dem „W. T. B.“ zufolge in einem auf gestern anberaumten Ministerrath getroffen werden. Außer von der Cholera sind mehrere Regimenter von Dysenterie und anderen Krank- heiten heimgesucht, die nahdrücklihe Maßregeln erfordern.

Einer Depesche des „Temps“ aus Portonovo zufolge bemächtigte sich Oberst Dodds am 24. d. M. der Ortschaft Katagou und marschirt gegenwärtig den Uemefluß aufwärts. Der im dichten Gebüsch im Hinterhalt liegende Fcind wurde vertrieben. Die Wege sind offen. Einige Soldaten wurden verwundet. Haltung und Gesundheitszustand der Truppen sind vorzüglich.

Rußland und Polen.

Der Kaiser empfing am Sonnabend den Finanz-Minister Wyschnegradski und den Verweser des Verkehrs-- Ministeriums Witte in längerer Audienz. Wie das „Wolff sche Bureau“ aus St. Petersburg vernimmt, isst die beabsichtigte Abzweigung mehrerer Departements des Finanz- Ministeriums von dem leßteren und ihre Zutheilung zu dem Verkehrs-Ministerium auf große Schwierigkeiten gestoßen und die endgültige Entscheidung über diese Frage fowie die damit zusammenhängende Personalfrage daher zunächst noch ver- jchoben worden. : E

Ueber den afghanishen Zwischenfall ist, wie dem- selben Bureau zufolge aus gut unterrichteten Kreisen in St. Petersburg verlautet, der russishe Botschafter in London mit dem Staatssecretär des Auswärtigen Lord Nosebery in einen Meinungsaustausch eingetreten, der, wie man russischerseits erwartet, zu einer befriedigenden Aufklärung führen dürfte.

Der Minister des Auswärtigen von Giers ist mit Ge- mahlin, Tochter und Sohn Constantin am Sonnabcnd ins Ausland abgereist.

Ftalien.

König Humbert ist am gestrigen Sonntag zur Ent- hüllung der Denkmäler für den König Viktor Emanuel und den Prinzen Amadeus, Herzog von Aojta, in Livorno eingetroffen und von der dortigen Bevölkerung enthusiastis begrüßt worden.

Portugal.

Die legislativen Wahlen sind laut Meldung aus

Lissabon auf den 6. November angeseßt.

Belgien.

Der belgische Kriegs-Minister hat, nah ciner Mit- theilung des „D. B. H.“ aus Brüfel, die Aufhebung der Manöver angeordnet. Auch die zum 1. September erlassene Ordre zur Einberufung von Reservisten wurde wieder auf- gehoben.

Serbien.

Die „Politishe Correspondenz“ veröffentliht das Pro- aramm des neuen serbishen Cabinets bezüglih der außeren Politik. Danach würde das Cabinet nah Außen seine ganz besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge darauf richten, die freundschaftlihen Beziehungen zu allen Staaten zu erhalten und zu entwickeln, fowie jein Verhalten fo cin- zurihten suchen, daß die Neutralität, die Staatsinteressen und die Würde Serbiens bestens gewahrt blieben. Das Cabinet werde sih bestreben, Serbien das werthvolle Wohl- wollen aller fremden Mächte zu gewinnen und zu erhalten und ganz besonders zu der benachbarten öfsterreihish-ungarischen Monarchie, an die Serbien durch mannigfache wirthschaftliche und handelspolitishe Bande gebunden sei, regelmäßige und sich fort und fort bessernde Bezichungen aufrehtzuhalten und zu chern.

Wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, hätte die Regierung beschlossen, den österreihischen und deutshen Handels- vertrag unter Ablehnung jedwelher Verantwortlichkeit anzu- nehmen und in der Skupschtina dafür einzutreten.

Bulgarien.

Die Landesausstellung in Philippopel is am Sonnabend Vormittag vom Prinzen Ferdinand eröffnet worden. Die Minister und sämmtliche Konsuln, ausgenommen der französische, wohnten der Feierlichkeit bei. Auf die Er- öffnungsrede des Finanz-Ministers, welcher für die Mit- wirkung der befreundeten Nationen dankte, erwiderte der Prinz mit einem Hinweis auf die Aera des Fortschritts, die von der, Ausstellung ihren Ausgangspunkt nehmen werde. Um 11 Uhr fand jodann ein Frühstück von 500 Ge- decken statt. Die Ausstellung macht cinen glänzenden Eindruck. Der ottomanishe Commissar für die Ausstellung Djemal Bey ist gestern in Philippopel eingetroffen und wurde am Bahnhofe von der gesammten Ausstellungscommission begrüßt und feierlich in die Stadt geleitet. 3

Amerika.

Ein Telegramm des „Reuter schen Bureaus“ aus Mont e- video vom 27. d. M. meldet: Die Kammer habe die zwischen der Regierung von Uruguay und einem Syndicat fran- zösischer Banquiers abgeschlossene 5 proc. Anleihe im Betrage von 5 Millionen Piaster genehmigt.

Asien,

Die Antwort der indishen Regierung auf den Bericht des Emirs von Afghanistan (vergl. die Nrn. 200 und 201 d. Bl.) giebt, wie man dem „R. B.“ aus Simla meldet, dem Wunsche Ausdruck, cs werde nah der Beendigung des Aufstandes der Hazara-Stämme möglich sein, das Datum für die Abreise der britischen Mission nah Afghanistan festzuseßen. Ferner werde in der Antwort auf die durch die

afghanishen Agenten an der Grenze hervorgerufenen Unruhen hingewiesen und deren sofortige Entlassung ver- langt. Die „Times“ erfährt aus Kalkutta, es gehe dort das Gerücht, daß die Heerführer des Emirs von Afghanistan von den Hazaras geschlagen worden seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Amtliches Wahlresultat der am 23. d. M. im 2. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Liegniß stattgehabten Reichstags-Ersaßwahl wurden insgesammt 13975 Stim- men abgegeben. Davon entfielen auf den Rittergutsbefißer von Klißing-Zauche (cons.) 6794 und auf den Buchdruckerei- besizer Dr. Müller in Glogau 5591 Stimmen. Es ift eine Stichwahl erforderlich, “welche laut amtlicher Bekanntmachung auf den 2. September angeseßt ist.

Statiftik und Volkswirthschaft.

alverpflegungsftation.

RVor ciniger Zeit hat die Eröffnung einer Herberge zur Heimath, verbunden mit Naturalverpflegungsstation, in Stade stattgefunden. Die Station hat in der kurzen Zeit ibres Bestehens {hon den Erfolg gehabt, daß sih die Zahl der bei dem dortigen Magistrat Unter- stüßung suhenden Handwerkëêburshen und Reifenden erbeblih ge- mindert hat.

Zur Arbeiterbewegung.

An der Spite der gestrigen Nummer des socialdemokra- tischen Centralorgans „Vorwärts“ wird der diesjährige social- demokratishe Parteitag vom Parteivorstand nah Berlin zum 16. Oktober einberufen. Nach der vorläufigen Tagesordnung werden am ersten Verhandlungstage nur die Formalitäten er- lediat, während den Parteitag weiterhin folgende Gegenstände beschäftigen werden : /

1) Geschäftsberit des Parteivorstandes, Berichterstatter : Nichard Fischer: 2) Bericht der Controleure durch August Kaden: 3) Bericht über die varlamentarische Thätigkeit der ‘RKeichstagsfraction, Bericht- erstatter: Paul Singer; 4) die Maifeier 1893, Berichterstatter : Albin Gerish; 5) der internationale Arbeitercongreß in Zürich, Berichterstatter: Ferdinand Ewald: 6) das Genofsenschaftswesen, der Boycott und die Control - Shußmarke, Berichterstatter: J. Auer: 7) die wirthschaftlihe Krise und ihre Folge: der all- gemeine Nothstand, Berichterstatter: W. Liebkneht : 8) der Anti- semitiémus und die Sccialdemokratie, Berichterstatter: A. Bebel ; 9) Berathung von Anträgen, die bei den voraufgehenden Punkten der TageZordnung nicht bereits ihre Erledigung gefunden haben ; 10) Wahl der Parteileitung und Bestimmung des Orts, wo sie ihren Siß zu nebmen hat.

Fn Stettin faßte, wie die „Ostsee-Ztg." berichtet, die Tischler- und Stuhlmacher-Innung in ihrer General- versammlung am 26. d. M. folgenden Beschluß zur Lohn- bewegung der Tischlergesellen: Nachdem über einzelne Werk- stätten der Innungsémitglieder von den Gefellen die Localfperre ver- hängt ist, verpflichten fih sämmtlihe Meister der Tischler- und Stublmacher-Innung zu Stettin solidarisch, von 3. September d. I. ab ihre Werkstätten zu \chließen.

Ueber den Bergarbeiterausstand in Flénu (vgl. Nr. 202

Bl.) wird der „Köln. Ztg.* aus Brüssel geschrieben : In Flénu ist am Donnerêtag cin Bergarbeiterausstand infolge mehrfacher Be- strafungen von Arbeitern auégebrchen. 150 Mann weigerten sich, cinzufahren. Am Freitag ist die Zahl der Ausständigen auf 600 angewachsen ; die ganzen Belegschaften der Gruben 12, 20 und 25 feblten bei der Einfahrt am Nachmittag. Diese plößlihe Ausdeb- nung wird dem Umstande zugeschrieben, daß die Arbeiter dur den Ausstand eine eben erfolgte Lohnherabseßzung rückgängig machen zu fönnen glauben. Indessen befürchtet man eine weitere Zunahme des Auésftantes.

Wie die Londoner „Allg. Cerr.“ berichtet, wird John Bur- nett, der Arbeitsberichterstatter des Ministeriums, das englische Handelsamt und der Secretär Geoffrey Drage die Köngliche Commission zur Untersubung der Arbeitsverbältnisse Englands auf dem bevorstehenden Gewerkvereins-Congreß in Glaëgow vertreten.

Aus Bern meldet cin Wolffsches Telegramm vom gestrigen

age: Der seit dem 25. August hier tagende internationale Buchdrucckercongreß, auf dem die meisten Länder Europas ver- eten sind, beschloß die Errichtung einer ständigen Centralstelle 1 Bern, die bci Auéständen eine Steuer ausschreiben und eine ägliche Unterstüßung bis zwei Francs pro Mann bewilligen kann.

Pariser Telegramme des „Wolff’shen Bureaus“ berichten, daß vom 28. September bis zum 4. Oktober in Ricamarie (Departe- ment Loire) ein nationaler Bergarbeiter-Congreß stattfinden wird. Nach ciner Meldung aus Albi hat der dortige Arbeiter- Bezirkscongreß beschlossen, in den allgemeinen Ausstand einzu- treten, wenn die Forderungen der Bergarbeiter in Carmaur

r

nit innerbalb vierzebn Tagen bewilligt würden.

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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Cholera. Ueber die Sitzung der außerordentlichen Cholera-Com- mission, welhe am Sonnabend im Reichsamt des Jnnern stattgefunden hat, ist oben (unter „Berlin“) berihtet worden,

worauf wir hier an dieser Stelle verweisen.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt wird amilich gemeldet, daß in Hamburg am 27. August 128 Erkrankungen und 55 Todesfälle, am 28. August 445 Erkrankungen mit 162 Todesfällen an Cholera sich ercigneten.

In Altona zählte man am 27. August 22 Erkrankungen mit 11 Todesfällen, am 28. August (von Mittag bis Mitter- nacht) 17 bezw. 9, in Kiel am 27. August 1 bezw. 1, sonst im Regierungsbezirk Schleswig: Els dorf 1 bezw. 1, Elmshorn 1 bezw. 1, Blankenese 1 Erkrankung, Hem me am 28. August 1: im Regierungsbezirk Lüneburg: Harburg am 27. August 2 bezw. 1, in Ältenwerder mehrere Erkrankungen mit 3 Todesfällen, in Ehestorf 1 Erkrankung, in Oelsen 1 Erkrankung. Jn Lauenburg kamen am 28. August 4 Er- krankungen, 1 Todesfall vor, in Shwarzenbeck 1 bezw. 1. Jn Perver, Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Salzwedel, erkrankte am 28. August 1 Person: in Berlin starb cine Frau an demselben Tage. Im Großherzogthum Oldenburg starben am 28. August zu Delmenhorst 2, im Großherzog- thum Melenburg-Strceliß starb am 28. August in Priegert eine Person. Jn allen dicsen Fällen scheint es sich um Ein- hleppung aus Hamburg zu handeln.

Bei einer in Berlin aus Hamburg angekommenen, in das städtishe Krankenhaus in Moabit übergeführten Frau Frohnert is durch bactcriologishe Untersuchung Erkrankung an asiatischer Cholera festgestellt worden.

4 Ghbolerafälle, sämmtlich aus einer Hamburger Familie,

Die Direction der Feuerwehr in Berlin hat #ch bereit erflärt, bei Eintritt einer Cholera-Epidemie in zwei ihrer Depots Räume zur Stationirung von Krankenwagen zur Verfügung zu stellen. Im städtishen Obdach ift Fürsorge getroffen, daß alle die- jenigen Familien dort Unterkunft finden fönnen, welche wegen Er- franfung cines Familienmitgliedes an der Cholera ibre Wohnung bebufs deren Desinfection verlassen müssen und die zur Zeit ein an- deres Unterkommen sih niht selbst beschaffen können. Den Mit- gliedern der städtishen Deputation für die öffentlihe Gesundheitse- pflege is zur Kenntniß gegeben, daß sie im Falle der Notb sofort per Telegraph zu einer Sißung berufen werden würden.

Von außerhalb liegen ferner folgende Mittheilungen vor -

In Hamburg sind am Freitag, 26. August, 416 Personen an der Cholera erfranft und 150 Personen gestorben. Am Sonnabend, 27. August, wurden bis Mittags 12 Uhr 128 Personen als erkrankt und 55 als gestorben gemeldet. Der Straßenverkehr ist, wie „W. T. B.* berichtet, erheblih stiller geworden. In allen Kirchen haben am gestrigen Sonntage aus Anlaß der die Stadt bheimsuchenden Evidemie Bittgebete stattgefunden. Am Sonnabend wurden aus einigen Häusern sämmtliche Mitglieder einer Familie nach den Lazarethen verbracht. Zum Transport der Leichen, wozu die vorhandenen Leichen- wagen nit ausreichten, werden jeßt auch große Möbelwagen benugt. In der Stadt bilden sih zahlreiche Hilfêvereine, von denen zur Zeichnung von Geldbeiträgen aufgefordert wird. Die Krankheit scheint sih von der Hafengegend mehr nah dem Innern der Stadt und nah dem Landgebiet zu verpflanzen, während am Hafen eine Ab- nabme der Seuche bemerkbar ist. Regtierungë-Rath Dr. Rahts vom Kaiserlihen Gesundheitsamt ist nach Berlin zurückgekehrt. In zwanzig Turnhballen der Stadt und der Vorstädte find Desinfectionsapparate aufgestellt zur unentgeltlihen Desinfection von Kleidern und Betten. Daselbst werden auch Mittel zur De®infection von Wohnungen gratis verabfolgt. Die Babnhböfe sind von Abreisenden überfüllt. Am gestrigen Sonntage erhielten Ver- gnügungsreisende nah Harburg weder auf der Eisenbabn noch auf Damvfschiffen Fahrbillets. Die unterelbishe Eisenbahn hatte sämmt- lide Sonntagé-Sonderzüge vom Fahrplan abgeseßt. Die Hamburger Bürgerschaft ist auf heute zu einer Erxtrafitzung einberufen. um einen dringlichen Antrag des Senats auf Bewilligung von Geldmitteln für außerordentlide Maßregeln zur Bekämpfung der Cholera zu berathen. Die Polizei hat alle Lustbarkeiten, an denen eine größere Menschen- menge theilnimmt, sowie Versammlungen verboten; bei Beerdigungen ist es dem Leichengefolge nicht gestattet, das Haus, in dem die Leiche liegt, zu betreten. Die Schulen sind ge!chlofsen.

In Harburg wurden am Sonnabend 2 Erkrankungen an Cholera constatirt: bei einem Arbeiter und cinem Handwerksburschen, welhe aus Hamburg gekommen find. Beide wurden im Kranken- hause aufs strengste isolirt.

In Altona sind vom Freitag zum Sonnabend 32 Perfonen an der Cholera erfranft und 15 gestorben. Tanzmusiken waren dort wie in Hamburg gestern untersagt. In Altona sind die Schulen nohch nit gesclossen, aber fast leer.

In Wandsbeck sind am Sonnabend 7 Erkrankungen und 4 Sterbefälle, in dem benachbarten Hinschenfelde 2 Erkrankungen und 1 Todesfall an asiatis{er Cholera vorgekommen. Die Schulen in Wandébeck wurden ges{lefsen. In Hinschenfelde wird eine Barake erbaut.

In Kiel wurden der Polizcibebörde bis Sonnabend Mittag gemeldet ; hiervon starben eine Frau und ein Kind.

In Bremen sind bis heute, Montag, 13 choleraverdächtige Perfonen in das Lazareth eingeliefert worden. Bei aht ven ibnen wurde die asiatische Cholera festgestellt. Einer davon ift bereits gestorben. In den übrigen Fällen ist die Untersubung noch nicht beendigt.

Wie „D. B. H." aus Oldenburg meldet, ist in Delmen- bort eine aus Hamburg dort eingetroffene Frau an Cholera er- franft, nahdem ibr Kind vorher daran gestorben war.

In Halle a. S. sind, wie unter dem beutigen Datum gemeldct wird, in die IsolirbaraŒe der Königlichen Universitätsklinif zwei choleraverdâcbtige Kranke eingeliefert worden, darunter ein aus Hamburg zugereister.

íIn Antwerpen stellte die Medizinal - Commission 21 Erkran- fungen und 9 Todesfälle an Cholera fest. Bisher sind nur Matrosen und Schiffsleute davon ergriffen. Die Commission be- hauptet, die Krankheit sei durch das Schiff „St. Paul“ aus Havre eingesleppt.

In Paris. sind dem „Gaulois“ zufolge am Sonntag ctwa 90 Cholerafranfe in die Pariser Krankenhäuser eingeliefert worden. Dr. Peter erflärte auf ein an ibn gerichtetes Interview, die asiatische Cholera sowobl wie die Cholera nostras seien leihzeitig in Paris aufgetreten und kämen daselbst gleizeitig vor. ¡je Epidemie sei in einem Asyl in Nanterre entstanden.

In Havre sind am Sonnabend 45, am Sonntag 71 Personen unter choleraartigen Erscheinungen erfranft. Davon sind am Sonn- abend 18, gestern 25 Personen gestorben. Die Temperatur hat sich merflih abgetühlt. :

íïIn Le Mans sind bis heute 3 Chbolerafälle gemeldet worden.

Wie aus St. Petersburg, 28. August, gemeldet wird, ift nach amtliher Mittheilung die Cholera nunmehr auch im Gouverne- ment Lublin aufgetreten: es erkranften daselbst bis zum 26. d. M. 14 Personen, 7 starben. Am 26. d. M. erkranften bezw. starben ir den Gouvernements Samara 1120 bezw. 521, Saratow 330 bezw. 121 Perscnen, im Dongebiet erkrankten am 26. und 27. d. M. 823 und îtarben 556 Personen. In Kronstadt sind am 25 d. M. keine Erftranfkfungen und keine Todeéfälle infolge von Cholera mehr vor- getommen.

Aus London, 29. August, meldet „W. T. B.*: Die Frau, welce in dem Stadtviertel Lambeth am Freitag von der asiatischen Cholera befallen fein sollte, leidet in Wirklichkeit an einer anderen Krankheit. Von dem vor Gravesend in Quaran- tâne liegenden Hamburger Dampfer „Gemma®" is ein weitcrer Cholerafkranker ausgeshifft worden. In Glasgow wurde bei zwei von Hamburg kommenden franfen Auswanderern in einem Hotel garni die Cholera con- statirt; sie wurden ins Hospital geschaft, während die anderen Auë- wanderer der Beobachtung unterstellt wurden. Nachrichten aus Middleborough zufolge ift dort cin englischer Matrose von eincm aus Hamburg angekommenen Dampfer an der Cholera gestorben.

Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird berichtet:

In Braunschweig ist wegen der Choleragefahr das Sedanfcst verboten worden.

Die Badeverwaltung von Heiligendamm hat bes{lossen, von Hamburg, Altona und anderen von der Cholera inficixten Orten ankommende Fremde niht aufzünechmen. :

Wie „W. T. B.* aus Westerland (Sylt) meldet, werden au! Anordnung der Behörde sämmtliche dort landenden Reisenden aus ibren Gesundheitszustand untersuht. Zugleich ift eine Gesundheit®- commission ernannt worden, welche die forgfältigite Handhabung aller sanitären Vorschriften überwacht. S

Kopenhagen, 28. August. Nach amtlicher Feststellung ist b18 heute Abend 9 Ühr kein Fall von asiatisher Cholera bier vorgekommen Vormittags wurde ein verdähhtiger Kranker in das Epidemie-Hospital eingebraht; die Untersuchung constatirte aber, daß es #ch nur um Cholerine handelte. |

Wien, 28. August. Der „Wiener Zeitung“ zufolge hat die Regierung die Einfuhr und Durchfuhr von Hadern, alten Kleidern, altem Tauwerk, gebrauhter Leibwäshe, gebrauhtem BVett- zeug, ferner von frishem Obst, Gemüse, Fischen, ausgenommen 11 Blechbüchsen, und rohen Thierproducten aus Hamburg und Altona verboten. Die Statthalterei von Böhmen und die Lande®- regierung von Swlefien sind von dem Minister des Innern ermächtigt, bci Annäherung der Cholera an die österreichische Greai€

vorerst in den Eisenbahn-Grenzstationen mit directem Anschluß an Deutschland, sodann auch in den Grenzstationen ohne Schienen- ans{luyz an Deutschland ärztlihe Revisionsfstationen für Reisende und Gepäck zu errichten und eventuell die Reisenden auf den Grenzübergangéstraßen strenge zu überwachen.

Nom, 27. August. Durch eine heute veröffentlihte Verordnung wird die Einfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidern und Bett- zeug, foweit sie für den Handel bestimmt sind, aus Rußland, der europätschen Türkei, Frankreih und Deutschland verboten.

Athen, 27. August. Für Herkünfte aus Hamburg ift eine elftägige Quarantäne ab 24. d. M. angeordnet.

St. Petersburg, 28. August. auf Grund forgfältiger amtliher Erhebungen das Gerücht von einer mit dem Namen „Jara“ bezeihneten, in Persien aufgetretenen Þe st- artigen Krankheit für unbegründet.

Frankrei ch.

Alle aus deutschen Häfen ankommenden Schiffe unterliegen bis

nah vollständiger Desinfection einer Quarantäne. Spanten.

Zufolge ciner in der „Gaceta de Madrid“ vom 24. August 1892 veröffentlihten Vercrdnung der Königlih fpanishen Regierung sind gegen Provenienzen aus Hamburg Quarantäne-Maßregeln angeordnet worden.

Bulgarien.

Die fünftägige Quarantäne gegen die von der russishen Küste des Schwarzen exres, und zwar von Kertsh bis zur rumänischen Küste, eintreffenden Schiffe ist auf zehn Tage verlängert worden.

, Schweden.

Die Königlich s{wedishe Regierung hat die deutschey Häfen an den Küsten der Nordsee, sowie die Häfen an den Küsten der Ostsee ¿wischen der dânishen Grenze und der Provinz Pommern für von der Cholera angesteckt erklärt. Schiffe, die von den gedahten Häfen fommen, werden gemäß der Königlihen Verfügung vom 5. August 1892 einer Beobod ung von 48 Stunden unterworfen.

E Norwegen.

Durch Verordnung des Königlich norwegischen Justiz- und Polizei- Departements vom 19. August 1892 if die Einfuhr von gebrauchter Wäsche, Kleidungëstücken und Betten, Lappen und Lumpen, von ge- brauhter Watte, sowie von Haaren und Flock-(Kraß-)Wolle aus Rußland und Finland verboten worden. Wäsche und Kleidungss\tüe, welche als Pafiagiergut mitgenommen werden, unterliegen diefer Be- stimmung nicht.

Gemäß Berordnung ter norwegischen Regierung werden sämmt- liche deutshe Häfen als von Cholera verseucht angesehea. Gleichzeitig ist die Einfubr von gebrauchter Wäsche, gebrauchten Kleidungsstücken und Betten, Lappen, Lumpen, gebrauhter Watte, sowie von Haaren und Flockwolle von dort ber verboten worden.

Cypern.

Der Ober-Commissar von Cypern bat Folgendes angeordnet :

1) Alle von der Küste Syriens zwischen Bevrut und Jaffa (aus- ließli dieser beiden Häfen) ankommenden Schiffe werden, sofern sie nit in “einem Zwischenhafen mindestens zehn volle Tage Quaran- tâne abgehalten haben und mit einem reinen Gesundbeitszeugniß ver- sehen sind, nur im Hafen von Larnaka zugelafsen, in allen anderen Hâfen Cyperns aber zurückgewiesen.

2) In Larnaka unterliegen die bezeihneten Schiffe einer Quaran- tâne von mindeitens zehn vollen Tagen. Passagiere, denen die Landung von derartigen Schiffen erlaubt wird, find als in Quarantäne be- findlih zu landen und haben wenigstens zehn volle Tage nah dem Verlassen des Schiffes in Quarantäne zu verbleiben. Passagiergepäck und Waaren sind als unter Quarantäne stehend zu landen und auf Gefahr und Kosten des Eigenthümers oder Empfängers zu des- inficiren. Lumpen find zurückzuweisen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberscchblesien. An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 9826, nicht rechtzeitig geftellt keine Wagen. : In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4068, nit rechtzeitig gestellt feine Wagen. :

. (Woqhenbericht- über Stärke,

i a Hülsenfrüchte von Marx Sabers ky). Ia. Kartoffelmebl 323—334 #Æ, Ia. Kartoffelstärke 32: —33L 4, ITa. Kartoffelstärke und -Mebl 28—30 #Æ, feuchte Kartoffel- stärke loco und Parität Berlin K, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik X, gelber Syrup 38—39 A, Capillair - Syrup 39—40 #4, Capillair - Erport 40—41 Æ, Kartoffelzucker gelber 38—39 Æ, do. Capillair 40—41 M Rum-Couleur 50—51 #, Bier-Couleur 48—49 A, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 40—41 #Æ, do. secunda 35—37 A, Weizenstärke (fleinft.) 36—38 M, Weizenstärke (großst.) 45—46 A, Halleshe und Schlesishe 45—46 #4, Reisstärke (Strahlen) 46 bis 47 M, do. (Stücfen) 43—44 4, Mais-Stärke 32—33 4, Schabe- tärke 30—32 Æ, Victoria-Erbsen 20—23 S, Kocherbsen 19—23 M, grüne Erbsen 19—23 #Æ, Futtererbsen 15—16 #Æ, Leinsaat 22—24 M, Linfen, große 30—44 Æ, do. mittel 22—30 Æ, do. kleine 18—22 #, Gelber Senf 24—36 Æ, Kümmel 40—41 M Buchweizen 17§3—182 #4, Mais loco 13—135 #, Pferdebohnen 162 bis 18 , inländische wciße Bohnen 19—21 4, weiße Fla{bbobnen 22—-25 M, ungarishe Bohnen 16—18 Æ, galizishe und russische Bohnen 14—16 #4, Widcken 15—16 Æ, Hanfkörner 20—21 M, Leinkuchen 163—172 #Æ, Weizenschale 10—105 #4, Roggenkleie 102 bis „11 M, Napékuchen 133—142 4, Mohn, blauer 58—64 ., do. weier 64—70 #, Hirse, weiße 21—24 A Alles per 100 kg ab Babn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

__— Das Geestemünder Holzgeschäft ist noch immer in rashem Anwachsen begriffen. Nach den erfolgten Abschlüssen werden im laufenden Jahre ca. 70 000 bis 75 000 fm Holz eingeführt werden gegen 53 400 fm im Vorjahre und 47 700 fm im Jahre 1890. Bei einer fo bedeutenden Einfuhr erweisen sih die vorhandenen Lager- plâge als unzulänglich.

Leipzig, 27. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per September 3,75 K, per Oktober 3,777 M, per November 3,80 4, per Dezember 3,80 K, per Januar 3,822 #, per Februar 3,824 #4, per März 3,85 #4, per April 3,874 Æ, per Mai 3,90 4, per Juni 3,90 4, per Juli 3,90 # Umsatz 100 000 kg. ;

_ Wien, 28. August. (W. T. B.) Heute hat hier die consti- tuirende Versammlung der Commission für den internationalen Saatenmarkt stattgefunden. Zum Präsidenten wurde Wilbelm Naschauer, zu Vice-Präsidenten wurden .von der Wyngaert und Bren- ninger (München) gewählt.

London, 27. Auguft. (W. T. B.) An der Küfte 1 Weizen- ladung angeboten.

29. August. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be- trugen in der Woche vom 20. bis 26. August: Engl. Weizen 2861, fremder 30 838, - engl. Gerste 553, fremde 15 396, engl. Malzgerste 18 187, fremde —, engl. Hafer 823, fremder 102 274 Orts., engl. Mebl 16 793, fremdes 44 734 Sack.

St. Petersburg, 27. August. Der Umtausch der alten 25-Rubel-Scheine sowie au anderer Creditbillete gegenwärtigen Musters gegen neue C reditbillete zum Werthe von 25 Rubeln beginnt, wie die „St. Pet. Ztg.“ mittheilt, in der Staatébank am 1. September und in ihren Comptoirs in Archangel, Warschau, Ieka- terinburg, Kiew, Moskau, Odessa, Riga, Rostow am Don und Char- tow am 13. September d. I. Der „Regierungë-Bote“ giebt in

__ Berlin, 27. August. Stärkefabrikate und

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Der „Regierungsbote* erklärt

liner Nummer vom (14.) 26. August cine Beschreibung der neuen Scheine.

Antwerpen, 27. August. (W. T. B) Kämmlings- Auction belebt, s{höône Auftralische unverändert, kleine erfubren 5, La Plata 10 Cent. Abschlag. E

__ New-York, 27. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest und {loß nach theilweiser Reaction fehr fest. Der Umsay der Actien betrug 67000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 19560 000 Unzen geshäßt. Die Silberverkäufe betrugen 20 000 Unzen.

W eizen anfangs feft, blieb fest den ganzen Tag auf ausländische Depeschen. Mais anfangs behauptet, dann nachgebend und flau auf großes Angebot. Schluß stetig.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten

D

Waaren betrug 9306590 Dollars gegen 11 765 877 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 688 792 Dollars gegen 2 875 565 Dollars in der Vorwoche.

Chicago, 27. August. (W. T. B.) Weizen anfangs be- hauptet, später befestigt auf Käufe der Haussiers. Schluß fest. Mais anfangs ruhig, îpâter flau auf günstiges Wetter. Schlukß stetig.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 23. August. (W.T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer. „Fulda“ bat am 26. August Abends die Neife von Gibraltar nach New-York fortgeseßt. Der Postdampfer „Graf Bismarck“, von Brasilien kommend, bat am 2%. Auaust Nachmittags Ouessant passirt. Der Postdamvfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ is am 25. August von Bucenos-Aires nach Europa in See gegangen. Der Reichs-Poftdampfer Hoben - zollern“, nah Australien bestimmt, ist am 26. August NaGmittags in Aden angetommen. :

Hamburg, 27. August. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd.

Der Postdampfer „Gellert“ ift, von Hamburg kommend, beute früh und der Postdampfer „Russia* heute Mittag in New-York eingetroffen. : E August. (W. T. B) Der Stnelldampfer „Augusta Bictoria“ is, von Hamburg kommend, gestern Nachmittag in New-York angekommen. Der Postdampfer „Borussia“ hat, von New-York kommend, geftern Nachmittag Lizard passirt.

Triest, 27. Auauft. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Thalia“ ist heute Nachmittag bier eingetroffen. :

7. August. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer

* hat gestern auf der Ausreise und der Caîtle- orofe Caftle* auf der Heimreise die Cana- affirt. «

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Theater und Musik.

Residenze-Theater.

Gestern Abend wurde des jüngeren Dumas Swauspiel „Denife*“ als Eröffnungsvorstellung nah den Ferien gegeben. Das Schausviel ist durch die Unterbrehung der Aufführungen zwar älter, aber feine Moral nit verständliher geworden. Nichtsdestoweniger bat die äußerlih vortrefflich ausgestattete und infcenirte Vorstellung bei dem vollen Hause einmüthig Anklang gefunden, was um fo weniger Wunder nehmen kaun, als die Darstellung dur{chs{nittlich, besonders auch im Gefammteindruck, eine gute war, und die beifle Rolle der Denise von Fräulein Rosa Bertens so zart wie möglich und in der Krisis der Handlung mit einem Aufwand von Leidenschaft und einer Feinheit der Auffassung gespviel wurde, die auch für eine würdigere Person ausgereiht hätten. Den Inhalt der Handlung braucht man nitht in das Gedächtniß zurück- zurufen; es genügt, daran zu erinnern, daß Dumas hier noch mehr als in anderen Stücfen mit scharfen, aber sieglosen Geisteswaffen das Unsittliche in sein Gegentheil zu verkehren und zu idealisiren bestrebt ist. Neben der Titelheldin bat Herr Siegmund Lautenburg in der Rolle des grundehrlihen Brifsot sich darstellerisch am meisten hervorgethan: tüchtig wirkte auch Herr Rudolf Rittner als Graf André, während Olga Görner als des Grafen Schwester bei ihrem ersten Erscheinen nicht den rechten Ton traf, aber in der Shluß- scene glücklich die Rolle des Friedenëengels zur Wirkung brachte. Fräulein Kathi Fischer als Frau von Thauzetite stellte die i Charafter abstoßende Perscn maßvoll und mit Geschick dar. Verfübrer Fernand, den Herr Reusch auf die Bübne stellte, beinabe alles Verführerishe. Herr Pagav und Fräulein Fried brabten ihre Evifodenrollen drastisch zur Wirkung. 7

Im Königlihen Schauspielhause svielt Hr. Arndt am Mittwoch zum ersten Male in Shakespeare's fklassishem Lustfviel „Was ihr wollt“ den Junker Tobias von Rülp; die übrige Beseßung ist die bekannte, nämlich: Herzog: Herr Ludwig, Sebastian: Herr Herter, Junker Christoph : Herr Vollmer, Narr: Herr Purschian, Olivia: Fräulein Tondeur, Viola: Frau von Hochenburger, Kammer- mädchen : Frau Conrad, und Malvclio : Herr Grube.

In der Vorstellung von „Così fan tutte“ am Mittwoch im Königlichen Opernhause find die Damen Leisinger, Rotbauser und Dietrich, die Herren Schmidt, Philipp und Krolovy beschäftigt. In der Aufführung des „Lobengrin* am Donnerêtag wird Frau Sucher zum ersten Mal die Partie der Ortrud zur Darstellung bringen. Die anderen Rollen sind durch Fräulein Hiedler, die Herren Mödlinger, RNothmüßl, Bulß und Fränkel vertreten.

In dem Kleist’schen Schauspiel „Prinz Friedrih von Homburg“, der Eröffnungs-Vorstellung des Deutschen Theaters, welche am nästen Donnerstag, 1. September, stattfindet, wird Josef Kainz die Titelrolle und Terefina Geßner die Prinzessin Natalie spielen.

Im Kroll’schen Theater verabîchiedet sh morgen Signorina Prevosti als „Violetta“ und mit dieser Künstlerin zugleich auch die Herren Alma und Luria in -den Partien von „Germont Vater und Sobn“. Am Donnerstag erscheint Signor d’'Andrade zum erften Male in dicfem Sommer auf der Bübne des Kroll’schen Theaters in einer seiner bervorragendsten Partien und zwar als „Don Juan“.

_ Die Welt in Bild und Tanz* ist der Titel des am Er- öffnungêtage im Ronacher-Theater Unter den Linden zur Auf- führung gelangenden vhbantastiscwen Ausfiattungsballets, deffen Autor, der Ballet. Ober-Regisseur der Wiener Hofover, Herr Haßreiter, bier eingetroffen ift, um unverweilt die Oberleitung der im vollen Gange befindlihen Proben zu übernehmen. Sämmtliche Ensembles und pompôösen Aufzüge, bei welhen 300 Personen beschäftigt sind, sind bereits complet. Auch die Proben zu der ebenfalls für den Eröffnungsabend bestimmten Operette „Daphne“ von Ferron leitet der Autor selbst. Bei diefer sowie bei dem darin vor- fommenden Ballet, einen „Prunkzug der Diana“ darstellend, wirken insgesammt 110 Personen mit.

Die Leitung der näthstwinterlihen Berliner Philharmo- nishen Concerte ist nunmehr definitiv wie folgt festgestellt: Das erste und dritte Concert wird Dr. Hans Richter, das zweite, vierte und fünfte Herr Raphael Mas;kowéki, die übrigen fünf Dr. Hans von Bülow dirigiren. Den bisherigen Abonnenten werdèn ihre vor- jährigen Pläße bis zum 30. September reservirt. Abonnements- Erneuerungen und Anmeldungen werden fortdauernd in der Concert- Direction Hermann Wolff, W. Am Carlsbad 19, sowie in der Hofmusikakienhandlung von Bote u. Bo, Leipzigerstraße 37, entgegen- genommen.

Mannigfaltiges.

Am Sonnabend Mittag wurde im Königlichen Opernhause die bundertjährige Jubelfeier der Begründung der Privat- theater-Gesellshaft „Urania“, bei der eine reihe Zahl bedeutender und berühmter Bühnenkünstler ihre Laufbahn begonnen hat, feftlich begangen. Die Gesellschaft „Urania“ hat seit ihrem Bce- stehen nicht nur in ihrem Kreise die dramatishe Kunst sorgsam ge- pflegt, sondern auch in weiten Kreisen der Berliner Bürgerschaft das Interesse geweckt und gefördert. Die vorgestrige Feier wurde

durch cin Festspiel O. F. Gensichen?s eröffnet,

ernften

von dem großen Hintergrunde der abhebend, an

eine cuklturele Einzelheit ih lebendes Bild aus Kotebuc’s „Menschenhaß und Reue“, jenem Theaterftück, mit dem gerade vor 100 Jahren die Gesellschaft „Urania* ihre Wirksamkeit begann. Als Seine Majestät der Kaiser in diemittlere Profceniumsloge cintrat, wurde Allerböchstderselbe durch einen von einem Vorstandêmitglied der Urania ausgebrahten Hochruf begrüßt in den das Publikum begeistert cinstimmte und stehend das „Heil dir im Siegerkranz* fang, welhes das Orchester begleitete. Die “Festvorstellung brahte nunmehr eine Reibe von einzelnen Scenen aus Tassishen Dramen, in welchen ehemalige Mitglieder der Urania, die inzwishen zu berühmten Künstlern ausgereift sind, ibre Meisterschaft in ihrem Wirkensfkreise aufs neue bethätigen und damit gewiß großes Interesse bei den Hêrern und Zuschauern erweden fonnten; abe» ein eter Kunstgenuß, wirkSes Behagen konnte aus Fragmenten nicht hervorgehen, obglei" Bübnenkory- vbäen die Interpreten waren. Den Anfang mate eine Srarscéne in der Herr Kahle als Lear mit Fräulein Lindner als Cordelia zusammenwirkte. Es folgten dann Scenen aus , Minna von Barnhelm“, in welchen Friedri Haase seinen unvergleihlichen Riccaut aufs neue verkörperte und Fräulein Golmick als Franziska und Fräulein Tondeur als Minna das Scenenbild vortrefflich voll- endeten. In der großen Eboliscene aus „Don Carlos* spielte Herr Matkowsky die Titelrolle, während Fräulein Ulrich vom Hoftheater in Dresden die Eboli schaufbielerisch seghaft gab Goethe fam alsdann in einigen Faustscenen zu Worte, in welGen derr Arndt den Faust, Herr Ernst Possart den Mevbisto und Herr Herter den Schüler künstlerisch vollendet darstellten. Den Be- ichluß machte die Hollunderbusch-Scene aus Kleist's „Käthchen von Heilbronn“; hier wirkte Herr Matkowsky mit Fräulein Kramm poetish zusammen. Ein kurzer von Fräulein Lindner gesvro&ener Epilog beendete die Feier. y E

Bürgermeister Zelle ift nach Berlin zurückzefehrt und bat seine

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ichen Geschäfte wieder übernommen.

Ergebniß des Abs{lusses lin für das Rechnungsjahr 1. Apri

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wie das des Borjahres Stadtbaushalts-Etats

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mithin gegen den des Vorjahres, welcher 5 565 893,

25134,19 A niedriger ift. Der Uebers{huß

gewiesen: Ausweiëlich des Jahrezabi{luïes

die Gesammt - Einnahme, unter Hi

Schluß des Etatsjahres 1. April 1890/91

von 10 825 000,63 Æ, 95 296 095,28 6 betragen, die auêgabe cins{ließlich des verwendeten Uebershusses aus nungsjabre 1. April 1890/91 dagegen 87 002 215,03 M, Maärz 1892, also am Schluß des Jahres 1. 2 ftand von 8 293 880,25 4 verblieben jf. Von der Betrag, um welchen die Ausgabereste die Einnahmereste von 8866 850,64 (6 Obe von 5253 121,30 4, zur Deckung

zu reserviren, sodaß für das Rechnungsjah April 1891/92, wie oben angegeben, ein Ueber!shuß on 3040758,95 A verbleibt. Der Ueberschuß seßt sich wie folgt, zusammen. Gegen die Etatsansäâße haben Mebr-Ueberschüsse geliefert, bezw. Minder-Zuschuß erfordert: I. Kämmereiverwaltung 44 748,74 e, II1. Verwaltung der städtischen Werke 1 125 912,97 4, 111. Steuerverwaltung 1 012705,18.4, I V. KRapital- und Schuldenverwaltung 402 781,84 ., V. Unterrichts- verwaltung 157 460,42 A, VI. Einrihtungen für die öffentliche Krankenpflege, Einrichtung für die öffentlibe Gesundheitspflege und Heimstätten für Genesende 121 301,28 G, VII. Park- und Gartenverwaltung 47 00475 #Æ, VIII. Verwaltungskosten 81 720,71 Æ, IX. Stäadtishe Straßenbeleubiung, Straßen- reinigung und Besprengung 107557,78 A X. Verschiedene Einnabmen und Ausgaben 403 436,59 &, macht zusammen 3 504630,26.4 Dagegen haben Mehr-Zuschuß beansprucht : T. Armenwesen 227 474,70, 11. Bauverwaltung 141 769,10 e, III. Polizeiverwaltung 94627,51 4 Nach Anrechnung dieses Mehr-Zushusses von zusammen 463 871,31 46 auf obigen Mehbr-Uebershuß bezw. Minder-Zushuß verbleiben als Ueterschuß wie angegeben 3 040 758,95 „4 i

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p as ai LeCDTausgaberette

Jury der großen Hi stellung hat gestern Nachmitta kundgegeben. Es haben erhalten die König-Niedershönhausen für seine allgeme erdienste um die Aus- stellung und Herm. Sprockhoff-Neuhbardenberg für den besten Schleuder- Anto Mit G m Modatsson nmurrdon aue ot Gor GRD r onig. Mit silbernen Medaillen wurden a eichnet Hufner Wilbelm Levé-Marzahn und Müblenbesißer Müller-Hoppenrade für Bienen- vöôlfer, Kaufmann Windpfennig-Fredersdorf für Gerätbe, sowie Kauf- mann Liebnißky-Görlsdorf, Harttung u. Söbne-Frankfurt a. O., Gärtner Beßhrendt-Wilbelmsbruch, Kaufmann Stäge-Berlin und Bienenzüchter Puls-Frohnsdorf für Producte. Der große Geldpreis wurde dem Schneidermeister Manger-Jüterbog f Producte zu- gesprochen. Außerdem famen 17 bronzene Medaillen, 2 Geld- Doe 20M 1D 2 al M 23A M, 25 Diplome zur Vertheilung.

Die A us- Berathungen

Fbrenpreise Lebrer

Tnmio owie

Hotel - erg wird d ) ort unter dem 25. August große, fast dic Halfte ite des Theaterplazes ôtel Royal bierfelbst ist in ergangenen Nacht ein mmen geworden. Gegen 2 Ubr Morgens ertönten die i dem Schlafe auf- durch die Luft Bedienstete waren von dem wüthenden Element überrascht ; der arg Gefährdeten war herzzerreißend. n, Stricken und Rettunassäcken gelang es jedoch, Alle zu retten. Mit bewundernêwerthem Muth nahmen an dem Rettungs- werk auch cinige Bürger theil, welhe unter eigener Lebensgefahr mancbe, die {on verloren schienen, aus den Flammen hbervorholten. Leider bat sich au ein schwerer Unglücksfall zugetragen. An einem Fenster dcë dritten Steckwerks erschien Hilfe rufend der Geschäfts- reisende Deutsch aus Breélau, der in seiner Angst nicht abwartete, bis auch ihm Hilfe gebracht wurde. Er sprang aus dem Fenster auf die Straße, wo er zunächst auf einen Rollwagen stürzte und dann mit z¿erichmetterten Gliedern auf das Pflaster fiel. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Rybnik (Oberschlesien), 25. August. Die Auffindung von Silbererz bei Knurow im Nvbniker Kreise erregt bedeutendes Aufsehen. Die von der Bergbehörde veranftalteten Bohrversuche wurden, nachdem Kohle und Salz crs{lossen waren, zum Zweck wissenshaftliher Erforshung der Gesteinsshihten tiefer geführt. Bei dieser Gelegenheit merkte, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, der aufsihtführende Bohrmeister, daß der Bohrer auf ganz eigen- thümlihes Gestein gekommen sei. Als dieses zutage gefördert wurde, fand sih reihlich Silbererz vor. Die weitere Bohrung und chemische Untersuhung ergab, daß man auf eine Silberader gestoßen war. Die Ausbeutung wird cifrig betrieben werden, zumal das Silbererz sebr bohprocentig ift. :

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e und kurze Zeit darauf sahen Einwobner s{on Wolken von Fu! t Familien, Hotelgäste und wütbend

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è Wiesbaden. Vom 24. bis 26. August tagte, wie die „Köln. Ztg.* berichtet, in Wiesbaden die 21. Wanderversammlung des Deutschen Photographenvereins, zu der mehrere bundert Theilnehmer erschienen waren. Nach dem Jahresbericht if die Mit- gliederzahl auf 751 gestiegen. An die erste Sißzung {loß si die Eröffnung der s{hönen und reih beshickten Ausstellung in den Sâlen des Casinos, wo sich die Vertreter der Staats- und städtischen

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Rede und Gegenrede die Geshihie und“ Schicksale dee HaEEE Bollergeschichte als L E e AVN er Seel, der Hörer vorüberziehen ließ. - Den Schluß: des Festfpiels bildete cêm

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