1912 / 44 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Feb 1912 18:00:01 GMT) scan diff

geb: ellner (Torgau), Wessel (Rendsburg), Oberveterinäre E andes: 2. Vlufgcbots: Eggeling (Anflam), berveterinär der Landw. 1. Aufgebots, der Abschied bewilligt. / 7. Februar. Dr. Witte (Weißenfels), Dr. Blum (Mül- usen i. E.), Ze ddies (Rheydt), Behler (Limburg a. d. Lahn), eier (Perleberg), Strauß (Siegburg), Nierhaus (1 Cassel), S Zelle (Weblar , Roeder (l Darmstadt), Wachsner (1 Breslau), Maver (Stockach), Hassenkamp (l Dortmund), Dr. Salfeld (Mainz), Finger (Aschersleben), Bolten (IT Cöln), Unterapotheker des Beurlaubtenstandes, zu Oberapothekern befördert. Kirstaedter (111 Berlin), Dieckhäuser (1 Essen), Oberapotheker des Beurlaubten-

Îtandes, der Abschied bewilligt.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Regierungs- und Baurat Niese, bisher in Potsdam, zum Oberbaurat mit dem Range der Oberregierungsräte und

den Oberlehrer am Gymnasium in Patschkau, Professor Paul Walter zum Gymnagsialdirektor zu ernennen sowie

der Wahl des Oberlehrers Heinrih Spanuth an der städtishen Höheren Mädchenshule nebst Lyzeum in Hameln a. W. zum Direktor der Anstalt und e

der Wahl des bisherigen Leiters der öffentlichen Höheren Mädchenschule in Neunkirchen, Regierungsbezirk Trier, Ober- lehrers Dr. Arnold Knoke zum Direktor der Anstalt die Allerhöchste Bestäti gung zu erteilen.

Justizministerium.

Dem Landgerichtsrat, Geheimen Just izrat Kauffmann in Danzig, den Amtsgerichtsräten Seligsohn bei dem Amts- eriht Berlin-Mitte und Hirsch in Drossen ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt. Verseßzt sind: der Landgerichtsrat Wechselmann in Memel als Amtsgerichtsrat nah Königsberg i. Pr., der Amts- rihter Dr. Bovensiepen in Löbau i. Weslpr. als Landrichter nach Kiel und der Amtsrichter Dr. Herrmann in Zabrze als Landrichter nah Danzig. | i In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts- anwälte Max Kamps bei dem Landgericht in Düsseldorf, Stryck bei dem Amtsgericht in Wiesbaden und Schoettler bei dem Amtsg ericht in Neidenburg. | ; Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Heydeman aus Bochum bei dem Oberlandes- geriht in Hamm, Regenbrecht vom Landgericht T bei dem Landgericht ITT în Berlin, Bolze aus Düsseldorf bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Kleve, der Amtsrichter Dr. Schimmel aus Duisburg bei dem Kammergericht, die Gerichls- assessoren Dr.A mberg, Dr. Herbert Fu hs, Dr. Alwin Sanden bei dem Landg ericht 1 in Berlin, Bathmann bei dem Land- geriht IT in Berlin, Dr. Alfred Lesser bei dem Land- gericht IIT in Berlin, Kahle bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Cottbus, van Bebber bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Kleve, Arens bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Düsseldorf, Aumann bei dem Amts- gericht in Storkow, Ottawa bei dem Amtsgericht in Tarno- wiß mit dem Wohnsiy in Mikultshüß, Delius bei dem Amts-

geriht in Papenburg, Heinrich E bei dem Amtsgericht

in Bonn, Schulte - Wintrop und Walter bei dem Amts- geriht in Duisburg-Nuhrort mit dem Wohnsiy in Hamborn, Obbarius bei dem Amtsgericht in Homburg v. d. H. mit dem Wohnsiß in Oberursel, Dr. Johannsen bei dem Amts- geriht in Sonderburg, R insch bei dem Amtsgericht in Balve, Wichert bei dem Amtsgericht in Heiligenstadt, Herrmann bei dem Amtsgericht in Jerichow, Bubolß bei dem Amts- geriht in Kammin, Dr. Villmow bei dem Amtsgericht in Lauenburg i. Pomm., die früheren Gerichtsassessoren von Chmielewsfki bei dem Ngeto! und dem Landgericht in Beuthen i. O, Schl. und Hubert Schulte bei dem Amts- geriht und dem Landgericht in Essen. /

Der Landgerichtsrat, Geheime Justizrat Biensfeldt in Königsberg i. Pr.,, der Amtsgerichtsrat von Fumetti in Lüneburg, der Amtsrichter Scherschmidt in Pr. Stargard und der Staatsanwalt Lowien in Gnesen sind gestörben.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der RNegierungsbaumeister des Eisenbahnbaufahs Ham - mann, bisher in Suhl, ist zum Eisenbahnbetriebsamt 1 nach Saarbrücken versegzt.

Dem Negierungsbaumeister des Maschinenbaufahs Dr.-Jng. Gustav Wagner in Dortmund ist die etatsmäßige Stelle eines Ras bei der Staatseisenbahnverwaltung ver-

iehen. Der Oberbaurat Niese -ist mit Wahrnehmung der Ge- schäfte des Strombaudirektors der Weichselstrombauverwaltung in Danzig beauftragt worden.

Verseßt sind die Regierungs- und Bauräte Holm gren von Rathenow als technischer Dirigent an das Hauptbauamt in Potsdam und Stüwert von Greifenhagen a. O. nach Nathenow (im Geschäftsbereich der Verwaltung der Märkischen Ran sowie der Regierungsbaumeister Ostmann von Potsdam nah Greifenhagen a. O. als Vorstand des Bauamts für die Regulierung der unteren Oder.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Den kommissarischen Direktoren der höheren Maschinenbau- O in Hagen und Aachen Maßkow_ und Tiß, dem berlehrer Büge an der Fachschule für Seemaschinisten in Flensburg und den Maschinenbauschuloberlehrern Geusen und Gubaß in Dortmund, Schieriß und Regner in Cöln, Strauß in Breslau, Benz in Hagen i. W., Dr. phil. zur in Duis-

burg und Günther und Rößler in Görlitz ist der Charakter

Kammer und Frey in Gleiwiß, Dr. phil. Aulich

Professor verliehen worden.

Der Lehrer Friedri baushulen in Dortmun der Anstalt ernannt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterricht s- angelegenheiten.

Dem Gymnasialdirektor Paul Walter ist die Direktion

des Gymnasiums in Neustadt O. Schl. übertragen worden. Dem Kantor und Organisten gu

Schweidniß ist der Titel Königlicher

worden.

Brune an den vereinigten Maschinen- ist zum Maschinenbauschullehrer an

Drohla in usikdireïtor verliehen

Bekanntmachung.

Von den gusiändigén *Staats- und Kirchenbehörden wird die Ba s eines Teiles der Luisen-Kirchen- gemeinde in Charlottenburg in die Kaiser Friedri ch- Gedächtnis-Kirchengemeinde in Berlin beabsichtigt. Demgemäß haben wir nah Anhörung der kirhlihen Körper- schaften der Luisen-Kirchengemeinde in Charlottenburg und des Gemeindekirhenrats der Kaiser Friedrih-Gedächtnis-Kirchen- gemeinde in Berlin mit dem Herrn Polizeipräsidenten von Berlin folgende Festsezungen iu Ausficht genommen :

L: Die Evangelischen in “demjenigen Teil von Charlottenburg, der umschrieben wird durch die Mitiellinie des Landwehrkanals von ihrem Schnittpunkte mit der Charlottenburger Brücke an bis zu ihrem Schnittpunkte mit der Verlängerung der Mittellinie der im Be- bauungsplan der Stadt Charlottenburg projektierten Straße 16e, von da ab durh die Mittellinie dieser Straße bis zum Schnittpunkte ihrer Verlängerung mit der Mittellinie der Spree, dur diese stromaufwärts bis zum Treffpunkt mit der Parochialgrenze der Kaiser Friedri - Gedächtnis - Kirchengemeinde, sodann dur diese Parochialgrenze bis zu ihrem Schnittpunkte mit der Mittellinie der Charlottenburger Chaussee und von da ab dur diese Mittellinie bis zum Ausgangépunkte auf der Charlottenburger Brücke werden aus der evangelischen Lutsen-Kirhengemeinde zu Charlottenburg ln die evan- R Kaiser Friedrih-Gedächtnis-Kirhengemeinde zu Berlin um- gépfarrt. Berlin, den 183. Februar 1912. (11 9.) Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abteilung Berlin. Steinhausen.

Betanntmachung.

Nach Anhörung der beteiligten Gemeindekirchenräte haben wir in Gemeinschaft mit dem Herrn Polizeipräsidenten von Berlin folgende Festseßung in Aussicht genommen : Die Cvangelischen des öftlih von der Mittellinie der Knesebeck- straße liegenden Teils der Trinitatis-Kirchengemetnde zu Charlottenburg und Ptigen Evangelischen, welhe auf dem von den Mittellinien der Fasanenstraße, Kurfürsterallee und Harden- bergstraße umgrenzten Dreieck wohnen, werden aus der Trinitatts- Kirchengemeinde in Charlottenburg in die Kaiser Wilhelm-Gedächtnis- Kirchengemeinde zu Berlin, Diözese Friedrihswerder 11, umgepfarrt. Indem wir diesen Plan zur öffentlihen Kenntnis bringen, fordern wir die Beteiligten auf, etwaige Einwendungen gegen den Plan bis zum 15. März 1912 entweder \chriftlich bei uns einzureichen oder an einem Wochentage in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags im Zimmer 2 unseres Dienstgebäudes, Schüßenstraße 26, hierselbst, Erdgeschoß, bei dem Herrn Konfistorialsekretär Berndt oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Legitimation zur Sache zu Protokoll zu erklären. Berlin, den 14. Februar 19192. (L, S.)

Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg,

Abteilung Berlin.

Steinhausen.

BEbanntmachung.

Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 13. Juli 1889 (Dentralbas fük dasckDeutsche Reich S. 421) nach Schluß des aufenden Winterhalbzahres an dex hiesigen GuGiGile ab- zuhaltende tierärztlihe Fahprüfung beginnt am Mon- tag, den 1. April d. J. Die Meldungen dazu sind bis zum 23. März d. J. an mich einzureichen. Hannover, den 16. Februar 1912. Der Direktor der Tierzärztlichen Hochschule. Dr. Dammann.

Nichfamtllices, Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. Februar.

Die amtliche Ausgabe der „Jahresberichte der König- lich preußischen Regierungs- und Gewerberäte und Bergbehörden für 1911“ wird Ende März 1912 im R. von Deckerschen Verlage, Berlin SW. 19, Jerusalemer- straße 56, erscheinen. Die bis spätestens zum 29. Fe- bruar 1912 unmittelbar bei der Direktion der Reichsdruckerei, Berlin SW. 68, Oranienstraße 91, bestellten Exemplare des Werkes werden zu einem Vorzugspreise abgelassen werden, der auf 2,75 M für ein broschiertes Exemplar und auf 3,25 46 für ein in Ganzleinen gebundenes Exemplar festgeseßt ist. Die nah dem 29. Februar 1912 bei der Reichsdruckerei eingehenden Bestellungen werden von dieser dem genannten Verlage über- wiesen werden. Für die Ausführung solcher Bestellungen wie für alle Lieferungen im Wege des Buchhandels istt der Laden- preis zu zahlen, der 5,25 41 für ein broschiertes und 5,75 46 für ein gebundenes Exemplar beträgt.

empfangen worden. Bayern.

Handschreiben gerichtet :

suite des JInfanterteleibregiments zur Disposit

Kiel, 17. Februar. Seine Majestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh in Kiel ein- getroffen und auf dem Bahnhof von Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzen Heinrich und Adalbert sowie dem Prinzen Ludwig von Bayern, dem Chef der Hochseeflotte, Admiral von Holßendorff, dem Chef der Marinestation der Ostsee, Admiral Schröder, dem Stadtkommandanten, Obersten Albrecht, dem Polizeipräsidenten von Schroeter und anderen

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Negent hat an den zurückgetretenen Kriegsminister, Generalobersten Grafen von Horn laut Meldung des „W. T. B.“ nachstehendes

„Zu meinem lebhasten Bedavern haben Sie sich veranlaßt ge- sehen, um die Enthebung von der Leitung des Kriegsministeriums und um die Bewilligung des Abschiedes nahzusuhen. Indem ih diese Bitte mit Nüicht auf Ihre Gesundheitsverhältnisse genehmige, stelle ih Sie hiermit unter Einreihung in die Zahl der Staatsräte im außerordentlichen Dienst sowie unter aen im Verhältnis à la

on. Sie wissen, wie hoh ich Sie und Ihr Wirken in der Armee stets geschäßt habe. Durchdrungen von echt soldatischem Geiste waren Sie in allen

erfüllung und ritlerliGer Besinnung. Das Vertrauen, das ih Ihnen entgegenbrachte, als ih Ste an die Spiye der Militärverwaltung be- rief, haben Sie in vollstem Maße gerechtfertigt. Empsan en Sie darum meinen wärmsten Dank für die treuen Dienste, die Sie mir und der bayerischen Armee geleistet haben. Um Ihnen auch beim Scheiden aus der Aktivität einen neuen Beweis meiner Anerkennung und meines Vertrauens zu geben, verleihe ich Ihnen den Hausritter- orden vom Heiligen Hubertus und bestimme, daß Sie im Verhältnis als Generaladjutant verbleiben und in den Listen der aktiven Armee fortzuführen find.

__JIn einem Allerhöchsten Handschreiben teilt Seine König- liche Hoheit der Prinz-Regent dem Kriegsministerinm die Ernennung des Generals der Kavallerie und Kommandierenden Generals des 111. Armeekorps Freiherrn Kreß von Kressen- stein zum Staatsrat im ordentlichen Dienst und zum Kriegs-

minister mit. Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Majestät der König der Bulgaren ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit Gefolge heute vormittag anläßlich des gestrigen Todestages seiner Mutter, weiland Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Clementine von Coburg, in Coburg eingetroffen und auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog Karl Eduard empfangen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Ueber das Befinden des Ministers des Aeußern Grafen von Aehrenthal is gestern laut Meldung des „W. T. B.“ folgender Krankheitsberiht ausgegeben worden: Der Zustand des Grafen von Aehrenthal ist andauernd ernst. Der Patient bat die leßte Nacht etwas unruhig geschlafen. Die Nahrungsaufnahme und der Kräftezustand sind etwas vermindert. Das Sensorium ist frei. Temperatur 36,5. Puls 120. Frankreich. Der Senat hat gestern den Marineetat nommen. Im Laufe der Beratung wies der Berichterstatter Chautemps, wie ,W. T. B.“ meldet, auf die dringende Notwendigkeit hin, zwei Panzerschiffe, deren Bau bereits beschlossen ist, und den Ersaß für die „Libert6* sofort auf Stapel zu legen. Frankrei sei in Gefahr, seinen vierten Plaß Unter den Seemächten zu verlieren. Ohne starke Marine würde Frankreih aus der Weltpolitik auéscheiden. Es sei ge- gezwungen, den anderen Mächten zu folgen. Deutschland werde T Jahre 1912 mehr als 500 Millionen für seine Flotte ausgeben. Was die Qualität anlange, stehe Frankreih niemandem nah. Be- züglich der Artillerie besie es sogar eine UVeberlegenheit dank der Einheitlichkeit der Kaliber und der Ladung aller Geschosse mit Melinit. Das Pulver selbst habe seinesgleihen ntcht, wenn es sorgfältig her- gestellt sei. Der Redner bedauerte, daß Frankreih \ich im Untersee- minen- und Torpedowesen habe überholen lassen.

Im weiteren Verlaufe der Sißung wies der Marineminister Delcassé darauf hin, taß die Flotte im Jahre 1911 um das Ge- \{chwader der Dantonklasse, um fünf To1upedobootszerstörer und vier Unterseeboote sowie um den Kreuzer „Waldeck Rousseau" gewachsen sei. In diesem Jahre werde eine neue große Einheit in Dienst ge- stellt. Die neuen Kreuzer würden \{neller als die alten vollendet. Zwei würden in den Staatswerften auf Stapel gelegt, ein dritter würde bei der Privatindustrie bestellt werden. Frankceich werde außerdem eine gewisse Anzahl Torpedobootszerstörer und Untersee- boote bauen. Neservegeschüte seien für alle Einheiten vorhanden. Noch in diesem Jahre werde das s{warze Pulver für die Granaten vollständig erseßt werden. Das Pulver werde verbessert cder versenkt werden. Nur 600 Tonnen absolut einwandfreies Pulver habe man zurückbehalten. Bis Juli könne ein ganzes Geschwader mit neuem Pulver versehen sein ; aber {hon jeßt könne man allen Eventualitäten der Lage ins Auge sehen. Die Bestänte an Kohle und Petroleum seten genügend groß. Cbenso befriedigend seien die Schiffsdock8s, wenn auch in dieser Beziehung bis 1914 sehr viele Schwierigkeiten zu über- winden sein würden. Delcafsé bloß, er werde es sich angelegen sein lassen, die Flotte um mächtige Einheiten zu vermehren und die Tüchtigkeit der Mannschaft zu erhöhen; er sei willens, das Programm, das er dem Parlament unterbzeitet habe, methodisch zu verwirklichen ; die Flotte stelle nunmehr eine achturggebietende Streitkraft dar, sodaß es sich jeder überlegen werde, Frankreih anzugreifen.

In der Deputiertenkammer wurde gestern, obiger Quelle zufolge, nah bewegter Debatte mit 8321 gegen 213 Stimmen auf Antrag des Ministerpräsidenten Poincaré der Gesamtinhalt des Artikels 1b des Wahlreform- entwurfs angenommen, der festseßt, daß jedes Departement einen Wahlbezirk bildet, und die Berehnung der auf eine Liste fallenden Mandate regelt.

Jn Beantwortung einer Anfrage, die Brüsseler Zu cker- kfonvention betreffend, machte der Finanzminister Kloß folgende Mitteilung:

Alle Mächte wollten die Zuckerkonvention von 1907 aufrecht- erhalten und Rußland eine Erhöhung seines Erportkontingents um 250 000 t gewähren. Die Mächte seien darüber einig, daß davon 150000 t bls zum 1. September 1912 ausgeführ1 sein sollen, sodaß nur noch der Termin für die Ausfuhr von 100000 4 festzuseßen sei. Frankreih sei für \{chnellste Aus- fuhr und werde jeder Kombination zustimmen, die geeignet set, die einmütige Zustimmung zu finden, denn wenn die Mächte nicht zu einer Einigung kämen, wäre es um die Konvention geschehen. Nuß- land würde niht in der Konvention bleiben, beträchtlihe Vorräte würden plöglih auf den Markt geworfen werden , die Preise würden stürzen und der Bruch würde einen ernstlihen Konflikt herbeiführen. Doch seien die Mächte über fast alle Punkte einig.

Nußland.

Jn der Beratung über das A Ls hat die Reichsduma, wie „W. T. B.“ meldet, den Artikel a A erhalten, durch den den jüdischen Familien, deren Angehörige sih dem Militärdienst entziehen, eine S von 300 Rubel auferlegt und auf die Ergreifung der Flüchtlinge eine Be- lohnung ausgeseßt wird.

ange-

Norwegen.

Wie „W. T. B.“ meldet, haben gestern auch der Minister- präsident Konow, der Finanzminister Berge, der Ackerbau- minister Holts mark und der Minister für öffentliche Arbeiten Darre-Jenssen ihre Entlassung eingereicht.

Amerika.

Der argentinishe Senat hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ das ihm von der Kammer vorgelegte Budget für 1912 abgelehnt, weil es ihm zu spät unterbreitet worden ist, um ange geprüft zu werden, und für das e nungsjahr 1912 dasselbe Budget wie für das Rechnungsjahr 1911 genehmigt.

Afieu.

Unter dem E des Generalgouverneurs Tscha oer hsün hat in Mukden eine Beratung der höchsten Beamten L gefunden, um zu der Abdankungsaäkte ‘dés Kaisers

Stellungen Ihrer an Erfolgen reihen militäctischen Laufbahn im Kriege wie im Frieden der gesamten Armee ein Muster treuer Pflicht-

Stellung zu nehmen. Wie die „St. Petersburger Telegraphen-

agentur“ meldet, wies Tschaoerhsün darauf hin, daß diejenigen, die die neue Regierung nicht anerkennen und ihr nicht dienen wollten, seinem Beispiele folgen und vom Amte zurücktreten müßten. Die Ernennung Tschanglisiliangs zum neuen General- gouverne ux der Mandschurei als aGjolgor Ts\chaoerhsüns findet in den gesellschaftlihen Kreisen Mukdens wenig Beifall.

Nah einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Meihaiwei dauern die blutigen Únruhen in der Nähe des englischen Pachtgebietes an. Jm ganzen dürften etwa hundert- ünfzig Revolutionäre getötet worden sein. Die britischen Be- cten sind bemüht, Verhandlungen ic Vertretern der heiden gegnerischen Parteien e ren. Militär und Polizei halten die Ruhe im britischen Gebiet aufrecht.

Afrika.

Der arabishe Prätendent Said Jdris organisiert nacl einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ eine Scrwaeumnache zur Beseßung der Farsan-Jnseln, die kürzlih von der Armee Mohammed Ali Paschas geräumt worden sind.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reich s8- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Der Reichstag seßte in der heutigen (8.) Sigung, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrü, der Kriegsminister, General der Jnfanterie von Heeringen, der Staatssekretär des Reichsschagamts Wermuth und der Staats- sekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco beiwohnten, die General- disfussion des Neichshaushaltsetats und des Etats der Schußgebiete für 1912 fort.

Abg. Ledebour (Soz.): Gestern sind hintereinander drei Buß- prediger hier aufgetreten. Graf Posadowsky hat seine Mahnungen nah allen Seiten gerihtet. Der Reichskanzler und der Abg. Mumm haben sich bemüht, gerade diejenige Partei mit Ermahnungen zu übershütten, die eigentlih aus diesem Wahlkampf mit einem gewissen Selbstgefühl des Erfolges - hervorgegangen is. Cine Bußpredigt wäre besser bei denjenigen Leuten angebracht, die durch die Tatsahen darüber {hon belehrt worden sind, daß fie auf falschem Wege waren. Der Abg. Mumm macht auf mi den Eindruck wie ein Posaunenengel, der am Tage des jüngsten Gerichts auf seinem Instrument die armen Sünder in die ewige Verdamnis bläst. Er hat es für angebracht gehalten, eine gegnerishe Zeitung, die seiner Tätigkeit unbequem geworden ist, ein liberales Blatt, bet den Behörden zu denunzieren und sie aufzu- fordern, dieses „Jerusalemer“ Blatt von den Bahnhöfen zu verbannen. Dieses Aushetzen der Behörden war eine Denunziation, auf die der Volksmund einen Vers geprägt hat, den ih mit Nücsicht auf den Präsidenten nur mit den Worten wiedergeben kann: „Ueberall im ganzen Land wird als eine minder kahtbare Persönlichkeit der Denunziankt genannt“. Sodann hat der Abg. Mumm uns den Vor- wurf der Heuchelei gemacht, weil unser Genosse Severing in irgend einem Orte des Wahlkreises Bielefeld eine Versammlung mit cinem Choral eröffnet habe. Zunächst gibt es auch unter uns christlich gesinnte Leute genug. 4 Aber jene Behauptung ist {on im Januar in der „Volkswacht für Bielefeld" von unjerem Genossen Severing nachdrüklichst zurückgewiesen worden. Vor ein paar Jahren hat aller- dings bei etnem Bauern eine Versammlung stattgefunden, in der dieser, kein Soztaldemokrat, die Versammlung aufforderte, mit ihm ein Kirchen- ied zu singen. Das geschah gegen den Willen und die Zustimmung des Genossen Severing. Es war der Gipfel der Unverfrorenheit, zu behaupten, daß die Versammlung mit einem Choral eröffnet wurde, rieb Genosse Severing. Dem Abg. Mumm konnte das nicht unbekannt sein, denn „Der Navensberger“, das christlihe Organ jener Gegend, brachte einen Bericht über die Versammlung, worin es hieß, der Besitzer sei mit Bibel und Gesangbuch auf der Bildflähe erschienen und habe die Versammlung aufgefordert, mit ihm das erwähnte Lied zu singen. Die Genossen hätten ihn aber in seinem Vorhaben nicht unterstüßt, der Neichstagsabgeordnete Severing hätte es anscheinend in ‘unbehagliher Stimmung abgelehnt, und so habe: sich der Besißer ganz allein gesehen und bald aufgehört. Der Reichs- fanzler war am ersten Tage der Etatsdebatte hier nicht anwesend, am zweiten Tage huschte er wie ein trübseliges Irrlicht auf 5 Minuten durch den Saal, am dritten Tage hielt er seine Bußpredigt und heute ist er wieder nit da, troßdem er genau weiß, daß auf die heftigen Angriffe, die er gegen meine Partei geschleudert hat, fofort eine Antwort erfolgen wird. Das entspricht nicht den Verpflichtungen des leitenden Staatsmannes in folhen Situa- tionen, er hat es niht etnem Grafen Westarp zu überlassen, die NReglerungspolitik zu vertetdigen. Das ist eine üble Angewohn- heit, die die deutshen Reichskanzler sich angeeignet haben nah dem Vorbilde des Fürsten Bismarck, der zuerst, wenn er mit dem Reichs- tage in Konflikt geriet, auf mehrere Monate etnfach verschwand.

"Wenn die Nachfolger des Fürsten Bismark glauben, dadur An- sehen zu bekommen, daß

H sie ihn hierin nahahmen, fo irren sie sich, dann paßt auf sie höchstens das schöne Wort: „Wie er sih räuspert, ivie er spuckt, das habt ibr ihm glücklich abgeguckt!“ Wenn dann weiter ein Beamter des Deutschen Neichs, ein Mann, der nicht kraft seiner eigenen Sena, sondern nur infolge höfisher Gnade in setn Amt gekommen ist, sih erlaubt, hier den deutshen Neichstag herunter- zupußen, weil er diesen oder jenen in das Präsidium gewählt hat, der ihm niht paßt, so ist das eine unerhörte Anmaßung. (Präsident P: Herr Abg. Ledebour, ih bitte Sie, die Grenzen des parlamentarisch Zulässigen nicht zu überschreiten.) Daß „der Abg. Arendt gestern diefer Handlung des Reichékanzlers zugestimmt hat, wundert mich- weiter nit von diesem Verteidiger bes „Zeutshtums". Aber von allen anderen Parteien erwarte ih, daß sie ebenso wie wir Sozialdemokraten alle derartigen Uebergriffe eines Beamten gegen die Abgeordneten, denen die Ehre zu teil ge- worden ist, das deutsche Volk hier zu vertreten, zurücckweisen werden. Der Reichskanzler hat sachlich schr wenig vorgebraht, er hat eigentlih nur Entrüstung über die Sozialdemokratie ausgeschüttet und noch größeren Grimm über die P Gre Volképartet gi weil sie die Sozialdemokratie bei den Stichwahlen unterstüßt hat. Die Stichwahlen werden bet allen Pairie als ein Uebel angesehen, deshalb sollte man die Gelegenheit benußen, jeßt das Wahlreht durch den Proporz zu erseßen. Wenn der Neichökanzler die leßten großen Pacteifämpfe als querellos allemandes bezeihnet hat, fo wi G ein anderes Beispiel dafür nennen, das er gestern selber geltefert hat, als er sich nämlich über das freisinnige Wahlflugblatt in seinem Wahlkreise beshwerte, und

besonders darüber ausregte, daß ihm dieses Flugblatt niht mit einer Dreipfennigmarke, sondern mit einer Fünf fennig- marfe in geGtolenen Kuvert zugeshickt worden sei. Da sieht man doch endlih, was in großer Zeit die Seele des leitenden Staatsmanns des Deutschen Reichs bewegt.

(Schluß des Blattes.)

Dem Herrenhause sind Entwürfe von Gesetzen, betreffend die Aenderung der Landgerichtsbezirke Duis- Urg und Kleve, der Amtsgerichtsbezirke Barten Und Rastenburg und der Amtsgerichtsbezirke Dorum Und Geestemünde, nebst Begründung zugegangen.

Nr. 14 des , Zentralblatts der Bauverwaltung *, peraugegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 14. Fe- bruar bat folgenden Inhalt: Aus dem Neichshaushalt für 1912. Vogelshut und Bauleute. Vermischtes: Wettbewerb für Entwürfe zu einem Brunnen auf dem Kornmarkte in Witten. Preisbewerbung für Entwürfe zu einem Laufbrunnen auf dem laße „Am Hof“ gegenüber der Universität în Bonn. WasserbausaMverständiger beim R in Schan Mat: (eer e DeSsme in Stuttgart. ruf Jur den verstorbenen XDberbaurat Dr. Heinri erber. Dehusaß bei Beton und Mörtel. P E

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die im Zentralverband der Bildhauer Deutschlands organisierten Holzbildhauer Groß Berlins faßten, htesigen Blättern S nachdem bereits mehrere Versammlungen \ich mit der Ueberstunden- frage beschäftigt hatten, in threr elegen Generalversammlung folgenden Beschluß: „Jede Arbeitsleistung über die im Betriebe geltende Arbeitszeit hinaus ist \trikt zu verweigern. Bet Vebertretung dieses Beschlusses erfolgt nah einmaliger Verwarnung Ausschluß des betreffenden Mitgliedes aus der Organisation.“

Aus Triest wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß wegen Nicht- einhaltung der Arbeitszeit gestern sämtliche Arbeiter der Werf. in Monsfalc one, deren Zahl rund 2000 beträgt, entlassen wurden

Das Einigungsamt für den Kohlenbergbau in Süd- wales hat, wie dem „W. T. B.“ aus London berihtet wird, gemäß bem Antrage des unparteiishen Obmanns den Berg- arbeitern eine allgemeine Lohnerhöhung zugestanden. Die Grubenbesißer zeigen sich bereit, wieder in Verhandlungen einzutreten, erflâten aber, nicht sämtlihen Arbeiterklassen den Mindestlohn gewähren zu können, und bestehen darauf, daß die Negierung eingreife, um dem in 14 Tagen drohenden Ausstand vor- zubeugen. Nach den leßten gestern eingelaufenen Nachrichten ist jeder T Bezirk des Verbandsgebtets für den Ausstand. (Vgl. Nr. 41

Der in Angers tagende Kongreß der französisGen Bergarbeiter sprah sih, wie „W. T. B.“ meldet, undsaglid für den allgemetnen Ausstand aus, doch zeigten ih Meinungs- verschiedenheiten darüber, wann der Streik beginnen foll, Bei der Abstimmung na der Mitgliederzahl der Gewerkschaften wurde der Antrag, den 1. März als Zeitpunkt für den Gesamtausstand festzu- seßen, abgelehnt, nachdem er vorher bei einer in den Gewerkschaften vorgenommenen Abstimmung mit großer Mehrheit angenommen worden war. Infolge dieses widerspruchsvollen Votums erief die Kongreßleitung eine Nachtsißung ein, über deren Verlauf strenge Ge- heimhaltung beschlossen wurde.

Der aus dem Ausstand der Eisenbahnangestellten hervorgegangene allgemeine Ausstand in der Queensländer A Brig bane (vgl. Nr. 34 d. Bl.) ist, wie die „Köln. Zta.* erfährt, am 5. Februar wieder beigelegt worden. Die an die Bundesregterung ergangene Aufforderung der Queensländer Regierung, militärische Hilfe zu leisten, hat der Ministerpräsident abgelehnt, dagegen kam es zu heftigen Szenen zwischen der Polizei und den Ausständigen. In mehreren Städten und namentlih Häfen Queenélands wurden Sym- pathieausstände veranstaltet. :

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wisseuschaft.

Dem Neichstag ist zugleih mit dem Reichshaushaltsentwurf eine Denkschrift über die wissenschaftlihen und künstlerischen Unternehmungen zugegangen, die aus den Etats für das Auswärtige Amt und für das Neichsamt des Innern ge- fördert werden. Vom Auswärtigen Amt werden an erster Stelle das Archäologische Institut und dessen Sekretariate in Nom und Athen subventioniert. Im diesjährigen Etat werden für diesen Zweck 209 500 X, d. h. 12060 # mehr als im Vor- jahre, gefordert. In der Denkschrift wird zu dieser Forderung u. a. ausgeführt, daß das Archäologishe Institut die verschiedenen Zweige seiner Arbeit, Forshungs-, Lehr- und Publikationstätig- keit, auch in den leßten beiden Jahren ungestört hat pflegen können. Die Zweicanstalt in Rom hat \ich mehr der Lehrtätigkeit und der Museumsforshung gewidmet, während der Anstalt îin Athen vornehmlich die Ausbildung vnserer Archäo- logen in der Geländeforschung und der Ausgrabungstkätigkeit obliegt. Die periodischen Veröffentlihungen des Instituts wurden fortgeseßt ; von den fonstigen Den Ga Veröffentlichungen, die das Institut lettet oder fördert, Tonnten mehrere größere Werke vollendet werden. Neu hinzutraten eine Bearbeitung der melischGen Terrakotten und die Herausgabe der Ergebnisse der leßtjährigen Grabungen in Tiryns. Mit Dank is es zu begrüßen, daß dem Institut angesichts der Es seiner publizistishen Tätigkeit auch von privater Seite Mittel zu diesem Zweck zur Ver- fügung gestellt worden sind. Die Ausgrabungen in

ergamon konnten im leßten Jahr mit gutem Erfolg ortgeseßt werden; in Griechenland hatten die erwähnten Grabungen in Tiryns überrashende Ergebnisse; in Numantia wurde die Er- forshung der altrömischen Lager fortgeseßt. Im Frühling 1911 be- teiligte das Athenische Institut sich auf Wuns Seiner Majestät des Kaisers an der Ausgrabung des archaishen Tempels in Korfu. Zur Förderung der römisch-germanishen Altertums- forshung in Deutschland ist die dem Archäologishen Institut zugehörige römisch-germanishe Kommission tätig. Bei ihren Aus - grabungen stehen diejenigen in Haltern und Oberaden, wo es sich um die Aufdeckung römischer Lager aus der Zeit der Besitergreifung Deutschlands durch die Nömer handelt, im Vorder- grund; dazu trat die für die Spätzeit wichtige Untersuchung des Kastells bei Alzey in Rheinhessen und die Beendigung der Untersuhung des Kastells Cannstatt. Auf vorgeshihtlihem Gebtet wurde der neolithischen Periode und den Ringwällen besondere Aufmerksamkeit geschenkt : jener durch Grabungen in Rheinhessen und bei Frankfurt a. M., diesen dur nd bessischer, elsässisher und nassauisher Anlagen. Die Veröffentlihungen wurden fortgesetzt, zur Ausbildung von Arbeitskräften und zur Förderung des Interesses an den Grabungen wurden Studienfahrten unternommen und zahl- reihe Vorträge gehalten. Zur Unterhaltung des deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo sind 24000 4 in den Etat .ein- a Das Institut war im verflossenen Jahr beteiligt an den

usgrabungen der deutschen Orientgesellshaft in Tell el Amarna und der Berliner Königlißen Museen in Theben; die deutschen Unternehmungen im Lande selbst fanden, soweit sie niht von den Beamten des Instituts selbst ausgeführt wurden, jede mögliche Unterstüßung, auch etner österreihischen Expedition wurde Nat und ge zuteil; die Interessen der von der Harvard University nah egypten entsandten Grabungserpedition wurden, als deren Leiter für längere Zeit das Land verlassen mußte, von dem Direktor des deutschen Instituts wahrgenommen. 27 im Laufe des Vorjahres im Orient arbeitende peutje Gelehrte wurden beraten; unter ihnen befanden sich_ wte in früheren Jahren wieder Stipendiaten des deutschen AewäologiiGen Instituts und des Instituts in Jerusalem, Künsftig soll diesen Ratsuchenden ein bereits ausgearbeiteter Reiseplan zur Hand gegeben werden, der einen mögltch} billigen und s{chnellen Besuch der Denkmäler Aegyptens eritidglichk: Das Deutsche Haus in

deutschen Papyruskartells erledigt. Die Ebers-Bücheret konnte durch Ankäufe und Geschenke erfreulich vergrößert Lar h Die Photographiensammlung ist um mehr als 600 Nummern, die Negativsammlung um 200 Nummern gewachsen.

Als Beitrag für die geologishe Station des Professors Dr. Dohrn in Neapel werden 20 000 4 gefordert. Die Station ist im leßten Jahr in ihrer geshäftlihen Entwiklung durch die Cholera sehr beeinträhtigt gewesen. Dennoch hat sie es an wissen- schaftlicher Betätigung nicht fehlen lassen und insbesondere die Tief- seeforschung nachdrücklic betrieben und auf größere Gebiete und Tiefen ausgedehnt. Gleichzeitig find die Beziehungen zur inter- nationalen wissenschaftlihen Welt enger geknüpft und erweitert worden. Der Besuch der Laboratorien war troß der mißlichen Gesundheitsverhältnisse kaum geringer als in den Vorjahren ie Mehrzahl der Besucher waren Deutsche. Die Ausfuhr der Station an konferviertem Studienmaterial ist im Gesamtwerte noch gestiegen.

Für die geologische Station in Novigno in Istrien werden ebenfalls 20 000 Æ gefordert. Der Begründer und Eigen- tümer dieser Station Dr. Otto Hermes ist im März 1910 ver- storben; die Anstalt wurde zunächst von seinen Erben fortgeführt, die sie an den preußishen Staat zu verkaufen beabsichtigten. Da in diesem Falle der bitherige Reihszushuß niht mehr erforderlih sten, wurde er vom Reichshaushaltsetat für 1911 abgeseßt. Die Verhand- lungen über den Besi wechsel zers{lugen \sich indes und um die Erhaltung des für die biologishe Forshung außerordentlich wertvollen Instituts nicht in Frage zu \tellen, haben Setne Majestät der Kaiser für das Jahr 1911 aus dem Allerhêchsten Dispositionsfonds 20000 4 für das Institut bewilligt. Die Entwicklung des Unternehmens ist für die Wt insofern gewährleistet, als am 1. Oktober 1911 die „Kaiser Wilhelm - Gesellshaft zur Förderung der Wissenschaften“ Eigentümerin der Anstalt geworden ist. Sie will den Betrieb in unveränderter Weise fortführen und dem Nelche gegenüber die gleihen Verbindlichkeiten eingehen wie seinerzeit Dr. Hermes, falls eine weitere Unterstüßung der Station erfolgt.

Theater und Musik.

Morgen, Sonntag, findet im Königlichen Opernhause eine Aufführung von Georges Bizets „Carmen“ unter der ital ae Leitung des Kapellmeisters Ble statt. Am Montagabend findet eine Aufführung von „Der große König" in dexr bekannten Besetzung statt. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen der 3. Teil (2. Abend) von Friedrich Hebbels Nibelungentrilogie „Kriemhilds Rache" wiederholt. Frau Willig spielt die Kriemhild, außer ihr sind die Damen Buße, von Arnauld und Thimig fowie die Herren Kraußneck, Geisendörfer, Mannstädt, Boetther, Werra, Eggeling, von Ledebur, Zimmerer, Koch, Arndt und Vallentin in den anderen Hauptrollen beschäftigt. Am Montag geht Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“, mit Fräulein Gates als Gast und A Dietrih sowie den Herren Sommer, Fischer, Lieban und Dahn in den Hauptrollen, in Szene.

In der Komischen Oper findet am Montag eine Wieder- holung von Marschners „Vampyr“, mit Franz Egenieff in der Titel- rolle, statt. Am Dienstag und nächsten Sonntagabend wird „Die Zauberflöte" gegeben. Für Mittwoch ist „Der Barbier von Sevilla“ angeseßt, im Bai au die Vorstellung tritt die Dresdner Barfuß- tänzerin Eva von Dernbah in einigen ihrer Phantasietänze zum ersten Male vor das Berliner Publikum. Am Donnerstag wird „Undine“, am Freitag „La Traviata“, mit Aurelie Névy-Chayman in der Titelrolle, am Sonnabend „Rigoletto“ gegeben. Am Sonntag, tes 25. d. M. Nachmittags, geht zu kleinen Preisen „Undine“ in

zenes

__ Im Sqhillertheater 0. (Wallnertheater) wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Der Probekandidat*, morgen abend sowie am Montag „Der Probepfeil®* gegeben. Dienétag wird „Wilhelm Tell“, Mittwoch und Freitag „Der Kilometersresser“, Donnerstag „König Heinri“, Sonnabend „Die Wildente“, nädsten Sonntagabend „Gräfin Lea“ wiederholt.

Das Scillertheater Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Don Carlos“, morgen abend sowie am Montag, Mittwoh und Freitag „Gräfin Lea". Dienstag findet die erste Aufführung von „Kyriz-Pyriß“ statt. Diese Vor- v wird Donnerstag, Sonnabend und nähsten Sonntagabend wiederholt. Im Schillersaal, Charlottenburg, wird morgen ein „Richard Wagner-Abend“ veranstaltet.

Im NeuenSchauspielhause wird Frit Friedmann-Frederihs Schwank „Das Familienkind“ morgen sowie am Dienstag, Donnerstag Freitag und am nächsten Sonntag wiederholt. Am Montag wird „Fiat justitia!“, am Mittwoh „Ueber únsere Kraft“ (11. Teil) ge- geben. Am Sonnabend findet eine Wiederholung von „Heiligen- wald“ statt.

Das Lessingtheater kat für nächste Wee folgenden Spiel- ylan aufgestellt: morgen abend und Sonnabend: „Kemtesse Mizzi® und „Anatol“ (,Weihnachtseinkäufe“, „Abschtedssouper“ und „Anatols Hochzeitêmorgen“); Montag und Donnerétag: „Gudrun“; Dienstag : „Glaube und Heimat“; Mittwoch und nächsten Sonntagabend: „Erde“ und „Komtesse Mizzi“; Freitag (Ibsenzyklus, 1. Vorstellung): „Der Bund der Jugend“. Als Nachmittagsvorstellung ist für morgen „Die

rau vom Meere“, für nächstfolgenden Sonntag „Die versunkene locke“ angeseßt.

Als Nachfolger- Dr. Karl Mudcks an der Königlichen Oper ist, wie die Generalintendantur der Königlichen Schauspiele mitteilt, der Hofkapellmeister Emil Paur ausersehen. Emil Paur wurde im Jahre 1855 in Czernowiß (Bukowina) geboren. In Berlin stellte er sih als Dirigent zum ersten Male mit großem Er- folge im Jahre 1874 vor, als Adalbert von Goldshmidt ihm, dem Neunzehnjährigen, die Einstudierung und Aufführung seiner „7 Tod- sünden“ anvertraute. Daraufhin verpflichtete ihn der damalige General- intendant Botho von Hülsen als Kapellmeister für die Oper in Cassel. Von Cassel folgte Emil Paur einem Nufe des Geheimen Hofrats Staege- männ an das Stadttheater nah Königsberg i. Pr., wo er zuerst seinen Ruf als Wagner-Dirigent durch mustergültige Aufführungen be- gründete. Ein Jahr darauf, 1880, ging er als erster Hofkapellmeister nach Mannheim, wo er längere Zeit mit größtem Erfolge wirkte. Von dort berief ihn der Gcheime Hofrat Staegemann abermals als Nachfolger Nikishs nach Leipzig, wo er bis zum Jahre 1892 tätig war. Ein glänzender Antrag des berühmten Symphonieor(hesters berief den Künstler dann nach Boston in Amerika, wo er fünf Jahre mit großem Erfolge an der gleihen Stelle wkrkte, die sein Vorgänger im Amt hier, Dr. Karl Muck, vom nächsten Jahre an dort wieder einnchmen wird. Nah Ab- lauf seines fünfjährigen Kontraktes in Boston trat er an die Spiße der Philharmonie in New Vork und wurde zuglei zum Direktor des Nationalkonservatoriums gewählt. Außerdem leitete er die deutsche Oper in New York und London. Nach neunjähriger U kehrte der Künstler 1902 nach Europa zurück, ließ {fich in Berlin nieder und folgte da si eine ihm zusagende Dirigentenstelle zurzeit niht bot von hieraus mehrfachen ehrenvollen Einladungen als Gast- dirigent nah London, Madrid und Wien. In Wien verlebte er den Winter 1903/04 und stellte sich nach längerer Zeit seinen Landêleuten dort in dreifaher Eigenschaft als Dirigent, Komponist und Klaviervirtuose in einem mit aufsehenerregendem Erfolg am 4. März 1904 ver- anstalteten großen Orchesterkonzert wieder vor. Dieser Abend hatte den ehrenvollen Antrag zur Folge, die Direktion der Gesellsafts- konzerte der „Gesellschaft für Musikfreunde“ in Wien zu übernehmen. galt leihzeitig erging aber an den Künstler abermals ein Nuf nach

merika, diesmal unter den Rie Bedingungen nach Pittsburg zu gehen. Fe ents{loß id, diesem Anerbieten zu folgen und den Des drei Jahre zu unterzeihnen. Der Künstler ist," vor-

Theben wurde besonders stark besucht; es war die Basis für die Ausgrabungen der Berliner Museen. Für zahlreiche deutshe Kunst-

behaltlich der Allerhöchsten Genehmigung, nunmehr p die Dauer von fünf Jahren für die Königliche Oper verpflihtct wo1den.

anstalten wurten Erwerbungen vermittelt und Aufträge des

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