1912 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Feb 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht : den Baurat Fuchs zu Ela urs zum RNegierungs- und Baurat und Mitgliede der Generaldirektion der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen zu ernennen.

Dem Regierungsbaumeister Kretschmer in Straßburg ist die etatsmäßige Stelle eines Regierungsbaumeisters des Ma- chinenbaufaches bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in

Elsaß-Lothringen verliehen worden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgeseßes vom 30. Juli 1883 (G.-S. S. 195) bezw. des Geseßes vom 928. Juni 1911 (G.-S. S. 81)

den Oberregierungsrat Fro st in Aurich zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten im Bezirksausschusse zu Aurich, ab- gesehen vom Vorsiße,

den Regierungsrat Dr. Namslau in Stettin zum Stell- vertreter des zweiten Mitgliedes des Bezirksausschusses zu Stettin, den Regierungsassessor von Guenther in Cassel zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten in Cassel, abgesehen vom Vorsiße,

auf die Dauer ihres Hauptamtes am Siße des Bezirks- ausschusses und |

den Regierungsassessor von Boetticher in Lüneburg zum zweiten Stellvertreter des ersten Mitglieds des Bezirks- ausschusses in Lüneburg

auf die Dauer der Tätigkeit dieses Mitglieds als Hilfs- richter bei dem Oberverwaltungsgericht zu ernennen. |

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

den Pfarrer Habicht in Briesen i. Westpr. zum Super- intendenten der Diözese Briesen , Negierungsbezir® Marien- werder, und

den in die erste Pfarrstelle an der St. Mariengemeinde zu Stolp berufenen Pastor Witte, bisher in Groß Schlön- wiß, zum Superintendenten der Diözese Stolp-Stadt, Negierungs- bezirk Köslin, zu ernennen sowie

dem Vorsteher des Stempel-“und Erbschaftssteueram!ls 1 in Altona, Regierungsrat Brandt und dem Vorsteher des Stempel- und Erbschaftssteueramts in Düsseldorf, Regierungsrat Dr. Fervers den Charakter als Geheimer Regierungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Provinziallandtag der Provinz Schlesien zum 10. März d. J. nach der Stadt Breslau zu berufen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und For sten.

Der Obstbaulehrer Gustav Langer, früher in Oranien- burg, ist zum etatsmäßigen Fachlehcer an der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau ernannt

worden. Ministerium des Jnnern.

Zu Mitgliedern des Apothekerrats sind für die

Dauer von fünf Jahren ernannt worden: die Apothekenbesißer:

Bathe in Breslau,

Andrae in Flensburg,

Hofapotheker Dr. Ruediger in Homburg v. d. H,,

MWeichelt in Koblenz;

die Apotheker:

Medizinalrat Dr. Hartmann in Magdeburg,

Dr. Wulff in Buch bei Berlin,

Dichgans in Elberfeld.

‘Nicglamlliches.

us

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Februar.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. e LUcchs am 4. d. M. in Schanghai, S. M. S, „Cormoran” am 9. in Guam (Marianen) eingetroffen.

Sachsen.

Die Zweite Kammer begann Hause die allgemeine Beratung des Entwurfs

schulgeseßes.

anderem aus:

Der vorliegende Entwurf sei vielleicht die wichtigste Aufgabe Die Richtlinien, die die seien von über hundert Bezirks- Das Selbs1verwaltungs- An die Spiye stelle der Entwurf zunächst die sittliche, religiöse Erziehung sowie einem monarchischen Staate und fkaisertreuen 8 altung

des konfessionellen Charakters der Volksschule habe die Negiecrung Es diufe auch kein Widerspruch zwischen dem Fnhalt des NReligionsunterrihts in der Schule und der Lehre der Die Aenderungen, die die Zweite Kammer im Jahre 1909 als wünschenswert bezeihnet habe, seien in dem Entwurf be- rüsihtigt bezw. glei erfüllt worden, so unter anderem die us der sach-

ung der Schülerzahl einer die Forderung des obligatorischen f ortbildungs\chulunterrichts Der Mivister bat zum Schluß die Parteien, den vor-

der gegenwärtigen _Ständeversammlurg. Grundlagen des Entwurfs bilden, \{hulinspektoren günstig beurteilt worden.

ret der Gemeinden set in keiner Weise eingeschränkt.

die vaterländische Erziehung, die in selbstverständlih in einer fönigs- zum Auédruck kommen müsse. An der Aufrechter

unbedingt f stgebhalten. Kirche bestehen.

der Ortéschulaufsicht der Geistlichen und die Durchführun männishen Schulaufsicht, ferner die Festse Klasse für Mädchen. liegenden Entwurf sorgfältig zu prüfen.

Nach der Rede des daß ein Antrag eingegangen sei, ordentliche 18gliedrige Deputation zu verweisen.

Ru R ist gestern s in Wien nee Am Nachmittag wur in Audienz empfangen.

des Großfürsten j rzog Ferdinand, die in Wien weilenden Erzherzoginnen, der russische

Sektionschef des Ministeriums des Aeußern teilnahmen.

des deut\sch-französischen Abkommens (L

Gaudin de Villaine die äußere Politik Frankreihs, das seine Freunde und Verbündete entmutige, da es si entschlossen zeige, nie- mals bis zum Ende eines bewaffneten Zusammenstoßes zu gehen. Die

Angelegenheit der Bankerott dolitil getan. (Zwishenruf Pichons:

fierte wart des

gestern bei vollbeseßtem eines Volks- Bei der Einführung des Entwurfs führte der Kultusminister Dr. Be ck laut Bericht des „W. T. B.“ unter

Ministers teilte der Präsident mit, den Entwurf an eine außer-

Oesterreich-Ungarn. Der Großfürst Andreas Wladimirowitsch von eph in Schönbrunn

zu Ehren ranz

aiser Franz Jo Abends fand beim Kaiser Tafel statt, an der der Erzhe

e der Großfürst vom

3otschafter mit den Herren der otschaft und der erste

Frankreich. Der Senat seßte in der gestrigen Sizung die Beratung

Nah dem Bericht des „W. T. B.“ fkritifierte der Senator

und der „Manuba“ habe den Freundschaft mit Italien dar- „Diese Freundschaft hat durh- nit bankerott gemacht !“) Gaudin de Villaine fkriti- dann das Abkommen und sagte weiter, die Gegen- englishen Botschafters bei den französish-spanischen Verhandlungen erscheine ihm demütigend. Die geheimen Verträge tadle er lebhaft. Der Redner besprach dann die Ereignisse, die sih vor einigen Monaten abgespielt haben, und er- flärte dabei, die französishen Banken -hätten die nah Deutschland ausgelichenen Gelder prolongiert. Diese Maßnahme habe Dorizon für Caillaux vermittelt. Gaudin de Villaine bekämpfte den Austausch des Congogebteis gegen die sogenannten Vorteile in Marokko und {loß mit dem Bemerken, daß er das Abkommen mit se'nem Namen nicht unterzeihnen würde. Der Senator Las Cases stellte fest, daß Frankreih von Deutschland nichts für seine Opfer im Congo bekomme. Deutschland habe nur wirtschaftliche Interessen in Marokko und babe keines von diesen geopfert. Las Cases beklagte, daß bei der Marokkoangelegenbeit zu viele Finanzleute beteiligt gewesen seten. Er werde sih gegenwärtig seiner Stimme enthalten und nicht gegen den Vertrag stimmen ; denn ihn ablehnen, würde bedeuten, Abmachungen mit den anderen Mächten in Frage stellen. Der Senator d’E#ournelles de Constant spra zugunsten des Abkommens und erklärte, es bilde einen Teil des- jenigen politishen Systems. das dazu bestimmt sei, an die Stelle einer Politik der Feindschaften eine solche der Ber söhnlichkeit zu

eyen.

s Jn der gestrigen Sißung der Deputiertenkammer forderte der Sozialist Lauche von der Regierung die Auf- hebung der Getreidezölle.

Wie ,W.T.B.* berichtet, stellte Lauche fesi, daß die Getreideernte zufriedenstellend und eine Preisfleigerung ungerechtfertigt fei. Andere Deputierte forderten cbenfalls die Aufhebung der Zölle und verlangten, daß man der Spekulation entgegentrete. Der Handelsminister Fernand David erklärte, die Getreide- und Mehlkurse seien im Sahre 1911 normal gewesen. Gr sei überzeugt, daß Spekulanten die Ad der Zölle herbeizuführen suchen, aber es werde ihnen nicht gelingen.

Auf Antrag des Ministers wurde der Vorschlag Lauches an eine Kommission verwiesen.

Jn dem darauf beratenen Flottenprogramm ist die Effektivstärke der Flotte für den 1. Januar 1920 auf 28 Linien- chie, 10 Aufklärungsschiffe und 52 Hochseetorpedoboote fest-

geseßt.

Wer Abg. H esse erklärte im Laufe der Debaite das Programm gegenüber dem Dreibunte für ungenügend. Es wäre nötig gewesen, die Zahl der großen Panzershisfe auf 45 zu bringen und \erner die MNeeden des Departements Charente Inférieure zu schüßen, damit die Deutschen nicht versucht seien, dort eine Landung vorzu- nehmer. Der \ézialistish-radikale Abg. Coreil sagte ebenfalls, ei ungenügend und man müsse {nelle Einheiten daß die Annahme des daß es nôtig

„Carthage“ der Politik der

aus

das Programm | bauen. Der Abg. André Lefòèvre meinte, Programms eine Kundgebung sein müsse, um zu zeigen,

sei, daß Frankreich den früheren Nang wiedergewinne Die Franzosen müßten eine mächtige Marine haben, um im Kriegbfalle die Versorgung des Landes mit Lebenémitteln zu sichern. Er wünsche, daß man in den Sch!ffskammern der Panzec die Berwendung von Holz vollständig unterdrücke. Der Marineminister Delcas)6 versicherte, daß dies bei den in Bau befindlichen bereits der Fall sei. Er habe angeordnet, die völlige Ausschaltung jedes brennbaren Baumaterials, sogar des imprägnterten, tn den Geschoßkammern der Panzer und Panzerkreuzec zu studieren. De Lanessan betonte, Frankreih müsse fich vor allem die Oberbercsckaft im Mittelmeere sichern. Andererseits glaube er nicht, daß die zehn Kreuzer, die Frankreih im Norden stationieren wolle, genügen würden. Vielleicht werde die Stunde kommen, wo Frankrei noch s{chwerere Opfer bringen müsse.

Schweiz.

Schweizerishe Bundesrat verlangt, wie „W. D, B meldet, von den eidgenössischen Näten für neue Haubißzen, Festungs- und Gebirgsartillerie und Jnfanteriemaschinengewehre einen Kredit von 15 769 000 Franken.

Der

Belgien.

Der Rat der Jnterparlamentarischen Union wird

am Sonnabend in Brüssel zusammentreten. Auf der Tages- ordnung steht nach einer Meldung des „W. T. B.® ein Antrag der italienishen Gruppe, daß es der Union nicht gestattet sein soll, im Falle kriegerisher Verwicklungen zwischen zwei Ländern einem der beiden Kriegführenden einen Tadel auszusprechen. Wenn dieser Antrag abgelehnt wird, wird Jtalien die Union verlassen, da der Rat der Union Jtalien wegen der Ereignisse in Tripolis jüngst getadelt hat.

Türkei.

T. B.“ meldet, ist der Bandenführer mit seiner Bande in der Gegend von Malesch aufgetauht. Militär und Gendarmen sind dahin ab- gesandt worden. Jn der Umgegend des Sees von Yenidsche Mardar sind zwei angesehene Patriarchisten von einer bul- garischen Bande ermordet worden. Durch amtliche Erhebungen ist festgestellt worden, daß der Mord im Kloster Bogorodica bei Kurpista von der bul- garishen Bande Milans begangen worden is. Die aus- gesandten (ßendarmen entdeckten in Kellern des Dorfes Denizir (Distrikt Jschtip) blutbefleckte Kleider, blutige Hacken, Gewehre, eine Anzahl Kalpaks und Bänder, wie sie die Komitatschis tragen. Dreizehn der Tat verdächtig erscheinende Bulgaren sind festgenommen und nah IJschtip gebracht worden.

Serbien.

Der Versuch Stojanovics, ein Koalitionskabinett zu bilden, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gescheitert. Die Jungradikalen beraten jeßt über die Bildung eines jungradikalen Mbinetts, das die Neuwahlen durchführen soll.

Dänemark.

Wie „W. Tschernopejeff

Spaziergang machte,

Als der König gestern nachmittag seinen gewohnten wurde er, einer Meldung des „W. T. B.“

e Nückkehr verschlimmerte. Nachdem sich der König zu eit gelegt hatte, besserte sich sein Zustand nah und nach. Es scheint eine ernsthafte Erkältung vorzuliegen.

Ein gestern abend ausgegebener Krankheits bericht lautet: Heute abend 10 Uhr ist das Befinden des Königs den Umständen nach befriedigend.

Afrika.

Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ aus Tripolis ist die allgemeine Kriegslage unverändert; nur ein regerer Wachtdienst auf feindlicher Seite, durch den die Verbindung der Ftaliener unter einander gehindert werden soll, ist zu bemerken. Rie aus Benghasi gemeldet wird, hatte vorgestern eine Ab- teilung italienischer Kavallerie, unterstüßt von einer Batterie, ein Scharmüßel mit mehreren Haufen Beduinen, die in die Flucht geschlagen wurden. Eine Gruppe von ungefähr 60 Feinden sowie andere kleine zerstreute Trupps im Süden und Osten der italie- nischen Stellungen bei Tobruk eröffneten vorgestern ein Feuer gegen das Fort, zogen sich aber \chleunigst nah einigen Schüssen der italienischen Feldgeshüße zurück. Aus Mas saua wird ge- meldet, daß der Kreuzer „Calabria“ die türkischen Forts bei Schech Said unbrauchbar gemacht sowie zwei Sambukken, die die türkishe Flagge führten, genommen hat.

Der „Agence Havas“ find aus Djebana vom 30. Januar datierte Berichte zugegangen, die der französischen Botschaft in Konstantinopel durch die türkische Negierung übermittelt worden sind. Danach ist lediglih die Stadt Djebana be- \hossen worden, die Werkstätten und Stapelpläße der Eisen- bahngesellsha|t im Yemen sind unbeschädigt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (8.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten gelangten Anträge von Mitgliedern des Hauses

zur Beratung. Die Abgg. Dr. Schroeder- Cassel (nl.) und Genossen

beantragen :

die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, noch im Laufe dieser Session einen Geseßentwurf vorzulegen, welcker eine prozentuale Erhöhung a. der Pensionen der vor dem 1. April 1908 in den Nuhestand getretenen Staatsbeamten, Lehrer und Lehrerinnen sowie b. der Neliktenbezüge der Witwen und Waisen von solchen Staatsbeamten und Lehrern vorsieht.

Jn Verbindung damit werden Anträge der Abgg. A ronsohn (fortshr. Volksp.) und Genossen und der Abgg. Dr. Arendt (freikons.) und Genossen beraten.

Der Antrag Aronsohn lautet:

die Köntgliche Staalsregierung zu ersuchen, noch in dieser Session nach dem Vorgange anderer deu!scher Bundesstaaten einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den a. die Nuhegehälter der vor dem 1. April 1908 in den Nuhestand verseßten Staatsbeamten und Lehrer durch cinen proztntualen Zuschlag erhöht werden, und zwar bis zu einer dur den Zuschlag zu er- rcihenden Grenze von 30€0 4, þ. ten Witwen und Waisen der vor dem 1. April 1908 verstorbenen Staatëbecmten und Lebrer ein prozentualer Zuschlag zu den Witwen- und Waisen - geldern gewährt wird.

Der Antrag Arendt lautet:

die Königlihe Staatsregierung zu ersuchen, {on für das Nechnungsjahr 1912 unter entsprehender Bemessung der Fonds zur Unterstützung der Altpenstonäre des Beamten- und Lehrer- \tandes deren Zwecckbestimmung neben der bisher vorgesehenen Fürsorge für altpensioniecte Beamte und Lehrer sowte deren

Witwen und Waisen dahin zu erweitern, daß alle altpensionierten Beamten und Lehrer, deren Gesamteinkommen den als auskfömmli anzusehenden Betrag nicht erreiht, ohne weiteres als unter- stüßungsbedürftig anzuerkennen und ihnen entsprechende Beihilfen zu gewähren sind.

Abg. Wigzmann (nl.): Unser Antrag ist niht nur eine Folge der Lebensmittelteuerung, sondern au cine Folge der Steigerung der Kosten unserer ganzen Lebenshaltung, auch der Kosten der Wohnungen. Aus diesem Grunde sind schon die Gehälter der Beamten und Lehrer und ebenso ihre Pensionen erhöht worden. Aber eîn großer Teil der Alipensionäre, die niht an diesen Erhöhungen teilhaben, leiden bittere Not. In der vortzen Session sind von ten Konservativen und vom Zentrum Erklärungen abgegeben worden, die der Hoffnung Naum gaben, daß endlich auf g se geberishem Wege für die Alt- vensionäre etwas geschieht. Aber mein Parteifreund Dr. Friedberg hat {on in der Generaldebatte über den Etat betont, daß Herr von Pappenheim sich entgegen den damaligen Ausführungen des Herrn von Arnim einer geseßlichen Regelung gegenüber ablehnend verbalte. Das Oberverwaltungsgericht steht auf dem Standpunkt, daß der Staat die Aufgabe habe, seinen Beamten einen standesgemäßen Lebensunter- halt zu gewähren. Dasselbe gilt aber auch für die Pensionäre.

(Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten ist eine Denkschrift über die Moorkultur und die Moorbesiedlung in Preußen zugegangen, die in fünf Abschnitten über den Um- fang und die Beschaffenheit der preußischen Moore, über die älteren Moorkulturbestrebungen, dann über die neuere Tätigkeit auf dem Gebiete der Moorkultur und deren Erfolge, über die Behandlung der Moore nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft und über die für die Zukunft beabsichtigten Maß- nahmen eingehend unterrichtet. Den Ausführungen über die ür die Zu kunft beabsichtigten Maßnahmen entnehmen wir das Folgende:

Fn der Kultivierung der Ntederungê#moore wird die Staats- regierung auf den Putferiaen bewährten Bahnen fortschreiten, um durch Förderung der Genossenschaftsbildung große Flä&en einer inten- fsiven Kultur zu ershließen. Die zurzeit in Arbeit befindlichen Landesmeliorationen, deren Entwürfe fertiggestellt oder in Borberet- tung begriffen sind, erstrecken sich auf ein Meliorationsgebiet von rund 694 000 ha darunter 287 000 ha Niederungémoor mit einem veranschlagten Kostenaufwande von rund 149 Millionen Mark. Dabei wird die landwirtschaftlihe Verwaltung weiter bestrebt sein, das Lätigkeitsgebiet der Genossenschaften von der - bloßen Anlegung und Unterhaltung der Borflutanlagen mehr und mehr auf die Kultivierung der entwässerten Flächen, die sogenannten „Folgeeinrihtung-n“", auszudc hnen, wie es seit etner Reihe von Jahren in zahlreichen Fällen beretts mit Erfolg geschehen ist. Wird der Ausbau der Folgeetnrihtung den einzelnen Genossen über- lassen, so schreitet cr erfabrungsgemäß nur langsam vorwärts; einer umfangreichen Jnangriffnahme der Kulturen stehen in vielen Fällen die mangelnde Erfahrung der einzelnen Genossen und die nicht uner- heblichen, die Betriebsmittel des einzelnen übersteigenden Kosten ent- gegen. Werden aber diese Folgeetnrihtungen unter Leitung der Genossenshaft und unter Ber«itstellung thres Kredits ausgeführt, so können umfangreihe Kulturen sofort in Angriff genommen und shneller durchgeführt werden, und es kann der sonst unvermeidliche

zufolge, von einem Unwohlsein befallen, das sih nah

Uebelstand beseitigt werden, daß die Genossen aus den Vorflutanlagen

S stehenden Eigentumsverhältnisse. s sind selten Ï F unzähligen Parzellen, d genossensha}ten usw. # Aufshließung folcher elächen ist nur mözlih, wenn es gelingt, die # Eigentümer der durch natürlih?: Verhältnisse verbundenen und um-

s zem erforderlichen Nachdruck gefördert werden können. N daher besondere Orzane geschaffen werden, die, mit hervorragender

gebildeten Mitgliede beseyt werden.

erst allmählich Nuyen ziehen, während sie die bis dahin aufgewendeten Kapitalien von vornherein verzinsen müssen. Das gleichzeitige Vor- eben schafft zugleih den Vorteil, die Zweckmäßigkeit der Genossen- shaftsanlagen an der Hand des Gelingens der Kulturen nahprüfen und etwaige Fehler noch während des Ausbaues abstellen zu können.

Des weiteren werden auch in Zukunft Beispielskulturen aus öffentlichen Mitteln unterstüßt werden, um die Erfolge der Niederungs- moorfultur immer weiteren Kreisen zu zeigen.

“Eine Besiedlung ist auf Niederungsmoor in der Negel nicht erforderlich, sie kommt nur ausnahmsweise bei sehr ausgedehnten Niederungsmoorflähhen, wie beispielsweise im havelländischen und im Rhinluch in Frage, weil hier die den einzelnen Besißern gehörenden Moorflächen fo groß sind, daß sie von ihnen allein nicht dauernd intensiv bewirtshastet werden können.

Gleichzeitig hat die Staatsregierun die Aufgabe zu lösen, au die Hohmoorgebiete des Landes Kaeller. als es bisher id war, der Kultivierung und Besiedlung entgegenzuführen. Durch die der neuesten Zeit entstammende Kenntnis der technishen und wirtshaft- lien Unterlagen sind die Schranken gefallen, die bisher einer umfang- reihen Jnangriffnahme der Hochmoorkultur im Wege standen. Um die Größe dieser Nugabe melten * zu Tonnen, L im Sahre 1911 eine besondere Umfrage nah denjenigen mindestens 50 ha großen Hohmooren und Dedländereien des Staatsegebietes gehalten worden, die als fultur- und besiedlungsfähig zu bezeichnen sind. Die Aufnahme mineralischer OVedländereien, inébesondere der Heiden, in den Kreis der Ermittlungen erschien an- ebracht, weil einesteils Moore und Heiden in vielen Fällen in der Oertlichkeit ineinander übergehen und {wer zu trennen find, und andernteils bei der Kultivierung und Bewirtschaftung häufig in fo yorteilhaften Wechselbeziehungen stehen, daß ihre gleichzeitige Kulti- vierung geboten erscheint. Moorböden und Heideböden ergänzen sich gegensettig und stellen die Wirtschaft auf eine feste Grundlage. Der Ackerbau auf dem Moore ist mit Scchwt!erigkeiten ver- fnüpft, das Grünland i die gegebene Kulturart für die Moore. Die: durch den umfangreihen Futterbau auf dem Moore ermöglihte starke Vichhaltung hat eine entsprechende Düngerproduktion zur Folge, und diese ist wieder die Vorausseßung für einen lohnenden Akerbau auf dem Heideboden. Daneben ist der Vorteil, die Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf festen Grund seßen zu können, nicht zu untershäßen. Nach der Umfrage des Jahres 1911 sind im Staatsgebiete rund 655 000 ha fultur- und besiedlungsfähige Oedländereien vorhanden, für deren Aufshließung noch keine Vor- arbeiten in Angriff genommen sind, unter ihnen etwa 466 000 ha Hohmoore. Wenn auch die angegebenen Zahlen keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben können, fo beweisen sie immerhin, daß ein großer Teil des Staatsgebietes nob der Erschließung harrt.

Die Schwierigkeiten, die sich der Lösung dieser Aufgabe entgegen- stellen, sind groß, aber nicht unüberwindlih. Kleinere, zu Oedländereien gehörende Fläten fönnen wohl von \chon bestehenden Wir1schaften aus fultiviert werden. In der Regel handelt es ih aber um so aus- gedehnte Gebiete, daß die Kultivierung besondere Vaßnahmen er fordert und nur im Zusawmenhange mit einer Besiedlung möglich ist ; es müssen Menschen in die weiten Moor- und Hetdegegenden ge- bracht und vielfah neue Gemeinwesen gegründet werden, die mit Schulen, Kirchen und allen fonstigen Erfordernissen des Gemeinde- lebens auszustatten sind. Soll an die Erschließung eines großen Moorgebietes herangetreten werden, fo ift zuerst etn umfassender Plan

für die Entwässerung aufzustellen, der die Wasserführung bis zu einem N leistungsfähigen 1 H Daneben ist für die nôtige Zuwegung zu M ferner son bei der ersten Aufstellung des Planes darauf Nücksicht

Borfluter sichert. Es muß aber

großen sorgen.

Flusse oder sonstigen

genommen werden, daß die Kultivierung der Mooroberflähe nicht das Endziel der Moorkultur ist. Die großen Hochmoore bergen beträhtlihe Werte in ihren Brenntorfmassen in sih, die sowohl im volks- als auch im privatwirtshaftlihen Interesse gewonnen werden müssen. Die Entscheidung darüber, ob und wann es zweck-

M mäßig ist, zum Abgraben tes LTorfes zu schreiten, wird von der

Möglichkeit seiner nußbaren Verwertung abhängen. Der Zeitpunkt wird früher kommen, wenn sich die Industrie, wie es den Anschein hat, mehr der Verwertung großer Moorlager zuwendet. Der Torf darf immer nur so abgegraben werden, daß landwirtshaftlich nußbare Flächen übrig bleiben, auf denen blühende Fehnkolonien entstehen können, wie wir fie in den Niederlanden und auch in einigen Teilen Ostfrieslands bewundern. Noch im Laufe dieser Tagung wird dem

H Landtage elne geseßliche MNegelung vorgeschlagen werden, die einer die N spâtere landwirt\chaftliche oder industrielle Nußung s{chädigenden Ber- Î wüstung der Moore vorbeugen foll.

Die Aufschließung großer Oedflähen wird erschwert dur die be- / Große zusammenhängende Flächen in einer Hand. Die Oedländereien bestehen meist aus die Privatleuten, Kommunen, Interessenten- aehören. Ein planmäßiges Vorgehen bei der

1

P grenzten Flächenabschnitte zu gemeinsamem Vorgehen zu bewegen. Dies Y tann geschehen durch genossen|chaftlihen Zusammenscchluß oder dadurch N daß Kommunalverbände : L Privatunternehmer die Flächen erwerben und nah erfolgter Kulti- f vierung wieder veräußern. i in der Finanzierung der Unternehmungen zu erblicken sein. F ein niht unerheblihes Kapital in das Moor hineingesteckt werden [E wenn es Ertrag bringen foll. Folgt auch die Kulttvierung der Flächen E möglichst {nell auf die Anlegung der Vorfluter, Kanäle, Gräben usw.

(insbesondere Kreise), Gesellshaften oder Nicht die legte Schwierigkeit endlich wird

C83 muß

und wird auch durch Verwendung von Gefangenen und von neuen zweckmäßigen Arbeitsgeräten (elektrishen Pflügen, Eggen und Walzen Cxplosionsmotoren usw.) und Arbeitsmethoden das Möglichste an Schnelligkeit der Kultuzrarbeiten geleistet, so vergehen doch mehrere Jahre, bis das Oedland in vollen Ertrag kommt. Die Aufwendung großer, cinslweilen ertragloser Kapitalien übersteigt niht selten die Kräfte der Eigentümer. Hier wird mit öffentlichen Mitteln geholfen werden müssen.

s . Die Staatsregierung ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Aufgabe der Kultivierung und Besiedlung der Moore und Dedland- flächen wenigstens in denjenigen Provinzen, die größere derartige Ge- e aufweisen, von den vorhandenen Berwaltungs- und Meliorations- ehôrden allein neben ihren sonstigen Dienstobliegenheiten nicht mit (Es müssen

Sachkunde ausgerüstet, sich ausschließlih dieser Aufgabe widmen können.

__ O : l s

- ie Staatsregierung wird die Leitung und Führung übernehmen, aber S s Hilfe und Mitwirkung aller beteiligten Verbände, insbesondere - Au Provinzialverbände und der Landwirtschaftskammern, von der ersten / ufsrellung des Plans an bis zu seiner leßten Durchführung in An

pruch nehmen. Der Staat wird große Mittel zur Förderung dieser ufgabe bereitstellen, aber er darf erwarten, daß auh die Provinzen, A die Ergebnisse dieser Meliora1ionen in erster Linie zugute L in gleicher Weise helfend eintreten. Vor allem muß aber Qa a die Aufklärung und Belehrung der weitesten Kreise, auch des but B und der Industrie, besonders aber der Moorbesitzer selbst ulte ort und Schrift gesorgt werden, und es müssen durh Beispiels- Erfgse in den verschiedenen Teilen des Staatsgebiets jedermann die ind ge vor Augen geführt werden, die mit der Kultur der Moor- ndereien zu erzielen sind.

a die Provinz Hannover besonders reich an Oedlandsflächen ist,

} beabsichtigt die Staatéregterung im Einvernehmen mit dem Provinzial-

O in dieser Provinz zuerst planmäßig vorzugehen. Nach ein- Zahl g Beratung mit den dortigen Behörden und etner großen Saw An bisher auf dem Gebiete der Moorkultur tätig gewesenen absibtiet den ist für die Provinz Hannover eine Organisation be- ftändi gt, die aus einer ständigen Moorbearbeitungsstelle, einem nit st ARTT Aus\huß und einem Moorbeirat bestehen soll. Die angegli ge Stelle wir dem Oberpräsidenten in Hannover eia E und mit einem höheren Verwaltungsbeamten, einem ationsbaubeamten und elnem landwirtschaftlich aus-

Bei ihren Arbeiten hat die

Stelle ständig mit dem Landesdirektorium Fühlung zu halten. In besonders wihtigen Fällen erweitert sie sich unter dem Vorsiß des Oberpräsidenten zu einem Aus\chuß, dem außer ihren Mitgliedern das Landeédirektorium, das zugleich die Landwirtschaftskammer ver- treten wird, angehören. In bestimmten Fällen foll der Moor- beirat hinzutreten, der sih zusammenseßt aus den Negierungspräsidenten, dem Generalkommissionspräskdenten, je 3 Vertretern der Provinz und der Landwirtschaftskammer und einer Anzahl von Moorsachverständigen, die vom Minister für Landwirtschaft ernannt werden. Um die Ftnanzierung der einzelnen Unternehmungen zu erleichtern, find in den Etat der landwirtshaftlihen Verwaltung für das Jahr 1912 im Kap. 29 Tit. 44 unter der Vorausseßung 200000 # eingestellt worden, daß der Provinzialverband eine gleihe Summe zur Verfügung stellt. Die Stelle hat alle in der Provinz bet der praktishen Förderung der Moorkultur die wissenschaftlihe Förderung (Forschung) bleibt Aufgabe der Moorversuchsstation in Bremen gemachten Erfahrungen zu sammeln und die gesammelten für die einzelnen Unternehmungen durch Anregung, Belehrung usw. zu verwerten. Dabei wird ihr die Aufgabe zufallen, das Hauptneß für die Vorflut und die Zu- wegungen der Dedlandsgebiete zu entwerfen und dafür zu \orgen, daß fih die Einzelprojekte în dieses Ney sahgemäß einfügen. Sie wtrd bei dem Zusammenschluß der Interessenten, die die Träger des Unter- nehmens bilden sollen, bei der Aufstellung des Finanzierungsplans mitzuwirken und dabei Vorschläge für etwaige aus dem neuen Fonds zu gewährende Beihilfen zu machen haben. Diese Beihilfen sollen der Regel nach ohne Auflage der Rückgewähr, also niht als Darlehen, gegeben werden. Als Empfänger kommen Körperschaften in Betracht, die bei der Oedlandskultur als Unternehmer auf- treten, wie Gemeinden, Kreise, Zweckverbände usw. Privatbesitzern sollen Unterstüßungen nur ausnahmsweise und nur dann gewährt werden, wenn es sich um Anlagen handelt, die vorbildlih oder an- regend zu wirken bestimmt sind. Die Beihilfen sollen gegeben werden für die erstmalige Herstellung der, öffentlihen und gemeinwirtschaft- lichen Anlagen (Wege, Gräben) sowte zur Regelung der öffentlich- rechtlichen Verhältnisse (Kirchen, Schulen usw.), ferner zur Erleichte- rung der Zinszahlungen in den ersten Fahren für die Anleihen, welche die Unternehmer zum Zwecke der Durchführung des Unter- nehmens und der Unterstüßung der Ansiedler aufnehmen müssen, und endlih zur Einrichtung von Beispielskulturen und zur Gewährung von Prämien für besonders gelungene Anlagen. | Auch für die Provinz Schleswig-Holstein find Verhandlungen

wegen der Einrichtung einer ähnlichen Organisation bereits eingeleitet worden. Die ständige Stelle soll aber hier dem Negierungspräsidenten angegliedert werden, da der Negierungs8bezirk Schleswig die ganze Provinz umfaßt. Demnächst ist für die Provinz Pommern, die große Flächen Niederungsmoor, aber nur wentg Hohmoor enthält, eine den dortigen Verhältnissen angepaßte Einrichtung in Aussicht genommen. Für die Inangriffnahme dieser vielseitigen und bedeutsamen Aufgabe find die erforderlichen wissenschaftlihen Grundlagen bereits geschaffen. Den erweiterten Aufgaben entsprechend, wird die Moorversuchsstation in Bremen, daneben auch die in Neu Hammerstein weiter ausgestaltet werden, insbesondere sollen auf den Stationen Meliorationstechnifer und Land- wirte in der Technik der Moorkultur noch mehr als bisher ausgebildet werden. Zur Förderung der technischen Verwertung des Moores wird an der Technischen Hochschule in Hannover eine Versuchsstation ein- gerichtet, auch hat der Verein zur Förderung der Weoorkultur im Deutschen Reih Versuche eingeleitet, welche die Ermittlung besserer Feuerungsanlagen für Brenntorf bezwecken. Die leßtgenannten Ver- suche, die bhoffentlih in wenigen Jahren abgeschlossen werden, sind vom Staat und auch erheblich vom Neich unterstützt worden.

_Wenn die für die einzelnen Provinzen zu \{haffenden Organi- sationen ins Leben getreten sind, wird auch über die Verwertung der staatlichen Oedlandéflächen, deren Umfang im Verhältnis zum Privat- besi übrigens nur gering ist, Entscheidung getroffen werden können. Die Staatsregierung hofft, wenn so alle Kräfte angespannt werden die Urbarmachung und Besiedlung der noch so weite Flächen des Vaterlandes bedeckenden Moor- und Heideflähen in nicht zu ferner Zeit zu einem guten Ende führen zu können.

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutschlands Ein- und Ausfuhr von Holz im Jahre 1910.

_ Den „Amtlichen Nachrichken aus der Abteilung für Forsten des Königlich preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten“ entnehmen wir, daß im Jahre 1910 im deutschen Zellgebiete die Cinfuhr von Holz überhaupt auf 74036 092, die Ausfuhr auf 5 517 567 Doppelzentner (dz) sch bezifferte, wovon auf Bau- und Nutholz 57462 114 bezw. 3075318 dz entfielen. Es wurden also an Holz überhaupt 68568525 dz und im besonderen an Bau- und Nußholz 54 386 796 dz mehr ein- als ausgeführt. Bei einigen bearbeiteten Hölzern ist die Ausfuhr größer als die Ein- fuhr, auch nur Ausfuhr gewesen. Befonders erwähnt seien hierbei Telegraphenstangen aller Art, deren Ausfuhr 236 940 4z (bei keiner Einfuhr) betrug, ferner Holzmehl und -wolle, wovon 27 220 dz sowie zerkleinertes Quebracho- und anderes Gerbholz, wovon 92 495 dz mehr aus- als eingeführt wurden; bei dem Gerbholz in Blöcken fand dagegen eine bedeutende Einfuhr ftatt, nämlih 1 410 608 dz bei nur 10 dz Ausfuhr. Jedenfalls reiht Deutschlands Holzerzeugung zur Deckung seines Bedarfs tmmer weniger aus, wie die na\tehende Zusammenstellung für eine längere Reihe von Jahren zeigt. Beim Holze überhaupt is danach von 1890 bis 1910 die Einfuhr um 38 669 608, die Ausfuhr nur um 765 129 dz gestiegen. Die Umsäße in den einzelnen Jahren des erwähnten Zeitraums ergaben folgende

Ziffern :

Stuatubr à Ueberschuß der s Einfuhr an Holz |Bau- und} Holz |Bau- und} Holz [Bau- und

überhaupt | Nußtholz überhaupt | Nußholz überhaupt| Nußholz

dz dz dz | dz àz dz

L A TS R | 35416484/32805857] 4752438 | 2988858] 30664046/2981699: 309528995/28413566 5150389 | 3420741 30684046/29816999 39642182/32963974 4387428 | 2964688 31254754/29999286 33988108 30774367} 4131342 | 2457596 29456766/28316771 30457699/27686750 4327261 | 26313261 26130438/25055424 32495289 29439049) 4450724 | 2739260] 28044561/26699789 37019327/33854213] 4762989 | 2950026] 32256338 30904187 44343913 4080767861 5569906 | 3514292] 38774007/37293384 52059808/47725712] 5182884 | 3379305] 46876924/44346407 52343139/48182970] 4688586 | 3067994] 47654553/45114976 55186144/50464759] 5163268 | 33712531 50022876/47093506 49823129/44682029] 5065833 | 3125249] 44757296/41556780 44037771/39321296] 5327994 | 34150271 38709777|35906269 52857827/479673961 5490134 | 3714585] 47367693/44252811 56434229/50490087] 5045606 | 3234049] 51388623/47256038 59912166/53108566] 4790782 | 30850391 55121384/50023527 72788714/60022261| 4832489 | 23317981 67956225/57690463 79886870 62478113] 5165497 | 2249809] 74721373/60228304 73102335/55276129] 5420416 | 2409166] 67681919/52866963 1909 | 74789422/56059622] 5215956 | 2504624] 69573466/53554998 1910 | 74086092/57462114]/ 5517567 | 3075318 68568525 /54386796 Für die Zelt vor März 1906 galten die Zollsäte na Neichs- geseßgen vom 15. Juli 1879 und 22. Mai 1885 E azn nach dem Reichsgeseße vom 7. Februar 1906.

4 Zur Arbeiterbewegung.

Ein Lohnkampf der Kernmacher und Gu

A erslebener Main enbau - Aktienge ll fGast e Aschersleben hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, zu einem Ausstand

Einfuhr an Jahr

1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908

\ \ geführt, durch den 622 Mann beschäftigungslos sind.

Zwischen Arbeitswilligen und ausständiagen Arbeit a S wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, an der Stetnmüßle ia Wiesbaden zu {weren Ausschreitungen, wobei mehrere Personen

N Nee bedenklih verlegt wurden. Die Polizei mußte

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Luftfahrten zu wissenschaftlichen Zwedcken!). Von Professor Dr. Hugo Hergesell, Straßburg i. E.

Bon verschiedenen Seiten ist {on früher, a i Kugelballonfahrten immer weiter n Ra oer L T teile aufmerksam gemacht woi den, den éin solcher über der Erdoberfläche s{webender Beobachtungsort für die Erkundung der Erdoberfläche bieten Ne Auch die Photographie wurde bald in den Dienst dieser Be- stre ungen gestellt und Methoden ausgearbeitet, die photogrammetrische Abeiten, sei es aus dem bemannten Kugelballon, set es aus unbemannten í ahrzeugen, wie Drachen und Fesselballons, möglich mahten. Jch nenne ter nur die Untersuchungen von Finsterwalder, von Bassus und vor allen Dingen von Theodor Scheimpflug. In den lezten Jahren hat die Frage der wissenschaftlichen Ausnußzung der Luftfahrzeuge noch (ONeE Bedeutung gewonnen, da man dur die ungeahnt \chnelle Sntwidlung der Wftschiffe und Flugzeuge die Möglichkeit gewann bestimmte vorher ausgesuhte Teile der Erdoberflähe nach Willkür zu überfliegen und der menshlichen Beobachtung zu unterwerfen. Bei den nahen Beziehungen, in welchen ih selbst stets mit der Entwick- lung der Zeppelinlustschiffe gestanden habe, war es nur natürlich, daß ich auf die wissenshaftlihe Ausrüstung dieser Schiffe stets ein Auge behielt und mit allen Kräften dahin arbeitete, fie : zu fördern, Der Zweck dieser Mitteilung {t - be- fonders der, durch einige aus den vielen bei Luftfahrten er- haltenen Beobachtungsdokumenten aus8gewählte Beispiele den Nutzen ci Zuftfahrt für die geographishe Wissenschaft zu zeigen. Am 30. September 1907 fand die erste größere Ueberlandfahrt des Luft- schiffes statt, die etwa 10 km nördlih von Ravensburg führte und uns dann Zurüd über die waldreihe hügelige Moränenlandschaft, welche der Argen durchströmt, in der Nähe von Lindau wieder an den See brate. Bei der Fahrt über den See nah der Rheinmündung wurde die Aufnahme eines Seedampfers gemaht. Schon diese erste Ueberlandfahrt brahte mir die Ueberzeugung von dem unge- heuren Wert der Zeppelinschen Schiffe für die geographische und geophysikalise Wissensbaft. Was mir bei ter Fahrt etwa 100 m über dem welligen HügePÞland in aerologisher Beziehung besonders auf- fic l, war der Einfluß dieses Geländcs auf die Luftbewegung und die Temperaturverhältnisse der Atmosphäre. Die Luv- und Leeseiten eines jeden Berges machten sich durh ausgesprochene Bertikalbewegungen bemerkbar, deren Energie, wie wir bald bemerkten, durch das Luftschiff mit bestimmten Instrumenten leiht zu bestimmen ist und die wir bei diesem Teil der Fahrt auch_ leiht durch Höbensteuer bewältigen konnten. Schon durch diese Fahrt, aber tin reiherem Maße durh die vielen seither erfolgten Aufstiege ist gewiß bewiesen, daß die Luft- schiffe ausgezeichnete Instrumente sind, um die Bewegungen der Atmosphäre in der Nähe der Erdobersläche zu studieren, d. h., um wichtige Beiträge zur Aeromechanik zu liefern. Das bei dieser Fahrt gewonnene Bild des Bodenseedampfers beweist, daß wir mit dem Luftschiff auch Studien in der Ozeanographie, in diesem speziellen alle in der Hydrodynamik der irdischen Wassermassen , treiben fönnen. Die Untersuchung der Oberflähen von größeren Wasseransammlungen i ein sehr interessantes Gebiet sowohl in theoretisher als praktischer Beziehung. Beide, die Geo- phyfik und die augübende Schiffahrt, legen großen Wert auf genaue und durchgebildete Erkenntnisse. Mit ganz besonderem Eifer werden besonders Wellenstudien betrieben, nachdem man erkannt hat, wie wichtig die Schiffswellen für die Eigengeschwindigkeit der Fahr- zeuge find. Durch photogrammetrishe Ausnahmen von Bord eines v nade hat man auch die Form der Meereswellen zu bestimmen Gehen wir zunächst auf die Wellen etwas näher ein, die ein Schiff bei setner Bewegung felbst erzeugt. Sowohl am Bug als am Heck des Schiffes entstehen örtlihe Druströmungen in der Wasser- oberfläche, die mit der Schiffegeshwindigkeit dur die Flüssigkeit ih vorwärts bewegen. Beide Störungszentren geben Veranlassung zu Wellen, welche wir in bezug auf die Schiffsbewegung als stehend be- zeihnen müssen, die also, mit Schiffsgeshwindigkeit das Fahrzeug stetig begleitend, durch die Wassermasse dahingleiten. Nach der Theorie entstehen zwei Wellensysteme: ein System, s{hräg vom Schiff ahe gleitend, ein anderes, nahezu fenkrecht zu der Bewegung8ahse. Man hat diese Wasserbewegung au durch Schiffsmodelle zu studieren ver- fuht und die erhaltenen Wellen abgezeihnet oder photographiert. Es ist von vornherein klar, daß das Studium der Wellenbewegung in natürliher Größe das bei weitem bessere, ja das einzig richtige sein kann. Mein Photogramm gibt deutlih die Fortbewegungswellen des Schiffes wieder. Wir erkennen einwurfsfret das erste Wellensystem, das unter einem bestimmten Winkel vom Schiffe abgleitet und in bestimmter Entfernung, wo die Transversal- wellen schneiden, aufhört. Das Bild gestattet genau die Messung; verschiedener Winkel, welhe für die Theorie von Wichtigkeit find. Da unser Luftschiff in keiner Weise als Vermessungs\chiff eingerichtet war, auch die photographishe Kamera nicht für genaue Be- stimmungen gebaut war, sind in diesem Falle weitere Bestimmungen \hwierig. Hätten wir jedoch, den Gondelabstand als Basis Jes nugend, mit photogrammetrishen Apparaten gearbeitet, so hätte man aus den erhaltenen Aufnahmen Höbe und Länge der Wellen, Aus- dehnung des ganzen erregten Wellensystems, seine Energie usw. ab- leiten können. Auch die Oberflächenform des Wassers i durch eine solhe Aufnahme leiht zu bestimmen. Das Luftschiff gestattet also und das ist das wichtige Ergebnis dieser flüchtigen Moment- aufnahmen das Studium der Wasserbewegung eines Schiffes an Fahrzeugen wirklicher Größe, eine nicht zu gering einzushäßende Tatsache. Daß man die Form der Meeres- wellen dur photogrammetrishe Aufnahmen vom Luftschiff aus besser untersuchen kann als von einem gewöhnlichen Fahrzeug, wird sofort klar wenn man die einshlägigen Arbeiten in dieser Beziehung untersudt. Die bisherigen Aufnahmen zetgen fast alle den störenden Umstand daß der Wellenkamm an gewissen Stellen für den photographischen Apparat die hinter thm liegende Meeredflähe völlig verdeckte. Das kann bei Aufnahmen vom Luftschiff aus siher vermieden werden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß genaue photographische Auf- nahmen der RSE niht nur die Welienfoenen hehter er- kennen lassen werden, sondern auch andere Bewegungserscheinungen E, D Mang werden esonbers an thren Srenzen weit verfolgt werden können, ebenso Brandungs 2 dewile Le R us 1 E Sine zweite Photographie ist 1911 von einem Zeppelinkreu aus gelegentlid einer Höhenfahrt über den SUEnS m 1400 L Secehöhe, also 1000 m über der Seeflähe, von Hauptmann a. D. Wilcke, zurzeit Jngenieur beim Zeppelinbau in Friedrichshafen, ge- macht worden. Ste stellt die Seeflähe und die Ufer des Sees in der Nähe der Insel Mainau, der bekannten Sommerresidenz des Großherzogs von Baden, dar und foll in erster Linie zeigen, wie leicht man die Unttiefen aus großer Höhe unterscheiden kann. Bekanntlich sind niht nur beim Bodensee, sondern s bei anderen Seen die Bodenformen des Bodens so, daß auf einen kurzen steilen Randabfall, der öfters während Niedrigwasser trocken liegt, den etgentlihen Strand, eine verhältnismäßig sanfte Böshung von einiger Ausdehnung, die fog. „Wysse“", folgt, hinter welcher ein rascher Steilabsturz zu großen Tiefen, die Seehalde, führt. Sie zieht sich in einer lelcht abzugreifenden Entfernung von 10 bis 20 m,

1) Mit Erlaubnis des Verlags Justus Perthes in Gotha aus der im Februarheft von „Petermanns Geogr. Mitteilungen“ er«

schienenen interessanten gleihnamigen Arbeit.